WOHNEN
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WOHNEN Ein Fest für alle Sinne Der Hamburger Inneneinrichter Thái Công beherrscht die Kunst, Traditionen mit einem Augenzwinkern zu interpretieren. Das zeigt auch diese festlich dekorierte Villa in Pöseldorf Fotos: Götz Wrage T E X T: N ICOL E K NAU PP 76 D E C O 5 / 1 2 WOHNEN Der Frühstückserker wird zum Weihnachtszimmer und stimmt auf das bevorstehende Fest ein. Die Vorhangstoffe von Dedar und die Lampe von Jacques Garcia interpretieren das historische Flair der Villa mit Referenzen an die Gegenwart. LINKE SEITE: Bei der Dekoration favorisiert Thái Công die traditionellen Weihnachtsfarben Rot und Grün und natürliche Materialien. Die Kugeln fand er bei Gerda Hüsch D E C O 5 / 1 2 77 WOHNEN OBEN LINKS: Den Einbauschrank im Esszimmer ziert eine Rosette, deren Vorbild Thái Công an der Hausfassade der Villa entdeckte. Sie findet sich nun als Leitmotiv in vielen Räumen wieder. OBEN RECHTS: Thái Công serviert zu Weihnachten Truthahn. Der gebürtige Vietnamese, der seit über 30 Jahren in Deutschland lebt, liebt diesen westlichen Brauch. Das weiß-goldene Service, das ebenfalls die „Haus-Rosette“ schmückt, gab der Designer bei Sieger by Fürstenberg in Auftrag. UNTEN: „Weihnachten“, sagt Thái Công, „ist auch das Fest der Liebe.“ Deshalb kombiniert er zu Moos und Christbaumkugeln wundervolle rote Rosenbouquets 78 D E C O 5 / 1 2 T hái Công lädt zum Essen ein. Oft und gerne – und immer ist es etwas Besonderes. Heute bittet der Hamburger Inneneinrichter zu einem vorweihnachtlichen Dinner nach Pöseldorf in das Domizil des Unternehmers Lucas Meyer. Thái Công hat das denkmalgeschützte Stadthaus von 1864 vor zwei Jahren in eine Luxusherberge verwandelt. Seit damals sind er und Meyer Freunde, das Haus steht Thái Công immer offen. Einmal kurz geläutet, schon erscheint Thái Công in der Tür – lächelnd, ganz der charmante Gastgeber, wie immer im Anzug mit Einstecktuch und Krawatte. Beim Betreten des Hauses duftet es nach frisch gebackenen Plätzchen. Jeder Raum ist festlich dekoriert. Die Atmosphäre fühlt sich angenehm vertraut an. Zugleich kommt man aus dem Staunen nicht heraus – vor allem nachdem Thái Công die schwarzen Flügeltüren zum Esszimmer geöffnet hat. Im wohl spektakulärsten Raum des Hauses hat der Einrichter zu schweren Samtvorhängen und luxuriösen WOHNEN Auf der festlich gedeckten Tafel funkeln die Kristallgläser von Saint-Louis, das Silberbesteck von Christofle und das goldene Dekor des Sieger-by-Fürstenberg-Porzellans im Schein der Kerzen D E C O 5 / 1 2 79 WOHNEN Dem Esszimmer verleihen schwarze Fensternischen, Samtvorhänge und die Grastapete mit Kupferfäden seine intime Noblesse. Der Kristallleuchter ist ein Nachbau aus dem Spiegelsaal von Versailles. Der goldene „Sonnenspiegel“ stammt vom amerikanischen Hersteller Baker. Die luxuriösen Medaillonstühle basieren auf Thái Côngs 80 eigenen D E C O 5Entwürfen /12 WOHNEN D E C O 5 / 1 2 81 WOHNEN OBEN LINKS: Santa Claus is on the way – das Kaminzimmer schmücken Äpfel, Tannenzweige, Kerzenlicht und Nikolausstiefel. „Mehr bedarf es nicht, denn das Interieur ist an sich komplett“, erklärt Thái Công. OBEN RECHTS: Den Lieblingsraum des Hausherren charakterisiert klassische englische TownhouseEleganz. Der Mix aus Möbeln, Bildern und Büchern wirkt, als gäb’s ihn von jeher, doch er ist neu komponiert. Für den Überraschungseffekt sorgt Tapete „Chinese Dragon“ von Osborne & Little. UNTEN: Im Gartenzimmer mit der bequemen Récamiere hängt über dem Sideboard eine Fotografie der „Verbotenen Stadt“ Kristalllüstern ein opulentes Stillleben aus Moos, Weihnachtskugeln und roten Rosen kreiert. Auf der festlichen Tafel funkeln Silber, Kristall und Porzellan im Kerzenschein. Höhepunkt der Inszenierung ist der herrlich duftende Truthahn, den Thai Cong später auf einem Silbertablett servieren wird. Der erste Eindruck ist: Ich kenne das. Der zweite: Es wirkt irgendwie doch ganz anders. Thái Công erklärt diese Wirkung so: „Mit der Weihnachtsdekoration in traditionellem Grün und Rot bediene ich zunächst die Klischees, erzähle dann aber mit Attributen wie den modernen Baccarat-Vasen und den Rosenbouquets in Buchsbäumchenform eine ganz eigene Geschichte.“ eschichten erzählen auch die Räume, die der gebürtige Vietnamese gestaltet, der Anfang der 80er als Zehnjähriger mit seinen Eltern von Saigon nach Hamburg kam. Hierfür kombiniert er Materialien und Möbel aus unterschiedlichen Stilen, Epochen und Kulturen. „Im Mittelpunkt jeder Wohngeschichte steht jedoch der Bewohner und seine Biografie“, erklärt Thái Công. Lucas Meyer, der lange in London lebte, G 82 D E C O 5 / 1 2 WOHNEN Auch der Inneneinrichter selbst ist Teil der Inszenierung. Passend zur Tapete von Dedar trägt er einen schwarz-weißen Anzug. Die Leuchten von Jacques Garcia, die das dreistöckige Treppenhaus illuminieren, entdeckte Thái Công im Hotel „Victor“ in Miami D E C O 5 / 1 2 83 OBEN LINKS: Auch im Schlafzimmer setzt sich das schwarz-weiße Farbschema fort. Der Lampenfuß aus Büffelhorn und der lederbezogene Nachttisch sind Eigenkreationen des Interiordesigners, die sein Faible für natürliche und zugleich exquisite Materialien zeigen. OBEN RECHTS: In Marmor schwelgen – im Bad setzt Thái Công auf luxuriöse Exzentrik. Über der von ihm entworfenen Badewannne zieht eine Fotografie von Mario Testino die Blicke auf sich. UNTEN: Wie Paradiesvögel den klassischen englischen Stil beflügeln können – im Ankleidezimmer bringt die Tapete „Grove Garden“ von Osborne & Little asiatische Akzente ins Spiel wünschte sich eine Einrichtung, die das historische Flair eines viktorianischen Stadthauses mit heutigem Zeitgeist vereint. Zudem sollte das Thema „Schwarz-Weiß“ verwirklicht werden. Heraus kamen vielschichtige Räume, die wirken, als wären sie schon immer da gewesen – gäbe es nicht Überraschungselemente wie die modernen Tapeten von Dedar, Schwarz-Weiß-Fotografien oder grafische Möbel als Referenzen an die Gegenwart. hái Côngs Interieurs bewegen sich wie sein Leben im Spannungsfeld von Tradition und Zeitgeist, aber auch von europäischem und asiatischem Kulturkreis. Davon erzählt auch sein „neues“ zweites Zuhause: ein frisch renoviertes Kolonialhaus in Saigon. Dort wird der in Deutschland aufgewachsene Buddhist dieses Jahr Weihnachten feiern: „Mit vielen Freunden, festlicher Dekoration – und ja, ich werde ebenfalls einen Truthahn servieren.“ T INFO Thái Công, Eppendorfer Weg 161– 165, 20253 Hamburg, Tel. 040-4903311, www.thaicong.com 84 D E C O 5 / 1 2 Wir danken Nanne Beil, Gerda Hüsch und dem „Landhaus Scherrer“ für die freundliche Unterstützung WOHNEN Mäander treffen auf Rauten – und doch ist der Gesamteindruck harmonisch. „Dafür gibt es keine Formeln“, sagt Thái Công selbstbewusst. „Stil muss man haben, den kann man nicht erwerben“ WOHNEN D E C O 5 / 1 2 85