Walter Ruffler - Bergbaumuseum

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Walter Ruffler - Bergbaumuseum
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Museum in Bewegung - e pur si muove
Walter Ruffler
Faszination Papiermechanik
Il fascino dei meccanismi di carta
Faszination
Papiermechanik
Diese Ausstellung gibt einen Überblick über die vielfältige Welt der Papiermechanik einst und jetzt.
Zu sehen sind mehr als 200 mechanische Skulpturen und mechanische Bücher aus aller Welt.
Die ältesten Modelle wurden nach Ausschneidebogen aus dem 19. Jahrhundert gebaut.
A.
Konstruktion und Zusammenbau
B.
Bewegungsumwandlung
C.
Antriebsarten
D.
Technische Modelle
E.
Meer und Wellen
F.
Papiermechanik aus verschiedenen Ländern
G.
Mechanische Bilderbücher und Karten
H.
Literatur
Südtiroler Bergbaumuseum
Museo Provinciale delle Miniere
Bergbaumuseum im Kornkasten Steinhaus
Museo minerario nel Granaio di Cadipietra
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Gliederung der Ausstellung
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Walter Ruffler
Faszination Papiermechanik
Il fascino dei meccanismi di carta
Papiermechanik-Sammlung Walter Ruffler
Walter Ruffler wurde am 21.10.1949 in Algermissen bei Hannover in Norddeutschland geboren. Seit
1978 lebt er in Bremen und hat dort 25 Jahre lang als Lehrer in der Erwachsenenbildung gearbeitet.
1999 lernte er zufällig Ausschneidebogen kennen, aus denen sich mechanische Modelle aus Papier
bauen ließen und begann, eigene Motive zu konstruieren.
Seine Sammlung umfasst mittlerweile über 200 bewegliche Modelle und mechanische Skulpturen aus
Papier aus aller Welt sowie mehr als 100 bewegliche Bilderbücher.
Walter Ruffler hat bis jetzt rund 30 dreidimensionale mechanische Papiermodelle und zahlreiche flachmechanische Karten und Pop-ups konstruiert.
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Diese Ausstellung zeigt die schönsten Stücke seiner Sammlung und wurde schon in mehreren Museen
gezeigt.
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Faszination Papiermechanik
Il fascino dei meccanismi di carta
Zur Geschichte der
Papiermechanik
Zur Papiermechanik zählen flache und dreidimensionale Objekte sowie Pop-ups, das sind dreidimensionale Gebilde, die bei geschlossenen Seiten zwischen diesen flach eingefaltet liegen.
Ein Holzschnitt mit zwei turnenden Affen aus dem Jahr 1460 ist eines der ältesten Verwandlungsbilder. Aus dem 17. Jahrhundert sind Bücher mit Aufklappmechanismen bekannt, bei den mechanischen
Grußkarten der Biedermeierzeit aus Wien werden die Bilder zumeist durch Ziehstreifen und Hebel
bewegt. Lothar Meggendorfer war in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts der führende Künstler, der Bücher mit Verwandlungsbildern und Ziehstreifenmechanik entwickelte. Heutzutage werden mechanische Bilderbücher meistens in Südamerika und Fernost hergestellt.
Ab 1860 produzierten vor allem Verlage aus Frankreich und Deutschland zahlreiche Ausschneidebogen für dreidimensionale mechanische Modelle. Mit dem Ersten Weltkrieg verschwanden diese Bogen vom Markt.
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In den 1980er Jahren fand eine Renaissance der dreidimensionalen Papiermechanik statt, ausgehend
von englischen Künstlern wie Paul Spooner, Keith Newstead und Peter Markey. Eine besondere Rolle
spielte dabei das „Cabaret Mechanical Theatre“, ein Museum für mechanische Skulpturen in London.
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Faszination Papiermechanik
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Goethes Kartonmodelle
Der siebenjährige Goethe lernte Geometrie mit Hilfe von Kartonmodellen. Wie bei einem Genie nicht
anders zu erwarten, entwickelte er auch eigene Entwürfe. Allerdings scheint es ihm an Ausdauer gefehlt zu haben. So schreibt er in seiner Autobiografie „Dichtung und Wahrheit“:
„Ich hatte früh gelernt, mit Zirkel und Lineal umzugehen, indem ich den ganzen Unterricht, den man
uns in der Geometrie erteilte, sogleich in das Tätige verwandte, und Pappenarbeiten konnten mich
höchlich beschäftigen. Doch blieb ich nicht bei geometrischen Körpern, bei Kästchen und solchen
Dingen stehen, sondern ersann mir artige Lusthäuser, welche mit Pilastern, Freitreppen und flachen
Dächern ausgeschmückt wurden; wovon jedoch wenig zustande kam.“
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Quelle: Johann Wolfgang von Goethe: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit, in: Goethes Werke in zwölf Bänden, Achter Band, S. 54, Berlin und Weimar 1974
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Heiße Pädagogik
Schon recht früh wurden Kartonmodelle für pädagogische Zwe-cke eingesetzt. Von einer besonders
eindrucksvollen pädagogischen Veranstaltung seines Hauslehrers Senff am Weihnachtsabend 1809
berichtet der Maler Kügelgen in seinen Erinnerungen:
„...hier hatte Senff auf der Diele aus kleinen von Papier gemachten Häusern, Palästen und Moscheen
die Stadt Konstantinopel aufgebaut. Man konnte nichts Saubereres sehen als diese Papierstadt.
Dichtgestreuter weißer Sand bezeichnete das Land, blauer das Meer, das von kleinen Schiffen belebt war. – Nachdem nun Senff eine skizzenhafte Erklärung der hervorragendsten Punkte gegeben,
bemerkte er, dass Konstantinopel häufig abzubrennen pflege, und damit legte er einen Zunder unter
das erste Haus der Vorstadt Pera. Bald brach die Flamme aus, ergriff das nächste Gebäude und die
ganze Straße, verzweigte sich nach anderen Straßen, sprang in die Brunnen, die mit Spiritus gefüllt
waren, und verbreitete sich über die ganze Stadt. Zuletzt wurde das Serail ergriffen, dessen zahlreiche
Türmchen als Miniatur-Feuerwerk aufsprühten, die Vorstellung mit Knalleffekt beschließend. ... natürlich waren wir begierig, alles nachzumachen... Die Festungen und Städte, die wir für unsere Kriegsspiele bis dahin nur als Grundrisse verzeichnet hatten, erhoben sich jetzt zu allen Dimensionen des
Raumes, und wir nahmen zu an mancherlei Kenntnis und Geschicklichkeit.“
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Quelle: Kügelgen, 2. Teil, Kap. II, S. 57f, zitiert bei: Sigrid Metken, Geschnittenes Papier, München
1978, S. 273
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Papiermechanik
im Unterricht
Die Flachmechanik eignet sich sehr gut für den Einsatz in der Grundschule. Vorgegebene Ausschneidebogen können ausgemalt, ausgeschnitten und zusammengeklebt werden und ergeben lustige Popup-Karten.
Manche Mechanismen sind so einfach, dass sie von den Kindern für die Gestaltung eigener Entwürfe
verwendet werden können. Die Schüler entwickeln die Idee und ein Konzept, das gestalterische und
technischer Aspekte einschließt. Die praktische Umsetzung schult die manuelle Geschicklichkeit.
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Ausschneidebogen zum Ausmalen für das Leporello „Hafen- und Seepanorama“:
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Konstruktion
So entsteht ein Ausschneidebogen:
1.
Am Anfang steht die Idee.
2.
In einer Skizze wird die Idee festgehalten.
3.
Detail- und Ansichtszeichnungen konkretisieren die Idee.
4. Die einzelnen Teile werden gezeichnet. Häufig sind es Abwicklungen.
5.
Übertragung auf den Computer durch Einscannen oder mit der Rastermethode.
6. Ausdruck der fertigen Ausschneidebogen (noch ohne Kolorierung) und Bau eines Prototyps.
7.
Korrektur der Zeichnungen, Bau weiterer Prototypen bis alles stimmt.
8.
Anfertigen der Bauanleitung und des Deckblattes.
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9. Letzter Korrekturbau durch eine andere Person zur Überprüfung der Bauanleitung.
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Abwicklungen
Eine Abwicklung ist die in einer Ebene aufgezeichnete
Oberfläche eines Körpers.
Die Abwicklung der Kopfhalterung des Skippers von
„Gegen den Wind“ ist ein Vierkantprisma. Es zeigt
sechs Mantelflächen, Klebelaschen und eine Markierung für die Halsöffnung.
26b
vorn
front
Abwicklung der Pyramide der Pop-Up-Karte. Der Mantel besteht aus vier gleichseitigen Dreiecken.
Die Abwicklung der Grundplatte von „Gegen den
Wind“.
© Walter Ruffler Papier Mas
6a - d aufkleben/
glue 6a - 6d
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5a - d aufkleben/
glue 5a - d
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Zusammenbau
So entsteht das fertige Modell:
1.
Bauanleitung und Hinweise auf dem Ausschneidebogen geben Orientierung.
2.
Wichtig ist der Strichcode, der bei den einzelnen Konstrukteuren unterschiedlich sein kann.
3.
Die Arbeitsschritte sind:
- Bauanleitung lesen und verstehen,
- die einzelnen Teile auf den Ausschneidebogen finden,
- ein Teil grob ausschneiden,
- Linien rillen,
- das Teil exakt ausschneiden,
- das Teil formen und verkleben.
4. Die Formgebung einzelner Teile erfolgt durch Knicken und Runden.
5.
Knicken und Runden sind das Geheimnis der Stabilität des Papiermodells. Größere Flächen können durch Profile und Verstrebungen biegesteif gemacht werden.
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6. Komplexe Modelle bestehen aus Baugruppen, die zunächst separat angefertigt und dann zum Gesamtmodell zusammengefügt werden.
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So geht’s (1)
1. Ausschneiden
Nehmen Sie zum Ausschneiden der Teile eine
Schere oder ein Papierschneidemesser. Löcher
und Schlitze kann man am besten mit einem
Messer ausstechen, aber Vorsicht: Die Klingenspitze bricht gern ab, wenn das Messer verkantet wird. Auch eine Lochzange kann hilfreich
sein. Ein Lineal mit Stahlkante verhilft zu geraden Schnitten.
2. Einschneiden
Hier wird kreuzweise eingeschnitten und mit einem spitzen Zahnstocher ein Loch vorgebohrt. Es bilden sich vier kleine Laschen, die mit einem Rundholz verklebt werden.
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Ein Rundholz ist
eingeklebt.
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So geht’s (2)
3. Abschneiden
Rundhölzer ringsum einkerben und dann abbrechen.
4. Rillen
Knicklinien müssen vorher gerillt werden. Geeignet ist die
stumpfe (!) Rückseite eines Messers oder ein Dosendorn.
5. Knicken
Teile mit gestrichelten Linien werden nach hinten geknickt
(Bergfalte).
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Teile mit punktierten Linien werden nach vorn umgebogen
(Talfalte).
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Bewegungsumwandlung 1
Bei den mechanischen Papiermodellen muss die Antriebsbewegung durch einen geeigneten Mechanismus in die gewünschte Bewegung des Modells umgewandelt werden. Den Fundus dafür stellt die
mehrtausendjährige Geschichte der Mechanik dar, Bücher über Technik und Maschinenbau geben oft
gute Anregungen. Einige häufig verwendete Mechanismen sind:
Ein Kurbelgleiter formt eine Drehbewegung in eine Auf- und Absowie Hin- und Herbewegung eines Hebels um.
Walter Rufflers Modelle „Stürmische See“ und „Off Road“ werden durch einen Kurbelgleiter bewegt, ebenso viele Modelle Keith
Newsteads.
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Eine Kurbelschwinge wandelt die Drehbewegung in die
Schwingbewegung eines Hebels um.
Der Ziehbrunnen in Walter Rufflers Modell „Ägyptischer Schaduf“ ist eine Kurbelschwinge, ebenso der nickende Kopf und
Hals beim „Volksvertreter“.
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Bewegungsumwandlung 2
Mit einem Reibrad können Drehzahl und Drehrichtung geändert werden. Das Modell „Wimbledon“ wird von Reibrädern
in Kombination mit Nocken angetrieben.
Auch mit einem Zahnradtrieb können Drehzahl und Drehrichtung geändert werden. Beispiele sind die Modelle „Am Teich“
von Walter Ruffler und der „Runabout Train“ von Magdalen
Bear.
Nocken wandeln je nach Bauart eine Drehbewegung in
eine Längebewegung oder eine Schwingbewegung um.
Newstead verwendet häufig Nocken in Kombination mit
Hebeln und Stößeln.
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Ein Sperrrad wandelt eine kontinuierliche Drehbewegung
in eine unterbrochene Drehbewegung um. Der Arm des
„Volks-vertreters“ wird so schrittweise gehoben
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Antriebsarten
Die Antriebsarten der papiermechanischen Modelle sind vielfältig:
1. rieselnder Sand,
2. aufsteigende warme Luft,
3.
Wind,
4.
Druckluft,
5.
Gummibänder,
6.
Zugmittel wie Bindfäden, Gewichte, Zuglaschen und Schieber,
7.
Mechanismen, die mit Druckkräften arbeiten,
8.
Kurbelantriebe.
Das Château d’eau (Wasserturm) des französischen Verla-ges Pellerin aus dem Jahre 1909 wird sogar
mit Wasser betrieben.
Der Jack in the Box (Springteufel) des englischen Verlages Norwin International wird durch eine
Druckfeder aus Kar-ton bewegt.
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Im 19. Jahrhundert waren Sand- und Warmluftantriebe weit verbreitet, bei den zeitgenössischen Modellen dominiert der Kurbelantrieb.
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Sandantrieb
Im Gesamtkatalog des französischen Verlags Pellerin aus dem Jahr 1887 werden 23 sandbetriebene Modelle aufgeführt. Die Motive stammen oft aus dem Berufsleben, z.B. Fischerboot, Holzfäller,
Waschfrau, Seiler, Säger, Schuster. Auch technische Motive finden sich, Dampfhammer, Wasser- und
Windmühle.
Das Modell „La Lessiveuse“ (Die Wäscherin) aus dem Jahre 1868 funktioniert folgendermaßen: Aus
einem Behälter 1 rinnt Sand auf ein Schaufelrad 2. Die so erzeugte Drehbewegung wird durch eine
Nockenscheibe 3 und einen Hebel 5 in die Schwingbewegung des Armes 6 umgewandelt. Schaufelrad
und Nocken sitzen auf einer gemeinsamen Welle 4, ebenso sind Hebel 5 und Arm 6 auf einer Welle 7
befestigt.
1
2
3
5
4
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Pneumatische Antriebe
Bereits um 1900 hat die französische Firma Pellerin in Epinal
(Vogesen) zwei pneumatisch angetriebene Kartonmodelle herausgegeben, eine Schaukel (Balançoire) und einen Turner am
Reck (Barre Fixe).
Die Rakete von Georg Eggers wird durch einen Blasebalg in die
Luft geschossen.
Rakete
Abschussrohr
Blasebalg
Paul Spooners „Gedankenautomat“ erschien 1992. Der große
Kopf wird mit Hilfe einer Luftpumpe geöffnet, und die Gedankeninhalte werden sichtbar.
- zugeklappt
- aufgeklappt
bewegliche Kopfhälften
Gestänge
Gelenk
bewegliche Hülle
Aufnahme für
Zapfen der
Gedankeninhalte
Zylinder
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Kolben
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Luftkanal
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Papiermechanik
aus Deutschland
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Im 19. Jahrhundert bis hin zum ersten Weltkrieg waren deutsche Verlage führend auf dem Gebiet der
Papiermechanik, darunter J.F.Schreiber in Esslingen, Gustav Kühn und Oehmigke & Riemschneider
im brandenburgischen Neuruppin, Adolph Hermann Engel in Berlin, Josef Scholz in Mainz. Es dominierten Sandantriebe und Ofenbilder, Kurbelmodelle waren selten. Mit dem ersten Weltkrieg verschwanden diese Bausätze vom Markt.
1978 wurde die Bärenpresse gegründet, deren Spezialität bewegliche Flachmodelle oder „Hampelfiguren“ sind, die durch einen Zug am Bindfaden bewegt werden. Zu voller Dreidimensionalität ausgewachsen ist der Tanzbär „Bruno“ (1996), der in der Tradition von Spooners Tüftelautomaten steht.
Fritz König vom Atelier GAG in Bremen wurde durch die Wackelfiguren von Peter Markey angeregt, eigene mechanische Papiermodelle zu konstruieren und in seinem Papiermodell-Fachgeschäft im Bremer Schnoor-Viertel zu verkaufen.
Durch eine Ausstellung des Cabaret Mechanical Theatre 1999 wurde Walter Ruffler motiviert, selber
mechanische Modellbaubogen zu entwickeln. Mittlerweile sind über 20 Motive als Bausatz erhältlich.
Martin Graf aus Hamburg bietet in seiner „edition 8x8“ mehrere witzige papiermechanische Bausätze an. Eine Fülle von Instrumenten aus Karton findet sich in der Astro-Media-Reihe des SunwatchVerlages, darunter ein Sextant und ein Magnetkompass.
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Papiermechanik
aus England (1)
Englische Designer und Künstler sind führend bei zeitgenössischen „paper automata“, den mechanischen Skulpturen aus Papier. Herausragende Namen sind Paul Spooner, Keith Newstead, Peter Markey und Robert Ives.
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Der Bildhauer Paul Spooner veröffentlichte 1986 das Buch „Moving Animals“, das im gleichen Jahr
als „Automatenzoo“ im Verlag Zweitausendeins auf Deutsch erschien. Es enthält eine kleine Geschichte der „Tüftelautomaten“, sieben Bausätze zum Heraustrennen und geradezu philosophische
Überlegungen zu den Modellen. Gebaut werden können eine Ziege, ein Löwe, ein Specht, ein Pferd,
ein Ameisenbär und seltsamerweise ein Modell mit Rasenmähern und eine Hochzeitstorte. 1992 erschien Spooners zweites Papiermechanikbuch „Museum of the Mind“, deutscher Titel: „Spooner’s
Gedankenautomat“. Es handelt sich um einen Kopf aus Papier, der sich durch Druckluft öffnet und
den Blick auf die ebenfalls pneumatisch bewegten Gedankeninhalte freigibt. Eingesetzt werden können vier unterschiedliche Gedankeninhalte: der Staubsaugermann, der Dodo, Europa und der Stier
und der Kopfschmerz.
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Papiermechanik
aus England (2)
Bewundernswert ist Keith Newsteads „Animated Orchestra“, eine Anzahl von mechanischen Orchestermusikern, von denen in der Ausstellung vier zu sehen sind. Im englischen Arcturus-Verlag veröffentlichte Newstead „Moving Model Kits“ als Exklusivmodelle für Touristenattraktionen wie den
Londoner Zoo, die Tate Gallery, das Victoria & Albert-Museum, die National Gallery und das Britische
Museum. Die „Moving Model Books“ sind Sachbücher für Kinder und Jugendliche zu den Themen
Dinosaurier, Mumien, Wikinger, die Odyssee, Aliens und zu den in England beliebten Comic-Figuren
Dennis und Gnasher.
Der frühere Lehrer Peter Markey war einer der ersten Künstler, die für Cabaret Mechanical Theatre
gearbeitet haben. Zunächst entwickelte er mechanische Tiere mit Wackelköpfen, die an einem Bindfaden beweglich aufgehängt werden, so „Nodding Cow“ und „Nodding Dinosaur.“ Später folgten Modelle mit Kurbelantrieb, wobei häufig Reibräder und Nocken Verwendung finden, u.a. „Bird Watching
Cat“ und „Kissing Machine“.
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Robert Ives erstes Buch „Paper Automata“ mit vier Modellen (1998) war so erfolgreich, dass er seine
eigene Firma „Flying Pig“ gründete.
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Mechanische
Bilderbücher (1)
Das Salzburger Spielzeugmuseum besitzt eine große Sammlung von mechanischen Bilderbüchern.
Der Katalog von Peter Laub beschreibt mehr als 300 Bücher in Text und Bild.
Im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg ist eins der ältesten beweglichen Bilder zu sehen.
Es ist ein Holzschnitt aus Ulm aus dem Jahre 1460 mit zwei turnenden Affen. Ein drehbarer Papierstreifen stellt die Körpermitte der Affen dar und kombiniert Ober- und Unterkörper je nach Lage neu:
Mal sitzen die Affen hintereinander auf dem Pferd, mal hängt einer an der Stange, der andere auf
dem Pferd.
Vor mehr als 100 Jahren schuf Lothar Meggendorfer (1847-1925) eine große Anzahl von mechanischen Bilderbüchern, von denen viele heute als Reprint neu aufgelegt werden: Aufstellbücher wie sein
„Internationaler Circus“, Verwandlungsbücher mit Jalousietechnik wie „Bubenstreiche“ sowie Bücher
mit Ziehstreifen und Hebelmechanik wie „Reiseabenteuer des Malers Daumenlang und seines Dieners Damian.“ Hildegard Krahé verfasste 1983 die Biografie „Lothar Meggendorfers Spielwelt.“
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Der tschechische Zeichner Vojtech Kubašta (1914-1992) entwarf zahlreiche mechanische Bilderbücher, darunter Märchenbücher mit Parallelogrammmechanismus. Dabei entfalten sich beim Aufklappen mehrfach gestaffelte Kulissen, die meist parallel zum Hintergrund stehen.
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Mechanische
Bilderbücher (2)
Häufiges Motiv von Pop-up-Büchern sind Tiere. Es finden sich naturwissenschaftliche Darstellungen
wie „Spinnen“ und „Schmetterlinge“ und lustige märchenhafte Geschichten wie „Happy Birthday,
kleine Maus“.
Der englische Tarquin-Verlag gibt Bücher zu geschichtlichen Themen heraus, die durch Ausschneiden
und Aufkleben der beweglichen Elemente zu einem Pop-up gemacht werden.
Pop-ups stellen viele Wissensgebiete dar, von der Entstehung des Universums, über Technik, Naturkunde und Mathematik bis hin zu Architektur und Kunst.
Pop-ups widmen sich auch gruseligen Dingen wie Jan Pienkowskis „Pension zum ewigen Frieden“
und Charles Fages „Spukhaus des Schreckens“.
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Eine große pädagogische Bedeutung haben mechanische Karten. Im Unterricht sind sie nach Vorlagen schnell angefertigt und dienen der Vermittlung von ästhetischem Empfinden, gestalterischer
Kreativität, mechanisch-technischem Wissen und der Entwicklung handwerklicher Fertigkeiten. Auch
eigene Entwürfe können bereits im Grundschulalter entwickelt werden.

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