/ Seite 1 von 8 Stellungnahme zur Initiative „Marsch des Lebens

Transcrição

/ Seite 1 von 8 Stellungnahme zur Initiative „Marsch des Lebens
Stellungnahme zur Initiative „Marsch des Lebens“ - Zentrum Oekumene
In den ersten Monaten des Jahres 2015 jähren sich im Kontext des Zusammenbruchs des
nationalsozialistischen Regimes zum 70. Mal die Gedenktage der Todesmärsche und -transporte
sowie der Befreiungen der Konzentrationslager. Das aktive Erinnern an die Shoa ist gegenwärtig,
angesichts der letzten noch lebenden Zeitzeuginnen und -zeugen, aber auch zukünftig, bleibende
Herausforderung für Kirche und Gesellschaft.
Die Initiative „Marsch des Lebens“ (MdL) möchte nun einerseits jene Verbrechen erinnern, was
sicherlich Not tut, indem sie dem nationalsozialistischen Marsch des Todes einen christlichen
Marsch des Lebens entgegensetzt. Andererseits raten wir jedoch ganz deutlich von einer
Zusammenarbeit mit MdL ab.1 Dies scheint auf den ersten Blick ein Widerspruch zu sein.
Daher empfehlen wir, einen differenzierten Blick auf Inhalte, Hintergründe und Begründungen der
von MdL vertretenen Auffassungen zu richten. Eine rein vordergründige Wahrnehmung
scheinbarer Übereinstimmungen wäre unseres Erachtens eine Scheinanalyse, die für die
Gesellschaft nicht hilfreich und für die Kirche nicht akzeptabel ist. Insbesondere das zuweilen
vorgebrachte Argument, man sei kein Theologe bzw. solle das doch nicht theologisch sehen,
wichtig sei das gemeinsame Ziel, kann hierbei nicht überzeugen. Die theologische Verpflichtung zu
einer „Unterscheidung der Geister“ (vgl. hier v.a. 1. Johannes 4,1-6) besteht ja vor allem deshalb,
weil sich eine vermeintliche Gemeinsamkeit künftig als spaltend erweisen wird, wenn sie nicht im
selben Geist gründet.
Hinter dem MdL steht „TOS Dienste Deutschland e.V.“ (TOS), ein neocharismatisches
freikirchliches Werk, das 1990 in Tübingen von Jobst und Christine Bittner als „Tübinger Offensive
Stadtmission“ gegründet wurde. Ohne Beachtung dieses neocharismatischen Hintergrunds der
vertretenen Auffassungen im MdL bleibt eine Einschätzung im Vordergründigen und wäre eine evtl.
Beteiligung theologisch nicht fundiert.
MdL spricht von einer „Decke des Schweigens“2 im Blick auf die Opfer der Shoa, unter der sich die
Menschen in Deutschland befinden, die auch in den Familien herrsche und über die Generationen
hinweg weitergegeben werde.
Stellungnahmen der Evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern und der Nordkirche haben bereits
massive theologische Anfragen an diese Auffassung gestellt. Das Erzbistum München und Freising
hat eine kritische Rezension des Buches „Die Decke des Schweigens“ verfasst3 und ein
Kooperationsverbot für ihre Gemeinden erlassen. Ein weitgehendes Verdrängen der
nationalsozialistischen Verbrechen fand in Deutschland in der Tat bis in die 1960-er Jahre hinein
statt und war mit ein Grund für das Entstehen der Studentenrevolte. Heute jedoch von einer
1
2
3
So auch die Evangelisch-lutherische Kirche in Bayern und die Evangelische Kirche in Norddeutschland in ihren
Stellungnahmen: Erklärung zum geplanten 'Marsch des Lebens' durch Norddeutschland, Hamburg 2014; Für ein
angemessenes Gedenken zum 70. Jahrestag der Todesmärsche und der Befreiung der Konzentrationslager – eine
kritische Einschätzung zur Initiative 'Marsch des Lebens', München/Neuendettelsau/Dachau 2015.
„Erklärung zum geplanten „Marsch des Lebens“ durch Norddeutschland April und Mai 2015, in:
http://www.christenjuden.de/fileadmin/user_upload/baukaesten/Baukasten_Christlich_J_discher_Dialog/Dokumente/2014Erkl%C3%A4rung-MdL-Lehming.pdf
So auch der Titel des Buches und der Programmschrift der Initiative von Jobst Bittner 2012 (2. Aufl. 2014).
https://www.weltanschauungsfragen.de/informationen/informationen-a-z/informationend/deckedesschweigens/?Suche=Marsch%20des%20Lebens
Zentrum Oekumene
Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck
/ Seite 1 von 8
solchen „Decke des Schweigens“ zu sprechen, die über ganz Deutschland liege (dass es auch
heute noch Phänomene des Leugnens und Verdrängens gibt, steht dabei außer Frage), ist
angesichts der umfassenden Informations-, Gedenk- und Erinnerungskultur (ausführliche Beispiele
hierfür finden sich im Anhang), die sich in unserem Land in den vergangenen Jahrzehnten im Blick
auf die Shoa entwickelt hat, eine empirisch gesehen geradezu abenteuerliche These.4
Dies ist natürlich auch den MdL-Initiatoren bewusst. Mit der „Decke des Schweigens“ ist denn auch
etwas anderes gemeint – nicht ein inadäquater Umgang mit der Geschichte, sondern eine
(hochproblematische!) theologische Deutung derselben, die hier kurz erläutert werden soll:
Dahinter steht eine auf die Kirche als Subjekt bezogene Form von 'Erbsündenvorstellung'. Dabei
geht es im Kern nicht um ihr historisches Versagen und ihre Schuld im Blick auf die jüdischen
Geschwister (das ist mittlerweile innerkirchlich weithin anerkannt), sondern um eine „Blutschuld“,
um „Sündeneinschläge der Vorfahren“, die zu „massiven Deformationen in dem geistlichen Erbe
der Nachkommen“5 geführt hätten. „Die Genetik der Kirche“ sei „durch die Trennung von ihren
jüdischen Wurzeln falsch codiert“6 worden. Dies alles beeinflusse die „geistliche Atmosphäre“
negativ, in der die Menschen heute leben.
Die theologische Problematik liegt dabei nicht allein im einem kollektiven Verständnis von Sünde
und Schuld, denn eine reformatorische Urerkenntnis besteht ja gerade darin, dass ich Sünde als
'meine', deren Vergebung und meine Rechtfertigung als 'für mich' geschehen, erkenne. Hinter der
Rede von Belastungen, Deformationen und einer negativen geistlichen Atmosphäre, in der wir
leben, steht ganz deutlich die neupfingstliche Vorstellung negativer territorialer Mächte und
Gewalten, die Regionen, Länder und Nationen beherrschen. Dieses dualistische Konzept geht
davon aus, dass diese 'dämonische Mächte' verhindern, dass sich dort das wahre Evangelium
ausbreitet. Durch den Marsch des Lebens resp. die Gottesdienste und Gebete, so die dahinter
stehende Vorstellung, sollen die durchwanderten Gebiete von jenen dämonischen Mächten befreit,
die Orte wie auch die Menschen von dämonischer Belastung gereinigt und Gemeindewachstum
erreicht werden.7
Letztlich geht es hier um die neopentekostale Vorstellung der 'geistlichen Kriegsführung' (spiritual
warfare), die eine hohe Affinität aufweist etwa zu Aktivitäten, bestimmte Gebiete 'freizubeten', in
denen viele Muslime leben, da diese Gebiete durch den Islam als von dämonischen Mächten
heimgesucht verstanden werden. Die Schritte für einen „geistlich erfolgreichen Kampf“8 spiegeln
sich in den Aktionen des „Marsch des Lebens“ wider: Hier seien der Gebetskampf in einem
ausgewählten territorialen Gebiet,9 die Herstellung der Einheit unter den Betern oder die
4
5
6
7
8
9
Man denke hier z.B. an die Aktion „Stolpersteine“, die Gedenkstättenarbeit, die Bildungsstätte Anne Frank, die
Arbeit lokaler Geschichtsvereine, Veranstaltungen zum 9. November und 27. Januar. Konkret in Darmstadt: das
Denkzeichen Güterbahnhof und die Gedenkstätte Liberale Synagoge, in Frankfurt das Museum Judengasse etc.;
denkt man an "Täter"-Geschichten: angefangen mit der Wehrmachtsausstellung, über die Biographiearbeit von
Aktion Sühnezeichen Friedensdienste über die Bücher von Dan Bar On und den Sammelband "Von Gott reden im
Land der Täter" (Hg. Katharina von Kellenbach).
A.a.O. 105,110 u.ö..
A.a.O. 77.
Dabei spielt die stellvertretende Buße eine besondere Rolle. Zitat MdL: „Mit einer persönlichen stellvertretenden
Buße die "Decke des Schweigens" zerbrechen,“ (http://www.marschdeslebens.org/v2/footer/mdl-in-meiner-stadt);
„genauso wichtig sind bei jedem Marsch außerdem die Bekenntnisse der Nachfahren der deutschen
Tätergeneration, die die Decke des Schweigens über der Schuld in ihren Familien zerbrechen“ (Marsch des Lebens
Info-Magazin, Heft 3, 10.2014, S. 4).
Vgl. Handbuch Religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen, 2006, S. 242ff.
„Wussten Sie, dass es in den meisten Städten Deutschlands "Todesrouten" gibt, die wir mit unserem Bekenntnis und
Zentrum Oekumene
Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck
/ Seite 2 von 8
persönliche Reinigung und Heiligung exemplarisch aufgeführt. Darüber hinaus muss man sich
über die Homepage der TOS als Teilnehmer registrieren lassen und stimmt damit deren
„Richtlinien“ zu10.
Solche im Kern neupfingstliche Auffassungen, die dem 'Marsch des Lebens' zugrunde liegen - also
eine Art ekklesiale Erbsünde, die zu einer dämonischen Belastung führe und die geistliche
Atmosphäre vergifte (als Ursache der „Decke des Schweigens“) - sind nicht evangelisch, sie sind
weder mit evangelischer Theologie noch mit den Bekenntnisgrundlagen unserer Kirche vereinbar,
da sie weder unserer Sicht auf die Welt und den Menschen entsprechen, noch dem Glauben, dass
durch Christi Kreuz und Auferstehung jene Mächte und Gewalten besiegt sind. Zudem wird eine
zutiefst fragwürdige Eschatologie tradiert.11
Dies alles steht im Zusammenhang mit der hinter MdL stehenden spezifischen „Israeltheologie“.
Ohne diese hier detaillierter entfalten zu können, liegt deren Problematik unter anderem darin,
dass sie unsere Gegenwart theologisch in einer ebenso spezifischen wie problematischen Weise
endzeitlich deutet12 und in diesen eschatologischen Kontext den Staat Israel (v.a. dessen
Gründung 1948) in einer ganz bestimmten Weise religiös-politisch interpretierend einordnet.13
Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass sie angesichts der schrecklichen Taten des
nationalsozialistischen Regimes weithin versagt hat, ist für die Evangelische Kirche das Gedenken
an die Verbrechen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft unverzichtbar. Aufgrund der
problematischen theologischen Deutungen und Hintergründe des „Marsch des Lebens“ raten wir
jedoch evangelischer Kirche und ihren Gemeinden von einer Beteiligung oder Zusammenarbeit
dringend ab.
Pfarrer Jörg Bickelhaupt
Referent für interkonfessionellen Dialog
Zentrum Oekumene
Pfarrer Oliver Koch
Referent für Weltanschauungsfragen
Zentrum Oekumene
Frankfurt am Main, im März 2015
10
11
12
13
Gebet in Wege des Lebens verwandeln können?“ (http://www.marschdeslebens.org/v2/footer/mdl-in-meiner-stadt).
Man verspflichtet sich damit auch als Veranstalter, dass „die Kommunikation mit überregionalen Stellen über das
„Marsch des Lebens“-Büro in Tübingen erfolgen muss“ (Registrierungsformular 1).
Vgl. folgender Absatz.
Genauer gesagt liegt dem ein dispensationalistisches Schema zugrunde. Eine v.a. im christlichen Fundamentalismus
verbreitete (auf John N. Darby zurückgehende) Zeitalterlehre, nach der wir in der letzten Zeit vor der nahen
Wiederkunft Christi leben, mit der die Entrückung der Gerechten und die Bekehrung Israels verbunden ist.
Vgl. hierzu www. Compass-infodienst.de/Martin-Kloke-Christliche-Zionisten-eine-kritische-Darstellung.7851.0.html
Zentrum Oekumene
Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck
/ Seite 3 von 8
Anlagen
Die folgende beispielhafte Auflistung diverser Gedenk- und Erinnerungsveranstaltungen in den
hessischen Landeskirchen zeigt, wie rege und vielfältig die Aufarbeitung stattfindet. Wir laden
herzlich dazu ein:
Gedenkveranstaltungen anl. 27. Januar in der EKHN (in Auswahl)
zusammengestellt von:
Pfarrerin Gabriele Zander
Vorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises
für das christlich-jüdische Gespräch in Hessen und Nassau „ImDialog“
23.-28.1.15 in Mainz: Ökumenische Arbeitsgruppe „Gedenktag 27. Januar“:
Ausstellung, Vortrag und Ökumenischer Gottesdienst zum Gedenktag an die Opfer des
Nationalsozialismus
Orte: ESG, KHG, Dom zu Mainz
www.bistum-mainz.de/frieden
25.1.15- 27.1.15 in Darmstadt und Umgebung:
25.1.15, 9.45 Uhr in der Ev. Kirche Nieder-Ramstadt: Gottesdienst zum Gedenken an die Opfer
des Nationalsozialismus (Kooperation mit der Gesellschaft für christlich- jüdische Zusammenarbeit
Darmstadt)
27.1.15, 20.15 Uhr Filmabend im Rex- Kino: „Der letzte Mentsch“ (über einen
Holocaustüberlebenden)
Frankfurt:
22.1.15, 20 Uhr: Remember the Holocaust. Magdalena Kemper präsentiert vergessene Stimmen
Ort. Evangelische Akadmie Frankfurt, Römerberg 9
27.1.15
17 Uhr: Der Fotograf von Auschwitz - Das Leben des Wilhelm Brasse
Zu Gast: Autor Reiner Engelmann
mit Texten, Bildern und Tondokumenten
Ort: Spenerhaus, Dominikanerklostergasse 5, Frankfurt am Main
18.30 Uhr: Gedenken in Taten und Worten
Ort: Neuer Börneplatz
Einladende: ESG, KHG & Jüdisches Museum Frankfurt
Wiesbaden:
Ausstellung zur Verstrickung der hessischen Justiz in das NS-System und den Umgang der
Nachkriegsjustiz mit ihrer Vergangenheit; die Ausstellung wird noch bis zum Donnerstag, 31.
Januar, im Justizzentrum in der Mainzer Straße gezeigt.
Eine weitere Ausstellung, die am Sonntag, 27. Januar, im Frauenmuseum, Wörthstraße 5, eröffnet
wird, erinnert an den Beitrag jüdischer Spitzensportlerinnen an der deutschen Frauenleichtathletik.
Mit dem Leben und Sterben des Hitler-Attentäters Georg Elser befasst sich ein Theaterstück, das
am Montag, 28. Januar, um 19 Uhr im Stadtverordnetensitzungssaal des Rathauses gezeigt wird.
An einen anderen Widerstandskämpfer, den letzten Innenminister des Volksstaates Hessen,
Zentrum Oekumene
Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck
/ Seite 4 von 8
erinnert Dr. Axel Ulrich Dienstag, 29. Januar, ebenfalls im Rathaus. Weitere Veranstaltungen und
eine Ausstellung über eine Gedenkreise nach Polen runden das vielfältige Programm ab.
Zentrum Oekumene
Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck
/ Seite 5 von 8
Gedenk- und Erinnerungsarbeit in Kurhessen-Waldeck und in Zusammenarbeit mit HessenNassau
zusammengestellt von:
Pfarrer Heinz Daume
Beauftragter für den christlich-jüdischen Dialog in Kurhessen-Waldeck
In Kurhessen-Waldeck gibt es eine reiche Gedenk- und Erinnerungsarbeit. Seit vielen Jahren
beschäftigen sich Gruppen und Einzelpersonen intensiv mit der Diskriminierung, Entrechtung,
Verfolgung und Ermordung der Juden in der Zeit des Nationalsozialismus. Seit den achtziger
Jahren wurde intensiv Spurensuche jüdischen Lebens bis in die kleinsten Orte betrieben.
Synagogen, die während der Nazizeit nicht zerstört wurden sind vielfach als Gedenkstätten für
ehemals jüdisches Leben hergerichtet worden.
Im Jahreslauf erinnern zahlreiche Initiativen an Geschehnisse, die mit der Deportation und
Ermordung jüdischer Menschen, aber auch anderer Opfergruppen wie Sinti und Roma zu tun
haben. Der 9. November hat sich mit Unterstützung der Kirchen zu einem wichtigen Gedenktag für
die Shoah und deren Anfänge in Deutschland herausgebildet. An vielen Orten finden an den Tagen
der Novemberpogrome ökumenische Gedenkveranstaltungen in Kooperation mit den Kommunen
statt.
Regemäßig gibt es größere öffentlich Veranstaltungen zu den Novemberpogromen die nicht nur an
die Zerstörung der Synagogen erinnern, sondern immer auch das nachfolgende Leid des
jüdischen Volkes aufnehmen. U.a. in Kassel, Hersfeld-Rothenburg, Volkmarsen, Hanau,
Großkrotzenburg, Rothenburg, Gelnhausen.
Teilnehmerinnen des Ev. Arbeitskreises „Christen-Juden“ in Kurhessen-Waldeck richten vielfach
Gedenkveranstaltungen aus. Kirchliche Vertreter sind eingebunden in die Gesellschaften für
Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, die es in Kurhessen-Waldeck in Kassel, Hersfeld-Rotenburg,
Marburg, Fulda und Hanau gibt.
Auch der 27. Januar, der staatliche Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus wird ebenfalls
mit Unterstützung kirchlicher Initiativen in einer Reihe von Orten in Kurhessen-Waldeck begangen.
Das Landeskirchenamt in Kassel reagiert jährlich mit eigenen Veranstaltungen oder
Veröffentlichungen.
Im Laufe eines Jahres gibt es eine Reihe von Initiativen, die auf Besonderheiten der Regionen,
z.B. Tage der Deportationen, hinweisen. Dazu gehören auch Gedenkmärsche, die zu Orten
jüdischen Lebens oder zu Stätten der Verfolgung führen, u.a. Hanau, Maintal.
Neben der Spurensuche und der Erforschung regionaler Judenverfolgungen gibt es zunehmend
Veranstaltungen, die auf das reiche jüdische Erbe der Vergangenheit durch Ausstellungen,
Referate, musikalische Darbietungen usw. hinweisen.
In Nordhessen gibt es an mehreren Schulen regelmäßig Fahrten nach Buchenwald und Auschwitz.
Auch die Gedenkstätte Breitenau in Nordhessen wird oft besucht.
Beispielhaft einen folgende Orte des Gedenkens und Erinnerns genannt:
Abtlg. Judaica im Museum der Stadt Hofgeismar
Gedenkstätte Breitenau
Zentrum Oekumene
Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck
/ Seite 6 von 8
Museum und Ritualbad Volkmarsen
Mikwe Rothenburg
Ehemalige Synagoge Schenklengsfeld
Ehemalige Synagoge Schlüchtern
Ehemalige Synagoge Oberkalbach
Ehemalige Synagoge Vöhl
Ehemalige Synagoge Gelnhausen
Ehemalige Synagoge Hersfeld
Gedenkort an die zerstörte Synagoge Hanau
Die Initiativen oder kirchlichen Projektgruppen haben zahlreiche Bücher zum jüdischen Leben vor,
während und nach der Shoah herausgebracht.
In einem gesamthessischen Projekt wurde auch der Umgang der evangelischen Kirchen mit den
Christen jüdischer Herkunft im Nationalsozialismus beleuchtet. Es entstand das Buch: Getauft,
ausgestoßen –und vergessen?, Hrsg. Heinz Daume, Hermann Düringer, Monica Kingreen und
Hartmut Schmidt, Cocon-Verag Hanau 2013 sowie eine Austellung mit dem gleichen Titel.
Ein wichtiges Arbeitsfeld stellt die Kontaktpflege zu ehemaligen Bürgerinnen und Bürgern aus den
verschiedenen hessischen Orten dar, die heute u.a. in Israel, Amerika, Australien oder anderen
Teilen der Welt zu Hause sind.
Die theologische Auseinandersetzung wird in beiden Landeskirchen angeregt durch den Ev.
Arbeitskreis „Christen-Juden“ in Kurhessen-Waldeck wie auch durch ImDialog. Evangelischer
Arbeitskreis für das christlich-jüdische Gespräch in Hessen und Nassau, der darüber hinaus
zahlreiche Veröffentlichungen anbietet.
Eine intensive dialogische Arbeit findet statt während der Jüdischen Bibelwoche in KurhessenWaldeck mit Veranstaltungen in Kassel, Fulda, Hersfeld und Hanau
In zahlreichen Orten Hessens gibt es Stolpersteininitiativen, die sehr gründlich die
Familienschicksale jüdischer Bewohner der Orte untersuchen.
Aus der Füller der Literatur sei beispielhaft genannt:
- Die Geschichte der Religion in Kassel, Hrsg. Hermann Köhler, Kassel 2013
- Hanauer Juden in der Zeit des Nationalsozialismus von 1933-1945, Hanau 1998
- Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens – Die jüdische Gemeinde und der
jüdische Friedhof zu Großkrotzenburg, Hanau.
- Ein Stein – ein Name – ein Mensch Stolpersteine in Gelnhausen, Hrsg. Rosemarie Bartel
und David Lupton, Gelnhausen 2012
- Das Konzentrationslager Breitenau, Dietrich Kraus-Vilmar, Marburg 1998
- Heimatvertriebene Nachbarn, Beiträge zur Geschichte der Juden im Kreis Ziegenhain, Hg.
H.Bambey u.a., Schwalmstadt-Treysa 1998
- „Mein verschwundenes Herz“ Das Leben der Lilli Jahn 1900-1944, DVA Stuttgart 2002
- - Horst Hecker, Jüdisches Leben in Frankenberg, Frankenberg 2011
In Hessen-Nassau gibt es neben dem kirchlich eingebundenen Arbeitskreis ImDialog.
Evangelischer Arbeitskreis für das christlich-jüdische Gespräch das Fritz Bauer-Institut in Frankfurt,
das viele Projekte in Hessen und darüber hinaus begleitet.
Regelmäßig lädt die Landeszentrale für politische Bildung Vertreter hessischer Gedenkstätten und
Erinnerungsinitiativen ein, die sich in einer Landesarbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen
Zentrum Oekumene
Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck
/ Seite 7 von 8
haben. Nachfolgend ein Überblick über diesen Kreis:
Aktives Museum Spiegelgasse, Wiesbaden – Arbeitskreis ehem. Synagoge Großkrotzenburg –
Arbeitskreis ehem. Synagoge Kleinkrotzenburg – Arbeitskreis ehem. Synagoge Pfungstadt –
Arbeitskreis Landsynagoge Roth e.V., Weimar/Lahn – Arbeitskreis Rückblende .Gegen das
Vergessen e.V., Volkmarsen − Arbeitskreis Spurensicherung in der Friedenskooperative Laubach –
Arbeitskreis Spurensuche im DGB, Schwalmstadt – Arbeitskreis Zwingenberger Synagoge e.V. −
Auerbacher Synagogenverein – Darmstädter Geschichtswerkstatt – Brüder-Schönfeld-Forum e.V.,
Maintal - DGB-Region Frankfurt/Main - Dokumentations- und Informationszentrum, Stadtallendorf
– Erinnerungsinitiative KZ im Taunus, Bad Homburg – Ettie und Peter Gingold Initiative Förderkreis Jüdisches Lehrerhaus, Schenklengsfeld – Förderkreis Jüdisches Museum in der
ehem. Mikwe. Gedenk- und Begegnungsstätte, Rotenburg/Fulda – Förderkreis Synagoge in Vöhl −
Förderverein Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau e.V. – Förderverein zur
Geschichte des Judentums im Vogelsberg e.V. - Fritz Bauer Institut, Frankfurt a. M. – Gedenkstätte
Breitenau, Guxhagen – Gedenkstätte Hadamar – Gedenkstätte Trutzhain − Gedenkstätte Unter
den Eichen, Wiesbaden – Gegen Vergessen-Für Demokratie e.V. – Geschichtswerkstatt Jakob
Kindiger e.V., Bensheim - Geschichtswerkstatt Marburg e.V. – Initiative Adlerwerke, Frankfurt a. M.
– Initiative Ehem. Synagoge in Harmuthsachsen - Initiative 9. November e. V. , Frankfurt a. M. –
Initiative Güterbahnhof, Darmstadt – Lagergemeinschaft Auschwitz-Freundeskreis der Auschwitzer
– Memor Gernsheim - Muna-Museum Grebenhain – Paul Lazarus Stiftung Wiesbaden - Projekt
„Jüdisches Leben in Frankfurt“ - Stiftung alte Synagoge Rüsselsheim - Studienkreis Deutscher
Widerstand, Frankfurt a. M. - Wetzlar erinnert e.V.,
Diese Angaben belegen wie zahlreich und gründlich sich die Beschäftigung mit den Opfern des
Nationalsozialismus vor allem der Juden in Hessen gestaltet.
Zentrum Oekumene
Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck
/ Seite 8 von 8

Documentos relacionados