HEA - Prospekt Großwärmepumpe - PR
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HEA - Prospekt Großwärmepumpe - PR
Fachinformation Großwärmepumpen Einsatzfelder & Praxisbeispiele Inhalt Vorwort ............................................................................................................................................... 3 Wie funktioniert eine Wärmepumpe ................................................................................................... 4 Wo liegt der Nutzen von Wärmepumpen............................................................................................ 5 Praxisbeispiel: Wohnanlage in Münster ............................................................................................. 6 Wann arbeitet eine Wärmepumpe wirtschaftlich ................................................................................ 7 Praxisbeispiel: Mit Innovation auf Draht ............................................................................................. 8 Wie unterscheiden sich die Gerätetypen ............................................................................................ 9 Praxisbeispiel: Stadtmuseum in Trier ............................................................................................... 10 Wie sehen Einsatzbereiche und Aufgaben aus .................................................................................11 Praxisbeispiel: Stadtreinigung in Hamburg....................................................................................... 12 Planungsanforderungen & Förderungen .......................................................................................... 13 Praxisbeispiel: Power Tower in Linz ................................................................................................. 14 Herstellerübersicht............................................................................................................................ 15 Impressum Herausgeber: HEA - Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung e. V. Reinhardtstraße 32 10117 Berlin Telefon: 030 300199-0 Telefax: 030 300199-4390 www.hea.de 1. Auflage Februar 2011 © HEA, 2011 |2 Vorwort Kaum ein Begriff in der Haustechnik ist in den letzten Jahren so nachhaltig kommuniziert worden wie die Wärmepumpe. Die Gründe: Ausgereifte Gerätetechnik hat sich in der Heizung, Lüftung, Warmwasserbereitung und Kühlung einen vorderen Platz erobert. Begleitet von Preissteigerungen und der Verknappung fossiler Brennstoffe trugen auch die verschärften Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV 2009) an den Wärmeschutz in Neubau und Sanierung dazu bei. Förderprogramme haben Wärmepumpentechnik heute im Einfamilienhausbau als Standardausstattung etabliert. Seit 2009 muss außerdem jedes neu errichtete Gebäude die Forderungen des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes (EEWärmeG) erfüllen und einen Teil seines Wärmebedarfs aus erneuerbaren Quellen abdecken. Hierzu zählt auch Umweltwärme, nutzbar mit einer Wärmepumpe. Gleichzeitig wird die so dringend notwendige Senkung des CO2-Ausstoßes weiter vorangetrieben. Diese Entwicklung stellt auch Weichen für den Einsatz von Wärmepumpentechnik im Objektbau und in der Wohnungswirtschaft. Dort entscheiden mehrere Beteiligte: Investor, Betreiber, Architekt, Fachplaner und TGA-Ausführungsbetrieb. Von einer Großwärmepumpenanlage sprechen Experten, wenn eine thermische Leistung über 100 kW oder eine elektrische Leistung über 30 kW benötigt wird. Auch diese Geräte werden von der Industrie serienmäßig angeboten. Hier ist in der Regel ein Fachplaner hinzuzuziehen. Für größere Leistungen werden oft mehrere Geräte in Kaskade konfiguriert und bei Bedarf nacheinander zugeschaltet. Großanlagen können auch als Einzellösung bereit gestellt werden. Die technische Entwicklung macht es heute möglich, dass sich die Leistungsgrenze weiter nach oben verschiebt. In Skandinavien sind Anlagen bis zu 1 MW thermischer Leistung im Betrieb; sie gewinnen Energie aus dem Meerwasser. Diese Informationsschrift soll dazu beitragen, den vertiefenden Dialog mit den Fachleuten voranzutreiben, um den Entscheidungsträgern in Industrie, Gewerbe, Kommunen oder Wohnungswirtschaft diese moderne und effiziente Technologie näherzubringen. Alle müssen vom Nutzen überzeugt sein. Anhand von Praxisbeispielen wird gezeigt, welche energieeffiziente und ökologische Qualität Lösungen mit Großwärmepumpen besitzen. 3| Wie funktioniert eine Wärmepumpe? Wärmepumpen nutzen die physikalischen Eigenschaften von Flüssigkeiten bzw. Gasen. Beim Wechsel der Aggregatzustände wird Energie aufgenommen (Verdampfung) bzw. wieder abgegeben (Kondensation). Ein zirkulierendes Kältemittel transportiert dadurch die Wärme vom Ver- dampfer zum Kondensator. Ein Verdichter pumpt das Kältemittel auf ein höheres Druckniveau und hält so diesen Prozesskreislauf aufrecht. Dieses allseits bekannte „Prinzip Kühlschrank“ funktioniert unauffällig und störungsfrei – über viele Betriebsjahre. Funktionsprinzip Wärmepumpe Wie bewertet man eine Wärmepumpe? Leistungszahl 5 = 5 kWh Nutzenergie 1 kWh Antriebsenergie Jahresarbeitszahl = Jahreswärmebedarf kWh Eingesetzter Endenergieaufwand kWh Die Leistungszahl ist das Maß für ökologische und ökonomische Effizienz eines Gerätes. Sie spiegelt das Verhältnis zwischen aufgewendeter Endenergie (meist Strom) und abgegebener Nutzenergie (Wärme) wider. Sie wird für einen definierten Betriebspunkt (Wärmequellentemperatur, Vorlauftemperatur) angegeben. Bei der Leistungszahl 5 entstehen aus 1 kWh Antriebsenergie und paralleler Gewinnung von 4 kWh Umweltenergie 5 kWh Nutzenergie. Die Jahresarbeitszahl belegt die Effizienz der individuellen Heizungsanlage für ein durchschnittliches Betriebsjahr. Der tatsächliche Wert kann jährlich, je nach Klima und Nutzerverhalten, variieren. Vorgeschriebene Mindestarbeitszahlen nach Anlage III EEWärmeG Wärmepumpe für Heizung für Heizung und Warmwasser Luft/Wasser 3,5 3,3 Luft/Luft 3,5 3,3 Wärmemengen- und Stromzähler Sole/Wasser 4,0 3,8 Wasser/Wasser 4,0 3,8 Wärmemengen- und Stromzähler Ausnahme: Vorlauftemperatur max. 35 °C Gas 1,2 1,2 Wärmemengen- und Brennstoffzähler |4 Zähleinrichtung Wo liegt der Nutzen von Wärmepumpen? Umgebungswärme stellt kostenlos ein Mehrfaches an Heizenergie bereit – mehr als Strom zum Betrieb verbraucht wird. So ist die Wärmepumpe eine CO2-reduzierte Wärmequelle. Diese Heiztechnologie trägt zum Klimaschutz und zu einem positiven Image des Betreibers bei. Wird Öko-Strom genutzt, fällt die Bilanz noch umweltfreundlicher aus. Das System ist dann nahezu CO2-emissionsfrei. Wohlfühlklima dank Wasser/WasserWärmepumpe im SpaWellness-Center in Rust. Die Wärmepumpe profitiert auch nach der Installation überproportional von jeder Verbesserung des Strom- oder Erdgasmixes, z. B. durch die Steigerung des Anteils erneuerbaren Stroms oder die Modernisierung des Kraftwerksparks. Da mit Wärmepumpen geheizt und gekühlt werden kann, sind sie gegenüber zentralen Klimaanlagen wesentlich wirtschaftlicher. Prozesswärme in der Industrie oder Abwärme aus Lüftungsanlagen kann für Heizung oder Warmwasserbereitung genutzt bzw. in den technologischen Kreislauf der Produktion zurückgeführt werden. Heizen und Kühlen für Patienten des Gemeinschaftsklinikums Kemperhof in Koblenz. Es entstehen keine Abgase; ein Schornstein mit Filtersystem ist nicht notwendig. Wartungsarbeiten beschränken sich auf ein Minimum. Betriebskosten fallen insgesamt niedriger aus. Dies trägt z. B. in der Wohnungswirtschaft zu einer Begrenzung der Mietnebenkosten bei. Hohe Kunst: ganzjähriges Energiemanagement im Emil-Schumacher-Museum in Hagen. Gesetzliche Anforderungen zur Nutzung erneuerbarer Energien nach EEWärmeG werden sehr gut erfüllt. Kombiniert mit Solarthermie oder Photovoltaik können zusätzliche Fördermittel bei der KfW beantragt werden. Mehr Unabhängigkeit von den Schwankungen des Energiemarktes, müssen nur noch ein Drittel bis ein Viertel des Bedarfs gekauft werden. Zusätzliche Anschlüsse für leitungsgebundene Energieträger oder Lagerkapazitäten für Öl oder Biobrennstoffe werden nicht benötigt. In der Breisacher Formenbau GmbH, Bahlingen, wird Abwärme von Maschinen effektiv genutzt. 5| Praxisbeispiel Wohnanlage in Münster Zwei Wärmepumpen im Einsatz Im Münsteraner Stadtteil Mecklenbeck entstand die erste barrierefreie Wohnanlage mit optionalem Altenpflegekonzept. Das innovative Projekt ist für mehrere Generationen errichtet worden, die jüngste Bewohnerin ist sieben, die Älteste 87. Dank einer Wärmepumpenanlage trägt das Projekt zur nachhaltigen Energieeinsparung bei. Das Erbpachtgrundstück in grüner Lage, bereitgestellt von der evangelischen JohannesKirchengemeinde Münster, war dank der guten Infrastruktur für den barrierefreien Wohnungsbau prädestiniert. Die starke Nachfrage beweist den Weitblick der P+S Planung und Schlüsselfertigbau GmbH: Alle Wohnungen waren bereits vor der Fertigstellung im Dezember 2009 verkauft. Langfristig sparsam heizen Im Mittelpunkt der Planung standen Bau, Dämmung und Belüftung nach der gültigen EnEV, um Erstellungs- und Betriebskosten zu minimieren. Zur optimalen Zirkulation des Heizungswassers und Verkürzung der Leitungswege in das Trinkwassersystem wurden zwei identische Anlagen in separaten Heizräumen konzipiert. Jede besteht aus einer Sole/Wasser-Wärmepumpe WPF 66 mit 69 kW Heizleistung, einem 1 500-Liter-Pufferspeicher sowie einem 700Liter-Warmwasserspeicher. Sie bezieht regenerative Umweltwärme aus je neun Erdsonden in 150 Metern Tiefe, um insgesamt 2 731 Quadratmeter Wohnfläche in 35 Wohneinheiten mit Heizwärme und Warmwasser zu versorgen. Im gesamten Wohnkomplex wird die Wärme über komfortable Fußbodenheizungen verteilt. Bautafel Technologie: Sole/Wasser-Wärmepumpe Modell: WPF 66 von STIEBEL ELTRON Betriebsart Heizung: Monovalent Betriebsart Warmwasserbereitung: Monoenergetisch Heizleistung: 138 kW (2 x 69 kW bei B0/W35) Pufferspeicher: 2 Stück á 1 500 Liter Warmwasserspeicher: 2 Stück á 700 Liter Erdsonden: 18 Tiefe: 150 Meter |6 Entscheidungsfreiheit beim Lüften In der Projektphase wurden die Bewohner für das Thema intelligentes Lüften sensibilisiert. Die meisten entschieden sich für den sofortigen Einbau einer kontrollierten Be- und Entlüftungsanlage. Wahlweise kann das System auch später nachgerüstet werden. Bis dahin profitieren die Bewohner von cleveren Grundrissen, die auch Stoßlüften begünstigen. Wann arbeitet eine Wärmepumpe wirtschaftlich? Bei sorgfältiger Planung ist die Wirtschaftlichkeit einer Wärmepumpenanlage in sehr vielen Anwendungsfällen sichergestellt. Kann die Wärmepumpe gleichzeitig als Heiz- und Kühlanlage genutzt werden, steigt die Wirtschaftlichkeit zusätzlich. Wesentlichen Einfluss auf Arbeitszahl und damit Wirtschaftlichkeit hat die von der Wärmepumpe zu überwindende Temperaturdifferenz zwischen Wärmequelle und gewünschter Temperatur bei der Wärmeanwendung (Wärmesenke). Diese sollte 50 K nicht überschreiten. Je kleiner diese Temperaturdifferenz ist, umso effizienter arbeitet das Gerät. Eine Kombination mit vorhandenen Heizanlagen im sogenannten bivalenten Betrieb oder mit regenerativen Heizsystemen (Solaranlagen, Holzkessel, etc.) kann die Effizienz des gesamten Heizund Kühlsystems deutlich verbessern. Wärmepumpen können darüber hinaus einen Wärmeüberschuss aus einem Gebäudeteil zu Heizzwecken in anderen Gebäudeteilen nutzen. Standardwärmepumpen liefern Temperaturen von ca. 65 °C; Hochtemperaturanlagen erreichen derzeit bis zu 75 °C. Bei Trinkwassererwärmung kann eine Legionellenschaltung, z. B. mit einem Heizstab, einmal täglich den Wasservorrat wirtschaftlich auf 70 °C erwärmen. Diese Trafofabrik in Offenburg arbeitet mit Wasser/WasserWärmepumpen in Kombination mit Deckenstrahlplatten. Im Fitness-Center Rust sorgen 8 Wasser/Wasser-Wärmepumpen mit 176 kW für ausreichend Wärme und Warmwasser. 7| Praxisbeispiel Mit Innovation auf Draht Nutzung industrieller Abwärme Der Kabelhersteller Gebauer & Griller ist international tätiger Zulieferer der Automobilindustrie und unterhält in Poysdorf seinen größten Produktionsstandort sowie ein Entwicklungszentrum. Zum Kundenkreis gehören namhafte Autohersteller ebenso wie Produzenten edler Luxuskarossen. Metallverarbeitung par excellence Neben einzelnen Drähten aus Kupfer und Aluminium fertigt das mehr als 70 Jahre alte Unternehmen auch vollständig vorkonfektionierte Kabelbäume. Selbst in zukunftsweisenden Technologien wie der Lichtleitertechnik ist die familiengeführte Firma tätig. Bei der Herstellung von Metalldrähten werden die etwa fingerdicken Rohdrähte in speziellen Kabelzugmaschinen in die Länge gezogen, wodurch sich der Durchmesser auf das gewünschte Maß reduziert. In diesem Prozess der plastischen Verformung wird Wärme frei. Daher müssen die Kabel selbst als auch die Rollen der Ziehmaschine gekühlt werden. Dies geschieht mit umlaufendem Öl. Geringe Investition Bautafel Inbetriebnahme: 2009 Wärmequelle: Prozesswärme/Aluziehen Modell: OCHSNER IWWS110R2 Kompressor Type: Schraube, R134a Quellentemperatur: 25/20 °C Vorlauftemperatur: 55 °C Heizleistung: 139,5 kW Kühlleistung: 100,9 kW |8 Seit 2009 dient diese Abwärme als Energiequelle, die mit einer Wärmepumpe auf Heiztemperatur hochtransformiert wird. Dafür wurde ein Kühlaggregat durch eine Wärmepumpe ersetzt. Gleichzeitig übernimmt die Wärmepumpe einen Teil der Beheizung von Verwaltungs- und Produktionsgebäuden. Der jährliche Heizölverbrauch konnte um 34 Tonnen gesenkt und die Heizkosten somit um rund 19 000 Euro reduziert werden. Die effektive CO2Einsparung beläuft sich auf ca. 60 900 kg pro Jahr. Und das alles mit einem geringen Investitionsaufwand, denn das Wärmeverteilsystem blieb mit konventionellen Radiatoren im Bürogebäude und Luftheizgeräten in den Produktionshallen unverändert. Das Beispiel von Gebauer & Griller verdeutlicht, welche Energieeinsparpotenziale in produzierenden Bereichen genutzt werden könnten. Wie unterscheiden sich die Gerätesysteme? Unterscheidung nach Erschließung der Wärmequelle und der Wärmeabgabe: Wärmequelle Luft: Im Temperaturbereich -20 bis +35 °C stellt sie eine leicht zu erschließende Wärmequelle dar. Die Jahresarbeitszahl ist dabei vom Außenklima abhängig. Für große Leistungen muss der Aufstellort sorgfältig gewählt werden. Neben der Außenluft können auch Abluftströme als Wärmequelle genutzt und so ein Großteil der enthaltenen Energie kostengünstig zurückgewonnen werden. Die Wärmeabgabe kann über ein Lüftungs- oder ein wasserführendes System erfolgen. Gerätetyp: Luft/Luft-Wärmepumpe Gerätetyp: Luft/Wasser-Wärmepumpe Wärmequelle Erdreich: Mit oberflächennaher Geothermie kann im Erdreich gespeicherte Sonnenwärme genutzt werden. Ab etwa zehn Metern bewegt sich die Temperatur konstant zwischen 8 °C und 10 °C. Horizontale Flächentauscher oder vertikale Sonden transportieren über eine frostsichere Sole die vorhandene Wärme in ein wasserführendes Heizsystem. Nur zertifizierte Fachfirmen sollten die Sondenbohrungen ausführen, um die erforderliche Entzugsleistung sicherzustellen und die notwendigen wasserwirtschaftlichen Genehmigungen einzuholen. Gerätetyp: Sole/Wasser-Wärmepumpe Wärmequelle Wasser: Die Wärmepumpe entzieht Grund- oder Oberflächenwasser Wärme und gibt sie an ein wasserführendes System ab. Die Temperatur ist ganzjährig relativ konstant, die Arbeitszahl entsprechend gut. Benötigt wird neben einer Genehmigung der zuständigen Wasserbehörde für den Saug- und Schluckbrunnen eine Analyse der Wasserqualität. Gerätetyp: Wasser/Wasser-Wärmepumpe 9| Praxisbeispiel Stadtmuseum in Trier Mit Betonkernaktivierung Direkt neben der weltberühmten Porta Nigra zieht das Stadtmuseum Simeonstift jährlich viele Tausend Besucher an. In den neunziger Jahren wurde aufgrund der wachsenden Sammlung von Ausstellungsstücken ein Neubau benötigt, der sich in das historische Stadtbild einfügen und modernen Energierichtlinien entsprechen sollte. Hohe Anforderungen Die Raumtemperatur in den insgesamt 600 Quadratmeter großen Ausstellungsräumen muss ganzjährig zwischen 20 und 22 °C gehalten werden, die Luftfeuchte bei konstant 50 bis 55 Prozent. Museums- und Verwaltungsbereich sind gemäß den unterschiedlichen klimatischen Bedingungen mit verschiedenen Heiz- und Kühlsystemen bestückt. Die Büros sowie Treppenhaus, Foyer und Ausstellungshallen werden über eine Fußbodenheizung mit Wärme versorgt, die in den Sommermonaten auch zur Kühlung beiträgt. In weiteren Räumen im Erdgeschoss erfolgt die Klimatisierung durch eine Deckenheizung/ -kühlung. Blick frei für Exponate Bautafel Installation: Mai 2007 Technologie: Sole/Wasser-Wärmepumpe Modell: Fighter 1 330 von NIBE Kühlleistung: 40 kW Heizleistung: 40 kW Pufferspeicher: 2 Stück à 1 000 Liter Erdsonden: 13, im radialen Abstand von 6 Metern Tiefe: 100 Meter | 10 Eine Betonkernaktivierung in der Decke reguliert das Klima im Untergeschoss. Herzstück des Systems ist eine Sole/Wasser-Wärmepumpe, die Erdwärme aus etwa 100 Metern Tiefe nutzt. Abwärme aus dem Kühlbetrieb wird über Sonden zurück ins Erdreich geleitet und dort gespeichert. Durch die Fußbodenheizung kann auf herkömmliche Radiatoren verzichtet werden, sodass nichts von den faszinierenden Exponaten ablenkt. Damit möglichst wenig Energie verloren geht, wurde großer Wert auf die Dämmung der Außenwände und die Isolierung von Dach und Kellerdecke gelegt. Außerdem wurden DreifachWärmeschutzverglasungen verwendet. Die Wärmepumpe sorgt für ein angenehmes Raumklima und arbeitet ganzjährig unabhängig von den Witterungsbedingungen. Für die Stadt Trier waren vor allem die niedrigen Betriebskosten und die Reduzierung von CO2-Emissionen überzeugend. Wie sehen Einsatzbereiche und Aufgaben aus? Einsatzbereiche Die Vorteile der Wärmepumpe kommen auf zahlreichen Einsatzfeldern in Industrie, Gewerbe, Kommunalbauten und im mehrgeschossigen Wohnungsbau zum Tragen, gleichermaßen in Neubau und Sanierung. Besonders effizient sind Großwärmepumpen bei der Nutzung von Prozesswärme in der Industrie sowie der Abwärme von Kälte- und Lüftungsanlagen. In der Praxis bewährt haben sich Kaskadenschaltungen mehrerer Geräte und die regelungstechnische Kombination bedarfsorientiert arbeitender Heiz- und Kühltechnik. Aufgaben Wichtigste und häufigste Anwendung sind Heizung und Brauchwassererwärmung. Voraussetzungen: Vorlauftemperaturen bis ca. 50 °C abgestimmte Brauchwassererwärmung kurze Rohrleitungen gut gedämmte Wärmeverteilsysteme Wand- oder Fußbodenheizungen großflächige Heizkörper/Gebläsekonvektoren gesicherte Wärmequellenleistung über die Nutzungsdauer des Gebäudes woanders zur Heizung nutzen. Diese Anlagen arbeiten sehr wirtschaftlich. Passives und aktives Kühlen Bei entsprechender Konzeption können Erdreichoder Grundwasserwärmetauscher im Sommer zur Kühlung eingesetzt werden. Überschüssige Wärme wird ins Erdreich oder das Grundwasser abgeführt: Entweder passiv durch direkte Wärmeübertragung vom Heiz- auf den Solekreislauf ohne Wärmepumpenbetrieb – oder aktiv durch die auf Kühlbetrieb umgeschaltete Wärmepumpe. Kombination Kühlung/Lüftung Besonders effizient ist der Einsatz von Wärmepumpen in Lüftungsanlagen. Der Abluft wird Energie entzogen und der Zuluft auf höherem Temperaturniveau zugeführt. Technisch möglich ist im Sommer eine Umkehrung, um das Gebäudeinnere aktiv zu kühlen. Zusätzliche technische und energetische Vorteile bieten dann geschlossene Kühlkreisläufe. Beispiele: Serverräume, Gewerbeeinheiten oder Büros mit umfangreicher EDV-Ausstattung, die je nach Gebäudeausrichtung oder Sonnenstand bereits ab ca. 12 °C Außentemperatur gekühlt werden müssen. Kombination Heizung/Kühlung Nutzung von Prozesswärme Eine Wärmepumpe kann gleichzeitig heizen und kühlen. Entsprechend ausgelegte Wärmepumpenanlagen können ganzjährig durch Kälte-Wärme-Kopplung bei der Kühlung anfallende Wärme innerhalb eines Objektes umverteilen und Bei industriellen oder gewerblichen Prozessen im Niedertemperaturbereich (< 70 °C) kann eine Wärmepumpe als Heizquelle für schonende Trocknung, Reinigung, Entfettung und andere chemische Verfahren dienen. 11 | Praxisbeispiel Stadtreinigung Hamburg Warmwasser für 68 Duschen Im Hauptgebäude der Stadtreinigung Hamburg müssen Büros und Sanitärraume beheizt werden. Hingegen entsteht im Rechenzentrum des Gebäudes durch die Serveranlagen eine Kühllast von 35 kW. Bis zur Modernisierung ging diese Energie fast vollständig verloren. Der Betrieb der Klimaschränke, eines Kaltwassernetzes und von Kaltwassersätzen im Freien verbrauchte viel Strom. Die Warmwasserbereitung dagegen erfolgte durch Fernwärme. Der unbefriedigende Zustand, dass für Kühlung und Warmwasser Energie bezogen werden muss, während sie an anderer Stelle verpufft, sollte sich mit der Umrüstung auf eine Großwärmepumpe ändern. Bedarf zeitlich begrenzt Schnell wurde deutlich, dass weitere spezifische Anforderungen zu berücksichtigen waren. Im Sanitärbereich befinden sich 68 Duschen mit einer maximalen Zapfleistung von 750 Litern pro Minute, die zu Stoßzeiten fast alle gleichzeitig benutzt werden und dann eine Heizleistung von bis zu 1 360 kW erfordern. Um diesen hohen, aber zeitlich begrenzten Bedarf an Warmwasser zu decken, entschied man sich für die Kopplung von Wärmepumpe und Pufferspeicher. Getrennte Kreisläufe Bautafel Installation: Juli 2009 Technologie: Sole/Wasser-Wärmepumpe Modell: SIH 40TE von Dimplex Betriebsart: Monovalent Max. Warmwasserbedarf: pro Tag 20 000 Liter (38 °C) Max. Zapfleistung Warmwasser: 750 Liter/Min. (38 °C) Kühlleistung: 32 kW Heizleistung: 48 kW Pufferspeicher: 30 300 Liter | 12 Seither nutzt die Wärmepumpe die Abwärme des Serverraums und leitet die thermische Energie in den Pufferspeicher, der ein Fassungsvermögen von 30 300 Litern hat. Der Heizkreislauf für die Arbeitsräume erfordert niedrigere Temperaturen als der Warmwasserkreislauf der sanitären Anlagen. Daher wurden sie voneinander getrennt. Der Inhalt des Speichers wird durch einen Wärmetauscher geleitet und erwärmt das Wasser für den Heizkreislauf im Durchflussprinzip auf 55 °C. Zusätzlich stellt die Abwärme des Rechenzentrums die Warmwasserversorgung in Zeiten hohen Bedarfs sicher. Die Wärme des Pufferspeichers speist auch die Lüftungsanlagen der Büroräume, sodass die Heizungsanlage häufig abgeschaltet werden kann um Energie zu sparen. Planungsanforderungen Um alle Systemvorteile einer Wärmepumpe optimal zu nutzen, ist eine ganzheitliche und individuelle Planung des Vorhabens notwendig. In einem großen Gebäude muss anhand des energetischen Status der Bedarf an Heizenergie, Warmwasser, Kühlung bzw. Lüftung detailliert ermittelt werden. Gleichzeitig sind Wärmequellen und -nutzungen in ihrer täglichen bzw. jahreszeitlichen Verfügbarkeit und ihrem Temperaturniveau zu erfassen. Soll Prozesswärme genutzt werden, ist ebenfalls zu analysieren, wann, wo und in welchem Umfang sie zur Verfügung steht. Eine Einbindung in Gebäudeleittechnik steigert Effizienz und Versorgungssicherheit. Dieser er- höhte Planungsaufwand gegenüber Standardlösungen zahlt sich beim Betreiben eines größeren Objekts oder in einem Produktionsbetrieb mit hohem Energieverbrauch sehr schnell aus. Kosteneinsparung und Ressourcenschonung sind gleichberechtigte Ziele der Planung. Erfahrene TGA-Fachleute wissen deshalb ganz genau, wann und wo sie ein maßgeschneidertes Konzept mit Großwärmepumpe empfehlen. Größere Module überzeugen durch die gleichen Positivargumente wie kleinere Geräte. Sie bieten aber durch erweiterte Anwendungsmöglichkeiten bei individueller Planung erheblich größere ökonomische und ökologische Potenziale. Förderung großer Wärmepumpen Wärmepumpen erschließen Quellen für erneuerbare Energien. Dies spiegelt sich auch in der Förderung wider. So werden sie im Rahmen des Marktanreizprogramms (MAP) gefördert. Auch die KfW legt regelmäßig Sonderkreditprogramme für Wärmepumpen auf. In Abhängigkeit von der Größe der Objekte, der Effizienz der geplanten Wärmepumpenanlage und dem Charakter der Maßnahme (Neubau, Sanierung) können unterschiedliche Förderprogramme genutzt werden. Zudem gibt es regionale Programme, die insbesondere bei der Gebäudesanierung die Nutzung erneuerbarer Energien unterstützen. Einige Energieversorgungsunternehmen bieten eine Fördermittelauskunft auf ihrer Internetseite an, die postleitzahlengenau die möglichen Förderprogramme aufführt. Aufgrund der häufig angepassten Förderrichtlinien empfiehlt sich eine zeitnahe Information bei den Fördermittelgebern. Auf folgenden Internetseiten finden sich aktuelle Informationen: www.bafa.de MAP-Mittel www.kfw.de KfW-Kredite www.foerderdatenbank.de Fördermittel des Bundes und der Länder www.waerme-plus.de Fördermitteldatenbank 13 | Praxisbeispiel Power Tower in Linz Das erste Passivhochhaus der Welt Die neue Konzernzentrale der Energie AG setzt weltweit Maßstäbe. Das erste Passivhochhaus deckt den Heiz- und Kühlbedarf vollständig mit Wärmepumpen - dank neuer Wege bei Energiekonzept und Gebäudehülle. Durch Großwärmepumpen erfolgen im Power Tower auf 19 Etagen Heizung und Kühlung mit Grundwasser, Geothermie und Abwärme. Wärmequelle für die Großmodule ist der Kältepufferspeicher des Kühlsystems im Rechenzentrum. Sinkt die Speichertemperatur unter ca. 10 °C, speisen zwei Tauchpumpen Grundwasser mit 11 bis 12 °C zu. 6 900 Sondenmeter Bautafel Modelle: Ochsner IWWS346ER2, 337,4 kW Ochsner IWWT400ER2, 200 - 385 kW Wärmequelle: Wasser Kompressortyp: 1 x Schraube, 1 x Turbo, R134a 2 Sole/Wasser SWP mit je 318 kW Quellentemperatur: 10/6 °C, 2 Förder- und 2 Schluckbrunnen Vorlauftemperatur: 35/30 °C Erdsonden: 6 900 Laufmeter Tiefe: 150 Meter Fundamentpfähle: 900 Laufmeter | 14 Eine Großwärmepumpe mit Turboverdichter liefert zwischen 200 und 385 kW. Die integrierte Regelung der ölfrei arbeitenden High-TechMaschine schafft 18 000 bis 48 000 U/Min. Die zweite, mit Schraubverdichter, liefert 337 kW. Je zwei Entnahme- und Rückgabebrunnen wurden in 50 Meter Abstand errichtet. Dort versickert das Kühlwasser mit rund 18 °C. Lieferanten der geothermischen Energie sind 46 Tiefsonden auf zwei Feldern mit insgesamt 6 900 Laufmetern. Dort zirkuliert eine 20-prozentige Glykol-Wassermischung mit 5 °C. Eine Besonderheit sind Wärmesonden in 86 Fundamentpfählen. 900 Meter Kunststoffrohr wurden dafür eingegossen. Die Pfähle, acht Meter tief und mit einen Durchmesser von 90 Zentimetern, liefern Umweltenergie für zwei weitere Sole/Wasser-Großmodule. Speicher im Erdreich Zu dem sehr niedrigen Heizwärme- und Kühlbedarf des Gebäudes trägt vor allem die Fassade bei. Sie besteht zu zwei Dritteln aus Glas und einem Drittel aus hoch dämmenden opaken Elementen, isoliert mit 20 Zentimetern Steinwolle. Innovative Lamellen mit einer Mikroprismenstruktur sorgen für Sonnenschutz und Durchsicht. Zusätzlich temperieren abgehängte Kühldecken. Über einen Kühl-Wasserkreislauf wird überschüssige Wärme abgeführt und mittels Sonden im Erdreich gespeichert. Hersteller Alpha-InnoTec GmbH Günther Hertzsch Industriestr. 3, 95359 Kasendorf E-Mail: [email protected] Fon: 09228 9906-0 www.alpha-innotec.com Bosch Thermotechnik GmbH Buderus Deutschland Sophienstr. 30-32, 35576 Wetzlar E-Mail: [email protected] Fon: 06441 418-1478 Fax: 06441 45602 www.buderus.de Glen Dimplex Deutschland GmbH Geschäftsbereich Dimplex Maik Heydrich Am Goldenen Feld 18, 95326 Kulmbach E-Mail: [email protected] Fon: 09221 709-459 Fax: 09221 709924-459 www.dimplex.de NIBE Systemtechnik GmbH Am Reiherpfahl 3, 29223 Celle E-Mail: [email protected] Fon: 05141 7546-0 Fax: 05141 7546-00 www.nibe.de OCHSNER Wärmepumpen GmbH Elxlebener Weg 10, 99310 Arnstadt E-Mail: [email protected] Fon: 03628 6648-0 Fax: 03628 6648-497 www.ochsner.de Saturn Handels GmbH Bartl Wärmepumpen Pforzheimer Str. 298-300, 70499 Stuttgart E-Mail: [email protected] Fon: 0711 138125-0 Fax: 0711 138125-30 www.bartlwp.de Stiebel Eltron GmbH & Co. KG Dr. Stiebel-Str., 37603 Holzminden E-Mail: [email protected] Infoline: 0180 3 702003 Fax: 0180 3 702015 www.stiebel-eltron.de Vaillant Deutschland GmbH & Co. KG Berghauser Str. 40, 42859 Remscheid E-Mail: [email protected] Infoline: 0180 5 82455268 Fax: 0800 9998333 www.vaillant.de Viessmann Deutschland GmbH Viessmannstr. 1, 35108 Allendorf/Eder E-Mail: [email protected] Fon: 06452 70-0 Fax: 06452 2780 www.viessmann.com HEA – Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung e. V. Reinhardtstraße 32 10117 Berlin www.hea.de