27 Adelaide bis Alice Springs - Willkommen bei Heidi und Peter
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27 Adelaide bis Alice Springs - Willkommen bei Heidi und Peter
Reisebericht Australien 29. Mai bis 30. Juni 2009 Teil 27 Adelaide – Alice Springs Freitag 29. Mai Nach einem wunderschönen Frühling in der Schweiz sind wir nun wieder in Australien. Hier ist jetzt Winter, es ist kühl und der Himmel ist bewölkt bis bedeckt. Leider hat unsere letzte Runde in Australien nicht gerade wunschgemäss begonnen. Nach einer langen, zwanzig Flugstunden dauernden Reise sind wir mit Zwischenhalt in Dubai und Melbourne in Adelaide gelandet. Leider hat Peters Rücken den langen Flug nicht gut überstanden. Nachdem er bereits in der Schweiz über einen müden Rücken geklagt hat, ist dieser in der Zwischenzeit völlig kollabiert. Kurz nach Ankunft sind wir per Taxi in ein beim Flughafen gelegenes Medicalcenter gefahren. Leider war dort kein Arzt anwesend, die Physiotherapeutin hat sich jedoch unverzüglich Peters Rücken angenommen und versucht mit Massieren die komplett verspannte Rückenmuskulatur zu lösen. Leider erfolglos. Zahlen durften wir nichts, Behandlungen im Medicalcenter seien kostenlos. Man stelle sich so was in der Schweiz vor. Irgendwie haben wir es dann doch noch geschafft unseren Kokopelli aus dem Storage zu holen und auf den Campingplatz zu fahren. Dort hat sich Peter mühsam ins Bett im Dach gequält und hat sogleich geschlafen. Am Morgen ging dann aber gar nichts mehr. Unter unglaublichen Schmerzen konnte er noch vom dem Bett hinunter steigen, dann war fertig. Bei jeder Bewegung haben sich die Rückenmuskeln krampfartig zusammengezogen. Weder stehen noch liegen war möglich. Die gerufene Ambulanz stellte sicher, dass es sich nicht um eine Wirbelverletzung handelt und riet uns selber ins Spital zu fahren, da wir damit ein schmerzhaftes Umladen von Peter ins Ambulanzfahrzeug verhindern könnten. Also ist Peter sitzengeblieben, wo er war und ich bin geradewegs durch die Stadt in die Notfallaufnahme des Queen Elisabeth Hospital gefahren, wo wir bereits erwartet wurden. Peter wurde untersucht, eine Diskushernie ausgeschlossen und mit starken Schmerzmitteln vollgepumpt. Nach einigen Stunden liegend im Notfall wurde er mit Medikamenten und 3 Tagen verordnetem, striktem Liegen wieder entlassen. Da es Peter unmöglich war ins Bett im Dach von Kokopelli hinaufzuklettern, haben wir uns eine Cabin auf dem Campingplatz gemietet, mit Heizung, eigener Dusche und Toilette und gut ausgestatteter Küche. Hier verbringen wir nun die nächsten Tage, Peter liegend und, dank der starken Medikamente fast 24 Stunden am Tag schlafend. Ich habe Zeit zum Lesen und Mailen. Ausserdem geniesse ich den Komfort der Küche mit Backofen und koche Gerichte, die wir unterwegs nicht mehr kochen können. Es hat also alles auch eine gute Seite. Montag, 1. Juni Heute geht es Peter etwas besser. Zum ersten Mal kann er die 5 Meter bis zur Toilette sehr vorsichtig und langsam zurücklegen. Auch eine Dusche ist erstmals wieder möglich und das sogar fast schmerzfrei. Das ganze Unterfangen vom Bett bis wieder geduscht zurück ins Bett dauert eine gute Stunde. Aber wir haben ja Zeit und sind froh über den Fortschritt. Die zwei Tage Liegen haben eine Besserung gebracht. Bereits kann Peter ohne die starken Schmerzkiller auskommen. Was das Wetter betrifft, müssen wir uns heute mit 16 Grad begnügen und der Himmel ist bedeckt. Brrrr. Bin ich froh, dass wir in der Cabin eine Heizung haben. Reisebericht Australien Teil 27 Seite 1 Dienstag, 2. Juni Peters Zustand hat sich wieder verschlechtert. Nach einem kurzen Hoch gestern, fühlt er sich heute wieder miserabel. Wir fahren schon um 8 Uhr morgens zum nächstgelegenen Medical Center. Auch ohne Terminvereinbarung wird Peter sofort von Dr. Noah James befragt. Mit einem Rezept für sehr starke Schmerztabletten (die darf man nicht bei sich haben, ohne auch im Besitzes des Rezeptes vom Arzt zu sein) und einem Termin bei einem Physiotherapeuten. Da sich auch der Darm solidarisch mit dem Rücken zeigt, hat dieser seine Tätigkeit eingestellt, anscheinend ein bekanntes Phänomen, ausgelöst auch durch die Schmerzmittel, die Peter im Spital erhalten hat. Um der Verstopfung Herr zu werden bekommt er ebenfalls Mittel. Also fahren wir wieder mal durch die Stadt. Leider hilft die Massage nicht viel, zu sehr verkrampft seien die Muskeln. Für morgen bekommt Peter nochmals einem Termin. Der Nachmittag ist erfreulich, dank der neuen Schmerzmittel hat Peter erstmals eine etwas angenehmere Zeit. Auch das von der Physio empfohlene Weizenkissen, das wir in der Micro erhitzen können, wärmt und entspannt etwas die Muskeln. Das Wetter hat sich jedoch unterdessen verschlechtert. Es regnet und windet, so richtig gruusig, das Thermometer zeigt 14 Grad. Peter schläft und ich vertreibe mir wieder einmal die Zeit mit Lesen (ich bin froh über die vielen Kilo Bücher, die ich aus der Schweiz mitgebracht habe), mailen und Sudoku lösen. Mittwoch, 3. Juni Noch einmal fahren wir heute Morgen zur Medical Center, um Dr. Noah James zu sehen. Da Peters Darm seit letztem Mittwoch nicht mehr zu arbeiten gedenkt, ist dieser prall gefüllt und schmerzt. Jetzt muss etwas geschehen. Manchmal weiss Peter nicht mehr, was ihm mehr Schmerzen bereitet, der volle Darm oder der Rücken. Nach langem Hin und Her wird ihm ein Medikament zum Einnehmen verschrieben das den Darminhalt auflösen und somit ein Entleeren ermöglichen sollte. Danach ist es bereits Zeit zur Physio zu fahren. Diesmal bewirkt die Massage tatsächlich etwas. Ausserdem stellt der Therapeut fest, dass kein Defekt an den Wirbeln vorhanden ist. Wir gehen noch einkaufen und Peter macht sogar mit, das Gehen fällt ihm bereits etwas leichter und auch das Sitzen im Kokopelli ist nicht mehr so schmerzhaft. Wir verlängern unseren Aufenthalt in der Cabin bis am Freitagmorgen. Bis dann sollte es eindeutig sein, ob wir fahren können oder nicht. Ausserdem sind übers Wochenende sowieso alle Cabins besetzt und wir müssten auf dem Campingplatz in den Kokopelli übersiedeln. Gegen Abend trinkt Peter die verschriebene Medizin und hofft auf Erfolgt…. Donnerstag, 4. Juni Die geschluckte Abführ-Medizin hat nur teilweise geholfen. Erst nach etwa fünf Stunden anstelle, wie angekündigt nach 20 Minuten. Am Morgen fahren wir wieder zu Michael in die Therapie. Ganz kleine Fortschritte sind nun merkbar. Von Maja bekommen wir ein Mail mit mehr Informationen und Anleitung zur Selbsthilfe. Auch sollte Peter sich vermehrt bewegen und nicht nur immer liegen. Das tut er nun auch und es geht ihm durch das spazieren doch wesentlich besser. Freitag, 5. Juni Noch einmal geht’s es zur Therapie. Heute bekomme ich einen Crashkurs in Physiotherapie, damit ich Peters Rücken am Morgen jeweils lockern kann. Wir haben nämlich beschlossen heute endlich loszufahren, wenigstens bis nach Port Augusta, wo Susi und Ruedi seit Wochen auf uns warten. Die 320 km lange Strecke führt uns auf dem guten, wenig befahrenen Highway A1 nordwärts. Das Fahren fällt mir nicht mehr schwer und Peters Rücken hält dank dem Korsett auch ganz gut mit. Unterwegs sehen wir einen wunderschönen Regenbogen, ein Grund zum Anhalten und fotografieren und die Beine vertreten. Leider beginnt es um 5 Uhr wie aus Kübeln zu giessen, die Wolken verdunkeln den Himmel, es sieht aus wie abends um 8 Uhr. Die vorbeifahrenden Road Trains werfen einen Wassernebel auf, so dass ich jeweils für einige Sekunden überhaupt nichts mehr sehen kann. Zudem blenden die entgegenkommenden Autos und der schwarze Teer glänzt. Ich hasse es bei solchen Wetterverhältnissen zu fahren. Um halb sieben erreichen wir endlich Port Augusta und lassen uns auf dem BIG4 Campingplatz für die nächsten 2 Tage nieder. Wir bekommen einen Platz direkt neben Susi und Ruedi, obwohl der Campingplatz bis auf 2 Plätze voll belegt ist. Am Abend zieht ein kurzes aber heftiges Gewitter über Port Augusta mit grellen Blitzen und mit Donnergrollen. Reisebericht Australien Teil 27 Seite 2 Samstag, 6. Juni 12° / 18°sonnig / Regen Peter macht Fortschritte. Die erste Nacht wieder im Camper schlafen hat nur positive Auswirkungen auf seinen Rücken. Das Hinauf- und Hinunterklettern vom Bett im Dach macht ebenfalls keine Probleme. Eigentlich könnten wir am Sonntag losfahren, wäre da nicht mein Zahn… Leider bemerke ich, dass ich ein Stück meines provisorisch wurzelbehandelten Zahns abgebrochen habe. Da wir ein Long Weekend vor uns haben, d.h. am Montag ist arbeitsfrei (Queens Birthday), werde ich erst am Dienstag einen Termin bei einem Zahnarzt abmachen können. Port Augusta ist der letzte Ort mit Zahnarzt, den wir für die nächsten zwei Wochen sehen werden. Ich befürchte, dass noch mehr der provisorischen Füllung herausfällt, wenn ich mir den Zahn nicht mindestens provisorisch flicken lasse. Das hätte nun wirklich nicht auch noch sein müssen. Aber was soll’s, es ist nicht zu ändern. Zudem tun ein paar zusätzliche Tage Ruhe Peters Rücken auch gut. So verschieben wir unsere Abfahrt bis am Mittwochmorgen. Am Nachmittag machen Peter und ich einen Spaziergang Richtung Stadt bis an den Meeresarm, der bis hier hinauf reicht. Kaum angekommen beginnt es wieder zu regnen und wir treten unseren Rückweg an von einen Vordach zum anderen. Sonntag, 7. Juni bis Dienstag, 9. Juni 10° / 21°sonnig / Regen Wir schlafen aus. Es ist herrlich wieder in unserem eigenen Bett übernachten zu können. Wir setzen uns mit Ruedi und Susi zusammen, um die weitere Reiseroute zu planen. Das können wir sogar im Freien machen, da die Sonne schön wärmt und das Thermometer auf 21 Grad steigt. Die bleibende Zeit bis zu unserer Abfahrt ist ausgefüllt mit Buchhaltung nachführen, Tagebuch schreiben, Wäsche waschen, Vorkochen, Mailen und Banktransfer machen, damit genügend Geld flüssig ist. Peter lädt die auf der geplanten Route benötigten elektronischen Karten auf den PDA. Am Dienstag kann ich dann auch noch zum Zahnarzt. Ich habe Glück und kann den Termin einer anderen Patientin übernehmen, die nicht in der Praxis erschienen ist. Für 45 Dollar flickt der Zahnarzt mein Provisorium provisorisch. Hoffentlich hält es, bis wir an Weihnachten in die Schweiz zurückkehren. Mittwoch, 10. Juni 8° / 17° sonnig / bewölkt / Regen Happy Birthday Sebastiano. Bleib gesund und weiterhin viel Erfolg in deiner Lehre. Endlich geht es weiter. Wir verlassen Port Augusta auf der geteerten Strasse und fahren die 106 km zügig bis Hawker. Unterwegs kommen wir an vielen verlassenen Siedlungen vorbei. Zum Teil sind noch Überreste der Häuser zu sehen. Bald darauf verlassen wir die Hauptstrasse und biegen auf eine Natustrasse ab. Sie ist nicht gerade in einem guten Zustand und ich komme zum Vergnügen diese Rüttelpiste zu fahren. Gottlob scheint dieses Geschüttel Peters Rücken nicht zu schaden. Die Natur entschädigt uns dafür, es ist kräftig grün dank dem Regen der letzten Wochen, die rote Erde leuchtet dazwischen und dahinter kommen die Berge der Flinders Ranges zum Vorschein. Leider ist der Himmel bedeckt und die Farben kommen nicht richtig zur Geltung. Dann haben wir noch etwa 30 km Teerstrasse zu fahren bis wir kurz vor der Abzweigung Richtung Flinders Ranges NP am Ufer des komplett ausgetrockneten Flusses Brachina einen schönen Übernachtungsplatz finden. Bevor die Sonne untergeht, scheint sie nochmals zwischen den Wolken hindurch und beleuchtet die Flinders Ranges in schönem Abendlicht. Reisebericht Australien Teil 27 Seite 3 Donnerstag, 11. Juni 6.5° / 18° / bewölkt / sonnig Nachdem wir herrlich geschlafen und gemütlich gefrühstückt haben, biegen wir nur ein paar Meter nach dem Übernachtungsplatz auf die Naturstrasse zum Flinders Ranges NP ab. Leider ist es immer noch kühl und bei den Lookouts bläst zudem ein kalter Wind. So halten wir uns nicht lange im Freien auf und steigen gerne wieder ins geheizte Auto ein. Das Brachina Valley, das wir durchfahren, ist wunderschön und als Geologischer Pfad ausgebaut, immer wieder stehen Informationstafeln am Strassenrand. Wir erhalten so Informationen zu den verschiedenen Gesteinsschichten und der Faltung der Hügel und Berge der Flinders Ranges. Heute macht uns die Sonne doch ab und zu die Freude zu scheinen und so kommen die Farben grün, rot und blau zum Leuchten. Am Weg blühen jetzt die Grass Trees. Die Kolben sind voller kleinster weisser Blüten, die aussehen wie kleine Krönchen. Wir haben heute eine gemütliche Fahrt und stellen unsere Fahrzeuge bereits um halb vier am Fusse des Stokeshill zum Übernachten ab. Wir benutzen die Gelegenheit und schreiben Tagebuch, übertragen Bilder von der Kamera auf den PC und rufen die Satelliten Mails ab. Nach dem Nachtessen hat es schon um 20:00 Uhr nur noch gut 6°. Als wir unsere Heizung nochmals einschalten wollen, geht sie auf Fehler: Die Batterie bringt zu wenig Spannung. Also starten wir unseren Motor nochmals für eine Viertelstunde und schon läuft die Heizung, es wird warm und die Batterie wird wieder etwas geladen. Um weiter die Batterie zu schonen, gibt es schon um 21:00 Uhr Nachtruhe: im Schlafsack ist‘s schön warm! Freitag, 12. Juni 2.5° / 15° / bewölkt Es war frisch heute Nacht, sehr frisch und wir sind froh, dass unsere Batterie immer noch so viel Strom hat, um die Heizung anlaufen zu lassen. So haben wir schon nach 5 Minuten ein angenehmes Klima (von knapp 15° ;-) ), um uns anzuziehen, bei etwa 4° im Wagen hätte es keinen Spass gemacht. Um halb 10 sind wir schon in Willow Springs, der Sheep Station, auf der unser heutiges Ziel liegt: der Skytrek. Der Skytrek ist eine Rundtour von gut 60 km Länge, alles auf Strässchen, die für die Bewirtschaftung der Farm angelegt wurden. Erst 1996 wurden die letzten 26 km angelegt über die Krete des Mount Caernarvon, einem der höchsten Berge in der Gegend, um den Rundkurs zu schliessen. Nachdem wir um 55$ ärmer sind machen wir uns mit einer Routenbeschreibung auf den Weg. In dieser Beschreibung steht allerhand Interessantes zur Gegend, der Vegetation, der Geologie, Aboriginal Carvings und natürlich auch des einzuschlagenden Weges. Zuerst windet sich das Strässchen durch eine kleine Schlucht mit vielen alten River Red Gums (diejenigen, die ganz unerwartet grosse Äste abbrechen lassen) und Northern Cypress Pines. Nach gut 10 km sind wir durch die Hügel durch und kommen auf eine Ebene mit einer völlig anderen Vegetation: Black Oak Trees, Black Tea Trees, Bullock Bush und Bluebush. Nach knapp 35 km geht es dann bergauf, von etwa 400 auf 921 m ü M. Der Track, Strässchen kann man es nicht mehr nennen, windet sich durch Tälchen und über Kreten immer höher. Schon lange sind wir in der Untersetzung und wegen der Unebenheiten, den grossen Steinen und der Schräglagen brauchen wir nur den 1. bis 3. Gang. Heidi, die heute fährt um meinen Rücken noch zu schonen, wird dabei selbst überhaupt nicht geschont. Ungewohnt, mit Kokopelli im Gelände zu fahren, benötigt sie trotzdem nur hin und wieder einen Hinweis von mir, sie hat Reisebericht Australien Teil 27 Seite 4 schon viel durchs Beobachten gelernt. Obwohl sie ab und zu schwitzt und fl… , d.h. etwas in den Bart murmelt, meistert sie alle Passagen ohne Probleme, und es hat deren viele und happige (dafür muss ich = Peter heute das Tagebuch schreiben). Um 15:00 Uhr haben wir über eine ganz lausige Schotterstrecke den Gipfel unserer Tour erreicht. Leider ist es immer noch bewölkt und auch etwas dunstig, zudem ist es kalt mit etwa 12° und einer steifen Brise. Hier müsste man einmal bei warmem und klarem Wetter sein, die Aussicht wäre gigantisch! Aus der Höhe führt der Weg in der gleichen Art wie hinauf auch wieder hinunter: über Hügel und durch Täler, steil hinab und auch wieder steil hinauf. Heidi ist froh, um 17:00 Uhr unseren Ausgangspunkt wieder erreicht zu haben. Wir melden uns beim Caretaker zurück und fahren dann nur noch die paar km an den gleichen Übernachtungsplatz, wo wir heute vor gut 8 Stunden gestartet sind. Von hier haben wir einen schönen Ausblick zum Wilpena Pound. Samstag, 13. Juni 6.5 / 21 sonnig Endlich scheint wieder einmal die Sonne von einem wolkenlosen blauen Himmel. In der Nacht hat es noch ab und zu geregnet. Heute ist der erste Tag, an dem wir wieder einmal in T-Shirt Auto fahren können und der erste Tag seit wir wieder in Australien sind, an dem wir nicht gefroren haben, herrlich. Doch mit dem wärmeren Wetter sind auch die Fliegen wieder da. Sie stören uns heute wenig. Zu gross ist die Freude über das schöne Wetter. Wir fahren durch die Flinders Ranges nordwärts bis Blinman und dann westwärts bis nach Parachilna und dann auf der Teerstrasse bis Leigh Creek. Hier können wir nochmals auftanken und frische Lebensmittel einkaufen die reichen müssen für die nächsten 14 Tage. Erst dann kommen wir nach Coober Pedy, wo wir wieder einkaufen können. Nach dem Zmittag fahren wir ostwärts durch das Nichts im Outback. Schon um halb vier stellen wir die Autos ab und geniessen noch ein wenig die Sonne. Ich mache einen kleinen Spaziergang dem ausgetrockneten Bachbett entlang an dem wir übernachten. Wieder finden sich viele kleine Schönheiten, die die Natur bietet. Reisebericht Australien Teil 27 Seite 5 Sonntag, 14. Juni 5 / 18 sonnig Über weite Strecken führt uns der Weg heute durch Bach- und Flussbette. Manchmal verläuft die Strasse auch im Flussbett, eine ziemlich rauhe und steinige Angelegenheit. Die Gegend ist karg und steinig, oftmals haben die sanften Hügel scheinbar keinen Bewuchs, Bäume schon gar nicht. Nur an den ausgetrockneten Flussbetten wachsen Eukalypten. Wir sind wieder einmal allein auf weiter Flur. Nur zwei Autos kreuzen während dem ganzen Tag unseren Weg. So gefällt es uns. Am Nachmittag übernimmt Peter zum ersten Mal wieder das Steuer. Er möchte wissen, ob sich sein Rücken bereits soweit wieder erholt hat, dass ihm das Fahren wieder möglich ist. Ich bin froh, denn ich habe doch recht wenig Fahrpraxis in so schwierigem, unebenen und rauhen Gelände. Bei der Wheal Turner Mine, einer längst verlassenen kleinen Kupfermine, machen wir einen Spaziergang. Wir sind erstaunt, wie viel oxidiertes Kupfererz wir finden bei den zum Teil bereits zusammen gefallenen Minenschächten. Bei Arkaroola, einem Ferien-Resort mit Campingplatz mitten im Nowhere, das vor allem von offroadfreudigen 4WD Fahrern besucht wird, übernachten wir. Wir möchten wieder einmal so richtig heiss duschen und die Haare waschen. Leider lässt der Wasserdruck zu wünschen übrig, sobald zwei Personen zur gleichen Zeit den Wasserhahn aufdrehen, läuft nur noch ein Schnürchen Wasser aus der Dusche. Was soll‘s, heiss ist das Wasser jedenfalls. Montag, 15. Juni 9 / 21 sonnig / leicht bewölkt Linkerhand die nördlichen Flinders Ranges durchfahren wir eine weite, topfebene Fläche auf einer breiten Fahrbahn. In der Nähe von Mount Hopeless treffen wir auf den Strzelecki Track (spricht sich aus als Streletzki) der uns durch die gleichnamige Sandwüste führt. Auch Road Trains benutzen diese „Überlandstrasse“. Wir unterbrechen unsere Fahrt beim Montecollina Bore, einem Wasserloch, wo heisses Wasser aus der Tiefe gepumpt wird. Ein kleiner See ist entstanden und dieser gefällt auch den Vögeln, die sich zahl- und artenreich hier einfinden um zu baden und trinken. Im Seelein leben auch Yabbies, kleine Süsswasserkrebse. 50 km weiter nördlich gibt es noch ein anderes Wasserloch. Leider ist der Weg dorthin ausgewaschen und mit Sand verweht. Da wir heute keine Lust zum Schaufeln haben lassen wir es bleiben und fahren noch bis ausserhalb der Nationalparkgrenze (wir haben noch keinen Nationalparkpass gekauft) und stellen uns etwas abseits der Fahrbahn zum Übernachten. Reisebericht Australien Teil 27 Seite 6 Dienstag, 16. Juni 5.5 / 20.5 sonnig How ya goin mate? Alles Gute wünschen wir dir Steve zu deinem Geburtstag. Arbeite nicht zu viel so kommst auch du wieder einmal nach down under. Es geht weiter durch die sandige Strzelecki Desert bis nach Innamincka. An der Strecke wird Erdöl gepumpt und wir begegnen unterwegs einem riesigen Schwarm weisser NacktaugenKakadus. Es müssen einige Tausend sein. Sie picken irgendwelche Samen von vertrockneten Gräsern. Bis auf zehn Meter lassen sie uns heran, dann ziehen sie es vor aufzufliegen und sich einige Meter weiter wieder niederzulassen. Wir haben noch nie so viele Kakadus an einem einzigen Ort gesehen. Innamincka war zur Zeit der grossen Viehtriebe hinunter nach Adelaide eine wichtige Zwischenstation. Heute befindet sich hier noch ein Hotel, eine Tankstelle und die Parkverwaltung. Der „Ort“ dient nur noch den Touristen, um sich über den Zustand der Strecken durch die Strzelecki Wüste zu informieren und Treibstoff aufzutanken. Hier erstehen wir einen Einmal-Eintritt in den Park und ein Permit für zwei Übernachtungen am Coongie Lake. Dem Strzelecki River entlang fahren wir zum Coongie Lake. Der Fluss führt Wasser, dank der heftigen Regenfälle in Queensland vor etwa zwei bis 4 Monaten. Solange brauchte das Wasser um hier inmitten von Australien anzukommen. Diese Regenfälle führten dazu, dass der Coongie Lake überlief und das Wasser nun via den Strzelecki River abfliesst in den Lake Eyre, was nur etwa alle 25 Jahre vorkommt. Die 105 Kilometer lange Wellblechpiste von Innamincka bis zum Coongie Lake erweist sich als Horrorstrecke. Entweder wir mühen uns mit unter 20 km/h über die Strasse oder wir brettern mit 70 km/h über das Wellblech. Beides macht keinen Spass. Wir wechseln zwischen den Geschwindigkeiten ab, um uns bei der tieferen Geschwindigkeit wieder etwas zu erholen, denn die schnelle Fahrt ist nicht ganz einfach, da es viele Kurven gibt (warum weiss eigentlich niemand so genau) und die Fahrbahn immer wieder Löcher hat, die man erst im letzten Moment sieht. Ich bin froh, dass Peter heute Nachmittag Fahrdienst hat und ich meine FahrStunden heute Morgen hinter mich gebracht habe. Dann endlich erblicken wir hinter der roten Düne den See. Eine Oase inmitten der Sandwüste. Pelikane, Blesshühner, schwarze Schwäne und Enten pedalen im See und Adler, Milane und Bussarde ziehen ihre Kreise im blauen Himmel. Die Fahrt hat sich trotz der Strapazen gelohnt. Ein Paradies, wären da nicht die allgegenwärtigen Fliegen... Hier werden wir einen Ruhetag einlegen. Am Abend geniessen wir wieder einmal einen wunderschönen Sonnenuntergang an einem wolkenlosen Himmel. Reisebericht Australien Teil 27 Seite 7 Mittwoch, 17. Juni 7.5° / 21.5° bewölkt / sonnig Coongie Lakes sind eines der bedeutendsten Feuchtgebiete im trockenen Zentral Australien. Wasser gibt es ständig über das ganze Jahr. Tausende Enten, Kormorane, Pelikane und schwarze Schwäne brüten hier. Wenn es an der Westflanke der Great Dividing Ranges im Osten Australiens regnet, führen der Cooper Creek und dessen Zuflüsse so viel Wasser, dass die Coongie Lakes ein zusammenhängendes Gewässer bilden. Wir geniessen die Ruhe, die vielen Wasservögel und fotografieren ausgiebig. Die Birdflower blüht. Die einzelnen Blüten sehen aus wie ein Nektar trinkender Kolibri. Wir schauenden Pelikanen zu, wie sie elegant im blauen Himmel über das Wasser segeln. Eine Wasserratte (sieht aus wie ein kleiner Biber) schwimmt nahe dem Ufer vorbei auf der Suche nach Nahrung. Auch Hasen gibt es hier, was die armen Dinger fressen, ist mir schleierhaft, wächst doch weit und breit kein grünes Hälmchen. Nachts haben wir die Dingos heulen gehört und am Morgen sehen wir ihre frischen Spuren am Wasser. Susi und ich machen einen langen Spaziergang am See und dann haben wir auch wieder einmal ausgiebig Zeit zum lesen. Reisebericht Australien Teil 27 Seite 8 Donnerstag, 18. Juni 6° / 20.5° sonnig Wir verlassen den Coongie Lake und fahren auf der grässliche Strasse zurück nach Innamincka. Dort tanken wir nochmals auf und entsorgen unseren Abfall bevor wir uns auf dem Walkers Crossing Track in nordwestlicher Richtung quer durch die Strzelecki Desert fahren. Rund um die Öl- und Gas-Felder ist die Strasse breit und gut gewalzt. In der weiss sandigen Wüste findet sich kein grüner Grashalm, nur einige Bäume und Sträucher sind grün und rote Sanddünen unterbrechen die Öde. Am Fusse einer roten Düne schlagen wir unser Nachtlage auf. Freitag, 19. Juni 5° / 22.5° sonnig Seit etwa einer Woche bemerken wir, dass unsere Verbraucherbatterie immer weniger Kapazität hat und somit nicht mehr die volle Leistung bringt. Konnten wir früher mit zwei PCs während Stunden arbeiten, gibt sie heute bereits nach einer halben Stunde so wenig Spannung ab, dass sogar der Kühlschrank ausfällt. Somit haben wir auch heute Morgen keine Heizung, obwohl wir bei 6 Grad im Auto diese zum Aufstehen gerne angeschaltet hätten. Somit müssen wir unsere PCs während der Fahrt laden und abends können wir nur noch solange arbeiten, bis der interne PC-Akku müde ist. So haben wir dann wenigstens noch genügend Strom für Licht und Kühlschrank. Wir werden wohl in Coober Pedy (oder gar in Alice Springs) nach einer neuen Batterie Ausschau halten müssen. Nochmals fahren wir heute durch ein Stück Strzelecki Desert und kommen dann in die Sturt Stoney Desert. Die sandige Strzelecki Desert mit ihren roten Dünen geht nahtlos in die steinige Sturt Stoney Desert über. Wir durchfahren weite endlose Gibber Plains, Ebenen, die mit rot oxidiertem Schotter bedeckt sind, der glänzt wie frisch lackiert. Zuerst sind diese noch von leuchtend roten Sanddünen begrenzt. Auf dem Birdsville Track, der uns wieder südwärts in Richtung Marree und den Lake Eyre führt, sind die Dünen verschwunden und wir durchfahren nur noch geschotterte, steinige Ebenen, die sich von Horizont zu Horizont ausdehnen. Es sind unvorstellbar grosse Ebenen und in der Ferne sehen wir Fata Morganas, die uns riesige Seen vorgaukeln. Und plötzlich gibt es doch Wasser in dieser Wüste. Ein Rest Wasser aus der Regenzeit erstreckt sich auch über die Strasse. Das muss natürlich ausgenutzt werden und Ruedi verteilt das Wasser freigiebig rundherum. Kurz vor dem Mungerannie Roadhouse gibt es plötzlich wieder Hügel und Tafelberge, die jedoch ebenso kahl und geschottert sind wie die Ebenen, die wir durchfahren haben. Beim Roadhouse, der einzigen Versorgungsstation auf dem 520 km langen Birdsville Track, werden wir übernachten. Zum Roadhouse gehört ein Artesian Bore, ein Wasserloch, das durch heisses Wasser aus dem Artesischen Becken (ein riesiger unterirdischer See) gespeist wird. Das lassen wir uns nicht entgehen und hocken mit anderen Reisenden im heissen Wasser bis wir „WaschfrauenHände“ haben. Herrlich! Reisebericht Australien Teil 27 Seite 9 Samstag, 20. Juni 5° / 24° sonnig Beim Mungerannie Roadhouse, einer ehemaligen Rinderfarm am Ufer des Derwent River, gibt es eine Wasserstelle, die auch bei extremer Dürre nicht austrocknet. Am Morgen machen wir einen Spaziergang auf der Suche nach Wasservögeln. Diese sind leider sehr scheu und wir müssen uns ihnen fast kriechend nähern. Dann buchen wir für eine Nacht bei der 50 km nordwestwärts liegenden Cowarie Station. Hier gibt es noch einige Wasserlöcher des Warburton River, der die Ausläufer der weiter im Norden liegenden Simpson Desert durchquert. Am Ufer eines solchen Überbleibsels des Flusses stellen wir unsere Autos ab und machen uns auf die Suche nach den versprochenen Vögeln. Susi versucht sich erstmals mit dem Fangen von Yabbies...Leider ist es nicht so weit her mit den Vögeln, aber wir sehen einen Rufous Night Heron noch im Jugendkleid und Moorhühner (Swamp hens) mit ihren roten Schnäbeln und Beinen. Sonntag, 21. Juni 10° / 23° sonnig / leicht bewölkt Zurück von unserem Abstecher an den Warburton River bleiben wir noch 205 km auf dem Birdsville Track bis nach Marree. Wir fahren durch das Flutungsgebiet des Cooper River. Bei Hochwasser, wenn die Strasse unpassierbar ist, wurde eine Fähre betrieben. Die M.V. Tom Brennan, die zwischen 1949 und 1956 Vieh, Personen und Waren über den 300 Meter breiten Cooper River transportierte, steht als Denkmal, einsam vor sich hinrostend, am Birdsville Track. Sie ist das nördlichste Schiffswrack auf einem Schiffsfriedhof in Süd-Australien. In Marree war einst Endstation für die Rindertriebe, hier wurde das Vieh auf den Zug Richtung Adelaide verladen. Marree war auch Versorgungsstation für die riesigen Farmen der Umgebung, ein florierendes Städtchen mit über 600 Einwohnern. Dass Marree heute nicht, wie viele andere Outback Orte, eine Geisterstadt ist, verdankt sie den Outback-Fans, die vor allem wegen dem „alten Ghan“ hierher pilgern. Ghan ist die Abkürzung von Afghan zu Ehren der afghanischen Kameltreiber, die den Warentransport vor der Eisenbahn sicher stellten und ‚alt‘ wird er genannt, weil die neue Strecke dem Stuart Highway entlang gelegt wurde. Einige verrostete Dieselloks stehen noch auf dem heute unbenutzten Bahnhof von Marree. Von hier aus folgen wir dem Oodnadatta Track, der über weite Strecken der alten Eisenbahnlinie folgt, die von Adelaide nach Alice Springs führte. Am 31. Dezember 1980 befuhr der letzte Zug die Strecke, die danach stillgelegt wurde. 200 km weiter westwärts wurde eine neue Verbindung von Adelaide nach Alice Springs eröffnet, da die alte Linie öfters überschwemmt und weggespült worden war. Die alten Schienen wurden weitgehend entfernt, aber einige Relikte aus dieser Zeit, z.B. Brücken, Wassertanks für die Dampfloks und Ruinen der alten Bahnhöfe sind noch zu sehen. Reisebericht Australien Teil 27 Seite 10 Montag, 22. Juni 8.5° / 23° leicht bewölkt / sonnig Der Oodnadatta Track, den wir von Marree bis William Creek befahren werden (205 km), ist eine kurzweilige Strecke, immer wieder gibt es etwas anzusehen. Schon wenige Kilometer ausserhalb Marree liegt ein erst kürzlich verunfallter Lastwagen auf dem Kopf neben der Strasse. Wie es dem Fahrer ergangen ist wissen wir nicht. Der rechte vordere Pneu ist zerfetzt, die anderen sind total abgefahren, vom Profil ist nicht mehr viel zu sehen. Kein Wunder hat es diesen LKW überschlagen. Später queren wir den DingoZaun. 1950 wurde der 10‘000 km lange Zaun errichtet, um die im Süden Australiens gelegenen riesigen Schaffarmen vor den Wildhunden zu schützen. Heute werden noch immer 4‘850 km regelmässig auf Dichtheit kontrolliert. Ebenfalls an der Strasse wurde ein Schrott-SkulpturenPark aufgestellt. Lustige Figuren und zwei alte Flugzeuge sind zu bewundern. Von einem Lookout aus können wir auf die weisse salzige Fläche des South Lake Eyre blicken, während ein riesiger Schwarm Pelikane über uns kreist. Beim Railway Siding Curdimurka machen wir Mittagspause. Hier steht noch das Bahnhofgebäude, der Wassertank und eine Entsalzungsanlage. Diese war nötig, um für die Dampfloks das mineralhaltige Wasser aufzubereiten um Korrosion und Kesselsteinbildung zu begrenzen. Über den nahen Fluss, in dem sogar noch Wasser fliesst, führt die zweitlängste Eisenbahnbrücke dieser Strecke, 433 Meter lang und mit total 38 Bögen. Dann kommen wir an den Mound Springs (artesische Quellen) vorbei. Grundwasser tritt hier durch Risse oder Spalten im Gestein an die Oberfläche. Durch die Ablagerungen des mineralhaltigen Wassers sind richtige Hügel entstanden. Es sieht aus wie Vulkane auf denen grün bewachsene runde Pools entstanden sind. Das Wasser ist kristallklar und warm und blubbert aus dem Erdreich. Das Wasser ergiesst sich in die Ebene, wo es bald verdunstet und eine weisse Kruste von Mineralien hinterlässt. Zwei von diesen Kegeln (Blanche Cup und The Bubbler) kann man besteigen und sich das Sprudelbad ansehen. Später zieht eine Kamel Karawane vorbei. Bei Coward Springs gibt es einen Campingplatz mit einem kleinen Pool mit warmem Grundwasser Wir verzichten auf ein Bad und schauen uns im restaurierten Bahnhofgebäude eine kleine Ausstellung an mit Fotos und Informationen über den alten Ghan. Reisebericht Australien Teil 27 Seite 11 Hier finde ich auch Informationen zum Artesischen Becken: Das Great Artesian Basin (GAB) ist eine der wichtigsten Wasserquellen Australiens. Es ist das grösste artesische Grundwasservorkommen der Welt. Es erstreckt sich auf einer Fläche von über 1‘711‘000 km2 (ca. 1/5 von Australien) und hat einen geschätzten Wasservorrat von 8‘700 Millionen Megalitern (1 Megaliter ist 1 Million Liter). Wenn es regnet entlang der Great Dividing Range in Queensland versickert das Wasser in diesem Grundwasserbecken und erreicht erst zwei Millionen Jahre später Orte wie eben Coward Springs auf der Westseite des Beckens. Beim Beresford Siding, auch hier gibt es einen alten verrosteten Wassertank und eine vom Rost löchrige Entsalzungsanlage sowie einen kleinen See, übernachten wir. Dienstag, 23. Juni 4.5° / 20.5° sonnig Strangways Springs ist unsere nächste Station. Strangways ist eine verfallene Schaffarm am Oodnadatta Track. Sie wurde bis etwa 1860 betrieben. Ausser dem Überbleibsel der Häuser finden wir etwa 400 Meter entfernt noch den Friedhof, wo noch zwei Gräber mit den Grabsteinen aus dem Jahre 1895 zu sehen sind. In William Creek, einem Nest mit 10 Einwohnern, einer Tankstelle, einem Pub und einem Flugfeld liegt inmitten von nichts. Heute stehen etwa 9 Kleinflugzeuge auf dem Flugfeld. Fast mehr Flugzeuge als Einwohner. William Creek gehört zur Anna Creek Station, der mit 2 über 30‘000 km flächenmässig grössten Rinderfarm der Welt. In William Creek findet jährlich am Weekend vor Ostern ein zweitägiges Fest mit Kamel- und Pferderennen und Miss Wahl statt. Eine willkommene Abwechslung für die Familien der umliegenden Farmen. Etwa 500 Menschen kommen dann hier zusammen, der Erlös des Festes kommt den Royal Flying Doctor Services (RFDS) zugute. Ausserhalb William Creek verlassen wir den Oodnadatta Track und fahren westwärts gegen das 170 km entfernte Coober Pedy. Die breite Naturstrasse ist in einem schlechten Zustand, das heisst sie ist grässlich korrugiert. Da sie aber übersichtlich ist können wir mit 80 km/h darüber brettern. Zmittag gibt es heute am Zufluss des Sees mit dem längsten Namen in Australien: Lake Cadibarrawirracanna. Dann sind es nur noch 90 km Wellblechpiste bis zur Opal-Hauptstadt von Australien: Coober Pedy. Schon von weitem sind die 2 Erdhügel von Coober Pedy zu sehen. In einem Umkreis von 40 km, auf insgesamt etwa 670 km , wird nach den begehrten Steinen gegraben. Reisebericht Australien Teil 27 Seite 12 Mittwoch, 24. Juni 8° / 21.5° sonnig / bedeckt In Coober Pedy haben wir nach 14 Tagen wieder einmal die Möglichkeit unsere Vorräte an Lebensmitteln und richtig feinem Trinkwasser aufzufüllen. Das reichlich vorhandene Bohrwasser wird in einer Entsalzungsanlage auf beste Trinkwasserqualität aufbereitet. Auch der Diesel ist hier 30 Cents pro Liter billiger als in William Creek. Wir lassen uns auf dem Campingplatz nieder und geniessen die Stadt. 3500 Menschen aus 45 verschiedenen Ländern leben hier im Outback im Zentrum von Australien. Da es im Sommer hier 45 bis 50 Grad heiss wird, haben viele Bewohner ihre Wohnungen in den kühlen Fels gegraben und haben so, sommers wie winters eine konstante Wohntemperatur von 23 – 25 Grad. Von den Wohnungen sieht man nur den Eingang und eine gedeckte Veranda davor. Der Rest ist unsichtbar im Fels. Leider haben die Wohnungen auch keine Fenster und man lebt ständig mit künstlichem Licht. Manche Leuchte wohnten einfach in ihren Schächten, wo sie nach Opal gruben. Auch Hotels und Kirchen sind unterirdisch. Erst seit den sechziger Jahren sind Übertag-Wohnungen hinzugekommen, dank Klimaanlagen. Es gibt eigentlich nur einen Grund hier zu leben, nämlich die Suche nach Opal. Coober Pedy ist umgeben von einer Mondlandschaft, überall gibt es Löcher im Boden und aufgeschüttete Erdhügel. Ob professionell von grossen Minengesellschaften betrieben oder nur „handgestrickt“, anscheinend sind die meisten erfolgreich. Zusammen mit zwei anderen Orten in der Umgebung fördert Coober Pedy 85% Opal weltweit. Heute administrieren wir und machen uns am Abend zu Fuss auf den Weg in die „Stadt“. Ruedi und Susi kennen von früheren Besuchen ein griechisches Restaurant, wo wir uns ein feines Nachtessen gönnen. Donnerstag. 25. Juni 11° / 20.5° Regen / bedeckt Heute Nacht hat es geregnet, der Himmel ist grau und trüb. Dabei heisst es doch so schön:“ It never rains in Coober Pedy“. Bevor wir die Stadt verlassen, besuchen wir „Old Timers Mine“, eine alte zu einem Museum ausgebaute Opalmine. Gegraben wurde hier erstmals 1916 und beim Umbau zum Museum 1986 wurden per Zufall nochmals Opale im Wert von $ 50‘000 gefunden. Man kann auch eine unterirdische Wohnung besuchen. Vorbei an unzähligen Hügeln aus ausgebuddeltem wertlosem Gestein aus den Minenschächten fahren wir zu den Break Aways etwas nördlich von Coober Pedy. Auch diese sehen aus wie Schutthügel, sind aber natürlich. Die aus Sandstein bestehenden Berge sind vielfarbig, da die von verschiedenen Mineralien durchsetzten Schichten unterschiedlich erodiert sind. Leider fehlt heute die Sonne, um sie richtig leuchten zu lassen, aber trotzdem sind sie prächtig anzusehen. Reisebericht Australien Teil 27 Seite 13 Freitag, 26. Juni 10.5° / 24° sonnig Weiter geht es Richtung Oodnadatta. Wir machen einen Abstecher zur Painted Desert. Wie die Break Aways ist die Painted Desert farbenfroh, eine Sandsteinwüste mit trapezförmigen Hügeln. Aufgrund der in den verschiedenen Sedimentschichten abgelagerten Mineralien schimmern die erodierten Hänge in allen Farben. Wir machen einen Spaziergang auf die Hügel und haben so einen wunderschönen Ausblick auf die riesige Ebene und der darin einsam stehenden, farbigen Hügel. Im Pink Roadhouse in Oodnadatta erstehen wir uns ein Permit und bezahlen für zwei Übernachtungen in Dalhousie Springs. Unterwegs begegnen wir einem Dingo, der uns jämmerlich anheult. Über eine grässliche Wellblechpiste fahren wir weiter nordwärts in den Witjira NP, zu den Dalhousie Ruins (gebaut zwischen 1872 und 1885). Bis 1925 wurde die Farm betrieben: Schafe, Angora-Ziegen, Kamele, Pferde und Rinder wurden gehalten. Dann sind es noch 12 lange, holprige Kilometer zum Dalhousie Camp am See. inmitten der Wüste. Die Schulferien haben begonnen und entsprechend gut besetzt ist das beliebte Camp. Alle nehmen die mühsame Fahrt auf sich, um hier im warmen See, der ebenfalls aus dem Artesischen Becken gespeist wird, zu baden. Samstag, 27. Juni 8.5 ° / 24°sonnig Wir geniessen das warme Wetter, wir können das erste Mal seit wir wieder in Australien sind, kurze Hosen anziehen und geniessen den See. Immer wieder nehmen wir ein Bad. Lange hält man es jeweils nicht aus, zu warm ist das Wasser, man wird richtig müde, wie das in einem Thermalbad eben so ist. Ein riesiges Thermalbad, etwa 50 auf 200 Meter. Der See ist bis zu 14 Meter tief. 160 Liter Wasser pro Sekunde sprudeln aus dem Boden. Die Austrittstemperatur beträgt 43 Grad. Die Badetemperatur ist zwischen 34 bis 38 Grad, je nachdem, wie nahe man an der Quelle ist. Ganze Schwärme weisser Nacktaugen-Kakadus sitzen in den Bäumen am See. Es geht dem Frühling entgegen, meist sitzen sie paarweise auf den Ästen und kraueln sich gegenseitig mit dem Schnabel das Gefieder. Reisebericht Australien Teil 27 Seite 14 Sonntag, 28. Juni 8.5° / 28° sonnig Es wird immer besser. Obwohl der Winter eigentlich erst anfängt, steigen die Temperaturen heute auf erfreuliche 28 Grad. Trotzdem machen Peter und ich uns auf den Weg Richtung Alice Springs, wo wir einiges zu erledigen haben. Susi und Ruedi geniessen noch einen Tag am See. Praktisch die ganze Strecke, die wir heute hinter uns bringen ist grässlich zu befahren. Haben wir gestern noch gehofft, dass die Strasse bis Mt. Dare (ein Roadhouse, eine Tankstelle und ein Hotel im Nichts) besser zu befahren wäre, ist sie jedoch keinen Deut besser als die Strecke von vorgestern. In Mount Dare füllen wir nochmals die Dieseltanks, da wir nun bis Alice Springs (420 km) an keiner Tankstelle mehr vorbeikommen werden. Abwechslungsweise ist die Strasse eine Wellblechpiste, dann wieder gilt es lange Bulldust holes zu durchfahren. Wir ziehen riesige Staubfahnen hinter uns her und sind jedesmal froh, dass wir nicht steckenbleiben. Wenn die Strasse auch in einem miserablen Zustand ist, so ist die Natur trotzdem prächtig. Rote Dünen durchziehen die endlose Ebene. Erst gegen Abend kommen wir in Old Andado an. Dieses Homestead (Farmhaus), respektive dessen Besitzerin, ist eine Legende. Bis vor einigen Monaten hat die verwitwete Mutter dreier Söhne noch allein hier gewohnt und das im stattlichen Alter von 87 Jahren. Nun sei sie in die Town (wo immer die ist) gezogen, obwohl sie bei guter Gesundheit sei. Nur das Gehen mache ihr langsam zu schaffen und so wäre es zu gefährlich hier draussen allein weiter zu hausen, erzählt uns die Caretakerin. Das Haus ist zu besichtigen, im Hof darf man campen. Das Feuer unter dem Wasserkessel brennt bereits und das Wasser ist aufgeheizt, wir können uns nur noch unter die heisse Dusche stellen. Herrlich. Montag, 29. Juni 8.5° / 30° / sonnig Wir verlassen Old Andado Richtung Norden. Die Strasse ist breit und übersichtlich, so dass wir trotz einigen Wellblechstrecken mit 60 km/h fahren können. Leider können wir uns nicht lange an der schönen Strasse freuen. Schon bald wird die Naturstrasse durch die Simpson Desert wieder ein Wellblech oder gleicht einem steinigen Bachbett. Zudem ist sie kurvig, so dass wir wieder zwischendurch nur mit 20 km/h fahren können. Trotzdem schaffen wir es heute bis 120 km vor Alice Springs, weit mehr, als wir gerechnet haben. Wir fahren durch die farblich wunderschöne Simpson Desert: Rote Dünen, verdorrtes gelbes Gras, grüne Büsche und der blaue Himmel dazu, am Liebsten würde man die Natur malen. Genau so muss die rote Mitte des Australischen Kontinents aussehen. Zum Schluss der heutigen Fahrt kommen wir vorbei an der Aroohara Range, deren Flanken grün bewachsen sind und an der Rodinga Range deren rote Hügel in der Sonne leuchten. Am Fusse der Train Hills übernachten wir. Reisebericht Australien Teil 27 Seite 15 Dienstag, 30. Juni Noch 120 km bis Alice Springs. Noch immer ist die Strasse abwechslungsreich, was deren Qualität betrifft. 80 km vor Alice Springs fahren wir durch die Santa Teresa Community. Die Aboriginal Community strotzt vor Abfall. Unvorstellbar. Auf dem ganzen Dorfgebiet liegt Müll verstreut, aber wahrscheinlich ist der Abfall ihr kleinstes Problem. Da innerhalb der Gemeindegrenze ein Alkohol- und Drogenverbot herrscht, trinken die Bewohner ihren Alkohol, woher auch immer sie diesen beziehen, einfach ausserhalb der Grenze und lassen dann die leeren Bierbüchsen einfach fallen. Dadurch entsteht der sogenannte „Green Belt“. Rund um das Dorf, ausserhalb des Zauns, stapeln sich die grünen VB-Bierbüchsen (Victoria Bitter, das Bier mit dem höchsten Alkoholgehalt) und die Wein und Bierflaschen. Mit dem Alkoholverbot ist das Problem leider nicht gelöst. Es hat Ähnlichkeit mit dem Drogenproblem auf dem Platzspitz in Zürich, auch dort wurde das Problem einfach verlagert. Im Gegenteil, denn so fahren die Aboriginal People auch noch betrunken nach Hause. Ein leidiges, ungelöstes Problem. Wir erreichen Alice Springs gegen Mittag, checken im BIG4 Caravan Park ein und fahren sofort in die Stadt, um das Problem unserer Verbraucherbatterie zu lösen. Leider ist nichts mit Garantie-Ansprüchen, anscheinend ist diese Batterie als Starter-Batterie gedacht und nicht wie wir sie benötigen, als Verbraucherbatterie. Schade. Leider gibt es auch in Alice Springs keine Batterie wie wir sie brauchen würden, so dass wir wieder eine ungeeignete kaufen müssen. Bis in einem Jahr werden wir wohl das gleiche Problem wieder haben. Wir werden bis am Samstag in Alice Springs bleiben, unsere Website aktualisieren, Wäsche waschen, einkaufen etc. etc. Am Samstag werden wir dann wieder unterwegs sein, diesmal durch die Gibson- und die Great Sandy Desert westwärts Richtung Westküste von Australien. Reisebericht Australien Teil 27 Seite 16 Einige Daten zu dieser Reise (Adelaide – Alice Springs): Total Tage 30 Total Reisetage 19 Total gefahrene Kilometer 3‘760 Gefahrene Kilometer pro Reisetag (Durchschnitt) 197 Unsere Reiseroute Reisebericht Australien Teil 27 Seite 17