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Abb. 11
Die fertig restaurierte Turmuhr der Burg Forchtenstein
(Text: siehe Seite 20).
L’horloge du château fort de Forchtenstein après restauration (voir texte p. 20).
10 | CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
Zehn Jahre Uhrenstube Aschau
Bericht über das Museum für Turmuhren und Bratenwender
in Österreich, Burgenland
Wolfgang Komzak
Anmerkung der Redaktion: Basis dieses Beitrages ist ein Bericht über die Uhrenstube Aschau,
der in der Revue der AFAHA Nr. 71, im Juni
2012 erschienen ist.
NDLR: Ce texte est une version retravaillée
d’un article paru en français dans la revue de
l’AFAHA n o 71 (juin 2012). Certaines traductions de légendes ne sont pas littérales, mais
partiellement reprises du bulletin de l’AFAHA.
D’autres ont été légèrement raccourcies.
Das Museum
Im September 2003 wurde in Aschau im Burgenland die Uhrenstube Aschau, ein Museum
für Turmuhren- und Bratenwender eröffnet
(Abb. 1). Es ist heute das einzige seiner Art
in Österreich und zählt, vor allem wegen der
Anzahl und Besonderheit seiner Exponate
zu den bedeutendsten Turmuhrenmuseen im
deutschen Sprachraum. Die gezeigten Exponate
sind ein Teil der Uhrensammlung von Wolfgang
Komzak in Wien, der 1963 mit dem Sammeln
von antiken Uhren begann. Die Sammlung besteht aus Turmuhren, Wand- und Konsoluhren
und auch anderen Uhrentypen des 15. Jahrhunderts bis zum frühen Industriezeitalter des
19. Jahrhunderts. Schwerpunkt der ausgestellten
Exponate sind Turmuhren aus den Stilperioden
der Gotik im 15. Jahrhundert, der Renaissance
und des Barock. Das älteste Exponat stammt
aus der Zeit um 1470 bis 1480.
Der Museumskomplex besteht aus mehreren
kleinen Gebäuden, wobei ein Teil der Exponate
im Museum und nicht restaurierte Turmuhren
in einem Schaudepot ausgestellt sind. Die Uhren
werden in den Werkstätten des Museums restauriert. Ein besonderes Erlebnis ist der Besuch
Abb. 1
Die Uhrenstube Aschau mit den Schauräumen, im Hintergrund die Werkstätten.
La «Chambre aux horloges», avec les locaux d’exposition et l’atelier à l’arrière-plan.
Abb. 2
Der Schauraum für Turmuhren.
La salle des horloges de clocher.
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Abb. 3
Das Schaudepot im Feldkasten.
Le dépôt des réserves à Feldkasten.
des mit Stroh gedeckten, denkmalgeschützten
Bauernhauses Aschau Nr. 49, das 1820 erbaut
wurde. Die original erhaltenen Räume, die auch
bewohnt werden, bilden gemeinsam mit den
archaischen Turmuhrwerken des Museums eine
sehenswerte Einheit.
Das Museum wird vom « Verein der Freunde
der Uhrenstube Aschau im Burgenland» getragen. Dieser öffentliche Verein ist gemeinnützig
und nicht auf Gewinn ausgerichtet. Ziel des
Vereines soll aber nicht ein statisches Museum
mit der bloßen Schaustellung der Uhren sein,
sondern es soll auch eine Reihe von Aufgaben
erfüllen, die den Museumsbetrieb dynamisch
gestalten.
Die Museumsarbeit der Uhrenstube
Aschau
Ziele der Museumsarbeit sind:
– Die Sammlung von Turmuhren und Bratenwendern und deren Präsentation. Die Instandsetzung und Restaurierung der Exponate
erfolgt in den Werkstätten des Museums.
Schautafeln informieren über die Geschichte,
Handwerk und Technik der Uhren und Turmuhren. In nächster Zeit sind auch Sonderausstellungen zum Thema Zeitmessung und Zeitmesser geplant.
– Das Handwerk und die Technik der traditionellen Uhrmacher kann in Kursen und
Seminaren (polycollege Wien) und auch in
Workshops in den Werkstätten des Museums
erlernt werden. Interessierten kann durch
die Mitarbeit bei der Restaurierung und Instandsetzung der Uhren der Sammlung die
traditionellen handwerklichen Techniken der
früheren Uhrmacher und der damit zusammenhängenden Gewerbe vermittelt werden
(Learning by doing).
– Die Dokumentation früher Turmuhren der
Gotik und Renaissance. Dabei werden nicht
nur die Exponate der Uhrenstube nach weitgehend gleichen, objektiven Kriterien in
Formblättern (Text, Foto und Skizzen) aufgenommen, sondern soweit möglich, auch
Turmuhren anderer Museen. Als Grundlage
dienen nicht nur restaurierte Uhren und
Turmuhren, sondern vor allem auch unvollständige, nicht restaurierte Werke. So werden von der Uhrenstube Aschau auch unvollständige Werke in desolatem Zustand
angekauft, soweit sie eine Feststellung analoger Merkmale in der Entwicklungsreihe
bestimmter Uhren und Turmuhren aus zeitlicher, regionaler und handwerklicher Sicht
ermöglichen. Diese Uhren werden im Schaudepot der Uhrenstube aufbewahrt, wo sie für
Fachleute und Interessierte zugänglich sind.
– Forschung. Da es auf dem Gebiet früher
Turmuhren im deutschen Sprachraum kaum
Fachliteratur, oder nur wenige aufschlußreiche Publikationen gibt, wird neben der
Dokumentation von frühen Turmuhren und
deren wissenschaftliche Bearbeitung, auch
die technisch-historische Entwicklung der
Turmuhren und des frühen traditionellen
Uhrmacherhandwerks erforscht. Mit Hilfe
von Heimatforschern und auch in Zusammenarbeit mit andern Wissenschaftlern (Historiker) verschiedener Institutionen, sowie
archivalischen Quellen, kann vielfach das
Alter, die Herkunft und die Geschichte einzelner Werke bestimmt werden. Dies ermöglicht, anhand der Übereinstimmung ver-
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schiedener Merkmale, bzw. Analogien mit
Werken unbekannter Herkunft, deren Provenienz festzustellen.
– Die Uhrenstube Aschau besitzt auch eine
umfangreiche Fachbibliothek mit Werken des
17. bis 19. Jahrhunderts bis zu den jüngsten
Ausgaben. Ein Archiv mit Dokumentationen,
Archivalien, Grafiken und einer Sammlung
verschiedener, auch technischer Daten steht
nach Vereinbarung Fachleuten, Interessierten und Studierenden zur Einsicht zur Verfügung.
– Bewusstseinsbildung und Publikation. Die
Forschungsergebnisse werden, in Beiträge
gefaßt, in Fachzeitschriften publiziert und
in Form von Vorträgen, Seminaren und Exkursionen einem breiteren Publikum näher
gebracht.
– Beratung und Expertisen. Zu den wesentlichen Aufgaben der Museumsarbeit zählen
auch die Beantwortung von Anfragen, Beratungen und die Erstellung von Expertisen.
In der Folge entstanden danach so manche
interessante Forschungsprojekte, wie z. B.
bei der Restaurierung der Turmuhr der Burg
Forchtenstein, der Pfarrkirche von Ehrenhausen (Steiermark), der Turmuhr von Litzelsdorf (Burgenland), oder der Turmuhr
des Alten Rathauses in Schriesheim bei Heidelberg (siehe Link uhrenstube-aschau.at >
Forschung und Publikation).
aber nicht weiter restauriert, also in dem Zustand gezeigt, in dem sie erworben wurden.
Grundsätzlich soll aber jede Maßnahme
der Restaurierung, sei es eine Ergänzung oder
der Rückbau eines Werkes für den Fachmann
sofort erkennbar sein, ohne das einheitliche
Erscheinungsbild des Werkes zu beeinträchtigen. Diese Maßnahmen müssen auch jederzeit reversibel sein, das heißt, daß originale
Werksteile statt verändert zu werden, im Sinne
der ursprünglichen Fassung neu angefertigt
werden. Die alten, nicht mehr verwendeten
Werksteile werden im Depot gelagert, um jederzeit den Zustand vor der Restaurierung wieder
herstellen, bzw. dokumentieren zu können.
Die Restaurierung
Die Uhrwerke werden in den Werkstätten des
Museums, Schmiede, Schlosserei, Feinmechanik,
Holzbearbeitung, Drechslerei und Restaurierung
der Fassung (Bemalung der Werke und Zifferblätter) restauriert. Obwohl die Werkstätten weitgehend mit modernen, zeitgemäßen Maschinen
und Geräten ausgestattet sind, werden diese
eher zur Unterstützung von Arbeiten in traditioneller Handwerkstechnik eingesetzt. Hauptsächlich kommen aber Werkzeuge und Geräte
zur Verwendung, die nach historischen Vorbildern nachgebaut wurden. Die Entscheidung über
die Art der Restaurierung hängt in erster Linie
vom Zustand der Erhaltung und den Merkmalen
von Veränderungsphasen des Werkes ab.
Die Museumsphilosophie
Ein wesentliches Merkmal der Museumsphilosophie der Uhrenstube Aschau besteht darin,
daß in erster Linie das Werk der Uhr, das dieser erst Leben verleiht, in seiner technischen,
handwerklichen und gestalterischen Vielfalt
gezeigt wird. Ziel der Restaurierung und Instandsetzung der Uhren ist neben deren Funktionsfähigkeit, auch die weitgehende Erhaltung
des Originalzustandes, ihrer Authentizität, des
Zustandes in situ und, soweit sinnvoll, auch
deren Patina. Daher werden viele Turmuhren
des Museums nur gereinigt und konserviert,
Zum der Erhaltungszustand des Werkes
Wie schon zuvor angeführt, ist das Ziel der
Restaurierung und Instandsetzung der Uhren
die Erhaltung ihrer Authentizität, bzw. die weitgehende Bewahrung des Originalzustandes.
Das bedeutet, daß Turmuhren deren originale
Fassung von Gestell, Räder- und Hebelwerk
noch weitgehend gut erhalten ist, nur konserviert werden. Völlig verrostete Werke können
nicht als authentisch bezeichnet werden, sie
werden chemisch, oder auf elektro-galvanischem Weg entrostet und abschließend mit
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mehrfach extrahiertem Leinöl in dünnsten
Schichten eingerieben (konserviert).
Historisch-konstruktive und formale
Veränderungen
Sämtliche historische Veränderungen eines
Turmuhrwerkes, sei es konstruktiv zur Verbesserung der Ganggenauigkeit, oder stilistischformal, sind Zeugen sowohl des technischen
Fortschrittes des Uhrmacherhandwerkes, als
auch Ausdruck des kulturellen Bewußtseins der
Gesellschaft dieser Zeit. In diesem Sinne sind
auch Veränderungen, bzw. Veränderungsphasen an einem Turmuhrwerk als zeitgeschichtliches Dokument zu sehen.
Konstruktive Veränderungen wurden in vergangener Zeit vor allem zur Verbesserungen
des Hemmungssystems gemacht und betrafen in geringerem Umfang auch das Hebelsystem (Storchenschnabel, Warnung), sowie
den Umbau von Haspel- auf Kurbelaufzug. Formale Veränderungen wurden meist im Zuge
konstruktiver Veränderungen der Werke vorgenommen. Vor allem in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden im Sinne einer « Modernisierung » des Werkes verschiedene Zierteile,
Stilmerkmale vergangener Epochen, wie die
Bekrönungen der Pfeiler des Gestelles – z.B.
gotische Fialen mit Kreuzblume, Spiral- und Rollwerke der Renaissance und des Barock durch
Abschroten entfernt, um das Uhrwerk « modern» und nicht so alt erscheinen zu lassen.
Neben dem Erhaltungszustand eines Werkes ist auch die handwerkliche Qualität der
historischen Veränderung zu beurteilen. Nicht
immer sind früher Veränderungen von qualifizierten Handwerkern vorgenommen worden,
auch damals gab es bereits « Pfuscher», deren
Arbeit die Uhr vielleicht gerade einmal gehfähig
machten, oder gar das Ende ihrer Lebenszeit
als Zeitmesser bedeuteten. Obwohl man auch
diese Veränderungen als Zeitzeugnis ansehen
kann, ist zu überlegen, ob hier nicht eine Rekonstruktion des ursprünglichen Zustandes gerechtfertigt wäre.
Rekonstruktionen und Bearbeitung
fehlender Teile
Grundlage jeder Rekonstruktion fehlender Teile
einer Uhr ist eine konstruktive und stilistischformale Analyse des Werkes, die Bestimmung
der Provenienz und der Stilperiode in der sie entstanden ist, sowie der Vergleich mit analogen
Merkmalen ähnlicher Turmuhren. Abgesehen
von der Funktion dieser Teile, kann damit auch
deren formale Gestaltung bei der Rekonstruktion bestimmt werden. Um ein einheitliches
Erscheinungsbild des Werkes zu erreichen, werden in den Werkstätten der Uhrenstube neue
Teile so angefertigt, daß sie unauffällig in das
gesamte Erscheinungsbild des Werkes passen und nur bei genauer Betrachtung als neu
erkennbar sind. So werden bei Gestellteilen und
Hebelwerken kurante Stahlprofile verwendet –
Walzhaut und Walzkante bleiben erhalten, die
Flächen werden nicht überschmiedet (Abb. 5).
Für die Neuanfertigung historischer Werksteile
von der Gotik bis in das 19. Jahrhundert wird
sowohl für kalte Bearbeitung, als auch für
Schmiedearbeiten Baustahl der Güte St37 verwendet.
Das Beispiel der Turmuhr der Burg
Forchtenstein
Das Beispiel der Restaurierung der Turmuhr der
Burg Forchtenstein, die 2004 vom Autor restauriert wurde, soll diese Überlegungen deutlich machen (Abb. 4 und 5).
Die am Dachboden der Burg weit verstreuten Einzelteile der Turmuhr wurden gesammelt
und zu Funktionsgruppen zusammengestellt.
So konnte beurteilt werden, welche Teile fehlen,
bzw. neu angefertigt, oder gerichtet werden
müßen. Die mit einer dicken Rostschicht bedeckten Teile – es gab keinen Rostfraß wurden in den Werkstätten des Museums mit einem Rostumwandler entrostet. In diesem Bad
wird nur der Rost gelöst, die Farbschichten der
ursprünglichen Fassung mit Bleimennige und
die spätere Ölschwärzung werden dabei nicht
angegriffen.
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Abb. 4
Die Turmuhr der Burg Forchtenstein, Zustand Oktober
2003.
L’horloge de clocher du château de Forchenstein (Burgenland) avant la restauration. Les pièces ont été rassemblées par groupes sur le sol: bâti, marche, sonnerie
des heures et des quarts.
Abb. 5
Turmuhr der Burg Forchtenstein.
Das entrostete und konservierte Räderwerk. Während der
rechte originale Gestellpfeiler noch Spuren der historischen Schmiedearbeit zeigt, ist am linken Gestellpfeiler
deutlich das neue kurante Bandeisenprofil mit Walzkante
erkennbar.
Das neu angefertigte Rollwerk wurde über ein dafür
angefertigtes Gesenk geschmiedet. Auch hier ist die
unbearbeitete Walzkante des neuen Flacheisenprofiles
und der Übergang zum schmiedemäßig exakt ausgearbeiteten oberen Gestellrahmen deutlich erkennbar. Erst
die gemeinsame Ölschwärzung der alten und neuen
Gestellteile gibt dem gesamten Werk ein einheitliches
Erscheinungsbild.
L’horloge de clocher du château de Forchenstein (Burgenland) après la restauration. Des recherches ont montré que
cette horloge a été fabriquée par Jobst Stinnes de Wiener
Neustadt. Une horloge semblable du même horloger, se
trouvant également dans les collections du musée, a servi
de base pour confectionner les pièces manquantes. C’est
ainsi qu’on a refait les spirales au sommet des piliers en
utilisant du fer plat moderne dont on a laissé les angles
vifs. Tant les pièces modernes qu’anciennes ont été noircies
à l’huile et au feu afin de donner une unité d’ensemble.
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Die neuen Teile des Gestelles und des Hebelund Räderwerkes wurden aus kuranten Profilen ohne schmiedemäßige Nachbearbeitung
angefertigt und gemeinsam mit den originalen
Teilen des Gestelles mit Leinöl heiß geschwärzt.
Somit sind die Ergänzungen bei näherer Betrachtung für den Fachmann sofort erkennbar, ohne das einheitliche Erscheinungsbild zu
stören.
Literatur : Wolfgang Komzak, « Über die
Restaurierung der Turmuhr der Burg Forchtenstein », in Deutschen Gesellschaft für
Chronometrie, Jahresschrift 2009, Band 48,
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Chronometrie e.V., Stuttgart 2009, ff. 103 - 122.
Aus der Forschungsarbeit der
Uhrenstube Aschau
Die Turmuhr des Alten Rathauses
von Schriesheim bei Heidelberg (D)
Im Zuge der Restaurierung der Turmuhr von
Schriesheim, der vermutlich ältesten Turmuhr
Deutschlands aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, konnten einige sehr interessante Erkenntnisse bezüglich Provenienz, Geschichte und
konstruktiver Entwicklung der Turmuhren im
Spätmittelalter gewonnen werden. Sie wurde
2010 im Bauhof der Gemeinde Schriesheim
entdeckt und ein Jahr später vom Autor dieses
Berichtes in den Werkstätten der Uhrenstube
Aschau restauriert.
Stilistisch-formaler Befund
Unabhängig von späteren Veränderungen am
Werk, sind für die Bestimmung der Zeit der Herstellung einer Turmuhr primär die konstruktiven
und formalen Merkmale des Gestelles maßgeblich. Der Befund der Turmuhr von Schriesheim
ergab:
– Das Gestell hat annähernd quadratischen
Grundriß, 60 ×76 cm und ist 124 cm hoch.
Dieser schlanke, hohe Werkskörper mit fast
quadratischem Grundriß, ist ein typisches
Merkmal gotischer Proportionen,
– die massiven, quadratischen Eckpfeiler, 40 ×
40 mm, sind mit dem unteren und oberen
Gestellrahmen verzapft und verkeilt. Die Teile
der Gestellrahmen sind untereinander abgesetzt und vernietet. Dieses, eher im Holzbau
des Mittelalters übliche Konstruktionsdetail
weist auf eine frühe, noch nicht ausgereifte
Entwicklung im Bau von Eisenkonstruktionen hin,
– die Bekrönung der Eckpfeiler wurde abgeschrotet, ein Ansatz gotischer Fialen mit
Kreuzblume ist noch erkennbar. In mittlerer Höhe der Pfeiler befinden sich profilierte
Tropfnasen, die Gestellfüße sind ebenfalls
profiliert und enden ungekröpft gerade –
typische Stilmerkmale früher gotischer Uhren,
– das mittlere Lagerband zeigt unterhalb der
Ankerachse die Ausnehmung für eine Spindelradkonsole, das obere Ende den Ansatz der
Spindelkonsole der früheren Waaghemmung,
– aus der Entstehungsphase der Uhr sind
noch die Schloßscheibe und die Radkränze
des Boden- und Hebstiftenrades erhalten.
Diese wurden später umgespeicht, doch
sind noch Ansätze einer originalen breiten
Speichung zu sehen, die für frühe französische Uhren typisch ist,
– die Fächer des Windfanges in Form eines dreiblättrigen Kleeblattes sind typisch Stilelemente, die dem Maßwerk gotischer Architektur entnommen sind.
Die anderen Räder von Geh- und Schlagwerk
sind in späteren Veränderungsphasen entstanden.
Zur Geschichte der Turmuhr
von Schriesheim
Die Auswertung der Forschungen von Dr. Hans
Jörg Schmidt, dem früheren Stadtarchivar der
Stadt Schriesheim, erbrachte sehr interessante
Erkenntnisse zur Geschichte der Schriesheimer
Turmuhr. Herr Dipl. Volksw. Klaus Schlaefer,
Ehrenpräsident der DGC, kontaktierte mehrere
Fachleute und publizierte deren Kommentare
gemeinsam mit meinen Erkenntnissen, die ich
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Abb. 6
Große Turmuhr – Mitte 15. Jh., gotisch, Schmiedeeisen aus dem alten Rathaus von Schriesheim bei Heidelberg (D).
Gestell offen, prismatisch, hintereinander mit parallel
gestellten, massiven Eckpfeilern, 40 × 40 mm und Tropfnasen (3), ursprünglich aufrechte Fialen (1) mit rhombischer Kreuzblume, die später abgeschrotet (abgeschnitten) wurden, gerade, profilierte Pfeilerfüße. Die
Gestellrahmen in sich vernietet und mit den Eckpfeilern
verzapft und verkeilt. Gehwerk mit rückfallender Ankerhemmung und isochronem Pendel (ursprünglich Spindelhemmung mit Waag). Das Schlagwerk mit innen verzahnter Schloßscheibe auf volle Stunde und außen
liegendem Windfang. Windfangfächer kleeblattförmig.
4-fach gespeichte Räder. Der Umbau auf rückfallende
Ankerhemmung erfolgte in der 1. Hälfte des 19. Jhs.
Gestellmaße B / T / H 60 × 76 × 124
Bemerkenswert ist das erhöht angeordnete Räderwerk,
sowohl beim Geh-, als auch beim Schlagwerk. Die gleiche
Anordnung findet sich auch in der Miniatur « Horologium
Sapientiae», Paris 1406.
Horloge de Schriesheim près de Heidelberg, en Allemagne. Milieu du XV e siècle. On remarquera le cadre
rivé, typique de la période gothique, avec des piliers
d’angle assemblés par clavettes. On distingue aussi nettement l’emplacement d’anciens pinacles gothiques
disparus. Roue de compte à denture intérieure. L’échappement à ancre remonte à la première moitié du
XIX e siècle.
im Zuge der Restaurierung dieser Uhr gewinnen konnte im Schriesheimer Jahrbuch 2011.
Archivalien zufolge wurde die Schriesheimer
Turmuhr 1687 von der Kurfürstlichen Kanzlei
in der Festung Friedrichsburg bei Mannheim
erworben. Sie galt bereits damals als « allte
Uhr». Rückwirkend bis zu diesem Zeitpunkt ist
die Geschichte der Uhr urkundlich recht gut
belegt. Für weitere Schlüsse sind sowohl die
Herrschaftsgeschichte der Pfalz, als auch die
konstruktiv-formalen Merkmale der Uhr zu betrachten. Weiter kann angenommen werden,
daß ein Standortwechsel der Uhr vermutlich
nur innerhalb des Herrschaftsbereiches der Kurfürsten erfolgte.
Konstruktiver und formaler Befund
– Die ein eindeutig gotischen Merkmale der
Uhr weisen in das 15. Jahrhundert. Um 1450
wurde das Jagdschloß Friedrichsburg, die
Sommerrresidenz Kurfürst Friedrich I., dem
« Siegreichen » erbaut. Eine Anfertigung
der Uhr in der Mitte des 14. Jhs. für dieses
Jagdschloss erscheint daher durchaus wahrscheinlich.
– Konstruktive Konzeption und formale Details lassen vermuten, daß diese Uhr aus dem
Elsaß kam, der bis Mitte des 15. Jahrhunderts
Teil des Hl. Römischen Reiches Deutscher
Nation war und erst dann an Frankreich abgetreten wurde.
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Abb. 7
Detail der Turmuhr von Schriesheim bei Heidelberg (D),
Provenienz vermutlich Elsaß. Mitte 15. Jahrhundert.
Das gotische Werk wurde mehrfach verändert und bemalt. Nach dem sorgfältigen Abdecken der jüngeren
Schichten der Bemalung konnte am Gestell die originale
Fassung (Bemalung) mit roter Bleimennige aus dem
15. Jahrhundert und die Schwärzung der ersten großen
Veränderungsphase Ende des 17. Jahrhunderts freigelegt werden. Die späteren Übermalungen des 19. und
20. Jahrhunderts sind bereits entfernt.
Bemerkenswert ist bei diesem Werk der für frühe gotische Uhren charakteristische, vernietete obere Gestellrahmen, der mit den Eckpfeilern verzapft und verkeilt
ist. Auch der Ansatz der später abgeschroteten (abgeschnittenen) Fiale ist deutlich erkennbar.
Détail de l’horloge de Schriesheim. Le mouvement gothique a été modifié et repeint plusieurs fois. Un décapage minutieux des couches de peinture les plus récentes
a fait réapparaître la peinture d’origine, avec la couche
rouge orangé de minium (oxyde de plomb) du XV e siècle
– Die Zerstörungen des Jagdschloßes 1504
durch Brand, aber wahrscheinlich die Vandalenakte von 1622 werden vermutlich das
Gestell durch Herabwerfen vom Turm so
verzogen haben, daß ein Ausschmieden
des einen Eckpfeilers notwendig wurde, um
dem Werk einen sicheren Stand zu gewährleisten. Danach wurde die Turmuhr in die
neue Feste Friedrichsburg bei Mannheim
gebracht.
– Ob die Veränderung des Räderwerkes bereits 1504, 1622, oder erst 1687 nach der
Abholung von der neuen Feste Friedrichsburg
8
9
et la couche noire de la première grande transformation
au XVII e siècle.
Abb. 8
Turmuhr von Schriesheim.
Einfach profilierte Tropfnase an einem Eckpfeiler.
Originale Bemalung mit roter Bleimennige, darüber die
Ölschwärzung aus der 1. Änderungsphase Ende des
17. Jhs. Die Übermalungen des 19. und 20. Jhs. sind
bereits entfernt.
Horloge de Schriesheim. Détail d’un pilier d’angle avec
un décor en forme de larmier. Peinture originale.
Abb. 9
Turmuhr von Schriesheim.
Gerader, einfach profilierter Fuß eines Eckpfeilers. Bemerkenswert der in sich vernietete Gestellrahmen, der
mit dem Eckpfeiler verzapft und verkeilt ist.
Horloge de Schriesheim. Détail d’un pied d’angle claveté
sur un bâti rivé.
nach Schriesheim erfolgte, kann erst eine
Auswertung der Bohrungen der Lagerbänder zeigen. Ich vermute aber, auch aufgrund
der bekannten Kosten, daß die umfassende
Veränderung des Räderwerkes bereits 1622,
also noch vor dem Ankauf durch die Stadt
Schriesheim erfolgte.
Anhand dieser historischen Daten und der
konstruktiv-formalen Merkmale der Schriesheimer Turmuhr können nach der Bauphase des
Werkes noch zwei wesentliche Veränderungsphasen, viele kleine Reparaturen, bzw. eine
abschließende Phase mit einer fachlich wenig
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qualitätvollen « Verbesserung » des Werkes
festgestellt werden. Sowohl bei der ersten, als
auch der zweiten Veränderung des Räderwerkes wurden vermutlich Sekundärwerkteile von
anderen Turmuhren verwendet.
Bauphase Mitte 15. Jahrhundert
Spindelgang mit Waag. Aus dieser Zeit stammt
das schlanke, hohe Gestell mit fast quadratischem Grundriß, massiven, im Querschnitt 40
×40 mm messenden Eckpfeilern mit profilierten
geraden Füßen, Tropfnasen und Ansätze von
gotischen Fialen. Auch die Lagerbänder, das
Boden- und Hebstiftenrad samt Seiltrommeln
und den gekürzten Speichen des Haspelaufzuges am Gesperre der Seiltrommeln sind
erhalten. Die Radkränze dieser Räder zeigen in
den Ansätzen noch die ursprüngliche breite
Speichung aus der Bauzeit, wie sie in den romanischen Ländern (Frankreich, Italien und Spanien) bis in das 19. Jahrhundert charakteristisch
war. Aus dieser Zeit sind auch die Achse, der
Volltrieb des Herzrades und der Windfang mit
kleeblattförmigen Fächern erhalten (das Kleeblatt war in der Gotik ein florales Symbol, das
sich vielfach auch im Maßwerk gotischer Architektur findet). Auch die originale Bemalung des
Gestelles mit orangeroter Bleimennige ist großflächig erhalten geblieben.
1. Änderung Ende 17. Jahrhundert
Die erste Umbauphase dürfte 1687, im Zuge
des Ankaufs der Turmuhr von der Feste Friedrichsberg bei Mannheim durch die Stadt
Schriesheim erfolgt sein. Dieser Umbau wurde
von einem Wormser Turmuhrmacher ausgeführt, der sie dann auch lieferte.
Dabei wurde das Gehwerk auf Spindelgang
mit Kurzpendel umgebaut, die seitlichen Lagerbänder mit dem Hebelwerk, die Warnung und
die Hebelkonsolen, sowie das Anlaufrad mit
der Herzscheibe und die Schloßscheibe ergänzt,
bzw. erneuert. Das Bodenrad des Gehwerkes
und das Hebstiftenrad wurden neu gespeicht
und des Anlaufrad im Schlagwerk, das Kron-
und Spindelrad des Gehwerkes, ausgetauscht.
Durch diesen Umbau, der bereits in Deutschland (Worms) erfolgte, ging dann, vor allem
durch die neuen Räder mit schmalen Speichen, oder der Verwendung von Sekundärteilen deutscher Herkunft, die Charakteristik des
Räder- und Hebelwerkes der französischen
Provenienz verloren.
2. Änderung 1. Hälfte 19. Jahrhundert
Umbau auf Ankerhemmung, Umlenkung der
Zeigerwerkübertragung direkt am mittleren
Lagerband im Verhältnis 2: 1.
3. Änderung Ende 19. Jahrhundert
Umbau auf Kurbelaufzug, Erneuerung der Ankerbrücke und der Pendelaufhängung. Änderungen an der Pendelbrücke. Bemalung mit
Ölfarbe in ocker und blau.
Vergleichende Quellenforschung
Ich kann die Ansicht von Frau Direktor Brigitte
Vincenz (Sammlung Kellenberger in Winterthur,
Schweiz) voll bestätigen, daß die Schriesheimer
Turmuhr vermutlich französischer Provenienz ist,
bzw. aus dem Elsaß stammt. Hier wäre also
in einschlägiger französischer Literatur nach
Analogien, vor allem das Gestell betreffend, zu
suchen. Fast idente formale und auch konstruktive Merkmale sind auf einer französischen
Miniatur aus dem Buch « Le Livre d’Horloge de
Sapience» von Jehan de Souhade Velin aus dem
Jahr 1406, in der Bibliothèque Nationale in Paris
zu sehen. Deutlich erkennbar sind die Eckpfeiler
der Miniatur mit quadratischem Querschnitt,
den gotischen Tropfnasen und den profilierten
Füßen. Diese stilistischen Merkmale sind ebenso
wie das im Grundriß weitgehend quadratisch
konzipierte Gestell mit dem erhöht angeordneten Räderwerk absolut ident mit der Konstruktion und formalen-stilistischen Details der
Schriesheimer Uhr.
Die Miniatur einer französischen Übersetzung
der Handschrift von Heinrich Seuse, das « Horologium Sapientiae» entstand knapp ein hal-
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Abb. 10
Miniatur «Horologium Sapientiae», Paris 1406, Tropfnase und profilierter Pfeilerfuß am vorderen Eckpfeiler.
Auch hier sind die massiven Eckpfeiler fast quadratisch
geformt.
Miniature «Horologium Sapientiae», Paris 1406. On voit
les mêmes formes qu’à Schriesheim.
bes Jahrhundert später um 1450 (Bibliothèque
Royale, Brüssel). Sie zeigt auf der rechten Seite
ein Gehwerk einer großen Hausuhr und links
davon ein großes Glockenspielwerk. Die massiven Eckpfeiler der beiden Werke haben nicht
mehr quadratischen Querschnitt und sind bei
beiden Werken, wie ab der Mitte des 15. Jahrhunderts üblich, bereits schräg ausgestellt.
Während die Profile der Tropfnasen der Werke
weitgehend ident mit jenen der Schriesheimer
Uhr sind, zeigen die Füße der Eckpfeiler nicht
mehr ein rundum laufendes Profil, sondern sind,
ebenfalls ein spätgotisches Merkmal, einseitig
abgetreppt – profiliert.
Interessant ist auch der Vergleich mit einer
kleinen gotischen Konsoluhr, die sich heute im
Depot des Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart befindet. Die quadratischen
Eckpfeiler, auch hier mit verzapftem und abgesetztem, vernietetem Gestellrahmen, zeigen
an den Eckpfeilern einen Anlauf zu geraden
Fialen, wie sie noch fast ident bei der Schriesheimer Turmuhr zu sehen sind. Die schlanken,
spitzen Kreuzblumen dieser Uhr wären auch bei
der Schriesheimer Turmuhr denkbar. Die Entstehung dieser Uhr wird ohne weitere Präzisierung, oder Lokalisierung in das 15. Jahrhundert
eingeordnet. Eine nähere Untersuchung dieses
Exponates, bzw. dessen Herkunft, wäre auch
im Zusammenhang mit der Forschung um die
Schriesheimer Turmuhr von Bedeutung.
Ein weiteres Vergleichsbeispiel wäre auch
die Turmuhr aus Besançon von Herrn Beer, die
in der Uhrmacherschule in Grenchen (CH) restauriert wurde. Obwohl diese Uhr in die Mitte
des 16. Jahrhunderts datiert wird, zeigt sie
ebenfalls massive, quadratische Eckpfeiler mit
einer Kugel als Bekrönung, dem stilistischformalem Übergang von der gotischen Kreuzblume zur Renaissance. Auch hier verzapfte und
abgesetzt vernietete obere und untere Gestellrahmen wie sie an der Schriesheimer Turmuhr
zu finden sind. An der Uhr von Herrn Beer ist
auch die ursprüngliche breite Form der Speichung mit geradem Abschluß zu sehen, wie er
für französische Turmuhren, bzw. solchen aus
dem Elsaß dieser Zeit typisch war.
Eine umfangreiche Dokumentation dieser
Forschungen ist derzeit in Arbeit.
Zur Geschichte der Turmuhr der Burg
Forchtenstein im Burgenland
(Abbildung, siehe Seite 10 frontispice)
Ende des Jahres 2003 wurde der Verfasser dieses Artikels mit der Restaurierung der Turmuhr
der Burg Forchtenstein beauftragt. Im Restaurationsbericht wurde auch die historische Geschichte der Burg und ihrer Turmuhr beleuchtet. Eine erste Analyse technisch-konstruktiver,
handwerklicher und formaler Merkmale ließ
auf eine Entstehung des Werkes Anfang des
18. Jahrhunderts schließen. Anhand der Baugeschichte der Burg konnte festgestellt wer-
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den, daß der Turm in dem die Uhr stand 1706
aufgestockt wurde. So konnte angenommen
werden, daß auch die Turmuhr der Burg in
diesem Jahr entstanden ist. Da in dieser Zeit
große Arbeiten meist mit Jahresende abgerechnet wurden, fanden die Historiker in den
Archiven der Burg Forchtenstein bald eine
Rechnung des Turmuhrmachers Jobst Stinnes
aus Wiener Neustadt vom 7. Dezember 1706.
Durch einen Vergleich mit einer Abrechnung
des Zimmermannes der Fürsten Esterhazy, Veit
Rannacher, die eine exakte Abrechnung nach
Tagleistungen von Meister und Gesellen enthält, konnte auch der Zeitaufwand für die
Anfertigung der Turmuhr durch Jobst Stinnes
ermittelt werden.
So verrechnete Jobst Stinnes am 7. Dezember 1706 für diese Uhr 400 Gulden. Eine Anzahlung von 30 Gulden erhielt er am 7. Juni
des Jahres, also ein halbes Jahr später, eine
detaillierte Abrechnung fehlt. Diese ist aber bei
den Arbeiten des Hofzimmermannes Veit Rannacher zu finden, der 1706 seine Arbeit am
Turm und auch für die Turmuhrkammer komplett abgerechnet hat. Rannacher verrechnete
für 114 Tagwerke 274 Gulden, so betrugen
die Kosten für ein durchschnittliches Tagwerk
ca. 2 Gulden, 40 Kreuzer. Aufgrund der Kosten eines Tagwerkes von Veit Rannacher liegt
der Schluß nahe, daß Jobst Stinnes für die
Anfertigung und Lieferung seiner Turmuhr etwa
166 Tagwerke, Sonn- und Feiertage nicht eingerechnet, knapp ein halbes Jahr benötigte.
Weitere Nachforschungen über diesen Uhrmacher in den Archiven der Stadt Wr. Neustadt
verliefen ergebnislos, da ein Großteil dieses Archives im 2. Weltkrieg einem Brand zum Opfer
fiel.
Link: Uhrenstube Aschau > Aktuell > Forschung und Publikation > Die Turmuhr der Burg
Forchtenstein.
Literatur: Wolfgang Komzak, « Über die
Restaurierung der Burg Forchtenstein », in
Deutsche Gesellschaft für Chronometrie, Jahresschrift 2009, Band 48, im Eigenverlag, Stuttgart 2009, ff 103-122.
Abb. 12
Die Turmuhr der Pfarrkirche von Litzelsdorf,1. Hälfte
16. Jh.
Die noch rechtwinkelig gekröpften Bekrönungen der Eckpfeiler mit den einfach gerollten Fialen mit gekerbter
Kreuzblume sind charakteristische Stilmerkmale für
den Übergang der Gotik zur Renaissance. Diese Turmuhr ist die derzeit älteste bekannte Turmuhr des Burgenlandes.
Horloge de clocher gothique de Litzelsdorf (Région sud
du Burgenland), première moitié du XVI e siècle. Bâti
forgé prismatique avec des piliers d’angle surmontés
de pinacles simplement enroulés avec un motif de fleur
rhomboédrique au bout. Toutes les pièces du bâti sont
clavetées. Mouvement de marche à verge avec balancier court. Sonnerie des heures et des quarts avec roue
de compte dentée à l’intérieur, et volant à l’intérieur du
bâti. Cette horloge a été transformée à l’époque baroque
vers le début du XVIII e siècle, l’échappement à verge remplaçant alors le foliot d’origine. Cette horloge est caractéristique de la transition entre le Gothique (les pinacles)
et la Renaissance (les piliers d’angle parallèles). C’est à
l’heure actuelle la plus ancienne horloge du Burgenland.
Die Turmuhr von Litzelsdorf
im Burgenland (siehe auch Abb. 18)
Die Pfarrkirche von Litzelsdorf wurde um 1830
errichtet. Die sehr große, gut erhaltene Turmuhr aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, die
Anfang des 18. Jahrhunderts auf Spindelhemmung mit Kurzpendel umgebaut wurde, mußte
also aus einer anderen Kirche stammen und
erst später, vielleicht im 19. Jahrhundert hier-
CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
| 21
her gebracht worden sein. Nachforschungen
in verschiedenen Archiven ergaben, daß in
den Visitationen (Kontrollberichten) des ungarischen Bischofs Kazó (Litzelsdorf gehörte in der
k.u.k. Monarchie bis nach dem 1. Weltkrieg zu
Ungarn), noch Ende des 17. Jahrhunderts auf
einem kleinen Hügel der Ortschaft (vermutlich
dem jetzigen Standort der Kirche) eine kleine
Holzkirche stand. 1764 wurde diese Holzkirche
abgetragen und durch einen Bau aus Stein mit
Turm ersetzt. Den Hochaltar für diesen Bau,
eine Monstranz und einen Kreuzweg stiftete
das Augustiner Chorherrenstift Vorau in der
Steiermark. Mit dieser Stiftung dürfte auch diese
Turmuhr nach Litzelsdorf gekommen sein. Denn
sowohl das Werksgestell, als auch das Räderwerk dieser Turmuhr weisen in ihrer massiven
Ausführung auf die Arbeit eines Turmuhrmachers in der Steiermark hin. Eisen war in dieser
Zeit ein wertvoller Rohstoff, aber nicht so sehr
in der Steiermark, wo Eisenerz bereits seit dem
Mittelalter in großen Mengen abgebaut wurde
(am Erzberg in den Eisenerzer Alpen). Diese
Annahme wird auch insofern bestätigt, daß die
Stiftskirche in Vorau 1754 eine neue Turmuhr
bekam, die von dem Pöllauer Uhrmacher Johann
Fuchs angefertigt wurde. Damit wurde die
alte gotische Turmuhr, die in ihrer Dimension
durchaus einer großen Stiftskirche gerecht war
nicht mehr gebraucht und ging mit der Stiftung
an die kleine Kirche in Litzelsdorf. In der Mitte
des 20. Jahrhunderts erhielt die Litzelsdorfer
Kirche ein modernes, elektrisch betriebenes
Turmuhrwerk und damit wurde auch die alte
gotische Turmuhr nicht mehr gebraucht.
Abb. 13
Die heiß eingeschlagene Bezeichnung 16 FH 82 am
oberen Gestellrahmen.
Die Turmuhr von Schloß Aichberg in
Eichberg in der Steiermark (siehe Abb. 26)
Diese Turmuhr ist eine der wenigen bezeichneten Turmuhren des Museums und erleichtert
dadurch auch weitere historische Forschungsarbeit. Die Bezeichnung F – 1682 – H ist am
oberen Gestellrahmen heiß eingeschlagen
und rot unterlegt. 1682 ist das Baujahr, F – H,
mit diesem Namen, Franz Hiemer, Franziscus
Huemer, Hirmer und vielen anderen Namen
scheint der Uhrmacher dieser Turmuhr während
der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts in den Zunftbüchern der Uhrmacher und den Archiven der
Stadt Graz auf. In Bayern geboren – sein Vater
war ebenfalls Uhrmacher, wird er das erste Mal
1657 in Graz erwähnt, 1659 wurde er Meister.
Hiemer, der sein Meisterstück ein halbes
Jahr zu spät ablieferte, hatte, bzw. verursachte
während seiner gesamten Tätigkeit als Großuhrmacher immer wieder Probleme. Sei es, daß
er mit seiner Arbeit stark in Verzug geriet, oder
wegen Mängel an seinen Uhren. So wurde ihm
am 23.9.1694, nachdem er mit seinem Auftrag
in Verzug geriet, von der Hofkammer befohlen, die alte Hofuhr (die Turmuhr der Grazer
Burg) sofort fertigzustellen, widrigenfalls er mit
vierzehn Tagen Arrest bei Wasser und Brot im
Rathaus abgestraft würde. Hiemers Ruf dürfte
aber nicht so schlecht gewesen sein, denn 1678
bekam er den Auftrag zum Bau der Turmuhr
des Grazer Landhauses. Diese ging anfangs
recht gut, da der Grazer Landeshauptmann
1679 bemerkte, daß alle Uhren falsch gingen
außer der Landhausuhr. Doch fünf Jahre später
L’inscription frappée à chaud sur le cadre supérieur.
22 | CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
streikte sie bereits. Ebenfalls schlecht, oder nicht
funktionierte die von ihm angefertigte Ratsstubenuhr. So mußte er sich verpflichten, falls er
die Uhr nicht richten könne, damit einverstanden zu sein, daß man sich an seinem Jahresgehalt als Uhrrichter, ja notfalls an seinem
Hab und Gut schadlos halten dürfe. Ob nun
Hiemers Fähigkeit als Handwerker zu wünschen übrig ließen, sein Eifer nicht sehr groß
war, oder ob er einfach überlastet war und Aufträge an andere (schlechte und billige) Uhrmacher weitergab, kann aus den heute bekannten Quellen nicht geschlossen werden.
Zur Datierung der Exponate
In Österreich, vor allem in Ostösterreich sind nur
wenige Turmuhren mit ihrem Hersteller und
dem Datum der Entstehung gekennzeichnet.
Nachforschungen in Archivalien, historischen
Quellen und Kirchenbüchern sind nicht nur sehr
aufwendig, sondern vielfach auch ergebnislos.
Stilistisch-formale und konstruktive
Zuordnung
Abgesehen von den zuvor genannten Kriterien
kann die zeitliche Zuordnung eines Werkes auch
von konstruktiven-formalen Merkmalen, hier
vor allem des Gestelles und des Räderwerkes,
den Architekturformen einer Stilepoche, oder
anhand von bekannten, analogen Beispielen
erfolgen, deren Quellen bekannt sind, abgeleitet werden. Dabei kann es zu zeitlichen Über-
schneidungen von plus bis minus 50 Jahren
und mehr kommen. Ein weiteres Kriterium für
die zeitliche Einordnung einer Turmuhr ist
auch die konstruktive Verbindung der einzelnen
Teile des Gestelles mit Vernietung – Verkeilung
und – Verschraubung. Während Vernietung
und Verkeilung bereits seit der Antike bekannt
sind, kommt die Verschraubung als Verbindung
von zwei Konstruktionsteilen erst ab der Mitte
des 16. Jahrhunderts in Gebrauch.
Regionale Zuordnung, Provenienz
Auch die Provenienz eines Werkes läßt auf die
Zeit der Entstehung eines Werkes schließen.
Denn Form, Stil und oft auch die Konstruktion
der Uhren und Turmuhren wurde vielfach vom
Auftraggeber bestimmt. Gerade in bürgerlichkonservativen Städten und Regionen waren
Werte wie Beständigkeit und Tradition hoch
geschätzt und fanden ihren Ausdruck vor allem
bei Prestigegütern – und dazu zählten auch
Uhren und Turmuhren. Vielfach wurden gewohnte traditionelle Formen und Konstruktionen nicht nur bei Uhren noch lange nach
dem Wandel einer Stilepoche beibehalten.
So baute z.B. Andreas Liechti II. in Winterthur
1639, eigentlich bereits am Ende der Stilepoche
der Renaissance und des beginnenden Barock,
noch gotische Konsoluhren, wie sie in der Mitte
des 16. Jahrhunderts entstanden sein könnten.
Und Josef Laserer aus Gosau in Oberösterreich
baute noch bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts Holzräderuhren mit Radwaag.
Stilepochen und deren stilistische und konstruktive Merkmale
Gotik
>
1300 bis 1500
Fiale mit Kreuzblume, Tropfnasen –
Vernietung und Verkeilung
Spätgotik
>
1500 bis 1600
geneigte und gerollte Fiale mit Kreuzblume –
Verkeilung, selten Vernietung
Renaissance
>
1600 bis 1700
Spirale mit Kugel (reduzierte Kreuzblume) –
Verkeilung, selten Verschraubung
Barock
>
1700 bis 1800
einfaches bis mehrfaches Rollwerk –
Verkeilung und Verschraubung
Industriezeitalter
>
1800 bis 1900
Bekrönung mit Vase, später schmucklos,
Gestelle mit Gußrahmen – Verschraubung
CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
| 23
Die Sammlung
In den Schauräumen der Uhrenstube Aschau
(Abb. 2) sind in erster Linie Turmuhren (Räderuhren mit mechanischer Hemmung) zu
sehen. Schautafeln mit Text erklären anhand
der ausgestellten Exponate nicht nur die Geschichte, Handwerk und Technik der Entwicklung der Uhren und Turmuhren, sondern auch
die Geschichte der Zeitmessung. Für Fachleute
und Interessierte ist auch das Schaudepot
(Abb. 3) zugänglich, in dem noch nicht restaurierte Exponate zu sehen sind.
In der Uhrenstube Aschau kann man neben
Turmuhren auch Bratenwender sehen.
Bratenwender sind Räderwerke, die meist
durch Gewichte oder ein Federwerk angetrieben werden und dabei einen Bratspieß drehen
(wenden). Die thematische Verbindung zu den
Turmuhren liegt in der Konstruktion der Bratenwender, die weitgehend ident mit der Konstruktion der Schlagwerke von Turmuhren ist.
Daher wurden sie meist auch von Turmuhrmachern hergestellt.
Die Exponate der Sammlung spannen den
Bogen der Entwicklung der Uhrentechnik von
der Gotik im 15. Jahrhundert, über die Renaissance und das Barock bis zum Industriezeitalter des 19. Jahrhunderts. Zubehör für Turmuhren, wie Zifferblätter, Zeiger- und Zeigerwerke, sowie Gewichte aus Stein und Holz
ergänzen die Sammlung. Die Exponate stammen großteils aus Österreich, bzw. dem Kulturkreis des ehemaligen Habsburgerreiches,
der österreichischen k.u.k. Monarchie, bzw.
dessen historischem Einflußbereich. Die Sammlung der Uhrenstube Aschau umfaßt heute
62 Turmuhren, davon 56 aus Schmiedeeisen,
5 Turmuhren mit Holzräderwerk und 19 Bratenwender, auch hier sind 3 Exponate zur
Gänze aus Holz gefertigt. Einige dieser Uhren
sind als Leihgabe in anderen Museen zu
sehen. In der Folge möchte ich einige Exponate
aus dem Sammlungsbestand der Uhrenstube
Aschau vorstellen.
Turmuhren
Glossar
Abb. 14
Der Uhrmacher, aus dem Ständebuch des Hans Sachs.
Holzschnitt von Jost Amann, Nürnberg 1568.
Das Bild zeigt eine typisch mittelalterliche Uhrmacherwerkstatt – eine Schmiede mit Verkaufsladen (Original
im Archiv der Uhrenstube Aschau, Arch. Nr. 0276).
Le fabricant d’horloge. Extrait du livre des métiers de Hans
Sachs. Gravure sur bois de Jost Amann, Nuremberg 1568.
Le dessin montre une échoppe typiquement médiévale
avec comptoir de vente attenant à un atelier de fabrication (forge).
Die Fachsprache im Bereich antike Uhren zeigt
regional gesehen, wie auch in vielen anderen
Themenbereichen, innerhalb des deutschen
Sprachraumes sehr unterschiedliche Termini für
einzelne Begriffe auf. Dies führt in Gesprächen
mit anderen Fachleuten und in der Literatur
manchmal zu mißverständlichen Auslegungen,
die ein Verständnis untereinander erschweren.
So möchte ich in der Folge eine Definition der
Begriffe für Turmuhren und später für Bratenwender vorstellen.
24 | CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
Definition der Turmuhren
Turmuhren sind Uhrwerke, deren Geläute
(Glocken mit Glockenhammer) und oft auch
das Zeigerwerk nicht im Uhrwerkgestell integriert, sondern im Turm meist ein bis zwei
Stockwerke höher gelegen sind. Die Übertragung der Zeigerbewegung erfolgt über ein
Gestänge zum Zeigerwerkverteiler und von dort
zu den einzelnen Zeigerwerken und Zifferblättern. Die Glockenschläge erfolgen mit einem
Glockenhammer, der über einen Seilzug zu der
Hammerhebelwelle mit dem Schlagwerk der
Turmuhr verbunden ist.
Der Begriff Turmuhr teilt sich wieder in verschiedene Unterbegriffe, die alle den Kriterien
der Definition von Turmuhren entsprechen.
– Die Turmuhr ist ein größeres Uhrwerk, dessen Zifferblatt und Geläute in größerer Höhe,
also z. B. in Türmen steht, um die Zeit optisch
und akustisch auch in größerer Entfernung
wahrnehmen zu können. Die großen Zeiger
dieses Werkes benötigten daher ebenso wie
die schweren Glockenhämmer für die großen
Glocken ein größeres Uhrwerk.
– Die Giebeluhr ist ein kleineres Turmuhrwerk,
dessen kleineres Zifferblatt und Geläute in
geringer Höhe angebracht ist, also z.B. im
Giebel von öffentlichen Gebäuden, wie Rathäuser, Stadtpalais oder Maierhöfen, aber
auch in den Uhrtürmchen früher Burgen und
Schlösser.
– Die Hausuhr ist eine kleine Turmuhr, ähnlich
der Giebeluhr, die jedoch in großen Innenräumen, wie z.B. Sälen, großen Versammlungsräumen, oder auch in Kirchen, aufgestellt wurde. Hausuhren sind Konsoluhren,
die oft auch an den reich bemalten Zifferblättern, die nicht Wind und Wetter ausgesetzt
sind, erkennbar sind.
– Die Kapellenuhr ist ähnlich den Hausuhren,
ein kleines, einfaches Uhrwerk, das oft zur
Gänze aus Holz gefertigt in den Türmchen
und Dachreitern von Kapellen eingebaut war.
Turmuhren aus der Sammlung der Uhrenstube Aschau
Turmuhren der Gotik
Abb. 15
Turmuhr, Oberösterreich, Steyr, Ende 15. Jh. Schmiedeeisen.
Das Gestell offen, prismatisch, hintereinander mit schräg
ausgestellten Eckpfeiler, nach innen verzapft und verkeilt. Leicht geneigte Fialen mit rhombischer Kreuzblume.
Das Gehwerk, ursprünglich Spindelhemmung mit Waag,
Ende 17. Jh. Umbau auf Spindelgang und starrem Kurzpendel. Das Schlagwerk mit innen verzahnter Schloßscheibe für volle Stunde und außen liegendem Windfang. 4-fach gespeichte Räder.
Gestellmaße B / T / H 53 × 69 × 83 cm
Bei dem Umbau Ende 17. Jh. wurden originale Teile
des Werkes weitgehend unverändert übernommen. So
wurde das Spindelrad in originaler Größe, die Spindelbrücke mit den ursprünglichen Spindelkonsolen und
sogar der ursprüngliche Haspelaufzug als Speichung für
die Kronräder des Kurbelaufzuges wieder verwendet.
Horloge en fer forgé de Steyr, Haute Autriche, fin du
XV e siècle.
Bâti prismatique ouvert, piliers d’angle à 45 º, clavetés. Pinacles à fleurs rhomboïdes.L’échappement était
d’origine à foliot, transformé au XVII e siècle en gardant
de nombreuses pièces. Roue de compte des heures à
denture intérieure.
CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
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supérieur, car l’utilisation de vis pour solidariser deux
éléments d’un ensemble n’est apparue qu’au milieu du
XVI e siècle.
Abb. 16
Kleine gotische Hausuhr, Süddeutschland, kleines bemaltes Zifferblatt, bez. und datiert 18 ALML 27 und 1573,
Schmiedeeisen, ursprünglich rote Bleimennige, schwarz
überbemalt.
Das Gestell offen, prismatisch, hintereinander mit schräg
ausgestellten, massiven Eckpfeilern mit Tropfnasen
und aufrechten Fialen mit rhombischer Kreuzblume. Der
untere Gestellrahmen ist, wie bei den gotischen Konsoluhren « verhängt», der obere Gestellrahmen verschraubt.
Gehwerk mit Spindelgang und starrem Kurzpendel, einem
Zeiger. Das Schlagwerk mit innen verzahnter Schloßscheibe auf volle Stunde und innenliegendem Windfang.
4-fach gespeichte Räder. 1827 erfolgte der Umbau von
der gotischen Waaghemmung auf Spindelgang mit Kurzpendel.
Gestellmaße B / T / H 23 × 32 × 33 cm
Zifferblatt: B / H 33 × 43 cm
Die Verschraubung des oberen Gestellrahmens ist
technik-historisch insofern bemerkenswert, da die
Schraube als Verbindungselement zwischen zwei Konstruktionsteilen erst in der Mitte des 16. Jahrhunderts
aufgekommen ist.
Petite horloge gothique d’intérieur. Petit cadran peint
décoré et daté 18 ALML 27 et 1573 / Fer forgé. / Sud
de l’Allemagne. Cadre prismatique avec piliers d’angle
massifs à larmier et pinacle rhomboédrique dressé, positionnés en biais. Comme sur les horloges de console
gothiques, le cadre inférieur est rehaussé et le cadre
supérieur vissé aux piliers. Mouvement à verge et pendule court, aiguille unique. Sonnerie des heures avec chaperon à denture intérieure et volant inclus dans la cage.
1827 date la transformation de l’échappement à foliot
d’époque Gothique en échappement à verge avec pendule court. A noter la fixation par des vis du cadre
Abb. 17
Gotische Turmuhr aus Gratwein bei Graz (A), 1. Viertel
des 16. Jahrhunderts, Schmiedeeisen. Nicht restauriert,
leicht angerostet.
Das Gestell prismatisch, offen, hintereinander mit schräg
ausgestellten Eckpfeilern, mit einfach gerollten Fialen mit
rhombischer Kreuzblume. Alle Gestellteile verzapft und
verkeilt. Gehwerk mit Spindelgang und starrem Kurzpendel. Das Schlagwerk mit innen verzahnter Schloßscheibe auf volle Stunde und innen liegendem Windfang.
4-fach gespeichte Räder.
Ende des 17. Jahrhunderts barock verändert, dabei Umbau von der gotischen Waaghemmung auf Spindelgang
mit Kurzpendel.
Gestellmaße B / T / H 47 × 60 × 52-73 cm
Die Stilmerkmale der Gotik sind in den schräg ausgestellten Eckpfeilern mit gerade gekröpften und einfach
gerollten Fialen mit Kreuzblume und der geschwungenen
Speichung der Schloßscheibe erkennbar. Das kräftig ausgebildete Rollwerk der Lagerbänder ist eine typisch barocke Arbeit aus dem Ende des 17. Jahrhunderts.
Die präzise Bearbeitung des Gestelles und auch des Räderwerkes lassen auf die Arbeit eines Turmuhrschlossers
schließen, der exaktes Arbeiten gewohnt war. Turmuhrschmiede haben das Gestell meist nur sehr grob
bearbeitet und legten nur beim Räderwerk auf exakte
Arbeit Wert.
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Horloge de clocher gothique de Gratwein, près de Graz
en Autriche / Premier quart du XVI e siècle / Fer forgé,
non restaurée.
Cage prismatique aux piliers d’angle positionnés en biais
et couronnés de pinacles à enroulement terminés par un
bouton de fleur rhomboédrique. Tous les éléments du
cadre sont assemblés par clavette. Mouvement à verge
et pendule court. Sonnerie à chaperon à denture intérieure avec volant inclus dans la cage. Modifiée à l’époque Baroque, fin du XVII e siècle, par transformation de
l’échappement gothique à foliot en échappement à verge
avec pendule court. Les indices stylistiques de l’époque
Gothique sont les piliers d’angle en biais avec des pinacles à simple courbure se terminant en pointe de diamant. Le solide train de roulement est un travail typique
des débuts de l’époque Baroque. La précision du travail
de ce bâti et des rouages permet d’attribuer cette réalisation à un serrurier spécialisé, habitué au travail
soigné. Les forgerons d’horloges faisaient un travail plutôt
grossier et ne devaient pas prétendre réaliser ce coûteux
travail de précision.
Abb. 18
Gotische Turmuhr aus Litzelsdorf im Südburgenland,
Mitte 16. Jahrhunderts, Schmiedeeisen, schwarz bemalt.
Das Gestell prismatisch, offen, hintereinander, die Eckpfeiler mit einfach gerollten Fialen mit rhombischer Kreuzblume. Alle Gestellteile verzapft und verkeilt. Gehwerk
mit Spindelgang und starrem Kurzpendel. Schlagwerk
mit Viertelstunde und voller Stunde mit innen verzahnter
Schloßscheibe und innen liegendem Windfang. 4-fach
gespeichte Räder. Anfang des 18. Jahrhunderts barock
verändert, Umbau von der gotischen Waaghemmung
auf Spindelgang mit Kurzpendel.
Gestellmaße B / T / H 59 × 112 × 70-97 cm
Charakteristisch für den Übergang der stilistischen Merkmale der Gotik zur Renaissance sind die bereits pa-
rallelen Eckpfeiler des Gestelles (Renaissance) und die
noch gerade gekröpften Bekrönungen mit den einfach
gerollten Fialen mit gekerbter Kreuzblume. Diese Turmuhr ist die derzeit älteste bekannte Turmuhr des Burgenlandes.
Siehe auch die Beschreibung auf Seite 21.
Horloge de clocher gothique de Litzelsdorf (Région sud
du Burgenland), Milieu du XVI e siècle. Bâti forgé prismatique avec des piliers d’angle surmontés de pinacles simplement enroulés avec un motif de fleur rhomboédrique au bout. Toutes les pièces du bâti sont clavetées. Mouvement de marche à verge avec balancier
court. Sonnerie des heures et des quarts avec roue de
compte dentée à l’intérieur, et volant à l’intérieur du bâti.
Cette horloge a été transformée à l’époque baroque vers
le début du XVIII e siècle, l’échappement à verge remplaçant alors le foliot d’origine. Cette horloge est caractéristique de la transition entre le Gothique (les pinacles)
et la Renaissance (les piliers d’angle parallèles).
Abb. 19
Gotische Hausuhr, Tirol, 1. Hälfte 17. Jahrhundert, zur
Gänze aus Holz gefertigt, geschwärzt.
Das Gestell prismatisch, offen, hintereinander, verzapft
und verdübelt. Die Eckpfeiler mit formal reduzierten
rhombischen Kreuzblumen. Alle Gestellteile verzapft und
verkeilt. Gotische Waaghemmung und Waagkonsole
(beides fehlt). Schlagwerk mit voller Stunde mit innen
verzahnter Schloßscheibe und außen liegendem Windfang. Räder 4-fach kreuzweise gespeicht, Radkranz aus
vier miteinander verdübelten Segmenten, die Speichen
kreuzweise überblattet.
Gestellmaße B / T / H 27 × 27 × 32 cm
CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
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Charakteristisch für die stilistischen Merkmale der Gotik
sind die partiell abgefasten Eckpfeiler des Gestelles, die
formal reduzierte Tropfnasen darstellen sollen, ebenso
die bereits erwähnte Pfeilerbekrönung mit Kreuzblumen.
Eine etwas kleinere, fast idente Konsoluhr, allerdings nur
mit Weckerwerk die von demselben Uhrmacher angefertigt wurde, ist in der Sammlung Ehrensberger im
Augustinermuseum in Freiburg ausgestellt.
Horloge gothique en bois du Tirol, première moitié du
XVII e siècle. Piliers d’angle avec une sorte de fleur stylisée.Toutes les parties sont clavetées.Roue de compte
des heures à denture intérieure. Le foliot et son support
manquent.Une horloge de console presque identique,
mais un peu plus petite et avec uniquement un réveil,
se trouve dans la collection Ehrensberger (Fribourg i.B.).
Abb. 20
Kleine gotische Hausuhr, Altötting (D), 3. Viertel 16. Jahrhundert, Schmiedeeisen, nicht restauriert.
Das prismatische Gestell mit schräg ausgestellten, massiven Eckpfeilern (trapezförmiger Querschnitt) mit gerade
gekröpften Füßen und stehenden Fialen mit Andeutung
eines Rollwerkes. Der gesamte Gestellrahmens ist, wie
bei frühen gotischen Uhren vernietet. Gehwerk mit Spindelgang und Kurzpendel (fehlt).
Das Schlagwerk mit innenverzahnter Schloßscheibe für
volle Stunde und außenliegendem Windfang.
Umbau Ende des 17. Jahrhunderts von gotischer Waaghemmung auf Spindelgang mit kurzpendel. Dabei wurde
auch der Gewichtsaufzug von Schnurnuß auf Seiltrommel mit Kurbelaufzug verändert.
Bemerkenswert ist die Bekrönung der Eckpfeiler – die
Kreuzblumen der gotischen Fialen weichen einem einfachen Rollwerk der Renaissance.
Gestellmaße B / H / T 29 × 38 × 31 cm
Petite horloge de maison d’Altötting (D), troisième
quart du XVI e siècle / Fer forgé, non restaurée.
Cadre prismatique aux piliers d’angle massifs (de section
trapézoïdale) aux pieds pliés à angle droit et pinacles
dressés à double enroulement. L’ensemble du cadre est
rivé, comme dans les premières horloges de clocher gothiques. Mouvement à verge et pendule court (manquant), aiguille unique. Sonnerie de l’heure à chaperon
à denture intérieure et volant extérieur à la cage.
L’échappement à foliot a été transformé à la fin du XVII
e siècle en échappement à verge avec pendule court, et
le remontage du poids, qui à l’origine s’effectuait par
poulie à gorge, se fait à présent à la manivelle sur un
tambour. On remarquera ici la transition de style des éléments des piliers d’angle gothiques qui évoquent déjà
les simples spirales de la Renaissance.
Abb. 21
Kleine Turmuhr, Elsaß (F), spätgotisch, datiert 1649,
Schmiedeeisen.
Gestell offen, prismatisch-hintereinander, schräg ausgestellte, massive Eckpfeiler mit stilisierten gotischen Tropfnasen und Fialen mit Kreuzblume. Zwischen Geh- und
Schlagwerk Kammer für die Schloßscheibe.
Hemmung, Stiftenhemmung? fehlt, ursprünglich Spindelhemmung mit Waag. Schlagwerk volle Stunde mit
innenverzahnter Schloßscheibe und außenliegendem
Windfang.
Räder 4-achsig mit typisch französischer breiter Speichung
Maße B / H / T: 43 × 51 × 55 cm
Der untere und obere Gestellrahmen ist, wie bei frühen
deutschen gotischen Konsoluhren üblich mit den mas-
28 | CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
siven Gestellpfeilern verhängt, wärend die Räder die für
französische Uhren typische breite Speichung aufweisen.
Petite horloge de clocher / Alsace (F), datée 1649, fer
forgé, non restaurée. Cadre prismatique, piliers d’angle
massifs en biais, avec larmiers et pinacles dressés à
boutons rhomboédriques en pointe de diamant. Cadre
supérieur vertical et suspendu, comme sur les horloges
de console, de même que le cadre supérieur horizontal.
A la base du cadre est estampée la mention «reparé par...
horloger a vouvry le ... novembre...». Le cadre supérieur était probablement claveté avec un bâti en bois
supportant une cloche. Mouvement à foliot à l’origine,
transformé au XIX e siècle en échappement à chevilles
(manquant). Sonnerie des heures à chaperon à denture
intérieure avec volant externe à la cage. Chaperon dans
une cage séparée, entre le mouvement et la sonnerie.
Remontage du tambour à la manivelle, avec rouleaux
de guidage des cordes rapportés sur le dessus de la cage.
On remarquera une disposition du mouvement et de la
sonnerie en trois compartiments séparés, typique des horloges de clocher françaises, où le compartiment central
n’est occupé que par le chaperon (cet agencement se
retrouve aussi sur des horloges anglaises anciennes). Une
autre caractéristique des horloges françaises et des autres
régions romanes est la roue pour le levier de chute de
la sonnerie qui n’a pas la forme de cœur habituelle en
Allemagne, mais porte un secteur interrompu sur la couronne dentée. Un autre détail typique : les larges bras
forgés des roues dentées.
Abb. 22
Turmuhrzifferblatt von der Ronneburg (D)
Zifferblatt um 1600, spätgotisch (Kopie)
Sandsteinabguß in der Art des Aschaffenburger Buntsandsteins.
Stunden- und Viertelstundenring mit gotischen Ziffern.
Das Original zwischen 11 und 2 Uhr abgebrochen.
Maße: 94 × 94 cm
Copie par moulage d’un cadran d’époque 1600 du château de Ronnenburg (D). Les cercles d’heures et de quarts
ont des chiffres gothiques, au centre se trouve un soleil
à 12 rayons. Ecoinçons Renaissance montrant la transition d’avec le Gothique des chiffres. Le petit trou indique que l’horloge n’avait qu’une aiguille d’heures.
Turmuhren der Renaissance
Abb. 23
Turmuhr – E. 17. Jh., Bayrischer Wald (D), Renaissance,
Schmiedeeisen.
Das Gestell offen, prismatisch, hintereinander, vernietet. Die Pfeiler mit, 11⁄2 - fachem, nach innen gerichtetem,
schmalem Rollwerk bekrönt. Reste einer späteren blauen
Fassung.
Das Gehwerk mit Spindelhemmung mit kurzem, weit
ausschwingendem, starrem Pendel, die Pendellinse
mit Schraube verstellbar. Schlagwerk für volle Stunde
mit innen verzahnter Schlossscheibe und einzahnigem
Schöpfer, außen liegender 2-flügeliger Windfang, die
Einfallhebel ornamental gestaltet. Die Räder 4-fach
gespeicht. Reste einer späteren blauen Fassung.
Gestellmaße B / H / T 39 × 60 × 72 cm
Bemerkenswert ist das, für frühe Turmuhren charakteristische, an den Eckpfeilern vernietete, nicht verkeilte
Gestell und das schmale, an Renaissancespiralen erin-
CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
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nernde Rollwerk. Beides weist auf die Arbeit eines sehr
konservativen Meisters hin. Im Gegensatz dazu die, auf
einer Rollscheibe gelagerte Spindelachse, eine Verbesserung, die vermutlich später hinzu gefügt wurde.
Horloge de clocher Renaissance, XVII e siècle / Bavière
orientale (Allemagne) / Fer forgé.
Echappement à verge avec pendule rigide court à
grande amplitude. Lentille ajustable au moyen d’une vis.
Sonnerie de l’heure avec chaperon à denture intérieure
avec volant extérieur à deux ailes. Le levier de chute de
la sonnerie est ornementé. Roues à quatre bras. Cadre
ouvert, à profil prismatique; mouvement et sonnerie rivés
l’un derrière l’autre. Piliers surmontés d’un enroulement
(11⁄2 tour) vers l’intérieur. Restes de peinture bleue tardive. A noter, le cadre non claveté mais rivé aux piliers
d’angle, caractéristique plutôt des horloges primitives,
et les enroulements étroits évocateurs des spirales de la
Renaissance. Ces deux éléments signalent le travail d’un
maître très conservateur.
Au contraire, l’axe du balancier reposant sur un disque
est un perfectionnement probablement ajouté ultérieurement.
Abb. 24
Zeigerwerkverteiler für drei Zifferblätter von der Turmuhr
von Abb. 23, Bayrischer Wald, Renaissance, Schmiedeeisen.
Das Gestell offen prismatisch mit schräg ausgestellten
Eckpfeilern und 1 1 ⁄ 2-fachem, nach innen gerichtetem,
schmalem Rollwerk bekrönt.
Gestellmaße B / H / T 54 × 26 × 53 cm
Minuterie pour 3 cadrans de l’horloge de l’image 23. Bâti
prismatique à cadre plat avec un enroulement en guise
de pinacles.
Abb. 25
Hausuhr, 1. Hälfte 16.Jh, spätgotisch – Renaissance. Eisen
geschmiedet, Traismauer in Niederösterreich (A).
Gestell offen, prismatisch, hintereinander, vernietet.
Schräg gestellte Gestellpfeiler mit kleinem, angedeutetem Rollwerk, Die Spindelbrücke auf hohen, vertikal
durchgehenden Trägerbändern. Ursprünglich Spindelhemmung mit Waag (Foliot), Ende 17. Jh. umgebaut auf
Spindelgang mit Kurzpendel, das Spindelrad aus Messing. Schlagwerk für volle Stunde mit Storchschnabelauslösung, innen verzahnter Schlossscheibe und außen
liegendem Windfangflügel. Die Räder geschmiedet und
4-fach gespeicht.
Gestellmaße B / H / T 21 × 20 × 54 cm
Horloge domestique / première moitié du XVI e siècle /
Gothique tardif – Renaissance. Fer forgé / Traismauer en
Basse-Autriche (A). Cadre ouvert, prismatique, Mouvement et sonnerie rivés, l’un derrière l’autre. Piliers
d’angle en biais avec petit enroulement. Pont d’échappement sur de hauts montants verticaux. Foliot transformé au XVII e siècle en échappement à verge avec pendule court. Roue d’échappement en laiton. Sonnerie des
heures avec déclenchement en bec de cigogne. Chaperon
à denture intérieure et volant externe. Roues forgées à
quatre bras A noter le levier de sonnerie orienté vers l’intérieur et le remontage à poulie à gorge caractéristique
des petites horloges primitives.
30 | CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
Abb. 26
Siehe Text Seite 22 / Voir texte p. 22.
Turmuhren des Barock
Abb. 27
Turmuhr – A. 18. Jh., Nickelsdorf an der ungarischen
Grenze (A), Frühbarock, Schmiedeeisen.
Kräftiges Gestell, offen, prismatisch, hintereinander,
außen verkeilt. Die Pfeiler mit schmalem doppeltem, die
Spindelbrücke und die Lagerbänder mit breitem einfachem, nach innen gerichtetem Rollwerk. Mehrfache Fassungen am Gestell. Bezeichnung am oberen Gestellband
« Nandor Winkler, Oras Possony». Spindelhemmung mit
isochronem Pendel, die Pendellinse mit Stellschraube verstellbar. Schlagwerk für volle Stunde mit innen verzahnter
Schloßscheibe und innenliegendem 4-flügeligem Windfang. 4-fach gespeichte Räder.
Gestellmaße B / H / T 48 × 78 × 70-98 cm
Analogien konstruktiver und auch formaler Details mit
der Turmuhr der Burg Forchtenstein (siehe Seite 14),
lassen darauf schließen, daß die Turmuhr Anfang des
18. Jahrhunderts von dem Uhrmacher Jobst Stinnes aus
Wr. Neustadt in Niederösterreich (A) hergestellt wurde.
(Lit.: Wolfgang Komzak, « Über die Restaurierung der
Turmuhr der Burg Forchtenstein », in : Jahresschrift
2009 der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie,
Band 48, Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Chronometrie e.V., Stuttgart 2009, ff. 103 - 122)
Horloge de clocher / Début du XVIII e siècle / Nickelsdorf
à la frontière hongroise (A) / début du Baroque / Fer forgé.
Cadre robuste, ouvert, prismatique, claveté par l’extérieur. Mouvement et sonnerie l’un derrière l’autre. Piliers
d’angle avec double enroulement étroit. Platines de
roulement et pont de la roue d’échappement à large
enroulement simple vers l’intérieur. Plusieurs traces de
couleur sur le cadre. Signature sur la traverse supérieure
«Nandor Winkler, Oras Possony». Echappement à verge
avec pendule isochrone à lentille réglable par une vis.
Sonnerie des heures avec chaperon denté intérieurement
et volant intérieur à quatre ailes. Des analogies dans
la construction mais aussi dans les détails avec l’horloge du château de Forchtenstein (dans le Burgenland
autrichien), qui a été restaurée dans les ateliers de la
Uhrenstube d’Aschau permettent d’en déduire que cette
horloge a été réalisée par Jobst Stinnes de Wien-Neustadt en Basse-Autriche (A) au début du XVIII e siècle.
Abb. 28
Turmuhr, um 1700, Oberösterreich (A), Barock, Eisen
geschmiedet.
Gestell offen, prismatisch, hintereinander, außen verkeilt.
Die Pfeiler mit kleinem, nach innen gerichtetem Rollwerk.
Die Hemmung mit rückfallendem Ankergang, kurzem,
isochronem Pendel, geschmiedete Pendellinse mit Flügelmutter verstellbar. Schlagwerk für volle Stunde mit
Warnung auf innen verzahnter Schlossscheibe, innen
liegender, 2-flügeliger Windfang. Die Räder 4-fach gespeicht.
CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
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Bemerkenswert ist die schlanke, grazile Konstruktion der
Gestellbänder, die auf eine Entstehung des Werkes in
einer Region hinweist, in der Eisen sehr teuer war, da
es importiert werden mußte.
Gestellmaße B / H / T 48 × 61 × 64 cm
Horloge de clocher / vers 1700 / Haute-Autriche (A) /
Baroque / Fer forgé. Cadre ouvert, prismatique, mouvement et sonnerie l’un derrière l’autre, claveté par
l’extérieur.
Piliers surmontés de petits enroulements dirigés vers l’intérieur. Echappement à ancre à recul avec pendule isochrone court. Lentille forgée réglable par un écrou à
ailettes. Sonnerie de l’heure avec délai. Chaperon denté
intérieurement avec volant à deux ailes. Roues à quatre
bras.
On remarquera la construction élancée, gracile des montants du cadre qui signale une origine à rechercher dans
une région où le fer était cher, car il devait y être importé.
Abb. 29
Turmuhr – 1775, Toronya, Ungarn, Barock, Schmiedeeisen.
Kräftiges Gestell, offen, prismatisch, hintereinander,
außen verkeilt. Die Pfeiler mit schmalem, einfachem, nach
innen gerichtetem Rollwerk. Spindelhemmung mit isochronem Pendel (fehlt). Schlagwerk für volle Stunde mit
innen verzahnter Schloßscheibe und innenliegendem 4flügeligem Windfang. 4-fach gespeichte Räder.
Gestellmaße B / H / T 48 × 78 × 70-98 cm
Frühe Turmuhren in Ungarn, die von ungarischen Turmuhrmachern gebaut wurden wie diese, sind selten. Den
Ungarn werden zwar künstlerisch große Fähigkeiten
zugeschrieben, doch scheinen sie technisch, schon aus
historischer Sicht, im Allgemeinen weniger Gefühl zu
haben, bzw. begabt zu sein. So wurden die meisten
Uhren noch bis in die Mitte des 19. Jhs. von österreichischen oder deutschen Uhrmachern, die teils aus konfessionellen Gründen (Protestanten) nach Ungarn emigrierten, gemacht. Diese Uhr wurde von einem
ungarischen Uhrmacher gebaut, der das gesamte Werk,
Gestell und Räder stark überdimensionierte und formale
Details aus der ungarischen Volkskunst verwendete.
Horloge de tour baroque hongroise avec un solide bâti
claveté. Pinacles à enroulement. Roue de compte des
heures à denture intérieure. Les horloges hongroises
anciennes sont rares, malgré les capacités artistiques
reconnues de ce peuple. C’est ainsi que la plupart des
horloges de Hongrie jusqu’au XIX e siècle ont été construites par des Autrichiens ou des Allemands, souvent
des émigrés protestants.Cette horloge a été construite
par un Hongrois, qui a repris de nombreuses caractéristiques des arts populaires locaux.
32 | CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
Abb. 30
Turmuhr, Anfang 19. Jh., Oberösterreich, Holzräderwerk.
Gestell offen, prismatisch, nebeneinander, verzapft und
verkeilt. Gehwerk mit Ankerhemmung und langem, isochromen Pendel, Pendelbrücke fehlt. Schlagwerk für Viertelstunde und volle Stunde auf außen verzahnter
Schloßscheibe, innen liegende, 4-fach gespeichte Windfangflügel. Die Räder Vollholz, die Schloßscheibe für die
volle Stunde fehlt.
Gestellmaße B / T / H 87 × 24 × 52 cm
Horloge en bois du début du XIX e siècle, Haute-Autriche. Bâti ouvert avec les trois corps de rouage l’un à côté
de l’autre (marche, heures et quarts). La roue de compte
des heures manque.
Gestell offen, prismatisch, hintereinander, verzapft und
verdübelt. Spindelhemmung mit Waag (Foliot), Spindelheber zum richten der Zeiger wie bei den gotischen Konsoluhren (Liechti, Winterthur) vielfach üblich. Schlagwerk
für volle Stunde mit innen verzahnter Schlossscheibe und
außen liegendem Windfangflügel. Die Räder aus dem
Vollen 4-fach geschenkelt, die Schenkelung in frühbarocken Formen. Die Eckpfeiler mit gedrechseltem Fuß und
typisch barocker zwiebelförmiger Bekrönung. Reich
verzierte Drechselarbeit,
Gestellmaße B / T / H 48 × 48 × 54 cm
Petite horloge baroque primitive en bois du Vorarlberg
ou de Suisse, fin du XVII e siècle. Echappement à verge
avec foliot. Mise à l’heure par soulèvement de la verge
comme chez Liechti. Piliers d’angle typiquement baroques avec pinacles en forme d’oignon. Travail de tournage très décoré.
Abb. 32
Zifferblatt, E. 18. Jh., barock, Oberösterreich (A).
Blatt aus Eichenholz mit profiliertem Rahmen. Einfacher
Ziffernring auf schwarzem Grund mit römischen Zahlen
und Datierung 1796, Blattgold und gold bronziert.
Maße 80 / 80 cm
Die kleine Bohrung der Zeigerachse weist darauf hin, daß
dieses Zifferblatt nur einen Stundenzeiger hatte.
Cadran baroque de la fin du XVIII e siècle provenant de
Haute-Autriche. Chêne avec cadre profilé. Fond noir, chiffres dorés à la feuille, daté de 1796. Le petit trou indique
que l’horloge n’avait qu’une aiguille.
Abb. 31
Kleine Turmuhr – E. 17. Jh., Vorarlberg, Schweiz?, Frühbarock, zur Gänze aus Holz.
CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
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Abb. 33
Zifferblatt einer Orgeluhr, A. 19. Jh., Empire, Oberösterreich (A).
Blatt aus Weichholz mit profiliertem, Rahmen und
Masche als Bekrönung. Ziffernring für volle Stunde innenliegende Viertelstunde auf weißem Grund mit römischen
Zahlen. Rahmen und Masche Blattgold und gold- bronziert.
Maße Ø 105 cm
Orgeluhren waren Turmuhren die meist hinter dem
Orgelprospekt standen. Von dort ging die Zeigerwerkverteilung sowohl zu den Zifferblättern des Turmes, als
auch zu dem Zifferblatt, das im Orgelprospekt integriert
war.
Cadran d’une horloge équipant l’orgue d’une église,
Empire, début XIX e siècle. Ces horloges alimentaient en
général un cadran placé sur l’orgue et simultanément
les cadrans du clocher.
Turmuhren des Industriezeitalters im 19. Jahrhundert
Abb. 34 und 35
Turmuhr M. 19. Jh., schmuckloses Werk aus Band-, Gußund geschmiedetem Eisen, Oberösterreich.
Gestell offen, prismatisch, nebeneinander liegend aus
Bandeisen, die Rahmen mit Distanzpfeilern aus Rundeisen verschraubt. Gehwerk mit Stiftenhemmung, großes
Hemmungsrad und isochronem Langpendel. Schlagwerk
für Stunde und Viertelstunde über Steuerscheibe auf ein
Hebstiftenrad. Alle Räder 4-fach gespeicht und außer der
Steuerscheibe aus Gußeisen, geschmiedetes Eisen.
Gestellmaße B / T / H 98 × 36 × 25 cm
Bemerkenswert beim Gehwerk ist die direkte Übertragung vom Bodenrad ohne Zwischenrad auf das große
Stiftenrad. Dadurch ergibt sich eine pendellänge von über
7 Metern. Ebenso bemerkenswert ist die Steuerscheibe
des Schlagwerkes, die direkt vom Bodenrad angetrieben
wird und über eine verschiebbare
Welle die Seilhebelwelle des Stunden- und Viertelstundenschlages reguliert (jeweils 10 Stifte für die Viertelstunden und 12 Stifte für die Stunden). Die kleine
Schloßscheibe für die Viertelstunde ist an der Achse des
Hebstiftenrades (direkt daneben) situiert. Die Auslösestifte für beide Funktionen sind beiderseits des Hebstiftenrades (Bodenrad) angebracht.
Horloge de clocher / Milieu du XIX e siècle / Travail sans
décoration en fer laminé, fondu et forgé / Haute-Autriche
(A). Mouvement à chevilles et grande roue d’échappement avec un balancier de plus de 7 mètres. Sonnerie
des heures et des quarts par une roue-chaperon à levées.
Volant extérieur. Cadre ouvert, prismatique. Mouvement
et sonnerie juxtaposés sur une barre laminée. Cadres boulonnés sur des piliers d’espacement. A noter sur ce mouvement la transmission directe, sans roue intermédiaire,
entre le tambour moteur et la roue d’échappement à chevilles. A remarquer également la roue de commande de
la sonnerie entraînée directement par le tambour et qui
commande la sonnerie des quarts et des heures (respectivement 10 et 12 chevilles placées de part et d’autre de
la roue) par le décalage de l’arbre du marteau. C’est la seule
horloge de ce type connue dans l’espace germanique.
34 | CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
Le bâti est ouvert avec les mouvements l’un à côté de
l’autre, peinture originale. Echappement à chevilles avec
long balancier. Sonnerie heures et quarts, roue de compte
dentée à l’intérieur. Volant à l’extérieur.
Abb. 36
Turmuhr Ende 19. Jh., Miesenbach/Steiermark (A).
Gestell Bandeisen, Räder Schmiede- und Gußeisen.
Gestell offen, prismatisch, nebeneinander, außen verkeilt,
originale färbige Fassung. Gehwerk mit Stiftenhemmung
(Scherenhemmung) und langem, isochromen Pendel,
hohe Anker-, bzw. Pendelbrücke. Schlagwerk für Viertelstunde und volle Stunde auf innen verzahnter Schloßscheibe, außen liegende Windfangflügel. Die Räder
4-fach gespeicht, die Viertelstunden-Schloßscheibe 5-fach
durchbrochen und profiliert.
Gestellmaße B / T / H 98 × 32 × 51-93 cm
Diese Turmuhr kann, obwohl sie nicht signiert ist, eindeutig dem Turmuhrmacher Ignaz Berthold aus Ehrenhausen in der Steiermark zugeordnet werden. Ignaz
Berthold entstammt einer Uhrmacherdynastie, deren
Gründer Andreas Berthold 1814 in Pertlstein, ebenfalls
Steiermark, geboren wurde. Die frühesten bekannten
Turmuhren von Andreas Berthold stammen aus der Zeit
um 1840. Obwohl alle seine Werke technisch-konstruktiv
auf dem höchsten Wissensstand des Uhrmacherhandwerkes seiner Zeit waren, entwickelte er einen persönlichen formalen Stil – eine Mischung aus Barock, Eklektizismus und volkstümlichen Elementen, die sofort seinen
Schöpfer erkennen lassen. Andreas Berthold blieb diesem Stil bis knapp vor seinem Tode 1891 konsequent treu.
Link: Uhrenstube Aschau > Aktuell > Forschung und
Publikation > Andreas Berthold und die Turmuhr der
Pfarrkirche von Ehrenhausen.
Pendellänge: 204 cm lang.
Horloge de clocher de la fin du XIX e siècle provenant
de Miesenbach / Steiermark (A). Bâti en fer plat, roues
partiellement fondues et partiellement forgées.
Abb. 37
Kleine Turmuhr – E. 19. Jh., Gestell und Räder Gusseisen,
Wien.
Der prismatische Gestellrahmen aus Gußeisen, schwarz
gefasst, mit runden Distanzstäben verschraubt. Hemmungsrad aus Messing. Mannhardt’sche Stiftenhemmung. Die Räder Gußeisen, das Bodenrad 4-fach, das
Stiftenrad aus Messing 6-fach geschenkelt. Leere Kartusche für Bezeichnung des Uhrmachers. Achse zum Zeigerwerk über Kegelräder.
Gestellmaße B / T / H 23 × 24 × 43 cm
Petite horloge de clocher / Fin du XIX e siècle / Cadre et
roues en fonte / Vienne (Autriche).
Le cadre prismatique en fonte est peint en noir et boulonné à des piliers ronds. Echappement à chevilles avec
roue en laiton. Rouages en fonte à quatre ou six bras.
Le cartouche pour la signature est vide. Renvoi du mouvement vers la minuterie par l’intermédiaire de pignons
coniques.
CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
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Abb. 38
Der Schauraum mit Bratenwendern.
Bratenwender
Bratenwender sind Räderwerke, die in Verbindung mit einem Bratspieß einen Braten in mehr
oder weniger schnellen, gleichförmig drehenden Bewegungen der Hitze des Feuers aussetzen. Sie sind insofern mit Uhren verwandt,
als ihr Mechanismus weitgehend dem Schlagwerk einer Turmuhr ähnlich ist. Auch hier wird
der Ablauf des Räderwerkes, durch einen Windfang reguliert. Daher wurden sie auch meist
von Turmuhrmachern und Schmieden hergestellt. So fanden sich im Nachlaß des Grazer
Uhrmachers Simon Freyschlag vom 16. April
1674 mehrere, zum Teil noch nicht fertiggestellte Bratenwender. Freyschlag war « Schlosser, Großuhr- und Bratermacher», Turmuhrmacher. In seinem Siegel sind neben den Initialen
S-F-S sind zwei Turmuhrzeiger und eine Spindel mit Waag zu sehen.
Für das Handwerk der Turmuhrschmiede in
Nürnberg waren Bratenwender so bedeutend,
daß sie in ihrem Zunftwappen einen Bratenwender führten. Es kann daher angenommen
werden, daß Turmuhrmacher vielfach von der
Anfertigung von Bratenwendern lebten, da
diese ja öfter gebraucht wurden als Turmuhren.
La salle d’exposition des tournebroches.
Der Abteilung für Bratenwender ist in der
Uhrenstube Aschau ein eigener Raum, gewidmet. Das älteste Stück der Sammlung der
Uhrenstube ist ein Bratenwender auf Konsole
mit Gewichtsantrieb, der in der Mitte des
17. Jhs. entstanden ist.
Definition der Bratenwender
Bratenwender unterscheiden sich hauptsächlich in der Art ihres Antriebes, hier die gebräuchlichsten Typen und ihre Verbreitung:
– Das Räderwerk des hängenden Gewichtsbratenwender wird, ähnlich einem Turmuhrwerk, meist mit einem Gewicht aus Stein,
angetrieben. Das Gestell mit Konsole oder
Abstandhaltern, hängt an einem Haken an
der Wand. Ein Spieß mit Seilrolle hängt in
einer Seilschlinge und wird über diese von
einer am Bratenwender befestigten Seilrolle
gedreht. Das andere Ende des Spießes wird,
wie bei allen Bratenwendern, auf einem sogenannten « Feuerroß» gelagert. Hängende
Gewichtsbrater kommen überall im europäischen Kulturbereich vor, überwiegend sind
sie jedoch in den romanischen Ländern zu
finden.
36 | CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
Geschichtliches über Bratenwender
Abb. 39
Federbratenwender für zwei Spieße mit Feuerroß (Feuerbock). Das Räderwerk dieses Bratenwenders wird hier
über einen Zahnkranz, der auf der Federtrommel montiert ist gedreht. Dieser Bratenwender ist weitgehend
ident mit dem Bratenwender der Abb. 43 aus dem
Katalog von Thomas Hölzl. Hier ist auch die Anordnung
der Geräte für das Braten zu sehen, wie es in Abb. 44
beschrieben ist (Uhrenstube Aschau, Detailansicht im
Raum Bratenwender).
Tournebroche à ressort pour deux broches avec trépiedsupport.
– Auch der stehende Gewichtsbratenwender
wird durch ein Gewicht angetrieben. Doch
ist in diesem Fall das Gestell am Herd befestigt und das Gewicht für den Antrieb mit
einem Seil über eine Umlenkrolle an der
Decke der Rauchküche geführt. Der Bratspieß
wird direkt vom Bratenwender gedreht.
– Der Federbratenwender steht frei, ohne Befestigung am Herd. Angetrieben wird er
durch eine, im Inneren einer Federtrommel
befestigte, spiralförmig gewundenen Blattfeder. Auch bei dieser Type wird der Bratspieß direkt vom Bratenwender gedreht.
Federbratenwender standen vor allem im
Alpenraum und nördlich davon in Verwendung.
– Der Rauchbrater kann sowohl freistehend
vor dem Feuer, oder auf weit ausragenden
Konsolen an einer Wand befestigt sein. Das
Spießgetriebe wird von einem großen Windrad, das von der aufsteigenden Hitze des
Feuers gedreht wird, angetrieben. Rauchbrater waren in ganz Europa gebräuchlich.
Wann die ersten Bratenwender entstanden
sind und wo, liegt ebenso im Dunkel der Geschichte wie die Entstehung der Räderuhr.
Obwohl die früheste Nennung eines Bratenwenders aus der 1. Hälfte des 14. Jhs. stammt,
kann angenommen werden, daß die Erfindung
desselben vermutlich weitgehend mit der Entstehung der Räderuhr, vielleicht sogar noch
früher, zusammenfällt. Denn die Regulierung
des Ablaufes eines Räderwerkes mittels Windfang, dem Luftwiderstand, scheint eher denkbar, als die komplizierte Hemmung mittels
Abb. 40
Mittelalterliche Küche mit offenem Herd und Rauchbrater.
Titelblatt des Kochbuches « Die Kuchenmeistery», 1487
bei Wagner in Nürnberg. Das Zahnrad oberhalb des
Spießgetriebes dürfte für einen zweiten Spieß vorgesehen
sein. Deutlich erkennbar ist das Feuer zum Kochen und
daneben der Spieß, damit das heiße Öl nicht ins Feuer
tropfen kann.
Gravure montrant une cuisine du Moyen Age avec fourneau et tournebroche, extraite d’un livre de cuisine de
1487. On remarque que la broche est à côté du feu, pour
que l’huile ne tombe pas dans celui-ci.
CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
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Abb. 42
Laufradbratenwender, « dogwheel» in einem englischen pub in der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Quelle: Wikipedia
Tournebroche entraîné par un chien courant dans une
«roue d’écureuil».
Abb. 41
Mannshoher Bratenwender. Titelblatt zu «Il Trincante»
von Vicenzo Cervio, Venedig 1622. Nachdruck eines
Holzschnittes von 1570 (Willan).
Selten exakte Darstellung eines Federbratenwenders.
(Archiv Uhrenstube Aschau, Arch. Nr. 0276).
Auf dem Bild ist deutlich erkennbar, daß das Feuer
nicht unter der Spießachse sondern daneben plaziert ist.
Historische Bratenwender in dieser Größe sind nicht sehr
wahrscheinlich. Denn das Härten einer derart großen
Blattfeder, wäre damals kaum möglich gewesen. So
bestanden noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts
längere Blattfeder aus mehreren gehärteten, etwa 5060 cm langen, etwa 4-5 mm dünnen Stahlplatten, die
nach der Härtung zusammengenietet wurden.
Tournebroche à hauteur d’homme. Feuille de titre du
livre de Vicenzo Cervio «Il Trincante» / Venise 1622.
Reproduction d’une gravure sur bois de 1570 (Willan).
Rare représentation exacte d’un tournebroche, bien que
la dimension ne soit pas vraisemblable (on n’aurait pas
su fabriquer un ressort de cette dimension).
Spindelrad und Spindel. Die früheste Erwähnung eines Bratenwenders ist in der Biographie des französischen Koches Guilaume Tirell
in der Mitte des 14. Jahrhunderts zu finden. Er
heißt dort «tournebroche», was so viel wie
Spießwender oder Spießdreher bedeutet. Tirell,
bekannter unter dem Namen « Taillevent», war
Chefkoch König Karls V. von Frankreich. 1375
verfaßte er eines der frühesten und richtungs-
weisenden Kochbücher über die Esskultur des
Mittelalters in Europa, das « Le Viandiere». In
diesem Werk, das aus einer Mischung aus
Lebenslauf und Rezepten besteht, erwähnt
Tirell, in Zusammenhang mit einem Bratspieß,
daß er eine Kette, die « Chaîne de tournebroche» um den Bauch gebunden hatte. Diese
beiden Attribute könnten darauf hinweisen,
daß in seiner Küche Bratspieße offenbar nicht
mehr mit der Hand, sondern über ein Räderwerk, also einen Bratenwender gedreht
wurden. Doch gilt diese Annahme heute als
wissenschaftlich nicht gesichert.
Die erste sichere Nachricht über einen mechanischen Bratenwender findet man im Inventar des Grafen des Johann Meinrad von
Görz aus dem Jahr 1430. Dort wird ein « 1 eisinn
prater» angeführt – es ist die erste explizite Nennung eines Bratenwenders.
Bratenwender scheinen im Spätmittelalter
bereits allgemein gebräuchlich zu sein. Die früheste Art des Antriebes wird sicher, analog zur
Räderuhr der Gewichtsbrater sein. In dem
Kochbuch « Die Kuchenmeistery» das 1487 bei
Wagner in Nürnberg erschienen ist, kann man
auf dem Titelblatt, wenn auch in sehr abstrahierter Form, ein Rauchbrater sehen. Dieser
38 | CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
Abb. 43
Spätbarocke Küche, der Bratenwender, ein Federbrater, steht repräsentativ mitten in der Küche, neben dem
Herd. Kupferstich 1751 in Ursula Schachl-Raber, Auto-
ren. «Kochkunst und Esskultur im barocken Salzburg»,
Müry Salzmannn 2010, Quelle unbekannt.
Cuisine de l’époque baroque tardive où l’on voit le tournebroche trôner au milieu. Gravure de 1751.
wurde, über ein Windrad im Rauchabzug, durch
die Hitze der aufsteigenden Luft angetrieben
(Abb. 40). Bereits um 1500 werden Federbrater
mit einem Antrieb über eine Feder mit Federtrommel erwähnt (Abb. 41). Um 1480 beschäftigt sich Leonardo da Vinci in seinem
« codex atlanticus» mit der Konstruktion von
Bratenwendern.
In dem 1705 bei Buggel in Nürnberg erschienene Werk « Der fortgesetzte Curiöse
Künstler» wird eine Bratenwender beschrieben, der von einem, « von Wasser getriebenen
Rad» bewegt wird. Auch bei der 1775 in Berlin
erschienenen « Oeconomische Encyclopädie»,
beschreibt Dr. Johann Georg Krünitz’ einen
Wasserbrater, «Man findet auch an manchen
Orten, daß die Bratenwender durch den Fall
des Wassers angetrieben werden.» In diesem
Werk liest man unter anderem, « man hat auch
abgerichtete Hunde oder Katzen, welche vermittels eines Tretrades, darinn das Thier läuft,
den Braden wenden lassen». Allerdings bemerkt Krünitz, daß diese Methode « nicht sonderlich gebräuchlich gewesen» wäre. Dies mag
wohl für den deutschen Sprachraum gegolten
haben, jedoch war diese Art « Bratenwender»
in England und teils auch in Frankreich noch
bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts üblich.
Dieser Laufradbrater hieß «dog-wheel» (Abb.
42) und die eigens dafür gezüchteten Hunderasse «turnspit dog». Diese Hunde waren
in ihrem Äußeren und der Größe einem Corgi
ähnlich. In größeren Haushalten hielt man meist
mehrere dieser Hunde, die abwechselnd zum
Einsatz kamen. Eine Patentschrift des französischen Erfinders Couteau vom 20.12.1803
« pour une cuisine économique» gilt einem
Bratenwender mit Dampfantrieb. Diese Erfin-
CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
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dung fand bald in ganz Europa, vor allem in
Großküchen Verwendung.
Im 16. Jahrhundert, dem Zeitalter der Renaissance wurde dem Bratenwender eine derart
große Bedeutung zugemessen, daß er in keinem größeren Haushalt des Adels und reichem
Bürgertum fehlen durfte. Küche und Keller
wurden über ihre praktische Nutzung hinaus,
zum Prestigeobjekt. Die Küche mußte bestens
ausgestattet sein und da durfte ein Bratenwender nicht fehlen (Abb. 43). Gästen wurde
zuerst die Küche gezeigt und erst dann wurden sie in die Ahnengalerie geführt.
Im 18. Jahrhundert wurden Bratenwender
auch in bürgerlichen Haushalten zum Statussymbol. Eine Untersuchung von Nachläßen bayrischer und schwäbischer Bürger durch Gertrud
Benker (« In alten Küchen. Einrichtung – Gerät
– Kochkunst», Callwey, München 1987) zeigt,
daß sich das Vorkommen von Bratenwendern
weniger örtlich, als soziologisch begrenzen
Abb. 44
Federbratenwender, Schmiedeeisen, für 3-fachen Spießantrieb. Federtrommel mit Zahnkranz für direkten Antrieb des Räderwerkes. Windfang mit Schneckentrieb
in « Abbildung von Schlosserwaaren im neuesten Wiener, Lond’ner und Pariser Geschmack. Ein Handbuch für
Baukünstler, Ingenierus, Wirtschaftsbeamte, Eisenfabrikanten, Eisenhändler und vorzüglich für Schlosser.»
Herausgegeben von Thomas Hölzl, Prag 1827.
Gravure montrant un tournebroche pour trois hauteurs
dans un catalogue d’objets de cuisine en ferronnerie.
läßt. Aus Nachläßen Grazer Bürger von 1612
bis in das späte 19. Jahrhundert kann man entnehmen, daß in größeren Städten der Bratenwender fast in keinem Haushalt fehlte. Diese
wurden im 19. Jahrhundert bereits serienmäßig
angefertigt und im Handel verkauft (Abb. 44).
Aber bereits im 18. Jahrhundert werden auch
in den Rauchküchen größerer Bauernhäuser
einfach und schlicht gearbeitete Bratenwender
verwendet. Diese wurden meist von einem geschickten Dorfschmied, oder, wie noch einige
wenige erhaltene Exemplare aus Holz zeigen,
vom Drechsler hergestellt (Abb. 52 und 53).
Die Laufzeit von Gewichtsbratenwendern
ist eindeutig durch den Durchmesser der Seiltrommel und der Fallhöhe der Gewichte und
der Stellung der Windfangflügel bestimmt. Bei
Federbratenwendern sind die Angaben der
Laufdauer allerdings sehr vage. So wird in älteren Rezepten nur angegeben, daß der Braten
« längere Zeit zu braten» sei. Manche Angaben
schwanken zwischen einer dreiviertel und drei
Stunden.
Der österreichische Heimatforscher Johann
Reinhard Bünker berichtet dazu sehr detailreich
von seinen Forschungsreisen durch Westungarn
(dem Gebiet des heutigen Burgenlandes in
Österreich) am Ende des 19. Jahrhunderts
von zwei Bratenwendern in Ödenburg (heute
Sopron in Ungarn) – einem Federbrater und
einem Gewichtsbrater, die er noch in Betrieb
gesehen hat. Bünker beschreibt hier unter
anderem die Anordnung des Bratenwenders
und seiner Zubehörteile (Abb. 45), die Funktion des Windfanges und vor allem die Laufzeit eines Federbratenwenders bei verschiedenen Stellungen der Windfangfächer. So lief
ein Federbratenwender mit parallel gestellten
Windfangfächern etwa 24 Minuten, mit quergestellten Fächern etwa 40 Minuten. Für gewöhnlich waren Federbrater für zwei, höchstens
drei Spieße gebaut. Bünker schreibt aber, « Es
soll übrigens auch Bratelbrater gegeben haben,
die gleichzeitig vier Spiesse in Bewegung setzten. Waren sie alle im Gange, wurden an den
unteren Spiessen die grossen Braten (Spanfer-
40 | CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
Abb. 45
Funktionsskizze eines Bratenwenders.
Der Spieß Sp ist auf dem Feuerroß, oder Feuerbock gelagert und wird von dem Bratenwender B gedreht. Unter
dem Spieß Sp steht eine Pfanne Pf für das abtropfende
Öl und Fett. Daneben, am Feuerroß liegen die Holzscheiter Sch für die Feuerung. Die Feuerung ist immer
neben den Spießen angeordnet, damit das Öl nicht in
das Feuer, sondern in die darunter liegende Pfanne abtropfen konnte.
Aus: Johann Reinhard Bünker, Das Bauernhaus in der
Heanzerei (Westungarn), in : Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, Band 25 (1895),
f 89-154.
Schéma de fonction d’un tournebroche. La broche Sp
s’appuie sur la crémaillère B, au-dessus d’une saucière
Pf. Le feu de bois Sch est toujours à côté de la broche
pour que l’huile ne tombe pas dans les flammes.
kel, Gänse) welche mehr Hitze nöthig hatten,
und an den oberen die kleinen (Rebhühner,
Wachteln) angebracht.» Dies läßt den Schluß
zu, daß es auch wesentlich größere Bratenwender gab, die sogar Spanferkel und Gänse
drehen konnten.
Nachsatz
In diesem Absatz möchte ich einige Kuriosa
erwähnen, die diesem Kapitel zugeordnet werden können. Ein Sammlerfreund aus Südtirol
besitzt einen winzig kleinen, voll funktionsfähigen Gewichtsbratenwender aus dem Ende
des 18. Jahrhunderts, der wohl kaum für den
praktischen Gebrauch gedacht war (Abb. 46).
Das etwa 14 cm große (Gestellrahmen ca. 9 cm)
Exemplar stammt aus Frankreich und war
ursprünglich sicher als ein Stück des Interieurs
einer barocken Puppenküche gedacht. Auch
hier wird die Prestigefunktion des Bratenwenders im Haushalt einer barocken Küche deutlich.
Ein winzig kleiner Bratenwender mit Federantrieb, der ebenfalls für die Ausstattung einer
barocken Puppenküche gedacht war, diente als
Logo für die bekannten Verkaufskataloge der
Uhrenstube Stolberg in Graz.
Abb. 46
Kleiner Gewichtsbratenwender – Ende 18. Jh., Frankreich.
Schmiedeeisen, Messing, Gestell Flachrahmen verschraubt. 3-speichiger Windfang über Schnecke getrieben. Zentrifugalbremse mit Bleigewichten und Vase als
Bekrönung.
Tournebroche miniature français de la fin du XVIII e siècle, fer forgé et laiton. Bâti à cadre plat vissé. Frein centrifuge avec des poids en plomb, vase décoratif au
sommet.
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Auf ein kurioses, wenn auch sehr inhumanes
Gerät, dem miroir aux alouettes, das der Konstruktion eines Bratenwenders weitgehend
gleicht, hat mich Herr Michel Viredaz aufmerksam gemacht (Abb. 47). Miroir aux alouettes bedeutet auf Deutsch übersetzt « Spiegelfechterei» und wird auch « Lerchenfänger»
genannt. Es ist eine Bezeichnung für eine
Jagdtechnik, die bereits 1690 in dem « Furetiere» genannt wird. Das Gerät, mit dem kleine
Vögel gefangen werden, besteht aus einem
Blechkästchen mit der Mechanik. In dem darüber liegenden Windfang aus Holz in Form
eines Flügelpaares, sind kleine Spiegelstücke
eingelassen. Das rasch rotierende Flügelpaar
und die darin glitzernden Spiegel locken Vögel
an, die durch den Schlag des Windfanges betäubt werden. Diese Art von Vogeljagd wird
auch heute noch in Frankreich und auch Italien als traditionelles Brauchtum gepflegt.
Abb. 47
Miroir aux alouettes – 19. / 20. Jh., Frankreich.
Eisen, mit Feder getriebenes Räderwerk aus Messing
in Eisenblechgehäuse. Die Übersetzung des Flügelpaares
mit Schneckentrieb.
Maße: H ca. 23 cm
Miroir aux alouettes, France XIX e ou XX e siècle. Objet
dérivé du tournebroche et servant à la chasse aux petits
oiseaux, attirés par le soleil brillant sur les morceaux de
verre de l’aile qui tourne.
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Bratenwender aus der Sammlung der Uhrenstube Aschau
Bratenwender der Renaissance
Abb. 48
Gewichtsbratenwender, Mitte 17. Jh., Renaissance, Elsaß
(F), Eisen geschmiedet, Holz.
Einfacher Spießantrieb. Der Windfang ringförmig mit kleinen verstellbaren Fächern über Schneckentrieb. Spießantrieb über Seilrolle. Die Räder 4-fach gespeicht. Geteilte Seiltrommel für Gegenaufzug. Flachrahmen mit
zwei Wandstützen, verkeilt, oben mit aus Eisenblech
getriebener Lilie verziert.
Gestellmaße H / T 44 / 26 cm, Stützen 28 cm
Tournebroche à poids-moteur, début du XVII e siècle,
Renaissance, Alsace (F).
Fer forgé et bois. Cadre plat à deux platines clavetées.
Décoré sur le haut d’une fleur de lys en tôle estampée.
Volant en forme d’anneau muni de deux palettes réglables et entraîné par une vis sans fin. Transmission à
la broche par le moyen d’une poulie à gorge. Roues à
quatre bras. Tambour dédoublé pour le remontage par
enroulement en sens contraire.
CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
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Bratenwender des Barock
Abb. 49
Federbratenwender, E. 17. Jh, Frühbarock, Eisen geschmiedet und geschwärzt, Holz. Region Neulengbach
Niederösterreich (A).
Federtrommel mit Seil auf Holzschnecke. Kleiner Windfang und Schneckentrieb. 3-facher Spießantrieb, unteres
Rad des Antriebes fehlt. Die Räder 4-fach gespeicht, das
Schneckenrad aus vollem Messing. Das Treibrad (Kronrad)
des Spießwerkes gespeicht mit gestifteten Zähnen, das
zweite Rad voll, aus Blech. Gestell: Flachrahmen auf
4-füßiger Basis.
Gestellmaße B / T / H 31 × 20 × 54 cm
Tournebroche à ressort-moteur. Fin du XVII e siècle, début
du Baroque, fer forgé et bois, région de Neulengbach
en Basse-Autriche.
Tambour à ressort avec cordelette s’enroulant sur une
fusée en bois. Petit volant entraîné par une vis sans fin.
Triple possibilité de transmission du mouvement. La roue
inférieure de la transmission manque. Roues à quatre
bras. Vis sans fin en laiton massif. Roue motrice de la
broche clavetée, avec dents chevillées. La seconde roue
en tôle. Cadre plat reposant sur quatre pieds.
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Abb. 50
Federbratenwender, A. 18. Jh, Frühbarock, Eisen geschmiedet und geschwärzt, Holz. Südburgenland Federtrommel mit Seil auf Holzschnecke. Windfang über
Kronrad getrieben. 3-facher Spießantrieb, unteres Rad
des Antriebes fehlt. Die Räder 4-fach gespeicht, Räder
des des Spießwerkes fehlen. Gestell: Flachrahmen auf
4-füßiger Basis.
Gestellmaße B / T / H 31 × 20 × 54 cm
Tournebroche à ressort, début du XVIII e siècle, Baroque
primitif, fer forgé noirci et bois. Burgenland. Barillet et
fusée, trois hauteurs de broche, une roue manque. Cadre
plat sur quatre pieds.
CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
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Abb. 51
Gewichtsbratenwender, 18. Jh, Barock, zur Gänze aus
Holz, unbehandelt. Südtirol, Venetien?
Einfacher Spießantrieb über Seilrolle, Kurbelaufzug. Der
Windfang (fehlt) über Kronrad getrieben. Die Räder Vollholz, gedrechselt. Gestell: Flachrahmen auf 4-füßiger
Basis.
Gestellmaße B / T / H 31 × 20 × 54 cm
Bemerkenswert der Kronradtrieb mit konischen Triebstäben. Die qualitätvolle Drechslerarbeit weist darauf hin,
daß dieser Bratenwender in der Küche eines größeren
Bauernhofes stand.
Tournebroche à poids-moteur, XVIII e siècle / Baroque /
entièrement en bois / Trentin, Tirol du Sud.
Tambour à remontage par manivelle. Volant entraîné
par un pignon-lanterne. Transmission à la broche par
poulie à gorge et courroie. Roues pleines, en bois. Cadre
plat, chevillé avec assise étroite. A noter: la construction
du pignon-lanterne d’entraînement du volant, avec barreaux coniques.
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Abb. 52
Gewichtsbratenwender, 18. Jh, Barock, Schmiedeeisen, Holz, Niederösterreich. Einfacher Spießantrieb über
Seilrolle, Kurbelaufzug. Der Windfang (fehlt) über
Schneckenradrad getrieben (Schneckenachse fehlt). Die
Räder 3-speichig, das Schneckenrad 2-speichig. Gestell:
Flachrahmen, geschraubt.
Zubehör: 2 Spieße, 178 und 182 cm lang
Gestellmaße B / T / H 24 × 42 cm
Die einfache handwerkliche Ausführung weist darauf hin,
daß dieser Bratenwender von einem geschickten Dorfschmied gemacht wurde.
Tournebroche à poids, Baroque, XVIII e siècle, fer forgé
et bois, Basse-Autriche.Le frein manque. Bâti plat vissé.
L’exécution est certainement due à un forgeron villageois.
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Bratenwender des frühen Industriezeitalters, 19. Jh.
Abb. 53
Gewichtsbratenwender, 18.-19. Jh., zur Gänze aus Holz,
unbehandelt, Südsteiermark Einfacher Spießantrieb über
Seilrolle, Kurbelaufzug. Der Windfang (fehlt) über Kronrad getrieben. Die Räder Vollholz, gedrechselt. Gestell:
Flachrahmen auf breiter Basis.
Gestellmaße B / T / H 15 × 51 cm
Die einfache handwerkliche Ausführung weist darauf hin,
daß dieser Bratenwender von einem geschickten dörflichen Drechsler gemacht wurde.
Tournebroche en bois XVIII e - XIX e siècles, Steiermark
«dans son jus». Le frein manque. Tout porte à croire que
l’objet a été fabriqué par un artisan tourneur villageois.
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Abb. 54
Bratenwender für Gewichtsantrieb, M. 19. Jh., Bandeisen geschmiedet und geschwärzt, Messingräder. Süddeutschland, München.
Zwei Spießantriebe auf einer Achse angeordnet. Räder
4-fach geschenkelt. 3-flügeliger Windfang über Schneckkenantrieb. Flachrahmen verkeilt, Ablaufwarnung auf
kleine Glocke.
Gestellmaße H / T 31 × 3 cm
Diese Art von Bratenwender wurde vor allem in bürger-
lichen Haushalten verwendet. Er war oft in ein Holzgehäuse integriert, um ihn vor Verunreinigung von Rauch
zu schützen.
Tournebroche à poids-moteur / Milieu du XIX e siècle /
Fer plat, forgé et roues en laiton. Munich / Allemagne
du Sud.
Entraînement de deux broches par un même axe. Roues
à quatre bras et volant à trois bras entraîné par vis sans
fin. Cadre plat, claveté. Signal de fin de course sur une
petite cloche.
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Abb. 55
Tragbarer Federbratenwender, Frankreich, A. 19. Jh.,
Eisenblech und Eisen geschmiedet und geschwärzt.
Antrieb mit Feder in Federtrommel, radförmiger Windfang mit 4 kleinen Flügeln über Schneckentrieb. 2-facher,
direkter Spießantrieb. Räder 4-fach geschenkelt, aus
Messingguß, gefräst. Gehäuse aus Blech mit aufklappbarem Deckel und Tragbügel, drei geschmiedete Füße.
Gestellmaße B / T / H 26 × 17 × 20 cm
Dieser Bratenwender stand in einem Wiener Biedermeierhaus in Verwendung und wurde vor allem bei Ausflügen « in’s Grüne », im Biedermeier auch « Landpartien»
genannt, benützt.
Tournebroche à ressort français, transportable. Barillet,
frein en forme de roue à quatre ailes. Entraînement pour
deux broches. Les roues sont en laiton fraisées, la boîte
en tôle noircie est fermable et possède une poignée,
trois pieds forgés. Cet objet était en service dans une
maison viennoise Biedermeier.
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Abb. 56
Gewichtsbratenwender, 1. Hälfte 19. Jh., Schwarzwald,
zur Gänze aus Holz, gebeizt.
Klar gegliedertes, offenes, prismatisches Gestell, verzapft und verdübelt. Radförmiger Windfang mit sechs
profiliert gedrechselten Speichen. Räder aus Vollholz.
Windfangachse aus gezogenem Draht, der Schneckentrieb aus Buchsbaumholz. Spießantrieb über Seilrolle
(fehlt).
Gestellmaße B / T / H 30 × 28 × 34 cm
Seltene Ausführung eines Bratenwenders mit offenem,
prismatischem Gestell. Ebenso ungewöhnlich die Übersetzung zum Windfang mit Schnecke und Schneckenrad aus Holz.
Tournebroche de la Forêt-Noire, première moitié du
XIX e siècle, entièrement en bois. Bâti ouvert, roues
massives en buis, entraînement de la broche par une
corde (manque). Frein en forme de roue avec six rayons
tournés.
CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
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cher kommen nicht nur aus ganz Europa und
Ost-Europa, sondern auch aus den USA, Südamerika (Argentinien, Paraguay), Ostasien und
Japan.
Abb. 57
Schneckentrieb aus Buchsbaumholz.
Detail des Bratenwenders von Abb. 56.
Entraînement à vis sans fin du tournebroche de l’illustration 56.
Publizität des Museums
Die Publizität der Uhrenstube in den vergangenen Jahren über die Print-medien, Rundfunk
und Fernsehen erweckte eine unerwartet hohe
Resonanz im In- und Ausland. So wurden über
die Uhrenstube Aschau mehrere Beiträge im
Rundfunk und TV in Österreich, Deutschland
und Italien gesendet. Besondere Aufmerksamkeit in der Publikumsarbeit der Uhrenstube
Aschau wird dem pädagogischen Bereich gewidmet. Allgemeine Schulen und vor allem
auch Fachschulen für Uhrmacher sind immer
wieder Gäste im Museum und den Werkstätten der Uhrenstube. Auch werden Sonderausstellungen veranstaltet und an andere Museen Leihgaben abgegeben. Die Homepage
der Uhrenstube wird regelmäßig in Anspruch
genommen und zählt monatlich bis zu 5.000
Zugriffe. Kontakte über E-Mail und auch Besu-
2003 Kurz nach der Eröffnung des Museums wurde
die Uhrenstube Aschau in den Catalogue der
ICOM, dem International Council Of Museums
– Österreich aufgenommen.
2004 Partnerschaft mit der DGC, der Deutschen
Gesellschaft für Chronometrie.
2004 Partnerschaft mit dem Museo dell’ Orologeria
«Pesarina» in Prato Carnico (I).
2005 Partnerschaft mit dem Schwäbischen Turmuhrmuseum in Mindelheim (D), Leihgaben zur Sonderausstellung «Faszination Uhr» im Schwäbischen Turmuhrmuseum Mindelheim (D).
2007 Mitglied des Österreichischen Museumsbundes.
2009 Partnerschaft mit CHRONOS, der Gesellschaft der
Uhrenfreunde e.V. Frankfurt / Main (D).
2011 Partnerschaft mit der AFAHA, der Association Française des Amateurs d’Horlogerie Ancienne (F).
2011 Leihgeber und wissenschaftlich-technische Beratung vom Autor dieses Berichtes für die Ausstellung « ZEIT-maschinen» in Graz, einer Sonderausstellung, die im Rahmen der Tagung
« Zeitverantwortung» gemeinsam mit der Karl
Franzensuniversität in Graz und dem Stadtmuseum Graz veranstaltet wurde.
2012 Partnerschaft mit dem Turmuhrenmuseum Neulußheim (D).
2012 Verleihung des Ehrenzeichens der Republik
Österreich für Museumsarbeit an den Leiter der
Uhrenstube Aschau.
Ing. Wolfgang Komzak
Uhrenstube Aschau
Museum für Turmuhren und Bratenwender
A – 7432 Oberschützen, Aschau Nr. 49
Link: www.uhrenstube-aschau.at
Tel.: 0043 / 1 / 350-50-13, oder 043 / 3353 / 66-20
E-Mail: [email protected]
Wenn Sie die Uhrenstube Aschau besuchen wollen, sind
Sie von Anfang Mai bis Ende September nach telefonischer Terminvereinbarung herzlich Willkommen.
52 | CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
Le musée d’horloges de tour et de tournebroches de Aschau (Autriche) fête ses
10 ans
Le résumé en français ci-dessous est composé
d’extraits de l’article paru dans la revue de
l’AFAHA n o 71 (Traducteur: Denis Kleinknecht)
En septembre 2003 s’ouvrait à Aschau, dans
le Burgenland autrichien, un musée dédié aux
horloges de clocher et aux tournebroches
qui prit le nom de «Chambre aux horloges»
(Uhrenstube).
C’est à ce jour le seul de ce type en Autriche
et il compte par le nombre et les particularités
des pièces exposées parmi les musées d’horloges d’édifice les plus représentatifs des pays
de langue allemande. Les mécanismes exposés
appartiennent à la collection réunie depuis 1963
par l’ingénieur viennois Wolfgang Komzak.
La collection est constituée d’horloges d’édifice, d’horloges murales ou sur console, construites entre le XV e et le XIX e siècle qui ouvre
l’entrée dans l’ère industrielle. La collection est
centrée sur un ensemble d’horloges de clocher
marquées par les styles des époques Gothique,
Renaissance et Baroque. Les pièces les plus
anciennes remontent aux environs des années
1470.
Les objectifs du musée sont:
– La constitution d’une collection d’horloges de
clocher et de tournebroches.
– Des cours et stages du Collège technique de
Vienne, les ateliers du musée permettant aux
personnes intéressées de s’initier aux techniques et tours de main des métiers en relation avec l’horlogerie monumentale en participant à des restaurations.
– La constitution d’un fonds de documentation.
– Une importante bibliothèque technique.
– Publications en collaboration avec d’autres
historiens dans des revues spécialisées, ou
présentées à un plus large public à l’occasion
d’exposés ou d’excursions.
– Conseil et expertise.
Le musée de la Uhrenstube d’Aschau s’attache à présenter les horloges avec un méca-
nisme en état de fonctionner, car c’est ce qui
lui donne vie. Néanmoins, si le but de la restauration est la remise en état de marche, c’est
aussi de conserver l’horloge dans son état d’origine, avec sa patine pour autant que cela ait
un sens. C’est ainsi que beaucoup d’horloges
du musée ont seulement été nettoyées et protégées sans autre reconstitution, afin d’être présentées dans l’état dans lequel elles ont été
acquises.
Dans tous les cas, si une modification ou
reconstitution est effectuée, elle doit être détectable et identifiable sans équivoque au premier coup d’œil par le spécialiste, et ne pas
altérer l’aspect général de l’objet. Elle doit être
totalement réversible, c’est-à-dire que, plutôt
que de modifier une pièce d’origine, on en
construira une réplique qui pourra être adaptée
et modifiée dans le sens choisi, tandis que la
pièce originale sera conservée intacte au dépôt
à des fins d’étude ou pour rétablir un jour le
mécanisme dans son état d’origine.
Si la peinture d’origine ou même une teinte
ultérieure est encore décelable, elle est, dans la
mesure du possible, conservée. Des modifications du mécanisme comme le remplacement
d’un échappement à foliot par un pendule, qui
ont souvent été l’occasion de le repeindre, sont
ainsi clairement mises en évidence.
Dans les cas où le mécanisme est légèrement oxydé, sans trace de peinture décelable,
on dérouillera les rouages et les leviers et on
repeindra la cage au minium (oxyde de plomb
de couleur orange) pour les époques Gothique
ou Renaissance, ou on la bronzera au feu, à
l’huile de lin pour la période allant du Baroque
au début XIX e siècle. Cette nouvelle peinture
sera légère, transparente et patinée pour éviter
un effet trop intense.
Dans les mouvements qui ont été repeints et
où la cohérence de l’évolution historique ou les
phases des modifications ne sont pas reconnaissables, on décapera cette couche plus récente
pour dégager la teinte d’origine. Les mécanismes bien conservés sont simplement nettoyés
et protégés.
CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
| 53
L’élimination de la rouille se fait, selon l’état
de conservation des pièces, avec un produit
chimique de dérouillage non agressif (de l’acide
ascorbique en solution diluée) ou par procédé
galvanique.
Les horloges des époques Gothique et Renaissance ont rarement conservé leur échappement d’origine à foliot, et leur levier de
déclenchement de la sonnerie en bec de cigogne. La plupart du temps, on a modifié le
système d’échappement pour améliorer la précision de marche du mécanisme.
Chacune de ces modifications est en fin de
compte un témoin de l’évolution de la technique horlogère, et à ce titre doit être absolument
conservée.
C’est pourquoi dans la philosophie de la
muséographie de la Uhrenstube d’Aschau,
des règles ont été fixées concernant la documentation de l’objet exposé et la façon de le
présenter.
Pour que l’aspect de l’œuvre conserve son
homogénéité, il faut que les pièces reconstituées
à neuf soient clairement identifiables par un
examen attentif (utilisation de profils courants
à surface et arêtes laminées); pour autant, elles
doivent s’accorder suffisamment à l’aspect
général pour ne pas être reconnues comme
neuves au premier coup d’œil.
Les espaces d’exposition de la Uhrenstube
d’Aschau présentent un ensemble d’horloges
de clocher mais aussi de tournebroches. Mus
par un poids ou un ressort, ces mécanismes, qui
entraînent par un train de rouages la rotation
d’une broche de rôtissoire, sont d’une conception apparentée aux mécanismes de sonnerie
des horloges de clocher. De ce fait, ils étaient
en général fabriqués par les horlogers spécialisés dans la construction de ce type d’horloges.
Les pièces exposées couvrent la période
allant du Gothique (XV e siècle) aux débuts de
l’ère industrielle (XIX e siècle) en passant par la
Renaissance et le Baroque (XVI e - XVIII e siècles).
Des éléments annexes comme des cadrans,
aiguilles et minuteries ou des poids en pierre ou
en bois complètent la collection qui rassemble
à ce jour 56 horloges de clocher en fer forgé,
4 horloges de clocher en bois et 17 tournebroches (dont 3 en bois) issus principalement
d’Autriche et des régions de l’ancienne doublemonarchie impériale et royale de l’AutricheHongrie.
Les origines de l’horloge à poids et échappement mécanique sont encore mal connues.
En Autriche, ce n’est que le 28 décembre 1372
que l’existence d’une horloge est mentionnée
à Tulln. C’est là que Nicklas Swaelbl, un fabricant d’horloges renommé de Breslau, en Allemagne, s’est solennellement engagé à construire une horloge à sonnerie pour le clocher
de l’église paroissiale, en expiation du meurtre
du greffier municipal de cette ville dont il s’était
rendu coupable.
Le style de la terminaison des piliers de la cage
qui forment le couronnement de l’horloge a
évolué selon les époques et constitue un élément de datation.
Dans les pays germaniques, le style gothique
a perduré et la Renaissance s’est imposée plus
tardivement que dans les pays latins. Ainsi les
repères chronologiques représentés par ces
périodes peuvent-ils être définis approximativement comme suit:
Gothique:
1300 – 1550
Gothique tardif: 1500 – 1600
Renaissance:
1600 – 1700
Baroque:
1700 – 1800
Ere industrielle:
1800 – 1950
Constituée à l’époque Gothique de pinacles
droits, dressés et se terminant par un bouton
floral prismatique en «pointe de diamant», elle
évolue au Gothique tardif vers un enroulement
du pinacle qui conserve son bouton terminal
caractéristique.
A la Renaissance, les pinacles prennent la
forme de spirales ou de leurs dérivés pour, plus
tard, être forgés en enroulements de fer plat.
A la fin de la Renaissance, l’enroulement
s’élargit, et devient particulièrement large et
massif à l’époque Baroque. Ce n’est que dans
la première moitié du XVIII e siècle que ces enrou-
54 | CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
lements perdent en largeur pour disparaître
complètement aux environs de 1800.
Les premières mentions écrites des tournebroches remontent au milieu du XIV e siècle,
en France, le pays des plaisirs culinaires. Elles
figurent dans «Le Viandier», livre de cuisine
attribué à Guillaume Tirell, cuisinier en chef
depuis 1381 du roi de France Charles V. Son
livre est considéré aujourd’hui comme l’ouvrage
clé sur la culture de la table au Moyen Age. Aux
environs de 1480, Léonard de Vinci se consacre,
lui aussi, à la construction des tournebroches
dans son «Codex atlanticus».
Une salle particulière est consacrée aux tournebroches dans la Uhrenstube d’Aschau.
L’exemplaire le plus ancien est un tournebroche sur console avec poids moteur fabriqué
au début du XVII e siècle dans le Tyrol du Sud.
Les tournebroches sont des mécanismes à
rouages capables d’entraîner la rotation plus ou
moins rapide d’une broche à rôtir. Leur construction est analogue à celle des sonneries des
horloges de clocher; ils étaient de ce fait construits par des fabricants d’horloges, en particulier par des forgerons. Dans un ménage bourgeois, ce n’était pas seulement un appareil de
cuisine très utile, mais aussi un symbole de statut
social. Son importance était telle que les fabricants d’horloges de clocher de Nuremberg faisaient figurer sur leurs armoiries de corporation
un tournebroche et non une horloge. Les tournebroches pouvaient être mis en rotation de différentes manières. Comme sur les premières
horloges mécaniques, c’est un poids qui, par l’intermédiaire d’une corde et d’un tambour,
entraînait les tournebroches à poids ; mais dès
la seconde moitié du XV e siècle, on mentionne
des tournebroches à ressort mus par un ressort
dans un barillet. En 1487, on voit sur la page
de garde d’un livre de cuisine de Nuremberg
un tournebroche «à fumée» (air chaud).
Les tournebroches se différencient principalement par leur mode de transmission:
– Le rouage du tournebroche à broche suspendue est, comme dans une horloge, mû
par un poids, en général en pierre. Le cadre
comportant des piliers est suspendu au mur
par un crochet. Une broche est terminée par
une poulie à gorge qui repose dans la boucle
d’une courroie de transmission suspendue au
mécanisme qui l’entraîne. L’autre extrémité
de la broche repose sur une petite fourche.
– Le tournebroche debout est aussi actionné
par un poids. Mais dans ce cas, le cadre est
fixé au foyer et la corde du poids-moteur est
guidée par un rouleau vers une poulie de
renvoi accrochée au plafond de la cuisine. La
broche est tournée directement par le mécanisme.
– Le tournebroche à ressort-moteur repose
directement sur le foyer, sans fixation. Il est
mû par un ressort-spiral fixé à l’intérieur d’un
tambour. Dans ce cas aussi, le mécanisme fait
tourner la broche directement.
En Autriche, le tournebroche est appelé
«Bratenwender» ou «Brater». Cette expression populaire désigne aussi, par moquerie,
une montre bon marché qui ne marche jamais
correctement.
Vous êtes cordialement invités à visiter le
Musée de début mai à fin octobre:
Uhrenstube Aschau – Museum für Turmuhren
und Bratenwender
Maison N o 49 – 7432 Oberschützen / Aschau
(Autriche)
Aschau im Burgenland est situé à une centaine de km au sud de Vienne et environ
90 km au nord-est de Graz, capitale de la Styrie.
Site Internet: www.uhrenstube-aschau.at
Contact: kontakt @uhrenstube-aschau.at
Tél. 0043 1350 50 13 ou 0043 3353 66 20 (en
allemand ou anglais)
CHRONOMÉTROPHILIA N o 74 HIVER / WINTER 2013
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