Digitale Vogelfotografie –

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Digitale Vogelfotografie –
Digitale Vogelfotografie –
lohnt sich der Umstieg?
Fotografie Im zweiten Teil seiner Serie über die
digitale Vogelfotografie geht Gerhard Hofmann
auf die unterschiedlichen Chipgrößen ein, auf die
Speicherkarten und auf Zwischenspeicher.
Gerhard Hofmann, Andechs (2.Teil)
P
rinzipiell lassen sich mit allen am Markt befindlichen
Systemen beeindruckende
Bilder schießen, der Einfachheit halber beschränken wir uns aber im Folgenden auf die zwei bei Naturfotografen geläufigsten Kamerasysteme.
Der Marktführer Canon bietet
momentan acht (wenn wir die nicht
mehr aktuelle, aber sehr gut brauchbare EOS 10D berücksichtigen) digitale Kameragehäuse, die sich für
unsere Zwecke eignen. Zwei dieser
Kameragehäuse, die EOS 5D und die
EOS 1Ds MarkII, haben einen Vollformatchip, der der Größe des Kleinbildfilms entspricht. Die EOS 1D
MarkII verfügt als einzige am Markt
über einen APS-H-Chip, während
die EOS 300D, EOS 350D, EOS
20D, EOS 30D und die inzwischen
schon etwas betagte EOS 10D auf
APS-C-Chips zurückgreifen.
Nikon bietet mit ebenfalls sieben
verschiedenen Kameras (D50, D70,
D70s, D100, D200, D2h, D2x)
ebenso eine breite Auswahl, wobei
sich Nikon einem einheitlichen Aufnahmeformat, dem 1,5er-Chip, verschrieben hat.
Was besagen die unterschiedlichen Chipgrößen?
(Siehe Grafik) Im Prinzip handelt es
sich um unterschiedliche Aufnahmeformate, wie wir sie in der Filmzeit z. B. mit Mittelformat und
Kleinbild hatten. Für das alltägliche
Fotografenleben kann man sich merken, dass wir beim VF-Chip (Voll-
250
GW 8/06
format = Kleinbildgröße 36 × 24
mm) die gleiche Brennweite mit den
gleichen Eigenschaften haben; beim
APS-H-Chip (der mit seiner Fläche
von 28,7 × 19,1 mm einen Verlängerungsfaktor von 1,3 hat) mit einem 100-mm-Objektiv in etwa die
gleichen Ergebnisse wie mit einem
130-mm-Objektiv und beim APS-CChip (der mit seiner Fläche von 15,7
× 23,5 mm einen Verlängerungsfaktor von 1,5 bzw. bei Canon 22,5 mm
× 15,0 mm 1,6 hat) die von 150 und
160 mm erhalten. Olympus und
Panasonic benutzen 4/3 Chips (die
mit einer Fläche von 17,3 mm ×
13,0 mm einen Verlängerungsfaktor von zwei haben). Hier würde ein
100-mm-Objektiv in seiner Wirkung
einem von 200 mm entsprechen,
allerdings gibt es zu diesen beiden
völlig neuen Kamerasystemen keine
kompatiblen
Kleinbildobjektive.
Diese Brennweitenverlängerung ist
bei langen Brennweiten meist ein
willkommener Effekt, bei Weitwinkelaufnahmen aber eher hinderlich,
da aus einem vorhandenen 28–70
mm Zoom bei einem APS-C-Chip
ein relativ unspektakuläres 42–105
mm wird. Ein vorhandenes 70–300
mm wird dagegen zum 105–450
mm, was sicherlich für unsere Bedürfnisse eher von Vorteil ist, zumal
ja die minimale Einstellentfernung
und die Lichtstärke dieselbe bleiben.
In Sachen Vogelfotografie empfiehlt sich daher eher kein Vollformatchip, lediglich bei der Fotografie
der eigenen Käfig- und Volierenvö-
gel bleibt der Vorteil, dass sich durch
das größere Format die Schärfentiefe besser beeinflussen und die Auflösung durch die höhere Anzahl an
Pixel, die auf einen größeren Chip
passt, besser ist. Doch wie gesagt, 6
Megapixel reichen heute für die
allermeisten Zwecke, mehr ist
schön, aber nicht immer von Nöten.
Setzen wir uns ein Preislimit von
etwa 1.500 Euro für die Kamera,
bleiben in unserem Korb die EOS
300D, EOS 350D, EOS 20D, EOS
30D und die meist nur noch gebraucht erhältliche EOS 10D von
Canon. Ferner die Nikon-Modelle
D50, D70, D70s, D100, D200, sowie die Minolta-Modelle 5D und
7D, die aber nicht mehr überall erhältlich sind. Mit allen Kameras lässt
sich prima arbeiten und sie werden
Goldzeisig-Jungvogel an einer
Distel.
Fotos: G. Hofmann
den Bildern kaum ansehen, welche
Marke beim Fotografieren verwendet wurde. Die einzigen Modelle,
die in dieser Klasse 8 Megapixel Auflösung bieten, sind die beiden Canon-Modelle 350D und 20D. Sie ragen dadurch etwas aus der Masse
heraus, doch klingen 2 Megapixel
mehr an Auflösung nach mehr, als es
eigentlich ist. Noch eine Klasse höher spielt die Nikon D200 mit ihren
10 Megapixel. Allerdings ist sie auch
bei weitem die teuerste Kamera in
unserer Auswahl.
Momentan bietet eine EOS
350D, oder wer es etwas robuster
und professioneller mag, eine EOS
20D bzw. der Nachfolger EOS 30D
bei Canon sowie die D50, D70s
bzw. die höherwertige Nikon D200
den besten Einstieg in die digitale Vogelfotografie. Im Gegensatz zu früher sind die Produktzyklen im Bereich digitaler Spiegelreflexkameras
wesentlich kürzer geworden. Was
heute gekauft wird, gehört wahrscheinlich in zwei Jahren (ungefähr
1,5 bis 2 Jahre dauert es zurzeit, bis
ein Modell durch ein neueres ersetzt
wird) schon zum alten Eisen. Wer
sich aber davon nicht beeindrucken
lässt und sich dessen bewusst ist,
dass die eigene Digitale deswegen ja
keine schlechteren Bilder als zuvor
produziert, spart eine Menge Geld.
Probieren Sie das Kameragehäuse
am besten bei Ihrem Händler aus:
Welches liegt am Besten in der
Hand? Welches lässt sich ihrem
Empfinden nach am besten bedienen und welches bietet den besten
Sucher? Alles Fragen, die nur der Fotograf selber beantworten kann.
Speicherkarten
Speicherkarten für Spiegelreflexkameras sind in unterschiedlichen Formaten erhältlich. Zum einen gibt es
die CF-(Compactflash)-Karten, zum
anderen die etwas weniger häufig
vorkommenden, kleineren SD-(Secure-Data-)Karten. Welchen Kartentyp eine Kamera verwendet, ist letztlich egal und hat auch keinen Einfluss auf die Qualität der Bilder oder
das Handling der Kamera. Entscheidend ist die Speicherkapazität und
evtl. die Geschwindigkeit der entsprechenden Karte.
Als unterste Speicherkapazität
kann heute 1 GB angesehen werden. Eine 6 MP SLR kann darauf etwa 160 RAW-Bilder incl. der entsprechenden JPGs in mittlerer Qualität speichern, bei einer 8 MP SLR
reduziert sich die Anzahl auf etwa
100 Bilder (RAW incl. JPGs), während ein 16-MP-Profimodell lediglich noch 50 Bilder speichern kann.
Sehr gebräuchlich bei Fotografen
sind Karten mit 2 GB. Sie stellen den
besten Kompromiss zwischen Speicherkapazität und Datensicherheit
dar. So verlockend die riesigen Karten mit 8 GB und mehr klingen, sie
bergen das Risiko, dass bei einem
Ausfall der Karte ungeheure Mengen an Bildern auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Bei kleineren
Karten ist dieses Risiko auf mehrere
Karten verteilt und minimiert sich
damit.
Sehr beliebt in früheren Jahren
waren CF-Karten, die auf Festplattentechnologie basierten. Dabei befinden sich in den Karten tatsächlich
winzige Festplatten, die inzwischen
ebenfalls eine Kapazität von 8 GB erreichen. Im Internet wird viel über
die Vor- und Nachteile dieser Technologie spekuliert. Fakt ist, der große Vorteil dieser Karten ist der günstige Preis. Andererseits ist ihr Stromverbrauch höher, im Winter bei sehr
kalten Temperaturen sogar um einiges höher. Schließlich ist die Übertragungsrate langsamer, das ist die
Zeit, bis ein Bild gespeichert ist. Ist
diese langsam, kann es zu Phasen
kommen, in denen keine Aufnahme
mehr möglich ist, da die Kamera mit
speichern beschäftigt ist. Da sich in
der Karte eine Festplatte befindet,
wird auch viel darüber spekuliert, ob
diese Karten anfälliger gegen Datenverluste sind, eine Erfahrung, die ich
und viele andere Fotografen nicht
teilen können. Doch halten die beiden schon erwähnten Nachteile die
meisten Fotografen vom Kauf dieses
Speichermediums ab. Wessen Bud-
get aber eng gesteckt ist, sollte sich
diese Karten näher anschauen.
Zwischenspeicher
Wer eine längere Reise unternimmt,
steht vor dem Problem, wohin mit
den Bildern. Wer meint, mit 4 GB
Speicherkapazität sei die Sache
schon geregelt, und so viele Bilder
macht man ja auch nicht, merkt oft
bald, dass die Karten schon nach der
Hälfte der Reise voll sind (wer digital fotografiert, drückt häufiger auf
den Auslöser).
Folgende Lösungen sind möglich:
a) Gleich mit einem ganzen Bündel
an Speicherkarten die Reise antreten
(wenig sinnvoll und sehr teuer).
b) Sein eigenes Notebook/Laptop
mit eingebautem DVD/CD-Brenner
mitnehmen.
c) Auf mobile Festplatten bzw.
CD/DVD Brenner mit eingebautem
Kartenleser zurückgreifen.
Lösung b und c funktionieren eigentlich sehr gut, zumindest so lange, bis das Zwischenspeichermedium fehlerhaft wird. Nach dieser
leidlichen Erfahrung sind viele Fotografen dazu übergegangen, die Daten doppelt zu sichern. Das heißt,
die Bilder werden zum Beispiel auf
das mitgebrachte Notebook übertragen, aber gleichzeitig werden die Bilder noch auf CD/DVD gebrannt
oder, falls das Gerät nicht über einen
Brenner verfügt, auf eine externe,
mobile Festplatte, die über den USBAnschluss angeschlossen wird, übertragen.
Wer auf die mobilen Speichermedien zurückgreift, kommt in diesem
Fall nicht umhin, zwei solche Geräte mitzunehmen.
Wir verwenden die Lösung b mit
externen Festplatten. Diese werden
zu Hause dann an den normalen
Rechner angeschlossen und die Bilder auf diesen übertragen. Würden
sich die externen Festplatten als fehlerhaft erweisen, blieb immer noch
die Sicherung auf dem Laptop. Die
Bilder, die uns besonders am Herzen
liegen, werden zusätzlich noch auf
eine DVD gebrannt, also dreimal gesichert. Es kann nicht genügend auf
die Wichtigkeit des mehrfachen Sicherns von digitalen Bildern hingewiesen werden! Zu leicht können
die elektronischen Speichermedien
Fehler haben und kaputt gehen. Bei
einer einfachen Sicherung sind dann
alle Bilder verloren.
Wird fortgesetzt
Dieses Bild eines Meisenlaubsängers (Parula americana) zeigt die Auswirkung verschiedener
Chipgrößen (Aufnahmeformate) auf die Brennweite. Als Ausgangsbasis dient uns ein Bild mit
den üblichen Kleinbildabmessungen (24 × 36 mm).
Bei gleicher Brennweite, vom gleichen Standort aus aufgenommen, erhalten wir mit den verschiedenen Aufnahmechips die entsprechend markierten Ausschnitte. Der so genannte digitale Verlängerungsfaktor ist im Prinzip nichts anderes als ein Ausschnitt, der durch die kleinere Aufnahmefläche entsteht.
VF-Vollformat Chip (Kleinbild)
APS-H Chip
APS-C Chip
4/3 Chip
GW 8/06
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