2. Fachtag Inklusion - Landkreis Esslingen
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2. Fachtag Inklusion - Landkreis Esslingen
Inklusion von 0 bis 6 bei Musik, Sport und Spiel Auf den Anfang kommt es an .... Dokumentation 2. Fachtag Inklusion am 22.10.2010 Fachausschuss Frühförderung/Frühe Hilfen des Landkreises Esslingen 2. Fachtag Blindtext Inklusion Impressum Kreisarbeitsgemeinschaft Behindertenhilfe Fachausschuss Frühe Hilfen / Frühförderung Herr Jürgen Keil Amt für besondere Hilfen Stand: Februar 2011 2 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation Inhalt 1. Allgemeine Informationen 2. Ablauf 3. Einladungsflyer 4. Grußwort 5. Impulsreferat 6. Kleingruppen 6.1 Immer wieder anders – Waldzwerge, Waldwichtel und Waldtreff für Abenteurer 6.2 Inklusive Kindertagesstätte Carl-Weber-Kindergarten Kirchheim 6.3 Musikschule Kirchheim 6.4 Musikschule Ostfildern 6.5 Kindersport KiSS Ostfildern e.V. 6.6 ProjuFa Elterntreffs (mit Kindern von 0 bis 3 Jahren) 6.7 Kunstschule Filderstadt 6.8 Inklusion – eine Erzieherin berichtet 6.9 TSV Ötlingen 7. Impulsfragen 8. Bewirtung 9. Auswertung 1 0. Quellen 11. Anhang 11.1 Reutlinger Erklärung 11.2 Inklusion – Eine Erzieherin berichtet: Literatur 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation 3 1. Allgemeine Informationen Veranstaltungsort Katholisches Gemeindezentrum St. Georg Bürgerstraße 4 73240 Wendlingen a. N. Veranstalter Der Fachtag war eine Initiative des Fachausschusses Frühförderung/ Frühe Hilfen im Landkreis Esslingen und wurde organisiert von: ProjuFa – Frühe Hilfen Petra Burkhardt Seelsorge für Familien mit behinderten Kindern Tobias Haas Staatliches Schulamt Nürtingen Arbeitsstelle Frühförderung Ina Breuninger-Schmid Carl-Weber-Kindergarten Lebenshilfe Kirchheim Verena Blaschka Adressaten Ehren- und Hauptamtliche in Vereinen und öffentlichen Einrichtungen Interdisziplinäre Frühförderstelle des Landkreises Esslingen Jürgen Keil Erzieher/innen und andere Fachkräfte Eltern und Interessierte 2. Ablauf des Nachmittags 14:00 Uhr Ankommen 14:15 Uhr Begrüßung durch Frau Schwarz, Leiterin des Amtes für Besondere Hilfen Impulsreferat von Frau Höhn, Abteilungsleiterin der Tagesbetreuung für Kinder der Stadt Reutlingen 14:30 Uhr Verschiedene Einrichtungen berichten jeweils 25 Minuten über ihr Angebot. Es finden immer sechs Angebote parallel in den einzelnen Arbeitsräumen statt. 16:00 Uhr Zeit der Begegnung und des Austausches 17:00 Uhr Ende der Veranstaltung 4 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation Veranstaltungsort Katholisches Gemeindezentrum St. Georg Bürgerstraße 4 73240 Wendlingen a.N. (vom Bahnhof Wendlingen (N) ca. 10 min. Fußweg) Anfahrtsbeschreibung unter: www.kolumban.de/service/anfahrt.htm Veranstalter Der Fachtag ist eine Initiative des Fachausschusses Frühförderung/Frühe Hilfen im Landkreis Esslingen und wird organisiert von: Carl-Weber Kindergarten Lebenshilfe Kirchheim Verena Blaschka Interdisziplinäre Frühförderstelle des Landkreises Esslingen Jürgen Keil ProjuFa – Frühe Hilfen Petra Burkhardt Seelsorge für Familien mit behinderten Kindern Tobias Haas Staatliches Schulamt Nürtingen Arbeitsstelle Frühförderung Ina Breuninger-Schmid Kontakt Interdisziplinäre Frühförderstelle des Landkreises Esslingen Jürgen Keil Hirschlandstraße 97 73726 Esslingen am Neckar Telefon 07 11 31 03-36 55 Telefax 07 11 31 03-35 25 [email protected] Inklusion von 0 bis 6 bei Musik, Sport und Spiel Einladung Auf den Anfang kommt es an .... 3. Einladung zum 2. Fachtag Inklusion Freitag, 22. Oktober 2010 14:00 – 17:00 Uhr im Katholischen Gemeindezentrum St. Georg, Wendlingen a.N. für Ehren- und Hauptamtliche in Vereinen und öffentlichen Einrichtungen Erzieher/innen und andere Fachkräfte Eltern und Interessierte Einladung Ablauf des Nachmittags Informationsangebote Informationsangebote Motivation, Inhalt und Ziel dieses Tages 14:00 Uhr Ankommen Kindersport KISS Ostfildern Kunstschule Filderstadt Auf den Anfang kommt es an… Musikschule Ostfildern Inklusion ist daher nicht erst ein Thema, wenn es um Bildungsinstitutionen, wie Kindertageseinrichtungen oder Schule geht, sondern eben von Anfang an. 14:15 Uhr Begrüßung Impuls zum Thema Frau Kariane Höhn, Abteilungsleiterin der Tagesbetreuung für Kinder der Stadt Reutlingen „Immerwiederanders“ Waldwichtel 14:30 Uhr, 15 Uhr, 15:30 Uhr In jeweils sechs parallel stattfindenden Kleingruppen informieren die nebenstehenden Einrichtungen über ihr Angebot Musikschule Kirchheim 16:00 Uhr Zeit der Begegnung und des Austausches ProjuFa Elterntreffs 17:00 Uhr Ende der Veranstaltung Während der Veranstaltung wird die Ausstellung „Eine Kindertagesstätte – Heimat für alle Kinder auf Zeit“ gezeigt. mit Kindern von 0-3 Jahren im Landkreis Esslingen Inklusive Kindertagesstätte Kirchheim Kindersport TSV Ötlingen das gilt insbesondere für Kinder, die eine Behinderung haben. Inklusion ist der Anspruch allen alles nahezubringen und den Zugang zu allem und die Teilhabe an allem zu ermöglichen. Wie gehen öffentliche Einrichtungen, wie Musikschule, Sportverein, Krabbel- und Kleinkindgruppe, Volkshochschule… mit diesem Anspruch um? Gibt es Erfahrungen, die an andere Interessierte, die sich auf den Weg machen wollen, weitergegeben werden können? Was können wir tun? An diesem Nachmittag berichten verschiedene Institutionen von Erfahrungen, Wegen, Stolpersteinen und Hoffnungen auf dem Weg zu einer Einrichtung für ALLE Kinder. Inklusion – eine Erzieherin berichtet Rückmeldung bitte bis 15.10.2010 Telefon 07 11 31 03-36 55 oder [email protected] Einladung 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation 5 4. Grußwort Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Frau Höhn, liebe Mitglieder unseres Fachausschusses, ich begrüße Sie sehr herzlich zu unserem Fachtag Inklusion mit dem Thema „Auf den Anfang kommt es an – Inklusion von 0-6 bei Musik, Sport und Spiel“. Es ist bereits der zweite Fachtag in dieser Reihe. Vor ungefähr einem Jahr hat erstmals zum Thema Inklusion auf Initiative des Fachausschusses Frühförderung/Frühe Hilfen hierzu eine Veranstaltung stattgefunden. Der Begriff Inklusion war damals keineswegs in aller Munde, so dass wir uns zunächst – ja – an das Thema herangetastet haben. Nun, durch die UN-Behindertenrechtskonvention und der damit angestoßenen Diskussionen, ist Inklusion in aller Munde und hat einen ganz neuen Drive erhalten. Vordergründig in der politischen Debatte ist aktuell die schulische Inklusion, also die gemeinsame Beschulung behinderter und nicht behinderter Kinder. Dies ist jedoch nur ein Teilbereich. Auf den Anfang kommt es an...! Hier und heute soll es deshalb um den vorschulischen Bereich gehen, um den Freizeitbereich, um das gemeinsame Miteinander von Kindern mit und ohne Behinderung in den Bereichen Musik, Sport und Spiel. Um das gemeinsame Miteinander von Kindern mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen, mit unterschiedlichen Fähigkeiten, Eigenheiten und Beeinträchtigungen - auch außerhalb von Institutionen, außerhalb der Schule, im Freizeitbereich, in der Gemeinde, Musikschule, in Sportvereinen, in Krabbel- und Kleinkindgruppen und vielem mehr. Auf den Anfang kommt es an...! Hierzu ist es uns gelungen, Akteure zu gewinnen u.a. aus den Bereichen Kunst, Musik und Sport, die dies in ihren Vereinen, Einrichtungen und Institutionen realisiert haben und heute hier von ihrem Weg dorthin, ihrem Angebot und ihren Erfahrungen berichten und dies gerne an Sie weitergeben möchten. Ganz herzlichen Dank dafür an Sie ! 6 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation Auch der Bereich in Kindertagesstätten wird aufgegriffen und an einem Infostand vertreten sein. Für ein Impulsreferat zum Thema konnten wir Frau Höhn gewinnen, vielen herzlichen Dank an Sie. Gleichzeitig möchte ich Sie auf die Begleitausstellung hinweisen. Ich verbinde diesen Tag und diese Veranstaltung mit der Hoffnung und dem Wunsch, dass wir von diesen Erfahrungen lernen und diese mitnehmen können, um weitere inklusive Angebote für Kinder mit Behinderung zu schaffen. Denn: Das Thema Inklusion, also das gemeinsame Miteinander behinderter und nicht behinderter Menschen, ist ein gesellschaftliches Thema. Es hat etwas mit unserer Haltung zu tun; mit unserem Bewusstsein, alle Kinder - ob mit oder ohne Behinderung - vor Ort im Gemeinwesen aufzunehmen, um ihnen zu ermöglichen, gemeinsam mit den Nachbarkindern groß zu werden und miteinander und voneinander zu lernen. An verschiedenen Stätten im Ort, in verschiedenen Lebensbereichen. Wie für alle anderen Kindern auch, soll es Angebote in Wohnortnähe – im Sozialraum geben. Inklusion bedeutet letztendlich die Vermeidung von Exklusion, die Vermeidung von Aussonderung. Und damit ist es nicht nur ein Thema der „Sonder“Schule, der Leistungsgesetze oder der Eingliederungshilfe. Es ist ein Thema, das uns alle angeht. Dass wir dabei auf Barrieren, tatsächliche, räumliche, aber auch in den Köpfen stoßen; auf Eltern, die besorgt und vielleicht auch unsicher sind – was vollkommen verständlich ist; auf eigene Unsicherheiten im Umgang mit behinderten Kindern („worauf muss geachtet werden“ – „was kommt auf einen selbst zu“); darauf, dass es Grenzen gibt und den Wunsch, das Bisherige – Bewährte – beizubehalten, auf eine Gesellschaft, die sich erst dafür rüstet – all das, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist vollkommen nachvollziehbar. Auf den Anfang kommt es an....! Dieser Fachtag heute soll daher ein weiterer Baustein sein auf dem Weg des gemeinsamen Miteinanders, Mut zu fassen, Ideen zu sammeln und Möglichkeiten in Betracht zu ziehen auf dem Weg von der Integration zur Inklusion. Ganz besonders bedanken möchte ich mich a) bei der Katholischen Kirche, dass wir hier kostenlos tagen können und b) beim Vorbereitungsteam, das diesen Fachtag konzipiert und organisiert hat. Mein herzlicher Dank gilt Frau Blaschka von der Lebenshilfe Kirchheim, Frau Breuninger-Schmid von der Arbeitsstelle Frühförderung des Staatlichen Schulamtes, Herrn Tobias Haas – Seelsorge für Familien mit behinderten Kindern und Frau Petra Burkhardt und Herrn Jürgen Keil vom Landratsamt Esslingen. Vielen herzlichen Dank an Sie. Ich habe für Sie als kleines Dankeschön ein Präsent mitgebracht – Produkt einer Werkstatt für behinderte Menschen. Ich freue mich nun auf einen interessanten Nachmittag, einen regen Austausch, viele Gespräche mit Ihnen und den Informationsgruppen. Kristin Schwarz Amtsleiterin Amt für besondere Hilfen 5.Impulsreferat Ein fachliches Grußwort Auf den Anfang kommt es an Sehr geehrte Damen und Herren, herzlich bedanke ich mich für Ihre Einladung für den Anfang Ihrer Tagung ein fachliches Grußwort beitragen zu können und damit auch für die Möglichkeit der Teilhabe an Ihrem Diskurs, Wendlingen und Umgebung als inklusives Gemeinwesen weiterzuentwickeln. A. Ein Einstieg in den Anfang Sie haben sich entschieden, die Konkretisierung der Ratifizierung der UN-Konvention der Rechte für Menschen mit Behinderung heute auf den Anfang, auf die ersten Lebensjahre eines Kindes, zu fokussieren und gezielt die TEILHABEmöglichkeiten der Jüngsten in den Blick zu nehmen. Sie haben sich entschieden, da anzusetzen, wo Haltung und Werte grundgelegt werden. Ich gehe davon aus, dass als Sie diese Tagung geplant haben, die Ratifizierung der UN-Konvention im Mittelpunkt stand. Dass die gesellschaftspolitische Diskussion um TEILHABE im Oktober 2010 einen so großen Stellenwert erlangt haben wird, war nicht vorhersehbar. TEILHABE ist hier fokussiert auf politische Teilhabe und somit auf die Ausgestaltung von Demokratie. Heute ist das erste Schlichtungsgespräch in Stuttgart und ich denke, wir können durchaus mit Stolz sagen, die Republik schaut ins Ländle – längst ist allen bewusst, dass STUTTGART 21 mehr ist als ein tiefer gelegter Bahnhof. Nämlich auch eine Frage, wie sich TEILHABE von Bürgerinnen und Bürgern am politischen Leben und an Entscheidungen gestaltet. Mit welchen Werten und Haltungen sollen Vielfalt und Meinungsvielfalt Raum erhalten? Wie in einer vielfältigen, also diversiven Gesellschaft TEILHABE nicht nur diskutiert, sondern konkret gelebt werden kann, dominiert seit dem Frühjahr ebenso unseren gesellschaftspolitischen Diskurs. Dieser ist stark verbunden mit der Dimension um die Definition von Gleichsein und Anderssein, von „im Rahmen sein“ (was auch immer der Rahmen sein mag), sich integrieren und integriert werden, von dazugehören, Heimat erleben und vielem mehr. Diesen Diskurs führen wir immer in Verknüpfung mit unserer eigenen, d.h. der persönlichen und der gesellschaftlichen Geschichte, mit Erfahrungen der staatlichen Definition von Gleichsein und damit Richtigsein und Anderssein – auf der Basis unseres Grundgesetzes. Artikel 3 Ziffer 3 GG: Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation 7 Der skizzierte aktuelle gesamtgesellschaftliche Diskurs kann meines Erachtens für die Umsetzung der UN-Konvention dienlich sein. Ich komme zurück zu Ihrem Tagungsthema: Wir stellen fest, dass wir schon am Anfang, nämlich mit unserer Wortwahl, beginnen zu sortieren und zu trennen, unsicher werden in der Art und Weise, wie wir Vielfalt ausdrücken wollen und können. Wir wissen um die Wortgewalt, die Gewalt des Wortes und seiner Wirkung, wenn wir von behinderten Menschen sprechen, und versuchen, mit der Formulierung Menschen mit Behinderung auszudrücken, es geht erst um dich als Mensch und dann um das Attribut, das wir meinen mitführen zu müssen, um unsere Wirklichkeit zu ordnen. Wir wissen um die Tatsache, dass jeder Stärken und Schwächen hat, jeder aus diesen anderen assistieren kann und selbst Assistenzbedarf hat. Wie kann TEILHABE von Anfang an vor diesem Hintergrund gelingen? Diese Frage ist einmal mehr auch Ergebnis unserer in Baden-Württemberg bundesweit leider einmaligen Spezialisierung und Ausdifferenzierung von Förderstrukturen im sonderpädagogischen Bereich. Ein in den Folgen exklusives Vorgehen hat sich in den vergangenen 40 Jahren der Idee folgend entwickelt, dass eben in genau diesem der förderliche Weg liegt. Dass förderlich ist, wenn für homogene Gruppen spezifische Förder- und Therapiekonzepte entwickelt und die Ressourcen gebündelt werden, z.B. über spezialisierte Schulkindergärten wie Sprachheilkindergärten, Schulkindergärten für schwermehrfachbehinderte Kinder und viele andere. Vielfalt als Bereicherung, nicht das Lernen am Gleichen, sondern das Lernen, das Sichentwickeln in der Antithese, das steht im Mittelpunkt der Idee eines inklusiven Gemeinwesens und bezogen auf Ihre Tagung im Mittelpunkt einer inklusiven Pädagogik der frühen Kindheit. Wenngleich auch Sie heute die Kinder mit Beeinträchtigung in den Mittelpunkt stel- 8 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation len, möchte ich einmal mehr den Blick weiten und motivieren, über den Begriff der Assistenz A L L E R Kinder, ganz im Sinne des Slogans der skandinavischen Länder „kein Kind darf zurückbleiben“, nachzudenken, und auch Kinder aus sogenannten schwierigen oder besonderen Lebenslagen mit in den Blick zu rücken. Wollen wir TEILHABE für alle ermöglichen, müssen wir von Anfang an alle, d.h. auch die weitaus größere Gruppe der Kinder, die immer häufiger Exklusion erfahren, mit einbeziehen und sie mitdenken. Und genau dies nimmt sowohl der 13. Kinderund Jugendbericht, wie auch der Entwurf des fortgeschriebenen Orientierungsplans für Bildung und Erziehung in Baden-Württemberg auf. 13. Kinder- und Jugendbericht: S. 74 „Jedes Kind hat ein Recht auf eine ihm förderliche Entwicklungsumgebung und soziale Teilhabe von Anfang an. Ungeachtet unterschiedlicher Förder- und Unterstützungsbedarfe ist von den gleichen Grundbedürfnissen aller Heranwachsenden auszugehen.“ Orientierungsplan Entwurfsfassung Juni 2009: „Partizipation, Inklusion, die wertschätzende Anerkennung von Unterschiedlichkeit und die konsequente Orientierung an den Bedürfnissen der Kinder sind Grundprinzipien einer kindgerechten Elementarpädagogik und des Orientierungsplans.“ Der kommunale Index für Inklusion, der von einem Konzept des menschlichen Zusammenlebens ausgeht, formuliert: „Inklusion bedeutet hier, die Teilhabe von Einzelnen an einer Gemeinschaft zu ermöglichen, sowie Barrieren für eine solche Teilhabe zu erkennen und aktiv zu beseitigen.“ Den Index als Hilfsmittel zur Umsetzung dieses Ziels, Ihres Tagungsziels, mit einzusetzen, kann ich Ihnen an dieser Stelle nur empfehlen. Es ist beeindruckend, wie allein über das Prinzip von Fragen sich der Blick weitet, und das berühmte „stimmt“ und „ach so“ entsteht. B. Die Kindertageseinrichtung als ein Ort des Anfangens Auf den Anfang kommt es an - Teilhabe von Anfang an in der Kindertageseinrichtung: Kindertageseinrichtungen sind in der Regel die ersten „öffentlichen Orte“, an denen ein Kind mit „der Gesellschaft“ in Berührung kommt, an denen es die erste Vielfalt von Charakteren erlebt. Kindertageseinrichtungen sind Lebensorte auf Zeit, die Raum und Zeit geben, Beziehungen zu anderen, Gleichaltrigen, Älteren und Jüngeren aufzunehmen, sich als Mitglied einer Gruppe zu erfahren. Es sind die ersten Orte, an denen sich ein Kind mit Dazugehören und Fremdsein auseinandersetzt, an denen die Erfahrung von Freundschaft, Streit und Versöhnung zum Tragen kommt. Kindertageseinrichtungen sind neben der Grundschule die Orte, an denen sich in der Regel alle Kinder des Stadtteils begegnen, wo ein Dazugehören selbstverständlich ist. Sie sind auch ein Ort an dem sich Beziehungen zu anderen Erwachsenen neben den Eltern entwickeln und dazu beitragen, Bildungs- und Entwicklungsprozesse in einem erweiterten Rahmen, familienergänzend zu vollziehen. Idealtypisch beschrieben denken Sie? In der Tat, auch dieser Ort Kindertageseinrichtung, beschrieben fast im Sinne der alten Gesamtschulbewegung, ist mehr und mehr Erosionen unterworfen – stellen wir fest, dass spezielle pädagogische Konzepte oder auch der positive Part unseres Prinzips der Subsidiarität nicht zwingend zur Vielfalt in der Kindergruppe, sondern schon wieder zur Selektion frei nach dem auch nachvollziehbaren Grundsatz: „Das ist das Beste für mein Kind!“ führt. noch bewusster zu begreifen. Weil es gilt, allen Kindern früh die Möglichkeit zu bieten, Vielfalt als Bereicherung zu erleben. Weil es gilt, die organisatorischen Strukturen für Inklusion auszubauen. Weil es gilt, auch in diesem Feld gegebene Strukturen der Exklusion über Schulkindergartenangebote zu prüfen und zu untersuchen, wie therapeutische Angebote den Weg von der Sondereinrichtung in die Regeleinrichtung sinnvoll „schaffen“ können. Ich verstehe diese Ausführung nicht als abschließend, sondern als ein erstes Sammeln von Antworten und Impulsen, den Anfang in den Blick zu nehmen C. Erfahrungen aus Reutlingen Sie haben mich gebeten, einen Einblick in konkrete Entwicklungen aus dem Reutlinger Gemeinwesen hier vorzustellen. Dem folge ich gerne, jedoch schon im Vorfeld mit dem deutlichen Hinweis, dass a) auch wir uns in einem Prozess be finden b) und dass Strukturen sich dann als tragfähig, also nachhaltig erwei- sen, wenn sie eigene Antworten auf die Situation vor Ort darstellen. Trotz dieser sich mehr und mehr abzeichnenden Ausdifferenzierung der Landschaft der Kindertageseinrichtungen und damit einer Ausweitung von Exklusion, kann der Ort Tageseinrichtung wohl immer noch als der inklusivste bezeichnet werden. Sich gemeinsam in einem Gemeinwesen für ein bewussteres „Mehr“ an Teilhabe zu entscheiden, das ist das, was in Reutlingen gefördert und gefordert wird und noch aus unseren alten Hochschul- bzw. Fachhochschulkontakten, die seit 2 Jahrzehnten bestehen, läuft und sich konkret seit einem Jahrzehnt für den Bereich der frühen Kindheit in besonderer Weise entwickelt hat. In einer Verzahnung mit gesetzlichen Veränderungen einerseits und Projekten andererseits, zum Teil wissenschaftlich begleitet, entstanden Ideen und Wege – aber, so müssen wir hier ehrlich anmerken, noch kein flächendeckendes Wegenetz inklusiven Handelns im Bereich frühe Kindheit. Messbar ist dies an Daten und an Strukturen, die sich entwickelt haben. Wieso dann an diesem ansetzen? Weil es gilt, das Selbstverständnis von Vielfalt als Wert weiterzuentwickeln und 2000 waren 4 inkludierte Kinder in Regeleinrichtungen. 2010 waren 60 inkludierte Kinder in 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation 9 Regleinrichtungen, ergänzt durch eine sogenannte Intensivkooperation zwischen 20 Kindern ohne und 10 Kindern mit stärkerer Behinderung. Was trägt dazu bei? Inklusiv Wirken setzt interdisziplinäres Handeln im Gemeinwesen voraus und erfordert einen fortwährenden Prozess der Selbstreflexion aller Beteiligten, d.h. in der Kommune, in der Sozial-/ und Bedarfsplanung, bei den Trägern der Bildungseinrichtungen, bei den Fachkräften aller Disziplinen und bei den politischen Mandatsträger/innen! 1) Vertragliche Vereinbarungen unter den Trägern und zwischen Kommune und Träger sind Zeichen der Verbindlichkeit inklusiven Handelns: In 4 Instrumenten wird dies in Reutlingen umgesetzt: a)Fördervertrag zwischen Kommune und freien Trägern Bereits seit 2005 ist das Selbstverständnis inklusiven Handelns Gegenstand des gemeinsamen Fördervertrags und damit neben den gesetzlichen Vorgaben im KiTaG und SGB VIII vor Ort nochmals unterstrichen. b)Geschäftsordnung Kuratorium Das Kuratorium stellt den Zusammenschluss aller Träger der Kindertagesbetreuung in Reutlingen, ergänzt um die Kindertagespflege und den Gesamtelternbeirat GERK dar. In seiner Geschäftsordnung wurde 2004 festgehalten, dass jährlich die AGI, Arbeitsgemeinschaft Inklusion, in Begleitung der Evangelischen Hochschule für Sozialwesen Ludwigsburg, gemeinsam mit den Mitgliedern des Kuratoriums die Lebenslage von Kindern mit Behinderung und Beeinträchtigung reflektiert und Schritte zu einer Erweiterung inklusiven Handelns entwickelt bzw. fortschreibt. c)Örtliche Bedarfsplanung Seit der gesetzlichen Vorgabe, die örtliche Bedarfsplanung in kommunaler Federführung zu erstellen, wurde der sozialräumlichen Darstellung der Lebenslagen von Kindern mit Behinderung und Beeinträchtigung bzw. der Kinder in be- 10 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation sonderen Lebenslagen Raum gegeben. Daneben ist seit 2004 das Wunsch- und Wahlrecht für alle Kindertageseinrichtungen umsetzbar, d.h. die sogenannten Einzugsgebiete wurden aufgehoben. Damit öffnet sich für die Eltern in Reutlingen ein breites Spektrum an Konzepten und Strukturen (wobei durch einen gemeinsamen Personaleckwert der Standard in allen Tageseinrichtungen gleich ist). Eltern mit Kindern mit besonderen Anforderungen der Assistenz können somit gezielt wählen und den für sie „richtigen“ Kindergarten aussuchen. d) Selbstverpflichtung der Träger zur sogenannten Reutlinger Erklärung In dem oben aufgeführten Kuratorium wurde 2006 festgestellt, dass der Anteil an inkludierten Kindern mit schweren Behinderungen nicht gegeben ist. Mit der Reutlinger Erklärung, die von allen Trägern entwickelt und mitgezeichnet und vom Gemeinderat bestätigt wurde, soll dieser Situation entgegengewirkt werden. Aus der Überprüfung der Reutlinger Erklärung 2008 ist letztendlich die Ausstellung „Eine Kindertagesstätte, Heimat für alle Kinder auf Zeit“ hervorgegangen. Wir haben festgestellt, dass die Zahl der inkludierten Kinder stetig steigt, jedoch die Wahrnehmung dieses Guts, „gemeinsam groß zu werden“, im Gemeinwesen und in der politischen Landschaft in Reutlingen wenig gegeben ist. Einmal mehr in Kooperation mit der Evangelischen Hochschule haben wir uns auf den Weg gemacht, inklusive Situationen beispielhaft in unseren Tageseinrichtungen aufzuspüren. Mit Simon, Paula, Leonie und Francine, Kindern aus vier Reutlinger Sozialräumen und aus vier verschiedenen Tageseinrichtungen, haben wir die Möglichkeit bekommen, von den verschiedenen Standorten: der Eltern der Erzieherin der Inklusionsassistenz der Gruppe der Kinder und des Elternbeirats den Mehrwert inklusiver Pädagogik zu erfahren. Der Focus lag bewusst auf dem Mehrwert – sicher die Stolpersteine und Bedenken waren mit Gegenstand der Interviews und Beobachtungen, die vier Studierende unter Anleitung von Herrn Prof. Jerg durchgeführt hatten und die Frau Höcker unter Verwendung der Bilder der Tübinger Fotografin Frau DeMaddalena ausgewählt, aufgearbeitet und in das Ausstellungskonzept eingebracht hat. Die Zitate aus den oben aufgeführten Perspektiven unterstreichen den jeweils individuellen Erkenntnisgewinn, ja sogar die Lernwege der Beteiligten. Es wird verdeutlicht, wie das Bewusstsein für Vielfalt und der Mehrwert, über Verschiedensein gemeinsam lernen zu können, eine deutliche Erweiterung für alle darstellt. Die Offenheit mit der sich alle Beteiligten in das Ausstellungsprojekt eingebracht haben macht Mut diesen Weg konsequent weiterzugehen – lassen Sie sich beim Durchgang durch die Ausstellung inspirieren! Dass das nicht alles selbstverständlich ist, wurde für uns allein schon bei der Suche nach den 4 Portraits deutlich. In einer Gesellschaft, die Anderssein ausgrenzt, ist es für Eltern, die einen Assistenzbedarf für ihr Kind sehen und diesen über Eingliederungshilfe auch beantragen, nicht leicht, sich zu öffnen. Der Wunsch mit seinem Kind „in der Norm“ zu sein, ist in einem gesellschaftlichen Klima, das die Norm und den Durchschnitt, ob beim U-Untersuchungsheft oder bei der Einschulungsuntersuchung, in den Mittelpunkt stellt, nachvollziehbar, ja geradezu selbstverständlich. lingen dienlich: 1. Städtischer, heilpädagogischer Dienst unterstützt mit zwei Heilpädagoginnen die Teams dort, wo Eingliederungshilfe und Interdisziplinäre Frühförderstelle keine Kapazitäten ermöglichen. Dies ist eine freiwillige kommunale Leistung. 2.Kooperationsstrukturen mit Gesundheitsamt, Eingliederungshilfe und therapeutischen Diensten 3.Integrative Gruppe Reduziert die Platzzahl in den Regelbetreuungsformen RG und VÖ, ausgehend von den Gruppengrößen 25 bzw. 22 Kinder je inkludiertem Kind, um 2 Plätze, d.h. zwei Plätze bleiben frei und auf dem dritten „sitzt“ das inkludierte Kind; dies kann sowohl für Kinder mit Eingliederungshilfe sowie für Kinder mit Beeinträchtigung nach Antragstellung der Eltern und Stellungnahme der Interdisziplinären Frühförderstelle oder des Kinderarztes erfolgen. Es handelt sich hierbei um eine freiwillige kommunale Leistung. 4.Fachdienst Beratung und Inklusion (Fabi) Ein Dienst der BruderhausDiakonie, entstanden aus einem Modellprojekt der AGI in Kooperation mit der Evangelischen Hochschule. Der Dienst bietet Inklusionsassistentinnen und vermittelt, begleitet und qualifiziert diese. Er entlastet die Träger, in dem er Anstellungsträger jeweils bezogen auf die Einzelintegration eines Kindes über die Eingliederungshilfe bietet. Um so mehr stellt sich die Frage, welche Strukturen dienlich sind, den inklusiven Gedanken und inklusives Handeln „von Anfang an“ auf den Weg zu bringen. 5.Projekt Fabi plus gefördert über die Paul-Lechler-Stiftung Modellprojekt 2009-2011; über eine Ergänzung der Assistenzstunden werden Kinder mit schwerer Behinderung in Regeleinrichtungen inkludiert. (Teilnahme mit zwei städtischen und einer katholischen Tageseinrichtung) 2) Wie müssen Kindertageseinrichtungen strukturiert bzw. wie müssen Trägerstrukturen geschaffen sein, um „von Anfang an“ Inklusion auf den Weg zu bringen? 9 Elemente sind uns dabei aktuell in Reut- 6.Intensivkooperation Stadt - KBF; Wasenstraße Unter dem Dach eines fünfgruppigen Schulkindergartens wurde eine sogenannte inklusive Etage eingerichtet indem der städtische Träger eine eingrup- 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation 11 pige Ganztageseinrichtung (20 Kinder 3-6) und der Schulkindergarten 10 Kinder im selben Alter „einbrachte“. Über eine GbR sind die Organisationsstrukturen geklärt; das Personal verbleibt bei den jeweiligen Trägern und arbeitet in einer Kooperation unter einer Doppelleitung beider Träger zusammen. Eine gemeinsame Konzeption wird schrittweise erstellt, auch mit dem Ziel, die sehr unterschiedlichen Kulturen und Selbstverständnisse von Regeleinrichtung und Schulkindergarten gemeinsam aufzunehmen und für die Intensivkooperation zu entwickeln. Die aktuellen Förderstrukturen in BadenWürttemberg erschweren deutlich die Umsetzung inklusiver Strukturen. Der Aufwand, wenn sich zwei Träger gleichermaßen engagieren wollen, ist hoch. 7. Projekt Iqua Net Ein Modellprojekt der Evangelischen Hochschule in Kooperation mit dem KVJS, der Paul-Lechler Stiftung und der Heidehof Stiftung an zwei Orten, Ludwigsburg und Reutlingen. Ziel ist, über die Anwendung des Index für Inklusion das Gemeinwesen deutlicher und verbindlicher in das inklusive Handeln der Kindertageseinrichtung einzubinden und nachhaltige Strukturen beim Übergang in die Schule auf den Weg zu bringen (Teilnahme mit einer städtischen und einer evangelischen Tageseinrichtung). 8.Kinderweltenprojekt Qualifizierung von zwei Mitarbeiterinnen als Multiplikatorinnen in Berlin. 9.Fachdienst für Inklusion, Interkulturalität und Sprache Dieser koordiniert und begleitet entsprechende Projekte, beantragt Drittmittel und unterstützt durch die Organisation und Vermittlung gezielte Qualifizierungsangebote. Unser Selbstverständnis für eine inklusive Pädagogik A L L E Kinder in unseren Kindergruppen einzubeziehen ist für uns selbstverständlich. Ihre Individualität und ihre unterschiedlichen Kompetenzen anzunehmen und im Alltag aufzunehmen, stellt eine Herausfor- 12 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation derung für unsere Fachkräfte dar, der wir uns bewusst stellen. Im Sinne einer gelingenden Erziehungspartnerschaft tragen das Elternhaus und die Kindertageseinrichtung gemeinsam die Verantwortung für die bestmögliche Entwicklung und Förderung des Kindes. Unsere Position Gemeinsam Großwerden in der Kindertageseinrichtung – inklusive Pädagogik bezieht konsequent alle Kinder eines Sozialraums ein und differenziert nicht in Altersgruppen, Betriebsformen, Entwicklungslagen und Lebenslagen. Jedes Kind ist stets willkommen! Ihnen wünsche ich einen gelingenden Einstieg in die Betrachtung des Anfangs in den heute hier vertretenen Kindertageseinrichtungen und Bildungseinrichtungen für junge Kinder, Impulse und neue Netzwerke, um „mit dem Anfangen weiter gut anzufangen“ Ihnen wünsche ich eine erfolgreiche Weiterarbeit an Ihrem Wendlinger Weg – vielleicht mit einer Wendlinger Erklärung zum Ausblick! Kariane Höhn Dipl. Soz.-Pädagogin Abteilungsleiterin Tagesbetreuung für Kinder, Stadt Reutlingen 6. Kleingruppen Gruppenraum 14.35 – 15.00 Uhr Kolumban (großer Saal im EG) Immer wieder anders Kunstschule Waldwichtel Filderstadt Martinus (kleiner Saal im EG) Bühne (hinter dem Vorhang) Emmaus (im UG) 15.35 – 16.00 Uhr Kunstschule Filderstadt Inklusive Inklusive Immer wieder anders K i n d e r t a g e s s t ä tt e K i n d e r t a g e s s t ä tt e Waldwichtel Kirchheim Kirchheim Musikschule Kirchheim Musikschule Kirchheim Musikschule Ostfildern Inklusion – eine Erzieherin berichtet Inklusion – eine Erzieherin berichtet Kindersport KiSS Ostfildern e. V. TSV Ötlingen TSV Ötlingen ProjuFa Elterntreffs (mit Kindern von 0-3 Jahren) ProjuFa Elterntreffs (mit Kindern von 0-3 Jahren) Kindersport KiSS Ostfildern e. V. Barbara (an der Bühne die Trep- Musikschule pen hoch) Ostfildern Jerusalem (im UG) 15.05. – 15.30 Uhr 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation 13 6.1 Immer wieder anders – Waldzwerge, Waldwichtel und Waldtreff für Abenteurer http://immerwiederanders.com/ 14 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation http://immerwiederanders.com/ 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation 15 6.2 Inklusive Kindertagesstätte Kirchheim Als Inklusive Kindertagesstätte stellte sich der CarlWeber-Kindergarten in Kirchheim unter Teck vor. Mit einer Diashow, deren Bilder den gemeinsamen Alltag von Kindern mit und ohne Behinderung darstellten, veranschaulichten die Leiterin Verena Blaschka und die Erzieherin Ulrike Rapp ihre Arbeit mit dem Schwerpunkt auf die inklusiven Aspekte. Unter der Trägerschaft der Lebenshilfe Kirchheim ist der Carl-Weber-Kindergarten, formal ein Schulkindergarten für Kinder mit einer geistigen Behinderung oder einer Entwicklungsverzögerung, zusammen mit einem Regelkindergarten unter einem Dach. Zurzeit sind fast die Hälfte (7 von 15) der Kinder mit Behinderungen aus Kirchheim. Die Kinder ohne Behinderung sind fast alle (17 von 19) aus Kirchheim. Durch die langjährigen Erfahrungen, seit 1996 sind die Gruppen gemischt, wird der gemeinsame Alltag in einer Kindertagesstätte selbstverständlich gelebt. Der Begriff Inklusion wird deshalb im Carl-WeberKindergarten eher selten benutzt. Inklusion ist die Grundsatzphilosophie, die alle Bereiche der Angebote oder die Gestaltung des Alltages prägt. In den gesamten Aktivitäten, wie die Gestaltung des Tagesablaufes, bei geplanten Angeboten, bei Ausflügen, bei Förder- und Bildungsfeldern, oder im freien bzw. auch angeleiteten Freispiel werden immer Fähigkeiten und Bedürfnisse aller Kinder beachtet. Dabei stehen die Fähigkeiten in den verschiedenen Altersstufen im Vordergrund, unabhängig von Einschränkungen, die die Kinder mit Behinderungen mitbringen. 16 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation 6.3 Musikschule Kirchheim Die Musikschule Kirchheim unter Teck e.V. ist Mitglied im Verband deutscher Musikschulen (VdM). Sie ist eine staatlich anerkannte und qualifizierte öffentliche Bildungseinrichtung und versteht ihren Auftrag darin, die europäische Musikkultur nachhaltig zu pflegen. So haben in ihrem Angebot klassische und zeitgenössische Musik, Jazz und Popularmusik ihren Platz. Sie bietet ein Forum für musikalische Jugendkultur und stellt vor dem Hintergrund einer älter werdenden Gesellschaft auch zunehmend Erwachsenen ihr Angebot zur Verfügung. Die Musikschule möchte bei Kindern und Jugendlichen musikalische Anlagen erkennen, wecken und fördern. Ihr Ziel ist es, durch qualifizierten Musikunterricht und durch das gemeinsame Musizieren die Freude an der Musik zu entwickeln. Ebenso möchte sie mit Hilfe der Musik Inhalte und Werte vermitteln, die über rein materiell orientierte Sichtweisen hinausgehen und die für die Persönlichkeitsentwicklung von zentraler und zukunftstragender Bedeutung sind. Bestimmungsmerkmale sind dabei die För- derung persönlicher Potentiale, die Herausbildung der eigenen Identität sowie die Anregung von kognitiven, sozialen, emotionalen und ästhetischen Kräften. So wird musikalische Bildung zu einer wichtigen Ressource für eine sinnvolle Lebensgestaltung und für eine humane Gesellschaft. Die Musikschule ist die zentrale musikalische Bildungseinrichtung in Kirchheim unter Teck. Ihre Arbeit steht im öffentlichen Interesse. Damit nimmt sie einen wichtigen Bildungsauftrag wahr. Durch diplomierte Musikpädagogen wird an der Musikschule Unterricht von der elementaren Musikerziehung im Vorschulalter bis zur Studien vorbereitenden Ausbildung erteilt. Ständige Fortbildung, neue Unterrichtsformen und Impulse der Musikpädagogik garantieren eine hohe Qualität des Unterrichts. Fächerübergreifendes Arbeiten ermöglicht gemeinsames Musizieren. Dafür stehen zahlreiche Ensembles unter fachkundiger Leitung zur Verfügung. Diese prägen in besonderer Weise durch Projekte und Konzerte das musikalische Leben in der Stadt.4 Abbildung 3: Musikschule Kirchheim http://www.musikschule-kirchheim.de/leitbild.html 4 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation 17 6.4 Musikschule Ostfildern Leitbild Ziel der musikpädagogischen Arbeit der Musikschule Ostfildern ist, bei den Schülern Freude am Musizieren zu wecken, ihnen einen ihrer Ausbildungszeit angemessenen technischen, musikalischen und stilistischen Ausbildungsstand zu vermitteln. Neben Ihrem eigentlichen Wirkungsbereich, dem Unterricht, strebt die Musikschule vor allem an: eine enge Zusammenarbeit mit den Ostfilderner Kindergärten und Schulen, Mitwirkung bei der Intensivierung der dortigen musikalischen Erziehung, sowie Ergänzung des Musikunterrichts der allgemeinbildenden Schulen eine Zusammenarbeit mit musizierenden Gruppen und Vereinen, sowie kirchlichen Einrichtungen von Ostfildern.5 Angebote MuKiMu - Das Mutter (Vater) - Kind Programm Handspielereien, Murmel- und Krabbelverse, Singen, Lauschen, Lachen und Bewegung stützen die musische Entwicklung und das gesunde Wachstum des Kleinkindes. Das gemeinsame spielerische Lernen in der Gruppe gibt den Eltern Anregungen für entwicklungsfördernde Spielformen mit ihren Kindern zuhause.6 Musikalische Früherziehung Musizieren fördert die geistige Entwicklung des Kindes und unterstützt die seelische Ausgeglichenheit. Die Aufnahme- und Konzentrationsfähigkeit werden gesteigert und das Kind lernt im gemeinsamen Musizieren soziales Verhalten. Die Musikalische Früh‑ erziehung legt hier einen entscheidenden Grundstein. Altersgemäß wird die Welt der Musik durch spielerische Nachahmung erfahren. Rhythmisches Gefühl und musikalisches Gehör werden angelegt, die körperliche Koordinationsfähigkeit - Voraussetzung für jedes Instrumentalspiel - wird aufgebaut. Gleichwertig daneben stehen Singen, einfachstes Spiel auf elementaren 18 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation Instrumenten und Hören musikalischer Zusammenhänge.7 Instrumentenkarussell I für Kinder im Vorschulalter Das Instrumentenkarussell I ist eine einjährige Unterrichtseinheit für Kinder, die noch keine Vorliebe für ein Instrument entwickelt haben. Durch ganzheitliches, spielerisches Lernen - Bewegung, Singen, Spielen, Zuhören, Nachmachen, Ausprobieren - machen sich die Kinder intensiv mit den einzelnen an der Schule angebotenen Instrumenten vertraut. Eltern und Kinder werden so bei der Wahl eines Instrumentes über ein Jahr begleitet.8 Spiel und Klang Musik spielen - Lieder begleiten auf Stabspielen, freies Improvisieren zu Geschichten und Bildern: Verstärkt wird das tonal gebundene Spiel mit Ostinati und dem Bordun, einfachen Akkordfolgen oder kleinen Melodie- und Rhythmusbausteinen geübt. Aufeinander hören und das Musizieren nach Dirigat bereiten auf späteres Ensemblespiel vor. Klänge erfahren - was ist eigentlich Schall? Was verbinden wir mit den Begriffen wie Geräusch, Klang, Lärm, Musik, Stille? Forschend und experimentierend gehen die Kinder diesen Phänomenen nach und lernen dabei auch Vertreter verschiedener Instrumentenfamilien kennen und erfinden selbst Geräuscherzeuger. Hören und bewegen - die Kinder hören ausgewählte Musikstücke aller Stilrichtungen. Mit Bewegungsaufgaben nähern sie sich dabei verschiedenen Aspekten der Musik: Phrasenlängen, sich wiederholende Musik‑ abschnitte oder wiederkehrende Motive, Taktarten und ihre Eigenschaften werden erkannt. Wie bewegen wir uns zu einer fröhlichen, traurigen, schnellen, lauten oder leisen Melodie?9 Sonderpädagogik Im sonderpädagogischen Bereich werden unterschiedlichste Unterrichtsformen angeboten: Integrative Gruppen: Ab dem Kleinkindalter werden in MuKiMuGruppen (Eltern-Kind-Gruppen), Früherziehungs- und Rhythmik-Gruppen Kinder integrativ unterrichtet. Kooperation mit der Rohräckerschule: Eine bewährte Kooperation besteht mit der Rohräckerschule: Für Klassen der Mittelstufe (G- und K-Schule) wird eine einjährige „Orientierungsstufe“ angeboten, die einerseits allen Schülern eine intensive Einführung in die Musik vermittelt. Andererseits wird Eltern und Lehrern ermöglicht, durch die Beobachtung der Schüler ihre Fähigkeiten und Begeisterung im Hinblick auf einen eventuell anschließenden Instrumentalunterricht auszuloten. Förderverein der Musikschule Ostfildern Der Förderverein wurde von Eltern von Musikschulkindern gegründet und unterstützt die Arbeit der Musikschule auf vielfältige Weise: Öffentlichkeitswirksam beim Tag der offenen Tür, bei der jährlichen Jazzmatinee und besonderen Veranstaltungen. Finanzielle Unterstützung bei: - der Anschaffung neuer Instrumente für Orchesterklassen an verschiedenen Schulen in Ostfildern - sonderpädagogischen Einsätzen und Spezialinstrumenten für Kinder mit Behinderungen - begabten SchülerInnen, deren Familien kurzzeitig finanzielle Hilfen für den Musikunterricht benötigen11 Instrumentalunterricht: Außerdem besteht natürlich die Möglichkeit, im Einzel- oder Gruppenunterricht mit individuell abgestimmtem Unterrichtsmaterial ein Instrument zu erlernen. Momentan werden behinderte Schüler in den Instrumental-Fächern Blockflöte, Cello, E-Bass, Gitarre, Horn, Querflöte und Schlagzeug unterrichtet. Ziel ist nach Möglichkeit die Integration in bestehende Ensembles.9 http://www.ostfildern.de/Schulordnung.html http://www.ostfildern.de/MuKiMu.html 7 http://www.ostfildern.de/Fr%C3%BCherziehung.html 8 http://www.ostfildern.de/unsere+Angebote.html#MuKiMu 9 http://www.ostfildern.de/Spiel+und+Klang.html 10 http://www.ostfildern.de/Sonderp%C3%A4dagogik.html 11 http://www.ostfildern.de/F%C3%B6rderverein.html 5 6 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation 19 6.5 Kindersport KiSS Ostfildern e. V. Grundbausteine und Inhalte des Lehrplans Abbildung 4: Grundbausteine und Inhalte des Lehrplans 12 Angebote für Kinder von 2 bis 6 Abbildung 5: Angebote für Kinder von 2 bis 6 13 12 13 20 http://www.kiss-ostfildern.de/newdesign/wp-content/Infoneu-2010-112.pdf, S. 3 http://www.kiss-ostfildern.de/newdesign/wp-content/Infoneu-2010-112.pdf, S. 4 (gekürzt) 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation Flitzplatz Motorik“ – Sport für Kinder mit motorischen Defiziten Abbildung 6: Flitzplatz Motorik 14 „Flitzplatz ADS“ Abbildung 7: Flitzplatz ADS 15 14 15 http://www.kiss-ostfildern.de/newdesign/wp-content/Infoneu-2010-112.pdf, S. 8 http://www.kiss-ostfildern.de/newdesign/wp-content/Infoneu-2010-112.pdf, S. 8 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation 21 6.6 ProjuFa – Elterntreffs (mit Kindern von 0 bis 3 Jahren) Abbildung 8: ProjuFa 16 Abbildung 8: ProjuFa 2 Abbildung 9: ProjuFa 17 16, 17 22 http://www.landkreis-esslingen.de/servlet/PB/show/1247439/ProjuF-Flyer.pdf 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation 6.7 Kunstschule Filderstadt Kurse für Kinder von 1,5 bis 2,5 Jahren Abbildung 10: Babycasso & Mamatisse 18 Kurse für Kinder von 3 bis 5 Jahren Abbildung 11: Farben und Formen in Bewegung 19 18 19 http://www.filderstadt.de/servlet/PB/show/1387976/KS-Programm_FISTA_2_2010.pdf, S. 78 http://www.filderstadt.de/servlet/PB/show/1387976/KS-Programm_FISTA_2_2010.pdf, S. 78 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation 23 Kurse für Kinder von 5 bis 7 Jahren Abbildung 12: Werkstatt der Fantasie 3 Abbildung 13: Beispiele für Kurse im Januar 2011 4 3 4 24 http://www.filderstadt.de/servlet/PB/show/1387976/KS-Programm_FISTA_2_2010.pdf, S. 78 http://www.filderstadt.de/servlet/PB/show/1387976/KS-Programm_FISTA_2_2010.pdf, S. 83, S. 85 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation 6.8 Inklusion – Eine Erzieherin berichtet 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation 25 26 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation Es ist normal verschieden zu sein Der Orientierungsplan Baden-Württemberg schreibt: Partizipation, Inklusion, die wertschätzende Anerkennung von Unterschiedlichkeit und die konsequente Orientierung an den Bedürfnissen der Kinder sind die Grundprinzipien einer kindgerechten Elementarpädagogik und des Orientierungsplans. Zunächst ein Praxisbeispiel: Was heißt Inklusion in unserer Einrichtung? Diese Frage mussten wir uns stellen, als wir im Sommer 2008 eine Anfrage zur Aufnahme eines Jungen mit einer beinbetonten Tetraplegie bekamen. In unseren Leitsätzen steht: „Unsere Einrichtung ist ein Ort der Geborgenheit, in der wir eine Wohlfühlatmosphäre schaffen und jedes Kind in seiner Einzigartigkeit annehmen.“ Diese Zusage gilt für alle Kinder unabhängig von ihrer Herkunft, Weltanschauung, Behinderung oder einem sonderpädagogischen Förderbedarf. Somit war für unser Team klar, dass alle Kinder in unserem Kindergarten willkommen sind, ohne Vorbedingung und wir uns auf die Vielfalt und Unterschiedlichkeit gerne einlassen wollen. Zunächst gab es einige Fragen zu klären, z. B. wie wir den Waldtag mit Peter gestalten, wie kann er mitkommen, dort im Wald spielen, wie wird es für ihn, wenn er im Wald krabbelt, werden die anderen Kinder sich darauf einstellen können, wie bereiten wir alles vor? Um Peter kennenzulernen, vereinbarten wir mehrere Schnuppertermine. Bereits beim ersten Termin erfuhren wir, was er für ein besonderes Kind ist. Er freute sich so sehr die anderen Kinder zu sehen und dabei zu sein, dass es uns sehr stark berührte. Zu diesem Zeitpunkt konnte Peter nicht alleine laufen. Er hatte Orthesen an beiden Beinen und konnte nur mit Hilfe einige Schritte laufen. Unser Träger reagierte sehr positiv und nun beantragten die Eltern eine Integrationshilfe. Es begann ein sehr zäher Prozess, bei dem die Eltern auf eine harte Geduldsprobe gestellt wurden. Es dauerte sehr lange bis es endlich einen runden Tisch gab und noch länger war die Suche nach einer Inklusionsfachkraft. Es war unmög- lich jemand mit Ausbildung oder Erfahrung in diesem Bereich zu bekommen. Im März 2009 konnten wir Peter in unserem Kindergarten aufnehmen. Im Vorfeld haben wir die anderen Kinder auf Peter vorbereitet, freitags bei unserem Religionspädagogischen Programm starteten wir eine Reihe mit dem Thema „anders sein“. Mit Bilderbüchern, Gesprächen, Rollenspielen, Spielen und Selbsterfahrung erlebten wir interessante Stunden mit den Kindern. Sie ließen sich sehr gut ansprechen und von dem Thema berühren. Mit großem Eifer bauten sie einen Rollstuhl aus den Rollcontainern und versuchten damit zu fahren. In ihren Rollenspielen im Freispiel entdeckten wir immer wieder das „Freitagsthema“ und schließlich knüpften sie eine Verbindung zu Peter, der ja regelmäßig zu Schnupperbesuchen kam. Die Mama von Peter beantwortete geduldig die Fragen der Kinder und zeigte ihnen die Orthesen. Für den Waldtag hatten wir einen Bollerwagen organisiert und so konnte es losgehen. Die Kinder nahmen Peter sehr freudig auf und selbst die wildesten Kinder konnten kurz vor Peter „abbremsen“, da er die meiste Zeit auf dem Boden war und wenn er stand, sich anlehnen musste und somit sehr instabil war. Peter zeigte ein ausgesprochen großes Interesse an Bewegung, er beobachte unablässig die anderen Kinder und versuchte recht schnell Bewegungen nachzuahmen. Unermüdlich zog er sich an den Möbeln hoch und versuchte Strecken entlang der Möbel oder mit Hilfe eines Kindes zurückzulegen. Er wollte sich kaum Zeit für trinken oder vespern oder andere Spiele nehmen. Wir ermöglichten ihm seinen Bewegungsdrang mit kleinen Parcours, einer weichen Bodenmatte, einem Trampolin, einem Rollbrett. Diese Turn- und Bewegungsmöglichkeiten genossen natürlich auch die anderen Kinder und auch bei ihnen konnten wir Fortschritte feststellen. Bereits zwei Monate später konnte Peter frei laufen mit Hilfe seiner Orthesen. Es war für uns alle ein wunderschöner Moment und Peter wurde gefeiert und war glücklich. Sein wichtigster Tag war und ist der Dienstag. An diesem Tag geht die Hälfte der Kinder und 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation 27 Erzieherinnen in den Wald. Peter wird im Bollerwagen gezogen und bewegte sich am Anfang krabbelnd im Wald fort. Heute kann er unterwegs ein Stück selber laufen und im Wald kann er auch ohne Halt gehen, muss dann immer wieder Pausen einlegen oder krabbeln. Durch die Unebenheiten fällt er öfters hin, steht aber unermüdlich wieder auf. Er liebt es draußen zu sein und mit Erde, Stöcken und Laub zu spielen. Wir finden es einfach toll, dass die anderen Kinder es total akzeptieren, dass Peter im Bollerwagen sitzen darf. Sehr gerne ziehen die Kinder den Bollerwagen, da muss immer eingeteilt werden, wer beim Ziehen helfen darf. „Ich kann das alleine“ Ein Satz, den Peter seit kurzem sehr häufig gebraucht und wir müssen lernen, dass es so ist. Seither hat er Hilfestellung gebraucht, aber inzwischen kann er vieles alleine und traut sich auch mehr zu, besonders im Garten, er klettert z. B. zur Rutschbahn hoch und will keine Hilfe. Hier müssen wir lernen ihn loszulassen, ihm etwas zutrauen und nur noch mit den Augen beobachten. Nach der anfänglichen Begeisterung für Peter kam eine schwierige Zeit. Peter ging es nicht so gut, er sollte nicht so viel laufen, auf keinen Fall springen oder hüpfen und war gezwungen viel zu sitzen. In der Zeit spielten seine Freunde schnelle Bewegungsspiele und sagten ihm öfters, dass er nicht mitspielen kann, weil er zu langsam ist. Dies war für Peter sehr hart, da er selber in eine Phase war, in der er vermehrt sah, dass er viele Spiele nicht so machen kann, wie die anderen. Wir lernen immer wieder, dass unsere Vorstellungen nicht immer mit denen der Kinder übereinstimmen und man vieles probieren muss und manchmal das „Ungeplante“, das „Zufällige“ das Beste ist und man immer wieder neue verschiedene Möglichkeiten für das Spiel schaffen muss. Zum Konzept der inklusiven Pädagogik gehört die Bereitschaft zur Veränderung, neue Situationen müssen zugelassen werden und neue Perspektiven für die Kinder und mit den Kindern entwickelt werden. Die Erzieherinnen benötigen eine sensible Wahrnehmungsfähigkeit, entwicklungspsychologisches Wissen, den positiven Blick für JEDES Kind, sie müssen Barrieren abbauen, bereit sein zur Kooperation und nicht zu vergessen die wichtigste Ressource, die wir haben, sind die Kinder in der Gruppe. Wenn gute Rahmenbedingungen vorhanden sind, ist das wunderbar, aber wir sollten mit der Inklusion nicht warten bis wir günstige Rahmenbedingungen haben, sondern einfach mit den Mitteln, die wir haben, starten. Aus unserem Erleben kann ich nur sagen, dass eine inklusive Pädagogik allen Kindern zugute kommt, es profitieren alle von Vielfalt und Unterschiedlichkeit und die Veränderungen, die sich für unsere Einrichtung ergeben haben (Raumkonzept, neue Methoden der Beobachtung, Projekte, einmal im Jahr ein spezielles Angebot für jedes Kind usw.), sind nur zu begrüßen. Die Arbeit macht mir um ein Vielfaches mehr Freude. „Wenn du alles so machst, wie du es immer schon gemacht hast, wieso erwartest du dann andere Resultate?“ A. Einstein Peter sollte vor allem im Bewegungsraum die Möglichkeit der Teilhabe haben. Wir starteten verschiedene Versuche: Wir putzen unser Garten-Trampolin, da Peter auf einem Trampolin hüpfen durfte, das interessierte aber Peter gar nicht, nur die anderen Kinder. Wir holten für Peter ein Rollbrett, damit er statt laufen auf dem Rollbrett fahren konnte, dies brachte große Unruhe in den Raum und hatte nicht den gewünschten Effekt, da alle Kinder damit fahren wollten, aber Peter nicht, er wollte rennen. Dann wurde Peter krank und als er wieder kam, war er ziemlich gewachsen, konnte wieder besser laufen und hatte mehr Kraft. Die anderen Kinder waren nicht mehr nur in Bewegung, sondern spielten viel in der Ritterburg, die ich mit den Kindern zu unserem Märchenthema gebaut hatte. 28 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation Sigrid Aichele 6.9 TSV Ötlingen 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation 29 30 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation 31 7. Impulsfragen Teilnehmer Welche Anregungen waren für mich hilfreich? Wo sehe ich Barrieren und Herausforderungen? Welche Anregungen möchte ich an den Veranstalter weitergeben? Einrichtungen Wie bewerte ich den Fachtag? Welche Anregungen waren für mich hilfreich? Wo sehe ich Barrieren und Herausforderungen? 8. Bewirtung Café ROKA Das Café ROKA - ein Café-Angebot für Schüler, Lehrer, Eltern und andere Gäste – hat immer dienstags in der Bodelschwinghschule geöffnet. Dienstag ist der Arbeitstag in der Berufsschulstufe, an dem sich die Schüler und Schülerinnen als Vorbereitung auf spätere mögliche Tätigkeiten in verschiedenen Arbeitsfeldern innerhalb und außerhalb des Schulgebäudes erproben können. Die Café-Gruppe bäckt selbst, gestaltet den Café-Raum, nimmt Bestellungen auf, serviert, kassiert und macht Erfahrungen im Umgang und in der Kommunikation mit Gästen. Auf Einladung übernimmt das Café-Team auch den Catering-Service mit Getränken und Gebäck bei Veranstaltungen außerhalb der Schule. Übrigens: ROKA bezieht sich auf die zwei markanten roten Kamine, die das Gebäude und das Schullogo der Bodelschwinghschule prägen. 9. Auswertung Mit den TeilnehmerInnen der Vorbereitungsgruppe fand ein gemeinsamer Austausch zum zweiten Fachtag Inklusion statt. Die Räumlichkeiten wurden als grundsätzlich positiv bewertet. Allerdings waren durch die Aufteilung nicht alle Gruppenangebote gleichermaßen präsent, wodurch weniger Teilnehmer zu den Gruppenangeboten im Untergeschoss kamen. Als ungünstig erwies sich die Tatsache, dass nicht alle Räume barrierefrei waren. 32 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation Das Interesse an der Ausstellung konnte nur schwer beurteilt werden. Allerdings bot diese einen positiven Rahmen zum Thema Inklusion. Die Bewirtung durch das Café ROKA wurde als durchweg gelungen bewertet. Neben der engen Verbindung zum Thema funktionierte die Bewirtung einwandfrei. Das Impulsreferat von Frau Höhn wurde als positiv bewertet. Allerdings wurde auf die im Vorfeld überstellten Fragen nur teilweise eingegangen, was teilweise dazu führte, dass unklar blieb, was Frau Höhn den Zuhörern für die Tagung mitgeben wollte. Die Technikfrage sollte das nächste Mal vorab geklärt werden. Die Möglichkeit des Hoppings zwischen den einzelnen Kleingruppen wurde als positiv wahrgenommen. Wichtig ist, den zeitlichen Rahmen pro Kleingruppe klar einzuhalten. Die vorgestellten Inhalte der Kleingruppen wurden unterschiedlich bewertet. Dies hängt auch mit der unterschiedlichen Umsetzung des Inklusionsgedankens in den einzelnen Einrichtungen zusammen. Es wäre sinnvoll gewesen, wenn jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin ein Namensschild gegebenenfalls mit Hinweis auf die Einrichtung gehabt hätte. Darüber hinaus wäre es sinnvoll für die Zielgruppe der Eltern eine Kinderbetreuung anzubieten. Trotz der Anwesenheit der Presse wurde leider kein Artikel veröffentlicht. Die Inhalte seien für den Reporter nicht greifbar gewesen, sodass ihm eine Umsetzung in einen Artikel nicht gelang. Es bleibt zu überlegen, wie Vereine und ähnliche Anbieter noch besser hätten erreicht werden können. Der Fachtag soll im nächsten Jahr wieder durchgeführt werden. Das erste Vorbereitungstreffen hierfür wird Anfang 2011 stattfinden. Thematisch werde dann überlegt, welches Thema bezüglich der Inklusion aktuell ist. Ein mögliches Thema könnte aber darin liegen, die Altersgruppe von 0 bis 3 Jahren verstärkter in den Fokus zu nehmen. 10. Quellen http://immerwiederanders.com/ http://www.musikschule-kirchheim.de/leitbild.html http://www.ostfildern.de/Schulordnung.html http://www.ostfildern.de/MuKiMu.html http://www.ostfildern.de/Fr%C3%BCherziehung.html http://www.ostfildern.de/unsere+Angebote.html#MuKiMu http://www.ostfildern.de/Spiel+und+Klang.html http://www.ostfildern.de/Sonderp%C3%A4dagogik.html http://www.ostfildern.de/F%C3%B6rderverein.html http://www.kiss-ostfildern.de/newdesign/wp-content/Infoneu-2010-112.pdf, S. 3 http://www.kiss-ostfildern.de/newdesign/wp-content/Infoneu-2010-112.pdf, S. 4 (gekürzt) http://www.landkreis-esslingen.de/servlet/PB/show/1247439/ProjuF-Flyer.pdf http://www.landkreis-esslingen.de/servlet/PB/show/1247439/ProjuF-Flyer.pdf http://www.filderstadt.de/servlet/PB/show/1387976/KS-Programm_FISTA_2_2010.pdf, S. 78 http://www.filderstadt.de/servlet/PB/show/1387976/KS-Programm_FISTA_2_2010.pdf, S. 78 http://www.filderstadt.de/servlet/PB/show/1387976/KS-Programm_FISTA_2_2010.pdf, S. 78 http://www.filderstadt.de/servlet/PB/show/1387976/KS-Programm_FISTA_2_2010.pdf, S. 83, S. 85 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation 33 11. Anhang 11.1 Reutlinger Erklärung 34 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation 35 11.2 Inklusion – Eine Erzieherin berichtet: Literatur 13. Kinder- und Jugendbericht vom Bundesministerium • Index für Inklusion www.eenet.org.uk/resources/docs/Index%20EY%20German2.pdf • Rudolf Vogt: Integration von Kindern mit Behinderungen, Verhaltensschwierigkeiten und einem besonderen erzieherischen Bedarf in Kindertageseinrichtungen ISBN: 978-3-556-01166-9 • Grundlagen der Entwicklungspsychologie ISBN: 978-3-451-28692-6 • Beobachtungsbögen www.dji.de • Bellers Entwicklungstabelle www.entwicklungstabelle.de, zu bestellen bei [email protected] • Bilderbücher: • Gackitas Ei ISBN: 3-7898-0392-8 • Zack bumm ISBN: 3- 7026-5722-3 • Max malt Gedanken ISBN: 3-7072-6603-6 • Herr Hase und Frau Bär ISBN: 978-3-314-01585-4 • Florian lässt sich Zeit ISBN: 978-3-7022-2435-6 • Irgendwie Anders ISBN: 978-3-7891-6352-4 36 2. Fachtag Inklusion | Dokumentation