grüne chronik - Bündnis 90/Die Grünen
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GRÜNE CHRONIK 594x841_Rathaus.qxd 17.02.2004 16:30 Uhr Seite 1 OPAS-G:db-main:opasdata:d030023:04000197:RZ: 1980 – 2010 Damit die Bürger nicht draussen bleiben... DU ENTSCHEIDEST! www.bawue.gruene.de 30 JAHRE GRÜNE Grüne Chronik | 3 Vorwort GRÜNE VORSITZENDE Liebe Leserin, lieber Leser, dreißig Jahre sind die GRÜNEN jetzt alt. Was war das für eine turbulente, ideenreiche, streitbare Zeit! Drei Jahrzehnte eines politischen Erfolgsprojekts, dessen Dynamik in der Nachkriegsgeschichte ohne Beispiel ist – trotz und zugleich wegen seiner Brüche und Kämpfe. Wer sind diese GRÜNEN? Warum haben sie sich gegründet? Welche Erfolge haben sie errungen, welche Niederlagen erlitten? Und wie war das gleich noch mal mit Brokdorf, den Turnschuhen, der Frauenquote oder dem Bündnis 90? Diese und viele andere Fragen beantwortet unsere GRÜNE Chronik in Daten, Bildern und Geschichten. Erleben Sie mit, welchen Weg die GRÜNEN vom Gründungsparteitag in Karlsruhe 1980 bis heute gegangen sind. Natürlich können die hier geschilderten Ereignisse nur einen kleinen Ausschnitt unserer reichen und bunten Parteichronik zeigen. Uns interessiert auch deshalb: Was ist Ihre grüne Geschichte? Wie haben Sie die GRÜNEN kennen gelernt? Und was wollen Sie uns für die nächsten 30 Jahre mit auf den Weg geben? Schreiben Sie uns an geschichte@ gruene.de. Eine Auswahl veröffentlichen wir am Ende des GRÜNEN Jubiläumsjahrs auf www.gruene.de. Wir freuen uns auf Ihre Geschichten, Fragen und Ideen. Und wir freuen uns auf die nächsten 30 Jahre. Schließlich kommt es angesichts von Klimawandel, Wirtschaftskrise und globaler Ungerechtigkeit stärker auf GRÜN an als je zuvor. The party has just begun! Petra Kelly, August Haußleiter, Norbert Mann 1980-1981 Petra Kelly, Manon Maren-Grisebach, Dieter Burgmann 1981-1982 Manon Maren-Grisebach, Wilhelm Knabe, Rainer Trampert 1982-1983 Rebekka Schmidt, Wilhelm Knabe, Rainer Trampert 1983-1984 Jutta Ditfurth, Lukas Beckmann, Rainer Trampert 1984-1987 Jutta Ditfurth, Regina Michalik, Christian Schmidt 1987-1988 Ruth Hammerbacher, Verena Krieger, Ralf Fücks 1989-1990 Renate Damus, Heide Rühle, Christian Ströbele 1990-1991 Christine Weiske, Ludger Volmer 1991-1993 Marianne Birthler, Ludger Volmer 1993-1994 Krista Sager, Jürgen Trittin 1994-1996 Gunda Röstel, Jürgen Trittin 1996-1998 Antje Radcke, Gunda Röstel 1998-2000 Renate Künast, Fritz Kuhn 2000-2001 Claudia Roth, Fritz Kuhn 2001-2002 Angelika Beer, Reinhard Bütikofer 2002-2004 Claudia Roth, Reinhard Bütikofer 2004-2008 Claudia Roth, Cem Özdemir Claudia Roth Bundesvorsitzende Cem Özdemir Bundesvorsitzender Seit 2008 Grüne Chronik | 4 GRÜNDUNGSPROZESS Ein neues Projekt 1980 Atomkraftwerke, Wettrüsten, Waldsterben, Diskriminierung und Überwachung – diese und andere Probleme werden in den späten 70er Jahren von den etablierten Parteien ignoriert. DIE GRÜNEN treten an, diese Lücke zu füllen. Sie kommen aus Umweltverbänden, der Friedens- und Anti-Atom-Bewegung, Dritte-WeltGruppen und Fraueninitiativen. Schon ab 1977 ziehen grüne und bunte Listen in die ersten Kommunalparlamente ein, vor der Europawahl 1979 schließen sie sich erstmals als „Sonstige Politische Vereinigung“ zusammen. Der Erfolg bei der Europawahl gibt Schwung, Selbstvertrauen – und auch Ressourcen. 1980 folgt dann die offizielle Parteigründung. Aber was heißt hier Partei? „DIE GRÜNEN sind die grundlegende Alternative zu den herkömmlichen Parteien“, steht in der Gründungssatzung. Das erste Programm bündelt die grünen Grundsätze im Vierklang „ökologisch, basisdemokratisch, sozial und gewaltfrei“. 1980 • 12./13.01.: Gründungsparteitag der Bundespartei DIE GRÜNEN in Karlsruhe Linke Spalte: Oben links: Gründungskongress der GRÜNEN in Karlsruhe,12./13.01.80 Oben rechts: Heinrich Böll, Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger, begleitete das grüne Projekt eng und ist Namenspate der grünen Stiftung Unten links: Der Künstler Joseph Beuys war Vordenker und Mitbegründer der GRÜNEN Rechte Spalte: Unten: Die „Grüne Raupe“, eine einzigartige Konzertreihe zur Unterstützung grüner Wahlkämpfe Grüne Chronik | 5 FRIEDEN UND MENSCHENRECHTE NEU IM BUNDESTAG Massendemonstrationen in Bonn, Blockaden in Mutlangen: In der Gründungszeit der GRÜNEN befindet sich die Friedensbewegung auf ihrem Höhepunkt. Hunderttausende demonstrieren im Bonner Hofgarten gegen die Nachrüstung der Bundesrepublik mit US-amerikanischen Atomraketen. 1983 entscheidet der Bundestag dennoch dafür. Für die GRÜNEN ist der Einsatz für Abrüstung und Gewaltfreiheit ein ebenso wichtiger Gründungsimpuls wie der Einsatz für Menschenrechte. In einer Welt, die der Kalte Krieg in zwei Blöcke geteilt hatte, kämpfen GRÜNE für die universelle Gültigkeit der Menschenrechte – in Südafrika und der Türkei ebenso wie in der Sowjet-union. Erst nach dem Zusammenbruch des Ostblocks werden die grünen Prinzipien Gewaltlosigkeit und Menschenrechte in Konflikt miteinander geraten – durch mörderische Bürgerkriege in Afrika, Afghanistan und auf dem Balkan. 29 grüne Abgeordnete bringen ab 1983 die Verhältnisse im Bonner Bundeshaus – wo der Bundestag seinen Plenarsaal hat – zum Tanzen. Neu sind nicht nur die Vollbärte und Strickpullover, neu ist vor allem der Politikstil: provokativ und schonungslos offen und kritisch – auch untereinander. Für die Altparteien sind Petra Kelly & Co. eine Zumutung und gleichzeitig eine Frischzellenkur: Plötzlich beschäftigt sich der Bundestag mit Ökolandbau und nachhaltigem Wirtschaften, der Entschädigung von Zwangsarbeitern und Vergewaltigung in der Ehe. Diese Themen sind neu im Parlamentsbetrieb und verändern diesen nachhaltig. „Sonne statt Reagan!“ 1981 • 10.10.: Mehr als 300.000 Menschen demonstrieren im Bonner Hofgarten für Frieden und Abrüstung Rauschebärte im Bundeshaus Mehr Infos: gruene-bundestag.de/geschichte Grünes Bulletin, 1983 bis 1990 monatliche Zeitschrift der Bundestagsfraktion, Ausgabe vom Mai 1983 Kundgebung im Landkreis Lüchow-Dannenberg gegen die Stationierung atomarer Mittelstreckenraketen, März 1985 1983 • 06.03.: Bundestagswahl: GRÜNE ziehen mit 5,6 Prozent erstmals in den Bundestag ein Grüne Chronik | 6 DEMOKRATIE UND BÜRGERRECHTE Keine Macht für niemand? 1984 • 27.06.: Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff tritt im Zuge der FlickAffäre zurück, zu der die GRÜNEN im Bundestag einen Untersuchungsausschuss durchgesetzt hatten Staatlicher Macht misstrauend, kämpfen DIE GRÜNEN von Beginn an konsequent gegen Machtmissbrauch, für Transparenz, Bürgerrechte und direkte Demokratie. Ob Flick-Skandal, Stasi-Filz, Berliner Bankenaffäre oder Kohls „schwarze Kassen“ – wo immer Korruption das Vertrauen in die Parteien erschütterte, bemühen sich die GRÜNEN um Aufklärung. Radikal demokratisch ist auch der Anspruch an die eigene Parteiorganisation. Dreier- und Doppelspitzen, Rotation und die Trennung von Amt und Mandat sind Versuche, zu viel Macht in den Händen weniger zu vermeiden. Auch wenn einige dieser Prinzipien an der Realität scheitern, so sind BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN heute die Partei, in der die Mitglieder die meisten demokratischen Rechte haben – und davon auch regen Gebrauch machen. Mehr Infos: gruene.de/demokratie 198 Links: Damals wie heute aktiv für die Bürgerrechte: Hier die aktuelle grüne Website datenschutz-ist-buergerrecht.de Rechts: Grüne Basisdemokratie damals und heute 84 Grüne Chronik | 7 GRÜNE IN EUROPA Die Europapartei Von Beginn an denken und handeln DIE GRÜNEN europäisch, auch wenn sie mit der Institution Europäische Gemeinschaft ihre Probleme haben. Sie betrachten sie vor allem als Handlangerin der Großkonzerne. Noch 1989 lehnen sie den Binnenmarkt ab. 1992 klagen grüne Europaabgeordnete gegen den Maastricht-Vertrag. Dafür kämpfen sie im Europäischen Parlament gegen Menschenrechtsverletzungen, Lebensmittelskandale und eine europäische Umweltpolitik. Auch heute noch sehen GRÜNE in Europa viel Reformbedarf. Sie wissen aber auch: Nur in einer starken und demokratischen Europäischen Union lassen sich Klimaschutz, Gerechtigkeit und Frieden erreichen. Längst sind BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eine überzeugte Europapartei. 2004 starten GRÜNE aus ganz Europa als erste Parteienfamilie eine gemeinsame Wahlkampagne und machen 2009 mit einem gemeinsamen Programm gegen Klima-, Wirtschafts- und Finanzkrise Furore: dem Green New Deal. Mehr Infos: gruene-europa.de Links: Plakat zur Europawahl 1984 Rechts: Finnisches Plakatmotiv der gemeinsamen grünen Europawahlkampagne 2004 An deutschen Laternenmasten hing es mit dem Titel „Für Meer und mehr“ Der Stempel zeigt die WUMS-Kampagne zur Europawahl 2009 1984 • 16.06.: Europawahl: GRÜNE erzielen 8,4 Prozent und ziehen erstmals ins Europaparlament ein Grüne Chronik | 8 GRÜNE IN AKTION Kreativ und subversiv 1985 • 10.-12.09.: Bundestagsabgeordnete Petra Kelly besetzt die deutsche Botschaft in Südafrika Bundestagsabgeordnete, die tote Bäume ins Plenum tragen, Botschaften stürmen und Gleise blockieren, das ist neu für die bundesrepublikanische Öffentlichkeit. Während sich die etablierten Parteien auf Pressemitteilungen und Infotische konzentrieren, sorgen DIE GRÜNEN mit spektakulären politischen Aktionen für Aufsehen. Bis heute gehört die Zuspitzung politischer Botschaften in unkonventionellen symbolischen Aktionen und Bildern zum festen Repertoire grüner Kampagnen. Lust auf Aktion? gruene.de/meine-kampagne Oben: Aktion für den in Abschiebehaft gehaltenen türkischen Flüchtling Cemal Altun, 15.7.1983 mit Lukas Beckmann (r.) und Wolf Biermann (l.) Rechts oben: Grüne Wahlkämpfer „begrünen“ das Brandenburger Tor in Berlin, 28.07.2009 Rechts unten: Besetzung der deutschen Botschaft in Pretoria, Südafrika, 10.-12.09.1985 Grüne Chronik | 9 REALOS UND FUNDIS Kampf der Strömungen Regierung oder Fundamentalopposition? Alternative im System oder zum System? Über diese Fragen tobt in den 80ern der Streit der Strömungen. „Realos“ und „Fundis“ bekämpfen sich mit einer außerhalb der Partei kaum nachvollziehbaren Schärfe und bis an den Rand der Selbstzerfleischung. Im Fokus der Auseinandersetzungen: Die erste rotgrüne Koalition in Hessen, die 1985 startet und 1987 scheitert. Später verlassen führende Fundis die GRÜNEN. Heute heißen die Strömungen Flügel und gehen wesentlich zivilisierter miteinander um. „Linke“ und „Reformer“ strukturieren inhaltliche Debatten und bereiten Personalentscheidungen vor. Nicht wenige Mitglieder verorten sich jedoch unabhängig von den Flügeln. Links: Joschka Fischer wird am 12.12.1985 als erster grüner Umweltminister im Landtag in Wiesbaden vereidigt Rechts: Jutta Ditfurth, in den 80er Jahren führende Politikerin der „Fundis“, Bundesvorstandssprecherin 1984-88, trat 1991 aus der Partei aus. 1985 • 12.12.: Joschka Fischer wird als erster GRÜNER als Umweltminister in Hessen vereidigt Grüne Chronik | 10 ANTI-ATOM-BEWEGUNG Atomkraft? Nein, danke! 1986 • 26.04.: Reaktorkatastrophe in Tschernobyl Atomkraft ist im grünen Gründungsjahr 1980 eine zentrale Säule der Energieversorgung in Deutschland, die von den anderen Parteien unkritisch unterstützt und weiter ausgebaut wird. Ein Jahr zuvor ist es in Harrisburg (USA) fast zur Katastrophe gekommen, in Bonn aber setzt eine Allparteienkoalition weiter auf die Risikotechnologie. GRÜNE und Anti-Atom-Bewegung – groß geworden im Widerstand – kämpfen zwei Jahrzehnte lang gemeinsam für den Ausstieg und für den Umstieg auf erneuerbare Energien – in Gorleben, Wackersdorf, Grohnde und Brokdorf. Die Tragödie von Tschernobyl 1986 macht die existenziellen Gefahren der Atomkraft auch einer breiten Öffentlichkeit deutlich und den Atomausstieg mehrheitsfähig. Dass GRÜNE in der Regierung einem schrittweisen statt dem sofortigen Ausstieg zustimmten, wird von AntiAtom-Aktivisten als Verrat empfunden. Heute kämpfen beide wieder gemeinsam gegen den drohenden Ausstieg aus dem Ausstieg durch die schwarz-gelbe Koalition. 2008 blockieren Claudia Roth und andere den Castortransport nach Gorleben. 2009 sind die GRÜNEN Teil der größten Anti-Atom-Demonstration seit 25 Jahren. Lust auf Aktion? gruene.de/atomkraft Oben: Tausende demonstrieren im Juni 1986 gegen das Atomkraftwerk in Brokdorf Unten: 50.000 demonstrieren am 5.9.2009 in Berlin gegen den Ausstieg aus dem Atomausstieg 198 Grüne Chronik | 11 FRAUENPOLITIK Die Hälfte der Macht 86 Links: Auf der Fraktionssitzung am 3. April 1984 wählte die Fraktion mit überzeugender Mehrheit die sechs Frauen, die als „Feminat“ ausdrücklich als Team zur Wahl der Fraktionsführung angetreten waren: v.l.n.r. Christa Nickels, Annemarie Borgmann, Heidemarie Dann, Waltraut Schoppe, Dr. Antje Vollmer, Dr. Erika Hickel Sie war und ist umstritten: die Quote. Dabei gibt es kein erfolgreicheres Instrument, um Frauen in Führungspositionen zu bringen. Und es gibt keine Partei, die das so konsequent tut wie DIE GRÜNEN. Das Frauenstatut legt fest: Alle ungeraden Plätze auf Wahllisten sind Frauen vorbehalten, die grünen Gremien grundsätzlich paritätisch zu besetzen. Die Folge: In keiner Partei gibt es auch nur annähernd so viele einflussreiche Frauen. Und die starken grünen Frauen machen starke Politik, bringen neue Themen auf den Tisch. In ihrer ersten Bundestagsrede sorgte Waltraud Schoppe 1983 für männliche Tumulte, als sie eine „Bestrafung bei Vergewaltigung in der Ehe“ forderte. Heute ist diese längst Straftatbestand, und die grünen Frauen und Männer kämpfen weiter: gegen Lohnungleichheit und Diskriminierung, für eine eigenständige Existenzsicherung von Frauen und tatsächliche Gleichstellung. Mehr Infos: gruene.de/frauen 1986 • 26.-28.09.: Sonderparteitag in Nürnberg beschließt das Frauenstatut Grüne Chronik | 12 BÜRGERRECHTSBEWEGUNG IN DER DDR Kerzen schlagen Knüppel 1989 • 09.10.: Montagsdemonstration in Leipzig Wir waren auf alles vorbereitet, nur nicht auf Kerzen und auf Gebete”, soll DDR-Spitzenfunktionär Horst Sindermann kurz vor seinem Tod gestanden haben. Dem gewaltlosen Protest der Straße hat der morsche SED-Staat im Herbst 1989 nichts mehr entgegenzusetzen. Den Keim der friedlichen Revolution in der DDR legen mutige Bürgerrechts-, Umwelt- und Friedensaktivisten, die sich zu oppositionellen Bündnissen zusammenschließen: zur „Initiative für Frieden und Menschenrechte“, zu „Demokratie Jetzt“, zum „Unabhängigen Frauenverband“ und zum „Neuen Forum“. Zur ersten freien Volkskammerwahl im März 1990 treten sie im „Bündnis 90“ und als Grüne Partei an – und werden von der CDU dominierten „Allianz für Deutschland“ an den Rand gedrängt. Die Kontakte zu westdeutschen GRÜNEN, die seit den 80er Jahren bestehen, werden in dieser Zeit schnell enger, bis zu einer gemeinsamen Partei wird aber noch einige Zeit vergehen. Mehr Infos: havemann-gesellschaft.de/ Oben links: Montagsdemonstration auf dem Georgiring in Leipzig, 16.10.1989 Oben rechts: Arbeitstreffen der Mitglieder des Neuen Forum in der Wohnung von Bärb l Bohley (1.v.l.) am 29.10.1989 Unten links: Berlin, 09.04.1985, gegen 12:20 Uhr, das MfS observiert mit verstecker Kamera Gerd Poppe und Reinhard Weißhuhn, der sich auf dem Weg zur Arbeit befindet. Quelle: BStU-Kopie / Matthias-Domaschk-Archiv Berlin Unten rechts: Wolfgang Ullmann, Mitbegründer von „Demokratie Jetzt“, arbeitete den nicht mehr beschlossenen Entwurf für eine neue DDR-Verfassung aus Grüne Chronik | 13 GRÜNE IM EINHEITSJAHR 1990 Alle reden von Deutschland... Bis in die Wendezeit hinein sind DIE GRÜNEN geprägt von der Idee der deutschen Zweistaatlichkeit – und treffen sich dabei mit großen Teilen der DDR-Bürgerrechtsbewegung, die eher eine bessere DDR als ein Deutschland wollen. Beide unterschätzen den Wunsch der Mehrheit nach Wiedervereinigung und müssen im Einheitsjahr 1990 mit den Folgen kämpfen: Die ostdeutschen Bürgerrechtler erleiden einen rapiden Bedeutungsverlust, die West-GRÜNEN die schlimmste Wahlniederlage ihrer Geschichte: „Alle reden von Deutschland, wir reden vom Wetter“, schreiben sie vor der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl auf ihre Plakate. Die Wähler bestrafen so viel Igno-ranz mit Abstinenz und schmeißen die erfolgsverwöhnten West-GRÜNEN aus dem Bundestag. Bündnis 90 und Ost-GRÜNE schaffen hingegen den Einzug. Rechts: Wahlkampfveranstaltung von Bündnis 90 am 11.3.1990 in der Gethsemanekirche, Berlin-Prenzlauer Berg 1990 • 02.12.: DIE GRÜNEN werden aus dem Bundestag gewählt Grüne Chronik | 14 FUSIONSPROZESS Vereinigung auf Augenhöhe 1993 • 14.-16.05.: Gründungsparteitag von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Leipzig Nach der Wahl 1990 schließen sich erst West- und Ost-GRÜNE zusammen, später GRÜNE und Bündnis 90. Gemeinsam bundespolitisch stark zu werden, statt einzeln unterzugehen, ist das Ziel. Der Weg bis zum Vereinigungsparteitag 1993 ist steinig, denn die kulturellen Unterschiede erweisen sich als ebenso groß wie die Sorge der zahlenmäßig weit unterlegenen Ostdeutschen, im gemeinsamen Projekt unterzugehen. Doch es lohnt sich für alle: Die Bürgerbewegten sichern so ihren dauerhaften bundespolitischen Einfluss. Die West-GRÜNEN entwickeln einen stärker an Dialog und Konsens orientierten Politikstil. Und das Land erlebt das seltene und kostbare Beispiel einer ost-westdeutschen Vereinigung auf Augenhöhe. Oben: Gemeinsame Sitzung der parallel stattfindenden Parteitage von Bündnis 90 und DIE GRÜNEN am 17.1 1993 in Hannover Unten: Vereinigungsparteitag in Leipzig: Der frisch gewählte Bundesvorstand einer frisch fusionierten Partei, 15.5.1993 Grüne Chronik | 15 GRÜNE JUGEND Jung, grün, stachelig Eine grüne Jugendorganisation?! Diese Idee erschien vielen GRÜNEN zunächst überflüssig – war man sich doch selbst jugendlich genug. Doch auch grünnahe Jugendliche waren lange auf Abstand zu den „Altgrünen“ bedacht. So gründeten sie zwar 1994 das bundesweite „Grün-Alternative Jugendbündnis“, doch erst seit 2001 ist dieses eine Teilorganisation von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Heute ist die GRÜNE JUGEND nicht nur Nachwuchs einer Partei, die längst kein Ein-Generationen-Projekt mehr ist; sie ist auch zur kritischen Impulsgeberin geworden – vor allem bei Themen, die Jugendlichen wichtig sind: Netzpolitik, Bildung, Klimaschutz und Drogenpolitik. Mehr Infos: gruene-jugend.de Rechts: Teilnahme an den Protesten beim G8-Gipfel in Heiligendamm, Juni 2007 Links: Protestaktion gegen Kürzungen beim Arbeitslosengeld II für Jugendliche durch die Große Koalition, März 2006 1994 • 15.01.Gründung des Grün-Alternativen Jugendbündnisses (GAJB) Grüne Chronik | 16 ERFOLGE IN DER ROT-GRÜNEN BUNDESREGIERUNG Grün wirkt 1998 • 27.09.: Bundestagswahl: GRÜNE bilden Koalition mit SPD Nach 16 Jahren Helmut Kohl startet Rot-Grün 1998 als sozial-ökologisches Modernisierungsprojekt. In der Regierung zeigen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN, wie aus visionären Ideen erfolgreiche Reformgesetze werden: Deutschland beginnt aus der Atomenergie auszusteigen – 2003 wird in Stade das erste AKW abgeschaltet. Das Erneuerbare–EnergienGesetz legt den Grundstein für ein grünes Wirtschaftswunder. Ein neues Staatsbürgerschaftsrecht, die Einführung der Eingetragenen Lebenspartnerschaften für gleichgeschlechtliche Paare und das erste Zuwanderungsgesetz machen Deutschland offener nach innen und außen. Verbraucherschutz, Tierschutz und Ökolandbau haben plötzlich eine Lobby, wo früher nur die Agrarbarone regierten. Trotz einiger Fehler und Enttäuschungen: Die GRÜNEN prägen von 1998 bis 2005 deutlicher die Regierungspolitik als je zuvor ein Juniorpartner in einer Koalition. Rechte Spalte: Oben links: Rot-Grüner Koalitionsvertrag Grüne Chronik | 17 BOSNIEN, KOSOVO UND AFGHANISTAN Zerreißproben Bosnien, Kosovo, Afghanistan. Drei Auslandseinsätze der Bundeswehr zwingen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu heftigen Debatten über Frieden, Gewaltfreiheit und Menschenrechte. Spätestens seit dem Massaker von Srebrenica 1995 diskutiert die Partei immer wieder, ob und wann militärische Gewalt notwendig ist, um Menschenrechtsverletzungen zu verhindern. In der Regierung müssen die GRÜNEN sich dann zweimal entscheiden. 1999 beim Kosovo-Krieg, 2001 – nach den Anschlägen vom 11.9. – beim Militäreinsatz gegen Al-Qaida und die Taliban. Beide Male ringen die GRÜNEN auf Sonderparteitagen erbittert um eine Position. Beide Male überzeugen die Befürworter der Militäreinsätze – darunter auch Außenminister Joschka Fischer – die Mehrheit in der Partei. Die GRÜNEN kosten diese Entscheidungen etliche Mitglieder sowie die Unterstützung der Friedensbewegung. Doch selbst Kritiker erkennen an: Bis heute setzt sich keine andere Partei mit der Frage von Krieg und Frieden so glaubwürdig und konsequent auseinander und stellt die eigene Position immer wieder auf den Prüfstand. Mehr Infos: gruene.de/frieden Oben links: Außenminister Joschka Fischer nach der Farbbeutelattacke auf dem Kosovo-Parteitag in Bielefeld, 13.05.99 Oben rechts: Artikel in der taz über den Besuch grüner Bundestagsabgoerdneten in Bosnien, 26.11.1996 Unten: Nach Rostock 2001 diskutierte am 15.9.2007 erneut ein grüner Sonderparteitag über den Bundeswehreinsatz in Afghanistan - diesmal in Göttingen 1999 • 05.-07.03.: Sonderparteitag in Bielefeld stimmt mehrheitlich für deutsche Beteiligung am KosovoEinsatz Grüne Chronik | 18 DAS NEUE GRUNDSATZPROGRAMM Klärende Debatte 2002 • 17.03.: GRÜNE geben sich ein neues Grundsatzprogramm Inmitten der schwierigen rot-grünen Regierungszeit schaffen die BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN die programmatische Erneuerung. Das 20 Jahre alte Grundsatzprogramm ist zu Beginn des neuen Jahrtausends dringend überarbeitungsbedürftig. Deshalb startet die Partei im Jahr 1999 eine intensive Debatte über ihre Grundwerte und ihr inhaltliches Fundament. Mit Erfolg: Im März 2002 wird das neue Grundsatzprogramm im Berliner Tempodrom mit breiter Mehrheit verabschiedet. Durch die Debatte findet die in Turbulenzen geratene Partei ihren „grünen Faden“ wieder und geht programmatisch gestärkt in die zweite rot-grüne Wahlperiode. Das Grundsatzprogramm zum Download: gruene.de/grundsatzprogramm 2002 Grüne Chronik | 19 KOMMUNALPOLITIK Grüne Rathäuser 594x841_Rathaus.qxd 17.02.2004 16:30 Uhr Seite 1 OPAS-G:db-main:opasdata:d030023:04000197:RZ: Sie kämpfen gegen Haushaltslöcher und Flächenfraß, für Kindertagesstätten und freie Theater: Mehr als 7000 Kommunalpolitikerinnen und -politiker bestehen in Rathäusern, Kreistagen und Gemeinderäten den täglichen Praxistest für grüne Ideen. Vor Ort werden auch die größten Wahlerfolge gefeiert: 2002 wählt Freiburg Dieter Salomon zum ersten grünen Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt. 2009 schaffen es die GRÜNEN, in Stuttgart stärkste Ratsfraktion zu werden. Grüne Bürgermeister gibt es aber nicht nur in urbanen Hochburgen, sondern mittlerweile auch in vielen kleineren und mittleren Kommunen im ganzen Land. Die grüne Kommunalpolitik hat sogar ein eigenes Magazin hervorgebracht: die zweimonatlich erscheinende Alternative Kommunalpolitik (AKP) – eine Pflichtlektüre für GRÜNE vor Ort. Mehr Infos: kommunale-info.de Damit die Bürger nicht draussen bleiben... DU ENTSCHEIDEST! www.bawue.gruene.de 2002 • 05.05.: Dieter Salomon grüner Oberbürgermeister in Freiburg Grüne Chronik | 20 SOZIALREFORMEN Was ist gerecht? 2003 • 14./15.06.: Sonderparteitag zur „Agenda 2010“ Als Gerhard Schröder das Land im März 2003 mit der „Agenda 2010“ überrumpelt, sind die Reaktionen der GRÜNEN gemischt: Einerseits sehen die meisten – anders als Sozialdemokraten und „Linke“ –, dass der Sozialstaat reformiert werden muss, um auch für kommende Generationen bezahlbar zu bleiben und um allen Menschen Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen. So werden mit Hartz IV Langzeitarbeitslose endlich aus der Sozialhilfe in die Arbeitsvermittlung geholt. Heftige Kritik üben GRÜNE aber an den zu niedrigen ALG-II-Sätzen und vielen weiteren von der CDU im Bundesrat durchgesetzten Verschärfungen. Trotzdem tragen sie die Hartz-Reform mit – ein schmerzhafter Kompromiss. Gleichzeitig legen die GRÜNEN ein sozialpolitisches Programm vor, das die Qualität öffentlicher Institutionen ins Zentrum rückt: gute und bezahlbare Bildung für alle, eine aktive Arbeitsmarktpolitik, eine solidarische Finanzierung von Rente, Gesundheit und Pflege durch alle Bürger und Einkommensarten. 003 Grüne Chronik | 21 TRENDFARBE Es grünt so grün... Frühjahr 2007: „Green is the new red, white and blue”, schreibt Thomas Friedman in der New York Times und malt die US-Flagge grün an. Al Gore tourt mit der „Unbequemen Wahrheit“ durch die Welt, und Sir Nicolas Stern hat erstmals die Kosten des Klimawandels errechnet. In Deutschland schießen die Öko-Lifestyle-Ratgeber aus dem Boden. Dank aufsehenerregender wissenschaftlicher Studien hat der Klimaschutz den publizistischen Durchbruch geschafft. Plötzlich wollen alle grün sein: sogar Siemens, VW, McDonald‘s, die BILD-Zeitung und Angela Merkel. Nur an den Taten hapert es gewaltig – vor allem bei der Bundesregierung. Für die GRÜNEN ist der Öko-Hype eine Chance: Endlich stehen ihre Themen nicht mehr am Rand, sondern in der Mitte der Debatte. Im Wahljahr 2009 kann die Partei deshalb mit der selbstbewussten Botschaft antreten: „Aus der Krise hilft nur Grün.“ 2007 2007 Mehr Infos: gruenes-klima.de Rechts: Aktion der bayerischen GRÜNEN auf der Zugspitze, April 2007 • 26.04.: GRÜNE starten bundesweite Klimaschutzkampagne Grüne Chronik | 22 REKORDJAHR 2009 Grün wächst 2009 • 27.09.: GRÜNE erreichen mit 10,7 Prozent ihr bestes Bundestagswahlergebnis Im Superwahljahr 2009 brechen die GRÜNEN reihenweise die eigenen Rekorde. Ausgerechnet in der schwersten Wirtschaftskrise seit 1945 schafft die Partei nacheinander das beste Landtagswahlergebnis in einem Flächenland (Hessen 13,7 Prozent), das beste Europawahlergebnis (12,1 Prozent) und das beste Bundestagswahlergebnis (10,7 Prozent), stellt erstmals die größte Ratsfraktion in einer Großstadt (Stuttgart) und zieht nach jahrelanger Durststrecke in die Landtage von Thüringen und Brandenburg ein. Außerdem erleben die GRÜNEN einen beispiellosen Mitgliederzuwachs (plus 3000 auf 48.000). Trotzdem bleibt ein bitterer Beigeschmack nach der Bundestagswahl: Die schwarz-gelbe Mehrheit kann nicht verhindert werden. Auf dem Rostocker Parteitag schwören sich die GRÜNEN auf einen konsequent eigenständigen Kurs und harte Opposition ein. Mehr Infos: gruene.de Links&Rechts: Parteitag, 8.-10.5.2009 in Berlin, Start in den Wahlkampf Grüne Chronik | 23 1977/1978 • Überall in der Bundesrepublik werden grüne und bunte Listen gegründet und erreichen bei Kommunalwahlen insbesondere in der Nähe von Atomkraftwerksstandorten erste Gemeinderats- und Kreistagsmandate. Bei Landtagswahlen in Hamburg, Niedersachen, Bayern und Hessen werden Achtungserfolge erzielt, die 5-Prozent-Hürde wird aber verfehlt. 1979 • 16./17.03.: Zur Europawahl wird in Frankfurt/Main das Listenbündnis DIE GRÜNEN als „Sonstige Politische Vereinigung“ (SVP) gegründet. • 10.06.: Europawahl: DIE GRÜNEN erreichen 3,2 Prozent. • 07.10.: Wahl in Bremen: Die „Bremer Grüne Liste“ schafft mit 5,1 Prozent erstmals den Sprung in die Bürgerschaft – erster Einzug der GRÜNEN in ein Landesparlament. 1980 • 12./13.01.: Gründungsparteitag der Bundespartei DIE GRÜNEN in Karlsruhe. • 16.03.: Wahl in Baden-Württemberg: GRÜNE schaffen mit 5,3 Prozent erstmals Einzug in den Landtag. • 21.-23.03.: Der 2. Bundesparteitag in Saarbrücken verabschiedet das erste Bundesprogramm und wählt Petra Kelly, August Haußleiter und Norbert Mann zu den ersten SprecherInnen. • 05.10.: Bundestagswahl: DIE GRÜNEN erreichen 1,5 Prozent. 1981 • 28.02.: Mehr als 100.000 Menschen demonstrieren in Brokdorf gegen die Atompolitik der Regierung. • 10.05.: Wahl in Berlin: Alternative Liste (AL) schafft mit 7,2 Prozent erstmals den Einzug ins Abgeordnetenhaus. • 10.10.: Mehr als 300.000 Menschen demonstrieren im Bonner Hofgarten für Frieden und Abrüstung. 1982 • 21.03: Wahl in Niedersachsen: GRÜNE schaffen mit 6,5 Prozent erstmals den Einzug in den Landtag • 06.07.: Wahl in Hamburg: Grün-Alternative Liste (GAL) schafft mit 7,7 Prozent erstmals den Einzug in die Bürgerschaft. • 10.07.: Zum Besuch von US-Präsident Reagan demonstrieren in Bonn fast eine halbe Million Menschen. • 26.09.: Wahl in Hessen: GRÜNE schaffen mit 8 Prozent erstmals Einzug in den Landtag. 1983 • 06.03.: Bundestagswahl: GRÜNE ziehen mit 5,6 Prozent erstmals in den Bundestag ein. Erste SprecherInnen der Bundestagsfraktion: Marieluise Beck-Oberdorf, Petra Kelly und Otto Schily. 1984 • April: Bundestagsfraktion wählt einen Fraktionsvorstand, der nur aus Frauen besteht („Feminat“). • 17.06.: Europawahl: GRÜNE ziehen mit 8,2 Prozent erstmals ins Europäische Parlament ein. 1985 • 27.10.: Mitgliederversammlung der hessischen GRÜNEN stimmt für die erste rot-grüne Koalition. Joschka Fischer wird Umweltminister (bis 1987). • 13.-15.12.: Parteitag in Offenburg wird für einen Tag unterbrochen, damit die Delegierten bei der geplanten atomaren Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf demonstrieren können. 1986 • 25.01.: Erstes bundesweites „Realo-Treffen“, im März folgt erstes bundesweites Treffen der „Linken in den GRÜNEN“. • 26.04.: Reaktor-Katastrophe in Tschernobyl. • 26.-28.09.: Sonderparteitag in Nürnberg beschließt u.a. Frauenstatut. • 12.10.: Wahl in Bayern: GRÜNE schaffen mit 7,5 Prozent erstmals Einzug in den Landtag. 1987 • 25.01.: Bundestagswahl: GRÜNE erzielen 8,3 Prozent. Grüne Chronik | 24 • 17.05.: Wahl in Rheinland-Pfalz: GRÜNE schaffen mit 5,9 Prozent erstmals Einzug in den Landtag. • 1988 • 25.-27.03.: Parteitag in Ludwigshafen beschließt die Gründung einer grün-nahen Stiftung. Unter dem Dach des Stiftungsverbandes Regenbogen arbeiten drei gleichberechtigte Stiftungen (Buntstift, Heinrich-Böll-Stiftung und Frauen-AnStiftung). • 17.-19.06.: „PerspektivKongress“ in Bad Godesberg mit heftigen Strömungsdebatten. 1989 • 29.01.: Abgeordnetenhauswahl in Berlin: Alternative Liste (AL) erzielt 11,8 Prozent, Bildung einer rot-grünen Koalition (bis 1990). • 16.06.: Europawahl: GRÜNE erzielen 8,4 Prozent. • Herbst: In der DDR: Gründung von Demokratie Jetzt (12.09.89), Neues Forum (09.09.89), Grüne Partei (24.11.89), Grüne Liga (24.11.89) und Unabhängiger Frauenverband (03.12.89). Bereits seit 1986 ist die Initiative Frieden und Menschenrechte aktiv. 1990 • 30.03.-01.04.: Parteitag in Hagen. DIE GRÜNEN nehmen in der Deutschlandpolitik Abschied von der Zweistaatlichkeit. • 13.03.: DDR-Volkskammerwahl: Bündnis 90: 2,9 Prozent, GRÜNE: 2 Prozent. • 13.05.: Wahl in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen: GRÜNE erzielen 5 bzw. 5,5 Prozent und ziehen erstmals in beide Landtage ein. In Niedersachsen Bildung einer rot-grünen Regierung (bis 1994). • 03.10.: Vereinigung der beiden deutschen Staaten. • 14.10.: Wahlen in den neuen Bundesländern: In Sachsen, SachsenAnhalt und Thüringen schaffen Listenverbindungen zwischen GRÜNEN und Bürgerbewegung den Sprung über die 5-Prozent-Hürde. In Mecklenburg-Vorpommern treten Bündnis 90 und DIE GRÜNEN getrennt an und schaffen den Einzug in den Landtag nicht. In Brandenburg erhält Bündnis 90 6,4 Prozent und bildet eine „Ampelkoalition“ mit SPD und FDP (bis 1994). • 02.12.: Erste gesamtdeutsche Bundestagswahl: DIE GRÜNEN schei- den mit 4,8 Prozent aus dem Bundestag aus. DIE GRÜNEN/BÜNDNIS 90 erreichen in der Ex-DDR 6 Prozent und ziehen mit acht Abgeordneten in den Bundestag ein. • 03.12.: Zusammenschluss von Ost- und West-GRÜNEN. 1991 • 20.01.: Wahl in Hessen: GRÜNE erzielen 8,8 Prozent, Bildung einer zweiten rot-grünen Koalition (bis 1999). • 26.-28.04.: Parteitag in Neumünster: Zahlreiche Strukturreformen werden vorgenommen, der Erneuerungskurs der GRÜNEN als „ökologische Reformpartei“ wird beschlossen. Wenig später treten die „RadikalökologInnen“ um Jutta Ditfurth aus. • 21.09.: Bündnis 90 gründet sich formell als Partei. • 29.09.: Bürgerschaftswahl in Bremen: GRÜNE erzielen 11,4 Prozent und bilden „Ampelkoalition“ mit SPD und FDP (bis 1995). 1992 • 23.11.: Bündnis 90 und DIE GRÜNEN unterzeichnen Assoziationsvertrag. 1993 • April: Urabstimmung über Assoziationsvertrag: DIE GRÜNEN stimmen mit 91,8 Prozent, die Mitglieder von Bündnis 90 mit 85,7 Prozent zu. • 14.-16.05.: Gründungsparteitag von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Leipzig. 1994 • 15.01.: Gründung des Grün-Alternativen Jugendbündnisses (GAJB). • 12.06.: Europawahl: GRÜNE erzielen 10,1 Prozent. • 26.06.: Wahl in Sachsen-Anhalt: 5,1 Prozent. GRÜNE bilden Koalition mit der SPD unter Tolerierung durch die PDS („Magdeburger Modell“ bis 1998). • 03.10.: Bundestagswahl: GRÜNE schaffen mit 7,3 Prozent den Einzug in den Bundestag. • 16.10.: Wahl im Saarland: GRÜNE schaffen mit 5,5 Prozent erstmals den Einzug in den Landtag. Grüne Chronik | 25 1995 2001 • 13.05.: Wahl in Nordrhein-Westfalen: GRÜNE erzielen 10 Prozent und bilden Koalition mit SPD (bis 2005). • 21.09.: Bürgerschaftswahl in Hamburg: GRÜNE erzielen 13,9 Prozent und bilden Regierung mit SPD (bis 2001). • 09.01.: Gesundheitsministerin Andrea Fischer tritt zurück. Renate Künast wird Ministerin eines neu zugeschnittenen Ministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. • 11.06.: Bundesregierung und Atomwirtschaft unterzeichnen Atomausstiegskonsens. • 01.08.: Gesetz zur „Eingetragenen Lebenspartnerschaft“ für gleichgeschlechtliche Paare tritt in Kraft. • 16.11.: Rot-grüne Bundestagsmehrheit stimmt nach den Terroranschlägen vom 11. September für eine Bereitstellung von Bundeswehreinheiten in Afghanistan. Zuvor hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder angekündigt, die Entscheidung mit der Vertrauensfrage zu verbinden. Vier Abgeordnete von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN stimmen mit „Nein“. • 24./25.11.: Sonderparteitag in Rostock stimmt mehrheitlich für Afghanistan-Einsatz. 1998 2002 1996 • 01.-03.03.: Zusammenführung von Buntstift, Heinrich-Böll-Stiftung und Frauen-AnStiftung zur „Heinrich-Böll-Stiftung“. • 24.03.: Wahl in Schleswig-Holstein: Mit 8,1 Prozent gelingt erstmals der Sprung in den Landtag. Es wird eine rot-grüne Koalition gebildet (bis 2005). 1997 • 06.-08.03.: Bundesparteitag in Magdeburg: GRÜNE fordern u.a. Anhebung des Benzinpreises auf Fünf D-Mark. • 27.09.: Bundestagswahl: GRÜNE erzielen 6,7 Prozent und schließen Koalition mit SPD (bis 2005). Joschka Fischer wird Außenminister, Jürgen Trittin Umweltminister und Andrea Fischer Gesundheitsministerin. 1999 • 05.-07.03.: Sonderparteitag in Bielefeld stimmt mehrheitlich für deutsche Beteiligung am Kosovo-Einsatz. • 01.04.: Ökologische Steuerreform tritt in Kraft. • 13.06.: Europawahl: GRÜNE erzielen 6,4 Prozent. • 01.10.: Umzug der Bundesgeschäftsstelle von Bonn nach Berlin. 2000 • 01.01.: Neues Staatsbürgerschaftsrecht tritt in Kraft. • 01.04.: Das Erneuerbare–Energien-Gesetz (EEG) tritt in Kraft. • 12.05.: Außenminister Joschka Fischer gibt mit seiner „HumboldtRede“Anstöße für eine Europäische Verfassung • 17.03.: Bundesparteitag in Berlin: GRÜNE geben sich ein neues Grundsatzprogramm. • 05.05.: Dieter Salomon wird in Freiburg zum ersten grünen Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt gewählt. • 22.09.: Bundestagswahl: GRÜNE erzielen 8,6 Prozent. Die rot-grüne Koalition regiert weiter (bis 2005). Hans-Christian Ströbele erringt in Berlin das erste Direktmandat. 2003 • Frühjahr: In einer Urabstimmung sprechen sich fast 67 Prozent der Mitglieder für eine Lockerung der Trennung von Amt und Mandat aus. • 14./15.06.: Sonderparteitag in Cottbus diskutiert über die rot-grünen Arbeitsmarkt- und Sozialreformen der „Agenda 2010“. • 14.11.: In Stade geht das erste AKW aufgrund der Atomausstiegsvereinbarung vom Netz. 2004 • 21.02.: In Rom gründen 32 grüne Parteien die Europäische Grüne Partei (EGP). Die EGP startet die erste gemeinsame europäische Wahlkampagne. Grüne Chronik | 26 • 13.06.: Europawahl: GRÜNE erreichen 11,9 Prozent. • 18.06.: Rot-Grün und CDU/CSU einigen sich auf ein Zuwanderungsgesetz. Erstmals wird anerkannt, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist, auch wenn viele Regelungen hinter den grünen Vorstellungen zurückbleiben. • 19.09.: Wahl in Sachsen: GRÜNE ziehen mit 5,1 Prozent erstmals seit 1994 wieder in den Landtag ein. 2005 • 22.05.: Wahl in Nordrhein-Westfalen: Nach gravierenden Stimmenverlusten der SPD verkündet deren Vorsitzender Müntefering, dass die Bundestagswahl auf September 2005 vorgezogen werden soll. • 18.09.: Bundestagswahl: GRÜNE erzielen 8,1 Prozent und gehen in die Opposition. 2006 • 01.-03.09.: Zukunftskongress in Berlin: GRÜNE diskutieren programmatischen Neuanfang. 2007 • 26.04.: GRÜNE starten bundesweite Klimaschutzkampagne. • 13.05.: Wahl in Bremen: GRÜNE erzielen mit 16,4 Prozent das bisher beste Ergebnis bei einer Landtagswahl. Bildung einer rot-grünen Regierung. • 15.09.: Sonderparteitag in Göttingen: GRÜNE diskutieren Einsatz in Afghanistan und fordern Kurswechsel hin zu einem zivilen Aufbau. 2008 • 24.02.: Wahl in Hamburg: GRÜNE erzielen 9,6 Prozent. In der Folge kommt es zur ersten schwarz-grünen Koalition auf Landesebene. • 08.11.: GRÜNE beteiligen sich zu Tausenden an den Castor-Protesten in Gorleben, der größten Anti-Atom-Demonstration seit Jahren. • 14.-16.11.: Bundesparteitag in Erfurt: Mit Cem Özdemir wird erstmals ein deutscher Parteivorsitzender mit Migrationshintergrund gewählt. Özdemir war 1994 bereits der erste Bundestagsabgeordnete türkischer Herkunft. 2009 • 18.01.: Neuwahl in Hessen: GRÜNE erreichen mit 13,7 Prozent ihr bisher bestes Landtagswahlergebnis in einem Flächenland. Zuvor war der Versuch der Bildung einer rot-grünen Minderheitsregierung unter Tolerierung der Linkspartei an der SPD gescheitert. • 07.06.: Europawahl und Kommunalwahlen: GRÜNE erreichen bei der Europawahl mit 12,1 Prozent ihr bisher bestes Ergebnis bei einer bundesweiten Wahl und stellen in Stuttgart erstmals die stärkste Fraktion in einer deutschen Großstadt. • 30.08.: Landtagswahlen: GRÜNE schaffen den Neueinzug in den Thüringer Landtag (erstmals seit 1990) und den Wiedereinzug in die Landtage von Sachsen und Saarland. • 05.09.: GRÜNE beteiligen sich an der größten Anti-Atom-Demonstration seit 25 Jahren in Berlin. • 27.09.: Bundestagswahl: GRÜNE erreichen mit 10,7 Prozent das beste Bundestagswahlergebnis ihrer Geschichte. Bei der gleichzeitigen Wahl in Brandenburg gelingt der Einzug in den Landtag. • 12.11.: Infolge der Wahl im Saarland bilden GRÜNE, CDU und FDP die erste „Jamaika-Koalition“ auf Landesebene. • 31.12: GRÜNE haben innerhalb weniger Monate 3000 neue Mitglieder gewonnen und liegen erstmals seit langem wieder über 48 000. Grüne Chronik | 27 Impressum V.i.S.d.P.: Robert Heinrich, Leiter Öffentlichkeitsarbeit BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Platz vor dem Neuen Tor 1, 10115 Berlin Grafisches Konzept und Layout: bioculture - umweltbewusstes Marketing, Gustav-Heinemann-Ring 212, 81739 München, www.bioculture.de Druck: ulenspiegel druck gmbh, Birkenstraße 3, 82346 Andechs, www.ulenspiegeldruck.de Fotos: Ralph Rieth, Gabriele Gottwald und Petra Kelly, Adi Altgassen, dpa, Jupp Darchinger, Archiv Bürgerbewegung Leipzig, Robert Havemann Gesellschaft, Heide Reiss, Luigi Rosa Umweltfreundlich gedruckt mit Pflanzenölfarben auf Recyclingpapier · 2010 © www.bioculture.de Aufnahmeantrag Ich will in der Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Mitglied werden Name Vorname Straße,Hausnr PLZ,Ort Telefon Mobil E-Mail Geb.Datum Geburtsort Staatsangehörigkeit Beruf Geschlecht IchzahleeinenMonatsbeitraginHöhevon (Zutreffendesbitteankreuzen): Fax €*.DieBeitragszahlungenerfolgenjeweilsimVoraus monatlichvierteljährlichjährlich Ichbindamiteinverstanden,dassmeinepersonenbezogenenDatengespeichertundverarbeitetwerden,wobeialle einschlägigenDatenschutzgesetzebeachtetwerden.DieNutzungerfolgtausschließlichfürsatzungsgemäßeZwecke derParteiBÜNDNIS90/DIEGRÜNENwiez.B.BeitragserhebungoderVersandvonInformationsmaterialien.AndereGebietsverbände,FraktionenoderTochterorganisationenderParteikönnenzurErfüllungderZweckeZugriffaufdieDaten erhalten.EineWeitergabeanDritteaußerhalbderParteiz.B.fürWerbezweckefindetnichtstatt. 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