Weinkomet Zypern
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Weinkomet Zypern
extra www.vinum.info November 2005 CHF 4.80 / EUR 3,20 E U R O PA S W E I N M A G A Z I N Weinkomet Zypern SINNLICH Der mediterrane Wein-Lifestyle DYNAMISCH Spitzenwinzer EINZIGARTIG Die heimischen Sorten Die neuen Region Gestillter Nachholbedarf Im östlichsten Zipfel des Mittelmeeres vereint Zypern nahöstliche Lebensart mit westlicher Dynamik. Das Erfolgsrezept funktioniert auch im Weinbau. Im Gedränge des kleinen Flughafens von Larnaka treffen Lifestyle-Welten aufeinander.Eine 22-jährige Engländerin mit Bauchnabel-Piercing und tätowiertem Yin-YangSymbol ist unterwegs nach Agia Napa. Schon zum fünften Mal. Dort will sie sich die nächsten sieben Nächte mit dahinjagenden Techno-Beats um die Ohren schlagen und tagsüber am Strand, bewaffnet mit ihrem iPod und viel Kokos-Sonnenöl, warten, bis es wieder dunkel wird. «Agia Napa ist wie Ibiza. Nur kompromissloser», sagt sie. Die drei Mittvierziger aus Zürich dagegen, die vor mir im Flugzeug sassen, schätzen ein ganz anderes Zypern. Im gediegenen «Columbia Beach Resort» in der Pissouri Bay wollen sie relaxen. Das heisst, tagsüber werden sie im Aphrodite Hills Golf Club versuchen, den Par-72-Kurs mit weniger als 100 2 Nicht nur Hotelanlagen sind aus dem Boden geschossen, auch die Kurve der Weinqualität schnellt steil nach oben. Schlägen zu schaffen. Wenn’s gelingt, genehmigen sie sich als Belohnung abends eine gute Flasche zypriotischen Cabernet. «Als wir vor rund zehn Jahren das erste Mal nach Zypern kamen, waren gute einheimische Weine noch Glückstreffer,und wir hielten uns an die wenigen Franzosen und Italiener auf der Karte. Heute trinken wir hier nur noch zypriotische Weine und sind begeistert. Die Weinqualität ist mindestens so schnell gewachsen wie die Hotelneubauten in Limassol.» We i n i s t L i f e s t y l e Das Taxi rauscht in der warmen Abendluft über die vierspurige Küstenstrasse der heimlichen Hauptstadt Limassol. Gegen das Meer hin thronen mächtige Hotelpaläste wie das «Méridien» oder das «Four Sea- V I N U M E X T R A ZYPERN V I N U M E X T R A ZYPERN 3 Region «Wir Winzer können diese alten Geschichten nicht mehr hören. Wir sind dabei, ein neues Kapitel zu schreiben.» LIMASSOL Costas Tsiakkas Der stärkste Trumpf der zypriotischen Winzer: die legendäre rote Sorte Maratheftiko. sons». Auf der anderen Strassenseite glänzen die Glasfassaden der Banken und Offshore-Finanzinstitute in der Abendsonne. Ein Hauch von Miami Beach liegt über der Szenerie. Das einheimische Ausgehvolk trifft sich beim mittelalterlichen Kastell am alten Hafen. Dort hat die Industriellenfamilie Lanitis eine «Carob Mill» (Johannisbrot-Mühle) und einige ehemalige Lagerhallen, allesamt kunstvoll aus heimischem Naturstein gebaut, in ein Mekka der Trendgastronomie verwandelt. Es ist eine geglückte Symbiose aus Swinging London und orientalischer Sinnlichkeit. Auch hier ist der neue zypriotische Wein allgegenwärtig. Zum lauwarmen Oktopus-Salat empfiehlt der Sommelier weissen, frischen Xynisteri. Und zu den Keftedes, raffiniert mit Zimt oder Koriander verfeinerten Fleischbällchen, kommt auf Empfehlung des Hauses nur ein Wein in Frage: ein vollfruchtiger zypriotischer Shiraz, bei dem schon die Schreibweise der Sorte darauf hinweist, dass dieser Wein im opulenten Stil der Neuen Welt gekeltert wurde. Blick in die Zukunft Costas Tsiakkas, der Schöpfer des erwähnten Xynisteri, und Sophocles Vlassides, der besagten Shiraz angebaut und gekeltert hat, haben uns zur «Carob Mill» geführt. Nicht 4 ohne Hintergedanken. «Wenn Weinjournalisten nach Zypern kommen, stürzen sie sich meist so tief in die Vergangenheit, dass sie die Gegenwart vergessen. Sie schreiben über die antiken Mosaiken in Paphos mit den Dionysos-Darstellungen, über die 5000 Jahre alten Amphoren mit Rückständen von Wein, die kürzlich bei Limassol gefunden wurden, oder über die Kreuzritter des Johanniterordens, die dem edelsüssen CommandariaWein den Namen gaben. Wir Winzer können diese alten Geschichten allmählich nicht mehr hören. Schliesslich sind wir gerade dabei, ein neues Kapitel Weingeschichte zu schreiben», sagt Costas Tsiakkas, der eine Bank führte, bevor er Winzer wurde. Krise als Chance Bis vor 25 Jahren war der zypriotische Weinbau eine zweigeteilte Welt. Im zerklüfteten Troodos-Gebirge bewirtschafteten Weinbauern nach mittelalterlicher Manier, das heisst mit wenig mehr als einer Hacke, ihre kleinen Rebberge. Sie verkauften ihre Trauben oder ihre Jungweine an die grossen Handelshäuser in Limassol.Dort wurde dieses Rohmaterial grösstenteils zu billigem Ersatz-Sherry für englische Supermärkte und anspruchslosen Tischweinen für den heimischen Tourismussektor sowie die Märkte des alten Ostblocks verarbeitet. Doch nach Schrittmacher der neuen Weinkultur 1990 brachen diese Absatzkanäle zusammen. Gleichzeitig wuchs auf dem heimischen Markt die Nachfrage nach besseren, vor allem aber individuell hergestellten Weinen. Wie so oft in seiner fünftausendjährigen Geschichte stand der zypriotische Weinbau am Scheideweg. Es waren junge, gut ausgebildete Abkömmlinge alteingesessener Bauernfamilien und einige Investoren, die den zypriotischen Weinbau neu erfanden. Sie bauten ihre modern ausgerüsteten Kellereien dort,wo die Trauben reifen.Eine dynamische Weinkultur hielt Einzug in den Dörfern des Troodos-Gebirges.Die mächtigen Investoren des Kyperounda-Projektes etwa bauten 2003 ihre topmoderne Kellerei im gleichnamigen Dorf,1200 Meter über dem Meer.Mit eigenen Rebbergen und im direkten Kontakt mit den Winzern entstanden rasch Weine von internationalem Format. Das bergige Hinterland von Limassol mit seinem Kalk- und Vulkan-Terroir ist zum wichtigsten Spielfeld des neuen zypriotischen Weinbaus geworden. Internationale Trauben wachsen hier ebenso wie traditionelle Varietäten. M o d e r n e r We i n a u s a r c h a i s c h e r Landschaft Die Weinbauern im Troodos-Gebirge wussten im Unterbewusstsein schon immer, dass sie ein einzigartiges Terroir bewirtschaften. Ihre kleinen Rebberge bilden im kargen Buschland ein perfektes Wein-Ökosystem, das weitgehend ohne Bewässerung und ohne chemische Pflanzenschutzmittel auskommt. Zudem hat es die Reblaus glücklicherweise nie in diesen abgelegenen Winkel Europas geschafft. Darum wachsen die Reben ungepfropft, also mit ihren Originalwurzeln, im hellen Kalkstein – ein entscheidender Qualitätsvorteil. Genau wie das kühle Klima: Hier in den Bergen fällt das Thermometer abends auch im Sommer oft auf unter 20 Grad. Der daraus resultierende lange Vegetationszyklus und die späte Ernte bringen Weine mit eleganter Frucht und viel Struktur hervor. Und mit der weissen Xynisteri und der roten Maratheftiko wachsen hier zwei alteingesessene Sorten mit grosser Zukunft. Wer ein Auge für archaische Weinlandschaften hat, merkt sofort, dass das Troodos-Gebirge ein Weinparadies ist. Ein Paradies, das so gut wie alle Faktoren vereint, die der moderne Weinbau heute als Voraussetzung für Qualität definiert. Ein Glück, dass man dieses grossartige Terroir mit jedem Jahrgang besser erriechen und erschmecken kann. V I N U M E X T R A ZYPERN London, San Francisco, Kilani: Nach dem Studium im Ausland tüftelt Sophocles Vlassides im abgeschiedenen Troodos-Gebirge an seinen Spitzen-Crus. Sophocles Vlassides Der Vordenker Unter der Pergola vor dem Restaurant, das sich gleichzeitig «The Culture Club of Kilani» nennt, sitzen 13 alte Männer in 13 alten Kitteln und sagen kein Wort. Wahrscheinlich haben sie sich in ihrem langen Leben in diesem Bergdorf schon alles erzählt. Gleich gegenüber, hinter der königsblau gestrichenen Tür von Haus Nummer 9, hat sich Sophocles Vlassides im einstigen Kolonialwarenladen seines Grossvaters eine typische Garagen-Winery eingerichtet. Den kleinen Raum mit den glänzenden Chromstahltanks und den französischen Barriques könnte man das Hauptquartier der zypriotischen Weinrevolution nennen. Keiner vertritt die neue V I N U M E X T R A ZYPERN Qualitätsphilosophie so kompromisslos wie der 33-Jährige, der in London Chemie und anschliessend in der berühmten Wein-Kaderschmiede im kalifornischen Davis Önologie studiert hat. 1998 kehrte er als Winzer in das vom Aussterben bedrohte Kilani, das Heimatdorf seiner Familie, zurück. Mit feinem Gespür kombiniert er seither sein internationales Weinwissen mit den überlieferten Traditionen im TroodosGebirge und weist damit vielen Kollegen den Weg. Sein klassischer, nach Bordeaux-Manier konzipierter Cabernet Sauvignon (ergänzt durch etwas Cabernet franc und Merlot) und sein vollfruchtiger 2003er Shiraz mit Aromen von dunklen Beeren und präsenter Eichenholzwürze sind eindrückliche Weine, die beweisen, was in Zypern heute möglich ist, wenn alle Faktoren zusammenspielen. Seit einigen Jahren experimentiert Vlassides auch mit der schwierigen, aber potenziell sehr hochwertigen Sorte Maratheftiko. Was der Perfektionist daraus schon mal probehalber vinifiziert hat, dürfte bald für Furore sorgen. Vlassides steckt voller Weinideen. Demnächst will er, mit Hilfe von Investoren, im wilden Bergland von Kilani eine neue, moderne Kellerei bauen, inmitten eines fünf Hektar grossen Rebberges. Die alten Männer werden ihn wohl vermissen, wenn er aus dem Dorfzentrum auszieht. Denn mit seinen 33 Jahren ist Sophocles Vlassides bereits eine Instanz und ein gefragter Berater in Zyperns Weinbau. Vielleicht werden sie zu seinen Ehren mal ein Denkmal errichten. Verdient hätte er es. 5 Die Winzer Linos Winery Der Autodidakt Einer, der am liebsten selbst Hand anlegt: Pambos Argyrides. Vasa Winery Der Perfektionist Kyperounda Gemeinschaftswerk Auf diese Kellerei, die modernste und edelste in ganz Zypern, sind die Winzer aus dem Dorf Kyperounda mächtig stolz. «Jedes Mal, wenn ich die Empfangshalle betrete, fühle ich mich wie in einem Fünf-Sterne-Hotel», sagt einer von ihnen. Das Lenkt die modernste Kellerei Zyperns: Minas Mina. Weingut Kyperounda ist ein wegweisendes Gemeinschaftsprojekt. Zu 51 Prozent gehört die Kellerei dem zypriotischen Mischkonzern Photos Photiades. Die übrigen 49 Prozent teilen sich die Winzer des Dorfs Kyperounda und die berühmte griechische Weinbaufamilie Boutari. Der Mann, der das grosse Potenzial dieser Besitzstruktur in die richtigen Bahnen lenkt, ist Minas Mina, der in Griechenland Önologie studiert hat und neben Sophocles Vlassides als der talentierteste Weinmacher Zyperns gilt. Investiert wurde nicht nur in den Keller. An den Steillagen des Mathari-Berges wurden neue Rebterrassen angelegt. Neben Merlot und Chardonnay wurden in den höchsten Lagen, mehr als 1500 Meter über dem Meer, auch Sorten wie Riesling und Gewürztraminer angepflanzt. Die neu geschaffene Reblandschaft erinnert auf frappante Weise an das spanische Priorat. Besonders gelungen sind die beiden als Basisgewächse gedachten Weine des Gutes. Der Petritis aus der heimischen Sorte Xynisteri zeigt sich reintönig, blumig, frisch und süffig. Sein rotes Gegenstück, der Andessitis, eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Grenache und Mataro (Mourvèdre), ist ein fruchtig-süffiges Gewächs – ein perfekter Wein zu Mezé-Gerichten. Der im Holz vergorene Chardonnay sowie der Cabernet Sauvignon sind dagegen klassische Barrique-Weine mit Alterungspotenzial. Mit dem eben fertig gestellten Keller und den noch jungen Rebbergen ist dieser Betrieb ein Versprechen für die Zukunft. 6 Sonntagmorgen auf einer Hochebene bei Vasa Kilaniou. Pambos Argyrides legt mit Tagelöhnern zusammen einen neuen Rebberg an. Mit seinem lehmverspritzten Gesicht und dem durchschwitzten Hemd ist er nicht von seinen Helfern zu unterscheiden. Der Millionär, der sein Geld mit dem Aufbau einer Supermarktkette in Südafrika und später mit einer Chipsfabrik in Zypern gemacht hat, ist alles andere als ein Gentleman-Winzer. Er legt permanent selbst Hand an. Jedes Detail ist ihm wichtig. Er strebt nach einer Perfektion, wie man sie sonst kaum findet auf dieser Insel. Schon die Mauern aus Naturstein, die den Rebberg umranden, sind vollendete Handwerkskunst, wie auch sein über vier Jahre hinweg minuziös restauriertes Haus im Dorf. Ob Holzdecken, Feuerstelle, Fensterrahmen, Treppenhandläufe oder Steinböden, alles wurde in den Originalzustand zurückversetzt. Selbst die Abflussrinnen am Haus sind aus Stein gemeisselt. «Wir hatten hier bis Mitte des letzten Jahrhunderts eine trotz ihres elementaren Charakters hoch stehende bäuerliche Lebens- und Wohnkultur», sagt er. «Doch davon ist leider fast alles verloren gegangen. So gesehen bin ich ein Hüter der Vergangenheit.» Das Dorf ist ihm wichtig, schliesslich war sein Vater hier über 20 Jahre lang Gemeindepräsident. Er hilft beim Restaurieren alter Natursteinstrassen. Und er ist stolz auf das alte Kafenion am Dorfplatz und die beiden traditionellen Restaurants, in denen man gut isst. Wenn man die Welt von Pambos Argyrides erst mal kennen gelernt hat, erstaunt es nicht mehr, dass seine Weine zu den besten der Insel gehören. Mit dem Jahrgang 2003 ist ihm ein vollfruchtiger, eleganter Maratheftiko gelungen, bei dem die Eichenholzwürze auf gekonnte Weise die Tendenz dieser Sorte zu etwas rustikalem Tannin ausgleicht. Sein Cabernet Sauvignon, eine Selektion der besten Lagen, überzeugt mit ähnlichen Eigenschaften. Tsiakkas Winery Mister 100 000 Volt Mit Costas Tsiakkas im Auto zu sitzen ist gefährlich. Alle zwei Minuten meldet sich sein Mobiltelefon. Seine Weingespräche sind stets hochemotional, nicht selten gestikuliert er dabei mit Händen und Armen. Mit der gleichen unbändigen Energie hat er in den letzten Jahren mit seiner Frau Marina die Tsiakkas Winery aufgebaut. Costas Tsiakkas, der an der amerikanischen Universität in Beirut studierte und dort schon erkannte, dass im östlichen Mittelmeer Spitzenweine möglich sind, stieg in Zypern zum Direktor einer Bankniederlassung auf. Parallel zu diesem Job begann er 1988 im Bergdorf Pelendri, zusammen mit seinem Grossvater Wein zu machen. 1992 baute er ausserhalb des Dorfes, in 1050 Metern Höhe inmitten von Kiefern und Felsen, ein Wohnhaus mit Kellerei. «Zu jener Zeit fuhr ich häufig um fünf Uhr morgens von Limassol hierher, arbeitete im Keller bis um acht Uhr, zog dann meinen Anzug an und ging in die Bank», erinnert er sich. 2001 beendete er das Doppelleben und wurde das, was er schon immer sein wollte: Winzer. Noch heute befolgt er den Rat seines Grossvaters. Dieser war überzeugt, dass im Troodos-Gebirge die besten Weissweine in kühlen, nach Norden ausgerichteten Lagen reifen. Tatsächlich überzeugen sowohl der Xynisteri als auch der Chardonnay von Tsiakkas mit ihrer geradlinigen, frischen und reintönigen Art. Unter den Rotweinen gefällt vor allem der kernige Cabernet Sauvignon, der mit Aromen von roten Beeren, Pfeffer und Unterholz viel Sortentypizität zeigt. Costas Tsiakkas baut einen Teil seiner Weine kontrolliert biologisch an. Jetzt ist Costas Tsiakkas, was er schon immer sein wollte: Winzer. V I N U M E X T R A ZYPERN Rodis Herodotos Herodotou war 29 Jahre und drei Monate lang ein hoher Offizier bei der Geheimpolizei in Limassol. Vor und nach dem türkischen Einmarsch erlebte er dort bewegte Zeiten. Doch eigentlich hatte Herodotos nur ein Ziel: friedlich in Omodhos leben, dem idyllischen Heimatdorf seiner Familie, wo seine Vorfahren seit 1825 ihren eigenen Wein bereiteten. 1993, mit 60 Jahren, quittierte er den Dienst und baute sich auf einem Vorsprung oberhalb von Omodhos eine Kellerei. Und darüber gleich noch ein Wohnhaus mit Aussicht auf den mächtigen Afames-Berg, dessen weiss schimmernde Hänge aus Kalkstein schon immer den Ruf eines perfekten Wein-Terroirs hatten. Gemeinsamkeiten Wie der Vater, so die Söhne: Bei der Herodotou-Familie führt die zweite Generation das Weinabenteuer weiter. Herodotos Herodotou ist ein Mann mit Prinzipien, auch beim Weinmachen. So gibt es in seinem Keller weder Barriques noch eine Presse. Eine solche braucht es seiner Meinung nach nämlich nicht, um guten Wein zu machen. Lieber pumpt er die Maische in einen Edelstahltank, in dessen Mitte ein rohrförmiges Metallsieb befestigt ist. So dringt der Saft durch den blossen Druck der Maische in das Sieb und wird abgezogen. Mit diesem simplen und schonenden Verfahren entstehen der kernige Linos Red, eine Cuvée aus Grenache und Mataro (Mourvèdre), sowie der sortentypische Cabernet Sauvignon. Der süffige Linos White wird aus Xynisteri und Riesling bereitet. Alle Weine sind klar als Essensbegleiter konzipiert, und zu essen gibt es hier so manche Spezialität des Hauses. Zum Beispiel Shroutzoukas, Nüsse, die wie beim Kerzenziehen in eingedickten Xynisteri-Traubensaft getaucht werden. Bei den Herodotous lebt es sich gut. Der Schwiegervater des heute 72-jährigen Herodotos ist stolze 92 Jahre alt und arbeitet immer noch im Betrieb mit. Der Chef im Keller ist aber inzwischen der 25-jährige George Herodotou. An den Wochenenden kommen wenn immer möglich auch seine zwei Brüder von Limassol heim ins Elternhaus. Dann ist die Vorzeigefamilie in diesem Vorzeigedorf des Troodos-Gebirges komplett. V I N U M E X T R A ZYPERN Während in Städten wie Limassol oder Nikosia ein Hauch von Swinging London auszumachen ist, dominieren im Troodos-Gebirge noch immer der orthodoxe Glaube und die klassische Küche. 7 Die Weingebiete Zypern: das Weinbaugebiet Auf der Insel Zypern sind gegenwärtig rund 1200 Hektar mit Reben bestockt. Das Zentrum des Weinbaugebietes liegt in den südlichen Ausläufern des Troodos-Gebirges im Südwesten des Landes. Hier wurzeln die Reben entweder in hellem, zuweilen fast weiss schimmerndem Kalkgestein oder aber in rötlichen, steinigen Vulkanböden in Höhenlagen von bis zu 1500 Metern über dem Meer. Die wichtigsten Traubensorten sind die heimischen Gewächse Mavro (rot) und Xynisteri (weiss). Kyrenia 8 «Appellation of Origin» für Commandaria «Appellation of Origin» (AO) für Tafelwein Die «Appellation of Origin» (AO) für den legendären Süsswein Commandaria wurde schon vor 25 Jahren eingeführt. Nach ihr dürfen die Trauben für den Commandaria nur in 14 Gemeinden nördlich der Hafenstadt Limassol aus den Sorten Mavro und Xynisteri angebaut werden. Dabei reifen die besten Commandaria-Grundweine regelmässig in den Dörfern Ayios Constantinos, Ayios Pavlos, Zoopigi, Kalo Horio und Louvaras, in denen die weisse Sorte Xynisteri dominiert. Diese ergibt bedeutend konzentriertere, aromatischere und finessenreichere Weine als die rote Sorte Mavro. Die AO schreibt vor, dass pro Hektar mindestens 2750 Stöcke gepflanzt werden müssen. Der maximale Ertrag pro Hektar liegt bei 4500 Kilo Trauben beziehungsweise 17 Hektoliter Wein. Die Ernte beginnt jeweils Mitte September, wenn der Zuckergehalt der Trauben den Mindestwert von 212 Gramm pro Liter für Xynisteri beziehungsweise 258 Gramm pro Liter für Mavro übersteigt. Nach der Ernte werden die Trauben für rund eine Woche an der Sonne getrocknet, so dass der Zuckergehalt einen Wert zwischen 390 und 450 Gramm pro Liter erreicht. Dann werden die Trauben in den Genossenschaftskellereien der einzelnen Dörfer vergoren. Wegen der hohen Zuckerkonzentration stoppt die Gärung auf natürliche Weise, wenn die Weine einen Alkoholgehalt von rund zehn Volumenprozent erreicht haben. Diese Basisweine werden dann – auf Grund zumeist langjähriger Vereinbarungen – an die grossen Handelshäuser ETKO, KEO LOEL und SODAP verkauft. In deren Kellern wird der Commandaria mit hochprozentigem Weinbrand auf mindestens 15 Volumenprozent aufgebessert und über Jahre in Holzfässern (vorgeschrieben sind im Minimum zwei Jahre) ausgebaut. Die neue «Appellation of Origin» (AO) für Tafelweine ist ab 2006 gültig. Sie umfasst die vier Gebiete Laona Akama Vouni Panayia – Ampelitis Pitsilia Krasohoria Lemesou (unterteilt in die Subregionen Afames und Laona). Weine, die eine dieser Ursprungsbezeichnungen tragen, müssen aus Rebbergen stammen, die höher als 600 Meter über dem Meer liegen. Die Vinifikation und die Abfüllung haben in den AO-Gebieten selbst zu geschehen. Die Weine müssen zu 85 Prozent aus heimischen Sorten wie Xynisteri (weiss), Maratheftiko, Mavro oder Ofthalmo (alle rot) gekeltert werden. Eine weitere Einschränkung sieht vor, dass der Anteil der Sorte Mavro in einem AO-Wein – je nach Anbaugebiet – einen Maximalwert von 60 beziehungsweise 70 Prozent nicht übersteigen darf. Die neue AO-Regelung setzt klare Akzente im zypriotischen Weinbau. Bisher wurde ein Grossteil der Weine von den grossen Handelshäusern in der Hafenstadt Limassol vinifiziert. Wollen Zyperns führende Weinhäuser künftig AO-Weine erzeugen, müssen sie neue Kellereien in den entsprechenden Anbaugebieten einrichten. Dieser Prozess der Neustrukturierung hat bereits vor einigen Jahren begonnen. Nikosia Kyperounda LAONA AKAMA TR O O D O PITSILIA S Kyperounda VOUNI PANAYIA – AMPELITIS LAONA Koilani Paphos Famagusta Larnoca AFAMES COMMANDARIA KRASOHORIA LEMESOU Limassol Regional Wines Die heimischen Traubensorten Die Produktion von Regional Wines ermöglicht eine Ursprungsbezeichnung, die der politischen Unterteilung der Republik Zypern entspricht. Diese besteht aus den vier Distrikten Limassol, Paphos, Nikosia und Larnaka. Regional Wines aus diesen vier Anbaugebieten sollen zwar eine gewisse regionale Typizität aufweisen, allerdings sind die Winzer weitgehend frei bei der Konzeption ihrer Weine. Dies gilt vor allem in Bezug auf die Verwendung internationaler Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Cabernet franc, Carignan, Grenache, Mataro (Mourvèdre), Shiraz, Chardonnay, Sauvignon blanc, Riesling oder Sémillon. Regional Wines können auf dem Etikett auch Bezeichnungen wie «Domaine» oder «Château» aufführen, wenn sie im betreffenden Gut produziert und abgefüllt worden sind. Xynisteri Die weisse Sorte bringt ausgesprochen frische und bekömmliche Weine mit vergleichsweise niedrigem Alkoholgehalt (in der Regel zwischen 11,5 und 12,5 Volumenprozent) hervor. Bei Vergärung bei tiefen Temperaturen (unter 16 Grad Celsius) zeigen die Weine eine reintönige, blumige Aromatik, manchmal auch mit Noten von Zitrusfrüchten. Xyni- Jung getrunken schmeckt die Xynisteri-Traube am besten. Chefsache: Ab 2006 gelten in Zypern verschärfte AO(«Appellation of Origin»)Bestimmungen. V I N U M E X T R A ZYPERN V I N U M E X T R A ZYPERN steri-Weine schmecken jung getrunken (bis zwei Jahre nach der Ernte) am besten. Mit einem Anteil von rund 2500 Hektar ist die Xynisteri die wichtigste Weissweinsorte in Zypern. Mavro Die Sorte Mavro bringt grosse, saftige Beeren hervor, die auch als Tafeltrauben vorzüglich schmecken. Ihre Veranlagung zu hohen Erträgen macht es aber schwierig, anspruchsvolle Weine aus ihr zu keltern. Gelungene Mavro-Weine schmecken süffig und feinfruchtig. Viele Winzer haben die Sorte in den letzten Jahren durch internationale Gewächse wie Cabernet Sauvignon, Shiraz oder Merlot ersetzt. Mit einem Anteil von rund 8000 Hektar ist sie aber noch immer die mit Abstand bedeutendste Sorte in Zypern. Die besten Resultate bringt sie als Bestandteil von Cuvées. In den Höhenlagen von Pitsilia, Laona und Afames mit ihren kargen Böden kann die Mavro-Traube allerdings auch überraschend gehaltvolle Weine hervorbringen. Maratheftiko Die schwierigste unter den heimischen Sorten ist zugleich diejenige, die die besten Weine hervorbringen kann. Da die Maratheftiko zu den ganz wenigen weiblichen Rebgewächsen gehört, wurde sie in der Vergangenheit stets zusammen mit anderen Sorten angepflanzt, um eine optimale Befruchtung zu gewährleisten. Erst in den letzten Jahren wurden erste sortenreine MaratheftikoRebberge angelegt. Ein weiterer Nachteil ist, dass nach der Blüte ein Teil der Triebe wieder abfällt. Sie wachsen zwar nach, doch dies führt dazu, dass im Herbst oft Trauben von unterschiedlicher Reife am gleichen Stock hängen. Gelingt es dem Winzer, vollreife Maratheftiko-Trauben zu ernten, können daraus hoch kon- Die Maratheftiko ist eine anspruchsvolle Sorte mit viel Potenzial. zentrierte, vielschichtige Weine entstehen, die viel Ähnlichkeit mit Cabernet Sauvignon aufweisen. Dank ihrem Gerbstoff und der präsenten Säure haben Maratheftiko-Weine ein hervorragendes Entwicklungspotenzial. Obwohl gegenwärtig erst auf rund 100 Hektar angebaut, steht die Sorte seit einigen Jahren im Mittelpunkt des Interesses. Mittelfristig könnte die Maratheftiko-Traube für Zypern zu einem ähnlichen Aushängeschild werden, wie es Malbec für Argentinien ist. 9 Die Winzer Vouni-Panayia Der Grosse unter den Kleinen Die Kyriakides-Brüder gelten als Senkrechtstarter, mengenund qualitätsmässig. Die Pläne für eine neue, grössere Kellerei sind schon fertig. Kreative Winzer: Mit jedem Jahrgang kommen in Zypern neue Spitzen-Crus auf den Markt. PA P H O S Im Westen viel Neues In der Küstenstadt Paphos zeigt ein 1800 Jahre altes Mosaik, wie Dionysos den ersten Erdenbewohner das Weinkeltern lehrt. Heute bearbeiten immer mehr Winzer ihr Terroir mit modernem Know-how. Ihre Spezialität ist die Maratheftiko-Traube. Theodoros Fikardos Der Selfmademan Hinter dem Bürotisch von Theodoros Fikardos hängt ein Gemälde von einem zotteligen weissen Hund, der vor einem einfachen Bartresen aus Holz dahindöst. «Das war Charly. Mit ihm begann eigentlich alles», erinnert sich der Winzer. 1980 eröffnete er in Paphos eine Bar, die er nach seinem damaligen Hund Charly benannte. Um den Gästen etwas Besonderes zu bieten, begann er ab 1988, eigene Weine zu keltern. Heute ruht Charly längst im Hundehimmel, und aus der Bar ist ein Restaurant geworden, das den Namen von Fikardos’ Sohn Leonardo 10 trägt. Auch die Kellerei hat sich entwickelt. Sie war einer der ersten Privatbetriebe, die sich auf der Insel etablieren konnten. Heute produziert Theodoros Fikardos eine enorm grosse Palette an Weinen. Zu seinen Paradegewächsen gehört der weisse Amalthia, eine aromatische, frische Cuvée aus Sémillon und Xynisteri. Unter den Rotweinen gefallen der Lefkada (ergänzt durch etwas Cabernet, Shiraz, Merlot und Mataro) und der Cabernet Sauvignon Leonardo. Auch der Maratheftiko, den Theodoros Fikardos mit dem Jahrgang 2003 erstmals vinifiziert hat, zeigt gute Anlagen. Irgendwann möchte der Selfmademan seine Kellerei, die heute in einem Aussenbezirk von Paphos liegt, in ein Winzerdorf wie Arodes oder Kathikas verlegen. Und dann wäre da noch der alte Morris Minor, den Fikardos vor mehr als 20 Jahren auf dem britischen Stützpunkt erworben hat. Diesem Oldtimer würde er gerne einen neuen Anstrich verpassen.Wenn er mal Zeit dafür hat. Vasilikon Drei Brüder, drei Weine Theodoros Fikardos steht gerne im Mittelpunkt. Als Barman, Restaurateur oder als Winzer. V I N U M E X T R A ZYPERN Die Kyriakides-Brüder können zufrieden sein. Samstags geben sich ihre Kunden die Klinke in die Hand, um von ihrem Wein zu bekommen. Ein älterer Engländer hält Yiannis Kyriakides gar kurzerhand eine leere Flasche Agios Onoufrios Red vors Gesicht und droht: «Sagen Sie mir nicht, dass es von die- V I N U M E X T R A ZYPERN sem Wein keinen mehr gibt,dann wäre mein Wochenende verdorben!» Zum Glück kann dem Mann geholfen werden. Yiannis, Eracles und George Kyriakides haben in zehn Jahren ein Weingut aufgebaut, das heute stolze 300 000 Flaschen im Jahr produziert. Verkaufen könnten sie freilich noch mehr. Das Erfolgsrezept der drei ist denkbar einfach: Sie produzieren nur drei Weine. Die aber überzeugen. Der Vasilikon White Dry, ein reinsortiger Xynisteri, ist blumig, elegant, frisch und süffig. Sein rotes Gegenstück ist der Agios Onoufrios Red, eine Cuvée aus Mataro (Mourvèdre), Cabernet Sauvignon sowie den heimischen Sorten Ofthalmo und Lefkada. Es ist ein kerniger, ausgewogener, süffiger Tropfen mit Aromen von roten Beeren, Gewürzen und Waldboden. Der Methy Cabernet Sauvignon zeigt auf dem Etikett eine Frau, die mit frivolwohlwollendem Blick den Wein in ihrem Glas mustert. Das über zwei Jahre in neuen Barriques ausgebaute Gewächs ist ein Klassiker mit fleischig-voller Struktur. Die einheimischen Trauben wie Xynisteri kommen alle von über 40-jährigen Stöcken. Kürzlich haben die Brüder Sauvignon blanc angepflanzt, der dem Weisswein des Hauses mehr Struktur verleihen soll. Und bald werden die auf vier Hektar neu angelegten Maratheftiko-Reben in den Ertrag kommen. Auch die Pläne für eine neue, grössere Kellerei sind schon fertig. Der Kyriakides-Clan ist ein Paradebeispiel dafür, dass hinter vielen Erfolg versprechenden Weinprojekten Zyperns eine starke, hart arbeitende Familie steht. In engen Kehren windet sich die Strasse hinauf ins Dorf Panayia. Von hier aus hat man einen prächtigen Ausblick auf die urtümliche Troodos-Bergwelt mit den knorrigen Reben, die sowohl in fast weissem Kalk als auch in rötlichen Vulkanböden wurzeln. Andreas Kyriakides arbeitete 15 Jahre lang in der Abteilung für Weinbau und Önologie des Landwirtschaftsministeriums. Daneben hat seine Familie schon immer Offenweine für die Leute aus dem Dorf gekeltert. 1986 füllten sie dann erstmals Wein in Flaschen ab. Das Experiment glückte, und Andreas Kyriakides schied 1992 aus dem Staatsdienst aus, um sich dem Aufbau der eigenen Kellerei zu widmen, die heute jährlich eine halbe Million Flaschen Wein produziert. Obwohl sie selbst nur gerade zehn Hektar Reben besitzt, hat die Kellerei an guten Trauben keinen Mangel. Rund um das Dorf Panayia sind rund 500 Hektar mit Reben bestockt, jeder Dorfbewohner hat einen kleinen Rebberg und verkauft Trauben. Andreas Kyriakides ist ein Anhänger klar strukturierter, klassischer Weine. Besonders gut zeigt sich dies bei seinen Rotweinen, allen voran dem Maratheftiko, der ein Jahr in Barriques reift, sowie dem ebenfalls im Holz ausgebauten Kannavera, einem reinsortigen Cabernet Sauvignon. Die zweite Generation, die das Weinprojekt weiterführen soll, steht schon bereit. Die beiden ältesten Söhne von Andreas Kyriakides studieren bereits Önologie beziehungsweise Chemie. Nur der jüngste hat mit seinen zehn Jahren noch andere Berufswünsche: Er möchte lieber Astronaut oder Autorennfahrer werden. 11 Die Winzer DAS LANDESINNERE Auf bruchstimmung Nördlich des Troodos-Gebirges haben sich neue Kellereien in wenigen Jahren an die Landesspitze vorgearbeitet. Im abgelegenen Kykkos-Kloster pf legen die Mönche unterdes die lange Tradition der Süssweine. Aes Ambelis Der FruchtDompteur Savvas Fakoukakis stammt aus Kreta. Schon sein Grossvater kelterte dort Wein. «Nach der Gärung schmeckte er fruchtig, nach drei Monaten konnte man ihn nicht mehr trinken», erinnert er sich. Er selbst hat in Griechenland und England studiert und ist ein Kellermeister der neuen Schule, der alle Kniffe und Techniken der modernen Önologie beherrscht. Nach Zypern ist er wegen seiner Frau gekommen. Mit seinem Partner George Tripatsas begann er hier 1992 mit ersten Weinexperimenten. 1999 bauten sie im Dorf Kalo Horio Klirou, auf der Hochebene südwestlich von Nikosia, eine moderne Kellerei, die heute eine überzeugende Palette an Weinen hervorbringt. Um den Neubau herum wachsen auf 2,5 Hektar Sorten wie Chardonnay, Syrah, Assyrtiko und Agiorgitiko, von weiteren 35 Hektar ausgewählten Reben in der TroodosRegion werden Trauben dazugekauft. Zu den besten Weinen des Gutes gehören der sehr elegante Chardonnay, der sechs Mona- te im Holz liegt, sowie der vollmundige Cabernet Sauvignon mit Aromen von Beeren, Gewürzen und Leder. Aber auch die beiden Basisweine des Hauses, der Aes Ambelis White (Xynisteri und Sémillon) und der Aes Ambelis Red (Cabernet Sauvignon, Mataro, Grenache und Lefkada), sind ausgewogene Weine mit viel Charme. Im Jahrgang 2003 hat Savvas Fakoukakis erstmals einen hervorragenden edelsüssen Muscat Alexandria produziert. Die Trauben für diesen Süsswein, der 18 Monate in Barriques reift, wurden rund zehn Tage lang an der Sonne getrocknet. Yiannis Christoudias beweist, dass ein guter Steuerbeamter auch gute Weine erzeugen kann. Krelan Winery Teilzeitwinzer mit Ambitionen Noch ist Wein für ihn mehr Berufung als Beruf, denn tagsüber arbeitet der 38-jährige Yiannis Christoudias als Steuerbeamter in Larnaka. 1999 produzierte er hobbymässig erstmals Wein. «Seit sich rumgesprochen hat, dass ich Wein mache, habe ich plötzlich viel mehr Freunde», sagt Yiannis lächelnd. Wie viele Anhänger er mit seinen Weinen gefunden hat, beweist allein schon die Tatsache, dass er heute in einem hangarähnlichen Industriegebäude am westlichen Rand der Hauptstadt Nikosia jährlich 80 000 Flaschen produziert. Dabei helfen ihm vor allem seine Frau Alexia und inzwischen auch seine Kinder. Yiannis Christoudias sieht den wenig romantischen Ort als Provisorium auf seinem Weg zum Wein. Die vier Hektar Reben, die er in der Region Paphos erwerben konnte, sollen die Basis für sein eigenes Weingut werden. Besondere Sorgfalt legt er beim Zu- kauf von Trauben an den Tag. Je nach Sorte gibt er verschiedenen Lagen in verschiedenen Dörfern den Vorzug. In seinem Tihikos Red Dry kommt sein Interesse für spezielle Sorten am besten zum Ausdruck. Die Cuvée besteht nämlich aus Alicante Bouschet (40 Prozent), Carignan noir (25 Prozent) und Ofthalmo (15 Prozent) und dürfte in dieser Zusammensetzung einzigartig sein in Zypern. Es ist ein überaus dichter Wein mit viel Frucht und gut gezügeltem Tannin, ein Charakteristikum, das alle fünf Weine der Tihikos-Linie auszeichnet. Selbst der oft widerspenstig erscheinende Maratheftiko erhielt in der Barrique auf gekonnte Weise den nötigen Schliff. Demnächst will Yiannis Christoudias mit einem reinsortig ausgebauten Ofthalmo beweisen, dass diese heimische Sorte zu Unrecht von vielen verschmäht wird. Neben dem Steuerwesen und dem Wein hat Christoudias übrigens eine dritte grosse Leidenschaft: das Schwimmen. Das macht er jeden Morgen zuerst. Kykkos-Kloster Orthodoxe Weinbrüder Abgelegen in den Kiefernwäldern, umgeben von den höchsten Gipfeln des Troodos-Gebirges liegt das reiche und mächtige KykkosKloster. Obwohl die kurvenreiche Fahrt in dieses geistige Zentrum der orthodoxen Welt mehrere Stunden in Anspruch nimmt, kommen jährlich rund eine Million Besucher hierher. Im Mittelpunkt des Interesses steht die vermutlich älteste Ikone der Welt, die so genannte Marien-Ikone. Der Apostel Lukas soll das Bild noch zu Lebzeiten der Muttergottes In seinem Kellertempel gelingen Savvas Fakoukakis äusserst fruchtbetonte und elegante Weine. 12 V I N U M E X T R A ZYPERN V I N U M E X T R A ZYPERN gemalt haben. Seit 1576 hat die Ikone einen vergoldeten Silberbeschlag, das Gesicht der Heiligen Jungfrau wird nie enthüllt. Zehn Mönche leben heute noch, nach einem erstaunlich freien Kodex, im gewaltigen Klosterkomplex. Während sie den Red Ziranika (einen mit Zimt und Kräutern aromatisierten Traubentresterbrand) und verschiedene Liköre im Kloster selbst produzieren und den Bewohnern der umliegenden Bergdörfer wichtige Arbeitsplätze sichern, werden die Weine in den Dörfern Mandria und Aroso in der Region Limassol hergestellt. Besondere Spezialitäten sind die Süssweine des Klosters. Der Commandaria gehört zu den besten der Insel. Als besondere Exklusivität wurde vor drei Jahren zusätzlich der Kyprion Nama 20 Years Old auf den Markt gebracht. Aus denselben Grundweinen wie für den Commandaria hergestellt, reifte er rund 20 Jahre in einem Kellergewölbe im Kloster selbst, in dem die Mönche früher Weine für den Eigengebrauch kelterten und lagerten. Das Kykkos-Kloster gilt in Zypern als nationales Heiligtum. Die Mönche hüten nicht nur wertvolle Ikonen, sondern produzieren auch einen vorzüglichen Commandaria-Süsswein. 13 Reisen mit prächtigen Fresken und gedeckt mit einem tief heruntergezogenen Holzdach. Die Fresken der Panagia tou Moutoullas etwa stammen aus dem 13. Jahrhundert. Wer das Wesen der Insel erahnen will, sollte oberhalb des Kykkos-Klosters das Grab des 1977 verstorbenen Erzbischofs und ersten Staatspräsidenten Makarios III. besuchen. Von der durch Soldaten bewachten Kapelle wandert der Blick scheinbar endlos über die Wälder des Troodos-Gebirges. Blick hinter die «Green Line» Hier der einfache Pope im Kafenion, dort die prunkvolle Klosterkirche: Die Kirche Zyperns hat viele Facetten. UNTERWEGS IN ZYPERN Insel mit vielen Gesichtern Wer das echte Zypern erleben will, muss den Strand verlassen. Der Puls der Weininsel schlägt in den traditionellen Tavernen im Troodos-Gebirge, aber auch in den Trendlokalen rund um das mittelalterliche Kastell im Zentrum von Limassol. Der britische Schriftsteller Lawrence Durrell, der Ende der 50er Jahre auf Zypern lebte, schwärmte von der irrationalen Schönheit dieser Insel, die auf unzähligen Ungereimtheiten beruhe. Was für eine treffende Aussage. Denn nicht nur Römer, Byzantiner, Kreuzritter, Türken, Engländer und viele andere hinterliessen hier ihre Spuren. Nach der Gründung der Republik im Jahre 1960 veränderten der wirtschaftliche Aufschwung und vor allem der boomende Tourismus das Bild der Insel noch mehr. Ein paar Dinge aber haben ihren Stellenwert behalten. Zum Beispiel der Wein: «Die Süsse Deiner Liebe ist wie zypriotischer Wein», soll Marcus Antonius seiner Kleopatra ins Ohr gehaucht haben, als er ihr die Insel zum Geschenk machte. Heute sind die besten Winzer der Insel auf dem Weg, den zypriotischen Wein wieder zu einer Referenz im Mittelmeerraum zu machen. rakter klar und unverfälscht aufblitzt. Zum Beispiel im Winzerdorf Vasa Kilaniou, wo die alten Natursteinstrassen gerade wieder neu verlegt werden. Zwischen der viel zu gross erscheinenden Kirche und dem alten, winzigen Kafenion, wo noch heute ein altes Kofferradio die Verbindung zur Welt ist, sitzen der orthodoxe Priester und die Alten beim Brettspiel. Aus der Bäckerei duftet es nach frischen Loukoumades, Kugeln aus wenig mehr als Wasser und Mehl, die in Öl frittiert und dann in Rosensirup getaucht werden. Im kleinen Dorf gibt es mit dem «O Pyrkos» und dem «To Palati» gleich zwei traditionelle Restaurants mit guter Küche. Abends spazieren die Frauen durch die Reben und knicken Blätter von den Mavro-Stöcken, um sie später in der Küche mit Hackfleisch und Reis zu füllen. 14 In den topmodern gestylten In-Lokalen rund um das Kastell von Limassol sitzt ein jugendliches Publikum, das sich auf den ersten Blick kaum von dem in London oder Paris unterscheidet. Erst wenn die unzähligen Schälchen mit den Mezé-Vorspeisen serviert werden, legt sich ein wohl dosierter orientalischer Zauber über den Tisch. Wenn dazu noch ein frischer weisser Xynisteri oder ein kräftiger roter Maratheftiko im Glas funkelt, ist es plötzlich da: das unverwechselbare zypriotische Insel-Feeling. Man kann es auch in Paphos finden, bei George Demetriades, einem ehemaligen Flugzeugmechanik-Ingenieur. Heute lässt er in seiner «Seven St. Georges Tavern» vergessene Gerichte wieder aufleben. Zum selbst gekelterten Xynisteri (den er mit fünf Prozent Muskat verfeinert) serviert er Tsamarélla, Trockenfleisch von einer Ziege, die er nach alter Manier schlachtet und mit Oregano und Meersalz präpariert. Den Rest erledigt dann die zypriotische Sonne. Auch Olivenöl, Essig, Konfitüren und Pflaumenlikör sind hausgemacht. In den Garten hat er ein komplexes Tunnelsystem zum Kalträuchern gegraben. Auf seiner Speisekarte steht: «Interpretation of Taste is Intelligence.» Prächtiges Kloster auf kargem Berg Auf den Spuren des Weins Wer den Spuren des Weins folgt, kommt in so manchen Winkel dieser Insel, wo der urtümliche Cha- Orientalischer Zauber Noch vor wenigen Jahrzehnten gab’s in jedem Weindorf einen Gemeinschaftskeller. Hier wurde Wein bereitet wie zu Urzeiten. Von den oft auf über 800 Metern gelegenen Rebbergen im Troodos- V I N U M E X T R A ZYPERN Gebirge, deren knorrige Stöcke noch heute mit nichts anderem als mit den Händen und der Hacke bearbeitet werden, ist es nicht mehr weit zum mächtigen Kykkos-Kloster. Wenn man von der kargen Bergwelt in die golddurchflutete Ornamentenpracht der dortigen Kirche tritt, erlebt man wieder einen jener Inselkontraste, die man nicht so schnell vergisst. Nur wenige Kilometer von diesem stolz seinen Reichtum demonstrierenden Kloster entfernt befinden sich einige der schönsten so genannten Scheunendachkirchen. Es sind schlichte Steinbauten mit einem einzigen Schiff, ausgemalt Vielseitiger Käse Für die alteingesessenen Bauernfamilien ist er etwas Heiliges. Sie produzieren ihren Halloumi-Käse noch immer streng nach altem Hausrezept auf dem heimischen Holzherd und verwenden nur Milch ihrer eigenen Ziegen und Schafe. Seinen besonderen Geschmack erhält der Käse durch die exakt dosierte Zugabe von Minzeblättern. In den grösseren Käsereien des Landes wird er heute vorwiegend aus Kuhmilch her- V I N U M E X T R A ZYPERN Wenn man sich schon einmal auf die Geschichte dieser Insel eingelassen hat, kann man auf dem Rückweg zu seinem Strandhotel gleich noch einen Halt im geteilten Nikosia einlegen. Der Spaziergang zur «Green Line», die die Republik Zypern vom türkisch besetzten Nordteil trennt, eröffnet den Blick auf ein Stück Niemandsland mit viel rostigem Stacheldraht. UN-Blauhelme patrouillieren durch geisterhaft verlassene Bürgerhäuser, aus denen Büsche und Bäume wuchern. Sprachlos stehen die Urlauber am Checkpoint. Und sinnieren vielleicht abends bei einem Glas Maratheftiko, Cabernet oder Syrah über die Insel, der die Lage am Kreuzungspunkt grosser Seewege eine dramatische Geschichte bescherte. gestellt. Überhaupt ist der Nationalkäse so beliebt, dass es häufig an Milch mangelt. Das Einzigartige am Halloumi ist, dass man ihn grillen, braten und kochen kann, ohne dass er schmilzt. Entsprechend vielfältig sind die zypriotischen Halloumi-Rezepte. Oft wird er auch in geraspelter Form bei der Zubereitung von Omeletts, Kroketten oder Hackfleisch- und Reisgerichten verwendet. Sehr gut schmeckt Halloumi mit blanchierten Zucchinischeiben umwickelt und in Olivenöl gebraten. Ein anderer Tipp: Halloumi-Würfel in der Pfanne goldbraun braten und mit einer Sauce aus Schalotten, Minze und Limettensaft servieren. Den Halloumi des führenden zypriotischen Herstellers Christis Dairies Ltd. gibt es auch in ausgewählten Läden in Deutschland und der Schweiz. Infos: www.christis.com.cy Die besten Adressen Mekka der zypriotischen Trendgastronomie: die «Carob Mill» im historischen Zentrum von Limassol. HOTELS Ajax Hotel P.O. Box 56988 CY-Limassol Tel. +357-25 59 00 00 Fax +357-25 59 12 22 www.ajaxhotel.com Stadthotel in Limassol mit moderaten Preisen. 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Carob Mill Vasilissis Street CY-Limassol Tel. +357 25 82 04 30 Fax +357 25 82 04 74 In der alten Johannisbrotmühle diniert man in schlicht-modernem Ambiente. RESTAURANTS Petradaki Tavern Kato Vrisi 45 CY-Kathikas Tel. +357-26 81 41 91 Fax +357-26 81 41 90 Inmitten der Weinberge der Region Paphos gelegen. Ein Neubau in traditioneller NatursteinBauweise. Klassische Küche, schöne Terrasse. Haralampos Polemitis pflegt in seiner «Petradaki Tavern» eine gute, ländliche Küche. 15 Weingüter ADRESSEN Aes Ambelis Winery CY-2616 Kalo Horio Klirou, Nikosia Tel. +357-996-354 69 Fax +357-224-919 45 [email protected] Ayia Mavri Winery CY-4476 Kilani, Limassol Tel. +357-254-702 25 Fax +357-253-652 33 [email protected] Bolita Trading LTD CY-4815 Kato Platres, Limassol Tel. +357-254-213 29 Fax +357-254-213 29 Chrisorogiatissa Winery 3 Agisilaou Str CY-8049 Kato Paphos Tel. +357-267-224 57 Fax +357-264-226 60 Costas N. Erimoudes CY-4776 Kilani, Limassol Tel. +357-253-343 05 Fax +357-253-390 90 C.G. Constantinou Distillery LTD CY-4779 Pera Pedi, Limassol Tel. +357-254-227 70 Fax +357-253-871 20 D. Yiaskouris Winery LTD 6 Kyriakou Matsi Str CY-4700 Pachna, Limassol Tel. +357-253-740 82 Fax +357-253-516 62 Ezousa CY-8746 Kannaviou, Paphos Tel. +357-994-159 09 [email protected] Fikardos Winery Fikardos Distilleries LTD 22 Andrea Araouzou CY-8280 Mesogi, Paphos Tel. +357-269-498 14 Fax +357-269-385 17 www.fikardoswines.com.cy 16 Gaia Winery CY-4710 Agios Amvrosios, Limassol Tel. +357-259-439 81 Fax +357-259-439 82 [email protected] Harma Family Winery LTD Malas 40, Kyperounda CY-4876 Limassol Tel. +357-253-277 74 Fax +357-253-139 76 [email protected] I.M. Ampelokipeftiki LTD CY-4760 Omodhos, Limassol Tel. +357-254-217 97 Fax +357-254-216 60 Kolios Winery LTD CY-8651 Statos Agios Fotios, Paphos Tel. +357-994-793 30 Fax +357-267-240 70 Krelan Winery LTD CY-2540 Dali, Nikosia Tel. +357-226-100 15 Fax +357-224-470 50 [email protected] Kykkos Monastery Aperitif P.O. Box 24850 CY-1304 Nikosia Tel. +357-229-427 29 Fax +357-229-427 30 www.kykkos-museum.cy.net Kyperounta Winery Griva Digeni CY-4876 Kyperounda, Limassol Tel. +357-996-133 62 Fax +357-255-300 85 [email protected] K & K Vasilikon Winery CY-8573 Kathikas, Paphos Tel. +357-266-325 20 Fax +357-266-335 00 [email protected] Lagria Winery LTD CY-8620 Salamiou, Paphos Tel. +357-264-422 78 Fax +357-269-534 35 [email protected] Linos Winery LTD CY-4760 Limassol Tel. +357-253-669 87 Fax +357-254-213 54 Vardalis (Kilani) Winery LTD CY-4776 Kilani, Limassol Tel. +357-253-686 30 Fax +357-253-946 37 M. Antoniades Winery LTD CY-4778 Mandria, Limassol Tel. +357-254-226 38 Fax +357-253-841 21 Vlassides Winery LTD CY-4776 Kilani, Limassol Tel. +357-254-714 82 Fax +357-253-205 13 [email protected] Menargos Winery LTD CY-4746 Monagri, Limassol Tel. +357-254-336 74 Fax +357-254-336 74 Nelion Winery LTD CY-8630 Pretori, Paphos Tel. +357-254-424 45 Fax +357-254-424 42 Nicolaides Bros Winery LTD CY-4603 Anogyra, Limassol Tel. +357-253-338 82 Fax +357-252-217 09 [email protected] Nikolettino Wines (Arsos) LTD CY-4770 Arsos, Limassol Tel. +357-257-237 00 Fax +357-255-765 08 Panayiotis Karseras LTD CY-4750 Doros, Limassol Tel. +357-254-344 88 R & A Vasa Winery LTD P.O. Box 87 CY-4771 Vasa Kilaniou, Limassol Tel. +357-259-459 99 Fax +357-257-347 44 [email protected] Shoufas Winery LTD Kilinia CY-8646 Paphos Tel. +357-269-358 46 Fax +357-224-502 31 [email protected] Tsalapatis Wines Co LTD CY-8549 Polemi, Paphos Tel. +357-996-249 29 Tsiakkas Winery CY-4878 Pelendri, Limassol Tel. +357-259-910 80 Fax +357-253-446 83 [email protected] Vouni Panayias Winery LTD Arc. Makariou III, 60 CY-8640 Panayia, Paphos Tel. +357-267-228 78 Fax +357-267-228 79 Zenon Winery Omodhos LTD Vasili Liberti Str CY-4760 Omodhos, Limassol Tel. +357-254-235 55 BEZUGSQUELLE Ein breites Angebot an Weinen der in diesem VINUM extra vorgestellten Winzer ist erhältlich bei: Paphos-Weine Stettbrunnenweg 55 CH-4132 Muttenz Tel. +41-(0)61-461 71 63 Fax +41-(0)61-463 91 35 www.paphosweine.ch [email protected] Paphos-Weine verfügt über eine EUAuslieferungsbasis in Deutschland. Privatkunden, Gastronomie, Grosshandel. 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