11. Jahrgang, Nr. 2/2015
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11. Jahrgang, Nr. 2/2015
Heft Nr. 18 11. Jahrgang, Nr. 2 / 2015 MISSIONSDIENST BOLIVIEN Der Herr ist mein Hirte mir wird nichts mangeln N AC H R I C H T E N V O M M I S S I O N S F E L D DIE MISSIONARE Rudi und Inna Rhein mit Sarah, Lukas und Laura seit 2002 MISSIONSDIENST BOLIVIEN [email protected] HERAUSGEBER Missionsdienst Bolivien e. V. ERSCHEINUNGSWEISE 11. Jahrgang, halbjährlich, kostenlos Julia Wagner seit 2006 [email protected] IM INTERNET Unter www.dwg-radio.net/mdb-nachrichten kann man alle Hefte lesen und downloaden SCHRIFTLEITUNG Jakob Rempel, Oedheim TITELFOTO Auf der Missionsreise bei einem Indianer-Stamm Johanna Schmid seit 2010 [email protected] Eugen und Anna Dück mit Joel, Dorothea, Michael und Luis seit 2011 [email protected] Heinrich und Helene Görzen mit Julia, Nelly, Jonathan, Lina, David, Samuel, Miriam und Anita seit 2011 [email protected] Heinrich und Toni Harder mit Emilie, Christin, Susann seit 2015 [email protected] 2 KONTAKTADRESSEN Feldadresse: Missionsdienst Bolivien Casilla 191 Guayaramerín/Beni Bolivien, Südamerika Tel.: 00591 3855 3600 E-Mail: [email protected] Deutschland: Missionsdienst Bolivien Schwabenstr. 23 74229 Oedheim Tel.: 0049 (0) 7136 6024060 E-Mail: [email protected] SPENDENKONTO Volksbank Stuttgart eG IBAN: DE42 6009 0100 0201 4790 01 BIC: VOBADESS Verwendungszweck bitte angeben. Wenn mehr Spenden für ein Projekt eingehen, als benötigt, kann ein Überschuss auch für andere missionarische Zwecke des Vereins eingesetzt werden. Wilhelm und J seit 2015 [email protected] EDITORIAL Liebe Missionsfreunde, Das Bild des guten Hirten aus Psalm 23 und sein Handeln für und an uns begleitet uns durch das Lesen dieses Heftes. Jesus Christus selbst ist dieser Hirte, der sich um seine Schafe kümmert und auch innig möchte, dass noch viele zu seiner Herde hinzukommen. Wir dürfen miteinstimmen in den Dank für die treue, fortwährende Versorgung Gottes für unsere Missionare, ob im Dienst in Bolivien oder im Heimataufenthalt mit einem so ganz anderen Dienst. Für die Bewahrung auf einer langen und weiten Missionsreise, auf der viele Dörfer im Norden Boliviens erreicht werden konnten. Wie gross war der Hunger nach Gottes Wort und guter christlicher Literatur und wie sehr wünschten die dort lebenden Menschen es sich, dass unsere Missionare sie bald wieder besuchen sollten. Besonders dankbar sind wir für die Unterstützung einheimischen Pastoren und Bibelschüler. Einen Einblick in den Schulalltag unserer Missionarskinder und auf die aktuellen Bauarbeiten auf dem Freizeitgelände geben unsere Kurzzeitler, für die wir alle so dankbar sind. Gewiss möchten die Beter und Leser aber auch wissen, wie es um Miriam Görzen steht. Die Eltern berichten darüber. Die Kindertagesstätte/Internat soll im Februar 2016 starten und wir danken für alle praktische Unterstützung und alle Gebete, die es ermöglichen sollen. Noch vieles ist zu bedenken und zu regeln. Wir danken allen, die unsere Anliegen auch weiterhin vor den Thron Gottes tragen und so ein ganz wichtiger, unentbehrlicher Teil der gesamten Missionsarbeit sind. Es grüßen die Mitarbeiter des MDB 3 Vorwort Jesus der gute Hirte Joh. 10, 11: „Ich bin der gute Hirte.“ Andreas März, Gemeinde Weißenthurm U nter seinen vielen „Ich bin“-Worten sagt Jesus auch: „Ich bin der gute Hirte“. Ihm selbst lag dieser Vergleich sehr nah am Herzen: ein Hirte mitten unter seinen Schafen zu sein. In seinen Reden gebrauchte Jesus oft das Bild des Hirten. Dieses war damals im Orient ein alltägliches, ja gewöhnliches Bild. Heutzutage, in unserer modernen und technisierten Gesellschaft, haben wir sehr wenig Verständnis für diesen Bildvergleich. Wo treffen wir heute noch eine Herde mit einem Hirten?! Gelegentlich sehen wir noch hier und da eine Schafherde, aber sonst gehört für viele dieses Bild der Vergangenheit an. Doch das Bild vom guten Hirten ist sehr vielseitig und reichhaltig. Schon früh in der hebräischen Geschichte war das Wort Hirte zu einem bildhaften Ausdruck/Vergleich geworden. Die Menschen verbanden damit die schönsten und kostbarsten Vorstellungen. Dieses Bild war so schön und so inhaltsreich, dass man es mit der Zeit auch auf Gott selbst anwendete. 4 Der Psalmdichter und König von Israel, David, der selber ein Hirte war, schrieb den bekannten Psalm 23, wo er Gott mit dem guten Hirten vergleicht. Als das Volk Israel in Schwierigkeiten geriet und es Nöte zu überwältigen drohten, riefen sie zu Gott: „Du Hirte Israels, höre, der du Joseph führst wie Schafe“ (Ps. 80, 2). Zu allen Zeiten sahen die Menschen in Gott den guten Hirten. Und gerade zu diesen Menschen, denen solch ein liebliches Bild vor Augen stand, sagte Jesus: „Ich bin der gute Hirte. Ich werde mein Leben opfern für meine Schafe.“ Dieses Bild hat sich auch nach dem Tode Jesu tief ins Bewusstsein seiner Nachfolger eingeprägt. In den ältesten Katakomben (abgelegene Orte, wo die Christen sich in der Zeit der Verfolgung heimlich versammelt haben), wurde Jesus oft als ein Hirte dargestellt. Mal mitten unter den Schafen, mal mit einem Schaf auf den Schultern, mal mit einer Schafherde an einer Quelle. Ein Hirte war es, den diese frühen Christen auf die Wände ihrer Kapellen malten 2 / 2015 Missionsdienst Bolivien Foto: fotokommunity.de von Uschi Heise Vorwort und in die Grabsteine ihrer Verstorbenen hineinmeißelten. Sie zeichneten das Bild eines Hirten auf die Becher, aus denen sie bei den Mahlzeiten tranken, sie formten sein Bild auf Lampen, schnitzten es in Holz und Tafeln. Das Bild vom Hirten findet man auf tausenden von Gräbern. Es war das beliebteste Symbol für christliches Leben und tiefen Glauben. Doch die Häufigkeit der Darstellungen Jesu als Hirte, macht uns auch deutlich, wie die ersten Christen über Jesus dachten. Es zeigt uns, wie sie ihn in ihrem Alltag erlebten; er war ihr Führer in den Zeiten der Not, ihr Tröster, ihr Beschützer – er war der gute Hirte, dem sie ihr Leben ausgeliefert hatten. Der Gedanke des Hirten enthält etwas, das die Herzen aller Menschen, besonders der Christen, anrührt. Lasst uns einige Seiten dieses Hirten betrachten. Ein Bild, das heute in der modernen Zeit zu schnell in Vergessenheit gerät. Wir werden aufs Neue Gott danken für den guten Hirten. Jesus lebte in Israel und sprach zu den Juden in der Sprache, die sie sehr gut verstanden. Er gehörte zu einem Volk, dessen Reichtum größenteils aus Schafen bestand. Jeden Tag hörte man das Rufen der Hirten und das Blöcken der Schafe. Das Leben Missionsdienst Bolivien 2 / 2015 eines Hirten war keineswegs einfach und leicht. Seine Arbeit war anstrengend, ermüdend und mit vielen Gefahren verbunden. Der orientalische Hirte war erstens ein Wächter Wachsamkeit war eine seiner Haupttugenden. Ein leichtfertiges Leben durfte er sich nicht leisten. Er wusste, seine Aufmerksamkeit und Wachsamkeit hat direkt mit dem Leben seiner Schafe zu tun. Von überall drohte die Gefahr. Der Feind war immer in der Nähe. Die Wölfe wurden von den Schafen angezogen. Und nur seine Wachsamkeit konnte den Feind auf Distanz halten. Es gab viele Arten von Feinden, jeder schrecklich auf seine Art. Zu bestimmten Jahreszeiten gab es große Überschwemmungen. Dann schwollen die Flüsse rasch an und traten über ihre Ufer. Es gab Feinde, die heimlich auf ihre Beute lauerten: Löwen, Bären, Hyänen, Schakale und Wölfe. Es waren auch Feinde aus der Luft: große Raubvögel kreisten über die Herden, jederzeit bereit, auf eines der Lämmer herunter zu stürzen. Und dann die gefährlichsten von allen, die menschlichen Räuber, Diebe und Banditen; Männern, die davon lebten, 5 Herden zu rauben und Hirten zu töten. Jene orientalische Welt war voller Bedrohungen. Liebe Geschwister, unser Leben als Kinder Gottes ist auch voller Gefahren. Der Teufel, der brüllende Löwe, hat es auf Gottes Gemeinde abgesehen. Ich bin überzeugt, dass, obwohl wir über viele Bedrohungen Bescheid wissen, es noch eine Menge an gefährlichen Fallen des Teufels gibt, vor denen uns Gott bewahrt hat, ohne dass wir davon Notiz genommen haben. Auch unsere Missionare berichten immer wieder von Gefahren, denen sie ausgesetzt sind, aber im gleichen Atemzug auch von der wunderbaren bewahrenden Hand Gottes. Dafür wollen wir dem guten Hirten „Danke“ sagen. Nicht wir waren so vorsichtig und klug, nein, der gute Hirte hat über uns gewacht. Man sagt, wenn Wölfe eine Herde überfallen und eines der Schafe zerreißen, stehen die anderen schutzlos und wehrlos da. Schafe gehören zu den Tieren, die sich am wenigsten zur Wehr setzen können. Sie können weder stoßen noch kratzen. Sie haben keine Stoßzähne wie die Elefanten und keine Krallen wie die Adler. Sie können zwar laufen, aber nicht so schnell, dass sie der Gefahr entfliehen könnten. Ein Schaf kann sich nicht einmal gegen nur halb so große Tiere, wie es selbst ist, behaupten. Das Schaf ist gänzlich auf den Schutz des Hirten angewiesen. Der gute Hirte leitete auch uns durch manch ein Tal der Angst und der Not. Er war unsere Sicherheit, wenn uns das am wenigsten bewusst war. „Und ob ich schon wanderte im finsteren Todestal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und dein Stab, die trösten mich!“ (Ps. 23, 4). Lasst uns den guten Hirten für seinen Stecken und seinen Stab danken. 6 Der gute Hirte ist aber auch ein Führer Schafe sind keine selbständig Reisende. Sie brauchen eine menschliche Führung. Es scheint sogar so, dass die Schafe ohne einen Hirten gar nicht überleben könnten. Sie sind nicht im Stande morgens den Stall zu verlassen, um auf die Weide zu gehen und abends wieder zurück zu finden. Die gute Weide braucht nur ein paar Kilometer entfernt zu sein, aber wenn die Schafe sich selbst überlassen sind, finden sie diese nicht. Gibt es ein unfähigeres Tier als ein Schaf? Das Schaf ist sich seines Unvermögens auch bewusst, und deshalb fügt es sich willig wie kein anderes Tier. Wohin der Hirte es führt, dorthin folgt es. Sie wissen, dass der gute Hirte der Führer ist, und sie können ihm sicher folgen. Im Orient bedarf es einer sorgsamen Führung. Die Weiden bestehen oft aus Flecken und Streifen, liegen teilweise weit voneinander entfernt und es gibt nur wenige Flüsse. Zu bestimmten Jahreszeiten ist das Land dürr und ausgetrocknet und das macht die Führung schwierig und dringend notwendig. Auch der Dienst des MDB kann nur dann funktionieren und Segen bringen, wenn jeder Mitarbeiter vom guten Hirten persönlich „geführt“ wird. Der gute Hirte war auch der Arzt seiner Herde Ob es damals Tierärzte gab? Ebenso wie Menschen werden auch Schafe krank. Weil sie oft durch enge Schluchten und über gefährliche Straßen gingen, verletzte sich so ein manches Schaf. Sie schnitten sich in die Füße, brachen sich die Beine und fielen oft 2 / 2015 Missionsdienst Bolivien in Gruben. Dann war der gute Hirte da. Er schickte sie nicht in ein Krankenhaus, sondern behandelte selbst ihre Verletzungen. Es gab fast immer ein Schaf, das lahm oder krank war. Und diesem galt dann die größte Aufmerksamkeit und Sorge des Hirten. Jesus, der gute Hirte betrachtet sich auch als Arzt. Die Evangelien berichten davon, wie er mit den Kranken fühlte und sie heilte. Wir haben seine heilende Hand ebenfalls erlebt. Wir blicken dankbar zurück auf die Operationen von Miriam Görzen, auf den Zuwachs in den Missionsfamilien, auf die vielen Heilungen bei kleinen und größeren Verletzungen. Wir können laut bezeugen – Jesus Christus, unser Hirte, ist unser Arzt. Der gute Hirte ist ein Retter Er rettet die Schafe, die verloren gegangen sind. Es ist keine Seltenheit, dass ein Schaf verloren geht. Das Schaf hält seine Nase immer ganz tief am Boden und geht dem Streifen Gras nach, wo es am grünsten ist, und so entfernt es sich oft von der Herde, ohne es zu merken. Wenn das Schaf dann erkennt, dass es die Herde verloren hat, dann sucht es ganz wild nach ihr und verläuft es sich dabei nur noch mehr, bis es sich schließlich irgendwo in einem Dornbusch so verfängt, dass es nicht mehr alleine heraus kann. Ein verlorenes Schaf findet selber niemals den Weg nach Hause. Das Schaf und der Mensch haben gemeinsam, dass sie sich selbst nicht retten können. Wir irrten alle, wie Schafe, und jeder sah nur auf seinen Weg. Jesus erzählt einige Mal davon, dass er das Verlorene sucht. Das war auch der Zweck seines Kommens. Der gute Hirte sucht beständig die verlorenen Schafe. Liebe Geschwister, diese Tatsache hält einen großen Trost für die Eltern bereit, deren Kinder sich Missionsdienst Bolivien 2 / 2015 verirrt haben. Sie beinhaltet eine Hoffnung für die, deren Verwandte und Freunde sich noch nicht bekehrt haben. Auch wenn wir müde geworden sind zu beten, und es oft vergessen, sucht der treue Hirte dennoch nach ihnen. Er kann einfach nicht anders, es liegt in seinem Wesen. Er ist ein Retter. Wenn eines von 99 Schafe verloren geht, dann ist für ihn dieses eine schon eins zu viel. Er kann nicht zusehen, dass sich eines seiner Schafe von der Herde entfernt, ohne dass sein Herz blutet, ohne dass seine Tränen fließen. So viel wert ist jedes einzelne. Der gute Hirte liebt seine Herde Die Abgeschiedenheit des Hirten mit der Herde von der übrigen Welt brachte sie zu einer engen wunderbaren Einheit. In den Schafen entstand eine Vertrautheit zu dem Hirten. Und den Hirten verband eine Zuneigung zu den Schafen. Und das wird auf vielerlei Weise sichtbar: Er ruft sie bei Namen. Es war nicht nötig, dass jedes Schaf einen Namen bekommt, aber er tat es, weil er sie lieb hatte. Er trägt sie im Bausch seines Gewandes, wenn sie krank sind – es ist nicht nötig, aber er tut es. Er hatte Gemeinschaft mit ihnen, er spielte mit den Lämmern, er sprach mit ihnen, er musizierte auf der Hirtenflöte und die Schafe lauschten diesen Melodien. Er war bereit sein Leben für seine Schafe hinzugeben: Das ist Liebe. Die Folge war, dass die Schafe an ihrem Hirten hingen. Sie kannten seine Stimme und sie folgten ihm. Jesus sagt: „Ich bin der gute Hirte.“ Dieses wunderschöne Bild hält für uns eine Verheißung bereit, an der wir auch in diesem Jahr festhalten wollen, denn „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang.“ ▪ 7 Berichte Text: Heinrich und Helene Görzen „Der Herr ist E in Schaf des guten Hirten zu sein, ist etwas Großartiges. Stell dir mal vor, da gibt es Schafe, die in einem fremden Stall leben. Der Hirte dieses Stalls lässt diese Schafe hungern, gibt ihnen nur schmutziges Wasser zu trinken, so dass sie krank werden. Und täglich hat er seine Freude daran, sie zu quälen, zu schlagen und einige umzubringen. Wenn dann der gute Hirte kommt und sich einige Schafe aus diesem Stall holt und in seinen Stall bringt, was für ein Vorrecht! So ging es auch Maria. Sie lebt mit ihrem Mann Eduardo (sind aber nicht verheiratet) im Dorf Villa Bella. Sie haben keine gemeinsamen Kinder. Als wir dort begannen Gottesdienste durchzuführen, fiel mir sie nach einer Zeit auf. Sie kam nämlich hin und wieder zu den Gottesdiensten. Zu der Zeit hatte sie die Schule noch nicht abgeschlossen. Somit hörte sie das Wort Gottes auch in der Schule, wenn wir es einmal dort den Kindern weitergaben. mir wird nichts Eduardo und Maria aus Villa Bella 8 2 / 2015 Missionsdienst Bolivien Berichte mein Hirte, mangeln.“ Psalm 23, 1 Missionsdienst Bolivien 2 / 2015 Ihr Interesse am Wort Gottes wuchs mehr und mehr, und sie kam regelmäßiger zu den Gottesdiensten. Ja, es war wirklich kein gutes Zeugnis, das sie hatte. Sie war nämlich ein Schaf aus einem anderen Stall. Sie war aber offen und man konnte mit ihr reden. So sprach ich sie und ihren Mann hin und wieder nach den Gottesdiensten an. Ich merkte, dass sie nicht weit von dem Reiche Gottes war. Sie beschäftigte sich ernsthaft damit, ein Schaf des guten Hirten zu werden. Sie las regelmäßig die Bibel und den „Gute Saat“-Kalender, den sie einmal von uns bekommen hatte. Nach einem Gottesdienst sprach ich Eduardo und Maria wieder an. Diesmal direkt, ob sie nicht ihr Leben Gott anvertrauen wollen. Eduardo wollte schon, aber noch nicht jetzt. Er müsse erst sein Leben in Ordnung bringen. Aber Maria sagte ja, und wir beteten zusammen. Es war wirklich ergreifend, wie so ein schmutziges Schaf mit einfachen Worten Jesus um Vergebung bat, und von ihm in seinen Stall aufgenommen wurde. Jetzt kommt sie regelmäßig zu den Gottesdiensten und würde sich auch gerne taufen lassen. Aber das geht noch nicht, da sie mit Eduardo nicht verheiratet sind. Bitte betet für Maria, dass sie dem Herrn treu bleibt und auch bald ein Gemeindeglied wird. Aber auch für Eduardo, dass er ein Leben mit ▪ dem guten Hirten beginnt. 9 „Er weidet mich auf einer grünen Aue Text: Heinrich und Helene Görzen W enn der gute Hirte uns weidet, wird es uns an nichts mangeln. Er sorgt dafür, dass wir unser tägliches Brot bekommen; wie für unseren Leib, so auch für unsere Seele. Außerdem beschützt er wunderbar seine Schafe. Er sorgt für das tägliche Brot Es ist erstaunlich, wie viele angenehme Überraschungen Gott uns erleben lässt. Mal durch ein Paket von Geschwistern aus Deutschland oder durch verschiedene Kleinigkeiten, die Geschwister aus Deutschland mitbringen, wenn sie hierhin kommen. Aber auch unsere Heimatgemeinde in Deutschland sorgt dafür, dass wir immer genug haben, um Lebensmittel einkaufen zu können. Manchmal fühlt man sich sogar etwas unwohl. Wenn man sieht, wie treu der Herr für uns Missionare sorgt und viele um uns herum Not leiden. digten oder Vorträge vorbereiten. Natürlich redet der Hirte auch in der Gemeinde zu uns. Aber hin und wieder einmal eine Predigt in deutsch zu hören, ist sehr ermutigend und stärkend. Auch auf der Station erleben wir immer wieder Segnungen, wenn wir Gemeinschaft haben und uns über Wahrheiten aus Gottes Wort austauschen. Er beschützt uns Da ist man zum Beispiel auf der Baustelle, packt unter einen Stapel Dachpfannen, hebt sie hoch und sieht anschließend, dass eine giftige Schlange darunter lag. Da erlebt man die Bewahrung des Hirten ganz praktisch. Ein anderes Mal kriecht eine Schlange ins Esszimmer in einer der Siedlungen. Oder der Gottesdienst wird für einige Minuten unterbrochen, weil man mal eben eine Schlange töten muss, die in den Saal gekrochen ist. Ja, man könnte noch fortfahren mit Bewahrungen, an denen wir sehen, wie gut unser Hirte ist. Und wie sein scharfes Auge Er sorgt für die geistliche Speise Es ist immer eine Freude, wenn Brüder uns und seine starke Hand doch so aufmerksam besuchen und nicht nur den Bolivianern sind, um seine Schafe zu schützen. Ihn woletwas bringen, sondern auch für uns Pre- len wir dafür loben und preisen. ▪ 10 2 / 2015 Missionsdienst Bolivien und führet mich zum frischen Wasser.“ Psalm 23, 2 Männerchor aus Deutschland Sie waren mit am geistlichen Bau beteiligt Rudi Rhein übersetzt Jakob Rempel „Es ist immer eine Freude, wenn Brüder uns besuchen und nicht nur den Bolivianern etwas bringen, sondern auch für uns Predigten oder Vorträge vorbereiten.” Missionsdienst Bolivien 2 / 2015 015 11 Berichte meine Seele.“ Psalm 23, 3 Text: Julia Wagner D er Hirte richtet auf. Manchmal bedrücken uns Sorgen wie eine schwere Last. Laden wir sie beim guten Hirten ab. Bei ihm werden wir auch unsere Ängste und Lasten los. Wir erfahren, wie seine Kraft uns beflügelt und Auftrieb gibt. Er Unser Herr, der Hirte ist keinem anderen gleich. Wie kein anderer kennt und führt er mich. Es ist so gut zu wissen, dass seinem Blick kein Einziger entgeht! Als sein Kind erfreue ich mich in der Gemeinschaft mit ihm durch das Gebet und das Wort Gottes. Er sorgt und versorgt sein Kind. Das schöne ist, dass wir in der ehrenvollen Aufgabe stehen dürfen, anderen den Weg zu diesem besten Hirten zu zeigen und sie zu ihm zu führen. erquickt Das Wort erquicken kann durch Worte wie erfrischen, wiederherstellen und beleben ersetzt werden. Gerade in Momenten, die ganz niederdrücken wollen, spürt man be- 12 sonders die so befreiende und erquickende Kraft Gottes. Wenn wir sehr viel mit Menschen zu tun haben und sie begleiten, ist es oft so, dass uns ihre Situation dann weiter beschäftigt und begleitet. Junge Mädchen und Frauen, denen ich im Buchladen oder in den Freizeiten, zu Hause und auf der Straße begegne, tragen sehr oft eine Last. Da sprach mich Ana (Name geändert) an, als ich in einem Geschäft einkaufen wollte. Wir kannten uns nur vom Sehen. Sie hatte einen Unfall, als sie mit ihren drei Kindern auf dem Motorrad plötzlich ohnmächtig wurde. Neben dem Schrecken und kleinen Verletzungen ist den Kindern nichts passiert. Sie merkte, wie der Herr durch die ganze Situation zu ihr redete. Leider sah sie durch falsche Prägung einige wichtige Wahrheiten aus dem Wort verdreht. Sie war sich ihrer Errettung nicht gewiss. Ihre Ehe ging durch sehr schwere Nöte und es gab scheinbar keinen Ausweg. Zusammen trafen wir uns immer wieder zum Bibellesen und Beten. Sie hatte viele Fragen und wir konnten zusammen in der Bibel nach Antworten suchen. Ihren 2 / 2015 Missionsdienst Bolivien Berichte Israel See Genezareth Mann konnte sie ermutigen einen Bibelkurs mitzumachen. Er hat ihn dann für sich alleine durchgearbeitet, denn er hat Schwierigkeiten beim Lesen. Heute geht es der Familie besser und sie sind sehr dankbar für die Veränderungen, die Gott schenkte. Sie brauchen auch weiter unsere Gebete. Der gute Hirte korrigiert durch sein Wort und richtet wieder auf. Auf seine Verheißungen darf ich fest vertrauen. meine Seele Der Wert der Seele wird unter anderem in Matthäus 16, 26 genannt: „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?“ Der Hirte gab sein Leben, damit wir, und damit ist jeder Einzelne gemeint, die Möglichkeit der Errettung haben. Unser großer Herr sieht den Einzelnen und seine Lage. Oft geraten wir durch eigene falsche Ent- Missionsdienst Bolivien 2 / 2015 scheidungen in Not, so war es auch für die junge Frau, die in den Buchladen kam und mit jemandem über ihre Not reden wollte. Der Heilige Geist erinnert und überführt. Zusammen haben wir gebetet. Unser Herr sieht sie auch jetzt, nachdem sie das Kind, das sie aus einer außerehelichen Beziehung erwartete, nun in den Armen halten kann. Wenn ich manchmal in Situationen komme, wo ich persönlich an meine Grenzen stoße und wenn andere mich nicht verstehen, dann zu wissen, dass der gute Hirte mich kennt und durch sein Wort und seine Gegenwart mich wieder aufrichtet und erfrischt – das sind so wertvolle Erlebnisse mit dem guten Hirten. „Gepriesen sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in all unserer Bedrängnis, damit wir auch trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, durch den Trost, mit dem wir selbst von Gott getröstet werden.“ 2. Kor. 1, 3-4 ▪ 13 „Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens Willen.“ Psalm 23, 3 Text: Inna Rhein Diese Gewissheit „Er führet mich“ macht mich ruhig und zuversichtlich. Ich darf ganz der Führung Gottes vertrauen. Auch wenn mir mancher seiner Wege nicht logisch oder verständlich erscheint, darf ich doch wissen, es ist der rechte Weg. Sich Gottes Führung ganz hin zu geben, ist nicht einfach. Manchmal habe ich mit Zweifeln oder auch mit mir selber zu kämpfen. Ich 14 frage mich: Wie sieht Gottes Führung ganz praktisch aus? Wie weiß ich, dass der Herr es ist, der mich führt und nicht ich selber? Wie erkenne ich die Führung Gottes? Dass der Herr mich in der einen oder anderen Situation geführt hat, konnte ich oft erst im Nachhinein sehen. Nicht immer konnte ich es gleich erkennen, dass Gott am Steuer war. 2 / 2015 Missionsdienst Bolivien Da wir uns sehr freuten, dass Familie Heinrich Harder als weitere Missionare nach Bolivien kamen, doch auf der Station schon alle Häuser bewohnt waren und kein Platz für noch mehr Familien war, waren wir uns als Mitarbeiter einig, dass jemand von uns aufs Freizeitgelände „Nueva Canaán“ ziehen sollte. Als die Frage aufkam, wer von uns dorthin ziehen sollte, kam es für uns am Anfang nicht in Frage. Als Verantwortliche und auch mit vielen Aufgaben auf der Missionsstation schien es uns unmöglich sieben Kilometer weiter weg zu wohnen. Doch als wir im Heimataufenthalt waren und wieder die Frage aufkam, waren Rudi und ich (Inna) gerade auf Dienstreise. Da unterhielten wir uns während der Autofahrt und plötzlich kam uns beiden der Gedanke: Wir sollten hinausziehen. Wir erwägten alle Pro und Kontras und nahmen diesen Gedanken ins Gebet. Immer größer wurde der Wunsch und wir teilten es der Heimatleitung und auch unseren Mitarbeitern mit. Nur Gott schenkte uns seinen Frieden, denn „ER führt ja auf rechter Straße“. Am Anfang schien es allen eine unmögliche Sache zu sein. Wir nahmen die Angelegenheit weiter ins Gebet und baten um Gottes Führung. Als Rudi und ich eines Nachmittags nach Nueva Canaán fuhren und durch das leere Haus gingen, hatte ich plötzlich so eine Gewissheit: Das ist unser Platz. Nochmals fragten wir bei den Verantwortlichen an und äußerten unseren Wunsch. Und es öffnete sich die Tür. Wir hatten den Frieden und bekamen die Bestätigung, dass wir dorthin ziehen sollten. Jetzt nach einem Jahr, vergeht wahrscheinlich keine Woche, in der ich nicht von Herzen dem Herrn danke, dass wir hier in Nueva Canaán wohnen dürfen und ich komme Missionsdienst Bolivien 2 / 2015 015 immer wieder in Situationen wo ich sage: „Herr wie wunderbar, dass du uns hierher geführt hast.“ Noch eine Situation, in der ich auch die Führung Gottes sehe und in der ich noch immer im Gebet bitte: es ist die Frauenstunde, die schon länger nicht mehr durchgeführt wird. Als wir in den Heimataufenthalt gingen, gab es keine Schwester, die die Frauenstunde weiterführen konnte. Somit musste ich den Kreis auflösen. Ich fragte Gott im Gebet, wie es weitergehen sollte, da gerade zu dieser Zeit einige Frauen, die sich bekehrt hatten eine Frauenstunde am Abend zu Hause begonnen hatten, wo sie ihre Freundinnen einluden, die nachmittags nicht kommen konnten. Es hatte mich sehr gefreut, dass die bolivianischen Frauen so etwas selbst organisiert haben. Die Frauenstunden waren auch gut besucht. Als wir dann wieder vom Heimataufenthalt zurückkamen, wurde ich erneut gefragt, ob ich wieder das Bibelstudium am Dienstag-nachmittag beginnen würde. Ich bat Gott um Führung, da ich sehr viel im Büro arbeiten musste, um vieles, was in meiner Abwesenheit liegengeblieben war, aufzuholen. Immer wieder sprachen mich die Frauen an, aber ich hatte noch nicht den Frieden und die Bestätigung, dass ich anfangen soll. Vor einem Monat dachte ich, dass ich jetzt beginnen sollte. Ich bat den Herrn, dass er mir die Gewissheit gibt, aber ich bekam sie nicht. Später merkte ich, dass ich das gar nicht geschafft hätte. Ich war dann so dankbar, dass ich nicht angefangen habe. Ich bete für die Frauen und ich weiß, dass ich die Frauenstunde wieder machen werde, aber ich habe noch keinen Zeitpunkt und ich vertraue, dass der Herr mir auch diesen bestätigen wird. ▪ 15 Berichte Missionsreise „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“ Psalm 23, 4 Text: Rudi Rhein und Thomas Giese Ganz besonders schöner Anblick auf dem Weg von Trinidad nach Santa Ana „Wann kommt ihr wieder?“ 12 Dörfer, 2.800 Kilometer, 3 Wochen – alles reine Gnade! A m 20.7.2015 um 4 Uhr im Morgengrauen war es endlich soweit. Lange hatten wir uns auf diese Reise vorbereitet und gefreut. Viele Gebete stiegen zu unserem himmlischen Vater empor. Es war meine (Thomas Giese) erste große Missionsreise und somit für mich etwas ganz besonderes. In der Gruppe waren wir zu zehnt: Rudi und ich von der Missionsstation, Pastor Ulises und sieben Bibelschüler aus der örtlichen Bibelschule „Alborada“. Die erste Stadt, die auf unserem Plan stand, war Rurrenabaque. Wir fuhren somit die ersten 600 km in einem durch, um auch an diesem ersten Abend einen Gottesdienst durchzuführen. 16 Im Einbaum-Kanu über den Fluss Es war fast in allen Gottesdiensten so, dass die Bibelschüler abwechselnd die Gottesdienste geleitet haben, jemand gab ein Zeugnis, danach sangen wir Lieder und 2 / 2015 Missionsdienst Bolivien Berichte Die Fahrt ging durch Dschungel, Pampa und über viele Flüsse jemand predigte. Nach den Gottesdiensten gab es dann für Besucher und Gemeindemitglieder die Möglichkeit eine Bibel oder ein christliches Buch zu erwerben. Was für uns vielleicht unverständlich ist, ist hier jedoch bittere Realität. Es gibt hier teilweise im Umkreis von 500 und oft gar 1.000 km keinen christlichen Buchladen. Wenn es dann mal die Möglichkeit gibt Literatur zu kaufen, ist diese meist sehr teuer. Der Hunger nach geistlicher Literatur und Bibeln ist somit immens groß. Und nun standen wir mit unserem Missionsbuchladen jeweils ein oder mehrere Tage in diesen Orten. Fast ungläubig wurden dann die niedrigen Preise bestaunt, die wir an unserem Büchertisch hatten und nachdem man dann seine eigene Bibel in der Hand hielt, freuten sich selbst Erwachsene wie Kinder über ihre erste Bibel. Die Fahrt ging früh am nächsten Morgen auch schon weiter zu unserem nächsten Missionsdienst Bolivien 2 / 2015 Ziel, San Borja (sprich: San Borcha). Auch hier erwartete uns ein herzlicher Empfang. Wir durften hier, wie auch in einigen späteren Orten, unseren Büchertisch direkt im Schulhof aufbauen. Die Kinder hatten zwar oft kein Geld für eine Bibel dabei, aber die meisten ließen sich die Möglichkeit nicht entgehen, ein kleines Bilderheftchen für 1 oder 5 Bolivianos (13 bzw. 65 €-Cents) zu erwerben. Einige von den kleinsten haben für so ein Heftchen sogar ihr Frühstücksgeld geopfert. Solche Einblicke haben mich immer wieder erfreut, wie gerade Kinder so gerne etwas von dem Wort Gottes mitnehmen wollen und wenn es nur eine kleine Geschichte ist. In San Borja hatten wir außerdem die Möglichkeit einen Indianerstamm, die Shimanis, zu besuchen. Wieder einer dieser Momente, von denen ich wahrscheinlich nie zu träumen gewagt hätte, aber genauso ist unser Gott: Unbegreiflich in allen Hinsichten! 17 Berichte Uns wurde ein kurzer Einblick in das Leben und die Ernährung dieser Menschen gegeben. Anschließend wurde in das Horn eines Rindes geblasen, um so alle vor der Dorfhütte zu versammeln. Wir sangen einige Lieder, anschließend gab es eine kurze Botschaft und dann kam etwas für mich sehr bewegendes: Der ganze Stamm, früher im Okkultismus versunken, sang dem Schöpfer Himmels und der Erde in ihrer Stammessprache. „Und dieses Evangelium vom Reich wird der ganzen Welt verkündigt werden.“ Mt. 24, 14 Zum Abschluss durften wir auch noch drei große Säcke an Kleiderspenden verteilen. Die Freude gerade bei den Frauen und Kindern war unbeschreiblich. Nach zwei Tagen in San Borja ging es weiter nach San Ignacio, wo wir in zwei weiterführenden Schulen viel christliche Literatur an junge Menschen weitergeben durften. Außerdem wurde uns immer wieder eine Stunde in den Schulen eingeräumt, wo wir dann den Jugendlichen eine Botschaft über Themen bringen durften, die junge Menschen beschäftigen. Bücher wie „Jesus unser Schicksal“ oder „Wenn Gott wirklich existiert“ haben wir oft den Jugendlichen geschenkt, die kurz vor ihrem Schulabschluss standen. Das Team der Mitreisenden Bibelschullehrer(links) und Bibelschüler Die nächste Station war Trinidad, die Hauptstadt unseres Bundeslandes Beni. Auch hier blieben wir zwei Tage. Obwohl es hier immer wieder die Möglichkeit gibt an Bibeln zu kommen, wurden wir auch hier förmlich überrannt. Sonntagsschulmaterial wurde uns aus den Händen gerissen und Bücher über Familie und Jugend leer gekauft. Voller Freude strahlte uns eine ältere Schwester an und sagte: „Meine erste BIBEL bekam ich vor vielen Jahren von Euch. Annegret Meyerhoff verkaufte sie mir damals…“ Auf den Wegen, die hier fast alle nicht asphaltiert sind, durften wir immer wieder die wunderbare Schöpfung Gottes sehen. Ein herrlicher Sonnenaufgang, Krokodile, die sich sonnten und eine Unmenge an verschiedenen Wasservögeln, bezeugten uns jeden Tag die Größe unseres Gottes. In Santa Ana begegnete uns ein wirklich trauriger Anblick. In dieser Stadt mit ca. 25.000 Einwohnern, gibt es keinen Bürgermeister und keine Polizei. Somit ist sie zu einem großen Umschlagplatz für Drogen geworden, die Kriminalität ist gewachsen und die Menschen verängstigt. Das Stadtfest ging gerade dem Ende zu, die meisten standen noch unter dem Einfluss des Alkohols und wieder wurden Ansturm auf den Büchertisch in Trinidad Die Schwester hatte sich gerade bekehrt und wollte am liebsten alle Bücher kaufen Berichte zwei junge Menschen ermordet. Aber auch so etwas hält das Wort Gottes nicht auf. Obwohl so viele Menschen in der Sünde leben, gibt es in dieser Stadt zwei Gemeinden und einen erst kürzlich entstandenen Hauskreis, die wirklich treu sind und den Willen Gottes zu tun suchen. Auch hier stellten wir am Haupteingang vom Markt unseren drei Meter langen Büchertisch auf. Viele kauften eine Bibel und Bücher. Besonders fiel uns eine Frau auf, die ein Buch nach dem anderen auf einen Stapel legte. Als ich mit Ihr ins Gespräch kam, sagte sie unter anderem: „Ich habe mich erst vor kurzem bekehrt und habe so einen Hunger, ich möchte wachsen.“ So konnte ich ihr noch weitere Bücher empfehlen. Irgendwann als der Bücherstapel wirklich groß wurde, fragte sie: „Kann ich auch mit Parfüm bezahlen (sie war eine Parfümverkäuferin), denn mir reicht das Geld nicht aus.“ Natürlich nahm ich ihr Parfüm in Zahlung. Liebe Beter denkt doch an diese Schwester, dass sie wachsen möge und ein wirklicher Wohlgeruch für Gott wird. Und gerade in Städten wie diesen erfährt man so ganz besonders die Nähe und Bewahrung Gottes. Unser Tankdeckel war kaputt. Was machen wir nun? Bei dem vielen Dreck Gottesdienst in El Perù. Hier blieb kein Platz mehr frei und Staub würde sich der Tank mit viel Schmutz füllen. Wo finden wir hier in der „Pampa“ bloß einen passenden Tankdeckel für unseren Pick-up? Voller Sorge fuhr ich mit einem Bruder los auf die Suche. Nachdem wir nichts gefunden hatten, wollten wir es noch bei einem letzten Verkaufsstand versuchen. Ich zeigte dem Verkäufer unseren defekten Deckel. „Solche große haben wir nicht“ war die Antwort. „Zeigen Sie mir doch bitte, was sie haben“ bat ich ihn. Daraufhin brachte er mir einen Deckel. Und es war genau der Richtige. Der hatte sogar zwei Schlüssel. Voller Freude dankten wir dem Herrn, der uns auch in so Kleinigkeiten so wunderbar versorgte. Die nächsten Dörfer wie Desenganio und Perú konnten nur unter sehr schwierigen Umständen erreicht werden. Der Weg wurde immer schlechter und schmaler, so dass am Ende gerade noch das Auto durch passte. Immer wieder mussten wir aussteigen und die Bretter, die eine Brücke darstellen sollten, zurechtlegen mit der Hoffnung, dass sie beim Drüberfahren auch wirklich halten würden. Gott sei Dank ging alles gut, auch wenn die Bretter manchmal bedenklich krachten, konnten wir gut darüberkommen. Kinderstunde auf der Plaza(Dorfplatz) Kinder waren immer anwesend, auch wenn sie sich oft nichts kaufen konnten Berichte Immer wieder fand man auch Zeit, um eine Kinderstunde durchzuführen und mit den Jugendlichen aus dem Dorf ein Fußballspiel zu organisieren. Anschließend gab dann einer aus unserer Gruppe noch ein kurzes Zeugnis, wie er zum Herrn gefunden hat und es wurde zum abendlichen Gottesdienst eingeladen. In San Ignacio, Magdalena, San Ramón und San Joaquín mussten wir feststellen, dass die Bewohner immer katholischer wurden. Vormittags teilten wir uns meistens in zweier Gruppen auf, um von Immer wieder war die Frage: „Wann kommt ihr wieder?“ Haus zu Haus zu gehen, eine kleine Botschaft zu bringen und nach Möglichkeit, auch ein Neues Testament zu verschenken. Oft machte man uns zwar die Tür auf, aber schnell wurde uns klargemacht, dass die Familie schon immer katholisch war und dass sie auch katholisch sterben würde. Die Reaktionen der Mehrheit und vor allem der Geschwister waren jedoch das genaue Gegenteil. Immer wieder die Frage: „Wann kommt ihr wieder?“ Eine Frage, die einerseits die große Aufnahmebereitschaft für das Evangelium zeigte, anderseits aber auch die große Not in den Orten klar machte, wo es keinen Pastor gibt. Unsere vorletzte Station war Baures. Eine wirklich schöne kleine Stadt mitten in der Pampa. Hier wartete eine ganz besondere Aufgabe auf uns. Es war ein Wochenende für die Jugendlichen aus Baures und dem Nachbarort Huacaraje geplant. Man bereitete die Gottesdienste mit entsprechenden Themen für Jugendliche vor. „Josef und seine Treue“, „Das Leben vor der Ehe“ und „Ein Zusammenleben nach Gottes Willen“ 20 waren die Themen. Auch hier hatten wir die Möglichkeit Lieder auf Deutsch, Russisch und Spanisch vorzusingen, was die Zuhörer immer wieder erfreute. Nach zwei gesegneten Tagen machten wir uns auf zur letzten Station – nach Huacaraje. Wir nahmen die Jugendlichen, die für das Wochenende gekommen waren, gleich in unserem Auto mit, so dass nicht mehr 10, sondern 30 Personen, irgendwie zwischen dem ganzen Gepäck einen Platz finden mussten. Aber auch diese, zum Glück nur einstündige Fahrt, verlief reibungslos und ohne Zwischenfälle. In Huacaraje sind wir auf ein selten schönes Bild gestoßen. Die Gemeinde bestand nicht aus vielen alten und wenig jungen Menschen, wie es meistens der Fall ist. Hier war es genau umgekehrt: der Großteil der Gemeinde bestand aus Jugendlichen. Sie haben momentan zwar kein Gemeindehaus mehr, aber das hatte einen guten Grund: Das alte Haus war zu klein geworden, also wurde es abgerissen und nun soll auf dem gleichen Platz ein größeres gebaut werden. Die Gemeinde versammelt sich derzeit unter einem Blechdach, ist aber guter Zuversicht diesen Zustand bald zu ändern. Nachdem man an diesem Abend den letzten Gottesdienst durchgeführt hatte, verbrachten wir noch etwas Zeit mit den Jugendlichen. Rückblickend können wir sagen, dass es für uns reich gesegnete drei Wochen waren. Auch wenn nach und nach die Kraft nachliess und wir wieder mal in einem Bett und nicht im Zelt schlafen wollten, war es doch eine sehr bereichernde Zeit. Wir freuten uns den Dienst treuer Diener zu sehen, die jahrelang unter den schwierigsten Umständen, teilweise ohne genießbares Trinkwasser, arbeiteten. Immer wieder wurde ich durch ihr Leben aufgefordert, bereit zu sein alles opfern. ▪ 2 / 2015 Missionsdienst Bolivien Berichte Wir können beten: • für alle Dörfer ohne einen Diener Gottes. • für die Pastoren, die unter schwierigen Umständen ihren Dienst verrichten. • dass öfter christliche Literatur unter die Menschen gebracht werden kann • • und dass Zweigstellen von unserem Buchladen an anderen Orten eingerichtet werden können. dass Entscheidungen, die für Christus getroffen wurden, ernst genommen werden. für mehr Arbeiter in dem großen Erntefeld. Wir können danken: • für viele hunderte Neue Testamente, die in Schulen und in Häusern • • • • • verschenkt wurden. dass mehr als 300 Bibeln verkauft wurden. Kistenweise Literatur und Kindermaterial verkauft wurden. für die wunderbare Bewahrung unterwegs, wo kein Reifen geplatzt ist. für jede intakte Gemeinde und jeden treuen Pastor, der ganz auf Christus vertraut. für alle Kinder, die ihr junges Leben Christus geschenkt haben. 21 Berichte „Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.“ Psalm 23, 5 Schulunterricht Text: Johanna Schmid I n der größten Dunkelheit wird das Licht umso sichtbarer. Als Christ verheißt uns Gott kein ruhiges Leben ohne Probleme; ja es gibt oft viele Schwierigkeiten und Kämpfe, doch Gott verspricht uns seine Gegenwart. Wenn man die Psalmen liest, bekommt man sehr viel Trost und Ermutigung den Weg mit Gott weiterzugehen. Die Psalmen zeigen ein sehr realistisches Bild von den Kämpfen und Tiefen, die es im Leben gibt. Man liest von Ermutigung, von Ängsten, von Fragen, aber über all dem klingt das Vertrauen auf Gott, die Freude an der Gegenwart Gottes – inmitten von Leid – durch. So auch der Psalm 23, der von vielen so geliebt wird. Manchmal treffen wir mit Menschen zusammen, die unsagbares Leid und Enttäuschungen durchmachen. Hier in Bolivien habe ich viele traurige Geschichten, scheinbar ausweglose Situationen gehört und gesehen. Wie gut, dass wir den Menschen nicht unsere Worte weitergeben müssen. Es ist Gottes Wort, das 22 wir ihnen geben können, das Veränderung schafft, Mut gibt, Hilfe und Hoffnung anbietet, weil es den Blick weg von der Situation lenkt hin auf unseren Gott. Wir haben nicht jede Situation durchgemacht, die ein anderer erlebt, daher können wir nicht immer im Tiefsten nachfühlen, was andere Menschen durchmachen. Aber Gott kann es. Deshalb können wir mit der Autorität Gottes durch sein Wort Menschen Trost weitergeben. Weil sein Wort Kraft hat und Menschen verändert. Zuerst möchte ich mich bei allen Betern bedanken für die wertvolle Unterstützung. Ihr habt einen wichtigen Teil an der Arbeit. Ihr seid ebenso beteiligt, wie wir: Ihr bereitet den Boden vor, damit die ausgesäte Kindergarten 2 / 2015 Missionsdienst Bolivien Berichte Saat aufgeht. Ihr begießt, damit die Pflanzen wachsen können. Ihr betet für uns, damit wir uns nicht entmutigen lassen und mit Freude und Kraft die uns anvertrauten Aufgaben tun können. Wir brauchen und schätzen euch sehr. Vielen Dank. Dabei denke ich an das Wort, das David sagte: „Wie der Anteil derjenigen, die in den Kampf gezogen sind, so soll auch der Anteil derjenigen sein, die beim Tross geblieben sind; jeder soll den gleichen Anteil haben.“ 1. Samuel 30, 24. Bitte betet weiter für und mit uns. Es geht nicht nur darum, dass man verschiedene Aktivitäten realisiert, sondern vor allem, dass wir Werkzeuge sind, die Gott nicht im Wege stehen, damit Er wirken kann. Der Mensch sieht was vor Augen ist, Gott sieht viel tiefer. Er sieht nicht die Menge der Dienste, sondern wie wir es machen. Das ist die Herausforderung, der wir uns stellen müssen und wollen. Im Juli hatten wir die Freizeiten; es war eine intensive und schöne Zeit. Die „Ichbin-Worte Jesu“ waren das Thema und die Kinder lernten kostbare Verse aus der Bibel. Im Vorfeld trafen wir uns zur Planung. Welche Themen könnten wir für die größeren Mädchen nehmen? Was war gerade aktuell? Der Austausch mit unseren einheimischen Geschwistern war daher hilfreich. Viele Jugendliche haben ein Handy und Mädchenfreizeit Missionsdienst Bolivien 2 / 2015 in Nueva Canaán damit sind sie vielen Einflüssen und auch Gefahren ausgesetzt, zum Teil auch durch okkulte Spiele. Hier ein Beispiel: „Chantaje“ = Erpressung. Wo man andere unter Druck setzen kann durch Veröffentlichung von privaten Fotos und Video-Clips. Wenn die andere Person nicht das macht, was man möchte, ist es eine „Waffe“, die der Feind benutzt, um junge Menschen zu zerstören. Die Beziehungen zur Familie, zu Freunden, zu Gott waren weitere Themen, wo über die wichtigen Werte wie Respekt, Liebe, Demut usw. gesprochen wurde. Wie kann ich Entscheidungen richtig treffen? Die Gefahren bei einer falschen Entscheidung – und die Folgen, die das weitere Leben markieren. Nach jeder Freizeit machen wir eine Auswertung – was war gut, was kann verbessert werden, z. B. nicht zu viele Aktivitäten und mehr Zeit für die Kinder. Wichtig ist uns, dass wir uns Zeit nehmen, um mit den Kindern auch persönlich zu reden. Wenn möglich teilt man sich in den jeweiligen Zimmern unter den Helferinnen auf, um bewusst für jedes Kind Zeit zu haben. Am letzten Abend hatten Helferinnen und Kinder Gelegenheit ein Zeugnis zu geben. Gemeinsam freuten wir uns an Gottes Wirken im Leben Einzelner. Gott hat gewirkt. Ihm sagen wir Dank und euch ebenfalls für eure Gebete!! Eine der größten Herausforderungen für die Gemeinden ist, die Jugendlichen zu einer verbindlichen Jesus-Nachfolge zu ermutigen. Ein Gebetsanliegen ist, dass es noch mehr Verantwortungsgefühl gibt, dass die Arbeit nicht nur beim Pastor liegt, 23 Berichte sondern dass jedes Gemeindeglied seine Verantwortung sieht und wahrnimmt für andere Menschen in deren geistlicher Betreuung. „El mejor lugar para los niños es la familia” („der beste Ort für die Kinder ist die Familie“) – so heißt es in einem bolivianischen Zeitungsartikel. Und weiter: „In Santa Cruz gibt es ca. 300 Kinder, die jedes Jahr vernachlässigt im Stich gelassen werden. Die beste Lösung für sie wäre es, eine Familie zu haben.“ Die Wichtigkeit einer gesunden Familie wird einem oft erst bewusst, wenn man mit den Kindern arbeitet und die Folgen einer zerstörten Familie sieht. Die schlimmen Schäden, die in einer Kinderseele durch Vernachlässigung angerichtet werden, sehen wir an den Schülern. In der Sonntagsschule hatte ich einen Jungen, der durch sein spezielles Verhalten auffiel. Manchmal setzte er sich nach hinten und wollte nicht bei den anderen Jungs sein. Als wir Karten für den Vatertag bastelten, wollte er keine machen. Ich unterhielt mich mit ihm und erfuhr, dass er weder mit Vater noch Mutter lebt, sondern bei Verwandten. Es tut mir weh, wenn ich höre, wieviele Eltern oder Elternteile im Ausland arbeiten, um scheinbar der Familie zu helfen. Doch was hilft der finanzielle Aufschwung, wenn man in den wichtigsten Jahren, wo Kinder so notwendig ihre Eltern benötigen, nicht bei ihnen ist und wenn die Familie durch ihre Abwesenheit dabei leidet oder auseinander bricht? Ein Mädchen im Campamento, das auch ein sehr besonderes Verhalten aufwies, kam immer wieder und wollte einfach Aufmerksamkeit, eine Umarmung. Einmal sagte sie: „Sie sind für mich wie eine Mutter, denn meine Mutter mag ich nicht.“ Die 24 Mutter ist oft weg, vermutlich wie schon die Jahre davor in Drogen und die Kinder verteilt auf verschiedene Verwandten. Das Mädchen wohnt bei einer gläubigen Tante, die aber schon älter ist und gesundheitliche Schwierigkeiten hat. Der 14-jährige Bruder hatte eine Ablehnung gegenüber seiner Mutter, denn sie hat ihn nicht wirklich erzogen. „Ich bin nicht dein Sohn“ sagte er zu ihr, als sie wieder versuchte sein Vertrauen zu gewinnen. Dies wird schwierig, weil man in früheren Jahren nicht das gegeben hatte, was für das ganze Leben überaus prägend und wichtig ist: Die Liebe und Fürsorge einer Mutter. Wie schade, wenn die Oma, die Betreuungsperson für die vernachlässigten Kinder, auch immer wieder zum Alkohol greift. Wo sind die Vorbilder, die diesen Kindern zeigen, wie man ein vernünftiges Leben führt? Beziehungen brauchen Zeit. Wir möchten da sein für Menschen, die geistliche Hilfe suchen. Spontane Besuche von Menschen hier sind normal. Auch wenn man abends müde ist und seine Ruhe haben möchte, weil der Tag voll war, gibt der Herr Kraft doch noch einen Besuch zu empfangen. Vor kurzem hatten wir eine spezielle Zeit mit einem Mädchen, wo schon länger ein Kontakt besteht. Sie wollte seit längerer Zeit ihr Leben wieder in Ordnung bringen. Trotzdem war es ein langer Kampf, bis sie endlich soweit war. Doch leider hat der Feind dieses Zögern genutzt, um sie noch tiefer in die Sünde hineinzuziehen. Es war schon nach Mitternacht, als wir zusammen mit dem Mädchen beten konnten und sie eine schwere Last vor Gott und Menschen bekannte. Es heißt nun dranzubleiben im Gebet und geistlicher Begleitung. 2 / 2015 Missionsdienst Bolivien Berichte Die jungen Mädchen brauchen Vorbilder, jemand mit dem sie reden können. Begleitpersonen, die sie an die Hand nehmen, weil die Umstände in denen viele leben, nicht einfach sind. Betet auch für uns, damit wir uns Zeit nehmen, um unsere Beziehung mit dem Herrn zu pflegen und die Kraft und Weisheit haben die Lasten unserer Mitmenschen zu tragen: „Traget einer des andern Lasten, und so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen!“ (Gal. 6, 2) In der letzten Sitzung mit den Lehrern erinnerten wir uns wieder neu daran, welch großes Privileg wir hier, vor allem in unserer Stadt haben. Wir haben volle Freiheit in Schulen zu gehen und Gottes Wort zu unterrichten. Selbst innerhalb Boliviens gibt es nicht überall solch offene Türen, wie wir sie hier in unserer Stadt haben! In Deutschland wünschten wir uns solche Gelegenheiten. Wir beten, dass diese Möglichkeiten mehr gesehen und wahrgenommen werden, solange wir können und dass Gott noch mehr Mitarbeiter aus den einheimischen Gemeinden beruft. Es freut mich und ermutigt mich unsere motivierten Geschwister zu sehen, die zum Teil schon jahrelang helfen, denen es wirklich ein Herzensanliegen ist. Manche sind uns selbst ein großes Vorbild und fordern uns selbst heraus zu einem hingebungsvollen Einsatz. ▪ Zu Besuch bei unserer Spanischlehrerin Beim Frühstück mit den Eltern „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.“ Psalm 23, 6 Text: Heinrich und Toni Harder Z u schnell lassen sich solche Verse überlesen, weil man sie schon als kleines Kind auswendig lernen musste und sie deshalb keine Verse mehr sind, die direkt unsere Aufmerksamkeit erregen und uns zum Staunen bringen. Auf den zweiten und Missionsdienst Bolivien 2 / 2015 dritten Blick merke ich, wie viel hier drin steckt. „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang.“ Es ist zugleich ein Staunen über das Erlebte, wie auch ein hoffnungsvolles Vertrauen auf den sich nie ver- 25 Berichte ändernden Herrn. Wenn ich unser Leben – mein persönliches und das unserer Familie – sehe, habe ich schon manchmal gedacht: der Herr hat uns bis hierher so wunderbar geführt und getragen, eigentlich kann es doch gar nicht so weitergehen. Aber dann lese ich solche wunderbaren Zusagen und kann nur staunen und sagen: „es gibt nichts Schöneres, als so einen Herrn an seiner Seite zu haben.“ Wie kann die Antwort auf so viel erfahrene Güte und Gnade anders sein, als zu sagen: „Herr in deiner Nähe möchte ich immer bleiben.“ David drückte es mit diesen Worten aus: „ich möchte und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“ Dieses Wort immerdar erinnert mich daran, dass das „In-seiner-Nähe-sein“ ja nicht mit unserem Sterben aufhört, sondern erst richtig anfängt. Auch wenn wir nicht viel wissen, wie es sein wird, wissen wir, dass wir ihm gleich sein werden. Wenn wir hier schon so viel Kraft und Freude bekommen aus der Gemeinschaft mit ihm, wie wird es erst dort sein – dann endlich wirklich im Haus unseres Herrn, der unser Hirte ist! Emilie, Susann und Christin mit Schwestern aus der Gemeinde in Cochabamba 26 Wie kann die Antwort auf so viel erfahrene Güte und Gnade anders sein, als zu sagen: „Herr in deiner Nähe möchte ich immer bleiben.“ Wir als Familie blicken auf eine sehr ereignisreiche und entscheidende Zeit zurück. Seine Güte und Barmherzigkeit haben wir besonders darin erfahren, dass er nicht nur uns als Familie geführt hat, sondern auch unsere Heimatgemeinde in Neuwied-Gladbach und sie uns jetzt auf das Missionsfeld in Guayaramerín ausgesandt hat. Unabhängig in welchem Land man ist, ist es etwas ganz besonderes zu wissen, dass man dort ist, wohin der Herr einen gerufen hat. Nachdem wir von Februar bis Mai nochmals in Deutschland waren und die Zeit in der Familie, mit Freunden, aber auch im Dienst in der eigenen Gemeinde genossen haben, sind wir danach für zwei Monate nach Cochabamba geflogen. Unsere Ziele waren dort hauptsächlich das Visum für zwei weitere Jahre zu erneuern und die Sprache zu vertiefen. Wir können nur dem Herrn danken und auch den Geschwistern, die treu an uns gedacht haben, denn auch dort haben wir seine Hand gesehen, wie sie gibt! Seit dem 22. Juli dürfen wir jetzt endlich an Ort und Stelle sein. Dem Herrn sei die Ehre. Bei den vielen Aufgaben und Herausforderungen, die ER für uns vorbereitet hat – besonders auch im neuen Arbeitsfeld des Kinderinternats –, wissen wir, dass seine Güte und Barmherzigkeit uns begleiten werden. Was brauchen wir mehr? ▪ 2 / 2015 Missionsdienst Bolivien Berichte Danke Text: Heinrich und Helene Görzen W ir sind unserem großen Gott sehr dankbar, dass Er die beiden Operationen, die unsere Tochter Miriam in Deutschland bekommen hat, gesegnet hat. Wir danken allen, die für sie und uns als Familie gebetet haben. An ihrer linken Hand, wo die Finger miteinander verwachsen waren, konnte man schon zwei Finger voneinander trennen. Da es für die Hand zu viel wäre, alles auf einmal zu operieren, ist noch eine weitere Operation nötig, die voraussichtlich in zwei Jahren während unseres nächsten Heimataufenthalt durchgeführt wird. Gleichzeitig wurde am linken Bein, wo sich das Füßchen nicht entwickelt hat, ein Stumpf für eine Prothese gebildet. Somit hat sie nur eine Narkose gebraucht, Missionsdienst Bolivien 2 / 2015 die auch keine Folgen hinterlassen hat. Dafür sind wir auch sehr dankbar. Eine besondere Führung vom Herrn ist der Orthopädie-Techniker, der die Prothese absichtlich etwas größer gebaut und eine Verlängerung eingebaut hat, damit sie länger hält, weil er sich Sorgen machte, dass Miriam in Bolivien prothetisch nicht gut versorgt wird. Dankbar schauen wir auf die zweieinhalb Monate zurück, die wir als Familie getrennt waren. Der Herr war uns in dieser Zeit besonders nahe. Eine große Hilfe waren uns in dieser Zeit auch unsere Eltern, indem Mama fast vier Monate bei Heinrich und den Kindern in Bolivien war. ▪ 27 Berichte „Wo seid ihr zu Hause? In Deutschland oder in Bolivien?" Text: Eugen und Anna Dück Familie Dück ist von Juni bis Oktober im Heimataufenthalt. Sie berichten über das Wiedersehen. Auch hier dürfen sie zum Segen sein und erleben Gottes Führung. W Seit dem 17. Juni sind wir in Deutschland. o seid ihr zu Hause? So werden wir immer wieder gefragt, wenn wir in Wir freuen uns wieder bei unseren Familien Deutschland unterwegs sind. Eine Frage, zu sein und uns an der Gemeinschaft mit die wir nicht so schnell beantworten kön- den Glaubensgeschwistern zu erfreuen. nen. Die meiste Zeit als Familie verbrachten wir in den letzten Jahren in Bolivien. Kindertag der Gemeinde Weißenthurm Ist das nun unser Zuhause? Unsere Eltern, Geschwister und Freunde leben in Deutschland, wo sich auch unsere Heimatgemeinde befindet. Kommen wir dann alle zwei Jahre nach Hause, weil wir hier aufgewachsen sind? Nun, ein drittes kommt noch hinzu: wir haben noch ein Zuhause, das auf uns im Himmel wartet. Welche von den drei Antworten sollen wir nun geben? 28 2 / 2015 Missionsdienst Bolivien Berichte Besonders ermutigend für uns war auch das Wiedersehen mit so vielen Kurzzeitmitarbeitern, mit denen wir ein Teil ihres Lebens und Dienstes geteilt haben. Einige von ihnen hatten gerade in dieser Zeit geheiratet, so durften wir auf einigen Hochzeiten dabei sein. Das Reisen mit vier kleinen Kindern ist uns diesmal eine größere Herausforderung gewesen, doch auch da erfuhren wir, wie Gott hilft. Eine Ehe- und Familienfreizeit in Hemberg (Schweiz) hat uns sehr gestärkt. Es waren Tage, wo wir gezielt in Gottes Wort Hilfe für unseren Alltag suchen durften. Außerdem sind wir Gott dankbar für die Hilfe und Ermutigung, die wir von unserer Heimatgemeinde erfahren, denn der Alltag auf dem Missionsfeld hat uns sehr gefordert. Bei den Besuchen und im Austausch mit Geschwistern erfahren wir Gottes reichen Segen und Erbauung. Mit Freuden erlebten wir auch den Kindertag in unserer Gemeinde zum Thema Bolivien. Das Thema war „Wir sind (kleine) Botschafter für Christus“. Mit der biblischen Geschichte von dem Mädchen bei Naeman, vielen Liedern, einer Präsentation und Spielen durften wir die Missionsarbeit in Guayaramerín den Kindern vorstellen. Abschließend hörten wir gemeinsam übers Telefon etwas aus dem Leben von Annegret Stationsspiel – Refresco für die kleinen Botschafter Missionsdienst Bolivien 2 / 2015 Meyerhoff und ihre Zeit als Missionarin in Guayaramerín. Unterwegs erlebt … Er führet mich auf rechter Straße … Als wir mit der Familie mit dem Auto zusammen mit meinem Bruder unterwegs waren und das Haus nicht fanden, wo wir hin mussten, ließen wir unseren Bruder vorfahren. Nach wenigen Metern fand er das Haus und bog links ab, um auf den Hof des Hauses zu fahren. Ich (Eugen), mit den Gedanken noch völlig abgelenkt, fuhr dann mit dem Auto ohne zu überlegen hinterher. Als wir uns auf der Gegenfahrbahn befanden, bemerkten wir, dass ein Fahrzeug uns sehr schnell entgegenkam. Das versetzte mich in Schrecken und ich wusste nicht, was ich machen sollte. Doch Gott hat alles überwacht und führte uns und es kam zu keinem Unfall. Unser Auto war noch grad schnell genug, um Platz zu machen für das entgegenkommende Fahrzeug. Was wäre passiert, wenn wir einige Sekunden später in der gleichen Verfassung abgebogen wären? Wir wollen uns das gar nicht vorstellen, vielmehr sehen wir den Herrn in seiner Liebe, dass er uns führt auch da, wo wir abgelenkt sind. Unser Leben liegt in Gottes Hand, wenn wir im Vertrauen auf Gott leben. ▪ In der Librería – aufmerksame Besucher im Buchladen 29 Berichte Heimataufenthalt „Ein halbes Jahr – so lange!!!“ Text: Julia Wagner Während ihres Heimataufenthaltes vom März bis August 2015 durfte Julia viel erleben und anderen zum Segen sein. S o haben einige Personen in Bolivien zu mir gesagt, als ich am Gehen war. Ich habe mich im März von Bolivien verabschiedet und dachte, dass es schon eine lange Zeit ist. Doch sie ist wie im Flug vorbeigegangen. Meine Heimatgemeinde ermöglichte mir eine interessante Israelreise und einen Einsatz in der Ukraine. Für diese Eindrücke und Erlebnisse und letztlich die Erholung bin ich sehr dankbar. Der Aufenthalt in Deutschland war mit einigen Besuchen in Gebetskreisen und auf Freizeiten des Deutschen Frauen Missions Gebets Bundes (DFMGB) gefüllt. Dies sind Schwestern, die es sich zum Ziel gesetzt haben für Missionarinnen und das Land, in dem sie arbeiten, zu beten. Waltraud Hornig ist von diesem Bund auch umbetet worden. Sie hat 1990 zum 90-jährigen Bestehen des DFMGB den Bund beschrieben: Dauerbetreuung, FreundIsrael – Hügel östlich von Betlehem 30 2 / 2015 Missionsdienst Bolivien Berichte „Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf dem Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles zu bewahren, was ich euch geboten habe! Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.“ Matthäus 28, 19-20 Auf der Israelreise - Hirtenfelder östlich von Bethlehem lichkeit, Miteinander, Glaubensgebete, Beistand. Das durfte ich in der Zeit auch erleben. Der Vers 13 aus 1. Korinther 16 wurde als Jahreslosung für 2015 genommen: „Wachet, steht fest im Glauben, seid mannhaft, seid stark.“ Ermutigend waren auch die Besuche in Gemeinden, in Hauskreisen und das Bolivientreffen. Verschiedene Freunde und Geschwister, die schon einmal in Bolivien waren, nahmen daran teil. Neben dem Ge- stalten der Kinderprogramme in meiner Heimatgemeinde, der Christusgemeinde Flein (bei Heilbronn), konnte ich auch andere Gemeinden besuchen und den Kindern von Bolivien berichten. Danke für die herzliche Aufnahme bei euch, liebe Missionsgeschwister. Danke für euer Mittragen im Gebet und durch euere Gaben. Im Wissen und Vertrauen auf Gottes Auftrag aus Matthäus 28, 19-20 flog ich am 31. August wieder nach Bolivien. ▪ Deutscher Frauen Missions Gebets Bund Besuch in einem Kinderheimmit meiner Heimatgemeinde in der Ukraine Missionsdienst Bolivien 2 / 2015 31 Berichte Fortschritte Neues Haus Canaán für die Freizeiten mit drei Schlafräumen Waschräume 32 Fundament für das Haus 2 / 2015 Missionsdienst Bolivien Berichte beim Bau Baumaterialien Neues Haus für eine Familie Neuer Gemeinschaftsraum Neue Küche Neuer Speisesaal Neues Haus Tabor Missionsdienst Bolivien 2 / 2015 015 Schlafzimmer für die Köchin 33 Kurzzeiteinsatz Er aber sagte: „So lass mich doch deine Herrlichkeit sehen!“ 2. Mose 33, 18 Thomas Kliewer durfte ein segensreiches Jahr in Bolivien verbringen. Er schloss viele Freundschaften und erlebte offene Herzen für Gottes Wort. Thomas bei praktischen Arbeiten Text: Thomas Kliewer M it diesem Wunsch bin ich im Mai 2014 für ein Jahr auf die Missionsstation in Guayaramerín gekommen. „Anders“, so lässt sich dieses Jahr beschreiben. Ich durfte tatsächlich die Herrlichkeit Gottes in so vielen Dingen erleben. Angefangen in meiner Zeit in Cochabamba, wo ich ca. sieben anstatt der geplanten vier Wochen war, über praktische Arbeiten, Kinderfreizeiten bis hin zum Libopen(KEB)-Kurs auf Spanisch. Ich bin Gott sehr dankbar für dieses Jahr, in dem ich ihm ganz bewusst dienen durfte. Vor allem den Missionaren verdanke ich es, dass ich im praktischen Bereich sehr viel lernen durfte. Obwohl handwerklich nicht begabt, durfte ich trotzdem verschiedene Aufgaben ausführen und spürte das Vertrauen der Missionare. Ganz besonders waren für mich die Missionsreisen, Kinderfreizeiten und Jungenstunden, wo es galt die erlernte Sprache einzusetzen. Besondere Verhältnisse zu Geschwistern in den einheimischen Gemeinde trugen auch zum Wohlfühlen in diesem Land bei. Ihre offene und herzliche Art erleichterte mir das Einleben in ihren Gemeinden 34 Missionsreise – unterwegs in Santa Isabel: Thomas mit Ronald Rayna 2 / 2015 Missionsdienst Bolivien Kurzzeiteinsatz sehr. Sie nahmen mich sehr schnell auf und ich konnte verschiedene Aufgaben übernehmen, wie z. B. die Stühle zurechtstellen, den Beamer bedienen und somit eine Hilfe in der Gemeinde sein. Sehr groß ist das Verlangen der Bolivianer nach Gottes Wort. Auf den verschiedenen Missionsreisen erlebte ich, wie diese Menschen offen sind und gerne zu den Versammlungen kommen. Ich erinnere mich gerne zurück an eine Reise in ein weit entlegenes Dorf. Nachdem der Gottesdienst dort zu Ende war, blieben die Menschen einfach sitzen. Auf die Frage, was denn los sei, erhielten wir die Antwort: „Wir wollen noch mehr hören.“ Gott gibt uns so viele Möglichkeiten sein Evangelium zu verbreiten. Weihnachtsgottesdienst in Cachuela Mamore Missionsdienst Bolivien 2 / 2015 Ein weiteres Erlebnis war für mich die Verteilaktion der „Gute Saat“-Kalender. Es ist erstaunlich in welche Behörden wir reingelassen wurden und wie gerne sie die Kalender entgegengenommen haben. Ob es nun im Krankenhaus, im Rathaus, in der Telefongesellschaft oder der Stromgesellschaft war, das Interesse an den Kalendern war sehr groß. Bolivien ist ein Land mit sehr vielen Tieren. Hier und dort macht man seine Erfahrungen mit ihnen. So erlebt man Gottes geniale Schöpfung hautnah. Ob es nun verschiedene Dschungelkäfer sind oder nur mal wieder ein Haufen Ameisen auf den eigenen Beinen, man kann darin die Vielfalt und Kreativität des Schöpfers entdecken. Ein weiterer Schwerpunkt dieser Missionsstation sind die Gebete für persönliche Anliegen, für Menschen in der Umgebung und für Länder weltweit. Bei diesen gemeinsamen Gebetszeiten am Nachmittag lernt man beten und wird gegenseitig ermutigt nicht nur für die persönlichen Dinge, sondern gerade für Nöte und Probleme anderer Menschen zu beten. Erbauliche Zeiten waren für mich die Besuche von Michael Happle, Wolfgang Bühne und Peter Lülling. Ihre intensiven Vorträge forderten mich heraus und es war schön mal wieder einen Vortrag in Deutsch zu hören. Für mich waren es lebensveränderte Erfahrungen, die ich machen durfte. Ich sehe jetzt vieles mit ganz anderen Augen. Was bedeutet Mission eigentlich wirklich? Wie steht man selber vor Gott da? Ich würde einem jeden, der eine Möglichkeit hat, so einen Einsatz empfehlen. Es verändert den Blick für so viele Dinge im Leben und hat mich persönlich stark ge▪ prägt. 35 Kurzzeiteinsatz Lachende Die Kinder der Hora Feliz Text: Elena Schellenberg Wie kann man ein Kind in Bolivien glücklich machen? Es muss nichts Besonderes sein, ein Getränk und eine Autofahrt genügen, um ein Lächeln auf ihren Gesichtern zu sehen. V om August 2014 bis August 2015 durfte ich einen Kurzzeiteinsatz in Bolivien auf der Missionsstation machen. Von zwei besonderen Erlebnissen möchte ich berichten: Jeden Samstagnachmittag durfte ich in einer „Hora Feliz“ („Frohe Stunde“, eine Art Kinderstunde) mithelfen. Etwa 40 Kinder kommen. Viele Kinder kommen zu Fuß, andere werden mit dem Motorroller von zu Hause abgeholt, da sie weiter weg wohnen. So beobachtete ich an einem Samstag eine ganz besondere Szene. Unter den Kindern gibt es sechs Geschwister, die jeden Samstag 36 kommen und auch immer zusammen sitzen. Sogar das kleinste Geschwisterchen, sechs Monate alt, wird zur Hora Feliz mitgenommen. Eine der Schwestern hatte ein Getränk mitgebracht. Es war sehr heiß, also für mich verständlich, wenn jemand Durst bekam. Das Mädchen trank etwas und dann machte sie etwas, womit ich nicht gerechnet hätte. Sie ging von Geschwisterchen zu Geschwisterchen und zu ihren zwei Cousinen und gab jedem von ihrem Getränk. Ich dachte mir, wie geht das? Da waren doch höchstens ein Viertel Liter drin? Und dann wird das noch mit 2 / 2015 Missionsdienst Bolivien Kurzzeiteinsatz Kinderherzen Fröhliche Kinder am Missionsauto allen anderen geteilt? Insgesamt acht Kinder bekamen etwas von diesem Getränk! Dann wurde mir klar, wie gut das Mädchen gehandelt hatte. Sie nahm nicht nur für sich, nein, das wenige, das sie hatte, teilte sie mit anderen. Ab und zu fuhr ich diese Geschwister auch mit dem Motorroller nach Hause. Doch an einem Samstag kam ich mit dem Auto zur Hora Feliz. Nach der Stunde fragte ich die Kinder, ob sie mit dem Auto nach Hause fahren wollten. Sie sagten auch fröhlich zu. So machte ich die Autotür auf und wollte einen der kleineren Jungs ins Auto setzen. Auf einmal fing er laut zu schreien und zu weinen an, er klammerte sich an mein T-Shirt und ließ nicht mehr los, bis ich ihn wieder rausstellte. Dann lief er schnell weinend in den Hof zurück, während die anderen Kinder ins Auto stiegen. „Was ist mit eurem Bruder los?“, fragte ich die Missionsdienst Bolivien 2 / 2015 015 Elena schließt Freundschaften auf der Kinderfreizeit Kinder. Da mussten die Kinder kichern und sagten mir, sie seien noch nie Auto gefahren. Somit war mir klar, warum der Kleine Angst bekam. Eine der Schwestern holte den Jungen zurück und mit lautem Weinen im Auto fuhr ich los. Es dauerte nur bis zur ersten Abbiegung und dann fingen alle Kinder so an vor Freude zu lachen, sie schauten aus dem Fenster und lachten und lachten, sogar der Kleine hatte ein Lächeln im Gesicht. Ihre allererste Autofahrt war so ein tolles, besonderes Erlebnis für sie. „Danke“, sagten die Kinder, als wir bei ihnen zu Hause ankamen und immer noch lachend gingen sie ins Haus. Mit solchen Kleinigkeiten kann man dort schon Kinder erfreuen. Kinder, die von Jesus hören und ich bete, dass sie ihre Herzen für den Heiland öffnen. Ja, ich bin Gott sehr dankbar, für dieses besondere Jahr, welches er mir schenkte. ▪ 37 Kurzzeiteinsatz tt im Go r e m m i z l u h Sc Text: Irina Warkentin und Maria Penner Lernhelfer zu sein, ist eine Herausforderung, die durch viele schöne Erlebnisse belohnt wird. Die wissbegierigen Missionarskinder lernen schnell dazu. N icht nur für die Kinder hieß es lernen, lernen und nochmals lernen. Nein, auch wir haben viel aus der morgendlichen Andacht und dem Fernschulunterricht gelernt. Gracias Señor (Danke Herr) für diese wertvollen Erfahrungen, die wir hier in Guayaramerín machen durften und für die wunderbare Aufgabe, die uns sehr erfüllt hat. Es war wirklich etwas Besonderes, die Kinder der Missionare im Unterricht zu begleiten und auch sicher nicht immer leicht, den Herausforderungen zu begegnen. Doch gerade da konnten wir Gottes große Kraft im Schulzimmer wirken sehen. „Ich vermag alles durch den, der mich stark macht, Christus.“ (Phil. 4, 13) Wir durften miterleben, wie unsere Schulkinder etwas verstanden und auch selbst angewendet haben und wie auch wir immer mehr in diese Aufgabe hineingewachsen sind. 38 Das Schuljahr mit Julia und Nelly Görzen beendeten wir im März mit einer gemütlichen Lese-Nacht im Schulzimmer. Nach den Ferien ging das Ganze dann eine Klasse höher weiter. Die Schule wurde um die erste Klasse erweitert und die Herausforderung war nun einen Stundenplan für drei Klassenstufen zu erstellen. Es gab viele Kleinigkeiten zu beachten, doch Gott führte uns Schritt für Schritt weiter. Nelly startete in die 3. und Julia in die 5. Klasse. Für Julia war das ein großer Schritt, da sie auf einmal viele neue Schulfächer dazubekommen hat. Für unsere Erstklässler stellten wir ein Programm zusammen und so wurde der erste Schultag für unsere Neuen auf die eigene Art und Weise etwas ganz besonderes. Weil unser Schulbetrieb sich damit vergrößert hat, stieg auch Angelika Filatov als Lernhelferin mit ein. Zudem bekamen wir zwei schöne neue Klassenzimmer. 2 / 2015 Missionsdienst Bolivien Kurzzeiteinsatz Maria mit Julia im Unterricht Der Ablauf des Unterrichts wird von Julia und Nelly beschrieben: Schulausflug zu einem Museum in Brasilien Einschulung im Mai Missionsdienst Bolivien 2 / 2015 Julia: „Der Unterricht beginnt bei uns jeden Morgen mit einer Andacht. Anfangs lesen wir eine biblische Geschichte und danach singen wir zwei Lieder, zum Schluss sammeln wir Anliegen und beten dafür. Dann teilen wir uns in die Klassenzimmer auf und bereiten unsere Schulbücher für die erste Stunde vor. Zwischen den Schulstunden gibt es immer eine Mini-Pause, einmal ist auch eine große Pause dabei. Und schon ist der Schultag vorbei.“ Nelly stellt ihren „Klassenkameraden“ vor: „Das ist Globulus, manchmal stellt er komische Fragen oder erklärt etwas oder sagt einfach, was ihm gerade einfällt. Er ist in Mathe, Deutsch und Sachunterricht immer dabei.“ Es war für uns ein großes Geschenk, dass wir hier auf die Missionsstation kommen durften. Wenngleich wir am Anfang nur die Verpackung gesehen haben, sind wir jetzt im Rückblick Gott sehr dankbar für den wertvollen Inhalt. ▪ 39 Nachwort Jesus geht dir nach „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.” Psalm 23 ,6 Text: Orlinda Borges I n dem Augenblick, wo du diese Worte aus Psalm 23 liest, halte an, dort wo du bist und schau zurück, aber schaue so weit du kannst zurück. Jeder von uns sieht unterschiedliche Dinge, vielleicht die Wand, Möbel, Felder, Fenster, Blumen oder anderes. Im Alten Testament sehen wir einige Personen, die zurückschauten und sahen noch etwas anderes, das sie umgab: Adam und Eva, Mose und Josef. sondern Hirte von fremden Schafen. Jahre der Angst, Müdigkeit, Schuld, Qual, aber zurückschauend sieht er die Güte und Barmherzigkeit Gottes, der ihm nachgeht, auch in der Wüste. Er hört die Stimme im brennenden Dornbusch. Josef weit weg von seinem Zuhause, Sklave, alleine im Gefängnis. Erinnerungen, Traurigkeiten, umgeben von Ungeziefer, schaut zurück. Es ist Gott, der ihm in seiner Güte und Barmherzigkeit nachgeht. Er ruft ihn, Adam und Eva beschämt in der Angst, der Einsamkeit, um einen Traum zu deuten und verlegt ihn nackt, versteckt in den Blättern – schauen vom schmutzigen Gefängnis in den Palast. und hören sie die Stimme Gottes, der ihnen Vom Gefangenen zum Gouverneur. in seiner Güte und Barmherzigkeit nachIm Neuen Testament sehen wir einige angeht und fragt: „Wo bist du?” Er bedeckt dere Beispiele: Fischer, Petrus und Lazarus. ihre Blöße und verspricht den Retter. Mose tötet einen Ägypter und vergräbt ihn. Am nächsten Tag wird es aufgedeckt. Er verlässt den Palast und flieht aus Ägypten in die Wüste. Ja, jetzt ist er kein Prinz mehr, 40 Fischer müde, ohne gefangene Fische, ohne Unterhalt, ohne Mut. Sie sehen hinter sich Jesus am Ufer und in seiner Güte und Barmherzigkeit folgt er ihnen und lädt sie ein die 2 / 2015 Missionsdienst Bolivien Nachwort Netze erneut auszuwerfen, wo sie sie voll In welches Gefängnis hat dich der Feind gesetzt? Hat er dich betrogen, hintergangen? herausziehen. Der Herr in seiner Güte und Barmherzigkeit holt dich in die Freiheit. Petrus Wie die Fischer? In seiner Güte und verleugnet den Herrn und desillusioniert kehrt er zurück zum Fischen, gequält durch Barmherzigkeit gibt er Befehl, dass sich ihre sein Scheitern, traurig eingehüllt in seinen Netze füllen. Oder wie Petrus? Hast du den Erinnerungen hört er eine Stimme: „Schau Meister verleugnet? Bist du oft in dein altes zurück!“ Es ist der Meister, der ihn vom Leben geflohen? Schau, am Strand folgt Ufer ruft, Fische brät und ihm folgt mit dir Jesus in seiner Güte und Barmherzigkeit und bereitet dir eine Mahlzeit, damit Güte und Barmherzigkeit. du isst und von deinem Fall zurückkehrst. Oder wie Lazarus? Bist du schon am VerLazarus tot, eingeschlossen im Grab, schon verwe- wesen im Grab, das der Teufel dir bereitet send, hört die Stimme, die ihn auferweckt. hat? Er kam, um zu stehlen, zu töten und Jesus ruft ihn vom Tod ins Leben. „Komm zu zerstören. Verlasse die Bande des Todes, heraus!“ Er befreit ihn von seinen Binden schließe die Ohren vor den entgegengesetzten Befehlen. Befreie dich von den Fesseln und löst ihn von den Banden. Lebhaft legt Orlinda jungen Bolivianerinnen die Botschaft ans Herz Was ist deine persönliche Situation? Wie Adam und Eva, nackt durch den Ungehorsam? Bist du gefallen? Er geht dir nach und fragt: „Wo bist du?“ Oder wie Mose? In der Wüste deines Lebens? Depressiv, desillusioniert? Er in seiner Güte und Barmherzigkeit überrascht dich und wählt dich aus, um ein Leiter zu sein. Oder wie Josef? Missionsdienst Bolivien 2 / 2015 der Hölle. Du kannst es nicht? Schaue zurück, hinter dir ist der Herr, der nicht müde wird, dir in seiner Güte und Barmherzigkeit alle Tage nachzufolgen. Er ruft dich aus dem Tod zum Leben. Er befiehlt, dass die Fesseln fallen, er befreit dich von allen Bindungen des Feindes und lädt dich ein, um in seinem Haus für immer zu wohnen. Amen. ▪ 41 UND DOCH! MÜDE SEIN UND DOCH ANDRE AUFMUNTERN SICH VERLASSEN FÜHLEN UND DOCH ANDERE ZUM LÄCHELN BRINGEN SELBER VOLLER FRAGEN STECKEN UND SICH RATSUCHENDEN DOCH NICHT VERWEIGERN GEHETZT SEIN UND DOCH ANDERE NICHT MIT AUSREDEN ABWIMMELN SCHMERZEN HABEN UND DOCH ANDEREN GEGENÜBER GEDULD AUFBRINGEN BELASTET SEIN UND DOCH ANDEREN TRAGEN HELFEN NACH EINEM AUSWEG TASTEN UND DOCH DIE HAND EINES ANDEREN NICHT LOSLASSEN VIELES ENTBEHREN UND DOCH ANDEREN NICHTS MISSGÖNNEN ENTTÄUSCHT SEIN UND DOCH ANDEREN EIN STREIFEN HOFFNUNG VORLEBEN SICH AUSGEBRANNT VORKOMMEN UND DOCH ANDEREN HELFEN SINN ZU FINDEN BETEND SELBER OHNE ANTWORT BLEIBEN UND DOCH ANDEREN DEN GLAUBEN ERLEBBAR MACHEN MIT ÄRGER ANGEFÜLLT SEIN UND DOCH DEN GRUSS JEDES ANDEREN ERWIDERN ENTTÄUSCHT SEIN UND DOCH DIE FEHLER ANDERER NICHT AN DIE GROSSE GLOCKE HÄNGEN KEINEN DANK BEKOMMEN UND DOCH UNENTWEGT FÜR ANDERE DA SEIN VERFASSER: UNBEKANNT Bitte betet für die neue Familie: Andy und Nelly Funk mit Luca, Noah und Anne Ausreise im Januar 2016 FREIWILLIGER MISSIONARISCHER KURZZEITEINSATZ Junge Männer und junge Frauen haben die Möglichkeit einen freiwilligen missionarischen Kurzzeiteinsatz auf unserer Missionsstation durchzuführen. Neben vielen praktischen Aufgaben kommt auch der Einsatz in den Kinder- und Jugendfreizeiten, je nach spanischen Sprachkenntnissen, in Frage. Eine gewinnbringende Lebensschule! Hast Du Interesse, dann schreibe an: Manfred Siegmann Taunusstr. 36 67227 Frankenthal Tel.: 06233 6009681 @: [email protected] 42 2 / 2015 Missionsdienst Bolivien WIR DANKEN: • für die Einsatzgruppen aus verschiedenen Gemeinden: Harsewinkel, Bad Oeyhnhausen, Verl und Hamm-Sieg. • für die Bewahrung auf den Missionsreisen. • für die Menschen in Villa Bella – es ist Interesse da am Wort Gottes, Menschen haben sich für Jesus entschieden. • dass wir an folgenden vier Schulen unterrichten können: Simon Bólivar, Iro de Mayo, Fedex Chaco, Guayaraguazú. • für den Unterreicht an jedem Freitag in zwei Kindergärten. WIR BETEN: • für den geplanten Start des Internats im Februar 2016. • für Mitarbeiter fürs Internat: Dank für Familie Harder, die hier mitarbeiten werden. Bitte um Führung bzgl. weiterer einheimischer Mitarbeiter, Auswahl der Kinder und sonstige weitere Vorbereitungen. • dass Gott ein Ehepaar für Villa Bella beruft, die dort ihre Aufgabe sehen. • für die Freizeiten im Dezember und Januar: Vorbereitung, Durchführung und genügend geeignete Mitarbeiter. • für den Schulunterricht : Bitte um Zuverlässigkeit der einzelnen Lehrer und um Gottes Wirken an den Schülern. • dass Gott immer wieder junge Menschen für einen Kurzzeiteinsatz beruft. Missionsdienst Bolivien www.dwg-radio.net/mdb-nachrichten „Geht auf dem schmalen Pfad mit einem weiten Herzen der Liebe.“ B. Schwengeler 44 2 / 2015 Missionsdienst Bolivien