der kontingente bewertungsansatz zur messung von umweltgütern
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der kontingente bewertungsansatz zur messung von umweltgütern
DER KONTINGENTE BEWERTUNGSANSATZ ZUR MESSUNG VON UMWELTGÜTERN Stand der Debatte und umweltpolitische Einsatzmöglichkeiten Gerald J. Pruckner* Zusammenfassung Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den jüngeren Entwicklungen auf dem Gebiet der Zahlungsbereitschaftsanalyse (Contingent Valuation Method) zur ökonomischen Bewertung von Umweltgütern. Zunächst werden die nutzentheoretischen Grundlagen des Verfahrens diskutiert und die unterschiedlichen Wohlfahrtsmaße (Zahlungsbereitschaft versus Kompensationsforderung) einander gegenübergestellt. Ein historischer Rückblick beschreibt die Entstehung und zeitliche Entwicklung der Zahlungsbereitschaftsanalyse sowie die Einflüsse von Fragen der praktischen Anwendung auf die wissenschaftliche Forschung. Die kritischen Einwände gegen das Verfahren beziehen sich in erster Linie auf das hypothetische Frageszenario sowie auf die Möglichkeit der Individuen, sich strategisch zu verhalten. Im Zuge einer Globaleinschätzung der Methode werden die notwendigen Rahmenbedingungen diskutiert, deren Einhaltung zuverlässige empirische Ergebnisse erwarten lassen. Ein Ausblick auf künftig notwendige Forschungsanstrengungen sowie auf potentielle Anwendungsgebiete aus einer europäischen Perspektive schließen diese Arbeit ab. 1 Einleitung Zweifelsohne stellt die Umweltökonomie eine zur Zeit äußerst populäre und schnell wachsende Teildisziplin der Volkswirtschaftslehre dar. Diese Entwicklung kommt nicht nur in der zunehmenden Anzahl einschlägiger Publikationen sowie im Entstehen neuer Zeitschriften zum Ausdruck sondern auch dadurch, daß immer mehr hervorragend ausgewiesene Ökonomen aus anderen Teilbereichen der Forschung in dieses Spezialgebiet überwechseln. Die Umweltökonomie ist nicht nur aufgrund interessanter theoretischer und empirischer Fragestellungen mit konkreten realpolitischen Hintergründen als Betätigungsfeld ökonomischer Forschung besonders aktuell geworden, vielmehr verdankt sie ihre Popularität auch einer sonst kaum beobachtbaren kontroversiellen wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Insbesonders in den Fragestellungen zur empirischen Messung von Umweltgütern prallen widerspüchliche Meinungen * bezüglich der Zuverlässigkeit und Anwendbarkeit des vorhandenen Department of Agricultural and Resource Economics, University of California, Berkeley und Universität Linz. 2 Instrumentariums aufeinander.1 Dieser Umstand kann zum einen durch die Absenz von Märkten und dadurch auch von objektiven Bewertungskriterien in Form von Preisen erklärt werden oder wie Arrow et al. (1993) es ausdrücken, daß "...the controversy will almost always occur if it is necessary to put monetary values on intangibles...". Darüber hinaus wurde die wissenschaftliche Kontroverse von außen dadurch verschärft, daß aufgrund aktueller Umweltstörfälle - das prominenteste Beispiel stellt wohl der Exxon Valdez Tankerunfall vor der Küste Alaskas im Jahre 1989 dar - eine Reihe von empirischen Gutachten und Gegengutachten über das monetäre Ausmaß der Zerstörung von natürlichen Ressourcen in Auftrag gegeben wurden, um für die bevorstehenden gerichtlichen Schadenersatzansprüche eine wissenschaftliche Grundlage vorlegen zu können. Diese mitunter hoch dotierten Auftragsarbeiten brachten widersprüchliche Ergebnisse zutage und haben die methodische Auseinandersetzung über Fragen der Umweltbewertung eher verschärft denn verringert. Grundsätzlich stehen zur ökonomischen Bewertung von Umweltgütern verschiedene Präferenzerfassungsmethoden zur Verfügung. Während die indirekten Verfahren die Veränderung der Umweltqualität über das beobachtete Verhalten der Wirtschaftssubjekte erfassen, basieren die sogenannten direkten Methoden auf verschiedenen Befragungstechniken. Die Zahlungsbereitschaftsanalyse (kontingenter Bewertungsansatz), die mit Hilfe von Interviews und Fragebögen die Zahlungsbereitschaft von Individuen für eine veränderte Umweltqualität abfrägt, bildet das bedeutendste direkte Bewertungsinstrument. Gegen dieses Verfahren werden zahleiche Kritikpunkte vorgebracht, die sich auf die Zuverlässigkeit der ermittelten Wertschätzungen beziehen. Die Liste der kritischen Einwände reicht dabei von der hypothetischen Fragesituation über strategisches Verhalten der Respondenten, auftretende "embedding-Effekte", fragebogenspezifische Verzerrungen bis hin zur generellen Einschätzung, daß die abgeleiteten Ergebnisse zur ökonomischen Theorie nicht konsistent seien.2 Nicht zuletzt aufgrund des gesetzlichen Handlungsbedarfs in den USA im Rahmen des "natural resource damage assessment (NRDA)" haben bezüglich dieses Umweltbewertungsverfahrens in den letzten paar Jahren sowohl auf wissenschaftlicher als auch auf anwendungsorientierter Ebene interessante Entwicklungen stattgefunden, die in diesem Beitrag dargestellt und kommentiert werden sollen. Das Papier ist wie folgt aufgebaut: Kapitel 2 beschäftigt sich allgemein mit der Frage nach der Notwendigkeit einer ökonomischen Bewertung von Umweltgütern und ihrer Bedeutung für die Gestaltung wirtschaftspolitischen Handelns auf unterschiedlichen Aktivitätsebenen. Darüber hinaus werden die zur Verfügung stehenden Instrumente zur Erfassung gesellschaftlicher Kosten und Nutzen umweltpolitischer Maßnahmen miteinander verglichen. Im Anschluß daran (Kapitel 3) wird der kontingente Bewertungsansatz näher dargestellt und die Problematik der "non-use values" besprochen. 1 Für eine sehr kritische Haltung gegenüber der monetären Bewertung in der Umweltpolitik vgl. Behrens-Egger (1991). 2 Eine umfassende Diskussion der kritischen Einwände findet sich bei Hausman (1993). 3 Kapitel 4 liefert einen kurzen historischen Abriß sowohl über die wissenschaftliche Entwicklung des Verfahrens sowie über die verschiedenen Anwendungsgebiete. Kapitel 5 gibt einen Überblick über die zentralen Problembereiche und versucht, eine ausgewogene Darstellung in bezug auf die Akzeptanz dieses Bewertungsinstruments zu liefern. Auf weitere Forschungsnotwendigkeiten wird ebenfalls hingewiesen. Im letzten Kapitel erfolgt ein Ausblick auf künftige Einsatzmöglichkeiten des Verfahrens aus einer europäischen Perspektive. 2 Die Messung von Umweltgütern Die Rolle der Ökonomie Die Ökonomie setzt sich zur Aufgabe, die Aktivitäten der Menschen so zu gestalten, daß sie ihre materiellen Bedürfnisse in einer durch Knappheiten gekennzeichneten Welt befriedigen können. Diese Aktivitäten schließen auch die Nutzung der Umwelt mit ein. Umweltschutz bzw. die Reduktion von Umweltverschmutzung sind mit Kosten verbunden. Diese Kosten umfassen den alternativen Einsatz von knappen Ressourcen etwa in bezug auf Arbeit, Kapital, und technische Fähigkeiten. Der Schutz einer natürlichen Ressource, zum Beispiel der Erhalt von unberührten Landschaftsteilen, bedeutet, daß eine anderweitige Nutzung in Form der Gewinnung von Bodenschätzen oder der Produktion von Holz in diesem Fall nicht möglich ist. Die Opportunitätskosten des Landschaftsschutzes stellen somit den (gesellschaftlichen) Wert der entgangenen Alternativen dar. Eine sich in diesem Sinne ökonomisch verhaltende Gesellschaft sollte zusätzliche Anstrengungen zur Vermeidung von Umweltverschmutzung dann unternehmen, wenn ihr die davon erwarteten zusätzlichen Nutzen mehr wert sind als die entgangenen Erträge eines alternativen Ressourceneinsatzes. Darüber hinaus sind Umweltziele, wie auch immer sie festgelegt werden, mit jenen Mitteln durchzusetzen, die die geringsten Kosten verursachen (Kosteneffizienz). Die Ökonomie kann wichtige Beiträge leisten, in dem sie versucht, für umweltrelevante Entscheidungen die entstehenden gesellschaftlichen Kosten den sozialen Erträgen gegenüberzustellen bzw. die trade-offs aufzuzeigen. Die Anwendung von Instrumenten zur ökonomischen Messung von natürlichen Ressourcen und Umweltqualitäten erfolgt grundsätzlich auf verschiedenen Ebenen bzw. für unterschiedliche Zwecke (vgl. Navrud, Pruckner 1994). Während im Rahmen von traditionellen Kosten-Nutzen Analysen die Vor- und Nachteile einzelner Umweltprojekte einander gegenübergestellt werden, bildet die ökonomische Bewertung von Umweltgesetzen einen weiteren (übergeordneten) Anwendungsbereich.3 Darüber hinaus werden die Meßmethoden auch zur Beurteilung von Schäden an natürlichen Ressourcen herangezogen, die beispielsweise aufgrund von Umweltstörfällen entstehen. Schließlich dienen die Bewertungsverfahren der Festlegung von 3 Die Erfassung von Kosten- und Nutzenkomponenten, die mit der Einführung bzw. der Novellierung des U.S. amerikanischen "Clean Air Act" und des "Clean Water Act" verbunden waren, bilden die wohl prominentesten Beispiele für diese Kategorie (vgl. dazu Portney (1990) und Burtraw, Portney (1991)). 4 optimalen Ressourcenallokationen beim Vorhandensein von Externalitäten (environmental costing) als auch der Berücksichtigung von natürlichen Ressourcen und Umweltzuständen im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (environmental accounting). Die Kosten Im Unterschied zur Nutzenmessung schien die empirische Erfassung von Kostenelementen in der Vergangenheit verhältnismäßig einfach. Die Ursache dafür war, daß in traditionellen Kosten-Nutzen Analysen umweltpolitischer Maßnahmen lediglich die dadurch unmittelbar anfallenden Ausgaben als Näherungsgröße für die tatsächlichen sozialen Kosten herangezogen wurden. Diese umfaßten im wesentlichen die Einbau- und Instandhaltungskosten der Industrie für umweltverbessernde Einrichtungen, die Ausgaben der Regierungen für die einzelnen Maßnahmen sowie erhöhte Aufwendungen der Konsumenten, die als direkte Folge des umweltpolitischen Eingriffs (z. B. erhöhter Benzinpreis,...) entstanden sind. Mit dieser Vorgehensweise werden allerdings keine Anpassungsreaktionen der Konsumenten und Produzenten auf die umweltpolitischen Regelungen berücksichtigt. Beispielsweise vernachlässigt eine rein statische Ermittlung der Aufwendungen sowohl die Möglichkeit der Industrie, höhere Kosten (teilweise) auf Preise überzuwälzen als auch die Substitution zwischen "umweltschädigenden" und "sauberen" Produkten. Darüber hinaus spielen intersektorale Zusammenhänge eine wichtige Rolle für die gesamtwirtschaftliche Kostenberechnung, da sich Preis- und Kostenveränderungen, die in einer regulierten Industrie entstehen, auf nachgelagerte Wirtschaftszweige auswirken können. Aus diesem Grund wird für eine umfassende Kostenermittlung die Anwendung intertemporaler allgemeiner Gleichgewichtsmodelle gefordert, die diese Anpassungsreaktionen abbilden können und geeignete Wohlfahrtsmaße (kompensierende und äquivalente Variation) ermitteln.4 Die Erträge Das Problem der Erfassung von Nutzen für umweltverbessernde Maßnahmen liegt in der Kollektivgutcharakteristik von Umweltgütern. Aufgrund der Nicht-Ausschließbarkeit von Individuen versagt der Marktprozeß, die Präferenzen der Nachfrager werden nicht direkt offenbart, und eine unmittelbare ökonometrische Schätzung der Nachfragerelation ist nicht durchführbar. Dennoch existieren verschiedene direkte und indirekte Präferenzerfassungsverfahren, die eine Messung von gesellschaftlichen Erträgen ermöglichen. So existieren Fälle, in denen die Nutzung eines öffentlichen (Umwelt-) Gutes den Erwerb von privaten Gütern voraussetzt. Im Rahmen der indirekten Präferenzerfassung wird über Preise und 4 Hazilla und Kopp (1990) haben unter Anwendung eines CGE-Modells für die USA gezeigt, daß die tatsächlichen sozialen Kosten für umweltverbessernde Maßnahmen signifikant von den traditionellerweise ermittelten Aufwendungen abweichen. Das Allgemeine Gleichgewichtsmodell der OECD mit dem Namen GREEN (OECD 1992) erlaubt ebenfalls eine theoretisch konsistente Ermittlung der Kosten umweltpolitischer Programme auf internationaler Ebene und ist daher zur Kostenabschätzung globaler Umweltmaßnahmen - etwa die Eindämmung des Treibhauseffektes - geeignet. 5 Mengen dieser komplementären oder substitutiven privaten Güter und somit über das Verhalten der Individuen auf die Nachfrage nach dem Umweltgut geschlossen.5 Die wichtigsten indirekten Instrumente bilden die Messung von Kompensationskosten, die Aufwandmethode sowie das Verfahren der hedonischen Preise.6 Im Rahmen des Kompensationskostenansatzes werden die sozialen Erträge einer umweltverbessernden Maßnahme über den Wert jener privaten Aufwendungen ermittelt, die getätigt werden müssen, um einen entstehenden Umweltschaden zu egalisieren. Läßt sich das Ausmaß einer Umweltverschmutzung durch den Einsatz verschiedener Inputs kompensieren, kann über die Preise dieser zusätzlichen Faktormengen der Nutzen einer Maßnahme zur Verhinderung von negativen Umwelteinflüssen gemessen werden.7 Das Grundprinzip der Aufwandmethode besteht darin, daß man von einer Komplementaritätsbeziehung zwischen dem zu messenden Umweltgut und privaten Gütern ausgeht. Im Zuge des Verfahrens, das in erster Linie der Bewertung von Erholungslandschaften dient, wird die Erholungsnachfrage für ein bestimmtes Freizeitgebiet als eine Funktion der zur Freizeitausübung notwendigen Aufwendungen abgeleitet. Diese Aufwendungen bilden den fiktiven ("Eintritts-") Preis für die Nutzung einer bestimmten Landschaft. Aus den so entstehenden privaten Kosten wird dann auf die Zahlungsbereitschaft für das öffentliche Gut geschlossen. Werden für die Aufwendungsberechnung lediglich die anfallenden Transportkosten herangezogen, so spricht man von der Reisekostenmethode.8 Der Marktpreismethode (hedonische Preise) liegt die Überlegung zugrunde, daß der Preis für ein bestimmtes Gut in einzelne Preiskomponenten für die spezifischen Charakteristika des betrachteten Produktes zerlegt werden kann, was implizit bedeutet, daß die Nachfrager Güter nach ihren nutzenstiftenden Merkmalen bewerten. So werden Marktdaten von privaten Gütern analysiert, die mit bestimmten Eigenschaften eines zu untersuchenden Umweltgutes in Beziehung stehen (z. B. widerspiegeln Preise für Wohngebäude ceteris paribus lokale Unterschiede in der Umweltqualität). Demnach ist es möglich, die veränderte Umweltqualität über eine damit verbundene Variation der Häuserpreise zu erfassen. In einem zweistufigen Bewertungsverfahren wird zunächst ein hedonischer Preis für die Umweltqualität ermittelt (partielle Ableitung der Häuserpreisfunktion nach der Umweltqualität), bevor im zweiten Schritt die individuellen Zahlungsbereitschaften für die qualitative Veränderung des Umweltgutes erfaßt werden.9 5 Eine weitere Alternative für die Bewertung von lokalen öffentlichen Gütern bildet der "collective choice approach", im Rahmen dessen die Nachfragefunktion des Medianwählers geschätzt wird (vgl. dazu Oates 1994). 6 Für einen einführenden Überblick über die wichtigsten direkten und indirekten Umweltbewertungsmethoden vgl. Hackl, Pruckner (1994a). 7 Vgl. Cropper, Oates (1992). 8 Für eine umfangreiche Methodendarstellung sowie einen Überblick über die wichtigsten empirischen Studien vgl. Smith (1991) und Braden, Kolstad, Miltz (1991). 9 Palmquist (1991) liefert eine umfassende Methodenbeschreibung. 6 Der Vorteil der indirekten Verfahren, die bereits in zahlreichen Untersuchungen zur Nutzenmessung von Umweltgütern angewendet wurden, liegt insbesonders darin, daß sie mit Hilfe von Marktdaten durchgeführt werden können. Sie beziehen sich somit auf das beobachtbare Verhalten von Individuen, die ihre Entscheidungen unter der Nebenbedingung einer Budgetrestriktion treffen. Damit werden jene Schwierigkeiten vermieden, die sich durch das Abweichen tatsächlichen Verhaltens von geäußerten Einstellungen ergeben. Aufgrund der Datenanforderungen sind sie allerdings nur für einen sehr eingeschränkten Anwendungsbereich geeignet. So können indirekte Methoden dann nicht verwendet werden, wenn die Veränderung der Umweltqualität in keinen entsprechend geänderten Verhaltensweisen der Individuen zum Ausdruck kommt. Die Anwendung der indirekten Verfahren ist somit auf die Abschätzung von "use values" beschränkt. Mit einer Analyse von Komplementär- und Substitutionsgütern können jene Nutzen nicht erfaßt werden, die sich auf keine unmittelbare Inanspruchnahme des Umweltgutes beziehen (Existenz-, Options- und Vererbungsnutzen). Die als Existenznutzen bezeichnete Komponente umfaßt die Zahlungsbereitschaften für das Wissen, daß eine bestimmte natürliche Umwelt geschützt wird, ohne daß eine künftige Nutzung beabsichtigt wäre. Die nutzenstiftende Wirkung liegt ausschließlich in der Existenz der Umweltressource. Der Optionswert widerspiegelt jenen Betrag, den Individuen für einen Kontrakt zahlen würden, der ihnen die Möglichkeit einräumt, ein Gut zu einem vorgegebenen Preis zu einem bestimmten zukünftigen Zeitpunkt zu kaufen bzw. zu nutzen. Er stellt damit jene Versicherungsprämie dar, die die Option auf eine mögliche künftige Nutzung des Umweltgutes aufrechterhält. Der Vererbungsnutzen umfaßt schließlich die Zahlungsbereitschaft dafür, daß eine bestimmte Ressource an eine künftige Generation weitergegeben wird. Derartige Nutzenkomponenten können ausschließlich mit direkten Verfahren erfaßt werden, weil diese Motive an keine surrogaten Märkte gebunden sind, die die Anwendung von indirekten Präferenzerfassungsmethoden ermöglichen würden. Dieser direkten Nutzenmessung, die mit Hilfe von verschiedenen Befragungsverfahren die Zahlungsbereitschaften der Individuen für ein bestimmtes Umweltgut ermittelt (kontingenter Bewertungsansatz), sind die nächsten Kapitel dieses Papiers schwerpunktmäßig gewidmet. 3 Der kontingente Bewertungsansatz Die Grundlage dieses als "Contingent Valuation Method (CVM)" bekannt gewordenen Verfahrens besteht in der Bildung hypothetischer Märkte, auf denen Umweltgüter direkt gehandelt werden. Über den Befragungsweg werden dabei die hypothetischen Konsumentenrenten von Individuen für eine veränderte Umweltqualität ermittelt und auf diese Weise die Präferenzen für ein Umweltgut erfaßt. Der nutzentheoretische Rahmen der Zahlungsbereitschaftsanalyse kann folgendermaßen formalisiert werden. 7 Wohlfahrtstheoretische Grundlagen Den Ausgangspunkt bildet ein Individuum, das seinen Nutzen aus privaten Gütern (x1,...,xn) und verschiedenen Umweltgütern (q1,...,qn) zieht. Der Konsument maximiert seine Nutzenfunktion max u ( x 1 ,..., x n; q 1,..., q m ) x unter der Budgetrestriktion px = y , wobei y das Haushaltseinkommen und p den Preisvektor für die privaten Güter bezeichnet. Daraus resultieren die Marshallschen Nachfragefunktionen für die einzelnen Güter x i = hi ( p, q, y ) Nach deren anschließender Substitution in die direkte Nutzenfunktion erhält man die indirekte Nutzenfunktion v( p, q, y ) = u( h( p, q, y ), q ) als Funktion der privaten Güterpreise, des Einkommens sowie der Umweltgüter q. In der Folge soll angenommen werden, daß ein Element des q-Vektors (z. B. die Luftqualität q1) steigt. Unter der Bedingung, daß alle anderen Größen unverändert bleiben, gilt dann q1>q0, wobei die Superskripte 1 und 0 die jeweiligen Bedingungen vor und nach der Änderung der Umweltqualität widerspiegeln. Entsprechend können die indirekten Nutzenfunktionen sowie das entsprechende Wohlfahrtsmaß für die Änderung in q folgendermaßen dargestellt werden. v( p, q 1 , y − K ) = v( p, q 0 , y ) = u 0 Dabei bezeichnet K die kompensierende Variation der veränderten Umweltqualität. Diese entspricht jenem Einkommensbetrag, den ein Individuum für die verbesserte Luftqualität zahlen würde, so daß es gerade am ursprünglichen Nutzenniveau bleibt (maximale Zahlungsbereitschaft). Dieser Betrag soll durch die Anwendung des kontingenten Bewertungsansatzes abgefragt werden. Die Veränderung der Wohlfahrt kann aber auch durch die äquivalente Variation ausgedrückt werden, die jenen Einkommensbetrag umfaßt, den ein Individuum als Kompensation verlangen wird, um auf das neue Wohlfahrtsniveau zu gelangen, wenn die Änderung nicht durchgeführt wird (minimale Kompensationsforderung).10 v( p, q 1 , y ) = v( p, q 0 , y + E ) = u 1 In diesen Rahmen können auch die "non-use values" eingeordnet werden, wenn man für die Nutzenfunktion folgende Form annimmt 10 Für eine Umweltqualitätsverschlechterung ist der Zusammenhang umgekehrt. In diesem Fall handelt es sich beim kompensierenden Wohlfahrtsmaß um eine Kompensationsforderung, während die äquivalente Variation die Zahlungsbereitschaft widerspiegelt. Die Unterschiede zwischen Kompensationsforderungen und Zahlungsbereitschaften in empirischen Untersuchungen werden noch ausführlich diskutiert. 8 u( x , q ) = w(u ( x , q ), q ) , und w in beiden Argumenten positiv ist. Der Term u hängt nicht nur von q selbst ab sondern auch von den zur Konsumption von q notwendigen komplementären Gütern. Demgegenüber ist das zweite Argument q an keinerlei private Güter gebunden und repräsentiert ausschließlich "non-use values".11 Hanemann zeigt, daß sich dementsprechend die kompensierende Variation ebenfalls aus einem "use-value" und einem "non-use value" zusammensetzt. Während die "use values" grundsätzlich mit indirekten Präferenzerfassungsverfahren über Mengen und Preise von komplementären privaten Gütern ermittelt werden können, ist das für die "non-use values" nicht möglich. Eine Rückintegration der Marshallschen Nachfragefunktionen (individuelles Verhalten) auf die Präferenzen, die auch "non-use values" enthalten, ist nicht möglich. Secondly, any q whose quantity the individual takes as fixed may generate nonuse values; this depends on the structure of preferences, not on the type of change in q. It is an empirical question, therefore, whether nonuse values arise and how large they are. Attempts to determine this a priori have no foundation in economic theory (Hanemann 1994, p. 8). Ob diese "non-use values" mit Hilfe direkter Befragungstechniken empirisch zuverlässig erfaßt werden können, bildet den zentralen Gegenstand der kontroversiellen Diskussion über die kontingente Bewertungsmethode. Diamond (1994) stellt die eindeutige Aufteilung in "use values" und "non-use values" grundsätzlich in Frage. Anhand von Beispielen, in denen als "non-use values" bezeichnete Komponenten ebenfalls zu geänderten Konsumentenverhalten führen können, unterstreicht er die Meinung, daß jeweils nur eine Gesamtnutzenkomponente als Aggregat erfaßt werden kann. I suspect that the concept of nonuse value only makes sense as a residual, a residual that lacks precise definition except where use value is taken to be zero (Diamond 1994, p. 4). Die Wahl des Wohlfahrtsmaßes Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß Wohlfahrtseffekte aufgrund veränderter Umweltqualitäten in Abhängigkeit von Eigentumsrechten entweder durch Zahlungsbereitschaften (willingness to pay) oder Kompensationsforderungen (willingness to accept) erfaßt werden können. Grundsätzlich ist die Zahlungsbereitschaft für eine verbesserte Umweltqualität geringer als die Kompensationsforderung für eine gleich große Verschlechterung. Während im Fall von Preisveränderungen bei privaten Gütern der Unterschied zwischen WTP und WTA ausschließlich vom Ausmaß der Einkommenseffekte abhängt, ist das bei veränderten Umweltqualitäten nicht der Fall. Hanemann (1991) hat gezeigt, daß das Ausmaß, um das die Kompensationsforderung bei einer Umweltqualitätsveränderung von der Zahlungsbereitschaft abweicht, sowohl von der Einkommenselastizität der Nachfrage nach dem Umweltgut als auch von der Substitutionselastizität zwischen dem Umweltgut und den privaten Gütern abhängt. Nur für den Fall, daß erstere null ist oder das Umweltgut ein perfektes Substitut 11 Das bedeutet, daß die marginale Substitutionsrate zwischen den privaten Gütern von q nur in dem Ausmaß abhängt, wie es in u eingeht, nicht aber wie es in w eingeht. 9 für ein privates Gut darstellt, sind die beiden Maße identisch. Beträgt hingegen die Substitutionselastizät zwischen dem Umweltgut und den übrigen privaten Gütern null, geht der Unterschied zwischen den beiden Wohlfahrtsmaßen gegen unendlich.12 Shogren et al. (1994) haben mithilfe von nicht-hypothetischen Auktionsmärkten diese Abhängigkeit der Unterschiede zwischen WTP und WTA von den Substitutionsmöglichkeiten empirisch bestätigt. Daß die Eigentumsrechte eine wichtige Rolle in der Durchführung kontingenter Bewertungsansätze spielen, kommt in zahlreichen Ergebnissen empirischer Studien zum Ausdruck, die zum Teil beträchtliche Divergenzen zwischen WTP und WTA festgestellt haben (Bishop, Heberlein 1979; Bishop, Heberlein, Kealy 1983; Knetsch, Sinden 1984; Bishop, Heberlein 1986; Gregory 1986; Bromley, Hodge 1990). Obwohl - wie gerade dargestellt - die Wohlfahrtsmaße aus theoretischer Sicht nicht notwendigerweise übereinstimmen müssen, wurden die empirischen Differenzen mitunter auf Unzulänglichkeiten der kontingenten Bewertungsmethode zurückgeführt. Neben der Tatsache, daß Kompensationsforderungen im Gegensatz zu Zahlungsbereitschaften keiner Budgetrestriktion unterliegen, haben verschiedene Ökonomen eine alternative Erklärung für die Diskrepanz zwischen WTP- und WTA-Maßen vorgebracht (Brookshire, Coursey 1987; Coursey, Hovis, Schulze 1987). Demnach seien WTA-Antworten aufgrund mangelnder Markterfahrung höher, in dem Sinne, daß Individuen mit einer Verkaufssituation nicht gleichermaßen vertraut sind wie mit einer entsprechenden Kaufsituation. Die Autoren weisen aber auch darauf hin, daß diese Differenzen in Laborexperimenten konvergieren, wenn den Befragten die Möglichkeit eingeräumt wird, in wiederholten Versuchen mit einer WTA- oder WTP-Bewertung von Gütern vertraut zu werden.13 Die lernbedingte Konvergenz zwischen den beiden Wohlfahrtsmaßen ist allerdings ausschließlich auf die sequentielle Abnahme der geäußerten Kompensationsforderung zurückzuführen, während die Zahlungsbereitschaftsbeträge über die einzelnen Runden relativ stabil bleiben und dem erstgenannten Betrag sehr nahe kommen. Diese Ergebnisse bilden die Grundlage für die gängige Praxis, Zahlungsbereitschaften als vorsichtiges Bewertungsmaß zu verwenden, zumindest solange bis die Ursachen für die Differenzen eindeutig geklärt sind. Offene versus geschlossene Frageformulierung Neben einer ausführlichen Beschreibung des Umweltgutes, das man bewerten möchte, erfordert die Durchführung einer CVM-Studie sowohl die Auswahl des adäquaten Zahlungsvehikels als 12 Das eigene menschliche Leben oder die Bewertung eines einzigartigen Naturparks stellen intuitive Beispiele für diese Situation dar. 13 Der von Kahnemann und Tversky (1979) entwickelte psychologische Ansatz der sogenannten Prospekttheorie deutet ebenfalls darauf hin, daß die Diskrepanzen keinen spezifischen Nachteil des kontingenten Bewertungsansatzes bilden. Demnach bewerten Individuen den von einem Referenzniveau ausgehenden Verlust eines sich in ihrem Besitz befindlichen Gutes (Eigentumsrechtes) höher ein als den Zugewinn dieses Gutes, wodurch die Zahlungsbereitschaft von der Kompensationsforderung abweicht. 10 auch die Festlegung der Befragungsvariante. Während für erholungsrelevante Nutzenmessungen häufig Eintrittspreise oder höhere Steuern als Zahlungsverfahren verwendet werden, sind generell auch andere Möglichkeiten denkbar. Zur Verminderung der Luftverschmutzung können beispielsweise höhere Preise für jene Produkte verlangt werden, deren Produktion die Externalität verursacht. In bezug auf die Befragungsvariante lassen sich verschiedene Instrumente unterscheiden.14 In der einfachsten Variante (direkte Befragung) werden Individuen danach befragt, wieviel sie für eine konkrete Verbesserung der Umweltqualität maximal zu zahlen bereit wären. Das iterative Verfahren (bidding games) simuliert die Situation einer Auktion, in dem - ausgehend von einem vorgegebenen Startwert eine in Aussicht gestellte Zahlungsbereitschaft (Kompensationsforderung) solange erhöht (gesenkt) wird, bis das Individuum eine negative Antwort abgibt. Eine sehr ähnliche Variante besteht in der Verwendung von Bewertungskarten (payment cards). Dabei wird den Befragten ein mit Null beginnender und in fixen Intervallen ansteigender Bereich von Zahlungsbereitschaften zur Auswahl angeboten. Darüber hinaus enthalten diese Karten eine detaillierte Beschreibung des zu bewertenden Umweltgutes sowie Angaben darüber, in welcher Höhe Personen bestimmter Einkommenskategorien im letzten Jahr Ausgaben für andere öffentliche Güter getätigt haben. Im Rahmen einer geschlossenen Frageformulierung wird einem Individuum das zu bewertende Gut zu einem fix vorgegebenen Preis angeboten. Der Befragte kann sich dann entscheiden, ob er das Angebot akzeptiert oder nicht (single-bounded).15 In einer erweiterten Version (doublebounded) wird im Anschluß an die Zustimmung (Ablehnung) nochmals gefragt, ob der Konsument bereit wäre, einen höheren (niedrigeren) Preis für das Gut zu bezahlen. Grundsätzlich scheint Konsens darüber zu herrschen, daß geschlossene Frageformulierungen einfacher zu beantworten sind als offene und daher zuverlässigere empirische Ergebnisse liefern (z. B. Cropper, Oates 1992). Die wichtigsten Argumente, die gegen die offene Variante vorgebracht werden, beziehen sich auf die mangelnde Erfahrung der Befragten mit derartigen Gütern sowie auf die Möglichkeiten strategischen Verhaltens. Der erste Einwand geht davon aus, daß die Befragten mit Umweltgütern nicht ausreichend vertraut sind und diese deshalb kaum mit einem zuverlässigen Betrag monetär bewerten können. Aus diesem Grund sei mit einer großen Anzahl von Antwortverweigerern sowie von Null-Antworten auf der einen Seite und einigen wenigen sehr hohen Zahlungsbereitschaften auf der anderen Seite zu rechnen. Aufgrund der Nähe zu privaten Gütern, die auf konventionellen Märkten gehandelt werden, sei die Beantwortung einer ja/nein Frage verhältnismäßig leichter. Diese Argumente sind in erster Linie für die Ermittlung von "non-use values" relevant, wo den Befragten in vielen Fällen jegliche Erfahrung mit dem betrachteten Gut fehlt. In vielen Anwendungen hingegen, die sich auf 14 Für eine ausführlichere Beschreibung siehe Pruckner (1994a). 15 Hanemann (1984) hat erstmals die Einordnung der geschlossenen Frageformulierung in die Nutzentheorie vorgenommen. 11 Nutzenkomponenten beziehen, die an die konkrete Inanspruchnahme des Umweltgutes gebunden sind, dürften die Befragten aufgrund persönlicher Erfahrung mit dem Gut ausreichend vertraut sein. Bezüglich strategischen Verhaltens wird argumentiert, daß die offene Frageformulierung zum Trittbrettfahren einlädt (vgl. Kapitel 5), während das Referendumformat eine anreizkompatible Variante darstellt. Im Gegensatz dazu wird allerdings von verschiedenen Autoren argumentiert, daß sich Individuen auch bei geschlossenen Frageformulierungen strategisch verhalten können (Fisher 1994). Weitere Argumente für die Verwendung von geschlossenen Fragen finden sich in Hanemann (1994). Dieser weist darauf hin, daß Konsumenten häufig wissen, ob sie ein bestimmtes Gut zu einem fixen Preis kaufen wollen oder nicht, während sie hingegen nicht in der Lage sind, ihre maximale Zahlungsbereitschaft anzugeben. Daß Individuen aufgrund politischer Referenden mit diesem Instrument vertraut sind, wird oft als weiteres Argument für die Verwendung geschlossener Fragen vorgebracht. Hier existieren allerdings große Unterschiede zwischen verschiedenen Staaten. Beispielsweise werden in vielen europäischen Ländern nur sehr selten Abstimmungen durchgeführt, so daß nicht davon auszugehen ist, daß alle Menschen über diese praktische Erfahrung verfügen. Auf der anderen Seite erfordert die dichotome Variante die Annahme einer Zahlungsbereitschaftsfunktion für die Berechnung des Medians und des Mittelwertes. Die Auswahl der funktionalen Form sowie die Festlegung von sogenannten "cutoff rates" können die Ergebnisse (insbesondere die Mittelwerte) stark beeinflussen. Vom empirischen Standpunkt betrachtet existieren nur sehr wenige Arbeiten, die die Unterschiede zwischen den Frageformaten mit adäquaten Testverfahren untersucht haben. Kealy und Turner (1993) weisen signifikante Unterschiede der Zahlungsbereitschaften in Abhängigkeit des Frageformates aus, die sie auf unterschiedliche Anreize für strategisches Verhalten sowie auf verschiedene Bereitschaften, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, zurückführen. Die Studie hat auch ergeben, daß - unabhängig von der unterstellten Zahlungsbereitschaftsfunktion - die offenen Werte immer unter jenen der geschlossenen Variante liegen.16 Diese Ergebnisse werden durch Walsh et al. (1989) und Kriström (1993) bestätigt. 4 Historischer Rückblick Sowohl die Entstehung als auch die Weiterentwicklung des kontingenten Bewertungsansatzes war und ist untrennbar mit dem zeitlichen Verlauf der Kosten-Nutzen Analyse (KNA) in den Vereinigten Staaten verbunden. Während seit den Anfängen der KNA um die Jahrhundertwende ausschließlich Marktpreise für den Zweck jeglicher ökonomischen Bewertung herangezogen wurden, hat Ende der vierziger Jahre diesbezüglich ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Dieser ist dadurch zum Ausdruck gekommen, daß Ökonomen die Bedeutung von Angebots- und Nachfragekurven als Wertmaßstäbe zunehmend erkannten. Die Erkenntnisse der modernen 16 Die geschlossenen Antworten waren durch eine große Varianz in Abhängigkeit von der unterstellten funktionalen Form der Zahlungsbereitschaften gekennzeichnet. 12 Wohlfahrtsökonomie, etwa daß die Maximierung von aggregierten Konsumenten- und Produzentenrenten das zentrale Wohlfahrtskriterium darstellen und daß die Bewertung öffentlicher Güter über eine vertikale Aggregation individueller Nachfragekurven erfolgen muß, haben diese Entwicklung unterstützt (Hanemann 1994). Damit hat sich allerdings auch die generelle Sichtweise über die ökonomische Disziplin grundlegend verändert, weg von einer Wissenschaft, die bislang nur Marktvorgänge untersucht hat, hin zu einer Volkswirtschaftslehre, die sich mit individuellen Präferenzen und menschlichen Verhaltensweisen beschäftigt. Das bisherige Argument, daß jene intangiblen Faktoren, für die keine Marktpreise existieren, ökonomisch nicht bewertet werden können, wurde nicht mehr vertreten, und es kam dazu, latente Nachfragefunktionen für jene Güter abzuleiten, die nicht auf Märkten gehandelt werden. Für diesen Zweck wurden im Jahr 1947 zwei unterschiedliche Methoden, der Reisekostenansatz sowie der kontingente Bewertungsansatz vorgestellt. Die von Harold Hotelling vorgeschlagene Reisekostenmethode hat versucht, die ökonomischen Erträge der Nutzung von Nationalparks über Ausgaben für notwendige Inputgüter (Reise- und Aufenthaltskosten, erforderliche Ausrüstung,...) zu erfassen. Diese Ausgaben stellten gewissermaßen den Preis für das Kollektivgut dar, der zwischen Besuchern aus unterschiedlichen Herkunftsregionen variierte. Aus diesen unterschiedlichen Preisen wurde dann eine Nachfragerelation ermittelt und die Konsumentenrente berechnet. Innerhalb weniger Jahre hat sich dieses Verfahren anschließend in der Literatur etabliert. Zur gleichen Zeit hat S. V. Ciriacy-Wantrup, der in Berkeley lehrte, eine Arbeit über die Ökonomie des Landschaftsschutzes publiziert, in der er festgestellt hat, daß ein Teil der sozialen Erträge nicht in Form von Marktgütern anfällt. Um auch für solche nicht marktfähigen Güter eine Nachfragerelation abzuleiten, hat er vorgeschlagen, Individuen danach zu fragen, wieviel sie für aufeinanderfolgende zusätzliche Einheiten eines kollektiven Gutes zu zahlen bereit wären. Diese individuellen Werte seien anschließend zu einer sozialen Nachfragefunktion zu aggregieren. Obwohl ihm klar war, daß die Erwartungen der Individuen über die Finanzierung dieser Güter - etwa über Steuern - die Antworten verzerren können, hat er gleichzeitig betont, daß durch ein angemessenes Fragebogen- bzw. Interviewdesign diese Verzerrungen sehr klein gehalten werden können. Die ersten empirischen Zahlungsbereitschaftsanalysen, die sich auf Erholungs- und Jagdaktivitäten in bestimmten Regionen sowie auf Einstellungen von Individuen zur Luftverschmutzung bezogen, wurden Ende der fünfziger und Anfang der sechziger Jahre durchgeführt. In der Folge - insbesondere zum Ende der siebziger Jahre - wuchs die Anzahl von CVM-Studien zu verschiedensten Fragestellungen stark an, und Ende 1979 wurde die CVM durch das "Water Resources Council" der USA erstmals offiziell als Bewertungsverfahren für Wasserprojekte anerkannt (Hanemann 1992).17 Bemerkenswert für die Periode von 1965 bis 1980 war vor allem die Erarbeitung der Grundlagen für die "non-use valuations". Den Ausgangspunkt dafür bildete die Überlegung, daß die natürliche Umwelt kein 17 Gegenwärtig existieren mehr als 1600 theoretische und empirische Arbeiten zur CVM (Carson 1994). 13 übliches ökonomisches Gut darstelle. Vielmehr sei davon auszugehen, daß Individuen solche Güter - zumindest teilweise - unabhängig von deren Konsum beurteilen, wodurch erstmals die Kategorien der Existenz-, Options- und Vermächtnisnutzen angesprochen waren. Der Beginn der achtziger Jahre markiert einen weiteren wichtigen Abschnitt für die Entwicklung der Zahlungsbereitschaftsanalyse. Dieser Zeitpunkt war dadurch gekennzeichnet, daß sich die Forschergemeinschaft der USA stärker mit Fragen der praktischen Anwendung des Verfahrens auseinandergesetzt hat, wodurch zahlreiche Interaktionen zwischen den umweltpolitischen Entscheidungsinstanzen auf der einen und den akademischen Umweltökonomen auf der anderen Seite entstanden sind. Diese Wechselwirkungen haben die Weiterentwicklung der Methode stark beeinflußt. Die stärksten Einflüsse auf die Messung von Umweltgütern sind in den USA sowohl vom Beschluß des früheren Präsidenten Reagan, der für wichtige Maßnahmen der Zentralregierung eine ökonomische Analyse der Kosten und Erträge vorgeschrieben hat, als auch von der Verabschiedung des "Comprehensive Emergency Response, Compensation, and Liability Act (CERCLA)" ausgegangen. Die Notwendigkeit, für alle wichtigen regulativen Eingriffe des Staates eine Gegenüberstellung von Kosten und Nutzen vorzunehmen (Executive Order 12291), hat die nationale Umweltschutzbehörde (Environmental Protection Agency, EPA), die sich bislang überwiegend mit den Kosten von umweltpolitischen Maßnahmen beschäftigt hat, veranlaßt, auch die Nutzenseite stärker zu berücksichtigen. So wurde 1984 eine mit hervorragenden Ökonomen und Psychologen, unter ihnen Nobelpreisträger Kenneth Arrow, besetzte Konferenz in Palo Alto finanziert, die sich mit der Beurteilung des kontingenten Bewertungsansatzes zur Nutzenmessung umweltverbessernder Maßnahmen auseinandergesetzt hat.18 Obwohl die Konferenz den kontingenten Bewertungsansatz als vielversprechende Methode grundsätzlich anerkannt hat, wurden verschiedene kritische Fragestellungen aufgeworfen, für deren Beantwortung künftige Forschungsanstrengungen, etwa im Bereich der Theorie individuellen Verhaltens unter hypothetischen Bedingungen sowie zu Fragen der Anreizkompatibilität gefordert wurden. Eine wichtige Konsequenz aus dieser Konferenz war zweifelsohne die Entwicklung weg von der offenen Frageformulierung hin zur Anwendung von geschlossenen Varianten. Der im Jahre 1989 von Mitchell und Carson veröffentlichte umfassende Beitrag über das kontingente Bewertungsverfahren hat diese neuen Sichtweisen bereits enthalten. Dieses nach wie vor als Standardwerk der Zahlungsbereitschaftsanalyse zu bezeichnende Buch stellt das Verfahren in einen sehr breiten sozialwissenschaftlichen Kontext und betont neben den ökonomischen Aspekten auch die Bedeutung der Soziologie, der Psychologie sowie der Statistik (Mitchell, Carson 1989). Der wohl entscheidenste Einfluß der praktischen Umweltpolitik auf die (wissenschaftliche) Weiterentwicklung des kontingenten Bewertungsansatzes ist von den in den USA im Jahr 1980 18 Eine umfangreiche Darstellung aller Diskussionsbeiträge dieser Konferenz findet sich in Cummings, Brookshire, Schulze (1986). 14 verabschiedeten Vorschriften zur Sanierung von industriellen Umweltaltlasten (CERCLA) ausgegangen. Dieses Gesetz bildet die rechtliche Grundlage für den sogenannten "Superfund", ein Fonds zur Bereitstellung finanzieller Mittel zur Sanierung bereits aufgelassener Mülldeponien für gefährliche Abfälle. Darüber hinaus räumt dieses Statut der EPA das Recht ein, Verantwortlichkeiten für Deponien festzustellen und notwendige Sanierungsaktivitäten zu erzwingen bzw. ihre Finanzierung durch die Verursacher sicherzustellen.19 Die Regierungen (Zentralstaat oder Bundesstaaten) sind als Sachwalter für natürliche Ressourcen, die sich im Besitz der öffentlichen Hand befinden, eingesetzt und nehmen Schadenersatzansprüche gegenüber "potentiell verantwortlichen Parteien" wahr. Die Aufgabe des amerikanischen Innenministeriums (Department of the Interior, DOI), die für eine Beurteilung des Schadensausmaßes an natürlichen Ressourcen notwendigen Richtlinien zu erarbeiten, wurde nur sehr zögernd in Angriff genommen, so daß die engültigen Regelungen erst im Jahr 1987 in Kraft getreten sind. Diese beinhalteten eine Hierarchie von Bewertungsinstrumenten insofern, daß nicht-marktbezogene Verfahren nur dann angewendet werden durften, wenn keine Marktpreise verfügbar waren und auch keine anderen Schätzwerte herangezogen werden konnten. Darüber hinaus war die Bewertung von Existenz- und Optionsnutzen mithilfe des kontingenten Bewertungsansatzes nur zulässig, wenn keine use-values ermittelt werden konnten. Nachdem von verschiedenen Seiten zahlreiche Einsprüche gegen diese Regelungen vorgebracht wurden, hat das Berufungsgericht des Bezirkes Columbia im Rechtsverfahren des Bundesstaates Ohio gegen das U.S. Innenministerium entschieden, daß "non-use values" in Bewertungen von Umweltzerstörungen berücksichtigt werden müssen und der kontingente Bewertungsansatz eine zu anderen Verfahren gleichwertige Methode ("best available procedure") darstellt, wenn er angemessen durchgeführt und professionell angewendet wird. Daraufhin wurde das DOI aufgefordert, seine Regelungen diesem Entscheid entsprechend zu revidieren (Hanemann 1992, S. 27). In der Folge wurden Rechtsstreitigkeiten über natürliche Ressourcen vor Gericht ausgetragen, in denen nicht-marktbezogene Bewertungsverfahren angewendet wurden, und die CVM schien als Bewertungsverfahren akzeptiert. Im Jahr 1989 hat der Öltanker Exxon Valdez vor der Küste Alaskas den größten Tankerunfall der amerkanischen Geschichte verursacht, in dem 50 Millionen Liter Rohöl ins Meer geflossen sind. Die dadurch entstandenen Umweltschäden haben eine neue Größenordnung von Streitwerten mit dem gleichzeitigen Auftreten von "non-use values" deutlich gemacht. Als Antwort auf diesen Unfall hat der amerikanische Kongress den "Oil Pollution Act" verabschiedet, der zahlreiche Elemente des CERCLA beinhaltet hat, jedoch wurde der Umfang von entschädigungswürdigen Umweltschäden ausgedehnt und die "non-use values" fix verankert. Die "National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA)" des Wirtschaftsministeriums wurde mit der Festlegung der notwendigen Vorschriften betraut. 19 vgl. Pruckner (1994b) 15 Nachdem ein Jahr später das US Innenministerium seine revidierten Regelungen, die dem Gerichtsspruch aus Ohio kaum entsprachen, zur Begutachtung veröffentlicht hat und die ökonomischen Berater von Exxon mit verschiedenen theoretischen und empirischen Studien die Zuverlässigkeit von CVM-Ergebnissen stark angezweifelt haben (Hausman 1993), wurde zur Unterstützung der NOAA eine Kommission zur Beurteilung der kontingenten Bewertungsmethode eingesetzt, der die beiden Nobelpreisträger Arrow und Solow angehörten. Dieses sogenannte NOAA-Panel hat in seinem Schlußbericht (Arrow et al. 1993) verschiedene Richtlinien zum Zweck einer verbesserten Anwendung der CVM vorgeschlagen, die in empirischen Untersuchungen möglichst genau eingehalten werden sollten (vgl. dazu Kap. 6). Ein Jahr später wurden zwar vorläufige Regelungen für die Bewertung von Schäden an natürlichen Ressourcen im Rahmen des "Oil Spill Act" zur Begutachtung veröffentlicht, die endgültigen Regulative stehen aber sowohl von NOAA als auch vom DOI noch aus. 5 Kritische Einwände Obwohl in den letzten Jahren große Fortschritte in der Ausgestaltung kontingenter Bewertungsansätze erreicht wurden, haben die bisherigen Ausführungen deutlich gemacht, daß gegen das Verfahren nach wie vor erhebliche Kritikpunkte vorgebracht werden. Obwohl viele dieser kritischen Anmerkungen im jeweiligen Zusammenhang mit der konkreten Anwendung stehen, existieren auch Einwände genereller Art, die sich in erster Linie auf die hypothetischen Umstände des Befragungsszenarios, auf das bereits angesprochene strategische Verhalten sowie auf die sogenannten "embedding-Effekte" beziehen. Hypothetische Szenarien Dieser Kritikpunkt bezieht sich auf das bekannte Argument, daß dann mit verzerrten Antworten gerechnet werden muß, wenn die Befragten mit dem Befragungsvorgang an sich bzw. mit dem Gut, das bewertet werden soll, nicht vertraut sind. Der Umstand, daß den Teilnehmern lediglich ein hypothetisches Szenario beschrieben wird, führe demnach zu einem Abweichen der geäußerten Wertschätzungen von jenen Zahlungen, die auch tatsächlich geleistet würden (Kealy, Dovidio, Rockel 1988; Mitchell, Carson 1989).20 Demgegenüber stellen Cummings und Harrison (1994) fest, daß ihnen keine theoretischen Zusammenhänge zwischen dem Grad der Vertrautheit mit dem Gut und der Qualität der ökonomischen Bewertung bekannt seien. Verschiedene Vergleiche mit realen Experimenten hätten vielmehr gezeigt, daß CVM-Antworten tatsächliche Zahlungen auch dann übersteigen, 20 Ein Einwand, der mit der Vertrautheit des entsprechenden Umweltgutes zusammenhängt, betont die in CVM Studien oft nicht ausreichend vorhandene Zeit zur Güterbewertung. Sind die Individuen aufgefordert, in kurzer Zeit mittels Fragebogen oder Interview anzugeben, wie sie sich auf einem hypothetischen Markt verhalten würden und wird ihnen auch keine adäquate Möglichkeit geboten, ausreichende Informationen zu sammeln, so sei mit verzerrten Ergebnissen zu rechnen (Bishop, Heberlein 1979; Thayer 1981; Bishop, Heberlein, Kealy 1983). 16 wenn die Befragten mit dem Gut vertraut sind (Blackburn, Harrison, Rutström 1994; Cummings, Harrison 1994). In einer anderen Untersuchung haben Seip und Strand (1992) hypothetische CV-Antworten und tatsächliche Zahlungen für eine Mitgliedschaft im bekanntesten norwegischen Naturschutzverband miteinander verglichen. Dieser Vergleich hat ergeben, daß nur ungefähr 10 Prozent jener Befragten, die eine höhere Zahlungsbereitschaft als den aktuellen Mitgliedsbeitrag bekundet haben, dann auch tatsächlich bereit waren, ein Mitglied zu werden und den Mitgliedsbeitrag zu bezahlen. Diese Arbeit wurde mitunter kritisiert, daß die Befragten in den beiden Situationen nicht notwendigerweise das gleiche Gut bewertet haben, da das hypothetische Szenario als eine nicht eindeutige Zusammensetzung aus verschiedenen Umweltgütern interpretiert werden konnte (Navrud 1992b). Obwohl die Unterschiede zwischen hypothetischen und tatsächlichen Zahlungen geringer werden, wenn das betrachtete Umweltgut ausreichend beschrieben ist, so verschwinden sie nicht vollkommen. Das kommt in einer Untersuchung von Navrud (1992b) zum Ausdruck, in der die Leute befragt wurden, in welchem Ausmaß sie den World Wildlife Fund zum Schutz von gefährdeten Arten unterstützen würden. Fisher (1994) argumentiert, daß strategisches Verhalten für die verbleibenden Unterschiede verantwortlich sein könnte und weist gleichzeitig darauf hin, daß es nur sehr wenige emirische Studien gibt, die diesen Zusammenhang genauer untersucht haben. Aus diesem Grund fordert er die Durchführung weiterer Experimente, in denen die Teilnehmer ihr eigenes Geld verwenden und mit den Konsequenzen ihrer Entscheidungen real konfrontiert sind.21 In letzter Zeit wird hinsichtlich hypothetischer Frageszenarien in CV-Studien die Einführung von Kalibrierungsfaktoren diskutiert. Diese sollen die geäußerten Zahlungsbereitschaften um einen gewissen Prozentsatz reduzieren, um die Unterschiede zwischen hypothetischen und tatsächlichen Zahlungsbereitschaften zu egalisieren. Sowohl die Forderung von Diamond und Hausman (1994), CV-Ergebnisse routinemäßig nach unten zu kalibrieren, als auch verschiedene experimentelle Ergebnisse, die für private Güter deutlich höhere hypothetische Werte geliefert haben (z. B. Cummings, Harrison, Rutström 1993; Cummings 1994; Neill et al. 1994), werden dafür verantwortlich gemacht, daß sich die Notwendigkeit von Kalibrierungsfaktoren gewissermaßen als Schulmeinung durchgesetzt hat. Für die Festlegung der Prozentsätze fordert Fisher die Berücksichtigung von gepoolten Ergebnissen aus verschiedenen vergleichenden Studien. Carson et al. (1994) haben die bislang umfangreichste Gegenüberstellung von CVErgebnissen mit den Resultaten aus indirekten Bewertungsverfahren (revealed preferences methods, RP) vorgenommen. Diese Untersuchung, die 541 Vergleiche von geäußerten und 21 Als Alternative zu solchen Laborexperimenten haben Hackl und Pruckner (1994b) die Zahlungsbereitschaften von Österreich-Touristen für bäuerliche Landschaftspflegeleistungen mit tatsächlichen Zahlungen verglichen, die von Tourismusgemeinden in Österreich freiwillig an die Bauern für ihre landschaftspflegerischen Aktivitäten gezahlt werden. Dieser Vergleich hat keine allzu großen Abweichungen der Größenordnungen von hypothetischen und tatsächlichen Zahlungen ergeben. 17 beobachteten Wertschätzungen aus 79 verschiedenen Studien umfaßt, liefert keine empirische Evidenz für eine Rechtfertigung von Kalibrierungsfaktoren. Hingegen hat diese Gegenüberstellung ergeben, daß das Verhältnis der Mittelwerte zwischen CV- und RP-Maßen 0,88 beträgt, wenn jeder einzelne Vergleich als eine Beobachtung herangezogen wird.22 NOAA (1994) hat in ihren vorläufigen Bewertungsvorschriften einen Kalibrierungsfaktor von 50 Prozent vorgeschlagen. Angesichts der Bemühungen um eine verzerrungsfreie und konservative Fragebogengestaltung scheint ein obligatorisches Abdiskontieren der Werte um 50 Prozent allerdings im hohen Ausmaß widersprüchlich. Strategisches Verhalten der Befragten Das ursprüngliche Samuelson-Argument strategischen Verhaltens geht davon aus, daß Individuen ihre wahren Präferenzen für kollektive Güter nicht äußern, wenn sie die Möglichkeit haben, durch eine strategische Antwort individuelle Vorteile zu lukrieren. Mit ihrer Antwort werden die Befragten versuchen, die Gesamtmenge des Umweltgutes und/oder den damit verbundenen individuellen Finanzierungsbeitrag durch ihre Antwort zu beeinflussen und sich als Trittbrettfahrer zu verhalten. Die geäußerten und die tatsächlichen Zahlungsbereitschaften (Kompensationsforderungen) stimmen dann nicht mehr überein. In seinem bekannten Experiment aus dem Jahr 1972 konnte Bohm das Auftreten strategischen Verhaltens nicht bestätigen. Die durchschnittlichen Zahlungsbereitschaften für ein bestimmtes Fernsehprogramm von fünf Teilstichproben, die mit unterschiedlichen Zahlungsmodalitäten und damit unterschiedlichen Anreizen, sich strategisch zu verhalten - konfrontiert wurden, weisen keine signifikanten Unterschiede auf. Etliche andere Arbeiten kommen zu ähnlichen Ergebnissen.23 Auch für kontingente Bewertungsansätze wurde die Hypothese strategischen Verhaltens direkt überprüft. Diese empirischen Arbeiten, die die Verteilung der Zahlungsbereitschaften mit jener der Einkommen in Relation setzen, haben strategische Verhaltensmuster ebenfalls nicht bestätigt. Zusammenfassend kann festgehalten werden, daß weder in Labor- noch in durchgeführten Feldexperimenten strategisches Verhalten in größerem Umfang nachgewiesen werden konnte, was aber keineswegs bedeutet, daß von der Möglichkeit solchen Verhaltens vollständig zu abstrahieren ist. Beispielsweise folgert Bohm (1994) unter Anwendung eines neuen Testverfahrens für seinen ursprünglichen Datensatz aus dem Jahre 1972, daß der kontingente Bewertungsansatz verzerrte Werte der tatsächlichen Zahlungsbereitschaften liefert. Dieses Ergebnis widerspricht der ursprünglichen Interpretation dieser Daten, die von keinen signifikanten Unterschieden zwischen tatsächlichen und hypothetischen Werten ausgegangen 22 Auch A. Randall (1994) stellt bezugnehmend auf diesen Vergleich fest, daß daraus keineswegs die Notwendigkeit der Kalibrierung von CV-Ergebnissen abgeleitet werden kann. Gleichzeitig weist er darauf hin, daß mit einem solchen Vergleich der Ergebnisse zahlreiche generelle Probleme verbunden sind, die die Aussagefähigkeit stark einschränken. 23 Für einen Überblick dieser empirischen Arbeiten siehe Römer (1991). 18 ist. Auch Cummings und Harrison (1994, p. 29) folgern, daß für die gängige Haltung, wonach sich Befragte im allgemeinen nicht strategisch verhalten, keinerlei Fundierung vorhanden sei. Embedding-Effekte und andere Antwortverzerrungen Empirische Ergebnisse von Zahlungsbereitschaftsanalysen haben in manchen Fällen Inkonsistenzen zu rationalen Verhaltensweisen aufgezeigt. Beispielsweise treten dann, wenn für Individuen die vertikale Zusammensetzung von Gütergruppen nicht eindeutig erkennbar ist, Phänomene auf, die als "embedding-Effekte" bezeichnet werden. Demnach unterscheidet sich die Zahlungsbereitschaft für ein bestimmtes Gut nicht von jener für eine übergeordnete Gütergruppe, die das ursprüngliche Gut lediglich als Teilmenge enthält. Oder anders ausgedrückt, in Abhängigkeit davon, ob ein und dasselbe Gut einzeln oder im Gesamtbündel einer übergeordneten Güterkategorie bewertet wird, ergeben sich signifikante Unterschiede in der Einschätzung (Kahnemann, Knetsch 1992a; Kahnemann, Knetsch 1992b). Ökonomen nehmen in bezug auf diese Phänomene unterschiedliche Standpunkte ein, in dem sie die konkreten Studien in ihrer Durchführung kritisieren (Smith 1992; Smith 1993a; Hanemann 1994) oder die Methode an sich als unzuverlässig ablehnen (z. B. Diamond, Hausman 1993; Diamond, Hausman 1994). Die auftretenden "embedding-Effekte" können teilweise - wenn auch nicht vollständig - durch die ökonomische Theorie erklärt werden.24 Bilden zwei Umweltgüter Substitute, so sinkt der Grenznutzen des ersten, wenn der Konsum des zweiten erhöht wird. Wie Hanemann (1994) ausführt, sinkt dann auch die Zahlungsbereitschaft für das erste Gut, und die WTP für beide Güter gemeinsam ist geringer als die Summe der Zahlungsbereitschaften für jedes Gut allein. Aus diesen Substitutionsbeziehungen und abnehmenden Grenznutzen folgt, daß man mit einem bestimmten Ausmaß an "embedding-Effekten" rechnen kann, wenngleich dadurch nicht erklärbar ist, warum die marginale Zahlungsbereitschaft in verschiedenen Studien bereits nach einigen Konsumeinheiten plötzlich auf Null zurückgeht. Am Beispiel einer CV-Studie zum Schutz eines bestimmten Prozentsatzes einer Vogelpopulation (Desvouges et al. 1993), in der massive "embedding-Effekte" aufgetreten sind, zeigt Fisher (1994), unter welchen Bedingungen diese Ergebnisse mit der ökonomischen Theorie übereinstimmen würden.25 Dabei kommt er zu dem Schluß, daß die meisten theoretisch konsistenten Antworten gleichzeitig auf eine Mißinterpretation des Gutes bei den Befragten zurückzuführen wären. Nur für den Fall, daß die Befragten sowohl für die Existenz der Vogelart an sich als auch für deren individuelle Mitglieder eine Zahlungsbereitschaft aufweisen, scheinen die empirischen Ergebnisse 24 Diamond und Hausman (1994) führen das Auftreten von "embedding-Effekten" auf das "NichtVorhandensein" individueller Präferenzen für die fraglichen Güter sowie auf die mangelnde Berücksichtigung der Budgetrestriktion von Respondenten zurück. 25 Die Studie hat ergeben, daß die Zahlungsbereitschaften für ein Programm, welches 2 Prozent der Vogelpopulation schützt, nicht sinifikant höher war als jene für eine Maßnahme, die weniger als 1 Prozent der gleichen Population schützen würde. 19 theoretisch konsistent und auch realistisch. Daraus folgt, daß eine Kontrolle, ob die Befragten das Gut auch wirklich richtig verstanden haben, unverzichtbar ist. Neben diesen Einwänden beziehen sich weitere kritische Anmerkungen zur CVM auf die Gestaltung der Fragebögen, wobei drei unterschiedliche Kategorien von auftretenden Problemen zu nennen sind: der Startpunkt-Bias, der Verfahrens-Bias sowie Verzerrungen aufgrund mangelhafter Informationen. Verzerrte Antworten in Abhängigkeit unterschiedlicher Startwerte in iterativen Verfahren können dann auftreten, wenn Individuen vermuten, daß der anfangs vorgegebene Wert ein (sozial) erwünschtes Niveau repräsentiert. Darüber hinaus können Individuen, für die der Startwert und die tatsächliche Zahlungsbereitschaft sehr weit voneinander entfernt liegen, versucht sein, vorzeitig ja oder nein zu sagen, um den Bewertungsvorgang abzukürzen. Die empirischen Arbeiten geben keine eindeutigen Hinweise bezüglich des Auftretens von Startpunktverzerrungen. Während einige ältere Untersuchungen die Abhängigkeit der finalen Antworten von den Startwerten nicht bestätigen (Brookshire, Randall, Stoll 1980; Thayer 1981), liefern andere Studien entgegengesetzte Ergebnisse (Mitchell, Carson 1985; Cummings, Brookshire, Schulze 1986; Boyle, Bishop 1988). Als Verfahrens-Bias (vehicle bias) werden jene Verzerrungen bezeichnet, die in Abhängigkeit der ausgewählten Zahlungsmodalität (Steuern, Eintrittsgebühren, höhere Güterpreise,...) entstehen. Beispielsweise wird eine befragte Person, die eine Erhöhung von Steuersätzen generell ablehnt, ihre Zahlungsbereitschaft zu niedrig angeben, wenn die Finanzierung des Umweltgutes über höhere Steuern geplant ist. Hingegen spricht man von Informationsverzerrungen, wenn entweder die Quantität oder die Qualität der bereitgestellten Informationen für eine ordnungsgemäße Präferenzoffenbarung nicht ausreicht, bzw. wenn die Reihenfolge selektiver Informationsweitergabe das Ausmaß der Zahlungsbereitschaft beeinflußt (sequencing bias).26 6 Globaleinschätzung der Methode und künftige Forschungsanstrengungen Hinsichtlich einer generellen Einschätzung dieses direkten Präferenzerfassungsverfahrens ist nicht davon auszugehen, daß die lebhafte Diskussion in naher Zukunft beendet sein wird. Die Bewertung von "intangibles" ruft kontroversielle Standpunkte hervor. Dementsprechend erlaubt die vorhandene Literatur keine definitive Antwort bezüglich der wahrscheinlichen 26 Schulze et al. (1994) untersuchen in einer aktuellen Arbeit den Einfluß des Informationsumfanges auf die Unterschiede zwischen hypothetischen und tatsächlichen Zahlungsbereitschaften, auf das Ausmaß von Antwortverweigerungen sowie auf "embedding-Effekte". Für eine strukturierte Übersicht von möglichen Verzerrungen in kontingenten Bewertungsansätzen siehe Carson (1991). 20 Größenordnung potentieller Antwortverzerrungen.27 Vielmehr werden widersprüchliche Ergebnisse präsentiert, die sich jeweils auf ein spezifisches Untersuchungsszenario beziehen. Aufgrund der vorliegenden empirischen Untersuchungen folgern zahlreiche Ökonomen, daß kontingente Bewertungen zuverlässige Maße liefern, wenn die Individuen mit dem zu untersuchenden Gut eng vertraut sind (Arrow 1986; Kahnemann 1986; Mitchell, Carson 1989; Hanemann 1994). Diesen Standpunkt unterstreicht K. Smith (1992, S. 87), der feststellt, daß die CVM is a 'best available procedure' when applied properly to situations in which conventional protocols are used to ensure that people understand what has been asked of them.28 Allerdings funktioniert der kontingente Bewertungsansatz am besten, wo man ihn am wenigsten benötigt, nämlich in jenen Fällen, in denen individuelle Erfahrungen mit veränderten Umweltqualitäten ohnehin ein bestimmtes Maß an Informationen über Substitutionsbeziehungen, trade-offs und ähnliches hinterlassen haben. But for those problems for which we need something like the CVM most, that is, where individuals have little or no experience with different levels of the environmental good, CVM appears to be least reliable (Freeman 1986, S. 160). Auf der anderen Seite wird die Zuverlässigkeit des kontingenten Bewertungsansatzes von einigen Ökonomen aufgrund bereits erwähnter Kritikpunkte grundsätzlich in Zweifel gezogen und eine Anwendung zur Erfassung von "non-use values" unabhängig von der Ausgestaltung des konkreten Frageszenarios generell abgelehnt. CV surveys never measure people's preferences and are never a suitable source of information on values in either benefit-cost analysis or damage assessment (Diamond, Hausman 1993, p. 29). Wie bereits im Rahmen des historischen Überblickes erwähnt, wurde in den USA das NOAAPanel zur Bewertung des kontingenten Bewertungsansatzes eingesetzt, um eine von obigen unversöhnlich scheinenden Standpunkten unabhängige Expertenmeinung führender amerikanischer Ökonomen über die Zuverlässigkeit von empirischen Zahlungsbereitschaftsanalysen zu erhalten. In ihrer grundlegenden Einschätzung der Methode zur Messung von Umweltgütern hat die Expertengruppe festgestellt, daß die CVM in der Lage ist, zuverlässige Ergebnisse zu liefern, wenn sie sorgfältig angewendet wird. Die Stellungnahme des Panels beinhaltet sowohl eine umfangreiche Kritik vorliegender empirischer Arbeiten als auch zahlreiche Empfehlungen für eine Verbesserung des Verfahrens. Die wichtigsten Einwände der Kommission beziehen sich auf die bereits umfangreich diskutierten Punkte wie die hypothetische Situation des Befragungsszenarios, beobachtbare 27 Eine umfangreiche theoretische und empirische Darstellung der verschiedenen Kritikpunkte findet sich in Hausman (1993). Allerdings wird argumentiert, daß mehrere Einwände, die in diesem Buch vorgebracht werden, auf fehlerhaften Datenanalysen sowie auf einer unzureichenden Sorgfalt in der Gestaltung der Fragebögen basieren (Smith 1993a; Hanemann 1994). 28 Auch R. Carson (1991, S. 136) folgert zusammenfassend, that most biases in contingent valuation surveys are avoidable; however some biases, such as starting point bias in a bidding game and sample selection bias in a mail survey, will almost always be present. Typically, most other problems in contingent valuation surveys relate to the people being given inadequate descriptions of what the researchers actually value and what they intended to value. 21 Inkonsistenzen mit rationalen Entscheidungen ("embedding-Effekte"), die Implausibilität der Größenordnung einzelner empirischer Ergebnisse sowie auf das Fehlen von wirksamen Budgetrestriktionen in vielen Untersuchungen. Darüber hinaus wird eine unzureichende Bereitstellung der notwendigen Informationen, die oft unklare Abgrenzung des relevanten Marktes für Aggregationszwecke und das Auftreten sogenannter "warm-glow Effekte" kritisiert. Letztere beschreiben den Umstand, daß kontingente Bewertungen mitunter eher die Gutherzigkeit der Befragten erfassen, denn die tatsächlichen Zahlungsbereitschaften für das zu bewertende Umweltgut (Arrow et al. 1993). Die Anwendungsrichtlinien des Panels sind in drei Subkategorien unterteilt: Allgemeine Richtlinien, Empfehlungen, die in den besten Studien bereits berücksichtigt werden, sowie Hinweise, die auch in den besten CV-Untersuchungen bislang keine Berücksichtigung finden. Die generellen Richtlinien fordern eine adäquate Stichprobenauswahl (Type und Umfang) unter Anwendung des Zufallsverfahrens und die Minimierung von Antwortverweigerungen und betonen den Vorzug von persönlichen Interviews gegenüber Brief- und Telefonumfragen sowie die Notwendigkeit von Prätests auf mögliche Interviewer-Verzerrungen. Zusätzlich werden ein umfangreicher schriftlicher Bericht zur Untersuchung und sorgfältige Tests des Fragebogens vor der eigentlichen Befragung empfohlen. Die zweite Richtlinienkategorie, die nicht unbedingt zur Gänze eingehalten werden muß, um aussagefähige Ergebnisse ableiten zu können, umfaßt notwendige Anstrengungen für ein konservatives Befragungsdesign (z. B. die Erfassung von Zahlungsbereitschaften anstelle von Kompensationsforderungen), die Verwendung geschlossener Frageformulierungen (Referendumformat), eine umfangreiche und genaue Beschreibung des Umweltgutes sowie Prätests von Fotografien. Ausserdem werden Hinweise auf Substitutionsgüter, die explizite Möglichkeit von "keine Antwort"- Optionen und begleitende Fragen für eine bessere Interpretation der Ergebnisse vorgeschlagen. Die dritte Gruppe der Richtlinien, die sich hauptsächlich mit der ökonomischen Bewertung von Umwelt- und Ressourcenschäden befaßt, fordert insbesonders Hinweise darauf, daß Zahlungen für ein konkretes Umweltgut die Konsummöglichkeiten für andere private und öffentliche Güter einschränkt. Diese hier kurz beschriebenen Richtlinien repräsentieren gewissermaßen den allgemein akzeptierten Standard moderner CV-Techniken. Dennoch wurde auch von verschiedenen Seiten Kritik vorgebracht (z. B. Smith 1993b). Während einerseits gefordert wird, die Richtlinien so umfassend wie möglich einzuhalten, finden sich andererseits keine Hinweise darauf, welche Abweichungen von den Empfehlungen akzeptiert werden, um nach wie vor zuverlässige empirische Ergebnisse zu gewährleisten. Bis dato gibt es keine empirische Arbeit, die alle NOAA-Richtlinien vollständig berücksichtigt hätte. Künftige Forschungsanstrengungen Die Ausführungen in diesem Kapitel haben deutlich gemacht, daß in bezug auf den kontingenten Bewertungsansatz nach wie vor etliche Fragen offen sind, die weitere 22 Forschungsanstrengungen notwendig erscheinen lassen. Die auftretenden Unterschiede zwischen Zahlungsbereitschaften und Kompensationsforderungen erfordern zusätzliche Arbeiten zur Theorie von Eigentumsrechten in bezug auf Umweltgüter bzw. natürliche Ressourcen. Darüber hinaus sind in diesem Zusammenhang eine noch größere Anzahl von empirischen Studien notwendig, die sich mit Lerneffekten in wiederholten Befragungsrunden, mit dem Konvergenzverhalten der Wohlfahrtsmaße sowie mit der Untersuchung von Einflußfaktoren auf die Divergenzen zwischen WTP und WTA beschäftigen. Wie bereits erwähnt, sollten auch hinsichtlich der Abweichungen hypothetischer und tatsächlicher Zahlungen weitere Experimente durchgeführt werden, um zusätzliche empirische Evidenz für die Festlegung möglicher Kalibrierungsfaktoren abzuleiten (Fisher 1994). Auch die Anreizstrukturen in bezug auf strategische Verhaltensweisen scheinen noch nicht ausreichend untersucht. Für (Labor-) Experimente über den Vergleich von geschlossenen und offenen Fragenformulierungen werden bislang vorwiegend Stichproben herangezogen, die sich aus ausgebildeten Ökonomie- oder Psychologie Studenten zusammensetzen. Hier scheint eine Ausweitung der Arbeiten auf Feldstudien und somit auch auf jene Bevölkerungsschichten notwendig, die aufgrund ihrer Ausbildung mit dem Konzept strategischen Verhaltens a priori nicht vollkommen vertraut sind. Es wurde in diesem Papier bereits mehrmals darauf hingewiesen, wie wichtig es für die Zuverlässigkeit der Ergebnisse ist, daß die Befragten mit dem zu untersuchenden Gut ausreichend vertraut sind. Aus diesem Grund sind zusätzliche Studien notwendig, die deutlich machen, wie die zur Verfügung gestellte Information bei den Individuen aufgenommen wird bzw. was die Befragten zu verschiedenen Zeitpunkten des Interviews denken (vgl. z. B. Schkade, Payne 1994). Fisher (1994) fordert diesbezüglich einen kontinuierlichen Informationsaustausch zwischen dem Interviewer und dem Interviewten, um sicherzustellen, daß das Gut tatsächlich in der beabsichtigten Weise verstanden wird. Im Zuge dessen sollten auch die Beiträge der neuen psychologischen Literatur über individuelle Einstellungen in künftigen CV-Umfragen Berücksichtigung finden. Diese Arbeiten beschäftigen sich mit Verzerrungen, die aus dem Wortlaut der Frageformulierung, aufgrund der Reihenfolge, in der verschiedene Alternativen präsentiert werden, sowie durch unterschiedliche "base-rate Informationen" entstehen (Krosnick et al. 1990; Lehman et al. 1992; Narayan, Krosnick 1993). Die Richtlinien für die Ausgestaltung von "state-of-the-art Umfragen" verdeutlichen auch, daß sorfältig durchgeführte CVM-Studien mit sehr hohen Kosten verbunden sind. Aus diesem Grund werden in der jüngeren Vergangenheit immer häufiger sogenannte "benefit transfers" durchgeführt, mit denen versucht wird, die Ergebnisse für eine konkrete Anwendung (z. B. eine bestimmte Region) auf ähnlich gelagerte Anwendungsfälle (beispielsweise ähnliche Regionen oder sogar Länder) umzulegen, ohne eine eigenständige CV durchzuführen. Für diesen Zweck sind die Voraussetzungen für eine Verallgemeinerung von CV-Ergebnissen auf unterschiedliche Fragestellungen, verschiedene geografische Regionen oder andere Bevölkerungsgruppen genau zu überprüfen (Navrud 1994). 23 Die methodische Diskussion und der Blick auf die historische Entwicklung des Bewertungsverfahrens haben deutlich gemacht, daß sowohl die wichtigsten wissenschaftlichen als auch realpolitischen Impulse von den USA ausgegangen sind. Vor diesem Hintergrund versucht der letzte Abschnitt dieses Papiers, die Akzeptanz und potentiellen Anwendungsmöglichkeiten aus einer europäischen Perspektive näher zu beleuchten. 7 Der kontingente Bewertungsansatz als umweltpolitisches Meßinstrument in Europa Die potentiellen Anwendungsbereiche für Zahlungsbereitschaftsanalysen umfassen grundsätzlich die gesamte Palette kollektiver Leistungserbringung, wenngleich das Verfahren in erster Linie zur Bewertung von Umweltgütern herangezogen wird. Im Mittelpunkt empirischer Anwendungen stehen die ökonomische Erfassung veränderter Luft- und Wasserqualitäten, die Nutzenmessung von Erholungs- und Jagdaktivitäten und von ästhetischen Einflüssen sowie die Bewertung von verschiedenen Gesundheitsprogrammen. Die Notwendigkeit der Erfassung von Nutzenkomponenten für diese Fragestellungen - und damit auch der Anwendung der CV - wird auf unterschiedlichen wirtschafts- bzw. umweltpolitischen Ebenen erkennbar (siehe Punkt 2). Die meisten nicht-marktbezogenen Nutzenmessungen werden auf der Ebene einzelner Projekte durchgeführt, auf der den empirischen Ergebnissen auch das stärkste Gewicht im Sinne einer tatsächlichen Entscheidungsbeeinflussung zukommt. Dennoch variiert die Anwendung von nichtmarktbezogenen Meßverfahren sehr stark zwischen verschiedenen Ländern (Kuik, Navrud, Pearce 1992).29 Während für gesetzliche Umweltauflagen in einigen wenigen Staaten die Nutzen (und auch deren Kosten) ermittelt wurden, haben diese Ergebnisse die realpolitische Entscheidungsfindung in den meisten Fällen nicht beeinflußt. Nutzen- und Kostenmessungen auf der Ebene einer umfassenden Umweltpolitik wurden in Europa zwar ebenfalls durchgeführt (z. B. in Deutschland und den Niederlanden), ihre Resultate werden aber in erster Linie für Zwecke der Bewußtseinsbildung verwendet (vgl. Schulz, Schulz 1991). So bleibt festzuhalten, daß eine Gegenüberstellung von Kosten und Nutzen für die konkrete Ausgestaltung umweltpolitischer Maßnahmen in Europa, die über die Projektebene hinausgehen, eine äußerst geringe Rolle spielt. Dieser Umstand kommt in der Einleitung zu den Richtlinien der britischen Regierung über eine mögliche Berücksichtigung von Umwelteinflüssen in der Politikbeurteilung deutlich zum Ausdruck. A governments' policies can effect the environment from street corner to stratosphere. Yet environmental costs and benefits have not always been well integrated into government policy assessments, and sometimes they have been forgotten entirely. Proper consideration of these effects will improve the quality of policy making (Hanley, Spash 1993, p. 8). 29 Für eine äußerst umfangreiche Darstellung von durchgeführten CV-Studien in verschiedenen Ländern Europas vgl. Navrud (1992a). 24 Eine wichtige Ursache für die geringe Anwendung von Kosten-Nutzen Analysen für umweltpolitische Entscheidungen liegt in der vermuteten Unsicherheit der Nutzenmessungen.30 Dies kommt in der äußerst langsamen Akzeptanz des kontingenten Bewertungsansatzes in Europa zum Ausdruck. Während die Methode in den USA mehr oder minder akzeptiert scheint und auch in Großbritannien allmähliche Akzeptanz findet, gestaltet sich die Situation - vielleicht mit der weiteren Ausnahme der skandinavischen Länder - im restlichen Europa anders. Die Gründe für diese Variation in der Anerkennung der Methode sind nicht eindeutig. Mangelnde Informationen sowohl über die Grundlagen des Verfahrens sowie über seine praktische Anwendbarkeit mögen ebenso dafür verantwortlich sein, wie ein generell niedriger Stellenwert von Effizienzüberlegungen in der Gestaltung der Wirtschafts- und Umweltpolitik. Künftige Entwicklungen in Europa Aufgrund zahlreich vorhandener und persistenter Umweltprobleme werden die Regierungen bei limitierten budgetären Mitteln künftig noch stärker gezwungen sein, eine Prioritätenfestlegung in bezug auf ihre umweltpolitischen Maßnahmen vorzunehmen. Für diesen Zweck scheint die empirische Erfassung von Kosten und Nutzen einzelner Varianten im Hinblick auf eine effiziente oder kosteneffektive Politikgestaltung unumgänglich. Diese Bewertungen werden auch jene Nutzenkomponenten umfassen müssen, die nicht über individuelles Verhalten von Konsumenten auf surrogaten Märkten ermittelt werden können. Damit wird aber dem kontingenten Bewertungsansatz künftig ein höherer Stellenwert zukommen, da er das bislang einzige Verfahren zur Ermittlung von "non-use values" darstellt. Der empirischen Bewertung von Umweltqualitäten könnte aber auch aus einem weiteren Grund künftig eine größere Bedeutung zukommen. Entsprechend den US-amerikanischen Beispielen ist auch in Europa damit zu rechnen, daß in den nächsten Jahren die Anzahl von gerichtlich anhängigen Schadenersatzansprüchen gegen die Verursacher von Umweltbeeinflussungen deutlich ansteigen wird. Unabhängig von der generellen Diskussion, ob und in welchem Ausmaß einzelne Bewertungsinstrumente verzerrte Ergebnisse liefern können, wird man sich auf standardisierte Verfahren zur Schadensbemessung einigen müssen, wie sie momentan in den USA erarbeitet werden. Daß die Bedeutung der Ökonomie für die Gestaltung umweltpolitischer bzw. ökologischer Maßnahmen zunehmend erkannt wird, kommt im Fünften Aktionsprogramm der Europäischen Union zum Ausdruck (European Community 1993). Dieses Programm, das die Zukunftsperspektiven sowie die notwendigen Schritte in bezug auf den Umweltschutz für die Periode von 1993 bis 2000 beinhaltet, anerkennt grundsätzlich die Notwendigkeit ökonomischer Bewertungen von umweltrelevanten Maßnahmen. In diesem Sinne wird festgehalten, daß in Übereinstimmung mit den Maastrichter Verträgen alle potentiellen Kosten und Nutzen umweltpolitischen Handelns bzw. Nichthandelns erfaßt werden sollen, um zu gewährleisten, 30 Für eine Gegenüberstellung weiterer Gründe siehe Kuik, Navrud, Pearce (1992). 25 daß im Zeitablauf die sozialen Erträge die entstehenden Kosten übersteigen. Darüber hinaus wird die Auswahl von kosteneffektiven Instrumenten zur Erreichung umweltpolitischer Zielsetzungen empfohlen sowie die rasche Einführung einer innerhalb der Gemeinschaft standardisierten Kosten-Nutzen Analyse gefordert. Über die künftige Politik innerhalb der Gemeinschaft bezüglich der Anwendung von Bewertungsverfahren bzw. der Akzeptanz von CV-Studien bleiben allerdings de facto alle Fragen offen. Die Notwendigkeit von Umweltbewertungen im Sinne einer Prioritätenfestlegung für umweltpolitische Maßnahmen wird auch durch die Situation in den Transformationsökonomien Mittel- und Osteuropas deutlich erkennbar. Bis dato existierten kaum empirische Studien, die Hinweise auf die effizientesten bzw. kosteneffektivsten Maßnahmen zur Verschmutzungsreduktion in Osteuropa erlauben würden. Im Rahmen eines Kooperationsprojektes zwischen der Weltbank, dem Internationalen Institut für Angewandte Systemanalysen in Wien und Resources for the Future in den USA wurden allerdings die Verschmutzungsprobleme in diesen Ländern analysiert und erste Politikempfehlungen für eine Prioritätenfestsetzung erarbeitet. So haben Krupnick et al. (1993) die Gesundheitseffekte einer verbesserten Luftqualität in Tschechien, Ungarn, Polen und der Ukraine abgeschätzt. Die Studie, die unter anderen (modifizierte) Ergebnisse aus einer amerikanischen CV-Studie verwendet, kommt zu dem Schluß, daß eine Reduktion der Luftverschmutzung auf das Niveau der EG-Standards für diese Staaten mit gesundheitsrelevanten Nutzen im Ausmaß von zumindest ein bis drei Prozent des jeweiligen Sozialproduktes verbunden wäre. Obwohl keine dezidierten Kosten dieser Maßnahmen ermittelt wurden, folgern die Autoren, daß aufgrund der sehr hohen gesellschaftlichen Erträge der Reduktion der Luftverschmutzung ein prioritärer Stellenwert zukommen müßte, wenngleich weitere empirische Analysen notwendig erscheinen. Ein zusammenfassender Blick verdeutlicht, daß in Europa zahlreiche Potentiale für eine zunehmende ökonomische Bewertung umweltpolitischer Maßnahmen bestehen. Soweit politische Ignoranz in einzelnen Ländern die Ursache für die Vernachlässigung von sozialen Kosten und insbesonders Nutzen darstellt, könnten zu erwartende Entwicklungen wie anhängige Gerichtsverfahren oder die international abgestimmte Einführung ökologischer Komponenten in die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung eine rasche Änderung herbeiführen. Liegen die Gründe für die Widerstände einer Implementierung von Nutzenmessungen im mangelnden Vertrauen in die Bewertungsverfahren, so sollten weitere Anstrengungen unternommen werden, die Instrumente zu verbessern und diese für eine breite Palette von Fragestellungen anwendbar zu machen. Was den kontingenten Bewertungsansatz betrifft, kann sowohl auf umfangreiche theoretische Erkenntnisse als auch auf zahlreiche praktische Erfahrungen in verschiedensten Anwendungsbereichen zurückgegriffen werden. Die erfolgreiche Umsetzung umweltökonomischer Erkenntnisse in konkret anwendbare Umweltgesetze in den USA könnte als interessantes Beispiel für ähnliche Entwicklungen in Europa dienen. 26 LITERATUR: Arrow, K. 1986. Comments by Professor Kenneth Arrow. In Valuing Environmental Goods, eds. R.G. Cummings, D.S. Brookshire, W.D. Schulze, Rowman and Allanheld, Totawa, NJ, pp. 180-85. Arrow, K., R. Solow, P.R. Portney, E.E. Leamer, R. Radner, and H. Schuman 1993. Report of the National Oceanic and Atmospheric Administration Panel on Contingent Valuation. Federal Register 58 (10). Behrens-Egge, M. 1991. Möglichkeiten und Grenzen der monetären Bewertung in der Umweltpolitik. Zeitschrift für Umweltpolitik & Umweltrecht 1/91:71-94. Bishop, R.C., and T.A. Heberlein 1979. Measuring values of extramarket goods: are indirect measures biased? American Journal of Agricultural Economics 61:926-30. Bishop, R.C., T.A. Heberlein, and M.J. Kealy 1983. 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In the course of a general assessment of Contingent Valuation necessary conditions are discussed in detail, the fulfilment of which guarantees reliable empirical results. Prospects for further research needs and for the variety of practical applications of CV from a European perspective complete this paper.