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PRAKTIKUMSBERICHT
von Johanna Nowak
Abteilung Marktberatung der AHK Tunesien
16. April - 14. September 2007
Bewerbung
Für eine Studentin des trinationalen Masterstudiengangs “Deutsch-Französische Studien:
Grenzüberschreitende Kommunikation und Kooperation”, der gemeinsam von der Universität
des Saarlandes, der Université Paul Verlaine Metz und der Universität Luxemburg
angeboten wird, mag ein Praktikum in Tunesien auf den ersten Blick verwundern. Wie kam
ich dazu, mich bei der Deutsch-Tunesischen Industrie- und Handelskammer zu bewerben?
In mein Studium ist ein Praktikum von mindestens zwei Monaten Dauer integriert, das für die
deutschen Studierenden in einem frankophonen Land vorgesehen ist. Aufgrund der
unterschiedlichen Aufteilung des Uni-Jahres in Frankreich und Deutschland konnte ich
zwischen Ende des Sommersemesters und Beginn des nächsten Wintersemesters über fünf
Monate freie Zeit verfügen. Diese Chance auf eine intensive Praxiserfahrung wollte ich auf
keinen Fall ungenutzt lassen. Da ich im Zuge verschiedener früherer Praktika bereits einen
guten Einblick in die Arbeit kultureller Einrichtungen und die PR-Arbeit gewinnen konnte,
wollte ich durch mein wahrscheinlich letztes Praktikum vor Ende meines Studiums gern
Praxiserfahrungen im wirtschaftlichen Bereich sammeln. Gleichzeitig wollte ich den
Schwerpunkt meines Studiums, die grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, in meinen
Praktikumsaufgaben wiederfinden. Nachdem die deutschen Auslandshandelskammern
bilateral arbeiten und als Ansprechpartner für Unternehmen in Fragen des Ex- und Imports
oder der Investitionsmöglichkeiten auf neuen Märkten die Wirtschaftsbeziehungen zwischen
den Ländern fördern, entsprechen ihre Aufgaben ziemlich genau dem, was ich mir für
meinen
Praktikumsort
vorstellte.
Zunächst
war
ich
auf
die
deutschen
Auslandshandelskammern in Paris und Brüssel fixiert, doch als ich bei meiner
Internetrecherche auf die Seiten der AHK Tunesien und Marokko stieß, beschloss ich, meine
Praktikumssuche auf den außereuropäischen frankophonen Raum auszuweiten. Zudem
lernte ich kurz darauf einen ehemaligen Praktikanten der AHK Tunesien kennen, der mich in
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einem
Gespräch
in
meinm
Wunsch
bestätigte,
berufliche
Erfahrung
in
einem
nordafrikanischen Land zu sammeln. Gerade die Internetseite der AHK Tunesien war
äußerst ansprechend gestaltet und die Beschreibung der Praktikumsstelle sehr interessant.
Schnell bekam ich eine Rückmeldung auf meine Bewerbung und erhielt von Frau Boussiga,
der stellvertretenden Geschäftsführerin, einige Abschlussberichte früherer Praktikanten zur
Lektüre um mir ein genaueres Bild von der Kammerarbeit machen zu können. Nach einem
Telefongespräch mit ihr, in dem ich bestehende Fragen klären konnte und mir die
verschiedenen anstehenden Projekte vorgestellt wurden, entschied ich mich für ein
Praktikum in der Abteilung Marktberatung. Dieser Bereich schien mir gerade als
Geisteswissenschaftler mit interdisziplinärem Studienhintergrund am interessantesten, auch
wenn ich anfangs unsicher war, ob ich den betriebswirtschaftlichen Ansprüchen in
ausreichendem Maß gewachsen sein würde. Doch im Nachhinein bin ich sehr glücklich über
meine Wahl, durch die ich so viel über die Arbeit einer deutschen Auslandshandelskammer
lernen und meine Wirtschaftskenntnisse vertiefen konnte.
Aufgaben
Die Abteilung Marktberatung unterstützt deutsche und tunesische Unternehmen durch eine
Reihe von Servicedienstleistungen bei Markteinstieg und Markterschließung. Sie bietet
Marktanalysen, Absatzberatung, Adressrecherchen, Businessplan-Checks und ist behilflich
bei
der
Geschäftspartnersuche
und
Geschäftsreiseorganisation.
Während
meines
Praktikums in der Abteilung Marktberatung unterstützte ich Frau Sandra Kraut. Als eine der
Projektreferenten der Abteilung ist sie für deutsche Unternehmen tätig und übernimmt
Dienstleistungen wie Geschäftspartnervermittlung und Veranstaltungsorganisation. Des
Weiteren ist sie Ansprechpartnerin für Zollrecherchen und Außenhandelsauskünfte sowie für
Projekte aus dem Bereich der erneuerbaren Energien.
1. Exportinitiative Erneuerbare Energien 2007
Die Exportinitiative Erneuerbare Energien (EEE) ist ein Förderprogramm, das die AHK
Tunesien seit 2005 jährlich im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und in
Zusammenarbeit mit der Deutschen Energie-Agentur (dena) durchführt. Durch das
Programm soll der Austausch zwischen tunesischen und deutschen Firmen im Bereich
“Erneuerbare Energien” verstärkt werden. Im Rahmen der diesjährigen Exportinitiative mit
dem Schwerpunktthema Solarenergie reiste eine Delegation deutscher Unternehmer nach
Tunesien. Neben individuellen Gesprächsterminen mit tunesischen Geschäftspartnern und
Vertretern von Behörden umfasste das Programm einen Seminartag im Internationalen
Umwelttechnologiezentrum Tunis (CITET). Die Mitarbeit bei der Vorbereitung und
Durchführung der Geschäftsreise “Erneuerbare Energien 2007”, die vom 29.05. – 01.06.
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2007 stattfand, war das erste große Projekt, in das ich involviert war. Im Einzelnen umfasste
meine Arbeit folgende Bereiche:
Öffentlichkeitsarbeit:
- Erstellen des Flyers, Aktualisierung der Texte
- Inhaltliche Zusammenstellung der EEE-Broschüre
- Anzeigenschaltung für das Seminar „Energies
(Internationales Umwelttechnologiezentrum Tunis)
- Entgegennahme der Anmeldungen für das Seminar
- Beantwortung gezielter Anfragen von Interessenten
Renouvelables“
im
CITET
Veranstaltungsmanagement:
- Reservierung von Hotel, Restaurants, Tonanlage, Seminarräumen
- Koordination der Reisedaten der Teilnehmer
- Auf- und Abbau, Tischschilder, Technik (Mikro, PPP, Computer)
- Betreuung und Registrierung der Seminarteilnehmer
- Betreuung der Delegation
Geschäftspartnervermittlung
- Erstellung der deutschen Firmenprofile der teilnehmenden deutschen Unternehmen
- für die deutschen Delegationsteilnehmer Erstellung individueller Gesprächspläne mit
tunesischen Geschäftsleuten
- Begleitung von Firmenvertretern zu Geschäftstreffen, Dolmetschen dt.-frz.
2. Betreuung der Firma Baumit Beteiligungen GmbH
Die verschiedenen Etappen, deren es im Vorfeld für den Markteinstieg im Ausland bedarf,
konnte ich im Rahmen der Betreuung des österreichischen Unternehmens Baumit
Beteiligungen GmbH sehr schön mitverfolgen. Als Hersteller verschiedenster Baustoffe wie
Fliesenkleber, Mörtel und Wärmedämmsysteme plante das Unternehmen den Markteinstieg
in Tunesien und nahm zur Unterstützung dieses Vorhabens die Dienstleistungen der AHK
Tunesien in Anspruch. In der Betreuung der Firma Baumit Beteiligungen GmbH unterstützte
ich die Kollegen mit folgenden Tätigkeiten:
Marktstudie Bauwirtschaft Tunesien (Trockenmörtel und pastöse Produkte)
- Datenrecherche im Internet
- Anfragen und Gespräche mit Vertretern folgender Behörden und Einrichtungen:
• tunesischer Architektenverband (OAT)
• tunesische Energiebehörde (ANME)
• Nationalverband der Bauunternehmer
(Fédération Nationale des Entrepreneurs de Bâtiment et des Travaux Publics)
• nationales Statistikamt (INS)
• Technikzentrum für Baustoffe, Keramik und Glas (CTMCCV)
- Auswertung des Datenmaterials
- Verfassen der Marktstudie über die aktuelle Lage des Bausektors in Tunesien, unter
besonderer Berücksichtigung von Trockenmörtel und pastösen Produkten
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Begleitung des Markteinstiegs und Geschäftspartnervermittlung
- Organisation von Gesprächsterminen für Baumit bei den verschiedensten
Institutionen
- Übersetzung eines Firmenfragebogens zum Einsatz auf der Messe Medibat in Sfax
- Begleitung und Dolmetschen bei einigen der Gesprächstermine
- Unterstützung bei der Importeursuche (Erstellen und Versenden eines Infobriefes per
Mail oder Fax an potentielle Importeure, Verwaltung des Rücklaufs und
Zusammenstellen der Firmenprofile, Nachtelefonieren)
3. Marktstudie Gartenbauprodukte Tunesien (Torfblumenerde und Düngemittel)
Nachdem ich mich in die Herangehensweise für die Erstellung einer Marktstudie
eingearbeitet hatte, wurde ich mit dem Verfassen einer zweiten Marktstudie betraut, dieses
Mal für die Produkte der Firma Euflor GmbH. Eine meiner Vorgängerinnen in der Abteilung
Marktberatung hatte bereits erste Recherchen angestellt und so konnte ich mich teilweise
auf ihre Vorarbeit stützen. Meine Aufgabe untergliederte sich in folgende Tätigkeiten:
-
Datenrecherche im Internet
Verfassen und Versenden von Anfragen an das nationale Statistikamt INS und
verschiedene Behörden und Einrichtungen aus dem Bereich Landwirtschaft,
Gartenbau und der Lebensmittelindustrie
Auswertung des Datenmaterials
Verfassen der Marktstudie über die aktuelle Lage des Marktes für Gartenbauprodukte
in Tunesien, unter besonderer Berücksichtigung von Torfblumenerde und
Düngemitteln
4. Vertriebspartnersuche für die Firma Dr.-Ing. Ritter Apparatebau GmbH & Co. KG
Die deutsche Firma Dr.-Ing. Ritter Apparatebau GmbH & Co. KG suchte als Hersteller von
Gasvolumenzählern einen geeigneten Vertriebspartner in Tunesien. Hierfür hatte die Firma
die AHK Tunesien bereits im Vorjahr mit der Identifikation potentieller Geschäftspartner
betraut und kam nun auf die Ergebnisse zurück mit der Bitte um Organisation einer
Geschäftsreise um die interessantesten tunesischen Unternehmer vor Ort persönlich treffen
zu können. Im Rahmen dieser Geschäftspartnervermittlung nahm ich die folgenden
Aufgaben war:
-
Kontaktierung der ausgewählten Firmen
Verfassen eines Einladungsschreibens, Verwaltung des Rücklaufs und
Nachtelefonieren
Erstellung eines Gesprächsplans
Organisation der Geschäftsreise (Hotelreservierung, Betreuung)
Dolmetschen dt. – frz. bei Geschäftsgesprächen
In Zusammenarbeit mit einer Zollkommissionärin Auslösen von Ware aus dem Zoll,
die zu Demonstrationszwecken benötigt wurde
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5. Vermarktungshilfeprogramm (VHP) Tunesien 2007
Je nach aktuellen Kapazitäten wurde ich auch in das Vermarktungshilfeprogramm (VHP)
Tunesien 2007 involviert. Dieses Exportförderungsprogramm richtet sich gezielt an
ostdeutsche Unternehmen und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
mitfinanziert. Für die an der Teilnahme interessierten Unternehmen führte ich zur
Einschätzung des Marktpotenzials in Tunesien folgende Tätigkeiten aus.
-
Recherche grundlegender Marktinformationen (Pre-Check)
Anfrage für Ausstellungsmöglichkeiten und Vorgespräch mit potentiellem
Geschäftspartner
6. Tagesgeschäft
Neben den angeführten Projekten und Tätigkeiten gab es täglich parallel zu erfüllende
Standardaufgaben, die im Folgenden näher aufgeschlüsselt sind.
Bereich Marktberatung
- Empfang und Beratung von Besuchern (Informationen zum Leistungsspektrum der
AHK Tunesien und Marktinformationen)
- Beantwortung gezielter Kundenanfragen per Telefon, Email oder Fax in deutscher
und französischer Sprache
- Datenbank-, Telefon- und Internetrecherchen
- Adressrecherchen und Angebotserstellung für deutsche Unternehmen
- Beschaffung von Ausschreibungsunterlagen
- Vermittlung zwischen deutschen und tunesischen Unternehmen
- Unterstützung der Mitarbeiter bei diversen Veranstaltungen (Vorbereitung der
Namensschilder, Auf- und Abbau, Registrierung der Teilnehmer, Technik
(PowerPointPräsentation), Betreuung der Teilnehmer, Erstellung des Protokolls)
Die tägliche Vertretung von einer Stunde an der Rezeption ab 16h teilen die Praktikanten
unter einander auf.
Rezeptionsdienst
- Besuchsempfang, Erstinformation für Kunden
- Entgegennahme, Bearbeitung und Weiterleitung von Anrufen
- Überprüfung der Vollständigkeit der Unterlagen für Visa-Anträge
- Postein- und -ausgang
7. Veranstaltungen der AHK Tunesien
Während meines fünfmonatigen Praktikums nahm ich an folgenden Veranstaltungen der
AHK Tunesien teil:
-
28. Mitgliederversammlung der AHK Tunesien, Hotel Concorde, am 23. Mai 2007
-
Delegationsreise „Erneuerbare Energien“ vom 29. Mai – 1. Juni 2007, mit einem
ganztägigen Seminar im CITET am 30. Mai 2007
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-
17. Happy Hour der AHK Tunesien bei Gartex Tunisie am 12. Juni 2007
-
Seminar zur Abwasserbehandlung in der Nahrungsmittelindustrie –
Lösungsansätze für die tomaten- und speiseölverarbeitende Industrie, am 17. Juli
2007 im Hotel Khamsa Corinthia in Gammarth
-
Regionaltreffen der Mitglieder aus der Region Sousse am 6. September 2007 im
Restaurant „The Captain“ in Monastir
Fazit
Nach fünf Monaten bei der AHK Tunesien darf ich sagen, dass mir dieses Praktikum von
meinen bisherigen Praxiserfahrungen mit Abstand am meisten gebracht hat, sowohl für
meine berufliche Orientierung, meine Selbsteinschätzung als auch im persönlichen Bereich.
Ich freue mich, einen so umfassenden Einblick in die Arbeit einer AHK erhalten zu haben.
Zudem
möchte ich hervorheben, wie positiv ich es empfand, von Anfang an
verantwortungsvolle Aufgaben übertragen bekommen zu haben. Wie auch schon zahlreiche
meiner Vorgänger und Vorgängerinnen berichten, so habe auch ich die Erfahrung gemacht,
in der AHK Tunesien als Mitarbeiter auf Zeit gesehen zu werden, der ernst genommen wird
und
fest
in
die
Aufgaben
miteingeplant
ist.
Auch
hatte
ich
das
Gefühl,
das
Marktberatungsteam wirklich entlasten zu können. Sehr gefallen hat mir die große
Bandbreite an abwechslungsreichen Tätigkeiten. So fand ich in den Aufgaben aus dem
Bereich Marktberatung auch die Bereiche PR und Veranstaltungsorganisation wieder. Auch
wenn die Kommunikation zwischen den Kollegen vorwiegend auf Deutsch stattfand, so hatte
ich doch genügend Gelegenheit, mein Französisch anzuwenden, sei es bei Telefonaten, im
direkten
Kundengespräch,
bei
Übersetzungen
oder
im
Schriftverkehr.
Auch
den
interkulturellen Aspekt meines Praktikums möchte ich betonen. So hatte ich nicht nur die
Möglichkeit, die tunesische Geschäftsmentalität näher kennen zulernen, sondern auch
interkulturellen Differenzen mit der deutschen (Geschäfts-)Kultur bei der eigenen Arbeit
hautnah zu erleben. Aber ich habe auch gelernt zwischen den Partnern zu vermitteln und
nicht nur nach deutschen Maßstäben zu beurteilen. Meine anfänglichen Bedenken, ob ich
als Geisteswissenschaftlerin in der Marktberatungsabteilung einer Auslandshandelskammer
gut aufgehoben wäre, haben sich im Nachhinein als völlig unbegründet erwiesen, im
Gegenteil. Das Praktikum hat mir gezeigt, dass gerade ein interdisziplinäres Studium
insofern eine ideale Voraussetzungen bietet, als es die Fähigkeit erfordert sich schnell in
neue Sachgebiete einzuarbeiten, flexibel zu reagieren und unbekannte Bereiche als
Herausforderung zu sehen. Dies kam mir bei meinen Tätigkeiten in der AHK sehr zugute.
Ich kann nur jedem ein Praktikum bei der AHK Tunesien empfehlen und bedanke mich
hiermit beim gesamten AHK-Team für die schöne und interessante Zeit!
AHK Tunesien - Praktikumsbericht Johanna Nowak (16.04.-14.09.2007)
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