ROYAL CLIPPER°Karibik

Transcrição

ROYAL CLIPPER°Karibik
PrachtSchiff:
Die Royal Clipper ist ein
Nachbau des Rahseglers
Preußen (1902–1910).
Royal Clipper° Karibik
Die Royal Clipper, das größte
Vollmastsegelschiff der Welt,
verbindet die WindjammerRomantik vergangener Zeiten
mit modernem Komfort.
AZUR kreuzte mit ihr zu den
Windward-Inseln
in der Karibik.
50 °azur.de
Foto: Star Clippers
Freiheit
unter
Segeln
azur.de
51 °
Royal Clipper° Karibik
Imposante
Takelage:
5050 Quadratmeter Segelfläche
verteilen sich
auf 42 Segel.
Nachts fährt
der Fünfmaster
unter Motor, als
Stabilisatoren
dienen zwei
Anti-Roll-Tanks.
Fotos: Susanne Schaeffer
Alltag an Bord:
Wer auf der Royal Clipper
mitreist, erlebt Segeln hautnah
– direkt hinterm Steuermann
(oben) oder beim Zuschauen,
wenn die Nähmaschine
herausgeholt wird, um kaputtes
Tuch zu reparieren. Links:
das zweite Steuerrad am Heck.
52 °azur.de
azur.de
53 °
b
Royal Clipper° Karibik
Beach-Barbecue unter sanft rauschenden Palmen, dösen im Puderzuckersand, schnorcheln mit Schildkröten im kristallklaren Karibikwasser, Kajak und Wasserski fahren
oder einfach nur abhängen. Rundherum ein paar Yachten und die Royal
Clipper vor Anker in Sichtweite. Ein
Traum von Tag! So die einhellige
Meinung der rund 170 Gäste des
Windjammers. Ein Tag im Paradies!
Denn so oder so ähnlich stellen sich
hier viele dieses winzige Fleckchen
unberührter Natur namens Romeo
Island vor. Eine von fünf unbewohnten Inselchen der Tobago Cays
und unter Seglern und Motoryachties das absolute High-End-Ziel eines Karibiktörns. Ganz sicher auch
das Highlight auf dieser Kreuzfahrt
durch die Windward-Inseln.
Die Bezeichnung „Windward“
entspricht eigentlich nicht ihrer geografischen Lage, denn die Eilande
vor der Küste Südamerikas liegen
unterhalb der Passatwinde. Folgerichtig nannten die Spanier, Franzosen und Holländer sie ja auch
Leeward-Inseln, „Inseln unter dem
Winde“, und die über den Passat-
Das Deck
am Bug ist
ein reines
Arbeitsdeck.
Hier wird der
Anker ein- und
ausgefahren,
werden die
Taue verstaut.
Unter dem
blauen Dach
trifft sich die
Crew in ihrer
Pause.
auf Barbados lebt das
britische Königreich noch
winden liegenden die Windward-Inseln. Doch dann drehten die Engländer den Spieß irgendwann während
ihrer kolonialen Eroberungen einfach um. Warum, weiß keiner so
recht. Fakt ist, bis heute heißen alle
Inseln nördlich von Grenada und
südlich von Dominica inklusive derselbigen Windward-Inseln.
Leinen los heißt es aber zunächst
auf Barbados, dem „Little England”
der Karibik. Seit den Kolonialzeiten
herrscht hier die konstitutionelle
Monarchie mit der britischen Königin an der Spitze. Und die „Bajans“,
wie die Bewohner genannt werden,
denken und fühlen immer noch
▼
Fotos: Susanne Schaeffer
54 °azur.de
Eingespieltes
team: Per Knopfdruck
werden die Segel eingeholt
(unten), dann die Taue.
Ein Prozedere wie ein
Uhrwerk, das locker jedes
Mal 20 Minuten dauert,
immer beobachtet von den
Gästen an Bord.
azur.de
55 °
D
ie Royal Clipper, der 134
Meter lange Fünfmaster
und Nachbau der Preußen, weckt Sehnsucht
nach Seefahrer-Romantik. Wer hier
eine Kreuzfahrt bucht, will das nostalgische Flair der großen Entdecker
nachempfinden, aber auf zeitgemäßen Luxus nicht verzichten. Muss er
auch nicht: Nur maximal 227 Gäste
genießen auf den 1760 Quadratmetern Deckfläche mit drei Swimmingpools die großzügige Atmosphäre
des Großseglers, der mit seinem
königsblau-weißen Rumpf-Anstrich
und den goldenen Namenslettern am
56 °azur.de
Heck schon optisch weithin sichtbar
eine majestätische Ausstrahlung
hat. Nautische Tradition findet sich
auch in den auf Hochglanz polierten Messing-Applikationen und dem
edlen Mahagoni des Interieurs. Und
die geschmackvoll ausgestatteten
Kabinen vermitteln mit ihren dunklen Kassettenwänden, dem Marmorduschbad, den edlen Textilien in
Blaugelbtönen einen ebenfalls elegant-maritimen Charakter. Blickfang ist das großzügig gestaltete,
mittschiffs gelegene, dreistöckige
Atrium mit seinen Wandmalereien
im Zwischengeschoss und schmiedeeisernen Geländern mit goldenen
Griffen sowie dem Lichteinfall vom
darübergelegenen Pool. In seinem
obersten Stock befindet sich die
„Piano Bar“, die mit ihren gemütlichen Sitzecken ein beliebter Aufenthaltsraum bei schlechtem Wetter
oder für kühle Stunden an heißen
Tagen ist. Auf einem schneeweißen
Auslauf-Romantik mit
der Columbus-Hymne
Flügel spielt hier der Bordpianist
begleitende Melodien, die bis in den
ganz unten im Atrium liegenden
„Clipper Dining Room“ abendlich
das Dinner untermalen.
So fein das Interieur, so locker
entspannt ist die Atmosphäre an
Bord: Man ist ja unter Seglern, offen,
freundlich und gleich per Du. Neben den überwiegend aus den USA
und England stammenden Gästen
kommen viele aus Deutschland, der
Schweiz und diesmal auch 30 Gäste
aus Russland. Einige sind Freunde
des Kapitäns Sergey Tunikov.
Ein Welcome-Cocktail nebst frischen Früchten wartet in der „Tropical Bar“ auf die Neuankömmlinge. Die nur mit Segeltuch über die
gesamte Schiffsbreite abgedeckte
„Tropical Bar“ ist der zentrale Punkt
an Bord, hier kommt man hin zum
Early Bird-Kaffee bei Sonnenaufgang, zur Morgengymnastik, zum
Nachmittagssnack, auf den Aperitif
vorm Dinner, zu den Abendveranstaltungen danach, zum Tanzen –
und nimmt hier auch den letzten
Absacker. Sie ist sogar die Sammelstation im Notfall, wie sich am ersten Morgen an Bord zeigt – beim
Pflichtprogramm, dem Emergency
Drill. Der wird dreisprachig durchgeführt, auf Englisch, Deutsch und
Französisch. So wie alle Durchsagen, das Tagesprogramm und die
Ausflugsinformationen. Die Reederei pflegt ein internationales Image
auf allen drei Clipper-Schiffen. Neben der Royal Clipper befahren noch
die Viermaster Star Clipper und Star
Flyer die Weltmeere.
Zweiter hoch frequentierter Bereich an Bord ist der Bereich an
Deck direkt hinter der Brücke. Heiß
begehrt hier: die Holzbänke für den
Rundum-Ausguck! Es lassen sich
Ein- und Ausläufe am besten miterleben, man ist dicht am Kapitän,
der in Hörweite mit dem Ersten
Offizier dem Steuermann die Kommandos gibt. Und wenn die Royal
Clipper die Segel hisst und dabei die
Columbus-Hymne „1492“ von Vangelis erklingt. Ja, spätestens dann läuft
allen Gästen, egal, wie oft schon
miterlebt, immer wieder ein angenehm romantischer Schauer über
den Rücken.
Erster Stopp unserer Segel-Cruise
ist Union Island, eine Mini-Insel
der insgesamt 30 Grenadinen. Ein
unvergesslicher Strand-Nachmittag
verspricht das Bordprogramm hier.
Doch das Wetter spielt nicht mit,
die Ausläufer der Regenzeit erwischen uns noch Ende November.
Die heftigen Tropengüsse lassen
viele Kreuzfahrer nur kurz an Land
gehen. Erst am nächsten Morgen
scheint wieder die Sonne. Mastbesteigung steht auf dem Plan: Ins 15
Meter hohe Krähennest wollen viele,
die Schlange ist lang. Gut gesichert
schaffen alle den Aufstieg. Die Aussicht auf die Takelage, das Deck, das
weite Meer bis zum Horizont ist berauschend!
U
m 12 Uhr wirft die Royal
Clipper vor der Gewürzinsel Grenada Anker.
Grenada hat bis heute
unter den Folgen des Hurrikans Ivan
zu leiden, der 2005 über die Insel
fegte, nicht nur 90 Prozent aller Häuser, ja die gesamte Infrastruktur inklusive der Elektrizitätsversorgung
zerstörte. Die Schäden sind für die
Kreuzfahrtgäste unübersehbar. „Die
Natur hat sich aber erholt“, berichtet
Führer David, der einen Ausflug mit
mehreren Minibussen ins Landesinnere leitet. „Alle Bäume oben auf
den Bergkämmen waren nur noch
Gerippe ohne Laub. Inzwischen tragen sie immerhin schon wieder Blätter und Früchte.“ Auf der Fahrt zu
dem Seven Sisters Waterfall führt
eine schmale Straße auf über 500
Meter Höhe vorbei an dem See Grand
Etang. In dem gleichnamigen Nationalpark führt der Weg zunächst
durch ein Plantagen-Tal. David zeigt
den Wanderern die wichtigsten Gewürze der Insel, hält Kostproben
bereit von der Kakaobohne, der Ingwerwurzel, der Muskatnuss, von
Zimtstangen, Papayas und Maracujas. Dann beginnt der Abstieg zum
Wasserfall. Nur mit Stöcken zum
Abstützen und rutschfesten Schuhen gelingt es allen, die steilen und
durch den Regen der letzten Tage
matschig-glitschigen Stufen hinunter zu bewältigen. Unten wartet neben einem tosenden Schauspiel als
Belohnung ein erfrischendes Bad
im kleinen See davor. Ein Einheimischer mit dem Künstlernamen
Butterfly stürzt sich aus zehn Meter Höhe rückwärts ins sieben Meter
tiefe Nass. Köstlich und 100 Prozent
„organic and natural“ schmeckt
nach der Rückkehr zum Bus der
frisch gepresste Fruchtpunsch von
Christine. Die Französin, die vor elf
Jahren hier aus Liebe hängenblieb,
erntete zwanzig Maracujas im eigenen Garten, presste diese, fügte fünf
Orangen und zwei Limonen hinzu
und verdünnte den Mix mit Wasser.
Abends beim Welcome-Cocktail
entpuppt sich Gastgeber Sergey Tunikov, der russische erste Mann an
Bord, als nicht nur gut gelaunt und
gesellig, sondern auch als launige
Plaudertasche mit Marketing- und
PR-Qualitäten, indem er episch alle
Schiffe und Routen erklärt. Neben
seinen Kapitänsaufgaben hat er sogar, freiwillig, einen weiteren Nebenjob: Morgens um 6.45 Uhr bittet
der Karate- und Kung-Fu-Meister
zum Tai Chi-Training mit den Passagieren. Und wenig später stoppt der
Russe den Windjammer auch schon
in den Tobago Cays. Und der Tag im
Paradies beginnt. Mit Tenderboo-
ein paar Meter weiter sitzt später
neben den Royal Clipper-Gästen in
der „Romeo Bar“ eine Gruppe Franzosen, die hier von ihren Booten an
Land kommen. Der Restaurant-Chef
erklärt: „Ich koche für die Yachties.
Wir haben heute Morgen frischen
Hummer und Snapper gefangen.“
Was für ein Leben! Viel zu schnell
ist diese Robinsonade vorbei, fährt
um 16.30 Uhr der letzte Tender zurück. Doch schon wartet gleich ein
Gelungene ROBINSONADE
AUF DEN TOBAGO CAYS
ten fahren alle die wenigen Meter
bis an den Strand. Während sich
die Gäste verlustieren, hat die Crew,
mit Hotelmanagerin Anita an der
Spitze, mittags professionell einen
köstlichen Lunch vorbereitet. Mit
Salatbar, Gegrilltem, Obst und Desserts sowie einer Cocktailbar. Doch
bis es so weit ist, kann jeder auf dem
Traum-Eiland tun und lassen, was er
will. Die Schnorchelausrüstungen,
die es an Bord kostenlos zum Verleih
gibt, kommen nun zum Einsatz: Das
Wasser mit bunten Fischschwärmen
und ein paar Meeresschildkröten
wartet auf Besuch. Stundenlang
ließe sich in dem 27 Grad warmen
Wasser baden. Eine Inselerkundung
ist indes schnell erledigt: In weniger als zwei Minuten läuft man auf
einem kleinen Pfad zur anderen Seite zu einem weiteren Traumstrand.
Gute Schwimmer können sogar
übers Wassser hierherkommen. Nur
GalIonsfigur: Modelliert
nach dem Gesicht der Reederstochter Marie Krafft.
weiteres Spezial der Star ClippersSegler: die Fotoshooting-Tour in
Beibooten, wenn die Royal Clipper
unter vollen Segeln in den Sonnenuntergang fährt.
St. Vincent am oberen Ende der
Grenadinen präsentiert sich mit hohen Bergspitzen, bekleidet mit üppig
grünem Regenwald. Durch die quirlige Hauptstadt Kingstown, in der
sich einige teils schon zerfallene
Kolonialbauten um ein kleines Stadtzentrum mit Parlamentsgebäude
und Gericht gruppieren, schlendern die Kreuzfahrer. Die Insulaner
sind freundlich und zeigen sich
▼
britisch. Maria, die im Pendelverkehr jeweils eine Hand voll Gäste der
Royal Clipper im Taxi zum Hafen von
Bridgetown bringt, bestätigt dies:
„Wir fahren auf der linken Straßenseite, haben unsere Teatime, das
englische Schulsystem, unser Nationalsport ist Cricket, aber auch Polo.“
Von der ehemaligen Herrschaft der
Zuckerplantagen zeugen noch ein
paar feudale, versteckt liegende
Herrenhäuser. Schon lange ist die
heutige Haupteinnahmequelle aber
der Tourismus. Die Südküste, durch
dessen Orte Maria das Taxi lenkt,
sei jünger, aktiver und für den kleineren Geldbeutel. „Die Westküste
ist feiner“, so Maria, „dort befinden
sich abgeschlossene Hotelanlagen
für Gäste mit ,money‘.“ Wie das
Sandy Lane, das ultimative LuxusEldorado hier, in dem auch Barack
Obama seinen Honeymoon feierte.
Ankunft im Hafen: Durch eine
labyrinthartige Schleuse von Dutzenden von Souvenirläden muss der
Kreuzfahrtgast seinen Koffer durchs
Cruise Terminal schieben, um an die
Pier zu kommen. Ein lästige Prozedur, die sich leider in vielen KaribikTerminals finden lässt. Doch dann
geht alles ganz schnell: Reise-Voucher vorzeigen, Fotoshooting zur
Registrierung, Kreditkarte durchziehen, Boarding Pass in Empfang nehmen – willkommen auf dem größten
Windjammer der Welt!
Captain’s Tai Chi:
Der erste Mann an Bord
gibt morgens Tai ChiKurse für die Gäste.
Fotos: Susanne Schaeffer
Royal Clipper° Karibik
azur.de
57 °
Atl an tis cher
Ausschnitt
M
ittelpunkt des Hafenstädtchens ist der tägliche Markt entlang der
Uferstraße. Hier findet
man neben Obst, Gemüse, Kurzwaren auch viel Krimskrams, Souvenirs und durchaus Nützliches: für
die Piratennacht an Bord am selben
Ernstfall? Piraten alias
Crew-Mitglieder „überfallen“ die
Gäste beim Dinner.
58 °azur.de
St. Lucia
Marigot Bay
Soufrière
Meer
Bay macht die Royal Clipper nachmittags Halt. Gepflegt, sauber wirkt
das Örtchen, das im Grunde nur aus
der Hafenmole, ein paar Shops, Restaurants und einer Hand voll pastellfarbener Holzhäuser im Gingerbread-Stil besteht. Aber bildhübsch!
Bequia hat eine lange Seefahrtsgeschichte. Angeln und Schiffbau
florieren noch immer. Am Nordende
des Hafens bauen Handwerker auf
traditionelle Weise bis heute kleine
und große Boote aus Holz. Und es
gibt eine (teilweise) aktive Walfangstation: Gemäß einer Sondervereinbarung mit der Internationalen Walfangkommission darf hier
ab und an noch Walfang betrieben
werden. Erlaubt ist dann, pro Saison
bis zu vier Wale mit offenen Segelbooten zu fangen. Wer nicht auf
den lohnenswerten Ausflug „Kulturerbe“ geht, der an Zuckerrohrfeldern zu einer Schildkrötenfarm
führt, macht Wassersport am nahen
Sandstrand.
um das originellste Paar an Bord –
die fast kuschelige Nähe zwischen
„Tropical Bar“ und dem Deckbereich
davor, der „Bühne“, lässt beim Publikum die Hemmschwelle gen null
laufen. Man ist ja „unter sich“, eine
große Familie auf Zeit. Vielleicht
tut aber auch die Seeluft ihren Teil
dazu bei, weckt Meeres- und andere
Geister.
Und so werden in der wöchentlichen „Talent-Show“ bisher kaum
in Erscheinung getretene Crew-Mitglieder zu umjubelten Stars, wenn
sie singen, tanzen oder zaubern –
wie Barchef Manolito, mit elf BordJahren das Faktotum der Royal
Clipper. Und immer, und auf jeder
Reise andere, sind auch bisher unbekannte Talente unter den Gästen, die
sich an diesem Abend offenbaren:
K
Das beste Entertainment
machen die Gäste selbst
Auf dieser Kreuzfahrt jongliert ein
kalifornischer Student mit Bällen,
gibt die russische Gäste-Gruppe
unter Applaus einen ihrer traditionellen Hochzeitstänze zum Besten, singt eine bis dato meist nur
schüchtern lächelnde Russin aus
voller Inbrunst mit glasklarer Stimme Volksweisen, und sogar der Kapitän tanzt erstmals inmitten der
Gäste ein Solo. Alles mehr oder weniger improvisiert, aber authentisch
spontan und unverkrampft, und damit umso unterhaltsamer.
Einsame Badestrände, verträumte Lagunen und Korallenriffe. Auf
Bequia, der mit nur wenigen Quadratkilometern trotzdem schon größten der Grenadinen-Inseln, und hier
in Port Elizabeth an der Admiralty
leiner Kulturschock am
nächsten Morgen in Fort
de France auf Martinique: Nicht nur, dass
es zur Begrüßung bis nach dem
Frühstück wie aus Eimern schüttet,
die Zivilisation holt einen ein –
charmeloser
Kreuzfahrtterminal
mit überteuertem Duty-free-Laden,
Begrüßung durch ein Tourismusbüro-Empfangskomitee, Autolärm,
moderne, mehrstöckige Häuser und
überdachte Einkaufsmalls für die
100.000 Einwohner. Zahlungsmittel
ist der Euro, das Handy kündigt per
SMS den T-Mobile Weltweit-Tarif
in der EU an. Grund: Die Insel ist
wie Guadeloupe ein „Département“
Frankreichs, vergleichbar mit einem
Bundesland. Seine Bewohner sind
französische Staatsbürger. Ihr berühmtester ist längst verstorben,
aber überall noch lebendig: Napoleons Gattin, Kaiserin Joséphine, ist
hier geboren. Die Stadt lässt sich in
einer knappen Stunde Rundgang
Union
Island
0
G r enadinen
Abend nämlich. Viele Gäste haben
sich hier offenbar eingedeckt, wie
sich später herausstellt. Stammgäste
der Star Clippers-Schiffe, im Fachjargon „Repeater“ genannt, haben
das indes nicht nötig. Sie haben ihre
Maskerade von zu Hause mitgebracht. Die karnevalsähnliche Gaudi
ist nämlich Tradition auf jeder Reise, und jeder macht dabei auch mehr
oder weniger mit. Da kommen die einen mit Totenkopf-Tüchern, Pumphosen, breiten Gürteln und Schals
oder Bändern, Hüten, Spielzeugwaffen, schwarz geschminkt und
mit Zahnlücken aus Alufolie (aus
der Bordküche!). Die ganz wenigen
Unverkleideten, die sind bestimmt
beim nächsten Mal kostümiert dabei! Nach dem Dinner, das bereits
von einem Piratenüberfall der Crew
unterbrochen wird, geht die Party
in der „Tropical Bar“ weiter: Mit
kleinen Spielchen, die manchen an
frühere Kindergeburtstage erinnern,
wird der „Pirate of the Caribbean“
gekürt. Die Kandidaten müssen eine
Goldmünze zwischen ihren Knien
zu einem Sektcooler transportieren
und zielstrebig hineinfallen lassen, ohne ihre Hände zu benutzen,
dann ihre Knoten-Kenntnisse unter
Beweis stellen. Oder ein Lied nach
Wahl zum Besten geben. Danach
wird gefeiert und getanzt, natürlich
auch der obligatorische Star Clippers-Schiffstanz. Die Tanzrichtung
geben dabei die Wellen vor: mal
nach backbord, mal nach steuerbord. Bis nach Mitternacht klingen
die Reggae-Rhythmen weit aufs Karibische Meer hinaus.
Dieser Motto-Abend ist beispielhaft für den ganz eigenen Charakter der Star Clippers-Abendunterhaltung. Außer einem Pianisten und
einer Sängerin sowie einer in diesem Fall exzellenten lokalen Steel
Band oder auch mal einer FolkloreGruppe wird auf Shows mit Profikünstlern verzichtet. Die Dynamik
im Entertainment entsteht aus den
Gästen heraus und mit ihnen: Ob
Karaoke, Musik-Quiz, Wettbewerb
O zean
St. Vincent
Bequia
Bridgetown
Barbados
Tobago Cays
50 km
St. George’s
Grenada
Die Inseln ÜBER dem Winde
Wer die schönsten Segelreviere der Karibik kennen lernen möchte,
sollte die „Windward-Inseln“ bereisen – am besten unter Segeln.
Landesinfos
Der Duft von Muskatnuss,
Zimt und Vanille in der
gleißenden Sommerluft – das
sind die tropischen Aromen
Grenadas. Vom hufeisenförmigen Carenage auf St.
George’s, wo Segelschiffe
einst kielgeholt wurden oder
zum Säubern auf der Seite
lagen, geht es durch den
Sendall-Tunnel (1895 von
Hand gebaut) zum Esplanade
und dem alten Fort George,
von dem Sie einen spektakulären Blick auf Grenada
haben.
St. Vincent, am oberen Ende
der Grenadinen, ist dicht
bewachsen von üppigem,
tropischem Regenwald, in
dem Sie noch zahlreiche
Orchideen und seltene Farne
finden. Bequia liegt etwa
14 Kilometer von St. Vincent
entfernt. Der Naturhafen
Port Elizabeth ist ein
Treffpunkt für Segler aus
aller Welt. Erkunden Sie die
Marina mit einem Rundgang
und genießen Sie die Atmo-
sphäre bei einem tropischen
Cocktail.
Unter den Inseln der Karibik
ist Martinique die klassisch
französische. Zugleich wild
und mysteriös, urban und
fortschrittlich, spiegelt sie ein
tropisches Frankreich wider.
Sie werden dem Charme der
kreolischen Küche und den
Boutiquen in Fort de France
kaum widerstehen können.
Zwei gigantische Felsnasen
ragen aus dem Meer – die
Pitons: Sie wachen über das
bezaubernde St. Lucia, eine
tropische Vision des Paradieses, die man nie vergessen
wird. Marigot Bay, einer der
schönsten Häfen der Karibik,
ist umgeben von Kokospalmen und dicht bewachsenen
Hügeln. Rodney Bay beheimatet einige der schönsten
Yachten der Welt. Besuchen
Sie die kleine Hafenstadt
Soufrière mit dem einzigartigen befahrbaren Vulkan.
Souvenirs
Gewürze wie Zimt, Vanille,
Muskatnuss, Rum. Batiken.
Währung
Martinique: Euro, sonst
Eastern Caribbean Dollar
(ECD). Dollar werden akzeptiert, Rückgeld in Landeswährung. (1 US$ = 2,60 ECD)
Beste Reisezeit
Von Dezember bis
März, die übrigen
Monate kann
es zu täglichen
tropischen
Regenschauern
kommen.
Lesetipp
Karibik, Marco
Polo (9,95 Euro)
INFOS
Wahrzeichen: Ankern
mit Blick auf die
Pitons von St. Lucia.
www.barbados.org
www.grenada.org
www.Stlucia.org
www.martiniquetourisme.com
www.svgtourism.com
▼
offen für einen Schwatz mit den
Touristen. Dabei ergeben sich ganz
überraschende Verbindungen: Bei
der anglikanischen St. George’sKathedrale von 1820, die übrigens
bekannt für ihre bunten Glasmosaikfenster ist, trifft der deutsche Besucher auf begeisterte Kenner der
Heimat: Felicia, eine farbige Einheimische, erzählt, nach dem Weg
zum Botanischen Garten gefragt,
geschlagene zehn Minuten kommalos von Karlsruhe und ihren Jahren
dort als Lehrerin in der Militärschule, endet erst mit einem erschöpften
„Germany was the best years of my
life! Say hello to my lovely Germany. But now I have to go!“ Großartig, aber wo geht’s nun zum Botanischen... und weg ist sie.
Martinique
Fort de France
Ka r i b i s ch e s
Fotos: Susanne Schaeffer, Infografik: www.AxelKock.de für AZUR
Royal Clipper° Karibik
Südamerika
Kletterpartie:
Gut gesichert können
Schwindelfreie ins
15 Meter hohe Krähennest aufsteigen.
azur.de
59 °
Netz-Time:
Das Bugsprietnetz
lockt zum Sonnen
und Sinnieren.
Die Pitons von St. Lucia
erstrahlen im Morgenrot
einfache, individuelle Strand-Bars,
aus denen Karibik-Klänge hallen,
einfache Restaurants, Köche, die
den frischen Tunfisch vor den Augen der Gäste ausnehmen, bevor er
später gegrillt und serviert wird,
Beach-Apartments zum Mieten mit
direktem Meerzugang. Am Strand
ein paar streunende Hunde und
Rastermänner. Anfangs ist das Meer
noch schlammdurchsetzt vom Tropenschauer, doch schon eine Stunde später wieder glasklar für einen
Schnorchelgang. Nur zu gerne
hätten die Kreuzfahrer hier einen
Sundowner-Cocktail mit Blick auf
die auf Reede liegende Royal Clipper
genossen.
Doch es heißt Segel setzen nach
St. Lucia! Wer den karibischen Sternenhimmel unter Segeln liebt, und
das tut mancher nach dem dritten
Rumpunch, erlebt selten einen der
60 °azur.de
einzigartigen Sonnenaufgänge: In
der Karibik ändert sich die Szenerie sekündlich, wenn sich das Licht
langsam durch dunkle und helle
Wolkentürme am Horizont seinen
Weg in den Tag hinein kämpft. Und
wenn sich dann wie an diesem Morgen die Doppelkegel der Pitonberge
im Morgenrot zartrosa abzeichnen,
ist das Kitschbild perfekt. Doch nur
zwei Gäste wohnen um sechs Uhr
früh schon diesem Schauspiel bei.
Dafür sind die Deckhands bereits
umso eifriger, sprühen die Teakhölzer mit Süßwasser ab, wischen,
säubern die Reling und Geländer.
Erst als die Royal Clipper vor die
Marigot Bay läuft und in Sichtweite
des Wahrzeichens der Antillen ankert, hat sich das Vorderdeck mit
Passagieren gefüllt. Marigot Bay, einer der schönsten Häfen der Karibik,
ist umgeben von Kokospalmen und
dicht bewachsenen Hügeln. Rechts
neben einer Hügelkuppe erstrecken
sich zwei lange, einsame, palmengesäumte Traumstrände, am liebsten würde man hinüberschwimmen.
Doch der Kapitän entscheidet sich
heute nicht für „Wassersport am
Strand“. Dafür wird die Marina aufgemacht. Schwimmmatten dümpeln
im Meer um das Heck. Wer mag,
kann sich von einer Badeleiter aus
von der Hitze abkühlen.
Nachmittags wird in der Bucht
von Soufrière ein weiterer Stopp
eingelegt. Auf der Fahrt dorthin
gibt es eine fast letzte Gelegenheit,
bei strahlender Sonne einen nur
auf den Star Clippers-Segelschiffen
möglichen und erlaubten Ausflug
ins Bugsprietnetz zu machen. Für
viele der Lieblingsort an Bord: Das
Meer unter sich, die Segel über sich,
lässt man sich ins grobmaschige
Netz fallen, genießt die ungewohnte
Perspektive, den Fahrtwind, den
Himmel. Nirgendwo sonst ist man
auf See der Freiheit so nah!
Soufrière, was „Schwefel in der
Luft“ bedeutet, hat seinen Namen
von den nahen Schwefelquellen.
Und tatsächlich: Ziemlich bald nach
Verlassen der Stadt fängt es an, unangenehm nach faulen Eiern zu riechen. Etwas vermessen behaupten
die „Lucies“, wie die Inselbewohner
sich nennen, sie hätten hier ihren
einzigen Drive-in-Vulkan der Welt.
Mit viel Fantasie stimmt das: Man
fährt tatsächlich auf einer Straße
in die Überreste eines 300.000 Jahre alten Vulkankraters hinein, eine
Art Mondlandschaft tut sich auf,
mit Teichen voller Schlamm, der
Blubberblasen schlägt. Kurz vorher
muss man dann aber doch aussteigen, ein paar Stufen hinunter-, über
eine Brücke und wieder etwas hinauflaufen, um bis auf 25 Meter ans
Naturkuriosum heranzukommen.
Hier lebt Die Romantik der alten Seefahrer auf
Wer auf dem Fünfmaster Royal Clipper kreuzt, schätzt den persönlichen Kontakt
zur Crew, zum Kapitän und die Nähe zu Wind und Wellen – neben dem Luxus.
schiff
Das Flaggschiff der Star
Clippers-Flotte mit fünf Masten,
5050 Quadratmetern Segelfläche
und 42 Segeln will die Tradition
der Großsegler fortsetzen.
Maritim-sportliches Ambiente
verbunden mit modernem Komfort und sehr guter Küche machen die Royal Clipper einzigartig.
Kabinen
E
in letztes Mal heißt es
heute Abend Segel setzen
und mit der traditionellen
Auslaufmelodie der Reederei, „1492“ von Vangelis, Kurs zu
nehmen nach Barbados, dem Start
und Ziel dieser Kreuzfahrt. Und wie
auf jeder Star Clippers-Reise findet
am vorletzten Abend das Captain’s
Dinner mit Jakobsmuscheln und
Hummer statt, während der letzte
ebenso standardmäßig mit einem
Dankeschön der Crew bei den Gästen endet. Fähnchen ihrer Nationalitäten schwingend laufen alle nacheinander ein und singen Michael
Jacksons Hit „We are the world“.
Spätestens jetzt planen auch die
letzten Gäste ihre nächste Segelkreuzfahrt mit der Royal Clipper.
Den Rekord an Bord hält sicher
Heidi, eine lebenslustige Witwe aus
Deutschland, die am Ende dieser
Reise sieben Wochen an Bord und
in den letzten 12 Jahren insgesamt
163 Wochen mitgesegelt war.
Text: Susanne Schaeffer
★★★★
i
Luxus-Außenkabinen mit Marmorduschbad, TV (Video/News),
DVD, Safe, Fön. Sechs Innenkabinen (10 m2), 14 De-Luxe-
auch an Deck). Dinner mit mehrgängigen Menüs. „Tropical Bar“,
Poolbar. Café- und Teebar plus
Obst kostenfrei rund um die Uhr
in der „Piano Bar“. Wasserstation
(kostenfrei) an der „Tropical Bar“.
service
Sehr freundlich, vornehmlich Filipinos (englischsprachig), deutschsprachiger Kreuzfahrtdirektor
und Hotelmanager. Trinkgeld
nicht obligatorisch, Empfehlung:
8 Euro/Tag.
Sport & Wellness
Kleines Fitness-Studio, Spa mit
Massagen und Beauty-Behandlungen (Thalgo, z. B. Massage: 60
Min./75 Euro). Gymnastik. Wassersport in der eigenen Marina
oder am Strand Wasserski, Kajak,
Segeln. Gegen Gebühr: Tauchen.
Bordprogramm
Bibliothek mit Büchern, Brettspielen, Bridge. Internet (Kosten:
Fotos: Susanne Schaeffer, Star Clippers
Royal Clipper° Karibik
erlaufen: das Fort Saint-Louis, ein
Militärgebäude aus dem 17. Jahrhundert, gleich darunter die frühere
Place de la Savane mit ihren Königspalmen und Tamarinden, die Statue
von Joséphine und, am sehenswertesten, die Bibliothek Schoelcher. Sie
wurde in Paris angefertigt, in ihre
Einzelteile zerlegt und 1893 hier
aufgebaut.
Mittags ist keiner traurig, der
Hektik dieser Stadt wieder zu entfliegen. Es geht zur Anse d’Arlet.
Wieder regnet es kurz und heftig,
das geplante Mastklettern fällt dem
Tropenschauer zum Opfer. Der Tender zum Beach zwei Stunden später
lohnt sich dennoch: Der Regen hat
aufgehört, das Land dampft, die sehr
idyllisch gelegene Bucht überrascht
die Kreuzfahrer mit dem ganz eigenen, ein wenig schäbigen Charme
eines Strandes, der mehr von Rucksacktouristen und Individualreisenden als von Pauschalurlaubern
frequentiert zu werden scheint:
Waschtag:
Beim Stopp
auf Martinique
säubert die
Crew die Bordwand.
Außensuiten (20 m2) außerdem
mit Marmorbad mit Whirlpool,
zwei Doppelbetten, separatem
Wohnbereich, Minibar und Privatbalkon. 24-Stunden-Roomservice.
Zwei Eignerkabinen (je 40 m2),
nutzbar als eine Kabine für bis zu
acht Personen. Toilettenartikel.
Klimaanlage regulierbar.
GASTRONOMIE
30 Minuten/6 Euro, 3 Stunden/
20 Euro). Abendunterhaltung,
z. B. Karaoke, Talentshow, Quiz,
Piratenabend. Captain’s Dinner,
Pianomusik. Abschieds-Dinner.
AUSFLUGSANGEBOT
Besichtigungen per Bus und zu
Fuß, Aktivangebote wie Reiten.
Shopping
Kleiner Bordshop mit maritimer
Kleidungs-Kollektion mit Reederei-Logo sowie Souvenirs, Toilettenartikel. Bordwährung: Euro.
Dresscode
Maritim-leger. Abends sportlichelegant. Lassen Sie die Krawatte
und das kleine Schwarze zu
Hause!
Highlights
Segelromantik pur! Viel Stammpersonal, das die ebenso vielen
Stammgäste immer herzlich
willkommen heißt.
Royal Clipper
Schiff15,0
Kabinen12,0
Gastronomie16,0
Service18,0
Sport & Wellness
8,0
Bordprogramm7,0
Ausflugsangebot7,0
GESAMT Punkte
83,0
Bordsprache: Englisch/Deutsch
Passagiere/Crew: 227/106
Baujahr: 2000
Flagge: Luxemburg
BRZ: 5000
Länge/Breite: 134 m/16 m
Fazit
Wie eine große Segel-Familie
fühlen sich die Kreuzfahrer
an Bord dieses Windjammers,
der Tradition mit Moderne
kombiniert. Für Gäste, die mit
internationalem Publikum in
überschaubarem Rahmen einen
sportlich-ent-spannten Törn
abseits des Massentourismus mit
sehr guter Küche und persönlichem Service erleben wollen.
Info
www.starclippers.com
Top-Angebot:
Grenadinen
er
Schiff: Royal Clipp
.,
Termin: z. B. 1., 15 7 Tage)
ils
we
(je
12
.20
29.12
ados, Tobago
Route: ab/bis Barb ncent,
Vi
.
St
a,
ad
en
Cays, Gr
e, St. Lucia
Bequia, Martiniqu
Preise: DK innen ab
ßen ab
1810 Euro/P. DK au Flug)
e
hn
(o
/P.
1905 Euro
„Clipper Dining Room“ mit freier
Platzwahl. Early Bird-Frühstück in
der „Piano Bar“, Frühstücksbuffet,
Lunch-Themen-Buffet (oft
Maximale Punkte: Schiff: 20, Kabinen: 10, Gastronomie: 20, Service: 20, Sport & Wellness: 10, Bordprogramm: 10, Ausflugsangebot: 10, Gesamt: 100
Punkte: ★★★★★ 100-90 ★★★★★ 89-85 ★★★★ 84-75 ★★★★ 74-70 ★★★ 69-60 ★★★ 59-55 ★★ 54-45
azur.de
61 °

Documentos relacionados