Neue Arbeitslosenunterstützung Mapuches feiern Sieg

Transcrição

Neue Arbeitslosenunterstützung Mapuches feiern Sieg
Sonnabend, 18. Februar 2006
116. Jahrgang Nr. 31.550
Neue Arbeitslosenunterstützung
Regierung kündigt Änderung des Sozialsystems an
Buenos Aires (AT/AG) - In einem feierlichen Akt und unter Anwesenheit des gesamten Ministerkabinetts kündigte Präsident Néstor
Kirchner am Montag die Umstrukturierung der Sozialleistungen an.
Anstatt der bisher üblichen Sozialunterstützung, genannt arbeitslose Haushaltsvorstände (Jefas y jefes de hogar), die von seinem Vorgänger, Ex-Präsident Eduardo Duhalde ins Leben gerufen worden
war, würden sich die sozial
schwach gestellten Personen jetzt
auch für eine Familienunterstützung bzw. eine Arbeitslosenunterstützung entscheiden können. Das
Ziel der neuen Maßnahme ist, den
Sozialhilfeempfängern Anreize zu
bieten, sich aktiv in den Arbeitsmarkt einzuglie-dern.
„Das ist ein qualitativ neuer
Sprung“, nannte Kirchner die Ein-
richtung der Arbeitslosen- und
Schulungsunterstützung (Seguro de
capacitación y empleo). Sie wird
maximal über zwei Jahre gezahlt
und kann bei der Rentenversicherung abgerechnet werden. Dem
Empfänger wird darüber hinaus die
Möglichkeit geboten, sich an speziellen Bildungsprogrammen zu
beteiligen, um die unabgeschlossene Mittelschulausbildung zu absolvieren oder einen Beruf zu lernen.
Weiterhin sollen ihm Orientierungshilfen auf dem Arbeitsmarkt
und beim Einstieg ins Berufsleben
gegeben werden.
Die Sozialunterstützung für
Haushaltsvorstände, bei der zahlreiche Korruptionsfälle aufgedeckt
worden waren und die bei weitem
nicht alle Bedürftigen erreichte,
war der Regierung bereits seit langem ein Dorn im Auge. Wegen
mutmaßlicher Klientelwirtschaft
hatte die Weltbank Ende des Jahres 2005 den beantragten Kredit
von 350 Millionen US-Dollar gestrichen. Kritisiert wurde weiterhin, unter anderem auch von Seite
der Kirche, die unbeabsichtigte
Erziehung zur Bequemlichkeit, da
an die Vergabe der Unterstützung
keine Bedingungen geknüpft waren. Im Oktober vergangenen Jahres wurde deshalb eine Familienunterstützung eingeführt, die an
Mütter mit Kindern vergeben wird
und die Mütter zur medizinischen
Versorgung und Einschulung ihrer
Kinder verpflichtet. Nun soll ein
weiterer Schritt getan werden.
Im Unterschied zur bereits bestehenden Arbeitslosenunterstützung, die gegenwärtig in einer
Höhe von 300 Pesos pro Monat an
etwa 60.000 Personen für eine Dau-
er von einem Jahr gezahlt wird, soll
die neue Arbeitslosenunterstützung
600.000 Personen erreichen. Vor
allem wird erwartet, dass die Sozialhilfeempfänger zu der neuen Unterstützungsform wechseln. Der
Anreiz soll sein, nicht nur der Betrag von 225 Pesos pro Monat im
Gegensatz zu 150 Pesos Sozialunterstützung, sondern auch die angebotenen Schulungskurse.
Auch für die Familienunterstützung, die bis jetzt je nach der Zahl
der minderjährigen Kinder zwischen 100 und 200 Pesos lag und
nicht auf das erwartete Interesse
gestoßen war, wurden Änderungen
angekündigt. Der Grundbetrag für
eine Familie mit einem Kind wird
auf 150 Pesos angehoben, für jedes weitere Kind erhöht sich die
Summe um 25 Pesos bis maximal
250 Pesos pro Monat.
Mapuches feiern Sieg
Provinz Neuquén anerkennt in der neuen V
erfassung die Urbevölkerung
Verfassung
Buenos Aires (AT/AG) - Die verfassungsgebende Versammlung der
Provinz Neuqén erkannte am Freitag vergangener Woche den Mapuches den Status der Urbevölkerung zu. In die neue Provinzverfassung
wird ein Artikel aufgenommen, der die Mapuches als Rechtsperson
anerkennt und ihnen unter anderem die Beteiligung an der Nutzung
der natürlichen Ressourcen zusichert. Neuqén ist damit die erste Provinz in Argentinien, die die Rechte der Urbevölkerung in diesem Maße
beachtet.
Die argentinische Verfassung beschränkt sich lediglich auf die Anerkennung der autochthonen Bevölkerung. Für weitere Fragen sei der
Kongress zuständig, sagt der Verfassungstext.
In der Sitzung vom Freitag vergangener Woche stimmte die verfassungsgebende Versammlung einheitlich dafür, die Rechte der indigenen Bevölkerung in der Verfassung zu beachten. Noch eine Woche
zuvor hatte die Frage erhitzte Debatten ausgelöst und zur Vertreibung
der indigenen Gemeinden unter anderem mit Tränengas geführt. Die
Mapuches hatten gefordert, als Volk in der Verfassung erwähnt zu werden. Die Charakterisierung als Gemeinde hätte aus ihrer Sicht Benachteiligung für sie bedeutet.
In der Provinz Neuqén gibt es heutzutage etwa 50 Mapuche-Gemeinden mit insgesamt knapp 10.000 Mitgliedern. Schätzungesweise
40 Prozent der Provinzbevölkerung haben indigene Wurzeln. Für die
Anerkennung ihrer Rechte setzten sich unter anderem der Friedensnobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel und der Bischof von Neuquén,
Marcelo Melani, ein.
„Die Provinz anerkennt die kulturelle und ethnische Präexistenz
der indigenen Völker als Teil ihrer Identität“, lautet der betreffende
Verfassungsartikel. Weiterhin heißt es: „Die Provinz anerkennt das
Eigentumsrecht der indigenen Bevölkerung auf Grund und Boden, den
sie traditionellerweise bewirtschaftet, und regelt die Überreichung
weiterer Grundstücke, die weder verkauft noch enteignet werden
können.“ „Damit schaffen wir den Mythos aus der Welt, eine Wüste
war erobert worden“, sagte Susana Gentile von der Bürgerfront für
den Sieg (Frente Cívico para la Victoria). „Das war eine kriegerische
Eroberung mit Vernichtung und Vertreibung eines Volkes, das bis heute
überlebt hat“, erklärte die Vertreterin des Oppositionsblocks zur regierenden Partei des Gouverneurs Jorge Sobisch. Doch unterstützte
schließlich auch die Volksbewegung von Neuquén (Movimiento Popular Neuquino), an deren Spitze Sobisch steht, das Projekt. Vermutet
wird, dass sich darunter die Stimmensuche für die Wiederwahl des
Provinzgouverneurs bzw. für die Präsidentenwahl im Jahr 2007
verbirgt.
Sonnabend, 18. Februar 2006
2
ARGENTINISCHES TAGEBLATT
Stuttgarter Straßenbahnen in La Boca?
Ausrangierte Züge der SSB sollen durch Buenos Aires fahren
Buenos Aires (AT/nfk) - „Es
sollte nicht mehr 20 Jahre dauern,
sonst sind die Straßenbahnen
auch für Buenos Aires zu alt“,
meinte Ingenieur Uwe Grote nach
einem Treffen der Ausschüsse für
Verkehr und Transport und für
den Schutz und die Nutzung des
öffentlichen Raums im Stadtparlament von Buenos Aires. Gemeinsam mit seinem Kollegen der
Studio-A-Switch-GmbH, Pablo
Valladares, ist Grote nach Argentinien gereist, um erneut sein Projekt zu präsentieren. Der Plan ist,
dass Buenos Aires ausrangierte
Straßenbahnwagen der Stuttgarter
Straßenbahngesellschaft SSB zu
einem symbolischen Preis erhält.
„Symbolisch heißt um die 5000
Euro pro Zug“, erklärte Grote. Im
Vergleich dazu kostet die Anschaffung eines neuen Zuges zwischen zwei und drei Millionen
Euro.
Die Idee für das Projekt entstand bereits vor 5 Jahren, als Pablo Valladares an Uwe Grote herantrat. In Rosario hatte es bereits
ein ähnliches Projekt gegeben,
dass allerdings in der Entwicklungsphase steckengeblieben war.
Grote sprach mit dem Vorstand
der Stuttgarter Straßenbahnen AG
und bald war klar: Es ist großes
Potential vorhanden.
2001 reisten die Beiden das erste Mal nach Argentinien, und
stellten ihr Projekt vor, das schnell
auf Interesse stieß. „Doch dann
kam die Wirtschaftskrise“, erinnert sich Grote - und damit das
vorläufige Ende der Idee. Doch
jetzt wurde ein neuer Anlauf gestartet. In der Zwischenzeit sind
auch die Nachbarschaftsvereinigungen aktiv geworden. 20.000
Unterschriften haben sie für die
neue Straßenbahn von Buenos
Aires gesammelt. Die Trasse soll
San Telmo, La Boca und Barracas besser an den Rest der Hauptstadt anschließen. Die Anwohner
in diesen Stadtteilen hegen große
Hoffnungen. „Die Straßenbahn
soll kein Verkehrsmittel ersetzen,
sondern vielmehr den öffentlichen
Nahverkehr ergänzen“, sagte der
Präsident der Republik San Telmo, Manuel Enrique Fernandez
nach der Präsentation in der Legislatura. Die Straßenbahn sei früher ein Teil der Identiät der Stadt
gewesen, die es zurückzugeben
gelte. „Desweiteren werden Arbeitsplätze geschafft“, erklärte
Fernandez. „Buenos Aires verdient die Straßenbahn.“
Im Anschluss betonte die Abgeordnete Soledad Acuña, dass es
wichtig sei, die Entscheidung über
das Projekt nicht länger aufzu-
Konservative Kirche
In der Vorwoche kehrte der argentinische Kirchenfürst, Kardinal
Jorge Bergoglio, aus Rom zurück, wo er sich zu einer Sitzung des ständi-gen Sekretariats der Bischofssynode aufgehalten hatte. Während der
mehrtägigen Reise des Kardinals kursierten in kirchlichen und politischen Kreisen von Buenos Aires lebhafte Gerüchte über angebliche
Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Vatikan und den argentinischen Bischöfen über die Ernennungen vakanter Diozösen. Wie erinnerlich, gewann Bergoglio 40 Stimmen auf dem Konzil und galt als
einziger Gegner des deutschen Kardinals Joseph Ratzinger für die
Nachfolge von Papst Johannes Paul II. Bergoglio verzichtete auf die
Kandidatur und bat um die Wahl von Ratzinger.
Kardinal Bergoglio beendete diesen auch in der Presse ausgetragenen Streit nach seiner Hemkehr auf dem Flughafen von Ezeiza mit
dem Spruch, “was immer der Papst entscheidet, ist richtig”. Damit sollte
die Fehde ausgeräumt werden, die einige Zeit die Gemüter beunruhigt
hatte.
Es ging dabei um die Ernennungen der Bischöfe José Luis Molloghan in Rosario und Fabriciano Sigampa in Resistencia, beide in der
Provinz Santa Fe, vor der Abreise Bergoglios, und Oscar Domingo
Sarlinga in Zárate/Campana, Provinz Buenos Aires, zeitgleich mit dem
Aufenthalt des Kirchenfürsten in Rom. Lesarten in der Presse wollten
wissen, dass die drei neuen Bischöfe direkt vom Papst Benedikt XVI
ernannt worden waren, ohne auf die Vorschläge der argentinischen Bischofskonferenz zu hören, denen andere Bischöfe vorschwebten. Angeblich ging es um die allgemeine Einstellung der Bischöfe. Die drei
neu ernannten Bischöfe gehören ins konservative Lager, wo auch der
Papst eingestuft wird, wogegen andere Kandidaten in Dogmenfragen
weniger extrem sind und andere politische Stützen in der Gesellschaft
haben.
Bergoglio beugte sich dem Diktat des Papstes, wie sein Ausspruch
in Ezeiza bezeugt.
Nach dem geltenden Regelwerk ernennt der Papst die Bischöfe, deren Namen der Regierung unterbreitet werden, falls konkrete Einwände vorliegen. Vor dem Konkordat von 1966, das dieses Regelwerk einführte, empfahl die Exekutive einen Kandidaten als Bischof für eine
Diozöse, nachdem der Senat drei Namen vorgeschlagen hatte. Der Papst
ernannte den Kandidaten. Zuweilen brachten die Ernennungen Konflikte mit sich, die auch politische Verhältnisse im Land widerspiegelten, wie in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts der Streit
schieben. „Es wäre nicht fair, auch
nicht gegenüber unseren Gästen
aus Deutschland.“ Allerdings
müssten die Kosten, die technischen Möglichkeiten und die Risiken besser bekannt sein. Dem
schlossen sich die anderen Teilnehmer des Treffens an. Im März
soll es ein weiteres Treffen geben,
mit Mitgliedern der Exekutive,
dem Verkehrsausschuss und Spezialisten. „Es ist ein wirklich
wichtiges Thema.“
Grote zeigte sich im Anschluss
an die Präsentation optimistisch.
„Es ist ein schönes Projekt für
Buenos Aires, die Stadt hat offensichtlich große Verkehrsprobleme“, erklärte er sein Anliegen.
Vielleicht könnte die Umsetzung
bereits im Herbst diesen Jahres
beginnen. „Aber auch Anfang
nächsten Jahres wäre sehr positiv.“
zwischen dem Papst und dem Präsidenten Marcelo T. de Alvear um
die Ernennung von Monsignore D´Andrea zum Bischof von Buenos
Aires.
Die Rolle des Senats wurde der Bischofskonferenz zugemutet, die
ihre Kandidaten empfiehlt. Indessen hat der Papst das letzte Wort und
muss keinesfalls auf die Empfehlungen der Bischofskonferenz hören.
Genau hier hakte der jüngste Konflikt ein.
Im Vatikan wird die Politik, konservative Bischöfe in Argentinien
zu ernennen, dem Staatssekretär Kardinal Angelo Soldano und seinem
Stellvertreter, dem argentinischen Bischof Leonardo Sandri, zugeschrieben, die wiederum auf der Freundschaft des letzteren mit dem früheren argentinischen Botschafter im Vatikan, Esteban Caselli, zurückgeht, dessen Sohn zudem Vorsitzender des konservativen Malteserordens in Argentinien ist. Casellis Einfluss im Vatikan wird als ungebrochen kolportiert, obwohl er längst nicht mehr Botschafter ist, hat ihn
doch der Vatikan mit einer Ehrenwürde bedacht. Caselli hatte Einfluss
in der Regierung von Menem und Duhalde, anders als jetzt mit Präsident Kirchner, dessen Streit um den Militärbischof Domingo Baseotto
keinesfalls gelöst ist. Baseotto tritt 2007 mit 75 Jahren in den Ruhestand. Unterdessen hat der Vatikan ihn bestätigt und keinen Nachfolger ernannt, obwohl ihm die Regierung seinen Rang als Unterstaatssekretär und sein Gehalt kassiert hat.
Mehrere Bischöfe haben das Pensionsalter inzwischen erreicht oder
stehen kurz davor. Andere sind aus verschiedenen Gründen, Skandale
inbegriffen, ausgeschieden. Die Ernennung ihrer Nachfolger wird der
argentinischen Kirche für die nächsten Jahre den Stempel aufdrücken,
der aller Wahrscheinlichkeit konservativer Observanz sein dürfte.
Sonnabend, 18. Februar 2006
3
ARGENTINISCHES TAGEBLATT
WOCHENÜBERSICHT
Königlicher Besuch
Die niederländische Königin
Beatrix, Prinzessin Máxima und
Prinz Wilhelm werden sich zwischen dem 30. März und 1. April
zu einem offiziellen Besuch in Argentinien aufhalten. Sie folgen damit einer Einladung von Präsident
Néstor Kirchner, teilte am Montag das Außenministerium mit.
Die Gäste würden in der Stadt Tres
Arroyos, Provinz Buenos Aires,
die einzige niederländische Kolonie in Argentinien besuchen und
sich mit Vertretern der niederländischen Gemeinschaft treffen. Der
Staatsbesuch war bereits für das
Jahr 2003 geplant worden, erklärte die niederländische Nachrichtenagentur ANP. Wegen vorgezogener Präsidentenwahlen und der
schwierigen wirtschaftlichen Situation im Land war das Treffen
damals verschoben worden.
US-Botschafter
Earl Anthony Wayne wird der
neue Botschafter der USA in Argentinien sein. Am Donnerstag
gab die argentinische Regierung
dem Botschafter ihre Zustimmung, dessen Ernennung erst am
Mittwoch bekannt gegeben worden war. Wayne wird damit noch
dieses Jahr Lino Gutiérrez ersetzen. Die argentinische Regierung
erwartet von dem neuen Botschaf-
ter die Verbesserung wirtschaftlicher Beziehungen zwischen den
beiden Ländern. Es ist weiterhin
bekannt, dass Wayne zum Dialog
bereit ist. Darüber hinaus soll er
persönlich mit Präsident Néstor
Kirchner bekannt sein, teilten die
Regierungsquellen mit.
Frühe Schwangerschaft
Im vergangenen Jahr ist die
Zahl der schwangeren Minderjährigen um 6 Prozent zurückgegangen. Das gab Gesundheitsminister
Ginés González García am Mittwoch bei der Eröffnung einer neonatologischen Abteilung in der
Stadt Oberá, Provinz Misiones,
bekannt. „Die beste Impfung ist
nach wie vor die Information“,
sagte der Minister und betonte die
Wichtigkeit des von der Regierung
ins Leben gerufenen Programms
für Sexualerziehung. Gegenwärtig
nehmen daran etwa 1,5 Millionen
Mädchen teil. Den offiziellen Statistiken zufolge werden 15 Prozent
aller Neugeboreren im Land von
minderjährigen Frauen zur Welt
gebracht. Die frühe Schwangerschaft ist vor allem in den mittellosen Bevölkerungsschichten
verbreitet.
Schulverweigerer
Um die Kinder und Jugendlichen, die den Schulunterricht ab-
Cóndor-Plan
Buenos Aires (AT/AG) - Ex-Diktator Jorge Videla und elf weitere
hohe Offiziere der Diktaturzeit werden nicht freigelassen, entschied
diese Woche das Bundesgericht der Stadt Buenos Aires. Bis zum Beginn der Gerichtsverhandlungen wegen der Beteiligung am sogenannten Cóndor-Plan werden die Militärs in der vorbeugenden Haft bleiben müssen. Für die meisten bedeutet das aus Altersgründen Hausarrest. Das Bundesgericht bestätigte damit die gleichlautende Entscheidung, die der Bundesrichter Guillermo Montenegro im August vergangenen Jahres gefällt hatte.
Der Cóndor-Plan war zwischen verschiedenen südamerikanischen
Diktaturregimes in den 70er und 80er Jahren ausgearbeitet worden.
Die Regierungen von Argentinien, Uruguay, Brasilien, Paraguay und
Chile hatten den Austausch der Häftlinge, in der Regel der illegal
festgenommenen Personen, vereinbart. Weiterhin wurde gegenseitig
erlaubt, im jeweils anderen Land Untersuchungen und Fahndungen
durchzuführen. Der Plan wurde von dem chilenischen Ex-Diktator
Augusto Pinochet geleitet.
Videla war bereits 1985 in dem berühmten Prozess gegen die Militärjunta wegen Kinderraub der festgenommenen Regimegegner verurteilt worden. Ex-Präsident Carlos Menem begnadigte ihn im Jahre
1990. 2005 wurde gegen Videla, Ex-Gouverneur der Provinz
Tucumán, Antonio Bussi, Ex-Innenminister Albano Harguindeguy,
Ex-Planungsminister Genaro Díaz Bessone und andere Militärs ein
neues Verfahren wegen Beteiligung am Cóndor-Plan eröffnet. Der
Oberste Gerichtshof erklärte die Unverjährbarkeit der Menschenrechtsverbrechen und das neue Verfahren als rechtens. Wegen der Schwere
der Anklage wurden die Militärs in vorbeugende Haft genommen.
Ihre Güter, zum Teil in der Höhe von einer Million Pesos, wurden
ebenfalls beschlagnahmt.
gebrochen haben, wieder in das
Schulsystem zu integrieren, kündigte die Regierung am Mittwoch
ein neues Förderungsprorgamm
an. Jeder Schulverweigerer zwischen 6 und 14 Jahren würde ein
Stipendium von 400 Pesos pro
Jahr und die nötigen Schulutensilien bekommen, teilten Präsident
Néstor Kirchner und Erziehungsminister Daniel Filmus mit. Es
gebe knapp 72.000 Kinder zwischen 6 und 11 Jahren und weitere 100.000 zwischen 12 und 14
Jahren, die nicht eingeschult sind
bzw. den Unterricht abgebrochen
haben, erklärte Filmus. Um den
Wissensverlust zu kompensieren
und den Einstieg in die entsprechenden Klassen zu erleichtern,
werden den Kindern und Jugendlichen besondere Übergangskurse
angeboten.
Krankenversicherung
Die sogenannten Cartoneros,
arbeitslose Bevölkerung, die für
ihren Lebensunterhalt die Abfälle
der Stadt auf recycelbare Materialien durchsucht, um sie weiter zu
verkaufen, sollen künftig eine spezielle Krankenversicherung bekommen. Die Regierung der Stadt
Buenos Aires erwägt, die medizinische Versorgung für diese Bevölkerungsgruppe, die schätzungsweise aus 1500 Personen
besteht, zu verbessern. Vorausset-
zung für die neue Krankenversicherung ist der Wohnsitz in der
Stadt. Im ersten Schritt sollen etwa
300 Personen und ihre Familien
versorgt werden, die im städtischen Register der Wiederverwerter (Registro de Recuperadores
Urbanos) eingetragen sind, kündigte das Untersekretariat für
Umwelt an. Die Versicherung soll
ab November gelten.
Wärter
entlassen
71 Gefängniswärter wurden in
der Provinz Buenos Aires wegen
Verdacht auf Korruption und auf
schlechte Behandlung der Häftlinge entlassen. Nach zahlreichen
Klagen über die unzumutbaren
Lebensbedingungen, denen die
Häftlinge in den Haftanstalten der
Provinz in der Regel ausgesetzt
sind, hatte das Provinzparlament
im vergangenen Jahr ein Notstandsgesetz verabschiedet. Den
entlassenen Personen wird das
Recht abgesprochen, erneut in einer Haftanstalt angestellt zu werden. Der Hauptgrund für die Entlassung ist die mutmaßliche Bestechlichkeit, die mit der Bevorzugung bestimmter Häftlinge einherging, sowie Missshandlung
und Folter der Gefängnisinsassen.
Gegen die meisten Gefängniswärter wurde bereits ein Verfahren
eröffnet.
Randglossen
Der überflüssige Konflikt zwi-schen Argentinien und Uruguay über
die beiden Zellstofffabriken in Fray Bentos am Uruguay-Fluss eskaliert nahezu täglich. Während Argentinien sich vorbereitet, den
Streit dem Haager Gerichtshof zu unterbreiten, leitet Uruguay ein
Verfahren gegen Argentinien im Mercosur ein. Nicht die Fabriken, sondern die Brückensperren sind der Gegenstand dieser Klage. Die argentinische Regierung hat die Straßensperren in der Provinz Santa Cruz, die mit einem toten und mehreren verletzten Polizisten einher gingen, mit dem Grenzschutz vor Ort verhindert,
wogegen sie die Brückensperren in Entre Ríos fördert, die den Verkehr mit Uruguay lahmlegen. Das widerspricht nicht nur dem argentinischen Verfassungsrecht, sondern dem Regelwerk des Mercosur, das auf dem freien Transit beruht. Unterdessen schreitet
der Bau beider Fabriken fort, auf den Uruguay nicht verzichtet.
Der argentinische Landwirt-schaftssekretär führt den für sein Ressort
stolzen Namen Miguel Campos, was zu deutsch so viel wie Felder bedeutet. Der Zufall wollte es, dass sich der Beamte letzthin in Santiago
de Chile mit seinem Kollegen traf, der den gleichen Nachnamen führt.
Jaime Campos ist für die Landwirtschaft im Nachbarland zuständig.
Beide gleichnamigen Agrarsekretäre verhandelten über die Zulassung
argentinischen Rindfleisches, das nicht aus der von der Maul- und Klauenseuche betroffenen Gegend in der Provinz Corrientes stammt, wie
es danach die Europäische Union beschloss. Chile konsumiert viel argentinisches Rindfleisch, seit sich das Andenland dem Mercosur als
assoziierter Partner angeschlossen hat. Campos verhandelt mit Campos. Nomen est Omen.
Sonnabend, 18. Februar 2006
4
ARGENTINISCHES TAGEBLATT
Boca hat es schwer – River siegt weiter
Buenos Aires (bha) - Ausgerechnet gegen Instituto erreichte Boca
am 4. Spieltag in der argentinischen Liga lediglich ein 1:1 Untentschieden. Bis zum 4. Spieltag hatte die gegnerische Mannschaft aus
Córdoba noch keinen einzigen Punkt auf ihrem Tabellen-Konto verschreiben können. Äußerst träge begann die Partie in Córdoba am
vergangenen Sonntag. Die erste Hälfte des Spiels war geprägt von
der Einfallslosigkeit beider Teams. Keine Ideen, Hektik und nicht
wirklich guter Fußball wurde den Fans im Olîmpico von Córdoba
geboten. Den Gastgebern war bewusst, dass sie nicht viel riskieren
konnten, schließlich hatten sie niemand weniger als den Meister vor
sich auf dem Platz stehen. So zogen sich die “cordobeses” schnell in
die Abwehr zurück, um Tore von den “porteños” zu vermeiden. Je
ein Treffer gelang den beiden Mannschaften. Die Tore vielen in der
9. Und 22. Minute. Boca schaffte es nicht, den Vorteil ausznutzen,
gegen ein deutlich schwächeres Team zu spielen und Instituto nutzte
dies für den ersten Punktgewinn.
River kletterte in der Tabelle durch den 3:1 Sieg gegen Banfield
weiter nach oben. Mit 9 Punkten belegen sie gemeinsam mit
Newwell‘s den 2. Platz. Es war zwar schwer für River die Partie zu
gewinnen, aber am Ende dominierten die “millonarios” klar das
Spiel, sorgten für guten Fußball und einen eindeutigen Heimsieg.
Boca liegt nach dem 4. Spieltag gleichauf mit Independiente und
Lanus auf Platz 4.
Abschied für Diego Simeone
Buenos Aires (bha) –
Am vergangenen Samstag
unterlag Racing in einem
Heimspiel gegen Vélez
Sarsfield mit 0:2. Beim
fünften Spieltag traten sie
am gestrigen Freitag gegen
Independiente an und vor
allem einer hoffte dabei auf
einen Sieg: Diego Simeone.
Für den argentinischen Rekordnationalspieler war die
Partie gestern der Abschied
von seiner aktiven Laufbahn. Er wird als Trainer
bei Racing einsteigen.
Seit 1988 absolvierte der
Mittelfeldspieler 106 Länderspiele für seine Nationalmannschaft. Seine Profikarriere begann er 1987
bei Velez Sarsfield. 1990 kam er nach Europa und spielte zunächst in
der italienischen Serie A bei Pisa Calcio. Seine weiteren Clubstationen
waren der FC Sevilla, Atletico Madrid, Inter Mailand, Lazio Rom und
nochmals Atletico Madrid. Seit Januar 2005 spielt er wieder in seiner
Heimat bei Racing. Simeone bestritt 1994 in den USA seine erste Fußball-Weltmeisterschaft. Berühmt geworden ist sein Zweikampf im Achtelfinale der WM 1998 mit David Beckham, wo der Jungstar der englischen Nationalmannschaft wegen Nachtretens des Feldes verwiesen
wurde.
1996 nahm Diego Simeone an den Olympischen Spielen in Atlanta
teil und gewann mit Argentinien die Silbermedaille.
TABELLEN
Fußball
Argentinien, Torneo Clausura
4. Spieltag: Argentinos Jrs.-Indep´te 2:1, San Lorenzo-Olimpo 2:0, Tiro
Federal-Colón 0:1, Racing-Vélez 0:2, Gimnasia-Estudiantes 1:1,
Newell´s-Gimnasia (Jujuy) 3:1, Lanús-Central 2:0, Quilmes-Arsenal
1:0, River-Banfield 3:1, Instituto-Boca 1:1.
Tabellenspitze: 1. Colón 5:2, 10; 2. River 11:4, 9; Newell´s 9:4, 9; 3.
Estudiantes 9:5, 8; Vélez 5:2, 8.
AUSFLÜGE UND REISEN
Frischer W
ind in Puerto Madryn
Wind
Unglaublich, wenn
man sich vorstellt, was
1865 die ersten wallisischen Kolonisten bei ihrer Landung am Golfo
Nuevo sahen: eine leblose, feindselige Wüste
weit und breit.
Doch diese Wüste
lebte, denn sie war bevölkert von einer reichen
Tierwelt und einer vielfältigen Fauna und
durchzogen von einem
grossen Fluss, den sie
Chubut nannten.
Strandpromenade von Madryn.
In dieser einstigen
Ödnis stehen heute bedeutende Städte wie Trelew, Puerto Madryn und
Rawson. Allenthalben blühen Landwirtschaft, Industrie und Handel,
Leben pulsiert.
Dem grossen Publikum am meisten geläufig ist natürlich die Valdés-Halbinsel und der Golfo Nuevo mit seinen Walen, den Seelöwen
und den Pinguinkolonien.
Aber auch Madryn hat sich zu einem wichtigen Fremdenverkehrszentrum entwickelt. Nicht nur, dass hier Jahr für Jahr immer mehr und
immer grössere Kreuzfahrtschiffe anlegen, deren Passagiere in Massen
ausschwärmen. Auch die Stadt selbst ist, insbesonders seit der Eröffnung des Museo Oceanográfico mit seinen wertvollen Sammlungen und
der Bestimmungsübergabe des gleichfalls sehenswerten EcoCentro zu
einem interessanten Anziehungspunkt geworden. Von hier aus fährt man
nicht nur zur Península Valdés oder zum Besuch der Pinguine von Punta Tombo, sondern auch zu den historischen wallisischen Dörfern wie
Dolavon oder Gaimán, wo man natürlich unbedingt den traditionellen
Tee mit der Torta Galesa genossen haben muss.
Doch Puerto Madryn strebt nach Höherem. Und weil es schon an
der zumeist windigen patagonischen Küste gelegen ist, sind für März
in den kristallklaren Gewässern des Golfo Nuevo die Weltmeisterschaftswettbewerbe für Windsurf angesagt. Knapp 200 Sportler aus aller Welt
finden sich vom 10. bis 19. März vor der Strandpromenade von Madryn
ein, um den besten Windsurfer zu ermitteln.
Info über: www.chubutur.gov.ar und www.madryn.gov.ar/turismo .
Golf-Museum
Vor einem Jahrhundert wurde dank der Initiative von Carlos Alfredo
Tornquist in Buenos Aires der erste Golfplatz eröffnet. Das dafür ausgesuchte Gelände liegt in den Bosques de Palermo, angrenzend an die
Klärwerke von Aguas Argentinas. Der Platz wurde 1905 von zwei englischen Spezialisten geschaffen und 1930 modernisiert. Ursprünglich
privates Eigentum, gehört das Campo de Golf de la Ciudad seit 1950
der Stadtverwaltung.
Aus Anlass des hundertjährigen Bestehens wurde nun ein kleines
Museum eingerichtet, wo besonders die Golf-Enthusiasten viele Memoriabilia finden werden. Die permanente Ausstellung ist von Dienstag bis Sonntag von 8.30 bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt ist unentgeltlich in der Avenida Tornquist 6395 gegenüber dem Palermo-See.
Argentinien besitzt nunmehr insgesamt 662 dem Publikum zugängliche Museen, die man auch im Internet besuchen kann: http://
www.museosargentinos.org.ar/.
Der städtische Golfplatz wird übrigens von überraschend vielen ausländischen Touristen besucht, da es
hier keinerlei Wartezeiten gibt, während man sich etwa in Japan oft ein
halbes Jahr zuvor für eine Runde anmelden muss.
Marlú
Sonnabend, 18. Februar 2006
ARGENTINISCHE WIRTSCHAFT
Der frei benannte Dollarkurs betrug Freitag nachmittags $ 3,08. Die
Rofex-Terminkurse betrugen zum
28.2. $ 3,065, 31.3. $ 3,072, 2.5. $
3,078, 31.5. $ 3,081 und 30.6. $ 3,088.
***
Der Mervalindex fiel in der Berichtswoche zum Donnerstag um
0,5% auf 1.695,64, der Burcapindex
um 1,55% auf 5.294,64 und der Börsenindex um 1% auf 76.249,54.
***
Der durchschnittliche Rindfleischpreis (kg Lebendgewicht in
Liniers) fiel in der Berichtswoche um
4,8% auf $ 2,454.
***
Die Gold-, Devisen- und Anlagenreserven der ZB betrugen am
13.2.06 U$S 19,96 Mrd., der Banknotenumlauf $ 46,99 Mrd. Eine Woche zuvor waren es U$S 19,84 Mrd.
bzw. $ 47,45 Mrd., einen Monat zuvor
U$S 18,86 Mrd. bzw. $ 47,33 Mrd. und
ein Jahr zuvor U$S 20,59 Mrd. bzw. $
35,89 Mrd.
***
Der Deckungskoeffizient der Devisenreserven in Pesos zum Tageskurs, bezogen auf die monetäre Basis, betrug am 14.2.06 105%.
5
ARGENTINISCHES TAGEBLATT
***
Wie die Beraterfirma Prince &
Cooke bekanntgab, wurden in Argentinien 05 Internetkäufe für $ 1,38
Mrd. getätigt. Das waren um 41%
mehr als 04. Auch wurden 05 erstmals
über 10 Mio. Internetsurfer, die mindestens 2mal wöchentlich surfen, gezählt, um 30% mehr als 04. 13% aller
Surfer haben einen Internetkauf durchgeführt. Wie der Internetexperte E.
Carrier ermittelt hat, hat 05 die Zahl
der Onlinekäufer im Vorjahresvergleich um 78% auf 1,3 Mio. zugenommen, seit 2000 um 319%. Diese Zunahme sei wesentlich grösser als die
der Internetanschlüsse, die im Vorjahresvergleich um 20% zunahmen.
***
2 Monate nach der Neueröffnung
seines Meliá Buenos Aires 5Sterne
Hotels und wenig mehr als einen
Monat vor der Eröffnung eines weiteren Hotels mit seiner Marke Trip
hat R. Garfunkel den Bau noch eines Hotels abgeschlossen. In Guaymallén, knapp 5 Minuten von der
Stadtmitte Mendozas, gegenüber dem
Mendoza Plaza Shopping, soll ein weiteres 5Sternehotel mit einem Spielkasino entstehen. Der teilweise stehende
Rohbau für 15 Stockwerke wurde 1999
von J.C. Schiappa de Azevedo, dem
ehemaligen Inhaber der Zeitung Los
Andes, begonnen, um ein Marriott
Hotel zu errichten. Nach U$S 8 Mio.
Investition wurde der Weiterbau im
Jahr 2000 aufgegeben. Garfunkel wird
über U$S 30 Mio. aus einer Treuhand
der Banco Nación investieren. Auf
25.000 bedeckten qm sollen 180 Zimmer, Schwimmbad, Spa, Restaurationsbetriebe und Tagungssäle entstehen. Ein Provinzdekret vom August 05
gestattet ausserdem den Betrieb eines
privaten Spielkasinos, ohne Konzession, doch mit der Auflage, dass die
Baufristen eingehalten werden.
***
Wie das Statistikamt Indec bekanntgab, sind Mieten im Januar
um 2% teurer geworden, in den letzten 12 Monaten um knapp 20%. Die
tatsächliche Zunahme würde wesentlich grösser sein, da das Amt die erfolgten Zunahmen auf alle Mietobjekte verteilt. Wenn von angenommen 1
Mio. bestehender Mietverträge in einem Monat 50.000 erneuert werden,
bezieht das Statistikamt die tatsächlich
erfolgten Preiszunahmen auf die Mio.
Verträge. In einigen Gebieten von Buenos Aires Stadt wurden die Mietpreise in einem Jahr verdoppelt. Wohnungsvermittlern zufolge werden die
Mieten bei Vertragserneuerungen um
25% bis 30% teuerer.
***
Im Januar stand die Stahlproduktion im Zeichen der jährlichen
Instandhaltungs-Betriebsstillegungen. Rohstahl wurde um 11,8% weniger erzeugt als im Vormonat, Walzprodukte um 7,1%, wie der Hüttenverband
bekantgab.
***
Die Beraterfirma Liderar hat
mitgeteilt, dass die Stellenangebote
für akademische Berufe im Januar
um 27,2% mehr als im Dezember
waren. Die grösste Nachfrage bestand
nach Ingenieuren mit 29% aller freien
Posten, vor Betriebsverwaltung und
Finanzen 17% und Informatik 13%.
78% der Angebote waren für Berufseinsteiger. Die Ermittlung beschränkte sich auf Ausbildungen mit mehr als
4 Jahren Studienzeit.
***
Pauny-Zanello, die Traktorenund Landmaschinenfabrik in der
Provinz Cordoba, wird im Industriepark der Provinz Santiago del
Estero ein weiteres Werk errichten.
Wie Provinzgou-verneur Zamora bekanntgab, überträgt die Provinz der
Firma ein Grundstück im Industriepark
der Provinzhauptstadt. Die Niederlassung erfolgt im Rahmen des 05 erlassenen Industrieförderungsgesetzes. In
der ersten Etappe werden 60 Arbeitsplätze geschaffen.
***
Die Zigarettenfabrik Massalin
Particulares senkt den Preis ihrer
Philip Morris Zigaretten. Die Pakkung Box wird um 70 Centavos, die
Soft 20 um 80 Centavos billiger. Das
sei durch den zunehmenden Marktanteil der billigeren Sorten bedingt.
***
In der Frage seiner defaultierten
Staatspapiere hat Argentinien in
Italien einen bedeutenden Sieg errungen. Ein Gericht in Brescia hat die
sofortige und vollkommene Freigabe
der im September 04 gepfändeten Mittel auf Konten der argentinischen Botschaft bei der Banca Nazionale di Lavoro angeordnet. 2 Brüder namens
Bellitti und eine S. Donati hatten damals ihre Pfändung bis zu E 4 Mio.
bewirkt.
***
05 hatte Argentinien mit den
USA einen Handelsbilanzüberschuss von U$S 472 Mio. Wie das USHandelsdepartment bekanntgab, haben
die USA Argentinien 05 Waren für
U$S 4.1 Mrd. geliefert und von hier
für U$S 4,57 Mrd. bezogen.
***
In der Vorwoche hat Argentinen
dem IWF weitere rd. U$S 80 Mio.
überwiesen. Es waren Zinsen von den
am 3.1.06 frühzeitig bezahlten U$S
9,53 Mrd.
***
Edesur, das von der spanischen
Endesa kontrollierte Stromverteilungsunternehmen für das Südgebiet von Gross Buenos Aires, gab für
05 um 50% grössere Verluste als 04
bekannt. Durch Kostenzunahmen und
eingefrorene Stromtarife stieg der Jahresverlust auf $ 42,7 Mio.
***
Die Kürzung der US-Subvention
der Baumwollpflanzer, die sich ab
dem 1.8.06 mit etwa U$S 1 Mrd. auf
Gesamtausfuhren für U$S 3,5 Mrd.
auswirken wird, macht sich für Argentiniens Baumwollanbau bereits
bemerkbar. Der Präsident der Baumwollkammer, Ernesto Bolton, erklärte, die Selbstkosten der Baumwollpflanzer betragen U$S 0,35 pro Pfund
(453,6 gr), in Brasilien U$S 0,47 und
in den USA U$S 0,60. Das sei für Argentinien vielversprechend.
***
Der Streit um die Gebühren für
transgene Sojabohnen verhärtet
sich. Monsanto, USA, hat ein weiteres Schiff mit 17.500 t argentinischem
Sojamehl, diesmal in Cartagena, Spanien, untersucht. Es wird angenommen,
dass die US-Firma auch in diesem Fall
eine Schadenersatzklage gegen den
europäischen Importeur anstrengen
wird. Monsanto hat 1996 das gegen das
Unkrautvernichtungsmittel Glifosat
widerstandsfähige Gen RR (Roundup
Ready) entwickelt. Sie vergab es in
Lizenz, hat es hier aber nicht patentiert. Sie hätte die erforderlichen Amtswege eingeleitet, konnte sie aber nicht
abschliessen, weil es durch die Änderung des Patentgesetzes nicht als neues Produkt eingestuft werden konnte.
PERSONALNACHRICHTEN
Geburtstage
Hans (Juan) Sille, 102 am 21.2.
Todesfälle
Hans Heinrich Franz Bongartz, 92,
am 11.2.
Jorge Dillinger, am 14.2.
Sonnabend, 18. Februar 2006
Argentiniens Regierung vertritt den
Standpunkt, Monsanto habe das Geschäft nicht rechtzeitig erkannt und
vorgezogen, das Saatgut zu verschenken, um Glifosat verkaufen zu können.
Jedenfalls haben sich RR-Sojabohnen
in der argentinischen Landwirtschaft
bis zu 98% der Gesamtaussaat durchgesetzt. Nur 20% bis 25% des Saatgutes wird rechtmässig von den Lizenzträgern erworben, die Gebühren für das
geistige Eigentum entrichten.
***
Die Regierung hat die Frist für
die Finanzierungsangebote von Erdgasgrossabnehmern, zur Verbesserung ihrer Angebote für die Erweiterung der Ferntransportleitungen,
vom 10.2. zum 27.2.06 verlängert. Es
können sich nur Firmen bewerben, die
sich bereits im November 05 eingetragen hatten, als das Energiesekretariat
und Enargas zu einer „open season“
aufforderten, bei der die zusätzlichen
Gastransportbedürfnisse des Landes
festgelegt werden sollten. Die Firmen
können weder die angeforderten Gasmengen, noch die Trassenführung der
Leitungen ändern, sondern nur ihre Finanzierungsangebote verbessern, um
ihren Gasbedarf zu sichern. Die Regierung wollte die Gastransportkapazität
06/08 um 20 Mio. cbm vergrössern.
Als die interessierten Unternehmen
einberufen wurden, ergab sich ein Bedarf von 42 Mio. cbm. Daraufhin beschloss das Energiesekretariat, jenen
Firmen zusätzliche Erdgasmengen zukommen zu lassen, die den grösseren
Finanzierungsbeitrag zu den notwendigen Ausgaben von U$S 600 Mio.
leisten.
***
Sollte der Maul- und Klauenseucheausbruch auf San Luis del Palmar, Provinz Corrientes, beschränkt
bleiben, erwartet Argrntinien, die
Ausfuhren nach Chile vor Jahresende wieder aufnehmen zu können.
Chile war 05 mit 58.394 t für U$S
144,4 Mio. mengenmässig der 2.grösste und wertmässig der 3.grösste Rindfleischabnehmer Argentiniens, nach
Russland und Deutschland. Chile fordert mindestens 180 Tage nach dem
letzten Seucheausbruch, um Verschiffungen wieder zuzulassen. Es rechtfertigt seine Grenzsperre damit, dass es
seit 25 Jahren Maul- und Klauensechefrei ohne Impfzwang ist.
***
Die 4 Kfz-Fabriken der Provinz
Buenos Aires werden 06 über $ 950
Mio. investieren, um ihre Vorjahresfertigung von 319.775 Kfz um 10%
zu vergrössern. Wie das Produktionsministerium der Provinz bekannt gab,
erzeugen VW und Ford in General
Pacheco, PSA (Peugeot Citroën) in El
Palomar und Jepener (Brandsen),
Toyota in Zárate und Mercedes Benz
in González Catán, 70% der hier hergestellten Kfz.
***
Das Baugewerbe ging im Januar im Vormonatsvergleich um 9%
zurück und hat im Vorjahresvergleich um 27,4% zugelegt, wie dem
Construya-Index der grössten Baumateriallieferanten, Aluar, Acerbrag,
Eternit-Durlock, Masisa, Acqua System, LaterCer, Klaukol, Cefas, Sherwin Williams, FV, Plavicon, Cerro
Negro und Ferrum, zu entnehmen ist.
Der Januarrückgang gegenüber Dezember wird auf die anhaltenden Niederschläge in der ersten Monatshälfte
zurückgeführt.
***
Der Gouverneur von Buenos Aires, Felipe Solá, will die Steuerstruktur seiner Provinz derart ändern,
dass die oberen Einkommenschichten mehr Steuern zahlen müssen. Er
nannte die beabsichtigten Änderungen
drastisch, damit die Armen keine und
die Reichen erhebliche Steuern zahlen
müssen.
***
Die Provinzen haben ihre Steuereinnahmen 05 im Vorjahresvergleich um 19,6% auf $ 21,6 Mrd.
erhöht. Nach Teuerungsindices bereinigt, sind die Einnahmen um 9,5%
grösser, wie die Beraterfirma abcceb
errechnet hat.
***
Bei Lohnverhandlungen haben
über 35.000 Arbeitnehmer des
Weinanbaues und seiner Verarbeitung eine nicht beitragspflichtige
Erhöhung von $ 200 im Monat vereinbart. Ausserdem wird die Zahlung
pro Behälter geernteter Trauben um 10
Centavos auf 60 Centavos erhöht. Der
Grundmonatslohn eines Winzereiarbeiters wird damit $ 800 betragen, eines Weinkellereiarbeiters $ 900.
***
Das Unterstaatssekretariat für
kleine und mittelständische Unternehmen (Pymes) hat Kredite für $
INTERNA
TIONAL SOFTW
ARE COMP
ANY
INTERNATIONAL
SOFTWARE
COMPANY
Is recruiting
Junior Consultant
System Analysts or Engineers
with a completed University
degree. Knowledge of Java,
UML and Eclipse development
framework is desirable but not
required. Knowledge of Unix will
be also an asset. Ref.: 02/2406
6
ARGENTINISCHES TAGEBLATT
Senior Consultant
System Analysts or Engineers
with a completed University
degree and a minimum of three
years of certified experience in
SAP technology. Ref.: 02/2406
Fluent English or German is required as it is the availability to work 70%
of the time abroad. European Union passport is desirable but not required.
We offer a permanent employee contract, training, development and
excellent benefits. Send: Degree Certificate (Certificado analítico), Salary
Requirements, and CV in English, specifying the reference number above
to:
[email protected]
BIP-Zunahme von 9,2% im Jahr 2005
Das Statistische Amt (INDEC) hat die Zahlen der monatlichen Schätzung des BIP (EMAE, Estimador Mensual de la Actividad Económica)
für Dezember und somit für ganz 2005 bekanntgegeben. Es handelt
sich um eine grobe Schätzung an Hand verfügbarer Daten, wobei die
endgültige Berechnung noch einige Zeit beanspruchen wird. Dennoch
ist die Abweichung unbedeutend.
Im Dezember lag das BIP um 8,1% über dem gleichen Vorjahresmonat und um 0,3% über November 2005, womit das Jahr 2005 eine Zunahme von 9,1% aufweist. Es sind nun schon 37 aufeinander folgende
Monate mit Wachstum. Die Zunahme des BIP betrug 2004 9% und
2003 8,8%. Seit der Erholung, die im 2.Quartal 2002 einsetzte, ist das
BIP somit um leicht über 30% gestiegen. Indessen war es seit dem Höhepunkt, der im 2. Quartal 1998 erreicht wurde, um fast 20% gefallen.
Wenn man das BIP des Jahres pro Einwohner mit dem von 1998
vergleicht, ergibt sich eine Abnahme von fast 3%. Vergleicht man jedoch das BIP vom Dezember mit dem von Juni 1998, so ist die Differenz geringer. Da voraussichtlich die Neuberechnung des BIP, die an
Hand der Zahlen des jüngsten Wirtschaftszensus durchgeführt wird,
ein höheres BIP ergeben wird, kann man annehmen, dass das BIP pro
Kopf der Bevölkerung jetzt über der Spitze von 1998 liegt und somit
einen Rekordwert erreicht hat. Das bezieht sich auf Werte zu konstanten Preisen; wenn man das BIP pro Kopf jedoch in Dollar barechnet,
liegt es weit unter dem von 1998.
Für 2006 ergibt sich ein statistischer Überhang von 3,6%, so dass
mit einer BIP-Zunahme für das ganze Jahr von 7% bis 8% gerechnet
wird, sofern der Aufwärtsschwung der Konjunktur andauert und es keine
unangenehmen Überraschungen gibt. Für 2005 haben weder die Regierungsfachleute, noch die privaten Wirtschaftler mit einem so hohen
Wachstum gerechnet. Die Prognosen lagen zunächst bei 6% und stiegen in den letzten Monaten bis auf 8%.
Das hohe Wachstum des vergangene Jahres wurde einmal durch die
ausserordentlich hohe Ernte herbeigeführt, dann aber auch durch den
starken Aufschwung der Bauwirtschaft. Die Industrie erlebte allgemein
eine gute Konjunktur, wobei das Wachstum jedoch unter dem des
EMAE-Indices lag. Andere Sektoren, wie Bergbau, Handel, persönliche Dienstleistungen und Transport hatten auch eine sehr positive Entwicklung.
Die langfristige Entwicklung des BIP, gemessen in den letzten Jahren am EMAE-Index, ist wie folgt:
1999...............117,7
1993...............100,0
2000...............116,8
1994...............105,8
2001...............111,6
1995...............102,8
2002.................99,5
1996...............108,5
2003...............108,3
1997...............117,3
2004...............118,0
1998...............121,8
2005...............128,8
210 Mio. gewährt. Sie haben feste,
subventionierte Zinssätze für Investitionen innerhalb des Wachstumsförderungsprogramms für Kleinst-, kleine
und mittel-grosse Unternehmen. Sie
wurden über Banken, nach Regionen,
erteilt. Jeder Region waren $ 30 Mio.
Kreditsumme zugeteilt worden. Die
BICE Bank hatte mit 10,5% im Jahr
den niedrigsten Zinssatz in allen Regionen, vor der Rio Bank (11,9) ausser in der Region Gross Cuyo, wo die
Suquía Bank 11,85% berechnete. Die
längste Frist war überall 5 Jahre, die
Mindestfristen je nach Region 2-3 Jahre. Ausserdem wurden 16 Banken $ 25
Mio. für Investitionen im Fremdenverkehrsbereich zugeschlagen.
***
Die französische Suez verhandelt
mit der Eurnekiangruppe über den
Verkauf ihres Mehrheitspaketes an
Aguas Argentinas. Nach Gesprächen
am Montag fuhr Eurnekian mit L. Ribaya von der Galicia Bank, einem der
lokalen Minderheitsaktionäre, nach
Frankreich. Zum Unterschied von den
Interessenten Latam Assets und Fintech, die den Kauf von einer Tariferhöhung abhängig machten, würde Eurnekian keine fordern. Ein Hindernis sei
der Preis. Suez erwarte U$S 300 Mio.
für ihren Aktienanteil und weitere U$S
250 Mio. für von der Weltbank und der
BID rückgekaufe Darlehen.
***
Das Unterstaatssekretariat für
Verbraucherschutz hat im Januar
Strafzahlungen von $ 912.000 verhängt. Wie das Wirtschaftsministerium bekanntgab, wurden Banken und
Unternehmen betroffen, die gegen Verordnungen verstossen haben. Die grösste Strafzahlung, $ 168.000 galt Carrefour, zu denen $ 105.000 der ihr gehörenden Supermarktkette Norte kommen. Cencosud musste wegen mangelnder oder unrichtiger Preisanzeigen
$ 165.000 entrichten, Disco aus ähnlichen Gründen $ 90.000. Die Cotoket-
Sonnabend, 18. Februar 2006
Investitionen für u$s 500 Mio. in
Vororteisenbahnen
die Zinsen mit 6 Prozentpunkten
subventionieren.
***
Das Planungsministerium hat einen Investitionsplan für u$s 500 Mio.
für das Jahr 2006 bekanntgegeben, um das Eisenbahnnetz der Stadt
Bue-nos Aires und Umgebung zu verbessern. Die Zahl der Passagiere
ist von 618 Mio. 2004 auf 645 Mio. 2005 gestiegen; und das Transportsekretariat vertritt die Auffassung, dass die Kapazitätsgrenze bald erreicht werden wird.
Am 21. Februar soll der erste Teil des Programms ausgeschrieben
werden, der darin besteht, dass die Sarmiento-Bahn in den 11 Kilometern, in denen sie die Stadt Buenos Aires durchquert, in einen Kanal
verlegt wird, so dass die Strassenkreuzungen über die Bahn führen,
was den Strassenverkehr enorm erleichtert, aber es ausserdem möglich
macht, die Eisenbahnfrequenzen zu erhöhen. Würde man dies jetzt schon
tun, dann blieben die Bahnübergänge ständig gesperrt. Von Liniers bis
Moreno werden die Bahnkreuzungen durch Tunnels ersetzt, so dass auch
hier der Strassenverkehr nicht gestört wird. Bei höheren Frequenzen
können auch viel mehr Passagiere befördert werden.
Zu diesem Zweck wurden schon neue Lokomotiven und Waggons
gekauft. In der Vorwoche trafen die in Portugal gekauften 7 Lokomotiven und 40 Waggons in Buenos Aires ein. Es handelt sich um gebrauchtes Eisenbahnmaterial, das in Portgual repartiert wurde und somit sofort einsatzfähig ist. Zwei Lokomotiven werden für die Sarmiento-Bahn
bestimmt, zwei für die San Martín-Bahn und drei für die Fernverbindung Córdoba-Tucumán.
Die San Martín-Eisenbahnstrecke soll elektrifiziert werden, was u$s
300 Mio. beansprucht. Hier wartet die Regierung auf einen privaten
Vorschlag für die Rückprivatisierung dieser von der Kirchner-Regierung verstaatlichten Strecke. Angeblich wird von einem neuen Konzessionär erwartet, dass er auch Mittel für die finanzierung bereitstellt.
Gegenwärtig befinden sich schon Investitionen für u$s 310 Mio. in
Gang. Es handelt sich um die Instandsetzung von 120 Waggons der
Belgrano-Norte Strecke, 16 neue Waggons für die U-Bahn, Erneuerung
von Schienen der Strecken Mitre und Roca. All diese Investitionen
werden zum Teil mit Budgetmitteln und zum Teil mit Krediten internationaler Finanzinstitutionen finanziert.
Der Raum von Gross Buenos Aires erfordert, dass mehr Menschen
die Eisenbahn verwenden, statt dem Omnibus oder dem Privatauto, da
die Strassen verstopft sind und es bei Wachstum der Wirtschaft noch
mehr sein werden. Das Eisenbahnsystem hat mit relativ kleinen Änderungen, wie sie jetzt bei der Sarmiento-Strecke vorgesehen sind, und
Investitionen in Lokomotiven und Waggons, die Möglichkeit, viel mehr
Passagiere zu menschenwürdigen Bedingungen zu transportieren.
Die Lkw-Fahrergewerkschaft
unter H.Moyano fordert Gehaltserhöhungen von 20% bis 30%. Sollte
eine 20%ige Erhöhung ab März vereinbart werden, wäre das nur die Eingliederung in die Grundgehälter jener
festen Zulagen, die Ende 05 a konto
künftiger Erhöhungen bewilligt wurden. Damals wurden vorläufige Zusatzbeträge von $ 250 bis $ 500 im
Monat zugestanden. Die Abkommen
mit den Lkw-Chauffeuren werden als
bestimmend für die anderen ab März
fälligen Lohnverhandlungen angesehen, wie es in den 70er Jahren die Abkommen mit der Metallarbeitergewerkschaft UOM waren.
***
Die Regierung hatte für 06 $ 4,5
Mrd. bereitgestellt, um Unternehmen Investitionen in Kapazitätserweiterungen zu erleichtern. Doch die
Mittlerin, Banco de la Nación, erhielt
in anderthalb Monaten nur 175 Kreditanträge um $ 141 Mio. Die Unternehmer führen an, dass die Zinssätze
zu hoch seien, obwohl sie gegenüber
der Teuerung negativ sind. Von den $
141 Mio. wurden bisher $ 56 Mio. bewilligt. 80% der Anträge stammen von
kleinen und mittelständischen Industrieunternehmen. 2 grosse Hotelbetriebe beantragten ebenfalls Kredite.
***
Planungsminister De Vido versicherte, dass die Verhandlungen mit
den restlichen privatisierten Dienstleistungsbetrieben innerhalb von 30
Tagen abgeschlossen sein können.
Der Abschluss mit Telefónica sei ein
Wendepunkt für alle Abkommen die
vom Uniren bearbeitet werden. In kurzer Zeit werde auch mit Telecom abgeschlossen werden und anschliessend
mit den Gastransportunternehmen
TGN und TGS. Besonders bei der von
Petrobrás kontrollierten TGS würden
bedeutende Fortschritte gemacht werden. Der Minister erinnerte, dass
Edelap, Districuyo, Transener und
Transba schon abgeschlossen haben
und andere, wie Edesur, Edenor, Transcomahue, Epen, Transnoa und Transenea bereits im Kongress bearbeitet
werden, der einige schon gebilligt hat.
Die Generalstaatsanwaltschaft prüfe
das bereits fertiggestellte Abkommen
mit Transenea. Mit Gas Natural Ban
wurde im Juni ein Abkommen in Madrid unterzeichnet, dass sich bereits im
Uniren befinde.
***
Nach Anzeichen, dass der Sojabohnenpreis nach den Rechtsschritten von Monsanto gegen argentinische Verschiffungen nach Europa,
wegen der Forderung nach Gebührenzahlungen für gentechnisch veränderte RR-Soja, um bis zu 10%
fallen könnte, hat der Landwirtschaftsverband SRA errechnet, dass
das für die Landwirte einen Verlust
von U$S 280 Mio. im Jahr bedeutet.
Die SRA rechnet mit einer Verringerung von U$S 7 pro t und einer Ernte
von 40 Mio. t. Das sind jedoch nicht
te muss wegen irreführender Werbung
und ungenügender Information $
40.000 bezahlen. Unter den bestraften
Dienstleistern befinden sich Edesur,
Telefónica de Argentina und Telefónica Comunicaciones Personales, sowie
das deutsche und das britische Hospital, im Finanzbereich Citibank, American Express, die Banken der Provinz
Buenos Aires, Societe Generale und
BankBoston. Die Zigarettenfabrik
Nobleza Picardo wurde wegen ireführender Werbung zu $ 8.000 Strafzahlung verurteilt.
***
Die Regierung hat die Liste der
Unternehmer, mit denen sie Preiseinfrierungs-Abkommen unterschreibt, um Inhaber von Grosshandels-Supermärkten erweitert. 255
Nahrungsmittel-, Reinigungs- und Parfümerieprodukte sollen auf dem Stand
vom 30.11.05 bis Ende 06 unverändert
bleiben. In vielen Fällen seien das
Preisverringerungen.
***
Der argentinische BiodieselTreibstofffabrikant Oil Fox eröffnet
eine weitere Fabrik in San Lorenzo,
7
ARGENTINISCHES TAGEBLATT
130 km südlich von Santa Fe Stadt.
Die beiden anderen befinden sich in
San Luis und in Chabás, ebenfalls im
Süden der Provinz Santa Fe.
***
Die Rindfleischpreise sind seit
dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in der Provinz Corrientes, am 9.2.06, am Schlachtviehmarkt in Liniers, in einer Woche um
5,5% gefallen. Experten zufolge
könnte sich das innerhalb von 14 Tagen auf die Endverbraucherpreise
auswirken.
***
Die Banco de la Nación hat eine
weitere Kreditlinie von $ 300 Mio.
für Rinderzüchter im ganzen Land
eingeführt, für Verbesserungen und
Vergrösserungen ihres Viehbestandes, besonders um zeugungsfähige
Kühe zurückzuhalten, Anlagen zu
verbessern, Maschinen zu kaufen,
Weideland zu verbessern usw. Der
Jahreszinssatz mit halbjährlicher Bedienung beträgt 6,82%, die Laufzeiten
bis zu 6 Jahren bei Investitionen und
bis zu 12 Jahren bei Arbeitskapital.
Das Landwirtschaftssekretariat wird
nur die Ausfuhren nach Europa. 05
wurden dorthin über 10 Mio. t Sojamehl, 53% der Gesamtausfuhren, geliefert. Argentinien ist der grösste Sojamehlexporteur, exportiert jedoch
auch 8 Mio. t als Bohnen und 6 Mio. t
als Sojaöl von dem es ebenfalls der
grösste Exporteur ist.
***
Die brasilianische Coteminas
wird über $ 57 Mio. in die Erweiterung ihres Textilunternehmens in
der Provinz Santiago del Estero, das
früher zu Grafa gehörte, investieren. Es soll eine Färberei, Appretur
und Fertigung von Handtüchern für den
Binnenmarkt und Ausfuhren eingerichtet werden. Die Erweiterung werde 350
neue Arbeitsplätze schaffen und die
Belegschaft auf 580 Mitarbeiter
erhöhen.
***
Die EU hat den für Argentinien
äusserst günstigen Beschluss gefasst,
die Einfuhrsperre wegen des Maulund Klauenseucheausbruchs auf
Vieh aus 8 Gemeindebezirken der
Provinz Corrientes zu beschränken.
Corrientes liefert 2% des argentinischen Rindfleisches für den Export.
Chile, der grösste Abnehmer, und andere Staaten haben sich noch nicht festgelegt.
***
Die Regierung der Provinz Santiago del Estero hat begonnen, ihre
Obligationen mit einem Abschlag
von 50% zu bezahlen. Das diesbezügliche Abkommen mit internationalen
Finanzinstituten soll vor wenigen Wochen zustande gekommen sein. Der
Wirtschaftsminister der Provinz, A.
Chara, erklärte, die Provinz habe von
einer Gesamtschuld einschliesslich
Zinsen von $ 120 Mio. in wenigen Tagen $ 36 Mio. abbauen können.
***
Argentinien zahlte am 15.2.06
der Weltbank und der Interamerikanischen Entwicklungsbank U$S
497 Mio. zurück. Das ist beinahe der
gleiche Betrag des argentinischen Kreditansuchens von U$S 500 Mio., der
am 22.2.06 vom BID-Vorstand, nach
Rückfragen an den IWF und Versprechen der USA, nicht davon abzuraten,
behandelt wird. Der gezahlte Betrag
setzt sich aus U$S 134,4 Mio., davon
U$S 91,8 Mio. Kapital und U$S 42,6
Mio. Zinsen an die Weltbank, und U$S
362,8 Mio. an die BID, zusammen.
***
Nach vorläufigen Schätzungen
des Wirtschaftsministeriums haben
Eröffnung am Tag der
Deutschen Einheit:
www
.allesdeutsch.com.ar
www.allesdeutsch.com.ar
...für alle, die es deutsch mögen.
A nwälte
Abogados
Claudio Gaebler
Erbschaften u.a. Sucesiones e.o.
4798-5650 / 15-4532-1753
Sonnabend, 18. Februar 2006
Telefónica einigt sich mit der Regierung
Nach langwierigen Verhandlungen konnten die Regierung und die
spanische Telefónica eine Einigung über die Neuaushandlung ihres Fernsprech-Konzessionsvertrages erzielen.
Es wurde ein Verständigungsschreiben unterzeichnet, in dem sich
Telefónica verpflichtet, die Schadenersatzklage gegen Argentinien über
U$S 2,83 Mrd. vor dem Weltbankschiedsgericht Icsid über die Pesifizierung und Tarifeinfrierung einzufrieren.
Es wird weder direkte Tariferhöhungen noch Änderungen der Gebühren für Festanschlüsse geben, doch Telefónica wurde die Verlängerung der Spitzenbedarfszeit mit teureren Gebühren um eine Stunde und
die Dollarisierung der Gebühren für Gespräche aus dem Ausland
zugestanden.
Sowohl die Rücknahme der Schadenersatzklage wie die Gebührenanpassungen müssen noch bei einer öffentlichen Anhörung angenommen, vom Kongress bewilligt und von der Regierung bestätigt werden.
Das Vereinbarte wurde vom Präsidenten der Telefónica de Argentina,
M. Vázquez, bei einer Zeremonie im Regierungsgebäude, in Gegenwart Präsident Kirchners, und des besuchenden spanischen Aussenministers Moratinos bekannt gegeben. Er bestätigte dabei, dass Telefónica in diesem Jahr in Argentinien Investitionen für $ 1 Mrd. durchführen wird.
Damit ist die schwierige, 2003 begonnene Vehandlung, die in den
letzten Monaten alles andere als reibungslos verlief, vorerst abgeschlossen. Nach der Ankündigung haben die Verhandlungspartner ein Jahr
Frist, um das Vereinbarte in einen gültigen Vertrag umsetzen zu können. Wird die Hürde der öffentlichen Anhörung genommen, müssen
auch die staatliche Generalbuchprüfung (AGN), die Rechtsstelle des
Schatzamtes (PT) und die Kommission der beiden Kongresskammern
das Vereinbarte prüfen und billigen.
Telefónica erklärte, dass deshalb die Klage beim Icsid, es ist die des
grössten Einzelbetrages gegen Argentinien, erst einen Monat nach der
öffentlichen Anhörung, die das Uniren (Unidad de Renegociación y
Análisis de Contratos de Servicios Públicos) einberufen muss, zurückgenommen werden kann. Diese Zurücknahme wird vorläufig und durch
210 Arbeitstage sein, damit die Vereinbarung geprüft, bearbeitet und
von der Regierung bestätigt werden kann. Erst dann wird die IcsidKlage endgültig zurückgenommen.
Es wird angenommen, dass der Übergang von Pesos auf Dollar für
eingehende Auslandsgespräche, den Umsatz der Telefónica, rd. U$S 3
Mrd. im Jahr, um knapp 0,8% erhöhen wird. Die Verkürzung des verbilligten Nachttarifes um 1 Stunde, da der Normaltarif für Stadtgespräche (bisher 8 bis 20 Uhr) dem für Regionalgespräche (ab 30 km Entfernung) von 8 bis 21 Uhr gleichgestellt wird, würde den Umsatz der Telefónica um 1% erhöhen, vorausgesetzt, dass die Benützer ihre Anrufzeiten nicht verschieben.
die Inlandsbruttoinvestitionen
(IBIF) im 4. Quartal 05 im Vorjahresvergleich um 25% zugenommen.
Im ganzen Jahr betrage die Zunahme
21,5% bis 22%. Nicht nur die Investitionsbeträge, auch die Qualität der Investitionen zeigten Fortschritte. Ausser in Bauten nahmen die Investitionen in dauerhafte Produktionsgüter zu,
die den grössten Multiplikationseffekt
haben.
***
Die wichtigsten Hersteller von
Fernsehempfängern bauen in Feuerland neue Modelle mit Plasmaund Flüssigkeitskristall-Bildschirmen. Newsan begann bereits Ende 05
Sanyo-Geräte mit FlüssigkeitskristallBildschirmen (LCD - Liquid Cristal
Display) zu montieren. Jetzt folgen
Philips, Radio Victoria Fuegina (mit
den Marken TCL und RCA) und Frávega (Admiral). Audinac (Daewoo und
JVC) wird folgen und LG soll vor einem Abschluss mit BGH stehen. Ausser Newsan, die nur LCD-Modelle fertigen wird, wollen alle LCD und Plas-
8
ARGENTINISCHES TAGEBLATT
ma-Geräte auf den Markt bringen.
Sony bringt 4 LCD-Modelle aus Brasilien. 05 wurden hier 1,35 Mio. Fernsehempfänger abgesetzt, davon 69%
mit den herkömmlichen und 31% mit
Flachbildschirmen, meistens LCD. Für
06 wird mit einem Absatz von 1,7 Mio.
Geräten, davon 45% mit Flachbildschrimen, gerechnet. Der Wettbewerb
so vieler Marken würde eine Endpreisverringerung von 15% bis 20%
bewirken.
***
Die ZB berichtete, dass die Geldentwicklung programmgemäss abläuft. Die M2 benannte Geldmenge,
der Banknotenumlauf und die Einlagen in privaten und amtlichen Sichtkonten, nahm im Januar um $ 2,38
Mrd. auf $ 106,21 Mrd. zu. Das waren
4,3% unter der festgelegten Ober- und
1,6% über der Untergrenze. Für 06 sei
für die M2 eine Zunahme mit einer
Obergrenze von 21,2% vorgesehen,
gegen 36% 03, 33% 04 und 25% 05.
***
Repsol-YPF investiert in ihrer
Raffinerie in Luján de Cuyo U$S 4
Mio. in ein neues Wärme-Rückgewinnungssystem für die Siedeanlagen. Die Effizienz der Heizung soll
damit auf 80% gesteigert werden und
eine Verbrauchsverringerung von
62.000 cbm/Tag Erdgas gestatten, was
dem Bedarf von 9.300 Haushalten entspricht. Die Raffinerie kann jährlich
6,4 Mio. cbm Rohöl verarbeiten. Das
sind 18% des argentinischen Marktes.
***
Acindar, der grösste Hersteller
nicht flacher Stähle Argentiniens,
hat 05 $ 549,7 Mio. Gewinn erwirtschaftet, gegen $ 545,8 Mio. 04. Der
Umsatz nahm im Berichtszeitraum um
20% auf $ 2,54 Mrd. zu, die Produktionskosten nahmen jedoch um 37,6%
durch grössere Lohnkosten und Materialpreise zu.
***
Israel hat die Einfuhrsperre für
Frischfleisch aus Argentinien aufgehoben. Ausgenommen bleibt Fleisch
aus der Provinz Corrientes, in der ein
Maul- und Klauenseuchefall festgestellt wurde. Damit können nach einer
Wartezeit von einer Woche 6 Staaten,
Russland, Paraguay, Bolivien, die arabischen Emirate, Venezuela und Israel, wieder normal beliefert werden.
WIRTSCHAFTSÜBERSICHT
Die Diskussion über
Einkommensverteilung und Armut
Wirtschaftsministerin Felisa
Miceli hat mit Entrüstung auf die
INDEC-Statistik über die Einkommensverteilung reagiert, die eine
notorische Erhöhung der Einkommensdifferenzen ausweist, genau
das Gegenteil dessen, das die Regierung als ihr Hauptziel anstrebt.
Im 3. Quartal 2005 hatte das oberste Zehntel der Bevölkerung ein
Einkommen von 30,8 Mal desjenigen des untersten Zehntels der
Bevölkerung, gegen 28 Mal im 2.
Halbjahr 2004 und viel weniger
während der Konvertibilität. Während die 20% der Reichsten im 2.
Halbjahr 2004 51% des Volkseinkommens erhielten und die 40%
der Ärmsten nur 12,1%, waren es
im 3. Quartal 2005 53%, bzw.
11,7%, also 2 Punkte mehr bei den
Reichen und 1,1 Punkte weniger
bei den Armen. Diese Statistik ergibt sich aus der sogenannten
„ständigen Umfrage bei Haushalten“ (Encuesta permanente de hogares), bei der etwas über 10.000
Haushalte über ihr Einkommen
u.a. Dinge befragt werden, wobei
das Ergebnis nachher auf die ganze Bevölkerung extrapoliert wird.
Genau ist diese Statistik somit
nicht, wobei die Beamten, die sich
mit der Umfrage befassen, auch
keine Zeit haben, um Rückfragen
zu machen, durch die die Richtigkeit der Angaben festgestellt wird.
Frau Miceli wies darauf hin,
dass diese Statistik nur die Geldeinkommen umfasse, womit die
sozialen Leistungen des Staates
nicht berücksichtigt werden, die
von dieser Regierung geschaffen
worden seien. Das beziehe sich
auf Wohnungen, die den Armen
zu subventionierten Preisen oder
unentgeltlich übergeben werden
und auch auf die unentgeltliche
Verteilung von Medikamenten im
Rahmen des „Remediar-Planes“.
Hinzu kämen noch andere Leistungen, die es angeblich vorher
nicht gegeben habe. Ministerin
Miceli hat Recht: wenn der Staat
sich bemüht, den ärmeren Bevölkerungsschichten durch direkte
Leistungen zu helfen, die eine viel
grössere Wirkung haben als ein
höheres Geldeinkommen, kommt
dies in der Statistik nicht zum
Ausdruck. Die Sozialpolitik bleibt
somit weitgehend unberücksichtigt, wie wenn sie nicht existiere.
Die Ministerin vertritt dabei die
These, dass diese sozialen Leistungen erst von der Krichner-Regierung geschaffen worden seien.
Sie vergisst dabei die Tatsache,
dass auch die Menem-Regierung
Einkommen dieser Art geschaffen
hat, ganz besonders durch den
Plan „Pro Huerta“, durch den ab
1990 durch Mitwirkung des Sekretariates für Soziale Aktion, und
vor allem des landwirtschaftlichen
Forschungsinstitutes INTA, über
500.000 kleine Gemüsegärten bei
Familien geschaffen worden sind,
die über eine geringe Landfläche
verfügen (oft weit unter einem
Hektar) mit deren Produktion 2 bis
3 Mio. Menschen einen Teil ihrer
Ernährung erhalten. Ohne diesen
äusserst erfolgreichen sozialen
Plan, der sehr wenig gekostet hat,
und der auch jetzt noch fortgeführt
wird (wenngleich mit weniger
Schwung) hätte sich ein grosser
Teil der Arbeitslosen in den letzten Jahren kaum ernähren können.
Abgesehen von diesem Plan haben auch sonst viele Familien Gemüsegärten, gelegentlich auch mit
Hühnern u.a. Tieren für den Eigenkonsum. All das wird statistisch nicht berücksichtigt. Frau
Miceli will dies jetzt ändern; aber
die Statistiker meinen, dass dies
praktisch kaum möglich sei. Be-
Sonnabend, 18. Februar 2006
ARGENTINISCHES TAGEBLATT
Ernte- und Exportaussichten
Die jüngsten Regenfälle im Januar und Februar haben, wie erwartet, die Ernteschätzung für das
Agrarjahr 2005/2006 verbessert.
Vor dem Regen fürchtete man in
Fachkreisen eine Ernte von rund
70 Mio. t, um 16 Mio. t weniger
als der Rekord des Vorjahres von
86,6 Mio. t. Bessere Witterungsbedingungen erhöhen die Ernteschätzungen derzeit auf rund 74
Mio. t, immer noch 16% weniger
als im Vorjahr, aber trotzdem die
zweitgrösste Ernte der argentinischen Agrargeschichte.
Wir entnehmen diese Zahlen
dem Aufsatz des namhaften Agrarexperten Juan Martín Rebollini in
der Februar-Ausgabe der Agrarzeitschrift „Márgenes Agropecuarios“. Die jüngsten Ernteschätzungen bestätigen den Rückgang der
Weizenernte von 16 auf 12,5 Mio.
t, nachdem die Saatfläche von 6,2
Mio. ha auf 5,0 Mio. ha ebenfalls
fühlbar abgenommen hatte. Die
Weizenernte ist praktisch abgeschlossen, anders als die Grobernte.
Noch stärker geht die Maisernte von angenommenen 19,7 Mio.
t auf 13 Mio t. zurück, wie auch
die Saatfläche von 3,3 Mio. ha auf
2,6 Mio. ha abgenommen hat. Bei
Sorghum werden 2,4 Mio. t gegen
2,9 Mio. t im Vorjahr erwartet.
Sonnenblumen gehen auch von
3,9 Mio. t auf 3,5 Mio. t zurück.
Erstmals in der Agrargeschichte
Argentinien wird erwartet, dass
weniger als die Hälfte der Maisernte exportiert werden wird.
Viel geringer dürfte der Ernteausfall bei Sojabohnen von 41
Mio. t auf 40,5 Mio. t ausfallen,
deren Saatfläche von 14,4 Mio. ha
auf 15,2 Mio. ha zunimmt. Sojabohnen bestreiten somit dieses
Jahr mehr als die Hälfte der erwarteten Gesamternte von 74 Mio. t,
gegen knapp weniger als die Hälfte im Vorjahr. Der Vormarsch der
Sojabohnen ist entschieden nicht
aufzuhalten, obwohl dieses Jahr
die Dürre vor den Regenfällen und
mangelnde Feuchtigkeit in Grenzgegenden geringere Erträge erbringen.
Getreidesorten und ihre Produkte sind bekanntlich das Rückgrat argentinischer Exporte. Rebollini schätzt auf Grund der neuesten Ernteaussichten die Ausfuhren von Getreide, Ölsaaten und
ihrer Produkte. Weizen, Mais,
Sorghum, Sojabohnen und andere Sorten sollen 2006 Exporte von
angenommenen U$S 3,6 Mrd. ein-
bringen, Pflanzenöle von Sojabohnen, Sonnenblumen und anderen Sorten U$S 2,8 Mrd. und sonstige Produkte aus Sojabohnen,
Sonnenblumen und anderen U$S
4,2 Mrd. Das ergibt insgesamt geschätzte U$S 10,7 Mrd. gegen
U$S 12,2 Mrd. 2005 und U$S
11,7 Mrd. 2004.
Der Exportverlust im laufenden
Jahr beträgt somit geschätzte U$S
1,5 Mrd., zu dem sich neuerdings
die verlorenen Rindfleischmärkte
als Folge des Ausbruchs der Maulund Klauenseuche in der Provinz
Corrientes gesellen werden. Derzeit ist es zu früh, diese Exportverluste einzuschätzen.
Für die argentinische Wirtschaft wird die Exporteinbusse
von angenommenen nahezu U$S
2,0 Mrd. sicherlich bewirken, dass
das Regierungsziel der Zunahme
der Gesamtexporte von U$S 40
Mrd. 2005 auf U$S 45 Mrd. 2006
kaum erreicht werden kann, es sei
denn, dass Mineralien, Brennstoffe und verarbeitete Industrieprodukte für den Verlust aufkommen,
was kaum anzunehmen ist. Hinzu
kommt, dass die Zentralbank ihr
von der Regierung vorgegebenes
Ziel, die Währungsreserven um
rund U$S 8 Mrd. wieder aufzustocken, nachdem die Tilgung der
Ziehungen gegen den Internationalen Währungsfonds nahezu U$
10 Mrd. Währungsreserven gekostet hat, kaum verwirklichen kann.
Nur die Rückkehr des Fluchtkapitals und frische Gelder aus dem
Ausland mögen für den Ausgleich
sorgen.
Geringere Ernten und Exporterlöse, wiewohl immer noch bei
hohen Ergebnissen, werden ihre
Folgen auf den Wirtschaftsablauf
auch nicht verfehlen. Ernten und
Exporte bewegen sehr viel in der
argentinischen Wirtschaft in Gestalt der Nachfrage, die die Konjunktur stützt.
Direkte V
erantwortung von
Verantwortung
Unternehmen bei „Outsourcing“
In einem sogenannten Plenarium der Arbeitskammer, haben 26
der 30 Richter (es handelt sich um
die Mitglieder der 10 Berufungskammern, mit je drei Richtern) beschlossen, dass ein Arbeitnehmer
eines Unternehmens, das Dienstleistungen für ein anderes verrichtet, im Fall eines Arbeitskonfliktes dieses letzte Unternehmen direkt verklagen kann. Bisher war es
so, dass er zunächst das Unternehmen verklagen musste, bei dem er
angestellt war, und erst wenn dieses sich insolvent erklärte, gegen
das andere Unternehmen vorgehen
konnte, wobei es gute Gründe geben musste, um diese Verantwortung übertragen zu können. Fast
immer endete der Fall beim Unternehmen, bei dem der Arbeitnehmer direkt angestellt war.
Das Urteil ist eine umwälzende Änderung der Rechtssprechung, die voraussichtlich noch
vom Obersten Gerichtshof gutgeheissen werden muss. Aber dieser
hat seit der durch Kirchner verfügten Änderung seiner Zusammensetzung, schon in anderen Angelegenheiten die Meinung der Gewerkschaftsanwälte übernommen,
so als er die Höchstgrenze bei Entlassungsentschädigungen, die
1991 eingeführt worden war, als
verfassungswidrig bezeichnete,
und dann, als er die Klage vor der
Ziviljustiz zuliess, die vom Gesetz
über Arbeitsunfälle und -krankhei-
ten ausdrücklich ausgeschlossen
worden war. Man kann somit annehmen, dass der Oberste Gerichtshof jetzt dem Urteil des
Plenariums der Arbeitskammern
zustimmt. Mit den neuen Richtern
hat der Oberste Gerichtshof eine
andere Richtung eingenommen,
die in Arbeitsangelegenheiten
dazu beiträgt, Arbeit zu verteuern
und die Beschäftigung zu hemmen. Der Oberste Gerichtshof aus
der Menem-Regierung hatte offensichtlich mehr Sinn für die Problematik der Wirtschaft und die
„Staatsraison“.
Diese neue Doktrin zwingt Unternehmen, bei Verträgen mit Dritten, bei denen diesen bestimmte
Tätigkeiten übergeben werden
(„outsour-cing“), die Arbeitsverträge dieser Unternehmen genau
zu prüfen. Konkret handelt es sich
um Dienstleistungen betreffend Sicherheit, Instandhaltung, Reinigung, Warenverteilung u.a.
Der Konflikt ist aufgekommen,
weil in vielen Fällen diese Dienstleistungsunternehmen ihr Personal
schwarz beschäftigten. Gerade
deshalb waren ihre Dienste billiger als die von Unternehmen, die
legal tätig waren. Mehr als einmal
haben Unternehmen, die Sicherheitsdienste bieten, eine Ausschreibung verloren, weil sie teurer als andere waren, die ihr Personal schwarz beschäftigten. Das
war vor einigen Jahren auch beim
9
Sicherheitsdienst der AFIP der
Fall, die der Klage des legal tätig
konkurrierenden Unternehmens
nicht statt gab.
In diesen Fällen ist die neue
Rechtssprechung ein Vorteil für
Unternehmen, die ihr Personal im
Rahmen der bestehenden Arbeitsgesetzgebung beschäftigen. Denn
die Firmen, die sie verpflichten,
werden jetzt nicht mehr das billigste Angebot annehmen, wenn sie
gute Gründe haben, zu vermuten,
dass dabei das Personal schwarz
arbeitet. Denn das kann jetzt allerlei kostspielige Unannehmlichkeiten mit sich bringen. Dabei werden jetzt bestehende Dienstleistungsunternehmen, die relativ
bedeutend sind und einen guten
Namen haben, offen gegenüber
neuen kleineren Unternehmen bevorzugt, die jederzeit verschwinden können. Das ist das Problem,
dass sich hier stellt: dass diese Unternehmen mit wenig Kapital arbeiten und ihre Tätigkeit leicht
aufgeben können, wenn sie vom
Steueramt oder dem Arbeitsministerium erwischt werden, wobei
sie dann gelegentlich unter einem
anderen Namen weitermachen.
Die Unternehmen müssen jetzt
einmal von ihren Dienstleistungsunternehmen den Nachweis der
Zahlung der Soziallasten und der
Einhaltung der Arbeitsgesetzgebung fordern, dann aber auch einen Solvenznachweis und eventuell eine Garantie. Insofern werden
die Unternehmen zu Kontrolleuren
ihrer Dienstleistungsunternehmen,
was gegen die Schwarzarbeit
wirkt.
Abgesehen davon werden sie in
den Verträgen festsetzen müssen,
dass sie im Fall einer Klage, nicht
gezahlte Rechnungen einbehalten
können, um sie mit eventuellen
Zahlungen zu verrechnen. Das
Problem, dass sich dabei stellt ist,
dass ein Unternehmen zu einem
Vergleich mit dem Arbeitnehmer
seines Dienstleisters gelangen
kann, dieser jedoch damit nicht
einverstanden ist. Nur ein Gerichtsentscheid ist unanfechtbar.
In der Praxis bedeutet diese
Rechtssprechung, dass sich diese
Diensleistungen für die Unternehmen verteuern werden. Denn die
strikte Einhaltung der Arbeits- und
Sozialgesetzgebung und auch die
Garantien, die eventuell von den
Dienstleistern gefordert werden,
ebenfalls die Kontrolltätigkeit des
Unternehmens, das einen Dienstleister verpflichtet, und auch die
eventuellen Prozesse, bedeuten zusätzliche Kosten.

Documentos relacionados