27 Adelaide bis Alice Springs - Willkommen bei Heidi und Peter

Transcrição

27 Adelaide bis Alice Springs - Willkommen bei Heidi und Peter
Reisebericht Australien
29. Mai bis 30. Juni 2009
Teil 27
Adelaide – Alice Springs
Freitag 29. Mai
Nach einem wunderschönen Frühling in der Schweiz sind wir nun wieder in Australien. Hier ist jetzt Winter,
es ist kühl und der Himmel ist bewölkt bis bedeckt.
Leider hat unsere letzte Runde in Australien nicht gerade wunschgemäss begonnen. Nach einer langen,
zwanzig Flugstunden dauernden Reise sind wir mit Zwischenhalt in Dubai und Melbourne in Adelaide
gelandet. Leider hat Peters Rücken den langen Flug nicht gut überstanden. Nachdem er bereits in der
Schweiz über einen müden Rücken geklagt hat, ist dieser in der Zwischenzeit völlig kollabiert. Kurz nach
Ankunft sind wir per Taxi in ein beim Flughafen gelegenes Medicalcenter gefahren. Leider war dort kein Arzt
anwesend, die Physiotherapeutin hat sich jedoch unverzüglich Peters Rücken angenommen und versucht
mit Massieren die komplett verspannte Rückenmuskulatur zu lösen. Leider erfolglos. Zahlen durften wir
nichts, Behandlungen im Medicalcenter seien kostenlos. Man stelle sich so was in der Schweiz vor.
Irgendwie haben wir es dann doch noch geschafft unseren Kokopelli aus dem Storage zu holen und auf den
Campingplatz zu fahren. Dort hat sich Peter mühsam ins Bett im Dach gequält und hat sogleich geschlafen.
Am Morgen ging dann aber gar nichts mehr. Unter unglaublichen Schmerzen konnte er noch vom dem Bett
hinunter steigen, dann war fertig. Bei jeder Bewegung haben sich die Rückenmuskeln krampfartig
zusammengezogen. Weder stehen noch liegen war möglich. Die gerufene Ambulanz stellte sicher, dass es
sich nicht um eine Wirbelverletzung handelt und riet uns selber ins Spital zu fahren, da wir damit ein
schmerzhaftes Umladen von Peter ins
Ambulanzfahrzeug verhindern könnten. Also ist Peter
sitzengeblieben, wo er war und ich bin geradewegs
durch die Stadt in die Notfallaufnahme des Queen
Elisabeth Hospital gefahren, wo wir bereits erwartet
wurden. Peter wurde untersucht, eine Diskushernie
ausgeschlossen und mit starken Schmerzmitteln
vollgepumpt. Nach einigen Stunden liegend im Notfall
wurde er mit Medikamenten und 3 Tagen verordnetem,
striktem Liegen wieder entlassen. Da es Peter
unmöglich war ins Bett im Dach von Kokopelli
hinaufzuklettern, haben wir uns eine Cabin auf dem
Campingplatz gemietet, mit Heizung, eigener Dusche
und Toilette und gut ausgestatteter Küche. Hier
verbringen wir nun die nächsten Tage, Peter liegend
und, dank der starken Medikamente fast 24 Stunden
am Tag schlafend. Ich habe Zeit zum Lesen und Mailen. Ausserdem geniesse ich den Komfort der Küche
mit Backofen und koche Gerichte, die wir unterwegs nicht mehr kochen können. Es hat also alles auch eine
gute Seite.
Montag, 1. Juni
Heute geht es Peter etwas besser. Zum ersten Mal
kann er die 5 Meter bis zur Toilette sehr vorsichtig
und langsam zurücklegen. Auch eine Dusche ist
erstmals wieder möglich und das sogar fast
schmerzfrei. Das ganze Unterfangen vom Bett bis
wieder geduscht zurück ins Bett dauert eine gute
Stunde. Aber wir haben ja Zeit und sind froh über
den Fortschritt. Die zwei Tage Liegen haben eine
Besserung gebracht. Bereits kann Peter ohne die
starken Schmerzkiller auskommen. Was das Wetter
betrifft, müssen wir uns heute mit 16 Grad begnügen
und der Himmel ist bedeckt. Brrrr. Bin ich froh, dass
wir in der Cabin eine Heizung haben.
Reisebericht Australien
Teil 27
Seite 1
Dienstag, 2. Juni
Peters Zustand hat sich wieder verschlechtert. Nach einem kurzen Hoch gestern, fühlt er sich heute wieder
miserabel. Wir fahren schon um 8 Uhr morgens zum nächstgelegenen Medical Center. Auch ohne
Terminvereinbarung wird Peter sofort von Dr. Noah James befragt. Mit einem Rezept für sehr starke
Schmerztabletten (die darf man nicht bei sich haben, ohne auch im Besitzes des Rezeptes vom Arzt zu sein)
und einem Termin bei einem Physiotherapeuten. Da sich auch der Darm solidarisch mit dem Rücken zeigt,
hat dieser seine Tätigkeit eingestellt, anscheinend ein bekanntes Phänomen, ausgelöst auch durch die
Schmerzmittel, die Peter im Spital erhalten hat. Um der Verstopfung Herr zu werden bekommt er ebenfalls
Mittel. Also fahren wir wieder mal durch die Stadt. Leider hilft die Massage nicht viel, zu sehr verkrampft
seien die Muskeln. Für morgen bekommt Peter nochmals einem Termin. Der Nachmittag ist erfreulich, dank
der neuen Schmerzmittel hat Peter erstmals eine etwas angenehmere Zeit. Auch das von der Physio
empfohlene Weizenkissen, das wir in der Micro erhitzen können, wärmt und entspannt etwas die Muskeln.
Das Wetter hat sich jedoch unterdessen verschlechtert. Es regnet und windet, so richtig gruusig, das
Thermometer zeigt 14 Grad. Peter schläft und ich vertreibe mir wieder einmal die Zeit mit Lesen (ich bin froh
über die vielen Kilo Bücher, die ich aus der Schweiz mitgebracht habe), mailen und Sudoku lösen.
Mittwoch, 3. Juni
Noch einmal fahren wir heute Morgen zur Medical Center, um Dr. Noah James zu sehen. Da Peters Darm
seit letztem Mittwoch nicht mehr zu arbeiten gedenkt, ist dieser prall gefüllt und schmerzt. Jetzt muss etwas
geschehen. Manchmal weiss Peter nicht mehr, was ihm mehr Schmerzen bereitet, der volle Darm oder der
Rücken. Nach langem Hin und Her wird ihm ein Medikament zum Einnehmen verschrieben das den
Darminhalt auflösen und somit ein Entleeren ermöglichen sollte. Danach ist es bereits Zeit zur Physio zu
fahren. Diesmal bewirkt die Massage tatsächlich etwas. Ausserdem stellt der Therapeut fest, dass kein
Defekt an den Wirbeln vorhanden ist. Wir gehen noch einkaufen und Peter macht sogar mit, das Gehen fällt
ihm bereits etwas leichter und auch das Sitzen im Kokopelli ist nicht mehr so schmerzhaft. Wir verlängern
unseren Aufenthalt in der Cabin bis am Freitagmorgen. Bis dann sollte es eindeutig sein, ob wir fahren
können oder nicht. Ausserdem sind übers Wochenende sowieso alle Cabins besetzt und wir müssten auf
dem Campingplatz in den Kokopelli übersiedeln. Gegen Abend trinkt Peter die verschriebene Medizin und
hofft auf Erfolgt….
Donnerstag, 4. Juni
Die geschluckte Abführ-Medizin hat nur teilweise geholfen. Erst nach etwa fünf Stunden anstelle, wie
angekündigt nach 20 Minuten. Am Morgen fahren wir wieder zu Michael in die Therapie. Ganz kleine
Fortschritte sind nun merkbar. Von Maja bekommen wir ein Mail mit mehr Informationen und Anleitung zur
Selbsthilfe. Auch sollte Peter sich vermehrt bewegen und nicht nur immer liegen. Das tut er nun auch und es
geht ihm durch das spazieren doch wesentlich besser.
Freitag, 5. Juni
Noch einmal geht’s es zur Therapie. Heute bekomme ich einen Crashkurs in Physiotherapie, damit ich
Peters Rücken am Morgen jeweils lockern kann. Wir haben nämlich
beschlossen heute endlich loszufahren, wenigstens bis nach Port
Augusta, wo Susi und Ruedi seit Wochen auf uns warten. Die 320
km lange Strecke führt uns auf dem guten, wenig befahrenen
Highway A1 nordwärts. Das Fahren fällt mir nicht mehr schwer und
Peters Rücken hält dank dem Korsett auch ganz gut mit. Unterwegs
sehen wir einen wunderschönen Regenbogen, ein Grund zum
Anhalten und fotografieren und die Beine vertreten. Leider beginnt
es um 5 Uhr wie aus Kübeln zu giessen, die Wolken verdunkeln den
Himmel, es sieht aus wie abends um 8 Uhr. Die vorbeifahrenden
Road Trains werfen einen Wassernebel auf, so dass ich jeweils für
einige Sekunden überhaupt nichts mehr sehen kann. Zudem
blenden die entgegenkommenden Autos und der schwarze Teer
glänzt. Ich hasse es bei solchen Wetterverhältnissen zu fahren. Um
halb sieben erreichen wir endlich Port Augusta und lassen uns auf
dem BIG4 Campingplatz für die nächsten 2 Tage nieder. Wir
bekommen einen Platz direkt neben Susi und Ruedi, obwohl der
Campingplatz bis auf 2 Plätze voll belegt ist. Am Abend zieht ein
kurzes aber heftiges Gewitter über Port Augusta mit grellen Blitzen
und mit Donnergrollen.
Reisebericht Australien
Teil 27
Seite 2
Samstag, 6. Juni
12° / 18°sonnig / Regen
Peter macht Fortschritte. Die erste Nacht wieder im Camper schlafen hat nur positive Auswirkungen auf
seinen Rücken. Das Hinauf- und Hinunterklettern vom Bett im Dach macht ebenfalls keine Probleme.
Eigentlich könnten wir am Sonntag losfahren, wäre da nicht mein Zahn… Leider bemerke ich, dass ich ein
Stück meines provisorisch wurzelbehandelten Zahns abgebrochen habe. Da wir ein Long Weekend vor uns
haben, d.h. am Montag ist arbeitsfrei (Queens Birthday), werde ich erst am Dienstag einen Termin bei einem
Zahnarzt abmachen können. Port Augusta ist der letzte Ort mit Zahnarzt, den wir für die nächsten zwei
Wochen sehen werden. Ich befürchte, dass noch mehr der provisorischen Füllung herausfällt, wenn ich mir
den Zahn nicht mindestens provisorisch flicken lasse. Das hätte nun wirklich nicht auch noch sein müssen.
Aber was soll’s, es ist nicht zu ändern. Zudem tun ein paar zusätzliche Tage Ruhe Peters Rücken auch gut.
So verschieben wir unsere Abfahrt bis am Mittwochmorgen. Am Nachmittag machen Peter und ich einen
Spaziergang Richtung Stadt bis an den Meeresarm, der bis hier hinauf reicht. Kaum angekommen beginnt
es wieder zu regnen und wir treten unseren Rückweg an von einen Vordach zum anderen.
Sonntag, 7. Juni bis Dienstag, 9. Juni
10° / 21°sonnig / Regen
Wir schlafen aus. Es ist herrlich wieder in unserem
eigenen Bett übernachten zu können. Wir setzen uns
mit Ruedi und Susi zusammen, um die weitere
Reiseroute zu planen. Das können wir sogar im Freien
machen, da die Sonne schön wärmt und das
Thermometer auf 21 Grad steigt. Die bleibende Zeit bis
zu unserer Abfahrt ist ausgefüllt mit Buchhaltung
nachführen, Tagebuch schreiben, Wäsche waschen,
Vorkochen, Mailen und Banktransfer machen, damit
genügend Geld flüssig ist. Peter lädt die auf der
geplanten Route benötigten elektronischen Karten auf
den PDA. Am Dienstag kann ich dann auch noch zum
Zahnarzt. Ich habe Glück und kann den Termin einer
anderen Patientin übernehmen, die nicht in der Praxis
erschienen ist. Für 45 Dollar flickt der Zahnarzt mein
Provisorium provisorisch. Hoffentlich hält es, bis wir an Weihnachten in die Schweiz zurückkehren.
Mittwoch, 10. Juni
8° / 17° sonnig / bewölkt / Regen
Happy Birthday Sebastiano. Bleib gesund und weiterhin viel Erfolg in deiner Lehre. Endlich geht es
weiter. Wir verlassen Port Augusta auf der geteerten
Strasse und fahren die 106 km zügig bis Hawker.
Unterwegs kommen wir an vielen verlassenen
Siedlungen vorbei. Zum Teil sind noch Überreste der
Häuser zu sehen. Bald darauf verlassen wir die
Hauptstrasse und biegen auf eine Natustrasse ab. Sie
ist nicht gerade in einem guten Zustand und ich komme
zum Vergnügen diese Rüttelpiste zu fahren. Gottlob
scheint dieses Geschüttel Peters Rücken nicht zu
schaden. Die Natur entschädigt uns dafür, es ist kräftig
grün dank dem Regen der letzten Wochen, die rote
Erde leuchtet dazwischen und dahinter kommen die
Berge der Flinders Ranges zum Vorschein. Leider ist
der Himmel bedeckt und die Farben kommen nicht
richtig zur Geltung. Dann haben wir noch etwa 30 km
Teerstrasse zu fahren
bis wir kurz vor der
Abzweigung Richtung
Flinders Ranges NP am
Ufer des komplett
ausgetrockneten
Flusses Brachina einen
schönen
Übernachtungsplatz
finden. Bevor die Sonne
untergeht, scheint sie
nochmals zwischen den Wolken hindurch und beleuchtet die Flinders Ranges in schönem Abendlicht.
Reisebericht Australien
Teil 27
Seite 3
Donnerstag, 11. Juni
6.5° / 18° / bewölkt / sonnig
Nachdem wir herrlich geschlafen und gemütlich gefrühstückt haben, biegen wir nur ein paar Meter nach dem
Übernachtungsplatz auf die Naturstrasse zum Flinders
Ranges NP ab. Leider ist es immer noch kühl und bei
den Lookouts bläst zudem ein kalter Wind. So halten
wir uns nicht
lange im
Freien auf
und steigen
gerne
wieder ins
geheizte
Auto ein.
Das
Brachina
Valley, das
wir
durchfahren, ist wunderschön und als Geologischer Pfad
ausgebaut, immer wieder stehen Informationstafeln am
Strassenrand. Wir erhalten so Informationen zu den
verschiedenen Gesteinsschichten und der Faltung der Hügel und
Berge der Flinders Ranges. Heute macht uns die Sonne doch ab
und zu die Freude zu scheinen und so kommen die Farben grün,
rot und blau zum Leuchten. Am Weg blühen jetzt die Grass
Trees. Die Kolben sind voller kleinster weisser Blüten, die
aussehen wie kleine Krönchen. Wir haben heute eine gemütliche
Fahrt und stellen unsere Fahrzeuge bereits um halb vier am Fusse des Stokeshill
zum Übernachten ab. Wir benutzen die Gelegenheit und schreiben Tagebuch,
übertragen Bilder von der Kamera auf den PC und rufen die Satelliten Mails ab.
Nach dem Nachtessen hat es schon um 20:00 Uhr nur noch gut 6°. Als wir unsere Heizung nochmals
einschalten wollen, geht sie auf Fehler: Die Batterie bringt zu wenig Spannung. Also starten wir unseren
Motor nochmals für eine Viertelstunde und schon läuft die Heizung, es wird warm und die Batterie wird
wieder etwas geladen. Um weiter die Batterie zu schonen, gibt es schon um 21:00 Uhr Nachtruhe: im
Schlafsack ist‘s schön warm!
Freitag, 12. Juni
2.5° / 15° / bewölkt
Es war frisch heute Nacht, sehr frisch und wir sind froh, dass unsere Batterie immer noch so viel Strom hat,
um die Heizung anlaufen zu lassen. So haben wir schon nach 5 Minuten ein angenehmes Klima (von knapp
15° ;-) ), um uns anzuziehen, bei etwa 4° im Wagen hätte es keinen Spass gemacht. Um halb 10 sind wir
schon in Willow Springs, der Sheep Station, auf der unser heutiges Ziel liegt: der Skytrek. Der Skytrek ist
eine Rundtour von gut 60 km Länge, alles auf
Strässchen, die für die Bewirtschaftung der Farm
angelegt wurden. Erst 1996 wurden die letzten 26 km
angelegt über die Krete des Mount Caernarvon, einem
der höchsten Berge in der Gegend, um den Rundkurs
zu schliessen. Nachdem wir um 55$ ärmer sind
machen wir uns mit einer Routenbeschreibung auf den
Weg. In dieser Beschreibung steht allerhand
Interessantes zur Gegend, der Vegetation, der
Geologie, Aboriginal Carvings und natürlich auch des
einzuschlagenden Weges. Zuerst windet sich das
Strässchen durch eine kleine Schlucht mit vielen alten
River Red Gums (diejenigen, die ganz unerwartet
grosse Äste abbrechen lassen) und Northern Cypress
Pines. Nach gut 10 km sind wir durch die Hügel durch
und kommen auf eine Ebene mit einer völlig anderen
Vegetation: Black Oak Trees, Black Tea Trees, Bullock Bush und Bluebush. Nach knapp 35 km geht es
dann bergauf, von etwa 400 auf 921 m ü M. Der Track, Strässchen kann man es nicht mehr nennen, windet
sich durch Tälchen und über Kreten immer höher. Schon lange sind wir in der Untersetzung und wegen der
Unebenheiten, den grossen Steinen und der Schräglagen brauchen wir nur den 1. bis 3. Gang. Heidi, die
heute fährt um meinen Rücken noch zu schonen, wird dabei selbst überhaupt nicht geschont. Ungewohnt,
mit Kokopelli im Gelände zu fahren, benötigt sie trotzdem nur hin und wieder einen Hinweis von mir, sie hat
Reisebericht Australien
Teil 27
Seite 4
schon viel durchs Beobachten gelernt. Obwohl sie ab und zu schwitzt und fl… , d.h. etwas in den Bart
murmelt, meistert sie alle Passagen ohne Probleme, und es hat deren viele und happige (dafür muss ich =
Peter heute das Tagebuch schreiben).
Um 15:00 Uhr haben wir über eine ganz lausige
Schotterstrecke den Gipfel unserer Tour erreicht.
Leider ist es immer noch bewölkt und auch etwas
dunstig, zudem ist es kalt mit etwa 12° und einer
steifen Brise. Hier müsste man einmal bei warmem und
klarem Wetter sein, die Aussicht wäre gigantisch! Aus
der Höhe führt der Weg in der gleichen Art wie hinauf
auch wieder hinunter: über Hügel und durch Täler,
steil hinab und auch wieder steil hinauf. Heidi ist froh,
um 17:00 Uhr unseren Ausgangspunkt wieder
erreicht zu haben. Wir melden uns beim Caretaker
zurück und fahren dann nur noch die paar km an den
gleichen Übernachtungsplatz, wo wir heute vor gut 8
Stunden gestartet sind. Von hier haben wir einen schönen Ausblick zum Wilpena Pound.
Samstag, 13. Juni
6.5 / 21 sonnig
Endlich scheint wieder einmal die Sonne von einem wolkenlosen blauen Himmel. In der Nacht hat es noch
ab und zu geregnet. Heute ist der erste Tag, an dem
wir wieder einmal in T-Shirt Auto fahren können und
der erste Tag seit wir wieder in Australien sind, an dem
wir nicht gefroren
haben, herrlich.
Doch mit dem
wärmeren Wetter
sind auch die Fliegen
wieder da. Sie stören
uns heute wenig. Zu
gross ist die Freude
über das schöne
Wetter. Wir
fahren durch die
Flinders Ranges
nordwärts bis Blinman und dann westwärts bis nach Parachilna und
dann auf der Teerstrasse bis Leigh Creek. Hier können wir nochmals
auftanken und frische Lebensmittel einkaufen die reichen müssen für
die nächsten 14 Tage. Erst dann kommen wir nach Coober Pedy, wo
wir wieder einkaufen können. Nach dem Zmittag fahren wir ostwärts
durch das Nichts im Outback. Schon um halb vier stellen wir die
Autos ab und geniessen noch ein wenig die
Sonne. Ich mache einen kleinen Spaziergang
dem ausgetrockneten Bachbett entlang an dem
wir übernachten. Wieder finden sich viele kleine
Schönheiten, die die Natur bietet.
Reisebericht Australien
Teil 27
Seite 5
Sonntag, 14. Juni
5 / 18 sonnig
Über weite Strecken führt uns der Weg heute durch Bach- und Flussbette. Manchmal verläuft die Strasse
auch im Flussbett, eine ziemlich rauhe und steinige
Angelegenheit. Die Gegend ist karg und steinig, oftmals
haben die sanften Hügel scheinbar keinen Bewuchs,
Bäume schon gar nicht. Nur an den ausgetrockneten
Flussbetten wachsen Eukalypten. Wir sind wieder
einmal allein auf weiter Flur. Nur zwei Autos kreuzen
während dem ganzen Tag unseren Weg. So gefällt es
uns. Am Nachmittag übernimmt Peter zum ersten Mal
wieder das Steuer. Er möchte wissen, ob sich sein
Rücken bereits soweit wieder erholt hat, dass ihm das
Fahren wieder möglich ist. Ich bin froh, denn ich habe
doch recht wenig Fahrpraxis in so schwierigem,
unebenen und rauhen Gelände. Bei der Wheal Turner
Mine, einer längst verlassenen kleinen Kupfermine,
machen wir einen Spaziergang. Wir sind erstaunt, wie
viel oxidiertes Kupfererz wir finden bei den zum Teil
bereits zusammen gefallenen Minenschächten. Bei
Arkaroola, einem Ferien-Resort mit Campingplatz mitten
im Nowhere, das vor allem von offroadfreudigen 4WD
Fahrern besucht wird, übernachten wir. Wir möchten
wieder einmal so richtig heiss duschen und die Haare
waschen. Leider
lässt der
Wasserdruck zu
wünschen übrig,
sobald zwei
Personen zur
gleichen Zeit den
Wasserhahn
aufdrehen, läuft nur
noch ein Schnürchen
Wasser aus der Dusche. Was soll‘s, heiss ist das Wasser jedenfalls.
Montag, 15. Juni
9 / 21 sonnig / leicht bewölkt
Linkerhand die nördlichen Flinders Ranges
durchfahren wir eine weite, topfebene Fläche auf einer
breiten Fahrbahn. In der Nähe von Mount Hopeless
treffen wir auf den Strzelecki Track (spricht sich aus als
Streletzki) der uns durch die gleichnamige Sandwüste
führt. Auch Road Trains benutzen diese
„Überlandstrasse“. Wir unterbrechen unsere Fahrt
beim Montecollina Bore, einem Wasserloch, wo
heisses Wasser aus der Tiefe gepumpt wird. Ein
kleiner See ist entstanden und dieser gefällt auch den
Vögeln, die sich zahl- und artenreich hier einfinden um
zu baden und trinken. Im Seelein leben auch Yabbies,
kleine Süsswasserkrebse. 50 km weiter nördlich gibt es
noch ein anderes Wasserloch. Leider ist der Weg
dorthin ausgewaschen und mit Sand verweht. Da wir
heute keine Lust zum Schaufeln haben lassen wir es
bleiben und fahren noch bis ausserhalb der Nationalparkgrenze (wir
haben noch keinen Nationalparkpass gekauft) und stellen uns etwas abseits der Fahrbahn zum
Übernachten.
Reisebericht Australien
Teil 27
Seite 6
Dienstag, 16. Juni
5.5 / 20.5 sonnig
How ya goin mate? Alles Gute wünschen wir dir Steve
zu deinem Geburtstag. Arbeite nicht zu viel so kommst
auch du wieder einmal nach down under. Es geht weiter
durch die sandige Strzelecki Desert bis nach Innamincka.
An der Strecke wird Erdöl gepumpt und wir begegnen
unterwegs einem riesigen Schwarm weisser NacktaugenKakadus. Es müssen einige Tausend sein. Sie picken
irgendwelche Samen von vertrockneten Gräsern. Bis auf
zehn Meter lassen sie uns heran, dann ziehen sie es vor
aufzufliegen und sich einige Meter weiter wieder
niederzulassen. Wir haben noch nie so viele Kakadus an
einem einzigen Ort gesehen. Innamincka war zur Zeit der
grossen Viehtriebe hinunter nach Adelaide eine wichtige
Zwischenstation. Heute befindet sich hier noch ein Hotel,
eine Tankstelle und die Parkverwaltung. Der „Ort“ dient nur noch den Touristen, um sich über den Zustand
der Strecken durch die Strzelecki Wüste zu informieren und Treibstoff aufzutanken. Hier erstehen wir einen
Einmal-Eintritt in den Park und ein Permit für zwei Übernachtungen am Coongie Lake. Dem Strzelecki River
entlang fahren wir zum
Coongie Lake. Der Fluss
führt Wasser, dank der
heftigen Regenfälle in
Queensland vor etwa zwei
bis 4 Monaten. Solange
brauchte das Wasser um
hier inmitten von
Australien anzukommen.
Diese Regenfälle führten
dazu, dass der Coongie
Lake überlief und das
Wasser nun via den
Strzelecki River abfliesst in den Lake Eyre, was nur etwa alle 25 Jahre vorkommt. Die 105 Kilometer lange
Wellblechpiste von Innamincka bis zum Coongie Lake erweist sich als Horrorstrecke. Entweder wir mühen
uns mit unter 20 km/h über die Strasse oder wir brettern mit 70 km/h über das Wellblech. Beides macht
keinen Spass. Wir wechseln zwischen den Geschwindigkeiten ab, um uns bei der tieferen Geschwindigkeit
wieder etwas zu erholen, denn die schnelle Fahrt ist nicht ganz einfach, da es viele Kurven gibt (warum
weiss eigentlich niemand so genau) und die Fahrbahn
immer wieder Löcher hat, die man erst im letzten
Moment sieht. Ich bin froh, dass Peter heute
Nachmittag Fahrdienst hat und ich meine FahrStunden heute Morgen hinter mich gebracht habe.
Dann endlich erblicken wir hinter der roten Düne den
See. Eine Oase inmitten der Sandwüste. Pelikane,
Blesshühner, schwarze Schwäne und Enten pedalen
im See und Adler, Milane und Bussarde ziehen ihre
Kreise im blauen Himmel. Die Fahrt hat sich trotz der
Strapazen gelohnt. Ein Paradies, wären da nicht die
allgegenwärtigen Fliegen... Hier werden wir einen
Ruhetag einlegen. Am Abend geniessen wir wieder
einmal einen wunderschönen Sonnenuntergang an
einem wolkenlosen Himmel.
Reisebericht Australien
Teil 27
Seite 7
Mittwoch, 17. Juni
7.5° / 21.5° bewölkt / sonnig
Coongie Lakes sind eines der bedeutendsten Feuchtgebiete im trockenen Zentral Australien. Wasser gibt es
ständig über
das ganze
Jahr.
Tausende
Enten,
Kormorane,
Pelikane und
schwarze
Schwäne
brüten hier.
Wenn es an
der Westflanke
der Great
Dividing
Ranges im
Osten
Australiens
regnet, führen
der Cooper
Creek und
dessen Zuflüsse so viel Wasser, dass die Coongie Lakes ein zusammenhängendes Gewässer bilden. Wir
geniessen die Ruhe, die vielen Wasservögel und
fotografieren ausgiebig. Die Birdflower blüht. Die
einzelnen Blüten sehen aus wie ein Nektar trinkender
Kolibri. Wir schauenden Pelikanen zu, wie sie elegant
im blauen Himmel über das Wasser segeln. Eine
Wasserratte (sieht aus wie ein kleiner Biber) schwimmt
nahe dem Ufer vorbei auf der Suche nach Nahrung.
Auch Hasen gibt es hier, was die armen Dinger fressen, ist mir schleierhaft, wächst doch weit und breit kein
grünes Hälmchen. Nachts haben wir die Dingos heulen
gehört und am Morgen sehen wir ihre frischen Spuren
am Wasser. Susi und ich machen einen langen
Spaziergang am See und dann haben wir auch
wieder einmal ausgiebig Zeit zum lesen.
Reisebericht Australien
Teil 27
Seite 8
Donnerstag, 18. Juni
6° / 20.5° sonnig
Wir verlassen den Coongie Lake und fahren auf der
grässliche Strasse zurück nach Innamincka. Dort
tanken wir nochmals auf und entsorgen unseren
Abfall bevor wir uns auf dem Walkers Crossing Track
in nordwestlicher Richtung quer durch die Strzelecki
Desert fahren. Rund um die Öl- und Gas-Felder ist die
Strasse breit und gut gewalzt. In der weiss sandigen
Wüste findet sich kein grüner Grashalm, nur einige
Bäume und Sträucher sind grün und rote Sanddünen
unterbrechen die Öde. Am Fusse einer roten Düne
schlagen wir unser Nachtlage auf.
Freitag, 19. Juni
5° / 22.5° sonnig
Seit etwa einer Woche bemerken wir, dass unsere Verbraucherbatterie immer weniger Kapazität hat und
somit nicht mehr die volle Leistung bringt. Konnten wir
früher mit zwei PCs während Stunden arbeiten, gibt sie
heute bereits nach einer halben Stunde so wenig
Spannung ab, dass sogar der Kühlschrank ausfällt.
Somit haben wir auch heute Morgen keine Heizung,
obwohl wir bei 6 Grad im Auto diese zum Aufstehen
gerne angeschaltet hätten. Somit müssen wir unsere
PCs während der Fahrt laden und abends können wir
nur noch solange arbeiten, bis der interne PC-Akku
müde ist. So haben wir dann wenigstens noch
genügend Strom für Licht und Kühlschrank. Wir werden
wohl in Coober Pedy (oder gar in Alice Springs) nach
einer neuen Batterie Ausschau halten müssen.
Nochmals fahren wir heute durch ein Stück Strzelecki
Desert und kommen dann
in die Sturt Stoney Desert.
Die sandige Strzelecki
Desert mit ihren roten
Dünen geht nahtlos in die steinige Sturt Stoney Desert
über. Wir durchfahren weite endlose Gibber Plains,
Ebenen, die mit rot oxidiertem Schotter bedeckt sind,
der glänzt wie frisch lackiert. Zuerst sind diese noch
von leuchtend roten Sanddünen begrenzt. Auf dem
Birdsville Track, der uns wieder südwärts in Richtung
Marree und den Lake Eyre führt, sind die Dünen
verschwunden und wir durchfahren nur noch
geschotterte, steinige Ebenen, die sich von Horizont zu
Horizont ausdehnen. Es sind unvorstellbar grosse
Ebenen und in der Ferne sehen wir Fata Morganas, die uns riesige Seen vorgaukeln. Und plötzlich gibt es
doch Wasser in dieser Wüste. Ein Rest Wasser aus
der Regenzeit erstreckt sich auch über die Strasse.
Das muss natürlich ausgenutzt werden und Ruedi
verteilt das Wasser freigiebig rundherum. Kurz vor dem
Mungerannie Roadhouse gibt es plötzlich wieder Hügel
und Tafelberge, die jedoch ebenso kahl und
geschottert sind wie die Ebenen, die wir durchfahren
haben. Beim Roadhouse, der einzigen
Versorgungsstation auf dem 520 km langen Birdsville
Track, werden wir übernachten. Zum Roadhouse
gehört ein Artesian Bore, ein Wasserloch, das durch
heisses Wasser aus dem Artesischen Becken (ein
riesiger unterirdischer See) gespeist wird. Das lassen
wir uns nicht entgehen und hocken mit anderen
Reisenden im heissen Wasser bis wir „WaschfrauenHände“ haben. Herrlich!
Reisebericht Australien
Teil 27
Seite 9
Samstag, 20. Juni
5° / 24° sonnig
Beim Mungerannie Roadhouse, einer ehemaligen Rinderfarm am
Ufer des Derwent River, gibt es eine Wasserstelle, die auch bei
extremer Dürre nicht austrocknet. Am Morgen machen wir einen
Spaziergang auf der Suche nach Wasservögeln. Diese sind leider
sehr scheu und wir müssen uns ihnen fast kriechend nähern. Dann
buchen wir für
eine Nacht bei
der 50 km
nordwestwärts
liegenden
Cowarie
Station. Hier gibt es noch
einige Wasserlöcher des
Warburton River, der die
Ausläufer der weiter im Norden
liegenden Simpson Desert
durchquert. Am Ufer eines
solchen Überbleibsels des
Flusses stellen wir unsere
Autos ab und machen uns auf
die Suche nach den
versprochenen Vögeln. Susi versucht sich erstmals mit dem Fangen von Yabbies...Leider ist es nicht so weit
her mit den Vögeln, aber wir sehen einen Rufous Night Heron noch im Jugendkleid und Moorhühner
(Swamp hens) mit ihren roten Schnäbeln und Beinen.
Sonntag, 21. Juni
10° / 23° sonnig / leicht bewölkt
Zurück von unserem Abstecher an den Warburton River bleiben wir noch 205 km auf dem Birdsville Track
bis nach Marree. Wir fahren durch das
Flutungsgebiet des Cooper River. Bei Hochwasser,
wenn die Strasse unpassierbar ist, wurde eine
Fähre betrieben. Die M.V. Tom Brennan, die
zwischen 1949 und 1956 Vieh, Personen und
Waren über den 300 Meter breiten Cooper River
transportierte, steht als Denkmal, einsam vor sich
hinrostend, am Birdsville Track. Sie ist das
nördlichste Schiffswrack auf einem Schiffsfriedhof
in Süd-Australien. In Marree war einst Endstation
für die Rindertriebe, hier wurde das Vieh auf den
Zug Richtung Adelaide
verladen. Marree war auch
Versorgungsstation für die
riesigen Farmen der
Umgebung, ein florierendes
Städtchen mit über 600 Einwohnern. Dass Marree heute
nicht, wie viele andere Outback Orte, eine Geisterstadt
ist, verdankt sie den Outback-Fans, die vor allem wegen
dem „alten Ghan“ hierher pilgern. Ghan ist die
Abkürzung von Afghan zu Ehren der afghanischen
Kameltreiber, die den Warentransport vor der
Eisenbahn sicher stellten und ‚alt‘ wird er genannt, weil
die neue Strecke dem Stuart Highway entlang gelegt wurde. Einige verrostete Dieselloks stehen noch auf
dem heute unbenutzten Bahnhof von Marree. Von hier aus folgen wir dem Oodnadatta Track, der über weite
Strecken der alten Eisenbahnlinie folgt, die von Adelaide nach Alice Springs führte. Am 31. Dezember 1980
befuhr der letzte Zug die Strecke, die danach stillgelegt wurde. 200 km weiter westwärts wurde eine neue
Verbindung von Adelaide nach Alice Springs eröffnet, da die alte Linie öfters überschwemmt und weggespült
worden war. Die alten Schienen wurden weitgehend entfernt, aber einige Relikte aus dieser Zeit, z.B.
Brücken, Wassertanks für die Dampfloks und Ruinen der alten Bahnhöfe sind noch zu sehen.
Reisebericht Australien
Teil 27
Seite 10
Montag, 22. Juni
8.5° / 23° leicht bewölkt / sonnig
Der Oodnadatta Track, den wir von Marree bis William Creek befahren werden (205 km), ist eine kurzweilige
Strecke, immer wieder gibt es etwas anzusehen. Schon
wenige Kilometer ausserhalb Marree liegt ein erst
kürzlich verunfallter Lastwagen auf dem Kopf neben der
Strasse. Wie es dem Fahrer ergangen ist wissen wir
nicht. Der rechte
vordere Pneu ist
zerfetzt, die anderen
sind total abgefahren,
vom Profil ist nicht
mehr viel zu sehen.
Kein Wunder hat es
diesen LKW
überschlagen. Später
queren wir den DingoZaun. 1950 wurde der
10‘000 km lange Zaun errichtet, um die im Süden Australiens gelegenen
riesigen Schaffarmen
vor den Wildhunden
zu schützen. Heute
werden noch immer
4‘850 km regelmässig auf Dichtheit kontrolliert.
Ebenfalls an der Strasse wurde ein Schrott-SkulpturenPark aufgestellt. Lustige Figuren und zwei alte
Flugzeuge sind zu bewundern. Von einem Lookout aus
können wir auf die weisse salzige Fläche des South
Lake Eyre blicken, während ein riesiger Schwarm
Pelikane über uns kreist. Beim Railway Siding
Curdimurka machen wir Mittagspause. Hier steht noch
das Bahnhofgebäude, der Wassertank und eine
Entsalzungsanlage. Diese war nötig, um für die
Dampfloks das mineralhaltige Wasser aufzubereiten
um Korrosion und Kesselsteinbildung zu begrenzen. Über den nahen Fluss, in dem sogar noch Wasser
fliesst, führt die zweitlängste Eisenbahnbrücke dieser Strecke, 433 Meter lang und mit total 38 Bögen. Dann
kommen wir an den Mound Springs (artesische
Quellen) vorbei. Grundwasser tritt hier durch Risse
oder Spalten im Gestein an die Oberfläche. Durch die
Ablagerungen des mineralhaltigen Wassers sind
richtige Hügel entstanden. Es sieht aus wie Vulkane
auf denen grün bewachsene runde Pools entstanden
sind. Das Wasser ist kristallklar und warm und blubbert
aus dem Erdreich. Das Wasser ergiesst sich in die
Ebene, wo es bald verdunstet und eine weisse Kruste
von Mineralien hinterlässt. Zwei von diesen Kegeln
(Blanche Cup und The Bubbler) kann man besteigen
und sich das Sprudelbad ansehen. Später zieht eine
Kamel Karawane vorbei. Bei Coward Springs gibt es
einen Campingplatz mit einem kleinen Pool mit
warmem Grundwasser Wir verzichten auf ein Bad und
schauen uns im restaurierten Bahnhofgebäude eine kleine Ausstellung an mit Fotos und Informationen über
den alten Ghan.
Reisebericht Australien
Teil 27
Seite 11
Hier finde ich auch Informationen zum Artesischen Becken: Das Great Artesian Basin (GAB) ist eine der
wichtigsten Wasserquellen Australiens. Es ist das
grösste
artesische
Grundwasservorkommen
der Welt. Es
erstreckt sich
auf einer
Fläche von
über
1‘711‘000
km2 (ca. 1/5
von
Australien)
und hat einen
geschätzten Wasservorrat von 8‘700 Millionen Megalitern (1
Megaliter ist 1 Million Liter). Wenn es regnet entlang der Great
Dividing Range in Queensland versickert das Wasser in diesem Grundwasserbecken und erreicht erst zwei
Millionen Jahre später Orte wie eben Coward Springs auf der Westseite des Beckens. Beim Beresford
Siding, auch hier gibt es einen alten verrosteten Wassertank und eine vom Rost löchrige Entsalzungsanlage
sowie einen kleinen See, übernachten wir.
Dienstag, 23. Juni
4.5° / 20.5° sonnig
Strangways Springs ist unsere nächste Station. Strangways ist eine verfallene Schaffarm am Oodnadatta
Track. Sie wurde bis etwa 1860 betrieben. Ausser dem Überbleibsel der Häuser finden wir etwa 400 Meter
entfernt noch den Friedhof, wo noch zwei Gräber mit
den Grabsteinen aus dem Jahre 1895 zu sehen sind.
In William Creek, einem Nest mit 10 Einwohnern, einer
Tankstelle, einem Pub und einem Flugfeld liegt inmitten
von nichts. Heute stehen etwa 9 Kleinflugzeuge auf
dem Flugfeld. Fast mehr Flugzeuge als Einwohner.
William Creek gehört zur Anna Creek Station, der mit
2
über 30‘000 km flächenmässig grössten Rinderfarm
der Welt. In William Creek findet jährlich am Weekend
vor Ostern ein zweitägiges Fest mit Kamel- und
Pferderennen und Miss Wahl statt. Eine willkommene
Abwechslung für die Familien der umliegenden
Farmen. Etwa 500 Menschen kommen dann hier
zusammen, der Erlös des Festes kommt den Royal
Flying Doctor Services (RFDS) zugute. Ausserhalb
William Creek verlassen wir den Oodnadatta Track und fahren westwärts gegen das 170 km entfernte
Coober Pedy.
Die breite
Naturstrasse
ist in einem
schlechten
Zustand, das
heisst sie ist
grässlich
korrugiert. Da
sie aber
übersichtlich
ist können wir
mit 80 km/h
darüber
brettern.
Zmittag gibt es
heute am Zufluss des Sees mit dem längsten Namen in Australien: Lake
Cadibarrawirracanna. Dann sind es nur noch 90 km Wellblechpiste bis zur
Opal-Hauptstadt von Australien: Coober Pedy. Schon von weitem sind die
2
Erdhügel von Coober Pedy zu sehen. In einem Umkreis von 40 km, auf insgesamt etwa 670 km , wird nach
den begehrten Steinen gegraben.
Reisebericht Australien
Teil 27
Seite 12
Mittwoch, 24. Juni
8° / 21.5° sonnig / bedeckt
In Coober Pedy haben wir nach 14 Tagen wieder einmal die Möglichkeit unsere Vorräte an Lebensmitteln
und richtig feinem Trinkwasser aufzufüllen. Das reichlich vorhandene Bohrwasser wird in einer
Entsalzungsanlage auf beste Trinkwasserqualität aufbereitet. Auch der Diesel ist hier 30 Cents pro Liter
billiger als in William Creek. Wir lassen uns auf dem Campingplatz nieder und geniessen die Stadt. 3500
Menschen aus 45 verschiedenen Ländern leben hier im Outback im Zentrum von Australien. Da es im
Sommer hier 45 bis 50 Grad heiss wird, haben viele
Bewohner ihre Wohnungen in den kühlen Fels
gegraben und haben so, sommers wie winters eine
konstante Wohntemperatur von 23 – 25 Grad. Von den
Wohnungen sieht man nur den Eingang und eine
gedeckte Veranda davor. Der Rest ist unsichtbar im
Fels. Leider haben die Wohnungen auch keine Fenster
und man lebt ständig mit künstlichem Licht. Manche
Leuchte wohnten
einfach in ihren
Schächten, wo sie
nach Opal gruben.
Auch Hotels und
Kirchen sind
unterirdisch. Erst seit
den sechziger Jahren
sind Übertag-Wohnungen hinzugekommen, dank Klimaanlagen. Es gibt
eigentlich nur einen Grund hier zu leben, nämlich die Suche nach Opal.
Coober Pedy ist umgeben von einer Mondlandschaft, überall gibt es
Löcher im Boden und aufgeschüttete Erdhügel. Ob professionell von
grossen Minengesellschaften betrieben oder nur „handgestrickt“, anscheinend sind die meisten erfolgreich.
Zusammen mit zwei anderen Orten in der Umgebung fördert Coober Pedy 85% Opal weltweit. Heute
administrieren wir und machen uns am Abend zu Fuss auf den Weg in die „Stadt“. Ruedi und Susi kennen
von früheren Besuchen ein griechisches Restaurant, wo wir uns ein feines Nachtessen gönnen.
Donnerstag. 25. Juni
11° / 20.5° Regen / bedeckt
Heute Nacht hat es geregnet, der Himmel ist grau und trüb. Dabei heisst es doch so schön:“ It never rains in
Coober Pedy“. Bevor wir die Stadt verlassen, besuchen
wir „Old Timers Mine“, eine alte zu einem Museum
ausgebaute Opalmine. Gegraben wurde hier erstmals
1916 und beim Umbau zum Museum 1986 wurden per
Zufall nochmals Opale im Wert von $ 50‘000 gefunden.
Man kann auch eine unterirdische Wohnung besuchen.
Vorbei an unzähligen Hügeln aus ausgebuddeltem
wertlosem Gestein aus den Minenschächten fahren wir
zu den Break Aways etwas nördlich von Coober Pedy.
Auch diese sehen aus wie Schutthügel, sind aber
natürlich. Die aus Sandstein bestehenden Berge sind
vielfarbig, da die von verschiedenen Mineralien
durchsetzten Schichten unterschiedlich erodiert sind.
Leider fehlt heute die Sonne, um sie richtig leuchten zu
lassen, aber trotzdem sind sie prächtig anzusehen.
Reisebericht Australien
Teil 27
Seite 13
Freitag, 26. Juni
10.5° / 24° sonnig
Weiter geht es Richtung Oodnadatta. Wir machen einen Abstecher zur Painted Desert. Wie die Break Aways
ist die Painted Desert farbenfroh, eine Sandsteinwüste mit trapezförmigen Hügeln. Aufgrund der in den
verschiedenen Sedimentschichten abgelagerten Mineralien schimmern die erodierten Hänge in allen
Farben. Wir machen einen Spaziergang auf die Hügel und haben so einen wunderschönen Ausblick auf die
riesige Ebene und der darin einsam stehenden, farbigen
Hügel. Im Pink Roadhouse in Oodnadatta erstehen wir
uns ein Permit und bezahlen für zwei Übernachtungen in
Dalhousie Springs. Unterwegs begegnen wir einem
Dingo, der uns jämmerlich anheult. Über eine grässliche
Wellblechpiste fahren wir weiter nordwärts in den
Witjira NP, zu den Dalhousie Ruins (gebaut zwischen
1872 und 1885). Bis 1925 wurde die Farm betrieben:
Schafe, Angora-Ziegen, Kamele, Pferde und Rinder
wurden gehalten. Dann sind es noch 12 lange, holprige
Kilometer zum Dalhousie Camp am See. inmitten der
Wüste. Die Schulferien haben begonnen und entsprechend gut besetzt ist das beliebte Camp. Alle nehmen
die mühsame Fahrt auf sich, um hier im warmen See, der ebenfalls aus dem Artesischen Becken gespeist
wird, zu baden.
Samstag, 27. Juni
8.5 ° / 24°sonnig
Wir geniessen das warme Wetter, wir können das
erste Mal seit wir wieder in Australien sind, kurze
Hosen anziehen und geniessen den See. Immer
wieder nehmen wir ein Bad. Lange hält man es jeweils
nicht aus, zu warm ist das Wasser, man wird richtig
müde, wie das in einem Thermalbad eben so ist. Ein
riesiges Thermalbad, etwa 50 auf 200 Meter. Der See
ist bis zu 14 Meter tief. 160 Liter Wasser pro Sekunde
sprudeln aus dem Boden. Die Austrittstemperatur
beträgt 43 Grad. Die Badetemperatur ist zwischen 34
bis 38 Grad, je nachdem, wie nahe man an der Quelle
ist. Ganze Schwärme weisser Nacktaugen-Kakadus
sitzen in den Bäumen am See. Es geht dem Frühling
entgegen, meist sitzen sie paarweise auf den Ästen
und kraueln sich gegenseitig mit dem Schnabel das
Gefieder.
Reisebericht Australien
Teil 27
Seite 14
Sonntag, 28. Juni
8.5° / 28° sonnig
Es wird immer besser. Obwohl der Winter eigentlich erst anfängt, steigen die Temperaturen heute auf
erfreuliche 28 Grad. Trotzdem machen Peter und ich uns auf den Weg Richtung Alice Springs, wo wir
einiges zu erledigen haben. Susi und Ruedi geniessen noch einen Tag am See. Praktisch die ganze
Strecke, die wir heute hinter uns bringen ist grässlich zu befahren. Haben wir gestern noch gehofft, dass die
Strasse bis Mt. Dare (ein Roadhouse, eine Tankstelle und ein Hotel im Nichts) besser zu befahren wäre, ist
sie jedoch keinen Deut besser als die Strecke von vorgestern. In Mount Dare füllen wir nochmals die
Dieseltanks, da wir nun bis Alice Springs (420 km) an keiner Tankstelle mehr vorbeikommen werden.
Abwechslungsweise ist die Strasse eine Wellblechpiste, dann wieder gilt es lange Bulldust holes zu
durchfahren. Wir ziehen riesige Staubfahnen hinter
uns her und sind jedesmal froh, dass wir nicht
steckenbleiben. Wenn die Strasse auch in einem
miserablen Zustand ist, so ist die Natur trotzdem
prächtig. Rote Dünen durchziehen die endlose
Ebene. Erst gegen Abend kommen wir in Old Andado
an. Dieses Homestead (Farmhaus), respektive
dessen Besitzerin, ist eine Legende. Bis vor einigen
Monaten hat die verwitwete Mutter dreier Söhne noch
allein hier gewohnt und das im stattlichen Alter von
87 Jahren. Nun sei sie in die Town (wo immer die ist)
gezogen, obwohl sie bei guter Gesundheit sei. Nur
das Gehen mache ihr langsam zu schaffen und so
wäre es zu gefährlich hier draussen allein weiter zu
hausen, erzählt uns die Caretakerin. Das Haus ist zu
besichtigen, im Hof darf man campen. Das Feuer unter dem Wasserkessel brennt bereits und das Wasser
ist aufgeheizt, wir können uns nur noch unter die heisse Dusche stellen. Herrlich.
Montag, 29. Juni
8.5° / 30° / sonnig
Wir verlassen Old Andado Richtung Norden. Die Strasse ist breit und übersichtlich, so dass wir trotz einigen
Wellblechstrecken mit 60 km/h fahren können. Leider können wir uns nicht lange an der schönen Strasse
freuen. Schon bald wird die Naturstrasse durch die
Simpson Desert wieder ein Wellblech oder gleicht
einem steinigen Bachbett. Zudem ist sie kurvig, so
dass wir wieder zwischendurch nur mit 20 km/h fahren
können. Trotzdem schaffen wir es heute bis 120 km vor
Alice Springs, weit mehr, als wir gerechnet haben. Wir
fahren durch die farblich wunderschöne Simpson
Desert: Rote Dünen, verdorrtes gelbes Gras, grüne
Büsche und der blaue Himmel dazu, am Liebsten
würde man die Natur malen. Genau so muss die rote
Mitte des Australischen Kontinents aussehen. Zum
Schluss der heutigen Fahrt kommen wir vorbei an der
Aroohara Range, deren Flanken grün bewachsen sind
und an der Rodinga Range deren rote Hügel in der
Sonne leuchten. Am Fusse der Train Hills übernachten
wir.
Reisebericht Australien
Teil 27
Seite 15
Dienstag, 30. Juni
Noch 120 km bis Alice Springs. Noch immer ist die Strasse abwechslungsreich, was deren Qualität betrifft.
80 km vor Alice Springs fahren wir durch die Santa Teresa Community. Die Aboriginal Community strotzt vor
Abfall. Unvorstellbar. Auf dem ganzen Dorfgebiet liegt Müll verstreut, aber wahrscheinlich ist der Abfall ihr
kleinstes Problem. Da innerhalb der Gemeindegrenze ein Alkohol- und Drogenverbot herrscht, trinken die
Bewohner ihren Alkohol, woher auch immer sie diesen beziehen, einfach ausserhalb der Grenze und lassen
dann die leeren Bierbüchsen einfach fallen. Dadurch entsteht der sogenannte „Green Belt“. Rund um das
Dorf, ausserhalb des Zauns, stapeln sich die grünen VB-Bierbüchsen (Victoria Bitter, das Bier mit dem
höchsten Alkoholgehalt) und die Wein und
Bierflaschen. Mit dem Alkoholverbot ist das Problem
leider nicht gelöst. Es hat Ähnlichkeit mit dem
Drogenproblem auf dem Platzspitz in Zürich, auch dort
wurde das Problem einfach verlagert. Im Gegenteil,
denn so fahren die Aboriginal People auch noch
betrunken nach Hause. Ein leidiges, ungelöstes
Problem. Wir erreichen Alice Springs gegen Mittag,
checken im BIG4 Caravan Park ein und fahren sofort in
die Stadt, um das Problem unserer Verbraucherbatterie
zu lösen. Leider ist nichts mit Garantie-Ansprüchen,
anscheinend ist diese Batterie als Starter-Batterie
gedacht und nicht wie wir sie benötigen, als
Verbraucherbatterie. Schade. Leider gibt es auch in
Alice Springs keine Batterie wie wir sie brauchen
würden, so dass wir wieder eine ungeeignete kaufen
müssen. Bis in einem Jahr werden wir wohl das gleiche Problem wieder haben. Wir werden bis am Samstag
in Alice Springs bleiben, unsere Website aktualisieren, Wäsche waschen, einkaufen etc. etc. Am Samstag
werden wir dann wieder unterwegs sein, diesmal durch die Gibson- und die Great Sandy Desert westwärts
Richtung Westküste von Australien.
Reisebericht Australien
Teil 27
Seite 16
Einige Daten zu dieser Reise (Adelaide – Alice Springs):
Total Tage
30
Total Reisetage
19
Total gefahrene Kilometer
3‘760
Gefahrene Kilometer pro Reisetag (Durchschnitt) 197
Unsere Reiseroute
Reisebericht Australien
Teil 27
Seite 17