Schön, dass Du Dich für einen Erasmus

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Schön, dass Du Dich für einen Erasmus
Schön, dass Du Dich für einen Erasmus-Aufenthalt in Lausanne interessierst!
Nach drei Monaten können wir nur betonen, wie wohl wir uns fühlen und wie gut es uns hier
gefällt. Auch wenn man am Anfang vor einem großen Berg Arbeit sitzt – die Mühen werden alle
belohnt!
Dieser Bericht soll Dir bei der Entscheidung, Vorbereitung und Organisation Deines
Erasmusaufenthaltes helfen.
Nach der Freiburger Zusage bekommst Du vom Auslandsamt einen Haufen Formulare in die
Hand gedrückt, die Du am besten pünktlich wieder abgibst. Ein paar Wochen später trifft dann
der erste Infobrief aus Lausanne ein, der u. a. die Anmeldung für die Sprachkurse an der Uni
Lausanne während des Semesters enthält (für Erasmusstudenten kostenlos).
Die Einschreibung an der Université de Lausanne ist sehr gut organisiert. Deshalb reicht es
eigentlich aus, immer genau das auszufüllen was zugeschickt wird und darauf zu achten keine
Fristen zu verpassen. Der aufwendigste Teil besteht darin einen detaillierten Stundenplan
zusammen zu stellen. Dafür werden ein paar Wochen vor Semesterbeginn Kurspläne ins Internet
gestellt (www.fbm.unil.ch), die man dann einzeln in einen Vordruck eintragen muss. Obwohl die
Uni diese Maßnahme verlangt, ist der Plan im Endeffekt für Dich – die Sekretärin Frau Reber
([email protected]) gibt ihn Dir wieder, sobald Du sie das erste Mal besuchst.
Außerdem ist es wichtig sich frühzeitig um ein Zimmer zu kümmern. Wenn Du gerne in einem
Wohnheim wohnst, dann bewirb Dich am besten beim Studentenwerk (www.fmel.ch). Für
Mediziner ist das praktischste Wohnheim sicherlich das „Falaises“. Es liegt direkt gegenüber
vom Krankenhaus, so dass man nur fünf Minuten bis zur Vorlesung braucht. Das 8m²-Zimmer
kostet ca. 520 Chf, dafür hat man mit ein bisschen Glück einen tollen Blick auf den See und über
Lausanne. Außerdem bekommt man als Erasmus-Student in der Schweiz auch ca. 200 Chf Unterstützung
im Monat.
WGs sind in Lausanne eher noch teurer als ein Wohnheimzimmer, jedoch bei manchen Studenten
auch sehr beliebt (www.wg-zimmer.ch).
Zum Thema Sprache muss man sagen, das wir alle drei positiv überrascht waren, wie gut alles
geklappt hat. Die Schweizer sind sehr höflich und sie geben sich meistens ziemlich Mühe,
langsam und deutlich zu sprechen, so dass man selten wirklich Probleme hat, sie zu verstehen.
Am Anfang war es schwierig für mich selbst zu sprechen, da ich oft nach den Worten gesucht
habe, aber das ist alles eine Frage der Übung und Gewohnheit. Es ist sehr erstaunlich, wie schnell
sich das verbessert. Genauso ist es mit den Vorlesungen. So erfordert es zu Beginn extreme
Konzentration, den französischen Erläuterungen zu folgen, aber nach einiger Zeit geht es fast von
alleine. Deswegen macht euch keine Sorgen, wenn ihr nicht so stark in Französisch seid, das ist
alles nicht so schwer wie man es sich vorstellt!
Die Uni Lausanne bietet einen Vorbereitungskurs für ihre ausländischen Studierenden an. Leider
konnten wir daran nicht teilnehmen, weil er in der Zeit lag, in der wir in Freiburg noch Klausuren
geschrieben haben. Die Schweiz hat nämlich in diesem Jahr ihre Semesterzeiten umgestellt. Das
Wintersemester fängt hier jetzt schon Mitte September statt Mitte Oktober an. Somit hatte sich
auch der Termin des Vorbereitungskurses nach vorne verschoben. Die anderen beiden haben
daraufhin auf einen Vorbereitungskurs verzichtet und ich habe bei einer privaten Sprachschule in
Lausanne in den ersten beiden Septemberwochen einen Sprachkurs gemacht. Das hat sich
angeboten, weil ich in dieser Zeit mein Zimmer im Wohnheim sowieso schon gemietet hatte. So
konnte ich mich vor Semesterbeginn noch ein bisschen an die Sprache gewöhnen. Aber die
anderen haben den Anfang auch gut ohne Sprachkurs gemeistert.
Außerdem beginnen mit dem Semester auch die Sprachkurse an der Uni Lausanne. Für uns
Medizinstudenten gibt es einen achtwöchigen semiintensiven Sprachkurs direkt im CHUV
(Universitätsklinikum), der speziell für Mediziner konzipiert ist. Für diesen kann man sich erst
nach Ankunft in Lausanne anmelden, muss sich aber schon generell bei der Uni für einen
Sprachkurs angemeldet haben (Formular wird einem zugeschickt).
Worüber man sich sicherlich Gedanken machen muss, ist die Kurswahl, da das Medizinstudium
in Lausanne ein bisschen anders aufgebaut ist als in Freiburg. Die Studenten haben hier im 5.
Jahr ihr PJ und viele klinische Fächer werden zum Teil im 4. und zum Teil im 6. Jahr
unterrichtet. Das gilt für fast alle Fächer, die wir hier belegen. So kommt es ab und zu
Überschneidungen, weil zwei Vorlesungen gleichzeitig stattfinden. Das ist aber nicht so oft der
Fall und auch nicht tragisch, weil so gut wie alle Vorlesungen ins Netz gestellt werden.
In diesem Jahr ist es noch so, dass sie Lausanner Studenten im 4. Jahr keine Klausuren schreiben,
sie haben für das 4., 5. und 6. Jahr nur eine große Prüfung, das Staatsexamen am Ende des 6.
Jahres. Aus diesem Grund müssen die Professoren für die Erasmus-Studenten Extra-Prüfungen
machen. Die sind meistens mündlich, außer in Gynäkologie, dort wollen die Professoren eine
schriftliche Klausur machen, da sehr viele Erasmusler dieses Fach belegen. Da die Prüfungen
extra für uns gemacht werden sollen sie wohl nicht ganz so schwer sein. Man muss die
Professoren ansprechen, um Prüfungstermine mit ihnen zu vereinbaren, was auf der einen Seite
ganz gut ist, da man es so legen kann, wie es einem passt. Allerdings wird es sehr schwierig,
einen Termin zu finden, wenn 10 bis 40 Personen einen Termin haben wollen, der ihnen passt, da
jeder etwas anderes will.
Im nächsten Jahr wird es einige Änderungen geben, so dass auch im 4. Jahr Klausuren stattfinden
werden. Wie es dann mit den Erasmus-Studenten gehandhabt wird, kann ich nicht sagen.
Entweder sie schreiben dann beim 4. Jahr mit oder werden weiterhin extra geprüft, weil im 4.
Jahr nur ein Teil des Stoffes gemacht wird, oder es hängt vom jeweiligen Fach ab.
Auch die Kurse selbst sind hier anders aufgebaut als in Freiburg, Theorie und Praxis sind zeitlich
voneinander getrennt. Hier haben wir das gesamte Wintersemester über bis Februar nur Theorie
und ab dann finden die praktischen Kurse, die Cours-Blocs statt. Aber nur in ein paar Fächern,
nicht in allen. Die Fächer, in denen Cours-Blocs stattfinden, lassen sich eher in Freiburg
anrechnen, da man auch praktischen Unterricht hat.
So belegen wir hier Gynäkologie, Pädiatrie, HNO, Psychiatrie (jeweils abhängig davon, was man
im Semester davor in Freiburg gemacht hat), denn zu diesen Fächern gibt es Cours-Blocs. Zudem
belegen wir die Cours-Blocs in Innere und Chirurgie, die wir uns dann als Blockpraktikum
anrechnen lassen. Für Chirurgie muss man sich eine zusätzliche Woche in der Unfallchirurgie
organisieren, damit man die Äquivalenzanforderungen erfüllt. Radiologie machen wir auch hier,
obwohl es dazu keinen Cours-Bloc gibt.
In Fächern wie Radiologie, Derma oder Augen, die wir zum Teil auch hier machen, kann man
zwar die Theorie und die Prüfung hier machen, aber mit dem praktischen Unterricht ist es etwas
schwierig.
Zudem machen die anderen beiden noch klinische Pharma, dazu braucht man wohl nur Theorie.
Ich habe mich dazu entschieden, die ELMs (Enseignements au lit du malade) zu belegen, da dies
so ziemlich die einzige praktische Veranstaltung im Wintersemester ist. Und außerdem ist es eine
gute Gelegenheit, mit ein paar Schweizern in Kontakt zu kommen, da man in Kleingruppen
eingeteilt wird.
Das mit den Kursen hört sich alles sehr kompliziert an, es ist aber eigentlich gar nicht so
schwierig. Auch wenn Frau Reber, die Erasmuskoordinatorin der medizinischen Fakultät
Lausanne, einem nicht gerade immer sehr hilfsbereit zur Seite steht, man darf sich nicht so
schnell entmutigen lassen. Denn wenn man direkt mit den Professoren spricht, kann man vieles
selbst organisieren.
In Lausanne angekommen gilt es nach dem Bezug der eigenen vier Wände erstmal unendlich viel
Papierkram zu erledigen.
Die UniL hat uns noch nach Freiburg eine lange Liste geschickt, auf der alle Amtsgänge
vermerkt sind.
Auch wenn es merkwürdig scheint, als erstes sollte man sich um ein Schweizer Bankkonto
bemühen. Am Besten eröffnet man das bei der BCV im CHUV – da gibt es kostenlose Konten
für Erasmusstudenten und die Mitarbeiter dort, kennen die Gattung Erasmus Student bereits.
Sobald man das Konto hat, kann man dann auch den Contrat de Bourse für die
Erasmusförderung ausfüllen, eine Kopie machen und am besten gleich zum SACS an der Uni
bringen (Studentensekretariat). Mit dem Contrat de Bourse, der Attestation von der UniL
(Studienbescheinigung), einem Foto und 30.- CHF kann man sich dann der Contrôle des
habitants vorstellen, um sich anzumelden und die Aufenthaltsgenehmigung zu beantragen. Egal
was dort erzählt wird: als Erasmusstudent muss man nur 30.- und nicht 90.- CHF zahlen – nur
Mut zur Diskussion!
Des Weiteren muss man seine EHIC (European Health Insurrance Card) beim Organe de contrôle
de l’assurance maladie (OCC) vorzeigen. Diese Behörde schickt einem dann innerhalb von ein
paar Tagen eine Bescheinigung, die so genannte Dispense, zu, die man dann wiederum auf
Verlangen an eine andere Behörde schicken muss (die melden sich per Post). Klingt alles
schlimmer als es ist!
Damit ist dann das Wichtigste des offiziellen Teils erledigt und es gilt nur noch auf die
Aufenthaltsgenehmigung zu warten, was bei uns ganze 2 Monate gedauert hat.
Von der Medizinischen Fakultät, deren Begrüßung (wie immer ist auch fürs leibliche Wohl
gesorgt…) die erste offizielle Veranstaltung hier ist, erhält man eine Liste ‚Bienvenue à
Lausanne’, auf der alles vermerkt ist, was mit unserem Studium hier zu tun hat.
Vor offiziellem Semesterbeginn gibt es auch einen journée d’accueil, bei dem man Dinge wie den
Studentenausweis, die Email-Adresse, das Sprachkursprogramm und sonstige Informationen
bekommt. Auch hier ist für das leibliche Wohl gesorgt. ☺
Und wenn dann schließlich alle Amtsgänge und Organisationshindernisse überwunden sind, kann
man endlich anfangen das wunderschöne Lausanne und seine Umgebung zu genießen.
Ob man es vorzieht im See zu schwimmen, zu segeln, die Alpen zu besteigen oder doch lieber die
ganzen umliegenden Städte wie Fribourg, Génève, Montreux oder Bern zu erforschen, bleibt
einem dann selbst überlassen.
Das Kulturelle Angebot ist groß und langweilig wird es einem bestimmt nicht. Die UniL bietet
ein umfassendes Sportprogramm mit allem, was das Herz begehrt, an.
Für das Abendprogramm sorgt Exchange, der Club für Ausländische Studierende, der jeden
Mittwoch eine Pubnight in den Clubs von Lausanne organisiert. Der Eintritt hierbei ist frei und
die Getränke erschwinglich. Außerdem gibt es die Möglichkeit an unzähligen Exkursionen von
der UniL teilzunehmen: Wandern, Städtetouren, Weinprobe…
Die Schweiz ist teuer, dessen muss man sich bewusst sein, aber es ist auf jeden Fall gut zu
finanzieren. Wenn man ein bisschen auf die Ausgaben achtet und wie wir Anhänger von
MBudget wird (Hausmarke von Migros), dann kommt schon ganz gut zurecht und kann sich auch
mal das Skifahren mit der Uni oder aber einen kleinen Ausflug durch die Schweiz leisten.
Hierfür empfiehlt es sich die Schweizerbahncard mit dem Zusatzabo (demi-tarif + voie sept) zu
kaufen. Das kostet dann zwar erstmal 250.-CHF, lohnt sich aber auf jeden Fall. Die UniL
finanziert immerhin 80.-CHF davon, wenn man die Karte bis zum 1. November vorzeigt. Der
demi-tarif ermöglicht es einem für 50% auf allen Strecken der Schweiz zu fahren und mit voie
sept fährt man nach 19h umsonst in der ganzen Schweiz. Um also beispielsweise nach Freiburg
zu kommen, zahlen wir mit Bahncard50 auf eine Strecke wohl ungefähr 10€. ☺
Falls jetzt noch Fragen auftauchen – egal in welcher Planungsphase deines Aufenthaltes - kannst
Du Dich natürlich gerne an uns wenden. Es hilft oft zu wissen, wie andere die Probleme
angegangen sind.
Viel Spaß bei der Vorbereitung Deines Aufenthaltes in Lausanne!
Ute, Valerie und Laura
[email protected] , [email protected] , [email protected]