Erfahrungsbericht - Akademisches Auslandsamt
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Erfahrungsbericht - Akademisches Auslandsamt
Erfahrungsbericht Name: D o m i n i k, J u r a s c h e k Austauschjahr: Wintersemester 2013/14 Gastuniversität: Universität Utrecht Stadt: Utrecht Land: Niederlande Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht, kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden. Ich habe das dritte Semester meines Masterstudiums Physik an der niederländischen Universität Utrecht verbracht und möchte hiermit möglichst viele Studierende auf den Geschmack bringen ein oder zwei ERASMUS Semester in dieser wundervollen Stadt zu verbringen. Ankunft und Unterbringung Die Reise nach Utrecht war für mich sehr einfach, da ich mein Auto für die 5 Monate des Semesters einfach mitgenommen habe. Das hatte den Vorteil, dass ich mir keine Sorgen um Gepäck machen musste. Ein Auto ist in Utrecht im Alltag sonst eher weniger nützlich, da es einfachere und vor allem billigere Fortbewegungsmittel gibt (aber dazu später mehr ;-). Ich hatte ein privates Zimmer über eine der vielen (meist kostenpflichtigen) Internetseiten (Kamernet.nl) gefunden. Das stellte auch eine der größten Schwierigkeiten der gesamten ERASMUS Planung dar, denn die Wohnungsknappheit in den Niederlanden ist nochmal ein Stück heftiger und teurer als in den deutschen Großstädten. Deshalb: So früh wie möglich über die Kooperationsagentur SSH und andere Internetseiten nach einem Zimmer suchen! Auf der Universitätshomepage sind Beispiele für solche Wohnungsangebote zu finden. Nichtsdestotrotz hatte sich das Zimmer als Glücksgriff erwiesen und ich wohnte zusammen mit einem Niederländer auf 115qm etwas außerhalb der Stadt. Introduction & Semesterablauf Die Begrüßung an der Universität war äußerst professionell organisiert, auf der Uni Homepage konnte man vorher mehrere Termine für die verschiedenen Veranstaltungen einsehen (Allgemeine Begrüßung, Faculty Introduction, InternationalsMeet&Greet, Vorstellen der Fachschaften), auf denen man ausführlich in das Unileben eingeführt wurde. Informationen rund um den Campus, Sprachkurse (die leider sehr teuer waren), Lageplan, »Survival in Utrecht« wurden angeboten und - besonders wichtig - verschiedene Studentenorganisationen stellten sich vor, allen voran die ESN Sektion Utrecht, deren Mitarbeiter maßgeblich an der wunderbaren Atmosphäre des Semesters gearbeitet haben. Im Ablauf unterscheidet sich das niederländische Semester doch sehr vom Deutschen (beziehungsweise zumindest vom Augsburger). Zur Mitte des Semesters gibt es benotete Midterm Exams, die den gleichen Umfang wie die Abschlussprüfungen haben und Semesterferien existieren, mit Ausnahme einer Woche im Februar, nur im Sommer. Das allgemeine Niveau ist unglaublich hoch und hat mir doch einen erheblichen Mehraufwand an Arbeit, verglichen mit bisherigen Vorlesungen, abverlangt. Davon sollte man sich allerdings nicht abschrecken lassen, da es nach mei- ner Erfahrung nach fachspezifisch deutliche Unterschiede gibt und ich hier nur für den Fachbereich Physik schreiben kann. Gezelligheid »There is only one thing, that we like more than >gezellig< and which is >gratis<.« Das war eine der Einführungen in die niederländische Kultur, die ich am Anfang bekam. Schon bald durfte ich herausfinden was es bedeutet, denn die Menschen sind einfach freundlich und gesellig. Vielleicht mag es daran liegen, dass ich aus Schwaben komme und die Menschen hier eher etwas eigenbrötlerischer sind, jedoch hat es mich schon überrascht wie freundlich und aufgeschlossen die Niederländer sind. Zu jeder Gelegenheit trifft man sich auf ein Bierchen in einem der zahlreichen Straßencafés und »socialized«. Als ich zu Beginn des Semesters öfter nach dem Weg fragen musste, war ich fasziniert wie freudig mir die Leute zur Hilfe eilten und mit einem flinken Griff das Smartphone aus der Tasche zogen um eifrig die Adresse einzutippen, nach der ich gefragt hatte. Dieses Empfinden hat mich das gesamte Semester hinweg begleitet. Freunde finden Ich bin mir fast sicher, dass selbst wenn man das gesamte Semester über kein einziges Wort spräche, man dennoch am Ende einen neuen Freundeskreis gefunden hätte. Ich kann nur wärmstens empfehlen in den ersten beiden Wochen an so vielen Veranstaltungen wie möglich und definitiv am Introduction Day und der Introduction Week teilzunehmen. Diese werden von ESN Utrecht veranstaltet, die (wie wohl in allen anderen Städten mit ESN Sektionen auch) den Hauptteil der Aktivitäten für international Studierende bereitstellen. Bereits in dieser kurzen Zeit lernt man unglaublich viele Leute kennen, denen man im Laufe des Semesters immer wieder begegnen wird und von denen einige mit der Zeit zu guten Freunden werden. Während des gesamten Semesters gibt es Unmengen an Activities, bei denen zu unterschiedlichsten Anlässen Leute zusammen kommen und man seine nun neu erworbene Gezelligheid voll ausleben kann. Kulturschock Fahrrad Fahrräder. Hunderte. Tausende. Zehnt... na gut übertreiben wollen wir es nicht - aber eines ist sicher: Jeder in den Niederlanden (mit Ausnahme meines damaligen WG-Mitglieds) besitzt ein Fahrrad. JEDER. Auch der König, seine Königin, jede seiner drei Töchter und der Gesangslehrer dieser Töchter. Denn das Fahrrad ist unangefochtene Spitze der alltäglichen Verkehrsmittel. Das Land ist so flach, dass es sogar Menschen wie mich, die auch für den Besuch des Supermarkts um die Ecke ins Auto steigen, in kürzester Zeit zum fanatischen Fahrradliebhaber macht. Denn man ist frei; es gibt nahezu überall voll ausgebaute Fahrradwege neben den Straßen, sodass es ein Leichtes ist sich fortzubewegen. Zu Stoßzeiten sind in der Innenstadt so viele Fahrradfahrer unterwegs, dass sich an Kreuzungen richtige Gedränge bilden und es mich des Öfteren zum Lachen brachte einfach mal mit dem Fahrrad im Stau zu stehen. Als Student ein Fahrrad zu haben ist absolut Pflicht. Kaufen kann man es in einem der unzähligen Fahrradlädchen die Gebrauchte für 40-90 Euro anbieten, sowie an den Semesterschnittstellen auch zum Teil günstiger über Facebook Gruppen, wie beispielsweiße »Utrecht FreeAds«. Wenn man niederländisch spricht, oder einen niederländischen Roommate hat, kann man es auch über Marktplaats.nl suchen. Außerdem sollte man in ein gutes Schloss (wenigstens um die 20 Euro, bei teureren Rädern gerne auch mehr) investieren. Enjoy Wenn ich das gesamte Semester auf ein paar Worte zusammenfassen müsste, würde mir wohl nur übrig bleiben den offiziellen Slogan zu wiederholen, in dem eine Wahrheit und ein Gefühl steckt, wie man es wohl selten wieder erleben wird: »ERASMUS: Changing lives, opening minds« Tipps Zu guter Letzt noch ein paar Tipps, die den Start ins Unbekannte vielleicht etwas erleichtern. Im Einkaufszentrum »Hoog Catharijne« des Hauptbahnhofs gibt es den Supermarkt »Action«, der alles Mögliche von Handtüchern über Werkzeug zu Hygieneprodukte sehr billig anbietet und bei dem man sich gut mit grundlegenden Sachen eindecken kann. ESN Utrecht verteilt gratis Sim-Karten des niederländischen Anbieters Lebara - einfach einen der Mitarbeiter fragen und nicht die 10 Euro im Handy Laden bezahlen. Die Seite www.ÉóÉó.nl ist die Auskunft für Zug und Bus in den gesamten Niederlanden. Sie ist auf Englisch umstellbar. Zu fünft ein Auto mieten und eine Reise auf Schiermonnikoog in den Norden oder nach Belgien (Antwerpen, Brügge, Gent) machen. Alle anderen Orte der Niederlande sind sehr einfach mit dem Zug zu erreichen. Bei den Märkten »Kruidvat«, »Hema« und »Blokker« gibt es von Zeit zu Zeit Tagestickets für Züge für die gesamten Niederlande um die Õ¢ Euro zu kaufen. Hamsterkauf! Diese Dinger sind schnell weg und so unglaublich wertvoll im Verlauf des Semesters (da beispielsweiße ein Retour-Ticket nach Amsterdam für eine 30 Minuten Zugfahrt bereits soviel kostet).