HUNDEKRANKHEITEN (Teil 1) - SHPPL UND T

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HUNDEKRANKHEITEN (Teil 1) - SHPPL UND T
HUNDEKRANKHEITEN (Teil 1) - SHPPL UND T
Durch Impfung kontrollierbare
Infektionserkrankungen
Was verbirgt sich eigentlich hinter den Abkürzungen im Impfpass eines Hundes? Meist ist
dort SHPPL-T zu lesen. Diese Abkürzungen stehen für die Infektionskrankheiten Staupe,
Hepatitis, Parvovirose, Parainfluenza (ein Auslöser des Zwingerhustens), Leptospirose und
Tollwut.
Die gute Nachricht für alle genannten Erkrankungen ist, dass wir unsere Hunde durch
Impfung wirkungsvoll schützen können. Die schlechte Nachricht ist, dass sämtliche
Infektionskrankheiten durch Impfmüdigkeit wieder auf dem Vormarsch sind und dass sie,
einmal ausgebrochen, selten geheilt werden können und häufig zum Tod führen.
Staupe
Staupe ist eine durch ein Virus ausgelöste Erkrankung, die verschiedene Organsysteme
befallen kann. Am häufigsten löst das Virus Erkrankungen der Atemwege und des
Nervensystems aus, es kann aber prinzipiell sämtliche Organe befallen. Daher sind die
Symptome mannigfaltig und beinhalten unter anderem Nasenausfluss,
Augenentzündungen, Husten, Krampfanfälle, Muskelzittern, Durchfall und Erbrechen.
Alle Erscheinungsformen der Staupe gehen in der Anfangsphase mit Fieberschüben
einher. Die befallenen Organsysteme, zum Beispiel die Atemwege, sind aufgrund der
viralen Schädigung oft auch sogenannten Sekundärinfektionen durch Bakterien wehrlos
ausgeliefert, was die Symptomatik verschlimmert und die Überlebenschancen
verschlechtert. Spätfolgen einer überstandenen Staupeinfektion sind oft das sogenannte
„Staupegebiss“ (deformierte Zähne durch Beeinträchtigung des Zahnschmelzes),
verhärteter, trockener Nasenspiegel oder Pfotenballen („hard pad disease“) sowie
Krampfanfälle.
Nicht nur Hunde, sondern auch Füchse und Marderartige (Frettchen) sind empfänglich für
das Staupevirus. Die größte Bedeutung kommt allerdings der Übertragung von Hund zu
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Hund zu. Die Diagnose der Staupe am lebenden Tier stützt sich neben der klinischen
Symptomatik und dem Vorbericht (nicht regelmäßig geimpftes Tier, Auslandsherkunft) auf
den Erregernachweis aus dem Urin, dem Nasensekret oder dem Bindehautabstrich.
Hepatis contagiosa canis
Hepatis contagiosa canis (Hcc), eine ansteckende Leberentzündung des Hundes ist eine
Virusinfektion, die der Staupe ähnlich sehen kann. Sie geht aber oft mit Leber- und
Nierenschädigung einher. Die Leber ist meist geschwollen und das Abtasten des
Bauchraumes, insbesondere in der Leberregion, ist schmerzhaft. Innere Blutungen treten
oft durch Leberversagen auf und zeigen sich mitunter durch rötliche Flecken in der
Maulschleimhaut („Petechien“) oder durch Gelbfärbung der ansonsten weißen Bereiche
der Augen („ikterische Skleren“). Es werden verschiedene Verlaufsformen beobachtet: Bei
der perakuten Verlaufsform sind zuvor völlig gesund erscheinende Hunde plötzlich von
hochgradig gestörtem Allgemeinbefinden (was oft fälschlicherweise eine Vergiftung
vermuten lässt), und der Tod kann innerhalb weniger Stunden eintreten. Typisch für die
verzögerte (subakute) Verlaufsform der Hcc ist eine nach anfänglicher Besserung der
Symptome plötzlich auftretende, oft einseitige Trübung der Cornea (Hornhaut des Auges).
Im Gegensatz zur Staupe können schon Welpen unter acht Wochen an einer Hcc
erkranken. Die Ausscheidung infektionsfähiger Erreger über den Urin kann bei der Hcc (so
sie denn überlebt wird) über 200 Tage (!) anhalten, und der Erreger ist widerstandsfähiger
als der der Staupe. Auch bei der Hcc können die oberen Atemwege betroffen sein, zumal
das Virus eng verwandt ist mit einem der Erreger des Zwingerhustens (siehe unten) und
nicht selten gemeinsam mit selbigem auftritt.
Parvovirose
Die durch das canine Parvovirus verursachte Infektionskrankheit tritt zumeist in der
gastrointestinalen (den Magen-Darm-Trakt betreffenden) Form auf. Die Hunde zeigen
plötzliches Erbrechen, zunächst oft noch wässrig-schleimig, später oft blutig vermischt.
Zeitlich versetzt treten explosionsartige Durchfälle auf, die schnell blutig-wässrig werden.
Die Durchfälle haben einen süßlichen, leichenartigen Geruch, was daran liegt, dass bei
dieser schweren Darminfektion Teile der Darmschleimhaut absterben und regelrecht
abgeschilfert werden. Das anfänglich hohe Fieber sinkt meist im Zuge der schnellen
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Austrocknung des Körpers ab, das Virus führt zu einer dramatischen Abnahme der weißen
Blutkörperchen, die normalerweise den Organismus schützen. So setzen bakterielle
Sekundärinfektionen dem Körper zusätzlich zu. Insbesondere bei Welpen gibt es auch die
sogenannte cardiale Form der Parvovirose. Hier verursacht das Virus eine schwere
Herzmuskelentzündung. Bei dieser Variante sind die Überlebenschancen noch geringer als
bei der gastrointestinalen Form. Das Parvovirus zeichnet sich durch hohe
Widerstandfähigkeit aus, der Erreger bleibt in der Außenwelt noch bis zu sechs Monaten
und mehr infektiös. Die Übertragung kann durch Gegenstände und auch Menschen (die
selbst aber nicht erkranken) erfolgen. Ein Hund mit Parvovirose muss zwingend auf der
Quarantäne-Station behandelt werden. Bei früher Erkennung und intensiver Therapie
kann insbesondere ein erwachsener Hund die Infektion überleben.
Das Canine Parvovirus (CPV) ist dem Erreger der Katzenseuche (FCP) eng verwand, Hund
und Katze stecken sich aber nicht gegenseitig an.
Parainfluenza
Das Parainfluenzavirus ist ein Erreger des sogenannten Zwingerhustens (auch Canine
Laryngotracheitis, Canine Tracheobronchitis). Der Zwingerhusten tritt vor allem an Orten
mit hoher Hundedichte auf, etwa in Tierheimen, Tierpensionen oder auf Hundeplätzen.
Symptome sind Nasenausfluss und bellender, oft würgender Husten. Hauptsächliche
Auslöser für den Zwingerhusten sind das Canine Parainfluenzavirus und ein Bakterium
namens Bordetella bronchiseptica. Aber auch Herpesviren und andere Viren sowie
Bakterien wie Klebsiellen wurden bei an Zwingerhusten erkrankten Hunden gefunden.
Die klassische, reguläre SHPPL-T-Impfung enthält den Schutz vor Parainfluenzaviren.
Darüber hinaus gibt es einen in die Nase (die Eintrittspforte der Erreger) zu
verabreichenden Impfstoff, der zusätzlich gegen Bordetella bronchiseptica schützt und
zudem sehr schnell wirkt. Die intranasale Impfung wird empfohlen z.B. vor
Pensionsaufenthalten oder Ausstellungen. Der Erreger Bordetella bronchiseptica ist
übrigens auch von der Katze auf den Hund und umgekehrt übertragbar.
Wenngleich der Zwingerhusten unbehandelt schwere Lungenentzündungen hervorrufen
kann, bleibt er in den meisten Fällen auf die oberen Atemwege beschränkt, auf Nase,
Luftröhre und Bronchien. Er hält sich dort zwar recht lange, mitunter bis zu vier Wochen,
ist durch Antibiotika in der Regel wirkungsvoll zu bekämpfen und fordert nur sehr selten
Todesopfer.
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Leptospirose
Bei der Leptospirose handelt es sich um eine bakterielle Infektionserkrankung. Die
Symptome dieser Krankheit können variieren, am häufigsten werden Gelbverfärbungen
der Maulschleimhäute und schwere Nierenentzündungen beobachtet, die oft noch nach
Jahren zum Nierenversagen führen können. Die Ansteckung mit Leptospiren erfolgt direkt
von Hund zu Hund oder indirekt, z. B. über verseuchte, stehende Gewässer, insbesondere
im Sommer. Es gibt einige Unterarten von Leptospiren, die gängigsten sind leptospira
canicola und leptospira icterohaemorrhagiae. Dies sind zugleich die einzigen, gegen die
die Impfung zuverlässig schützt. Der Erreger wird (oft tückischerweise von gesund
erscheinenden Hunden) über lange Zeit mit dem Urin ausgeschieden und ist
widerstandsfähig genug, um auch über kontaminierte Gegenstände anstecken zu können.
Die Diagnose wird anhand von Harn- und Blutuntersuchungen gestellt.
Auch Menschen können an Leptospirose erkranken, es handelt sich also um eine
sogenannte Zoonose. Hauptinfektionsquelle ist Urin, aber auch urinverunreinigte
Gewässer.
Tollwut
Im Gegensatz zu den meisten Erregern von Infektionskrankheiten ist das Tollwutvirus für
sehr viele Säugetiere, einschließlich Menschen, hochgefährlich. Tollwut tritt auf bei
Hunden, Katzen, Füchsen, Wölfen, Marderartigen, aber auch bei Fledermäusen,
Eichhörnchen und vielen anderen mehr. Tollwut endet nach wie vor fast immer tödlich.
Sie ruft eine schwere Gehirnhautentzündung hervor, die klassischerweise, aber nicht
immer, zu hochaggressivem Verhalten führt. Dieses Verhalten wiederum begünstigt die
Verbreitung des Tollwut-Virus, welches sich besonders im Speichel findet und somit beim
Biss übertragen wird.
Der oft gehörte Hinweis, Deutschland sei „tollwutfrei“, sollte niemanden dazu verleiten,
die Tollwut-Impfung seines Hundes zu vernachlässigen. Der Status „tollwutfrei“ ändert
sich mit jedem Tier, das die Grenze passiert, sei es der Fuchs aus dem Nachbarland oder
der Wurf ungeimpfter Hundewelpen im Kofferraum eines innereuropäischen illegalen
Tierhändlers.
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Die Diagnose „Tollwut“ setzt die pathologische Untersuchung spezieller Hirnregionen
voraus, derartige Untersuchungen sind nur nach dem Tod durchführbar. Bei einem
Tollwut-Verdacht (auffälliges Verhalten, Fälle von Tollwut in näherer Umgebung) hat der
Gesetzgeber daher das Recht, jedes ungeimpfte tollwutempfängliche Tier sicherzustellen
und ggf. zu töten. Es ist verboten, tollwutverdächtige Tiere zu therapieren.
Tollwut tötet auch den Menschen. Beim Menschen können über mehrere Monate
durchgeführte sogenannte postexpositionelle Impfungen nach einer möglichen
Ansteckung lebensrettend sein.
Über VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Seit 1988 setzt sich VIER PFOTEN dafür ein, dass Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl
und Verständnis begegnen. Dafür betreibt die international tätige Stiftung mit Büros in 12
Ländern Aufklärungs- und Bildungsarbeit, nachhaltige Kampagnen sowie Lobbyarbeit. Im
Fokus steht dabei die Verbesserung der Lebensbedingungen von Nutz-, Heim- und
Wildtieren. In den VIER PFOTEN Schutzzentren finden Bären und Großkatzen aus
schlechter Haltung ein tiergerechtes Zuhause. www.vier-pfoten.de
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