Noch ganze drei Wochen Zeit Fassade oder doch

24 ZUM NACHLESEN
Winterträume
Zwölf Geschichten und Gedichte stimmen in die aufregende und geheimnisvolle Vorweihnachtszeit ein und wollen
den lieben Kleinen das Warten verkürzen. Da geht es um
Schneemann Willi, dem die
Rübe gestohlen wird, oder um
den kleinen Engel Tobias und
seine nächtlichen Erlebnisse,
aber auch Weihnachtswichtel,
vernachlässigte Kuschelbären,
freche Weihnachtsspatzen,
viel beschäftigte Engel und
viele andere muntere Gesellen tummeln sich auf den Seiten dieses liebevoll gestalteten
Bilderbuches. Die bunten Bilder und die einladenden Reime sowie die gefühlvoll geschriebenen Geschichtchen
lassen Kinderaugen leuchten
und weihnachtliche Düfte in
die kleinen Nasen steigen.
Barbara Cratzius/Susanne Schwandt:
Wintertraum
und Weihnachtswichtel. Betz,
2005.
EUR 9,95.
Wunderwald
Wenn Herr Lubomir Besuch
von einem Weihnachtsbaum
erhält oder Wule Waschbär einen ungemein wichtigen Weihnachtswunsch hat, dann werden kleine Kinderseelen genau
dort abgeholt, wo sie zu Hause sind. Die Erinnerung an die
wahre Botschaft, die hinter der
Weihnachtsgeschichte steht,
und das Einfangen des Zaubers, wie er in der Weihnachtszeit – jenseits von Adventhektik und Geschenkstress – mehr
denn je herbeigesehnt wird,
sind ein Hauptanliegen Fredrik Vahles, dem er mit seinen
kindgemäß und herzlich gestalteten Liedern, Versen und
Geschichten gerecht wird. So
kann das Fest in neuem Licht
erstrahlen und kindliche Gemüter durch den geheimnisvollen Mythos des Weihnachtsgeschehens berühren.
Fredrik Vahle/Ute Krause: Winter Wunder
Weihnachts
Wald. Patmos, 2005.
EUR 17,40.
Freitag, 2. Dezember 2005
Fassade oder doch noch mehr?
In Zeiten, in denen die Vorweihnachtszeit häufig auch schon zum
„Rummel“ wird, gibt es auch herausfordernde Bilderbücher.
an stelle sich eine Insel
mitten im Ozean vor,
auf der das Christkind
und der Osterhase, der Nikolaus,
die Heiligen Drei Könige und die
Eisheiligen sowie die Schutzengel gemeinsam beheimatet sind.
Man stelle sich weiter vor, der
Osterhase hat die Nase voll von
seiner vielen und zeitaufwändigen Arbeit und überredet sowohl
den hohen Kalendermacher als
auch das Christkind, dessen einzige Aufgabe darin besteht, in
der Krippe zu liegen und sich feiern zu lassen, einmal „den Job“
zu tauschen. Und schon ist man
mitten drin in einer turbulenten,
höchst amüsanten „OsterhasenWeihnachtsgeschichte“, die jedoch auf keinen Fall „tierisch“
ernst genommen werden darf
und ganz bewusst einen völlig anderen Ansatz und eine Alternative zu der, jährlich neu und doch
in altbewährter Manier erschei-
M
nenden Flut an Weihnachtsbilderbüchern versucht. Während
das in dieser Geschichte eher bequeme Christkind das Heer der
Schutzengel für eine etwas außergewöhnliche, aber dennoch
termingerechte Osterproduktion
zur Hilfe ruft, kehrt der Osterhase erst kurz vor Weihnachten
für seinen großen Auftritt zurück
und landet mitten in der Krippe eines Fernsehstudios, das für
die Live-Übertragung der großen
Brigitte Schär/Jörg Müller: Die
Weihnachts-Show. Sauerländer, 2005. EUR 15,40.
„Weihnachtsshow“ gerüstet ist.
Alles läuft wie sonst, der Chor
der Engel, die Kamele, die drei
Weisen aus dem Morgenland mit
ihren Gaben, Maria und Josef,
Ochs und Esel – bis die Kamera
zur Großaufnahme in die Krippe
schwenkt, das fellige, schnurrbartgeschmückte „Christkind“
mit den langen Ohren fröhlich
winkt und mit seinen Hasenkunststücken für eine überraschende Weihnachtsshow – „A
star is born“ (!) – sorgt. Während das echte Christkind, das
schon für verrückte Ostern gesorgt hat, dem „Austauschosterhasen“ zu seinem Weihnachtsauftritt gratuliert, ist einer ganz
und gar nicht begeistert und zitiert den einfallsreichen Verursacher sogleich zu sich: der Kalendermacher. Was er mit dem
frechen Zeitgenossen vorhat,
bleibt jedoch der eigenen Fantasie überlassen.
Noch ganze drei Wochen Zeit
Unromantisch
Geschenkstiger
Poetisch
Die Weihnachtsanthologie zählt
zu jenen Texten, die sich keinesfalls in ein „braves“, von weihnachtlichem Glanz umhülltes
Schema pressen lässt. Das Buch
richtet sich an junge Menschen,
die mit überladener Weihnachtsromantik nicht wirklich etwas
anfangen können und vielleicht
eine etwas schrägere Alternative dazu suchen. Dem Spiel mit
Halbherzigkeiten und besonders
auch an weihnachtlichen Festtagen spürbaren doppelten Böden ist in den schaurig-schönen
Geschichten namhafter Autoren großzügig Raum gegeben.
Nichts für romantische Gemüter sind also die Texte, die Teddy-Killerbären oder Katzen verschluckende Nordmanntannen
in froher Runde frech vereinen.
Was ist passiert, wenn statt
Skateboard, Rennauto oder Videospiel nostalgische Baukästen, Puppen und Eisenbahnen
unter dem Christbaum liegen?
Da hat der Weihnachtsmann
Probleme mit den immer umfangreicher werdenden Wünschen und den hungrigen Rentieren, die Wunschzettel vernichtet haben. Die hintergründige Geschichte zielt auf das
wertvolle Zeitschenken ab und
gibt auf einfache, aber unterhaltsame Weise auch Erwachsenen
ein Stück ihrer Kindheit zurück.
Es geht zwar wieder um den
Weihnachtsmann, und doch ist
dies eine unterhaltsame und
nachdenklich stimmende Weihnachtsgeschichte für die lieben
Kleinen und ihre Erwachsenen.
Dem bekannten deutschen Kinderbuchautor Erich Kästner ist
es zu verdanken, dass dieser poetische Weihnachtsreimklassiker, der 1822 als großer Erfolg
des New Yorkers Clement Clark
Moore unter dem Originaltitel
„The Night before Christmas“
erschienen ist, nun auch in einer
zweisprachigen, mit neuen Bildern versehenen, ansprechenden Ausgabe den weihnachtlichen Büchertisch bereichert.
Die Illustratorin hat auf ihre besondere Weise den Zauber dieser Nacht eingefangen und so
behutsam wie stimmungsvoll in
Szene gesetzt. Alles ist still in
dieser Nacht, die Zeit scheint
still zu stehen, bis plötzlich ein
geheimnisvolles, munteres Treiben den Atem anhalten lässt.
Iris Prael (Hrg.): Das
Grauen kam an
Heiligabend.
Sauerländer,
2005.
EUR 13,30.
D. Heiß/A.
Zimmermann:
Schöne Bescherung für den
Weihnachtsmann. Dachs,
2005.
EUR 12,90.
Clement
Clarke Moore/Lisbeth
Zwerger: Die
Nacht vor
Weihnachten. Neugebauer, 2005.
EUR 15,40.
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