Unsere Reise nach Norwegen 2 - Norwegen
Transcrição
Unsere Reise nach Norwegen 2 - Norwegen
Unsere Reise nach Norwegen Es ist November und ziemlich trübe, so wie der November in Deutschland nun mal ist. Die Post hat ein Päckchen für mich. Ich habe keine Bestellung zu erwarten und kann mit dem dicken Packen Papier nichts anfangen. „Da haben Sie bestimmt was gewonnen, das ist vom MDR“, sagt die Postbotin. Und da fällt mir ein, dass wir auf dem Weg nach Tanne im Auto eine Sendung über Südnorwegen gehört haben. Am Schluss der Sendung gab es eine Frage, die jeder beantworten könnte, der die Sendung verfolgt hat. Natürlich habe ich genau hingehört, Norwegen ist schon immer mein ganz großer Traum. Warum soll ich an so einem Quizz nicht teilnehmen? Wir sind ja nicht bei Günther Jauch und ich muss nicht vor Millionen von Fernsehzuschauern sitzen – ich brauche nur eine Postkarte zu schreiben. Nun sitze ich da und halte etwa 1 Kilo Informationsmaterial in den Händen. Die Tränen kullern und die schönen Fotos sehe ich nur unklar. Wir gehören nicht zu der Bevölkerungsgruppe, die Wünsche erfüllt bekommt und ausgerechnet mir sollte man einen so großen Wunsch erfüllen? Es ist sehr schlecht vorstellbar. Ich bin nicht in der Lage, von meinem großen Glück zu erzählen, ich bin zu aufgewühlt. Täglich beschäftige ich mich mit den Broschüren, schon nach kurzer Zeit sind sie total zerlesen und ich bin Norwegenkenner. Das passende Haus ist schnell ausgesucht. Es sind Tiere in der Nähe, also auf jeden Fall was für uns. Auch über den Zeitpunkt brauchen wir nicht lange überlegen. Zu einer Zeit, wo die Natur bereits erwacht ist, etwa Ende Mai bis Anfang Juni, ist es überall schön, also auch in Norwegen. Bis dahin vergeht noch ein halbes Jahr, noch eine lange Zeit. Ich lese und blättere immer wieder, aber man braucht sich den Kopf noch nicht mit Reisevorbereitungen heiß machen. Zuerst geht es ums Geld. Die Fahrtkosten müssen wir selbst tragen, das Fährpaket kostet 162 €. Eigentlich preiswert für ein Auto und bis zu fünf Personen zweimal übers große Wasser. Und das Essen nehmen wir natürlich mit. Jedes Kind weiß, dass Norwegen teuer ist und wir wissen, dass unsere Tochter mitfährt, also eine einfache Rechnung – man lernt ja aus Erfahrungen. Und dann kommt doch der Mai immer näher und es wird ernst. Die Spannung steigt von Tag zu Tag. Nach einem endlos langen Winter wird plötzlich und sehr heftig Frühling mit eigentlich schon sommerlichen Temperaturen. Dieses große und starke Hochdruckgebiet liegt auch über Skandinavien, in Oslo sind schon über 20 Grad. Wir haben Grund zur Hoffnung. Spricht man von Norwegen, dann hört man nur: „Da ist es doch so kalt“. Ich habe in den Broschüren gelesen, dass der Süden besonders sonnig ist und viele Menschen erstaunt sind, wie mild die Temperaturen dort sind. Wichtig an Norwegen ist uns sowieso die Natur und es macht auf jeden Fall sehr viel Spaß, sich bei einer Strandwanderung den kräftigen Wind um die Nase wehen zu lassen. Für uns wäre es nicht der ideale Urlaub, wenn man sich am heißen Strand die Füße verbrennt. Ein paar Tage vor unserer Abreise verzieht sich dann doch die Sonne und auch die milden Temperaturen kühlen ab. Es wird herbstlich mit Wind und Regen. Zu früh gefreut? Und dann ist plötzlich alles zur Abreise bereit und es geht los. Garderobe ist nicht so wichtig, wir fahren zum Abenteuerurlaub, nicht zur Modenschau. Auf alle Fälle was gegen Wind und Regen und gutes Schuhwerk. Den meisten Platz nehmen wirklich die „Güter des täglichen Verzehrs“ weg. Drei große Taschen mit Lebensmitteln – sehr wertvoll im teuren Ausland. Auf der Fahrt habe ich ständig das Gefühl, ich müsste aussteigen und eine Tasche rausschmeißen, es kommt mir vor wie Ballast. Aber es wird doch alles nötig sein – so weit weg von der Heimat. Unsere erste Rast machen wir in Schleswig. Wir haben eine Nacht in der Jugendherberge gebucht und sind froh, dass unser Familienoberhaupt als einziger Fahrer von den Strapazen des Freitagsverkehrs ausruhen kann, bevor die Reise weitergeht. Herrlich so ein Abend ohne Fernseher; wir gehen noch mal durch Schleswig, vernaschen etwas von unseren großen Picknicktaschen und spielen draußen Tischtennis. Dann wird es frisch und wir verziehen uns in unser Zimmer. Malte schläft schon, Ingi liest noch und ich kann vor Aufregung sowieso nicht schlafen. Im Flur hört man ständig Kinder. Sie rennen hin und her, lachen und schnattern. Es ist schon spät, aber vielleicht können sie auch vor Aufregung nicht schlafen. ------------- 27.05.2006 Übernachtung in einer Jugendherberge, das hat das Flair von Familienbetrieb. Familien verbringen die Zeit unter sich, nur WC und Duschräume werden gemeinsam genutzt und das herrliche große Frühstücksbuffet lässt keine Wünsche offen. Und man bekommt auf Anfrage auch gern mal Sonderwünsche erfüllt. Für uns ist die Mitarbeiterin etwas früher vor Ort und wir bekommen eher Frühstück, weil wir noch einen Ritt von fast 400 km durch Dänemark vor uns haben. Es gießt in Strömen und in unseren Gedanken sind wir schon in Norwegen. Haben wir vielleicht eine Woche Traumurlaub nur mit Regen, Wind und Kälte? Vielleicht haben wir doch nicht zu viel Glück verdient. In Dänemark wird es sonnig und das trübe Wetter erreicht uns erst wieder, als wir die Fähre verlassen. Die Überfahrt mit der Fähre ist wunderbar. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Wir haben Schlafsessel und die bringen Malte die nötige Ruhe. Ingi und ich sind in den Gängen unterwegs, wir schauen in die Dutyfree-Shops, die angeblich so preiswert sind. Davon kann keine Rede sein. Aber man kann sich schon mal vorstellen, in welcher Höhe sich die Preise in Skandinavien bewegen. Gigantisch! Wir möchten natürlich ein Souvenier, ein Andenken an diesen Urlaub – vielleicht ist das auf der Fähre wirklich günstiger zu haben als direkt in Norwegen. Aber das werden wir dann bei unseren Preisvergleichen feststellen. Auch das Geldtauschen können wir schon auf der Fähre erledigen. Aus 200 Euro werden 1590 norwegische Kronen. Als erste Landesteile von Norwegen sichtbar werden, erwachen die Schmetterlinge im Bauch und drehen ihre Runden. Als erstes sieht man die kleinen Felsen im Wasser verstreut, die Schärengärten. Ein ganz kleiner Leuchtturm ragt auf einer winzigen Insel aus dem Gebüsch. Ich bin so schrecklich aufgeregt. Ein ganz großer Traum wird in Kürze wahr. Die Fähre steuert den Hafen von Kristiansand an und dann geht es los, das große Abenteuer. Jetzt wird es richtig aufregend. Ich bin die Navigation und muss mich mit der Wegbeschreibung beschäftigen, weder Deutschland- noch Dänemarkkarten helfen uns hier weiter. Und da unser Tank jetzt ziemlich leer ist, müssen wir gleich die erste Tankstelle anfahren. Hier betreten unsere Füße das erste Mal norwegischen Boden. Jetzt sind wir auch froh, dass wir schon richtiges Geld haben, denn es wird auch gleich auf die Maut aufmerksam gemacht. Bompenger – Schlagbaumgeld. 10 Kronen für einen PKW, also etwa 1,20 Euro. Und es fängt doch wieder an zu regnen. Es ist trübe, aber die wilde schöne Natur ist zu erahnen und wir fahren schon jetzt kilometerweit durch Fjorde und herrliche „Tunnelen“. Nicht vergleichbar mit dem Elbtunnel, die hier sind die pure Natur, aus dicken Felsen gesprengt. Um kurz vor 17:00 Uhr haben wir unser Ferienhaus erreicht und der freundliche Herr Belland begrüßt uns und zeigt uns unser tolles Haus. Ich frage nach der Sonne, „Ja, yesterday“ – o. k. gestern hatten wir auch noch Sonne. Das große Wohnzimmer mit angrenzender Küche ist mollig warm. Das Haus wird mit Strom beheizt, also müssen wir um Sonne bitten. Stromkosten gehen auf unsere Rechnung und da müssen wir sparen. Erst mal einen Kaffee, Sachen auspacken, Betten beziehen und dann machen wir trotz Regen noch einen Spaziergang. Ingi findet am Straßenrand eine regennasse Norwegenfahne, das erste Souvenier ohne zu bezahlen. ---------28.05.2006 Der Sonntag weckt uns mit Sonne, ein gutes Zeichen und es muss gleich ausgenutzt werden. Wir ziehen los! Wenn wir auf der Straße in gleicher Richtung wie bei der Anreise weitergehen, müssen wir am Skagerrak sein. Wir kommen durch einen Ferienpark (Husebyparken). Die Baracken erinnern an ein deutsches Ferienlager, sind aber im typischen Falunrot gestrichen, das sogenannte Ochsenblut, in ganz Skandinavien verbreitet. Hinter dem Ferienpark befindet sich ein Fußballplatz. Natürlich wird trainiert und natürlich muss Malte zuschauen. Ich klettere mit Ingi auf einen Hügel an einer Kuhweide und wie vermutet sehen wir dahinter das „große Wasser“ – der Skagerrak. Jetzt fängt der Urlaub richtig an. Strand und Felsen, Wind und Sonne, Fähren im Hintergrund und dazu dieses herrliche Gefühl „Wir sind im Paradies“. Wir machen eine Strandwanderung und wissen, hier kommen wir noch oft her, es wird unser Lieblingsplatz. Die Sonne bleibt den ganzen Tag unser Begleiter. Am Nachmittag fahren wir weiter auf der Insel, ein anderer toller Strand, weiße und bunte Holzhäuser, ein kleiner Hafen und dann erreichen wir den kleinen idyllischen Ort Lista. Wir schauen uns den Ort an und ein Bild weckt meine Aufmerksamkeit. In einem Vorgarten sitzen 2 Mädchen auf einer großen Decke. Die Mädchen sind etwa 12 Jahre alt und wir wundern uns ein wenig, wie sie sich ihre Zeit vertreiben. Auf der Decke liegen Spielkarten, ein Buch und man wird es kaum glauben, 2 Puppen. Dieses Bild erinnert mich so sehr an meine Kindheit. Allerdings ist das lange her und 12jährige vertreiben sich heute bei uns oft ihre Zeit mit Zigarette und Bierflasche. Das regt mich doch sehr zum Nachdenken an. Dann klettern wir auf den Leuchtturm Listafyr (das Feuer von Lista). Der Wind ist hier oben heftig, er will mir die Brille wegnehmen. Im Hintergrund sieht man die mächtige Gebirgskette, die Sicht ist gut. Wir lassen den Augen Zeit, alles aufzunehmen und an die Festplatte weiterzuleiten – alles muss gespeichert werden. Ich habe das Gefühl, so gut ging es mir noch nie. Für den nächsten Tag planen wir eine Fahrt nach Flekkefjord (die Holländerstadt) und wir hoffen, das Wetter bleibt so gut wie heute. ---------29.05.2006 ---------Auch der Montag beginnt sonnig, wir haben auch alles abgegessen. Die Fahrt nach Flekkefjord ist einfach traumhaft. Man kann nicht fassen, dass es solche Landschaften überhaupt gibt. Felsen, kleine Bäche, Tunnel, atemberaubende Aussichten. Unterwegs kann man den Tunnelbau beobachten, es sind gigantische Baustellen. Am besten gefällt uns das Kvinesdal, leider wird hier schon der Himmel dunkel und es verstärkt sich, je näher wir dem Ziel kommen. In Flekkefjord begrüßt uns strömender Regen. Es ist eine hübsche Stadt, es ist nur nicht zu sehen. Wir gehen zum ersten Mal in einen Supermarkt und sind entsetzt. Die Preise sind oberhalb der Schmerzgrenze. Zum Glück haben wir unsere Verpflegung mitgenommen. Gemüse hätten wir gern gekauft, aber das erlaubt unsere Urlaubskasse nicht. Eisbergsalat knapp 3 Euro umgerechnet, ein Blumenkohl kostet 4 Euro. Wir haben doch grad gar keinen Appetit auf Gesundes. Wir ziehen weiter in die Innenstadt, das ist nur mit Regenschirm möglich. Und dann finden wir einen Souvenierladen. Elche, Kobolde, Fahnen, Gläser, Schlüsselanhänger – alles was das Herz begehrt. Alles genau zu betrachten nimmt einige Zeit in Anspruch. Ich brauche keine Fahne mehr, die haben wir schon. Der Schlüsselanhänger sieht genauso aus, wie ich ihn mir schon erträumt hatte. Und beim Elch müssen wir auch nicht lange suchen. Mein Ole hat einen roten Pullover, Ingis Björn ist genauso knuffig und hat einen blauen Pullover an. Malte entscheidet sich für ein Basecap. Trotz des Regens schauen wir uns die Stadt an, gehen eine Anhöhe hinauf und landen natürlich auf einem Sportplatz. Von hier oben hat man einen schönen Blick über die Stadt und sieht im Hintergrund wieder herrliche felsige Berge. Der Blick wäre bei Sonne noch eindrucksvoller, aber ich nehme es schon mal vorweg. Für den Rest des Urlaubes verlässt uns die Sonne nicht mehr, wir erleben nur noch strahlend blauen Himmel und herrlichen Sonnenschein. Für die Rückfahrt nutzen wir eine kleine Passstraße. Wir sparen die Maut und erleben Wildnis pur. Benutzung auf eigene Gefahr, so müsste diese Straße heißen. Man wird aber mit Aussichten belohnt, die man nie vergisst. Schade, dass Ingi im Auto immer wieder einschläft und die besten Landschaften verpasst. Ihre Erkältung kam zum ungünstigen Zeitpunkt. Dieses Land ist so schön, dass es wehtut, das habe ich vorher über Norwegen gelesen. Und das kann ich mit Nachdruck bestätigen. Die Augen werden groß und das Herz wird weit. Hier kann man jeden Kummer für eine gewisse Zeit vergessen und der Urlaub fängt ja erst an. 30.05.2006 ---------------Schon morgens begrüßt uns die Sonne, auch gestern hatten wir hier Sonne, aber wir mussten ja unbedingt nach Flekkefjord fahren. Der Tag beginnt wieder mit einem Strandspaziergang. Ingi hat ihre Erkältung an mich weitergegeben, da muss ich schon am Strand die Kapuze hochziehen. Trotzdem ist es wieder herrlich an unserem Lieblingsplatz. Nach dem Mittag machen wir eine kleine Pause und packen dann den Picknickkorb ins Auto. Wir sparen wieder die Maut und fahren kleine Schlangenstraßen. Pause an einem kleinen Fjord. Auch hier muss man in Ruhe die Aussicht genießen. Es ist erstaunlich, wie die Leute hier leben. Ohne Boot ist man hier eigentlich aufgeschmissen. Die Straße ist auf unserer Seite, kleine bunte Holzhäuschen am anderen Ufer. Aber da gibt es keine Straße, jedenfalls ist keine zu sehen. Vor dem Haus das Wasser, hinter dem Haus die Felsen steil nach oben. In Richtung Farsund erscheint wieder ein kleiner Ort mit kleinem Hafen. Am Ufer ist ein wenig Platz, um das Auto zu parken. Mit dem Picknickkorb setzen wir uns auf den Bootssteg und genießen die Landschaft, die Sonne, die Ruhe. Man pumpt den ganzen Körper voll mit diesen unvergesslichen Eindrücken. Das Jedermannsrecht erlaubt den Menschen in Skandinavien, die Natur zu nutzen, sich in Wald und Feld wohl zu fühlen, auch ein Picknick ist erlaubt. Aber alles nur, wenn man sich daran hält, die Natur zu schützen, keinen Müll liegen zu lassen und Tiere und Pflanzen respektvoll zu behandeln. Auf dem Rückweg kommen wir von der anderen Seite nach Farsund. Rechts die Stadt, links das Wasser und dahinter die tollen Berge. Wir schauen noch in zwei Kaufhäuser. Kiwi - Mini Preis - von wegen. Dafür erleben wir von allen Seiten nur Freundlichkeit, die nichts kostet, aber unbezahlbar ist. Wir kaufen uns aus der Wühlkiste dicke Sweatshirts mit Kapuze. 40 Kronen, also 5 Euro, vorne steht Admiral drauf - nicht gerade Norwegerpullis, aber für unsere Strandspaziergänge super geeignet. Und da es schon ein paar Stunden her ist seit dem letzten Strandspaziergang, ziehen wir noch einmal los und besuchen wieder den Felsen am Skagerrak. Heute sind wir nicht allein, Leute mit Hunden sind am Wasser unterwegs und auch ein paar Reiter kommen vorbei. 31.05.06 Wir lassen es etwas ruhiger angehen. Meine Erkältung sitzt im Kopf, im Hals und in den Ohren. Wir wandern nach Farsund, schauen uns ein wenig um. Irgendwo scheint es zu regnen, denn über dem Fjord sehen wir einen Regenbogen. Zum Mittag gibt es mal wieder Nudeln, dann wird der Picknickkorb gepackt. Der Weg führt uns zum Strand nach Lomsesanden und dann suchen wir den kleinen Hafen Loshavn. Ein hübscher kleiner Ort, sehr sauber. Um die weißen Holzhäuser sind liebevoll kleine Gärten angelegt. Eine sonnige Bank lädt zum Picknick ein, heute wird es in der Sonne richtig warm. Aber ich muss mit dem Fotoapparat noch ein ganzes Stück zurücklaufen. Es gab unterwegs viele idyllische Ausblicke, aber da war keine Stelle zum Parken. 01.06.06 ------Der 1. Juni, Kindertag! Es wird der schönste und beeindruckendste Tag unseres Urlaubes. Mir geht es besser und unser heutiges Ziel ist “Lindesnes fyr”, der berühmte Leuchtturm und südlichster Punkt Norwegens. Es sind nur etwa 100 km bis zum Leuchtturm, aber die Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h (meistens weniger) zieht jede Fahrt in die Länge. Bei dieser herrlichen Natur, die man bestaunen kann, ist es eher angenehm, aber so eine Fahrt dauert dann schon mal 2 Stunden. Die Sonne begleitet uns die ganze Zeit und bleibt auch bis abends um 23.00 Uhr. Schon von weitem sieht man, dass der Leuchtturm und seine Umgebung eine Reise wert sind. Von Anfang an wird uns klar, dass es ein Verlust gewesen wäre, auf diese Tour wegen einer kleinen Erkältung zu verzichten. Es wird viel geboten. Die Besichtigung des Leuchtturms und des Museums sowie ein Kinofilm über die Geschichte der “Leuchtfeuer” in Norwegen sind für 5 Euro zu haben. Wir lassen uns Zeit, alles gründlich zu bestaunen. An so einem touristischen Anziehungspunkt sind die Deutschen stark vertreten und es tut gut, die Heimatsprache zu hören. Der Radiosender im Auto ist für uns schlecht verständlich, aber die norwegische Sprache klingt sehr interessant. Zum Glück können die Leute wenigstens ein wenig englisch verstehen. Auch dieser Leuchtturm wurde zu Kriegszeiten als Standpunkt und Ausguck genutzt, Ingi verschwindet in den unterirdischen Bunkern, sie sind nur teilweise beleuchtet, aber eine Taschenlampe haben wir nicht im Rucksack. Das Meer ist ruhig und die Sonne glitzert auf jeder kleinen Welle. Kaum vorstellbar, dass bei stürmischer See die Wellen bis hier oben schlagen. Jeder Blick von oben übers Land und übers Wasser ist faszinierend. Unser Picknick nehmen wir auf dem Parkplatz ein, viele Pausebänke laden zum Verweilen ein. Leider hat der kleine Andenkenladen in der Vorsaison nur am Wochenende geöffnet. Immer wieder geht der Blick zurück zum Leuchtturm, zu den Felsen, zum Meer. Man kann sich schwer trennen, leider geht auch unser Urlaub schon dem Ende zu. --------- 02.06.06. --------Unser letzter Tag im schönen Norwegen beginnt etwas trübe. Es regnet nicht, aber der schöne Sonnenschein will sich heute auch nicht zeigen. Das kann ich verstehen, es ist leichte Abschiedsstimmung, mir geht es genauso. Wir sind schon ein bisschen beim Packen und gehen noch mal los. Wir haben auch ganz in der Nähe einen Supermarkt “Rema 1000”. Wir waren aber noch nie drin, weil wir zum Glück nichts brauchen. Aber von dem leckeren Brot, das umgerechnet nur 50 Cent kostet, wollen wir noch eines holen, denn wir müssen ja ein wenig Proviant für die Rückreise mitnehmen. Es wird wieder heller und wir fahren nach dem Mittag noch mal los, der Picknickkorb ist wieder dabei. Es gab zum Mittag Fiskepinner (Fischstäbchen). Die waren supergünstig, die werden wohl hier in Norwegen den Status von Abfall haben. Nudeln, Würstchen und Schmorwürstchen hatten wir in dieser Woche genug. Auch Früchtetee steht bei uns in der nächsten Zeit nicht auf dem Tisch. Wir gehen noch mal durch Vanse und fahren dann noch mal in den Hafen von Farsund. Malte sucht immer noch Stocknägel, aber die scheint man hier nicht zu kennen. Dann gehen wir natürlich noch mal durch den Husebyparken ans große Wasser. Der Abschied von unserem Strand am Skagerrak fällt unheimlich schwer. Es zerreißt mir fast das Herz und der Kloß in meinem Hals wird immer dicker. Ich habe den ganz großen Wunsch wiederzukommen. Vorläufig wird das finanziell nicht drin sein, aber irgendwann einmal ........... Ich möchte dieses herrliche Stückchen Erde wiedersehen. In unserem Häuschen mache ich mich daran, alle Zimmer durchzuwischen. Es ist alles eingepackt, wir müssen nämlich morgen schon früh aufstehen. Die Fähre geht um 9.00 Uhr, wir müssen spätestens um halb 7 los. 03.06.2006 Unser Traumurlaub ist vorbei. Unbestritten war es die schönste Woche unseres Lebens. Unvergessliche Eindrücke, nette Menschen, tolle Erlebnisse. Das Wetter meinte es gut mit uns und es war ein tolles Gefühl, einfach “dazu zu gehören”. Wir haben einen kleinen Eindruck von der wilden rauen Schönheit der norwegischen Natur erhalten und wir haben Lust auf mehr. Weiter in den Westen und Norden, wo die Felsen noch höher und die Fjorde noch tiefer, aber die Menschen genauso freundlich sind wie im sonnigen Süden. Gern hätten wir den “König der Wälder” gesehen. Bei jedem Schild “Vorsicht Elch” hielt ich den geladenen Fotoapparat auf dem Schoß, aber diese Begegnung blieb für uns ein Wunsch - und das ist auch das einzige, was uns in diesem Urlaub verwehrt blieb. Nein, da fehlte noch was. Ich hatte keine Gelegenheit, die herrlichen Eingänge zu den “Tunnelen” im Foto festzuhalten. In diesem Bereich wurde viel gebaut, meist war Ampelbetrieb oder Sprengung, so dass man nicht einfach anhalten oder aussteigen konnte. Unser Auto hat für diese Reise einen Durchhalteorden verdient, der Grüne hat sich auf ganz schwierigen Strecken ganz wacker geschlagen und er weiß noch nicht, dass es seine letzte Reise mit uns war. Die Rückfahrt ist wieder von schönstem Sonnenschein begleitet. Auf der Fähre suche ich sofort nach Verlassen des Autos das Deck auf, dort stehen die Leute schon Schlange, um die letzten Fotos bei der Ausfahrt aus dem Hafen von Kristiansand zu schießen. Die See ist nicht ganz ruhig und wir kommen mit etwas Verspätung in Dänemark an. An der Grenze zu Deutschland ist es nicht mehr zu leugnen, der Urlaub ist endgültig vorbei. Zuerst kommt der Regen und dann Raser und Drängler, die weder in Dänemark noch in Norwegen unterwegs waren. Wir übernachten nicht mehr, alle wollen nach Hause. Wir machen aber noch ein paar Pausen und schließen um 21.30 Uhr unsere Wohnungstür auf. Unsere Taschen sind wesentlich leichter als auf der Hinfahrt - die “Güter des täglichen Verzehrs” fehlen. Dafür sind unsere Köpfe und Herzen viel schwerer, voll mit tollen Erlebnissen, von denen wir noch lange erzählen werden. Für immer haben wir diese Erinnerungen in uns gespeichert. Norwegen - wir kommen wieder!