Kinder und Krieg - Don Bosco Mondo

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Kinder und Krieg - Don Bosco Mondo
Dossier
Kinder und Krieg
Don Bosco Betreuungsangebote für Kinder und Jugendliche,
die von kriegerischer Gewalt betroffen sind
Projektbeispiele aus vier Kontinenten
Vorwort
Derzeit sind weltweit über 250.000 Kinder in kriegerische Konflikte involviert.
Minderjährige werden vom Militär und Rebellengruppen rekrutiert und in bewaffneten
Konflikten als Soldaten eingesetzt. Kinder und Jugendliche leisten in den Armeen
Hilfsdienste, Mädchen werden als Sexsklavinnen missbraucht. All diese Kinder sind im
Krieg mit Gewalt, Flucht und Angst konfrontiert. In jungen Jahren erleben Kinder, die in
Bürgerkriegsgebieten oder politisch unstabilen Regionen leben, oft unvorstellbare Gräuel.
Das Kernziel der Arbeit von Don Bosco Jugend Dritte Welt ist es, Kindern und
Jugendlichen eine lebenswerte Zukunft zu schenken – aus diesem Grund ist es Don
Bosco Jugend Dritte Welt ein Anliegen, mittels Bildungsarbeit in Deutschland auf dieses
Thema aufmerksam zu machen und Informationen bereit zu stellen.
Don Bosco Jugend Dritte Welt stellt sich gegen jeglichen Einsatz von Kindern in
bewaffneten Konflikten und plädiert für die Anerkennung und Verankerung von
internationalen Vereinbarungen zum Schutz der Kinder in nationale Gesetzgebungen.
Kinder haben ein Recht auf eine freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit und auf ein
menschenwürdiges Leben.
In zahlreichen Don Bosco Projekten weltweit wird der Involvierung von Kindern in
kriegerische Auseinandersetzungen Rechnung getragen. Die Salesianer Don Boscos und
die Don Bosco Schwestern geben durch spezielle Betreuungsprogramme den betroffenen
Kindern Hoffnung. Sie unterstützen sie, die Folgen des Krieges so gut wie möglich zu
überwinden, um sich wieder bestmöglich in die Gesellschaft reintegrieren zu können. Don
Bosco Jugend Dritte Welt möchte einen Beitrag leisten, um Kindern und Jugendlichen
eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen.
Jean Paul Muller SDB
Geschäftsführendes Vorstandsmitglied Don Bosco Jugend Dritte Welt
Stand: April 2010
Autorin dieses Dossiers: Mag. Iris Refenner
Mit freundlicher Genehmigung von Jugend Eine Welt Österreich
Dossier Kinder und Krieg
Don Bosco Jugend Dritte Welt
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Inhalt
Vorwort .......................................................................................... 2
Inhalt............................................................................................. 3
Schutz von Kindern ....................................................................................................5
Kinder als SoldatInnen......................................................................... 7
Wer gilt als KindersoldatIn? ..........................................................................................7
Vom Kind zum Soldaten, zur Soldatin ..............................................................................7
Regierungen, die Kindersoldaten in bewaffneten Konflikten einsetzten: ...................................8
Wie hilft Don Bosco? ...................................................................................................9
Kinder auf der Flucht ......................................................................... 12
Wie hilft Don Bosco? ................................................................................................. 14
Projektbeispiel: Sudan .............................................................................................. 14
Projektbeispiel: Demokratische Republik Kongo – Goma ..................................................... 15
Kinder als Opfer von Landminen ............................................................ 18
Facts ............................................................................................. 18
Wie hilft Don Bosco? ................................................................................................. 19
Projektbeispiel: Kambodscha ...................................................................................... 19
Kinder als Opfer sexueller Gewalt .......................................................... 21
Wie hilft Don Bosco? ................................................................................................. 22
Projektbeispiel: Kolumbien ........................................................................................ 22
Wie hilft Don Bosco? ................................................................................................. 26
Projektbeispiel: Ruanda ............................................................................................ 26
Projektbeispiel: Sudan .............................................................................................. 26
Schlüsseldokumente für den Schutz von Kindern in bewaffneten Konflikten ............................. 28
Relevante Links: ..................................................................................................... 29
Kinder & Krieg: ....................................................................................................... 29
Flucht, Migration:.................................................................................................... 29
Friedenspädagogik und –erziehung: .............................................................................. 29
Menschenrechte/Kinderrechte: ................................................................................... 29
Don Bosco: ............................................................................................................ 29
Der Hl. Giovanni Bosco ............................................................................................. 30
Don Boscos Präventivpädagogik ................................................................................... 30
Qualitätsmerkmale zukunftsorientierter Don Bosco Projekte ............................................... 32
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Kinder und Krieg
Mehr als 250.000 Kinder werden heute als Soldaten missbraucht. Weitere 200.000
dienen als Spione, Boten, Späher, Träger oder Sexsklaven. Lang ist die Liste der Länder,
in denen KindersoldatInnen im Einsatz sind oder waren: Sierra Leone, Ruanda, Uganda,
Sudan oder in der Demokratischen Republik Kongo. Auch in Sri Lanka, Kolumbien,
Afghanistan und Kurdistan wurden und werden Kinder zum Töten gezwungen.
Nach Untersuchungen der Hamburger Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung
(AKUF) an der Universität Hamburg wurden im Jahr 2007 weltweit 28 Kriege und 14
bewaffnete Konflikte geführt. Weit über 90 Prozent aller Kriege seit 1945 fanden in
Entwicklungsländern statt. Dabei spielen der Kampf um die Macht im Staat und
Unabhängigkeitsbestrebungen die Hauptrolle. Die innerstaatlichen Kriege dominieren das
Kriegsgeschehen der letzten 50 Jahre.1
Trotz nationaler und internationaler Normen und Gesetze und wiederholter
Verpflichtungserklärungen zahlreicher Staaten, auf den Einsatz von Kindern in Konflikten
zu verzichten, sieht die Realität anders aus. Die Zahl der indirekt Betroffenen übersteigt
die Zahl der aktiven KindersoldatInnen um ein Vielfaches. In Kriegsgebieten werden
Kinder zu Flüchtlingen, Waisen, Verletzten, Missbrauchten, Opfern von Landminen und in
letzter Konsequenz der Armut. Viele Kinder werden zwangsrekrutiert, mit Gewalt aus
ihren Familien und Gemeinschaften gerissen und zu unvorstellbaren Grausamkeiten
gezwungen. UN-Daten zufolge wurden 2007 in mehr als 18 Ländern, in denen derzeit
kriegerische Konflikte herrschen, Kinder für Kriegszwecke der Erwachsenen missbraucht.
Geschätzte zwei Millionen Kinder wurden getötet, sechs Millionen wurden verletzt.
Die Zahl der getöteten und verletzten Kinder hat in den letzten Jahren dramatisch
zugenommen. Tausende Mädchen werden Opfer von Vergewaltigungen und sexueller
Ausbeutung während kriegerischer Auseinandersetzungen. In der Demokratischen
Republik Kongo beispielsweise waren 2007 fast 60 Prozent der Opfer sexueller Übergriffe
und Gewalttaten zwischen 11 und 17 Jahren alt.
Die Vereinten Nationen verzeichnen einen Anstieg der Rekrutierung von Kindern für
kriegerische Zwecke in Grenzgebieten und Camps für Binnenflüchtlinge aufgrund
fehlender Sicherheitsmaßnahmen. Bewaffnete Konfliktparteien attackieren zunehmend
Schulen und Krankenhäuser und zwingen die Kinder in ihre Dienste.
Die Verwendung von Streumunition in Gebieten mit hoher Bevölkerungskonzentration hat
fatale Auswirkungen, vor allem auf Kinder – auch noch lange nach dem Ende des
1
http://www.sozialwiss.uni-hamburg.de/publish/Ipw/Akuf/kriege_aktuell.htm, 22.4.2009
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Konflikts. Landminen kosten jährlich 8.000 bis 10.000 Kindern das Leben oder ihre
Gesundheit.
Die verbreitete und einfache Verfügbarkeit von Kleinwaffen in Konfliktgebieten
vereinfacht die Rekrutierung von Kindersoldaten. Diese Waffen sind relativ billig, einfach
zu tragen und zu bedienen. Kinder können binnen kürzester Zeit den Umgang damit
erlernen.
Nur die wenigsten Kinder kämpfen freiwillig, die meisten werden durch Todesdrohungen
oder unter Drogen gezwungen, eine Waffe in die Hand zu nehmen. Fast alle entwickeln
starke Verhaltensstörungen und neigen auch später noch zu gewaltsamen
Konfliktlösungen. Im Leben als SoldatIn bleibt keine Zeit für Kinderträume. Diese werden
nur allzu oft zu Alpträumen, die auch später nur schwer verarbeitet werden können. Viele
erleben intensive Wut, Aggression und Rachegefühle.
Schutz von Kindern
Die Prinzipien des Schutzes von Kindern in bewaffneten Konflikten sind in der Genfer
Konvention (1949) und in deren Zusatzprotokollen (1977), in der Kinderrechtskonvention
(1989) und in deren Zusatzprotokoll über die Beteiligung von Kindern in bewaffneten
Konflikten (2000) sowie in den Rom-Statuten (1998) des Internationalen
Strafgerichtshofs verankert.
Das Zusatzprotokoll zur Kinderrechtskonvention über die Beteiligung von Kindern in
bewaffneten Konflikten (2000) hebt das Mindestalter für eine Beteiligung von 15 auf 18
Jahre an (Artikel 1) und verbietet Einschreibung oder Zwangsrekrutierung unter 18
Jahren (Artikel 2). Im Statut des Internationalen Strafgerichtshofs (1998) gilt das
Einschreiben oder Einrücken in nationale Streitkräfte von Kindern unter 15 oder deren
Beteiligung an nationalen oder internationalen bewaffneten Konflikten als
Kriegsverbrechen.
Kinder und Jugendliche sind nicht nur während eines Krieges direkt und indirekt
betroffen. Viele sind in der Zeit nach einer kriegerischen Auseinandersetzung mit großen
Problemen konfrontiert: Verlust der Eltern, Geschwister oder sonstiger Bezugspersonen,
keine Schulbildung durch zerstörte Schulen und fehlende Infrastruktur. Für viele Kinder
ist es jedoch am schlimmsten, dass sie nicht mehr in ihre Gemeinschaften zurückkehren
können, da sie Morde und andere Gräueltaten begangen haben - zum Teil auch gegen
eigene Familienmitglieder. Sie werden von der eigenen Familie geächtet. Der Weg zur
Bildung und zu einem „normalen“ Leben in der Gemeinschaft bleibt ihnen verschlossen.
Das führt zu einer weiteren Folge von Krieg und Zerstörung: Millionen von
Straßenkindern, die sich in den Städten dieser Welt durchschlagen.
Die Salesianer Don Boscos ermöglichen vom Krieg betroffenen Kindern die Rehabilitation
und Resozialisierung.
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Kinder als SoldatInnen
Laut dem „Child Soldiers Global Report 2008“ – herausgegeben von der „Coalition to
Stopp the Use of Child Soldiers“ - wird die Zahl der Kindersoldaten weltweit auf 250.000
geschätzt. Minderjährige werden sowohl von regulären Armeen als auch von
Rebellengruppen rekrutiert. In den meisten Fällen handelt es sich um
Zwangsrekrutierungen. Der Einsatz von Kindern im Krieg zählt rechtlich zu
Kindesmissbrauch!2
Wer gilt als KindersoldatIn?
Als „Kindersoldaten“ bezeichnet man alle Kinder unter 18, die in jeglicher Form in
Streitmächten oder bewaffneten Gruppierungen mitwirken. Sei es als Soldaten, Köche,
Gepäckträger, Kuriere oder Begleiter solcher Gruppen – die Kinder müssen nicht
zwangsläufig bewaffnet sein.3
Vom Kind zum Soldaten, zur Soldatin4
Kinder werden auf verschiedene Weise rekrutiert und als SoldatInnen eingesetzt: manche
werden zwangsverpflichtet oder entführt, andere wiederum werden willkürlich
aufgegriffen und gezwungen sich bewaffneten Gruppen anzuschließen. Kinder aus armen
Familien sind besonders betroffen. Da sie sich meistens auf den Straßen aufhalten
werden sie einfacher das Ziel von Zwangsrekrutierung. In manchen Ländern (z. B.
Myanmar oder Uganda) werden auch Schulen umzingelt und die SchülerInnen
zwangsrekrutiert.
Kinder schließen sich aber auch selbst bewaffneten Truppen an. Dies geschieht meistens
aus ihrer wirtschaftlichen Lage heraus: Hunger und Armut führen sie dazu. Sie glauben,
dass es die einzige Möglichkeit ist, regelmäßige Mahlzeiten, Kleidung und medizinische
Betreuung zu erhalten. Kinder wissen nicht, was sie erwartet und ihr Gutglauben wird für
kriegerische Zwecke missbraucht.
In einem Umfeld, das von Gewalt geprägt ist, fühlen sich die Kinder manchmal sicherer,
wenn sie selbst auch eine Waffe in der Hand haben. Außerdem verleiht ihnen die Waffe
ein Gefühl von Macht, das sie dafür einsetzen können, ihre Gründbedürfnisse zu
befriedigen.
2
http://www.tdh.de/content/themen/weitere/kindersoldaten/index.htm, http://www.childsoldiersglobalreport.org/
http://www.unicef.at/fileadmin/medien/pdf/kindersoldaten.pdf
4
Kindersoldaten, UNICEF-Grundsatzpapier, http://www.unicef.or.at
3
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Die Aufgaben von Kindersoldaten in kriegerischen Auseinandersetzungen sind vielfältig.
Sie nehmen unterstützende Tätigkeiten wie
Bewachung von Kontrollposten
Trägerdienste
Küchendienste, Beschaffung von Lebensmitteln
Nachrichtenübermittlung, Spionage
wahr, aber auch gefährlichere Aufgaben wie
Legen oder Räumen von Minen
Aufklärung im feindlichen Gebiet
Anzünden von Dörfern
Töten, Vergewaltigen oder Verstümmeln von Menschen,
Mädchen werden oft von älteren Soldaten als
Sexsklavinnen
angesehen und missbraucht.
Da in vielen Ländern Kindersoldaten auch von regulären Armeen eingesetzt werden und
der Einsatz von Kindern in kriegerischen Auseinandersetzungen somit legalisiert ist,
schrecken auch Rebellenarmeen und die Guerilla nicht davor zurück, Kinder zu
rekrutieren.
Regierungen, die Kindersoldaten in bewaffneten Konflikten
einsetzten:
(zwischen April 2004 und Oktober 2007)
Tschad
Demokratische Republik Kongo (DRC)
Israel
Myanmar
Somalia
Sudan & Südsudan
Uganda
Yemen
Großbritannien setzte Kinder unter 18 Jahren im Irakkrieg ein, wo sie enormen Risiken
ausgesetzt waren.
(aus: Coalition to Stop the use of Child Soldiers, Global Report 2008)
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Wie hilft Don Bosco?
Projektbeispiel: Sri Lanka 1
Der 15jährige C. ist Tamile und ehemaliger Soldat bei der paramilitärischen Organisation
LTTE (LTTE = Liberation Tigers of Tamil Eelam, eine terroristische Vereinigung der
Tamilen, die seit den 1970ern für ein eigenes tamilisches Territorium kämpft) oder
Tamilische Tiger. Seit Juli 2009 ist er im Don Bosco Rehabilitationsprogramm für
ehemalige Kindersoldaten und lernt das Tischler-Handwerk. C. ist einer von vielen
missbrauchten jugendlichen Opfern des Bürgerkriegs, das in ein Rehabilitationsprogramm
für ehemalige Kindersoldaten der Salesianer Don Boscos aufgenommen wurde. Dieses
Programm ist auf ein Netzwerk von 17 Don Bosco-Zentren auf der ganzen Insel verteilt.
Im Mai 2009 hat die Regierung beim Provinzoberen der Salesianer Don Boscos in Sri
Lanka angefragt, zumindest 400 bis 500 zusätzliche hilfsbedürftige Kinder in das
Programm aufzunehmen. Nach einigen politischen und bürokratischen Schwierigkeiten –
die Regierung besteht aus einer Koalition von vielen Parteien mit unterschiedlichen
ethnischen, ideologischen und religiösen Hintergründen – wurde diese Zahl in den
folgenden Monaten heruntergesetzt. Im Juli 2009 wurden etwa 200 Kinder und
Jugendliche in verschiedenen Don Bosco Zentren aufgenommen. Ca. 80 davon sind
Jungen im Alter zwischen 12 und 20 Jahren. Sie werden von den Salesianern Don Bosco
betreut. Der Rest, ca. 120 Mädchen zwischen 10 und 25 Jahren, wohnt in einem
temporären Aufnahmezentrum der Don Bosco Schwestern.
Diese Kinder und Jugendlichen wurden nach ihrer "Verwaisung" von LTTE-Kadern
aufgegriffen und durch den bedingungslosen Einfluss des LTT-Führers (Leader), den die
Kinder "als Vater und Gott" betrachten, zu "Kindersoldaten" herangezogen. Der Umgang
mit den ehemaligen Kindersoldaten bedarf Sensibilität. Viele glauben, dass der „Leader“
noch lebt und dass sie für ihn weiterkämpfen müssen. In den ersten Tagen im Zentrum
lächelten und sprachen sie fast nicht. „Die Führer haben die Kinder hörig gemacht. Alle
sind schwer traumatisiert, sie stehen unter Schock. Daher braucht es Zeit, um ihr
Verhalten zu verändern“, sagt der verantwortliche Salesianerpater vor Ort. Etwa mit
Tanz, wobei sie lernen, dass es auch andere Arten gibt, sich zu bewegen, außer dem
militärischen Marschieren. Neben Unterkunft und Betreuung erhalten die Kinder und
Jugendlichen eine solide Schulbildung, an die eine Ausbildung, Arbeitsmöglichkeiten oder
auch ein Studium anschließen.
Die Salesianer Don Boscos in Sri Lanka haben lange Erfahrung im Umgang mit
missbrauchten Kindern: Seit dem Jahr 1996 kümmern sie sich um Tausende ehemalige
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Kindersoldaten oder sexuell missbrauchte Teenager - egal welcher religiösen
Zugehörigkeit, Hautfarbe oder Herkunft.
Im Nordwesten Sri Lankas entsteht – mithilfe von Don Bosco Jugend Dritte Welt in
Zusammenarbeit mit der Caritas und Nachbar in Not - ein technisches
Berufsausbildungszentrum für Kriegswaisen, ehemalige Kindersoldaten und junge
Menschen, die durch den Tsunami 2005 zu Waisen geworden sind.
Projektbeispiel: Sri Lanka 2
Ausbildung im Schatten des Bürgerkrieges
Die Fahrt ins Don Bosco Zentrum nach Murunkan dauert von der Hauptstadt Colombo
etwa acht Stunden. Die Strecke gen Norden ist Sinnbild für den 24jährigen Bürgerkrieg,
der so viel Leid über die beiden Volksgruppen, die Tamilen und Singhalesen, brachte.
Entlang der Straße findet man zahlreiche Schützengräben und Gefechtsstationen, hastig
errichtete Schießstände aus Sandsäcken und Lehm - Zeugen heftiger kämpferischer
Auseinandersetzungen, ähnlich wie die verlassenen und zerbombten Häuser am Rande.
Es scheint, als würde die Armut der Menschen mit jedem Meter zunehmen.
Seit 2004 unterhalten die Salesianer Don Boscos hier im tamilischen Norden ein
Ausbildungszentrum mit angeschlossenem Wohnheim für knapp 100 Schüler. Fast alle
Schüler sind Opfer des Bürgerkrieges. Sie haben nächtelangen Bombenterror erlebt,
mussten mit ihren Familien fliehen und haben Freunde und Angehörige zu betrauern. So
wie Jeewarat (17 Jahre). Seine Familie stammt aus der Gegend südlich von Jaffna.
Unglaubliche 24 Mal musste die Familie insgesamt vor heranrückenden Armeen fliehen,
um nicht zwischen die Fronten zu geraten. Für Jeewarat hat das tragische Folgen. Er ist
fast Analphabet, obwohl er offiziell sechs Jahre zur Schule gegangen ist. Immer wieder
war die Schule wegen der Kampfhandlungen geschlossen, der Lehrer auf der Flucht, oder
die Eltern verboten den 11 km langen Fußweg, aus Angst, Jeewarat könne gekidnappt
werden und müsse als Kindersoldat für einen tamilischen Staat kämpfen. Dieses
Schicksal blieb vielen Heranwachsenden im Norden nicht erspart. Tausende Minderjährige
haben für die LTTE, die tamilische Wiederstands- und Rebellenarmee, gekämpft. Unicef
zählte allein zwischen 2003 und 2008 mehr als 6.000 rekrutierte Kinder. Ihre
Rehabilitierung zurück in die Gesellschaft ist schwierig, besonders wenn sie sehr lange
gekämpft haben.
Das Berufsbildungszentrum der Salesianer konzentriert sich auf die Zukunft der
Jugendlichen. 300 Schüler können hier eine Ausbildung in den Bereichen EDV, KFZDossier Kinder und Krieg
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Mechanik, Hausbau und Ziegelherstellung machen. Doch auch hier hat der Bürgerkrieg
den Patres das Leben schwer gemacht. 2007 erreichten die Kämpfe in der nahen
Umgebung eine unerwartete Heftigkeit. Mehrfach wurde die Schule daraufhin zum
Flüchtlingslager umfunktioniert, über 1.000 Menschen suchten Zuflucht im Innenhof.
Zwei Bomben schlugen unmittelbar neben dem Schulgebäude ein. „Viele unserer Schüler
leiden an einem Angstkomplex. Sie fangen an zu zittern, wenn ein Flugzeug zu hören ist,
träumen nachts schlecht und haben Konzentrationsstörungen. Einige haben Angehörige
im Flüchtlingslager und sorgen sich um sie. In ihren Herzen wächst der Hass auf die
Zentralregierung und auf die singhalesische Armee,“ so Pater Paul, der als
Vertrauenslehrer und psychologischer Berater viele Gespräche mit den Jungs führt. Die
Zukunft? Pater Paul wiegt bedächtig den Kopf. „Der Süden feiert den Sieg über die LTTE,
der Norden bangt weiter. Auch wenn viele Menschen mit den Methoden der LTTE nicht
einverstanden waren, gab sie dem Leiden des tamilischen Volkes wenigsten eine
kraftvolle Stimme. Werden die Ungerechtigkeiten in der Verfassung nun geändert? Wird
es endlich wirtschaftliches Wachstum auch im Norden geben? Werden die Verbrechen der
Armee endlich aufgeklärt? Davon wird alles abhängen.“
Für die Azubis in Murunkan werden die nächsten Jahre entscheidend sein. Noch gibt es
Arbeitsplätze in Industrie und Gewerbe fast nur im Süden. Doch vielleicht gelingt der
Friede. Dann werden gut ausgebildete Tamilen benötigt, die das Land aufbauen. Visionen
wie diese werden im Don Bosco Zentrum genährt. Hoffnungslosigkeit gibt es drum herum
schon genug.
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Kinder auf der Flucht
Bewaffnete Konflikte haben Flucht- und Migrationsbewegungen zur Folge. Kinder, die
gezwungen sind in Nachbarländer oder innerhalb des eigenen Landes zu fliehen,
benötigen besondere Hilfe. Sie werden brutal aus ihrem gewohnten Umfeld
herausgerissen und sind Gefahren und Unsicherheiten ausgesetzt. Flucht hinterlässt tiefe
physische und psychische Spuren, stört die Entwicklung und erhöht die Vulnerabilität der
Kinder. Von weltweit circa 27 Millionen Flüchtlingen und 30 Millionen Binnenflüchtlingen,
sind 80 Prozent Frauen und Kinder.
Im Jahr 2008 waren insgesamt 42 Millionen Menschen auf der Flucht vor Verfolgung,
gewaltsamen Konflikten, Krieg und Menschenrechtsverletzungen. Dies geht aus dem
Bericht „Global Trends 2008“ des UN-Flüchtlingshochkommissariats UNHCR hervor. Nach
dieser Weltflüchtlingsstatistik gab es Ende vergangenen Jahres 16 Millionen Flüchtlinge
und Asylsuchende sowie 26 Millionen Binnenvertriebene (=IDPs, Internally Displaced
Persons). Als Binnenvertriebene werden Menschen bezeichnet, die innerhalb ihres
Heimatlandes fliehen mussten.
80 Prozent der Flüchtlinge weltweit leben in Entwicklungsländern. Die
Hauptherkunftsländer waren 2008 Afghanistan (2,8 Mio.) und der Irak (1,9 Mio.), gefolgt
von Somalia (561.000) und dem Sudan (419.000). Weltweit leben 5,7 Millionen Männer,
Frauen und Kinder bereits seit mindestens fünf Jahren im Exil ohne Aussicht auf eine
rasche Lösung.
Einige dieser Flucht- und Vertreibungssituationen können von kurzer Dauer sein, andere
gehen über Jahre oder sogar Jahrzehnte. Beispiele hierfür sind Kolumbien, der Irak, die
Demokratische Republik Kongo und Somalia. All diese Konflikte haben auch Flüchtlinge
hervorgebracht, die außerhalb der eigenen Landesgrenzen Zuflucht suchten.
Eines der Länder mit der größten Zahl von Binnenvertriebenen - geschätzte drei Millionen
- ist Kolumbien. Im Irak waren Ende 2008 rund 2,6 Millionen Menschen als Flüchtlinge im
eigenen Land registriert. In der sudanesischen Provinz Darfur gibt es über zwei Millionen
solcher IDPs. Die jüngste Gewalt im Osten der Demokratischen Republik Kongo und in
Somalia hat die Zahl der Binnenvertriebenen auf knapp 1,5 Millionen anwachsen lassen.
Hingegen ist die Zahl der grenzüberschreitenden Flüchtlinge im Vorjahr im Vergleich zu
2007 gesunken – von 11,4 auf 10,5 Millionen. Laut der Genfer Flüchtlingskonvention gilt
nur als Flüchtling, wer eine internationale Grenze übertritt. Flüchtlinge haben mit dem
UN-Flüchtlingskommissariat UNHCR eine Organisation, die sie versorgt und schützt. Für
Binnenvertriebene gibt es kein entsprechendes Organ, sie bekommen oft weder eine
Grundversorgung noch Sicherheit vor erneuter Verfolgung
Auf der Flucht aus Konfliktgebieten sind Kinder und ihre Familien vielen Gefahren und
Strapazen ausgesetzt. Sie sind von plötzlichen bewaffneten Angriffen, Überfällen und
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Landminen bedroht. Oft müssen sie tagelang gehen, ohne ausreichend Nahrung und
Wasser. Diese Umstände führen zu Unterernährung und Krankheit. Oft sind Kinder die
Ersten, die sterben. Mädchen sind darüber hinaus dem Risiko ausgesetzt, Opfer sexueller
Gewalt zu werden.
Kinder sind in besonderer Weise von bewaffneten Konflikten betroffen. Viele verlieren
durch Kriege und Konflikte ihre Eltern und die nächsten Angehörigen. Ohne erwachsene
Bezugspersonen sind sie der Gewalt um sie herum schutzlos ausgeliefert. Kinder, die
fliehen müssen, verlieren den Zugang zu Schul- und Berufsbildung. In ihrer
Ausweglosigkeit schließen sie sich oft bewaffneten oder kriminellen Gruppen an, Mädchen
sehen oft nur den Weg in die Prostitution.
Wie hilft Don Bosco?
Projektbeispiel: Sudan
Aufgrund von Hungersnöten und politischen Konflikten leben im Sudan insgesamt vier
Millionen Menschen landesweit in Flüchtlingslagern. Über Holz gespannte Plastikbahnen
oder Lehmhütten sind ihr neues Zuhause. Zumeist gibt es kein Wasser und keinen
Strom. Daher helfen die Salesianer Don Boscos besonders im Bereich der Nothilfe und
der Flüchtlingsversorgung.
Die Salesianer Don Boscos sind seit den 1970er Jahren im Sudan tätig. Neben akuter
Nothilfe unterstützt Don Bosco Jugend Dritte Welt seit Jahren auch mittel- und
langfristige Projekte. Gemeinsam mit den Salesianern Don Boscos werden vor allem
Bildungsprogramme, Schulen, Essensausteilungen u.v.m. organisiert.
Zusätzlich zu den Auswirkungen des Bürgerkriegs, der mit dem
Waffenstillstandsabkommen 2005 beendet wurde, ist der Sudan seit 2003 auch durch die
andauernde Auseinandersetzung zwischen den Dschandschawid (lokale arabische ReiterNomaden) und den lokalen afrikanischen Stämmen in Darfur gezeichnet. Wegen des
Konfliktes um Darfur und den damit einhergehenden Rebellenaktivitäten im Grenzgebiet,
brach der Tschad im Jahr 2006darauf seine diplomatischen Beziehungen mit dem Sudan
ab.
Den Flüchtlingen aus Bürgerkriegsgebieten wurde ein wüstenähnliches Gebiet
zugewiesen. Aus den ehemaligen Zeltunterkünften sind inzwischen größtenteils flache,
graue Lehmbauten geworden. Es existieren einige Wassertanks, aus denen das Wasser
mit Eselskarren in die einzelnen Siedlungsgebiete transportiert und dann kanisterweise
verkauft wird. Eine Infrastruktur (Wasser- und Stromanschluss) gibt es jedoch nicht. Ein
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großes Problem ist auch die gesundheitliche und bildungstechnische Situation der
Bevölkerung.
Die Salesianer Don Bosco organisieren vor allem Bildungsprogramme, Schulen und
Essensverteilungen in der Region. Don Bosco Jugend Dritte Welt stellte einen
Wassertankwagen für die Flüchtlingslager im Gebiet von Darfur zur Verfügung. Nun kann
reines Wasser aus verschiedenen Quellen gepumpt und an die umliegenden Lager verteilt
werden.5
Projektbeispiel: Demokratische Republik Kongo – Goma
In den letzen zehn Jahren haben die sozio-politische Situation und der Bürgerkrieg den
Osten der Demokratischen Republik Kongo zerstört. Vier Millionen Menschen kamen ums
Leben, Hunderttausende wurden zu Flüchtlingen. Die Wahlen 2006 brachten kurzfristig
Hoffnung auf Veränderung. Doch die Verletzungen der Menschenrechte haben sich
verschlimmert.
Kampfhandlungen und die Terrorisierung durch Rebellengruppen haben die Menschen der
Region Nord-Kivu immer wieder zur Flucht gezwungen. Zur letzten Eskalation kam es in der
zweiten Jahreshälfte 2008. Hunderttausende Flüchtlinge haben sich in der Stadt Goma
niedergelassen. Sie kommen aus den Dörfern, in denen die Kämpfe weitergehen und die
Unsicherheit das größte Problem ist. In nur zehn Jahren hat sich die Bevölkerung von Goma
dadurch vervierfacht, von 200.000 auf 800.000 Einwohner. Mehr als die Hälfte der
Flüchtlinge sind Kinder und Jugendliche, die unter der Situation besonders leiden. Viele
haben ihre Familie verloren und sind auf sich alleine gestellt. Sie leben auf der Straße und
kämpfen täglich ums Überleben.
Im Don Bosco Straßenkinderzentrum in Goma-Ngangi wurden zusätzlich zu den schon
betreuten Kindern 1.300 weitere Flüchtlingskinder aufgenommen. Auf den Sportplätzen
ist so ein provisorisches Flüchtlingslager entstanden. Mehr als die Hälfte der Kinder hat
ihre Eltern bei den Kämpfen verloren. So gut es geht wird versucht, den Schulbetrieb
aufrecht zu erhalten und die Menschen mit dem Notwendigsten zu versorgen: Nahrung,
Kleidung, Medikamente. Es wurde auch eine provisorische Krankenstation für Cholerakranke eingerichtet. Don Bosco Jugend Dritte Welt und andere Hilfsorganisationen haben
die Salesianer Don Boscos dabei unterstützt.Den Salesianern ist es wichtig, den Kindern
trotz dieser schwierigen Situation und der chaotischen Zustände ein Gefühl für einen
geregelten Alltag und ein sicheres Zuhause zu vermitteln: eine große Herausforderung,
5
http://www.jugendeinewelt.at/Darfur_Khartoum__Wasser__Nahrung_und_Bildung_fuer_Kinder_und_Jugendliche.1891.0.htm
l#4776
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wenn so viele Menschen – vor allem Mütter mit Kinder oder Waisenkinder –
notgedrungen auf engstem Raum zusammenleben. Der Unterricht wird möglichst
weitergeführt, einfache aber geregelte Mahlzeiten werden angeboten und es wird mit den
Kindern gespielt.
Zusätzlich geht der normale Betrieb des Don Bosco Zentrums weiter: Ein Kindergarten,
eine Grundschule, ein Berufsausbildungszentrum und eine Krankenstation bilden den
Kern von Don Bosco Ngangi. Psychologen und Sozialarbeiter kümmern sich um die
Wiedereingliederung von ehemaligen Kindersoldaten und Straßenkindern. Sie sind aber
auch für Flüchtlinge da, die oftmals Familienmitglieder verloren haben. Ziel der Hilfe ist
die Überwindung von Traumata, damit Kinder und Erwachsene wieder neu anfangen
können.
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Kinder als Opfer von
Landminen
Facts6
Jedes fünfte der jährlich 15.000 bis 20.000 Minenopfer ist ein Kind.
UNICEF schätzt, dass 85 Prozent dieser Kinder nach einem Minenunfall auf dem
Weg ins Krankenhaus sterben. Bei den Erwachsenen ist es etwa jeder zweite.
Die Versorgung minderjähriger Minenopfer ist besonders aufwändig: Weil sie noch
wachsen, brauchen Kinder etwa alle sechs Monate neue Prothesen. Oft sind auch
Nachoperationen nötig, weil die Knochen des Stumpfes schneller wachsen als das
umgebende Muskelfleisch.
Kinder sind durch Minen besonders gefährdet: Sie sind unbefangen und neugierig
und unterschätzen deshalb oft die Gefahr. Manchmal spielen Kinder sogar mit
Minen – in Afghanistan warfen Kinder Steine auf Schmetterlingsminen.
Es gibt sehr viele verschiedene Minentypen, so dass Kinder eine Mine schwer von
anderen Metallgegenständen unterscheiden können. Viele Minen sind bunt und
ähneln Spielzeug, etwa einem Jojo.
Kinder in Entwicklungsländern müssen häufig Wasser holen, Vieh hüten oder
Feuerholz sammeln und geraten dabei in vermintes Gelände.
Minenverletzte Kinder werden oft ausgegrenzt und erhalten kaum Förderung.
Viele Kinder müssen die Schule verlassen, weil die Gebäude nicht rollstuhlgerecht
sind oder es in abgelegenen Regionen an Transportmöglichkeiten fehlt. Besonders
Mädchen haben kaum noch Heiratschancen.
Arme Familien müssen sich häufig in minenverseuchten Regionen niederlassen.
Wird ein Elternteil durch Minen getötet oder verstümmelt, ist häufig die Existenz
der gesamten Familie in Gefahr.
6
http://www.unicef.at/fileadmin/medien/pdf/gipfelnairobi04.pdf
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Wie hilft Don Bosco?
Projektbeispiel: Kambodscha
Resozialisierungsmaßnahmen für Minenopfer in Phnom Penh
Von 1996 bis 2000 haben die Salesianer Don Boscos ein Hilfsprojekt für die Opfer von
Landminen durchgeführt. Bei einer Bevölkerung von nicht ganz neun Millionen hat
Kambodscha den weltweit höchsten Anteil an Behinderten. Inzwischen gibt es mehr als
30.000 Amputierte, zu denen in den nächsten Jahren, angesichts von etwa zehn Millionen
im Boden lauernder Minen, noch viele Tausend hinzukommen werden. In den meisten
Fällen sind es Zivilisten - Kinder, Frauen und Männer, die beim Sammeln von Feuerholz,
bei der Reisernte etc. auf eine Mine getreten sind. Neben Maßnahmen zur Linderung der
Behinderungen unterstützt Don Bosco Jugend Dritte Welt Bildungs- und
Resozialisierungsmaßnahmen. Am meisten leiden Frauen unter einer Behinderung, da
diese ohnehin gesellschaftlich benachteiligt werden. Eine Gemeinschaft von Don Bosco
Schwestern in Battambang betreibt eine Einrichtung zur Ersten Hilfe und medizinischen
Grundversorgung für Frauen. Darüber hinaus bieten sie jungen Frauen die Möglichkeit zu
berufsbildenden Kursen im Schneiderhandwerk und im Maschinenschreiben.
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Kinder als Opfer sexueller
Gewalt
Bewaffnete Konflikte sind ein fruchtbarer Nährboden für extreme Formen der Gewalt
gegen Kinder. Die Gewalt kann dabei die Ausmaße von systematischen
Vergewaltigungen, Verstümmelungen, Entführungen, sexuellem Missbrauch und
Völkermord annehmen. Kinder werden in Kriegssituationen mit brutalsten Gewaltakten
konfrontiert. Nicht nur während bewaffneter Konflikte, sondern auch in Zeiten des
Wiederaufbaus, die von Armut und Instabilität geprägt sind, werden Kinder zu Opfern
von Ausbeutung und sexuellem Missbrauch. Mädchen werden vergewaltigt und ungewollt
schwanger. Kinder infizieren sich mit HIV/AIDS oder anderen sexuell übertragbaren
Krankheiten und müssen, neben den körperlichen Verletzungen, auch mit den
psychischen fertig werden.
„In den meisten Konfliktregionen waren neben Jungen auch Mädchen an bewaffneten
Konflikten beteiligt. Mädchensoldaten sind in hoher Zahl sexueller Gewalt wie auch
Vergewaltigungen ausgesetzt gewesen, ebenso wie sie im Kampf und für andere
Aufgaben eingesetzt wurden. Aus Afghanistan wird berichtet, dass Mädchen mit Männern
»verheiratet« wurden, die Clans oder bewaffneten politischen Fraktionen angehörten.
Mädchen, die mit bewaffneten kolumbianischen Gruppen in Verbindung stehen,
berichteten über die erzwungene Einnahme von Empfängnisverhütungsmitteln und
Zwangsabtreibungen, oftmals nachdem sie unter Druck zur »Freundin« eines
erwachsenen Soldaten gemacht wurden. Aus der demokratischen Republik Kongo wird
berichtet, dass fast alle Mädchen und auch einige Jungen durch ihre Kommandanten oder
andere Soldaten sexuell ausgebeutet und vergewaltigt wurden.“
(aus: Coalition to Stop the Use of Child Soldiers, Global Report 2004)
Die besonderen Bedürfnisse weiblicher Kindersoldatinnen wurden in der Resolution des
UNO Sicherheitsrats 1325 von 2000 unterstrichen. Diese Resolution bestätigt die
Notwendigkeit, ein besonderes Augenmerk auf in Kriegen involvierte Frauen und
Mädchen zu legen, die vielerorts systematisch missbraucht und misshandelt werden. In
der Folge von kriegerischen Auseinandersetzungen sind besonders Mädchen und Frauen
von Menschenhandel und Prostitution betroffen.
Quelle: ECPAT.com
Dossier Kinder und Krieg
Don Bosco Jugend Dritte Welt
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Wie hilft Don Bosco?
Projektbeispiel: Kolumbien
„Man zwang mich zu töten“
Marina Paz (17 J.) ist indianischer Abstammung und steht jetzt kurz vor dem
Schulabschluss. Sie möchte eine Ausbildung im Computerbereich absolvieren. Mit 13
Jahren wurde sie von der Guerilla gewaltsam verschleppt. „Ich war mit einigen Freunden
auf einer Party. Plötzlich kamen die Guerilleros, fesselten uns und verschleppten uns in
die Berge. Sie drohten jeden Tag damit, uns zu töten, falls einer es wagen sollte zu
fliehen. Wir mussten im Wald auf der nackten Erde schlafen. Außer ein paar Decken
bekamen wir nichts. Wir versorgten die verwundeten Kämpfer und mussten die Soldaten
bekochen und das Lager bewachen, wir wurden oft geschlagen, einige der Mädchen
wurden sogar vergewaltigt.“
Marina gelang die Flucht. „Eines Tages waren wir in der Nähe eines Dorfes. Mit einer
Freundin riskierte ich die Flucht. Wir hatten Todesangst, aber wir schafften es bis ins
nächste Dorf. Dort liefen wir sofort zur Polizei, die uns dann nach Cali ins Don Bosco
Projekt ‚Puertas Abiertas’ brachte.“ Anfangs fiel ihr das Leben in der Stadt nicht leicht.
Aber mittlerweile hat sie sich gut eingelebt. Auf Umwegen haben die Salesianer Don
Boscos Kontakt zu Marinas Familie aufgenommen. Diese hat das Mädchen bereits einmal
in Cali besucht. Mit ihrer Freundin Maria Torres freut sie sich auf die bevorstehende
Computerausbildung.
Schätzungen zufolge sind in Kolumbien bis zu 14.000 Kinder und Jugendliche
Kindersoldaten. Entweder im Dienst der linksgerichteten Guerilla oder bei den
Paramilitärs werden sie zum Kämpfen und Töten ausgebildet. Wenn sie überleben und
der Guerilla entkommen, stellen sie bald fest, dass in der Gesellschaft kein Platz für sie
ist. Sie haben keine Schulbildung und finden sich im zivilen Leben nicht mehr zurecht.
Die meisten Kinder sind traumatisiert. Die Gewalt, die sie erlebt und unter Druck selbst
ausgeübt haben, hat tiefe Spuren hinterlassen. Um diesen Kindern zu helfen, bieten die
Salesianer Don Bosco ein Hilfsprogramm für ehemalige Kindersoldaten an: „Puertas
abiertas - Offene Türen“7 für Kinder und Jugendliche, die ihrer Kindheit beraubt wurden.
Einige der Kindersoldaten erhoffen sich ein besseres Leben, um Not und Armut endlich
hinter sich lassen zu können. Viele werden jedoch entführt und gezwungen, die Waffe in
die Hand zu nehmen und zu töten. Vor allem in ländlichen Gebieten überfällt die Guerilla
Dörfer und nimmt Kinder und Jugendliche mit, um sie zu Soldaten auszubilden.
7
http://www.puertasabiertas.org/
Dossier Kinder und Krieg
Don Bosco Jugend Dritte Welt
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Militärischer Drill, Gewalt und seelische Grausamkeiten sind an der Tagesordnung. Oft
werden die Kinder gezielt darauf trainiert, Menschen zu töten oder zu foltern. Wer einmal
dabei ist, setzt mit einem Fluchtversuch sein Leben aufs Spiel. Wem die Flucht geglückt
ist, der wechselt meistens seinen Namen und seine Identität. Eine Rückkehr zur Familie
in den Heimatort ist nicht mehr möglich, denn dort wären sie für die Guerilla und die
Paramilitärs zu leicht auffindbar. Und Fluchtversuche bestrafen diese meistens mit dem
Tod. Zwar stellt die kolumbianische Regierung den Einsatz von Kindersoldaten unter
Strafe, aber nur selten wird diese auch umgesetzt.
Die Rehabilitation von ehemaligen Kindersoldaten, die jahrelang einem Klima von Gewalt,
Befehl und Gehorsam ausgesetzt waren, ist ein schwieriger und langwieriger Prozess. Die
Kinder und Jugendlichen leiden unter psychischen Störungen und können das Erlebte
kaum verarbeiten. Es braucht lange, bis sie wieder Vertrauen fassen und erste Schritte
zurück in ein normales Leben gehen können.
Das Hilfsprogramm „Puertas Abiertas“ der Salesianer Don Boscos in Cali/Kolumbien geht
ganz gezielt auf die Bedürfnisse und Probleme dieser jungen Menschen ein und hilft ihnen
beim Neustart. Das Programm bietet den Jugendlichen neben einer Unterkunft und der
psychologischen Behandlung die Möglichkeit, eine Ausbildung zu absolvieren.
Das Programm besteht aus drei Phasen. In der Einführungsphase erarbeiten
Sozialarbeiter und Jugendliche gemeinsam einen Plan, in dem sie festlegen, welche
Zukunftspläne der Jugendliche hat und wie er diese erreichen möchte. Dabei geht es
besonders darum, das Trauma zu bewältigen und psychische Verletzungen zu
verarbeiten. In der darauf folgenden Berufsfindungsphase machen die Jungen und
Mädchen Praktika in den Ausbildungswerkstätten des Zentrums. Da sie aufgrund der
traumatischen Erfahrungen häufig Lern– und Anpassungsschwierigkeiten haben, werden
sie in speziellen Förderkursen und unter intensiver pädagogischer Betreuung auf ihre
spätere Ausbildung vorbereitet. In der letzten Phase werden die Jugendlichen in die
regulären Berufsbildungslehrgänge integriert und in den Bereichen Metallverarbeitung,
Automechanik, Tischlerei, EDV, Bäckerei, Kindergartenpädagogik oder Kosmetik
ausgebildet. Neben der Berufsausbildung können sie auch ihren Schulabschluss
nachholen. Während des gesamten Programms wohnen die Jugendlichen zusammen mit
ihren BetreuerInnen in einem eigenen Wohnheim auf dem Gelände. Aus
Sicherheitsgründen ist ein Neuanfang für diese Jugendlichen nur weit weg von ihren
Heimatorten und Familien möglich.
Dossier Kinder und Krieg
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Dossier Kinder und Krieg
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TRAUMATISIERTE KINDER
Krieg, Verfolgung, Vertreibung, Flucht und Naturkatastrophen hinterlassen tiefe seelische
Wunden bei Kindern. Die Kinder erleben Zerstörung, Gewalt, Tod und Folter. Oft müssen
sie mit ansehen, wie ihre Eltern ermordet werden oder auf der Flucht sterben. Oder sie
werden von ihren Familien getrennt und müssen sich alleine durchschlagen.
Traumatische Erlebnisse belasten die gesamte weitere Entwicklung von Kindern. Die
Folgen reichen von dauerhaften Schlafstörungen bis hin zu schweren Depressionen oder
aggressivem Verhalten. Entscheidend bei der Behandlung traumatischer Störungen ist,
dass sie möglichst früh ansetzt. Deshalb spielt die psychosoziale Hilfe für Kinder in
Kriegen und nach Katastrophen eine große Rolle. Den betroffenen Kindern soll die
Möglichkeit gegeben werden, ihre Erlebnisse auszudrücken. Nur so ist eine Linderung der
seelischen Schmerzen möglich.
UNICEF geht davon aus, dass die meisten der weltweit rund 20 Millionen minderjährigen
Flüchtlinge und Vertriebenen traumatische Erfahrungen gemacht haben. 8
Traumatische Erlebnisse in Folge von Krieg, Verfolgung, Naturkatastrophen, Flucht und
Exil hinterlassen Spuren im Gehirn und können ohne Behandlung für immer das
Verhalten verändern – je jünger ein Kind ist, desto stärker. Ein Trauma ist nicht wirklich
heilbar, aber unbehandelt und unbewältigt bleibt es zerstörerisch. Traumatisierte
Menschen verdrängen ihre Erfahrungen, um weiter leben zu können – allerdings
verschwindet das Trauma dadurch nicht, sondern belastet weiterhin die Seele.
Ursachen für Traumata können Belastungen sein, die über die normale menschliche
Erfahrung hinaus gehen und zu intensivem Schmerz, Furcht, Entsetzen oder Hilflosigkeit
führen:
Erleben von Gewalt am eigenen Leib
Bedrohung oder Miterleben von Kampfhandlungen
Hilflosigkeit oder Tod der Eltern
Trennung von den Eltern
Leben als Flüchtling
Naturkatastrophen
Leben als Soldat (militärischer Drill, Gewalt, Lebensgefahr, …)
8
http://www.unicef.at/fileadmin/medien/pdf/brennt.PDF
Dossier Kinder und Krieg
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Wie hilft Don Bosco?
Projektbeispiel: Ruanda
Im Don Bosco Jugendzentrum „Centre des Jeunes-Gatenga“ in Kigali nehmen sich die
Salesianer und ihre Mitarbeiter traumatisierter Kinder und Jugendlicher an. Über 1.200
Kinder besuchen täglich die Don Bosco Einrichtung. Es gilt, sich der Sorgen und Probleme
der jungen Menschen anzunehmen und an der Überwindung ihrer Traumata zu arbeiten.
Hierzu stehen den Salesianern verschiedene pädagogische und therapeutische
Möglichkeiten zur Verfügung. Ein wesentlicher Aspekt ist das Spielen. Die Kinder sollen
wieder Kinder sein dürfen und sich zweckfrei und ohne Angst spielerisch ausdrücken
können. Gleichzeitig steht Spielen auch für Gemeinsamkeit und das Einhalten von
Regeln, was besonders Kindern von der Straße schwer fällt. Weitere Möglichkeiten bieten
die Salesianer in Form schulischer und beruflicher Bildung mit dem Ziel, das
Selbstwertgefühl der Kinder und Jugendlichen zu steigern, ihnen das Handwerkszeug zur
Reflektion und Überwindung ihrer Lage zu geben und schließlich auch, um sie in die
Gesellschaft zu reintegrieren.
Zum Beispiel Pascal- er ist erst dreizehn Jahre alt und wurde 1994, zwei Jahre nach dem
schrecklichen Völkermord an den Hutu, geboren. Seine Kindheit, wie die unzähliger
anderer, ist bestimmt von der Trauer um die Toten. Mehr als die Hälfte seiner Familie
starb. Fünfzehn Jahre sind seit dem Völkermord vergangen. Die Überlebenden kämpfen
immer noch mit Angst, Zorn und Depressionen. Daher ist das wichtigste Ziel aller Don
Bosco Einrichtungen im Land die Überwindung von Rassenhass und ethnischer Gewalt.
Erfolge sind hier nicht immer messbar und ein langer Atem ist nötig, um jahrhundertealte
Vorurteile aufzugeben. Bei Don Bosco begegnen sich Jugendliche aller
Bevölkerungsgruppen in Schule, Werkstatt und Jugendzentrum. Jedes Mal wenn Kinder
von Hutu und Tutsi zusammen spielen, gemeinsam zur Schule gehen und sich auf dem
Fußballplatz austoben, geraten Vorurteile und Stereotype ins Wanken.
Projektbeispiel: Sudan
Die Salesianer Don Boscos sind seit 25 Jahren im Sudan für Kinder und Jugendliche tätig.
Mit Ende des Krieges sahen sie sich mit neuen Aufgaben konfrontiert. Die lange Periode
der Unsicherheit und Instabilität verweigerte einer ganzen Generation den Zugang zu
einer Ausbildung. Besonders im ländlichen Bereich ist der Bildungsstand der Menschen
dramatisch niedrig. Um diesen Umstand zu verändern liegt ein Schwerpunkt in der Arbeit
Dossier Kinder und Krieg
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der Salesianer Don Boscos im Bildungsbereich als notwendiges Fundament für eine
bessere Zukunft.
Im Sudan sind nach über 50 Jahren Bürgerkrieg die Salesianer Don Boscos und die Don
Bosco Schwestern dabei, vor allem die jungen Menschen dabei zu unterstützen, ihr Land
wieder aufzubauen. Die komplette Infrastruktur wurde im Krieg zerstört, etwa die Stromund Wasserversorgung. Aber auch Ackerbau und Viehzucht brauchen dringend neue
Impulse.
Der Krieg im Sudan endete mit dem Friedensabkommen 2005 und hinterließ zwei
Millionen Kriegsopfer, fünf Millionen Obdachlose und Flüchtlinge, zerstörte Häuser,
Schulen und Spitäler, verminte Straßen und Felder.
Der Schwerpunkt der Projektpartner von Don Bosco Jugend Dritte Welt im Wiederaufbau
ist Bildung.
Derzeit betreiben die Salesianer Don Boscos folgende Projekte im Sudan:
19 Grund- und vier Sekundarschulen in den Regionen Kalalaka, Tonj und GumboJuba
drei Lehrlings-Ausbildungszentren in Karthoum, El Obeid und Wau mit insgesamt
1.575 Lehrlingen
fünf Jugendzentren mit insgesamt 920 Mitgliedern in den Regionen Karthoum, El
Obeid, Wau, Gumbo-Juba und Tonj
weitere Schulen und Ausbildungszentren, wie z.B. in Gumbo-Juba, sind in Planung
Der damalige Direktor des Don Bosco Projektbüros, P. George Madathett SDB, berichtete
im April 2009 über die Arbeit mit ehemaligen Kindersoldaten: „Im Laufe des Krieges ist
es auch im Sudan vorgekommen, dass Kinder als Kindersoldaten zwangsrekrutiert
wurden. Wir Salesianer begegnen diesen Kindern immer wieder in den Flüchtlingslagern
aber auch in unseren Zentren. Wir integrieren ehemalige Kindersoldaten in die
Schulklassen, sie werden von erfahrenen MitarbeiterInnen professionell betreut, um ihr
Traumata zu verarbeiten." Zum Beispiel in der Hauptstadt des Nordens, Karthoum, wo
eine Schwesterngemeinschaft in Zusammenarbeit mit den Salesianern Don Boscos
traumatisierte Kinder und Jugendliche betreut und Bildungsmöglichkeiten anbietet. „Als
Methoden der Traumabewältigung fungieren Gespräche, gestalterische Aktivitäten wie
Zeichnen und Malen, aber auch das Erlebte darstellerisch in Form von Rollenspielen zu
verarbeiten“, so P. Madathett.
Eine Grundschule für die Kinder in Tonj/Südsudan
Mit Don Bosco Jugend Dritte Welt betreiben die Salesianer Don Boscos ein
Schulbauprojekt. 120 Kinder können in der neuen Schule Lesen, Schreiben und Rechnen
lernen. Außerdem erhalten sie dort nahrhaftes Essen. Für viele ist es die einzige Mahlzeit
Dossier Kinder und Krieg
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des Tages. Fünf Schulen wurden 2009 fertig gestellt. Weitere fünf Schulen befinden sich
im Aufbau.
Anhang
Schlüsseldokumente für den Schutz von Kindern in
bewaffneten Konflikten
Convention on the Rights of the Child (1989) and the Optional Protocol on the
Involvement of Children in Armed Conflict (2000)
Rome Statute of the International Criminal Court (1998)
International Labour Organization (ILO) Convention 182 concerning the
Prohibition and Immediate Action for the Elimination of the Worst Forms of
Child Labour (1999)
African Charter on the Rights and Welfare of the African Child (1999)
Geneva Conventions (1949) and Additional Protocol I & Additional Protocol II
(1977)
Security Council resolutions 1261 (1999), 1314 (2000), 1379 (2001), 1460
(2003), 1539 (2004), 1612 (2005)
Paris Principles (2007)
Machel 10 Year Strategic Review (2007) - Part two of A/62/228; follow up to
the Landmark "The Impact of Armed Conflict on Children" A/51/306 (1996)
Schattenbericht von ECPAT
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Relevante Links:
Kinder & Krieg:
www.child-soldiers.org
www.unicef.org
www.tdh.de
www.handicap-international.de
www.savethechildren.net
www.hrw.org (Human Rights Watch)
www.missio.de
Flucht, Migration:
www.unhcr.de
www.separated-children-europe-programme.org/index.html
www.international-displacement.org (International displacement monitoring centre)
www.asyl.de
Friedenspädagogik und –erziehung:
www.friedenspaedagogik.de
www.agfp.de
www.afk-web.de
Menschenrechte/Kinderrechte:
www.un.org/en/documents/udhr/ - Menschenrechtserklärung
www2.ohchr.org/english/bodies/crc/
- Committe on the Rights of the Child (CRC)
www2.ohchr.org/english/bodies/hrcouncil/
- UN Human Rights Council
www.donbosco-humanrights.org
www.crin.ch (Child rights information network)
www.kinderrechte.de
Don Bosco:
www.donboscomission.de
www.jugenddrittewelt.de
www.strassenkinder.de
www.sdb.org – Webseite der Salesianer Don Bosco
www.donbosco.de – Webseite der Provinz der Salesianer Don Boscos in Deutschland
Dossier Kinder und Krieg
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Der Hl. Giovanni Bosco
Jean Paul Muller SDB
In der Mitte des vorigen Jahrhunderts war Italien, wie viele Staaten Europas, von großen
Umbrüchen gekennzeichnet. Die aufstrebende Industrialisierung ließ eine große Anzahl
verarmter Landbevölkerung, auf der Suche nach Arbeit und ein wenig Glück, in die
Städte ziehen. Besonders hart war die Situation der Jungendlichen, Kinderarbeit war
stark verbreitet.
In Turin versuchte der Priester Giovanni Bosco (16. 08.1815 – 31.01.1888) durch sein
Leben und Wirken eine Antwort auf die drängenden Fragen der Zeit zu geben. Er suchte
den Kontakt zu vielen jungen Menschen, die auf der Suche nach Arbeit ihre vertraute
Umgebung von Familie, Dorf und Freundeskreis verlassen hatten und in der Großstadt
Turin heimatlos waren, und bot ihnen ein Zuhause an. Er setzte sich für ihre schulische,
berufliche und religiöse Bildung ein, um ihnen eine solide Lebensperspektive zu geben. Er
schaffte Internate, Schulen und Freizeitzentren. Seine Pädagogik baute auf den
Grundsätzen Liebe Religion und Vernunft auf. Trotz großer Schwierigkeiten mit kirchlicher
und staatlicher Obrigkeit ging Don Bosco seinen Weg und gewann eine große Zahl von
Mitarbeitern.
Als es notwendig wird, seinem Werk eine solide Grundlage zu erbauen, gab Giovanni
Bosco 1959 seinen engsten Mitarbeitern eine Lebensregel, die 1874 von Papst Pius IX.
anerkannt wurde. Die neue Ordensgemeinschaft, aus Priestern und Brüdern bestehend,
nannte er „Salesianer“, denn sein Leben lang war Don Bosco von Franz von Sales (15671622) fasziniert, dessen Menschlichkeit und Liebenswürdigkeit für ihn zu wesentlichen
Bestandteilen seiner pädagogischen Ansichten wurden. Zusammen mit Maria Mazzarello
gründete Don Bosco auch einen weiblichen Orden, die „Figlie di Maria Ausiliatrice“.
Sein Traum von einer glücklichen und würdigen Jugend, zuverlässig in ihren
Verpflichtungen und ihrem Glauben, verstand er zu vermitteln und zu verbreiten. Ein
Traum, der über ein Jahrhundert nach seinem Tod weiterhin Menschen guten Willens
inspiriert und befruchtet.
Don Boscos Präventivpädagogik
Milde statt Härte, Vorbeugen statt Strafen – Don Boscos Vorstellungen von Erziehung
entsprachen nicht gerade dem Geist des 19. Jahrhunderts. Egal, welche Don Bosco
Einrichtungen man besucht – die präventive (= vorbeugende) Pädagogik des
Ordensgründers ist lebendig in den MitarbeiterInnen in aller Welt.
Dossier Kinder und Krieg
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Liebe, Güte, Respekt im Umgang mit Jugendlichen.
Wer mit ihnen arbeitet, muss sich auf ihre Augenhöhe begeben und sie ernst
nehmen.
Fürsorge muss alle Bereiche umfassen.
Zum Beispiel Schule, Freizeit, Religion oder persönliche Lebensplanung.
Leben in der Gemeinschaft.
Konflikte friedlich lösen und einen Beitrag für die Gemeinschaft leisten.
Spaß muss sein.
Fußball, Musik, Theater, Ausflüge oder Feste feiern helfen, den harten Alltag zu
bestehen.
Religion anbieten, nicht aufdrängen.
Glaube basiert auf freier Zustimmung.
Regeln werden erklärt.
Ohne Vorschriften geht es nicht, aber Jugendliche sollen sie verstehen.
Jeder lernt ständig dazu.
Wer Jugendliche verstehen will, muss sich in Sachen Jugendarbeit fortbilden und
austauschen.
Soziale Veränderungen beginnen bei jedem selbst.
Die Salesianer ermutigen die Jugendlichen, sich für die Interessen anderer
einzusetzen.
Dossier Kinder und Krieg
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Qualitätsmerkmale zukunftsorientierter Don Bosco
Projekte
Don Bosco Jugend Dritte Welt fördert schwerpunktmäßig Don Bosco
Schulen und Berufsbildungszentren in aller Welt mit folgenden
Zielen:
Nah am Markt arbeiten
Auf den regionalen Markt des Landes abgestimmt, unterstützt Don Bosco Jugend Dritte
Welt Ausbildungszentren wie etwa die Bereiche Schneiderei, Tischlerei oder KfzMechanik. Darüber hinaus gibt es Weiterbildungsangebote wie zum Beispiel PC-Kurse,
eine Ausbildung zum Grafiker oder zum Informatiker, etc.
Soft Skills vermitteln
Allein der Erwerb von praktischen Kenntnissen reicht nicht aus, um Jugendliche aus
Elendsvierteln in das Berufsleben zu integrieren. Durch Abwesenheit der Eltern oder
Vernachlässigung mangelt es ihnen oft an grundlegenden persönlichen Fähigkeiten:
Welche Begabungen habe ich? Welche Jobs kommen in Frage?
Jobvermittlungsprogramme und Bewerbungstrainings helfen den jungen Menschen, diese
Fragen zu klären.
Schule und Ausbildung erschwinglich machen
In den meisten Entwicklungsländern kosten Schulbesuch oder Ausbildung Geld, weil ein
staatlich finanziertes Bildungswesen nicht existiert. Dazu kommen noch die Kosten für
Bücher und die Schuluniform. Die ProjektpartnerInnen von Don Bosco Jugend Dritte Welt
heben nur geringe Gebühren ein, womit nur ein kleiner Teil der Ausbildungskosten
gedeckt wird. Sind die Eltern völlig mittellos, werden Stipendien vergeben.
Angebote an den Bedarf anpassen
Wer schon eine staatliche Schule besucht hat, kann auch eine rein praktische Ausbildung
machen. Und wer mit einer mehrjährigen schulischen Ausbildung überfordert ist, kann
einfach angelernt werden, zum Beispiel im Sägen, Reparieren von Autos oder im
Mauerbau.
Allen eine Chance geben
In Don Bosco Einrichtungen gibt es keinen Unterschied zwischen Religion, Geschlecht,
Hautfarbe oder ethnischer Zugehörigkeit: in die Bildungsprogramme werden alle
aufgenommen. Voraussetzung ist, dass die jungen Menschen sozial benachteiligt und
motiviert zum Lernen sind.
Mit Eltern und AusbilderInnen zusammenarbeiten
Wenn Jugendliche zur Schule gehen oder eine Ausbildung machen wollen, suchen die
Salesianer die Unterstützung der Eltern oder zumindest eines Elternteils.
SozialpädagogInnen kümmern sich während der Ausbildung um verhaltensauffällige
Dossier Kinder und Krieg
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Kinder. Gemeinsam mit den AusbilderInnen und den Salesianern gibt es regelmäßige
Absprachen und es werden individuelle Lehrpläne für die SchülerInnen erstellt. Diese
professionelle Begleitung bringt Motivation und Durchhaltevermögen, Schulabbrüchen
wird so vorgebeugt.
Verlässlichkeit schaffen
Don Bosco Jugend Dritte Welt fördert Projekte in großen Teilen Asiens, Afrikas,
Lateinamerikas und
Osteuropas. Meist kommen die ProjektpartnerInnen aus der ansässigen Bevölkerung und
kennen die lokalen Strukturen. Ihre Don Bosco Projekte sind langfristig angelegt und
jederzeit überprüfbar. Als Ordensleute kommen sie darüber hinaus kaum in Versuchung,
etwaige Wünsche von Angehörigen über die Interessen der Hilfsprojekte und des Ordens
zu stellen.
Auf Erfolgskontrolle setzen
Bildung und Ausbildung ist der Schlüssel zu einem eigenverantwortlichen Leben. Viele
Don Bosco Schulen bilden nicht nur aus, sondern bieten auch Integrations- und
Fortbildungsprogramme an. Junge Menschen sollen nicht nur ausgebildet werden,
sondern nachhaltig am Arbeitsmarkt Fuß fassen. MitarbeiterInnen von Don Bosco Jugend
Dritte Welt Mission überprüfen regelmäßig die Don Bosco Projekte und informieren sich
vor Ort über den Fortgang der geförderten Programme.
Kontakt:
Don Bosco Jugend Dritte Welt
Sträßchensweg 3
53113 Bonn
0228 539 65 45
www.jugend-dritte-welt.de
[email protected]
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