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Köln, 2.12.2009
Zukunftskonzept Erholungsgebiet
Thülsfelder Talsperre
Endbericht (Kurzversion)
Köln, 2.12.2009
Zukunftskonzept Erholungsgebiet
Thülsfelder Talsperre
Endbericht
Auftraggeber:
Zweckverband Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (ZVETT)
Eschstraße 29 (am Marktplatz)
49661 Cloppenburg
Tel. 04471-15256
Fax 04471-933828
[email protected]
www.thuelsfelder-talsperre.de
Auftragnehmer: ift Freizeit- und Tourismusberatung GmbH
Goltsteinstraße 87a
50968 Köln
Tel. 0221-98549501
Fax 0221-98549550
[email protected]
www.ift-consulting.de
Thalen Consult GmbH
Urwaldstraße 39
26340 Neuenburg
Tel. 04452-9160
Fax 04452-916101
[email protected]
www.thalen-consult.de
Bearbeiter:
Dr. Robert Datzer, Christian Rast, Julia Baltin (alle ift), Lutz Winter (Thalen Consult)
Redaktion:
Maria Oloew (ZVETT), Christian Rast (ift)
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 2
Inhaltsverzeichnis
Seite
Tabellenverzeichnis
5
Abbildungsverzeichnis
6
Kartenverzeichnis
7
1.
Einführung
8
2.
Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre
11
2.1
Überblick über das Untersuchungsgebiet
11
2.2
Erreichbarkeit und verkehrsinfrastrukturelle Anbindung
12
2.3
Bevölkerung
13
3.
Bestands-/Angebotsanalyse Tourismus
15
3.1
Beherbergungsangebot
15
3.2
Freizeit- und Tourismusinfrastruktur
19
3.2.1
Bäder
20
3.2.2
Museen
21
3.2.3
Freizeit- und Sportangebote
21
3.2.4
Tagungsstätten
22
3.2.5
Naturerlebnisangebote
23
3.2.6
Events
23
3.2.7
Gesamtübersicht und Fazit
23
3.3
Planungen für Freizeit- und Tourismusprojekte
26
3.3.1
Beherbergung
26
3.3.2
Freizeit-, Sport- oder Spielattraktionen
28
3.3.3
Weitere Projekte
30
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 3
4.
Marktanalyse
31
4.1
Nachfrageanalyse Tourismus
31
4.2
Wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus
36
4.3
Standortanalyse
38
4.4
Wettbewerbssituation
43
4.4.1
Bäder
43
4.4.2
Museen
43
4.4.3
Freizeitparks
44
4.4.4
Tagungs- und Kongresszentren
44
4.4.5
Reiseregionen
45
4.5
Trendanalyse
48
4.5.1
Ergebnisse der Prognos-Studie
48
4.5.2
Urlaubsreisetrends 2015
51
4.5.3
Angebotsseitige Trends in der Freizeitwirtschaft
52
4.5.4
Anforderungen an erfolgreiche Freizeitanlagen
53
4.5.5
Nachfrageseitige Trends in der Freizeitwirtschaft
54
4.5.6
Fazit Trendanalyse
55
4.6
Potenzialanalyse
55
4.6.1
Aktuelles Nachfragepotenzial für touristische Infrastruktureinrichtungen
56
4.6.1.1
Marktvolumen im Einzugsgebiet
56
4.6.1.2
Kaufkraft der Bevölkerung
59
4.6.2
Zukünftiges Nachfragepotenzial
60
5.
Ziele, Strategien, Leitlinien
65
5.1
Ziele und Strategien
65
5.2
Leitlinien
67
6.
Maßnahmen und Projekte
78
7.
Zusammenfassung
79
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 4
Tabellenverzeichnis
Seite
Tabelle 1: Schienennetzanbindung Cloppenburgs (von ausgewählten Zielorten)
12
Tabelle 2: Entwicklung der Einwohnerzahlen 1998-2008
13
Tabelle 3: Betriebe Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Stand: März 2009)
16
Tabelle 4: DEHOGA Deutsche Hotelklassifizierung Niedersachsen
17
Tabelle 5: Anzahl DTV-klassifizierte Betriebe nach Sternen sortiert
17
Tabelle 6: Übersicht Bäder
20
Tabelle 7: Übersicht Museumsangebot (ohne Museumsdorf Cloppenburg)
21
Tabelle 8: Wirtschaftsfaktor Tourismus
36
Tabelle 9: Einzugsgebiete von Freizeiteinrichtungen
57
Tabelle 10: Bevölkerung im Einzugsgebiet
59
Tabelle 11: Urlaubsreisen der Deutschen 2004-2008
61
Tabelle 12: Zielgruppen von ausgewählten Freizeitanlagen
61
Tabelle 13: Bevölkerungsentwicklung im näheren Einzugsbereich
62
Tabelle 14: Überblick über Anzahl und thematische Aufteilung der Projekte
78
Tabelle 15: Quantitatives Volumen des Tourismus im Erholungsgebiet
81
Tabelle 16: Überblick über Anzahl und thematische Aufteilung der Projekte
87
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 5
Abbildungsverzeichnis
Seite
Abbildung 1:
Bausteine „ Zukunftskonzept Erholungsgebiet Thülsfelder
Talsperre”
10
Bevölkerung Kreis Cloppenburg im Vergleich zum
Bundesdurchschnitt
13
Abbildung 3:
Struktur der gewerblichen Unterkunftsbetriebe
15
Abbildung 4:
Anzahl der Reisen der deutschen Bevölkerung nach
Bundesländern
31
Abbildung 5:
Niedersachsen im norddeutschen Vergleich
32
Abbildung 6:
Nachfrageentwicklung 2003-2008 im Verbandsgebiet
34
Abbildung 7:
Relative Entwicklung ausgewählter Nachfragekennziffern
seit 2003
34
Abbildung 8:
Übernachtungsentwicklung nach Kommunen 2003-2008
35
Abbildung 9:
Bruttoumsatz nach Branchen
37
Abbildung 2:
Abbildung 10: Angebotsdarstellung Emsland im Internet
46
Abbildung 11: Angebotsdarstellung Osnabrücker Land im Internet
46
Abbildung 12: Angebotsdarstellung Ostfriesland im Internet
47
Abbildung 13: Differenzierung der Märkte
50
Abbildung 14: Die Nachfrage von Freizeiteinrichtungen bestimmende Faktoren
56
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 6
Kartenverzeichnis
Seite
Karte 1:
Verbandsgebiet Zweckverband Erholungsgebiet Thülsfelder
Talsperre
11
Karte 2:
Überblick gemeldete Infrastrukturangebote
24
Karte 3:
Planungen zum Aus-/Neubau des Beherbergungsangebotes
27
Karte 4:
Planungen Freizeit-, Sport- und Spielangebote
29
Karte 5:
Reisegebiete Niedersachsens im Vergleich
33
Karte 6:
Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiete am Thülsfelder
Stausee
38
Karte 7:
Historische Karte zur Abgrenzung des Naturschutzgebietes
40
Karte 8:
Überlagerung von Erholungsbereichen und FFH-Gebiet
41
Karte 9:
Einzugsgebiet Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre
58
Karte 10:
Verteilung der Kaufkraft in Deutschland
60
Karte 11:
Bevölkerungsentwicklung 2004 bis 2020 in Prozent
63
Karte 12:
Künftige Dynamik von Jung und Alt
64
Karte 13:
Verortungsschema Kernthemen
69
Karte 14:
Verortungsschema Kernthemen
86
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 7
1. Einführung
Tourismus braucht für eine erfolgreiche Entwicklung klar definierte Leitlinien sowie konkrete
Projekte und Maßnahmen, um vorhandene Potenziale zu nutzen und neue zu erschließen.
Basis dafür sind gezielte Analysen und Abschätzungen hinsichtlich der aktuellen Angebotsund Nachfragesituation sowie der zu erwartenden Entwicklungen und Trends mit den daraus ableitbaren Konsequenzen für das touristische Potenzial.
Der Zweckverband Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre hat daher die ift Freizeit- und
Tourismusberatung GmbH im Dezember 2008 mit der Erstellung des vorliegenden „Zukunftskonzeptes Tourismus im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre“ zur Weiterentwicklung der touristischen Infrastruktur des gesamten Verbandsgebietes beauftragt.
Der Zweckverband Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre wurde 1970 von den Städten
Cloppenburg und Friesoythe, den Gemeinden Garrel und Molbergen zusammen mit dem
Landkreis Cloppenburg gegründet (1999 kamen die Gemeinden Bösel und Emstek sowie
2003 die Gemeinde Cappeln hinzu), um die Landschaft zu pflegen, Flora und Fauna zu
schützen und eine naturnahe Unterhaltung zu ermöglichen. Durch Schaffung bzw. (Weiter-)
Entwicklung attraktiver Freizeit- und Tourismusangebote (Museumsdorf Cloppenburg, Landal Park Dwergte, Kletterwald, Golfanlage, Molli Bär Freizeitpark mit Indoor- und OutdoorSpielpark, Tier- und Freizeitpark Thüle etc.), Veranstaltungen und durch eine intensivere
Vermarktung hat sich der Tourismus im Erholungsgebiet in den letzten Jahren sehr positiv
entwickelt.
Aufgrund dieser positiven Entwicklung laufen derzeit zahlreiche Planungen in den Städten
und Gemeinden des Verbandsgebietes zum weiteren Ausbau der Tourismusinfrastruktur,
die bisher weitgehend unkoordiniert erfolgen. Das Thema Tourismusinfrastruktur - und
damit letztlich die Produktpolitik - steht daher im Mittelpunkt dieser Studie. Eine wenige
zentrale Rolle spielen die Themen Organisationsstruktur (die sich an den Arbeitserfordernissen zu orientieren hat), Kommunikation und Vertrieb, die durch vorangegangene Studien
(z.B. OFT, ILEK) bereits regional abgestimmt wurden und als Rahmenbedingungen bei der
Bearbeitung des „Zukunftskonzeptes Tourismus im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre“
berücksichtigt wurden.
Aufgabe der vorliegenden Studie ist es, basierend auf der touristischen Ist-Situation der
Region und unter Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse und Bedürfnisse, Potenziale
und Erfordernisse zur qualitativen und quantitativen Entwicklung der Tourismusinfrastruktur
aufzuzeigen. Dies erfolgte aus der Perspektive von vier zentralen Anspruchsgruppen:
Tourismusanbieter
Gäste
Investoren und
Planer.
Hiermit ist die Grundlage für Entscheidungen und notwendige Veränderungen zur zukünftigen Ausrichtung des touristischen Angebotes gelegt worden, um einerseits nachfragegerechte und damit nachhaltig erfolgreiche Tourismusangebote zu schaffen und andererseits
mögliche Konfliktbereiche zwischen Tourismus und Naturschutz auszuschalten. Entsprechend liegen die Zielsetzungen des Zukunftskonzeptes in
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
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der Schaffung von Leitlinien für die abgestimmte und nachfragegerechte Weiterentwicklung der touristischen Infrastruktur, die auch für die Akquise von Fördermitteln von Bedeutung sind
der Analyse der Wettbewerbssituation zur Auslotung von Potenzialen und der Darstellung von Defiziten bzw. Überangeboten
der Steigerung der Angebotsqualität
der Schaffung einer fundierten Entscheidungshilfe für Raumplaner und Investoren,
Akteure in Verwaltung und Politik sowie für bestehende Freizeit- und Tourismusanbieter.
Vorgehensweise
Ohne belastbare Daten kann es keine tragfähigen Aussagen für die zukünftige Entwicklung
der Tourismusinfrastruktur und Tourismuswirtschaft im Verbandsgebiet geben. Deshalb
erfolgte eine datenbasierte Analyse der touristischen Infrastruktur und der Beherbergungsangebote sowie der vorhandenen Planungen (Art der Projekte und Planungsstand). Die
Infrastrukturanalyse wurde hinsichtlich der Datenerhebung mit Unterstützung des Zweckverbandes und der Kommunen durchgeführt.
Die schriftliche Infrastrukturanalyse wurde mit Hilfe von Vor-Ort-Besuchen aller beteiligten
Kommunen und von Expertengesprächen mit allen Bürgermeistern, Vertretern des Landkreises und Zweckverbandes sowie der Forstverwaltung bzw. einzelnen Investoren und
Betreibern vertieft.
Eine Lenkungsgruppe mit Vertretern der Kommunen und der Anbieter sowie des Zweckverbandes und des Landkreises sorgte für die inhaltliche und organisatorische Feinabstimmung bei der Projektbearbeitung. Mit dieser Vorgehensweise wurde eine angemessene und
intensive Einbeziehung relevanter Akteure sichergestellt. Gleiches gilt für die Berücksichtigung der Sichtweisen von Anbietern, Investoren und Planern.
Insgesamt besteht das Zukunftskonzept aus fünf Bausteinen, die ihrerseits verschiedene
Arbeitsschritte beinhalteten (siehe nachfolgende Abbildung).
Auf Basis der dargestellten Arbeitsschritte wird die nachfolgend dokumentierte künftige
Entwicklungsrichtung für die touristische Infrastruktur im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre definiert und mit der Formulierung und Ausarbeitung umsetzbarer „Masterprojekte“
und Maßnahmen zur Erreichung der Ziele konkretisiert.
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
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Abbildung 1: Bausteine „ Zukunftskonzept Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre”
Zukunftskonzept
Thülsfelder Talsperre
Bestands-/
Angebotsanalyse
Marktanalyse
Positionierung
Masterprojekte
und
Maßnahmen
Umsetzung
Akteure:
Bestandteile:
Bestandteile:
Definition:
Katalog:
- Infrastruktur-
- Nachfrage-
- Experten-
- Potenzial- und
- Positionierung
- Ziele
- Strategien
- Vor-Ort-Analyse
- Sekundärquellen
- Stärken-
- Standort-
- (Master-)Projekte - Umsetzungsver- antwortlichkeit/
-priorität
- Effekte
- Kosten &
Finanzierung
analyse
gespräche
Schwächen-Profil
analyse
Trendanalyse
analyse
- Konkurrenz-
und Benchmarkanalyse
Kreis
Zweckverband
Gemeinden
Betriebe
Vereine
…
- Bezug zur
Förderpolitik
Quelle: ift 2009
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2. Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre
2.1 Überblick über das Untersuchungsgebiet
Das Untersuchungsgebiet gehört zum Landkreis Cloppenburg in Niedersachsen und umfasst die Gemeinden Bösel, Cappeln, Emstek, Garrel und Molbergen sowie die Städte
Cloppenburg und Friesoythe. Das gesamte Verbandsgebiet ist rund 800 qkm groß und wird
in den kommenden Kapiteln näher vorgestellt und analysiert.
Besonders geprägt ist das Erholungsgebiet durch das Landschafts- und Naturbild rund um
die Thülsfelder Talsperre. Touristisch ausgebaut sind Teile des Ostufers der Talsperre,
während sich schützenswerte Flora und Fauna schwerpunktmäßig auf der Nord-, Süd- und
Westseite befinden. Von großer überregionaler Bedeutung aus touristischer Sicht sind das
Museumsdorf in Cloppenburg und der Tier- und Freizeitpark Thüle mit jeweils jährlich mehr
als 250.000 Besuchern.
Karte 1: Verbandsgebiet Zweckverband Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre
Quelle: www.thuelsfelder-talsperre.de
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
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2.2 Erreichbarkeit und verkehrsinfrastrukturelle Anbindung
Das Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre ist durch die direkte Anbindung an die Bundesautobahnen A1 und A29 ein schnell erreichbares Ziel für Tagesausflüge und Übernachtungsaufenthalte. Innerhalb des Gebietes besteht durch mehrere Bundesstraßen eine
schnelle Transfermöglichkeit von Ort zu Ort. Bremen und Osnabrück sind mit dem PKW in
rund einer Stunde, Oldenburg in rund einer halben Stunde erreichbar. Aus touristischer
Sicht noch bedeutender ist, dass in weniger als zwei Stunden Fahrzeit der Ballungsraum
Rhein-Ruhr liegt. Auch die niederländischen Ballungsräume sind über das überregionale
Straßennetz gut angeschlossen.
Die Bahnanbindung ist für eine ländliche Region als gut zu bezeichnen. Cloppenburg ist hier
der Haupthaltepunkt. Durch die Bahnlinie KBS 392 der NordWestBahn (NWB) besteht dabei
von früh morgens bis in den späten Abend hinein der Anschluss an Osnabrück bzw. Wilhelmshaven und Oldenburg im Halb- bis maximal Einstunden-Takt. Die Fahrzeit aus Osnabrück beträgt dabei eine knappe Stunde. Aus Wilhelmshaven werden rund 80 Minuten und
aus Oldenburg weniger als 40 Minuten für die Anreise per Bahn nach Cloppenburg benötigt.
Ähnliches gilt für die Anreise aus Bremen, die mit einem einmaligem Umstieg in den Netzen
der DB AG bzw. NWB in der Regel unter 75 Minuten liegt.
Tabelle 1 gibt einen Überblick über die Dauer und Umstiege bei der Anreise per Bahn:
Tabelle 1: Schienennetzanbindung Cloppenburgs (von ausgewählten Zielorten)
Strecke
Dauer
Umstiege
Mindest-Taktung*
Oldenburg - Cloppenburg
0:37
0
60 Minuten
Osnabrück - Cloppenburg
0:54 bis 1:03
0
60 Minuten
1:22
0
60 Minuten
Bremen - Cloppenburg
1:11 bis 1:52
1
60 Minuten
Bochum - Cloppenburg
2:14 bis 2:50
1 bis 3
63 Minuten
Hannover - Cloppenburg
2:15 bis 2:46
1 bis 2
55 Minuten
Hamburg - Cloppenburg
2:20 bis 3:09
1 bis 2
65 Minuten
Köln - Cloppenburg
3:16 bis 3:44
1 bis 2
80 Minuten
Berlin - Cloppenburg
4:05 bis 4:46
1 bis 3
49 Minuten
Wilhelmshaven - Cloppenburg
Berechnung auf Basis www.reiseauskunft.bahn.de, Anreise tagsüber 7.00 bis 22.00 Uhr Freitags ab jeweiligen
Hauptbahnhof nach Cloppenburg Bahnhof, * Mindest-Taktung zeigt die größte Dauer zwischen zwei Zügen vom
Abfahrtsort auf und ist in der Regel geringer.
Der Transfer ab Cloppenburg in andere Städte und Gemeinden mit dem Öffentlichen Personennahverkehr kann dann allerdings sehr zeitaufwendig werden und ist z.T. nur unregelmäßig am Tage möglich, wie stichprobenartige Fahrplananfragen bei der Online-Auskunft
der Verkehrsgemeinschaft Landkreis Cloppenburg zeigten. Die Versorgung des Öffentlichen
Nahverkehrs zum innerregionalen Transfer ist nicht auf touristische Belange ausgelegt. Dies
ist aus fachlicher Einschätzung auch nur bedingt notwendig, da die Beherbergungsanbieter
i.d.R. kostenlose Transfers vom/zum Bahnhof anbieten und das Rad als Verkehrsmittel der
Gäste während des Aufenthaltes (neben dem PKW) eine zentrale Rolle spielt.
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 12
2.3 Bevölkerung
Insgesamt leben im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre 99.607 Einwohner (Stand
30.6.2008). Die Bevölkerungszahl im Verbandsgebiet wies in den vergangenen zehn Jahren
ein Plus von 10,1 Prozent auf (Deutschland +0,2 Prozent, Kreis Cloppenburg +7,2 Prozent),
wobei die Einwohnerzahl in allen sieben verbandsangehörigen Städten und Gemeinden
gestiegen ist. Die einwohnerstärkste Kommune im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre ist
die Stadt Cloppenburg mit 32.159 Einwohnern.
Tabelle 2: Entwicklung der Einwohnerzahlen 1998-2008
Städte und Gemeinden
30.6.1999
30.6.2008
Entwicklung
Bösel
7.046
7.539
+ 7,0%
Cappeln
6.290
6.960
+ 10,7%
Cloppenburg
29.147
32.159
+ 10,3%
Emstek
10.312
11.430
+ 10,8%
Friesyothe
19.607
20.633
+ 5,2%
Garrel
11.381
13.033
+ 14,5%
6.714
7.853
+ 17,0%
90.497
99.607
+ 10,1%
Molbergen
Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre
Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen 2009
Die folgende Grafik zeigt die Anteile der Altersgruppen im Landkreis Cloppenburg im Vergleich zum bundesdeutschen Durchschnitt, der eine junge Bevölkerungsstruktur aufzeigt:
Abbildung 2: Bevölkerung Kreis Cloppenburg im Vergleich zum Bundesdurchschnitt
160%
140%
120%
100%
80%
60%
40%
20%
0%
bis 10
Jahre
bis 18
Jahre
bis 25
Jahre
bis 35
Jahre
bis 55
Jahre
bis 65
Jahre
> 65
Jahre
Quelle: ift GmbH auf Basis Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen 2009
(Bevölkerungsstand 31.12.2007)
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 13
Die Altersstruktur der Bevölkerung im Landkreis Cloppenburg ist im Vergleich zum bundesdeutschen Durchschnitt durch einen überdurchschnittlichen Anteil an Kindern, Jugendlichen
und jungen Erwachsenen bis 25 Jahren geprägt. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen bis
18 Jahre ist besonders hoch und ist ein Indiz für einen hohen Anteil von dort lebenden Familien. Der Anteil der Altersklassen zwischen 25 und 55 Jahren entspricht insgesamt etwa
dem Bundesdurchschnitt. Hingegen ist der Anteil der Altersklassen der über 55-jährigen
unterrepräsentiert, und zwar besonders stark bei den Altersgruppen ab 65 Jahre.
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 14
3. Bestands-/Angebotsanalyse Tourismus
3.1 Beherbergungsangebot
Die Zahl der gewerblichen Unterkunftsbetriebe ist im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre
von 2003 bis 2008 um 17,6 Prozent auf 40 Betriebe gestiegen. In den letzten Jahren ist eine
rege Investitionstätigkeit im Bereich der Hotellerie und der Ferienparks zu verzeichnen. Als
Schlüsselinvestition ist der Ferienpark Landal Dwergter Sand in Molbergen zu bezeichnen.
Flankierend wurde das Beherbergungsangebot durch Neubauten (City Hotel in Friesoythe)
bzw. den Ausbau bestehender Betriebe (Hotel Landhaus Pollmeyer in Thüle oder Hotel
Seeblick an der Talsperre) qualitativ und quantitativ ergänzt.
Im Detail ergibt sich derzeit folgendes Bild hinsichtlich der Beherbergungsstruktur:
Abbildung 3: Struktur der gewerblichen Unterkunftsbetriebe
Hütte /DJH
3%
Ferienhaus/Fewo
20%
Hotel
35%
Erholungsheim
10%
Hotel Garni
3%
Pension
2%
Gasthof
27%
Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen 2009, 40 Betriebe
Insgesamt gibt es im Untersuchungsgebiet auf Basis von Recherchen in den Unterkunftsverzeichnissen des Erholungsgebietes Thülsfelder Talsperre sowie des Oldenburger
Münsterlandes mindestens 99 Beherbergungsbetriebe (inkl. nicht-gewerblicher Anbieter) mit
rund 2.100 Betten1. Davon entfallen über 1.800 Betten auf gewerbliche Betriebe. Die Hotels
und Hotel garnis im gewerblichen Bereich verfügen über 743 Betten. Dies entspricht 41
Prozent der Betten im gewerblichen Bereich. Damit liegt der Anteil der Hotels an der Gesamtbettenzahl im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre deutlich höher als im Reisegebiet
1
Die nachfolgenden Angaben erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern basieren auf zugänglichen Informationen aus Print- und Onlinemedien der Region sowie zusätzlichen Meldungen einiger Gemeinden. Nicht erfasst sind somit nicht aufgeführte Betriebe in den einschlägigen Vermarktungsmedien.
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
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Oldenburger Münsterland insgesamt (29 Prozent) und entspricht in etwa dem Anteil des
Landes Niedersachsen (40 Prozent).
Zusätzlich gibt es 18 Angebote von Camping-, Zelt- und Wohnmobilstellplätzen:
10 Wohnmobilstellplätze mit insgesamt 71 Stellplatzmöglichkeiten,
3 Zeltplätze für 70 bis 200 Personen und
5 Campingplätze mit 1.182 Dauercamping-Standplätzen, 125 Touristikcampingstandplätzen und 20 Zeltplätzen.
Tabelle 3: Betriebe Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Stand: März 2009)
Bösel Cappeln Cloppenburg Emstek Friesoythe Garrel Molbergen Summe
Hotels / Hotel
garnis
1
Gasthöfe
Fewo/-häuser /
Pensionen
7
2
2
5
1
12
2
5
6
3
1
4
10
16
9
11
56
1
1
Ferienpark
Jugendherberge
Ferien auf dem
Bauernhof
1
Seminarhaus
1
1
1
4
3
1
Zeltplätze
1
Gesamt
9
1
1
1
8
1
Campingplätze
Wohnmobilstellplätze
2
1
2
2
5
1
5
21
21
7
37
20
5
1
10
1
3
18
117
Quelle. Gastgeberverzeichnis Thülsfelder Talsperre bzw. Oldenburger Münsterland
Das Land Niedersachsen verfügt laut dem DEHOGA Bundesverband über insgesamt 812
klassifizierte Hotelbetriebe, von denen 14 im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre und
weitere 17 im restlichen Oldenburger Münsterland liegen. Von den 14 klassifizierten Hotels
im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre sind fünf 4-Sterne-Hotels, acht 3-Sterne-Hotels
und ein 2-Sterne-Hotel.
Die klassifizierten Hotels verfügen zusammen über 567 Betten, dies entspricht fast 32 Prozent der Betten in gewerblichen Betrieben und etwa 27 Prozent aller Betten. Von den insgesamt fünf 4-Sterne-Hotels liegen zwei in der Stadt Cloppenburg, eins in Friesoythe und zwei
in Garrel. Zusammen bieten die Betriebe im 4-Sterne-Bereich 321 Betten an. Dies entspricht
nahezu 18 Prozent der Betten im gewerblichen Bereich.
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 16
Tabelle 4: DEHOGA Deutsche Hotelklassifizierung Niedersachsen
Land / Stadt
Niedersachsen
Gesamt
7
7
812
93
485
220
restliches Oldenburger
Münsterland
3
13
1
17
Erholungsgebiet
Thülsfelder Talsperre
1
8
5
14
Quelle: DEHOGA, Stand: Januar 2009
Im Bereich der Ferienwohnungen und Privatvermieter verfügt das Land Niedersachsen laut
der Klassifizierung des Deutschen Tourismusverbandes über 7.214 klassifizierte Betriebe,
von denen 33 im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre und weitere 40 im restlichen Oldenburger Münsterland liegen. Unter den 33 klassifizierten Betrieben des Erholungsgebietes Thülsfelder Talsperre befinden sich ein 5-Sterne-Betrieb, 18 4-Sterne-Betriebe, 19
3-Sterne-Betriebe und fünf 2-Sterne-Betriebe.
Tabelle 5: Anzahl DTV-klassifizierte Betriebe nach Sternen sortiert
Niedersachsen
restliches
Oldenburger
Münsterland
Erholungsgebiet
Thülsfelder
Talsperre
1 Stern
F/P
25
2 Sterne
F/P
757
3 Sterne
F/P
3.834
22
19
4 Sterne
F/P
2.362
16
18
5 Sterne
F/P
236
2
1
7.214
40
33
Gesamtsumme:
5
Quelle: DTV, Stand: Januar 2009
Auf spezielle Zielgruppen ausgerichtete Beherbergungsbetriebe sind lediglich im Bereich
Radtourismus (36 Boxenstopp-Betriebe, wovon aber mehr als die Hälfte nicht aus Beherbergungsbetrieben besteht) und mit Abstrichen zum Thema Reittourismus (zwei Bett & BoxBetriebe) auszumachen.
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
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Als Zwischenfazit der Angebotsanalyse zum Beherbergungsbereich lässt sich
zusammenfassend konstatieren, dass sich das Angebot durch einige größere
einzelbetriebliche Investitionen und Ansiedlungen im Hotel- und Ferienhausbereich deutlich
verbessert hat, die nachfrageseitig auch zu einer nachweisbaren Wirkung zur Erschließung
neuer Zielgruppen und Quellmärkte geführt haben (siehe Kapitel 4.1. Nachfrageanalyse).
Tendenziell ist es dabei zu einer Erhöhung der durchschnittlichen Betriebsgrößen sowie
einer Steigerung der Qualität gekommen. Diese Entwicklung entspricht den
Markterfordernissen und ist erfreulich.
Das Hotelangebot ist qualitativ insgesamt als ausreichend zu bezeichnen, wenngleich
‚gruppenfähige‘ Häuser (Busgruppen, aber auch Tagungen und Seminare) noch ausgebaut
werden könnten. Im Bereich der Ferienwohnungen und privaten Vermieter erscheint der
Anteil von klassifizierten Betrieben noch deutlich ausbaufähig. Im Campingbereich ist der
Fokus sehr deutlich auf das Dauercamping ausgelegt, campingtouristische Angebote fehlen
fast vollends.
Trotz erster Ansätze zur stärkeren Zielgruppenorientierung im Bereich Radtourismus durch
die Einführung der Boxenstopp-Route ist insgesamt nur eine schwache
Zielgruppenorientierung der Betriebe gegeben. Für bestimmte Zielgruppen gibt es daher zu
wenige ‚wirkliche‘ Spitzenprodukte.
Die Angebotsbreite ist insgesamt gesehen als ordentlich einzustufen, während die Angebotstiefe des Beherbergungsangebotes zu gering ist.
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
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3.2 Freizeit- und Tourismusinfrastruktur
Im Mittelpunkt des Zukunftskonzeptes für das Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre stehen
touristische Infrastruktureinrichtungen. Sie prägen – zusammen mit dem Naturpotenzial und
dem Beherbergungsangebot – das Angebotsprofil der Tourismusorte maßgeblich. Zudem
sind sie für die öffentliche Hand die mit Abstand am aufwendigsten Aufgaben im touristischen Standortmanagement, und zwar besonders in finanzieller Hinsicht.
Wegen der steigenden Ansprüche der Gäste und permanenter Marktveränderungen sind
regelmäßig Reattraktivierungen und neue Angebotsimpulse erforderlich, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Gleichzeitig müssen Landkreis, Zweckverband und die Kommunen – bei begrenzten finanziellen Ressourcen und Handlungsspielräumen – kritisch prüfen,
welche Infrastruktur in welchem Umfang künftig vorgehalten werden kann.
Das Zukunftskonzept soll mit Fakten und Empfehlungen dabei unterstützen, die richtige
Balance zwischen dem, was ein Tourismusziel bieten muss und dem, was haushaltsmäßig
leistbar ist, zu finden und den Ressourceneinsatz im Bereich Infrastruktur und damit maßgeblicher Rahmenbedingungen für die Tourismuswirtschaft nachhaltig und zukunftsorientiert
auszurichten.
Im Rahmen der schriftlichen Infrastrukturanalyse wurden insgesamt 71 touristische Einrichtungen mit ihren Daten ermittelt. Bei den Daten handelt es sich um Eigenangaben der
Kommunen, die im Rahmen einer standardisierten schriftlichen Erhebung durch ift mit Unterstützung des Zweckverbandes Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre von Ende Januar
bis Ende Februar 2009 erhoben wurden. Sie wurden im Rahmen der Vor-Ort-Besuche im
Februar und März 2009 ergänzt.
Folgende Infrastruktureinrichtungen wurden dabei nach Abstimmung mit dem Auftraggeber
ermittelt und analysiert:
Bäder,
Museen,
Freizeitangebote,
Sportangebote,
Tagungsstätten,
Naturerlebnisangebote,
Events.
Die rein quantitative Analyse wird für alle Bereiche durch eine qualitative Bewertung ergänzt.
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 19
3.2.1 Bäder
Bei der Erhebung fanden insgesamt neun Bäder bzw. Naturbadeanstalten in sechs Städten
und Gemeinden Berücksichtigung. Im Durchschnitt sind die Bäder über 30 Jahr alt (Ø- Baujahr 1974) und wurden vor etwa 10 Jahren letztmals renoviert (Ø-Jahr der letzten Renovierung 1998). Bei vier Bädern wurde angegeben, dass bis 2010 Sanierungen durchgeführt
werden.
Insgesamt verzeichnen die Bäder, zu denen Besucherzahlen vorlagen (vier Bäder) rund
289.700 Eintritte. Den größten Besucherzuspruch hat das Freizeitbad in Cloppenburg mit
151.000 Besuchern, das als Erlebnisbad insbesondere für den Tagestourismus, aber auch
als Schlechtwetterangebot für die Übernachtungsgäste, eine überdurchschnittliche Bedeutung hat.
Angaben zur Herkunft der Gäste wurden nur von zwei der neun Bäder gemacht. Der überwiegende Teil stammt aus der näheren Umgebung (z.B. Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre, Landkreis Cloppenburg und Oldenburg). Der Anteil der Besucher, die von außerhalb
der Region kommen liegt bei deutlich unter 5 Prozent. Dies sind für Bäder in der Praxis
übliche und normale Werte hinsichtlich der regionalen Herkunftsstruktur der Besucher.
Angaben zu den Defiziten liegen ebenfalls von nur vier Bädern vor. Sie beliefen sich auf
insgesamt 611.000 Euro pro Jahr. Umgerechnet auf die Besucherzahl ergibt dies einen
Wert von 3,31 Euro pro Besucher (bezogen auf 3 bewertete Bäder). Bei den Hallenbädern
liegt das Defizit mit 4,02 Euro noch etwas höher, wobei aufgrund der geringen Fallzahl keine eindeutige Aussage getroffen werden kann. Dies sind normale Werte.
Tabelle 6: Übersicht Bäder
Anzahl
Anlagentyp
Total
Besucher
Angabe
Angabe
Anteilige
Besucher Defizit +
Besucher
2006
Besucher
Total
Ø
Defizit
Total in €
Defizit von
pro
Angabe
Defizit + Besucher
Besucher
Hallenbäder
3
2
2
70.700
70.700
35.350
436.000
284.000
4,02 €
Kombibäder
1
1
1
68.000
68.000
68.000
175.000
175.000
2,57 €
Erlebnisbäder
1
1
0
0
151.000
151.000
0
0
k.A.
Badeteich
Total
4
9
0
4
0
3
0
138.700
0
289.700
k.A.
72.425
0
611.000
0
459.000
k.A.
3,31 €
Quelle: ift 2009 auf Basis Angaben der Städte und Gemeinden 2009
Vergessen werden darf nicht, dass die Bäder nicht nur von Touristen genutzt werden sondern auch der Grundversorgung der einheimischen Bevölkerung dienen. Defizite im Betrieb
der Einrichtungen entstehen also insbesondere deshalb, um der Allgemeinheit ein in der
Regel subventioniertes Angebot zu machen (z.B. für Schul- und Vereinsschwimmen). Defizite im Bäderbereich dürfen also nur teilweise dem Tourismus zugerechnet werden.
Unter touristischen Gesichtspunkten spielen die Naturfreibäder bzw. die Badeseen eine
wichtige Rolle für Familien mit Kindern, da sie in den Sommermonaten eine interessante
Angebotsergänzung darstellen. Hier ist vor allem auf die Strandbereiche an der Talsperre
hinzuweisen, die kostenlos genutzt werden können und zu denen keine Besucherzahlen
vorliegen.
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 20
3.2.2 Museen
In der Analyse finden zehn Museen in vier Gemeinden Berücksichtigung. Die Angaben beruhen auf Eigenangaben der Städte und Gemeinden. Nur drei Museen machten Angaben
zum Baujahr (1922 / 1985 / 1999) und dem Jahr der letzten Renovierung (1998 / 2006 /
2008).
Für ebenfalls nur drei Museen liegen Angaben über die Besucherzahlen vor. Sie haben
zusammen 259.700 Besucher, wobei davon 99 Prozent dem Museumsdorf Cloppenburg
zuzuordnen sind. 10 Prozent der Besucher kommen hier von außerhalb der Region.
Zwei Museen verzeichnen ein Defizit von insgesamt 7.500 Euro. Dies entspricht einem
Durchschnitt von 4,41 Euro pro Besucher. Das Museumdorf Cloppenburg wirtschaftet durch
Landeszuschüsse als Landesbetrieb ohne Defizit.
Tabelle 7: Übersicht Museumsangebot (ohne Museumsdorf Cloppenburg)
Anzahl
Anlagentyp
Angabe
Besucher
2008
Total
Besucher
Angabe
Defizit +
Besucher
Anteilige
Besucher
Total
Ø
500
Total in €
500
Defizit von
pro
Angabe
Defizit + Besucher
Besucher
Volks-/Heimatkundemuseen
4
1
1
Naturwissenschaftl./techn.
Museen
3
0
0
0
0
k.A.
0
0
k.A.
Sammelmuseen
1
1
1
1.200
1.200
1.200
4.500
4.500
3,75 €
1
0
0
0
0
k.A.
0
0
k.A.
9
2
2
1.700
1.700
850
7.500
7.500
4,41 €
Museumseisenbahn
500
Defizit
3.000
3.000
6,00 €
Quelle: ift 2009 auf Basis Angaben der Städte und Gemeinden 2009
3.2.3 Freizeit- und Sportangebote
In sechs Gemeinden wurden 9 Freizeit- und 16 Sportangebote erfasst, darunter v.a. privat
betriebene, aber öffentlich zugängliche Einrichtungen.
Unter der Kategorie Freizeit- und Sportangebote werden alle die Angebote zusammengefasst, die sich bei den übrigen Kategorien (Bäder, Naturerlebniseinrichtungen etc.) nicht
zweifelsfrei berücksichtigen ließen, die aber als Besuchsanlass bzw. -ziel für Tagesausflügler und Übernachtungsgäste eine Rolle spielen und insofern die touristische Attraktivität
einer Kommune erhöhen.
Von den Kommunen wurden folgende Einrichtungen genannt:
Tier- und Freizeitpark Thüle,
Kletterwald Nord,
Molli Bär Freizeitpark,
Abenteuerspielplätze,
Kanulehrpfad,
Wassersportangebote,
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Seite 21
Golfplatz,
Nordic-Walking-Strecke,
Flugplatz,
Schießsportanlage,
Trimm-dich-Pfad,
Fitnesscenter,
Tennisplätze,
Reiterhöfe,
Radwegenetz.
Im Durchschnitt sind die Freizeiteinrichtungen 19 Jahre alt und die Sporteinrichtungen 12
Jahre alt (Ø-Baujahr 1990 bzw. 1997). Drei der Einrichtungen wurden im letzen Jahr renoviert.
Lediglich für fünf dieser Einrichtungen konnten ungefähre Besucherzahlen ermittelt werden
(413.500 Besucher pro Jahr) und zwar mit einer großen Schwankungsbreite. Der Tier- und
Freizeitpark Thüle sticht hier mit rund 300.000 Besuchern jährlich heraus. Das ‚Unter-DachSpielangebot‘ Molli Bär Freizeitpark mit 80.000 Besuchern und der Kletterwald mit rund
30.000 sind weitere nachfragestarke Anbieter. Ansonsten liegen keine zusätzlichen Daten
zu den genannten Angeboten vor, so dass keine weiteren Aussagen im Hinblick auf die
touristische Relevanz oder Investitionsbedarfen gemacht werden können.
3.2.4 Tagungsstätten
Vier Städte und Gemeinden verfügen über sechs kommunal betriebene Tagungs- und Veranstaltungsstätten außerhalb von Hotels.
Allerdings ist an dieser Stelle anzumerken, dass nur zwei der von den Kommunen genannten Tagungs- oder Veranstaltungsstätten unter dem Gesichtspunkt des Tagungstourismus
zu vermarkten sind. Die anderen Einrichtungen sind in der Regel nur für lokale Veranstaltungen und Feste nutzbar, haben also im Hinblick auf das Ziel, den Tagungs-, Seminar- und
Kongresstourismus zu entwickeln, keine große Relevanz.
Im Durchschnitt sind die Veranstaltungsstätten 10 Jahre alt. Ausnahme ist die Münsterlandhalle in Cloppenburg, die aus dem Jahr 1928 stammt. Letzte Sanierungen wurden im
Durchschnitt im Jahr 2002 durchgeführt.
Angaben zu Teilnehmer- bzw. Besucherzahlen liegen von drei Einrichtungen vor. Insgesamt
verzeichnen diese 301.000 Besucher. 88 Prozent der Teilnehmer bzw. Besucher stammen
von außerhalb der Region, wobei es sich dabei fast ausschließlich um Besucher der Veranstaltungsstätten in Cloppenburg handelt.
Insgesamt stehen 25 Räume mit einer Gesamtfläche von 9.982 qm zur Verfügung.
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3.2.5 Naturerlebnisangebote
Es konnten folgende sechs Naturerlebnisangebote ermittelt werden:
1 Umweltzentrum
3 Naturlehrpfade in drei Gemeinden
2 gemeindeübergreifende Naturlehrpfade.
Im Durchschnitt wurden die Angebote im Jahr 1991 angelegt. Drei dieser Angebote haben
entsprechenden Sanierungsbedarf für dieses Jahr (2009) angemeldet. Für einen gemeindeübergreifenden Naturlehrpfad ist bereits eine Neukonzeption geplant. Ansonsten liegen
keine zusätzlichen Daten zu den genannten Angeboten vor, so dass auch hier rein quantitativ keine weiteren Aussagen gemacht werden können.
3.2.6 Events
Insgesamt wurden in vier Städten und Gemeinden zehn touristisch relevante Veranstaltungen und Events genannt. Dazu gehören sowohl Aktions- und Erlebnistage im Museumsdorf
Cloppenburg, als auch Märkte, Stadtfeste und Kulturtage. Acht dieser Veranstaltungen finden jährlich, ein Event alle zwei, das andere alle drei Jahre statt.
Die besucherstärksten Veranstaltungen finden im Museumsdorf Cloppenburg statt, die im
Zusammenhang mit den dort jährlich über 250.000 Besuchern zu sehen sind.
Insgesamt wurden sechs Veranstaltungen im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre genannt, die zusammen 324.000 Besucher anlocken. Zwei Events ziehen Gäste auch außerhalb von Niedersachsen an. Die Ø-Dauer der Veranstaltungen beträgt drei Tage.
3.2.7 Gesamtübersicht und Fazit
Insgesamt wurden 71 Einrichtungen und Events in den sieben Städten und Gemeinden des
Erholungsgebietes Thülsfelder Talsperre erfasst. Diese sind regional im gesamten Erholungsgebiet verteilt, wobei eine räumliche Bündelung entlang einer Nord-Süd-Achse “Friesoythe – Thülsfelder Talsperre – Cloppenburg” deutlich erkennbar ist (siehe Karte 2).
Nur von weniger als einem Drittel der Einrichtungen wurden dabei Angaben zu den Besucherzahlen gemacht bzw. lagen Besucherzahlen vor. Darin sind allerdings die besucherstärksten Attraktionen enthalten, z.B. Museumsdorf Cloppenburg, Tier- und Freizeitpark
Thüle, Freizeitbad Cloppenburg. Diese Einrichtungen verzeichnen jährlich rund 1,6 Millionen
Besucher, was als Untergrenze zu verstehen ist.
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Karte 2: Überblick gemeldete Infrastrukturangebote
Quelle: ift GmbH auf Basis Eigenangaben der Städte und Gemeinden 2009
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Seite 24
Fazit:
Die Ergebnisse der Infrastrukturanalyse zeigen, dass insgesamt gesehen ein gutes
Basisangebot mit einzelnen Angebotshighlights vorhanden ist. Der regionale Fokus wird
auf ‚naturnahe Aktivitäten‘ gesetzt, der örtliche Fokus auf die Themen ‚promotabler
Geschäftstourismus‘ und ‚Kultur‘. Ein regionales Alleinstellungsmerkmal ist durch das
Angebot im Infrastrukturbereich bisher nur durch das Museumsdorf Cloppenburg
erkennbar.
Die meisten Angebote und Einrichtungen werden von den Einheimischen selbst genutzt.
Lediglich das Museumsdorf Cloppenburg mit seinen Sonderausstellungen sowie Aktionsund Erlebnistagen zieht überdurchschnittlich viele Besucher von außerhalb der Region an,
hat also eine überregional wirkende touristische Relevanz. Gleiches gilt auch für den Tierund Freizeitpark Thüle, der allerdings im Vergleich zum Museumsdorf keine Alleinstellung
im dichten Wettbewerbsumfeld von Freizeit- und Tierparks aufweisen kann.
Das vorhandene Infrastrukturangebot spielt aktuell im Hinblick auf die überregionale
touristische Nachfrage – abgesehen vom Museumsdorf Cloppenburg und den Tier- und
Freizeitpark Thüle – eine untergeordnete Rolle. Dies kann damit zusammenhängen, dass
es den Ansprüchen auswärtiger Touristen nicht genügt oder nicht bekannt ist. In beiden
Fällen wird es erforderlich sein, das vorhandene Angebot stärker auf die Erwartungen
auswärtiger Touristen auszurichten und entsprechend zu kommunizieren.
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Seite 25
3.3 Planungen für Freizeit- und Tourismusprojekte
Die Städte und Gemeinden wurden im Rahmen der Befragung zusätzlich um eine Einschätzung des eigenen Beherbergungsangebotes sowie um Angaben zu Bedarf und Planungen
in den Bereichen Beherbergung, Freizeit-, Sport- und Spielattraktionen sowie zur Einrichtung sonstiger touristischer oder vorwiegend touristisch genutzter Einrichtungen gebeten.
Von den sieben Städten und Gemeinden im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre wurden
insgesamt 31 geplante Projekte genannt. Sie umfassen verschiedene Bereiche der öffentlichen Infrastruktur sowie des Beherbergungssektors.
Für die Bewertung des jeweiligen Projektstandes wurden folgende Punkte abgefragt:
Ist die Ausweisung geeigneter Flächen/Areale erfolgt?
Liegt ein Ratsbeschluss zur Ansiedlung vor?
Ist ein Raumordnungsverfahren eingeleitet worden?
Liegt eine Machbarkeitsstudie vor?
Ist ein Investoren-/Betreiberkonzept erstellt worden?
Wurden Investoren bzw. Betreiber gewonnen?
3.3.1 Beherbergung
In Bezug auf Kapazität, Qualität und Struktur des bestehenden Beherbergungsangebotes
wurden nach eigener Einschätzung Noten zwischen zwei und fünf vergeben. Am Besten
wurde der Qualitätsstandard mit einer Durchschnittsnote von 2,3 bewertet. Die Bettenkapazität und die Unterkunftsart erhielten im Durchschnitt die Note 2,9. Cappeln und Friesoythe
vergaben durchweg eine „gute“ Bewertung, wohingegen die Kapazitäten in Emstek und
Garrel sowie in Cloppenburg die vorhandenen Unterkunftsarten als „ausreichend“ bis „mangelhaft“ bewertet worden sind. Keine Kommune vergab für einen der drei Bereiche die
Bestnote.
Fünf Kommunen sehen einen konkreten Bedarf am Neu- bzw. Ausbau des Beherbergungsangebotes. Genannt wurde der Bedarf an Wohnmobilstellplätzen, preiswerten Pensionen,
Freizeitwohnen, Campingplätzen, Ferienhäuser und die Erweiterung bzw. der Neubau von
Ferienparks bzw. -resorts.
Konkrete Planungen zum Ausbau des bestehenden Bettenangebotes gibt es in vier Kommunen (Cloppenburg, Friesoythe, Molbergen und Garrel), von denen acht Projekte genannt
worden sind. Darunter sind eine Projektidee, zwei konkrete Planungen, drei Durchführungsplanungen und zwei Projekte, bei denen die Planungen komplett abgeschlossen sind. Genannt wurden folgende Projekte:
Hotel- und Gästehaus
Campingpark,
Erweiterung Wochenendhausgebiet,
Neubau Wochenendhausgebiet,
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Seite 26
Umnutzung alter Campingplätze in gehobene Übernachtungsmöglichkeiten,
Ausbau Ferienpark,
Erweiterung eines Restaurantbetriebes zum Hotel Garni,
Wellness-Resort.
Karte 3: Planungen zum Aus-/Neubau des Beherbergungsangebotes
Quelle: ift Gmbh auf Basis Angaben der Städte und Gemeinden 2009
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Seite 27
3.3.2 Freizeit-, Sport- oder Spielattraktionen
In Cloppenburg, Friesoythe, Molbergen und Garrel bestehen ebenfalls konkrete Planungen
zur Ansiedlung bzw. zum Ausbau größerer Freizeit-, Sport- oder Spielattraktionen. Insgesamt wurden sieben Projekte genannt.
Hinsichtlich des Konkretisierungsgrades können die Planungen in eine Projektidee, drei
konkrete Planungen, zwei Durchführungsplanungen und ein Projekt, bei dem die Planungen
komplett abgeschlossen sind, charakterisiert werden. Genannt wurden folgende Projekte:
Sanierung und Umgestaltung Freizeitbad,
Neubau und Sanierung Frei- und Hallenbad,
Kultur-/Veranstaltungshaus,
Badesee,
Umgestaltung Stadion,
Multifunktionales Allwetterbad,
Neugestaltung Eingangsbereich Museumsdorf.
Bei vier der sieben genannten Projekte liegen konkrete Kennziffern zu Investitionen, Flächenbedarf, Investitionsvolumen und Umsetzungszeitrahmen vor, die zusammenfassend
wie folgt beschrieben werden können:
insgesamt ca. 770.000 erwartete Besucher,
25,8 ha geplante Fläche,
rund 22 Mio. Euro geplantes Investitionsvolumen,
geplante Fertigstellung von Ende 2010 bis Mitte 2012.
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Seite 28
Karte 4: Planungen Freizeit-, Sport- und Spielangebote
Quelle: ift Gmbh auf Basis Angaben der Städte und Gemeinden 2009
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Seite 29
3.3.3 Weitere Projekte
Weiterhin sind 16 Projektplanungen bzw. Projektideen zur Einrichtung sonstiger touristischer oder vorwiegend touristisch genutzter Einrichtungen im Erholungsgebiet Thülsfelder
Talsperre vorhanden bzw. genannt worden. Dazu gehören:
Projekt „Kunstscheune“
Haus für Theater und Kleinkunst
Umbau/Renovierung Veranstaltungszentrum
Radwanderkarte
Wanderwege / Beschilderung
Infosäulen
Thematisiertes Adventure Minigolf
Baumhaus-Hotel und -Gastronomie
Indoor-Freizeithalle
Frischehof Döpke
Umbau Betriebsgebäude für touristische Nutzung
Wohnmobilstandplätze
Neugestaltung Lehrpfad (2)
Spielplatz
Naturerlebniszentrum Störche.
Fazit:
Insgesamt gibt es einige ‚umsetzungsreife‘ Projekte, die aber vorwiegend auf vorhandenen
Angeboten basieren. Diese Projekte bieten jedoch ein zu geringes Profilierungspotenzial
für die Entwicklung des Erholungsgebiets Thülsfelder Talsperre als touristischer Destination, da bis auf Ausnahmen (z.B. Adventure-Minigolf, Baumhaus-Hotel und -Gastronomie)
nur wenige Produktinnovationen erkennbar sind, die es anderswo noch nicht gibt.
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4. Marktanalyse
4.1 Nachfrageanalyse Tourismus
Die Nachfrage nach Reisen im Inland ist in Deutschland seit langem stabil bis leicht ansteigend. Niedersachsen zählt dabei seit Jahren zu den nachfragestärksten Reisezielen und
liegt im bundesweiten Vergleich mit 11,8 Prozent der Deutschlandreisen insgesamt an zweiter Stelle (hinter Bayern mit 18,8 Prozent). In den letzten drei Jahren konnten die norddeutschen Bundesländer ihre Spitzenpositionen im bundesdeutschen Vergleich ausbauen, während Bayern Marktanteile verloren hat.
Abbildung 4: Anzahl der Reisen der deutschen Bevölkerung nach Bundesländern
alle Reisen
TJ 2006 TJ 2007 TJ 2008
Kurze Reisen
(1-3 Nächte)
TJ 2006 TJ 2007 TJ 2008
Berlin
5,8
6,6
6,2
7,3
7,8
8,0
Schleswig-Holstein
8,7
8,8
9,0
5,3
5,5
5,7
10,7
9,5
11,6
11,8
9,6
10,2
7,3
7,4
Niedersachsen
Hamburg
NRW
7,3
Hessen
4,1
RLP / Saarland
Baden-Württemberg
TJ 2006 TJ 2007 TJ 2008
4,0
5,0
3,9
13,0
12,8
13,1
14,0
13,9
4,3
2,9
4,9
4,5
2,1
5,2
8,1
8,9
22,4
21,4
21,1
12,1
9,3
9,7
9,7
5,1
3,9
4,7
3,0
4,8
3,1
6,3
4,1
5,0
5,8
6,8
7,5
6,5
8,0
9,8
9,3
9,7
10,6
10,2
10,4
19,9
19,6
18,8
17,9
18,1
17,0
9,2
9,2
8,9
6,1
6,1
5,6
13,1
13,0
13,0
6,5
6,4
6,7
7,3
7,5
7,6
5,5
5,2
5,6
Bayern
Mecklenburg
Lange Reisen
(> 4 Nächte)
8,7
Brandenburg
Sachsen-Anhalt
Thüringen
Sachsen
Basis (in Tsd. Reisen)
67.141 66.068 67.059
Prozentuale Anteile
36.895 36.331 37.307
100%, davon Kurze Reisen 55,6%
30.246 29.737 29.752
Lange Reisen 44,4%
Quelle: TMN / GfK TravelScope 2008-2009
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Seite 31
Im deutschen Vergleich lag Niedersachsen im Tourismusjahr 2008 ebenfalls vorne. Während Niedersachsen seine Reisen im Vergleich zum Vorjahr um 4,4 Prozent steigern konnte, betrug die Steigerung in Schleswig-Holstein 4,3 Prozent, in Nordrhein-Westfalen 3,3
Prozent und in Mecklenburg-Vorpommern wurde ein Minus von 1,8 Prozent verzeichnet.
Abbildung 5: Niedersachsen im norddeutschen Vergleich
TJ 2008
Angaben in
Tsd. Reisen
NDS
7.848
SWH
5.952
NRW
4.898
MVP
5.882
TJ 2008
Angaben in
Tsd. Reisen
Nordsee /
Inseln
Emsland /
Ostfriesland
Lüneburger
Heide
Westharz
Region
Hannover/
Braunschweig
Veränderung
TJ 2008
zu Vorjahr
+4,4
+4,3
+3,3
-1,8
2.909
Osnabrück /
Oldenburg
Weserbergland
981
Prozentualer Anteil an Deutschland
11,8%
9,0%
7,4%
8,9%
861
790
517
Prozentualer Anteil an Niedersachsen
37,1% 12,5% 11,0% 10,1% 6,6%
377
328
4,8%
4,2%
Quelle: TMN / GfK TravelScope 2008-2009
Regional gesehen spielt das Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre als Teil des Reisegebietes Oldenburger Münsterland im niedersächsischen Tourismus nur eine untergeordnete
Rolle. Zusammen mit dem Osnabrücker Land weist das Oldenburger Münsterland nur einen
Anteil von rund 5 Prozent an allen Reisen der Deutschen in Niedersachsen auf. Die touristische Nachfrage durch Inländer im Land ist absolut gesehen stark auf die niedersächsische
Nordseeküste konzentriert. In abgeschwächter Form gilt dies auch für die klassischen Tourismusdestinationen Niedersachsens, wie z.B. dem Harz oder der Lüneburger Heide.
Insgesamt konnten im Jahr 2008 nahezu alle Regionen vom touristischen Nachfragewachstum in Niedersachsen profitieren. Mit Ausnahme der Ostfriesischen Inseln (-0,8 Prozent)
und des Harz (-2,0 Prozent), konnten alle Regionen ein Plus im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen; allerdings in unterschiedlicher Intensität. Die Übernachtungen im Oldenburger
Münsterland stiegen dabei moderat um 3,5 Prozent an, was einem Plus von 19.111 Übernachtungen entspricht. Die Regionen mit dem stärksten Wachstum in Niedersachsen sind
das Reisegebiet Unterelbe-Unterweser (+12,2 Prozent) und Mittelweser (+11,2 Prozent).
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 32
Karte 5: Reisegebiete Niedersachsens im Vergleich
Quelle: TMN / LSKN 2007-2008 Kartengrundlage GfK Geomarketing
Im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre wurden im Jahr 2008 insgesamt 95.077 Ankünfte
und 270.370 Übernachtungen in gewerblichen Unterkunftsbetrieben (ohne Campingplätze)
seitens der amtlichen Statistik gezählt. Die übernachtungsstärksten Orte (ohne Touristikcamping) waren 2008 Molbergen mit 136.814 Übernachtungen, Garrel mit 53.117 Übernachtungen und Cloppenburg mit 44.870 Übernachtungen.
Die Entwicklung der Ankünfte und Übernachtungen verläuft seit dem Jahr 2003 kontinuierlich positiv. Bezogen auf das Basisjahr 2003 konnten die Betriebe im Jahr 2008 34.535
Ankünfte und 149.224 Übernachtungen mehr verzeichnen. Trotz eines leichten Rückgangs
im letzten Jahr konnte die Auslastung der angebotenen Betten insgesamt um rund 11 Prozent stark gesteigert werden. Auffällig ist der starke Anstieg der Ankünfte und Übernachtungen im Jahr 2005. Hier zeigen sich sehr deutlich die Nachfrageeffekte durch die Öffnung
des Landal Parks in Molbergen-Dwergte, die auch zu der deutlichen Steigerung der Aufenthaltsdauer geführt haben.
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 33
Abbildung 6: Nachfrageentwicklung 2003-2008 im Verbandsgebiet
300.000
3,5
250.000
3,0
2,5
200.000
2,0
150.000
1,5
100.000
1,0
50.000
0,5
0
0,0
2003
2004
Ankünf te
2005
2006
Übernachtungen
2007
2008
Auf enthaltsdauer
Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen 2009
Abbildung 7: Relative Entwicklung ausgewählter Nachfragekennziffern seit 2003
250%
200%
150%
100%
50%
0%
2003
Ankünf te
2004
2005
Übernachtungen
2006
2007
Auf enthaltsdauer
2008
Auslastung
Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen 2009
* ohne Bösel und Cappeln
Die Steigerung der Übernachtungszahlen um über 100 Prozent ist vor allem auf die Eröffnung des Landal Ferienparks Dwergter Sand in Molbergen zurückzuführen, wie auch ein
Blick auf die Übernachtungszahlen in den Gemeinden und Städten des Verbandsgebiets
zeigt.2 In den weiteren Städten und Gemeinden des Zweckverbandes sind die Übernach-
2
Es werden nur die in der amtlichen Statistik veröffentlichten Gemeindedaten dargestellt. Bei nicht
aufgeführten Gemeinden werden die Daten aus Geheimhaltungsgründen seitens des Landesbetriebs
für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen nicht veröffentlicht.
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 34
tungszahlen sehr stabil geblieben. Allerdings zeigt die Übernachtungsentwicklung in Molbergen auch, dass die Wachstumsphase des Landal Parks abgeschlossen ist und die
Übernachtungszahlen dort ebenfalls zu stagnieren beginnen bzw. leicht rückläufig sind.3
Abbildung 8: Übernachtungsentwicklung nach Kommunen 2003-2008
160.000
140.000
120.000
Cloppenburg
100.000
Friesoythe
80.000
Garrel
60.000
Molbergen
40.000
20.000
Emstek
0
2003
2004
2005
2006
2007
2008
Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen 2009
Als Fazit der Nachfrageanalyse lässt sich festhalten, dass im Erholungsgebiet Thülsfelder
Talsperre ein deutlich überproportionaler Zuwachs der Übernachtungen im Vergleich zu
anderen niedersächsischen Reiseregionen sowie dem Land Niedersachsen in der jüngeren
Vergangenheit zu erkennen ist. Entgegen dem allgemeinen Markttrend ist dabei die Aufenthaltsdauer und Auslastung gestiegen.
Hauptverantwortlich für diese Nachfrageentwicklung sind größere einzelbetriebliche
Investitionen und Ansiedlungen im Beherbergungsbereich, die eine nachweisbare Wirkung
zur Erschließung neuer Zielgruppen und Quellmärkte (auch aus den benachbarten
Niederlanden) mit sich gebracht haben. Flankiert wurden diese Privatinvestitionen von
tourismusrelevanten öffentlichen Investitionen und Sanierungen, z.B. diverse
Radwegebaumaßnahmen und -ausweisungen, Beschilderungsmaßnahmen. Entsprechend
ist die Investitionstätigkeit im privaten und öffentlichen Bereich zentraler Motor der
touristischen Entwicklung des Erholungsgebietes Thülsfelder Talsperre gewesen.
Allerdings sind trotz der ausgezeichneten Entwicklung der Gäste- und
Übernachtungszahlen der letzten Jahre jedoch bereits erste Sättigungstendenzen im
Erholungsgebiet erkennbar, die letztlich nur über den weiteren, gezielten Ausbau der
privaten und öffentlichen Tourismusangebote überwunden werden können. Dabei ist aus
strategischer Sicht eine größere Zielgruppenorientierung und räumliche Abstimmung
erforderlich, um die bisher oftmals auf die einzelörtliche Perspektive fokussierte
Projektentwicklung zu überwinden.
3
Auch für das Jahr 2009 geht das Management des Landal Parks mit stagnierenden bis ganz leicht
rückläufigen Übernachtungszahlen aus.
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 35
4.2 Wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus
Die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus wird in der Regel nachfrageorientiert ermittelt.
Daher sind Daten über die Anzahl von Übernachtungs- und Tagesgästen sowie deren Ausgaben pro Tag Voraussetzung für die Berechnungen. Hiermit kann dann der touristisch
bedingte Umsatz in einer Region berechnet werden. Dies ist Basis für die Ermittlung des
touristischen Beitrages zum Volkseinkommen sowie der Anzahl der vom Tourismus abhängigen Arbeitsplätze.
Insgesamt wird durch den Tourismus im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre ein jährlicher Bruttoumsatz von gut 187,6 Mio. Euro erwirtschaftet. Der Anteil des Übernachtungstourismus beträgt 21 Prozent. Die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus lässt sich aus folgenden Zahlen ableiten:
Tabelle 8: Wirtschaftsfaktor Tourismus
Segment
Übernachtungen/
Aufenthaltstage
Gewerbliche Betriebe5
Betriebe < 9 Betten6
Touristikcamping7
Dauercamping8
Reisemobilisten9
Freizeitwohnsitze10
Bekannten/Verwandtenbesuche11
Tagesreisen12
Gesamt
262.750
24.546
18.375
246.683
9.044
39.938
506.499
x
∅-Tagesausgaben pro Kopf4
=
x
x
x
x
80,70 €
47,70 €
25,60 €
16,70 €
37,20 €
25,10 €
21,00 €
=
=
=
=
x
x
6.043.250 x
7.151.085 x
Bruttoumsatz
=
=
21,2 Mio. €
1,2 Mio. €
0,5 Mio. €
4,1 Mio. €
0,3 Mio. €
1,0 Mio. €
10,6 Mio. €
24,60 € =
26,23 € =
148,7 Mio. €
187,6 Mio. €
Eigene Berechnungen ift GmbH 2009 auf Basis verschiedener dwif-Untersuchungen
4
Gewichteter Durchschnitt nach dwif 45/50, Sparkassen Tourismus-Barometer 2007, DTV Campingstudie
2004
5
Basis: Amtliche Beherbergungsstatistik
6
Basis: Gastgeberverzeichnis Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre bzw. Oldenburger Münsterland
7
Basis: Gastgeberverzeichnis Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre bzw. Oldenburger Münsterland und
DTV Campingstudie 2004
8
Basis: Gastgeberverzeichnis Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre bzw. Oldenburger Münsterland und
DTV Campingstudie 2004
9
Basis: Gastgeberverzeichnis Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre bzw. Oldenburger Münsterland und
Gesamtvolumen der Übernachtungen durch Reisemobilisten in Deutschland und Marktanteil gewerblicher Übernachtungen in Deutschland
10
Basis: Anteil Übernachtungen in Freizeitwohnsitzen an gewerblichen Übernachtungen und SparkassenTourismusbarometer 2007, S. 54
11
Quelle: Sparkassen-Tourismusbarometer 2007, S. 54
12
dwif 50, S. 74f.
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 36
Der Einzelhandel und die Gastronomie profitieren aufgrund der hohen Bedeutung des Tagestourismus (privat und geschäftlich) bzw. der Naherholung monetär am stärksten vom
Tourismus. Die touristischen Umsätze im Beherbergungswesen haben nur einen Anteil von
fünf Prozent.
Abbildung 9: Bruttoumsatz nach Branchen
Unterhaltung
8%
Dienstleistung
6%
Beherbergung
5%
Transport
1%
Gastronomie
33%
Einzelhandel
47%
Quelle: Eigene Berechnung ift auf Basis dwif 45/50, Sparkassen Tourismus-Barometer 2007, DTV Campingstudie 2004
Aus dem Bruttoumsatz von 187,6 Mio. Euro muss zunächst die darin enthaltene Mehrwertsteuer heraus gerechnet werden. Aus den verbleibenden Nettoumsätzen von 166,4 Mio.
Euro werden bei den Unternehmen und Dienstleistern, die die touristischen Produkte an
den Gast verkaufen, in Form von Personalkosten (Löhnen und Gehältern) und Gewinnen,
direkte Einkommenswirkungen in einer Größenordnung von rund 56,0 Mio. Euro erzielt. Der
Abzug von Vorleistungen von touristischen Unternehmen und Dienstleistern (z.B. in Form
von Wasser, Energie und Unteraufträgen usw.) in einem Gesamtumfang von 110,4 Mio.
Euro erzeugt bei diesen Lieferanten wiederum Einkommen in Höhe von 33,1 Mio. Euro. Der
Tourismus sorgt im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre also für Einkommen in Höhe von
89,1 Mio. Euro. Davon entfallen 20,4 Mio. Euro auf den Übernachtungstourismus und 68,7
Mio. Euro auf den Tagestourismus. Insgesamt entspricht dies einem Beitrag zum Volkseinkommen in Höhe von 3,9 Prozent.
Aus den touristischen Umsätzen von 187,6 Mio. Euro ergeben sich rechnerisch rund 2.650
Vollzeitstellenäquivalente, was ungefähr 4.370 tatsächlichen Arbeitsverhältnissen entsprechen dürfte. Davon entfallen 1.650 rechnerische Vollarbeitsplätze auf das Gastgewerbe, rund 600 Arbeitsplätze auf den Einzelhandel, rund 300 Arbeitsplätze auf sonstige touristische Leistungsträger und rund 100 Arbeitsplätze auf Dienstleister wie z.B. das Handwerk.
Da aber gerade im Tourismus tendenziell eher unterdurchschnittliche Einkommen erzielt
werden (sehr viele Teilzeit- und Saisonarbeitskräfte), hängen in der Realität wesentlich
mehr Personen (allerdings dann oftmals auch nur anteilig in Bezug auf ihr Einkommen) vom
Tourismus ab.
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 37
4.3 Standortanalyse
Bezüglich des Zukunftskonzeptes fokussiert sich die Betrachtung hinsichtlich neu zu schaffender Attraktionen auf das weitere Umfeld der Thülsfelder Talsperre mit dem südlich hiervon gelegenen Bereich des Dwergter Sandes, soweit verstärkt flächenbeanspruchende
Vorhabenideen angesprochen sind. Deswegen wurde die Überprüfung der Vorgaben der
Regionalplanung auf diesen Bereich konzentriert. Drei von vier Vorranggebieten für Erholung mit starker Inanspruchnahme durch die Bevölkerung werden durch das RROP für den
Landkreis Cloppenburg in diesem Bereich ausgewiesen. Es handelt sich um die Campingplätze östlich der Talsperre, die Ferienhäuser und den Campingplatz zwischen Stausee und
Petersfeld sowie die Ferienhausanlage Landal bei Dwergte. Das vierte Vorranggebiet bezieht sich auf das Museumsdorf Cloppenburg.
Auffällig, aber nicht überraschend ist die enge Verzahnung der „Intensiv-Erholungsgebiete“
mit besonders schützenswerten Landschaftsbestandteilen:
1. Naturschutzgebiet WE 60 „Talsperre Thülsfeld“ zugleich fast deckungsgleich mit dem
1999 erfassten FFH-Gebiet „Heiden und Moore an der Talsperre Thülsfeld“ Nr. 3013301 (landesintern Nr. 047).
2. Landschaftsschutzgebiet entlang des Gewässers „Igelriede“.
3. Landschaftsschutzgebiet Dwergter Sand.
Karte 6: Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiete am Thülsfelder Stausee
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 38
Angrenzende Bereiche werden zusätzlich als landschaftsschutzwürdig bezeichnet. Das
FFH-Gebiet umfasst das gesamte Westufer, Südufer und das südliche Ostufer sowie angrenzende Bereiche. Es überlagert mindestens 60 Prozent der Wasserfläche und hat eine
Ausdehnung von über 430 ha. Es handelt sich um ein ausgedehntes, welliges Dünengelände mit wertvollen Biotopkomplexen bestehend aus gut ausgeprägten, großflächigen Sandheiden mit Übergang zu Anmoorheiden, Moorwäldern und kleinflächigen, naturnahen
Hochmooren. Die Schutzwürdigkeit wird damit begründet, dass es sich um eines der größten Vorkommen von Dünenheiden im Binnenland mit Krähenbeere sowie Feuchtheiden im
westlichen Niedersachsen handelt. Gefährdungen werden darin gesehen, dass Nähstoffeinträge in nährstoffarme Sümpfe der Uferbereiche, insbesondere durch eutrophiertes Wasser
der Soeste, fremdenverkehrliche Aktivitäten und Betrieb der Talsperre, erfolgen. In diesem
Bereich leben vom Aussterben bedrohte Libellenarten und gefährdete Pflanzen (Quelle
NLWKN). Die Talsperre ist außerdem ein wertvoller Bereich für Gast- und Brutvögel.
Das Naturschutzgebiet umfasst darüber hinaus noch die verbleibende nördliche Gewässerfläche sowie die anderen nordöstlichen Uferbereiche mit einer Fläche von ca. 462 ha. Das
Gebiet ist durch eine struktur- und buchtenreiche Uferzone mit Röhrichten, Seggenrieden,
Weidengebüschen und Erlen- und Birken-Bruchwäldern geprägt. Im Nord- und Westteil
befinden sich ausgedehnte trockene und feuchte Sandheiden, die in feuchteren Bereichen
in Anmoorheide übergehen. Kleinflächig ausgeprägt sind Torfmoos-Schwingrasen und Gagelgebüsche sowie mehrere kleine Hochmoore. Von besonderer Bedeutung für den Naturschutz sind die hier noch großflächig und intakt vorkommenden Sandheideflächen, die der
Europäischen Union nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU gemeldet wurden. Zur
Brut-, Zug- und Rastzeit ist eine reichhaltige Anzahl von Wasservögeln wie Haubentaucher,
Krickente und Stockente anzutreffen (Quelle NLWKN,www.nlwkn.niedersachsen.de
/master/C27288428_N5512611_ L20_D0_I5231158)13.
13
Im Bereich des Schutzgebietes ist verboten:
a) Pflanzen zu beschädigen, auszureißen, auszugraben oder Teile davon abzupflücken, abzuschneiden
oder abzureißen;
b) die Jagd auszuüben sowie anderen frei lebenden Tieren nachzustellen, sie mutwillig zu beunruhigen,
zu ihrem Fang geeignete Vorrichtungen anzubringen, sie zu fangen oder zu töten oder Puppen, Larven, Eier oder Nester und sonstige Brut- und Wohnstätten solcher Tiere fortzunehmen oder zu beschädigen, unbeschadet der berechtigten Abwehrmaßnahmen gegen Kulturschädlinge und sonst lästige oder blutsaugende Insekten,
c) Pflanzen oder Tiere einzubringen;
d) die Wege zu verlassen, Feuer anzumachen, zu lagern, zu zelten, Abfälle und Papier wegzuwerfen
oder das Naturschutzgebiet auf andere Weise zu beeinträchtigen;
e) das Befahren des Stausees mit Booten jeglicher Art. Ausnahmen können für dienstliche Zwecke oder
bei Vorliegen eines öffentlichen Interesses von dem Landkreis Cloppenburg als untere Naturschutzbehörde zugelassen werden;
f) Bodenbestandteile abzubauen, Sprengungen oder Grabungen vorzunehmen, Schutt oder Bodenbestandteile einzubringen oder die Bodengestalt einschließlich der natürlichen Wasserläufe oder Wasserflächen auf andere Weise zu verändern oder zu beschädigen;
g) Bild- oder Schrifttafeln anzubringen, soweit sie nicht auf den Schutz des Gebietes hinweisen.
h) Bauten jeder Art einschl. Wochenendhäuschen, Unterkunfts- und Geschirrhütten zu errichten sowie
Drahtleitungen zu erstellen.
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 39
Faktisch kann das Naturschutzgebiet im südlichen Teil auf dem „Schafstall“-Pfad durchwandert werden.
Karte 7: Historische Karte zur Abgrenzung des Naturschutzgebietes
Die Bereiche zwischen FFH/Naturschutzgebiet und Bundesstraße 72 werden als Vorsorgegebiet für Erholung festgelegt. Konkurrierende Ausweisungen sind hier bis auf Vorsorgegebiete für die Landwirtschaft sowohl aufgrund hohen Ertragspotentials als auch aufgrund
besonderer Funktion nicht zu verzeichnen. In diesem Bereich befinden sich die Vorranggebiete für Erholung mit starker Inanspruchnahme. Die Vorranggebiete für ruhige Erholung
grenzen westlich an FFH/Naturschutzgebiete an. Nördlich der Talsperre in einer Entfernung
von ca. 2,5 km legt das RROP einen Standort mit der besonderen Entwicklungsaufgabe
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 40
„Erholung“ exakt für den Bereich des Tier- und Freizeitparks Thüle südlich von Mittelsten
Thüle fest. Es kann interpretiert werden, dass sich diese Zielvorgabe auf die Erhaltung und
ggfs. Erweiterung der bestehenden Freizeitanlage bzw. Schaffung räumlich benachbarten
Tourismusbegleitinfrastruktur bezieht. Südlich des Stausees wird ein Standort mit der besonderen Entwicklungsaufgabe „Fremdenverkehr“ festgelegt. Hiermit dürfte die Sicherung
und (verhaltene) Entwicklung im Bereich südlicher Stausee, Golfplatz und mit deutlich mehr
Dynamik die Feriensiedlung in Dwergte gemeint sein.
Karte 8: Überlagerung von Erholungsbereichen und FFH-Gebiet
Quelle: RROP, NLWKN
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 41
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die derzeitige Erholungsqualität an der
Thülsfelder Talsperre fast ausschließlich auf das gelenkte, ruhige und das beschauliche
Naturerlebnis fixiert ist. Die Spiel-, Sport- und Erlebnisbereiche bleiben auf den Tier- und
Freizeitpark Thüle, den Kletterwald im Norden, die Aktionsbereiche zwischen BungalowPark und Jugendherberge, sowie die Angebote des Campingplatzes beschränkt. Bis auf
den Kletterwald sind diese Bereiche in unmittelbarer Nähe des Stausees als Vorranggebiete
für Erholung mit starker Inanspruchnahme ausgewiesen.
In einer Entfernung von über drei Kilometer-Luftlinie vom Südufer des Stausees wurde die
Feriensiedlung Dwergte geschaffen, die über weitere Aktionsbereiche verfügt. Dieser Bereich ist der dritte der o. g. Intensiv-Erholungsbereiche. Das RROP stellt für diesen Bereich
Vorsorgebiet „Sandgewinnung“ dar. Ein Sandabbau in diesem Bereich könnte die Voraussetzung für die Schaffung eines Freizeitsees für intensive Wassersportaktivitäten darstellen,
um ein Angebot zu schaffen, welches am Thülsfelder Stausee aufgrund der hochwertigen
naturschutzfachlichen Belange nur sehr schwer umsetzbar sein dürfte.
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 42
4.4 Wettbewerbssituation
Das Angebot im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre kann nicht isoliert vom Angebot der
Wettbewerber betrachtet werden. Die für diese Betrachtung notwendige Ebene streut dabei
je nach Art der Infrastruktur in Abhängigkeit vom Umfang des Einzugsgebiets sehr stark.
4.4.1 Bäder
Für die Bäder im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre sind – neben der intraregionalen
Konkurrenzsituation der Anlagen untereinander – als Wettbewerber vor allem die Bäder in
den benachbarten Städten und Gemeinden angrenzenden Landkreisen relevant. Zum einen, weil sie Nachfrage aus dem Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre abziehen können
(sowohl jene der Einwohner als auch die der Urlaubsgäste) und zum anderen, weil sie ggf.
verhindern, dass aus dem Nachbarkreisen im Rahmen von Tagesauflügen Nachfrage in das
Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre fließt.
Angesichts der relativ geringen Fahrtzeiten, die für einen Badbesuch in Kauf genommen
werden (Kerneinzugsgebiet 15 bis 20 Kilometer), ist festzuhalten, dass mit dem Freizeitbad
Cloppenburg – insbesondere nach der geplanten Sanierung und Umgestaltung – ein modernes und besucherstarkes Freizeit- und Erlebnisbad in der Region vorhanden ist (ca.
150.000 Besucher pro Jahr). Mit dem geplanten Neu- bzw. Ausbau des Frei- und Hallenbades in Friesoythe (zurzeit ca. 70.000 Besucher pro Jahr), ggf. als multifunktionales Allwetterbad mit Fitness, Wellness und medizinischen Angeboten, käme ein weiteres Bad mit
geplanten mehr als 100.000 Eintritten hinzu, das sich von seiner Zielgruppenausrichtung
allerdings deutlich vom Freizeitbad Cloppenburg unterscheiden würde.
Hinzu kommen weitere Wettbewerber von Freizeit- und Erlebnisbädern sowie Thermen im
Umkreis. Im näheren Umkreis sind vor allem die folgenden fünf größeren Freizeit- und Erlebnisbäder bzw. Therme relevant
Olantis in Oldenburg mit Sauna-, Wellness-, Erlebnis-, Sport- und Fitnesswelt,
Delfina Delmenhorst,
Spaßbad Topas im Freizeitzentrum Schloss Dankern in Haren / Ems,
Freizeitbad Dümmer in Hüde,
Nettebad in Osnabrück.
4.4.2 Museen
Attraktive Museen und Ausstellungen sind in der Lage, Besucher aus einem relativ großen
Einzugsgebiet anzuziehen, wie das Museumsdorf Cloppenburg deutlich zeigt.
Aufgrund der Themenvielfalt im Museumsbereich sind echte Wettbewerbsbeziehungen
schwer zu greifen. Eine vertiefende Betrachtung der Museumsangebote im Umfeld des
Untersuchungsgebietes wäre daher nicht zielführend. Zudem gibt es im Erholungsgebiet
Thülsfelder Talsperre mit dem Museumsdorf Cloppenburg nur ein Museumsangebot mit
überregionaler Ausstrahlung. Aufgrund seiner Tradition und herausragenden Angebotstiefe
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 43
weist es im nationalen Rahmen eine Alleinstellung auf, die es vergleichsweise unabhängig
von konkurrierenden Museumsangeboten macht.
4.4.3 Freizeitparks
Mit dem Tier- und Freizeitpark Thüle und dem Kletterwald Nord in Friesoythe sowie dem
Molli Bär Freizeitpark in Molbergen sind derzeit drei Freizeitattraktionen mit mittlerer bis
größerer Reichweite im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre vorhanden. Im näheren Umkreis, d.h. bis 60 Minuten Fahrtzeit, finden sich weitere Freizeit- und Erlebnisparks:
Ferienzentrum Schloss Dankern in Haren / Ems
Tier- und Freizeitpark Jaderberg
Ferienpark Lütge Land
Wild- und Freizeitpark Ostrittrum
Vogelparadies Bad Rothenfelde
Freizeitpark Verden
Freizeitpark Ibbenbüren.
Hochwertigere und besucherstärkere Angebote, wie z.B. der Heide Park in Soltau, Movie
World in Bottrop-Kirchhellen oder Slagharen (NL) sind mit Fahrzeiten im Radius 60 bis 120
Minuten deutlich weiter entfernt, sind aber aufgrund ihrer hohen Attraktivität wichtige Wettbewerber.
4.4.4 Tagungs- und Kongresszentren
Die überwiegende Mehrzahl (84 Prozent) der jährlich rund 1,3 Millionen Tagungen, Seminare und Kongresse findet in Hotels statt, davon überwiegend im Drei- und Vier-SterneSegment (85 Prozent). Der Rest entfällt auf firmeneigene Veranstaltungseinrichtungen,
Hochschulen, kommunale Kongress- und Veranstaltungszentren sowie sonstigen Veranstaltungsstätten (‚Special Locations’, wie Burgen, Schlösser, ehemalige Industriehallen etc.).
Dabei kommt die Mehrzahl der Teilnehmer von Tagungen und Kongressen vor allem aus
einem Umkreis von 200 Kilometern, nur bei den wenigen Großveranstaltungen ist das Einzugsgebiet deutlich größer.
Die Zahlen verdeutlichen, dass öffentlich betriebene Tagungs- und Kongresszentren nur
einen Bruchteil des Angebots stellen und nur einen kleinen Teil der Nachfrage erreichen.
Für eine umfassende Betrachtung müssten demnach in einem Umkreis von 200 km alle
Hotels mit Tagungseinrichtungen, Tagungs- und Kongresszentren und Special Locations
betrachtet werden.
Berücksichtigt man noch die Vielfältigkeit möglicher Veranstaltungen (von Schulungen über
Firmenjubiläen bis hin zu Wissenschaftskongressen), so wird deutlich, dass eine detaillierte
Wettbewerbsbetrachtung von Tagungs- und Kongresszentren den Rahmen der vorliegen-
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 44
den Studie sprengen würde. Eine vertiefende Betrachtung im Umfeld des Untersuchungsgebietes wäre daher nicht zielführend.
4.4.5 Reiseregionen
Als Hauptwettbewerber werden nicht die in direkter Nachbarschaft zum Erholungsgebiet
Thülsfelder Talsperre liegenden Zweckverbände bzw. Regionen betrachtet, da diese zentrale Kooperationspartner im Rahmen des Verbundes Oldenburger Münsterland e.V. sind.
Hierfür wurden in den letzten Jahren auch konzeptionelle Grundlagen geschaffen. Auf dieser Basis werden zusammen mit den dortigen Partnern gemeinsam Anstrengungen in den
Bereichen Produktentwicklung und Vermarktung zur Profilierung des Oldenburger Münsterlandes unternommen, wie z.B. die Einführung der Boxen-Route verdeutlicht. Da auch mit
dem Naturpark Wildeshauser Geest sowie der Stadt Oldenburg und dem Oldenburger Land
eng kooperiert wird, konzentriert sich die Wettbewerbsanalyse auf die angrenzenden niedersächsischen Reisegebiete.
Daher zählen zu den Hauptwettbewerbern vor allem die Reisegebiete
Emsland,
Osnabrücker Land und
Ostfriesland.
Insgesamt versuchen die Wettbewerbsregionen eine Vielzahl an Themen abzudecken, wobei Schwerpunkte bestehen. Die Themen ‚Natur‘ (Radfahren, Wandern, Golfen, Nordic Walking etc.) und ‚Familien‘ stehen bei allen drei Reiseregionen an erster Stelle und sind deutlich ausdifferenzierter als beim Oldenburger Münsterland. Daneben legen alle drei Regionen
noch Schwerpunkte in den Bereichen:
Gesundheit/Wellness,
Kulinarik/Genuß,
Promotabler Geschäftstourismus.
Das Osnabrücker Land und das Emsland haben als Kernthema noch ‚Kultur‘. Emsland und
Ostfriesland legen einen weiteren Schwerpunkt noch auf das Themenfeld Wassertourismus.
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 45
Abbildung 10: Angebotsdarstellung Emsland im Internet
Quelle: www.emsland-touristik.de
Abbildung 11: Angebotsdarstellung Osnabrücker Land im Internet
Quelle: www.osnabruecker-land.de
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 46
Abbildung 12: Angebotsdarstellung Ostfriesland im Internet
Quelle: www.ostfriesland.de
Als Fazit der Wettbewerbsanalyse lässt sich festhalten, dass sich die Angebote im
Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre in einem dichten Wettbewerbsumfeld behaupten
müssen. Neue Angebote werden sich nur durchsetzen können, wenn sie aus der Masse
der jeweiligen Angebote herausstechen, z.B. aufgrund ihres innovativen Charakters oder
ihrer Größe. Gleiches gilt für bestehende Anbieter.
Die Nachbarregionen Emsland, Ostfriesland und Osnabrücker Land sind die
Hauptkonkurrenten, wenngleich über bestehende Routen und Wegesysteme enge
Verflechtungen bestehen, die gefördert werden sollten. Sie zeichnen sich hinsichtlich der
angebotenen Themen durch ihre hohe Ausdifferenzierung aus. Es herrscht eine große
Themenvielfalt vor, die sich letztlich aus den regionsspezifischen Angebotspotenzialen
ergibt; allerdings nicht immer mit der gebotenen Angebotstiefe, um wirkliche
Alleinstellungen zu erlangen. Daher ist für das Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre unter
Wettbewerbsgesichtspunkten eine Fokussierung auf nur wenige Kernthemen sinnvoll.
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 47
4.5 Trendanalyse
Die Trendanalyse liefert die Grundlage dafür, vor allem qualitative Veränderungen der
Nachfrage- und Rahmenbedingungen für den Tourismus im Erholungsgebiet Thülsfelder
Talsperre abzuschätzen. Zunächst werden auf der Basis einer Prognos-Studie14 gesellschaftliche und strukturelle Entwicklungen aufgezeigt, die sich auf den Tourismus auswirken.
Da die Deutschen auch in Zukunft die bedeutendste Zielgruppe für das Erholungsgebiet
Thülsfelder Talsperre sind, folgt die Darstellung der Urlaubsreisetrends der Deutschen von
der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (F.U.R.).
Der Einfluss der Trends auf der Nachfrageseite, führt auch bei den Einrichtungen der Tourismus- und Freizeitwirtschaft zu Veränderungen, auf die im zweiten Teil der nachfolgenden
Ausführungen eingegangen wird.
4.5.1 Ergebnisse der Prognos-Studie
Gesellschaftliche Urlaubstrends
Folgende zentrale gesellschaftliche Trends wirken sich der Studie zu Folge auf den touristischen Markt aus:
Verschiebung im Altersaufbau der Bevölkerung:
Die Bevölkerung der unter 50jährigen geht in Deutschland bis zum Jahr 2020 um
9,3 Mio. Personen zurück.
Besonders stark steigt die Bevölkerung in der Altersgruppe von 50-59 Jahren an,
gefolgt von der „Generation 60+“.
Zunahme der ungleichen Lebensbedingungen.
Höheres Bildungsniveau.
Wachsende Preisorientierung.
Individualisierung der Lebensbiografien löst die traditionellen Strukturen Schule-BerufFamilie auf und diversifiziert Lebensmodelle und Familienformen.
Hybrider Konsument als „gespaltene Persönlichkeit”, für den sich Luxus und Askese
nicht ausschließen.
Individualisierung führt zur Fragmentierung von Massenmärkten und individuellen Produkten und Leistungen.
Work-Life-Balance als Antwort auf zunehmend empfundenen Alltagsstress.
14
Die Prognos AG ist ein Unternehmen, das sich mit Zukunftsfragen beschäftigt – vgl. auch
www.prognos.com
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 48
Steigende Bedeutung von Sicherheit und Vertrauen vor dem Hintergrund globaler Konflikte.
Auf gesättigten Märkten sucht Konsument ständig nach neuer Orientierung durch Marken.
Für Tourismusanbieter hat der steigende Anteil von älteren Menschen Einfluss auf ihre Produktplanungen. Wichtiger als das rein nominelle Alter erscheinen aber Verhaltensweisen
und Konsumbedürfnisse. So hat das Max-Planck-Institut ermittelt, dass ein heute 70jähriger
die körperliche Verfassung eines 49jährigen im Jahr 1970 hat. Der steigende Anteil älterer
Teilnehmer bei Marathon-Läufen ist nur ein Beleg dafür.
Persönliche Zielvorstellungen, wie die Genussorientierung (das Leben genießen; etwas für
sich tun, Spaß haben) werden auch für die ältere Bevölkerung immer wichtiger, die ihr Leben heute intensiver gestaltet und genießt. Noch nie hat es eine Generation gegeben, die
mit so viel Zeit und Geld, Bildung und Wohlstand aufgewachsen ist.
Durch die Sättigungstendenzen im Markt und die steigende Reiseerfahrung werden Reiseentscheidungen in vielen Segmenten (v.a. Freizeitreisen, Kurzreisen, Wochenendtrips) zunehmend von Emotionen und spontanen Entscheidungen beeinflusst. Urlaubsdestinationen
mit einer starken Marke nehmen an Bedeutung zu, da Marken den Entscheidungsprozess
deutlich vereinfachen. Von folgenden weiteren Vorteilen profitieren Kunden bei starken Destinationsmarken:
Die Marke spart dem Gast Zeit, da durch sie die Orientierungs- und Suchphase deutlich
verkürzt wird.
Marken transportieren Grundqualitäten besonders effizient.
Die Kenntnis der Marke reduziert das Kaufrisiko.
Die genannten Punkte gelten vor allem dann, wenn rationale Entscheidungsprozesse in den
Hintergrund treten.
Das Konsumverhalten wird außerdem von Verbrauchern geprägt, deren Verhalten durch
gleichzeitiges Streben sowohl nach Preisvorteilen als auch nach Qualität – beispielsweise
hochwertige Marken – gekennzeichnet ist (dem sogenannten ‚Smart Shopper‘). Damit unterscheidet sich der ‚Smart Shopper‘ vom Schnäppchenjäger, der nach Angeboten sucht,
die ohnehin im untersten Preissegment liegen.
Das veränderte Verbraucherverhalten führt dazu, dass das Segment der Mitte Anteile an
das Exklusivpreis- und an das Billigpreissegment abgibt. Die Prognosen von Prognos wurden dabei von jüngsten Untersuchungen der GfK bestätigt, müssen aber nicht zwangsläufig
für alle Beherbergungsformen gelten (z.B. Unterschiede Stadt- und Ferienhotellerie).
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 49
Abbildung 13: Differenzierung der Märkte
100 %
Top Budget
wirkliche Exklusivität
Middle Class
50 %
persönliche Differenzierung
entwickeln
Low Budget
10 %
1970
1980
1990
konsequent preiswert
2000
2010
Quelle: Prognos 2003
Veränderung der Urlaubsformen
Aus der Veränderung im Hinblick auf die Kundenstruktur und -bedürfnisse ergeben sich
Auswirkungen auf die Entwicklung der Urlaubsformen in den kommenden Jahren. Die überdurchschnittlichen Präferenzen der zukünftig wachsenden Bevölkerungsgruppen führen zu
einer wachsenden Bedeutung folgender Urlaubsformen:
Kultur-, Bildungs- und Städteurlaub,
Gesundheits- und Wellnessreisen,
Aktivorientierte Urlaubsformen (z.B. Radfahren, Wandern),
Cluburlaub,
Luxussegment und Kreuzfahrten,
Exklusive Ferienhäuser.
Strukturelle Veränderungen
Struktur verändernde Innovationen lösen vor allem die Low-Cost Airlines und das Internet
aus. 2007 bedienten 29 Fluggesellschaften von 25 deutschen Flughäfen den Reisemarkt in
Deutschland. Insgesamt werden von den betrachteten Low-Cost Gesellschaften 568 unterschiedliche Strecken im innerdeutschen und grenzüberschreitenden Verkehr bedient. Dies
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 50
sind 341 Strecken mehr als im Sommer 2004, gleichbedeutend mit einer Zunahme von 250
Prozent.15
Der Online-Direktvertrieb gewinnt mit zunehmender Verbreitung des Internets und des
Breitbands kontinuierlich Marktanteile. Die noch bestehenden Akzeptanzdefizite, vor allem
wegen der Zahlungsmodalitäten, werden durch bessere Sicherheitssysteme zunehmend
verringert. Der Online-Vertrieb wird sich vor allem bei einfachen Produkten bzw. Produktbausteinen wie Bahnfahrkarten, Flugtickets, Eintrittskarten und Last-Minute-Reisen weiter
etablieren.
Neben dem Internet, wird der ‚nicht klassische‘ Vertrieb (z.B. über Supermärkte und andere
größere Einzelhandelsanbieter wie Aldi, Tchibo, Plus) zu Lasten der Reisebüros Marktanteile gewinnen.
Fazit Entwicklungsperspektiven im Tourismus
Besonders präsente Trends, die einen hohen Handlungsbedarf auslösen, sind die demografischen Veränderungen, die immer größer werdenden Einkommensunterschiede
in der Bevölkerung, das gestiegene Bildungsniveau und die größere Reiseerfahrung
sowie die wachsende Marken- und Preisorientierung der Konsumenten.
Von diesen Trends werden besonders die Urlaubsformen Städte- und Kurzreisen,
Wellness und Fitnessreisen, Kultur- und Studienreisen, Wander- und Trekkingurlaub,
das Luxussegment sowie die Anbieter exklusiver Ferienhäuser profitieren.
Traditionell starke Urlaubsformen wie der Bade- und Sonnenurlaub sowie der Winterurlaub im Schnee werden eher unterdurchschnittlich wachsen oder stagnieren.
Struktur verändernde Innovationen gehen vor allem von Low-Cost Airlines und neuen
Vertriebsmodellen aus.
4.5.2 Urlaubsreisetrends 2015
Basierend auf dem Datenmaterial von 34 Reiseanalysen hat die Forschungsgemeinschaft
Urlaub und Reisen e.V. die Entwicklung der touristischen Nachfrage der Deutschen bis zum
Jahr 2015 untersucht und gelangte dabei zu folgenden Kernergebnissen16:
Eine präzise Vorhersage der quantitativen Entwicklung der touristischen Nachfrage ist
prinzipiell unmöglich. Eine Vorhersage könnte nur gelingen, wenn sowohl die Entwicklung der einzelnen Einflussfaktoren auf die Nachfrage abgeschätzt werden könnte als
auch ihre gemeinsame Wirkung auf die Nachfrage. Als Korridor einer möglichen Entwicklung bis zum Jahr 2015 wird eine Urlaubsreiseintensität zwischen 72 und 80 Prozent und eine Kurzreiseintensität zwischen 32 und 45 Prozent vermutet.
15
Low Cost Monitor 2007, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, 2007
16
Quelle: Lohmann, Aderhold, Zahl bzw. F.U.R.: Urlaubstrends 2015, Die RA-Trendstudie, Kiel 2004
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 51
Deutschland wird im Jahr 2015 einen Marktanteil von rund 30 bis 35 Prozent bei den
Urlaubsreisezielen haben. In den letzten Jahren betrug dieser Anteil knapp über 30
Prozent. Die Veränderungstendenz ist damit gering. Allerdings findet eine Verschiebung von den Haupturlaubsreisen zu den zusätzlichen Urlaubsreisen statt.
Die Urlaubsformen Strand/Baden, Ausruhen und Familie werden auch im Jahr 2015
dominieren. Zuwächse werden für die Urlaubsformen All-Inclusive Reise, Busreise, Gesundheit, Städtereise, Kur im Urlaub, Cluburlaub, Wellness, Kulturreise und Kreuzfahrt
erwartet. Für das Segment Urlaubsreisen mit Kindern wird bis 2015 trotz des demografischen Wandels nicht von einem Rückgang ausgegangen. Allerdings werden Kinder
häufiger mit begleitenden Erwachsenen reisen, die älter als 50 Jahre sind.
Bei den Urlaubsaktivitäten wird von einer Polarisierung ausgegangen, in deren Verlauf
sich sowohl die Gruppe der aktiven als auch der passiven Urlauber zu Ungunsten der
Gruppe der indifferenten Urlauber vergrößern wird. Auch die Ausdifferenzierung der Aktivitäten wird fortschreiten.
Die Dauer der Urlaubsreisen wird weiter abnehmen, aber nur noch leicht.
Die Saisonalität von Urlaubsreisen wird sich wegen der demografischen Veränderungen weiter entzerren. Immer weniger Menschen sind zukünftig an Ferientermine gebunden.
Bei den Unterkunftsformen werden Hotels, Ferienwohnungen und Ferienhäuser gewinnen, Übernachtungen in Privatquartieren und bei Freunden und Verwandten werden
eher zurückgehen. Im Campingbereich ist mit Stagnation, allenfalls mit einer leichten
Zunahme zu rechnen.
Bei den Reiseausgaben pro Person wird von einer Stagnation bzw. einem leichten
Rückgang ausgegangen.
4.5.3 Angebotsseitige Trends in der Freizeitwirtschaft
Durch die gesellschaftlichen Trends ergeben sich neue Anforderungen an die Einrichtungen
der Freizeitwirtschaft17:
Filialisierung/Globalisierung: Entwickler erfolgreicher neuer Konzepte versuchen diese
an anderen Standorten zu multiplizieren, auch im globalen Maßstab.
Konzentration von Marktanteilen in den Händen weniger großer Betreiber und Megaprojekte, die für institutionelle Investoren interessanter sind.
Hohe Wettbewerbsdichten: Kopierbare Angebote ziehen schnell Nachahmer nach sich,
was häufig zum Überbesatz mit den entsprechenden Anlagen führen kann (Beispiel:
Multiplex-Kinos, Indoor-Spielanlagen/Spielhäuser).
Hoher Produkt-Innovationsgrad: In den letzten 20 Jahren sind mehr neue Formen von
Freizeitanlagen entwickelt worden als je zuvor (z.B. vielfältige Indoor-Konzepte für Out-
17
vgl. verschiedene Vorträge Wenzel Consulting AG
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 52
door-Sportarten wie Skihallen, Tauchtanks, Beachsporthallen, künstliche Surfwellen,
Fallschirmspringen im Aerodium etc.).
Kurze Lebenszyklen: Nur wenige neue Konzepte sind dauerhaft attraktiv. Wechselnde
Moden beschränken die Lebensdauer (Beispiel: abnehmende Bedeutung von Tennis).
Zielkundenorientierung der Angebote – Marktsegmentierung. Aufzeigen lässt sich dieser Trend am Beispiel der Bäder: Das klassische Angebot Hallenbad mit Sauna ist in
den letzten Jahrzehnten vielfältig ausdifferenziert worden: Day-Spas, thematisierte
Wellnessanlagen, Freizeitbäder, Thermen, Spaßbäder, Tropenbäder etc.
Nutzung von Freizeitanlagen als Instrument der Unternehmenskommunikation (Beispiele: Autostadt in Wolfsburg, Ravensburger Spielewelt, Playmobil-Funpark, Legoland
etc.).
Räumliche Bündelung von Freizeitaktivitäten, z.B. im Rahmen der Entwicklung von
Resorts wie dem Land Fleesensee mit Wassersport, Therme, Golfplätzen, Tennisanlagen, Reiterhof, Hotels, Feriendorf etc.
Die zunehmende Größe von Freizeitanlagen und die Konzentration im Markt bedingen
eine wachsende Professionalisierung.
4.5.4 Anforderungen an erfolgreiche Freizeitanlagen
Eine erfolgreiche Freizeiteinrichtung muss aus einer stimmigen, maßgeschneiderten und
plausiblen Konzeption entwickelt werden. Dazu gehört zunächst eine Reihe von strukturellen Anforderungen:
Lokaler Bezug: Die thematische und auch gestalterische Verbindung zum Standort, die
Einbeziehung vorhandener Strukturen, Institutionen und Bedürfnisse.
Innovation: Neue Angebote müssen über das Vorhandene hinausführen. Sie müssen
sich von vergleichbaren Einrichtungen unterscheiden und das Profil des Standortes akzentuieren.
Alleinstellung: Eine neue Freizeitanlage sollte den Charakter der Alleinstellung so stark
verkörpern, dass eine wechselseitige Identifikation stattfinden kann: Wer an die Freizeiteinrichtung denkt, denkt an den Standort und wer an den Standort denkt, denkt
auch an die Freizeiteinrichtung (Beispiele: Golf – Bad Griesbach, Europa-Park – Rust,
Thermen – Baden-Baden, Musicals – Hamburg).
Integration: Eine Freizeiteinrichtung darf nicht als autonome Einheit geplant werden,
sondern muss in das vorhandene Umfeld eingepasst werden und Teil eines Gesamtkonzeptes sein.
Tragfähigkeit: Das Konzept muss alle wirtschaftlichen und betrieblichen Faktoren optimal berücksichtigen. Das beinhaltet Kapazitäten der Einrichtung und Besucherführung
ebenso wie Erschließung und Betriebskosten.
Gleichzeitig sind inhaltliche und gestalterische Anforderungen für den Erfolg einer Freizeitanlage entscheidend:
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 53
Fokus: Ein überzeugendes Konzept hat einen deutlich erkennbaren inhaltlichen
Fokus und macht eine klare Aussage, die für die Öffentlichkeit verständlich und
nachvollziehbar ist.
Attraktivität: Aus dem konzeptionellen Fokus heraus muss ein Erlebnisraum geschaffen werden, der in der Lage ist, Besucher zu begeistern, zu überraschen und
zu faszinieren, der das Gefühl vermittelt, etwas Einmaliges erlebt zu haben.
Perspektive: Besucher müssen das Gefühl haben, dass es sich lohnt, wiederzukommen. Nur so kann eine langfristige Tragfähigkeit erreicht werden. Dazu gehört
auch die frühzeitige Integration von Reattraktivierungsmöglichkeiten und Ausbaustufen in die Planung.
4.5.5 Nachfrageseitige Trends in der Freizeitwirtschaft
Besucher in Freizeit-, Bildungs- und Erlebniseinrichtungen jeder Art folgen drei fundamentalen Motivationen:
Intellektuell motivierte Besucher sind an einem Thema interessiert, wollen etwas lernen,
sich bilden und vorhandene Interessen vertiefen,
Emotional motivierte Besucher wollen etwas erleben, berührt werden, sich faszinieren
und begeistern lassen,
Sozial motivierte Besucher schließlich wollen vor allem miteinander etwas erleben, sich
mit anderen über das Erlebte austauschen und gemeinsam Zeit verbringen.
Entscheidend aber ist, dass nicht verschiedene Besucher mit verschiedenen Motivationen
Freizeiteinrichtungen besuchen, sondern dass alle Besucher jeweils all diese Bedürfnisse
mitbringen, wenn auch in jeweils unterschiedlichen Anteilen.
Eine moderne Freizeiteinrichtung muss in der Lage sein, die drei fundamentalen Bedürfnisse von Besuchern gleichermaßen zu befriedigen. Dazu gehören attraktive Themen, fundierte Inhalte, Inszenierungen, Spannungsbögen, ergreifende Momente, Situationen, in denen
mehrere Besucher miteinander etwas erleben und sich auseinandersetzen können, aber
auch Möglichkeiten zum Verweilen und Ausruhen, in denen die Besucher sich auf sich
selbst und ihre Begleiter besinnen können.
Aus den bekannten Erlebniswelten werden zukünftig „Erfahrungswelten“ mit Tiefgang. Dies
ist durchaus eine Chance auch für traditionelle Freizeitanlagen und -angebote, wenn sie es
schaffen, eine Mischung aus nostalgischer Tiefe und Trendbewusstsein mit Gespür für neue
Zielgruppen zu entwickeln.
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 54
4.5.6 Fazit Trendanalyse
Generell sind es keine radikalen Veränderungen, die die Entwicklung des Tourismus in
Deutschland verändern. Tourismusentwicklung ist Evolution statt Revolution.
Die Ansprüche an Qualität, Komfort, Vielfalt und Service steigen in allen Bereichen der touristischen Dienstleistungskette und nur ein konsequent auf Zielgruppen ausgerichtetes Marketing führt zum Erfolg bei Anbietern und Destinationen.
Es ist aber nicht nur der multioptionale Gast mit seinem veränderten Konsumverhalten, auf
den sich die Anbieter und Destinationen einstellen müssen. Weitere wichtige Einflussfaktoren sind der zunehmende Verdrängungswettbewerb, die Marktmacht der wichtigsten Vertriebspartner und die Kosten der Freizeitinfrastruktur (Investition, Betrieb und Attraktivierung).
4.6 Potenzialanalyse
In Verbindung mit der vorliegenden Potenzialanalyse stehen folgende Fragen im Mittelpunkt:
Wie wird sich das Nachfragevolumen für Tages- und Übernachtungsreisen im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre künftig entwickeln?
Wie werden sich die Besucherzahlen der Freizeit- und Tourismuseinrichtungen (Bäder,
Museen und sonstige Besucherattraktionen) künftig entwickeln?
Um diese Fragen beantworten zu können, müssen verschiedene Mark- und Angebotsfaktoren, die das Nachfragevolumen einer Freizeiteinrichtung beeinflussen, berücksichtigt werden (siehe Abbildung 14).
Den Marktfaktoren unterliegen sämtliche Einrichtungen in mehr oder weniger gleichem
Umfang. Ausnahme: Wettbewerb und Freizeitverhalten. Diese sind anlagenspezifisch zu
differenzieren.
Die Angebotsfaktoren unterscheiden sich von Anlage zu Anlage. Zudem kann ein und
dieselbe Freizeiteinrichtung in Abhängigkeit von Einsatz, Kreativität und Professionalität
ihres Betreibers sehr unterschiedliche Ergebnisse hinsichtlich der Abschöpfung des Nachfragepotenzials erzielen.
In der Folge werden die das Nachfragepotenzial determinierenden Marktfaktoren näher
untersucht.
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 55
Abbildung 14: Die Nachfrage von Freizeiteinrichtungen bestimmende Faktoren
Marktfaktoren
• Bevölkerung im relevanten
Einzugsgebiet
• Anzahl Übernachtungsgäste
• Kaufkraft
• Mobilität
• demografische Struktur
• Freizeitverhalten
• Wettbewerb
Nachfragepotential
Angebotsfaktoren
• Anlage und Angebot selbst
• Lage und Verkehrsanbindung
• Öffnungszeiten
• Preisgestaltung und
Preisdifferenzierung
• Kommunikation
• Vertrieb
• Bekanntheitsgrad und Image
x
Abschöpfung
Nachfragevolumen
Quelle: ift GmbH
4.6.1 Aktuelles Nachfragepotenzial für touristische Infras truktureinrichtungen
4.6.1.1 Marktvolumen im Einzugsgebiet
Die Anzahl der Einwohner sowie der in der Region verweilenden Touristen – und damit der
potenziellen Besucher – im Umfeld einer Freizeiteinrichtung ist die wichtigste Determinante
des Marktpotenzials. Inwieweit Einwohner und Touristen potenzielle Nachfrager darstellen,
hängt u.a. von der Ausdehnung des Einzugsgebiets für Einwohner bzw. Touristen ab.
Das Einzugsgebiet einer Freizeiteinrichtung wird durch die maximale Fahrtzeit (einfache
Strecke) determiniert, die Besucher für einen Besuch in Kauf nehmen. Diese hängt in der
Regel von der Attraktivität des Angebotes und der damit verbundenen Aufenthaltsdauer in
der Einrichtung ab: Je länger die Aufenthaltsdauer, desto längere Anfahrtszeiten werden in
Kauf genommen.
Dementsprechend nehmen Wochenendurlauber und Feriengäste zum Erreichen ihres Urlaubsziels längere Anreisezeiten in Kauf als Tagesgäste beim Ansteuern ihres Tagesreiseziels. Bei Tagesausflügen vom Urlaubsort aus sind die Entfernungen geringer als beim Tagesausflug vom Wohnort aus.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die zu erwartende Zusammensetzung der
Besucher nach Herkunftsbereichen und die akzeptierten Fahrtzeiten.
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 56
Tabelle 9: Einzugsgebiete von Freizeiteinrichtungen
Einzugsgebiet
Herkunft in %
Entfernung
bis 50 km
51 bis
100 km
mehr als
100 km
bis 0,75
bis 1,25
> 1,25
40
30
30
Fahrtzeit in Std.
Entertainment Parks
Ø maximal Ø Aufentakzeptierte haltsdauer
Fahrtzeit18
1,4
6 – 8 Std.
(dazu zählen Themenparks, Amusementparks, Märchenparks etc.)
Bildung
70
20
10
0,9
2 – 3 Std.
40
10
1,1
3 – 4 Std.
0
0,7
1,5 - 5 Std.
(Museen, Ausstellungen, Galerien etc.)
Zoologische Anlagen
50
(Zoos, Wildparks, Vogelparks, Safariparks, Aquarien etc.)
Erholung und Fitness
80
20
(Freizeitbäder, Aquaparks, Squash, Eislaufen, Kegeln, Sportkomplexanlagen)
Naturparks
70
20
10
1,1
3 – 5 Std.
(Nationalparks, Parkanlagen, Botanische Gärten)
Quelle: ift 2009
Als Kerneinzugsgebiet für Bäder gilt ein Bereich von maximal 30 Minuten Fahrzeit, für Bildungseinrichtungen (Museen) bzw. Besucherattraktionen gelten 60 Minuten Fahrtzeit, für
Zoos 60 bis 70 Minuten Fahrzeit und für Freizeitparks bis 90 Minuten Fahrtzeit. Bei besonders attraktiven Einrichtungen mit höherer Aufenthaltsdauer werden Anreiseentfernungen
von bis zu zwei Stunden akzeptiert.
Bei Einrichtungen mit hohem Alleinstellungscharakter wächst die Bereitschaft zu längeren
Anfahrtszeiten ebenfalls. So kann eine außergewöhnliche Sonderausstellung das Einzugsgebiet eines Museums vorübergehend erheblich ausweiten.
Bevölkerungsvolumen (Primärmarkt)
Das Volumen der Bevölkerung wurde im Bereich bis 120 Minuten Fahrtzeit ermittelt. Ausgangspunkte für die Berechnung der Isochronen für die Region sind die Städte Cloppenburg
und Friesoythe. Von jedem Punkt entlang einer Isochrone lässt sich mindestens einer dieser
beiden Städte in der entsprechenden Fahrtzeit erreichen. Für die Berechnungen wurde von
Durchschnittsgeschwindigkeiten von 100 km/h auf Autobahnen, 70 km/h auf Landstraßen
und 30 km/h Innerorts ausgegangen.
Im Einzugsgebiet des Erholungsgebietes Thülsfelder Talsperre leben rund 21,7 MillionenMenschen, davon 18,4 Millionen in Deutschland und 3,3 Millionen in den Niederlanden.
18
Die in Einzelfällen maximal akzeptierte Fahrzeit kann bei überdurchschnittlich attraktiven Angeboten
über dem jeweiligen Durchschnittswert liegen, wie z.B. beim Museumsdorf Cloppenburg.
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 57
Das Einzugsgebiet für Tagesreisende bewegt sich in der Regel innerhalb eines Radius von
bis zu 120 Minuten Fahrtzeit im PKW. Der Primärmarkt des Erholungsgebietes Thülsfelder
Talsperre lässt sich demnach wie folgt charakterisieren:
Der Nahbereich bis 30 Minuten Fahrtzeit ist verhältnismäßig dünn besiedelt. Als einzige
größere Stadt liegt hierin die Stadt Oldenburg.
Der Bereich mittlerer Entfernung bis 60 Minuten Fahrtzeit ist durch ein deutlich größeres Bevölkerungspotenzial gekennzeichnet, vor allem durch die Städte Bremen und
Osnabrück mit ihrem jeweiligen Umland.
Im Bereich bis 90 Minuten Fahrzeit kommen die Städte Bremerhaven, Bielefeld und
Münster sowie in den östlichen Niederlanden Groningen, Emmen und Enschede dazu.
Der Bereich bis 120 Minuten Fahrtzeit umfasst außerdem das Ruhrgebiet im Süden
und Hamburg im Norden und reicht in den Niederlanden im Norden und Nord-Westen
bis an die Küste heran.
Karte 9: Einzugsgebiet Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre
Quelle: Bevölkerungsdaten Statistische Landesämter 2007, Berechnung ift GmbH,
1 Punkt entspricht 500 Einwohnern
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 58
Die Visualisierung des Bevölkerungspotenzials im Einzugsgebiet des Erholungsgebietes
Thülsfelder Talsperre in der Karte macht deutlich, dass die größten Potenziale in den urbanen Verdichtungsräumen Nord- und Westdeutschlands sowie in Teilen der Niederlande
liegen; also im überregionalen Einzugsbereich. Dabei ist gleichzeitig zu bedenken, dass in
der Regel eine starke Wettbewerbssituation durch eine Vielzahl an Konkurrenzangeboten
im Freizeit, Sport- und Kulturbereich in den urbanen Räumen vorherrscht. Entsprechend
attraktiv müssen Angebote im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre sein, um vorhandene
Potenziale aus den bevölkerungsreichen, urbanen Quellmärkten aktivieren zu können.
Die nachfolgende Tabelle zeigt abschließend die Einwohnerzahlen für die verschiedenen
Zonen des Einzugsgebietes.
Tabelle 10: Bevölkerung im Einzugsgebiet
Standort
Erholungsgebiet Thülsfelder
Talsperre
Fahrtzeit
Einwohner
kumuliert
0 bis 30’
679.680
679.680
31 bis 60’
2.662.287
3.341.967
61 bis 90’
5.138.851
8.480.818
91 bis 120’
13.206.093
21.686.911
Quelle: Bevölkerungsdaten Statistische Landesämter 2007, Berechnung ift GmbH
Übernachtungsgäste (Sekundärmarkt)
Das Volumen der Übernachtungsgäste wurde im Nachbereich bis 30 Minuten Fahrtzeit für
die einzelnen Kommunen im Verbandsgebiet ermittelt. Dabei wurden nur gewerbliche Übernachtungen berücksichtigt. Das Potenzial aus dem Sekundärmärkt für das Erholungsgebietes Thülsfelder Talsperre kann demnach auf rund 570.000 Ankünfte und 1.400.000 Übernachtungen abgeschätzt werden.
4.6.1.2 Kaufkraft der Bevölkerung
Die folgende Karte zeigt die Verteilung der Kaufkraft in Deutschland. Die Kaufkraft (Bundesdurchschnitt 18.734 Euro) ist im Süden und im Westen Deutschlands am höchsten.
Entlang der ehemaligen Zonengrenze zieht sich ein Korridor geringerer Kaufkraft. Noch
geringer ist die Kaufkraft in den neuen Ländern. Lediglich im Korridor entlang der A2 nach
Berlin sowie im Speckgürtel Berlins und im Umfeld der sächsischen Wirtschaftszentren ist
die Kaufkraft etwas höher.
Das Untersuchungsgebiet sowie der nordwestliche und westliche Bereich des Kerneinzugsgebietes hat eine unterdurchschnittliche Kaufkraft. In östlicher und südöstlicher Richtung
deckt das Einzugsgebiet überwiegend Bereiche mit durchschnittlicher und überdurchschnittlicher Kaufkraft ab.
Deutlich wird durch die Visualisierung der Kaufkraft im Einzugsgebiet, dass die Angebote im
Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre zur Erreichung des Bevölkerungspotenzials mit hö-
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 59
herer Kaufkraft ein über das direkte regionale Umfeld hinausgehende Strahlkraft aufweisen
müssen. Dies gilt insbesondere für die gleichzeitig kaufkraftstärkeren und bevölkerungsreichen urbanen Verdichtungsräume in Nord- und Westdeutschland.
Karte 10: Verteilung der Kaufkraft in Deutschland
Quelle: GfK 2007
4.6.2 Zukünftiges Nachfragepotenzial
In Zukunft wird sich das Nachfragepotenzial für den Tages- und Übernachtungstourismus in
qualitativer Hinsicht vor allem demographisch bedingt verändern. Zudem hängt die Entwicklung der touristischen Nachfrage unter anderem von der wirtschaftlichen Entwicklung und
der Entwicklung der Wettbewerbssituation ab. Beides kann nur bedingt prognostiziert werden. Die Auswirkungen der sich aktuell abzeichnenden wirtschaftlichen Entwicklung auf den
Tourismus sind noch schwer einzuschätzen, wenngleich insgesamt keine gravierenden
Nachfrageeinbrüche in 2009 erwartet werden.
Ein Grund hierfür ist, dass die Zahl der Urlaubsreisen seit Mitte der 90er Jahre zwischen 61
und 66 Millionen pendelt. In den letzten Jahren liegt sie stabil auf hohem Niveau bei 64-65
Millionen Reisen pro Jahr. Laut Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (F.U.R)
haben im Jahr 2008 49,4 Millionen Deutsche mindestens eine Urlaubsreise (ab 5 Tagen
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 60
Dauer) unternommen. Dies entspricht einer Urlaubsreiseintensität von 76,2 Prozent. Insgesamt wurden 64,0 Millionen Urlaubsreisen durchgeführt. Mit über 30 Prozent kann das Reiseziel Deutschland seinen Marktanteil an den privaten Urlaubsreisen in den letzten Jahren
stabil halten und ist somit seit Jahren das bei weitem beliebteste Reiseziel der Deutschen.
Tabelle 11: Urlaubsreisen der Deutschen 2004-2008
eine oder mehrere
Urlaubsreisen gemacht
(in % der Bev.)
Anzahl (in Mio.)
Urlaubsreisende
Anzahl (in Mio.)
Urlaubsreisen
davon Zweit-/
Drittreisen (in Mio.)
2004
2005
2006
2007
2008
74,4
73,6
74,7
74,8
76,2
48,1
47,8
48,6
48,5
49,4
65,4
64,1
64,4
62,9
64,0
17,2
16,3
15,8
14,4
14,6
Quelle: F.U.R. RA 2009
Jährlich geben die Deutschen rund 250 bis 300 Mrd. Euro aus. Im Vergleich zu 1970 entspricht dies einer Steigerung von rund 850 Prozent. Tendenziell geht der Trend zu steigenden Reiseausgaben bei sinkender Urlaubsreisedauer. Auch im Bereich des Tagestourismus
zeigen die einschlägigen Grundlagenstudien seit Jahren einen langsamen, aber kontinuierlichen Wachstumstrend. Mittlerweile werden jährlich nahezu drei Milliarden private Tagesausflüge seitens der deutschen Bevölkerung unternommen. Allerdings nehmen die Ausgaben inflationsbereinigt kaum noch zu.
Gereist wird in allen Altersgruppen. Die Nutzung von Freizeitanlagen im Rahmen von Tages- oder Übernachtungsreisen ist allerdings altersspezifisch sehr unterschiedlich, nicht
zuletzt wegen der unterschiedlichen körperlichen Leistungsfähigkeit. Die folgende Tabelle
veranschaulicht dies.
Tabelle 12: Zielgruppen von ausgewählten Freizeitanlagen
Anlagentyp
Alter Zielgruppe
0-13
Kinder
14-19 Jugendliche
20-29 Junge Erwachsene
30-49 Erwachsene
50-64 Junge Senioren
65+
Senioren
Hauptzielgruppe
Überregionales EZG
Spaßbäder
xx
xx
xx
xx
x
Thermalbäder
Museen
Freizeitparks
xx
xx
xx
xx
(x)
(x)
X
xx
xx
xx
xx
(x)
(x)
x
xx
xx
xx
Bevölkerung,
Tagesgäste
Bevölkerung,
Tagesgäste
Bevölkerung,
Tagesgäste
Bevölkerung,
Tagesgäste,
(Übernachtungsgäste)
nein
bedingt
bedingt
ja
Quelle: ift GmbH
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 61
Auf Basis verschiedener Datenquellen und Einschätzungen von Experten kann daher davon
ausgegangen werden, dass die Nachfrage für Ziele in Deutschland generell
leicht steigen wird,
der Anteil der ausländischen Gäste ebenfalls leicht zunimmt,
traditionelle Zielgebiete – die zuletzt stagnierten – wieder Zuwächse erzielen können,
wenn das dortige Angebot weiter attraktiviert wird,
der Städte- und Kurzreisetourismus weiter überdurchschnittliche Wachstumsraten aufweist,
der ‚erholungsorientierte‘ Aktivtourismus mit deutlichen Tendenzen zum ‚Slow Travel‘
weiter zunehmen wird (z.B. Radfahren, Wandern), d.h. das direkte Natur- und Kulturlandschaftserlebnis in Verbindung mit nicht-sportlichen, leichten Aktivitäten,
zeitgemäß gestaltete und ausgestattete größere Beherbergungsbetriebe (Hotels, Ferienzentren) Marktanteile zu Lasten von Kleinanbietern (Pensionen, Gasthöfe, Privatvermieter) gewinnen werden.
Allerdings wirft der sogenannte demographische Wandel auch im Freizeit- und Tourismusbereich seine Schatten voraus. Bevölkerungsexperten gehen davon aus, dass entgegen
dem bundesweiten Trend, die Bevölkerung im Untersuchungsgebiet bis 2020 wachsen wird.
Ausnahme im näheren Einzugsbereich ist das Emsland wo ein leichter Bevölkerungsrückgang prognostiziert wird.
Tabelle 13: Bevölkerungsentwicklung im näheren Einzugsbereich
Kreis
2007
2020
Differenz
LK Cloppenburg
157.164
165.340
+ 5,2%
LK Ammerland
117.041
125.459
+ 7,2%
LK Diepholz
215.142
220.722
+ 2,6%
LK Emsland
313.533
312.844
- 0,2%
LK Leer
165.088
171.991
+ 4,2%
LK Oldenburg
126.131
134.298
+ 6,5%
SK Oldenburg
159.563
171.204
+ 7,3%
LK Osnabrück
358.852
359.956
+ 0,3%
LK Vechta
134.404
145.179
+ 8,0%
Quelle: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen 2009
In den Hauptquellgebieten für den Übernachtungstourismus (Nordrhein-Westfalen, südliches Niedersachsen und Nordhessen) wird es in den meisten Ballungsräumen noch leichte
Bevölkerungszuwächse geben, während der ländliche Raum und das Ruhrgebiet stagnieren
oder Bevölkerung verlieren werden. Das Nachfragepotenzial in den Hauptquellgebieten des
Erholungsgebiets Thülsfelder Talsperre wird demnach im Übernachtungstourismus insgesamt gesehen stabil bleiben.
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 62
Karte 11: Bevölkerungsentwicklung 2004 bis 2020 in Prozent
Quelle Karte: Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung; Datengrundlage: BBR
Stärker als die Anzahl der Einwohner wird sich die Altersstruktur der Bevölkerung im Einzugsgebiet verändern. Sowohl im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre als auch in den
Haupteinzugsgebieten wird bis zum Jahr 2020 der Anteil der über 65-jährigen an der Gesamtbevölkerung deutlich steigen, zum Teil um mehr als 35 Prozent. Der Anteil der unter
20-jährigen an der Gesamtbevölkerung wird zurückgehen.
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
Seite 63
Karte 12: Künftige Dynamik von Jung und Alt
Quelle: BBR-Bevölkerungsprognose 2002-2020/Exp
Dieser demographische Wandel wirkt zunächst nicht kurz- und mittelfristig, sondern gravierende Änderungen treten erst langfristig auf. Die Anzahl von Familien mit Kindern wird sich
erst nach 2020 signifikant verringern. Ältere, deren Anteil an der Bevölkerung steigt, werden
ihr Reise- und Nachfrageverhalten so lange wie möglich beibehalten. Das nominale Alter
der 50+ Generation gibt also wenig Aufschluss über das individuelle Reiseverhalten. Zukunftsforscher attestieren allerdings Motiven wie „Erlebnis und Unterhaltung“ sowie „Gesundheit bewahren“ und „Natur erleben“ steigende Bedeutung. In diesem Zusammenhang
sind die sogenannten „Lohas“ zu nennen („Lifestyles of Health and Sustainability“ = Lebensstil oder Konsumententyp, der durch sein Konsumverhalten und gezielte Produktauswahl Gesundheit und Nachhaltigkeit fördern will, Anteil in Deutschland derzeit rund 15% der
Bevölkerung). Auch ein Ende der zunehmenden Eventorientierung ist nicht absehbar.
Fazit: Insgesamt dürfte die künftige Nachfrage eher angebots- und vermarktungsgesteuert
sein als von Änderungen in der Struktur von Zielgruppen in den Hauptquellmärkten.
Veränderungen der Marktanteile zugunsten des Erholungsgebietes Thülsfelder Talsperre
lassen sich also bewusst durch Innovationen, Investitionen und professionelles Handeln im
Marketing (Produktpolitik, Kommunikation, Vertrieb) erreichen.
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
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5. Ziele, Strategien, Leitlinien
5.1 Ziele und Strategien
Für die Entwicklung des Tourismus im Erholungsgebiet gibt es drei übergeordnete Ziele:
Deutliche qualitative und quantitative Steigerung der Bedeutung des Tourismus
im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre. Hierzu zählen folgende Zielvorstellungen:
Verdopplung der aktuellen Übernachtungszahlen
Ausbau des Tagestourismus
Erhöhung der touristischen Wertschöpfung durch Erhöhung der Ausgaben der
Tages- und Übernachtungsgäste und/oder Verweil-/Aufenthaltsdauer
Schaffung neuer Arbeitsplätze in den Bereichen Tourismus und Freizeit (Gastgewerbe, Freizeiteinrichtungen, Museen) und in vor-/nachgelagerten Bereichen
(Einzelhandel, Handwerk etc.)
Steigerung des Tourismusbewusstseins bei Politik, Verwaltung, Wirtschaft und
Bevölkerung
Stärkere Kundenbindung und Erschließung neuer Zielgruppen.
Langfristiger, nachhaltiger Erhalt und Schutz des Natur- und Kulturlandschaftspotenzials, das die Grundlage der touristischen Attraktivität des Erholungsgebietes
darstellt.
Erhöhung der Lebens-, Freizeit- und Erlebnisqualität für die Bevölkerung im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre. Der Tourismus sollte ein zentrales Element im
Standortmarketing der Städte und Gemeinden zur Verbesserung der ‚weichen Standortfaktoren‘ werden, deren Bedeutung für den Erhalt und den Ausbau des regionalen
Humankapitals als zentrale Stellschraube regionaler Wirtschaftsentwicklung immer
wichtiger wird.
Das Hauptziel der Tourismusentwicklung im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre ist es,
die Zahl der Tagesbesucher und Übernachtungsgäste in den nächsten Jahren sichtbar zu
steigern. Innerhalb des nächsten Jahrzehnts wird eine Steigerung der Zahl der jährlichen
Übernachtungen auf rund 500.000 angestrebt. Auswirkungen der aktuellen Wirtschaftskrise
auf dieses Ziel sind derzeit nicht exakt bestimmbar, weil ihre Dauer seriös nicht prognostizierbar ist. Während sich hierdurch die Chancen auf Investitionstätigkeiten zur Angebotsausweitung zeitlich befristet verschlechtern, sind die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf
die Nachfrageseite nur schwer zu prognostizieren. Derzeit gibt es sowohl Entwicklungstrends für ein maßvolles, weiteres Wachstum der Tourismusnachfrage in deutschen Destinationen (z.B. Trend zum Haupturlaub im Inland als Alternative zum Sommerurlaub im Ausland) als auch einen vorübergehenden Rückgang der Nachfrage (z.B. Wegfall von Zweit/Drittreisen, Reduzierung von betrieblichen Tagungen und Seminaren).
Grundsätzlich ist dieses Ziel dann erreichbar, wenn zusätzliche Innovationen, Investitionen
und Kooperationen die tragenden Säulen einer optimalen Potenzialausschöpfung sind.
Prinzipiell gilt, dass zusätzliche Attraktionen Reiseanlässe auslösen und weitere Übernachtungskapazitäten mit entsprechender Auslastung hinzukommen müssen. Der hohe Konkretisierungsgrad zum Ausbau bestehender bzw. zur Ansiedlung neuer Beherbergungskapazi-
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
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täten im Erholungsgebiet verspricht in dieser Hinsicht – trotz der aktuellen wirtschaftlichen
Krise – eine erhebliche Steigerung der Übernachtungszahlen. Voraussetzung zur Zielerreichung ist, dass trotz des Ausbaus des touristischen Angebotes das regionale Natur- und
Kulturlandschaftspotenzial langfristig gesichert und gepflegt wird.
Die Verwirklichung dieser Ziele kann nur durch die konsequente Umsetzung der nachfolgenden Strategien erreicht werden:
Gewinnung von Marktanteilen in einem insgesamt nur leicht anwachsenden Tourismusmarkt in Deutschland, wozu ein klares Profil als Reiseziel notwendig ist, das von
einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis geprägt wird.
Fokussierung der Infrastruktur- und Produktentwicklung auf eine klare Qualitätsund Innovationsstrategie. Vermeidung von sogenannten „Me-too-“ und Preisführerstrategien („günstig, billig“), um die Profilierung des Erholungsgebietes Thülsfelder
Talsperre zu forcieren, Alleinstellungen zu generieren, Wettbewerbsvorteile zu erreichen und die touristische Wertschöpfung zu erhöhen.
Etablierung eines Themen- und Destinationsmarketing, das durch ein intensives
Kooperationsmarketing unterstützt wird, um durch die gemeinsame Vermarktung
Erfolg versprechender touristischer Themen mit Partnern (z.B. Verbund Oldenburger
Münsterland e.V.) die Bekanntheit der Region zu erhöhen.
Konsequente Verfolgung einer permanenten, kennzahlengestützten, angebotsund kundenorientierten Destinationsentwicklung, um den zukünftigen Entwicklungsstand und die Zielerreichung transparent zu machen sowie die Basis für eine geplante, nachhaltige und gesteuerte Entwicklung zu schaffen.
An diesen zentralen Zielen und Strategien orientieren sich die Auswahl und Hierarchisierung der touristischen Leitlinien und Themen (Aspekte wie aktuelle wirtschaftliche Bedeutung, Entwicklung des Marktsegmentes, Wettbewerbssituation, Image- und Profilwirkung für
das Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre, Alleinstellungspotenzial, Beeinflussbarkeit durch
Marketing) und deren Ausgestaltung durch konkrete Handlungsempfehlungen. Diese werden in den folgenden Kapiteln vorgestellt und erläutert.
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5.2 Leitlinien
Basierend auf den vorhergehenden Analysen, definierten Zielen und Strategien sind die
nachfolgend formulierten Leitlinien von zentraler Bedeutung, die gleichzeitig den Orientierungsrahmen für die zukünftige Entwicklung des Tourismus im Erholungsgebiet Thülsfelder
Talsperre bieten.
Konzentration auf Schwerpunktstandorte in einer „Entwicklungsraute“
Von der räumlichen Konzentration attraktiver touristischer Angebote profitieren Anbieter
und Nachfrager gleichermaßen. Mengen- und Größenvorteile (= economies of scale) sind
auch im Tourismus gültig, wie der nationale und internationale Trend zu immer größeren
Freizeit-/Tourismusanlagen und Destinationen durch neue Angebote bzw. Bündelung und
Ausbau bestehender Einheiten zeigt.
Aus diesem Grund sind die Synergien zwischen Infrastruktur, Attraktionen und
Beherbergung an Schwerpunktorten am größten. Infrastruktur ist dort am
wirtschaftlichsten zu betreiben, neue Signalinvestitionen sind hier besonders
aussichtsreich. Daher ist es erforderlich, mit einer Konzentration von Maßnahmen die
Schwerpunktstandorte so zu stärken, dass sie ihre Wettbewerbsstellung weiter ausbauen
bzw. ihr Potenzial langfristig nutzen können.
Schwerpunktorte definieren sich über
eine hohe Übernachtungsnachfrage und/oder umfangreiche Besucherströme
touristische Angebote mit überörtlichem Einzugsgebiet (Besucherattraktionen, Sportund Freizeitangebote, Veranstaltungen u.a.)
eine hohe naturräumliche und/oder städtebauliche Qualität
die Existenz entwicklungsfähiger Grundstücke
eine professionelle, langfristig-strategische Entwicklungsplanung.
Im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre kann hiernach eine Schwerpunktverortung
durch eine „Entwicklungsraute“ um die Thülsfelder Talsperre vorgenommen werden, die in
Karte 13 schematisch visualisiert wird. Die „Entwicklungsraute“ ist nicht feststehend und
unveränderbar, sondern permanent an zukünftigen Entwicklungstrends im Erholungsgebiet anzupassen.
Darüber hinaus bietet das Kernthema „Aktiv in der Natur“ die Klammer und das Verknüpfungspotenzial für das gesamte Erholungsgebiet, um an allen Standorten den Tourismus
fortzuentwickeln. Dies gilt auch für Standorte, die sich bisher dem Tourismus nicht prioritär
gewidmet haben bzw. noch unschlüssig über seine zukünftige Stellung sind.
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Konzentration auf Kernthemen mit Profilierungspotenzial
Das Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre ist überregional noch kaum als touristisch
attraktive Destination bekannt. Touristisches Profil (in unterschiedlicher Reichweite bzw.
bei unterschiedlichen Zielgruppen) besitzen bisher vor allem bestehende und herausragende Einzelattraktionen/-angebote, wie z.B. das Museumsdorf Cloppenburg, der Tierund Freizeitpark Thüle oder der Landal Park in Molbergen-Dwergte.
Über die Besetzung und Konzentration auf Themen wird das Erholungsgebiet Thülsfelder
Talsperre in der Außenwirkung von anderen Destinationen unterscheidbar und damit für
Nachfrager wahrnehmbar. Daher gilt es, Kern- bzw. Profilthemen zu forcieren, bei denen
eine – zumindest vorübergehende, am besten langfristig geltende – Alleinstellungschance
(USP = Unique Selling Proposition) besteht und die für die Markenbildung des Erholungsgebietes Thülsfelder Talsperre genutzt werden können.
Dies gilt für das gesamte Erholungsgebiet für folgende Themen:
Familienerlebnis
Aktiv in der Natur (Wandern, Rad fahren, Reiten, Klettern, Schwimmen)
Ergänzungsthemen bzw. nur auf einzelne Orte bezogene Schwerpunktthemen sind:
Kultur (Cloppenburg und Friesoythe)
Promotabler Geschäftstourismus (Tagungen/Seminare und/oder Messen).
Dieses wertvolle Potenzial muss intensiver genutzt und stärker in nachfragegerechte,
authentische und glaubhafte Produkte umgesetzt werden. Neben dem Museumsdorf
Cloppenburg könnte beispielsweise die „Eisenstadt“ Friesoythe das Thema „(Vor-) Industriekultur“ als kulturelles Nischenthema besetzen und authentisch das Profilierungsthema
‚Kultur‘ in der Region ergänzen.
Vorangetrieben wird dadurch die touristische Markenbildung des Erholungsgebietes
Thülsfelder Talsperre insgesamt. Alle neuen Projekte müssen sich daran messen lassen,
inwieweit sie zur Profilierung der Region und zur Markenbildung des Erholungsgebietes
Thülsfelder Talsperre als touristisches Reiseziel beitragen.
Die Verortung der Schwerpunktstandort mit der Entwicklungsraute sowie den Kernthemen im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre sind in der nachfolgenden Karte visualisiert. Die Karte veranschaulicht die Möglichkeit, über klare Profilthemen und der daraus
folgenden touristischen Arbeitsteilung zur Schärfung des Profils des Erholungsgebietes
Thülsfelder Talsperre insgesamt beizutragen.
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Karte 13: Verortungsschema Kernthemen
Kernthemen:
Ergänzungsthemen:
Familienerlebnis
Kultur
Aktiv in der Natur (Rad,
Wandern, Reiten, Golf,
Klettern)
„promotabler“
Geschäftstourismus
(Tagungen/Seminare
und/oder Messen)
Kerngebiet Entwicklungsraute
Thematische
Ankerattraktionen
Quelle: Eigene Erstellung ift GmbH auf Basis Kartengrundlage www.thuelsfelder-talsperre.de
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Ausbau und Initiierung von innovativen Ankerangeboten zu den Kernthemen
Die Profilierung des Erholungsgebietes Thülsfelder Talsperre als Destination über die
Profilthemen ist von zentraler Bedeutung und muss über die geplante (Weiter-) Entwicklung von Ankerangeboten zu den Kernthemen aktiv forciert und gesteuert werden.
Bereits heute bestehen in der Region Angebote, die als Ankerattraktionen eingestuft
werden können bzw. auf dem Weg dorthin sind (z.B. Tier- und Freizeitpark Thüle,
Museumsdorf Cloppenburg, Landal Park in Dwergte, Kletterwald Nord).
Trends und Entwicklungen auf der Nachfrageseite und bei den Wettbewerbern führen zu
einem hohen Konkurrenzdruck, der permanente Reattraktivierungen und Neuerungen aus
Anbietersicht erfordert.
Daher sollten die touristischen Akteure im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre konzertierte Anstrengungen unternehmen, die Umsetzung mindestens eines herausragenden
Highlights zu jedem Profilthema zu initiieren (z.B. Erlebnisufer Thülsfelder Talsperre) bzw.
die vorhandenen Ankerattraktionen (Museumsdorf Cloppenburg, Storchenerlebniszentrum
Soeste im Tier- und Freizeitpark Thüle) permanent und nachhaltig auszubauen.
Von der Verwirklichung zukunftsweisender Projekte gehen außer Nachfrageimpulsen
auch wichtige positive Signale an die touristischen Leistungsträger aus, z.B. Angebotsspezialisierungen und Qualitätsverbesserungen von Beherbergungsbetrieben.
Erfahrungsgemäß strahlen Ankerattraktionen, die diese Bezeichnung verdienen, auch
über ihren Standort hinaus aus. Derartige Effekte sind beispielsweise bereits bei den
Highlightangeboten im Erholungsgebiet in Ansätzen feststellbar. Damit besitzen
Ankerangebote über ein erhebliches regionales Vernetzungspotenzial, da die Gäste in der
Regel ein attraktives Angebotsbündel bei Ihren Ausflügen bzw. Reisen vor Ort fordern und
auch nutzen.
Mit Ankerattraktionen gelingt es, bei neuen und bestehenden Zielgruppen Aufmerksamkeit
zu wecken und somit einen Erstbesuch bzw. vermehrte Wiederholungsbesuche
auszulösen. Daher führen sie zu einer Erweiterung des Zielgruppenspektrums bzw. der
höheren Ausschöpfung des Nachfragepotenzials. Durch die damit verbundene Erhöhung
der Aufenthalts- und Erlebnisqualität im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre werden
auch die Verweil- bzw. Aufenthaltsdauer und/oder touristischen Ausgaben
(Wertschöpfungseffekte) steigen.
Ankerattraktionen sollten bevorzugt an Schwerpunktstandorten angesiedelt sein, auch im
Sinne einer Konzentration der Förderung. Betriebe und Angebote im Umfeld profitieren
über das Marketing und Angebotsvernetzungen direkt von deren Strahlkraft.
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Zielgruppenspezifischer Ausbau des Bettenangebotes (quantitativ, qualitativ)
Die Erfahrung zeigt: (Gutes) Angebot schafft Nachfrage!
Der Ausbau des Bettenangebotes ist die entscheidende Stellschraube zur Erhöhung der
Nachfrage im Bereich des Übernachtungstourismus und damit indirekt auch eine wichtiger
Impulsgeber für zusätzliche Nachfrage in anderen touristischen Infrastruktureinrichtungen.
Ein gutes Beispiel hierfür ist der Landal Park in Molbergen-Dwergte, von dessen Gästen
Freizeit- und Tourismusanbieter im Erholungsgebiet (und darüber hinaus) nachweislich
profitieren. Die gesamte Region profitiert zudem von den professionellen Vertriebsstrukturen dieses Marktführers.
Die durchschnittliche Bettenauslastung im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre wurde
durch den Landal Ferienpark deutlich angehoben. Am Standort Molbergen liegt daher die
Bettenauslastung deutlich über dem Landesdurchschnitt, in den anderen Städten und
Gemeinden im Landesdurchschnitt oder darunter. Daher sollte es sich bei dem Ausbau
des Bettenangebotes bevorzugt um solche Betriebe handeln, die für das Erholungsgebiet
Thülsfelder Talsperre neue Vertriebswege und/oder neue Kundengruppen erschließen
sowie über eine hohe Eigenattraktivität verfügen – nur so kann ein neuer Nachfrageimpuls
ausgelöst und eine Kannibalisierung verhindert werden.
Besondere Marktpotenziale werden im Bereich der Ferienhäusern, -parks und -resorts, im
Touristikcamping sowie im zielgruppenspezifischen Ausbau des Hotelangebots gesehen,
die den verändernden Nachfragewünschen und Marktanforderungen nach größeren und
professionell betriebenen Beherbergungseinheiten Rechnung tragen.
Die Standorte für den Ausbau des Bettenangebotes mit größeren Einheiten liegen
vorzugsweise in den Schwerpunktorten, bei belegter wirtschaftlicher Machbarkeit auch an
anderen Standorten. Bei dem (Aus-)Bau größerer Bettenkapazitäten mit hohen Investitionsvolumina sollten entsprechende Machbarkeitsstudien mit Abschätzung der Nachfrage
und Wirtschaftlichkeit als Pflichtaufgabe durchgeführt werden.
Unter dem Ausbau des Bettenangebotes ist nicht nur der quantitative, sondern auch der
qualitative Ausbau des Beherbergungsangebotes unter dem Blickwinkel einer besseren
Zielgruppenorientierung und einer stärkeren Ausrichtung auf Profilthemen zu verstehen.
Dazu gehören beispielsweise die Umwandlung von Dauer- in Touristikstandplätzen oder
die verstärkte Schaffung von familien-/kinder- oder radfahrerfreundlichen Betrieben. Der
Aus-/Umbau der vorhandenen Betriebe sollte aufgrund betriebswirtschaftlicher Belange
tendenziell auch zu einer Erweiterung der Betriebsgrößen führen.
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Qualitäts- und Innovationsoffensive Beherbergung und Gastronomie
In engem Zusammenhang mit der vorherigen Leitlinie „Zielgruppenspezifischer Ausbau
des Bettenangebotes“ steht die Leitlinie „Qualitäts- und Innovationsoffensive
Beherbergung und Gastronomie“. Das Beherbergungs- und Gastronomieangebot im
Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre ist in der Angebotsbreite gut. In der Angebotstiefe
bestehen noch deutlich sichtbare Lücken.
Als zentrale Maßstabsgrößen für Qualität im Gastgewerbe sind ein herausragendes
„Preis-Leistungs-Verhältnis“ und eine hohe Zielgruppenorientierung anzustreben. Die
verstärkte Teilnahme an bekannten und etablierten Klassifizierungssystemen erleichtert
dabei dem Kunden die Auswahl.
Gerade was die Zielgruppenorientierung betrifft, entspricht das Angebot im
Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre innerhalb des Beherbergungs- und
Gastronomiesektors nicht durchgängig den heutigen Ansprüchen. Es gibt – bis auf
Ausnahmen abgesehen – zu wenig Betriebe, die auf bestimmte Zielgruppen spezialisiert
sind. Dies betrifft sowohl die „Hardware“ (baulich-stoffliche, materielle Angebote) als auch
die „Software“ (Dienstleistungen und Services).
Ein gutes Beispiel ist das Thema „familien-/kinderfreundliche Betriebe“ im Gastgewerbe.
Obwohl bereits heute das Thema ‚Familienerlebnis‘ ein Kernthema darstellt, gibt es
angebotsseitig nur wenige für diese Zielgruppe auf den ersten Blick erkennbare, mit
glaubhaften Qualitätsstandards operierende Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe.
Die erfolgreiche Erfahrung der Boxenstopp-Route im Oldenburger Münsterland mit den
gleichnamigen spezialisierten Betrieben sollte Ansporn und Motivation genug sein, die
thematische Zielgruppenspezialisierung auf betrieblicher Ebene voranzutreiben. Hierdurch
ergeben sich auch neue Möglichkeiten im Marketing durch Bündelung von Know-How und
Ressourcen in Form von thematischen Marketing-Plattformen. Für die Zielgruppe Familien
bestehen bereits auf Ebene des Verbundes Oldenburger Münsterland e.V. Pläne, dieses
Thema als Produktlinie anzugehen. Hier sollte der Zweckverband Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre aktiv und als Vorreiter mitarbeiten.
Neben der Qualität ist auch das Thema „Produktinnovationen“ im Gastgewerbe von
zentraler Bedeutung. Der Innovationsgrad umgesetzter Projekte der letzten Jahre ist nicht
sehr hoch. Innovative Projekte sind bisher noch nicht angegangen worden bzw. befinden
sich noch in der Planung/Umsetzung. Diese Projekte zeichnen sich dadurch aus, dass sie
nicht nur Erfolgsbeispielen folgen, sondern in ihrem Wettbewerbsbereich ein
Alleinstellungspotenzial aufweisen. Beispielhaft seien an dieser Stelle die Themen
„Baumhausgastronomie und -hotel“ oder „Luxus-Camping“ genannt. Allerdings folgen
immer noch manche der jüngst im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre angegangenen
Projekte im Beherbergungsbereich Erfolgsbeispielen aus der Vergangenheit bzw. anderer
Regionen. Diese weisen zwar grundsätzlich in die richtige Richtung, gehen aber nicht über
das hinaus, was es im Erholungsgebiet oder anderswo schon gibt.
Ziel muss es daher zukünftig sein, Beherbergungs- und Gastronomieangebote zu
entwickeln und fortzuführen, die einen Schritt weiter gehen, die kreativ und innovativ sind
und denen es damit gelingt, Aufmerksamkeit zu erzeugen und eine Spitzenposition
einzunehmen. Dies gilt nicht nur für das Gastgewerbe, sondern auch für Projekte in den
Bereichen Freizeit, Erlebnis, Natur und Kultur.
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Touristische Nutzung vor Dauernutzung
Bisher befinden sich im landschaftlich wohl attraktivsten Kernbereich des
Erholungsgebietes – der Thülsfelder Talsperre – vorwiegend dauergenutzte
Übernachtungsmöglichkeiten. Dies betrifft insbesondere die Vielzahl der fast
ausschließlich auf das Dauercamping ausgerichteten Campingplätze bzw. auf das
Freizeitwohnen ausgerichteten Mobilheim- / Ferienhaussiedlungen am Ostufer der
Thülsfelder Talsperre.
Zwar ist es aus betriebswirtschaftlicher Sicht sinnvoll, dass Dauernutzungen die
touristischen Angebote flankieren. Derzeit besteht jedoch ein Ungleichgewicht zwischen
touristischer und Dauernutzung, die nicht mehr zeitgemäß und nachfragegerecht ist.
Aus diesen Gründen sollte zukünftig im Kernbereich der Talsperre sowie im Erholungsgebiet insgesamt der Fokus auf die Ausweitung touristischer Beherbergungsangebote mit
hervorragendem Preis-Leistung-Verhältnis und ‚Kernthemen-Kompatibilität‘ gelegt werden.
Folglich sollte kein weiterer Ausbau der Dauernutzungen betrieben werden.
Saisonverlängerung und Wetterunabhängigkeit
Im Gegensatz zu vielen klassischen deutschen Tourismusregionen, insbesondere den
Küstenregionen, ist das Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre bisher vor allem ein Tagesausflugs- und Kurzurlaubsreiseziel mit einer vergleichsweise geringen Saisonalität.
Einige wetterunabhängige Attraktionen und Angebote, wie z.B. das Museumsdorf und das
Freizeitbad in Cloppenburg oder der Landal Park in Molbergen, sind bereits vorhanden.
Sie sollten allerdings punktuell noch ergänzt werden.
Allerdings hat der mit Abstand wichtigste Leistungsträger im Übernachtungsbereich, der
Landal Ferienpark in Molbergen-Dwergte, das Problem einer mangelnden Auslastung in
der in Deutschland normalerweise gut gebuchten Sommerferienzeit. Es fehlen hier sommerspezifische Angebote im direkten Umfeld der Anlage, die mit Schlechtwetterangeboten
zu flankieren sind.
Vor diesem Hintergrund umfasst die Zielsetzung einer Saisonverlängerung nicht nur eine
Verlängerung im Sinne einer besseren Auslastung von Nebensaisonzeiten, sondern auch
eine bessere Auslastung der Hauptsaison.
Im Rahmen von Maßnahmen, die die Saison verlängern und wetterunabhängig machen,
sollten Initiativen der Zweckverbandes in Kooperation mit dem Verbund Oldenburger
Münsterland zum weiteren Ausbau des Tagungs-, Seminar- und Kongress- sowie des
Messegeschäftes gesehen werden.
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Bindung der endogenen touristischen Nachfrage und Erschließung der exogenen
touristischen Nachfrage
Aufgrund seiner verkehrsinfrastrukturell günstigen Lage kann die Bevölkerung des
Erholungsgebietes Thülsfelder Talsperre schnell die angrenzenden Regionen mit
interessanten Zielen und Angeboten erreichen, z.B. Radfahren im Oldenburger
Münsterland, Emsland und Ostfriesland, Baden in der Nordsee, Gesundheitstourismus in
Bad Zwischenahn. Gleiches gilt im Umkehrschluss aber auch für die Bevölkerung der
Nachbarregionen hinsichtlich der Erreichbarkeit des Erholungsgebietes Thülsfelder
Talsperre.
Bei fehlender, kontinuierlicher Attraktivierung des Freizeit- und Tourismusangebotes droht
ein aus regionalwirtschaftlicher Sicht unerwünschter Kaufkraftabfluss. Die Bindung der
endogenen touristischen Nachfrage und damit der regionalen Kaufkraft muss daher ein
zentrales strategisches Ziel sein.
Die Gewinnung neuer Zielgruppen aus dem überregionalen Bereich im Tages- und Übernachtungstourismus muss die zweite strategische Zielvorgabe darstellen, um dem Ziel
einer wachsenden Bedeutung des Tourismus im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre
zur Destinationsentwicklung Rechnung zu tragen.
In Konsequenz bedeutet das, dass neben dem Kriterium eines überregionalen
Einzugsgebietes zur Ansprache neuer Zielgruppen und der Ausweitung des Tages- und
Übernachtungstourismus, die zukünftige Tourismus- und Freizeitinfrastruktur auch auf die
Bedürfnisse der eigenen Bevölkerung ausgerichtet sein muss, um die Kaufkraft in der
Region zu halten bzw. aus dem direkten Umfeld zu gewinnen.
Hierfür spricht auch die demografische Entwicklung im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre und in den angrenzenden Regionen. Im Gegensatz zu vielen anderen Regionen in
Deutschland wird hier die Bevölkerungszahl weiter leicht anwachsen und dabei vergleichsweise ‚jung’ bleiben.
Aufgrund der hohen Wettbewerbsintensität wird sowohl die Bindung der endogenen
Tourismusnachfrage als auch die Erschließung der exogenen touristischen Nachfrage nur
mit herausragenden und profilschärfenden Angeboten in den Bereichen Kultur-, Natur-,
Familien- und Freizeiterlebnis möglich sein.
Ein attraktives Freizeit-, Tourismus- und Kulturangebot ist für das Erholungsgebiet
Thülsfelder Talsperre auch als weicher Standortfaktor und Imageträger zum Halten bzw.
zur Rekrutierung von Humankapital von zentraler Bedeutung, um seine Stellung als
wirtschaftsstarke Region mit hoher Lebensqualität zu halten und weiter auszubauen. In
diesem Sinne ist der Bereich Tourismus & Freizeit auch als wichtiges Element für das
kommunale und regionale Standortmarketing zu verstehen.
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Imageoffensive
Das Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre versteht sich erst langsam als ‚touristische
Destination‘, allerdings ist es überregional weiterhin als Reiseziel noch weitgehend
unbekannt. Dies gilt insbesondere im Vergleich zu den traditionsreichen und langfristig
etablierten norddeutschen Destinationen wie der Nordsee, dem Harz und der Lüneburger
Heide.
Aus diesen Gründen darf eine Imageoffensive für das Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre nicht nur nach außen gerichtet sein, sondern muss auch nach ‚innen‘ wirken. Erst
wenn sich die beteiligten Akteure, Betriebe und die Bevölkerung als Tourismusdestination
begreifen, die für auswärtige Tages- und Übernachtungsgäste attraktiv ist, kann nach
außen an die Gäste ein glaubhaftes und authentisches Image vermittelt werden. Dies ist
Voraussetzung für die Ansprache der avisierten Zielgruppen.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass das Erholungsgebiet
bezüglich seines Image das Schicksal vieler deutscher Tourismusregionen teilt:
„„trendy“ ist woanders, und zwar meist im Ausland.“
Gerade jüngere Zielgruppen reisen lieber ins Ausland, das Image des
‚Deutschlandurlaubes‘ wird vielfach als veraltet wahrgenommen. Nur wenige deutsche
Reiseziele gelten als modern und sind „in“. Gerade diese Imagekomponenten sind es
aber, die junge Zielgruppen (Jugendliche, junge Erwachsene) und gesellschaftliche
Trendsetter ansprechen. Werden junge Menschen und Meinungsführer nicht heute für das
Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre gewonnen, werden diese auch dann nicht in die
Region reisen, wenn sie das höhere Alter der heutigen Kernzielgruppen erreicht haben.
Ohne eine Offensive zur Gewinnung dieser Zielgruppen wird die Region langfristig
touristisch unbedeutend bleiben.
Bei der Produktentwicklung, bei Profilthemen, Ankerattraktionen sowie dem Ausbau des
Bettenangebotes und der touristischen Vermarktung muss also immer bedacht werden,
wie sich die jeweilige Aufgabe so umsetzen lässt, das junge und/oder neue Zielgruppen
angesprochen werden.
Diese Strategie ist auch kompatibel mit der langfristigen Zielsetzung der Städte und
Gemeinden, jüngere und gut ausgebildete Menschen in die Region zu ziehen bzw. dort
ausgebildete Fachkräfte als Humankapital für die gut aufgestellte und mittelständisch
geprägte Wirtschaft langfristig zu halten (‚Stärkung der weichen Standortfaktoren’).
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Regionale Kooperation und Arbeitsteilung
Im Sinne der Leitlinien „Konzentration auf Schwerpunktstandorte in der Entwicklungsraute“
und „Konzentration auf Kernthemen“ sollte es zukünftig nicht das Ziel jeder Stadt und
Gemeinde sein, allen Gästen alles bieten zu wollen. Trotz des nachfrageseitigen Trends
zu integrierten und räumlich konzentrierten Angeboten sollte die regionale Arbeitsteilung,
bei der sich die Städte und Gemeinden des Erholungsgebietes als eine Destination verstehen, vorangetrieben werden. Grundlage hierfür ist ein wachsendes Bewusstsein dafür,
dass die Gäste nicht nur einen Ort, sondern einen Erlebnisraum besuchen.
Durch die Fokussierung der Städte und Gemeinden auf die Kernthemen mit
entsprechenden Zielgruppen kann dieser scheinbare Widerspruch aufgelöst werden. Das
Kernthema „Aktiv in der Natur“ bildet dabei die Klammer für das gesamte Erholungsgebiet.
Die regionale Arbeitsteilung erfordert Übereinstimmung darin, welche Schwerpunkte in
welchen Städten und Gemeinden ausgebaut werden sollen. Grundlage im regionalen
Kontext hierfür ist das in Karte 13 dargestellte Verortungsschema.
Diese regionale Basisabstimmung ist gleichzeitig auch zentrale Voraussetzung, um die –
vor dem Hintergrund der Notwendigkeit zur Schaffung größerer Einheiten im Destination
Management – bereits im größeren regionalen Kontext begonnene Kooperation im
Verbund Oldenburger Münsterland e.V. (OM) mit den Nachbarregionen (Barßel-Saterland,
Dammer Berge, Hasetal, Nordkreis Vechta) weiter gezielt auszubauen und die Interessen
der Mitglieder des Zweckverbandes durchzusetzen. Die gewählten Kernthemen des Erholungsgebietes Thülsfelder Talsperre sind kompatibel mit den Themen des Verbundes OM.
Damit wird langfristig auch der Verbund OM und seine thematische Profilierung als
touristische Destination gestärkt, was neue Potenziale als ‚ernsthafte‘
Tourismusdestination im landesweiten Marketing der Tourismus-Marketing Niedersachsen
GmbH (TMN) ermöglicht. Als gestärkter Partner im niedersächsischen Tourismus kann so
auch die Kooperation mit den benachbarten Reisegebieten – wie z.B. dem Emsland,
Ostfriesland oder dem Osnabrücker Land – ausgebaut werden.
Vorrang für Investitionen von Privaten - Public Private Partnership
Projekte, für die sich keine privaten Partner finden, sind langfristig gesehen in den
seltensten Fällen Erfolg versprechend. Dies gilt umso mehr als auch im Tourismus- und
Freizeitbereich die Produktlebenszyklen immer kürzer werden, was fortdauernde
Investitionen in die Instandhaltung, Qualität und Attraktivierung von Bädern, Museen,
Freizeitanlagen oder Beherbergungsbetrieben erfordert.
Künftige Investitionen des öffentlichen Sektors in die touristische Infrastruktur (Fördermittel
und/oder Mittel von Kommunen bzw. kommunaler Gesellschaften) sollten daher nur mit
einer nennenswerten Beteiligung bzw. Flankierung des privaten Sektors erfolgen.
che Investitionen sind nur dann gerechtfertigt, wenn es um die Umsetzung
der und innovativer Projekte (wie z.B. Ausbau Museumsdorf Cloppenburg,
menade Thülsfelder Talsperre) bzw. unterstützender, flankierender Maßnahmen zur Realisierung privatwirtschaftlicher Neu- und Ausbauinvestitionen (Geländeerschließung mit
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Ver- und Entsorgungsinfrastruktur, Verkehrsanbindung u.a.) geht.
In Zukunft sollte mit der Formulierung eines Förderantrags stets die Prüfung der
Einwerbung von Mitteln aus Stiftungen und privaten Partnern verbunden sein. Öffentlich
finanzierte Infrastruktur ist kein Selbstzweck, sondern soll impulsgebend, zumindest aber
flankierend, privatwirtschaftliche (Folge-)Investitionen auslösen.
Weiterhin bedingt der zunehmende Investitionsdruck, dass zukünftige Projekte auch daran
gemessen werden müssen, inwieweit sie in der Lage sein werden, die für die permanente
Reattraktivierung notwendigen Rücklagen (zumindest teilweise) aus eigener Kraft zu erwirtschaften.
Steuernde Entwicklung durch Destinationscontrolling
Der zunehmende Wettbewerbs- und Kostendruck macht es erforderlich, dass sich
Destinationen analog zu großen Wirtschaftsunternehmen (denen Destinationen häufig in
Bezug auf den Umsatz in nichts nachstehen) nicht nur konsequent weiterentwickeln,
sondern diese Entwicklung auch durch den Einsatz moderner Controllinginstrumente
absichern und transparent machen. Um hier ‘State-of-the-Art’ zu sein, bietet es sich an,
auf vorhandene, modernste Business-Intelligence-Lösungen zurückzugreifen, die
mittlerweile auch in der hochkomplexen Querschnittsbranche „Tourismus“ entwickelt und
angewendet werden, um eine hochgradige Professionalisierung im Destinationsmanagement zu realisieren.
Mit dem vorliegenden Zukunftskonzept sowie den weiteren Studien der vergangenen
Jahre wurden bereits konkrete, regional abgestimmte Zielvereinbarungen getroffen, die
zentrale Voraussetzungen für die Ableitung ‘harter, zahlenbasierter Kennziffern’ bzw.
qualitativer Kenngrößen für Ist-Soll-Vergleiche bei derartigen Controlling-Systemen sind.
Über die Steuerungsfunktion hinaus sollte ein modernes Destination-Controlling-System
folgende Anforderungen erfüllen:
Bereitstellung einer nutzerfreundlichen, übersichtlichen Online-Plattform für
Verbandsmitglieder mit Zugang und professioneller Darstellung sämtlicher, touristisch
relevanter Daten (von der amtlichen Statistik bis hin zu eigenen bzw. mit Partnern
durchgeführten Marktforschungsuntersuchungen) bei automatisierter tabellarischer
und grafischer Ergebnispräsentation
Vorhandensein von Prognosetools, mit denen z.B. die zu erwartende Resonanz auf
Marketingaktivitäten abgeschätzt werden kann oder die Entwicklung von Teilbudgets
im Finanzplan
Bereitstellung automatisierter Umfragemodule mit professioneller, automatischer
Auswertung zur kostengünstigen Etablierung professionell angelegter Marktforschungsaktivitäten
„Benchmarking-Funktion“ mit Vergleichbarkeit zentraler Daten zu relevanten Wettbewerbern.
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6. Maßnahmen und Projekte
Die Erkenntnisse aus der Analyse und die Vorgaben aus der Ziel- und Strategieentwicklung
sowie den daraus abgeleiteten Leitlinien sind in insgesamt 39 Projekte eingeflossen. Sie
basieren sowohl auf den Ergebnissen der Expertengespräche und der schriftlichen Planungsabfrage als auch auf den Diskussionen in der Lenkungsgruppe sowie bilateralen Vertiefungsgesprächen mit den Akteuren.
Die konkreten, vorgeschlagenen Projekte und Maßnahmen werden für die Tourismusentwicklung des Erholungsgebiets Thülsfelder Talsperre in sechs zentrale Handlungsfelder
strukturiert, die in dieser Kurzversion nur überblickartig dokumentiert sind.19
Tabelle 14: Überblick über Anzahl und thematische Aufteilung der Projekte
Bereich
Masterprojekte
Flankierungsprojekte
Beherbergung
4
11
Naturerlebnis
1
6
Freizeit/Sporterlebnis
3
5
Kultur
2
3
Promotabler Geschäftstourismus
-
1
Organisation und Marketing
1
2
11
28
Summe
Eigene Erstellung
Die Projekte sind in Masterprojekte und Flankierungsprojekte differenziert. Während die
Masterprojekte dazu dienen, in größerem Umfang zusätzliche Nachfrage auszulösen und
die Profilierung entscheidend voranzubringen, dienen die sonstigen flankierenden Maßnahmen demgegenüber eher dem Erhaltungsmarketing. Ihre Auswirkungen sind nicht unbedingt zahlenmäßig greifbar, sie dienen primär dazu, den Gast vor Ort zufrieden zu stellen
und somit seine Wiederbesuchsabsicht zu sichern. Sie wirken also einem Nachfragerückgang entgegen, verändern aber das Profil des Erholungsgebietes nicht entscheidend. Hieraus resultiert auch eine zeitliche Priorität:
Masterprojekte sind prioritär hinsichtlich ihrer weiteren Ausgestaltung und Umsetzung zu verfolgen, was aber einer zeitnahen Umsetzung von Flankierungsprojekten
nicht entgegensteht.
19
Für weitergehende Informationen zu den Projekten wird auf den vollständigen Endbericht verwiesen,
der auf Nachfrage beim Zweckverband Thülsfelder Talsperre eingesehen werden kann.
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7. Zusammenfassung
Das 800 Quadratkilometer große Untersuchungsgebiet Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre gehört zum Landkreis Cloppenburg in Niedersachsen und umfasst die Gemeinden
Bösel, Cappeln, Emstek, Garrel und Molbergen sowie die Städte Cloppenburg und Friesoythe. Im Erholungsgebiet leben nahezu 100.000 Menschen. Im Gegensatz zu den meisten
anderen Regionen steigt hier die Bevölkerungszahl weiter an. Das Untersuchungsgebiet
verfügt über eine im Vergleich zum bundesdeutschen Durchschnitt sehr junge Bevölkerungsstruktur.
Der Zweckverband Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre wurde 1970 gegründet, um die
Landschaft zu pflegen, Flora und Fauna zu schützen und eine naturnahe Unterhaltung zu
ermöglichen. Durch Schaffung bzw. (Weiter-)Entwicklung von interessanten Freizeit- und
Tourismusangeboten (Museumsdorf Cloppenburg, Landal Park Dwergte, Kletterwald, Golfanlage, Indoor-Spielpark, Tier- und Freizeitpark Thüle etc.), Veranstaltungen und durch eine
intensivere Vermarktung hat sich der Tourismus im Erholungsgebiet in den letzten Jahren
sehr positiv entwickelt.
Aufgabe der vorliegenden Studie war es daher, basierend auf der Analyse der touristischen
Ist-Situation der Region und unter Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse und Bedürfnisse, Potenziale und Erfordernisse zur qualitativen und quantitativen Entwicklung der Tourismusinfrastruktur aufzuzeigen. Dies erfolgte aus der Perspektive von vier zentralen Anspruchsgruppen:
Tourismusanbieter
Gäste
Investoren und
Planer.
Entsprechend lagen die Zielsetzungen des Zukunftskonzeptes in der
Schaffung von Leitlinien für die abgestimmte und nachfragegerechte Weiterentwicklung
der touristischen Infrastruktur, die auch für die Akquise von Fördermitteln von Bedeutung sind
Analyse von Konkurrenz und Wettbewerb zur Auslotung von Potenzialen und Darstellungen von Defiziten bzw. Überangeboten
Steigerung der Qualität des Angebotes
Schaffung einer fundierten Entscheidungshilfe für Raumplaner und Investoren, Akteure
in Verwaltung und Politik sowie bestehende Freizeit- und Tourismusanbieter.
Die Basis für die formulierten Ziele, Strategien, Leitlinien und Maßnahmen zur zukünftigen
Entwicklung der Tourismusinfrastruktur und Tourismuswirtschaft im Verbandsgebiet bilden
(neben der zielgerichteten Auswertung von Sekundäranalysen/-literatur)
eine datenbasierte Analyse der touristischen Infrastruktur und der Beherbergungsangebote sowie der vorhandenen Planungen (Art der Projekte und Planungsstand), die mit
Unterstützung des Zweckverbandes und der Kommunen durchgeführt wurde
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
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Vor-Ort-Besuche aller beteiligten Kommunen und Expertengespräche mit allen Bürgermeistern, Vertretern des Landkreises und Zweckverbandes sowie der Forstverwaltung bzw. einzelnen Investoren und Betreibern.
Eine Lenkungsgruppe mit Vertretern der Kommunen, Anbieter sowie des Zweckverbandes
und Landkreises sorgte für die inhaltliche und organisatorische Feinabstimmung bei der
Projektbearbeitung, so dass eine intensive Einbeziehung relevanter Akteure sichergestellt
war.
Das Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre ist durch die direkte Anbindung an die Bundesautobahnen A1 und A29 ein schnell erreichbares Ziel für Tagesausflüge und Übernachtungsaufenthalte (auch aus dem überregionalen Bereich). Die Erreichbarkeit mit der Bahn
ist für eine ländliche Region ebenfalls als gut einzustufen, wenngleich der Transfer mit dem
Öffentlichen Personennahverkehr in der Region schwierig ist.
Besonders geprägt ist das Erholungsgebiet durch das Landschafts- und Naturbild rund um
die Thülsfelder Talsperre. Touristisch ausgebaut sind Teile des Ostufers der Talsperre,
während sich schützenswerte Flora und Fauna schwerpunktmäßig auf der Nord-, Süd- und
Westseite befinden. Von großer überregionaler Bedeutung aus touristischer Sicht ist das
Museumsdorf in Cloppenburg mit jährlich mehr als 250.000 Besuchern und der Tier- und
Freizeitpark Thüle mit jährlich über 300.000 Besuchern.
Das Angebot im Beherbergungsbereich hat sich durch einige größere einzelbetriebliche
Investitionen und Ansiedlungen im Hotel- und Ferienhausbereich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Tendenziell ist es dabei zu einer Erhöhung der durchschnittlichen Betriebsgrößen sowie einer Steigerung der Qualität gekommen. Dies hat nachweisbar zur Erschließung neuer Zielgruppen und Quellmärkte geführt.
Das Hotelangebot ist dabei qualitativ insgesamt ausreichend, wenngleich ‚gruppenfähige‘
Häuser (Busgruppen, Tagungen und Seminare etc.) noch ausgebaut werden könnten.
Im Bereich der Ferienwohnungen und privaten Vermieter erscheint der Anteil von klassifizierten Betrieben noch deutlich ausbaufähig.
Im Campingbereich liegt der Fokus sehr stark auf dem Dauercamping, campingtouristische
Angebote fehlen fast vollends.
Trotz erster Ansätze zur stärkeren Zielgruppenorientierung (z.B. im Bereich Radtourismus
mit der Einführung der Boxenstopp-Route) ist insgesamt nur eine schwache Zielgruppenorientierung der Betriebe gegeben. Es fehlt daher für bestimmte Zielgruppen an ‚wirklichen‘
Spitzenprodukten. Somit ist eine ausreichende Angebotsbreite gegeben, während die Angebotstiefe des Beherbergungsangebotes zu gering ist.
Die touristische Infrastruktur im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre zeigt ein gutes
Basisangebot mit einzelnen Angebotshighlights. Der Schwerpunkt liegt regional auf ‚naturnahen Aktivitäten‘, örtlich auch auf den Themen ‚promotabler Geschäftstourismus‘ und ‚Kultur‘. Ein regionales Alleinstellungsmerkmal ist bisher nur durch das Museumsdorf Cloppenburg erkennbar. Die meisten Angebote und Einrichtungen werden von den Einheimischen
selbst genutzt. Lediglich das Museumsdorf Cloppenburg hat eine überregional wirkende
touristische Ausstrahlung. In abgeschwächter Form gilt dies auch für den Tier- und Freizeitpark Thüle, der allerdings im Vergleich zum Museumsdorf keine Alleinstellung im dichten
Wettbewerbsumfeld von Freizeit- und Tierparks aufweisen kann.
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Die touristische Nachfrage im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre ist im Vergleich zu
anderen niedersächsischen Reiseregionen sowie dem Land Niedersachsen in der jüngeren
Zeit überproportional gewachsen. Entgegen den allgemeinen Markttrends ist dabei die Aufenthaltsdauer und die Auslastung der Betriebe gestiegen.
Hauptverantwortlich für diese Nachfrageentwicklung sind größere einzelbetriebliche Investitionen und Ansiedlungen im Beherbergungsbereich, die eine nachweisbare Wirkung zur
Erschließung neuer Zielgruppen und Quellmärkte (auch aus den benachbarten Niederlanden) mit sich gebracht haben. Dies gilt besonders für den Landal Park in MolbergenDwergte, der rund 50 Prozent aller gewerblichen Übernachtungen im Verbandsgebiet generiert.
Flankiert wurden diese Privatinvestitionen mit tourismusrelevanten öffentlichen Investitionen
und Sanierungen, z.B. diverse Radwegebaumaßnahmen und -ausweisungen, Beschilderungsmaßnahmen. Entsprechend ist die Investitionstätigkeit im privaten und öffentlichen
Bereich zentraler Motor der touristischen Nachfrageentwicklung des Erholungsgebietes
Thülsfelder Talsperre gewesen.
Allerdings sind trotz der ausgezeichneten Entwicklung der Gäste- und Übernachtungszahlen der letzten Jahre bereits erste Sättigungstendenzen erkennbar, die letztlich nur über den
weiteren, gezielten Ausbau der privaten und öffentlichen Tourismusangebote überwunden
werden können. Dabei ist aus strategischer Sicht eine größere Zielgruppenorientierung und
räumliche Abstimmung erforderlich, um die bisher oftmals auf die einzelörtliche Perspektive
fokussierte Projektentwicklung zu überwinden.
Zieht man neben dem Übernachtungstourismus aus der amtlichen Statistik noch die Nachfrage in nicht-gewerblichen Übernachtungsbetrieben, den Tagesausflugsverkehr, das
Dauercamping und das Freizeitwohnen sowie den ‚Sofa-Tourismus‘ hinzu, so erhöhen sich
die touristische Nachfrage und daraus resultierenden Wertschöpfungseffekte enorm.
Tabelle 15: Quantitatives Volumen des Tourismus im Erholungsgebiet20
Segment
Gewerbliche Betriebe
Betriebe < 9 Betten
Touristikcamping
Dauercamping
Reisemobilisten
Freizeitwohnsitze
Bekannten/Verwandtenbesuche
Tagesreisen
Gesamt
20
Übernachtungen/
Aufenthaltstage
262.750
24.546
18.375
246.683
9.044
39.938
506.499
x
x
x
x
x
x
x
6.043.250 x
7.151.085 x
∅-Tagesausgaben pro Kopf
80,70 €
47,70 €
25,60 €
16,70 €
37,20 €
25,10 €
21,00 €
=
Bruttoumsatz
=
=
=
=
=
=
21,2 Mio. €
1,2 Mio. €
0,5 Mio. €
4,1 Mio. €
0,3 Mio. €
1,0 Mio. €
10,6 Mio. €
24,60 € =
26,23 € =
148,7 Mio. €
187,60 Mio. €
Siehe Quellenangaben im Text in Kapitel 4.2.
Zukunftskonzept Tourismus Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre (Kurzversion)
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Auf Basis der Kennziffern aus einschlägigen Grundlagenstudien kann für den gesamten
Tourismus im Untersuchungsgebiet ein Bruttoumsatz von 187,6 Millionen Euro bzw.
Nettoumsatz von 166,4 Millionen Euro abgeleitet werden. Hierdurch werden bei den
Unternehmen und Dienstleistern, die die touristischen Produkte an den Gast verkaufen, in
Form von Personalkosten (Löhnen und Gehältern) und Gewinnen, direkte Einkommenswirkungen in einer Größenordnung von rund 56,0 Millionen Euro erzielt.
Der Abzug von Vorleistungen von touristischen Unternehmen und Dienstleistern (z.B. in
Form von Wasser, Energie und Unteraufträgen usw.) in einem Gesamtumfang von 110,4
Millionen Euro erzeugt bei diesen Lieferanten wiederum Einkommen in Höhe von 33,1 Millionen Euro.
Der Tourismus sorgt somit im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre für Einkommen in
Höhe von 89,1 Millionen Euro. Davon entfallen 20,4 Millionen Euro auf den Übernachtungstourismus und 68,7 Millionen Euro auf den Tagestourismus. Insgesamt entspricht dies
einem Beitrag zum Volkseinkommen in Höhe von 3,9 Prozent.
Aus den touristischen Umsätzen von 187,6 Millionen Euro ergeben sich rechnerisch rund
2.650 Vollzeitstellen. Davon entfallen 1.650 rechnerische Vollarbeitsplätze auf das Gastgewerbe, rund 600 Arbeitsplätze auf den Einzelhandel, rund 300 Arbeitsplätze auf sonstige
touristische Leistungsträger und rund 100 Arbeitsplätze auf Dienstleister wie z.B. das
Handwerk. Da aber gerade im Tourismus tendenziell eher unterdurchschnittliche Einkommen erzielt werden (durch viele Teilzeit- und Saisonarbeitskräfte), hängen in der Realität
wesentlich mehr Personen (allerdings dann auch nur anteilig in Bezug auf ihr Einkommen)
vom Tourismus ab.
Hinsichtlich der relevanten touristischen Trends als Rahmenbedingung für die Tourismusentwicklung im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre sind keine radikalen Veränderungen
zu erwarten. Tourismusentwicklung basiert auf Evolution statt Revolution.
Die Ansprüche an Qualität, Komfort, Vielfalt und Service steigen in allen Bereichen der touristischen Dienstleistungskette und nur ein konsequent auf Zielgruppen ausgerichtetes Marketing führt zum Erfolg bei Anbietern und Destinationen. Multioptionale Gäste mit hybridem
Konsumverhalten, der demographische Wandel, ein nachfrageseitiger Trend zur Entschleunigung bei Erholung und Reisen, immer kürzere Produktlebenszyklen, ein stärker werdender Verdrängungswettbewerb, eine steigende Marktmacht bereits heute wichtiger Vertriebspartner und steigende Kosten für Unterhalt und permanente Reattraktivierung der Freizeitinfrastruktur sind wichtige Einflussfaktoren.
Dabei müssen sich die Angebote im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre in einem dichten Wettbewerbsumfeld behaupten. Neue Angebote werden sich nur durchsetzen können,
wenn sie aus der Masse der jeweiligen Angebote herausstechen, z.B. aufgrund ihres innovativen Charakters oder ihrer Größe.
Gleiches gilt für bestehende Anbieter. Die Nachbarregionen Emsland, Oldenburger Land,
Ostfriesland und Osnabrücker Land sind die Hauptkonkurrenten, wenngleich über bestehende Routen und Wegesysteme enge Verflechtungen bestehen, die gefördert werden
sollten. Sie zeichnen sich hinsichtlich der angebotenen Themen durch ihre hohe Ausdifferenzierung aus. Es herrscht eine große Themenvielfalt vor, die sich letztlich aus den regionsspezifischen Angebotspotenzialen ergibt; allerdings nicht immer mit der gebotenen Angebotstiefe, um wirkliche Alleinstellungen zu erlangen. Daher ist für das Erholungsgebiet
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Thülsfelder Talsperre unter Wettbewerbsgesichtspunkten eine Fokussierung auf nur wenige Kernthemen sinnvoll.
Das Nachfragepotenzial für eine erfolgreiche Tourismusentwicklung im Erholungsgebiet
Thülsfelder Talsperre ist aktuell und zukünftig gegeben. Im Einzugsgebiet bis 120 Minuten Fahrtzeit leben rund 21,7 Millionen Menschen, davon über 18,4 Millionen in Deutschland
und 3,3 Millionen in den Niederlanden.
Die größten Potenziale liegen in den urbanen, kaufkraftstarken Verdichtungsräumen Nordund Westdeutschlands sowie in Teilen der Niederlande; also im überregionalen Einzugsbereich. Dabei ist gleichzeitig zu bedenken, dass dort eine starke Wettbewerbssituation durch
eine Vielzahl an Konkurrenzangeboten im Freizeit, Sport- und Kulturbereich vorherrscht.
Entsprechend attraktiv müssen Angebote des Erholungsgebietes sein, um die vorhandenen
Potenziale aus den bevölkerungsreichen, urbanen Quellmärkten aktivieren zu können.
Das Potenzial aus dem Sekundärmarkt (Tagesausflüge von Urlaubsgästen) für das Erholungsgebietes Thülsfelder Talsperre kann auf rund 570.000 Ankünfte und 1.400.000 Übernachtungen geschätzt werden. In den Hauptquellgebieten für den Übernachtungstourismus
(Nordrhein-Westfalen, südliches Niedersachsen und Nordhessen) wird es in den meisten
Ballungsräumen noch leichte Bevölkerungszuwächse geben, während der ländliche Raum
und das Ruhrgebiet stagnieren oder Bevölkerung verlieren werden.
Das Nachfragepotenzial in den Hauptquellgebieten des Erholungsgebiets Thülsfelder Talsperre wird demnach im Übernachtungstourismus insgesamt gesehen stabil bleiben. Ähnliches gilt für den Tagestourismus, wenngleich im Nahbereich von weiter anwachsenden
Bevölkerungszahlen auszugehen ist.
Für die Entwicklung des Tourismus im Erholungsgebiet gibt es drei übergeordnete Ziele:
Deutliche qualitative und quantitative Steigerung der Bedeutung des Tourismus
im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre. Hierunter zählt die Verwirklichung folgender Zielvorstellungen:
Verdopplung der aktuellen Übernachtungszahlen
Ausbau des Tagestourismus
Erhöhung der touristischen Wertschöpfung durch Erhöhung der Ausgaben der
Tages- und Übernachtungsgäste und/oder Verweil-/Aufenthaltsdauer
Schaffung neuer Arbeitsplätze in den Bereichen Tourismus und Freizeit (Gastgewerbe, Freizeiteinrichtungen, Museen u.a.) und vor-/nachgelagerten Bereichen
(Einzelhandel, Handwerk etc.)
Erhöhung des Tourismusbewusstseins bei Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Bevölkerung
Stärkere Kundenbindung & Erschließung neuer Zielgruppen.
Langfristig-nachhaltiger Erhalt und Schutz des Natur- und Kulturlandschaftspotenzials, das zentrale Grundlage der touristischen Attraktivität des Erholungsgebietes
ist.
Erhöhung der Lebens-, Freizeit- und Erlebnisqualität für die Bevölkerung im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre. Der Tourismus sollte ein zentrales Element im
Standortmarketing der Städte und Gemeinden zur Verbesserung der ‚weichen Stand-
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ortfaktoren‘ werden, deren Bedeutung für die Erhaltung und den Ausbau des regionalen
Humankapitals als zentrale Stellschraube regionaler Wirtschaftsentwicklung immer
wichtiger wird.
Das Hauptziel der Tourismusentwicklung im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre ist
es, die Zahl der Tagesbesucher und Übernachtungsgäste in den nächsten Jahren sichtbar
zu steigern. Es wird angestrebt, dass im nächsten Jahrzehnt die Zahl der jährlichen Übernachtungen auf rund 500.000 steigt.
Grundsätzlich ist dieses Ziel dann erreichbar, wenn zusätzliche Innovationen, Investitionen
und Kooperationen die tragenden Säulen einer optimalen Potenzialausschöpfung sind. Insbesondere gilt, dass zusätzliche Attraktionen Reiseanlässe auslösen und weitere Übernachtungskapazitäten mit entsprechender Auslastung hinzukommen müssen.
Der hohe Konkretisierungsgrad zum Ausbau bestehender bzw. zur Ansiedlung neuer Beherbergungskapazitäten im Erholungsgebiet verspricht in dieser Hinsicht – trotz der aktuellen wirtschaftlichen Krise – eine erhebliche Steigerung der Übernachtungszahlen. Gleichsam zentrale Voraussetzung zur Zielerreichung ist, dass trotz des Ausbaus des touristischen Angebotes das regionale Natur- und Kulturlandschaftspotenzial langfristig gesichert
und gepflegt wird.
Die Verwirklichung dieser Ziele kann nur durch die konsequente Umsetzung der nachfolgenden Strategien erreicht werden:
Gewinnung von Marktanteilen von Wettbewerbern in einem insgesamt nur leicht
anwachsenden Tourismusmarkt in Deutschland, wozu ein klares Profil als Reiseziel
und ein herausragend gutes Preis-Leistungs-Verhältnis notwendig ist.
Fokus bei der Infrastruktur- und Produktentwicklung auf eine klare Qualitäts- und
Innovationsstrategie, um die Profilierung des Erholungsgebietes Thülsfelder Talsperre
zu forcieren, Alleinstellungen zu generieren, Wettbewerbsvorteile zu erreichen und die
touristische Wertschöpfung zu erhöhen.
Etablierung eines parallelen Themen- und Destinationsmarketing, das durch ein
intensives Kooperationsmarketing unterstützt wird, um durch die gemeinsame
Vermarktung Erfolg versprechender touristischer Themen mit Partnern (z.B. Verbund
Oldenburger Münsterland e.V.) die Bekanntheit der Region zu erhöhen.
Konsequente Verfolgung einer permanenten, kennzahlengestützten, angebotsund kundenorientierten Destinationsentwicklung, um den zukünftigen Entwicklungsstand und die Zielerreichung transparent zu machen sowie die Basis für eine geplante, nachhaltige und gesteuerte Entwicklung zu schaffen.
An diesen zentralen Zielen und Strategien orientiert sich die Auswahl und Hierarchisierung
der touristischen Leitlinien und Themen und deren Ausgestaltung durch konkrete Handlungsempfehlungen.
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Die folgenden Leitlinien geben den Orientierungsrahmen für die zukünftige Entwicklung
des Tourismus im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre:
Konzentration auf Schwerpunktstandorte in einer „Entwicklungsraute“
Konzentration auf Kernthemen mit Profilierungspotenzial
Ausbau und Initiierung von innovativen Ankerangeboten zu den Kernthemen
Zielgruppenspezifischer Ausbau des Bettenangebotes (quantitativ, qualitativ)
Qualitäts- und Innovationsoffensive Beherbergung und Gastronomie
Touristische Nutzung vor Dauernutzung
Saisonverlängerung und Wetterunabhängigkeit
Bindung der endogenen touristischen Nachfrage und Erschließung der exogenen touristischen Nachfrage
Imageoffensive
Regionale Kooperation und Arbeitsteilung
Vorrang für Investitionen von Privaten und durch Public Private Partnership
Steuernde Entwicklung durch Destinationscontrolling.
Von besonderer Bedeutung ist dabei eine arbeitsteilige, kooperative intraregionale Zusammenarbeit der Akteure, die in einem Verortungsschema der Kernthemen visualisiert ist.
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Karte 14: Verortungsschema Kernthemen
Kernthemen:
Ergänzungsthemen:
Familienerlebnis
Kultur
Aktiv in der Natur (Rad,
Wandern, Reiten, Golf,
Klettern)
„promotabler“
Geschäftstourismus
(Tagungen/Seminare
und/oder Messen)
Kerngebiet Entwicklungsraute
Thematische
Ankerattraktionen
Quelle: Eigene Erstellung ift GmbH auf Basis Kartengrundlage www.thuelsfelder-talsperre.de
Die konkreten, vorgeschlagenen Projekte und Maßnahmen werden für die Tourismusentwicklung des Erholungsgebiets Thülsfelder Talsperre in sechs zentrale Handlungsfelder
strukturiert, die nachfolgend überblickartig dokumentiert sind.
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Tabelle 16: Überblick über Anzahl und thematische Aufteilung der Projekte
Bereich
Masterprojekte
Flankierungsprojekte
Beherbergung
4
11
Naturerlebnis
1
6
Freizeit/Sporterlebnis
3
5
Kultur
2
3
Promotabler Geschäftstourismus
-
1
Organisation und Marketing
1
2
11
28
Summe
Eigene Erstellung
Die Projekte werden in Masterprojekte und Flankierungsprojekte differenziert. Während
die Masterprojekte dazu dienen, in größerem Umfang zusätzliche Nachfrage auszulösen
und die Profilierung entscheidend voranzubringen, dienen die sonstigen flankierenden
Maßnahmen demgegenüber eher dem Erhaltungsmarketing. Ihre Auswirkungen sind nicht
unbedingt zahlenmäßig greifbar, sie dienen primär dazu, den Gast vor Ort zufrieden zu
stellen und somit seine Wiederbesuchsabsicht zu sichern. Sie wirken also einem Nachfragerückgang entgegen, verändern aber das Profil des Erholungsgebietes nicht entscheidend.
Hieraus resultiert auch eine zeitliche Priorität:
Masterprojekte sind prioritär hinsichtlich ihrer weiteren Ausgestaltung und Umsetzung zu verfolgen, was aber einer zeitnahen Umsetzung von Flankierungsprojekten
nicht entgegensteht.
Im Rahmen des vorliegenden Zukunftskonzepts konnten die Projektvorschläge nur in ihren
Grundzügen skizziert und einer grundlegenden Bewertung hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit
(planerisch, wirtschaftliche Plausibilität) und Effekte (betrieblich, regional) unterzogen werden. Dabei wurden die Masterprojekte aufgrund ihrer höheren Priorität mit einer größeren
Intensität bearbeitet. Aber auch Sie bedürfen bei der weiteren Planung und Umsetzung
noch einer vertiefenden Ausarbeitung bzw. einer Bewertung ihrer konkreten Umsetzbarkeit
in planerischen Belangen und hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit.
Mit dem Zukunftskonzept Tourismus im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre liegt nunmehr eine fundierte Entscheidungshilfe für die Akteure in Destinationsmanagement, Verwaltung und Politik, Raumplaner und Investoren sowie bestehende Freizeit- und Tourismusanbieter vor. Aktuelle und voraussichtlich zukünftige Einflussfaktoren auf Angebot, Nachfrage,
Konkurrenz und Wettbewerb im Tourismus sind beschrieben und die daraus notwendigen
Konsequenzen für das Erholungsgebiet abgeleitet.
Die Ziele und Strategien zur Umsetzung sind formuliert. Mit den im Konsens entwickelten
touristischen Leitlinien ist der Rahmen für eine kooperative und nachfragegerechte Weiterentwicklung der touristischen Infrastruktur abgesteckt, der auch für die Akquise von Fördermitteln von Bedeutung ist. Konkrete Maßnahmen und Projekte sind skizziert und können
angegangen werden.
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Es bleibt daher abschließend der Appell an alle Akteure, die Tourismusentwicklung im Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre durch eine konsequente Umsetzung der vorgeschlagenen
Maßnahmen und Projekte sowie eine enge Orientierung an den Leitlinien bei zukünftigen
Projekten entscheidend voranbringen. Die Grundlagen für einen nachhaltigen und wertschöpfungsintensiven Tourismus in der Region sind gelegt und müssen genutzt werden.
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