Erfahrungsbericht: Sprachaufenthalt Lausanne HS 2013

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Erfahrungsbericht: Sprachaufenthalt Lausanne HS 2013
Erfahrungsbericht: Sprachaufenthalt Lausanne HS 2013
Persönliches
Ich heisse Nina, bin 22 Jahre alt und
besuche das Profil V-6 am Institut für
Vorschulstufe und Primarstufe an der
PH Bern. Nach vier abgeschlossenen
Semestern an der PH Bern, habe ich
mein 5. Semester in Lausanne absolviert.
Nach der Matur ging ich für 5 Monate in
die USA und besuchte dort unter
anderem eine Sprachschule. Nach dieser
Erfahrung, war für mich klar, dass ich
während meines Studiums gerne noch
einmal etwas in dieser Art machen wollte,
jedoch auf Französisch. Als ich dann an
der Informationsveranstaltung von der
Möglichkeit erfahren habe, während der
Ausbildung an der PH einen Austausch
zu machen, war ich sofort motiviert. Ich wusste zwar noch nicht recht, ob ich ein
Gastsemester in Frankreich (Toulouse) oder in der Romandie machen wollte. Was
ich wusste, war, dass ich nur mit einem längeren Aufenthalt meine
Französischkenntnisse verbessern konnte. Ich wollte unbedingt mein Französisch
verbessern und festigen, damit ich dann zukünftig sicherer und kompetenter
unterrichten kann. Nach reifer Überlegung, musste ich mir eingestehen, dass es
mein Wunsch war, meine Familie und Freund weiterhin zu sehen und ab und zu an
den Wochenenden zu arbeiten. Da ich schon einmal weit weg war und ich aus den
Erfahrungsberichten anderer Studierenden gelesen habe, dass das Studieren in
Lausanne sehr beliebt sei und die Stadt sehr sehenswert, war für mich die Wahl klar.
Von dem Semester erhoffte ich mir, eine neue Region, Kultur und interessante Leute
kennen zu lernen und natürlich meine Französischkenntnisse zu verbessern. Ich
hatte grosse Erwartungen an dieses Semester: Mein Französisch verbessern, eine
neue Stadt entdecken, neue und interessante Leute kennenlernen, einmal die
Unabhängigkeit, sowie die Selbständigkeit entdecken und geniessen. Allgemein
gesagt: Sich einer neuen Herausforderung stellen. Zu Beginn war ich noch ein wenig
unsicher, da ich nicht recht wusste, was mich erwarten wird. Schlussendlich kann ich
nun sagen, dass es eine sehr wertvolle und super Erfahrung war. Ich habe sowohl
für meine berufliche Zukunft (sprachliche Fähigkeit) als auch für mich persönlich sehr
vieles gelernt und an Selbstbewusstsein gewonnen.
Meiner Meinung nach ist Lausanne sehr international und bietet eine grosse Auswahl
Die Vielfältigkeit dieser Stadt war ein weiterer Grund dorthin zu gehen.
Anreise
Da ich wusste, dass ich an einigen Wochenenden mit dem Zug nach Hause fahren
werde und ein neues Abo sowohl für Bern, als auch für Lausanne brauchte, war für
mich rasch klar, dass ich mir ein Monats - GA kaufen werde. Der Umzug zu Beginn
und am Ende des Semesters habe ich mit meiner Familie und meinem Freund
organisiert und bestritten. Dies war nicht so eine grosse Sache, da die Wohnung
einem Bekannten von uns gehörte und demzufolge schon möbliert war. Den
Wohnungsschlüssel erhielt ich bereits Ende August. Die Anreise und Abreise mit
dem Zug war gut, da ich jede halbe Stunde eine direkte Verbindung nach Lausanne
respektive Bern hatte (1h 06 min.).
Unterkunft
Ich wusste bereits von Studenten und Freunden, dass die Suche nach einer
Wohnung respektive einem Zimmer sehr schwierig sei. Dies bestätigte mir auch eine
Freundin, die bereits seit einiger Zeit in Lausanne wohnt. Plötzlich gegen Ende des
Frühlingssemester hatte ich Glück: Bekannte meiner Eltern waren bereit mir ihre 3,5Zimmer-Wohnung in St. Sulpice - Lausanne für 5 Monate zur Verfügung zu stellen.
Weder die HEP Lausanne noch die Universität haben Zimmer, welche
Austauschstudenten der HEP mieten können. Die HEP Lausanne schickte uns eine
Mail mit Namen und Mailadressen von Studierenden, welche im vorherigen
Semester ein Austauschsemester gemacht haben, um ihr Zimmer zu mieten, doch
diese Mail kam meines Erachtens nach zu spät, nämlich erst Mitte Dezember!
Ich hatte extrem Glück, denn ich musste ihnen für ihre Wohnung keine Miete
bezahlen. Die Wohnung war bereits möbliert, was sehr praktisch war und in sehr
gutem Zustand. Die Wohnung hatte eine perfekte Ausstattung, um dort zu wohnen.
Ich hatte ein schönes Schlafzimmer, sowie eine grosse Küche, ein gemütliches
Wohnzimmer und einen grossen Balkon. St. Sulpice ist mit der Metro und dem Bus
30 Minuten von Lausanne Gare entfernt. Das Quartier ist zwar ein wenig ausserhalb,
jedoch direkt am See und sehr ruhig gelegen. In 30 Minuten erreicht man den
Bahnhof, in 20 Minuten ein Migros / Coop.
Studium
Bereits vor dem Semester habe ich mit meinen beiden Kolleginnen, die auch nach
Lausanne gingen, das Learning Agreement erstellt. Ich informierte mich umgehend,
was ich in dem 5. Semester an der PHBern verpassen würde und suchte dann mit
Hilfe der Beschreibungen auf dem Internet nach den möglichst ähnlichen Kursen an
der HEP Lausanne. Dies war für mich nicht ganz einfach, da man trotz den
Kursbeschreibungen nicht genau wusste, welche Module in Lausanne mit den
Modulen in Bern übereinstimmen könnten. Ich kontaktierte auch noch meine
Kollegin, die letztes Semester dort studiert hatte und sie hat mich dann diesbezüglich
ein wenig beruhigen können. Sie erzählte mir, dass ich mich jetzt noch nicht definitiv
entscheiden müsse, da ich noch anfangs Studium 2 Wochen Zeit habe, um mich in
den verschiedenen Kursen umzuschauen. Am Ende des Aufenthaltes wird es
sowieso noch ein Schlussgespräch geben, in welchem das Learning Agreement
eventuell noch einmal angepasst werden muss. Ich hatte vielerorts gehört und
gelesen, dass die Kurse an der Uni (EFLE Kurse) sehr beliebt wären. Dies und der
Grund, dass ich mein Französisch verbessern wollte waren ausschlaggebend, dass
ich mich schlussendlich auch für 3 EFLE Kurse angemeldet hatte. Die Organisation
an der HEP war oft unzureichend. Meine Kolleginnen von der PHBern und ich
wurden lange nicht informiert, wann und wo das Praktikum 4 in Lausanne stattfinden
wird.
Rückblickend bin ich sehr froh, habe ich mich damals für einige EFLE Kurse
entschieden, denn die Kurse an der EFLE machen nicht nur mehr Spass, sie geben
auch sehr viel ECTS. Diese Sprachkurse an der Uni sind speziell für
Austauschstudenten ausgerichtet. Das Angebot an Kursen ist breit gefächert
(Grammatik und Rechtschreibung, Hören und Sprechen, Lesen und Schreiben,
Sprechen im Alltag, Theater, Chor...). Zudem wird fast jeder Kurs in verschiedenen
Sprachniveaus angeboten (A1-C1). Ein EFLE Kurs dauert generell 90 Minuten und
man bekommt pro bestandener Kurs 5 ECTS, was relativ viel ist im Vergleich zum
Aufwand den man hat. Ich hatte drei Kurse besucht: Didactique et contacts de
langues, écouter – parler, aller retour und le français par les registres. Einer dieser
drei Kurse möchte ich an dieser Stelle noch zusätzlich hervorheben. Der Kurs, le
français par les registres leitete ein wirklich super Dozent namens Raphael Baroni. In
diesem Kurs ging es darum, die verschiedenen Sprachniveaus anzuschauen: Wie
spricht man im Alltag, unter Freunden und wie drückt man sich bei formelleren
Situationen aus. Ich verbesserte dadurch meine Umgangssprache und vor allem
auch das Verständnis. Dieser Kurs hat mir schlussendlich am meisten gebracht. An
der HEP habe ich einerseits den Kurs (Vorlesung und Seminar) gestion de la classe
besucht, sowie auch den Kurs, les émotions à l'école. Die Kurse an der HEP waren
wesentlich anspruchsvoller als an der Uni. Zu Beginn dachte ich, es wäre unmöglich
die Kurse an der HEP erfolgreich abzuschliessen. Jedoch fiel es mir mit der Zeit
immer leichter dem Unterrichtsstoff zu folgen. Bei beiden Kursen war der
Leistungsnachweis eine schriftliche Gruppenarbeit. Die Inhalte waren interessant und
sehr praxisbezogen. Ich habe von beiden Kursen viel für meine zukünftige Arbeit
mitnehmen können.
Freizeit
Lausanne ist eine wunderschöne Stadt und bietet extrem viele Freizeitaktivitäten!
Fast das gesamte Seeufer gestaltet sich als ausgedehnte Erholungszone mit
Freizeit- und Sportanlagen, Schwimmbad, Seebad, Bootshafenanlagen,
Campingplatz und Spielwiesen. Neben den Sportangeboten der HEP und der UNIL,
kann man sich bei schönem Wetter auch am See gut zurückziehen, flanieren und
einfach einmal die Seele baumeln lassen. Die Stadt ist jedoch nicht nur etwas für
Sportler und Erholungssuchende, sondern auch Shoppingbegeisterte und
Nachtschwärmer kommen auf ihre Kosten. Es gibt zahlreiche Läden für einfaches,
aber auch gehobenes Budget. Fällt der Austausch in das Herbstsemester, kommt
man während der Weihnachtszeit zusätzlich in den Genuss des Weihnachtsmarktes.
Ich habe mich immer mal wieder mit Kolleginnen von Bern aber auch von der HEP
zu einem leckeren Glühwein in der Stadt getroffen. Ich habe viel mit meinen
Kolleginnen und meiner Praktikumspartnerin unternommen. Wir kochten gemeinsam,
besuchten ein Unifest, gingen an den See spazieren, besuchten das EPFL Gebäude,
gingen auf Shoppingtour, Kaffee und Cocktails trinken und in den Ausgang. Auch
kulturell bietet Lausanne vieles an, mit dem Dozenten Raphael Baroni haben wir zum
Beispiel einmal eine Führung in der Kathedrale gehabt. Für Austauschstudenten
stellt die Universität Lausanne viele Angebote zur Verfügung. Sie organisieren
Tandempartner, Filmabende oder Partys. Ausserdem ist man immer bestens
informiert, was aktuell auf dem Programm steht. Auf Facebook gibt es eine
sogenannte Erasmus-Lausanne Gruppe, auf welcher man ständig über die
aktuellsten Events und Ausflüge informiert wird. Ist man offen und möchte neue,
interessante Leute aus aller Welt kennenlernen, sind diese Angebote super!
Damit ich mein Französisch auch neben der Schule regelmässig nutzen und
praktizieren konnte, habe ich mich mit meiner Praktikumspartnerin von Lausanne
regelmässig zum Nachtessen getroffen. Die Unterhaltungen wurden von Mal zu Mal
fliessender und ich verlor immer mehr die Hemmungen beim Sprechen. Obwohl das
Praktikum anstrengend und anspruchsvoll war, war es eine gute „Investition“ in mein
Französisch.
Fazit
Rückblickend habe ich in Lausanne sehr viel gelernt. Es war eine wertvolle und
erlebnisreiche Zeit. Das Leben in einer fremden Stadt, das Erlebnis einmal auf sich
alleine gestellt zu sein, das Zurechtkommen mit einer anderen Sprache, sowie das
Entdecken eines richtigen Unilebens haben mich sehr viel weitergebracht. Ich wurde
viel selbständiger und selbstbewusster. Ausserdem bekam man durch das Praktikum
einen Einblick in eine völlig andere Schulkultur. Ich konnte mir nämlich vor dem
Aufenthalt niemals vorstellen, je einmal Französisch zu unterrichten. Ich hatte viel zu
grosse Hemmungen und Ängste. Jetzt freue ich mich sogar darauf. Natürlich kann
ich noch nicht perfekt, fliessend und fehlerfrei sprechen. Dafür habe ich sicherlich an
Mut gewonnen, mich mit jemandem zu unterhalten und ich verstehe viel mehr und
kann mich besser ausdrücken, als noch zu Beginn des Aufenthalts.
Im Bezug auf die fachlichen Erfahrungen habe ich hauptsächlich im Praktikum sehr
viel Neues dazu gelernt. Ich hatte die Möglichkeit ein einwöchiges Blockpraktikum
und anschliessend während dem ganzen Semester jeweils einen Tag in einer ersten
Klasse zu verbringen. Ich hatte am Anfang Angst und wollte auf keinen Fall ein
Praktikum absolvieren. Obwohl das Praktikum bei mir nicht immer ganz einfach war,
muss ich im Nachhinein feststellen, dass es eine gute Erfahrung war. Dadurch, dass
man gezwungen war, auf französisch zu unterrichten, spontan auf die Kinder zu
reagieren oder sich an Gesprächen im Lehrerzimmer zu beteiligen, machte man
sprachlich sehr grosse Fortschritte und gewann vor allem auch an Selbstvertrauen.
Abschliessend kann ich sagen, dass ich die Zeit in Lausanne sehr genossen habe.
Das Unileben war toll und ich habe viel Neues dazu gelernt. Ich behalte diese Zeit in
schöner Erinnerung.