Erasmus Erfahrungsbericht Haaga-Helia University of Applied
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Erasmus Erfahrungsbericht Haaga-Helia University of Applied
Erasmus Erfahrungsbericht Haaga-Helia University of Applied Sciences WS 2013/2014 „Finnland? Ist es da nicht nur kalt und dunkel?“ – Ja auch ich habe diesen Satz nur zu oft gehört. Trotzdem war es von Anfang an für mich klar, ich möchte ein Semester in Helsinki verbringen. Ohne Erwartungen kam ich im August, ca. 10 Tage vor dem offiziellen Start der Orientation Days in die Hauptstadt Finnlands und würde auch gleich vom Gegenteil überzeugt. Von wegen kalt und dunkel, bis ungefähr Mitte Oktober hatten wir traumhaftes Wetter, mit sehr wenig Regentagen, jede Menge Sonnenschein und einem wunderschönen Herbst. Zunächst einmal zu den Vorbereitungen, bzw. der Bewerbung. Im Vorfeld müssen alle Studenten beim Buddy-Programm der HM teilnehmen, was als Voraussetzung für ein Auslandssemester gilt. Das International Office informiert die Interessenten am Anfang jedes Semester in einer Infoveranstaltung über die Möglichkeiten eines Erasmus-Semesters und gibt den Studierenden den Leitfaden für die Bewerbung. Circa 2 Wochen nach der Abgabe der auf Deutsch formulierten Bewerbung erhielten die Interessenten mittels eines Aushangs Bescheid über die Zuteilung. Zum Glück erhielt ich auf Anhieb meine erste Priorität – Haaga-Helia University of Applied Sciences in Helsinki. Anschließend musste ich eine persönliche Bewerbung auf Englisch abgeben und den Bewerbungsanforderungen der Haaga-Helia folgen, welche relativ einfach waren. Dabei handelte es sich lediglich um ein Online-Formular, das ich ausfüllen, ausdrucken und nach Finnland schicken musste. Schon während des Bewerbungsprozesses an der Haaga-Helia nimmt der Koordinator Kontakt zu einem auf. Bei mir war es Janne Mertala. Allgemein ist die Uni sehr gut organisiert und kümmert sich gut um die Austauschstudenten, gibt Tipps zur Wohnungssuche und ist bemüht jede Art von Fragen sehr schnell zu beantworten. Des Weiteren stellt Haaga-Helia jedem Austauschstudenten einen Tutor zur Seite, der auch für 2-3 andere Erasmus-Studenten der Ansprechpartner ist. Die Tutoren sind Mitglieder der Vereinigung ESN und ebenfalls Studenten an der Haaga-Helia, die aber zum Teil schon mehrere Jahre als Tutor ehrenamtlich tätig sind. Auch bei der Ankunft war die Partnerhochschule sehr bemüht um die ankommenden ErasmusStudenten. Sie bot einen Pick-Up-Service am Montag und Dienstag vor Beginn der Orientation Days an, welche am Mittwoch den 21. August begannen. Dabei warteten die Tutoren am Flughafen Vantaa auf die Ankömmlinge, brachten sie zum Wohnheim und übergaben die Zimmerschlüssel, sowie ein Willkommens-Paket mit den wichtigsten Unterlagen und einer finnischen Simkarte, die bereits mit einem Guthaben von 7€ aufgeladen war. Von Mittwoch bis Freitag fanden dann also die schon angesprochenen Orientation Days statt. Dabei lernte man seine Mitstudenten und die verschiedenen Campus der Haaga-Helia kennen, die letzten Fragen zur Kurswahl wurden geklärt und alle restlichen administrativen Aufgaben erledigt. Außerdem informierte uns die Erasmus-Studenten Verbindung ESN Helga über die geplanten Trips und Veranstaltungen. Zum Abschluss der 3 Tage wurden wir zu einer Bus-Sightseeing Tour eingeladen und trafen anschließend bei der ersten WillkommensVeranstaltung im Irish Pub Molly Mallones alle restlichen 250 Erasmus-Studenten. Die Haaga-Helia ist eine sehr moderne und relativ neue Universität. In Helsinki selbst gibt es 4 Campus. Vallila, Malmi, Haaga und Pasila. Wobei wir keine Kurse am Haaga Campus wählen durften und die meisten Business-Kurse in Pasila stattfanden. Außerhalb von Helsinki gibt es noch 2 weitere Standorte, Porvoo und Vierumäki. Die Uni ist sehr gut ausgestattet. Es gibt separate Computerräume mit Drucker, Scanner etc., Bibliothek, Cafeteria und sogar „Chill-out“-Räume. Außerdem verfügt die Universität über eine Kantine. Vor allem in Pasila war das Essen auf jeden Fall in Ordnung. Eine Mahlzeit kostet 1,46€ und umfasste ein Salatbuffet, ein Glas Milch oder Saft, Wasser so viel man möchte, ca. 2 verschiedene Hauptgerichte (eines davon vegetarisch), sowie verschiedenes Brot mit Butter. Jedem Studenten wurden außerdem von der Uni 1000 kostenlose schwarz/weiß, bzw. 250 farbige Kopien zur Verfügung gestellt, was sehr hilfreich war, da niemand über einen Drucker etc. verfügte. Es wird außerdem ein Sportpass angeboten wenn man Mitglied von ESN ist. Er kostet 35€ für das ganze Semester und man konnte dadurch aus verschiedenen Kursen wählen, wie z.B. Zumba, Perfect-Body oder Fit-Ball. Im Pasila Campus gibt es auch noch ein kleines Fitnessstudio was man benutzen darf und am Haaga Campus ein Schwimmbad. Beides ist zu bestimmten Öffnungszeiten für die Studenten offen. Die Kurse, bzw. die Lernmethoden an der Haaga-Helia sind sehr anders zu den in München. Im Allgemeinen sind nur allerhöchstens 30-40 Studenten in einem Kurs, meist gemischt, Finnen und Erasmus-Studenten. Der Lehrer wird mit dem Vornamen angesprochen und das Verhältnis ist viel lockerer und freundschaftlicher als in Deutschland. Es herrscht in den meisten Kursen Anwesenheitspflicht, welche auch zum Teil benotet wird (bis zu 20% der Gesamtnote). Die Leistungsnachweise sind in der Regel mehrere Assignments, Präsentationen und Prüfungen. Die Note setzt sich also aus mehreren Komponenten zusammen, was das Erreichen von guten Noten sehr viel einfacher macht. Man muss zwar kontinuierlich lernen und vorbereiten, vermeidet aber dadurch den Prüfungsstress, den man in München vor den Klausuren gewohnt ist. Meine Kurse waren: • International Economics, 6 ECTS, bei Sami Hartikainen in Vallila • Multicultural Business Communication in English, 3 ECTS, bei Kevin Gore in Pasila (Abendkurs) (Alle Kurse bei Kevin Gore sind übrigens sehr zu empfehlen) • Finnish for Exchange Students, 3 ECTS, bei Matti Helelä in Pasila • International Human Resource Management, 3 ECTS, bei Marjo-Kaisa Ohlsbom (Abendkurs) • Multicultural Teamwork, 3 ECTS, bei Riita Blomster in Malmi (Abendkurs) Alles in allem ist das Lernniveau einfacher als in München. Man muss sich eigentlich keine Gedanken über Nichtbestehen machen. Jedoch können die Gruppenarbeiten anstrengend und mühsam sein, da vor allem finnische Studenten alles sehr locker sehen und ihren Teil oft als letztes abgeben. Tipp bei der Anmeldung für die Kurse: Immer rechtzeitig dran sein. Wenn Beginn der Anmeldung 8.00 Uhr ist, dann auch um 8.00 anmelden. Ansonsten gibt es keine freien Plätze mehr im gewünschten Kurs, oder man ist auf der Warteliste. Oft werden nämlich finnische Studenten bei den Plätzen bevorzugt. Über die Möglichkeit der Unterkunft wurden wir schon während des Bewerbungsprozesses informiert. HOAS ist die Organisation, die einheimischen- sowie uns Erasmus-Studenten Wohnheime zur Verfügung stellt. Es gibt mehrere Wohnheime in Helsinki, in denen die Erasmus-Studenten untergebracht waren. Ich hatte das Glück einen Platz im Wohnheim in Pasila zu bekommen. Denn auch hier gilt wie so oft in Finnland: First come, first serve. Am besten gleich in der Nacht bei Bewerbungs-Beginn bewerben. Wer zu lang gewartet hat, bekam nur ein Zimmer mehrere Zugstationen von der Innenstadt entfernt. Der Wohnkomplex in Pasila ist in der Junailijankuja, nur unweit vom Hauptcampus der Haaga-Helia entfernt. Zugegeben, Pasila ist nicht die schönste Gegend in Helsinki, aber unglaublich praktisch und am nächsten von allen Wohnheimen zur Innenstadt. In unmittelbarer Umgebung befindet sich die Station Pasila, von wo aus man nur eine Station mit dem Zug zum Hauptbahnhof braucht. 3 verschiedene Tram-Linien, sowie diverse Bus-Linien halten hier. Außerdem gibt es nur ca. 3 Minuten entfernt einen Lidl, K-Market und sogar der Flughafen-Bus 615/620 ist nur ca. 10 Minuten entfernt. Auch ein großes Schwimmbad ist nur ein paar Minuten zu Fuß entfernt, bei dem Studenten nur 3,20€ Eintritt zahlen (Sauna inklusive). Der Komplex an sich ähnelt einem Plattenbau. Es gibt 2 verschiedene Teile, A und B. Insgesamt gibt es hier über 80 Apartments, die entweder 6er-, 3er- oder Einzel-Apartments sind. Hier wurden aber nicht nur Haaga- Helia Erasmus-Studenten untergebracht, sondern hauptsächlich Erasmus-Studenten der anderen Universitäten in Helsinki. Ich war in einem 6er-Apartment untergebracht. Geschlechter werden hier strikt getrennt. Die Wohnung ist ausgestattet mit einer Dusche, 2 Toiletten, 6 separaten Zimmern und einer Wohn-/Essküche, mit 2 Kühlschränken und sogar einem Tiefkühler. Im Allgemeinen ist vor allem der einzige Gemeinschaftraum, die Küche sehr beengt und man merkt, hier haben viele Jahre lang junge Leute gelebt. Beim ersten Betreten des Apartments war auch ich etwas überrascht, fast schon geschockt. Aber nach dem ersten Ikea-Besuch (den übrigens ESN Helga am ersten Wochenende organisiert), mit bunter Bettwäsche und evtl. einer Zimmerpflanze fühlt man sich schon viel wohler im 10 m² Zimmer. Offiziell heißt es, es befinden sich keine Küchenutensilien in der Wohnung. Jedoch ist so viel Geschirr, Besteck, Töpfe etc. von den Vormietern hinterlassen worden, dass man eigentlich nichts mehr extra mitbringen oder kaufen muss. Was man jedoch mitbringen oder kaufen muss ist Kopfkissen und Bettdecke. Wer es also erst am ersten Wochenende bei Ikea kaufen möchte, um mehr Platz im Gepäck zu haben, sollte daher an ein kleines Kissen und eine Decke denken. Das Wohnheim verfügt über einen Common Room im 9. Stock, den man jeden Tag buchen und bis 23 Uhr benutzen darf. Im 9. Stock befinden sich ebenfalls 2 Saunas, für Männer und Frauen, für die es 3-mal wöchentlich Sauna-Zeiten gibt. Eine kleine Terrasse für jedes Gebäude gibt es zusätzlich. Im Keller befinden sich der Wasch- und Müllraum. Waschen war teilweise sehr schwierig, da für das gesamte Wohnheim nur 4 Waschmaschinen und 3 Trockner zur Verfügung standen. Man benötigt außerdem eine finnische Simkarte, und die Waschmaschinen zu benutzen. Jede Maschine kostet 1,30€, die vom Guthaben auf dem Handy abgezogen werden. Die Miete betrug im Übrigen 391€. Wobei HOAS meines Wissens die Miete ab 2014 um 5€ erhöht hat. Das Zimmer darf man übrigens schon zu Beginn des Monats (bei mir war es August) beziehen, Miete zahlt man erst für die Monate September bis Dezember. Was auch der Grund war, warum ich schon 10 Tage vor den Orientation Days angereist bin. Zu dieser Zeit war das Wohnheim zwar noch so gut wie unbewohnt, es war aber eine tolle Möglichkeit die Stadt schon früher zu erkunden und alles Notwendige zu besorgen. Generell kann ich jedem empfehlen ein HOAS-Apartment in Anspruch zu nehmen. Denn auch der Wohnungsmarkt in Helsinki ist ähnlich wie in München. Knapp und teuer. Das Leben in Finnland ist wie sicher schon bekannt teurer als in Deutschland. Jedoch kann man die meisten Lebensmittel relativ günstig bei Lidl kaufen. K-Market hingegen ist teuer und nur für Spezielles zu empfehlen. Auch Restaurantbesuche sind wesentlich teurer. Der große Vorteil in Finnland allerdings, dass Leitungswasser grundsätzlich kostenlos ist. Die Kosten für Clubbesuche sind auch etwas höher als in München. Die Eintrittspreise sind zwar ungefähr gleich, jedoch kosten die Getränke um einiges mehr. Mit 6,50€ für ein 0,4 l Bier muss man auf jeden Fall rechnen, es sei denn es gibt Spezialangebote. In manchen Bars/Clubs gibt es an speziellen Tagen studentenfreundliche Preise. Das findet man aber auch sehr schnell in den ersten Tagen raus. Die Finnen sind ein sehr ruhiges Volk. Kontakt zu ihnen herzustellen ist zugegebenermaßen nicht ganz einfach. Selbst zu Kommilitonen hat man eher oberflächlichen Kontakt durch die Gruppenarbeiten in der Uni. Trotzdem sind Finnen stets sehr freundlich und hilfsbereit und helfen gerne mit sehr guten Englischkenntnissen weiter, selbst wenn man sie nur frägt welche Sahne im Kühlregal die richtige ist. Was sonst noch sehr schnell auffällt ist, dass einem extrem viele alkoholisierte Finnen jeden Alters begegnen. Aber keine Sorge, sie waren immer sehr friedlich. Alkohol spielt in Finnland eine große Rolle. Genauso wie Spielautomaten, die man an jeder Ecke findet, sogar an der Lidl-Kasse. Zur Freizeitgestaltung von Erasmus-Studenten in Helsinki. Die Stadt an sich hat nicht viele Sehenswürdigkeiten zu bieten und die man schon in den ersten Wochen bald gesehen hat. Die Inseln Lauttasaari und Mustikkamaa kann ich, neben den typischen Inseln Suomenlinna und Seurasaari, sehr für Spaziergänge empfehlen. Auch die Zoo-Insel Korkeasaari ist einen Besuch wert. Im Allgemeinen ist die finnische Natur einen Ausflug wert. Es gibt einen nahegelegenen Nationalpark der sehr schön ist. Museumstechnisch kann ich leider eher wenig sagen. Das einzige Museum das ich besucht habe ist das Designmuseum. Ein sehr modernes Museum, was ich an regnerischen Tagen und für nur 5€ Eintritt auf jeden Fall wieder besuchen würde. Einen Spaziergang ist auch der DesingDistrict wert. Das weitläufige, hippe Viertel ist ganz schön und man entdeckt viele kleine Läden und Cafés. Ab Mitte November wurde es dann langsam Winter und immer später hell und immer früher dunkel. Ich muss zugeben, etwas auf die Stimmung schlägt das schon, aber der tolle und farbenfrohe Herbst den wir erleben durften, machte die letzten 6 Wochen im winterlichen Helsinki erträglicher. Tipps: Mein Lieblings Café ist das Café Regatta unterhalb des Sibeliusmonuments direkt am Meer. Unbedingt ausprobieren und Korvapuusti essen! Ein Besuch auf dem Olympiaturm kann ich euch auch sehr an Herz legen. Meine Mitbewohnerinnen und ich haben uns auch für ein Wochenende im September ein kleines Sommerhaus in der Nähe von Jyväskylä in der Mitte von Finnland gemietet. Es war direkt an einem See gelegen, mit eigenem Steg und sogar einem Boot. Erreicht haben wir es mit einem gemieteten Auto. Alles war sehr unkompliziert und relativ günstig (ca. 300€ für Haus und Auto für 4 Personen). Tagesausflüge in die Städte Tampere, Turku und Tallinn haben wir ebenfalls unternommen. Viele nutzen die Fahrt nach Tallinn unter anderem auch, um billigen Alkohol zu kaufen, der übrigens selbst im Lidl relativ teuer ist. Natürlich muss man in Finnland auch traditionell in die Sauna gehen. In Helsinki gibt es mehrere öffentliche Saunas. Und wer mag kann auch ein typisches finnisches Gericht, Rentier oder Elch, probieren. Mein Tipp ist auch die von ESN Helga angebotenen Trips mitzumachen. Das Highlight war natürlich der Lappland-Trip Anfang Dezember. Ich kann euch aber auch auf jeden Fall alle anderen Trips wie z.B. Baltic-Trip (Estland, Lettland, Litauen), St. Petersburg und Pirates of the Baltic Sea Cruise (nach Stockholm) wärmstens empfehlen. Aber auch hier Vorsicht: Schon 10 Minuten vor der Anmeldung vor dem Computer sitzen! Mein Fazit ist, das Erasmus-Semester war das Beste was ich überhaupt machen konnte. Es lang wahrscheinlich nicht nur an Helsinki oder Finnland, sondern trugen die Erfahrungen und Freundschaften, die man in der kurzen Zeit macht, den Großteil dazu bei. Nichtsdestotrotz ist Helsinki eine sehr gute Stadt für das Auslandssemester. Nicht zu groß und nicht zu klein, aber dennoch die Hauptstadt und Zentrum des riesigen Landes. Die finnische Landschaft ist atemberaubend schön und unvergleichlich. Finnland hat so viel mehr zu bieten als eben nur „kalt und dunkel“.