Walter Ruffler - Bergbaumuseum
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Walter Ruffler - Bergbaumuseum
rrrrrrrrrruffffler! Museum in Bewegung - e pur si muove Walter Ruffler Faszination Papiermechanik Il fascino dei meccanismi di carta Faszination Papiermechanik Diese Ausstellung gibt einen Überblick über die vielfältige Welt der Papiermechanik einst und jetzt. Zu sehen sind mehr als 200 mechanische Skulpturen und mechanische Bücher aus aller Welt. Die ältesten Modelle wurden nach Ausschneidebogen aus dem 19. Jahrhundert gebaut. A. Konstruktion und Zusammenbau B. Bewegungsumwandlung C. Antriebsarten D. Technische Modelle E. Meer und Wellen F. Papiermechanik aus verschiedenen Ländern G. Mechanische Bilderbücher und Karten H. Literatur Südtiroler Bergbaumuseum Museo Provinciale delle Miniere Bergbaumuseum im Kornkasten Steinhaus Museo minerario nel Granaio di Cadipietra www.abler.it Gliederung der Ausstellung rrrrrrrrrruffffler! Museum in Bewegung - e pur si muove Walter Ruffler Faszination Papiermechanik Il fascino dei meccanismi di carta Papiermechanik-Sammlung Walter Ruffler Walter Ruffler wurde am 21.10.1949 in Algermissen bei Hannover in Norddeutschland geboren. Seit 1978 lebt er in Bremen und hat dort 25 Jahre lang als Lehrer in der Erwachsenenbildung gearbeitet. 1999 lernte er zufällig Ausschneidebogen kennen, aus denen sich mechanische Modelle aus Papier bauen ließen und begann, eigene Motive zu konstruieren. Seine Sammlung umfasst mittlerweile über 200 bewegliche Modelle und mechanische Skulpturen aus Papier aus aller Welt sowie mehr als 100 bewegliche Bilderbücher. Walter Ruffler hat bis jetzt rund 30 dreidimensionale mechanische Papiermodelle und zahlreiche flachmechanische Karten und Pop-ups konstruiert. Südtiroler Bergbaumuseum Museo Provinciale delle Miniere Bergbaumuseum im Kornkasten Steinhaus Museo minerario nel Granaio di Cadipietra www.abler.it Diese Ausstellung zeigt die schönsten Stücke seiner Sammlung und wurde schon in mehreren Museen gezeigt. rrrrrrrrrruffffler! Museum in Bewegung - e pur si muove Walter Ruffler Faszination Papiermechanik Il fascino dei meccanismi di carta Zur Geschichte der Papiermechanik Zur Papiermechanik zählen flache und dreidimensionale Objekte sowie Pop-ups, das sind dreidimensionale Gebilde, die bei geschlossenen Seiten zwischen diesen flach eingefaltet liegen. Ein Holzschnitt mit zwei turnenden Affen aus dem Jahr 1460 ist eines der ältesten Verwandlungsbilder. Aus dem 17. Jahrhundert sind Bücher mit Aufklappmechanismen bekannt, bei den mechanischen Grußkarten der Biedermeierzeit aus Wien werden die Bilder zumeist durch Ziehstreifen und Hebel bewegt. Lothar Meggendorfer war in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts der führende Künstler, der Bücher mit Verwandlungsbildern und Ziehstreifenmechanik entwickelte. Heutzutage werden mechanische Bilderbücher meistens in Südamerika und Fernost hergestellt. Ab 1860 produzierten vor allem Verlage aus Frankreich und Deutschland zahlreiche Ausschneidebogen für dreidimensionale mechanische Modelle. Mit dem Ersten Weltkrieg verschwanden diese Bogen vom Markt. Südtiroler Bergbaumuseum Museo Provinciale delle Miniere Bergbaumuseum im Kornkasten Steinhaus Museo minerario nel Granaio di Cadipietra www.abler.it In den 1980er Jahren fand eine Renaissance der dreidimensionalen Papiermechanik statt, ausgehend von englischen Künstlern wie Paul Spooner, Keith Newstead und Peter Markey. Eine besondere Rolle spielte dabei das „Cabaret Mechanical Theatre“, ein Museum für mechanische Skulpturen in London. rrrrrrrrrruffffler! Museum in Bewegung - e pur si muove Walter Ruffler Faszination Papiermechanik Il fascino dei meccanismi di carta Goethes Kartonmodelle Der siebenjährige Goethe lernte Geometrie mit Hilfe von Kartonmodellen. Wie bei einem Genie nicht anders zu erwarten, entwickelte er auch eigene Entwürfe. Allerdings scheint es ihm an Ausdauer gefehlt zu haben. So schreibt er in seiner Autobiografie „Dichtung und Wahrheit“: „Ich hatte früh gelernt, mit Zirkel und Lineal umzugehen, indem ich den ganzen Unterricht, den man uns in der Geometrie erteilte, sogleich in das Tätige verwandte, und Pappenarbeiten konnten mich höchlich beschäftigen. Doch blieb ich nicht bei geometrischen Körpern, bei Kästchen und solchen Dingen stehen, sondern ersann mir artige Lusthäuser, welche mit Pilastern, Freitreppen und flachen Dächern ausgeschmückt wurden; wovon jedoch wenig zustande kam.“ Südtiroler Bergbaumuseum Museo Provinciale delle Miniere Bergbaumuseum im Kornkasten Steinhaus Museo minerario nel Granaio di Cadipietra www.abler.it Quelle: Johann Wolfgang von Goethe: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit, in: Goethes Werke in zwölf Bänden, Achter Band, S. 54, Berlin und Weimar 1974 rrrrrrrrrruffffler! Museum in Bewegung - e pur si muove Walter Ruffler Faszination Papiermechanik Il fascino dei meccanismi di carta Heiße Pädagogik Schon recht früh wurden Kartonmodelle für pädagogische Zwe-cke eingesetzt. Von einer besonders eindrucksvollen pädagogischen Veranstaltung seines Hauslehrers Senff am Weihnachtsabend 1809 berichtet der Maler Kügelgen in seinen Erinnerungen: „...hier hatte Senff auf der Diele aus kleinen von Papier gemachten Häusern, Palästen und Moscheen die Stadt Konstantinopel aufgebaut. Man konnte nichts Saubereres sehen als diese Papierstadt. Dichtgestreuter weißer Sand bezeichnete das Land, blauer das Meer, das von kleinen Schiffen belebt war. – Nachdem nun Senff eine skizzenhafte Erklärung der hervorragendsten Punkte gegeben, bemerkte er, dass Konstantinopel häufig abzubrennen pflege, und damit legte er einen Zunder unter das erste Haus der Vorstadt Pera. Bald brach die Flamme aus, ergriff das nächste Gebäude und die ganze Straße, verzweigte sich nach anderen Straßen, sprang in die Brunnen, die mit Spiritus gefüllt waren, und verbreitete sich über die ganze Stadt. Zuletzt wurde das Serail ergriffen, dessen zahlreiche Türmchen als Miniatur-Feuerwerk aufsprühten, die Vorstellung mit Knalleffekt beschließend. ... natürlich waren wir begierig, alles nachzumachen... Die Festungen und Städte, die wir für unsere Kriegsspiele bis dahin nur als Grundrisse verzeichnet hatten, erhoben sich jetzt zu allen Dimensionen des Raumes, und wir nahmen zu an mancherlei Kenntnis und Geschicklichkeit.“ Südtiroler Bergbaumuseum Museo Provinciale delle Miniere Bergbaumuseum im Kornkasten Steinhaus Museo minerario nel Granaio di Cadipietra www.abler.it Quelle: Kügelgen, 2. Teil, Kap. II, S. 57f, zitiert bei: Sigrid Metken, Geschnittenes Papier, München 1978, S. 273 rrrrrrrrrruffffler! Museum in Bewegung - e pur si muove Walter Ruffler Faszination Papiermechanik Il fascino dei meccanismi di carta Papiermechanik im Unterricht Die Flachmechanik eignet sich sehr gut für den Einsatz in der Grundschule. Vorgegebene Ausschneidebogen können ausgemalt, ausgeschnitten und zusammengeklebt werden und ergeben lustige Popup-Karten. Manche Mechanismen sind so einfach, dass sie von den Kindern für die Gestaltung eigener Entwürfe verwendet werden können. Die Schüler entwickeln die Idee und ein Konzept, das gestalterische und technischer Aspekte einschließt. Die praktische Umsetzung schult die manuelle Geschicklichkeit. Südtiroler Bergbaumuseum Museo Provinciale delle Miniere Bergbaumuseum im Kornkasten Steinhaus Museo minerario nel Granaio di Cadipietra www.abler.it Ausschneidebogen zum Ausmalen für das Leporello „Hafen- und Seepanorama“: rrrrrrrrrruffffler! Museum in Bewegung - e pur si muove Walter Ruffler Faszination Papiermechanik Il fascino dei meccanismi di carta Konstruktion So entsteht ein Ausschneidebogen: 1. Am Anfang steht die Idee. 2. In einer Skizze wird die Idee festgehalten. 3. Detail- und Ansichtszeichnungen konkretisieren die Idee. 4. Die einzelnen Teile werden gezeichnet. Häufig sind es Abwicklungen. 5. Übertragung auf den Computer durch Einscannen oder mit der Rastermethode. 6. Ausdruck der fertigen Ausschneidebogen (noch ohne Kolorierung) und Bau eines Prototyps. 7. Korrektur der Zeichnungen, Bau weiterer Prototypen bis alles stimmt. 8. Anfertigen der Bauanleitung und des Deckblattes. Südtiroler Bergbaumuseum Museo Provinciale delle Miniere Bergbaumuseum im Kornkasten Steinhaus Museo minerario nel Granaio di Cadipietra www.abler.it 9. Letzter Korrekturbau durch eine andere Person zur Überprüfung der Bauanleitung. rrrrrrrrrruffffler! Museum in Bewegung - e pur si muove Walter Ruffler Faszination Papiermechanik Il fascino dei meccanismi di carta Abwicklungen Eine Abwicklung ist die in einer Ebene aufgezeichnete Oberfläche eines Körpers. Die Abwicklung der Kopfhalterung des Skippers von „Gegen den Wind“ ist ein Vierkantprisma. Es zeigt sechs Mantelflächen, Klebelaschen und eine Markierung für die Halsöffnung. 26b vorn front Abwicklung der Pyramide der Pop-Up-Karte. Der Mantel besteht aus vier gleichseitigen Dreiecken. Die Abwicklung der Grundplatte von „Gegen den Wind“. © Walter Ruffler Papier Mas 6a - d aufkleben/ glue 6a - 6d Südtiroler Bergbaumuseum Museo Provinciale delle Miniere Bergbaumuseum im Kornkasten Steinhaus Museo minerario nel Granaio di Cadipietra www.abler.it 5a - d aufkleben/ glue 5a - d rrrrrrrrrruffffler! Museum in Bewegung - e pur si muove Walter Ruffler Faszination Papiermechanik Il fascino dei meccanismi di carta Zusammenbau So entsteht das fertige Modell: 1. Bauanleitung und Hinweise auf dem Ausschneidebogen geben Orientierung. 2. Wichtig ist der Strichcode, der bei den einzelnen Konstrukteuren unterschiedlich sein kann. 3. Die Arbeitsschritte sind: - Bauanleitung lesen und verstehen, - die einzelnen Teile auf den Ausschneidebogen finden, - ein Teil grob ausschneiden, - Linien rillen, - das Teil exakt ausschneiden, - das Teil formen und verkleben. 4. Die Formgebung einzelner Teile erfolgt durch Knicken und Runden. 5. Knicken und Runden sind das Geheimnis der Stabilität des Papiermodells. Größere Flächen können durch Profile und Verstrebungen biegesteif gemacht werden. Südtiroler Bergbaumuseum Museo Provinciale delle Miniere Bergbaumuseum im Kornkasten Steinhaus Museo minerario nel Granaio di Cadipietra www.abler.it 6. Komplexe Modelle bestehen aus Baugruppen, die zunächst separat angefertigt und dann zum Gesamtmodell zusammengefügt werden. rrrrrrrrrruffffler! Museum in Bewegung - e pur si muove Walter Ruffler Faszination Papiermechanik Il fascino dei meccanismi di carta So geht’s (1) 1. Ausschneiden Nehmen Sie zum Ausschneiden der Teile eine Schere oder ein Papierschneidemesser. Löcher und Schlitze kann man am besten mit einem Messer ausstechen, aber Vorsicht: Die Klingenspitze bricht gern ab, wenn das Messer verkantet wird. Auch eine Lochzange kann hilfreich sein. Ein Lineal mit Stahlkante verhilft zu geraden Schnitten. 2. Einschneiden Hier wird kreuzweise eingeschnitten und mit einem spitzen Zahnstocher ein Loch vorgebohrt. Es bilden sich vier kleine Laschen, die mit einem Rundholz verklebt werden. Südtiroler Bergbaumuseum Museo Provinciale delle Miniere Bergbaumuseum im Kornkasten Steinhaus Museo minerario nel Granaio di Cadipietra www.abler.it Ein Rundholz ist eingeklebt. rrrrrrrrrruffffler! Museum in Bewegung - e pur si muove Walter Ruffler Faszination Papiermechanik Il fascino dei meccanismi di carta So geht’s (2) 3. Abschneiden Rundhölzer ringsum einkerben und dann abbrechen. 4. Rillen Knicklinien müssen vorher gerillt werden. Geeignet ist die stumpfe (!) Rückseite eines Messers oder ein Dosendorn. 5. Knicken Teile mit gestrichelten Linien werden nach hinten geknickt (Bergfalte). Südtiroler Bergbaumuseum Museo Provinciale delle Miniere Bergbaumuseum im Kornkasten Steinhaus Museo minerario nel Granaio di Cadipietra www.abler.it Teile mit punktierten Linien werden nach vorn umgebogen (Talfalte). rrrrrrrrrruffffler! Museum in Bewegung - e pur si muove Walter Ruffler Faszination Papiermechanik Il fascino dei meccanismi di carta Bewegungsumwandlung 1 Bei den mechanischen Papiermodellen muss die Antriebsbewegung durch einen geeigneten Mechanismus in die gewünschte Bewegung des Modells umgewandelt werden. Den Fundus dafür stellt die mehrtausendjährige Geschichte der Mechanik dar, Bücher über Technik und Maschinenbau geben oft gute Anregungen. Einige häufig verwendete Mechanismen sind: Ein Kurbelgleiter formt eine Drehbewegung in eine Auf- und Absowie Hin- und Herbewegung eines Hebels um. Walter Rufflers Modelle „Stürmische See“ und „Off Road“ werden durch einen Kurbelgleiter bewegt, ebenso viele Modelle Keith Newsteads. Südtiroler Bergbaumuseum Museo Provinciale delle Miniere Bergbaumuseum im Kornkasten Steinhaus Museo minerario nel Granaio di Cadipietra www.abler.it Eine Kurbelschwinge wandelt die Drehbewegung in die Schwingbewegung eines Hebels um. Der Ziehbrunnen in Walter Rufflers Modell „Ägyptischer Schaduf“ ist eine Kurbelschwinge, ebenso der nickende Kopf und Hals beim „Volksvertreter“. rrrrrrrrrruffffler! Museum in Bewegung - e pur si muove Walter Ruffler Faszination Papiermechanik Il fascino dei meccanismi di carta Bewegungsumwandlung 2 Mit einem Reibrad können Drehzahl und Drehrichtung geändert werden. Das Modell „Wimbledon“ wird von Reibrädern in Kombination mit Nocken angetrieben. Auch mit einem Zahnradtrieb können Drehzahl und Drehrichtung geändert werden. Beispiele sind die Modelle „Am Teich“ von Walter Ruffler und der „Runabout Train“ von Magdalen Bear. Nocken wandeln je nach Bauart eine Drehbewegung in eine Längebewegung oder eine Schwingbewegung um. Newstead verwendet häufig Nocken in Kombination mit Hebeln und Stößeln. Südtiroler Bergbaumuseum Museo Provinciale delle Miniere Bergbaumuseum im Kornkasten Steinhaus Museo minerario nel Granaio di Cadipietra www.abler.it Ein Sperrrad wandelt eine kontinuierliche Drehbewegung in eine unterbrochene Drehbewegung um. Der Arm des „Volks-vertreters“ wird so schrittweise gehoben rrrrrrrrrruffffler! Museum in Bewegung - e pur si muove Walter Ruffler Faszination Papiermechanik Il fascino dei meccanismi di carta Antriebsarten Die Antriebsarten der papiermechanischen Modelle sind vielfältig: 1. rieselnder Sand, 2. aufsteigende warme Luft, 3. Wind, 4. Druckluft, 5. Gummibänder, 6. Zugmittel wie Bindfäden, Gewichte, Zuglaschen und Schieber, 7. Mechanismen, die mit Druckkräften arbeiten, 8. Kurbelantriebe. Das Château d’eau (Wasserturm) des französischen Verla-ges Pellerin aus dem Jahre 1909 wird sogar mit Wasser betrieben. Der Jack in the Box (Springteufel) des englischen Verlages Norwin International wird durch eine Druckfeder aus Kar-ton bewegt. Südtiroler Bergbaumuseum Museo Provinciale delle Miniere Bergbaumuseum im Kornkasten Steinhaus Museo minerario nel Granaio di Cadipietra www.abler.it Im 19. Jahrhundert waren Sand- und Warmluftantriebe weit verbreitet, bei den zeitgenössischen Modellen dominiert der Kurbelantrieb. rrrrrrrrrruffffler! Museum in Bewegung - e pur si muove Walter Ruffler Faszination Papiermechanik Il fascino dei meccanismi di carta Sandantrieb Im Gesamtkatalog des französischen Verlags Pellerin aus dem Jahr 1887 werden 23 sandbetriebene Modelle aufgeführt. Die Motive stammen oft aus dem Berufsleben, z.B. Fischerboot, Holzfäller, Waschfrau, Seiler, Säger, Schuster. Auch technische Motive finden sich, Dampfhammer, Wasser- und Windmühle. Das Modell „La Lessiveuse“ (Die Wäscherin) aus dem Jahre 1868 funktioniert folgendermaßen: Aus einem Behälter 1 rinnt Sand auf ein Schaufelrad 2. Die so erzeugte Drehbewegung wird durch eine Nockenscheibe 3 und einen Hebel 5 in die Schwingbewegung des Armes 6 umgewandelt. Schaufelrad und Nocken sitzen auf einer gemeinsamen Welle 4, ebenso sind Hebel 5 und Arm 6 auf einer Welle 7 befestigt. 1 2 3 5 4 7 Südtiroler Bergbaumuseum Museo Provinciale delle Miniere Bergbaumuseum im Kornkasten Steinhaus Museo minerario nel Granaio di Cadipietra www.abler.it 6 rrrrrrrrrruffffler! Museum in Bewegung - e pur si muove Walter Ruffler Faszination Papiermechanik Il fascino dei meccanismi di carta Pneumatische Antriebe Bereits um 1900 hat die französische Firma Pellerin in Epinal (Vogesen) zwei pneumatisch angetriebene Kartonmodelle herausgegeben, eine Schaukel (Balançoire) und einen Turner am Reck (Barre Fixe). Die Rakete von Georg Eggers wird durch einen Blasebalg in die Luft geschossen. Rakete Abschussrohr Blasebalg Paul Spooners „Gedankenautomat“ erschien 1992. Der große Kopf wird mit Hilfe einer Luftpumpe geöffnet, und die Gedankeninhalte werden sichtbar. - zugeklappt - aufgeklappt bewegliche Kopfhälften Gestänge Gelenk bewegliche Hülle Aufnahme für Zapfen der Gedankeninhalte Zylinder Südtiroler Bergbaumuseum Museo Provinciale delle Miniere Bergbaumuseum im Kornkasten Steinhaus Museo minerario nel Granaio di Cadipietra Kolben www.abler.it Luftkanal rrrrrrrrrruffffler! Museum in Bewegung - e pur si muove Walter Ruffler Faszination Papiermechanik Il fascino dei meccanismi di carta Papiermechanik aus Deutschland Südtiroler Bergbaumuseum Museo Provinciale delle Miniere Bergbaumuseum im Kornkasten Steinhaus Museo minerario nel Granaio di Cadipietra www.abler.it Im 19. Jahrhundert bis hin zum ersten Weltkrieg waren deutsche Verlage führend auf dem Gebiet der Papiermechanik, darunter J.F.Schreiber in Esslingen, Gustav Kühn und Oehmigke & Riemschneider im brandenburgischen Neuruppin, Adolph Hermann Engel in Berlin, Josef Scholz in Mainz. Es dominierten Sandantriebe und Ofenbilder, Kurbelmodelle waren selten. Mit dem ersten Weltkrieg verschwanden diese Bausätze vom Markt. 1978 wurde die Bärenpresse gegründet, deren Spezialität bewegliche Flachmodelle oder „Hampelfiguren“ sind, die durch einen Zug am Bindfaden bewegt werden. Zu voller Dreidimensionalität ausgewachsen ist der Tanzbär „Bruno“ (1996), der in der Tradition von Spooners Tüftelautomaten steht. Fritz König vom Atelier GAG in Bremen wurde durch die Wackelfiguren von Peter Markey angeregt, eigene mechanische Papiermodelle zu konstruieren und in seinem Papiermodell-Fachgeschäft im Bremer Schnoor-Viertel zu verkaufen. Durch eine Ausstellung des Cabaret Mechanical Theatre 1999 wurde Walter Ruffler motiviert, selber mechanische Modellbaubogen zu entwickeln. Mittlerweile sind über 20 Motive als Bausatz erhältlich. Martin Graf aus Hamburg bietet in seiner „edition 8x8“ mehrere witzige papiermechanische Bausätze an. Eine Fülle von Instrumenten aus Karton findet sich in der Astro-Media-Reihe des SunwatchVerlages, darunter ein Sextant und ein Magnetkompass. rrrrrrrrrruffffler! Museum in Bewegung - e pur si muove Walter Ruffler Faszination Papiermechanik Il fascino dei meccanismi di carta Papiermechanik aus England (1) Englische Designer und Künstler sind führend bei zeitgenössischen „paper automata“, den mechanischen Skulpturen aus Papier. Herausragende Namen sind Paul Spooner, Keith Newstead, Peter Markey und Robert Ives. Südtiroler Bergbaumuseum Museo Provinciale delle Miniere Bergbaumuseum im Kornkasten Steinhaus Museo minerario nel Granaio di Cadipietra www.abler.it Der Bildhauer Paul Spooner veröffentlichte 1986 das Buch „Moving Animals“, das im gleichen Jahr als „Automatenzoo“ im Verlag Zweitausendeins auf Deutsch erschien. Es enthält eine kleine Geschichte der „Tüftelautomaten“, sieben Bausätze zum Heraustrennen und geradezu philosophische Überlegungen zu den Modellen. Gebaut werden können eine Ziege, ein Löwe, ein Specht, ein Pferd, ein Ameisenbär und seltsamerweise ein Modell mit Rasenmähern und eine Hochzeitstorte. 1992 erschien Spooners zweites Papiermechanikbuch „Museum of the Mind“, deutscher Titel: „Spooner’s Gedankenautomat“. Es handelt sich um einen Kopf aus Papier, der sich durch Druckluft öffnet und den Blick auf die ebenfalls pneumatisch bewegten Gedankeninhalte freigibt. Eingesetzt werden können vier unterschiedliche Gedankeninhalte: der Staubsaugermann, der Dodo, Europa und der Stier und der Kopfschmerz. rrrrrrrrrruffffler! Museum in Bewegung - e pur si muove Walter Ruffler Faszination Papiermechanik Il fascino dei meccanismi di carta Papiermechanik aus England (2) Bewundernswert ist Keith Newsteads „Animated Orchestra“, eine Anzahl von mechanischen Orchestermusikern, von denen in der Ausstellung vier zu sehen sind. Im englischen Arcturus-Verlag veröffentlichte Newstead „Moving Model Kits“ als Exklusivmodelle für Touristenattraktionen wie den Londoner Zoo, die Tate Gallery, das Victoria & Albert-Museum, die National Gallery und das Britische Museum. Die „Moving Model Books“ sind Sachbücher für Kinder und Jugendliche zu den Themen Dinosaurier, Mumien, Wikinger, die Odyssee, Aliens und zu den in England beliebten Comic-Figuren Dennis und Gnasher. Der frühere Lehrer Peter Markey war einer der ersten Künstler, die für Cabaret Mechanical Theatre gearbeitet haben. Zunächst entwickelte er mechanische Tiere mit Wackelköpfen, die an einem Bindfaden beweglich aufgehängt werden, so „Nodding Cow“ und „Nodding Dinosaur.“ Später folgten Modelle mit Kurbelantrieb, wobei häufig Reibräder und Nocken Verwendung finden, u.a. „Bird Watching Cat“ und „Kissing Machine“. Südtiroler Bergbaumuseum Museo Provinciale delle Miniere Bergbaumuseum im Kornkasten Steinhaus Museo minerario nel Granaio di Cadipietra www.abler.it Robert Ives erstes Buch „Paper Automata“ mit vier Modellen (1998) war so erfolgreich, dass er seine eigene Firma „Flying Pig“ gründete. rrrrrrrrrruffffler! Museum in Bewegung - e pur si muove Walter Ruffler Faszination Papiermechanik Il fascino dei meccanismi di carta Mechanische Bilderbücher (1) Das Salzburger Spielzeugmuseum besitzt eine große Sammlung von mechanischen Bilderbüchern. Der Katalog von Peter Laub beschreibt mehr als 300 Bücher in Text und Bild. Im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg ist eins der ältesten beweglichen Bilder zu sehen. Es ist ein Holzschnitt aus Ulm aus dem Jahre 1460 mit zwei turnenden Affen. Ein drehbarer Papierstreifen stellt die Körpermitte der Affen dar und kombiniert Ober- und Unterkörper je nach Lage neu: Mal sitzen die Affen hintereinander auf dem Pferd, mal hängt einer an der Stange, der andere auf dem Pferd. Vor mehr als 100 Jahren schuf Lothar Meggendorfer (1847-1925) eine große Anzahl von mechanischen Bilderbüchern, von denen viele heute als Reprint neu aufgelegt werden: Aufstellbücher wie sein „Internationaler Circus“, Verwandlungsbücher mit Jalousietechnik wie „Bubenstreiche“ sowie Bücher mit Ziehstreifen und Hebelmechanik wie „Reiseabenteuer des Malers Daumenlang und seines Dieners Damian.“ Hildegard Krahé verfasste 1983 die Biografie „Lothar Meggendorfers Spielwelt.“ Südtiroler Bergbaumuseum Museo Provinciale delle Miniere Bergbaumuseum im Kornkasten Steinhaus Museo minerario nel Granaio di Cadipietra www.abler.it Der tschechische Zeichner Vojtech Kubašta (1914-1992) entwarf zahlreiche mechanische Bilderbücher, darunter Märchenbücher mit Parallelogrammmechanismus. Dabei entfalten sich beim Aufklappen mehrfach gestaffelte Kulissen, die meist parallel zum Hintergrund stehen. rrrrrrrrrruffffler! Museum in Bewegung - e pur si muove Walter Ruffler Faszination Papiermechanik Il fascino dei meccanismi di carta Mechanische Bilderbücher (2) Häufiges Motiv von Pop-up-Büchern sind Tiere. Es finden sich naturwissenschaftliche Darstellungen wie „Spinnen“ und „Schmetterlinge“ und lustige märchenhafte Geschichten wie „Happy Birthday, kleine Maus“. Der englische Tarquin-Verlag gibt Bücher zu geschichtlichen Themen heraus, die durch Ausschneiden und Aufkleben der beweglichen Elemente zu einem Pop-up gemacht werden. Pop-ups stellen viele Wissensgebiete dar, von der Entstehung des Universums, über Technik, Naturkunde und Mathematik bis hin zu Architektur und Kunst. Pop-ups widmen sich auch gruseligen Dingen wie Jan Pienkowskis „Pension zum ewigen Frieden“ und Charles Fages „Spukhaus des Schreckens“. Südtiroler Bergbaumuseum Museo Provinciale delle Miniere Bergbaumuseum im Kornkasten Steinhaus Museo minerario nel Granaio di Cadipietra www.abler.it Eine große pädagogische Bedeutung haben mechanische Karten. Im Unterricht sind sie nach Vorlagen schnell angefertigt und dienen der Vermittlung von ästhetischem Empfinden, gestalterischer Kreativität, mechanisch-technischem Wissen und der Entwicklung handwerklicher Fertigkeiten. Auch eigene Entwürfe können bereits im Grundschulalter entwickelt werden.