Maare - biotische und Sedimentationsentwicklung an Fallbeispielen

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Maare - biotische und Sedimentationsentwicklung an Fallbeispielen
Maare - biotische und Sedimentationsentwicklung
an Fallbeispielen
(BÜCHEL, G. & LORENZ, V.; aus: ZOLITSCHKA, B. & NEGENDANK, J.F.W. , 1993)
von Kerstin Fohlert
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1. Einleitung
Der aus der Eifel stammende Begriff „Maar“ wird heute in der gesamten internationalen Literatur für
einen besonderen Vulkantyp verwendet. Ursprünglich bezeichnete man in der Eifel seit Jahrhunderten
kleine Weiher und feuchte Stellen mit diesem Wort. In der Westeifel, 50km südwestlich Koblenz
zwischen den Orten Ormont und Bad Bertrich, sind ungefähr ein Viertel der Vulkanbauten Maare.
Zwischen der Eifel und dem Egertalgraben (Zentraleuropäischer Vulkangürtel) kennt man heute ca. 30
Vorkommen paläogener Schwarzpelite, von denen einige als Maarseesedimente gedeutet werden. Bei
vielen dieser Vorkommen ist jedoch die Genese umstritten. So zieht man unter anderem folgende
Becken in Betracht: syn- oder postsedimentäre Gräben, vulkanotktonische Becken, Subrosionssenken,
Dolinen oder Impaktstrukturen.
Die erste Beschreibung von Maarstrukturen in Sachsen stammt von SUHR & GOTH, 1996. Bei
Regionalvermessungen in den sechziger Jahren wurde im Gebiet von Kleinsaubernitz/ Lausitz eine
auffällige Schwereanomalie festgestellt. Zunächst wurde diese als kleiner variszischer Stockgranit im
Untergrund gedeutet. Später teufte man in diesem Gebiet Bohrungen ab und fand eine bis dahin
unbekannte Sedimentfolge („Kleinsaubernitzer Schichten“). SUHR & GOTH (1996) schreiben das der
erbohrte „Ölschiefer in vielen Merkmalen den anstehenden Gesteinen der Grube Messel entsprechen.
Über einer zweiten, in diesem Gebiet (Baruth bei Bautzen) bekannten Schwereanomalie teufte man
1998 Bohrungen ab. Geophysikalische Voruntersuchungen zeigten einen schüsselförmigen Gebilde mit
einem Durchmesser von 900m und einer Tiefe von 250m an. Die erbohrten Sedimente werden zur Zeit
bearbeitet.
Abb. 1: Maare in der Westeifel (aus: NEGENDANK & ZOLITSCHKA, 1997)
Im folgenden wird vor allem das Mitteleozäne Eckfelder Maar bei Manderscheid (Abb. 1) in der
Westeifel betrachtet. Seine seit dem letzten Jahrhundert bekannten fossilführenden Sedimente sind mit
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dem „Ölschiefer“ der Grube Messel bei Darmstadt vergleichbar. Wie in Messel werden auch hier
jährlich wissenschaftliche Grabungen durchgeführt. Seltene Funde, wie die älteste bekannte
Honigbiene (mit Pollenfracht!) und ein trächtiges Urpferdchen Palaeotherium, wurden hier gemacht.
2. Entstehung und Morphologie der Maare
Maare sind in den Untergrund eingetiefte Vulkankrater. Sie entstehen durch heftige
phreatomagmatische Explosionen, die durch den Kontakt von aufsteigendem Magma mit Grund- oder
Oberflächenwasser hervorgerufen werden. Durch Explosionen in einigen 100m Tiefe entstehen
Hohlräume in die das darüber liegende Material einsinkt. „ … Maarkessel sind demnach häufig sowohl
Explosions- als auch Einbruchstrukturen.“(MURAWSKI, 1998)
Der Durchmesser dieser Krater kann von einigen 10m bis zu 2km betragen. Der Maarkessel besitzt
eine trichter- bis schüsselförmige Gestalt. Er ist häufig von einem Tuffwall umgeben (Abb. 2). An den
steilen Kraterwänden treten Rutschungen auf, die den Krater bald verschütten können.
Abb. 2: Schematische Skizze eines Maares (aus: NEGENDANK & ZOLITSCHKA, 1993)
3. Entwicklungsstadien eines Maares
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Die posteruptive Entwicklung des Maares ist in Abb. 3 dargestellt. Bild A zeigt den gerade
entstandenen Maarkessel mit seinem niedrigen Tuffring, der zu einem großen Teil aus
Nebengesteinsfragmenten besteht. Da der Krater den Grundwasserspiegel unterschneidet, füllt sich
das Maar mit Wasser (Abb. 3 B). Es entsteht ein Maarsee, der aufgrund von
• Massenbewegungen und Schlammströmen (Rutschungen der steilen Kraterwände),
• Deltaablagerungen einfließender Bäche,
• Eintrag atmosphärischer Last (Regen, Asche nahegelegener Vulkane, windtransportierte
Sedimente)
• Produktion organischer Substanz im Maarsee und deren Sedimentation,
immer mehr verfüllt wird.
Maßgebend für die Geschwindigkeit der Verlandung des Sees (Abb. 3C) sind die Reliefenergie, die
Vegetationsbedeckung und die Größe des Einzugsgebietes sowie die Temperatur- und
Niederschlagsverhältnisse.
Abb. 3: Darstellung der posteruptiven Entwicklung eines Maares
(aus: NEGENDANK & ZOLITSCHKA, 1993)
„Die abseits größerer Täler entstandenen Seen verlanden aufgrund der geringen Fläche ihrer
Einzugsgebiete meist langsam. Typische Beispiele sind in Deutschland einige Maare der Eifel, die
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trotz ihres spättertiären oder pleistozänen Alters und ihrer geringen Größe bis heute überdauert
haben ….“ (BOHLE, 1995).
Nicht nur durch natürliche Verlandung und Moorbildung kann das Stadium des Maarsees beendet
werden. Beispielsweise beschreibt KÖHLER (1998) das sehr plötzlich Ende des Sees Enspel im
Westerwald folgend: „Mit dem Einfließen des bis zu 100m mächtigen Olivin-Basaltes aus einem
bisher noch unbekannten Eruptionsort ist das Seestadium abrupt beendet worden.“. Aber auch durch
menschliche Tätigkeit kann ein See zeitweilig oder gänzlich trockengelegt werden. „Nach Cipa war
das Trautzberger Maar früher mit Wasser gefüllt und diente als Fischteich. In den zwanziger Jahren
des vorigen Jahrhunderts wurde es durch einen Graben nach E trockengelegt.“ (MEYER, 1994).
Der mit Sedimenten verfüllte Krater zeigt sich nur noch als eine leichte Depression an der
Oberfläche, dabei ist der Tuffring zum größten Teil erodiert worden (Abb. 3 C). Unter günstigen
Bedingungen kann die Erosion teilweise so effektiv sein, daß es zu einer Reliefumkehr kommt. Dabei
werden die gesamte Sedimentfüllung des Kraters und der Tuffring vollständig erodiert bis das
Diatremgestein freigelegt wird (Abb. 3 D und E). Nach NEGENDANK & ZOLITSCHKA (1993)
erreichten einige sehr alte Maare der Westeifel dieses Stadium (Seiderath Maar, Wolfbeuel E Maar).
4. Der Maarsee
4.1. Die Schichtung des Wasserkörpers
Seen werden nach unterschiedlichsten Merkmalen klassifiziert. Nach ihrer Entstehung unterteilt man
sie beispielsweise in Stau von Seen durch Kalksinterbildung (Band-i-Amir Seen), Bergsturzseen
(Hintersee, Berchtesgarden), Gletscherstauseen (Märjelensee, Schweiz), tektonisch entstandene Seen
(Tanganjikasee, Ostafrika) Kraterseen (Laguna Quilotoa, Ecuador) usw. Eine andere Einteilung
erfolgt nach der Art und Häufigkeit der Zirkulationen im See. So tritt in amiktischen Seen keine und
in monomiktischen eine Zirkulation im Jahr auf. Dimiktische, oligomiktische und polymiktische Seen
werden zweimal, mehrmals oder ständig durchmischt.
Weiterhin wird bei einem holomiktischen See der gesamte Wasserkörper in die Zirkulation
einbezogen. Dagegen greift in einem meromiktischen See (Abb. 4) die windinduzierte, vertikale
Wasserzirkulation nicht bis zum Grund. Es bilden sich eine durchmischte obere (Mixolimnion) und
eine nicht durchmischte untere Schicht (Monimolimnion) heraus. Im Monimolimnion herrschen
permanent anoxische Bedingungen. Zweiwertiges Eisen, Hydrogenkarbonationen und hohe
Konzentrationen von H2S und NH4+ treten hier auf. Diese Verhältnisse reduzieren benthische
Aktivitäten auf ein Minimum. Die zwischen Monimo- und Mixolimnion auftretende Sprungschicht
nennt man Chemokline.
Abb. 4: Schichtung des Wassers in einem meromiktischen See
4.2. Sedimentation im Maarsee
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Die Sedimentationsvorgänge im Maarsee hängen maßgeblich von der Morphologie (Reliefenergie),
dem Klima, der Art und Anzahl der Zuflüsse bzw. deren Liefergebiete, sowie von der Art des
Maarsees (holo- oder meromiktisch) ab. Für die jüngeren Maare kommt der anthropogene Einfluß
hinzu.
In Maarseen vorkommende (Haupt-) Sedimenttypen sind vulkanische Brekzien (Diatrembrekzie),
grobe Rutschmassen vom Kraterrand (debris flows), Trübe- bzw. Suspensionsströme (Turbidite),
laminierte Feinklastika sowie pyroklastische Lagen benachbarter Vulkane.
Diese Sedimenttypen zeigen eine charakteristische horizontale und vertikale Verbreitung. Im
randlichen Bereich (Litoral) treten vor allen grobe Rutschungsmassen (debris flows) auf, zum
Beckeninneren (Profundal) gehen diese über in Trübe- bzw. Suspensionsströme bis hin zur
Ablagerung feiner klastischer Sedimente. Dabei tritt im Profundal die klastische Sedimentation
gegenüber der biogenen Sedimentation und der chemischen Ausfällung zurück.
Eine typische zeitliche Sedimentabfolge zeigt beispielsweise das mitteleozäne Eckfelder Maar. Es
entwickelte sich von einem initialen grobklastischen Stadium (Diatrembrekzie und debris flows) über
vorwiegend biogene Sedimentation (laminierte Schwarzpelite mit eingeschalteten Tubiditen) bis zu
einem klastischen Endstadium (NEGENDANK & ZOLITSCHKA, 1993).
Abb. 5: Laminierte Sedimente aus dem Holzmaar
(aus: NEGENDANK & ZOLITSCHKA, 1993)
Das Eckfelder Maar
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Das Eckfelder Maar befindet sich nördlich des Ortes Manderscheid im Vulkangebiet der Westeifel.
(Abb. 1). Es liegt auf einer NNE-SSW streichenden Hauptstörung und ist in unterdevonische
Sandsteine eingetieft. Die ursprüngliche Größe des Maarkraters wird auf 900m im Durchmesser und
ca. 150m Tiefe geschätzt. Für die im Krater abgelagerten Seesedimente, die seit dem letzten
Jahrhundert bekannt sind, nimmt man heute nach palynologischen und Säugetierstratigraphischen
Untersuchungen ein Mitteleozänes Alter (49 Ma) an.
1996 wurden mehrere Bohrungen im Beckeninneren und in randlichen Bereichen abgeteuft. Eine
Bohrung im Beckenzentrum mit einer Endteufe von 123m erreichte im Liegenden eine aus
unterdevonischen Gesteinen bestehende Brekzie. Nach FISCHER et al. handelt es sich hierbei um
eine Kollapsbrekzie. Darüber lagern Schuttstromsedimente und sandig-kiesige Turbidite. Diese
Ablagerungen eines initialen Maares resultieren aus Rutschungen an den steilen und instabilen
Hängen des Kraters.
Eine wenige Meter mächtige Übergangszone aus feinkörnigen Sedimenten deutet auf die
Stabilisation der Kraterwände hin und leitet in die Hauptphase der lakustrinen Ablagerungen über.
Das Hangende besteht vorwiegend aus laminierten Tonsteinen mit einem hohen Anteil organischer
Substanz. Sie werden häufig als Ölschiefer bezeichnet. Die Tonsteine bestehen aus den Tonmineralen
Illit, Montmorillonit und Kaolinit, außerdem enthalten sie Quarz, mineralischen Detritus, Reste
terrestrischer Pflanzen und Lagen von Grünalgen (Tetraedron und Botryococcus) und Siderit.
Abb. 6: Diatomeen aus dem Polierschiefer. Bohrung Rott II (aus: MÖRS, 1995)
(die Länge des Maßstabs beträgt 10µm)
Neben den Ölschiefern treten auch bituminöse Schluffsteine, gradierte Schichten (Turbidite) und
diatomitische Lamenite auf. Die Diatomite bestehen aus z.T. mm-dicken Lagen der Diatomee
Melosira.
Die beschriebene Abfolge der Sedimente wird als Füllung eines Maarkraters gedeutet, wobei die
Verlandungssedimente und der obere Teil der bituminösen Laminite abgetragen wurden und somit
nicht erhalten geblieben sind.
Die Herausbildung der laminierten Sedimente, die hauptsächlich ungestört vorliegen, deuten auf
einen ruhigen Ablagerungsraum hin. Nur gelegentlich wurden sie durch Rutschungsereignisse
zerrüttet. Dabei entstanden slumping-Strukturen und Abrißmarken im Sediment.
Der hohe Gehalt an organischem Kohlenstoff , das Auftreten von Siderit im Sediment und das Fehlen
bioturbaten Gefüges deuten auf ein anoxisches Milieu und damit einen meromiktischen See hin.
Nach MINGRAM (1997) war das Eckfelder Maar, mit seiner charakteristischen Morphologie eines
kleinen Maar- oder Kratersees eine ideale Sedimentfalle und ein günstiger Ort zu Ausbildung von
Warven. Jedoch gibt es noch keinen endgültigen Beweis für die jahreszeitliche Schichtung der
Sedimente.
ZOLITSCHKA (1990) definiert Warven als „laminierte“ Sedimente stehender Wasserkörper, die im
jahreszeitlichen Rhythmus aus dünnen, horizontalen Lagen wechselnder Zusammensetzung aufgebaut
sind“. Dabei können 3 verschiedene Typen unterschieden werden:
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Die klastischen oder physikalischen Warven werden im wesentlichen durch unterschiedlich
starken Zuflüsse gebildet. Während in der regenreichen Jahreszeit (z.B. im Frühjahr durch die
Schneeschmelze) die Transportkraft des Zuflusses erhöht ist, kann eine dementsprechende größere
Menge an klastischem Material transportiert werden. Dagegen wird in der regenarmen Zeit (z.B.
Wintermonaten) vergleichsweise weniger und feineres Material eingetragen. Es entsteht wie in Abb.
6 schematisch dargestellt eine Laminierung der Sedimente.
Die organischen oder biologischen Warven werden hauptsächlich in Seen mit hohem
Nährstoffgehalt und geringen klastischen Eintrag gebildet. Es treten hier „im Frühling und Sommer
lagenbildende Algenblüten (Diatomeen) auf, die eine oder mehrere helle Sublamina bilden. Die
kontrastierende dunkle Sublamina wird aus amorpher autochthoner organischer Substanz bzw. aus
allochthonen Teilen höherer Pflanzen aufgebaut, die im Herbst im See absterben oder aus dem
Litoral durch Umlagerungsprozesse in das zentrale Becken verfrachtet werden.“ (ZOLITSCHKA,
1998).
Die chemischen oder evaporitischen Warven entstehen durch rhythmische Ausfällung von
Aragonit, Kalzit, Gips und Halit.
Die drei verschiedenen Warventypen treten selten in Reinform auf. „Meistens handelt es sich um
Misch- oder Übergangstypen.“ (ZOLITSCHKA, 1998)
Abb. 7: Warven Modelle (aus: NEGENDANK & ZOLITSCHKA (EDS.), 1997)
Pyroklastische Einschaltungen benachbarter Vulkane sind im Eckfelder Maar nicht beschrieben.
Jedoch treten sie in den Sedimenten anderer Maare häufig auf. So kann man in den Sedimenten des
Holzmaars zwei markante Tephralagen aushalten. Die 87-110mm mächtige Laacher See Tephra und
die 1,5mm mächtige Ulmener Maar Tephra sind im Holzmaar-Profil enthalten. Sie dienen unter
anderem als Markerhorizonte und sind bei der Überprüfung der Warvenchronologie behilflich.
4.3. Biota
Die Freiwasserzone (Pelagial) und die Bodenzone (Benthal) sind die zwei grundsätzlichen
Lebensräume eines Sees. Beide Bereiche lassen sich vertikal weiter untergliedern. Das Pelagial wird
in eine photische und eine aphotische Zone (ohne photosynthetische Primärproduktion) unterteilt.
Parallel dazu gliedert man das Benthal in einen flachen Uferbereich (Litoral) und den aphotischen
Tiefenbereich (Profundal). Aufgrund der steilen Morphologie ist ein eigentlicher Litoralbereich bei
Maarseen oft nicht ausgebildet oder nur sehr schmal.
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Wie aus Ablagerungen fossiler Maarseesedimente bekannt ist, fehlen benthische Organismen fast
vollständig. Mit Ausnahme einiger chemoautothropher Organismen ist der Bereich unterhalb der
Chemokline unbelebt. Damit sind die Bodenlebewesen auf die schmalen, gut durchlüfteten
Randbereiche des Sees beschränkt. Die steilen und rutschungsgefährdeten Hänge aber stellen einen
ungünstigen Lebensraum für die meisten Benthoner dar.
Die Einwanderung der aquatischen Organismen in den See erfolgt hauptsächlich über das
Gewässernetz. Eine andere Möglichkeit ist die Windverdriftung, die aber nur kleine und leichte
Organismen nutzen können.
Die wichtigsten Primärproduzenten in einem Maarsee sind Algen. In den Seesedimenten treten z.T.
massenhaft Diatomeen (Kieselalgen) (Abb. 7), Chrysophyceencysten (Goldalgen) und die Grünalgen
Tetraedron und Botryococcus auf. Die Ursache für diese Häufungen sind die saisonalen Algenblüten.
Sie entstehen wenn nährstoffreiche und sauerstoffarme Wässer aus dem Monimolimnion in die
oberen Schichten gelangen. Dies setzt eine verstärkte und auf die unteren Wassermassen
ausgedehnte Vertikalzirkulation voraus, wie sie beispielsweise im Frühjahr und Herbst auftreten.
Zusammen mit den feinen Sedimentlagen, die während der Sommer- und Winterstagnation entstehen,
bilden diese Algenablagerungen die feinlaminierten organischen Warven.
Zu den Konsumenten in einem See zählen vor allem die Fische, aquatisch lebende Schnecken und
Frösche. Nach dem Tod sinken sie auf den Grund des Sees. Gelangen sie rasch unter
Sauerstoffabschluß, können sie wenig zersetzt in das Sediment eingebettet werden. Das
sauerstofffreie Monimolimnion ist deshalb eine ausgezeichnete Voraussetzung für die Konservierung
von organischen Resten.
Die Laminite und Turbidite im Beckenzentrum des Eckfelder Maares sind sehr fossilreich. Bis heute
wurden mehr als 25000 Fossilien aufgenommen. Es wurden bakterielle Matten, Pilze, Algen, Moose,
Farne und verschiedene Reste höherer Pflanzen, wie Pollen, Blätter, Früchte Samen und sogar
Blüten gefunden (Abb. 8).
Abb. 8: Blütenklech aus dem Eckfelder Maar, (die Länge des Maßstabs beträgt 1mm)
(aus: NEGENDANK & ZOLITSCHKA, 1993)
Die Invertebraten umfassen Süßwasserschwämme, Bryozoen, Gastropoden, Bivalven, Ostrakoden,
Spinnen und Insekten. Die Insekten werden hauptsächlich von Käfern dominiert (ungefähr 90%),
seltener ist die Riesenameise Formicium.
Unter den Vertebraten finden sich vor allem Fische, wenige Vögel und Amphibien, Reptilien
(Schildkröten und Krokodile) und Säugetiere, wie das Urpferdchen Propalaeotherium. Die Fossilien
sind außergewöhnlich gut erhalten. So erkennt man bei Blättern noch die Kutikula und feine Haare,
Blüten enthalten ihren Pollen, Insekten zeigen farbliche Pigmentierungen und einige Säugetiere findet
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man noch mit Mageninhalt. Außerdem sind Weichteile in Form von „Hautschatten“ erhalten. Es sind
dichte Bakterienmatten die den Kadaver bedeckten und später durch Siderit oder Apatit fossilisiert
wurden.
5. Zusammenfassung
Maare sind vulkanisch entstandene Krater. Sie werden bald nach ihrer Entstehung mit Wasser gefüllt.
In tiefen Maarseen bildet sich eine anoxische nicht in die Wasserzirkulation eingebundene Zone, das
Monimolimniom aus, in der nur wenige Organismen leben können. Die Sedimentation ist in diesem
Milieu sehr ruhig. Es bilden sich fein laminierte, bituminöse Tonsteine, die sogenannten Ölschiefer
(Schwarzpelite), in denen Tier- und Pflanzenreste besonders gut erhalten sind.
In den Gesteinen des Eckfelder Maares und des Messeler Sees sind sehr gut erhaltene Blätter,
Früchte, Pollen, Insekten (Käfer, Bienen), Gastropoden, Schwämme, Frösche, Fische, Schildkröten,
Krokodile, Haie, Vögel und Säugetiere (Fledermäuse, das Urpferdchen Propaleotherium), z.T. mit
Erhaltung der Weichteile zu finden. Selbst zarteste Organismenreste wie Blütenkelche sind von der
Überlieferung nicht ausgeschlossen (Abb. 8).
Über die jahreszeitlich laminierten Sedimente ist es möglich eine hochauflösende Klimaforschung zu
betreiben. Es werden u.a. Aussagen über Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse getroffen,
außerdem ist es durch den Reichtum an Fossilien möglich Pflanzen- und Tiergemeinschaften des
Einzugsgebietes und des Sees zu rekonstruieren.
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Maare - biotische und Sedimentationsentwicklung
an Fallbeispielen
von Kerstin Fohlert
Inhalt
13
1. Einleitung
2. Entstehung und Morphologie der Maare
3. Entwicklungsstadien eines Maares
4. Der Maarsee
4.1. Die Schichtung des Wasserkörpers
4.2. Sedimentation im Maarsee
4.3. Biota
5. Zusammenfassung
6. Literatur

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