Teil 32: Darwin bis Perth - Willkommen bei Heidi und Peter

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Teil 32: Darwin bis Perth - Willkommen bei Heidi und Peter
Reisebericht Australien
Teil 32
6. Oktober bis 8. November 2009
Dienstag, 6. Oktober
Darwin - Perth
25.5° / 38°, sonnig
Nachdem wir letzten Freitag Simon auf den Flugplatz gebracht haben, haben wir gestern Abend Reni und
Petr vom Flugplatz in Darwin abgeholt. Die beiden sind auf Hochzeitsreise und werden die nächsten
Wochen mit Susi und Ruedi Richtung Alice Springs reisen. Peter und ich verabschieden uns heute Morgen
von den vieren und fahren ebenfalls Richtung Süden. Wir haben genug von der Wärme und der hohen
Luftfeuchtigkeit im Top End, die uns schlecht schlafen lassen. Bei 35 Grad steigt die Luftfeuchtigkeit bis 80%
an und abends bilden sich bereits heftige Gewitter mit den ersten monsunartigen Regenfällen. Nicht unser
Wunschklima. Auch die beissenden Midges haben wir satt, meine Beine und Arme sind total verstochen und
übersät von roten 1 cm grossen juckenden Pusteln. Kaum haben wir die Stadt Darwin hinter uns, geht es auf
dem Stuart Highway zügig voran, links und rechts der Strasse lichte Eukalyptuswälder und ausgetrocknete
Bach- und Flussbette, sonst nichts. Bei den Überresten des Mc Donnell Flugfeldes aus dem zweiten
Weltkrieg finden wir ein ruhiges Plätzchen abseits der Strasse zum Übernachten. Bereits hier, 120 km
südlich der Hauptstadt des Northern Territory, ist das Wetter einiges angenehmer: 35 Grad und nur noch
20% Luftfeuchtigkeit. Nun sind wir beide also wieder allein unterwegs. Konkrete Reisepläne haben wir keine.
Wir haben noch einige Orte, die wir sehen oder noch einmal sehen möchten bevor wir im Dezember nach
Hause fliegen werden. Wir nehmen es gemütlich und fahren nach Lust und Laune.
Mittwoch, 7. Oktober
21° / 36°, sonnig
Wir schlafen bis halb acht. Es ist herrlich, kühle 20 Grad und ein angenehmer Wind weht. Kurz vor Katherine
biegen wir vom Highway ab zum Copperfield Recreation Dam. Vor zehn Jahren haben wir dort einmal auf
dem kleinen Campingplatz übernachtet und bis zum Eindunkeln im See hockend mit Engländern geplaudert.
Wir wollen sehen, wie es
heute dort aussieht. Das
Wasser im kleinen Stausee
wird noch immer als
Trinkwasserversorgung für das
kleine Dorf Pine Creek
benutzt, aber der
Campingplatz hat keinen
Caretaker mehr und wirkt sehr
verlassen, dafür kann man ihn
heute gratis benutzen. Nur ein
einsames, kleines,
verwildertes Schweinchen
spaziert auf dem Platz herum.
Auch der See lädt immer noch
zum Bade. In den
Toilettenschüsseln haben sich
die Baumfrösche gemütlich
gemacht. Sie verstecken
sich unter dem Rand und
sobald man die Spülung
betätigt spült man leider
auch die Frösche die
Toilette hinunter, sofern sie
sich nicht richtig
festklammern können. Man müsste halt konsequent die
Toilettendeckel schliessen… Bereits am frühen Mittag
treffen wir in Katherine ein und beschliessen auf dem
Campingplatz zu übernachten. Wir haben einiges zu
erledigen, angefangen mit dem Fertigstellen des
Reiseberichtes von Kununurra nach Darwin, das
Expansionsgerät der Frischwasserpumpe ist auch schon wieder leck und mailen möchten wir eigentlich auch
wieder einmal. Da wir uns vorgenommen haben gemütlicher zu reisen, ist Schluss mit Fahren für heute.
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Donnerstag, 8. Oktober
15.5° / 38°, sonnig
Nachdem wir noch die Homepage mit dem neuesten Reisebericht gefüttert haben, ist es bereits Mittag. Auf
dem langweiligen Victoria HWY geht es Richtung
Kununurra. Wir stoppen am Victoria River Roadhouse,
leisten und eine Glace und setzen die Fahrt fort. 10 km
nach Timber Creek übernachten wir am Victoria River
auf der Big Horse Creek Camp area des Gregory NP.
Hier haben wir schon auf dem Weg von Kununurra
nach Katherine zusammen mit Susi Ruedi und Simon
übernachtet. Heute ist der Platz fast leer, dafür tragen
jetzt die Eukalyptus Bäume weisse Blüten und die
Boab Trees haben bereits kleine grüne Blätter. Auch die Natur spürt, dass die Regenzeit nicht mehr fern ist.
Freitag, 9. Oktober
21° / 38°, sonnig
Weiter geht es auf dem Victoria HWY nach Kununurra. 50 km vor
Kununurra passieren wir die Grenze zu West Australien. Da in West
Australien die Fruchtfliege anscheinend noch nicht vorkommt, darf man
keine Früchte und Gemüse, Pflanzen etc. über die Staatengrenze
mitnehmen. So essen wir vor der Quarantänestation alle Früchte auf und
kochen die noch vorhandenen Rüebli, die Tomaten werden zu Salat
verarbeitet. So dürfen wir, gemäss Angaben des Quarantäne-Inspektors,
das Gemüse über die Grenze mitnehmen. Wir hoffen, mit diesen
Massnahmen mitgeholfen zu haben, die Verbreitung der Fruchtfliege zu
vermeiden. An der Grenze müssen wir auch noch unsere Uhren umstellen.
Wir bekommen die 1 ½ Stunden zurück, die wir vor gut 4 Wochen
„verloren“ haben. In Kununurra ist für heute Schluss. Wir machen es uns
auf dem Campingplatz gemütlich und geniessen den Nachmittag im
Schatten der grossen Bäume und im Schwimmbad. Dabei beobachten wir
eine Zikade, die sich aus ihrer Hülle als Puppe befreit hat und sich für den
Abend „ausgehfein“ macht.
Samstag, 10. Oktober
Fahrtechnisch ist der Great Northern HWY, die südlichere, geteerte
Alternative zur Gibb River Road durch die Kimberleys, keine
Herausforderung. Landschaftlich gefällt sie uns aber einiges besser.
Gelbes vertrocknetes Gras, grünbelaubte Bäume, ausgetrocknete Flussbette und links und rechts steinige
Hügelzüge. Darüber der blaue, wolkenlose
Himmel. Es herrscht wenig Verkehr und
ausser einigen Baustellen, die Strasse wird
verbreitert und die Flussübergänge mit neuen
Brücken versehen, fahren wir gemütlich zum
Purnululu NP. Der Purnululu oder Bungle
Bungle NP ist gekannt für seine bienenkorbförmigen Sandsteinformationen. Nur die 53
km lange Parkzufahrt ist eine Zumutung. Wir
brauchen über die Wellblech-Naturpiste mehr
als zwei Stunden bis zum Parkeingang. Bis
wir schlussendlich beim Walardi Camp
ankommen ist es bereits halb fünf. Da es nun
wegen der Zeitumstellung bereits um halb sechs dunkel ist, fangen wir gleich an zu kochen.
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Sonntag, 11. Oktober
11.5° / 39°, sonnig
Um fünf geht die Sonne nach einer kühlen Nacht auf. Wir mussten uns heute zum ersten Mal seit vielen
Wochen wieder in den Schlafsack verkriechen. Wir machen uns schon um sechs Uhr auf den Weg. Bei noch
angenehmen Temperaturen wandern wir zwischen den Domen hindurch zur Cathedral Gorge. Der See
zuhinterst in der Gorge ist bis auf einen kleinen Rest verdunstet. Um neun Uhr steht die Sonne schon fast im
Zenit und es wird heiss. Wir ziehen uns für einen gemütlichen Nachmittag auf das fast schattenlose
Kurrajong Bushcamp zurück. Es ist elf Uhr und das Thermometer zeigt schon 39 Grad, zu heiss um weitere
Walks zu machen.
Montag, 12. Oktober
Nun heisst es die 53 km Wellblechpiste zurück zum Highway zu fahren. Unterwegs fotografieren wir
nochmals die Flussdurchquerung, wo wir auf unserer Reise im Jahr 2000 (kurz nach der Regenzeit)
erstmals durch fliessendes Wasser fahren mussten. Heute, am Ende der Trockenzeit ist das Flussbett
ausgetrocknet. Zurück auf dem Great Northern HWY können wir uns wieder von der Schüttlerei erholen. Wir
machen Halt in Halls Creek, das sich seit unserem letzten Besuch im Jahr 2000 zu einer einladenden
Ortschaft entwickelt hat. Damals war Halls Creek ein düsteres Nest. Wir kaufen ein und füllen die
Dieseltanks auf. In der Tourist Information empfiehlt man uns auf dem Bush Camp in der Saw Pit Gorge zu
übernachten. Wir kennen diesen schönen Ort mit Naturpool zum baden.
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Leider sei die Naturstrasse in einem sehr schlechten Zustand und voller Corrugation. Schade, wir haben
heute keine Lust mehr auf 50 Kilometer Schüttelpiste und bevorzugen den Highway. Beim Mary Pool, einem
Parkplatz etwas abseits der Strasse, wo Campieren für 24 Stunden erlaubt ist, übernachten wir. Leider ist
das Wasser im Pool, ein Überbleibsel des Margaret River, nicht mehr badetauglich. Wir stellen uns lieber
unter die Buschdusche.
Dienstag, 13. Oktober
21° / 40.5°, sonnig
Beim Zmorgen haben wir heute Gesellschaft. Ein Little Corella möchte an unserem Frühstück teilhaben. Es
ist gar nicht einfach seinem Charme zu widerstehen. Der junge Red Winged Parrot macht es uns einfacher,
er geniesst im Baum über uns die kleinen, reifen Früchte.
Dann heisst es
wieder „Kilometer
fressen“. Die
einzige Ortschaft,
die wir heute auf
unserer knapp 500
km langen Fahrt
sehen, ist Fitzroy
Crossing. Einzige
Versorgungsstation
weit und breit.
Heute müssen wir
auch noch
irgendwo unterwegs ein Foto von uns zwei mit Selbstauslöser
„schiessen“. Martin hat dies für den Artikel in der Automobil Revue
gewünscht. Gar nicht so einfach, denn heute bläst ein kräftiger Wind.
Doch auch
diese
Herausforderung meistern wir dann doch noch. Die
Landschaft, durch die wir fahren, ist
abwechslungsreich. Vorbei an erodierten Tafelbergen,
rauf und runter über Dünen zieht sich der Highway. Nur
eine Möglichkeit zum Übernachten zu finden, ist heute
nicht einfach. Überall versperren Drahtzäune das
Verlassen der Strasse. Da wegen einer StrassenBaustelle die von uns anvisierte 24-Stunden Stopp
Möglichkeit unterwegs aufgehoben ist, wird die Fahrt
lang. Endlich können wir unser Fahrzeug bei einem
Telstra Mast auf der Fence Road kurz vor Broome
abstellen. Es gibt einen schnellen Znacht, denn bereits
ist die Sonne untergegangen.
Mittwoch, 14. Oktober
15.5° / 39.5°, sonnig
Auch heute haben wir eine lange Strecke vor uns. Südlich Broome fahren wir durch die Roebuck Plains.
Rinder bewohnen diese riesige, baum- und strauchlose Ebene. Auch Gras ist nicht mehr vorhanden und bei
jedem Schritt, den die Rinder machen, wirbeln Staubwolken auf. Die Sonne brennt erbarmungslos vom
Himmel und der beste Aufenthaltsort ist heute das Auto. Mit offenen Fenstern fahren wir auf dem Highway
bis an den De Grey River. Hier gibt es im Schatten von den hohen Bäumen am Fluss ein 24-Stunden-StopCamp. Doch auch hier macht uns das Wasser nicht an zum Baden. Es hat viele Algen und sonstige
Pflanzen im Wasser. Eine Australierin versucht uns zu überzeugen, dass sie auch hier schwimmen gehe
und, wie wir sehen können, sei sie bei bester Gesundheit. Schon möglich, aber wir überlassen das wenige
Wasser grosszügig den durstigen Rindern, die auch gerne eine Abkühlung haben.
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Donnerstag, 15. Oktober
18.5° / 38°, sonnig
Heute erreichen wir Karratha. Hierhin haben wir unsere neue Bankkarte bestellt. Die können wir hoffentlich
heute auf der NAB Niederlassung abholen. Schon bald habe ich die neue Karte im Portemonnaie. Aber halt,
wie ist es mit dem PIN? Ach ja, der ist leider noch nicht eingetroffen, wird in den nächsten Tagen hier sein.
Wir werden aber nicht mehr hier sein, da wir uns heute
auf den Weiterweg machen. Da ist guter Rat teuer. Wir
einigen uns darauf, mitzuteilen, sobald wir wissen,
wann wir das nächste Mal in einer grösseren Ortschaft
mit NAB Niederlassung sein werden. Der Pin wird uns
dann nachgeschickt. Gut ist die alte Karte noch bis
Ende Oktober gültig. Wir fahren noch bis zum Forty
Mile Beach, ca. 40 km westlich von Karratha, wo wir
einen Ruhetag geniessen werden. Doch bereits beim
Nachtessen am Strand, müssen wir feststellen, dass
es hier auch beissende Millimeter gibt. Die juckenden
roten Pusteln
die mir die
Midges in
Darwin
zugefügt haben
sind nun wieder
verheilt, also ist
Platz für neue.
Der Strand ist mit Felsen durchzogen und nicht so schön wie wir es
uns vorgestellt haben. Nein, hier werden wir bestimmt keinen Ruhetag
einlegen. Mann und Frau wird heikel. Also geht es morgen früh halt
eben weiter… Später kommen wir wieder einmal in den Genuss ein Buschfeuer bei Nacht zu beobachten,
an der nahen Hügelkette brennt es lichterloh.
Freitag, 16. Oktober
16.5° / 39°, sonnig
Auf dem Rückweg zum Highway kommen wir an der Baustelle für ein neues Gasprojekt vorbei. Die Arbeiter
haben keinen angenehmen Arbeitsplatz. Es ist staubig
und heiss. Die schweren Planiermaschinen wirbeln
riesige, rote Staubwolken auf. Dahinter in den Hügeln
brennt noch immer das Buschfeuer und stösst schwarzen Rauch gen
Himmel. Wieder einmal werden wir uns heute des riesigen Ausmasses
dieses Landes bewusst. Hunderttausende von Quadratkilometern nur
Spinifexgras, Büsche, Outback. Keine Dörfer, nichts. Und trotz der
Dürre, Trockenheit und Hitze lebt es. Eidechsen und kleine Dragons
huschen über die rote Erde, Pflanzen blühen, Früchte reifen,
Greifvögel ziehen ihre Kreise über der schier endlos scheinenden
Ebene auf der Suche nach Beute. Ab und zu eine Naturstrasse die zu
einer Rinderstation oder einer Mine kilometerweit abseits des Highways führt.
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Am Yannarie River, auch er ist bis auf einige Tümpel ausgetrocknet, beenden wir die heutige Fahrt bereits
am frühen Nachmittag. Wieder einmal ist Lesen und
geniessen angesagt. Yellow Throated Miners betteln
um etwas Wasser und unterhalten uns mit ihrem
Geschwätz. Ab und zu fegt ein Willi Willi, eine
Windhose, über den Platz. Da ist schnelles
Schliessen der Fenster angesagt.
Samstag, 17. Oktober
18° / 32°, sonnig
Wir verlassen unseren Schlafplatz und die geschwätzigen Miners am ausgetrockneten Yunnarie River
Richtung Exmouth, das wir noch vor dem Mittag erreichen. Beim Learmonth Jetty etwa 40 km südlich von
Exmouth können wir miterleben, wie ein Hai einem
Fischer seinen Fang vom Haken wegschnappt, weil er
den Fisch zuwenig schnell an Land ziehen konnte.
Pech für den Fischer, Glück für den Hai. Wir machen
einen Abstecher zur Wetterstation über der Charles
Knife Gorge. In dieser zerklüfteten Schlucht soll es
noch viele unentdeckte Höhlen geben. Wir begnügen
uns mit einem Blick hinunter in die Schlucht. Dann
nehmen wir das erste Bad am Town Beach von
Exmouth, wo wir auch Zmittag essen. Das Wasser ist
umwerfend schön, glasklar und gar nicht so kalt wie wir
es uns vorgestellt haben. Exmouth mausert sich von
einer etwas abgelegenen Ortschaft im Nordwesten von
Australien in eine vielversprechende Feriendestination.
Überall wird gebaut, direkt am blauen Meer mit seinem
weissen Sandstrand entstehen Ferienresorts. Beim
Bundegi Jetty am Nordzipfel bewundern wir nochmals
den weissen Sandstrand und das glasklare Meer.
Dann fahren wir zum Cape Range NP. Doch leider:
„No Campsite available“. Obwohl die Schulferien
vorbei sind, sind alle Bushcamps ausgebucht. Es geht
noch einigen anderen Reisenden so wie uns und alle
treffen wir wieder beim einige Kilometer entfernten
Yardie Homestead, einer Station, der ein
Campingplatz angeschlossen ist. Wir werden morgen
früh noch vor 8 Uhr am Nationalpark Eingang
anstehen müssen und hoffen, dass Plätze frei werden.
So geniessen wir eben den schönen Pool und den
schattigen Platz ausserhalb des Cape Range
Nationalparks, beobachtet von den neugierigen
Galahs, die auf dem Strommast sitzen.
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Sonntag, 18. Oktober
18° / 34°, sonnig
Früh am Gate anstehen hat sich gelohnt. Wir buchen provisorisch einen Platz auf der Lakeside Area, fahren
aber zum Tulki Beach Camp. Von dort hatte die Rangerin keine Meldung, ob freie Plätze vorhanden sind.
Wir können es ja versuchen. Wir haben Glück und ergattern uns eine der neun Sites. Die provisorische
Buchung lassen wir verfallen. Dann fahren wir zur Turquoise Bay und starten zu unserem ersten Drift
Schnorcheln. Das Wasser ist herrliche 25 Grad warm
und kristallklar, aber die Strömung macht mir zu
schaffen. Da wir die Schwimmflossen aus
Platzgründen im Shed in Perth verstaut haben, gilt es
nun mit blossen Füssen zu paddeln, was einiges
anstrengender ist. Danach ziehen wir uns in den
Camper auf den Parkplatz zurück und arbeiten am
Computer. Am Nachmittag gehen wir nochmals
schnorcheln, jede Menge und Art von Korallenfischen
sind zu sehen. Der lange Anfahrtsweg hat sich
jedenfalls gelohnt. Noch immer gefällt uns der Cape
Range NP sehr gut. Zum übernachten fahren wir die
wenigen Kilometer zum Tulki Beach Camp zurück.
Um fünf Uhr wandern wir dem Strand entlang und
sehen im seichten Wasser einige Blaupunkt Rochen,
die jedoch sehr scheu sind und sofort ins tiefere
Wasser verschwinden. Nach dem Eindunkeln hören
wir plötzlich Wasser tropfen. Ich glaube, dass unsere Buschdusche Wasser verliert. Es stellt sich jedoch
heraus, dass sich ein Känguruh an unserem gebrauchten Duschwasser in der Bodenwanne gütlich tut. Gut
haben wir fast kein Duschmittel verwendet. Am Schluss ist die Wanne sauber ausgetrunken. Hoffentlich
bekommt das Roo kein Bauchweh von dem ungewohnt vielen Wasser.
Montag, 19. Oktober
22.5° / 30°, sonnig
Unser erstes Bad am heutigen Tag geniessen wir am Tulki Beach. Es ist aber kein Vergleich zur Turquoise
Bay. Zwar sehen wir auch hier viele Fische, aber Korallen gibt es hier keine. So beschliessen wir gegen
Mittag nochmals an die Turquoise Bay zu fahren und zu schnorcheln. Auch heute wieder ein wunderschöner
Schnorchelgang mit vielen Fischen und Korallen. Wir sehen einen Weissspitzen-Riffhai, einen Flathead,
grosse Stechrochen und einen Flötenfisch, neben
vielen anderen farbigen Korallenfischen. Und dies alles
im 3 Meter tiefen Wasser etwa 15 Meter vom Ufer
entfernt. Um vier Uhr wagt Peter nochmals einen Gang
ins Wasser. Der Wind ist aber inzwischen so stark,
dass ich trotz trockenem UV-Shirt friere. So geht Peter
alleine los und ich sitze im weissen Sand, geniesse
den Blick über das Meer mit seiner atemberaubenden,
türkisblauen Farbe. Auch nahe am Strand im knietiefen
Wasser stehe ich später inmitten eines grossen
Schwarmes Spotted Darters. Zum Übernachten fahren
wir wieder an die Tulki Beach, wo wir zum Nachtessen
zum ersten Mal seit vielen Wochen etwas Langärmliges anziehen müssen. Das Känguruh findet auch heute
unser Duschwasser.
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Dienstag, 20. Oktober
20° / 30°, sonnig
Schon früh am Morgen verschieben wir uns südwärts zur Osprey Bay. Mit etwas Glück können wir auf dem
anscheinend beliebtesten Camp einen Platz
bekommen. Noch bevor die Camp Hosts um 8 Uhr die
frei werdenden Plätze in die Zentrale melden, sind wir
vor Ort. Ja, es wird freie Plätze geben und wir können
unser Auto auf einen Platz mit Sicht auf das Meer
stellen. Dann gibt es viel zu schauen… Neben unserer
Site wird ein Riesencamper für die Abfahrt bereit
gemacht. Zuerst wird das 4WD-Auto, ein weinroter
Jeep Wrangler mit blitzenden, verchromten Felgen, in
den Anhänger gefahren, in dem bereits zwei Kanus
verstaut sind. Ob auch noch eine Waschmaschine im
Anhänger untergebracht ist, kann ich leider nicht sehen
;o). Dann werden am Camper die Fernsehantenne, die
ausgefahrenen Erker und die Stufen elektrisch
eingefahren. Ganz langsam wird das nun knapp 20
Meter lange Gespann durch das Camp dem Ausgang
entgegen gefahren und links und rechts adieu gewinkt.
Man(n) ist sich seiner Wirkung wohl bewusst. Dann
kehrt auf dem Camp wieder der Alltag ein. Gegen Mittag
ist die Flut da und wir gehen schnorcheln. Auch hier gibt
es viele Fische, inkl. Weissspitzen-Riffhaie zu sehen, aber die Vielfalt kommt nicht an die der Turquoise Bay
heran. Es ist trotzdem schön.
Mittwoch, 21. Oktober
17° / 29°, sonnig
Früh machen wir uns auf den Weg in die Pilgonaman Gorge, auf die Suche nach Rock Wallabies. Das frühe
Aufstehen hat sich gelohnt, wir sehen einige dieser scheuen Tiere.
Man braucht ein gutes Auge und Geduld, um die gutgetarnten,
graubraunen Tiere in den Felsen ausmachen zu können. Sobald
die Sonne zu heiss auf die Felsen scheint, ziehen sich die Tiere in
die kühlen Höhlen zurück und erscheinen erst in der
Abenddämmerung wieder. Auf der Weiterfahrt weiter südlich
kommen wir zum Yardie Creek Crossing. Obwohl wir noch bei
Ebbe dort ankommen, müssen wir an einigen Stellen durchs
Wasser fahren, um ans andere Ufer zu kommen. Die Weiterfahrt
führt uns vorbei am Boat Harbour Camp, wo wir vor zwei Jahren
mit Maja und Peter campiert haben. Immer nahe am Wasser
fahren wir südwärts. Mittlerweile haben wir den Nationalpark
verlassen. Immer wieder machen wir Abstecher ans Wasser. Bei
einem dieser Abstecher versenken wir unser Auto im tiefen Sand.
Erinnerungen werden wach, denn fast an der gleichen Stelle sind wir vor zwei Jahren schon einmal stecken
geblieben, als wir mit Maja und Peter unterwegs waren. Leider ist das Meer hier nicht mehr so schön
türkisblau wie im Nationalpark. Dafür sehen
wir, nur ein paar Meter vom Strand entfernt,
viele Wasserschildkröten jeder Grösse, von
30 cm bis 1 Meter Durchmesser, die im
seichten Wasser nach Nahrung suchen.
Dann kommen wir ins Gebiet der Ningaloo
Station. Beim Point Winderabandi können
wir dem weissen Sandstrand und dem hier
wieder schönen, blauen Wasser nicht mehr
widerstehen und beschliessen am Strand
zu übernachten. Bei der Suche nach dem ultimativen Übernachtungsplatz versinken wir zum zweiten Mal
heute im weichen Sand. Gut kommen wir auch hier ohne grosse Anstrengungen wieder weg und nehmen
Vorlieb mit einem Standplatz auf festerem Boden. Leider ist das Wasser hier bei Weitem nicht mehr so klar
wie im Cape Range NP, aber beim Schnorcheln sieht Peter trotzdem einige Schildkröten und einen riesigen
Stachelrochen von 1 1/2 Meter Durchmesser.
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Donnerstag, 22. Oktober
18.5° / 27°, bedeckt, sonnig
Am Morgen fahren wir zuerst zum Ningaloo Homestead, um die 5 Dollar pro Person für das Übernachten auf
Stationgebiet zu bezahlen. Dann geht es weiter, möglichst nahe an der Küste Richtung Coral Bay. Die
Landschaft besteht aus Dünen, ausgetrockneten
Ebenen, auf denen nur noch Büsche oder verdorrtes
Gras stehen. Rinderhaltung ist hier nicht möglich,
einige Schafe und Ziegen können in dieser kargen
Wüste, die bis ans Meer reicht, gerade noch überleben.
Und natürlich die hier heimische Tiere wie Känguruhs,
Emus und Goannas. Auch heute sehen wir im Wasser
viele Schildkröten und einen Hai, der nahe am Ufer
patrouilliert. Beim Nine Mile Camp, an der
wunderschönen, türkisblauen Bucht mit weissem
Sandstrand, sind wir bereits um die Mittagszeit. Zu früh
zum Bleiben und ausserdem möchten wir wieder
einmal richtig duschen und unsere feuchte, wegen dem
Salz nicht mehr trocknende
Wäsche in Süsswasser waschen.
Wir leisten uns eine Übernachtung
im Peoples Caravan Park in Coral
Bay, waschen Wäsche und gehen
Schnorcheln. Auch hier sind die
Korallen und Fische weit weniger
schön als an der Turquoise Bay.
Danach spazieren wir zum nahen
Restaurant und essen zum Znacht grillierte Coral Trout und Chips.
Freitag, 23. Oktober
16.5° / 26°, bedeckt, sonnig
Wie schon gestern, ist auch heute der Himmel am Morgen bedeckt und der kühle Wind, der seit Tagen bläst
ist uns auch erhalten geblieben. Wir fahren über den
Highway Richtung Süden direkt nach Carnarvon, wo
wir wieder einmal
Lebensmittel und
Diesel einkaufen
müssen. Inzwischen ist
der Himmel wieder
wolkenlos und wir
fahren wieder
nordwärts, diesmal der
Küste entlang Richtung
Gnaraloo. Das Camp
bei den Blowholes, anschliessend an eine SquatterSiedlung mit Wellblechhütten, gefällt uns gar nicht. Also
weiterfahren und zum Quobba Homestead abbiegen. Für
8 Dollar pro Person ist es uns gestattet, irgendwo auf der
riesigen Station zu übernachten. Lange suchen wir nach
dem richtigen Platz. Leider ist es über den hohen Klippen,
wo es uns am besten gefallen würde, zu windig. Etwas
windgeschützt in den Dünen werden wir aber doch noch fündig...
Samstag, 24. Oktober
17.5° / 26.5°, bedeckt, sonnig
Mit dem Plan der Station fahren wir über schmale Fahrspuren über das Grundstück. 48 Kilometer Küste
gehören zur Quobba Station. Die Küste ist spektakulär, das Riff nahe am Ufer… Nicht umsonst liegen einige
gesunkene Schiffwracks an der Küste. Die Landschaft ist karg, Sand, Dünen, Felsen, Büsche, sonst nichts.
Wie auf der Ningaloo Station, können auch hier keine Rinder gehalten werden. Auch hier gibt es nur
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Ziegen und Schafe. So bringen denn die Touristen, Surfer und die fischenden Australier, die hier an die
Küste kommen und auf dem Grundstück übernachten,
einen willkommenen Zustupf in die Kasse der Farm. Beim
Red Bluff Camp, einer sogenannten Eco Lodge auf Station
Boden, bleiben wir. Das Meer ist wunderbar türkisblau aber
leider keine 20 Grad warm. Auch die Lufttemperaturen
lassen zu wünschen
übrig, der Wind ist
heftig, so dass wir trotz
einladendem Wasser
nicht baden gehen. Mit
dem Feldstecher
bewaffnet setzen wir
uns in den Unterstand,
um Ausschau nach vorbeiziehenden Walen zu halten. Peter hat Glück
und macht einen aus, leider sehr weit vom Ufer entfernt. Um halb
sieben müssen wir dann unsere Kocherei plötzlich unterbrechen. Eine
Gruppe Wale zieht vorbei, diesmal so nahe, dass wir ihnen beim Spiel mit den Wellen zusehen können, das
hat natürlich Priorität.
Sonntag, 25. Oktober
Wir verlassen das Red Bluff Camp und fahren nordwärts in das Gebiet der Gnaraloo Station. Am Three Mile
Beach, dem Mekka der Surfer, machen wir Halt. Leider ist heute nicht viel los, weder Wind noch richtige
Wellen. So dümpeln die Surfer denn auf ihren
Brettern im Wasser und warten auf bessere Zeiten.
Vorbei am Gnaraloo Homestead fahren wir zum
Gnaraloo Beach. Ein herrlicher, von den Wellen
geschützter Strand, mit weissem Sand und
türkisblauem Wasser. Leider ist der Himmel heute
den ganzen Tag bedeckt und ich habe keine Lust zum
baden. Peter ist mutiger und macht sich allein auf
zum schnorcheln. Das Korallenriff kommt hier direkt
ans Ufer. Hier sind die Korallen unbeschädigt und
wunderschön, sogar besser als in der Turquoise Bay
im Cape Range NP. Das Eintauchen ins kühle
Wasser hat sich jedenfalls gelohnt, wird mir erzählt.
Ich habe unterdessen fein geduscht und fühle mich
wieder richtig
wohl und nicht
mehr klebrig salzig. Da man hier nicht campieren darf, fahren wir
zum Übernachten zurück auf das Gebiet der Quobba Station und
stellen Kokopelli auf die Klippen über der Turtles Sanctuary Zone an
der Grenze zwischen der Gnaraloo- und der Quobba Station. Auch
heute ist das Abendprogramm im Naturfernsehen genial. Zwar
können wir keine Turtles sehen, dafür bieten die Wale erstklassiges
Programm. Auch heute zieht eine Gruppe Wale vorbei, jeder
versucht den anderen im Sprung aus dem Wasser zu übertrumpfen,
um dann breitseits mit hoch aufspritzenden Wasserfontänen ins
Wasser zu klatschen. Wir können uns fast nicht satt sehen. Ein
unvergessliches Schauspiel. Dann beginnt es rundherum zu blitzen und zu donnern. Genug weit weg, so
dass wir uns nicht von unserer exponierten Lage entfernen müssen.
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Montag, 26. Oktober
19° / 25°, Regen, bedeckt
Heute Nacht und auch am Morgen regnet es leicht und wir kriechen erst um halb acht aus dem Schlafsack.
Wir bleiben vorerst auf unserem Platz stehen und arbeiten am Computer. Zum Mittagessen verschieben wir
uns weiter Richtung Carnarvon und stellen das Auto auf die Felsklippen am Garths Rock mit Sicht auf die
Salz-Verladestation von Rio Tinto. Dort ist gerade ein Schiff fertig geladen und wird von den Schleppern ins
offene Meer gezogen. Langsam bessert sich auch das Wetter, der Regen hat aufgehört und bereits schauen
die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke. Wir fahren noch bis zum Quobba Homestead zurück und
übernachten dort, es hat bereits wieder zu regnen angefangen.
Dienstag, 27. Oktober
18.5° / 34.5°, sonnig
Die Regenwolken haben sich verzogen, die Sonne scheint von einem blauen Himmel. Wir machen uns auf
den Weg nach Carnarvon. Carnarvon ist die Gemüseanbau-Metropole von Westaustralien. Das Süsswasser
zum Bewässern der Kulturen kommt aus dem Grundwasserstrom des Gascoyne River, der bei Carnarvon
ins Meer mündet und der nur bei starken Regenfällen
oberirdisch fliesst. Jetzt ist nur ein etwa 200 Meter
breites, sandiges Flussbett zu sehen. Ca. 60 % der
australischen Bananen wachsen hier. Auf den Feldern
leuchten die roten Tomaten, gelbe und rote Peperoni
und die knallroten Chilischoten. Auch die Erdbeeren
sind reif. Sie schmecken herrlich so frisch vom Feld.
Wir kaufen für die nächsten Tage ein, rufen die Mails
ab und schlecken eine hausgemachte Mango-Glace.
Nach dem Mittagessen geht es weiter, diesmal
Richtung Osten. Wir möchten in den Kennedy Range
NP, etwa 160 km im Landesinnern. An der Küste ist es
kühl und wir hoffen, dass es zum wandern in der
Kennedy Range nicht zu heiss ist. Wir machen einen
Abstecher zum Rocky Pool, einem permanenten
Wasserloch mitten im sonst
trockenen Flussbett des
Gascoyne River. Leider ist hier
Campingverbot, aber zwei
Camper stehen trotzdem da.
Wahrscheinlich interessiert es
sowieso niemanden, ob das
Verbot eingehalten wird oder
eben nicht. Die Gegend ist
topfeben, trocken, sandig und
steinig. Nur ein paar Büsche
wachsen auf diesem Boden.
Ausser einigen Ziegen sehen wir
keine Tiere. Mit jedem Kilometer,
den wir weiter ins Landesinnere
vordringen, steigen auch die
Temperaturen. Gegen Abend kommen wir bei 34.5 Grad auf dem Bushcamp des Kennedy Range NP an.
Wir sind mausbeinallein…
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Mittwoch, 28. Oktober
Peter hat heute Geburtstag. Schon zum dritten Mal hintereinander in Australien. Unheimlich wie die Zeit
vergeht. Wir machen uns am frühen Morgen auf die Wanderung zur
Temple Gorge. Die Kennedy
Range besteht aus Sandstein,
auf der Ostseite bietet die
Range spektakuläre bis zu 100
Meter hohe Klippen und
schmale tiefe Schluchten, in
denen nach starken Regenfällen
Wasser fliesst. Auch am Ende
der Temple Gorge ist der Pool
zu dieser Jahreszeit leider
trocken. Dafür sind die Farben
der verschiedenen
Sandsteinschichten eine Pracht.
Von schwarz über violett,
dunkelrot,
braun, ocker
bis weiss ist
alles
vorhanden.
Auch die verschiedenen ausgewaschenen
Einschlüsse von härteren Gesteinsarten ergibt
interessante, künstlerisch anmutende Skulpturen.
Den Nachmittag verbringen wir arbeitend und lesend
auf dem Camp. Erst gegen Abend steigen wir doch
noch hinauf auf das Plateau der Range. Der
mühsame, schweisstreibende und steinige Aufstieg lohnt sich, wir werden mit einer herrlichen Sicht auf die
hundert Meter tiefer liegende Ebene belohnt. Weit und breit nur Sand, Steine, Gebüsch.
Donnerstag, 29. Oktober
15.5° / 31°, sonnig
Noch zwei kurze Wanderungen haben wir im Kennedy Range NP vor uns. Wir fahren zum Sunrise Lookout,
obwohl die Sonne längst von einem blauen Himmel herunterbrennt. Da
wir gestern von
oben eine
wunderbare
Aussicht hatten,
lohnt sich der
kurze Aufstieg
zum Sunrise
Lookout aber
nicht. Aber zur
Honeycomb
Gorge gehen wir noch, von der versprechen wir uns
einiges, haben wir doch Bilder davon gesehen. Die
von Wind und Wasser ausgewaschenen
Sandsteinwände sind den kurzen Abstecher von 600
Meter hin und zurück wert. Wie von Künstlern
geschaffene Ornamente überziehen die Felswand.
Durch das Hinterland fahren wir dann zurück an die
Küste. An der Shark Bay übernachten wir auf dem
Gladstone Bush Camp, wie schon vor zwei Jahren
zusammen mit Maja und Peter. Auch diesmal bläst
der Wind heftig, aber die Fliegen sind nicht
anwesend, oder haben wir uns etwa in den letzten
zwei Jahren an sie gewöhnt? Da Ebbe ist und das Wasser weit draussen, gehen wir nicht schwimmen, dafür
geniessen wir am Abend einen schönen Sonnenuntergang.
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Freitag, 30. Oktober
15.° / 27.5°, sonnig
Wenn wir schon auf alten Pfaden wandeln, wollen wir unbedingt auch nochmals in den Francois Peron NP.
Einen Abstecher zur Shell Beach können wir uns auch
nicht verkneifen, zumal das Wetter bei unserem letzten
Besuch zu wünschen übrig liess. Heute scheint die
Sonne und der Himmel ist wunderbar blau. Vor uns
liegt der leuchtend weisse Strand, nein nicht aus Sand,
aus lauter kleinen und kleinsten Muscheln. Wir sind
auch dieses Mal erstaunt. Vorbei an der Whalebone
Bay, wo wir damals übernachtet haben, steuern wir
Denham an. Wir kaufen für die nächsten Tage ein und
fahren direkt zum Francois Peron NP. Die Fahrt zum
Gregory Bush
Camp ist auch
diesmal nur über
tiefen, weichen
Sand möglich.
Leider ist unsere
wunderschöne Site, direkt am blauen Meer, nicht
mehr zugänglich. Ein Zaun grenzt nun die grosse
Stellfreiheit ein. Da wir allein auf dem Camp sind,
finden wir jedoch trotzdem einen Platz mit Meersicht.
Trotz zügigem Wind der alles einsandet, geht Peter
schnorcheln. Mir ist es wieder einmal zu kalt… Auch das Duschen am Abend gestaltet sich schwierig, der
Sand ist überall.
Samstag, 31. Oktober
19° / 28°, bedeckt, sonnig
Am Morgen ist der Himmel bedeckt, so schlafen wir, ohne schlechtes Gewissen, wieder einmal aus. Danach
ist arbeiten am
Computer angesagt.
Das Tagebuch muss
nachgeführt werden,
die Monatsstatistik
ruft, da schon wieder
der Letzte des
Monats ist und Peter
möchte an seinem
Film weiter machen.
So vertreiben wir uns
die Zeit auf dem
Camp. Am Mittag ist auch die Sonne wieder da und wir
geniessen den Ruhetag. Ich studiere den Prospekt des
Parks und
lese, dass hier
das fast
ausgestorbene
Bilby
vorkommen
soll, das mit
seinen langen
Ohren und der
spitzen
Schnauze so
lustig aussieht.
Leider zeigt
sich keines, wen wundert‘s, sind sie doch selten und
erst noch nachtaktiv. Schade. Dafür haben wir Pied Kormorane und ihre steten Begleiter, die Seeschwalben,
quasi vor der Haustüre.
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Sonntag, 1. November
17° / 29°, sonnig
Vom heutigen Besuch am Cape Peron und am Skipjack Point sind wir etwas enttäuscht. Vor zwei Jahren
hatten wir vom Aussichtspunkt hinunter in die Bucht ein tolles Wildlife Programm. Heute sehen wir zwei
Rochen und zwei Delphine, sonst nichts. Das Wasser
ist etwas trüb und der Wind so stark, dass die
Oberfläche gewellt ist und man keine gute Sicht auf
die eventuell durchschwimmenden Tiere hat. So
machen wir uns auf den Weg zur Herald Bight, dem
einzigen Camp auf der Ostseite der Halbinsel. Je
näher wir dem Camp kommen umso tiefer und weicher
wird der Sand. Wir gehen zu Fuss, um abzuklären, ob
es sich lohnt schlimmstenfalls schaufeln zu müssen.
Ich bin skeptisch. Ein sich näherndes Auto nimmt uns
die Entscheidung ab, wir müssen weiter Richtung
Strand fahren und Platz machen, der nachkommende
Fahrer hat anscheinend keine Bedenken. Nachdem wir
uns durch den tiefen Sand gemogelt haben, stehen wir
auf dem weissen Sandstrand direkt am Meer. Wenn
wir nun schon da sind, bleiben wir auch, geniessen den
einmaligen Übernachtungsplatz nur einige Meter vom Wasser entfernt. Wie wir wieder herauskommen,
werden wir morgen sehen. Peter geht schnorcheln, sieht aber nicht viel, ausser Millionen von
Einsiedlerkrebsen. Dafür kommt er mit einer blutenden Ferse aus dem Wasser. Im seichten Wasser ist er in
etwas Scharfkantiges gestanden. Wir desinfizieren und verpflastern den Fuss.
Montag, 2. November
20° / 40°, sonnig
Ohne grosse Mühe, aber mit viel Gas und selbstbewusstem Fahrstil,
steuert Peter das Auto aus dem weichen Sand. Glück gehabt. Wir
sind froh, dass wir nicht schaufeln müssen, denn bereits am frühen
Morgen ist es brütend heiss. Dazu schmerzt Peters Ferse, die
Wunde sieht nicht gut aus. Wir beschliessen in Denham beim
Medical Center vorbei zu fahren und den Fuss einem Arzt zu zeigen.
Aber vorher machen wir aber noch einen Abstecher an die Big
Lagoon. Diese haben wir beim letzten Besuch des Francois Peron
NP aus Zeitgründen ausgelassen. Die Lagune ist umwerfend schön.
Auch hier weisser Sand und jede Schattierung von blau bis grün im
Wasser. Früher war dies ein von Land umschlossener Salzsee,
heute ist er gegen das Meer hin offen und eine seichte
wunderschöne Lagune. Doch wir wollen weiter, in der Hoffnung noch
vor dem Mittag einen Termin beim Arzt zu erhalten. Wir haben
Glück, nur zwei Personen sitzen im Wartezimmer. Armer Peter, die
Ärztin verpasst ihm einige Spritzen in die Fusssohle, um die Ferse
schmerzunempfindlich zu machen und entfernt aus einer Tiefe von
einem Zentimeter ein Stück Koralle. Er wird entlassen mit einem
dicken Verband und dem Rat, eine Ultraschalluntersuchung machen
zu lassen wenn die Schmerzen nicht verschwinden sollten,
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um ev. noch weitere Reststücke der Koralle ausfindig zu machen. Wir hoffen, dass es nicht nötig sein wird.
Nachdem wir noch Mails abgerufen haben und die
Dieseltanks gefüllt sind, haben wir keine Lust mehr weit
zu fahren. Bei der Tourist Info lassen wir uns für eine
Übernachtung 37 km südlich auf dem Bush Camp
Goulet Bluff registrieren. Leider ist das wunderschöne
Camp an der Whalebone Bay, wo wir mit Maja und
Peter übernachtet haben, bereits besetzt. Aber Goulet
Bluff ist ebenfalls schön. Wir haben den ganzen
Küstenabschnitt für uns allein und von der Klippe aus
können wir den Haien zusehen, wie sie über dem
Seegras im seichten Wasser nach etwas Fressbarem
suchen. Am Sandstrand, der ebenfalls voller weisser
Muscheln ist, wie der Shell Beach in der Nähe, nehme
ich dann doch noch ein Bad, die Luft ist heute 40 Grad
heiss. Selbst die Einwohner von Denham stöhnen über
die unübliche Hitze und hätten es lieber etwas kühler
oder noch besser, ein wenig Regen. Peter darf heute leider nicht baden, sein Fuss soll erst etwas heilen.
Dienstag, 3. November
20.5° / 39°, sonnig / bewölkt
Via den Butchers Track, der in tadellosem Zustand und frisch gegradet ist, fahren wir ostwärts zum
Murchison Settlement. Beim Roadhouse ist für heute
Schluss. Wir stellen uns auf den zum Roadhouse
gehörenden „Campingplatz“, kaufen uns etwas
Eiskaltes zu trinken und geniessen den Rest des
Nachmittages. Wir sind verschwitzt von der Fahrt
durch das heisse, staubtrockene Outback und sehnen
uns nach einer ausgiebigen Dusche. Wir sind die
einzigen Gäste heute Nacht und so habe ich den
ganzen Toiletten- und Duschenblock für Frauen für
mich allein. Am Abend brauen sich Gewitter in der
Ferne zusammen. Zu gerne hätte man auch in
Murchison etwas Regen. Leider fällt aber auch in
dieser Nacht der Regen anderswo. Heute Abend sieht
Peters Wunde an der Ferse schon viel besser aus.
Auch die Schmerzen nehmen langsam ab.
Mittwoch, 4. November
22.5° / 37°, bewölkt
Die Galahs, die uns gestern noch lange unterhalten haben, sind auch am Morgen früh wieder da. Sie lärmen
und streiten sich um das Wasser, welches aus dem
undichten Wasserhahn auf der Wiese tröpfelt. Wir
verabschieden uns von unserer Gastgeberin im
Roadhouse und fahren weiter in südöstlicher Richtung.
Vorbei an stillgelegten Minen und durch trockenes
Farmgebiet kommen wir zum Dalgaranga Meteorite
Crater. Dieser ist aber nicht überzeugend, und mit nur
21 Meter Durchmesser ist er Australiens kleinster
Meteoriten-Krater. Dafür bietet sich das felsige, mit
Büschen bewachsene Plateau, zum Übernachten an.
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Donnerstag, 5. November
22.5° / 30.5°, bedeckt
Auf der immer noch tadellosen, breiten Naturstrasse fahren wir Richtung Mount Magnet. Keine Ahnung für
wen diese Strasse so breit und gut unterhalten ist. In den letzten zwei Tagen auf dieser Strasse ist uns nur
ein einziges Auto begegnet. Wahrscheinlich ist die
Strasse noch ein Überbleibsel der vielen Minen, die
seit Jahren aber nicht mehr in Betrieb sind. Die
Maschinen und Anlagen sind aber noch alle da und
man hat das Gefühl, die Mitarbeiter müssten jederzeit
von der Mittagspause zurückkommen und die Arbeit
wieder aufnehmen. Anscheinend ist es billiger, alles
stehen und liegen zu lassen wie es ist, Anspruch auf
das sonst karge Land erhebt wohl niemand. Zur
Abwechslung ist die Erde heute streckenweise
einmal ockerfarben und nicht rot, wie sonst öfter.
Die Wild Flower Season ist leider vorbei, nur
wenige Blumen blühen noch. Kurz vor Mt.
Magnet liegt die verlassene riesige Goldmine.
Auch hier sieht es aus als ob noch alles
funktionstüchtig wäre, selbst Licht brennt noch in
einer Halle. Die Baumaschinen sind bei
Betriebseinstellung sicher noch brauchbar
gewesen. Auch Mount Magnet, einst eine geschäftige Stadt mit vornehmen Hotels, Geschäften und
Regierungseinrichtungen, kämpft wie viele während des Goldrausches entstandene Ortschaften ums
Überleben. So werden nun die Überreste der Minen touristisch ausgeschlachtet. Ein Tourist Drive führt
durch die Gegend und riesige Tafeln künden Stellen an, wo früher einmal etwas Wichtiges gestanden hat.
Heute sind aber nur noch Trümmer zu sehen. Anscheinend lässt sich alles, richtig vermarktet, an den Mann
und die Frau bringen. Ab Mt Magnet geht es auf dem geteerten Great Northern HWY weiter Richtung Perth,
noch trennen uns 500 Kilometer von der Hauptstadt Westaustraliens.
Freitag, 6. November
20.5° / 37°, Regen, sonnig
In der Nacht hat es gewittert und am Vormittag fallen einige Tropfen vom Himmel. Nach etwas mehr als 120
Kilometern auf dem Great Northern HWY verlassen wir die Teerstrasse und fahren über die Wanarra East
Road, eine Naturstrasse zum Lake Mongers, ein schneeweisser Salzsee. Entlang
diesem führt eine 4 WD Piste, die uns reizt. An der Wanarra
East Road blühen nun doch noch vereinzelt Blumen. Leider ist
die Zufahrt zur Offroad Piste mit einem grossen Tor mit
Schloss verriegelt. Schade. So müssen wir leider dem nicht
mehr so dichten Vermin Proof Fence auf der Westseite des
Salzsees entlang fahren. Auf dieser Seite des Sees sind wir
nun endgültig in der Zivilisation angelangt und haben das
Outback abrupt verlassen. Weizenfelder so weit das Auge
reicht, wie mit dem Lineal gezogene Staubstrassen trennen die
einzelnen riesigen Felder, kein Verlassen der
Strasse ist möglich, links und rechts Zäune.
Kurz bevor wir wieder auf dem Great Northern
HWY zurück sind finden wir einen mit hohen
Sträuchern umgebenen Gravel Pit zum
Übernachten. Eigentlich haben wir uns
gedacht, dass wir uns an die Fliegen in
Australien gewöhnt hätten. Weit gefehlt, es
hatte nur fast keine mehr. Aber heute
haben sie uns wieder gefunden,
kaum verlässt man das Auto, ist man
von einer Wolke dieser nervenden
kleinen Dinger umschwärmt. Das
kann einem sogar das Fotografieren
vermiesen. Wir verlassen das Auto
nur noch in dringenden Fällen und
das Duschen verschieben wir heute
bis nach dem Sonnenuntergang,
wenn die Fliegen sich verzogen haben.
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Samstag, 7. November
Auf dem Weg zum Avon River NP, wo wir heute übernachten wollen, kommen wir, mitten im Weizengürtel,
am Reynolds Flower Reserve vorbei. Da müssen wir
die Fahrt unterbrechen. Federblumen in allen Formen
und Farben wachsen hier, da gibt es wieder Hunderte
von Fotos zu schiessen. Unterbrochen wird der
Blumenrausch nur ab und zu von einem
Tannzapfenskink, der den Weg kreuzt … Auch auf der
Weiterfahrt kommen wir an ganzen Teppichen von
Wildblumen vorbei. Jede Ortschaft im Weizengürtel
und besteht sie auch nur aus zwei, drei Häusern, hat
ihren eigenen, riesigen Kornspeicher. Unheimlich,
welche Mengen von Weizenkörnern hier gelagert werden.
Zwischen den Feldern unzählige Salzseen. Am Nachmittag
erreichen wir den Avon River NP. Wir registrieren uns am
Eingang des Parks und fahren auf die Valley Campsite. Nur
drei, fast ebene, Stellplätze gibt es hier. Wieder einmal
haben wir einen ganzen Park für uns allein obwohl
Wochenende ist. Für die Perthianer, nur 80 km vom Park
entfernt, hat die Campingsaison anscheinend noch nicht
begonnen.
Sonntag, 8. November
Bevor wir uns auf den Weg nach Perth machen, fahren wir noch zum Bald Hill Lookout. Am Wegrand
entdecken wir eine Känguruhpfote, eine Blume,
die wir nie mehr gesehen haben, seit wir den
Südwesten vor fast zwei Jahren verlassen
haben. Auch andere Blumen blühen und wir
können uns erneut nicht satt sehen und
fotografieren wieder einmal viel zu viel. Kurz vor
Perth kaufen wir auf einer Erdbeeren-Farm noch
ein Kilo rote, reife Erdbeeren. Die Saison ist in
vollem Gange und die Früchte duften
verführerisch. Am Nachmittag treffen wir wieder
einmal am Cashelway ein, wo seit einiger Zeit
auch Ruedi uns Susi
wieder wohnen bis sie
Ende November in die
Schweiz fliegen. Wieder
einmal stehen unsere beiden Fahrzeuge im Garten.
Ich freue mich wieder einmal ein Zuhause zu haben,
wenn es auch nur für einige Tage ist. Wir haben auch
einige Pendenzen, die wir in Perth endlich erledigen
müssen (Zahnarzt, Organisation der Verschiffung
unseres Autos im Dezember, die Bank beauftragen
meinen Pin von Karratha nach Perth schicken zu
lassen, den längst fälligen und nur in Perth
erhältlichen Wasserfilter auswechseln usw. usw.).
Zudem findet in Perth Mitte Monat die 4 WD Show, eine Offroad-Messe statt, die wollen wir natürlich
besuchen. Danach möchten wir nochmals südwärts fahren. Doch das in einem nächsten Reisebericht.
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Hier die Entwicklung der Tagestemperaturen bei Fitzroy Crossing:
05.30
21°
19.00
30°
07.30
31°
20.00
26°
09.30
36°
01.30
20°
13.30
40.5°
05.30
16.5°
16.00
39°
Einige Daten zu dieser Reise (Darwin bis Perth):
Total Tage
34
Total gefahrene Kilometer
6‘584 km
Gefahrene Kilometer pro Tag (Durchschnitt) 193.5 km
Unsere Reiseroute
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