Der sanfte Bruch mit sexuellen Tabus

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Der sanfte Bruch mit sexuellen Tabus
Aus der Medizin
Seite 16 1/2007
Medical Tribune – von Ärzten für Sie
Der sanfte Bruch mit sexuellen Tabus
Sex während der Periode? Sperma in den Mund nehmen? Mit der Zunge in intime Regionen?
Auch wenn es irgendwo Grenzen gibt: Probieren geht erstmal über studieren.
Christiane und Thomas sind
seit einigen Monaten ein Paar
und sehr glücklich. Auch der
Sex macht großen Spaß. Aber
während er es liebt, seine
Freundin überall zu schmecken
und zu lecken, ist sie eher
vorsichtig. Seinen Penis in den
Mund zu nehmen oder ihn von
hinten eindringen zu lassen,
lehnt sie ab. Obwohl sie weiß,
dass sie damit einige seiner
Wünsche unerfüllt lässt.
Orale oder anale Praktiken sind
für viele Menschen einfach tabu.
Sie machen so etwas nicht – ohne
dass ihnen allerdings der Grund
dafür bewusst wäre. Das ist das Wesen eines Tabus. Es gibt jede Menge gesellschaftlicher Tabus. So zum
Beispiel, dass zwei Männer nicht
Händchen haltend über die Straße
gehen, sofern sie nicht schwul sind;
auf Bali hingegen ist dieses Verhalten normal. Bei uns ist es tabu, Tote
länger als nötig bei sich zu behalten;
im Inselstaat Samoa aber werden
die Toten im Vorgarten begraben.
Tabus können Sex
ausbremsen
möchten, dass Frauen ihr Sperma
schlucken – wissen aber selbst nicht
wie es schmeckt. Sie können ja mal
gemeinsam probieren. Nehmen Sie
mit dem Finger das eigene Sekret
auf und probieren sie es, dann darf
Ihre Partnerin an dem Finger lecken
und schmecken.
Störende körperliche Merkmale:
Manchmal macht ein Muttermal an
der richtigen Stelle erst die Schönheit aus. Und manchmal auch nicht.
Dann können Narben, Muttermale,
Form und Farbe der Brustwarzen,
Haare, unsymmetrische Brüste, Penisverkrümmung, Form des Hodensacks, überlappende Vorhaut oder
Form oder Größe der Schamlippen
die Lust bremsen. Man sieht dann
nur noch das, was stört. Tipp: Dinge,
die der andere ändern kann, dürfen
Sie ansprechen. Ein behaartes Muttermal mitten im Gesicht kann man
operieren. Eine stark überlappende
Vorhaut zu verkleinern, ist ebenfalls
nicht aufwendig. Ungleiche Brüste
ohne medizinischen Grund zu operieren, ist aber zu viel verlangt. Eine
Auch mit Krankheiten
guten Sex haben
Körperliche Beschwerden: Migräne und Rückenschmerzen sind
die beiden häufigsten Gründe, auf
Grund derer Sex wegen Krankheit
eingestellt wird. Es ist nichts dabei,
zuzugeben, dass der Rücken in einer bestimmten Stellung schmerzt.
Überlegen Sie sich gemeinsam bequemere Praktiken. Das ist besser,
als mit dem Sex aufzuhören.
Geruch: Oft ist der Geruch der
Grund, dass sich Frauen scheuen,
mit Sperma „zu nahe“ in Berührung
zu kommen, oder dass es Männern
unangenehm ist, die Vagina zu lecken. Sind beide Partner gesund,
riecht der Sex zwar eigen, aber nicht
unangenehm. Ansonsten könnte
eine Infektion mit Pilzen oder Bakterien dahinterstecken. Ein zu niedriger pH-Wert der Scheide kann
ebenfalls zu einem strengen Geruch
führen. Hier gibt es Vaginalcremes,
die Abhilfe schaffen. Starkes Rauchen wirkt sich ebenfalls negativ
auf den sexuellen Geruch aus. Oft
herrscht auch eine Diskrepanz zwischen den Erwartungen: Männer
© BilderBox
Solche Tabus oder ungeschriebenen Gesetze einzuhalten, gehört
zur kulturellen Identität einer Gesellschaft. Es ist leichter, ein geschriebenes Gesetz zu brechen als
ein Tabu. Das muss nicht schlecht
sein, sondern kann den sozialen
Frieden manchmal besser regeln als
ein dickes Gesetzbuch.
Allerdings gibt es auch individuelle Tabus, speziell in der Sexualität.
Und die sind nicht immer sinnvoll.
Wie kann man mit Tabus umgehen,
damit sie in einer Beziehung dem
erfüllten Sex nicht im Wege stehen?
Orale und anale Praktiken: Werden von einigen Kulturen begeistert
praktiziert und von anderen genauso vehement abgelehnt. So ist Brasilien bekannt für ungehemmten
analen Sex und manche mittelamerikanischen Inselstaaten sind es für
oralen Sex. Umgekehrt – ist nichts
zu machen. Vom Hygienischen her
ist gegen diese Praktiken nichts einzuwenden. Wenn sich der Partner so
etwas wünscht, sollte man es nicht
rundweg ablehnen, sondern seine
Ängste äußern und sich dem Neuen
in winzigen Schritten nähern. Vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm?
Sie haben jederzeit das Recht aufzuhören, wenn es nicht mehr geht.
Guter Sex braucht Offenheit und Vertrauen dem Partner gegenüber. Foto: BilderBox
Penisverkrümmung hingegen, die so
stark ist, dass sie den Geschlechtsverkehr behindert, kann man beheben, und zwar ohne Operation. Es
gibt einen seriösen Penisexpander,
mit dem eine Penisausrichtung und
übrigens auch eine Verlängerung
möglich ist. Allerdings muss man
das Gerät über mehrere Monate
ständig tragen (Infos unter www.
penisverkruemmung-info.de und in
Apotheken).
Bei „Safer Sex“ hat
die Diskussion Grenzen
Sex während der Periode: Einigen
macht das Blut gar nichts aus, anderen ist Sex in dieser Zeit unmöglich.
Hier kann man sich nur mit den
Wünschen des anderen arrangieren.
Kondome: Für viele Männer ein
„Das geht überhaupt nicht, und
warum vertraust Du mir nicht?“Thema. Hier sollte man auf dem
beharren, was gesundheitlich vernünftig ist: ohne HIV-Test keinen
ungeschützten Sex. Sprechen Sie offen mit Ihrem Partner, und erklären
Sie ihm, dass die Vorsicht schließlich
nichts mit Misstrauen zu tun hat,
sondern dass schon ein „falscher“
sexueller Kontakt ausreicht, um sich
eine HIV-Infektion zuzuziehen –
auch für ihn.
Weibliche Ejakulation: Nach Dr.
Sabine zur Nieden könnten 10 bis
15 Prozent der Frauen davon betroffen sein, dass bei ihnen während des Orgasmus ein Sekret herausspritzt. Es kommt durch zwei
winzige Ausgänge direkt neben der
Harnröhrenöffnung, daher wird es
oft für Urin gehalten. Das ist etwas
Seltenes, aber nichts Unnormales
und dürfte auch für den Mann
nicht unangenehm sein. Erzählen
Sie es ihm einfach vorher, damit er
sich nicht wundert.
Dr. Beatrice Wagner
TUN SIE ETWAS FÜR
IHRE GESUNDHEIT
UND GEHEN SIE
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