Baby an Bord

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Baby an Bord
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Service
K
ein Wunder, dass die
meisten frischgebackenen Eltern mit einem
Auto unterwegs sind, steigt
das Gepäckvolumen mit der
Geburt eines Babys doch stark
an: Kinderwagen, Wickelzubehör, Spielzeug – vieles muss
mit, wenn man mit Kind unterwegs ist. Für eine Reise kommen außerdem ein Reisebett
und weitere Utensilien dazu.
So kauft fast jeder Zweite
(49 %) für den Nachwuchs ein
geräumigeres Auto, wie die repräsentative Studie „Eltern: Wie
mobil seid ihr?“ im Auftrag der
Britax Römer Kindersicherheit
GmbH ergeben hat. Natürlich
ist der wichtigste Grund hierfür bei den meisten ein großer
Kofferraum (81 %). Worauf man
außerdem beim Kauf eines
Familienautos achten und welche Fragen man sich vorher
stellen sollte, lesen Sie in unserer Checkliste für den Familien-
42
ARCD-Clubmagazin
03/2015
Verkehrssicherheit
Baby an Bord
Von Bettina Glaser
auto-Kauf rechts unten. Ist ein
geeignetes Auto gefunden
oder sogar schon vorhanden,
kommt es noch auf die Auswahl einer passenden Babyschale an.
Neue i-Size-Regelung
Für diese gilt seit Juli 2013 neben der bisherigen ECE R 44
auch i-Size (ECE R 129).
Hersteller können Kindersitze
seitdem nach beiden Regelungen zulassen. Neu bei i-Size ist
der längere rückwärts gerichtete Transport von Kindern bis
zu einem Alter von 15 Monaten bzw. ca. 80 cm Körpergröße. Erstmalig wird also der
Wechsel des Kindersitzes nicht
mehr vom Gewicht des Kindes,
sondern von Größe und Alter
bestimmt. Bisher galt der rückwärtsgerichtete
Transport
nach ECE R 44 für Kinder von
0 bis 13 kg und einem Alter bis
ca. 12 Monate (Gruppe 0/0+).
Zusätzlich gibt es einen Seitenaufpralltest; i-Size ist nur noch
für Isofix gültig.
Die Kindersitz-Hersteller reagieren recht zögerlich
Das ECE-Label
zu finden auf jeder geprüften Babyschale
Version der
ECE R44 (hier: 04)
Modell
Zulassungskategorie
Zugelassen für Körpergewicht
Europäisches Prüfzeichen
Zulassungsnummer
Land der Zulassung
1=D, 2=F, 3=IT, 4=NL, . . .
Herstelleranschrift
Fotos: Cybex, Glaser, Hauck , Holler, Hoppediz, Kaufmann, Kia, Kiddy, Maxi Cosi, VW
Das Auto ist für den
Großteil der Eltern als
Transportmittel nicht mehr
wegzudenken: 93 Prozent
von ihnen nutzen es seit ihrem
ersten Kind als Hauptverkehrsmittel. Ein Ratgeber, wie man
Babys möglichst sicher im Pkw
transportiert und wie man
die passende „Familienkutsche“
findet.
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Service
Mit der neuen i-Size-Regelung
fahren Babys jetzt länger – nämlich
bis 15 Monate – rückwärtsgerichtet.
Mit der 2wayFamily hat Maxi Cosi
ein i-Size-System herausgebracht.
Befestigt wird es an den IsofixVorrichtungen im Auto.
Damit Babys auch in Babyschalen
flach liegen und dadurch grundsätzlich ihre Wirbelsäule bei längeren Fahrten entlastet wird,
haben zwei deutsche Hersteller
passende Modelle entwickelt:
Cloud Q von Cybex (unten) und
evo-lunafix von Kiddy (rechts).
Die Wahl
der Befestigung
Fotos: Cybex, Glaser, Hauck , Holler, Hoppediz, Kaufmann, Kia, Kiddy, Maxi Cosi, VW
Grundsätzlich unterscheidet
man zwei Möglichkeiten der
Befestigung: per Isofix oder
per Gurt. Ob in Ihrem Fahrzeug
eine Isofix-Vorrichtung vorhanden ist und wenn ja, auf welchen Sitzplätzen, finden Sie in
der Bedienungsanleitung des
Fahrzeugs. Wichtig ist auch,
bei der Wahl der Babyschale an
alle weiteren Fahrzeuge zu
auf die neue Norm, da die
Autoindustrie die Fahrzeuge
erst an die neue Verordnung
anpassen muss. Ein i-Size-System bietet bereits der niederländische Hersteller Maxi Cosi
mit seiner 2wayFamily aus
2wayFix Basis, der Babyschale
Pebble Plus und dem Kindersitz 2wayPearl.
Aber keine Sorge, falls Sie einen Auto-Kindersitz nach ECE
R 44 besitzen oder kaufen
möchten. Diese können voraussichtlich noch bis 2018 zugelassen werden, sodass
sie auch einige Zeit nach 2018
noch erlaubt sein werden.
Wichtig ist hierbei, dass man
sich für einen Sitz mit den
Nummern 44/03 oder 44/04
entscheidet, denn eine 01 bzw.
02 weist darauf hin, dass es
sich um eine Schale handelt,
die vor 1995 hergestellt wurde
und nicht mehr verwendet
werden darf.
denken, mit denen das Baby
transportiert werden soll, also
beispielsweise auch an diejenigen der Großeltern.
Die Befestigung per Isofix gilt
als die sicherste, denn Bedienfehler sind hier nahezu ausgeschlossen, und die Babyschale
ist fest mit dem Fahrzeug verbunden. Außerdem ist diese
Möglichkeit die bequemste,
denn die Basisstation wird an
der Isofix-Vorrichtung befestigt und bleibt im Auto, die
Babyschale wird nur noch einbzw. ausgeklickt, und das zum
Teil komplizierte Angurten des
Sitzes entfällt. Aber auch für
Fahrzeuge ohne Isofix gibt es
die Möglichkeit der Befestigung mit einer Basisstation,
die über den Gurt im Auto
fixiert wird. Sehr praktisch sind
Basisstationen, die beide Möglichkeiten bieten (z. B. jene von
Cybex).
Einige Babyschalen können
auch noch auf die herkömmliche Weise ohne Basisstation
ins Fahrzeug gegurtet werden.
Fünf Kriterien für den Familienauto-Kauf:
Natürlich hängt ein Autokauf von
vielen Faktoren ab. Wichtige Kriterien
können sein:
� Stauraum: Ausreichend Platz ist
das A und O eines Familienautos:
Passt der Kinderwagen rein? Ist
außerdem noch genug Raum für
Einkäufe oder Gepäck? Auch die
Ladekantenhöhe ist wichtig – ist
sie zwischen 50 und 70 Zentimeter hoch, ist in der Regel ein rückenschonendes Einladen des Gepäcks möglich. Bei Autos mit einer
niedrigen Ladekante tut man sich
beim Beladen außerdem leichter.
� Kindersitztauglichkeit: Ist Isofix
vorhanden, und wenn ja, auf wie
vielen und welchen Sitzen? Falls
nötig: Passen mehrere Kindersitze
nebeneinander? Ist kein Isofix vorhanden, sollte man darauf achten,
dass die Gurte zur Befestigung
von Kindersitzen lang genug sind.
Außerdem sollte für die Kleinsten
auch mit Kindersitz genug Platz
auf der Rückbank sein. Wer die Babyschale auf dem Beifahrersitz
transportieren will, muss darauf
achten, dass man den Beifahrerairbag abschalten kann.
� Türen: Vier Türen sollte ein Familienauto auf jeden Fall haben.
Schiebetüren lassen sich auf engen Supermarktparkplätzen einfacher öffnen.
� Sicherheit: Fünf Sterne im NCAPCrashtest sollte ein Auto bekommen, damit man damit möglichst
sicher unterwegs ist.
� Alltagstauglichkeit: Manchmal
können Kleinigkeiten wichtig werden: Sind die Polster strapazierfähig? Ist eine Kindersicherung an
den hinteren Türen vorhanden?
Und nicht zuletzt: Gibt es ausreichend Ablagefächer?
VW Sharan: Viel Platz im Innenraum, bis zu sieben Sitze und
Schiebetüren machen
das Auto familientauglich.
Kia Carens: Eine flache Ladekante und
die mögliche Erweiterung um eine
dritte Sitzreihe sprechen
für den Kompakt-Van.
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Grundsätzlich sollte man sich
immer eine gute Einweisung
im Fachgeschäft geben lassen, da die meisten Fehler
beim Befestigen passieren. Außerdem sollte man die Schale
vor dem Kauf im Auto ausprobieren, denn manchmal reicht
bei der Befestigung per Gurt
die Länge des Gurtbandes
nicht aus.
Weitere
Kaufkriterien
Zur Entscheidung können außerdem das Gewicht der Babyschale und die Frage, ob diese
mit einem Adapter als Travelsystem mit dem Kinderwagen
kompatibel ist, beitragen. Da
Babys aufgrund ihrer empfindlichen Wirbelsäule nicht lange
Praktisches Zubehör
für Babys im Auto:
in Babyschalen sitzen sollen
und die Nackenmuskulatur
noch recht schwach ist, sodass
es zu einem Nach-vorne-Kippen des Kopfes und dadurch
zu einer Erstickungsgefahr
kommen kann, haben manche
Hersteller mittlerweile auch
Babyschalen mit Liegefunktion
(z. B. Cybex, Kiddy – vgl. vorne)
auf den Markt gebracht.
Cloud Me 2 (Maße: 40 x 40 cm, zwei Stück). Beides
passt in fast alle Fahrzeugmodelle, Anbringung mit
Saugnäpfen. Je ca. 7 Euro,
www.hauck.de
Die Gurte der Babyschale
sollen möglichst stramm
am Körper des Kindes
anliegen. Dicke Jacken
stören dabei. Eine
mögliche Lösung: die
Einschlagdecke aus
Baumwoll-Frottee
von Hoppediz
(Maße: 80 x 80 cm).
Sie ist mit Schlitzen
für Drei-Punkt- und
Fünf-Punkt-Systeme
ausgerüstet, sodass der
Gurt fest anliegt.
In fünf verschiedenen Farben,
39,95 Euro,
www.hoppediz.de
Das Kissen Sleepfix von Sandini (Größe XS, 0 bis 18
Monate) verhindert, dass der Kopf des Babys im Schlaf
nach vorne oder zur Seite kippt, und kann dadurch Verletzungen durch den Seitenairbag verhindern.
24,95 Euro, www.sandini .de
Am einfachsten werden Babys mit einem Schutz am
Fenster vor gefährlichen Sonnenstrahlen geschützt.
Ideal für Babys in rückwärtsgerichteten Babyschalen
ist Cloud Me von Hauck (Maße: 84 x 34 cm) für die
Heckscheibe. Für die Seitenfenster gibt es das Modell
Die sichersten Plätze für Babyschalen im Auto sind auf
den Rücksitzen, doch ist es hier natürlich für den Fahrer
schwierig, die Kinder im Auge zu behalten. Mit dem
Überwachungsspiegel von Kaufmann, der an der
hinteren Kopfstütze befestigt wird, hat der Fahrer das
Baby über den Rückspiegel dennoch im Blick, ohne
sich während der Fahrt umdrehen zu müssen.
12,95 Euro, www.kaufmann-neuheiten.de
Weitere Produkte finden Sie im ARCD-Shop auf S. 19.
Den Kauf einer gebrauchten
Schale sollte man nur in Erwägung ziehen, wenn man den
Verkäufer gut kennt und sicher
sein kann, dass die Schale unfallfrei ist, denn nicht alle Schäden entdeckt man, wenn man
den Bezug entfernt. Insgesamt
sollte die Schale nur drei bis
vier Jahre benutzt werden.
Einbau und Alltag
Statistisch gesehen ist der sicherste Platz im Auto hinten in
der Mitte. In der Praxis eignet
sich jedoch meist der Sitz hinten rechts für den Einbau der
Babyschale am besten, denn
hier fällt Eltern das Einladen
und Angurten leichter, und die
Beladung kann vom Gehweg
aus erfolgen. Wer die Babyschale dagegen vorne auf
dem Beifahrersitz anbringt,
muss unbedingt den Beifahrer-Airbag ausschalten! Wichtig ist außerdem, dass man
den Gurt fest genug anzieht: Maximal zwei Finger
sollten zwischen den Gurt
der Babyschale und den
Brustkorb des Kindes passen.
Dicke Anoraks verhindern das
stramme Anliegen und haben
deshalb in der Babyschale
nichts verloren. Besser ist eine
Einschlagdecke (siehe Zubehör-Tipps links). Nie vergessen
sollte man außerdem, den
Tragbügel oben einrasten zu
lassen. Meist ist das Kind bei einem Unfall nur so richtig geschützt (abhängig von der Babyschale – siehe Bedienungsanleitung!).
Nicht zu früh wechseln
Noch ein Tipp zu guter Letzt:
Auf keinen Fall sollte man zu
früh zu einem Kindersitzmodell der nächsten Gruppe
wechseln, denn die Jüngsten
sollten
möglichst
lange
rückwärtsgerichtet im Auto
mitfahren. Es empfiehlt sich,
erst dann einen neuen Sitz anzuschaffen, wenn der Kopf
über die Rückenlehne der Babyschale hinausschaut.
쏋
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ARCD-Clubmagazin
03/2015