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Mark Rothko
Mark Rothko (Lettisch: Marks Rotko; * 12. Septemberjul./ 25. September 1903greg.[1] in
Daugavpils/Dwinsk, deutsch Dünaburg, Lettland, als Marcus Rothkowitz; † 25. Februar
1970 in New York) war ein amerikanischer Maler des Abstrakten Expressionismus und
Wegbereiter der Farbfeldmalerei.
Marcus Rothkowitz wurde 1903 als viertes Kind des jüdischen Apothekers Jacob und
seiner Frau Anna Goldin Rothkowitz im russischen Dwinsk, dem heute lettischen Daugavpils, geboren. Wegen der zahlreichen antisemitischen Pogrome im Zarenreich entschloss
sich seine Familie, in die USA auszuwandern. Sie fuhren im August 1913 mit dem Passagierdampfer Czar der Russian American Line von Libau nach New York. Ab 1913 lebte
Rothko zunächst in Portland, Oregon, später, nach einem knapp zweijährigen, nicht abgeschlossenen Studium an der Yale University, in der Kunstmetropole New York. Seine erste
Einzelausstellung fand 1933 im Portland Museum of Art statt. Zwei Jahre später war er
Mitbegründer der Künstlervereinigung The Ten. 1938 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft und änderte im Januar 1940 seinen Namen zu Rothko. Eine Einzelausstellung
fand 1945 in Peggy Guggenheims Galerie Art of This Century in New York statt.[2]
Vorbilder
Beeinflusst wurde er zunächst vor allem vom europäischen Surrealismus eines Max Ernst,
Wolfgang Paalen und Yves Tanguy. Auch die künstlerischen Arbeiten seines Vorbildes Henri Matisse hinterließen in seinem Werk deutliche Spuren. Ein bekanntes Bild Rothkos trägt
bezeichnenderweise den Titel Homage to Matisse (1953). Nachdem es im November 2005
auf einer Auktion bei Christie‘s in New York für 22,5 Millionen Dollar verkauft wurde, galt
es längere Zeit weltweit als das teuerste Kunstwerk nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
[3] Diesen Rang übernahm später vorübergehend sein Gemälde White Center.
Werke ab 1949
Mit seinem ab 1949 entstehenden Hauptwerk gehört Mark Rothko zu den bedeutendsten
Repräsentanten des Abstrakten Expressionismus und der Farbfeldmalerei, die maßgeblich
von ihm geprägt wurde. Rothko ist besonders bekannt durch seine großformatigen Ölgemälde mit gestapelten, ineinander verschwimmenden, monochromen Farbflächen. Manche
dieser Werke erreichen eine Höhe von über 300 cm.
Rothko hatte genaue Vorstellungen bezüglich der Hängung und Beleuchtung (in eher
düsteren Räumen) und empfahl, die Gemälde aus circa 45 cm Entfernung zu betrachten.
Ein zentrales Anliegen seiner Werke ist die intensive Betrachter-Bild-Beziehung, die durch
eine rein auf die Wirkung der Farbe ausgerichtete, nicht figurative Malerei erreicht werden
soll. Schon 1947 äußerte er: „Ein Bild lebt in Gemeinschaft, indem es sich in den Augen
des einfühlsamen Betrachters entfaltet und dadurch in ihm auflebt. Es stirbt, wenn diese
Gemeinschaft fehlt. Deshalb ist es ein gewagtes und gefühlloses Unterfangen, ein Bild in
die Welt zu entsenden.“ [4] Rothko kommentierte ansonsten sein eigenes Werk fast nie und
lehnte insbesondere nach 1950 jeden interpretatorischen Hinweis ab. Stattdessen bekannte
er: „Bilder müssen geheimnisvoll sein.“ (Quelle?)
Der Depressionsforscher Florian Holsboer nennt Rothko als Beispiel für eine manisch-depressive Persönlichkeit, deren depressive Lebensphasen sich signifikant im farblichen
Wechsel seiner Arbeit nachweisen lassen. Ein Zusammenhang zwischen den Depressionen
und seinem Suizid sei anzunehmen.[5]
1970 tötete sich Rothko in seinem Atelier. Er hinterließ seine Frau, die Illustratorin Mary
Alice „Mell“ Beistle, die nur wenige Wochen darauf an einem Herzinfarkt starb, und seine
beiden Kinder Kate und Christopher.[6] Zwei seiner früheren Freunde hatte Rothko zu
Verwaltern seines Nachlasses bestimmt. Ihnen wurde der Vorwurf gemacht, dass sie viele Gemälde an die New Yorker Marlborough-Galerie weit unter Wert verkauften. Erst die
Tochter Kate beendete den weiteren Verkauf mit einem jahrelang geführten Prozess.
Künstlerisches Erbe
Kurz vor dem freiwilligen Tod des Künstlers im Jahre 1970 entschloss sich die Tate Gallery
in London, einen eigenen, permanenten Rothko Room einzurichten. Eine große Sammlung
im deutschsprachigen Raum ist in wechselnder Zusammenstellung und Anzahl in der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel zu besichtigen.
Im Jahr 1971 wurde die „Rothko Chapel“ in Houston eröffnet, in der 14 Werke des Künstlers ausgestellt sind. Sie wurde Rothko von den Kunstsammlern John und Dominique de
Ménil gewidmet und gilt als eines der ungewöhnlichsten Gotteshäuser. Das achteckige
Gebäude zeigt neben den Malereien von Rothko vor dem Haupteingang der Kapelle eine
Skulptur von Barnett Newman zum Gedenken an Martin Luther King.[7] Für die Zeremonie, die Rothko Chapel in einen interkonfessionellen Raum zu ändern, baten die de Menils
einen Freund von Rothko, Morton Feldman, ein Musikwerk für den Raum und den kürzlich verstorbenen Künstler zu komponieren. Das Werk titelte Feldman Rothko Chapel.[8]
Mark Rothko auf dem Kunstmarkt
Sein Werk White Center (Yellow, Pink, and Lavender on Rose) aus dem Jahr 1950 wurde
im Mai 2007 bei einer Auktion des New Yorker Auktionshauses Sotheby’s für 65 Millionen
US-Dollar versteigert (mit Aufgeld entspricht dies rund 72,9 Millionen Dollar). Dies war
zu diesem Zeitpunkt der höchste Preis, den ein Gemälde zeitgenössischer Kunst auf einer
Auktion erzielen konnte. Im Mai 2012 erzielte das Bild Orange, red, yellow bei einer Auktion des New Yorker Auktionshauses Christie’s einen Erlös von 86,9 Millionen Dollar. Am
13. November 2012 wurde das Bild No. 1 (Royal Red and Blue) bei Christie’s in New York
für 75,1 Millionen Dollar versteigert.
Theater
Das Theaterstück Red des amerikanischen Autors John Logan befasst sich mit Leben und
Werk des Künstlers. Es wurde in London im Dezember 2009 im Donmar Warehouse uraufgeführt. Alfred Molina spielte Rothko.[10]
Mark Rothko
Biographie, Biografie, Ausstellungin der Fondation Beyeler bei Basel
Artikel vom 18. Juni 2001
Mark Rothko (1903-1970) wurde in einem Jahr schrecklicher Pogrome im russischen
Dvinsk als Marcus Rothkowitz geboren. Das vierte Kind eines Apothekers wurde von seinem Vater auf eine Talmud-Schule gesandt, wo er eine strenge religiöse Erziehung erhielt.
1910 emigrierte der Vater in die USA, die Familie folgte ihm 1913 nach. Marcus besuchte
die Failing School in Portland. Im Jahr darauf starb der Vater an Darmkrebs. Um Geld zu
verdienen, verkaufte Marcus Zeitungen. Die Shattuck Elementary School und ab Herbst
1918 bis Juni 1921 die Lincoln High bereiteten den Jungen aufs College vor.
Dank Intelligenz und Fleiss erhielt er ein Stipendium für Yale, das ihm jedoch nach Ablauf
des ersten Studienjahres gestrichen wurde. Zu den von ihm belegten Fächern gehörten
Allgemeine Psychologie und Geschichte der Philosophie. Im Frühling 1923 gründete Rothkowitz mit zwei Kollegen die progressive Untergrundzeitung Yale Saturday Evening Pest.
Nach ihm selben Herbst verliess er Yale ohne Abschluss und ging nach New York.
Im Januar 1924 schrieb sich Rothkowitz bei der Art Students League für Kurse in Anatomie und Figurenzeichnen ein, doch bald schon ging er zurück nach Portland, wo er bei der
Truppe von Josephine Dillon Schauspielerei studierte. Dort sei er zum ersten Mal mit der
Welt der Farbe und der künstlerischen Gestaltung in Berührung gekommen, sagte Rothko
später dazu. Theater und Musik nahmen fortan einen wichtigen Platz in seinem Leben ein.
Anfang 1925 kehrte Rothkowitz nach New York zurück und begann an der New School of
Design zu studieren. Im Oktober schrieb er sich für Max Webers Stillleben-Klasse an der
Art Students League ein. Bis Mai 1926 lernte er dort im Stil von Cézanne zu arbeiten. Er
besuchte nun eifrig die Galerien und Museen im Big Apple.
1927 zeichnete er Karten und Illustrationen für die von Lewis Browne veröffentlichte Graphic Bible, ohne dabei jedoch mit Namen genannt zu werden. Den Prozess gegen Browne
und den Verlag MacMillan verlor Rothkowitz vor dem Obersten Gerichtshof in New York.
Der Geiger Louis Kaufmann stellte Rothkowitz dem Künstlerehepaar Sally und Milton
Avery vor, die ihn stark beeinflussten. Bei ihnen zeichnete er zusammen mit anderen
Künstlern regelmässig Akte. Ende 1928 stellte Rothkowitz erstmals Werke öffentlich aus.
An der Gruppenausstellung in der Opportunity Gallery war er mit Landschaften vertreten.
1929 begann er an der Center Academy des Brooklyn Jewish Center zu unterrichten. Nach
wie vor ging er wöchentlich zu den Averys, um zu Zeichnen, aber auch zu Leseabenden. Zu
den dort verkehrenden Künstlern gehörten Barnett Newman und Adolph Gottlieb.
Mit Gottlieb und den Averys verbrachte Rothkowitz viel Zeit in den Jahren 1930-32, so
auch die Sommerferien 1932 in Massachusetts. Diese gemeinsamen Ferien mit ausgiebigem
Zeichnen und Malen setzten sich währen den gesamten dreissiger Jahren fort. 1932 lernte
Rothkowitz am Lake George im Staate New York Edith Sachar kennen, die er im November
1932 heiratete.
1933 stellte das Portland Art Museum seine Werke sowie die seiner Schüler an der Center
Academy aus. Ende Jahr veranstaltete die Contemporary Arts Gallery in New York eine
Rothkowitz-Einzelausstellung, die vor allem Portraits und Figurenstudien umfasste. Seine
Frau Edith Sachar hatte damals wohl bereits begonnen, als Bildhauerin zu arbeiten und an
der Center Academy zu unterrichten.
Von nun an folgten häufig Ausstellungen, auf die wir nicht mehr einzeln eingehen können.
1934 wurde ein Aufsatz von Rothkowitz in der Brooklyn Jewish Center Review veröffentlicht. Der Künstler nahm an der Gründung der Artists Union teil. 1935 wurden seine Werke u.a. zusammen mit denen expressionistischer Maler in der Gallery Secession gezeigt.
Die Künstler, zu denen Ilya Bolotowksy und Nahum Tschacbasow gehören, gründeten die
Gruppe „The Ten“. Rothkowitz übernahm das Amt des Sekretärs. Sie wandten sich gegen
den Konservatismus und sprachen sich für das Experimentieren aus. Sachar baute Mitte
der dreissiger Jahren ein erfolgreiches Unternehmen mit Silberschmuck auf.
1936 stellten „The Ten“, eigentlich waren es nur 9 Künstler, in der Pariser Galerie Bonaparte aus. Ende des Jahres zeigte das Museum of Modern Art die Ausstellung „Fantastic Art:
Dada and Surrealism“, die Rothkowitz stark beeinflussen sollte.
1938 wurde Rothkowitz amerikanischer Staatsbürger. Im Jahr darauf entliess in die Works
Progress Administration, für die er seit 1936 gearbeitet hatte. Ende 1939 löste sich die
Gruppe „The Ten“ auf, vielleicht aus politischen Gründen. Im Januar 1940 verkürzte Rothkowitz seinen Namen zu Rothko, eine Änderung, die 1959 legalisiert wurde.
1940 traten Rothko, Avery, Gottlieb und Bolotowsky aus dem zunehmend kommunistisch
geprägten American Artists‘ Congress aus und gründeten in New York die Federation of
Modern Painters and Sculptors. Rothko und Gottlieb setzten sich in einer Werkgruppe vor
allem mit mythologischen Themen auseinander. Von 1941 bis 1947 beteiligte sich Rothko
an Ausstellungen der von ihm mitbegründeten Künstlervereinigung.
1943 trennten sich Rothko und Sachar, die seit 1937 mehrmals vorübergehend getrennt gelebt hatten, endgültig. Die Scheidung wurde 1944 rechtskräftig. Rothko erlitt einen Nervenzusammenbruch, ging ins Krankenhaus und danach zu seiner Familie nach Portland.
An der Westküste lernte Rothko die Künstler Buffie Johnson und Clyfford Still kennen, der
in entscheiden beeinflussen sollte. Im Herbst 1943 kehrte Rothko nach New York zurück,
wo ihn Johnson dem Berater von Peggy Guggenheim, Howard Putzel, vorstellte. Rothko
teilte sich nun ein Atelier mit dem surrealistischen Maler Boris Margo.
1944 nahm Rothko an einer Gruppenausstellung in Peggy Guggenheims Galerie Art of This
Century teil. Im Dezember machte ihn der Fotograf Aaron Siskind mit der Illustratorin
Mary Alice (Mell) Beistle bekannt, die Rothko im darauffolgenden Jahr heiratete. Art of
This Century zeigte 1945 fünfzehn Arbeiten von Rothko und das Whitney Museum wählte
eines seiner Werke für die „Annual Exhibition of Contemporary American Painting“ aus.
An den Jahresausstellungen des Museums nahm Rothko bis 1951 teil.
1946 schrieb Rothko den Text für den Katalog zu Clyfford Stills erster Einzelausstellung bei
Art of This Century. Er lernte Robert Motherwell kennen, begann sich von seinen damals
biomorphen Motiven zu entfernen und entwickelte die später als Multiforms bekannten
Werken.
1947 organisierte die Betty Parsons Gallery eine Ausstellung, in der Rothko sein bis dahin
grösstes Bild ausstellte. Als Gastdozent lehrte er im Sommer in der California School of
Fine Arts (CSFA). 1948 stellte er bei seiner zweiten Einzelausstellung in der Parsons Gallery
erstmals Bilder mit Nummern als Titel aus, ein Verfahren, das er 1947 von Still übernommen hatte.
Im Frühjahr 1948 kündigte Still seine Stellung bei der CSFA, um seine Pläne für eine
Gründung einer eigenen Schule voranzutreiben. Rothko, Motherwell und andere machten
mit. Still zog sich allerdings bereits im Herbst von seiner New Yorker Schule „The Subjects
of the Artist“ zurück. Rothko folgte ihm Anfang 1949. Kurz darauf schloss die Schule aus
finanziellen Gründen. Nach dem Tod seiner Mutter 1948 litt Rothko unter Depressionen
und schuf immer weniger Werke.
1950 reisten die Rothkos für fünf Monate nach Europa. In Paris, Cagnes-sur-Mer, Venedig,
Florenz, Arezzo, Siena, Rom und London sahen sie sich Alte Meister und Kirchen an. Ende
Jahr kam ihr erstes Kind, Kathy Lynn (genannt Kate) in New York zur Welt.
1951 erschien im Magazin Life die berühmte Aufnahme von den Zornigen, welche Rothko
und siebzehn andere Künstler zeigte, die sich weigerten, an einem vom Metropolitan Museum of Art ausgerichteten Wettbewerb für zeitgenössische Kunst teilzunehmen. Im Februar
trat Rothko eine Stelle als Assistent für Design am Brooklyn College an. Im März sprach
er an einem Symposium im Museum of Modern Art. Die Rede wurde im Mai in Interiors
veröffentlicht. Im April fand seine letzte Ausstellung in der Parsons Gallery statt, bei der er
erstmals seine „klassischen“ Bilder mit den aufgelösten Rändern präsentierte. Seine Farben
könnten nicht zusammen leben, die Vision der Harmonie existiere nur für einen Moment,
ehe sie zerschlagen werde, schrieb Rothko dazu.
Im März 1952 bezog der Künstler ein neues Atelier. In einer von Dorothy Miller im MoMA
organisierten Gruppenausstellung wurden zwei seine Bilder gezeigt. Die Pläne für eine
Ausstellungstour durch Europa gaben er und Still auf, weil sie dort die Hängung ihrer
Arbeiten nicht überwachen könnten. Aus dem selben Grund verzichtete Rothko auf eine
Teilnahme an der Jahresausstellung im Whitney Museum. Er verweigerte auch die Prüfung
zweier seiner Werke durch die Ankaufkommission des Museums.
1953 hatte sich Rothkos Beziehung zu Still und Newman abgekühlt. Er wandte sich vermehrt Robert Motherwell, Philip Guston und später auch Theodoros Stamos zu. 1954 unterschrieb er einen Vertrag mit der Sidney Janis Gallery, die bereits Still, Newman, Pollock
und de Kooning vertrat. Im März verlor er seine Stellung am Brooklyn College. Das Art
Institute of Chicago zeigte Rothko in der ersten einer Reihe von Einzelausstellungen. Bei
der Auswahl und Hängung seiner neuen Arbeiten wirkte der Künstler entscheidend mit.
Im Sommer 1955 lehrte er an der University of Colorado in Boulder.
1956 zog Rothko in eine neues New Yorker Atelier um. Nach einer Ausstellung mit Werken
von Rothko, Tomlin und Okada in der Phillips Collection in Washington erwarb Duncan
Phillips zwei seiner ausgestellten Werke. Anfangs 1957 lehrte Rothko in New Orleans. Seine Palette habe dort begonnen, dunkler zu werden. Diese Tendenz setzte sich später fort.
1958 zeigte die Sidney Janis Gallery neue Bilder von Rothko, darunter Black over Reds von
1957 und Four Darks in Red von 1958, die beide 1958 zu den zehn Werken von vier amerikanischen Künstlern zählten, die an der Biennale in Venedig gezeigt wurden. Im selben
Jahr erhielt Rothko den Auftrag, eine Reihe von Wandbildern für das Restaurant Four
Seasons im Seagram Building zu malen, das von Philip Johnson ausgestaltet wurde. Janis
reichte ohne Rothkos Wissen sein Werk No. 14 von 1957 zum Wettbewerb um den International Award des Solomon R. Guggenheim Museums ein. Als er den Preis für die USA
gewann, lehnte Rothko ihn ab.
1959 reiste Rothko mit Mell und Kate nach Italien, wo sie u.a. in Pompeji, Rom, Florenz
und Venedig halt machten. Michelangelo und Fra Angelico beeindruckten ihn. Über weitere europäische Stationen reiste er nach New York zurück, wo er bei einem Abendessen
im Four Seasons über den protzigen Charakter des Restaurants so entsetzt war, dass er den
Auftrag umgehend zurückgab, zusammen mit dem bereits erhaltenen Geld. Die berühmten Seagram Murals behielt er.
1960 kaufte Phillips zwei weitere Gemälde von Rothko an, richtete eine weitere Ausstellung
aus und richtete in der Phillips Collection als erster öffentlicher Institution einen „Rothko-Saal“ ein. 1961 ehrte das Museum of Modern Art den Künstler mit einer Retrospektive
mit 48 Werken. Danach wurde die Ausstellung in mehreren europäischen Städten gezeigt.
1962 wandte sich Rothko in einem neuen Atelier in New Yorks First Avenue dem Auftrag
für ein Wandgemälde für die Harvard University zu. Im gleichen Jahr nahm er an einem
Staatbankett für die Künste im Weissen Haus teil. Aus Protest gegen die Pop-Art-Ausstellung in der Sidney Janis Gallery trennten sich Rothko, Gottlieb, Guston und Motherwell im
Oktober von Janis.
1963 überwachte Rothko die Hängung von fünf seiner sechs Wandbilder für Harvard. Die
Werke wurden im Frühling im Solomon R. Guggenheim Museum in New York gezeigt
und kehrten danach nach Harvard zurück. Im August wurde das zweite Kind der Rothkos,
Christopher Hall, geboren.
1964 unterzeichnete Rothko einen auf ein Jahr befristeten Exklusivvertrag mit der Londoner Marlborough Fine Arts Gallery. Im April erhielt der Künstler den Auftrag für eine Reihe von Wandbildern für die Kapelle von Dominique de Menil in Houston, Texas. Zu diesem Zeitpunkt hatte Rothko bereits begonnen, seine Blackform Paintings zu malen. In der
Ausstellung „Painting and Sculpture of a Decade“ in der Londoner Tate Gallery war Rothko
mit einem Werk vertreten. Rothko bezog erneut ein neues Atelier und begann, assistiert
vom Maler William Scharf, den er seit 1951 kannte, am Houston-Projekt zu arbeiten.
1965 schlug der Direktor der Tate Gallery, Sir Norman Reid, Rothko vor, Bilder von ihm
anzukaufen, um sie in einem ihm gewidmeten Raum zu präsentieren. Auf einer Europareise mit seiner Familie machte Rothko 1966 auch Halt in London, um sich den von der Tate
Gallery vorgeschlagenen Raum anzusehen. 1967 sandte Rothko vierzehn Werke sowie vier
weitere zur Auswahl an de Menil nach Houston für die Kapelle.
1968 diagnostizierten die Ärzte bei Rothko ein Aneurysma der Aorta. Nach einem Krankenhausaufenthalt rieten ihm die Ärzte, kein über einen Meter hohes Werk mehr zu malen.
Rothko wurde in das National Institute of Arts and Letters aufgenommen. Im Juli mieteten
die Rothkos ein Cottage in Princeton. Der Künstler malte eine Reihe von kleineren Arbeiten auf Papier und äusserte den Wunsch, etwas wie seine Aquarelle aus den vierziger Jahren
zu schaffen. Mit der Hilfe von Bernard Reis setzte er ein neues Testament auf, das seinen
Besitz zwischen seiner Familie und der Mark Rothko Foundation aufteilte. Ende Jahr begann er mit Hilfe einiger Assistenten die Bestandesaufnahme seiner Werke.
Am 1. Januar 1969 trennte sich Rothko von Mell und zog in sein Atelier. Die Marlborough
Gallery machte er durch einen Vertrag für acht Jahre zu seinem alleinigen Vertreter. Er
begann ein Verhältnis mit Rita Reinhardt, der Witwe des 1967 verstorbenen Ad Reinhardt.
Im Frühjahr setzte die Arbeit an einer Reihe von Arbeiten in düsteren Farbtönen ein. Im
Juni erhielt er den Ehrendoktor der Yale University und seine Foundation wurde gegründet, ohne jedoch ihren Zweck festzulegen, weshalb es nach seinem Tod zu einem Rechtsstreit kam. Am 25. Februar 1970 nahm sich Mark Rothko in seinem Atelier das Leben. Ein
Jahr darauf, am 27. Februar 1971, wurde die Rothko Chapel als interkonfessionelle Kapelle
eingeweiht.
Mark Rothko in der Fondation Beyeler
Noch bis am 24. Juni 2001 zeigt die Fondation Beyeler eine sensationelle Mark Rothko-Retrospektive, bei der die Bilder, wie vom Künstler gewünscht, tief gehängt sind. Die
über 70 Werke des Künstlers, der als Abstrakter Expressionist Weltgeltung hat, decken alle
Schaffensphasen ab. Die Höhepunkte bilden der Rothko Room aus der Phillips Collection
in Washington, D.C., und die legendären Harvard Murals, die erstmals in ihrer Gesamtheit ausgeliehen wurden. Daneben sind einige Subway-Bilder (1935-39) zu sehen, die sein
vom amerikanischen Realismus beeinflusstes Frühwerk repräsentieren. Die surrealistische
Schaffensphase wird von zwei grossformatigen Gemälden abgedeckt. Den Multiforms von
1946-49 ist ein eigener Raum gewidmet, wobei zwei Werke aus Privatbesitz ausgestellt
sind, die seit Jahrzehnten nicht mehr öffentlich zu sehen waren. Die Werke aus den Jahren
1948/49 bilden den poetischen Höhepunkt der Ausstellung. Rothkos „klassische“ Phase
der fünfziger Jahre ist reich vertreten. Dazu gehören die erwähnten Seagram Murals, wobei
drei Werke, die der ersten Serie von 1958 zuzurechnen sind, erstmals zusammen gezeigt
werden können. Tuschfederzeichnungen und einige Black Form Paintings von 1960-64 und
andere Werke dokumentieren Rothkos Schaffen in den sechziger Jahren. Die Ausstellung
dauert noch bis am 24. Juni 2001.
Mark Rothko (1903–1970), der amerikanische Künstler russischer Abstammung, zählt zu
den bedeutendsten Vertretern des Abstrakten Expressionismus. Bekannt wurde er durch
seine zumeist grossformatigen Gemälde mit horizontal geschichteten Farbflächen auf monochromem Grund.
Mit 102 Bildern aus öffentlichen und privaten Sammlungen werden sämtliche Schaffensphasen des Künstlers vertreten sein. Einen wesentlichen Akzent setzen zwei bedeutende Werkgruppen – der Rothko Room der Phillips Collection (Washington, D.C.) und die
Harvard Murals (Harvard University), die erstmals vollständig ausgeliehen werden. Mit
diesen Rothko Rooms wird das Bestreben des Künstlers, eine gesteigerte Beziehung zwischen Betrachter und Bild zu erreichen, direkt erfahrbar gemacht.
Bereits in den frühen 50er Jahren grenzt er sich durch seinen expliziten Anspruch, die
Präsentation seiner Bilder zu kontrollieren, vom damaligen Kunstbetrieb ab. Eine dichte
Hängung der Bilder in relativ kleinen Räumen, eine gedämpfte Beleuchtung und übergrosse Bildformate sollen ein unmittelbares Erleben des Betrachters sicherstellen: Die Räume
sollen mit seinen Bildern gesättigt, förmlich angefüllt werden.
Biographie
1903 Marcus Rothkowitz wird in Dwinsk/Russland geboren
1912 -1913 Auswanderung der Familie nach New York
1921 -1923 Besuch der Yale Universität
1924 -1927 Schauspielunterricht, Studium der Malerei bei Max Weber
Bekanntschaft mit Milton Avery
1929 Beginn der Lehrtätigkeit
(Center Academy of the Brooklyn Jewish Center)
1932 Heirat mit Edith Sachar
1934 Rothko wird Gründungsmitglied der Artists Union in New York
1935 Gründung der unabhängigen Künstlergruppe „The Ten“
1940 Abkürzung des Namens zu Mark Rothko
1945 Heirat mit Mell Beistle;
Kinder Kate (geb. 1950) und Christopher (geb. 1963)
1950 fünfmonatige Europareise (Frankreich, Italien, England)
1951 Aufnahme der Lehrtätigkeit am Brooklyn College
1954 Beginn der Zusammenarbeit mit der Sidney Janis Gallery
1956 erste Ankäufe durch den Sammler Duncan Phillips
1958 Auftrag für das Restaurant „Four Seasons“ im Seagram Building
1959 Reise nach Europa; Rothko weist den Auftrag „Four Seasons“ zurück
1960 Permanenter Rothko Room in der Phillips Collection, Washington
1961-1962 Auftrag für Wandbilder in der Harvard University
1963 Marlborough Fine Arts Gallery übernimmt die Vertretung Rothkos
1964 Dominique de Menil erteilt Auftrag für die Rothko Kapelle in Houston
1968 schwere Erkrankung Rothkos
1969 Einrichtung der Mark Rothko Foundation;
Schenkung von neun Seagram Murals an die Tate Gallery;
Trennung von seiner Frau Mell
1970 Freitod am 25. Februar;
Eröffnung des Rothko Rooms in der Tate Gallery
1971 Fertigstellung der Rothko Chapel in Houston
Mark Rothko – ein Superstar in München Mark Rothko traf mit seiner abstrakten Farbfeldmalerei den Geschmack des Massenpublikums. Doch die
gefällige, heitere Fassade täuscht. Der Amerikaner war durchaus störrisch
und zweifelte an der Welt. Museumsmacher brachte er regelmäßig zur Weißglut. Eine Retrospektive in München zeigt nun das Werk des komplizierten
Künstlers.
Von Hermann Weiß
Künstler sind gern mal schwierig. Mark Rothko (1903–1970) aber war ein
Sonderfall. Der Mann war nicht schwierig. Er war hochgradig kompliziert.
Das spürten auch die, die es gut mit ihm meinten wie sein Galerist Sidney
Janis oder die Architektenlegende Philip Johnson.
Janis zum Beispiel hatte maßgeblichen Anteil daran, dass „Black over Reds“
und „Four Darks in Red“, zwei der für Rothko typischen Farbfeldbilder aus
den 50er-Jahren, 1958 bei der Biennale in Venedig gezeigt wurden. Als er
jedoch ohne Wissen Rothkos dessen Bild No.14 ins Rennen um den International Award des Solomon R.Guggenheim Museums schickte – und Rothko
einen Preis bekam – lehnte der die Auszeichnung ab. Auch Johnson, der Rothko 1958 den lang ersehnten Großauftrag für eine Reihe von Wandbildern
im Restaurant des Seagram Buildings verschaffte, machte Bekanntschaft mit
dem Ethos des Künstlers.
„Der Gedanke, dass seine Bilder zur Dekoration verkommen, war unerträglich für Rothko“, sagt Oliver Wick. „Gleichzeitig war er so überzeugt von
sich, dass er glaubte, Johnson würde statt des Restaurants einen Raum nur
für seine Bilder bauen. Als das nicht geschah, behielt er die ,Murals‘ für
sich.“
Wick nennt den Maler nicht schwierig. „Ich halte ihn für einen ernsten Menschen und in dem Sinn auch verletzlich“, sagt der Schweizer Kunsthistoriker.
Rothko zu entschlüsseln ist so etwas wie die Mission Wicks. Der 45-Jährige
hat alle maßgeblichen Rothko-Werkschauen der jüngeren Vergangenheit kuratiert, darunter die Retrospektive in der Baseler Fondation Beyeler 2001 und
die Rothko-Ausstellung zur Wiedereröffnung des Palazzo delle Espositioni in
Rom 2007. Zurzeit bereitet er in München die erste große Rothko-Retrospektive auf deutschem Boden seit 1988 in der Hypo-Kunsthalle vor.
Museumsmacher brachte er zur Weißglut
Dabei sitzt auch Wick das Über-Ich des Künstlers im Nacken. Denn neben
Freunden wie Barnett Newman, den Rothko plötzlich wieder siezte, obwohl
er sich ihm im Malgestus verbunden fühlte, waren es vor allem die Museumsmacher, die er regelmäßig zur Weißglut brachte. „Rothko überwachte
nicht nur die Hängung seiner Bilder. Als ihm das New Yorker Museum of
Modern Art 1961 die erste Retrospektive ausrichtete, die dann auch nach
Europa ging, wollte er alle Museumsräume im Modell nachbauen lassen, um
die Kontrolle zu haben“, sagt Oliver Wick.
Ein Bild lebe aus und in der Beziehung zum Betrachter: „Das war Rothkos
zentraler Glaubenssatz. Und wenn das nicht klappt, dann sei das – wie in
einer Ehe – ein Grund zur Scheidung.“ So weit lässt es Wick lieber gar nicht
kommen, er fühlt sich Rothko verpflichtet, weil er seinen Standpunkt „nachvollziehen kann“. So griff er in Basel Rothkos Raum-Idee wieder auf und
baute den Rothko-Room nach, den die Phillipps Collection in Washington
D.C. dem Künstler 1960 eingerichtet hatte. In Rom präsentierte er die monumentalen Seagram-Wandbilder und stellte den Künstler an historischer
Stätte in den Kontext mit der Renaissance-Malerei, den auch Rothko für sich
reklamierte. Jetzt, in München, wird ein Schwerpunkt auf dem Frühwerk
Rothkos liegen. Ein Bruch mit der Erwartungshaltung des Publikums? Nicht
ganz.
Auch in München ist zu sehen, warum Rothko zum Massenphänomen wurde. Zum Liebling für Millionen, die sonst einen Bogen um die abstrakte
Kunst machen, ihn aber vergöttern. Schuld sind die so genannten „Multiforms“. Schöne, bunte Bilder, die Rothko seit den späten 40er-Jahren malte,
mit sich überlagernden Farbschleiern, die perfekt zum minimalistischen
Wohnstil passen, wie ihn Stadtmenschen gerne pflegen. „Ich sehe das Problem“, sagt Wick. „Das geht hinein bis in die New Yorker Privatsammlungen.
So ein Rothko ist halt ein schönes Arrangement, mit Blumen passend zum
Bild.“
„Die Bilder spucken einen regelrecht aus“
Dass Rothko selbst die Harmonie seiner Multiforms als Vision beschrieb, die
jeden Moment zerstört werden könne, kommt in dieser Rezeption zu kurz.
Umgekehrt nimmt die Popularität seiner Kunst in dem Maße ab, in dem die
Bilder dunkeltoniger werden. „Die absolute Schwärze seiner Black Paintings
wirft den Betrachter auf sich selbst zurück“, sagt Oliver Wick. „Die Bilder
spucken einen regelrecht aus.“ Die Folge: „Bis vor wenigen Jahren hat sich
für diese Phase im Schaffen Rothkos niemand interessiert.“
Unbeachtet blieb auch, dass Rothko zuletzt noch einmal das Medium wechselte. Das Publikum, das die scheinbar so positiven Multiforms liebte, weiß
mit den seltsam unentschiedenen, pastellfarbenen Acrylmalereien in Rosa,
Lila, Terrakotta und Blaugrau im Grunde bis heute nichts anzufangen.
Es ist das Verdienst der Münchner Retrospektive, dass sie nicht nur den
Massengeschmack bedient, sondern auch Entlegeneres zeigt. Es gehe ihm
darum, die Genese des Künstlers zu beschreiben, sagt Wick, der seine Ausstellung mit den Subway-Bildern Rothkos beginnt: Momentaufnahmen von
U-Bahnhöfen zwischen Realismus und Expressionismus aus den 30er-Jahren. Im Krieg, Mitte der 40er-Jahre rekurriert der Jude Rothko dann auf die
antiken Mythen, um das sich anbahnende Menschendrama zu verarbeiten.
Wick hat die ins Surreale spielende Werkgruppe um den blinden Seher Teiresias als exemplarisch herausgegriffen. Dann folgen schon die ersten Multiforms.
Erstmals sind in München drei Skizzenbücher Rothkos zu sehen: Seitenweise Kringel und Linien, nichts Aufregendes scheinbar und doch eine
Einladung. „Als Betrachter macht man Riesenpurzelbäume, das geht nach
vorne und hinten nach oben und unten“, sagt Oliver Wick: „Es vibriert beim
Sehen. Wie etwas Stoffliches, Lebendiges. Das ist die Essenz von Rothkos
Kunst.“

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