SÜDWESTRUNDFUNK SWR2 Wissen – Manuskriptdienst Land

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SÜDWESTRUNDFUNK SWR2 Wissen – Manuskriptdienst Land
SÜDWESTRUNDFUNK
SWR2 Wissen – Manuskriptdienst
Land unter in Itaipu – Die ökologischen und sozialen Folgen des brasilianischparaguayischen Wasserkraftwerks
Autorin: Gudrun Fischer
Redaktion: Detlef Clas
Regie: Carola Preuß
Sendung: Montag, 4. Oktober 2010, 8.30 Uhr, SWR 2
Bitte beachten Sie:
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Dieses Manuskript enthält Textpassagen in [Klammern], die aus Zeitgründen in
der ausgestrahlten Sendung gekürzt wurden.
MANUSKRIPT
Cut 1 Francisco Amarilla
A gente colaborou na colheita das cobras, na colheita dos animais. Foi chamado de
Mambaqueira, é “nossos bichos”. Um projeto que a Itaipu lançou na época teve corpo
de bombeiros dos dois países, do lado do brasileiro, teve a polícia, marinha, voluntários
que ajudaram. Coletava o que achava, aranha, cobras, animais que subiram nos
galhos mais altos, a gente ajudou na medida do possível. 40 dias para encher o lago,
foi chamado o grande delúvio. Mas muitos bichos morreram, muitos, nem todo foi
conseguido coletar. Nesta enchente houve a caça predatória.
Übersetzer
Wir fingen die Tiere ein, die vor dem Wasser flohen. Die Kraftwerksleitung Itaipu rief auf
beiden Seiten des Sees während der Flutung nach Hilfe. Sie nannten das Projekt
Mambaqueira, „unsere Tiere“. Freiwillige, die Feuerwehr, die Polizei, die Marine, alle
halfen. Alle Tiere, auch die kleinen Spinnen und Schlangen, flüchteten vor dem Wasser
und kletterten auf die Bäume. 40 Tage dauerte die Flutung, sie nannten es die große
Flut. Viele, viele Tiere starben, wir konnten nicht alle retten. [Das war auch der Moment,
wo Wilderer leichte Beute hatten.]
Ansage:
Land unter in Itaipu – Die ökologischen und sozialen Folgen des brasilianischparaguayischen Wasserkraftwerks
Eine Sendung von Gudrun Fischer
Sprecherin
Der freie Journalist Francisco Amarilla sitzt in einer Bar in der brasilianischen
Grenzstadt Foz do Iguaçu. Er beobachtet seit über 30 Jahren die ökologischen und
sozialen Folgen des Itaipu-Wasserkraftwerks. Es ist eines der größten der Welt und
staut den Fluss Paraná zwischen Brasilien und Paraguay auf 170 Kilometern Länge.
Nicht nur viele Tiere starben, als der Stausee 1982 geflutet wurde. Die sich zersetzende
Biomasse führt heute nochzum Ausstoß des giftigen Treibhausgases Methan.
Inzwischen müssen vor der Flutung eines Stausees die Pflanzen entfernt werden,
verlangt das brasilianische Umweltgesetz. Doch in Itaipu befindet sich die verrottende
Vegetation immer noch unter Wasser, erzählt Francisco Amarilla.
Cut 2 Francisco Amarilla
Hoje se a gente navegar o lago, você vai ver as árvores secas, uma floresta submersa,
as pontinhas estão saindo, a gente vê. No antigo canal, no canal sim, navegam barcos.
A gente vê onde tem a floresta. Ambientalmente foi um desastre ecológico muito
grande.
Übersetzer
Wer heute mit dem Boot auf dem See fährt, sieht die trockenen Bäume aus dem
Wasser ragen. Das sind die Wipfel der alten Wälder. Nur in der Mitte, über dem alten
Flussbett, können die Boote sicher fahren. Ökologisch war das ein Desaster.
Sprecherin
Die Itaipu-Kraftwerksleitung erkennt inzwischen einige Schäden an, die der Stausee
verursachte und versucht dem abzuhelfen. Um die ökologischen Probleme in den Griff
2
zu bekommen, beschäftigt die Itaipu-Leitung heute eine 150-köpfige Umweltabteilung.
Einer der Mitarbeiter der Itaipu-Umweltabteilung ist der brasilianische Sedimentologe
Anderson Braga Mendes.
Cut 3 Anderson Braga Mendes
Os dados vão desde 250 á 300 anos até o mais recente que foi publicado por mim que
deu 160 anos.
Übersetzer
Die Daten prognostizierten eine Lebensdauer von 250 bis 300 Jahren für das Kraftwerk.
Ich aber wies nach, dass es nur 160 Jahre sein werden.
Sprecherin
Obwohl Anderson Braga Mendes aufzeigte, dass die Prognosen von Itaipu falsch
waren, bekam er keinen Ärger mit der Kraftwerksleitung keinen Ärger. Die Aussicht auf
160 Kraftwerksjahre verspricht offensichtlich immer noch ein ausreichend gutes
Geschäft. Die Lebensdauer eines Wasserkraftwerks hängt von der Größe und vor allem
von der Tiefe des Stausees ab, in dem sich Sand und Schlamm ablagern.
Cut 4 Anderson Braga Mendes
O fundo do reservatório vai subindo, aquelas particulas que são as mais nocivas para a
geração de eletricidade elas começam a mergulhar e entrar nas tomadas de água. E
vai bater nas partes das turbinas. E o custo de manutenção disso é muito grande,
acabam com a vida útil do empreendimento. Porque o custo de manutenção disso é
muito grande, acaba sendo muito caro frente o mal que é gerado pelas turbinas, pelo
grão de areia. Em termo de Brasil um estudo de vida útil é adequado, quando ela dá
em torno de 50 anos. Trinta anos é o tempo em que uma usina se paga.
Übersetzer
Jeder Stausee versandet, das Bodenniveau des Sees hebt sich, weil Flüsse ja
Sedimente mit sich bringen. Und wenn die Sedimente bis zu der Stelle am Damm
gehen, wo das Wasser in die Turbinen stürzt, schädigen sie die Turbinen. Somit wird
eines Tages die Aufrechterhaltung des Betriebs zu teuer und der Stausee wird
aufgegeben. Für Brasilien gilt ein Wasserkraftwerk als rentabel, wenn es wenigstens 50
Jahre läuft. Nach 30 Jahren sind die Baukosten abbezahlt.
Atmo 1: leises Rauschen, Stimmen
Sprecherin
Am Aussichtspunkt stehen Touristen und blicken auf die 200 Meter hohe Staumauer
des Kraftwerks Itaipu. Acht Kilometer erstreckt sich diese Mauer am Ende des
künstlichen Sees, der zweieinhalb mal so groß ist wie der Bodensee. An einigen Stellen
reicht er in die Nebenflüsse des Paraná hinein. Dadurch wird der Stausee an manchen
Stellen bis zu 30 Kilometer breit. Hier, wo der Damm das braune Wasser des ParanáFlusses zurückhält, schimmert die riesige Wasserfläche in der Sonne. Das verspricht
Kühlung in der brasilianischen Hitze, doch nur wenige Badestellen wurden vor dreißig
Jahren angelegt. Ein Teil der Ufer ist inzwischen versumpft.
Atmo 1: leises Rauschen, Stimmen
3
Sprecherin
Am Fuß der Staumauer steht ein 6-stöckiges Haus. Winzig wirkt es vor dem massigen
Damm. Das ist die Betriebszentrale von Itaipu. Sie steht genau in der Mitte des
ehemaligen Flussbetts. Eine Seite gehört zum paraguayischen Staatsgebiet, die andere
zum brasilianischen. Wagner Euclides de Sousa, Mitarbeiter in der Marketingabteilung
der Kraftwerksleitung, blickt vom Aussichtspunkt auf den Damm.
Cut 5 Wagner Euclides de Sousa
O volume de concreto utilizado na usina seria suficiente para construir 210 estados de
futebol idênticos ao Maracanã. No pico da obra nós chegamos á 40 mil funcionários.
Na realidade desde o início da construção até hoje pode colocar mais de um milhão de
trabalhadores.
Übersetzer
Mit den Massen an Beton, die hier verbaut wurden, könnten wir 210 Fußballstadien wie
das Maracanã in Rio errichten. Hier waren zeitweise 40.000 Menschen gleichzeitig
angestellt. In den 16 Baujahren arbeiteten insgesamt mehr als eine Million Angestellte
für Itaipu.
Sprecherin
Auf einer Seite des Damms liegen drei Betonrutschbahnen, auf denen das Wasser –
wenn der Stausee sehr voll ist – direkt in das alte Flussbett läuft. Heute ist nur eins
dieser Überlaufbetten in Betrieb; das schäumende Wasser erinnert entfernt an einen
Wasserfall. Im Inneren des Damms, beschreibt Euclides de Souza, fällt das Wasser des
Stausees 100 Meter hinab und treibt riesige Turbinen an, die Strom erzeugen. Der
Itaipu Staudamm wurde von einer technischen Zeitschrift einmal als siebtes Bauwunder
der Welt bezeichnet, vergleichbar mit dem Panamakanal und der Golden Gate Bridge.
In Itaipu werden 20 Prozent des gesamten brasilianischen Stroms erzeugt.
Atmo 2: Rauschen, Dröhnen
Sprecherin
In der Eingangshalle des zentralen Gebäudes vibriert der Boden. Ein paar Stockwerke
unter den Füßen des Ingenieurs Irno Dupont arbeiten die Turbinen. Der hagere Mann
lernte von seinen Großeltern, die einst aus Deutschland nach Brasilien auswanderten,
ein wenig Deutsch. Er führt einige Gäste zum Aufzug, der hinab zu den Turbinen fährt.
Eine der Turbinen wird gerade gewartet.
Atmo 3: Das Dröhnen wird sehr laut
Stimme: Das hat jetzt hier richtige Kelleratmosphäre, riesige Tuben.
Irno Dupont: Steht still, sind Arbeiter, sind sie am Turbinenregler am Arbeiten, am
Wassereinleiter am Arbeiten“. (Werkzeug klirrt auf dem Boden).
Cut 6 Irno Dupont
Hier kann man sehen, wo das Wasser durchgeht, das Wasser kommt von dieser Seite
und geht da rein. Sind am Reparationen machen, da gibt es Probleme, ganzes Jahr das
Wasser da durchgehen mit großem Druck, da ruppt Stückchen aus dem Stahl und das
muss repariert werden.
Atmo 4: lautes Dröhnen, Motorgeräusch, Fräse
4
Cut 7 Irno Dupont
Ungefähr 700 Kubikmeter pro Sekunde geht hier durch. Und das treibt die Turbine und
treibt dann den Generator. Das rote Eisen, das sind die Schaufeln, wo die
Turbinenregler kontrolliert, die gehen auf und zu.
Atmo 5
Modesto Aialla: Reparación de mancan, guia inferior. Soy paraguayo, trabajo hace 27
anos. Soy de Ciudad del Este.
Sprecherin
Der paraguayische Turbinenmechaniker Modesto Aialla fährt mit dem Aufzug nach
oben, seine Schicht ist zu Ende. Er wartet die Turbinen, erzählt er, seit 27 Jahren
schon. Modesto Aialla lebt in der Grenzstadt Ciudad del Este auf der paraguayischen
Seite.
Itaipu galt lange als das größte Wasserkraftwerk der Welt. Inzwischen ging dieses
Prädikat an den Dreischluchten-Staudamm in China und das Kraftwerk dort. Doch Itaipu
nimmt immer noch für sich in Anspruch, das produktivste und effektivste
Wasserkraftwerk der Welt zu sein. [Seit 2006, seit die letzte der zwanzig Turbinen in
Betrieb ging, liefert Itaipu 90 Millionen Megawattstunden Strom pro Jahr. Im Vergleich
dazu liefert ein leistungsstarkes Atomkraftwerk nur 12 Millionen Megawattstunden im
Jahr. Die Leistungsfähigkeit von Itaipu beeindruckt den Sedimentologen Anderson
Braga Mendes. Er verfolgte den Bau des Dreischluchten-Staudamms in China, der mit
seinen dreißig Turbinen nur 60 Millionen Megawattstunden Strom liefert. ]
Cut 8 Anderson Braga Mendes
O primeiro cálculo quando eu vi estava dando 30 anos de vida útil. Depois refizeram,
ajustaram o projeto para, deu sessenta ou 70 anos. [E a área de reservatório lá é
praticamente tão compatível com o nosso aqui, não é nem tão diferente não. O Rio
Amarelo é um grande produtor de sedimentos. Aqui nós temos o reservatório todo
protegido em volta com a faixa da proteção em volta e as afluentes também. Agora, lá
na China navegando pelo Rio Amarelo, você vê que a coisa é bem diferente. Tem
mineração na beira do Rio. O uso da terra, do solo naquela região é muito intenso.]
Übersetzer
Für den Dreischluchten-Staudamm ergaben die ersten Berechnungen, die ich las, eine
Lebensdauer von 30 Jahren. Neue Rechnungen kamen dann auf 60 bis 70
Kraftwerksjahre. [Und dabei ist die Fläche des Stausees dort etwa genauso groß wie
hier. Aber der Gelbe Fluss bringt wahnsinnig viele Sedimente mit sich. Und wir hier
haben die Ufer und auch die Nebenflüsse unter Schutz gestellt. Dort, in China, ist nichts
geschützt. Wer mit einem Boot auf dem Gelben Fluss fährt, sieht große Unterschiede.
Dort liegen sogar Bergwerke am Ufer. Der Boden wird dort intensiv genutzt.]
Sprecherin
Bei vielen Staudämmen ankern Spezialschiffe am Damm, um den Sand vor dem
Eindringen in die Turbinen abzusaugen.
Cut 9 Andreson Braga Mendes
Lá na região de remanso do reservatório, em Guaríra, já existe uma deposição de cem
mêtros. Basicamente areia. Isso é um fenômeno já comun em qualquer reservatório.
Na região onde o rio se torna em reservatório pela redução da velocidade, naquele
ponto em específico já acontece a sedimentação. Só que o nosso caso é muito
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pronunciado, porque? Porque naquela região existia Sete Quedas. Então na verdade
Sete Quedas foi aterrada. Sete Quedas foi o nosso cofre.
Übersetzer
Am Startpunkt des Stausees, bei der Stadt Guaíra, haben wir unter Wasser bereits eine
100 Meter hohe Ablagerung. Hauptsächlich ist es Sand. In allen Stauseen sammeln
sich dort, wo der Fluss in den Stausee übergeht, wo die Fließgeschwindigkeit sich
verringert, die Ablagerungen. In unserem Fall ist es aber besonders viel. Weil in dieser
Region einst die berühmten Wasserfälle waren – „Sete Quedas“, „Sieben Fälle“ hießen
sie. Die Sete-Quedas-Wasserfälle sind jetzt überschwemmt und die Schluchten mit
Sand gefüllt. Obwohl der Fluss viele Sedimente mitbringt, ist Itaipu dank der Sete
Quedas nicht versandet.
Sprecherin
Die Sete Quedas, die „Sieben Fälle“ des Rio Paraná, waren früher eine touristische
Attraktion. Die Wasserfälle fielen in einen 90 Meter tiefen, engen und mehrstufigen
Canyon. Schwingende Hängebrücken führten über sie, die als die wasserreichsten
Fälle der Welt galten.
Atmo 6: Rauschen eines Wasserfalls
Sprecherin
Der Itaipu-Stausee bekommt vor allem Probleme an seinen breiten Nebenarmen, den
Nebenflüssen des Paraná. Sie waren nach der Flutung breiter geworden und fließen
jetzt träge. Da das Gebiet stark landwirtschaftlich genutzt ist, bringen sie Düngemittel in
den See, sagt Simone Frederigi Benassi, Biologin der Umweltabteilung von Itaipu.
Cut 10 Simone Frederigi Benassi
Aqui também já está assoriando. Porque aqui não é tão profundo quanto esta região do
meio aqui, além dos Sete Quedas que o Anderson falou que tem aqui que é horrivel
dizer, mas ela favorece a vida útil do reservatório, a viabilidade do projeto. Porque lá
era mais profundo e com a hidraulica o que vem ele pára, pára aqui o sedimento
conforme vai mudando a velocidade. A mesma coisa acontece aqui do lado. Hoje a
gente tem problemas aqui, em função desta bacia e é onde a gente faz os projetos de
açoes conservacionistas aqui nesta região aqui. Que é o “cultivando agua boa”.
Übersetzerin
Hier in den Seitenarmen, den Mäandern, verlandet der Stausee Itaipu. [Denn hier am
Ufer ist es nicht so tief wie im ehemaligen Flussgraben in der Mitte.] Ich muss zugeben,
dass erst die Zerstörung der Sete-Quedas-Wasserfälle das Leben des Itaipu-Stausees
verlängert hat. Die tiefen Schluchten dort am Anfang des Stausees erhöhen die
Fließgeschwindigkeit und Turbulenzen bis in die Seitenarme des Sees hinein. Trotzdem
verlanden die Nebenarme und deswegen wurde von Itaipu das Projekt „Wir sorgen für
gutes Wasser“ gegründet.
Sprecherin
Stolz ist die Umweltabteilung auf den 200 Meter breiten Schutzstreifen aus
aufgeforstetem Wald, der inzwischen um den Stausee liegt. Über 1.400 Kilometer lang
ist das Ufer des künstlichen Sees.
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Cut 11 Simone Frederigi Benassi
Quando você não trata o esgoto, quando você não faz as práticas conservacionistas no
solo, quando você lança muitos fertilizantesno solo e chove e leva tudo isso para o rio
ele começa a eutrofizar. Quando ele começa a eutrofizar começa a ocorrer a
proliferação de plantas aquaticas, que a gente chama de macrófitas auqáticas. E como
está assoreado, você começa a ter as submersas, a que já ficam enraizadas. Porque
está assoreando também, tem mais luz, e elas conseguem se proliferar numa área
muito maior. Existe também aquelas que são flutuantes, as macrófitas também em
função do processo de eutrofização. Que essas a gente tem graves problemas as
vezes nos balneários. Que aí as prefeituras pedem para retirar.
Übersetzerin
Wenn die Abwässer in der Umgebung nicht gereinigt werden, wenn der Regen die
Düngemittel von den Feldern in den See schwemmt, dann beginnt die Eutrophierung,
die Wasserverschmutzung. Und dann nimmt auch der Pflanzenbewuchs zu. Das
Wasser ist ja wegen der Sedimente nicht mehr so tief, Wasserpflanzen fassen Fuß und
breiten sich immer weiter aus. Wir haben auch Schwimmpflanzen, die nicht im Boden
des Sees verankert sind. Auch sie wachsen mit zunehmender Verschmutzung. Mit
diesen haben wir an den Badestellen große Probleme, die Anwohner bitten uns oft
darum, sie zu entfernen.
Sprecherin
Manchmal treibt der Wind die Pflanzen in die Buchten des Stausees. Dann spannen die
Badeanstalten Netze auf, damit die Pflanzen nicht in die Strandbäder hineintreiben.
Aber dann beschweren sich die Fischer, weil die Schiffsschrauben sich in den Pflanzen
verheddern.
[Cut 12 Simone Frederigi Benassi
Agora a gente está com uma exótica que entrou que é a Hidrilla verticula, está
causando vários problemas em várias hidrelêtricas do mundo.
Übersetzerin
Jetzt haben wir Probleme mit einer nicht heimischen Wasserpflanze, der Hidrilla
verticula. Sie verursacht in sehr vielen Stauseen auf der ganzen Welt Kopfzerbrechen.]
Sprecherin
Paraguay und Brasilien betreiben das Kraftwerk gemeinsam. Trotzdem sind auf beiden
Seiten des Sees Unterschiede festzustellen. Ökologisch und auch sozial wird in
Brasilien inzwischen viel getan. Das hat eine politische Vorgeschichte. Juvencio
Mazzarollo, früher Lehrer, heute Journalist, erzählt davon. Er war den brasilianischen
Militärs ein Dorn im Auge, die von 1964 bis 1985 geherrscht hat. Seit Mitte der 70erJahre berichtete er über die Arbeiten an der Itaipu-Staumauer.
Cut 13 Juvêncio Mazzarollo
Eu fui condenado no final de 1982, quando se formou o lago de Itaipú em Outubro eu
estava há poucos dias na cadeia. Eu sou sempre apresentado, Juvêncio, o último
preso político do Brasil. Fui preso político, por causo de nosso trabalho no jornal,
“Nosso Tempo”, nosso trabalho de denuncia, de crítica, de contestaçoes o conjunto da
obra.
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Übersetzer
Ich kam genau zu dem Zeitpunkt ins Gefängnis, als der Stausee Itaipu Ende 1982
geflutet wurde. Verurteilt wurde ich wegen meiner journalistischen Arbeit in der Zeitung
„Unsere Zeit“. Wir schrieben sehr kritisch über das Wasserkraftwerk Itaipu. Ich war der
letzte Gefangene der brasilianischen Militärdiktatur und wurde 1984 freigelassen.
Sprecherin
Auch Juvencio Mazzarollo lebt in der brasilianischen Grenzstadt Foz do Iguaçu. Seine
Stadt ist berühmt für das Naturwunder der Iguaçu-Wasserfälle, die südlich der Stadt
liegen. Das Itaipu-Wasserkraftwerk steht nördlich der Stadt.
Cut 14 Juvencio Mazzarollo
A Itaipu cometeu erros gravíssimos na sua implantação. O projeto foi implantado ‘manu
militari’, pela força militar. Sem discussão com a sociedade, foi aprovado no Congresso
Nacional a toque de caixa, imposto praticamente. No começo do empreendimento
sequer foi pensado das pessoas que iam ter que dar lugar a barragem e ao lago da
usina. Lá pelas tantas, espera aí, temos uma multidão de gente que vai ter que sair
daqui, e do Paraguay tabém, seriam cerca de 40 mil pessoas no Brasil e umas 20 mil
no Paraguay.
Übersetzer
Die Itaipu-Kraftwerksleitung beging schwere Fehler. Damals wurde der Bau von den
Militärs einfach angeordnet. Es gab keine Diskussion mit der Zivilgesellschaft und das
Parlament wurde gezwungen, für das Projekt zu stimmen. Am Anfang dachte niemand
auch nur eine Sekunde über die Leute nach, die ihr Land an den Stausee verlieren
würden. Erst im Lauf der Baujahre kam die Erkenntnis: „Ach je, wir haben eine Menge
Menschen, die hier weggehen müssen“. 40.000 Personen waren auf der brasilianischen
Seite betroffen, 20.000 auf der paraguayischen.
Sprecherin
Viel Zeit ist seitdem vergangen und Juvencio Mazzarollos Gesicht ist zerfurcht, er geht
gebeugt. Er erzählt von der Widerstandsbewegung gegen Itaipu, die damals auf der
brasilianischen Seite entstand. Sie nannte sich „Land und Gerechtigkeit“ und existiert
heute nicht mehr. Juvencio Mazzarollo konnte inzwischen von der Umweltabteilung von
Itaipu als Mitarbeiter angeworben werden. Er ist der Meinung, die Kraftwerkspolitik habe
sich nach der Zeit der brasilianischen Militärdiktatur wesentlich verbessert. Damals aber
...
Cut 15 Juvencio Mazzarollo
... começou se criar se um clima de grande insatisfação na região. Mas esse povo
estavam desorganiszados. Aí surgiu as igrejas, a católica principalmente, três ou quatro
igrejas evangélicas, a lutherana, presbiteriana, Assembléia de Deus. Prestar
solidariedade e organizar para uma indenização mais justa. E um apoio no
reassentamento. Eu participava das primeiras assembleias que reuniram mil, duas mil
pessoas. Muito analfabeto inclusive. Então se estabeleceu uma vasta pauta de
negociação e acabou aquela arrogância da direção da Itaipu conduzida por um General
chamava-se José Costa Cavalcante. Com esta via de negociação se conquistou uma
solidariedade muito ampla de entidades de direitos humanos do Brasil, até do exterior.
Pleno regime militar. Não foi nada passífico o movimento mas nunca foi violento. Esta
feliz characterística se deve a justa presência da igreja. Ninguem se machucou por
8
causa do movimento. Por esta via sem o rol do quanto de injustiça que poderia ter sido
cometido foi reduzido muito, tremendamente.
Übersetzer
Damals waren viele Menschen unzufrieden. Am Anfang waren die Leute unorganisiert.
Da boten die Kirchen ihre Hilfe an. Es war vor allem die katholische Kirche, aber auch
die lutherische, presbyterianische und ein paar andere Kirchen. Sie setzten sich für eine
gerechtere Entschädigung und Neuansiedlung der Betroffenen ein. Zu den ersten
Treffen, an denen ich teilnahm, kamen tausend bis zweitausend Leute. Viele von ihnen
Analphabeten. Aber sie bekamen damals Gehör. Auch die kamen zu Wort, die keine
Dokumente für ihr Land hatten, auch die, die nur als Tagelöhner auf den Farmen
arbeiteten. Die Arroganz der Itaipu-Administration, geleitet vom General José Costa
Cavalcante, hatte ein Ende. Während der Verhandlungen schickten
Menschenrechtsorganisationen aus ganz Brasilien und aus dem Ausland
Solidaritätsbriefe. Das war in der brutalsten Zeit der Militärdiktatur. Wir waren zwar
aufmüpfig, aber es gab nie Gewalt. Das ist den Kirchen zu verdanken. Niemand wurde
getötet, niemand auch nur verletzt. Dadurch hielten sich die Ungerechtigkeiten, die
hätten geschehen können, in Grenzen.
Sprecherin
Mit Demonstrationen und Kundgebungen wurde gegen den Bau von Itaipu eine breite
Öffentlichkeit erreicht. [Obwohl Juvêncio Mazzarollo nicht der Anführer der
Protestbewegung war, kam er Ende 1982, als die Flutung des Stausees begann, ins
Gefängnis. Die Anklage gegen ihn lautete Hochverrat. Er wurde zu vier Jahren verurteilt
und saß davon 18 Monate ab. Anfang 1984 kam er nach einem Hungerstreik frei. Bald
darauf begann die Demokratisierung in Brasilien.]
Die Widerstandsbewegung hatte nach der Flutung des Stausees für die Landwirte und
Landarbeiter einigermaßen faire Entschädigungen erkämpft, sagt Mazzarollo. Nur die
indigenen Guaraní, die am Ufer des Paraná gelebt hatten, stürzten ins Elend.
Cut 16 Juvencio Mazzarollo
A questão indígena foi bastante dramática. A Itaipu ela quiz inicialmente trata-los como
posseiros. Porque não tinham escritura da propriedade. Sendo que eles já haviam na
área onde eles ocupavam, que hoje está sob as águas, eles haviam sido ao longo das
décadas sendo empurrados. Porque vinha o comprador de terra lá do Rio Grande do
Sul, de Santa Catarina, sei lá de onde. A Colonizadora que vendia as propriedades
demarcava, a sua propriedade é aqui tal, mede tanto, vai até lá. Se tinha índio no meio
eles não sabiam. Vendia, o agricultor ia lá, derrubava o mato e começava a plantar. E o
índio foi encurralado, na barranca do Rio Paraná, e quando ele percebeu ele estava
sem mata, ele caminhava 50 metros onde estava sua aldeia e estava acampado na
lavora de soja, na lavoura de milho. E passaram a fazer o que, os índios? Como a
sobrevivência natural da cultura deles foi ficando inviabilizada, a caça, a pesca,
subsistência, eles começaram a trabalhar por dinheiro nas propriedades dos
colonizadores, poloneses, italianos, alemães, os filhos, ou os netos dos migrantes
europeus do final do século 19. Eu sou o neto de quatro avós meus que vieram da
Itália, região do Veneto.
Übersetzer
Die Lage der Indigenen war dramatisch. Die Itaipu-Kraftwerksleitung wollte sie
behandeln wie Landbesetzer. Die Indigenen hatten ja keine Besitzurkunden. Sie waren
auf das Land, das heute unter dem Wasser des Stausees liegt, schon seit Jahrzehnten
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abgedrängt worden. Denn folgendes passierte hier: Landwirte, die im Süden Brasiliens
keinen Erfolg gehabt hatten, zogen in diese Gegend, wo das Land noch billig war.
Landgesellschaften markierten das Land und verkauften es. „Hier, da hast du dein
Land, von da bis dort reicht es.“ Ob inmitten des Waldes Indigene lebten, niemand
wusste es. Es wurde verkauft, die Landwirte gingen hin, fällten den Wald und pflanzten.
So wurden die Indigenen immer mehr abgedrängt, bis zum Canyon des ParanáFlusses. Und ehe sie es sich versahen, hatten sie keinen Wald mehr und standen nach
50 Metern in den Soja- und Maisfeldern. Und was taten sie da, die Indigenen? Sie
hatten ihre Jagdgründe und ihre Fischgründe verloren, ihre Existenz. Also gingen sie
als Landarbeiter für die Kinder und Enkel der italienischen, polnischen und deutschen
Migranten des 19. Jahrhunderts arbeiten. Ich selbst bin Enkel von vier italienischen
Großeltern aus der Region Veneto.
Sprecherin
Jahrelang zogen sich die Entschädigungsverhandlungen für die Guaraní hin, die im
Dreiländereck zwischen Brasilien, Paraguay und Argentinien nur noch ein paar
Tausend Menschen zählen. Einst waren die Guaraní in Brasilien die größte indigene
Gruppe. Sie versuchen trotz ihrer schwierigen Situation einige Traditionen zu bewahren.
Vor allem ihre Sprache sprechen sie immer noch. Francisco Amarilla, der freie
paraguayisch-brasilianische Journalist, spricht fließend Guaraní, außerdem Spanisch
und Portugiesisch. Er wird oft als Übersetzer engagiert. Manchmal führt er Gäste zu
einer Gruppe der Guaraní auf der paraguayischen Seite, der Siedlung Acaray-Mi-Pi.
Atmo 7: An einem Brunnen, das Seil wird hinunter gelassen, der Eimer hochgehoben,
Wasser eingeschenkt, Francisco Amarilla trinkt einen Becher Wasser und seufzt.
Sprecherin
Auf dem Grundstück des Cazique, des Chefs der Siedlung Acaray-Mi-Pi, stehen ein
Brunnen und eine Bretterhütte. In der Umgebung erstrecken sich Sojafelder, weit und
breit ist kein Baum zu sehen. Gemeinsam holen Cazique Emiliano Martinez und
Francisco Amarilla Wasser aus dem Brunnen. Es ist drückend und es weht ein heißer
Wind.
Cut 17 Cazique Emiliano Martinez (Originalton in Guaraní)
Übersetzer
Jeden Samstag und Sonntag, wenigstens einmal pro Monat, tanzen wir in unserem
großen Haus, im Oreguaçu, und feiern unsere Riten. Wir geben das an die Jungen
weiter, wir kämpfen darum, unsere Riten zu bewahren.
Atmo 8: Der Cazique erzählt (bleibt unübersetzt)
Sprecherin
Emiliano Martinez’ Sippe, die nicht in einem Dorf, sondern verstreut auf ihrem Land lebt,
besteht aus etwa 20 Familien. Sie alle sind vor etwa 30 Jahren von den ItaipuBetreibern enteignet und in verschiedene Gegenden umgesiedelt worden. Erst vor zehn
Jahren bekamen sie dieses Land, das sie zu einem großen Teil an Sojabauern
verpachten. Ihnen fehlt das Geld für Traktoren, um das Land selbst zu bearbeiten. Nur
ein paar Gemeinschaftsfelder für Gemüse und Getreide bestellen sie. Der Cazique ist
erst 25 Jahre alt. Nie ist er als Halbnomade durch die Wälder gewandert wie seine
Großeltern. Den Wald, der vor 50 Jahren noch stand, kennt er nicht, sagt er. Zwar
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trennte der Paraná-Fluss früher schon die paraguayischen Guaraní-Gemeinschaften
von den brasilianischen. Aber mit einem Kanu war der Fluss leicht zu überqueren und
die Verwandten konnten sich treffen. Heute ist der Stausee für eine Kanuüberquerung
zu breit.
Cut 18 Cazique Emiliano Martinez
Übersetzer
Trotzdem besuchen wir uns gegenseitig, wenn es uns oder unseren Leuten auf der
brasilianischen Seite schlecht geht. Wenn wir hier kaum zu essen haben, dann
versuchen unsere Leute auf der brasilianischen Seite, für uns an Unterstützung
heranzukommen.
Sprecherin
Seit die brasilianische Presse immer wieder auf die schlechte Situation der Guaraní
aufmerksam macht, bekommen sie auf der brasilianischen Seite Nahrungsmittelpakete
und eine minimale Sozialhilfe. In Paraguay dagegen gibt es bislang keine
Sozialprogramme.
Atmo 9: Vor dem Haus von Apolonia und Digno Ferreira, Stimmen, Gelächter
Sprecherin
In Acaray-Mi-Pi lebt auch ein Medizinmann und Heiler. Er heißt Digno Ferreira und
bewohnt mit seiner Frau Apolonia und seinen Kindern eine halbrunde Strohhütte.
Zwischen zwei niedrigen Bäumen hängt eine Hängematte, ein batteriebetriebenes
Transistorradio klemmt am Dachfirst. Kinder laufen umher. Apolonia scherzt mit dem
paraguayischen Taxifahrer, mit dem sie sich unterhalten kann, weil in Paraguay
Guaraní zweite Landessprache ist und fast alle neben Spanisch auch Guaraní
sprechen. Katzen, Hühner und Enten laufen umher, auf einem Stück Pappe trocknet
ungeschälter Reis. Die Zikaden zirpen um die Wette.
Cut 19 Digno Ferreira ...
Übersetzer
Ich bin hier der Heiler in der Gemeinschaft und auch der Priester. Wenn jemand krank
ist, rufen sie mich. Ich habe das von Gott gelernt, er wählte mich aus. Eines Tages
brachte er mich zur großen Mutter, in das Zentrum der Sonne. Sie bot an, dass ich
Schamane werde.
Sprecherin
Die Frau des Heilers, Apolonia Ferreira, erzählt vom Jaguar, der gefährlichsten und
wegen ihrer Tupfen schönsten Wildkatze des Urwaldes.
Cut 20 Apolonia Ferreira
Übersetzerin
Als der Stausee sich füllte, gingen alle wildern. Besonders die vielen Arbeiter des
Staudamms raubten so viel Wild, wie sie schießen konnten. Es gab früher Tapire und
Wildschweine, das war unser bevorzugtes Fleisch. Das gibt es nicht mehr. Wir essen
heute selten Fleisch. Ich habe als Kind den Jaguar gesehen, aber das ist vorbei. Alles,
was noch übrig war, hat der Itaipu-Staudamm zunichte gemacht.
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Sprecherin
Apolonia Ferreira führt mit ihrer Familie ein entbehrungsreiches Leben. Sie und ihr
Mann haben nie lesen und schreiben gelernt, aber die Kinder gehen zur Schule.
Cut 21 Apolonia Ferreira
Übersetzerin
Ich hatte neun Kinder, fünf sind gestorben. Ich hacke das Gemüse, kümmere mich um
die Kinder, wasche die Wäsche. Das ist mein Alltag.
Sprecherin
Obwohl Itaipu ein gleichberechtigtes Zweistaaten-Unternehmen ist, scheint es den
umgesiedelten Guaraní auf der paraguayischen Seite des Stausees Itaipu weit
schlechter zu gehen als auf der brasilianischen. Allerdings ist nicht nur in Paraguay,
sonder auch in Brasilien die Kindersterblichkeit der Guaraní allarmierend. In Paraguay
regiert seit kurzem Präsident Fernando Lugo mit einer Mitte-Links-Koalition. Nach 60
Jahren Militärdiktatur und rechten Regierungen weht ein neuer Wind in Paraguay, sagt
die Vize-Ministerin für Minen und Energie, Mercedes Canese. Ihr Büro in einem
Hochhaus der paraguayischen Hauptstadt Asunción ist klein und dunkel, die
Klimaanlage brummt.
Cut 22 Mercedes Canese
Son mas o menos 90 mil indígenas lo que ha en Paraguay, verdad. De una populacion
de seis miliones habitantes no hay forma justificar que una populacion tan pequena
como le indigenas y en tan malas condiciones. Historicamente los indigenas han sido
relegado, hay que dicir, es la verdad. Itaipu non reconocio nunca en el lado paraguayo
el impacto que ha generado esta contrucion, verdad. Ellios deverian ser los
beneficiades numero un de los programas sociales, perque ellos sentiram un impacto
directo. Cambió su forma de vida, verdad. Entonces nosotros hemos hablado con el
diretor general paraguayo de Itaipú sobre este tema. El nos ha hablado la directiva que
hay en Itaipu del lado paraguayo que el tema inigena es prioritário.
Übersetzerin
Insgesamt leben etwa 90.000 Indigene in Paraguay, bei einer Bevölkerung von sechs
Millionen. Es gibt keine Entschuldigung dafür, dass eine so kleine Gruppe unter so
schlechten Bedingungen lebt. Die Indigenen der Gruppe Guaraní wurden in der
Vergangenheit einfach übergangen. Die Kraftwerksleitung von Itaipu gestand nie ein,
was für einen Eingriff in ihr Leben dieser Staudamm auf der paraguayischen Seite
bedeutete. Die Indigenen hätten eigentlich die ersten sein müssen, die ein
Sozialprogramm bekommen. Denn sie werden nie mehr nach ihren Traditionen leben
können. Wir haben nun mit dem paraguayischen Generaldirektor von Itaipu über das
Thema gesprochen und er sagte, dass es jetzt eine neue Direktive im Unternehmen
gibt. Dass die Indigenen Priorität haben.
Sprecherin
Mercedes Canese ist Bauingenieurin und Mitglied der Regierung Lugo in der
paraguayischen Hauptstadt. Canese ist jung und durchsetzungsfähig und eine der
wenigen Frauen im paraguayischen Regierungsbündnis. Präsident Lugo fordert von der
brasilianischen Regierung einen höheren Preis für Paraguays gelieferten Strom. Denn
sein Land verbraucht nur drei Prozent der ihm zustehenden Hälfte des Itaipu-Stroms.
Die restlichen 47 Prozent gibt Paraguay an Brasilien ab. Laut Itaipu-Vertrag ist
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Paraguay zu Abgabe an Brasilien verpflichtet. Dabei könnte Paraguay mit dem Strom
auf dem südamerikanischen Markt viel Geld verdienen. Brasilien zahlt an Paraguay
momentan etwa 48 Dollar pro Megawattstunde. Davon gehen drei Dollar Gewinn an
Paraguay, der Rest dient dem Schuldenabbau und der Instandhaltung des
Wasserkraftwerks. Chile würde Paraguay 120 Dollar pro Megawattstunde zahlen. Doch
erst ab 2023, sagt Brasilien, erst wenn das Kraftwerk abbezahlt ist, darf Paraguay über
seinen Strom selbst verfügen. Das einzige Zugeständnis Brasiliens an Paraguay ist die
Erhöhung der Gewinnmarge von drei auf neun Dollar pro Megawattstunde.
Cut 23 Mercedes Canese
Se tiene que respetar la soberania del Paraguay sobre sus recursos energéticos.
Mientras en una region sobra energia en otras falta. E nosotros podemos ajudar
contribuir a que el benefício se ha de todos. Nosotros no queremos vender la energia al
maior precio.
Übersetzerin
Wir fordern, dass Paraguay die Souveränität über seine Energieressourcen
zurückbekommt. Während in einer Region Energie im Überfluss vorhanden ist, fehlt sie
in einer anderen. Wir können dazu beitragen, dass alle von unserer Energie etwas
haben. Und wir verlangen nicht den höchsten Preis.
Sprecherin
Die politischen und sozialen Konflikte, die Itaipu schafft, sind noch lange nicht beigelegt.
Genauso wenig wie die ökologischen. Über viele Umweltprobleme können die Biologin
Simone Frederigi Benassi und ihr Kollege Anderson Braga Mendes offen sprechen. Nur
beim Thema Klimaveränderung ist Schluss.
Cut 24 Simone Frederigi Benassi
Você pode tirar isso um minuto? A gente não pode falar sobre isso. A gente não está
podendo a gente ainda está em processo.
Cut 25 Anderson Braga Mendes
É resolução dos nossos jurídicos que a gente não pode falar.
Übersetzerin
Könnten Sie bitte das Aufnahmegerät ausschalten? Wir dürfen darüber nicht sprechen.
Es laufen Gerichtsverfahren.
Übersetzer
Die Rechtsabteilung von Itaipu verbietet uns, darüber zu sprechen.
Sprecherin
Später erlaubt Anderson Braga Mendes, das Aufnahmegerät wieder einzuschalten und
erklärt:
Cut 26 Anderson Braga Mendes
Quanto a esta questão de mudar o clima regional pela presença ou não de um corpo
artificial d’agua artificial, no caso de um reservatório, até hoje não existe nada provado
quanto a isso. É praticamente um boato.
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Übersetzer
Bis heute ist noch nicht bewiesen, dass ein künstlicher Wasserkörper, zum Beispiel ein
Stausee, das regionale Klima verändert, es gibt keine Beweise. Das sind alles
Gerüchte.
Sprecherin
Wieder treffen wir Francisco Amarilla in einer Bar in Foz do Iguaçu. Der unabhängige
Journalist glaubt, dass an den Gerüchten über das neue Klima in der Region Itaipu
etwas Wahres ist.
Cut 27 Francisco Amarilla
Teve um desequilibrio climático. Segundo entendidos de climatologia dizem quen Foz
do Iguaçu alterou seu grau normal de temperatura para três graus á mais. Quanto
maior a água mais neblina, mais calor, que vira um espelho e esquenta a água. Foz do
Iguaçu já tinha muita água, com Itaipu então triplicou o volume de água. Para aqui
chegar 45 graus é normal. Já deu 50 aqui já uns seis anos atrás. Aqui desapareceu a
floresta e aumentou a água.
Übersetzer
Das Klima spielt verrückt. Auch Klimatologen sagen, dass in Foz do Iguaçu die
Temperaturen in den letzten 30 Jahren um drei Grad stiegen. Außerdem verdunstet viel
mehr Wasser, der See ist ja wie ein Spiegel. Das bedeutet mehr Nebel und der staut
die Hitze. 45 Grad Lufttemperatur sind im Sommer üblich, vor sechs Jahren waren es
sogar 50 Grad! Der Wald ist verschwunden, dafür haben wir jetzt das Wasser.
Atmo 10: Vor dem Haus von Apolonia und Digno Ferreira; lautes Pochen, Apolonia
zerstampft vor der Hütte Reiskörner mit dem Getreidemörser
Sprecherin
Vor der Hütte der Guaraní-Familie zerstampft Apolonia Ferreira mit einem schweren
Mörser eine Handvoll Reis. Die Familie hat gelernt, trotz der Hitze und trotz ihres
versunkenen Waldes zu überleben. Sie gibt die Hoffnung nicht auf, dass die
Kraftwerksleitung doch noch geradesteht für die Zerstörung, die der Itaipu-Stausee mit
sich gebracht hat. Damit die Guaraní eines Tages besser leben können.
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