Motorradumbau: Straßenkämpfer
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Motorradumbau: Straßenkämpfer
Motorradumbau: Straßenkämpfer Robert Kostner baut Motorräder zu heißen Feuerstühlen um und ist nebenbei „Testpilot“ für neue Beinprothesen. Nabburg ist ein historisches Städtchen mit 6.000 Einwohnern in der Oberpfalz. Viel ist hier nicht los. Und dennoch ist Nabburg ein Geheimtipp für Motorradfreunde, denn hier motzt Robert Kostner brave Straßenmaschinen zu heißblütigen „Streetfightern“ auf. Aus unauffälligen Serienmodellen werden durch Kostners individuelle Umbauten Showfahrzeuge, mit denen man auf jeder Straße Eindruck machen kann. Dieser Artikel erschien im Magazin HANDICAP, Das Magazin für Lebensqualität, Ausgabe 2/2004. Informationen zur Zeitschrift: handicap.de Einen Straßenkampf hat der 33-jährige Robert Kostner verloren. Im August 1993 wurde ihm der linke Oberschenkel amputiert, ausgerechnet nach einem Fahrradunfall. Doch ein gravierender Einschnitt war das für ihn nicht. „Ich habe einfach so weiter gemacht wie vorher“, berichtet er. Schon im November 1993 stand er mit Prothese wieder an der Werkbank und machte die Lehre zum ZweiradMechaniker zu Ende, drei Jahre später folgte der Meistertitel und die Entscheidung, sich selbstständig zu machen. Motorräder, Roller, Quads und Fahrräder verkauft Robert Kostner in seinem Nabburger Ladengeschäft. Drei Mitarbeiter unterstützen ihn in der Werkstatt bei Inspektionen, Reparaturen und Streetfighter-Umbauten. Ein schalldichter Container beherbergt einen aufwendigen Leistungsprüfstand für Motorräder mit Lambdamessung. Die Qualität seiner Arbeit hat sich herumgesprochen, denn viele Kunden kommen von weit her oder lassen ihre Maschine aus ganz Deutschland für 150 Euro zu Kostner transportieren. „Wir drehen und fräsen alle Teile selber und können deshalb auch außergewöhnliche Kundenwünsche erfüllen“, berichtet er. „Und so lag es eigentlich nah, das erworbene Know-how auch auf den Handicap-Bereich zu übertragen.“ Robert Kostner fährt die zum Streetfighter umgebaute Ducati 900 Monster, eine relativ leichte Maschine, die er auch mit Oberschenkelprothese im Stand gut halten kann. Bei rasanten Fahrten hat er sich nur am Anfang nicht getraut, sich auf der amputierten Seite ebenso in die Kurven zu legen wie mit dem erhaltenen Bein. „Aber das ist mehr ein psychologisches Problem“, meint Kostner. Die Schaltung hat er von links nach rechts verlegt, geschaltet wird nun mit der Fußspitze, gebremst mit der Ferse. Damit der Prothesenfuß nicht abrutscht, hat Kostner eine hufeisenartige Fußhalterung entwickelt. Ansonsten benötigt er keine weiteren Umbauten. „Für Arm- und Beinamputierte können wir eigentlich jedes Motorrad umrüsten“, sagt Kostner. „Entweder geht das elegant durch den Motor hindurch oder außen entlang mit einem Umlenkhebel.“ Bei allem zahlt sich die langjährige Zusammenarbeit mit dem TÜV Weiden aus, denn mit der technischen Abnahme der Modifikationen gibt es im Allgemeinen keine Probleme. Zwar bietet Kostner nicht für alle Menschen mit Handicaps Motorradumbauten an, aber Querschnittgelähmte können sich bei ihm auch ein Quad aussuchen, das ähnlichen Fahrspaß verspricht. „Für Rollis sind Quads mit Automatikgetriebe und Rückwärtsgang einfach super“. Text und Fotos: Gunther Belitz Zwei-Rad-Technik Kostner Die Webseite informiert über das gesamte Angebot und über alle Modelle.