Unsere Reise nach Norwegen 2 - Norwegen

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Unsere Reise nach Norwegen 2 - Norwegen
Unsere Reise
nach Norwegen
Es ist November und ziemlich trübe, so wie der November in Deutschland nun
mal ist. Die Post hat ein Päckchen für mich. Ich habe keine Bestellung zu
erwarten und kann mit dem dicken Packen Papier nichts anfangen. „Da haben Sie
bestimmt was gewonnen, das ist vom MDR“, sagt die Postbotin.
Und da fällt mir ein, dass wir auf dem Weg nach Tanne im Auto eine Sendung
über Südnorwegen gehört haben. Am Schluss der Sendung gab es eine Frage, die
jeder beantworten könnte, der die Sendung verfolgt hat. Natürlich habe ich
genau hingehört, Norwegen ist schon immer mein ganz großer Traum. Warum soll
ich an so einem Quizz nicht teilnehmen? Wir sind ja nicht bei Günther Jauch und
ich muss nicht vor Millionen von Fernsehzuschauern sitzen – ich brauche nur eine
Postkarte zu schreiben.
Nun sitze ich da und halte etwa 1 Kilo Informationsmaterial in den Händen. Die
Tränen kullern und die schönen Fotos sehe ich nur unklar. Wir gehören nicht zu
der Bevölkerungsgruppe, die Wünsche erfüllt bekommt und ausgerechnet mir
sollte man einen so großen Wunsch erfüllen? Es ist sehr schlecht vorstellbar.
Ich bin nicht in der Lage, von meinem großen Glück zu erzählen, ich bin zu
aufgewühlt. Täglich beschäftige ich mich mit den Broschüren, schon nach kurzer
Zeit sind sie total zerlesen und ich bin Norwegenkenner. Das passende Haus ist
schnell ausgesucht. Es sind Tiere in der Nähe, also auf jeden Fall was für uns.
Auch über den Zeitpunkt brauchen wir nicht lange überlegen. Zu einer Zeit, wo
die Natur bereits erwacht ist, etwa Ende Mai bis Anfang Juni, ist es überall
schön, also auch in Norwegen.
Bis dahin vergeht noch ein halbes Jahr, noch eine lange Zeit. Ich lese und
blättere immer wieder, aber man braucht sich den Kopf noch nicht mit
Reisevorbereitungen heiß machen. Zuerst geht es ums Geld. Die Fahrtkosten
müssen wir selbst tragen, das Fährpaket kostet 162 €. Eigentlich preiswert für
ein Auto und bis zu fünf Personen zweimal übers große Wasser. Und das Essen
nehmen wir natürlich mit. Jedes Kind weiß, dass Norwegen teuer ist und wir
wissen, dass unsere Tochter mitfährt, also eine einfache Rechnung – man lernt ja
aus Erfahrungen.
Und dann kommt doch der Mai immer näher und es wird ernst. Die Spannung
steigt von Tag zu Tag. Nach einem endlos langen Winter wird plötzlich und sehr
heftig Frühling mit eigentlich schon sommerlichen Temperaturen. Dieses große
und starke Hochdruckgebiet liegt auch über Skandinavien, in Oslo sind schon
über 20 Grad. Wir haben Grund zur Hoffnung.
Spricht man von Norwegen, dann hört man nur: „Da ist es doch so kalt“. Ich habe
in den Broschüren gelesen, dass der Süden besonders sonnig ist und viele
Menschen erstaunt sind, wie mild die Temperaturen dort sind. Wichtig an
Norwegen ist uns sowieso die Natur und es macht auf jeden Fall sehr viel Spaß,
sich bei einer Strandwanderung den kräftigen Wind um die Nase wehen zu
lassen. Für uns wäre es nicht der ideale Urlaub, wenn man sich am heißen Strand
die Füße verbrennt.
Ein paar Tage vor unserer Abreise verzieht sich dann doch die Sonne und auch
die milden Temperaturen kühlen ab. Es wird herbstlich mit Wind und Regen. Zu
früh gefreut?
Und dann ist plötzlich alles zur Abreise bereit und es geht los. Garderobe ist
nicht so wichtig, wir fahren zum Abenteuerurlaub, nicht zur Modenschau. Auf
alle Fälle was gegen Wind und Regen und gutes Schuhwerk. Den meisten Platz
nehmen wirklich die „Güter des täglichen Verzehrs“ weg. Drei große Taschen mit
Lebensmitteln – sehr wertvoll im teuren Ausland. Auf der Fahrt habe ich ständig
das Gefühl, ich müsste aussteigen und eine Tasche rausschmeißen, es kommt mir
vor wie Ballast. Aber es wird doch alles nötig sein – so weit weg von der Heimat.
Unsere erste Rast machen wir in Schleswig. Wir haben eine Nacht in der
Jugendherberge gebucht und sind froh, dass unser Familienoberhaupt als
einziger Fahrer von den Strapazen des Freitagsverkehrs ausruhen kann, bevor
die Reise weitergeht.
Herrlich so ein Abend ohne Fernseher; wir gehen noch mal durch Schleswig,
vernaschen etwas von unseren großen Picknicktaschen und spielen draußen
Tischtennis. Dann wird es frisch und wir verziehen uns in unser Zimmer. Malte
schläft schon, Ingi liest noch und ich kann vor Aufregung sowieso nicht schlafen.
Im Flur hört man ständig Kinder. Sie rennen hin und her, lachen und schnattern.
Es ist schon spät, aber vielleicht können sie auch vor Aufregung nicht schlafen.
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27.05.2006
Übernachtung in einer Jugendherberge, das hat das Flair von Familienbetrieb.
Familien verbringen die Zeit unter sich, nur WC und Duschräume werden
gemeinsam genutzt und das herrliche große Frühstücksbuffet lässt keine
Wünsche offen. Und man bekommt auf Anfrage auch gern mal Sonderwünsche
erfüllt. Für uns ist die Mitarbeiterin etwas früher vor Ort und wir bekommen
eher Frühstück, weil wir noch einen Ritt von fast 400 km durch Dänemark vor
uns haben.
Es gießt in Strömen und in unseren Gedanken sind wir schon in Norwegen. Haben
wir vielleicht eine Woche Traumurlaub nur mit Regen, Wind und Kälte? Vielleicht
haben wir doch nicht zu viel Glück verdient. In Dänemark wird es sonnig und das
trübe Wetter erreicht uns erst wieder, als wir die Fähre verlassen.
Die Überfahrt mit der Fähre ist wunderbar. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Wir
haben Schlafsessel und die bringen Malte die nötige Ruhe. Ingi und ich sind in
den Gängen unterwegs, wir schauen in die Dutyfree-Shops, die angeblich so
preiswert sind. Davon kann keine Rede sein. Aber man kann sich schon mal
vorstellen, in welcher Höhe sich die Preise in Skandinavien bewegen. Gigantisch!
Wir möchten natürlich ein Souvenier, ein Andenken an diesen Urlaub – vielleicht
ist das auf der Fähre wirklich günstiger zu haben als direkt in Norwegen. Aber
das werden wir dann bei unseren Preisvergleichen feststellen.
Auch das Geldtauschen können wir schon auf der Fähre erledigen. Aus 200 Euro
werden 1590 norwegische Kronen.
Als erste Landesteile von Norwegen sichtbar werden, erwachen die
Schmetterlinge im Bauch und drehen ihre Runden. Als erstes sieht man die
kleinen Felsen im Wasser verstreut, die Schärengärten. Ein ganz kleiner
Leuchtturm ragt auf einer winzigen Insel aus dem Gebüsch. Ich bin so
schrecklich aufgeregt. Ein ganz großer Traum wird in Kürze wahr. Die Fähre
steuert den Hafen von Kristiansand an und dann geht es los, das große
Abenteuer.
Jetzt wird es richtig aufregend. Ich bin die Navigation und muss mich mit der
Wegbeschreibung beschäftigen, weder Deutschland- noch Dänemarkkarten
helfen uns hier weiter. Und da unser Tank jetzt ziemlich leer ist, müssen wir
gleich die erste Tankstelle anfahren. Hier betreten unsere Füße das erste Mal
norwegischen Boden. Jetzt sind wir auch froh, dass wir schon richtiges Geld
haben, denn es wird auch gleich auf die Maut aufmerksam gemacht.
Bompenger – Schlagbaumgeld. 10 Kronen für einen PKW, also etwa 1,20 Euro.
Und es fängt doch wieder an zu regnen. Es ist trübe, aber die wilde schöne
Natur ist zu erahnen und wir fahren schon jetzt kilometerweit durch Fjorde und
herrliche „Tunnelen“. Nicht vergleichbar mit dem Elbtunnel, die hier sind die
pure Natur, aus dicken Felsen gesprengt.
Um kurz vor 17:00 Uhr haben wir unser Ferienhaus erreicht und der freundliche
Herr Belland begrüßt uns und zeigt uns unser tolles Haus. Ich frage nach der
Sonne, „Ja, yesterday“ – o. k. gestern hatten wir auch noch Sonne. Das große
Wohnzimmer mit angrenzender Küche ist mollig warm. Das Haus wird mit Strom
beheizt, also müssen wir um Sonne bitten. Stromkosten gehen auf unsere
Rechnung und da müssen wir sparen.
Erst mal einen Kaffee, Sachen auspacken, Betten beziehen und dann machen wir
trotz Regen noch einen Spaziergang. Ingi findet am Straßenrand eine regennasse
Norwegenfahne, das erste Souvenier ohne zu bezahlen.
---------28.05.2006
Der Sonntag weckt uns mit Sonne, ein gutes Zeichen und es muss gleich
ausgenutzt werden. Wir ziehen los! Wenn wir auf der Straße in gleicher Richtung
wie bei der Anreise weitergehen, müssen wir am Skagerrak sein. Wir kommen
durch einen Ferienpark (Husebyparken). Die Baracken erinnern an ein deutsches
Ferienlager, sind aber im typischen Falunrot gestrichen, das sogenannte
Ochsenblut, in ganz Skandinavien verbreitet. Hinter dem Ferienpark befindet
sich ein Fußballplatz. Natürlich wird trainiert und natürlich muss Malte
zuschauen.
Ich klettere mit Ingi auf einen Hügel an einer Kuhweide und wie vermutet sehen
wir dahinter das „große Wasser“ – der Skagerrak. Jetzt fängt der Urlaub richtig
an. Strand und Felsen, Wind und Sonne, Fähren im Hintergrund und dazu dieses
herrliche Gefühl „Wir sind im Paradies“. Wir machen eine Strandwanderung und
wissen, hier kommen wir noch oft her, es wird unser Lieblingsplatz.
Die Sonne bleibt den ganzen Tag unser Begleiter. Am Nachmittag fahren wir
weiter auf der Insel, ein anderer toller Strand, weiße und bunte Holzhäuser, ein
kleiner Hafen und dann erreichen wir den kleinen idyllischen Ort Lista.
Wir schauen uns den Ort an und ein Bild weckt meine Aufmerksamkeit. In einem
Vorgarten sitzen 2 Mädchen auf einer großen Decke. Die Mädchen sind etwa
12 Jahre alt und wir wundern uns ein wenig, wie sie sich ihre Zeit vertreiben.
Auf der Decke liegen Spielkarten, ein Buch und man wird es kaum glauben,
2 Puppen. Dieses Bild erinnert mich so sehr an meine Kindheit. Allerdings ist das
lange her und 12jährige vertreiben sich heute bei uns oft ihre Zeit mit Zigarette
und Bierflasche. Das regt mich doch sehr zum Nachdenken an.
Dann klettern wir auf den Leuchtturm Listafyr (das Feuer von Lista). Der Wind
ist hier oben heftig, er will mir die Brille wegnehmen. Im Hintergrund sieht man
die mächtige Gebirgskette, die Sicht ist gut.
Wir lassen den Augen Zeit, alles aufzunehmen und an die Festplatte
weiterzuleiten – alles muss gespeichert werden. Ich habe das Gefühl, so gut ging
es mir noch nie.
Für den nächsten Tag planen wir eine Fahrt nach Flekkefjord (die
Holländerstadt) und wir hoffen, das Wetter bleibt so gut wie heute.
---------29.05.2006
---------Auch der Montag beginnt sonnig, wir haben auch alles abgegessen. Die Fahrt
nach Flekkefjord ist einfach traumhaft. Man kann nicht fassen, dass es solche
Landschaften überhaupt gibt. Felsen, kleine Bäche, Tunnel, atemberaubende
Aussichten. Unterwegs kann man den Tunnelbau beobachten, es sind gigantische
Baustellen. Am besten gefällt uns das Kvinesdal, leider wird hier schon der
Himmel dunkel und es verstärkt sich, je näher wir dem Ziel kommen.
In Flekkefjord begrüßt uns strömender Regen. Es ist eine hübsche Stadt, es ist
nur nicht zu sehen. Wir gehen zum ersten Mal in einen Supermarkt und sind
entsetzt. Die Preise sind oberhalb der Schmerzgrenze. Zum Glück haben wir
unsere Verpflegung mitgenommen. Gemüse hätten wir gern gekauft, aber das
erlaubt unsere Urlaubskasse nicht. Eisbergsalat knapp 3 Euro umgerechnet, ein
Blumenkohl kostet 4 Euro. Wir haben doch grad gar keinen Appetit auf
Gesundes. Wir ziehen weiter in die Innenstadt, das ist nur mit Regenschirm
möglich.
Und dann finden wir einen Souvenierladen. Elche, Kobolde, Fahnen, Gläser,
Schlüsselanhänger – alles was das Herz begehrt. Alles genau zu betrachten
nimmt einige Zeit in Anspruch. Ich brauche keine Fahne mehr, die haben wir
schon. Der Schlüsselanhänger sieht genauso aus, wie ich ihn mir schon erträumt
hatte. Und beim Elch müssen wir auch nicht lange suchen. Mein Ole hat einen
roten Pullover, Ingis Björn ist genauso knuffig und hat einen blauen Pullover an.
Malte entscheidet sich für ein Basecap.
Trotz des Regens schauen wir uns die Stadt an, gehen eine Anhöhe hinauf und
landen natürlich auf einem Sportplatz. Von hier oben hat man einen schönen Blick
über die Stadt und sieht im Hintergrund wieder herrliche felsige Berge. Der
Blick wäre bei Sonne noch eindrucksvoller, aber ich nehme es schon mal vorweg.
Für den Rest des Urlaubes verlässt uns die Sonne nicht mehr, wir erleben nur
noch strahlend blauen Himmel und herrlichen Sonnenschein.
Für die Rückfahrt nutzen wir eine kleine Passstraße. Wir sparen die Maut und
erleben Wildnis pur. Benutzung auf eigene Gefahr, so müsste diese Straße
heißen. Man wird aber mit Aussichten belohnt, die man nie vergisst. Schade, dass
Ingi im Auto immer wieder einschläft und die besten Landschaften verpasst.
Ihre Erkältung kam zum ungünstigen Zeitpunkt.
Dieses Land ist so schön, dass es wehtut, das habe ich vorher über Norwegen
gelesen. Und das kann ich mit Nachdruck bestätigen. Die Augen werden groß und
das Herz wird weit. Hier kann man jeden Kummer für eine gewisse Zeit
vergessen und der Urlaub fängt ja erst an.
30.05.2006
---------------Schon morgens begrüßt uns die Sonne, auch gestern hatten wir hier Sonne, aber
wir mussten ja unbedingt nach Flekkefjord fahren. Der Tag beginnt wieder mit
einem Strandspaziergang. Ingi hat ihre Erkältung an mich weitergegeben, da
muss ich schon am Strand die Kapuze hochziehen. Trotzdem ist es wieder
herrlich an unserem Lieblingsplatz. Nach dem Mittag machen wir eine kleine
Pause und packen dann den Picknickkorb ins Auto. Wir sparen wieder die Maut
und fahren kleine Schlangenstraßen.
Pause an einem kleinen Fjord. Auch hier muss man in Ruhe die Aussicht genießen.
Es ist erstaunlich, wie die Leute hier leben. Ohne Boot ist man hier eigentlich
aufgeschmissen. Die Straße ist auf unserer Seite, kleine bunte Holzhäuschen am
anderen Ufer. Aber da gibt es keine Straße, jedenfalls ist keine zu sehen. Vor
dem Haus das Wasser, hinter dem Haus die Felsen steil nach oben.
In Richtung Farsund erscheint wieder ein kleiner Ort mit kleinem Hafen. Am
Ufer ist ein wenig Platz, um das Auto zu parken. Mit dem Picknickkorb setzen wir
uns auf den Bootssteg und genießen die Landschaft, die Sonne, die Ruhe. Man
pumpt den ganzen Körper voll mit diesen unvergesslichen Eindrücken. Das
Jedermannsrecht erlaubt den Menschen in Skandinavien, die Natur zu nutzen,
sich in Wald und Feld wohl zu fühlen, auch ein Picknick ist erlaubt. Aber alles
nur, wenn man sich daran hält, die Natur zu schützen, keinen Müll liegen zu
lassen und Tiere und Pflanzen respektvoll zu behandeln.
Auf dem Rückweg kommen wir von der anderen Seite nach Farsund. Rechts die
Stadt, links das Wasser und dahinter die tollen Berge. Wir schauen noch in zwei
Kaufhäuser. Kiwi - Mini Preis - von wegen. Dafür erleben wir von allen Seiten nur
Freundlichkeit, die nichts kostet, aber unbezahlbar ist. Wir kaufen uns aus der
Wühlkiste dicke Sweatshirts mit Kapuze. 40 Kronen, also 5 Euro, vorne steht
Admiral drauf - nicht gerade Norwegerpullis, aber für unsere
Strandspaziergänge super geeignet.
Und da es schon ein paar Stunden her ist seit dem letzten Strandspaziergang,
ziehen wir noch einmal los und besuchen wieder den Felsen am Skagerrak. Heute
sind wir nicht allein, Leute mit Hunden sind am Wasser unterwegs und auch ein
paar Reiter kommen vorbei.
31.05.06
Wir lassen es etwas ruhiger angehen. Meine Erkältung sitzt im Kopf, im Hals und
in den Ohren. Wir wandern nach Farsund, schauen uns ein wenig um. Irgendwo
scheint es zu regnen, denn über dem Fjord sehen wir einen Regenbogen.
Zum Mittag gibt es mal wieder Nudeln, dann wird der Picknickkorb gepackt. Der
Weg führt uns zum Strand nach Lomsesanden und dann suchen wir den kleinen
Hafen Loshavn.
Ein hübscher kleiner Ort, sehr sauber. Um die weißen Holzhäuser sind liebevoll
kleine Gärten angelegt. Eine sonnige Bank lädt zum Picknick ein, heute wird es in
der Sonne richtig warm. Aber ich muss mit dem Fotoapparat noch ein ganzes
Stück zurücklaufen. Es gab unterwegs viele idyllische Ausblicke, aber da war
keine Stelle zum Parken.
01.06.06
------Der 1. Juni, Kindertag! Es wird der schönste und beeindruckendste Tag unseres
Urlaubes. Mir geht es besser und unser heutiges Ziel ist “Lindesnes fyr”, der
berühmte Leuchtturm und südlichster Punkt Norwegens.
Es sind nur etwa 100 km bis zum Leuchtturm, aber die Höchstgeschwindigkeit
von 80 km/h (meistens weniger) zieht jede Fahrt in die Länge. Bei dieser
herrlichen Natur, die man bestaunen kann, ist es eher angenehm, aber so eine
Fahrt dauert dann schon mal 2 Stunden. Die Sonne begleitet uns die ganze Zeit
und bleibt auch bis abends um 23.00 Uhr. Schon von weitem sieht man, dass der
Leuchtturm und seine Umgebung eine Reise wert sind. Von Anfang an wird uns
klar, dass es ein Verlust gewesen wäre, auf diese Tour wegen einer kleinen
Erkältung zu verzichten.
Es wird viel geboten. Die Besichtigung des Leuchtturms und des Museums sowie
ein Kinofilm über die Geschichte der “Leuchtfeuer” in Norwegen sind für 5 Euro
zu haben. Wir lassen uns Zeit, alles gründlich zu bestaunen. An so einem
touristischen Anziehungspunkt sind die Deutschen stark vertreten und es tut
gut, die Heimatsprache zu hören. Der Radiosender im Auto ist für uns schlecht
verständlich, aber die norwegische Sprache klingt sehr interessant. Zum Glück
können die Leute wenigstens ein wenig englisch verstehen.
Auch dieser Leuchtturm wurde zu Kriegszeiten als Standpunkt und Ausguck
genutzt, Ingi verschwindet in den unterirdischen Bunkern, sie sind nur teilweise
beleuchtet, aber eine Taschenlampe haben wir nicht im Rucksack. Das Meer ist
ruhig und die Sonne glitzert auf jeder kleinen Welle. Kaum vorstellbar, dass bei
stürmischer See die Wellen bis hier oben schlagen. Jeder Blick von oben übers
Land und übers Wasser ist faszinierend. Unser Picknick nehmen wir auf dem
Parkplatz ein, viele Pausebänke laden zum Verweilen ein. Leider hat der kleine
Andenkenladen in der Vorsaison nur am Wochenende geöffnet.
Immer wieder geht der Blick zurück zum Leuchtturm, zu den Felsen, zum Meer.
Man kann sich schwer trennen, leider geht auch unser Urlaub schon dem Ende zu.
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02.06.06.
--------Unser letzter Tag im schönen Norwegen beginnt etwas trübe. Es regnet nicht,
aber der schöne Sonnenschein will sich heute auch nicht zeigen. Das kann ich
verstehen, es ist leichte Abschiedsstimmung, mir geht es genauso. Wir sind
schon ein bisschen beim Packen und gehen noch mal los. Wir haben auch ganz in
der Nähe einen Supermarkt “Rema 1000”. Wir waren aber noch nie drin, weil wir
zum Glück nichts brauchen. Aber von dem leckeren Brot, das umgerechnet nur
50 Cent kostet, wollen wir noch eines holen, denn wir müssen ja ein wenig
Proviant für die Rückreise mitnehmen.
Es wird wieder heller und wir fahren nach dem Mittag noch mal los, der
Picknickkorb ist wieder dabei. Es gab zum Mittag Fiskepinner (Fischstäbchen).
Die waren supergünstig, die werden wohl hier in Norwegen den Status von Abfall
haben. Nudeln, Würstchen und Schmorwürstchen hatten wir in dieser Woche
genug. Auch Früchtetee steht bei uns in der nächsten Zeit nicht auf dem Tisch.
Wir gehen noch mal durch Vanse und fahren dann noch mal in den Hafen von
Farsund. Malte sucht immer noch Stocknägel, aber die scheint man hier nicht zu
kennen.
Dann gehen wir natürlich noch mal durch den Husebyparken ans große Wasser.
Der Abschied von unserem Strand am Skagerrak fällt unheimlich schwer. Es
zerreißt mir fast das Herz und der Kloß in meinem Hals wird immer dicker. Ich
habe den ganz großen Wunsch wiederzukommen. Vorläufig wird das finanziell
nicht drin sein, aber irgendwann einmal ........... Ich möchte dieses herrliche
Stückchen Erde wiedersehen.
In unserem Häuschen mache ich mich daran, alle Zimmer durchzuwischen. Es ist
alles eingepackt, wir müssen nämlich morgen schon früh aufstehen. Die Fähre
geht um 9.00 Uhr, wir müssen spätestens um halb 7 los.
03.06.2006
Unser Traumurlaub ist vorbei. Unbestritten war es die schönste Woche unseres
Lebens. Unvergessliche Eindrücke, nette Menschen, tolle Erlebnisse. Das Wetter
meinte es gut mit uns und es war ein tolles Gefühl, einfach “dazu zu gehören”.
Wir haben einen kleinen Eindruck von der wilden rauen Schönheit der
norwegischen Natur erhalten und wir haben Lust auf mehr. Weiter in den
Westen und Norden, wo die Felsen noch höher und die Fjorde noch tiefer, aber
die Menschen genauso freundlich sind wie im sonnigen Süden.
Gern hätten wir den “König der Wälder” gesehen. Bei jedem Schild “Vorsicht
Elch” hielt ich den geladenen Fotoapparat auf dem Schoß, aber diese Begegnung
blieb für uns ein Wunsch - und das ist auch das einzige, was uns in diesem Urlaub
verwehrt blieb. Nein, da fehlte noch was. Ich hatte keine Gelegenheit, die
herrlichen Eingänge zu den “Tunnelen” im Foto festzuhalten. In diesem Bereich
wurde viel gebaut, meist war Ampelbetrieb oder Sprengung, so dass man nicht
einfach anhalten oder aussteigen konnte.
Unser Auto hat für diese Reise einen Durchhalteorden verdient, der Grüne hat
sich auf ganz schwierigen Strecken ganz wacker geschlagen und er weiß noch
nicht, dass es seine letzte Reise mit uns war.
Die Rückfahrt ist wieder von schönstem Sonnenschein begleitet. Auf der Fähre
suche ich sofort nach Verlassen des Autos das Deck auf, dort stehen die Leute
schon Schlange, um die letzten Fotos bei der Ausfahrt aus dem Hafen von
Kristiansand zu schießen. Die See ist nicht ganz ruhig und wir kommen mit etwas
Verspätung in Dänemark an. An der Grenze zu Deutschland ist es nicht mehr zu
leugnen, der Urlaub ist endgültig vorbei. Zuerst kommt der Regen und dann
Raser und Drängler, die weder in Dänemark noch in Norwegen unterwegs waren.
Wir übernachten nicht mehr, alle wollen nach Hause. Wir machen aber noch ein
paar Pausen und schließen um 21.30 Uhr unsere Wohnungstür auf. Unsere
Taschen sind wesentlich leichter als auf der Hinfahrt - die “Güter des täglichen
Verzehrs” fehlen. Dafür sind unsere Köpfe und Herzen viel schwerer, voll mit
tollen Erlebnissen, von denen wir noch lange erzählen werden. Für immer haben
wir diese Erinnerungen in uns gespeichert.
Norwegen - wir kommen wieder!

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