06 Ehrenbrief f Herold
Transcrição
06 Ehrenbrief f Herold
Wiesbaden, Haus der Heimat, am 20. Mai 2006 Hohe Ehrung für Alfred Herold Sudetendeutsche Landsmannschaft zeichnet den Hessischen Landesobmann bei einer Festveranstaltung durch feierliche Überreichung des Ehrenbriefes aus! Bericht von Gernot Wildt „Wenn die Sudetendeutschen 60 Jahre nach der Vertreibung noch eine gesellschaftliche und politische Potenz im Land haben, ist das Leuten wie Alfred Herold zu verdanken.“ Das Lob, wie es Reinfried Vogler in seiner Begrüßung formulierte, prasselte förmlich nieder auf den SLLandesobmann von Hessen – und, anders als das bei Ehrungen manchmal zu beobachten ist, war hier jedes Wort wahr und kam bei allen Rednern spürbar von Herzen. Im Wappensaal des Hauses der Heimat in Wiesbaden erhielt Herold im Beisein vieler langjähriger Weggefährten sowie Prominenter aus Politik, Medien und öffentlichem Leben den Ehrenbrief der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Eigentlich hatte Alfred Herold die höchste Auszeichnung, die von der SL nach dem Karlspreis vergeben wird, schon bei der Landesversammlung erhalten sollen. Doch dem Bundesvorsitzenden Bernd Posselt MdEP war es ein persönliches Anliegen, den Ehrenbrief selbst überreichen zu können – und während der Landesversammlung war er als Europaparlamentarier in Rumänien unterwegs. Also organisierte die SL Hessen, in vorderer Linie deren rührige Geschäftsführerin Ursula Friedrich, für diesen Anlaß eine eigene Feierstunde – in vielerlei Hinsicht ein Glücksfall, wie sich schon bei der Erstellung der Gästeliste andeutete. Der "Wappensaal" im Haus der Heimat in Wiesbaden war voll besetzt, als Alfred Herold geehrt wurde. Alfred Herold hat es verdient, daß die Verleihung nicht in die Formularien eingebettet wurde, von denen eine Landesversammlung nun einmal zwangsweise bestimmt wird, sondern mit einem eigenen Ehrungsnachmittag den ihr gebührenden Stellenwert erhielt. Denn bekanntlich ist er nicht nur Landesobmann der SL Hessen, sondern auch noch in zahlreichen anderen Funktionen tätig: BdV-Präsident von Hessen und Mitglied des BdV-Bundesvorstands, dazu Heimatkreisbetreuer von Bärn und als SL-Ortsobmann nach wie vor mit der Basis treu verbunden. Hinzu kommen die Ämter, die er bereits innegehabt hatte, Mitglied der Bundesversammlung, als Referent für Öffentlichkeitsarbeit Mitglied des Bundesvorstands, Vorsitzender des Ausschusses für Presse und Öffentlichkeitsarbeit der Bundesversammlung und vieles mehr. Wenn ein Mensch in dieser Form Ämter anhäuft, wird ihm rasch „Postengeilheit“ unterstellt. Doch Alfred Herold habe solche Ämter immer nur dann angenommen, wenn er sie auch ausfüllen konnte, stellte Rudolf Friedrich klar, der als Landesbeauftragter offizieller Vertreter des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch war. Da zeitgleich ein paar hundert Meter weiter der Landesparteitag der Hessen-CDU stattfand, war Koch dort gebunden, sonst wäre er wahrscheinlich sogar selbst gekommen. Alfred Herold sei aber auch „ein begnadeter Medienpolitiker“, wie Bernd Posselt in seiner Laudatio feststellte. Seit der BdV im Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks (HR) einen Sitz hat, hat sich nicht nur das Verhältnis des HR zu den Vertriebenen gewandelt, sondern auch die Einstellung der Vertriebenen zum HR. Äußeres Zeichen dafür war die Anwesenheit eines Mannes, den die Fernsehkonsumenten außerhalb Hessens vor allem aus seiner Zeit als Frontmann des „Heute-Journals“ im ZDF kennen: Dr. Helmut Reitze, HR-Intendant und versierter Medienmann, hatte es sich nicht nehmen lassen, der Ehrung für sein Rundfunkrats-Mitglied beizuwohnen. Deutlicher konnte man nicht beweisen, daß sich die Zeiten gewandelt haben: „Daß der Intendant des Hessischen Rundfunks zu einer solchen Veranstaltung kommt, wäre vor 15 Jahren nicht möglich gewesen“, erinnerte Rudolf Friedrich an Zeiten, in denen Vertriebene mit Billigung von ganz oben im HR noch als „Sekte“ verunglimpft worden waren. „Wir ehren heute jemanden, der einzigartig, aber auch exemplarisch ist“, begann Bernd Posselt seine Laudatio, in der er Alfred Herold als „typischen Mährer“ im Sinne des Mährischen Ausgleichs charakterisierte. Als „dezidierter Universalist“ habe er herausragende Fähigkeiten auf vielen Gebieten, sei wie ein Eisberg, bei dem sich vieles unter der Oberfläche abspiele: „Er ist ein Kulturträger und ein politischer Kopf“ mit der den Sudetendeutschen eigenen „Liebe und Hingabe zum Recht“. Seine Fähigkeit, den Menschen das, was getan wird, auch zu vermitteln, habe Alfred Herold häufig auch Neid eingetragen, und die „Sudetendeutsche Zeitung“ wurde von diesen Neidern oft genug als „Herold Tribune“ verspottet. Heiterkeit und starkes Pflichtbewußtsein, Liberalität, Toleranz und klare Prinzipien kennzeichneten den Mann, der die Gegensätzlichkeit des Mährers in sich trage und sich wohl genau deswegen einer Aufgabe verschrieben habe, die gemeinhin als unlösbar gegolten habe: „Heimat außerhalb der Heimat schaffen“. Er verkörpere sudetendeutsche Präsenz in Deutschland, doch wenn man nach Bärn komme, stoße man auch dort überall auf Alfred Herold und die Leistungen des von ihm geführten Heimatkreises. Das Foto zeigt von links nach rechts: Bürgermeister Horst Röhrig, Langgöns; Bernd Posselt MdEP und SL-Bundesvorsitzender; Alfred Herold; HR-Intendant Dr. Helmut Reitze; Thomas Mann, Europaabgeordneter und Bürgermeister Bernhard Bessel, Hainburg. „Alfred Herold ist ein Beispiel dafür, wie man pflichtbewußt für seine Heimat streitet, und wie man für ein gerechtes Zusammenleben von Völkern und Volksgruppen wirbt“, sagte Rudolf Friedrich, der die Glückwünsche des Ministerpräsidenten, aber auch der Sozialministerin Silke Lautenschläger überbrachte. „Alfred Herold hat sich um die Heimatvertriebenen und die Sudetendeutsche Landsmannschaft seit Jahrzehnten verdient gemacht und sich den Ehrenbrief wahrlich verdient, ja hart erarbeitet. Mein Glückwunsch kommt von Herzen“, versicherte er. Den „Dank an einen Nachbarn“ formulierte der Europaabgeordnete Thomas Mann, der (für die Europa-Union) neben Alfred Herold im Rundfunkrat sitzt und gemeinsam mit Bernd Posselt in Straßburg für die Menschenrechte kämpft. „Diese Benesch-Dekrete müssen weg“, so der Parlamentarier, der 2004 wie die CSU gegen die Aufnahme der Tschechischen Republik in die EU gestimmt hatte. Straßburg sei als Sinnbild der Versöhnung ehemaliger Feinde auch ein Symbol für die Sudetendeutschen, denn „die Stimme der Menschenrechte ist das Europäische Parlament“. Die Menschenrechte bräuchten geradlinige Menschen wie Alfred Herold. „Dieses Europa verdient die Heimatvertriebenen und die Sudetendeutschen.“ Gerolf Fritsche, selbst Ortsobmann, erinnerte daran, daß Alfred Herold als SL-Ortsobmann von Hainburg auch an der Basis tätig und sich nicht zu schade dafür sei, bei den älteren Landsleuten selbst die Mitgliedsbeiträge einzusammeln – eine Prozedur im Zeitalter der Bankeinzüge, die vor allem den sozialen Kontakten zu Menschen dient, die selbst nicht mehr in der Lage sind, an den Veranstaltungen der SL teilzunehmen. Und Bernhard Bessel, Bürgermeister von Hainburg, würdigte Alfred Herolds Rolle als Kommunalpolitiker und langjähriger Erster Stellvertreter des jeweils amtierenden Bürgermeisters. Er sprach damit auch seinem Amtskollegen von Langgöns, Horst Röhrig, aus dem Herzen – Langgöns ist die Patengemeinde des Heimatkreises Bärn, sein Bürgermeister nicht zuletzt aus diesem Grund ein Weggefährte Alfred Herolds. Von einem Geehrten habe er einmal gehört, das sei, als ob man seinem eigenen Begräbnis beiwohne, scherzte Alfred Herold in seinem Schlußwort. Aber „ganz so schlimm war es nicht“. Es tue jedoch wohl zu hören, wie so viel Gutes über einen gesagt werde. Die Triebfeder seines Tuns sei das verletzte Rechtsempfinden ebenso wie sein Pflichtbewußtsein: „Ich bin ein österreichischer Preuße oder ein preußischer Österreicher.“ „Dankbarkeit ist das Gedächtnis des Herzens“, bemühte Herold die Poesie und zitierte aus einem Roman über Balthasar Neumann, um seine Arbeit zu charakterisieren: „Du mußt mehr tun, als du tun mußt.“ Darum werde er auch noch weiter für die Sache der Sudetendeutschen und der Vertriebenen arbeiten, „und ich bitte euch dabei um eure Unterstützung“. An diesem Punkt war seiner Stimme doch die Rührung anzumerken – gerade im Blickkontakt mit seiner Frau Irene und der großen Zahl von Mitgliedern seiner Familie, die gekommen waren, um seinen Ehrentag mitzufeiern.