BA Fennistik Finnland: Jyväskylä 09/2015 bis 12/2015
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BA Fennistik Finnland: Jyväskylä 09/2015 bis 12/2015
Angaben zum Studium/Praktikum Studienfächer o. Vorhaben (z.B. Fachkurs) Zielland/ Stadt Gastinstitution Aufenthaltszeitraum (mm/jjjj bis mm/jjjj) B.A. Fennistik Finnland: Jyväskylä University of Jyväskylä 09/2015 bis 12/2015 Angaben zur Person Name, Vorname E-Mail Triesch, Susanne [email protected] Was waren Ihre persönlichen und akademischen Beweggründe für den Auslandsaufenthalt? Ein Auslandssemester in Finnland zu absolvieren, lag für mich als Studentin der Fennistik nahe, um meine Sprachkenntnisse zu verbessern. Auch wenn sich mein Bachelor-Studium dadurch erheblich verlängert hat, war mir dieser direkte Kontakt zum Land über einen längeren Zeitraum wichtig. Meine positiven Erfahrungen mit Erasmus-geförderten Auslandsaufenthalten bestärkten mich außerdem in dem Vorhaben. Die Entscheidung für Jyväskylä fiel für mich hauptsächlich auf Grund der geografischen Lage und persönlicher Reiseerfahrung sowie wegen der Bekanntschaft mit Austauschstudenten dieser Uni, die zuvor in Greifswald waren. Wie haben sich Ihre Vorbereitungen gestaltet? Worauf ist besonders zu achten? (Bewerbung an der Hochschule/Institution; Organisation des Visums, Flugs sowie der Unterkunft; Krankenversicherung; Kosten) Die Bewerbung über das Institut für Fennistik und Skandinavistik lief aufgrund der geringen Bewerberzahlen sehr unkompliziert. Hilfreich war es dann außerdem, dass die ErasmusKoordinatorin am entsprechenden Institut der Uni Jyväskylä von Anfang per E-Mail Fragen zum Kurssystem und den Belegungsmöglichkeiten als Austauschstudent beantworten und somit bei der Vorbereitung des Learning Agreement helfen konnte. Die Informationen über Semesterzeiten und Kurse waren der Universitätswebsite nicht immer ohne weiteres leicht zu entnehmen. Die Bewerbung für einen Wohnheimplatz war auch recht übersichtlich, wenn man sich ausreichend mit den Angeboten und Konditionen beider Anbieter, KOAS und Kortepohja, auseinandersetzt. In der Größe und Ausstattung der Wohnungen gibt es allerdings große Unterschiede, auf die man keinen großen Einfluss hat. So sind die Wohnungen in den nicht frisch sanierten Gebäuden in Kortepohja bedeutend kleiner und haben keinen Gemeinschaftsraum wie die sanierten und wie die meisten der Wohnungen in KOASKomplexen. Die Hinreise kann man mit Flugzeug bis nach Jyväskylä oder dann mit der Bahn ab Helsinki erledigen, oder wie ich mit Zug und Fähre fahren, Travemünde-Helsinki bietet Finnlines an und mit dem Zug nach Stockholm und von dort nach Turku übersetzen und den Rest mit der Bahn fahren geht auch. Die Lebenshaltungskosten sind in Finnland spürbar höher als in Deutschland, aber unbezahlbar ist es auch nicht und da das Erasmus+-Stipendium mindestens die Wohnkosten abdeckt, ist die Belastung verkraftbar. Welche Erfahrungen haben Sie bei Ihrem Auslandsstudium/-praktikum gemacht? (Bedingungen der Hochschule/Institution; belegte Kurse und Prüfungen; Tagungen; Workshops) Der universitäre Alltag ist unter anderem geprägt von online-Plattformen, auf denen Kursmaterial zu finden ist und wo auch Hausaufgaben elektronisch abgegeben werden. Eigenständiges Arbeiten spielt eine recht große Rolle, Kurse können zum Teil komplett als Selbststudium belegt werden und werden oft durch Essays allein oder in Gruppenarbeit abgeschlossen. Auch außerhalb der Lehrveranstaltungen hat die Uni viel zu bieten: Sportkurse aller Art, die man nach Kauf des Sportstickers flexibel besuchen kann, mehrere Mensen mit ausgewogenen und reichhaltigen Essensmöglichkeiten sowie die sehr ansprechend ausgestattete Bibliothek. Hilfe in formalen und praktischen Angelegenheiten geben die Tutoren, deren Betreuung schon vor der Ankunft per Online-Kontakt beginnt und die einen auch am Ankunftstag abholen und zur Wohnung bringen. Dadurch, dass mehrere Austauschstudenten einem Tutor zugeordnet sind, hat man auch gleich ein paar erste Bezugspersonen, mit denen man im Normalfall auch einige Lehrveranstaltungen zusammen besucht, da die Gruppen entsprechend ihrer Studienrichtung zusammengestellt sind. Ein weiteres Betreuungsnetzwerk ist natürlich die ESN-Gruppe, die sehr aktiv ist und unzählige Veranstaltungen vom International Dinner über Partys bis hin zu großen Reisen organisiert. Letztere führen zum Beispiel auf der Fähre nach Stockholm, nach Russland oder nur St. Petersburg und nach Lappland für den Winter-Kick. Inwieweit sind Sie mit den sprachlichen Voraussetzungen vor Ort zu Recht gekommen? (z.B. Angebote von Sprachkursen, Arbeitssprache vor Ort, Kommunikation vor Ort) Sprachkurse werden in verschiedenen Niveaustufen angeboten, vom Survival Finnish über Anfänger- bis zu Fortgeschrittenenkursen. Wer Finnisch spricht, kann damit recht gut kommunizieren, oft, wenn es zu kompliziert wird, schwenkt man allerdings doch auf Englisch um. Auch ohne Finnisch zu können kommt man dementsprechend gut zurecht, denn bei der hohen Zahl an internationalen Studierenden ist man dort schon darauf eingestellt. Die Arbeitssprache ist in Kursen für Internationale Englisch, in den Instituten der einzelnen Philologien der Sprache entsprechend, in den (nicht-Finnisch-)Sprachkursen der Sprachenzentrums kann die Arbeitssprache allerdings auch Finnisch sein. In der Regel wird auf Austauschstudenten aber Rücksicht genommen. Auch in Sportmannschaften und musikalischen Ensembles kann man sich dadurch als Austauschstudent ebenso integrieren. Welche persönlichen Eindrücke bleiben von Ihrem Aufenthalt und wie bewerten Sie diesen? (Alltag vor Ort; Mentalität; prägende Erlebnisse; Wurden Ihre Erwartungen erfüllt?) Die Stadt ist zugegebenermaßen architektonisch nicht besonders hübsch (wenn auch durch Alvar Aaltos Schaffen geprägt) und sehr übersichtlich, auch wenn sie ca. doppelt so viele Einwohner hat wie Greifswald ist zumindest das Zentrum recht klein. Trotzdem gibt es genug Möglichkeiten zum Einkaufen und für die Abendgestaltung (Bars, Konzertclubs, Restaurants...) sowie Kultureinrichtungen (Theater, Kino, Stadtbibliothek, Museen). Außerdem liegen mehrere Seen im Stadtgebiet und kleine Parks und etwas außerhalb auch Waldstücke, die zu sportlichen Aktivitäten einladen, im Sommer werden auch Schiffstouren durch das Seengebiet angeboten. Die finnische Mentalität wirkt ruhig und sehr auf Zusammenarbeit mit effizienter Arbeitsteilung und Kompromissfindung ausgerichtet. Die Uni Jyväskylä kann ich für ein Auslandsstudium empfehlen, da das etwas andere Arbeits- und Kommunikationsklima (das es in anderen finnischen Universitäten sicher auch gibt) eine erfrischende Abwechslung ist und die Zahl der Austauschstudenten groß genug für eine effiziente Betreuung und Vernetzung ist, aber auch klein genug, dass man nicht in der Anonymität verschwindet. Die Unterbringung im Wohnheim ist auch in Ordnung und das große, aber doch überschaubare Angebot an Veranstaltungen der verschiedensten Akteure sorgt für eine interessante Freizeitgestaltung. Der Name der Stadt bereitet zwar zugegebenermaßen vor allem Außenstehenden Schwierigkeiten bei der Aussprache, doch dieses Problem kann man mit der gebräuchlichen Abkürzung JKL umgehen - oder mit der Übersetzung "Korndorf". Diese Bezeichnung trägt nur der Modernität und Internationalität der Stadt allerdings nicht wirklich Rechnung. Welche praktischen Tipps würden Sie zukünftigen Studierenden für Ihren Auslandsaufenthalt geben? (z.B. zu Zeitpunkt, Finanzierung, sprachliche Vorbereitung, …) Wer sein Finnisch aufbessern möchte, sollte am besten gleich zwei Semester dort verbringen, denn die 4 Monate eines Semesters sind dann doch schnell vorbei, ohne dass man allzu große Fortschritte verzeichnen kann. Den größten Sprung kann an sicherlich machen, wenn das eigene Sprachniveau schon so hoch ist, dass man sich im Alltag damit verständigen kann, die allgemeine Empfehlung, das Auslandssemester ab dem 5. Fachsemester zu machen, trifft hier also voll zu. Vor Ort ist es hilfreich, sich ein Fahrrad zu besorgen, dafür kann es nicht schade auch im Vorhinein schon nach Secondhand-Läden und Online-Angeboten zu suchen (und den Tutor zu fragen), damit man dann möglichst schnell zugreifen kann. Das friendship family-Programm, das von der Uni angeboten wird, ist empfehlenswert, wenn man direkten Kontakt zu Finnen und gerne einen Einblick in den dortigen (Familien-)Alltag bekommen würde.