PDF 256 KB - Johannes Anders
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RADIOMENSCHEN MARTIN PEARSON “Ich muss mein Bestes geben, ohne zu stören” FOTO URSULA HAENE Rund siebzig Prozent seines Arbeitsvolumens setzt Martin Pearson für SR DRS ein. Daneben betreut der prominente Zürcher Sound Engineer etwa die ECMAufnahmen mit Keith Jarrett. Akustisches optimal einfangen: Martin Pearson regelt das. Zuerst hebt Martin Pearson die Wichtigkeit der jährlich rund 40 Aufnahmen mit Schweizer Jazzerinnen und Jazzern hervor, die DRS 2 im Radiostudio Zürich macht. Für die Überlassung der Ausstrahlungsrechte werden den Bands zu besonders günstigen Konditionen Studiobenutzung samt Tonmeisterstunden offeriert. Martin Pearson ist, soweit zeitlich verfügbar, für die Aufnahmetechnik wie auch für Schnitt, Mix sowie Editing verantwortlich. Für die das Limit übersteigenden Mehrkosten sowie eine eventuelle CDHerstellung müssen die Musiker dann allerdings selber besorgt sein. «Gemäss Kulturauftrag des Bundes unterstützt die SRG damit die lokalen Szenen», betont Pearson, «wobei es in erster Linie darum geht, den jungen Musikschaffenden eine erste Chance auf dem Weg in die Öffentlichkeit zu geben.» Martin Pearson ist aber beispielsweise auch für die Live-Übertragungen und “Die DRS-2-Produktionen sollen jungen Musikern eine Chance auf dem Weg in die Öffentlichkeit geben” -Aufnahmen der Festivals in Willisau und Schaffhausen oder von «Jazznojazz» in Zürich verantwortlich. Neben seinem DRSJob betreut der 1952 in London geborene Freelance-Toningenieur und Produzent, der seit 1979 mit seiner Familie in Zürich lebt, auch diverse andere Auftragsarbeiten wie Produktionen mit «Queen» und Brian Ferry oder vor drei Jahren eine grosse, mehrere Wochen dauernde Produktion mit dem Pink-Floyd-Gründer Roger Waters. radiomagazin 23 l 05 Vor allem ist er aber seit rund fünf Jahren für die weltweiten ECM-Aufnahmen mit dem «unglaublich talentierten» Pianostar Keith Jarrett verantwortlich. «Ich bin glücklich, mit Keith zu arbeiten», betont Pearson. In einem kürzlichen Gespräch mit NZZ-Musikjournalist Nick Liebmann sagte Jarrett zur Klangqualität seiner Konzerte auf CD, die Pearson produzierte: «Genau so wünsche ich mir Aufnahmen von mir selbst und von meinem Trio.» Nach einem besonderen Erlebnis befragt, erzählt Pearson von einem kürzlichen Anruf von Jarrett-Manager Steve “Nicht der Musikstil, sondern die technische und menschliche Situation ist ausschlaggebend” Cloud, der aus einem US-Musikmagazin über Jarretts neuestes, in Japan aufgenommenes Soloalbum zitierte: «‹Radiance› ist eines der wichtigsten Werke, das jemals aufgenommen wurde.» (Siehe radiomagazin-Angebot auf Seite 10.) Im Sommer soll Pearson für Live-Aufnahmen mit Keith Jarretts Trio nach Rom reisen. Martin Pearson, der bei früheren Montreux-Jazzfestivals sowie bei Aufnahmesessions und Editings für 25 Alben auf dem Pablo-Label von Top-Produzent Norman Granz wertvolle Erfahrungen sammelte, sieht die wichtigsten Herausforderungen, insbesondere bei Live-Sendungen, nicht in Musikstilen, sondern vielmehr in technischen und menschlichen Situationen. Auch wenn zum Beispiel ein lautes Schlagzeug ins Bassmikrofon kommt oder schlechte Laune und Unstimmigkeiten zwischen Musikern oder zwischen Spielern und Tonleuten da sind, ist für ihn klar: «Wir müssen im Team arbeiten und unser Bestes geben, sodass ein entstehender guter ‹entertainment value› nicht gestört wird, denn – the show must go on.» Johannes Anders Weitere Porträts auf www.radiomagazin.ch 15