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Center for Applied Research FINANZFOLKLORE Wie Überzeugungen und Verhaltensweisen Erfolg im Investment Management verhindern i • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN Über das Center for Applied Research Das Center for Applied Research, (dt. Zentrum für angewandte Forschung, im Folgenden “CAR” genannt) ist ein unabhängiger Think Tank, der mit dem Ziel forscht, strategische Erkenntnisse über Einfluss-Faktoren zu erhalten, die für die Zukunft des Investment Managements von entscheidender Bedeutung sind. Das CAR besteht aus einem globalen Research-Team und evaluiert die zu untersuchenden Themen auf der Basis von Expertenaussagen aus dem Investment Management. Die Studien beinhalten sowohl Primärforschung – persönliche Gespräche/Interviews und Befragungen – als auch Sekundärforschung auf dem amerikanischen Kontinent, in Europa, dem Nahen Osten, Afrika und dem Asien-Pazifik-Raum. Die Studien haben folgende Schwerpunkte: • Verschiebungen im Anlegerverhalten • Analyse von verfügbarem Investitionskapital auf Länderebene • Muster in der Asset Allocation • Auswirkungen regulatorischer Veränderungen • Evaluierung von Gebühren vs. Alpha Das CAR präsentiert seine Untersuchungsergebnisse auf Konferenzen und stellt Kunden und deren Vorständen Executive-Briefings als Service zur Verfügung. Für weiterführende Informationen über die Studien oder das Center for Applied Research wenden Sie sich an die Autoren oder per E-Mail an [email protected]. EXECUTIVE SUMMARY Die Finanzfolklore kennt drei Kategorien. Die ersten bei- Wie Überzeugungen und Verhaltensweisen den Erfolg im den – Zeit und falsche Bequemlichkeit – sind das Ergebnis Investment Management verhindern. Die Erfolgsrezepte in bewusster der Vermögensverwaltungsbranche funktionieren nicht mehr. etwa, dass weder Investments auf der Basis vergangener Das mag überraschen, denn nach der letzten Finanzkrise Performance noch das Imitieren ihrer Wettbewerber dazu sind weltweit die verwalteten Vermögen, die Nettoerlöse und beitragen, Erfolg zu haben... und doch ist dies gängige die Gewinnmargen angestiegen. Tatsächlich gilt die Branche Praxis. Ebenso wissen Anleger, dass sie mit ihrer Investition nach wie vor als eine der gewinnbringendsten. langfristige Ziele erreichen wollen; dennoch schaffen sie es NUR WEIL DIE BRANCHE PROFITABEL IST, IST SIE ABER NOCH NICHT ERFOLGREICH. Lange Zeit galt das Generieren von Alpha als Maßeinheit für den Erfolg von Anlageprofis. Die Branche kann jedoch nicht als Ganzes Alpha produzieren, das wäre unrealistisch. Vielmehr ist es auch für qualifizierte Fachleute immer schwieriger, Alpha zu erzielen. Und selbst wenn sie es können, reicht das nicht aus. Wahrer Erfolg bedeutet nicht nur, Alpha zu produzieren. Noch wichtiger kann es sein, Investoren dabei zu helfen, ihre langfristigen Ziele nachhaltig und dauerhaft zu erreichen. Doch leider erreichen die Anleger ihre langfristigen Ziele nicht. Entscheidungen. Investmentprofis wissen oft nicht, den Erfolg so zu definieren, wie es diesen Zielen eigentlich entsprechen würde. Die dritte Kategorie, Wissen, entsteht hingegen aus unbewussten Gedanken. Investmentexperten schreiben sich etwa den Erfolg stets selbst zu, suchen die Schuld für Misserfolg jedoch grundsätzlich bei äußeren Einflüssen. Ebenso unbewusst vertrauen Anleger zu sehr auf ihre eigenen Fähigkeiten. In der Branche gibt es zwei Dimensionen für den wahren Erfolg – Alpha und die langfristigen Ziele der Anleger. Sehen wir uns jedoch an, wie viele Ressourcen die Branche den einzelnen Bereichen widmet, dann erkennen wir eine beträchtliche Fehlallokation. Investmentexperten verwenden deutlich mehr Aufmerksamkeit auf Aktivitäten, von denen sie glauben, dass sie auf das Die Branche steht vor einer neuen Krise und dies- Alpha einzahlen. Gleichzeitig unterschätzen sie jedoch oft mal ist es mehr eine Glaubens- als eine Finanzkrise. Maßnahmen, die den Investoren mit hoher Wahrscheinlichkeit Sie wird von “den 3 Ds” angetrieben: Distrust (Misstrauen), beim Erreichen ihrer Ziele helfen würden – selbst wenn diese Dissatisfaction (Unzufriedenheit) und Disintermediation (die ebenfalls zum Generieren von Alpha beitragen können. Anleger wenden sich von den professionellen Dienstleistern und Intermediären ab). Die Anleger sind der Branche gegenüber misstrauisch, was wiederum zu Unzufriedenheit führt, die ihrerseits die zunehmende “Disintermediation” beschleunigt. Immer mehr Anleger glauben, sie könnten den Job der Investmentexperten besser und für weniger Geld selbst übernehmen. Diese “Disintermediation” kann jedoch den langfristigen Interessen der Investoren genau entgegenstehen. Auch wenn die Finanzfolklore der Grund für die Erfolglosigkeit vieler Marktteilnehmer ist, so ist sie gleichzeitig auch die Lösung des Problems. Die Branche muss eine neue Finanzfolklore schaffen, die diejenigen Werte stärkt, die zum Erreichen von wahrem Erfolg notwendig sind. Es ist schwer, diese Folklore direkt zu beeinflussen, aber es ist möglich, die Handlungsschwerpunkte der Branche zu verschieben. Fördert man die richtigen Aktivitäten, werden die Branchenteilnehmer bald positive Veränderungen zu Stande Ironischerweise hat gerade das Streben nach erfolgreichen bringen. Diesen Veränderungen wird eine Neubewertung Investments auch den Aufstieg ihres größten Hindernisses bisheriger Überzeugungen folgen und so kann nach und befördert: der Finanzfolklore. Sie spiegelt die gemein- nach eine neue Folklore Gestalt annehmen. samen, auf Voreingenommenheit beruhenden, tief verwurzelten Überzeugungen wider, die das Verhalten sowohl von Investmentfachleuten als auch von Anlegern bestimmen. 1 • Neue Verhaltensweisen führen zu neuen Überzeugungen. Im Laufe der Zeit muss eine neue Finanzfolklore entstehen. Der wahre Erfolg unsere Branche hängt davon ab. FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN METHODOLOGIE Geografische Aufschlüsselung Die Studie hatte folgende geographische Reichweite: Primärforschung Für die vorliegende Studie hat das Center for Applied • Retail – Für die Teilnahme wurden 16 Länder aus- Research die Ergebnisse aus der Befragung von 3.744 gewählt, davon drei auf dem amerikanischen Kontinent, Anlegern, Regierungsbeamten sieben in Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA) und Aufsichtsbehörden aus 19 Ländern ausgewertet. Die und sechs im asiatisch-pazifischen Raum (APAC). Von Daten wurden im Auftrag der State Street Bank tele- insgesamt 2.880 befragten Personen stammten 19 % fonisch sowie online über eine CoreData-Plattform erhoben. aus Nord-, Mittel- und Südamerika, 37 % aus der Darüber hinaus wurden mit über 200 Führungskräften EMEA-Region und 44 % aus APAC-Ländern. Investment-Anbietern, und Regierungsbeamten aus der ganzen Welt persönliche Interviews geführt, um weitere belastbare Erkenntnisse für unsere Forschung zu gewinnen. Die Laufzeit dieser Studie betrug 18 Monate. • Institutionelle Anleger und Aufsichtsbehörden – Die Teilnehmer kamen aus 19 Ländern, davon drei vom amerikanischen Kontinent, 10 aus dem EMEA-Großraum und sechs aus der APAC-Region. Von insgesamt 864 Der Schwerpunkt unserer Analyse lag dabei auf aus- befragten Personen stammten 33 % aus Nord-, Mittel- gewählten Marktteilnehmern, die ein breites Spektrum an und Südamerika, 34 % aus der EMEA-Region und 33 % Perspektiven repräsentieren: aus APAC-Ländern. • • Institutionelle Anleger – ertrags- und leistungsorien Sekundärforschung tierte Versorgungsfonds, Staatsfonds, Zentralbanken, Die Sekundärforschung wurde sowohl auf der Basis von Versicherungsgesellschaften, Stiftungen und Family Fachliteratur als auch von Quellen mit entsprechender Offices Branchenkenntnis betrieben. Die Ergebnisse werden ver- Retailanleger – Privatpersonen aus dem Massen segment, aus dem gehobenen Segment und aus dem vermögenden Segment • Asset Manager – Traditionelle wendet, um die Resultate der Primärforschung zu stützen oder zu entkräften. Prozentangaben und Gewichtungen und unabhängige Alternative Asset Manager, deren Kunden institutionelle oder private Anleger oder beides sind • Intermediäre – Finanzberater und Vermögensverwalter • Aufsichtsbehörden und Regierungsbeamte • Andere – Wissenschaftler, Think Tanks und Fachverbände Sämtliche Prozentangaben sind gerundet. Die Ergebnisse nach Region werden jeweils gleich gewichtet. Im Bereich der Retailanleger wurden die Einschätzungen der Kleinanleger, der gehobenen und der vermögenden Privatanleger jeweils gleich gewichtet Gesamtergebnisse bei den Anlegern wurden gleich gewichtet, um den Aussagen der privaten und der institutionellen Anleger die gleiche Bedeutung einzuräumen. Innerhalb der unterschiedlichen Kategorien wurden Branchenergebnisse gleich gewichtet, um den Aussagen der unterschiedlichen Branchenteilnehmern die gleiche Bedeutung zu geben. 2 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN Einführung Wenn Alpha Allein Nicht Reicht. Die Geschichte des HedgefondsManagers Michael Burry ist der Stoff, aus dem Legenden in der Investment Management Branche gestrickt werden. Er startete seine Karriere als Autodidakt ganz unkonventionell mit einem InvestmentBlog, lange bevor dieses Medium überhaupt populär wurde. Mit seinen Erkenntnissen zum Thema Value-Investing, die er während der Dotcom-Blase gesammelt hatte, zog sein Blog schnell große Aufmerksamkeit auf sich – und das Geld interessierter Anleger an. Nur wenige Investoren können in so kurzer Zeit eine derartige Erfolgsbilanz vorweisen wie Michael Burry. Bereits ein Jahr nach der Gründung seines Unternehmens, Scion Capital, hatten seine Kundenportfolios um 55 Prozent an Wert zugelegt, obwohl der S&P 500 um annähernd 12 Prozent gefallen war. Von der Gründung von Scion Capital im Jahr 2000 bis zu ihrem Ende im Jahr 2008 erwirtschafteten Burrys Investments eine Nettorendite von über 470 Prozent. Michael Burry war in der Branche eine echte Ausnahmeerscheinung, da er sich außergewöhnlicher Methoden bediente, um Alpha zu generieren. Aber war er auch erfolgreich? 2005 holte Burry zu einer weiteren unkonventionellen Wette aus – dem Ankauf von Credit Default Swaps für eine Absicherung des Hypothekendarlehenmarkts. Diesmal folgten ihm seine Kunden jedoch nicht. Rückblickend wäre auch das eine langfristig äußerst rentable Investition gewesen. Doch Burry hatte die Bedenken seiner Kunden nicht erkannt und versäumt, ihnen seine Anlagestrategie überzeugend nahezubringen, was wiederum dazu führte, dass sie ihr Vertrauen in seine Fähigkeiten verloren. Die Scion-Kunden warfen Burry eine Abweichung von der bewährten Anlagestrategie vor und forderten von ihm, zum Stock-Picking zurück 3 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN zu kehren – oder ihnen ihr Kapital zurück zu zahlen. Deshalb liquidierte er 2007 annähernd 750 Millionen US-Dollar in Swaps und gab 2008 demoralisiert seine Firma auf. Trotz unglaublicher Renditen und Burrys einzigartiger Fähigkeiten war sein Fonds gescheitert. Also noch einmal die Frage: War Michael Burry erfolgreich? Wir meinen, nein, er war es nicht. Die Untersuchungen in dieser Veröffentlichung werden zeigen, dass wahrer Erfolg für Anlageprofis und Anleger jenseits dessen liegt, was die Branche als solchen akzeptiert hat. Wahrer Erfolg beschränkt sich nicht nur darauf, Alpha zu generieren. Wahrer Erfolg bedeutet, Investoren dazu zu verhelfen, ihre langfristigen Ziele mit nachhaltigen und dauerhaften Anlagestrategien zu erreichen. DIE DEFINITION VON ALPHA Unter Alpha versteht man in der Investment Management Industrie einen Ertrag, der eine vorher definierte Benchmark übersteigt und der nach einem bestimmten Modell für den Vergleich mit der Benchmark angepasst wurde. Dabei gibt es verschiedene Modelle, vom traditionellen Preismodell für Kapitalgüter (Capital Asset Pricing Model, CAPM) bis hin zu Faktor-basierten Ansätzen. Nehmen wir beispielsweise ein Aktienportfolio mit den gleichen Risiken wie seine Benchmark: Wenn der Ertrag des Portfolios 10 Prozent beträgt, der der Benchmark aber nur 9 Prozent, dann hat der Portfoliomanager ein Alpha von 1 Prozent erwirtschaftet (10 Prozent minus 9 Prozent), indem er aktiv die richtigen Wertpapiere ausgewählt hat. In dieser quantitativen Definition von Alpha liegt jedoch auch eine eingebaute Schwachstelle: Die korrekte Bewertung von Alpha hängt eindeutig von der korrekten Auswahl der Benchmark ab. Während eine Benchmark rein aufgrund der zur Verfügung stehenden möglichen Investments gewählt worden sein mag, kann die Performance dieser Benchmark unter Umständen nur wenig mit den letztendlichen Zielen eines bestimmten Anlegers zu tun haben. Dabei sollte die wirkliche Benchmark für Erfolg eigentlich darin bestehen, langfristig und nach Gebühren die Bedürfnisse des Anlegers zu erfüllen. (Mehr dazu finden Sie in unserer Veröffentlichung “The Influential Investor: How Investor Behavior is Redifining Performance”, erhältlich unter http://statestreet.com/centerforappliedresearch/doc/ the-influential-investor.pdf) Es ist also durchaus möglich, dass die Anleger und die Investment Management Industrie beginnen, ihre Benchmarks nach und nach neu zu definieren, damit sie den tatsächlichen finanziellen Anforderungen der Anleger besser entsprechen. Daraus könnte auch eine breitere Definition des Begriffs Alpha resultieren. Für die vorliegende Studie wurde Alpha jedoch gemäß der heute gültigen Definition verwendet, wohlwissend, dass dieser Begriff in der Zukunft neu definiert werden könnte. 4 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN TEIL I Die alten Erfolgsmodelle funktionieren nicht mehr Seit dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 hat sich die Wirtschaftslage weltweit wieder stabilisiert. Auch die Investment Management Branche verzeichnet einen konstanten Anstieg der Vermögen, Nettorenditen und Gewinnmargen. Verglichen mit anderen Wirtschaftszweigen ist sie sogar eine der profitabelsten Branchen.1 Deshalb haben wir erneut gefragt: Ist diese Branche auch erfolgreich? Und wieder lautet die Antwort Nein. Die Branche mag profitabel sein, erfolgreich ist sie deswegen noch nicht. Wahren Erfolg kann es für Anlageprofis nicht ohne wahren Erfolg für die Anleger geben. Auch hochqualifizierte Anlageexperten haben zusehends Probleme damit, Alpha zu liefern und die erzielten Ergebnisse entsprechen auch nicht den langfristigen Zielen der Anleger. Bei der Beurteilung von Erfolg besteht eine fundamentale Diskrepanz zwischen der Auffassung der Investmentbranche und der der Anleger, und keine davon trifft wirklich den Kern der Sache. Sehen wir uns also zunächst den in der Branche geltenden Erfolgsmaßstab an. DIE FASZINATION FÜR ALPHA In der Investmentbranche ist Alpha der primäre Erfolgsmaßstab, doch wirklich hohes Alpha lässt sich nur selten generieren. Die wenigen Auserwählten, denen das gelingt, werden in eine inoffizielle Hall of Fame der Finanzwirtschaft hinein gelobt: Warren Buffett 2 von Berkshire Hathaway. Peter Lynch von Fidelity. David Swensen vom Yale Stiftungsfonds. Und selbst diese drei Ausnahmeanleger sind nicht gegen Misserfolg gefeit. Natürlich ist es unrealistisch, zu erwarten, dass die Investmentbranche als Ganzes Alpha produziert. Es gibt jedoch handfeste praktische Gründe für Alpha als eine wichtige Größe: Institutionelle und private Anleger müssen auch in Zukunft einen großen finanziellen Bedarf abdecken – z. B. die Vorgaben ihrer Institution erfüllen, eine sichere Altersversorgung, Ausbildung der Kinder… Die Branche ist daher darauf fixiert, für die Anleger Alpha zu produzieren. Über 60 Prozent4 des investierten Kapitals werden für das Streben nach Alpha ausgegeben. Das ist dann rentabel, wenn auch Alpha geliefert wird. Von uns befragte Anleger waren bereit, durchschnittlich 19 Cent pro Dollar an Outperformance5 zu bezahlen und die Investmentbranche generiert ca. 600 Milliarden US-Dollar 6 an aktiven Gebühren pro Jahr. Das Problem ist nur, dass Alpha-Chancen immer spärlicher gesät sind. 5 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN DIE FIXIERUNG UNSERER BRANCHE AUF ALPHA ERINNERT AN DIE FORSCHUNGSARBEIT DER PROFESSOREN TAFFLER UND TUCKETT, DIE “FANTASIEOBJEKTE“ WIE FOLGT DEFINIEREN: “ATTRAKTIVE OBJEKTE, DIE STARKE ERREGUNG UND EINE BEINAHE AUTOMATISCHE IDEALISIERUNG UND DAMIT EINEN ÜBERMÄCHTIGEN WUNSCH, DIESE ZU BESITZEN, AUSLÖSEN.”3 60% MEHR ALS DES BRANCHENKAPITALS WERDEN AUSGEGEBEN, UM ALPHA ZU ERZIELEN INVESTOREN BEZAHLEN CA. 600 MILLIARDEN USD PRO JAHR FÜR AKTIVE GEBÜHREN = BIP DER SCHWEIZ Alpha ist trügerisch Trotz der Fixierung der Branche auf Alpha lässt sich echtes Alpha immer schwieriger produzieren. ABBILDUNG 1. Die Branche gibt mehr aus, um weniger zu bekommen Anzahl der Fonds 2000 % der Fonds, die echtes Alpha produzieren 14% 2000 15% 12% 1500 9% 1000 500 400 6% 0,6% 0 3% 0 VOR 1990 HEUTE Quelle: Barras, Laurent, Olivier Scaillet, und Russ Wermers. “False Discoveries in Mutual Fund Performance: Measuring Luck in Estimated Alphas.” Die oben angegebenen Daten dienen lediglich zu Illustrationszwecken. Forscher an der Universität von Maryland haben herausgefunden, dass vor dem Jahr 1990 14 Prozent der US-amerikanischen Investmentfonds “echtes” Alpha generierten. Die Berechnung des “echten” Alpha erfolgte mithilfe statistischer Methoden um die Fonds zu ermitteln, deren Performance über der jeweiligen Benchmark sich nicht allein durch Wahrscheinlichkeit erklären ließ. Bis zum Jahr 2006 war der Anteil der Fonds, die “echtes” Alpha produzierten, jedoch auf spärliche 0,6 Prozent zurückgegangen, während die Gesamtzahl aktiv verwalteter Fonds gestiegen war (s. Abbildung 1). Dies ist allerdings kein reines US-amerikanisches Phänomen, denn nach Gebühren Alpha zu generieren, ist auf der ganzen Welt schwierig.7,8,9 6 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN “WIR ZAHLEN GERNE FÜR KNOW-HOW. WIR ZAHLEN NUR UNGERN FÜR ZUFALL.” Alpha und “Skill” Hinter dieser zunehmenden Problematik stehen zwei maßgebliche Treiber: Infor mationseffizienz und Wettbewerb. Neunzig Prozent der weltweiten Daten wurden in den vergangenen zwei Jahren produziert10 und sowohl Anlageprofis als auch Anleger haben darauf schnellen und einfachen Zugriff. Die Chance auf einen “Informationsvorsprung” ist also nicht mehr – Chief Investment Officer eines großen staatlichen US-Pensionsfonds gegeben. Damit sind auch die Arbitrage- und Fehlbewertungsmöglichkeiten verschwunden, die Alpha in der Vergangenheit möglich gemacht haben. Der zweite Faktor, der – ironischerweise – die Alpha-Generierung behindert, ist das zunehmende Know-How der Investmentmanager. Die absoluten Fähigkeiten sind gestiegen, die Standardabweichung bei den Fähigkeiten ist jedoch gesunken. 53 % Das absolute Know-How nimmt also zu und das relative Know-How nimmt ab, wo- NUR durch der Zufallsfaktor mehr Raum bekommt. Dieses Phänomen ist auch als das 11 “Skill-Paradoxon” (“Paradox of Skill”) bekannt.12 Der Ausdruck entstammt ursprünglich Untersuchungen, die von Stephen Jay Gould im Bereich des Baseball durchgeführt wurden. Statistisch gesehen ist Ted Williams, der sich 1960 aus dem Profisport zurückzog, einer der besten “Hitter” (Schlagmänner) in der Geschichte des Baseball. Während sich die absoluten Fähigkeiten von Hittern seit der aktiven Zeit von Ted DER RETAILANLEGER GLAUBEN, DASS ALPHA AUF KNOW-HOW BERUHT Williams signifikant verbessert haben, hat nach ihm kein einziger Hitter mehr den Ball so effektiv geschlagen wie er. Das lässt sich dadurch erklären, dass sich die absoluten Fähigkeiten der “Pitcher” (Werfer) ebenfalls verbessert haben. Das wiederum hat geringere Abweichungen bei den relativen Fähigkeiten zur Folge und das Ergebnis bei “Pitcher-Hitter”-Begegnungen ist dadurch mehr dem Zufall überlassen als je zuvor.13 Dementsprechend ist in der Investment Management Branche eine deutliche Ver besserung bei den Fähigkeiten zu beobachten, während sich die relativen Fähigkeiten konvergent verhalten. Das ist nicht nur ein theoretisches Problem, denn in der Branche macht sich starke Skepsis im Hinblick auf die Rolle der “Skills” in der Alpha-Generierung breit. So glauben lediglich 53 Prozent der Retailanleger, dass Alpha primär auf “Skill” basiert. Nicht minder besorgniserregend sind die Ergebnisse bei den Investmentmanagern. Dort glauben nur 42 Prozent, dass Know-How der wichtigste Outperformance-Treiber ist.14 Wir schließen daraus folgendes: Obwohl die Beweise, dass Alpha immer schwieriger zu generieren ist, erdrückend sind, hält die Investment Management Branche an Alpha als primärem Erfolgsmaßstab fest – auf eigenes Risiko. 15 Selbst wenn Alpha für die Anlageexperten einfacher zu generieren wäre, würde das allein nicht reichen, denn Investmentprofis können nicht wirklich erfolgreich sein, wenn die Anleger, in deren Auftrag sie tätig sind, nicht auch erfolgreich sind. Es geht hier um zwei Dimensionen von Erfolg – Investmentmanager müssen beide bedienen können. 7 • 42 % NUR DER INVESTMENTPROFIS GLAUBEN, DASS KNOW-HOW DER WICHTIGSTE OUTPERFORMANCE-TREIBER IST FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN DIE ZWEI DIMENSIONEN VON WAHREM ERFOLG Alpha Angesichts der durchgehenden Dominanz von Alpha müssen wir im Grunde kaum erklären, weshalb dieser Wert eine wesentliche Erfolgskomponente ist: Alpha ist ohne jeden Zweifel ein zentrales Ziel der Anleger, und dies ungeachtet der Schwierigkeiten, mit denen das Generieren von Alpha verbunden ist. Würde die Investment Management Branche aufhören, nach Alpha-Chancen zu suchen, gäbe es keine Preisbildung mehr und die Märkte würden nicht mehr funktionieren.16 Langfristige Ziele der Anleger Diese zweite Erfolgsdimension beinhaltet alles, was notwendig ist, um Anlegern dazu zu verhelfen, ihre langfristigen finanziellen Ziele zu erreichen. Das deckt sich weitgehend mit dem Fazit unserer vergangenen Forschungsaktivitäten: Das Leistungsversprechen der Branche muss sich dahin entwickeln, dass Erfolg als etwas Persönliches definiert wird, das ausschließlich im Zusammenhang mit den Zielen der Anleger zu sehen ist.17 Erfolg beinhaltet auch wichtige, doch gerne vernachlässigte Bereiche wie eine effektive Kommunikation mit den Kunden oder deren angemessene Einführung in das Thema Geldanlagen. Institutionelle und Retailanleger brauchen von ihren Investmentmanagern ganz dringend mehr als nur Asset Allocation und Titelselektion. Sie brauchen Hilfe bei “EIN GUTER ARZT UNTERSUCHT DEN GESUNDHEITSZUSTAND DES PATIENTEN UND WEISS DANN, WO DESSEN PROBLEME LIEGEN – EIN GUTER ASSET MANAGER SOLLTE DASSELBE TUN. ES REICHT NICHT, NUR DIE MEDIZIN (DIE PRODUKTE) ZU KENNEN, SONDERN WIR MÜSSEN BEIM PATIENTEN (KUNDEN) BEGINNEN.” – Präsident eines japanischen MultimilliardendollarInvestment-Management- und Beratungsunternehmens18 der Entwicklung einer sinnvollen und zielgerichteten Anlagestrategie und sie brauchen Hilfe, um zu begreifen, wie Erfolg beim Erreichen dieser Strategie aussieht. Und der vielleicht wichtigste Punkt: Sie brauchen Führung, wenn es darum geht, diese Strategie über einen längeren Zeitraum beizubehalten. “KUNDEN ERWARTEN VON INVESTMENT MANAGERN MEHR ALS NUR DAS VERWALTEN IHRER PORTFOLIOS. DAS IST EINE GROSSE VERÄNDERUNG IN DER BRANCHE.” Chief Investment Officer einer US-amerikanischen MultimilliardendollarVermögensverwaltung19 — 8 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN ZIELE WERDEN NICHT ERREICHT Investoren halten das Erreichen langfristiger Ziele für außerordentlich wichtig. Annähernd 80 Prozent der institutionellen Anleger sind sich der Bedeutung des Erreichens von langfristigen Zielen bewusst, und dennoch gibt es eine Lücke zwischen der gefühlten Bedeutung des Erreichens von Langzeitzielen und der tatsächlichen Kenntnis über deren Erreichung (s. Abbildung 2).20 ABBILDUNG 2. Alpha Bedeutung vs. Eigene Verständnislücke Bedeutung vs. Kommunikationslücke 14% 13% Verständnis vs. Kommunikationslücke Bedeutung vs. Verständnislücke der Provider 19% Beta Kapitalschutz 5% 22% 10% Steuerung der Aktiva und Passiva Ergebnissteuerung 15% 15% 4% Keine Kenntnislücke (proficiency gap) Die oben verwendeten Daten dienen lediglich zu Illustrationszwecken. Vielleicht ist diese Kenntnislücke der Grund dafür, dass viele institutionelle Investoren Schwierigkeiten dabei haben, ihre Ziele zu erreichen. Ein Beispiel: Von 2013 an waren die 100 größten US-amerikanischen staatlichen Pensionsfonds im Durchschnitt zu weniger als 70 % kapitalgedeckt, während sich die nicht kapitalgedeckten Verbindlichkeiten auf insgesamt 1,3 Billionen US-Dollar beliefen.21 Bei den Retailanlegern sieht es nicht viel besser aus. Auf die Frage nach dem Hauptgrund für ihre Geldanlagen gaben 73 Prozent langfristige Ziele an wie einen sorgenfreien Ruhestand (44 Prozent der Befragten), den Erwerb von Eigenheim (15 Prozent der Befragten) oder den Wunsch, den Nachkommen ein Erbe zu hinterlassen (14 Prozent der Befragten). Die Frage, ob sie auch gut darauf vorbereitet seien, ihre Ziele zu erreichen, konnten jedoch nur 12 Prozent der Retailanleger überzeugend bejahen.22 9 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN LÜCKE BEI BEDEUTUNG VS. KENNTNIS 12 % der Anleger weltweit glauben, wirklich gut auf die Erreichung ihrer Investitionsziele vorbereitet zu sein. Das hat zum Teil damit zu tun, wie Anleger ihre Ziele formulieren. In unserer “Influential Investor”-Studie (dt. “Einflussreicher Investor”) stellten wir das Konzept der persönlichen Performance vor. Anleger sollten ihre Ziele unter Berücksichtigung von vier Schlüsselkomponenten festlegen: Alpha suchend und Beta generierend, Kapitalschutz, Steuerung der Aktiva und Passiva und Ergebnissteuerung. Die ersten beiden Komponenten sind marktbezogen. Die Anleger müssen als erstes entscheiden, wie viel Marktpräsenz ihr Portfolio haben sollte und wie wichtig ihnen Alpha ist. Als nächstes, und das ist eng mit dem ersten Schritt verbunden, müssen sie definieren, wie viel Kapitalschutz sie wollen. Das heißt, sie müssen den Maximalwert bestimmen, den sie im Laufe mehrerer Zeitspannen bereit sind zu verlieren. Die nächsten beiden Komponenten haben mehr mit den spezifischen Bedürfnissen der Investoren zu tun. Aktiv-/Passivsteuerung ist eine wichtige Überlegung für institutionelle Anleger oder Einzelanleger mit speziellen Verpflichtungen, sei es zum gegenwärtigen Zeitpunkt oder in der Zukunft. Ertragssteuerung als letzte Komponente ist besonders für solche Anleger ein ganz wesentlicher Gesichtspunkt, die regelmäßig Bargeld brauchen. Doch anstelle dieser ganzheitlichen Herangehensweise sind Investmentmanager und Anleger in vielen Fällen allein auf Alpha fixiert, obwohl sie ihre liebe Not damit haben, es zu erreichen. AN DER SCHWELLE ZU EINER NEUEN KRISE Ohne Erfolg auf diesen beiden Ebenen (Alpha und langfristige Ziele) steuert die Branche auf eine neue Krise zu. Dieses Mal wird sie es jedoch mehr mit einer Glaubenskrise denn mit einer Finanzkrise zu tun haben. D DISTRUST (MISSTRAUEN) DISSATISFACTION (UNZUFRIEDENHEIT) DISINTERMEDIATION (ABKEHR VON INTERMEDIÄREN) Diese Krise wird in erster Linie von den “3 Ds” vorangetrieben: “Distrust”, einem tiefen Misstrauen gegen die Branche, welches “Dissatisfaction”, Unzufriedenheit, auslöst und schließlich zu “Disintermediation” führt. “Disintermediation” bedeutet ganz schlicht, dass Anleger sich von den Investment Managern abwenden, in dem Glauben, sie selbst könnten sich besser und für weniger Geld um ihre Investitionen kümmern. Investmentprofis schneiden im Vergleich mit anderen Finanzdienstleistern bei der Bewer tung von Vertrauenswürdigkeitsfaktoren wie Moral und Ehrlichkeit immer wieder sehr schlecht ab23, doch generell hat die gesamte Finanzdienstleistungsbranche ein ernsthaftes Imageproblem. Im Jahr 2013 veröffentlichte das CFA Institute in Zusammenarbeit mit Edelman die “Investor Trust”-Studie24. Diese ergab, dass der Finanzdienstleistungssektor von allen Wirtschaftszweigen das geringste Vertrauen genießt (s. Abbildung 3). 10 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN “WIR NEHMEN UNSER SCHICKSAL IN DIE HAND.”25 – OMERS Europe Chef, Mark Redman, bei der Beschreibung seiner Vorliebe für In-House-Management, als gebührenfreundliches Modell26 ABBILDUNG 3. Selbst bei den Anlegern genießt die Finanzindustrie im Branchenvergleich das geringste Vertrauen. TECHNOLOGIE 67% PHARMAZEUTISCHE INDUSTRIE 60% AUTOMOBILINDUSTRIE 57% TELEKOMMUNIKATION FINANZDIENSTLEISTUNGEN 56% 52% Quelle: CFA Institute & Edelman, “Investor Trust” Studie 2013. Die oben verwendeten Daten dienen lediglich zu Illustrationszwecken. Als Bestätigung des flächendeckenden Vertrauensverlusts ergab unsere jüngste Studie, dass lediglich 49 % der Investoren glauben, ihr Investmentmanager handle wirklich in ihrem Interesse.27 Dieses Misstrauen führt unweigerlich zu Unzufriedenheit, und unzufriedene Kunden sind nur selten loyal. So haben auch unsere Umfragen gezeigt, dass 65 Prozent der Investoren ihrem wichtigsten Investment-Anbieter keine allzu große Loyalität entgegenbringen.28 In wesentlichen Bereichen des Finanzmanagements wenden sich insti tutionelle Anleger und Retailanleger immer öfter von der professionellen Vermögensverwaltungsbranche ab: bei Assetklassen wie Private Markets (also privates Beteiligungskapital) und Cash, bei Ersatzprodukten wie Indexfonds und EFTs und ganz besonders durch das Insourcing des Asset Managements. Ein markantes Beispiel für Insourcing wurde in einer Studie festgestellt, die kürzlich unter institutionellen Anlegern in Nordamerika, der EMEA-Region und Asien durchgeführt wurde. Binnen zwei Jahrzehnten hatte sich das Gesamtkapital, das diese in Direktinvestitionen – speziell in Private Equity – angelegt hatten, beinahe verachtfacht: von 2,6 Milliarden USD im Zeitraum zwischen 1991 und 2000 auf 19,6 Milliarden USD im Zeitraum zwischen 2001 und 2010. Auch Einzelanleger sind im Aufspüren von Möglichkeiten zur “Disintermediation” durchaus kreativ. So nehmen beispielsweise Anleger in Australien ihre Kapitalanlagen immer öfter selbst in die Hand. Australier sind per Gesetz dazu verpflichtet, zur 11 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN 8x individuellen Altersvorsorge in eine Pensionskasse – dort auch als “Superannuation Funds” bekannt – einzuzahlen. Selbstverwaltete Pensionsfonds, ursprünglich als Nachgedanke oder ergänzende Maßnahme des Gesetzgebers30 eingeführt, machen inzwischen den größten Teil der australischen “Superannuation” aus. In den letzten fünf Jahren haben im Durchschnitt mehr als 50.000 Anleger jährlich selbstverwaltete Fonds aufgelegt. Die darin selbstverwalteten Assets belaufen sich insgesamt auf über 500 Milliarden Dollar.31 Sagenhafte 93 Prozent der Einzelanleger sind der Ansicht, dass sie ihre eigenen Investmententscheidungen treffen sollten. Zwei Drittel dieser Gruppe glauben, ihre 93% DER RETAILANLEGER MEINEN, SIE SOLLTEN IHRE INVESTMENTENTSCHEIDUNGEN SELBST 32 TREFFEN 66% DER RETAILANLEGER GLAUBEN, IHRE BISHER BESTEN KAPITALANLAGEN SEIEN GANZ ALLEIN IHRE ENT-33 SCHEIDUNG GEWESEN 65% DER RETAILANLEGER DENKEN, TECHNOLOGIE KÖNNE IHREN FINANZIELLEN BEDÜRFNISSEN BESSER GERECHT34 WERDEN ALS MENSCHEN bisher besten Kapitalanlagen seien allein ihre Entscheidung gewesen. Hinzu kommen noch die 65 Prozent der Privatanleger, die denken, dass Technologie ihren finanziellen Bedürfnissen besser gerecht werden kann als Menschen. Nun bleibt die entscheidende Frage, ob Disintermediation für alle Anleger oder für einen Großteil davon tatsächlich sinnvoll ist, insbesondere angesichts der beträchtlichen Hürden bei den Ressourcen, derer es dafür bedarf. Anleger sollten dabei folgendes bedenken: Die meisten Menschen gehen zum Zahnarzt, wenn sie Zahnschmerzen haben, weil sie auf dessen Fachkompetenz vertrauen. Sie werden sich weder selbst diagnostizieren noch einer komplizierten Eigenbehandlung unterziehen – und doch tun Anleger genau das, wenn sie ihre Kapitalanlagen selbst in die Hand nehmen. Anstatt von dem ausgefeilten Spezialwerkzeug der Investmentexperten zu profitieren, gehen sie mit ihrer vergleichsweise bescheidenen Heimwerkerausrüstung gegen die Anlageentscheidungen ihrer Vermögensverwalter an. Obwohl die Branche besser daran täte, diese Problematik klar und deutlich anzusprechen, versucht sie mit vorübergehenden Notlösungen den Schaden zu begrenzen, der nach und nach durch Disintermediation entsteht. Dabei fokussieren sich viele Asset Manager mit regelrechtem Tunnelblick auf die Einführung neuer Produkte, um ihre Assets under Management zu steigern und die damit verbundene Gebührenbasis auszubauen.35 Manche Finanzberater setzen auf die Bewahrung vorhandener Depots und schirmen ihre Kunden systematisch vor schlechten Nachrichten ab, indem sie ihnen ausschließlich das sagen, was diese hören wollen und nicht was sie hören sollten. Dadurch werden das Misstrauen und die Unzufriedenheit der Anleger jedoch nur noch größer. Keine dieser Strategien wird zur Lösung des Kernproblems beitragen, welches darin besteht, dass die Branche zwar profitabel ist, doch gleichzeitig nicht wirklich erfolgreich. Warum das so ist, lässt sich am besten mit dem alles durchdringenden Einflusses von “Folklore”, im Sinne von alt hergebrachten Glaubensätzen und Verhaltensweisen, erklären. 12 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN TEIL II Folklore dominiert die Entscheidungsfindung Die Investment Management Branche hat über die Jahre eine ganze Reihe von Traditionen und Gebräuchen entwickelt, welche mit der Zeit durch beständiges Wiederholen als Anlageweisheiten sozusagen “in Stein gemeißelt” wurden. Diese Weisheiten kann man auch als “Folklore” bezeichnen. DIE ENTSTEHUNG VON FOLKLORE “Folklore” bezeichnet sämtliche, durch praktisches Verhalten oder mündliche Kommunikation überlieferten ethnischen Traditionen im Bereich von Literatur, Wissen, Kunst sowie kulturelle Riten und Praktiken.37 Der für diese Diskussion relevanteste Aspekt von Folklore ist die Funktion, der diese dient: Folklore ist die Gesamtheit der Erkenntnisse und Erfahrungen aller unserer “UNSER GEHIRN IST EIN WAHRER MEISTER IM ERSETZEN VON FAKTEN DURCH EMOTIONEN, DAMIT WIR FINANZIELLE ENTSCHEIDUNGEN TREFFEN KÖNNEN, DIE SICH RICHTIG ANFÜHLEN.”36 Vorfahren und stellt uns damit einen heuristischen, ja auch mentalen “Shortcut” zu der vermeintlich “besten” Denk- und Verhaltensweise zur Verfügung. Folklore lehrt uns, was wir in den grundlegendsten Bereichen der menschlichen Bedürfnisse wissen müssen: Kontrolle, Sicherheit und Akzeptanz. Wird mir das zu meinem gewünschten Ergebnis verhelfen? Wird dadurch das Risiko minimiert? Wird das meiner Reputation nützen? Das Problem an der Sache ist, dass Folklore häufig mit Mängeln behaftet ist. Ein Beispiel: Viele Nordamerikaner und auch manche Europäer sind mit Eltern aufgewachsen, die ganz rigoros Jahr für Jahr zu Halloween die “Trick-or-Treat”-Ausbeute ihrer Kinder auf versteckte Gefahren wie Rasierklingen in Äpfeln durchsucht haben. Die soziologische Untersuchung dieser speziellen Gewohnheit, bzw. Folklore, ergab jedoch, dass noch nie ein Kind dadurch zu Tode gekommen ist, dass Fremde gefährliche “Treats” unter ihre Halloween-Süßigkeiten gemischt haben.38 Die Moral von der Geschicht’ ist eindeutig: Überzeugungen, wie unzutreffend sie auch sein mögen, beeinflussen maßgeblich unser Verhalten. 13 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN – Cabot Research FOLKLORE IN DER FINANZWIRTSCHAFT Folklore ist für uns Menschen also ein vertrautes Konzept. Ihre Rolle im Investment Management muss jedoch genauer erläutert werden. Folklore zeigt sich in unserer Branche in drei Hauptkategorien. Davon gelten zwei als “bewusst” oder “Spitze des Eisbergs”. Die dritte Kategorie ist “unbewusst”, unter der Oberfläche versteckt. BEWUSSTE FOLKLORE UNBEWUSSTE FOLKLORE Folklore der Zeit Folklore der falschen Bequemlichkeit Folklore des Wissens Folklore, die wir sehen … Investmentprofis und Anleger verwenden bewusste Folklore oft als leicht artiku lierte, doch oft unkorrekte Richtlinie, auf deren Basis sie Entscheidungen treffen und rechtfertigen können: Sie wissen, dass sie diese Richtlinien verwenden, sind sich jedoch der Konsequenzen ihres Handelns vielleicht gar nicht bewusst. Wir unterscheiden zwei Arten von bewusster Folklore: Folklore der Zeit und Folklore der falschen Bequemlichkeit. Wie ihr Name vermuten lässt, beschreibt die Folklore der Zeit Überzeugungen und Ver haltensweisen, die sich auf das beziehen, was in der Vergangenheit geschehen ist und in der Zukunft geschehen könnte. Anlageexperten und Anleger stützen sich zum Beispiel stark auf Analystenprognosen, obwohl die Trefferquote nur bei mageren 5 bis 10 Prozent liegt.39 Sie neigen auch dazu, bei ihren Investmententscheidungen die vergangene Performance von Titeln zu berücksichtigen, wohlwissend, dass sich aus vergangenen Wertentwicklungen keine Prognosen für zukünftige Ergebnisse ableiten lassen. Diese Binsenweisheit ist wissenschaftlich untermauert. So verfolgten Forscher die Renditen von 715 US-Aktienfonds, die im März 2010 Spitzen-Quartalsergebnisse veröffentlicht hatten. Davon gelang es nur zweien, in den folgenden vier Jahren (März 2010 bis März 2014) jeweils unter den besten 25 Prozent zu bleiben.40 Eine solche Renditenkurzlebigkeit kann zur Folge haben, dass Fondsmanager, die “underperformed” haben, entlassen und durch Manager ersetzt werden, die “outperformed” haben. Das führt wieder dazu, dass die entlassenen Manager sehr oft “outperformen”, und umgekehrt.41 14 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN Ein weiteres deutliches Symptom der Folklore der Zeit ist die ungesunde Fixierung unserer Branche auf kurzfristige Strategien. Kurzfristige Ergebnisse dominieren häufig langfristige Probleme, und dies meist nur, weil sie einfacher zu messen und anzustoßen sind. Bei den institutionellen Anlegern nutzen 50 Prozent der Investoren und Intermediäre einen Zeitrahmen von ein bis drei Jahren, um die Performance von Anbietern zu bewerten. 60 Prozent der Investment-Anbieter nutzen als Folge davon annähernd denselben Zeitrahmen, um die Performance ihrer Portfoliomanager zu bewerten. So überrascht es nicht, dass 72 Prozent der Portfoliomanager angaben, ihre Organisationen bewerteten ihre Performance in einem ein- bis dreijährigen Zeitrahmen.42 Die Unsitte des kurzfristigen Denkens betrifft auch Retailanleger. Über 60 Prozent der Befragten gaben an, sie erwögen die Rückkehr zu einer konservativeren Anlagestrategie, sollte ihr Portfolio binnen eines Jahres einen Verlust von über 20 Prozent aufweisen. Über 90 Prozent dieser Anleger würden einen solchen Kurswechsel gar in weniger als drei Monaten vollziehen!44 Mit der Folklore der Zeit geht die Folklore der falschen Bequemlichkeit einher, die vier markante Erscheinungsformen hat. Die erste bezieht sich auf die Neigung der Branche, auf unzählige und dabei äußerst greifbare Wege der Klassifizierung, Bewertung und Dokumentation von Anlageentscheidungen zu vertrauen. Das geschieht meist ungeachtet der Frage, ob diese Metrik einen echten Beitrag zur Wertschöpfung leistet. Im Investment Management besteht eine spezielle Tendenz, sich zu sehr auf “Artefakte” wie Benchmarks, Assetklassen, Indizes, die nach Marktkapitalisierung gewichtet sind, Value-at-Risk- Modelle, Fondsratings, Rating-Agenturen, Style-Boxes u. v. m. zu verlassen. Die zweite Form dieser Folklore zeigt sich, wenn institutionelle Anleger bei der Auswahl ihrer Anlagen zu sehr auf ihre Berater zurückgreifen. Forscher an der Saïd Business School der Universität Oxford haben herausgefunden, dass die Wahl der Asset Manager einer der begehrtesten Services ist, den Beratungsfirmen zu bieten haben, denn das Delegieren von Verantwortung lässt institutionelle Anleger nachts ruhiger schlafen. Die Forscher fanden jedoch auch keine Beweise dafür, dass die von Beratern empfohlenen Fonds anderen Produkten überlegen sind.45 Berater müssen sich zudem den Vorwurf gefallen lassen, wider besseres Wissen an den erwähnten “Artefakten” festzuhalten. Deshalb können sie natürlich trotzdem zur Wertschöpfung beitragen, denn ihre Beratung kann für den Anlageprozess und die Asset Allocation entscheidend sein. Das Problem ist vielmehr, dass institutionelle Anleger versuchen, mit dem Engagieren von Beratern Verantwortung auszulagern. Die dritte Form bezieht sich auf Regulierungsbehörden und Compliance-Stellen, die dem Irrglauben anhängen, dass Erklärungen und Haftungsausschlüsse für mehr Transparenz sorgen. In der Praxis lesen Anleger diese Disclaimer nicht. Tatsächlich gaben die Hälfte der in den USA und Kanada befragten Privatanleger an, mehr Zeit mit 15 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN “NICHT ALLES, WAS ZÄHLBAR IST, ZÄHLT, UND NICHT ALLES, WAS ZÄHLT, IST ZÄHLBAR.” – Soziologe William Bruce Cameron (durch “Folklore” irrtümlicherweise häufig Albert Einstein zugeschrieben)43 dem Lesen von Gratiskatalogen zu verbringen als mit der Überprüfung ihrer PortfolioAuszüge.46 Selbst wenn man also mit solchen Reforminitiativen die Finanzwirtschaft transparenter gestalten will, kann man damit auch das Gegenteil bewirken. Die vierte und verhängnisvollste Manifestation von Folklore der falschen Bequemlichkeit ist die Verzerrung der Maßstäbe, nach welchen Anleger Erfolg bewerten. Die Bedeutung von langfristigen Zielen für institutionelle Anleger wurde bereits ausführlich erörtert, und doch definieren nur 22 Prozent ihren Erfolg mit der Erreichung von Langzeitzielen. Die große Mehrheit (63 Prozent) gab risikobereinigte Renditen im Vergleich zu einer vorgegebenen Benchmark als ihren wichtigsten Erfolgsmaßstab an.47 Unter einem ähnlichen Missverhältnis bei den Anlagegründen und der Definition von Erfolg leiden auch Privatanleger. Nur 29 Prozent der Retailanleger definieren Erfolg als das Erreichen langfristiger Ziele. Die übrigen 71 Prozent entscheiden sich lieber für kurzsichtige oder irrelevante Messkriterien, z. B. Gewinne machen und Verluste vermeiden, den Markt schlagen oder kurzfristige Anlageziele erreichen.48 Institutionelle und private Anleger lassen sich von dem Placebo-Effekt kurzfristiger Erfolgsmaßstäbe täuschen, da diese einfacher zu messen sind als kleine Fortschritte auf dem Weg zu einem langfristigen Ziel. Selbst dort, wo Investmentexperten und Anlegern bewusst ist, dass ihr Verhalten auf Folklore basiert, wirken diese Kräfte dennoch weiter. Das legt die Vermutung nahe, dass unbewusste Folklore noch wesentlich schwieriger herauszustellen ist. … und die Folklore, die wir nicht sehen Menschen werden in ihrem Verhalten stark von unbewussten Gedanken und Glaubenssätzen beeinflusst. Eine neuere Studie zum Thema “Unbewusste Entscheidungen” hat gezeigt, dass sich in unserem “unbewussten” Gehirn bei Entscheidungsprozessen bereits 7 bis 10 Sekunden vor der bewussten Entscheidung Anzeichen der Absicht feststellen lassen. Ein weiteres faszinierendes Ergebnis der Studie ist, dass bewusste Entscheidungen der Studienteilnehmer durch das Untersuchen ihrer unbewussten Gehirnaktivität – mit 70-prozentiger Genauigkeit – vorhergesagt werden konnten. Diese Resultate bestätigen, dass Informationen im Unterbewusstsein deutlich schneller verarbeitet werden als auf kognitiver Ebene und dadurch auch der Einfluss des Unbewussten möglicherweise stärker ist als der des Bewusstseins.49 Damit kommen wir zur Folklore des Wissens. Anders als die zuvor erklärten Folkloretypen beruht sie auf unbewussten Denk- und Verhaltensmustern, denn sie bezieht sich nicht auf das, was Investmentprofis und Anleger tatsächlich wissen, sondern auf das, was sie zu wissen glauben. Anhand der Antworten von Portfolio-Managern stellten wir im Rahmen unserer Forschung bei einem Großteil der Befragten einen unbewussten Hang zur Selbstzuschreibung fest. Sie schreiben sich ihre Investmenterfolge unbewusst selbst zu, während sie die Schuld für ihre Misserfolge grundsätzlich in äußeren Umständen suchen. 16 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN “ZWEI GRUNDLEGENDE FAKTEN ÜBER UNSEREN VERSTAND: WIR KÖNNEN BLIND FÜR DAS OFFENSICHTLICHE SEIN UND AUCH BLIND FÜR UNSERE BLINDHEIT.” – Daniel Kahneman, “Schnelles Denken, langsames Denken”50 WHEN YOU OUTPERFORM WENN SIE OUTPERFORMEN Stärke Emotions und Mut, um den and sich courage Märkten zu widersetzen to go against markets WHEN YOU UNDERPERFORM WENN SIE UNDERPERFORMEN Der TheInvestmentprozess investment meines processArbeitsgebers of my employer My clients’ expectations Erwartungen meiner Kunden Senior-Management Senior management der Unternehmen/Fonds, in of the companies/ die ichI investiere funds invest in Performance of the Generelle market generally Marktperformance Meine psychische und My psychological physische Gesundheit and physical health Experience Erfahrung and und analytical process Analyse Zuschreibung Attributed tozu internen InternalFaktoren Factors Zuschreibung Attributed tozu externen External Faktoren Factors Die oben verwendeten Daten dienen lediglich zu Illustrationszwecken. Als wir Asset Manager und Intermediäre fragten, “Welche sind Ihre wichtigsten Gründe für Outperformance?”, war die häufigste Antwort (77 und 47 Prozent) “Erfahrung und Analysefähigkeit” – also ihre eigenen Fähigkeiten. Bei der Erklärung ihrer Underperformance hingegen spielten die Studienteilnehmer ihre eigene Beteiligung herunter und nannten stattdessen Marktbedingungen, Kundenerwartungen oder das Senior Management von Unternehmen als Gründe für ihr Scheitern. Wie kann es sein, dass versierte Investmentexperten sich dieser Dichotomie nicht bewusst sind? Die Erklärung erscheint simpel: Sie halten beide Szenarien für wahr, weil das für sie so sein muss. Professionelle Investmentmanager sind in einem zweifachen Dilemma gefangen. Sie müssen an ihre Anlageentscheidungen glauben, damit sie ihre Kunden davon überzeugen können. Logisch betrachtet ist es jedoch unvernünftig, angesichts der intrinsischen Ungewissheit bei Kapitalanlagen starke Überzeugungen haben zu wollen. Um diesen Widerspruch auszugleichen erfinden sie Geschichten, um Erfolg und Misserfolg zu erklären. Diese Geschichten sind so überzeugend – egal, ob sie dabei Helden oder Opfer sind –, dass sie sie schließlich glauben. Und ihre Organisationen und Kunden tun das auch.51 Auch Privatanleger sind von der Folklore des Wissens betroffen, was sich bei ihnen in Form von übergroßem Selbstvertrauen äußert. Bei einer kürzlich durchgeführten Erhebung baten wir Anleger, ihre derzeitige finanzielle Sachkompetenz selbst einstufen. Fast zwei Drittel der Befragten bewerteten diese mit überdurchschnittlich52, was uns etwas sehr optimistisch erschien. Deshalb baten wir im Rahmen unserer Studie über Folklore in der Finanzwirtschaft Anleger auf der ganzen Welt, ihr Finanzwissen in einem Quiz zu testen. Dabei wurden Themen wie Diversifikation, Inflation und Basisinvestments abgefragt. Der Test ergab, dass Anleger ihre Fähigkeiten generell zu hoch einschätzten, was durch das durchschnittliche Testergebnis von 61 Prozent untermauert wurde – das bedeutet “knapp bestanden” und nicht “überdurchschnittlich”.53 17 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN 2 /3 BEINAHE der Anleger weltweit bewerten ihre finanzielle Sachkompetenz mit “überdurchschnittlich.” 100% Ausgezeichnet 90% Gut 80% Mittelmäßig 70% Mangelhaft 60% Nicht bestanden 61% Durchschnittliche Ergebnisse des weltweiten FinanzkompetenzTests DIE IRONIE DER FOLKLORE Warum lassen wir uns weiter von Folklore leiten, wenn dies zu der Art von Entscheidungen führt, die wir am meisten fürchten? Die Häufigkeit von kontraproduktiven, auf Folklore basierenden Entscheidungen nimmt in Situationen zu, die geprägt sind von Unsicherheit (Gegenpol zu Kontrolle), Geld (für viele Anleger ein Synonym für Sicherheit) und einem NullsummenSzenario, in dem viel auf dem Spiel steht. Alle drei Faktoren sind Markenzeichen der Investment Management Branche. Was professionelle Investment Manager am meisten fürchten sind Situationen, die ihre Karriere gefährden. So glauben 54 Prozent der institutionellen Anleger, die Geld verwalten, dass sie ihren Job aufs Spiel setzen, wenn ihre Performance hinter der ihrer Kollegen zurückbleibt. 54 Prozent der Befragten, die in AssetManagement-Firmen Geld verwalten, denken genauso. Die Befragten aus beiden Gruppen, die sich Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen, glauben im Durchschnitt, dass sie aufgrund möglicher Underperformance bereits nach einem Zeitraum von nur 18 Monaten entlassen werden könnten.54 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Monate vor den negativen Auswirkungen auf die Arbeitsplatzsicherheit DIE GEFAHR VON UNDERPERFORMANCE Die oben verwendeten Daten dienen lediglich zu Illustrationszwecken. 18 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN 17 18 Private Anleger fürchten sich am meisten vor Verlusten und Reuegedanken. Speziell wenn es um ihr Erspartes geht, ist es ihnen besonders wichtig, Reue zu vermeiden. Angesichts dessen ergibt bei finanziellen Entscheidungen das Festhalten von Investmentprofis und Anlegern an Folklore wieder ein Leerzeichen zu viel wenn man davon absieht, dass dieser Ansatz nur vorhandene Unsicherheiten kaschiert und häufig der unmittelbare Grund für die Fehlentscheidungen ist, vor denen beide Gruppen am meisten Angst haben. “Verlust-Aversion” erklärt die mangelnde Bereitschaft von Menschen, sich für einen gleichgewichteten Wetteinsatz auf das Werfen einer Münze einzulassen, denn die Aussicht auf einen möglichen Gewinn wiegt niemals ihre starke Abneigung gegen einen möglichen Verlust auf.55 Die beiden Fragen in Abbildung 4 präsentieren identische, doch genau umgekehrte Szenarien. Unter dem Gesichtspunkt mathematischer Wahrscheinlichkeit bieten beide Optionen die gleiche zu erwartende Rendite. Deshalb wird sich ein Computerprogramm auch immer für eine Gewinnoder Verlustmitnahme entscheiden, denn diese Optionen gehen mit der geringsten Ungewissheit einher. Diese Logik wird durch die 81 Prozent der Anleger weltweit gebrochen, die lieber einen höheren Verlust riskieren in der Hoffnung, am Ende gar nichts verlieren zu müssen.56 ABBILDUNG 4. GEWINN 79 % 21 % BEIM EINBETTEN DER FRAGE IN EIN GEWINNSZENARIO ENTSCHIED SICH DIE MEHRHEIT FÜR EINEN GARANTIERTEN GEWINN VON 80.000 USD UND GEGEN DAS RISIKO MIT DER AUSSICHT AUF EINEN MÖGLICHEN GEWINN VON 100.000 USD. Eine 100%-Chance auf einen Gewinn von 80.000 USD Eine 80%-Chance auf einen Gewinn von 100.000 USD bei einer 20%-Chance auf keinerlei Gewinn VERLUST 19 % 81 % BEIM EINBETTEN DER FRAGE IN EIN VERLUSTSZENARIO ENTSCHIED SICH DIE MEHRHEIT JEDOCH GEGEN EINE VERLUSTMITNAHME IN BESTIMMTER HÖHE UND FÜR DAS RISIKO MIT DER AUSSICHT AUF KEINERLEI VERLUST. Eine 100%-Chance auf einen Verlust von 80.000 USD Eine 80%-Chance auf einen Verlust von 100.000 USD bei einer 20%-Chance auf keinerlei Verlust Die oben verwendeten Daten dienen lediglich zu Illustrationszwecken. 19 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN “ICH KANN DIE BEWEGUNG DER HIMMELSKÖRPER BERECHNEN, NICHT ABER DAS ZUWEILEN ABNORME VERHALTEN VON MENSCHEN …” – Sir Isaac Newton Wir fassen zusammen: Aus Überzeugungen der Finanzfolklore sind bestim- Aus den Verhaltensmustern Einzelner werden schnell Verhaltensmuster einer ganzen Branche, die für jeden Branchenteilnehmer eine Gefahr darstellen. Auch wenn ein Großteil der Folklore in der Finanzwirtschaft unsichtbar ist oder so vertraut, dass sie unsichtbar erscheint, sind ihre negativen Auswirkungen auf die Investment Branche nicht zu übersehen. FOLKLORE FÜHRT ZUR FEHLALLOKATION VON ZEIT, GELD UND ENERGIE Wir haben die zwei Dimensionen von wahrem Erfolg - Wertschöpfung für Alpha UND für die langfristigen Ziele der Anleger – bereits diskutiert. Die Auswirkungen der Finanzfolklore verhindern dabei, dass die Vermögensverwaltungsbranche ihre Ressourcen effektiv einsetzt. Zu Beginn unserer Analyse haben wir ein breites Spektrum an “Aktivitäten” definiert, mit denen sich die Branche beschäftigt. Jede dieser Handlungen ist mit ganz bestimmten “Verhaltenstendenzen” verbunden. So fällt beispielsweise die Fokussierung auf die vergangene Wertentwicklung in die Kategorie der Folklore der Zeit und wird mit dem Rückschaufehler (“Hindsight Bias”), der Selbstüberschätzung (“Overconfidence Bias”) und der Illusion von Kontrolle assoziiert. Die vollständige Liste der Definitionen, Folklorekategorien und Verhaltenstendenzen finden Sie im Appendix. Als nächstes haben wir eine Aktivitäten-Karte (s. Abb. 5) gezeichnet, in der auf einer Achse die Aktivitäten entsprechend ihres potenziellen Werts für Alpha und auf der anderen Achse für die langfristigen Anlegerziele dargestellt sind. Die Einzeichnung der Aktivitäten auf der Karte basiert auf unserer durch Interviews und Sekundärforschung gestützten Einschätzung. Ihre Position hängt mit ihrem potenziellem Wert sowohl für Alpha als auch für die langfristigen Anlegerziele zusammen. So kann etwa ein Fokus auf Prognose- und Wertermittlung bei außergewöhnlich guter Performance zur Generierung von Alpha führen. Für die langfristigen Anlageziele der Kunden ist er indessen weniger hilfreich, weshalb er links oben im “Mission Impossible” Quadranten platziert wurde. Die Größe der Kreise bezieht sich auf die Menge an Ressourcen (Zeit, Geld, Energie), die die Branche aktuell für jede einzelne Aktivität zur Verfügung stellt. Im Verlauf dieser Veröffentlichung haben wir gesehen – die Größen der Kreise geben das auch wieder –, dass viele Investment Manager den Aktivitäten, die aus ihrer Sicht zur Generierung von Alpha beitragen, mehr Aufmerksamkeit widmen. Leider wirken sich die Aktivitäten, die ihnen besonders wichtig sind, kaum auf 20 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN EIS E N VIT Ä Interessen zuwiderlaufen. VERHALTENSW Verhaltensmuster Menschen oftmals zu Handlungen, die ihren eigenen finanziellen TEN FOLKLORE mte Verhaltensmuster entstanden. Wie wir im Folgenden sehen, verleiten diese AKT I die Wertschöpfung bei den Anlegerzielen aus (s. “Mission Impossible” Quadrant links oben). Das verdeutlicht auch einen unverhältnismäßig starken Fokus auf Aktivitäten, die weder für die Alpha-Produktion noch für die Anlegerziele entscheidend sind, obwohl es sich dabei um “traditionelle” Aktivitäten handelt (s. “Titanic” Quadrant links unten). Beides veranschaulicht das Wirken der Folklore in der Finanzwirtschaft in Aktion. ABBILDUNG 5. Gegenwärtige Allokation von Zeit, Geld und Energie Kreisgröße = dem branchenweiten Fokus entsprechend Kreisposition = Potenzieller Mehrwert der Aktivität Verhaltensbezogener Rahmen (Gegenwart) Effektiver Entscheidungsfindungsprozess HOCH Realistische Selbsteinschätzung Potenzieller Wert für Alpha Modellierungs- und Bewertungsfokussierung Schmerztoleranz MISSION IMPOSSIBLE Eine mühselige Aufgabe TITANIC Das sinkende Schiff Empathische Kommunikation JAMES BOND Fortgeschritten und effizient IST DAS LEBEN NICHT SCHÖN? Menschen sind wichtig Priorisierung der Ziele NIEDRIG Fokus auf frühere Performance Traditionelle Abstände gleichmäßig Abhängigkeit von externen Quellen NIEDRIG HOCH Potenzieller Wert für die langfristigen Anlegerziele Die oben verwendeten Daten dienen lediglich zu Illustrationszwecken. 21 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN TEIL III Den Kreislauf durchbrechen: einer neuen Folklore entgegen Wir brauchen eine neue Finanzfolklore. Diese muss die Überzeugungen verkörpern, aus denen Verhaltensmuster und Aktivitäten entstehen können, die für wahren und nachhaltigen Erfolg unverzichtbar sind. Investmentprofis und Anleger müssen ihren Wahrnehmungshorizont für Alternativen jenseits der einfach zu bewertenden und einfach zu vermittelnden quantitativen Erfolgsmaßstäbe öffnen. Sie müssen lernen, auch die mehr qualitativen Verhaltensfaktoren zu würdigen, die die zweite – doch nicht minder entscheidende – Dimension von Erfolg ausmachen. “DER VERHALTENS-BUMERANG” Die unten stehende Grafik stellt, anders als ihre “Schwester” auf der vorhergehenden Seite, eine mögliche Option für eine Neuausrichtung der Branchenaktivitäten dar. ABBILDUNG 6. Zukünftige Allokation von Zeit, Geld und Energie VERHALTEN S Kreisgröße = dem derzeitigen branchenweiten Fokus entsprechend Kreisposition = Potenzieller Mehrwert der Aktivität Effektiver Entscheidungsfindungsprozess HOCH Realistische Selbsteinschätzung Potenzieller Wert für Alpha Modellierungs- und Bewertungsfokussierung Schmerzempfindlichkeit MISSION IMPOSSIBLE Eine mühselige Aufgabe TITANIC Das sinkende Schiff IST DAS LEBEN NICHT SCHÖN? Es geht um die Menschen Priorisierung der Ziele NIEDRIG Abhängigkeit von externen Quellen NIEDRIG HOCH Potenzieller Wert für die langfristigen Anlegerziele Die oben verwendeten Daten dienen lediglich zu Illustrationszwecken. 22 • Empathische Kommunikation JAMES BOND Fortgeschritten und effizient Fokus auf frühere Performance Traditionelle Abstände gleichmäßig -BUMERANG Verhaltensbezogener Zeitrahmen (Gegenwart) Verhaltensbezogener Zeitrahmen (Zukunft) FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN Wir haben diesen Vorschlag auf Basis einer Synthese unserer Forschungsergebnisse und unserer persönlich geführten Interviews entwickelt. Die veränderten Kreisgrößen sollten eher eine Richtung angeben und nicht so sehr als optimiert verstanden werden. Die Investment Management Branche sollte Ressourcen künftig unter Berücksichtigung derjenigen Aktivitäten, die wir als “Verhaltens-Bumerang” zusammenfassen, neu zuordnen. Damit ist für eine ausreichende, jedoch nicht übertriebene Abdeckung des linken oberen “Mission Impossible”-Quadranten und des rechten unteren “Ist das Leben nicht schön?”-Quadranten gesorgt. Auch bekommen dadurch die Aktivitäten, die am engsten mit den zwei Dimensionen des wahren Erfolgs verbunden sind, deutlich mehr Aufmerksamkeit. Die Branche profitiert ebenfalls von einer Verschiebung des Schwerpunkts weg von den Aktivitäten im “Titanic”-Quadranten, da diese einen wesentlich geringeren Beitrag zur potenziellen Wertschöpfung sowohl für Alpha als auch für das Erreichen langfristiger Anlegerziele leisten. Indem sie ihr Verhalten an die Anlegerbedürfnisse anpassen, können professionelle Investment Manager das Misstrauen und die Unzufriedenheit der Anleger adressieren und schließlich überwinden, um so einer drohenden “Disintermediation” zuvor zu kommen. Eine neue Finanzfolklore wird die Investmentexperten sogar in ihrer AlphaSuche unterstützen, da einige der momentan unterbewerteten Aktivitäten äußerst hilfreich für diesen Prozess sein können. Ein Unternehmen, das sich sehr gründlich mit dem Thema der Verhaltensmuster auseinandergesetzt hat, ist Bridgewater Associates. Dort wurden Verfahrensweisen zur Entwicklung einer “Lernkultur” mit dem Ziel einer verbesserten Alpha58 Produktion eingeführt. Der Kern der Unternehmensphilosophie besagt, dass “valide Informationen” von elementarer Bedeutung für bessere Anlageentscheidungen sind. In der Praxis muss dieser Grundsatz jedoch häufig anderen Prioritäten weichen, beispielsweise wenn es darum geht, sich bei einer Meinungsverschiedenheit durchzusetzen, mehr Macht zu bekommen oder Gesichtsverlust zu vermeiden. Um dem entgegenzuwirken, werden Angestellte offen mit ihren Fehlern und Schwächen konfrontiert, um dadurch eine Atmosphäre zu schaffen, die eine konstruktive Beurteilung der Mitarbeiterperformance fördert und so Abwehrmechanismen überflüssig macht. Die Umerziehung zu neuen Werten und die Gestaltung einer neuen Finanzfolklore ist weder ein einfacher noch ein bequemer Prozess. Doch es ist möglich und es ist vor allem der effektivste Weg, um der Branche zu wahrem Erfolg zu verhelfen. Damit dieser Wandel besser gelingt, skizzieren wir im Folgenden bestimmte Herangehensarten, mit deren Hilfe die Veränderung der Verhaltensweisen – und letztendlich der Überzeugungen – eingeleitet werden soll, die für wahren Erfolg notwendig sind. Die Liste ist nicht allzu detailliert, doch sie enthält einige der Schritte, die wir für die Erschaffung einer neuen und effektiven Folklore als wesentlich erachten. 23 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN VORBEREITUNG EINER NEUEN FINANZFOLKLORE Einige der hier beschriebenen Vorgehensweisen sind selbsterklärend, andere bedürfen einer Erläuterung. Wir werden in unserer Auflistung jede Taktik definieren und, wo nötig, noch zusätzlich kommentieren. Wir haben diese Taktiken außerdem lose in Kategorien unterteilt, die sich auf die für die jeweilige Umsetzung geschätzte Zeitdauer beziehen. Diese Kategorien sollen nicht wörtlich verstanden werden, sondern lediglich als Orientierungshilfe dienen. Mit der Einteilung bekräftigen wir unsere Überzeugung, dass einige dieser Maßnahmen relativ leicht umgesetzt werden können, während für andere umfangreichere Ressourcen eingesetzt werden müssen. Überarbeiten Sie Ihre Incentive-Struktur Messen Sie Risiko auf unterschiedliche Arten 1 ZEITACHSE FÜR EINE NEUE FINANZFOLKLORE Liefern Sie persönliche Performance Fördern Sie finanzielle Fachkompetenz Verbessern Sie Ihre Unternehmenskultur JAHR Führen Sie effektive Feedback-Schleifen ein Vermeiden Sie vorein genommenes Verhalten 1 QUARTAL Arbeiten Sie mit Kundensegmentierung Erhöhen Sie den aktiven Portfolio-Anteil Integrieren Sie Trading- Prinzipien Stellen Sie neue Mitarbeiter nach ihrem EQ (Emotionaler Quotient) ein Bieten Sie eine überschaubare Anzahl an Anlageoptionen an 1 WOCHE Ziehen Sie Vergleiche Verwenden Sie Checklisten Nutzen Sie das Prinzip des Hinterfragens Führen Sie Buch über Entscheidungen Nutzen Sie eine verhaltensadjustierte Asset Allocation Die oben verwendeten Daten dienen lediglich zu Illustrationszwecken. 24 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN Taktiken, die binnen einer Woche umsetzbar sind: Nutzen Sie das Prinzip des Hinterfragens: Bestimmen Sie in Ihrem Team einen “Advocatus Diaboli”, dessen Aufgabe darin besteht, weithin akzeptierte Meinungen zu hinterfragen. Vielleicht kennen einige Leser das Konformitätsexperiment des Psychologen Solomon Asch: Es zeigte, dass ein Gruppensetting eine Einzelperson dahingehend beeinflussen kann, dass sie eine offensichtlich falsche Gruppenaussage als richtig bewertet.59 Asch fand jedoch auch heraus, dass die Anwesenheit eines einzigen Abweichlers die Einzelperson dazu ermutigte, ihre Meinung zu sagen und selbständig zu einer korrekten Aussage zu gelangen.60 Konformitätsdruck oder Gruppenzwang beeinflusst alle Menschen, auch Investment Manager. Die Existenz eines Andersdenkenden kann erheblich dazu beitragen, dieses Problem zu entschärfen. Führen Sie Buch über Entscheidungen: Verwenden Sie Hilfsmittel wie Aktien tagebücher/Trading-Logbücher und Auszüge Ihrer Investment Policy, um zurückliegende Entscheidungen exakt nachvollziehen zu können. Seit der Zeit der Trader-Legende Jesse Livermore61 werden Aktientagebücher verwendet, um Rückschaufehler zu vermeiden. Auszüge aus der Investment Policy sind entscheidende Hilfsmittel, damit Anleger ihre langfristigen Ziele nicht aus den Augen verlieren. Nutzen Sie eine verhaltensadjustierte Asset Allocation: Verändern Sie ein “rational” optimiertes Portfolio, um damit den psychologischen Tendenzen Ihrer Kunden Rechnung zu tragen. Der traditionelle Asset Allocation-Ansatz verlangt für die Zusammenstellung von Portfolios den Einsatz von Optimierungssoftware. Theoretisch sollten diese Portfolios das bestmögliche Risiko-/Ertrags-Verhältnis bieten. Für den einzelnen Anleger ist es schwierig, über ganze Marktzyklen hinweg die strategische Allokation eines solchen Portfolios aufrechtzuerhalten. Gerade für Anleger mit ausgeprägter Verlustaversion kann es daher sinnvoll sein, extrem volatile Elemente in ihren Portfolios zu reduzieren oder ganz zu eliminieren – auch dann, wenn dies ein suboptimales Portfolio ergeben würde. Andernfalls könnte die Volatilität sie dazu verleiten, zu Unzeiten zu kaufen oder zu verkaufen und damit ihre langfristige Performance zu gefährden. Taktiken, die binnen eines Quartals umsetzbar sind: Führen Sie effektive Feedback-Schleifen ein: Implementieren Sie einen FeedbackProzess, der sowohl defensive Reaktionsmuster auf Seiten des Mitarbeiters als auch die Feedback-Kompetenz des Managers/Vorgesetzten berücksichtigt (Lernkultur). Eine Studie aus dem Jahr 2014 besagt,62 dass Feedback für das Erkennen und Ansprechen von Fehlern sehr wichtig ist, denn es unterstützt den Lernprozess. 25 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN Um ihren Mitarbeitern konstruktives Feedback geben zu können, müssen Manager eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit besitzen und ihre Aussagen jeweils in den passenden Kontext stellen können. Die Person, die das Feedback bekommt, sollte sich um “Distanz zu einer emotionalen Reaktion” bemühen Anführungszeichen unten der Möglichkeit des logischen Reflektierens Raum zu geben.” Diese Taktik ist besonders effektiv, wenn die Beteiligten über eine hohe emotionale Intelligenz verfügen. Schließlich ist ein Vertrauensverhältnis zwischen Manager und Mitarbeiter eine ganz wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Feedback-Schleife. Vermeiden Sie Voreingenommenheit: Führen Sie ein regelmäßiges Selbstbeurteilungssystem (d. h. ein Diagnose-Tool) zur Vermeidung kognitiver und emotionaler Voreingenommenheiten ein. Sich potenzielle Verhaltens-Tendenzen bewusst zu machen, ist leichter gesagt als getan. Gerade für Investmentexperten und Anleger ist es von fundamentaler Bedeutung, Voreingenommenheiten nicht nur zu verstehen, sondern auch ihre eigene Anfälligkeit dafür zu kennen. Ein Diagnosetest zur einfacheren Erkennung von Verhaltenstendenzen kann dabei wertvolle Hilfestellung bieten. Darüber hinaus können Investment Manager gezielt nach spezifischen Punkten in ihren Anlageentscheidungsprozessen suchen, bei welchen sie dem Einfluss von Voreingenommenheiten besonders ausgesetzt sind. Diese Schlüsselmomente sollten sie mithilfe anderer Taktiken wie Checklisten, dem Prinzip des Hinterfragens oder der Integration von Trading-Prinzipien mit besonders großer Sorgfalt analysieren. Arbeiten Sie mit Kundensegmentierung: Verwenden Sie erweiterte Analyseverfahren, um tiefere Einblicke in das Verhalten Ihrer Kunden zu gewinnen. Statistische Methoden wie die Clusteranalyse können der Investment Management Branche dazu verhelfen, die Charakteristiken und Bedürfnisse von Kunden besser zu verstehen. In anderen Industrien ist Kundensegmentierung gang und gäbe. So nutzen etwa Online-Händler die gesamte Fülle vorhandener Kundendaten, um den Bedürfnissen ihrer Klientel besser zu entsprechen. In der Investmentbranche wurde die Kundensegmentierung erstmals bei QSuper, einem australischen Pensionsfond, für 440.000 bestimmte Fondsmitglieder angewendet.63 Erhöhen Sie den aktiven Portfolio-Anteil: Erhöhen Sie den Anteil der Titel, die von einem Benchmark-Index des Portfolios abweichen. Diese Taktik ist besonders für Vermögensverwalter mit aktiven InvestmentMandaten zu empfehlen. “Active Share” berechnet den Unterschied zwischen den Gewichtungen in einem Portfolio im Vergleich zu den Gewichtungen seiner Benchmark. Studien zeigen, dass Fonds mit einem höheren Active Share eher dazu neigen, andere Fonds outzuperformen.64 In Extremfällen hat ein niedriger Active Share sogar schon zu rechtlichen Schritten geführt, da Kunden beklagten, zu Unrecht aktive Gebühren für Index-Tracking bezahlt haben zu müssen.65 26 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN Führen Sie Trading-Prinzipien ein: Erstellen Sie Regeln für Kauf-, Verkaufs- und Dimensionierungsentscheidungen. Investment Manager sollten die Effektivität ihrer Kauf-, Verkaufs- und Dimensionierungsentscheidungen analysieren. Basierend auf Zeithorizont und Investmentstil können sie Regeln aufstellen, um zur richtigen Zeit die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ein Manager kann zum Beispiel festlegen, dass ein Portfolioanteil immer dann überprüft wird, wenn er um einen bestimmten Betrag/ Wert underperformt, oder wenn er für einen bestimmten Zeitraum zu diesem Portfolio gehört hat.66 Stellen Sie neue Mitarbeiter nach ihrem EQ (Emotionaler Quotient) ein: Entwickeln Sie einen Gesprächsleitfaden zur Bestimmung emotionaler Intelligenz und verwenden Sie dafür auch psychometrische Tests. Forschungen zeigen, dass es schwierig ist, Menschen einen höheren EQ anzutrainieren.67 Das erhöht die Notwendigkeit, potenzielle Kandidaten im Vorfeld zu screenen. So schlug ein Psychologe einer führenden amerikanischen Universität vor, Kandidaten zunächst einfache Tests machen zu lassen, um das Basisniveau ihrer emotionalen Intelligenz zu bestimmen. Ein Beispiel dafür ist der “Reading Mind in the Eyes”-Onlinetest.68 Weiterhin ist es wichtig, Mitarbeiter mit unterschiedlichen Ansichten und Lebenserfahrungen einzustellen. Dadurch werden Taktiken wie das Prinzip des Hinterfragens noch effizienter. Bieten Sie eine überschaubare Anzahl an Anlageoptionen an: Reduzieren Sie Komplexität und vermeiden Sie Paralyse durch (zu viel) Analyse, indem Sie die Zahl der Anlageoptionen begrenzen. Diese Strategie ist besonders für den Umgang mit Einzelanlegern empfehlenswert. Sie sagen zwar, sie wollten Auswahlmöglichkeiten, doch in der Praxis entscheiden sie sich doch meistens für vorgegebene Anlageoptionen.69 Es ist wichtig und notwendig, Wahlmöglichkeiten anzubieten. Zu viele Alternativen machen die Bewertung dieser Optionen für Anleger jedoch zu einer fast unlösbaren Aufgabe, die nicht selten dazu führt, dass sie am Ende gar nichts auswählen,70 besonders dann, wenn ihr Wissen zu einem bestimmten Anlagethema begrenzt ist.71 Professionellen Investment Managern sollte natürlich ein breiteres Spektrum an Anlageoptionen zur Verfügung stehen, doch auch sie können von der Simplifizierung ihres Anlageuniversums profitieren, indem sie die Anzahl ihrer Portfoliobestände auf ein leichter überschaubareres Niveau reduzieren und den Fokus auf die Entscheidungen legen, die für positive Ergebnisse am ausschlaggebendsten sind. 27 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN Ziehen Sie Vergleiche: Stellen Sie Verbindungen zwischen einer aktuellen Anlagetheorie und vergleichbaren historischen und aktuellen Anlagebeispielen her, um herauszufinden, ob gegenwärtige Renditeerwartungen realistisch sind. Selbstüberschätzung und Kontrollillusion können sowohl Investmentprofis als auch Einzelanleger dazu verleiten, die Richtigkeit ihrer Prognosen zu überschätzen.72 Ein Lösungsansatz wäre, das Ergebnis vergangener und aktueller Investmentbeispiele mit einer spezifischen Anlagetheorie zu vergleichen. So könnte beispielsweise ein Wachstumsinvestor Vergleiche zwischen der Theorie hinter einem aktuellen Technologiebestand und anderen Technologietiteln mit ähnlichen Charakteristiken ziehen. Verwenden Sie Checklisten: Nutzen Sie Checklisten, um jede Anlageentscheidung am vorgesehenen Anlageprozess zu überprüfen. Sinn und Zweck eines Anlageprozesses ist es, Wiederholbarkeit zu schaffen. Das kann nur gelingen, wenn der Prozess auf jede anlagebezogene Entscheidung angewendet wird. Eine Checkliste hilft dabei, sicherzustellen, dass nichts übersehen wurde, bevor eine Anlageentscheidung getroffen wird. Taktiken, die binnen eines Jahres umsetzbar sind: Überarbeiten Sie Ihre Incentive-Struktur: Etablieren Sie eine Vergütungsstruktur, die auch an die Erreichung der Anlegerziele gebunden ist. Das ist zugegebenermaßen eine der schwierigsten und gleichzeitig auch eine der wichtigsten Maßnahmen. Generell sollte versucht werden, Vergütung(en) mit langfristigen Anreizen zu verknüpfen und die Interessen weitestgehend in Einklang zu bringen. Anstelle von Vergütung auf Basis von Performance oder Assets under Management sollten Anreize für vernünftige Verhaltensweisen geschaffen werden, die auf die Erreichung der Ziele einer Organisation ausgerichtet sind. Vergütungsstrukturen mit kurzfristigem Charakter sollten ebenso vermieden werden wie das Belohnen übergroßer Risikobereitschaft. Führen Sie unterschiedliche Risikoanalysen durch: Identifizieren Sie die unterschiedlichen Risikomerkmale von Wertpapieren innerhalb einer Assetklasse und zwischen allen Assetklassen durch den Einsatz von Faktormodellen und fortgeschrittener Risikoanalyse. Wertpapiere innerhalb einzelner Assetklassen haben häufig ganz unterschiedliche Risikomerkmale. Asset-Manager, institutionelle Anleger und auch private Anleger können davon profitieren, die Risikostrukturen ihrer Portfolios mehrfach zu analysieren, um die entsprechenden Schwachstellen besser kennenzulernen. Liefern Sie persönliche Performance: Verwenden Sie ein Performance-Bewertungsmodell mit vier Komponenten mit dem Schwerpunkt auf Alpha/Beta-Generierung, Kapitalschutz, Steuerung der Aktiva und Passiva und Ergebnissteuerung. 28 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN Investmentlösungen sollten grundsätzlich nach diesen vier Schlüsselkomponenten für die individuellen Bedürfnisse eines jeden Anlegers maßgeschneidert werden. Fördern Sie Finanzkompetenz: Entwickeln Sie Programme zur Einführung von Mindeststandards im Bereich der Finanzkompetenz. Die Investmentbranche würde ohne jeden Zweifel von besser ausgebildeten Anlegern profitieren. Da das Thema Anlegerschulung in den meisten Ländern jedoch stiefmütterlich behandelt wird, müssen die Branchenteilnehmer selbst zuerst auf Mikroebene aktiv werden. Sie könnten beispielsweise Mindestkompetenzstandards für Anleger etablieren, damit diese ein besseres Verständnis für ihre Anlageoptionen erhalten. Tests über Finanzwissen können dabei das aktuelle Kompetenzniveau der Kunden ermitteln. Verbessern Sie Ihre Unternehmenskultur: Fördern Sie eine Unternehmenskultur, in der Organisationsziele über individuelle Ziele gestellt werden. Eine Unternehmenskultur zu verändern ist eine Herkulesaufgabe, die auch längst nicht in allen Organisationen begrüßt wird. Dessen ungeachtet sollten Unternehmen grundsätzlich darauf achten, dass “der Schutz und die Wahrung des eigenen Images” nicht etwa einen “größeren Einfluss auf die Entscheidungsfindung ausübt als die Erreichung der Organisationsziele”.73 Stattdessen sollten sie Fehler als Chance für Verbesserung sehen, diese zeitnah erkennen und zur Sprache bringen. Dieser Prozess sollte helfen, Organisationen ihrem wichtigsten Ziel näher zu bringen, nämlich wahrem Erfolg. FAZIT Finanzfolklore in ihrer gegenwärtigen Form ist zum Scheitern verurteilt, daher brauchen wir eine neue Folklore, die den Weg zu wahrem Erfolg bereitet. Anbieter und Anleger müssen neue Verhaltensweisen entwickeln, um zur Wertschöpfung bei Alpha und bei den Anlegerzielen beizutragen. Durch praktische Vorgehensweisen und eine Neuausrichtung ihrer Aktivitäten können die Branchenteilnehmer ihre Aussicht auf wahren Erfolg verbessern. Und im Zuge der Veränderung einzelner Verhaltensweisen wird sich Schritt für Schritt auch die Branche als Ganzes verändern. Neue Verhaltensweisen führen zu neuen Überzeugungen, und mit der Zeit wird und muss daraus eine neue Finanzfolklore entstehen. Der wahre Erfolg unserer Branche hängt davon ab. 29 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN Appendix Ursachen und damit verbundene Voreingenommenheiten Aktivität Definition Folklorekategorie Fokus auf Modelle und Bewertung Verlassen auf Modelle und Bewertungen, um Investmententscheidungen zu treffen. Folklore der Zeit Rückschau, Kontrollillusion, Herdentrieb, Selbstüberschätzung, Phantasieobjekte Priorisierung der Ziele Schwerpunkt auf langfristige Ziele gegenüber kurzfristigen Gewinnen. Folklore der Zeit Kurzfristigkeit, Status Quo, Selbstbeherrschung, Verlustaversion, Entscheidungsmüdigkeit Fokus auf frühere Performance Verlassen auf frühere Performance um Investmententscheidungen zu treffen und Anbieter auszuwählen. Folklore der Zeit Rückschau, Kontrollillusion, Herdentrieb Effektive Informationsverarbeitung Fähigkeit, alle relevanten Informationen zu erfassen, zu verarbeiten und objektiv anzuwenden, um Entscheidungen zu treffen (einschließlich neuer Erkenntnisse). Folklore des Wissens Konservativer Bias, Bestätigung, Anschein, Anker, Einordnung, Verfügbarkeit, Home Bias, Mentale Buchführung, Besitztumseffekt, Reueaversion, Heuristik, Dispositionseffekt, Kognitive Dissonanz Realistische Selbsteinschätzung Fähigkeit, die Grenzen eigenen Wissens und Könnens zu erkennen. Folklore des Wissens Selbstwert, Selbstüberschätzung, Rückschau, Kontrollillusion Empathische Kommunikation Fähigkeit, mit Kunden und Kollegen effektiv kommunizieren zu können. Folklore des Wissens Wertzuschreibung, Selbstüberschätzung Schmerzempfindlichkeit Bewusstsein einer natürlichen Neigung, Unangenehmes zu vermeiden. Folklore falscher Bequemlichkeit Karriererisiko, Verlustaversion, Reueaversion, Kognitive Dissonanz Traditioneller Benchmark Fokus Verwendung irrelevanter Benchmarks zur Performancemessung. Tendenz zu Benchmarkfehlern. Folklore falscher Bequemlichkeit Herdentrieb, Kontrollillusion, Reueaversion, Karriererisiko Verlassen auf externe Quellen Einsatz von Beratern, Ratingagenturen und Style Boxes; Vergleich mit dem Wettbewerb. Folklore falscher Bequemlichkeit Karriererisiko, Herdentrieb, Reueaversion 30 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN Voreingenommenes Verhalten (Bias) Anker-Bias – beginnt eine Analyse mit einer vorgegebenen Zahl im Kopf und passt stets von dieser Zahl ausgehend an. Diese “Anker”- Zahl beeinflusst in unangemessener Weise die letztendliche Schlussfolgerung. (Bunn 1975) Rückschaufehler – vergangene Ereignisse werden so eingeschätzt, als seien sie vorhersehbar und logisch zu erwarten gewesen, bevor sie eingetreten sind. (Fischhoff 1975) Verfügbarkeits-Bias – gewichtet einfach erinnerbare und neuere Informationen höher als solche, die weniger präsent oder schwerer verständlich sind. (Taylor 1982) “Home Bias” – Halten eines hohen Anteils von Investments im Heimatmarkt, im Gegensatz zu internationaler Diversifizierung. (Coval 1999) Karriere Risiko – tritt dann ein, wenn die Bezahlung oder die Entscheidung über die weitere Beschäftigung eines Investment Managers direkt von seiner Performance abhängt und ihn zu kurzfristigem und irrationalem Verhalten treibt. (Dasgupta 2006) Kognitive Dissonanz – Gefühl des Unwohlseins, das entsteht, wenn man mit neuen Erkenntnissen konfrontiert wird, die bestehenden Überzeugungen widersprechen. (Festinger 1962) Bestätigungs-Bias – Auswahl, Überbewertung oder Fehlinterpretation von Informationen, die frühere Überzeugungen bestätigen, bei gleichzeitigem Ignorieren entgegengesetzter Erkenntnisse. (Nickerson 1998) Konservativer Bias – frühere Ansichten oder Prognosen werden beibe halten, indem neue Erkenntnisse nicht angemessen berücksichtigt werden. Dies führt dazu, die ursprünglichen Überzeugungen überzubewerten und neue Erkenntnisse nicht ernst genug zu nehmen. (Ritter 2003) Entscheidungsmüdigkeit – die Qualität von Entscheidungen nimmt im Laufe der Zeit ab, wenn schon eine ganze Reihe von Entscheidungen getroffen worden sind. Sie führt zu unangemessener Berücksichtigung von Informationen und übereilten Beurteilungen. (Tierney 2011) Dispositionseffekt – übereilter Verkauf von Assets mit positiver Wertentwicklung, während gleichzeitig Positionen mit negativer Entwicklung zu lange gehalten werden. (Shefrin 1985) Kontrollillusion – die Annahme, man könne Ergebnisse kontrollieren und beeinflussen, über die man tatsächlich keine Kontrolle ausüben kann. (Langer 1975) Verlustaversion – Verluste und Nachteile werden höher gewichtet als Gewinne und Vorteile. Der aus Gewinnen abgeleitete Nutzen ist geringer als der durch einen Verlust aufgegebene Nutzen. (Tversky 1991) Mentale Buchführung – mit gleichgroßen Geldmengen wird unterschiedlich umgegangen, je nachdem, welcher Kategorie das Geld zugeordnet wird. Das Vermögen wird mental in voneinander getrennte und nicht austauschbare gedankliche Konten eingeteilt, während Geld in Wirklichkeit von Natur aus austauschbar ist. (Thaler 1980) Selbstüberschätzung – unbegründetes Zutrauen in die eigene Urteilsfähigkeit, welches die tatsächliche Treffsicherheit der eigenen Entscheidungen übersteigt. (Gerry 2002) Phantasieobjekt – gedankliche Projektion, in der durch eine bestimmte Situation genau die Wünsche einer Person erfüllt werden. Diese Vorstellung bringt Anleger dazu, in einem Investment das zu sehen, was sie sehen möchten. (Tuckett 2008) Reueaversion – eine Handlung wird vermieden, um keine Entscheidung bereuen zu müssen. (Humphrey 2004) Besitztumseffekt – ein Vermögenswert wird höher eingeschätzt als sein objektiver Wert ist, sobald er selbst gehalten wird. (Kahneman 1991) Repräsentativitäts-Bias – neue Erkenntnisse werden aufgrund vergangener Erfahrungen und Klassifizierungen bewertet, auch wenn diese Kategorisierungen nicht unbedingt auf die neuen Erkenntnisse zutreffen. (Kahneman 1972) Emotionaler Quotient – die Ausprägung der Fähigkeit, zu verstehen, was andere Menschen bewegt und sich in der Zusammenarbeit mit ihnen kooperativ zu verhalten. (Gardner 1983) Selbstwertdienliche Verzerrung – die Neigung, positive Ereignisse den eigenen Eigenschaften zuzuordnen, negative Ereignisse hingegen äußeren Faktoren. (Boyes 2013) Einordnungs-Bias – eine Entscheidung wird davon abhängig gemacht, wie die unterschiedlichen Optionen formuliert sind. (Tversky 1981) Selbstbeherrschungs-Bias – kein Erfolg bei den langfristigen Zielen in Ermangelung an Selbstdisziplin. Kurzfristiges Erfolgsstreben kollidiert mit der Verfolgung langfristiger Ziele. (Pompian 2006) Spekulativer Trugschluss – die Annahme, dass es weniger wahrscheinlich ist, dass ein Ereignis, das erst kürzlich eingetreten ist, erneut eintritt, wissend, dass die statistische Wahrscheinlichkeit des Eintritts davon nicht abhängt. (Clotfelter 1993) Herdentrieb – Handeln wie die anderen Anleger, auf der gleichen Seite des Marktes, in den gleichen Wertpapieren und ohne dem widersprechende Erkenntnisse wahrzunehmen. Dient oft der Rückversicherung und Bequemlichkeit. (Grinblatt 1995) Heuristik – aus einfachen Regeln werden Leitsätze für die Entscheidungsfindung abgeleitet. Sie bestehen aus “gedanklichen Shortcuts”, die bestimmte Aspekte der Entscheidung beleuchten, andere jedoch ausblenden. (Nielsen 1994) 31 • Kurzsichtiges Denken – Investments werden vermieden, die für die Zukunft nötig wären, denen aber kurzfristige Vorteile geopfert werden müssten. (Laverty 1996) Status-Quo-Bias – anstelle einer notwendigen Veränderung wird nichts unternommen bzw. wird eine frühere Entscheidung beibehalten. (Kahneman 1991) Wertzuschreibung – einer Person oder einer Sache werden bestimmte Qualitäten zugeschrieben, die eher auf dem wahrgenommenen Wert beruhen als auf objektiven Daten. (Brafman 2008) FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN Autoren Suzanne L. Duncan, Sean D. Fullerton CFA, Samuel Humbert, Mirtha D. Kastrapeli, Kelly J. McKenna and Nidhi V. Shandilya CFA Danksagungen Wir bedanken uns sehr herzlich bei unseren 200 Interviewpartnern und bei sämtlichen Umfrageteilnehmern für ihre Mitwirkung an unserer wissenschaftlichen Studie. Wir danken auch jedem unserer externen und internen Gutachter/Reviewer. Sie alle haben mit Ihrem Feedback einen wertvollen Beitrag zu diesem Forschungsprojekt geleistet. Wir bedanken uns außerdem bei Emil Chan, David Haarmeyer, Brian Hawko, Samir Gupta, Mimmi Kheddache-Jendeby, Elizabeth McCann, Tim Pollard, Ravi Prakash, Nicola Roemer, Kathy Savage, Graham Sinclair, Gaurav Tiwari, Tamsen Internetster, State Street Global Marketing und Core Data. Abschließend geht unser Dank auch an Robert McDowall und die Folklore Society www.folklore-society.com. 32 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN Anmerkungen und Literaturhinweise gangen ist, während der Anteil der Fonds, die unter der Benchmark blieben, von 9,2 Prozent auf 24.0 Prozent gestiegen ist. Und obwohl die Zahl aktiv verwalteter Fonds im selben Zeitraum dramatisch gestiegen ist, gibt es gleichzeitig immer weniger Fondsmanager, die über einen längeren Zeitraum in der Lage sind, Titel auszuwählen, die rentabel genug sind, um ihre Kosten wieder wett zu machen” Quelle: Barras, Laurent, Olivier Scaillet und Russ Wermers. “False Discoveries in Mutual Fund Performance: Measuring Luck in Estimated Alphas.” The Journal of Finance 65.1 (2010): 179–216. Sämtliche in dieser Publikation nicht ausdrücklich zitierten Angaben stammen aus der Studie des Center for Applied Research aus dem Jahr 2014 – “Die Folklore der Finanzwirtschaft: Wie Glaubenssätze und Verhaltensmuster Erfolg im Investment-Management verhindern.” 1 Shub et al. “Global Asset Management 2014: Steering the Course to Growth.” BCG Perspectives. 16. Juli 2014. Internet. <https://www. bcgperspectives.com/content/articles/ financial_institutions_global_ asset_management_2014_steering_ course_growth/#chapter1>. 2 Warren Buffetts Anlage-Stil ist nicht primär auf Alpha fokussiert und er investiert mehr durch seine Firma als durch ein traditionelles Investment-Portfolio. Seine Popularität bewegte uns jedoch dazu, ihn hier zu erwähnen. 3 Ervolini, Michael. Managing Equity Portfolios: A Behavioral Approach to Improving Skills and Investment Processes. Cambridge: MIT, 2014. 4 State Street Center for Applied Research Umfrageauswertung 2014; Frage: Welcher Anteil der Branchenausgaben wird Ihrer Ansicht nach im Vergleich mit anderen Kosten für die Generierung von Alpha aufgewendet? Unter den Befragten sind auch institutionelle Anleger und Asset Manager. 5 State Street Center for Applied Research Umfrageauswertung 2014; Frage: Unabhängig von der Assetklasse, welcher Preis (als Prozentsatz der Outperformance) erscheint Ihnen für Alpha gerechtfertigt? Unter den Befragten sind auch institutionelle Anleger. 6 Boston Consulting Group: Global Asset Management 2014: Steering the Course to Growth https://www.bcgperspectives.com/content/ articles/financial_institutions_global_asset_management_2014_ steering_ course_growth/?chapter=2 liefert einen Nachweis über das Volumen globaler Assets under Management und den Anteil an aktiven Mandaten. Diese Zahl entsteht annähernd durch das Multiplizieren von Assets under Management (68 Bio. USD) mit der durchschnittlich veranschlagten Gebührenhöhe einschl. Beratungsgebühren (1 %), und dem Anteil an aktiven Mandaten (85 %). 7 Eine Analyse von mehr als 1.179 dänischen, europäischen und US-amerikanischen Fonds hat ergeben, dass aktiv verwaltete Fonds im Vergleich mit passiv verwalteten Fonds und ETFs nicht signifikant besser abgeschnitten haben. Quelle: Friedrichsen, Otto. “Are Actively Managed Mutual Fonds Really Worth It?”, 2013. http://pure.au.dk/ portal-asb-student/files/52840410/ Are_Actively_Managed_Mutual_ Fonds_Really_Worth_It_A_Studie_ On_Performance_of_ETFs_Active_ and_Passive_Mutual_Fonds_in_ Denmark_Europe_and_USA.pdf>. 8 “Bei Fondmanagern aus entwickelten Märkten und aus Schwellenmärkten lag die Versagensquote beim Erreichen oder Übertreffen von Benchmarks bei 85 % respektive 86 %. Bei Bond Managern lag sie bei durchschnittlich 78 % (einschl. 93 % bei Hochzinsanleihen und 86 % bei Hypothekenpfandbriefen) über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren.” Quelle: S&P’s SPIVA Scorecard 2012. 9 33 “Insbesondere fällt uns auf, dass der Anteil von Fonds, die besser als die Benchmark performten, von 14,4 Prozent zu Beginn des Jahres 1990 auf 0,6 Prozent am Ende des Jahres 2006 zurückge- • 10 Auf Basis der jüngsten verfügbaren Daten. “Is Your Infrastructure Ready for Big Data?” IBM. Internet. <http://www-03.ibm.com/systems/storage/ infographic/storwize-data.html>. 11 “Der Unterschied zwischen dem besten und einem mittelmäßigen Fondsmanager [Large Cap-US-Fonds] wird immer kleiner, dementsprechend liegen die Ergebnisse auch immer enger beieinander. Bei den Olympischen Spielen haben wir das auch beobachtet: Der Goldmedaillengewinner war gar nicht so viel schneller als die Silber- und Bronze-Läufer. In der InvestmentBranche ist es genauso.” Segal, Julie. “Is Alpha Dead?” Institutional Investor. 9. September 2013. Internet. <http://www.institutionalinvestor.com/ media/3252491/Is-Alpha-Dead.html#.VC7swildVvQ>. 12 Grant, Adam. “Michael Mauboussin on the ‘Success Equation’.” Knowledge @ Wharton. Universität von Pennsylvania, 6. März 2013. Internet. <http://knowledge.wharton.upenn.edu/article/ michael-mauboussin-on-the-success-equation/>. 13 Gould, Stephen. Triumph and Tragedy in Mudville: A Lifelong Passion for Baseball. New York: W.W. Norton, 2004. 151–172. Printausgabe. 14 State Street Center for Applied Research Umfrageauswertung 2014; Frage an Retailanleger: Wenn Investment-Anbieter eine höhere Rendite erzielen als ein Index (z. B., S&P 500, DAX, FTSE), halten Sie das für Zufall oder für das Ergebnis von Know-How? Frage an Investmentprofis: Wie viel Prozent des branchenweiten Alpha basieren auf Know-How (im Gegensatz zu Glück)? 15 IBM-Analysen zeigen, dass in den letzten 20 Jahren ein Großteil des Vermögens der Finanzbranche aus der Ausnutzung sogenannter “Pockets of Opacity” kam – d. h. es wurden komplexe Finanzprodukte entwickelt, gekauft und verkauft, und dies häufig über nur unzureichend regulierte Institutionen. Aus dieser Praxis kann jedoch keine nachhaltige Wertschöpfung entstehen. So sind die globalen Renditen traditioneller “Pockets of Opacity” inzwischen dramatisch gefallen. Quelle: Duncan, Suzanne, Daniel Latimore and Shanker Ramamurthy. “Toward Transparency and Sustainability.” IBM. 1. April 2009. Internet. <https://www.ibm. com/smarterplanet/global/files/us__en_ us__banking__gbe03214- usen_financialorder.pdf>. 16 Das wirft die Frage auf, wie viel aktives Investment Management zur Unterstützung von Preisbildung nötig ist. In unseren Gesprächen mit Wissenschaftlern und Investmentprofis wurde am häufigsten die Meinung geäußert, dass ca. 15–30 Prozent der branchenweiten Assets aktiv gemanagt werden sollten. Diese Einschätzung stellt einen massiven Gegensatz zu der Tatsache dar, dass der derzeitige FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN Anteil an aktiv verwalteten Investments etwa 85 Prozent der weltweiten Assets under Manage¬ment ausmacht. Der gegenwärtige Gleichgewichtspunkt ist unbekannt, doch die Meinung der befragten Finanzexperten ist dennoch hochinteressant. 17 State Street Center for Applied Research Studie 2012 — “The Influential Investor: How Investor Behavior is Driving Performance.” 18 State Street Center for Applied Research Anonymes Interview. 2014. 19 Michael Roberge, Präsident und CIO von MFS Investment Management (420 Milliarden USD in AUM), aus: Comtois, James. “Savvier Investors Taking Bigger Role with Manager.” Pensions & Investments. 26. Mai 2014. Internet. <http:// www.pionline.com/article/20140526/PRINT/305269979/ savvier-investors-taking-bigger-role-with-Manager>. 20 State Street Center for Applied Research Umfrageauswertung 2014; Fragen: In wieweit stimmen Sie folgenden Aussagen zu? AlphaGenerierung ist für die Anlageziele meiner Organisation wichtig; Meine Organisation versteht ihre Ziele zur Alpha-Generierung; Meine Organisation kommuniziert ihren Investment-Anbietern die Ziele zur Alpha-Generierung klar und deutlich; Mein(e) Anbieter versteht/verstehen die Ziele meiner Organisation zur Alpha-Generierung; BetaGenerierung ist für die Anlageziele meiner Organisation wichtig; Meine Organisation versteht ihre Ziele zur Beta-Generierung; Meine Organisation kommuniziert ihren Investment-Anbietern die Ziele zur Beta-Generierung klar und deutlich; Mein(e) Anbieter versteht/ verstehen die Ziele meiner Organisation zur Beta-Generierung; Kapitalschutz ist für die Anlageziele meiner Organisation wichtig; Meine Organisation versteht ihre Kapitalschutz-Ziele; Meine Organisation kommuniziert ihren Investment-Anbietern ihre Kapitalschutz-Ziele klar und deutlich; Mein(e) Anbieter versteht/verstehen die Kapitalschutz-Ziele meiner Organisation; Steuerung der Aktiva und Passiva ist für die Anlageziele meiner Organisation wichtig; Meine Organisation kommuniziert ihren Investment-Anbietern die Ziele zur Steuerung der Aktiva und Passiva klar und deutlich; Mein(e) Anbieter versteht/verstehen die Ziele meiner Organisation zur Steuerung der Aktiva und Passiva; Ergebnissteuerung ist für die Anlageziele meiner Organisation wichtig; Meine Organisation versteht ihre Ziele zur Ergebnissteuerung; Meine Organisation kommuniziert ihren Investment-Anbietern die Ziele zur Ergebnissteuerung klar und deutlich; Mein(e) Anbieter versteht/verstehen die Ziele meiner Organisation zur Ergebnissteuerung. 21 Perry, Alan, John Ehrhardt and Zorast Wadia. “2013 Pension Funding Study.” Milliman. 25. März 2013. Internet. <http://www. milliman.com/insight/eb/2013-Pension-Funding-Study/>. 22 State Street Center for Applied Research Umfrageauswertung 2014; Frage: Welche der folgenden Optionen würde Ihnen besser erlauben, Ihre Anlageziele zu erreichen? Wählen Sie zwei aus: Wenn ich ein größeres Investment-Know-How hätte; Wenn ich meinen Anlagezielen mehr Zeit widmen würde; Wenn die Produktgebühren niedriger wären; Wenn ich von einem Finanzberater oder einer Person meines Vertrauens gut / besser beraten würde; Wenn Anlageberatung erschwinglicher wäre; Keine – Ich erreiche bereits meine Anlageziele; Weiß nicht; Andere. 34 • 23 Siehe z. B. Graham Hand, “Does the Public Hate Us?” Cuffelinks, 17. Juli 2014, welche Referenzdaten von Börsenund Versicherungsmaklern (und seit einiger Zeit auch von Finanzplanern) schnitten deutlich schlechter ab als die von Buchhaltern und Bankmanagern seit 1985. 24 CFA Institute & Edelman Investor Trust Studie. CFA Institute. Internet. <http://www.cfainstitute.org/learning/future/getinvolved/ Pages/ investor_trust_Studie.aspx?PageName=searchresults&Resu lts Page=1>. 25 “Private Equity: Remarkably Easy?” Chief Investment Officer. 30. Juni 2014. Internet. <http://www.ai-cio.com/channel/ NEWSMAKERS/Private_Equity__Remarkably_Easy_.html>. 26 Weitere Beispiele schließen australische Superannuation-Fonds mit ein (Quelle: “To Outsource, Or Not To Outsource — That Is The Australian Question.” Chief Investment Officer. 29. Mai 2013. Internet. <http://www.ai-cio.com/channel/manager_selection/ to_ outQuelle,_or_not_to_outQuelle_–_that_is_the_austra¬lian_question.html>.); Abu Dhabi Investment-Experte (Quelle: “Abu Dhabi Moves Further from External Fund Manager….” Chief Investment Officer. 28. Mai 2013. Internet. <http://www.ai-cio. com/channel/ NEWSMAKERS/Abu_Dhabi_Moves_Further_from_ External_Fund_ Manager….html>.); und US Pensionsfonds (Quelle: Williamson, Christine. “‘Insourcing’ Trend Growing among Big Institutional Investors.” Pensions & Investments. 13. Mai 2013. Internet. <http://www.pionline.com/article/20130513/PRINT/305139976/ insourcing-trend-growing-among-big-institutional-investors>.) 27 State Street Center for Applied Research Umfrageauswertung 2014; Frage: In wieweit stimmen Sie folgenden Aussagen aus der heutigen Investmentwelt zu bzw. nicht zu? (Finanzinstitute neigen dazu, Produkte und Dienstleistungen anzubieten, von denen sie selbst am meisten profitieren — Finanzinstitute neigen dazu, Produkte und Dienstleistungen anzubieten, von denen Kunden am meisten profitieren). 28 State Street Center for Applied Research Studie 2012 — “The Influential Investor: How Investor Behavior is Driving Performance.” 29 Fang, Lily; Ivashina, Victoria und Lerner, Josh. The Disintermediation of Financial Markets: Direct Investing in Private Equity. No. w19299. National Bureau of Economic Research, 2013. 30 Keating, Paul John ehemaliger australischer Premierminister. “Where Did SMSFs Come From, and Where Are They Going?” Cuffelinks. 14. Februar 2013. Internet. <http://cuffelinks.com.au/ where-did-smsfs-come-from-and-where-are-they-going/>. 31 “Self-Managed Super Funds.” Australische Steuerbehörde. 1. Juni 2014. Internet. <https://www.ato.gov.au/ Super/Self-managedsuper-Fonds/In-detail/Statistics/ Quarterly-reports/Self-managedsuper-fund-statistical-report---Juni- 2014/?page=2#SMSF_population_table___annual_data>. 32 State Street Center for Applied Research Umfrageauswertung 2014; Aussage: Ich halte es für gut, dass ich meine Anlageentscheidungen selbständig treffen kann (im Gegensatz dazu: Jemand anderer entscheidet, z. B. mein Arbeitgeber). Stimme zu; Stimme nicht zu. Bitte FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN beachten: Diese Frage bezieht sich speziell auf die Einstellung von Anlegern gegenüber beitragsorientierten Versorgungsplänen. 33 State Street Center for Applied Research Umfrageauswertung 2014; Frage: Was war bisher ihre beste Vermögensanlage? Haben Sie darüber ganz allein entschieden oder wurde ihre Entscheidung durch jemand anderen wesentlich beeinflusst? Allein meine Entscheidung; Beeinflusst durch Familienmitglied / Freund; Beeinflusst durch eigenen Bankberater; Beeinflusst durch unabhängigen Finanzberater; Beeinflusst durch eigenen Versicherungsberater; Beeinflusst durch meinen Pensionsplan; Beeinflusst durch meinen Anwalt; Bitte beachten: Diese Frage bezieht sich speziell auf die Einstellung von Anlegern gegenüber beitragsorientierten Versorgungsplänen. “Unser Philosophie ist recht simpel,” so Mr. Mock, Präsident und CEO von OTPP, dessen Jahresgehalt im vergangenen Jahr 2,9 Millionen USD betrug. “Wenn Sie eine Spitzenperformance wollen, brauchen Sie dafür Spitzenmanager …” Wir müssen damit anfangen, marktübliche Sätze zu bezahlen. Wir müssen damit anfangen, für Performance zu bezahlen. Im Moment kann unser Portfoliomanager zwischen 700.000 und 900.000 USD verdienen, während viele unsere Vizepräsidenten/leitenden Angestellten 2 Millionen USD machen können. Das ist keine normale Vergütung für einen Pensionsplan.” Chris Newlands, “Ontario Pension Tsar’s Harsh Hedge Fund Lesson,” Financial Times, 3. August , 2014. 34 State Street Center for Applied Research Umfrageauswertung 2014; Frage: Glauben Sie, dass technologische Fortschritte im Bereich der Anlageberatung in der Zukunft den Anlegern in Bezug auf Wert- und Kostenanalyse einen höheren Nutzen bringen als Finanzberater? Ja; Nein. 35 Investment-Anbieter gaben “Entwicklung neuer Produkte” als ihre Nr. 1-Strategie für die nächste Dekade an. Quelle: Center for Applied Research Analysis, 2012. Frage: Welche sind in den nächsten 10 Jahren Ihre strategischen Geschäftsprioritäten? Wählen Sie bis zu zwei aus. Mergers & Acquisitions/ Firmenzusammenschlüsse und Akquisitionen; Veräußerungen; Entwicklung neuer Produkte; Entwicklung neuer Lösungsansätze; Ausweitung der Risikomanagement-Fähigkeiten; AnlagentalentPlanung/Talentmanagement; Veränderung des Governance-Modells; Kundenanalyse/-segmentierung; Vergütungsstrukturen; Ausweitung der Fähigkeiten zur Einhaltung behördlicher Vorschriften. https:// www.cabotresearch.com/issue17.php>. 36 “Beware Phantastic Investments.” Cabot Research. 6. Januar 2010. Internet. <https://www.cabotresearch.com/issue17.php>. 37 http://www.afsnet.org/?page=WhatIsFolklore. 2014. 38 Heath, Chip und Heath, Dan. Made to Stick: Why Some Ideas Survive and Others Die. Random House LLC, 2007. 39 In den USA belief sich im Zeitraum zwischen 2001 und 2006 die durchschnittliche Fehlerquote bei 24-Monats-Prognosen auf 93 % und bei 12-Monats-Prognosen auf 47 %. Die europäischen Vergleichsdaten sind nicht minder besorgniserregend: Dort belief sich die durchschnittliche Fehlerquote bei 24-Monats-Prognosen auf 95 % und bei 12-Monats-Prognosen auf 43 %. Quelle: James Montier et al. Mind Matters: The dangers of DCF. Societe Generale Cross Asset Research. 9. September 2008: 2–4. <http://csinvesting. org/wp-content/uploads/2012/06/dangers-of-dcf.pdf>. 35 • 40 Soe, Aye. “Does Past Performance Matter? The Persistence Scorecard.” S&P Dow Jones Indices. McGraw Hill Financial, 1. Juni 2014. Internet. <http://www.spindices.com/documents/spiva/ persistence-scorecard-Juni-2014.pdf>. 41 Whitehead, Marcus. “Genuine Active Manager Can Add Value.” Financial Times. 10. Januar 2010. Internet. <http://www. ft.com/cms/s/0/b4cb4ed2-fdc6-11de-9340-00144feab49a. html#ixzz3E0RJx3J8>. Eine Studie über Manager-Entscheidungen, die 2009 von Blake, Timmermann, Tonks und Wermers am Beispiel von über 2.000 UK-Pensionsplänen über einen Zeitraum von 20 Jahren durchgeführt wurde, legt zum einen nahe, dass meistens Investment Manager entlassen wurden, die eine UK Equity Benchmark deutlich underperformed hatten; zum anderen, dass meistens Investment Manager angeworben wurde, die kurz zuvor die Benchmark outperformed hatten; und schließlich, dass sowohl die entlassenen als auch die neu angeworbenen Investment Manager Renditen produzierten, die im Wesentlichen dem Benchmark-Index nach dem Jobwechsel entsprachen mit anderen Worten, sie performten beide in Übereinstimmung mit einem Index-Tracker. Eine Studie von Goyal und Wahal aus dem Jahr 2008 beschäftig sich mit ähnlichen Einstellungs- und Entlassungsentscheidungen am Beispiel von US-Pensionsfonds. Das Ergebnis zeigte, dass US-amerikanisch Fondsmanager üblicherweise aufgrund von Underperformance entlassen und nach einer deutlichen Outperformance eingestellt wurden. Wie im Vereinigten Königreich produzierten die outperformenden Manager nach ihrer Anwerbung Renditen, die im Wesentlichen dem Benchmark-Index entsprachen. Die andere Manager-Gruppe begann in der Zeit nach ihrer Entlassung, die Benchmark zu schlagen. 42 State Street Center for Applied Research Umfrageauswertung 2014; Frage: Welchen Zeitrahmen verwendet Ihre Organisation zur Bewertung der Performance von Investment-Anbietern/ der InvestmentPerformance von Portfolio Managern? 2) Welchen Zeitrahmen verwendet Ihre Organisation zur Bewertung der Investment-Performance von Portfolio Managern? 1–3 Monate; 4–6 Monate; 7–11 Monate; 1–3 Jahre; 4–9 Jahre; 10–20 Jahre 3) Welchen Zeitrahmen verwendet Ihre Organisation zur Bewertung der Investment-Performance von Portfolio Managern wie Ihnen selbst? 1–3 Monate; 4–6 Monate; 7–11 Monate; 1–3 Jahre; 4–9 Jahre; 10–20 Jahre. 43 “Nicht alles, was zählt, ist auch zählbar.” Quote Investigator. 26. Mai 2010. Internet. <http://quoteinvestigator.com/2010/05/26/ everything-counts-einstein/>. 44 State Street Center for Applied Research Umfrageauswertung 2014; Frage: Wenn der Wert Ihres Portfolios binnen eines Jahres um 20 % fiele, würden Sie eine konservativere Anlagestrategie in Erwägung ziehen? Ja; Nein. 45 Jenkinson, Tim; Jones, Howard und Martinez, Jose Vicente. Picking Winners?: Investment Consultants’ Recommendations of Fund Manager. Universität Oxford, 2013. 46 State Street Center for Applied Research Umfrageauswertung 2014 — “The Forgotten Investor: Investors tune out financial reforms against backdrop of mistrust.” FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN 47 State Street Center for Applied Research Umfrageauswertung 2014: Frage: Nach welchen Hauptkriterien bewertet Ihre Organisation Erfolg? Risikobereinigte Renditen unter Berücksichtigung einer bestimmten Benchmark; Risikobereinigte Renditen unter Berücksichtigung der Anlageziele meiner Organisation; Risikobereinigte Renditen unter Berücksichtigung der Ergebnisse meiner Kollegen. 48 State Street Center for Applied Research Umfrageauswertung 2014; Frage: Wie definieren Sie persönlich Investmenterfolg? Meine langfristigen Anlageziele konsequent verfolgen; Nur Gewinne und keine Verluste machen; Den Markt schlagen; Meine kurzfristigen Anlageziele erreichen; Besser als meine Freunde/Familie/Kollegen abschneiden; Andere. 49 Soon, Chun Siong, et al. “Unconscious Determinants of Free Decisions in the Human Brain.” Nature Neuroscience 11.5 (2008): 543-545. 50 Kahneman, Daniel. Schnelles Denken, Langsames Denken. New York: Farrar, Straus und Giroux, 2011. Printausgabe. 51 Narrative Trugschlüsse – Wie unwahre Geschichten unsere Ansichten beeinflussen und wie wir uns oft von bedeutungslosen Mustern täuschen lassen. Quelle: Taleb, Nassim Nicholas. The Black Swan: The Impact of the Highly Improbable Fragility. Random House LLC, 2010. 52 State Street Center for Applied Research Studie 2012 — “The Influential Investor: How Investor Behavior is Driving Performance.” 53 State Street Center for Applied Research Umfrageauswertung 2014; Basierend auf der Auswertung sämtlicher Antworten auf 13 Fragen zum Thema Finanzkompetenz. 54 State Street Center for Applied Research Umfrageauswertung 2014; Frage: Wenn Sie die Investmentprozesse Ihrer Firma verfolgt haben, doch im Vergleich zu Ihren Kollegen underperformed haben, glauben Sie, dass sich das negativ auf Ihre Arbeitsplatzsicherheit auswirken könnte? Ja, ich nehme an, dass man mich __ Monate nach meiner Underperformance entlassen würde; Nein, und dabei spielt die Dauer der Underperformance keine Rolle. 55 Daniel Bernoulli beschäftigt sich im Jahr 1738 als erster mit dieser Thematik. Kahneman und Tversky verwendeten diese Arbeit als Grundlage für ihre Neue Erwartungstheorie (“Prospect Theory”), der die meisten Begriffe (einschl. “endowment”) entstammen. 56 State Street Center for Applied Research 2014 Studie; Fragen: Welches Szenario würden Sie bei den folgenden Optionen bevorzugen? Eine 100 %-Chance auf den Gewinn von 80.000 USD; Eine 80 %-Chance auf den Gewinn von 100.000 USD bei einer 20 %-Chance auf keinerlei Gewinn. Welches Szenario würden Sie bei den folgenden Optionen bevorzugen? Eine 80 %-Chance auf den Verlust von 100.000 USD und einer 20 %-Chance auf keinerlei Verlust; Eine 100 %-Chance auf den Verlust von 80.000 USD. 57 36 Mit dieser Grafik soll kein Urteil über die relative Bedeutung von Alpha im Vergleich zu langfristigen Zielen abgegeben werden. Sie dient vielmehr dazu, Aktivitäten zu definieren, die für die Erreichung beider Konzepte essenziell sind. • 58 Jendeby, Mimmi K. Breaking the Psychological Code of Alpha — Improved Learning in Asset Management Organizations. Diss. Universität Göteborg, Lehrstuhl für Psychologie. 2014. 59 Asch, Solomon E. “Effects of Group Pressure Upon the Modification and Distortion of Judgments.” Groups, Leadership, and Men (1951): 222-236. 60 Asch, Solomon E. “Opinions and Social Pressure.” Readings About the Social Animal (1955): 17–26. 61 Lefevre, Edwin. Reminiscences of a Stock Operator. Vol. 176. John Wiley & Sons, 2012. 62 Jendeby, Mimmi K. Breaking the Psychological Code of Alpha — Improved Learning in Asset Management Organisations. Diss. Universität Göteborg, Lehrstuhl für Psychologie. 2014. 63 White, Amanda. “International Reaction to QSuper’s Innovation.” Top1000Fonds.com. 9. Mai 2014. Internet. <http://www.top1000Fonds.com/news/2014/05/09/ international-reaction-to-qsupers-innovation/>. 64 Petajisto, Antti. “Active Share and Mutual Fund Performance.” Financial Analysts Journal 69.4 (2013). 65 “Die schwedische Aktionärsvereinigung gab bekannt, rechtliche Schritte einzuleiten, mit der Begründung, dass Sparer dazu gebracht wurde, für etwas zu bezahlen, das sie nicht bekommen haben – aktives Fondsmanagement und die Chance, den Index zu schlagen.” Authers, John. “Active Fund Manager Are Closet Index Huggers.” Financial Times. 12. März 2014. 66 Ervolini, Michael. Managing Equity Portfolios: A Behavioral Approach to Improving Skills and Investment Processes. Cambridge: MIT, 2014. Printausgabe 67 Clarke, Nicholas. “Emotional Intelligence Training: A Case of Caveat Emptor.” Human Resource Development Review 5.4 (2006): 422-441. 68 http://kgajos.eecs.harvard.edu/mite/. 2014. 69 Beshears et al. “The Importance of Default Options for Retirement Saving Outcomes: Evidence from the United States.” Social Security Policy in a Changing Environment. Universitätsverlag der University of Chicago, 2009. 167–195. 70 Iyengar, Sheena S.; Huberman, Gur and Jiang, Wei. “How Much Choice is Too Much? Contributions to 401k Retirement Plans.” Pension Design and Structure: New Lessons from Behavioral Finance (2004): 83–95. 71 Greifeneder, Rainer; Scheibehenne, Benjamin und Kleber, Nina. “Less May be More When Choosing is Difficult: Choice Complexity and Too Much Choice.” Acta psychologica 133.1 (2010): 45–50. 72 Biais et al. “Judgemental Overconfidence, Self-Monitoring, and Trading Performance in an Experimental Financial Market.” The Review of Economic Studies 72.2 (2005): 287-312. 73 Jendeby, Mimmi K. Breaking the Psychological Code of Alpha — Improved Learning in Asset Management Organisations. Diss. Universität Göteborg, Lehrstuhl für Psychologie. 2014. FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN 37 • FINANZFOLKLORE: WIE ÜBERZEUGUNGEN UND VERHALTENSWEISEN ERFOLG IM INVESTMENT MANAGEMENT VERHINDERN Dieses Dokument dient privaten Informationszwecken. 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Wir empfehlen Ihnen, Ihren Steuer- oder Finanzberater zu Rate zu ziehen. Alle in diesem Dokument enthaltenen Informationen, einschließlich von State Street bezogener oder auf State Street zurückzuführender Angaben, stammen aus als zuverlässig eingestuften Quellen, für ihre Richtigkeit wird jedoch keine Gewähr übernommen. Die in der Vergangenheit erzielte Performance bietet keine Gewähr für zukünftige Anlageergebnisse. Darüber hinaus bieten Prognosen, Vorhersagen oder sonstige zukunftsgerichtete Aussagen oder Informationen – unabhängig davon, ob diese von State Street oder Dritten stammen – ebenfalls keine Gewähr für die zukünftige Wertentwicklung und sind grundsätzlich als nicht gesichert zu betrachten. Sie beruhen auf zu diesem Zeitpunkt geltenden Annahmen, deren tatsächliches Eintreten schwer vorhersehbar ist und die mit verschiedenen Risiken und Ungewissheiten behaftet sind. Die tatsächlichen Ergebnisse können daher erheblich von diesen Aussagen abweichen. 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