Frankreichs wilde Weine
Transcrição
Frankreichs wilde Weine
Weinkeller Riegger AG Birrhard www.riegger.ch Philippe Courrian in seinem Weinkeller in St-Laurent-de-la-Cabrerisse Das Wein- und Genussmagazin Armonia Ticinese Beim Winzer und bei der Käserin Frankreichs wilde Weine Im Land der Katalanen und der Katharer Herbst 2007 Inhalt Das Angebot Weisswein Es ist ein schönes Ritual: Eine Flasche Wein entkorken, einen Schluck im Glas schwenken, neugierig beschnuppern und degustieren. Beim Beurteilen von Farbe, Duft und Geschmack bilden wir uns unsere Meinung zwischen Nicken und Stirnrunzeln. Innert Kürze. Schmeckt uns der Wein, erfüllt er unsere Erwartung? Ist er harmonisch? Welche Aromen erkennen wir, welche überwiegen allenfalls? Wie anspruchsvoll es ist, Weine oder gar eine Region zu beurteilen, und wie leicht wir Gefahr laufen, uns von Vorurteilen leiten zu lassen, wurde uns während der Reise ins Languedoc-Roussillon, in diesen wild-romantischen Landstrich im südlichsten Zipfel Frankreichs, wieder bewusst. Drei Weinproduzenten haben wir besucht: Ferrer Ribière im Roussillon, Château d’Aussières und Château Cascadais in Corbières. Alle gehen in der gleichen Gegend derselben Tätigkeit nach, bauen die gleichen Traubensorten an und sollten, könnte man meinen, vergleichbare Weine keltern. Weit gefehlt. Kein Gut gleicht dem andern, kein Winzer ist ein Klon des andern, jeder einzelne hat seine eigenen Vorstellungen und Ideen. Es wäre verfehlt, diese miteinander zu vergleichen oder zu werten. Es ist legitim, Wein durch die unternehmerische Brille als kommerzielles Produkt anzusehen und ein Stück Rebland als Rohstoffplantage zu betrachten, der man mit Akribie das Beste entlockt. Ebenfalls nachvollziehbar ist der Anspruch eines Winzers, seine Weine als Komposition, als Schöpfung zu verstehen. Wir Konsumenten neigen gerne zur idealisierten Vorstellung, wonach der Winzer seinen Beruf ausschliesslich aus Leidenschaft ausübt. Glorifizieren wir den Winzeralltag nicht. Und vergessen wir nicht, dass letzten Endes wir entscheiden, ob wir einen Wein wieder trinken möchten oder nicht. Er muss uns schmecken, unserer Erwartung an Preis und Leistung sowie unseren Geschmacksvorstellungen und Essensgewohnheiten entsprechen. Nur dann sind wir zufrieden. Und nur dann ist uns selbst, dem Zwischenhandel und letztlich dem Winzer gedient. Welche Weintypen Ihnen zusagen, entdecken Sie am Riegger-Fest vom 26.und 27. Oktober. Dann laden wir Sie ein, über 50 Weine aus fünf Ländern zu degustieren und die Möglichkeit zu nutzen, mit Winzern, die wir in diesem Magazin vorstellen, persönlich ins Gespräch zu kommen. Damit Sie jene Weine finden, die Ihnen wirklich gefallen. Und sich gerne ein Glas nachschenken. Herzlich PS: Wenn das Produkt stimmt, braucht es keine grossen Künste, um es zu geniessen. Dies kommt mir immer dann in den Sinn, wenn ich vor frischen Austern sitze oder vor einem Stück Formaggio delle alpe ticinese. Mehr darüber in diesem Magazin. 12 12 14 15 15 15 15 15 Schweiz Frankreich Italien Deutschland Österreich/Ungarn Spanien Portugal Neue Welt Rotwein 18 20 20 21 21 21 25 25 25 25 26 26 26 26 26 32 32 32 32 32 32 33 34 34 36 37 37 37 37 37 38 38 38 Schweiz Frankreich Burgund /Côte de Beaune Côte de Nuit/Beaujolais Loire/Rhonetal Südfrankreich Bordeaux Médoc / Haut-Médoc Moulis / Listrac Margaux St-Julien Pauillac St-Estèphe Graves / Pessac-Léognan St-Emilion Pomerol Fronsac Italien Norditalien Piemont Toskana Süditalien Sizilien/Sardinien Spanien Portugal Österreich Neue Welt USA/Kalifornien Chile Brasilien Argentinien Südafrika Australien Portwein/Madeira 36 Niepoort/Barbeito Schaumwein 38 Champagner 38 Prosecco/Moscato 38 Cava 4 13 14 Voulez-vous? Neu im Angebot Alter Geist in neuer Flasche Champagne Deutz 16 Die Muschel, die zur Raserei treibt Austern 19 22 Ein Meister an der Loire Baron de Ladoucette Winzer und Courtier Interview im Lavaux mit Bernard Bovy und André Linherr 27 Tessiner Höhenflüge Feliciano Gialdi und Marisa Martinelli-Sauser 33 Valori – DOC(G) Montepulciano d’Abruzzo Neu im Angebot 35 36 37 38 Von Sieg zu Sieg Bodegas Victoria, Cariñena Impressum Herausgeber Weinkeller Riegger AG, 5244 Birrhard Tel. 056 201 41 41, [email protected] Realisation und Produktion Daniel Schranz, Weinkeller Riegger AG Texte Paul Imhof, Béatrice van Strien, Daniel Schranz Fotos Wo nicht anders angegeben: Weinkeller Riegger AG Korrektorat Françoise Reutimann, Hirzel Druck Druckerei Kyburz, Dielsdorf Auflage 152000 Exemplare; 6. Jahrgang, 10. Ausgabe; erscheint zweimal jährlich © by Weinkeller Riegger AG, Oktober 2007 Wo Frankreichs wilde Weine wachsen Languedoc-Roussillon Weinkeller Riegger AG Langgass 5244 Birrhard Tel. 056 201 41 41 Fax 056 201 41 49 E-Mail [email protected] www.riegger.ch 4 22 27 Alte Stöcke, junger Winzer Marc Ripoll Vintage Portugals bester Port Eine Frage der Reinheit Cognac Pierre Ferrand 38 Lageplan Die Weinkeller Riegger AG liegt direkt an der Autobahn A1 Bern–Zürich und ist von Zürich, Basel, Bern und Luzern bequem erreichbar. Öffnungszeiten Montag bis Freitag, 9 bis 18.30 Uhr durchgehend, Samstag, 8 bis 16 Uhr durchgehend. 3 Languedoc-Roussillon Wo Frankreichs wilde Weine wachsen In der südlichsten und wärmsten Ecke Frankreichs, in den Regionen Roussillon und Corbières, ist jeder Tropfen Wasser Gold wert. Dies wirkt sich denn auch in den Weinen aus – in kräftigen, fruchtigen Gewächsen mit einem Schuss mediterraner Würze. W ie der letzte Reisszahn im entfleischten Kiefer eines Raubtiers ragt, von meteorologischen und menschlichen Stürmen lädiert, Château Quéribus aus einer nackten, schroffen Kante einer Kalkbarriere, welche die Grenze zwischen den Départements Aude und Pyrénées-Orientales markiert. Gegen fünf Uhr nachmittags stehen wir endlich auf dem Turm dieses berühmten Schlosses, in dem sich vor 752 Jahren ein Drama abgespielt hat. Quéribus war die Fluchtburg der letzten Katharer, einer Vereinigung von christlichen Rebellen, die sich gegen Filz und Pomp im Vatikan erhoben hatten. Die Katharer demonstrierten ein Leben in Askese und Bescheidenheit. Solche Vorbilder mochte kein Kirchenfürst dulden, also schickte der Papst den Katharern statt seinem Segen ein Heer von Kreuzrittern, die, später unter der Führung des französischen Königs, die unerwünschten Frommen vernichteten. Der Papst verlor damit eine ernst zu nehmende Konkurrenz, und der König von Frankreich gewann Okzitanien inklusive Carcassonne. Ein kühler Wind bläst uns ins Gesicht und zerrt an Jacke und Hose; er tritt auf wie ein wütendes Gespenst, mit scharfen, böigen Attacken, als klammerte sich der Geist der Katharer heute noch an jede Hoffnung. Die Sicht ist atemberaubend. Auf der nördlichen Seite der Burg sehen wir das zerwühlte Relief von Corbières, dem «pays cathare», Hügel und Gebirgszüge, niederen Wald, entblössten Fels. Der Süden bietet ein völlig anderes Bild: Dort erstreckt sich das Amphitheater des Roussillon, eine von wenigen Erhebungen punktierte Ebene, die im Osten am Golfe du Lion endet und gegen Süden begrenzt wird von den Pyrenäen, als deren letzter Höhepunkt der Mont Canigou über allen Landen thront, bevor die Gebirgskette mit den Albères ins Mittelmeer stürzt. Als Quéribus in die Hände Frankreichs fiel, gehörte das Roussillon noch zum Hause Aragon. Als Grenzposten musste das Schloss allerhand Angriffen standhalten; nachdem Corbières, «pays cathare»: zerwühltes Relief, mediterrane Farben. Château Quéribus, die letzte Fluchtburg der Katharer, und das mittelalterliche Lagrasse. dann das Roussillon 1659 Frankreich einverleibt worden war, verlor die Festung Nützlichkeit und Bedeutung. Die Grenze aber blieb bestehen: In Corbières leben Franzosen, im Roussillon natürlich auch – aber mit einer katalanischen Seele. Hier wachsen Frankreichs wilde Weine – auf beiden Seiten der alten Grenze. Wir wollen drei Winzer besuchen und beginnen unsere Reise in der südlichsten Ecke Frankreichs, schauen, wo der Banyuls gedeiht, unterhalten uns dann mit Bruno Ribière in Terrats, fahren weiter ins Gebiet Corbières, wo wir das Wirken von Château Lafite auf Château d’Aussières kennenlernen möchten, bevor wir Philippe Courrian die Reverenz erweisen, dem Mann aus dem Médoc, der Château Cascadais bei St-Laurent-de-la-Cabrerisse zu neuem Leben erweckt hat. Das Staunen, das uns angesichts der steilen, zuweilen von salzigen Meeresbrisen besprühten Rebhänge an der Küste befällt, wird uns noch lange begleiten. Roussillon und Corbières sind knochentrockene Gebiete, da unten schwitzt Frankreich am meisten, und nicht selten sind die Trauben, die nach einem heissen, regenlosen Sommer ins Pressoir gelangen, fast schon Weinbeeren. Nirgendwo in Frankreich sind die Erträge geringer als hier, die Rebstöcke versuchen das Beste, sich vor der Hitze und dem auszehrenden Nordwestwind zu schützen, dem Tramontane, der vom Hinterland her meerwärts bläst. Sie ducken sich an den Hängen, ob direkt am Meer, woher der Marin weht, ein feuchter, salziger Wind, oder in den dahinter gelegenen Tälern; sie halten ihre mit Blättern dicht bewachsenen Triebe wie einen Sonnenschirm über Kopf, um die Mumifizierung ihrer Früchte zu vermeiden. Buschform heisst diese Erziehungsart – tatsächlich gleichen die Stöcke kleinen, zähen Sträuchern, die wie verbockte Gardisten irgendwo und irgendwie stehen, nur nicht in Reih und Glied. Wie sich Stein- und Korkeichen hier auf dieser humusarmen Unterlage halten können, bleibt uns ein Rätsel; und zwischen den knorrigen, ihre Äste in alle Richtungen ausstreckenden Bäumen saugen Büsche und Bodenbedecker das letzte Wasser auf, das die ariden Böden herge- › 5 «Fast ein Drittel weniger Saft in diesem Jahr.» Bruno Ribière, Roussillon, nimmt frisch gelesene Syrah-Trauben entgegen. ben. «Wenn es hier brennen würde», sagt Michel Maréchal, unser Begleiter, «käme eine ganze Terrassenlandschaft zum Vorschein.» – Rebflächen, die aufgegeben worden sind, weil ihre Besitzer in die Stadt gezogen sind, den Beruf gewechselt oder den Glauben an die Zukunft verloren haben. Roussillon-Weine gelten nicht als Crème de la Crème des französischen Weinbaus, im Gegenteil, sie sind seit Jahren mit dem Etikett billiger Massenware behaftet. Tatsächlich keltern vor allem Winzergenossenschaften Billigstweine, die in Ländern mit hohen Alkohol- beziehungsweise Luxussteuern getrunken werden oder mit denen sich die Touristen an den Stränden zwischen Narbonne und Cerbère die Nächte um die Ohren schlagen – wobei man durchaus charaktervollen Muscat Sec zu einem menschenfreundlichen Preis finden kann. Die Genossenschaften versuchen allerdings, die ganze Qualitätspalette abzudecken, und pflegen auch Linien der «haute gamme». Wer die Mühe scheut, sich mit dem breiten Angebot genauer zu beschäftigen, wird den Reichtum dieser Gegend nicht entdecken. Auf Schiefer-, Kalk-, Ton- und Sandsteinböden, alle wie ein frisch gemischtes Puzzle über die Landschaft geworfen, gedeihen auf eher kleinräumigen Parzellen Grenache Noir, Blanc und Gris, Mourvèdre, Carignan, Syrah, Maccabeu und Muscat sowie vereinzelt (und 6 wohl auch zunehmend) die Klassiker Cabernet, Merlot und Chardonnay. In den Banyuls-Assemblagen dominiert Grenache Noir. Alkohol wird den Mosten früh zugeführt, um möglichst viele Aromen aufzufangen. Zwar gelten Banyuls-Weine als Frankreichs Antwort auf Port, doch als richtig gesuchte Tropfen könnte man diese zum Teil kraftvollen Säfte eher nicht bezeichnen. Sie stehen im Schatten der Ports, wer freilich einen ebenbürtigen Begleiter zu schwarzer Grand-Cru-Schokolade sucht, sollte hier fündig werden. Domaine Ferrer Ribière Die Landschaft beruhigt sich, kaum haben wir die dramatische Küstenregion verlassen. Das sanfte Hügel- Ferrer Ribière: Weine mit Charakter und dem Geschmack der Landschaft. land von Aspres liegt ziemlich in der Mitte zwischen den Kreten der Albères- und der Corbières-Berge. In Terrats suchen wir in einer Cave, die wie ein Hangar aussieht, Bruno Ribière. Das Dörfchen ist still, wirkt wie ausgestorben: Wer Reben anbaut, schneidet jetzt, in den ersten Septembertagen, seine Trauben. Ribière müsste aber hier sein, die Weinberge sind nicht seine Sache, sondern Denis Ferrers Reich. Als der agile, beredte, kaum einmal ruhige Ribière aus der Tiefe seiner Domaine auftaucht, in Shorts und mit struppiger Frisur, legt er ohne Umschweife los, denn die nächste Ladung SyrahTrauben sollte gleich eintreffen. Ferrer Ribière heisst die Domaine, weil zwei Winzer, der eine so leidenschaftlich wie der andere, mit klarer Aufgabenteilung ausgezeichnete, sehr persönliche Weine schaffen. Denis Ferrer kümmert sich um die Rebe, solange sie Pflanze ist, bis Bruno Ribière übernimmt und ihre Beeren zu Wein veredelt. «Wir diskutieren. Aber keiner redet dem andern drein», sagt Ribière, «deshalb arbeiten wir seit 14 Jahren gut zusammen.» Die beiden sind Traditionalisten von Niveau. Ferrer stammt aus einer Winzerfamilie, Ribière dagegen ist Einsteiger, gelernter Agronom zwar, aber von der administrativen Seite. Weinbauer wollte er immer werden, doch Arbeit fand er beim Verband der Winzer. «Meine Tätigkeit als Bauer beschränkte sich damals auf ein paar Quadratmeter Garten», erinnert er sich. Heute baut Ferrer Ribière auf 44 Hektaren Reben an, verteilt auf möglichst verschiedenen Böden, damit das volle Potenzial dieser herben, würzigen Landschaft ausgeschöpft werden kann. Die jüngsten Stöcke produzieren noch keine Früchte, die ältesten – Carignan – seit 130 Jahren. Denis Ferrer ist mit einer Fuhre Syrah eingetroffen. Die Männer verbinden Anhänger mit Förderband, und fortan widmet Ribière seine ganze Aufmerksamkeit den Früchten, die in die Cuve aus Fiberglas und Harz transportiert werden, zupft Gräser und Stiele, Blätter und die eine oder andere verdorrte Dolde aus dem Traubengut. «Schaut, wie schön die Beeren glänzen», sagt er und schüttelt dann den Kopf, «fast ein Drittel weniger Saft in diesem Jahr.» Muss man nun mit einer Verteuerung rechnen? «Uns interessiert die Persönlichkeit des Weins», antwortet der Winzer. «Wir wollen keine bösen Überraschungen provozieren, denn wir haben Stammkunden, die uns seit Beginn unterstützen.» Sie sollen nicht mit Preiserhöhungen für die Trockenheit bestraft werden. Wegen Geld sei man nicht Winzer geworden, sondern aus Freude und dem Ziel, Momen- › Château d’Aussières, zwischen Autobahn und Kloster gelegen, besteht seit mehr als tausend Jahren. Heute werden dort ein Chardonnay und drei Rotweine mit regionalen und internationalen Rebsorten produziert. te des Glücks zu schaffen. «On est vraiment pas de businessman!» Die Degustation bei Ferrer Ribière fällt kurz aus, die Trauben müssen zügig gelesen werden, der Tramontane aus dem Hinterland weht heftig – das unterbindet zwar die Gefahr von Fäulnis, zieht aber auch die letzten Tropfen aus dem Land. Wir geniessen den Grenache Blanc, Empreinte du Temps 2005, von 81 Jahre alten Reben und machen uns dann auf den Weg Richtung Corbières. Nach einer Fahrt durch das «pays cathare», durch eine dünn besiedelte, in den mediterranen Pastelltönen schimmernde Landschaft von Gräulich, Ocker bis Braun, vom hellen Silbergrün der Olivenblätter über die Nuancen der Carrigue bis zum Grünschwarz von Pinien und Zypressen, durch Schluchten und über Pässe, entlang pittoresker Rinnsale und vorbei an Dörfern, Burgen und Klöstern, finden wir Château d’Aussières in einem unscheinbaren Winkel kurz vor der A 61, der Zivilisationsader zwischen Narbonne und Carcassonne. Château d’Aussières Im Auftrag der Domaines Barons de Rothschild-Lafite demonstriert Guts- manager Eric Kohler, ein ÖnologeAgronom mit schweizerisch-elsässischen Wurzeln, was Machbarkeit bedeutet. Lafite kaufte Aussières 1999 und hat seither systematisch die Restauration dieses Landgutes betrieben, das erstmals im Jahr 782 schriftlich erwähnt wurde und sich bis zur Französischen Revolution im Besitz der benachbarten Abbaye de Fontfroide befand, eines der bedeutendsten historischen Monumente in Corbières. Kohler bringt uns im Geländefahrzeug auf eine Anhöhe, von der wir das Gut, das einst ein Dorf mit zwanzig Familien war, überblicken können. 560 Hektaren Boden gehören zur Domaine, davon sind 170 mit Reben bepflanzt, 20 mit Olivenbäumen, 50 mit Getreide. Der Rest besteht fast ausschliesslich aus Carrigue, diesen typisch mediterranen Zwergstrauchgesellschaften in dürrer, felsiger Kalklandschaft, bewachsen mit niederen Stein- und Kermeseichen, Gemeinem Wacholder und Stechwacholder, Rosmarin und Thymian, Argeiras, Zistrosen und Binsen-Kornwicken; bevölkert von diversen Grasmückenarten, Rothuhn und Eidechsennatter, Gottesanbeterin und Skolopender, Hundertfüsser. In bloss fünf Jahren hat Eric Kohler mit seiner Equipe 150 Hektaren Rebfläche neu bestückt; die Böden sind auf den Hügelspitzen kieselhaltig, mager und dünn, in der Mitte dominiert Sandstein und unten, zwischen Gutshäusern und Autobahn sozusagen (und dem Pays d’Oc zugehörig), sind die Böden sandiger und tiefer. Im geräumigen, mit topmodernem Gerät ausgestatteten Kellergebäude werden jetzt vier Weine gekeltert: zwei Pays d’Oc – ein reinsortiger Chardonnay und eine rote Assemblage aus Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Syrah und Mourvèdre – und zwei AOC Corbières, der Zweitwein Blason d’Aussières aus Syrah, Grenache, Mourvèdre und Carignan sowie Château d’Aussières mit der gleichen Traubenkombination. Im Bordelais werden junge Reben zu Zweitweinen verarbeitet, das geht in diesem «jungen», eben neu bepflanzten Gut Aussières kaum – die Unterschiede liegen in Auswahl und Ausbau: Der Blason steht für Tradition und Kernigkeit der Region Corbières und schmeckt eher süffig, der Erstwein enthält die Früchte der besten Parzellen und etwas mehr Holz. Eric Kohler leitet Château d’Aussières für Domaines Barons de Rothschild-Lafite. Eric Kohler, der im Languedoc aufgewachsen ist, fasst den Stil und die Absichten des Hauses zusammen: «Wir respektieren den Charakter des Terroirs und die regionalen Traubensorten. Wir wollen einen typischen Wein, produziert mit der Erfahrung und den Ansprüchen des Bordelais.» Die Potenz des Hauses Rothschild-Lafite steht dem alten, wohl schon seit der Römerzeit existierenden Weingut wohl an – eine stattliche Investition, die sich gewiss schon lohnt. Château Cascadais «Ich bin Winzer, nicht Investor», sagt ein anderer Könner aus dem Bordelais. Philippe Courrian, 64 Jahre alt, stammt aus dem Médoc und hat dort fast ein ganzes Arbeitsleben lang den Cru Bourgeois von Château Tour 8 Haut-Caussan gekeltert. Ende der 1980er-Jahre beschloss er, das Ruder seinen Kindern Véronique und Fabien zu überlassen, die Scheidung zu erledigen und sich «vers le sud» aufzumachen. Eine Immobilienagentur in Montpellier bot ihm Château Cascadais bei St-Laurent-de-la-Cabrerisse an, das sich im Besitz eines Grafen in Finanznot befand. Courrian besichtigte das Objekt, ein ganzes verlassenes Tal, modelliert vom Flüsschen Nielle, und kaufte es 1991 «für den Preis einer Zweizimmerwohnung in der Stadt». Das «Château» war weder Gut noch Schloss: Dieses entpuppte sich als «métairie», als Pachthof, mit eingebrochenem Dach. Ein Château freilich ist das ganze Tal, ein Paradies für Auge und Seele. Ein grosses Wort, vor allem in einer Gegend, wo eine › 9 Château Cascadais, Paradies aus Wasser, Stein und Reben: wie von zwei Zooarchitekten auf Trip zusammenfantasiert. gute Autostunde weiter westlich Rennes-le-Château liegt, der Flecken, wo die Kirche steht, in der die ganze Hysterie um «Sakrileg» und «Da Vinci Code» ihren Anfang nahm. Philippe Courrian lädt uns auf einen Spaziergang ein, wir queren die Kalkplatten, über die nach den raren Regengüssen – die, wenn sie einmal fallen, in beängstigender Heftigkeit übers Land prasseln – die Nielle wie ein Geschoss rast, schlendern unter Steineichen und drei verschiedenen Feigenbaumarten zu einigen Rebzeilen, die der Mann aus dem Bordelais nach seiner Façon gezähmt oder neu bepflanzt hat. Nun sehen wir, dass die alte «métairie» in der Tat einer Burg gleicht, sie steht auf einem Felssporn über der Nielle, die nach einem Wasserfall just an dieser Stelle ein Becken gegraben hat, das an der tiefsten Stelle drei 10 Meter misst. Wahrhaftig ein Paradies – wie von zwei Zooarchitekten auf Trip zusammenfantasiert. «Un très joli coin», sagt Courrian mit einem zufriedenen Lächeln. Am Anfang restaurierte er 14 Hektaren verlotterte Rebgärten; heute bewirtschaftet er 26 Hektaren, 18 im Tal und 8 ausserhalb. Courrian produziert zwei Weine: einen Vin du pays aus jungen Reben und den Château Cascadais aus 85 Prozent seines Traubenguts. Die Assemblage stellt der Winzer auf dem Feld zusammen: Von den traditionellen Carignan-Reben hat er allerhand ausgerissen und durch Syrah ersetzt, dazu kommen Grenache und Cinsault. Sortenreine Weine? «C’est pas dans ma tête.» Weissweine? «C’est pas ma culture.» Zwei Weine also, mehr nicht? «Ich arbeite in der Natur», sagt Courrian, «ich suche keine Titel und keine Labels. Man kann sagen, ich Aus dem Bordelais «vers le sud» gezogen: Philippe Courrian hat sein Gut im Médoc seinen Kindern überlassen und Château Cascadais gekauft. Château Cascadais, Corbières AOC, 2003, Fr. 14.30 leiste, was ich kann, et ce n’est pas terrible. Aber ich glaube, dass ich gute Arbeit mache.» Am Abend – zurück in der Hostellerie des Corbières in Lagrasse, einem der schönsten mittelalterlichen Orte Frankreichs – sitzen wir auf der Terrasse des Restaurants, denken an die Worte Courrians und lassen eine Flasche Château Cascadais 2002 öffnen. Die junge Frau, die zusammen mit ihrem Mann die Herberge im Frühjahr übernommen hat und von morgens früh bis abends spät auf den Beinen steht, reicht uns die Vorspeisen: «foie gras» mit Streifen von geräucherter Entenbrust und einen Salat mit Quenelles aus frischem Ziegenkäse und Tapenade. Der Wein fühlt sich gut an im Gaumen, er lässt vergessen, dass man zur «foie gras» auch Muscat Sec trinken könnte, und er lässt seine würzigen, vollen Aromen auch nicht von ein paar Salatblättern schrecken. «Mein Wein repräsentiert meinen ganzen Besitz», hat Courrian noch gesagt. Und auf diesem Besitz gedeihen nicht nur Reben, er symbolisiert auch alles andere, was die Küche von Corbières prägt: Oliven (Courrian hat vor sechs Jahren 400 Olivenbäume gepflanzt), Kräuter und Pilze, kraftvolles Fleisch und dicke Eintöpfe. Deswegen ist es auch kein Wunder, zu spüren, wie ideal der einfache Wein zum einfachen Rinderfilet passt und zu den sautierten Waldpilzen, wie harmonisch seine herben und fruchtigen Noten zum geschmorten Entenschenkel auf Cassoulet schmeckt, auf dem berühmten Bohneneintopf mit Speck. Solche Weine gewinnen keine Degustationen – im Gegenteil: Man kann sie mit Vergnügen trinken. 11 WEISSWEIN SCHWEIZ | FRANKREICH Preise inkl. Mehrwertsteuer pro 70/75-cl-Flasche Neu im Angebot Deutschschweiz Aargau Schinznacher AOC, Riesling x Sylvaner, Auslese, Weinbaugenossenschaft Schinznach Graubünden Completer Selvenen Malans, Donatsch Malanser Chardignon, Donatsch Malanser Chardonnay, Frassa, Donatsch Malanser Chardonnay, Selvenen, Barrique, Donatsch Malanser Pinot Blanc, Frassa, Donatsch Unique Malanser Chardonnay, Donatsch 2005 12.60 2005 2006 2006 2004 2006 2005 45.70 30.70 25.30 32.90 21.30 58.90 Grain de Malice AOC, Maître de Chais, Provins Heida du Valais AOC, Maître de Chais, Provins Humagne Blanc AOC, Maître de Chais, Provins Marsanne Blanc AOC, Maître de Chais, Provins Petite Arvine de Fully AOC, Maître de Chais, Provins Pinot Blanc/Chardonnay AOC, Grand Dignitaire, Provins Sauvignon Blanc AOC, Maître de Chais, Provins Vieilles Vignes AOC, Maître de Chais, Provins Chardonnay du Valais AOC, Grand Métral, Provins Chardonnay du Valais AOC, Maître de Chais, Provins Dôle Blanche AOC, Maître de Chais, Provins Fendant de Sion AOC, Les Murettes, Robert Gilliard SA Saint-Léonard AOC, Maître de Chais, Provins Johannisberg AOC, Maître de Chais, Provins 2004 2006 2004 2003 2006 2002 47.30 21.90 25.– 23.40 22.– 16.90 2005 2004 2005 2005 2005 2006 23.40 25.80 14.50 19.60 14.30 14.50 2006 13.20 2005 15.80 Westschweiz Tessin Biel / Neuenburg Neuchâtel Blanc AOC, Château d’Auvernier Neuchâtel Blanc AOC, Hôpital de Pourtales Neuchâtel Blanc AOC, Goutte d’Or, Domaine E. De Montmollin Neuchâtel Viognier, Domaine E. De Montmollin Jura Réselle, Valentin Blattner VB 32-7, Valentin Blattner Chablais Yvorne AOC, Domaine de l’Ovaille Yvorne AOC, Chant des Resses, AV Yvorne Yvorne AOC, Petit Vignoble, Henri Badoux Aigle AOC, Les Murailles, Henri Badoux Lavaux Epesses AOC, Clos du Boux, Luc Massy Epesses AOC, La République, Fonjallaz SA Epesses AOC, Terre à Boire, Louis-Philippe Bovard Epesses Blanc AOC, Sélection Riegger Dézaley AOC, Chemin de Fer, Luc Massy Dézaley AOC, Clos des Moines, Ville de Lausanne Dézaley AOC, L’Evêque, Fonjallaz SA St-Saphorin AOC, La Rionde, Fonjallaz SA St-Saphorin AOC, L’Archevèsque, Louis-Philippe Bovard St-Saphorin AOC, La Roche aux Vignes, Bernard Bovy St-Saphorin Blanc AOC, Domaine du Burignon, Ville de Lausanne La Côte Abbaye de Mont, Mont-sur-Rolle AOC, Ville de Lausanne Château Rochefort Allaman AOC, Ville de Lausanne Féchy AOC, Sélection Riegger Féchy AOC, Vigne du Baron, Mont le Vieux Tartegnin AOC, Vigne du Baron, Mont le Vieux 12 2006 11.80 2006 11.80 2005 12.40 2005 21.– 2006 18.80 2005 18.80 2006 2006 2006 2006 2006 2006 2006 2006 2006 2006 2006 2006 2005 23.60 17.50 18.60 17.50 16.80 15.80 15.10 12.80 25.50 24.50 21.50 16.60 17.80 2006 16.70 2006 21.– 2006 14.60 2006 14.60 2006 11.– 2005 15.60 2005 15.60 Bianco Rovere DOC, Guido Brivio Biancospino DOC, Feliciano Gialdi Bucaneve, Bianco di Merlot DOC, Cantina Giubiasco Terre Alte, Bianco di Merlot DOC, Gialdi SA Vinattieri Bianco DOC, Vinattieri 2006 2006 2006 2006 2005 28.20 26.90 14.30 15.80 19.10 Frankreich Voulez-vous? Eine Frage, der man sich kaum entziehen kann. Seit einem Vierteljahr hat «voulévou» eine weitere Bedeutung: Die Frage steht als Begriff für ein alkoholfreies Tafelgetränk. und Cabernet-Sauvignon-Trauben, die für die Weinbereitung angebaut und geerntet wurden – und deshalb auch ihren W arum kann man keinen Chardonnay trinken, ohne sich dabei zu besäuseln? Mit dieser Frage begann die Entwicklung von Voulévou, die insgesamt drei Jahre dauerte. Internationale Marktuntersuchungen, Beratungen mit Lebensmittel- und Getränkeexperten, die Suche nach Beschaffungsquellen, Verhandlungen über den Produktionsstandort, Partnersuche und Mittelbeschaffung, Patentieren der Idee, Musterproduktion, Verpackung ... «Nur gut, dass man im Voraus nicht weiss, was auf einen zukommt, sonst würde man die Finger davon lassen», sagt Yvo Magnusson, der Erfinder von Voulévou. Aber nun freut er sich über seine Kreation, die er zum Sommeranfang auf den Schweizer Markt gebracht hat. Voulévou ist ein Tafelgetränk auf der Basis von Most aus Chardonnay- NEU Wallis Schweiz Voulévou, Chardonnay oder Cabernet-Sauvignon, 30cl, Fr. 2.70 Preis haben. Der gepress-te Saft wird konzentriert, mit leicht perlendem Mineralwasser versetzt und mit natürlichen Frucht- und Kräuteraromen angereichert. Farbstoffe, chemische Zusätze und Konservierungsmittel werden nicht verwendet. Voulévou ist ein erfrischendes, alkoholfreies Getränk für ein anspruchsvolles, erwachsenes Publikum, «dem ausser Wasser und süssen Säften bisher kaum Alternativen zum Wein zur Verfügung standen», beschreibt Magnusson den neuen Drink. Voulévou kommt an. Denn Trauben verbinden die meisten Menschen mit Genuss und Gesundheit. Gar keine kritischen Stimmen also? «Doch, die gibt es», gesteht Magnusson, «und zwar von Menschen, die aufgrund der Etikettenangabe ein Getränk mit Weingeschmack erwarten. Doch sie ignorieren, dass Traubenmost nicht nach Wein schmeckt – so, wie die meisten Weine nicht mehr nach ihren Trauben schmecken.» Voulévou trinkt man am besten gut gekühlt, pur aus dem Weinglas oder als Longdrink mit Eis und einem Schnitz Limette. Es ist im gehobenen Burgund Montagny, 1er Cru AC, Louis Latour Montagny AC, Louis Latour Pouilly-Fuissé AC, Louis Latour Chablis Chablis AC, Domaine Billaud-Simon Chablis AC, Louis Latour Chablis AC, Saint Pierre, Régnard Chablis AC, Cuvée 132, Caves des Vignerons Chablis 1er Cru AC, Les Vaillons, Domaine Billaud-Simon Chablis 1er Cru AC, Montée de Tonnèrre, Domaine Billaud-Simon Chablis 1er Cru AC, Louis Latour Chablis 1er Cru AC, Pic 1er, Albert Pic Chablis Grand Cru AC, Les Clos, Régnard Côte de Beaune Chassagne Montrachet 1er Cru AC, Louis Latour Puligny Montrachet 1er Cru AC, Louis Latour Meursault AC 1er Cru AC, Château de Blagny, Louis Latour Pernand Vergelesses AC, Les Combottes, Domaine Rapet 2005 18.80 2002 15.30 2006 24.50 2006 2006 2003 2004 2005 23.40 21.40 21.– 16.70 30.10 Bordeaux Elsass Bordeaux AC Blanc de Lynch-Bages R du Château Rieussec 2005 60.80 2006 23.70 Graves / Pessac-Léognan AC Château Pape Clément Blanc, Cru Classé Graves Château Baret Blanc, Pessac-Léognan Château Smith Haut Lafitte, Cru Classé Graves 2000 89.– 2004 17.20 2004 63.50 Sauternes AC Château Coutet, Cru Classé Château Doisy-Védrines, Cru Classé Château Doisy-Védrines, Cru Classé Château d’Yquem, 1er Cru Supérieur Château Guiraud, Cru Classé Château Lafaurie-Peyraguey, Cru Classé Château Petit Védrines Château Rieussec, 1er Cru Château Sigalas-Rabaud, 1er Cru Château Suduiraut, 1er Cru Clos Labère 2001 2004 2003 2003 2003 2003 2004 2002 2001 1997 2000 2005 35.– 2006 29.60 2000 56.– 2003 56.50 2004 43.80 2004 47.30 2004 47.60 2005 33.40 59.– 42.– 42.50 361.50 53.50 50.30 27.40 57.80 53.– 74.80 35.– Crémant d’Alsace AC, Cave Viticole de Kientzheim Gewürztraminer AC, Léon Beyer Gewürztraminer d’Alsace AC, Cave Viticole de Kientzheim Riesling Comte d’Eguisheim AC, Léon Beyer Riesling d’Alsace AC, Cave Viticole de Kientzheim Riesling d’Alsace AC, Léon Beyer Riesling d’Alsace AC Réserve, Cave Vinicole de Kientzheim Riesling Les Ecaillers AC, Léon Beyer Tokay Pinot Gris d’Alsace AC, Cave Viticole de Kientzheim Tokay Pinot Gris d’Alsace AC, Léon Beyer 15.70 2005 18.60 2005 14.30 1998 2004 2005 2005 31.70 13.20 16.70 13.50 2000 21.– 2005 15.– 2001 17.20 Loire Pouilly-Fumé Pouilly-Fumé AC, Baron de Ladoucette Pouilly-Fumé AC, 200e Vendange, Baron de Ladoucette Pouilly-Fumé AC, Baron de L, Baron de Ladoucette 2005 27.90 2002 38.70 2002 56.50 13 FRANKREICH | ITALIEN | DEUTSCHLAND | ÖSTERREICH | UNGARN | SPANIEN | PORTUGAL | NEUE WELT WEISSWEIN Preise inkl. Mehrwertsteuer pro 75-cl-Flasche Alter Geist in neuer Flasche Champagne Deutz möchte sich mit einer andern Flaschenform eine unverwechselbare Identität geben. Wie die berühmten Konkurrenten Krug, Roederer, Bollinger und Ruinart. TIPP Die Form einer Champagnerflasche ist unverwechselbar – offenbar so sehr, dass einige Nobelmarken das Design verändern, um sich von der grossen Masse abzuheben. Jean-Marc Lallier, Direktionsmitglied und sechste Generation der Gründerfamilie Deutz, erklärt die Gründe für den Wechsel zu einem andern Flaschenformat: «Ganz neu ist die Flasche ja nicht. Sie war bisher lediglich unserer Cuvée de Prestige William Deutz vorbehalten. Aber wir hegten schon lange den Traum, unserem Champagner auch in der Präsentation mehr Identität und Charakter zu geben. In qualitativer Hinsicht haben wir das Niveau der grossen Marken erreicht – dies darf sich in der Flaschenaufmachung niederschlagen. Nur wenige grosse Champagnernamen haben ein unverwechselbares Format, und da gehören wir nun auch dazu. Die Flasche ist traditionell und authentisch in ihrer Form, die Etikette dagegen ist eher schlichter und moderner geworden. Unser Auftritt soll frischer sein. Übrigens entspricht der Inhalt des Deutz Brut Classic absolut der schönen Verpackung. Die Weine für diese Cuvée stammen fast alle aus dem Jahr 2004, der Champagner ist entsprechend fruchtig und frisch.» Jean-Marc Lallier zeigt sich besonders erfreut, dass der neue Marktauftritt positiv unterstrichen wird durch die ausgezeichneten Beurteilungen des Jahrgangschampagners Deutz Brut Millésimé. «Unser aktueller Millésimé ist der 2000er. Für die meisten Weinregionen war 2000 kein besonders gutes Jahr, fast überall regnete es während der Weinlese. Für die Champagne, die relativ früh erntet, war es hingegen ein ausgezeichnetes Jahr. Ich serviere diesen Champagner im Moment fast täglich unseren Gästen, und er ist einfach ein Genuss. Von unglaublicher Finesse und mit einer schönen, typischen Mineralität.» 14 Champagne Deutz, Brut Classic, Fr. 37.90 Weitere Champagner auf Seite 38 Piemont Sancerre Sancerre AC, Moulin des Vrillières Sancerre AC, La Poussie, Baron de Ladoucette Sancerre AC, Comte Lafond, Baron de Ladoucette Sancerre AC, Grande Cuvée, Baron de Ladoucette 2006 2005 2005 2004 Sauvignon Blanc Les deux Tours, Touraine AC, Baron de Ladoucette 2005 15.60 19.30 23.60 25.30 35.90 Arneis Blange DOC, Ceretto Arneis Roero DOC, Bruno Giacosa Arneis Roero DOC, Vietti Avié Moscato Passito DOC, Cascina Castlèt Gavi Principessa DOC, Villa Banfi Trockenbeerenauslese, Scheurebe, Josef Umathum 2006 2006 2006 37,5cl 2005 2006 22.10 25.30 21.– 27.90 12.90 37,5cl 2004 27.30 Carnuntum Grüner Veltliner, Carnuntum, Weingut Trapl Pinot Blanc, Carnuntum, Weingut Trapl 2006 15.90 2006 15.90 Ungarn Toskana Côtes du Rhône Tokaji Aszú 6 Puttonyos, Disznókö 50cl 1993 52.70 Vernaccia San Gimignano DOC, Terre di Tufi, Teruzzi 2005 21.80 Châteauneuf-du-Pape Châteauneuf du Pape AC, Clos des Papes, Paul Avril Spanien 2004 39.50 Süditalien Vin de pays d’Ardèche Chardonnay Ardèche VdP, Louis Latour Chardonnay Grand Ardèche VdP, Louis Latour Duet Ardèche VdP, Louis Latour 2005 12.50 2004 17.50 2005 17.50 Beaumes-de-Venise Muscat Beaumes-de-Venise AC, Domaine Durban 2005 28.50 Umbrien Orvieto Classico DOC, Antinori Abruzzen Trebbiano d’Abruzzo DOC, Azienda Vini Valori Kampanien Donnaluna, Paestum IGT, Bruno de Conciliis Kràtos, Paestum IGT, Luigi Maffini Pays d’Oc Chardonnay d’Aussières VDP, Domaines Barons de Rothschild (Lafite) 2006 14.50 Irouléguy Irouléguy Blanc AC, Domaine Brana Pyrenäen Muscat de Rivesaltes AC doux, Domaine des Gorges du Soleil Banyuls Rimage, Domaine de la Ville d’Amont 1998 25.– 2006 15.30 Katalonien Clos d’Agon DO, Bodegas Clos d’Agon 2005 35.– Monsant Les Sorts DO, El Masroig 2006 16.90 Rías Baixas Albariño DO, Bodegas Castro Martin 2005 18.90 Rueda Hermanos DO, Bodega Lurton José Pariente Barrica DO, Viña Dos Victorias José Pariente DO, Viña Dos Victorias Tierra Buena DO, Grupo Yllera Viña Cantosan DO, Verdejo, Grupo Yllera 2005 2005 2006 2006 2006 2005 10.– 2005 14.50 2006 17.80 2006 21.30 Südfrankreich Sizilien Benedé IGT, Alessandro di Camporeale Maria Costanza IGT, Azienda Milazzo Terre della Baronia IGT, Azienda Milazzo Bierzo Odorus DO, Bodegas Agribergidum 2006 17.80 2006 21.50 2004 12.40 Sardinien Vermentino di Gallura DOCG, Nibani, Piero Mancini 2006 13.90 Vermentino di Sardegna DOCG, Donnikalia, 2006 13.90 Ferruccio Deiana 50cl 2002 20.30 Portugal 50cl 2004 21.– Monte dos Cabaços, Alentejo, Margarida Cabaço Quinta do Carmo, Alentejo, Domaines Barons de Rothschild (Lafite) Quinta de Cabriz, Dão DOC, Dão Sul Redoma, Douro DOC, Dirk Niepoort Redoma Reserva, Douro DOC, Dirk Niepoort Tiara, Douro DOC, Dirk Niepoort Weitere Länder Italien Deutschland Norditalien Rheingau Riesling Spätlese, trocken, Schloss Johannisberg 12.70 19.90 16.50 9.90 11.– 2006 16.70 2006 17.60 2006 2006 2005 2006 12.10 23.40 37.10 27.40 2006 37.70 Neue Welt Südtirol /Alto Adige Aureus VdT, Josef Niedermayr 37,5cl 1996 37.50 Venetien / Friaul Arbis Blanc Venezia Guilia IGT, Borgo San Daniele Baroncino Chardonnay, Veneto IGT, Cantina Valpantena Garganega Falasco, Veneto IGT, Cantina Valpantena Picolit Collio DOC, Tenuta Villanova 37,5cl Pinot Grigio Collio DOC, Tenuta Villanova Pinot Grigio Isonzo DOC, Borgo San Daniele Sauvignon Blanc Collio DOC, Tenuta Villanova Soave Classico DOC Levarie, Superiore, Masi Tocai Friuliano Isonzo DOC, Borgo San Daniele 2003 29.90 2006 12.50 2006 2000 2006 2003 2005 2005 2003 11.30 25.20 16.30 27.90 15.– 10.70 27.90 Österreich Wagram-Donau Aurum, Grüner Veltliner, Josef Ehmoser Grüner Veltliner Hohenberg, Josef Ehmoser Riesling vom gelben Löss, Josef Ehmoser Weissburgunder, Josef Ehmoser 2006 2006 2006 2006 29.60 19.40 19.40 18.– Burgenland Beerenauslese, Chardonnay, Josef Umathum 37,5cl 2004 20.80 Grüner Veltliner, Weingut Zantho 2006 13.90 Muskat, Weingut Zantho 2006 13.90 Sauvignon Blanc, Josef Umathum 2006 17.20 USA / Kalifornien Chardonnay Central Coast, Echelon 2004 18.80 Chile / Requiñao Chardonnay, Château Los Boldos Sauvignon Blanc, Château Los Boldos 2005 15.– 2005 15.– Brasilien Rio Sol Branco, Moscato/Chenin, Vinibrasil 2004 11.– Argentinien Chardonnay, Bodega Lurton 2006 13.80 15 Foto: Harald Theissen, imagepoint.biz Austern Die Muschel, die zur Raserei treibt Austern können in den meisten Meeren wachsen – entscheidend für ihre Lebensbedingungen sind die Wassertemperaturen, die auch das Nahrungsangebot beeinflussen. Die besten Austern werden an der französischen Atlantikküste und in Irland gezüchtet. A ustern und Sancerre – dieser Hochgenuss ist eine der erfreulichsten Mariages, eine Vermählung, die man zwar als erzwungen bezeichnen könnte, aber aus gutem Grund, denn Muschelfleisch und Rebensaft verbindet eine Seelenverwandtschaft, die Frische. Saftiges, weiches, nach kühlem Meerwasser duftendes Fleisch, im Gaumen veredelt mit den knackigen Aromen des Sauvignon Blanc, wie er nur am Oberlauf der Loire gelingt. Für den Verzehr der Auster ist Frische eine Voraussetzung, möchte man sein Leben nicht unnötig aufs Spiel setzen, und beim Sancerre die gesuchte Eigenschaft, denn hölzerne Wucht würde die Auster nicht finessenreich begleiten, sondern einfach nur totschlagen. Das müsste man ja ohnehin, könnten nun empfindsame Seelen monieren. Tatsächlich essen Feinschmecker die Auster lebendig. Es gibt zwar auch andere Rezepte, aber gekocht ist eine Auster nur noch Muschel – ob sie nun unversehrt als Stück, geschnetzelt oder püriert gereicht wird. Sie ist ein wunderliches Wesen. Selten länger als zwölf Zentimeter, bringt sie es fertig, in einem einzigen Jahr drei Millionen Larven ins Leben zu schicken. Bei den fortpflanzungstechnischen Voraussetzungen der Auster ein hartes Stück Arbeit: Die flache Auster (Ostrea eludis, die europäische Auster; in der Bretagne, wo die besten gezüchtet werden, Belons genannt, und in Irland, wo die reinsten herkommen, Galways) ist ein Zwitter, der sein Geschlecht nach der Wassertemperatur und dem Nahrungsangebot richtet; bei der pazifischen Felsenauster (Crassostrea gigas), der heute häufigsten Art, leben Männchen und Weibchen in getrennten Schalen. Wozu diese Masse an Nachwuchs? Weil ihr Karma die Auster ausersehen hat, vertilgt zu werden. Wie das Schwein. Wozu denn sonst wäre dieses mit mächtigen Schinken ausgestattet worden? Den Grund für ihre riesige Kinderschar kann uns die Auster nicht selber verraten, sie bleibt stumm und pflanzt sich emsig fort, vom Schicksal nie besonders gepflegt, dafür von den Züchtern, die mehr als 30 Arbeitsschritte ausführen müssen, bis die Auster nach gut drei Jahren genussbereit aus dem Reinigungsbecken, wo sie sich von den letzten Sandkörnern befreit, geholt werden kann. Gross kann sie sich ihrem Schicksal nicht entwinden, aber wehren darf sie sich, zumindest so lange, wie ihre Kraft reicht. Von der Natur hat sie einen starken Muskel erhalten, mit dem sie ihr begehrtes Fleisch vor Zudringlichkeit schützen kann. Die fest geschlossenen Schalen mögen den Zugriff eines Tieres verhindern, den Feinschmeckern jedoch widerstehen sie nicht ewig. Findige Köpfe haben schon längst ein besonderes Messer erfunden, den Austernbrecher. Seiner kurzen, stabilen Klinge hält auch der kräftigste Schliessmuskel nicht stand. Um das Geheimnis zu ergründen, warum die Auster so potent und der Aufwand, sie zu knacken, so kräftezehrend ist, studiere man die Gesichter von Gourmets in den ersten Septembertagen. Aus ihren Augen trieft kalte Gier. Die Austernzeit hat begonnen. Austern sind schon verschluckt worden, als die Spezies Mensch noch mit Handwerksunterricht beschäftigt war. An der Küste von Jütland liegt der grösste Muschelhaufen, der je gefunden wurde. Er stammt aus der Steinzeit und enthält vor allem Austernschalen der europäischen Art. Der Haufen ist ein Beweis von Lernfähigkeit: Austern konnte man von Felsen klauben, Huftiere musste man jagen – was bei weitem mehr Geschick erforderte. In späteren Jahrhunderten galten Austern immer wieder als Armeleuteessen – zur teuren Delikatesse wurden sie erst, nachdem sie im 19. Jahrhundert von einem Virenbefall fast ausgerottet worden waren, die Arbeitskosten zu steigen und die Populationen zu schwinden begonnen hatten. Die Griechen der Antike entdeckten, dass man Austern züchten kann. Die Römer verschlangen die ersten überlieferten Rekorde. So verdrückte Kaiser Vitellius täglich 1200 Austern (wie er diese Menge zwischengelagert hatte, entzog sich offenbar den Kenntnissen der Geschichtenschreiber). Angenommen, eine Auster wiegt im Schnitt zehn Gramm, so hat sich der süchtige Fresser jeden Tag zwölf Kilo einverleibt – ohne Saft. Ein Marschall Junot soll zum Frühstück 300 Stück geschafft haben. Casanova schlürfte immerhin noch 50 Austern aus. Ein bisschen wenig, um mit der Saga zu glänzen, Austernschmaus richte müde Männer auf. Zumindest theoretisch hätte Vitellius weit Gewaltigeres zu Stande bringen können als Casanova, dürfte aber von chronischen Cholesterinschocks gebremst worden sein. Allein schon an diesen wenigen, aber eindrücklichen Beispielen rasender Lust wird verständlich, warum die Bestände der Austern trotz gigantischer Fortpflanzungsleistung langsam zur Neige gehen. Kenner sind mit 60 bis 72 Stück zufrieden, weil sie den Austerngenuss als Vorspeise betrachten und die Mahlzeit mit ein paar weiteren Gängen fortsetzen möchten. Heute ist die Selbstbeschränkung weniger eine Frage der Appetitzügelung als der Kosten. Austern sind teuer. Dies mag ein Grund sein, weshalb um die Auster, die am besten roh mit etwas Zitronensaft schmeckt, aufwändige Rezepturen gebaut worden sind. Zitronensaft dient im Übrigen auch als Qualitätstest: Zuckt die Auster beim Auftreffen der ersten Tropfen zusammen, ist sie, unübersehbar, noch am Leben. Austern werden nicht nur bei lebendigem Leibe geschlürft, man kann sie auch braten, blanchieren, sieden, panieren, frittieren, füllen, hacken. In Arcachon bei Bordeaux, einer andern berühmten französischen Zuchtarena, isst man sie mit Brot und Crépinettes, gebratenen Würstchen – eine Bordelaiser Variante von «Surf and Turf». In der Normandie füllt man die Austern von Issigny mit Schalotten und Champignons. Es gibt Austern im Töpfchen an einer Weisswein-Safran-Sauce, man kann sie in der Schale, aber ohne Deckel, auf ein Backblech legen, mit Rahm beträufeln, mit Muskatnuss bestreuen und etwa fünf Minuten im Ofen garen lassen. Es gibt noch allerhand regionale Spezialitäten, doch wie müssig dies alles ist, einen Genuss, der frisch aus der Schale am besten schmeckt, in Rezepturen zu zwängen, illustriert ein Blick ins «Grand livre de Cuisine d’Alain Ducasse»: Darin präsentiert der Meister 38 Gerichte mit bretonischem Hummer, aber nur zwei mit Austern. 17 ROTWEIN NEUE WELT (FORTSETZUNG WEISSWEIN) | SCHWEIZ Australien Chardonnay, Lindemans Bin 65 2005 2005 2005 2007 14.60 31.20 13.40 18.– 2006 17.50 Schweiz Deutschschweiz Aargau Goldwändler Pinot Noir AOC, Auslese, Baumgartner Weinbau Tegerfelder Pinot Noir AOC, Steimüri, Baumgartner Weinbau 2006 16.40 An Frankreichs letztem ungezähmtem Fluss wachsen von der Quelle bis zur Mündung Reben. Feine Weine und prächtige Schlösser locken Weinliebhaber, Historiker und Kunstliebhaber gleichermassen ins Tal der Loire. 2005 14.50 Schaffhausen Wilchinger Pinot Noir AOC, Rötiberg Keller 2003 13.20 Graubünden Maienfelder Blauburgunder, Pola-Sprecher-Gut Maienfelder Blauburgunder, Schloss Salenegg Malanser Blauburgunder, Plantahof Malanser Picado, Barrique, Donatsch Malanser Pinot Noir, Barrique, «Spiger», Donatsch «Unique», Malanser Pinot Noir, Selvenen, Donatsch 2006 2005 2005 2005 2005 2004 18.80 25.30 21.– 33.40 33.40 58.90 Westschweiz Biel / Neuenburg Œil de Perdrix Neuchâtel AOC, Château d’Auvernier 2006 15.80 Jura Cabernet Jura, Valentin Blattner Baron de Lad oucette – ein Meister an der Loire 2004 29.60 Chablais Yvorne AOC, Bel Honeur, Henri Badoux Yvorne Pinot Noir Feu d’Amour AOC, AV Yvorne Aigle AOC, Pourpre Monseigneur, Henri Badoux 2004 19.90 2006 18.20 2006 20.40 Lavaux Epesses AOC, La République, Fonjallaz SA St-Saphorin AOC, Bourg de Plait, Bernard Bovy St-Saphorin AOC, Cuvée Louis, Louis Bovard 2006 16.90 2006 17.50 2004 26.40 M uscadet, Chenin Blanc, Cabernet Franc, Gamay, Pinot Noir, Sauvignon Blanc – das sind nur die wichtigsten der vielen Rebsorten, die auf den Weinbergen entlang der 1000 Kilometer langen Loire gedeihen. Von leichtem Rosé bis zu lagerfähigem Rotwein, von Perl- und Schaumwein über frische oder gehaltvolle Weisse bis zu köstlichen Süssweinen reicht die Angebotspalette. Das ist dank der vielen Klimazonen möglich: Von kontinental an der Quelle im Zentralmassiv bis atlantisch-mild an der Flussmündung gibt es alle Variationen. An der oberen Loire liegen zu beiden Seiten des Flusses die Städte Sancerre und Pouilly-sur-Loire, deren Weine Sancerre und Fumé Blanc wohl die bekanntesten Gewächse dieser Region sind. Hier dominiert die Sauvignon-Blanc-Traube. Diverse Sorten Clos Corbassières AOC, Provins Cornalin AOC, Maître de Chais, Provins Domaine Evêché AOC, Provins Humagne Rouge AOC, Maître de Chais, Provins 18 2002 2005 2004 2005 46.50 25.80 32.– 21.50 TIPP Wallis Sancerre AC, La Poussie, 2005, Fr. 23.60 Weitere Weine von Baron de Ladoucette auf Seiten 13, 14 und 21 Diese aromatische, leicht herbe Sorte gedeiht zwar mittlerweile auf allen Kontinenten und zeigt dabei ein erstaunlich breites Spektrum an geschmacklichen Varianten. Nirgends aber bringt sie so komplexe und finessenreiche Weine hervor wie an der Loire. Sancerre, das romantische Winzerstädtchen an herrlicher Aussichtslage, bildet mit 14 Nachbargemeinden die grösste AOC (kontrollierte Herkunftsbezeichnung). Drei verschiedene Bodentypen – Feuerstein, Kalk und Schotter – prägen klar den Geschmack der Weine. Sancerre wird höchst selten in der Barrique gelagert, denn die Frische und die knackige Säure dieser Rebsorte soll nicht im Holz ersticken. Diese beiden Vorzüge machen den Wein zum idealen Begleiter für Fischgerichte und Schalentiere. Oder zum Crottin de Chavignol, einem Ziegenmilchkäse aus der Region, dem sonst kaum ein Wein gewachsen ist. Eine absolute Spitzenlage der AOC Sancerre ist der Clos de la Poussie. Der Weinberg bildet ein Amphitheater, in dem saftiggrüne Rebzeilen sich äusserst fotogen vom gleissend hellen Kalkboden abheben. Hier wachsen Sauvignon Blanc und etwas Pinot Noir in einem fantastischen Mikroklima. Seit 1994 gehört dieses Juwel Baron Patrick de Ladoucette. Ein Name, der für grosse LoireWeine schlechthin steht. Ein Vorfahre des Barons war der Comte Lafond, dem de Ladoucette mit einem Sancerre gleichen Namens ein Denkmal gesetzt hat. Die Familie des Grafen, seit 1729 in der Region ansässig, erwarb 1788 das grösste Weingut in Pouilly-sur-Loire. Das prächtige Renaissance-Schloss mit seinem 27 Hektaren grossen Park war damals nicht viel mehr als ein grosses Haus mit Umschwung. Erst 1870, unter dem Urgrossvater von Baron de Ladoucette, erhielt es nach Plänen des Architekten Violet Le Duc sein heutiges nobles Aussehen. Im Schlosskeller wurden PouillyWeine hergestellt. Der älteste Keller wurde 1805 angelegt, damals bereits zweistöckig. So konnte mit natürlicher Schwerkraft gearbeitet und all zu starke mechanische Einwirkung auf den Wein vermieden werden. Schon 1972 wurden die ersten temperaturkontrollierten Stahltanks installiert, die einen schonenden, langen Gärverlauf ermöglichten. Bei de Ladoucette haben Qualität und Klas- böden, die fette Weine erzeugen, und schliesslich die Kiesbänke in Flussnähe, wo sehr elegante Weine entstehen. Die Trauben dieser Lagen werden separat gepresst und langsam und kühl vergoren. Anschliessend ruht der Most neun Monate im Edelstahltank auf Feinhefen, die immer wieder aufgerührt werden (Baton- Foto: Béatrice van Strien Südafrika Sauvignon Blanc, Paarl, Boland Cellars Baroness Nadine, Chardonnay, Rupert & Rothschild Chardonnay, Paarl, Boland Cellars Creation, Sauvignon Blanc, Jean-Claude Martin Château de Nozet, herrschaftliche Pracht für Wein und Winzer an der Loire. se oberste Priorität. Das drückt sich auch in der auffallenden Ästhetik des Schlosses und seiner Umgebung aus. Für den Pouilly-Fumé wurde 1990 ein grösserer, dreistöckiger Keller ausserhalb des Schlosses in Betrieb genommen. Ebenfalls ein sortenreiner Sauvignon Blanc, schmeckt der Pouilly allerdings sanfter und weniger aromatisch als Sancerre. Dafür gilt er als langlebiger und komplexer, weshalb mancher Produzent ihn in Barriques reifen lässt. Um Château de Nozet liegen 80 Hektaren Rebflächen, verteilt auf vier verschiedene Terroirs: Kalkböden, die mineralische Noten an den Wein abgeben, Feuersteinböden, die den Weinen Kraft verleihen, Lehm- nage). Die Hefepilze zersetzen sich und verleihen dem Wein Fülle. Schliesslich werden die Weine der einzelnen Terroirs zu einer perfekten Assemblage verschnitten. Baron de Ladoucette, ausgebildeter Winzer, ist ein Anhänger von unverfälschten Weinen. Barriques setzt er nicht einmal für den grossen Weisswein Baron de L ein. Was kaum zu glauben ist, wenn man die Komplexität dieser Top-Cuvée schmeckt. Nur in Ausnahmejahren gekeltert, besteht sie ausschliesslich aus dem Vorlaufsaft von Trauben der besten Parzellen. Der Wein bleibt doppelt so lange auf den Feinhefen wie die normalen Weine und reift dann drei Jahre in der Flasche, bevor er in den 19 SCHWEIZ | FRANKREICH ROTWEIN Preise inkl. Mehrwertsteuer pro 70/75-cl-Flasche Einladung zum Riegger-Fest am Freitag und Samstag, 26. und 27. Oktober Grand Cru du bon goût Dôle Dôle de Sion AOC, Maître de Chais, Provins Dôle des Chevaliers AOC, Vins de Chevaliers Dôle des Monts AOC, Robert Gilliard 2005 15.70 2005 15.60 2006 16.40 Pommard AC, Louis Latour Pommard AC, Cuvée Billardet, Hôspices de Beaune Pommard AC, Cuvée Cyrot, Hôspices de Beaune Pommard Epenots AC, Louis Latour 2004 1998 2000 1996 Pinot Noir Pinot Noir de Leytron AOC, Mathier & Söhne Pinot Noir des Chevaliers AOC, Vins de Chevaliers Pinot Noir du Valais AOC, Maître de Chais, Provins 2003 13.50 2005 16.40 2005 20.20 Beaune Beaune 1er Cru AC, Les Cras, Jacques Germain Beaune 1er Cru AC, Les Teurons, Jacques Germain Beaune AC, Clos des Avaux, Hôspices de Beaune 1999 54.10 1999 52.50 1998 80.40 2005 26.90 2005 24.50 Savigny-lès-Beaune Savigny-lès-Beaune AC, Hôspices de Beaune Savigny-lès-Beaune AC, Louis Latour 2000 29.– Aloxe-Corton Aloxe-Corton AC, Domaine Latour Aloxe-Corton AC, Les Chaillots, Louis Latour Château Corton-Grancey AC, Grand Cru, Louis Latour Syrah Rouge d’enfer Valais AOC, Maître de Chais, Provins Syrah du Valais AOC, Maître de Chais, Provins Am Riegger-Fest verwandeln wir unseren Weinkeller in ein Schlaraffenland: in eine Bühne für traditionelle Schweizer Spezialitäten, in ein Schaufenster für erstklassige europäische Weine, in eine aromatische Assemblage und einen duftenden Ort kulinarischer Freuden. An den Marktständen vor unserem Weinkeller in Birrhard ziehen wir Ihnen nicht nur Speck durch den Mund, sondern auch schmackhafte Saucisses, zartes Trockenfleisch, würzige Käse und körnige Brote. Hier geben Ihnen Käser, Metzger und Bäcker Einblick in die kulinarische Geschichte der Schweiz mit ihren Spezialitäten, die zum Schutz vor Nachahmung das AOC- oder IGPLabel erhalten haben oder anstreben, die Auszeichnung für ursprüngliche regionale Produkte mit Charakter. Am Riegger-Fest kommen auch Liebhaber von europäischen Weinen auf ihre Kosten: Über 50 Weine aus der Schweiz, aus Österreich, Frankreich, Italien und Spanien stehen zum Entdecken bereit. Sie werden einigen Winzern persönlich begegnen, die Sie bei der Lektüre unserer Magazine kennengelernt haben. Und nicht zuletzt wird am Riegger-Fest für das leibliche Wohl gesorgt. Der Cubus, unser weiter, einladender Raum, wird zum Restaurant, zum Ort des genüsslichen Verweilens bei Speis und Trank. Öffnungszeiten Freitag, 26. Oktober, 14 bis 21 Uhr Samstag, 27. Oktober, 10 bis 16 Uhr Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen zum Fest finden Sie im Internet unter www.riegger.ch 20 Tessin Diverse Sorten Pinot Nero DOC, Vinattieri Merlot Fustoquattro, Merlot Ticino DOC, Daniel Huber Ligornetto, Merlot Ticino DOC, Vinattieri Merlot di Gudo DOC, Delea Merlot Ticino Biasca Premium DOC, Feliciano Gialdi Merlot Ticino Riserva Oro DOC, Giornico, Feliciano Gialdi Platinum, Merlot Ticino DOC, Guido Brivio Quattromani, Merlot Ticino DOC, Brivio/Gialdi/Delea/Tamborini Roncaia, Merlot Ticino DOC, Vinattieri Ronco del Persico, Merlot Ticino DOC, Daniel Huber Roncobello, Merlot Ticino DOC, Fratelli Valsangiacomo San Zeno, Merlot Ticino DOC, Tamborini SA Sassi Grossi, Merlot Ticino DOC, Feliciano Gialdi Selezione d’Ottobre, Merlot Ticino DOC, Matasci Sinfonia, Merlot Ticino DOC, Chiericati Vini Tenuta Montalbano, Merlot Ticino DOC, CS Mendrisio Trentasei, Merlot Ticino DOC, Feliciano Gialdi Villa Jelmini, Merlot Ticino DOC, Matasci Vinattieri, Merlot Ticino DOC, Vinattieri 2005 2004 2004 2005 2005 23.10 35.90 22.50 17.80 19.90 2005 2004 2003 2005 2004 2005 81.50 48.40 48.20 19.60 36.10 21.50 2004 2004 2005 2003 2003 2003 2005 2004 20.– 42.50 15.60 34.40 15.70 99.50 15.– 85.– Frankreich Pernand-Vergelesses Pernand-Vergelesses 1er Cru AC, Domaine Rapet 39.30 64.30 64.30 45.50 2003 53.50 2000 53.50 2004 26.90 Hermitage Hermitage Tourette AC, Delas Frères 2000 52.50 2004 35.– 2003 45.70 2005 83.90 Châteauneuf-du-Pape Château Beaucastel Clos des Papes, Paul Avril Domaine de Villeneuve 2003 84.70 2005 59.20 2005 36.90 Crozes-Hermitage Crozes-Hermitage AC, Tour d’Albon, Delas Frères 2003 24.50 St-Joseph St-Joseph François Tournons AC, Delas Frères 2003 27.70 2005 41.40 Nuits-St-Georges Nuits-St-Georges AC, Louis Latour Südfrankreich 2004 38.70 Vosne Romanée Vosne Romanée AC, Louis Latour 2002 41.70 Pays d’Oc Aussières Vin de Pays, Domaines Barons de Rothschild (Lafite) Vougeot Clos Vougeot AC, Grand Cru, Domaine Rebourseau Clos Vougeot AC, Grand Cru, Louis Latour 1998 91.20 2003 105.– Madiran Château Bouscassé AC, Vieilles vignes, Alain Brumont 2000 37.40 Château Montus AC, Cuvée Préstige 2000 48.20 Chambolle-Musigny Chambolle-Musigny AC, Louis Latour 2004 45.70 Gevrey-Chambertin Chambertin AC, Héritiers Latour, Grand Cru, Louis Latour Chambertin AC, Grand Cru, Domaine Rebourseau Gevrey-Chambertin AC, Domaine Rebourseau Gevrey-Chambertin AC, Louis Latour 2003 145.– 1998 107.30 1998 41.70 2005 46.80 1996 92.30 Beaujolais Volnay Volnay AC, Louis Latour Volnay Santenots AC, Gauvain, Hôspices de Beaune Pommard Pommard 1er Cru AC, Chaponnière, Domaine Billard-Gonnet Rhonetal Côte de Nuit Morey-St-Denis Clos de la Roche AC, Grand Cru, Louis Latour 2003 21.50 Sancerre Rosé Comte Lafon AC, Baron de Ladoucette 2006 25.80 Sancerre Rosé La Poussie AC, Baron de Ladoucette 2006 24.30 Côte Rotie Côte Rotie Maugiron AC, Delas Frères Burgund/Côte de Beaune Santenay Santenay AC, Louis Latour Loire Fleurie Fleurie AC, Georges Dubœuf Languedoc-Roussillon Château Grès St-Paul Romanis, Languedoc-Roussillon AC Tradition, Domaine Ferrer Ribière, Côtes du Roussillon AC Domaine Ferrer Ribière, Vignes de plus que 100 ans, Pays catalan Empreinte du Temps, Domaine Ferrer Ribière, Vignes de 128 ans, Pays catalan Corbières A d’Aussières AC (ab Jahrgang 2005 neue Bezeichnung: Blason d’Aussières), Domaines Barons de Rothschild (Lafite) Château d’Aussières AC, Domaines Barons de Rothschild (Lafite) Château Cascadais AC, Philippe Courrian 2004 15.50 2004 13.90 2004 15.– 2003 16.50 2005 21.80 2004 15.50 2003 25.– 2003 14.30 2005 16.– 2004 33.90 1999 70.70 St-Amour St-Amour AC, Domaine des Sablons, Georges Dubœuf 2005 15.90 2005 48.– Moulin-à-Vent Moulin-à-Vent AC, La Tour du Bief, Georges Dubœuf 2005 16.– Provence Château de Selle Cœur Grain, Rosé Côtes de Provence AOC Rosé Côtes de Provence AC, Maître Vignerons de St-Tropez Rosé Côtes du Lubéron AC, Château Val Joanis 2006 32.20 2006 15.60 2006 12.70 21 Winzer und Courtier «Wenn man diese Landschaft erhalten will, braucht es Reben» Das Lavaux erstreckt sich steil über dem Genfersee – es ist eine der spektakulärsten Landschaften Europas und hat das Prädikat «Weltkulturerbe der Unesco» erhalten. Eine der federführenden Personen war der Winzer Bernard Bovy. Wir haben ihn, zusammen mit dem Courtier André Linherr, zu einem entspannten VorLese-Schoppen auf der Terrasse seines Weinguts in Chexbres getroffen. Die Wege des Weins beginnen mit dem Winzer, führen über den Courtier zum Händler und enden im Magen des Konsumenten. Was verbindet Winzer und Courtier? Bernard Bovy: Ich habe Reben und Wein, ich kaufe auch Trauben von kleinen Produzenten dazu, vinifiziere sie und fülle sie in Flaschen ab. Um die Weine zu kommerzialisieren, benötige ich die Dienstleistungen des Courtiers. Er sucht und vermittelt Kunden, die bei mir einkaufen. André Linherr: Das ist ein bisschen wie an der Börse. – Aber bei einem Betrieb wie Bovy, der auf regelmässige Abnehmer zählen kann, kümmere ich mich nur noch um die kommerzielle Abwicklung. Ich beschäftige mich nur mit Papier, mit virtuellem Wein. Und sehen nie eine Flasche? André Linherr: Doch! Jetzt. Hier. Ist das ein Feierabendschoppen oder ein Geschäftstreffen? André Linherr: Das weiss man nie. Nun, Wein ist ein Produkt, das jedes Jahr etwas anders gerät. Es ist also Bernard Bovy, Winzer, Chexbres: «Der grösste Teil der Rebflächen wird von Winzerfamilien bewirtschaftet.» 22 Grossartig, spektakulär, schützenswert: das Lavaux, wie es Bernard Bovy von seiner Terrasse aus geniessen kann. klar, dass man oft degustieren muss, man schickt Muster auf Reisen, misst und kontrolliert. Wie viele Flaschen produzieren Sie in einem Jahr? Bernard Bovy: Alles zusammen, also meine Reben und die gekauften, rund 200 000 Flaschen im Jahr. Und Sie, Herr Linherr, wie viele Flaschen verkaufen Sie im Jahr? Bernard Bovy (lacht): Oho – setzen Sie zwei Nullen dahinter! André Linherr: Solche Statistiken führen wir eigentlich nicht. Wenn ich auf die letzten paar Jahre zurückblicke, dürften das 800000 bis 900000 Flaschen im Jahr sein. Lauter Waadtländer Wein? André Linherr: Ausschliesslich Schweizer Wein. Die Franzosen würden uns als «courtier de campagne» bezeichnen, das bedeutet, stark in einer Region. Das sind wir. Mit ausländischem Wein arbeiten wir überhaupt nicht, auch wenn 60 Prozent des Weins auf dem Schweizer Markt ausländischer Herkunft sind. Was aber auch bedeutet, dass 40 Prozent inländisch sind. Die ausländische Konkurrenz ist natürlich stark. Ich erhalte manchmal auch Anfragen nach aus- ländischen Weinen, aber das bereitet mir Kopfschmerzen – es ist etwa so, als fragte man einen Weinhändler in Bordeaux nach Epesses. Der fragt doch bloss: «Epesses, c’est quoi?» Wir vertreiben vor allem Wein aus der Romandie in der Deutschschweiz, aber auch umgekehrt. Sie verkaufen also Thurgauer Wein in Lausanne? André Linherr: Das funktioniert noch nicht so toll. Aber ich verliere die Hoffnung nicht. Bündner Herrschaft? André Linherr: Wenig. Das ist ein spezieller Markt. Die Winzer der Bündner Herrschaft verkaufen ihren Wein sehr gut. Feliciano Gialdi hat uns erzählt, dass er Trauben von 280 Winzern beziehe (Seite 27). Ist das im Lavaux auch so? Bernard Bovy: Nein, gar nicht. Es gibt hier kleine Produzenten, die sind aber eine Minderheit. Der grösste Teil der Rebflächen wird von Winzerfamilien bewirtschaftet. Es gibt wichtige Domaines wie Ville de Lausanne, Commune de Payerne und andere. André Linherr: Die Generation, die ihre Rebgärtchen am Samstag und am Sonntag pflegt, verschwindet langsam. Auf der andern Seite findet eine Professionalisierung statt, die Winzerschulen sind gut besetzt. Winzer wird offenbar ein Modeberuf? Bernard Bovy: Ein bisschen schon, so im Stil: «Ich habe Geld, ich kaufe ein bisschen Rebland» – hier im Lavaux läuft das aber nur beschränkt. André Linherr: Das gibts auf der ganzen Welt. Persönlich denke ich: Es gibt viele Kandidaten, aber wenig Berufene. Etwa bei der Ausbildung. Für Önologen ist der Arbeitsmarkt in der Schweiz doch sehr eng. Stellen sind im Grunde rar. Auch wenn jetzt Winzer ein Modeberuf werden würde – Rebfläche im Lavaux zu kaufen, ist doch unmöglich. Bernard Bovy: Unmöglich nicht, aber schwierig. Zu teuer? Bernard Bovy: Vor rund 15 Jahren war es sehr teuer, sehr teuer. Das Maximum. Die Preise sind mittlerweile gefallen. Warum? Weil Spekulanten die letzte Hoffung verloren haben, im Lavaux je einmal Hochhäuser bauen zu können? Bernard Bovy: Nein, das ist es nicht. Seit bald 40 Jahren darf man im Lavaux nicht mehr bauen. Ende der 1980er-Jahre gab es eine Euphorie, die Weine verkauften sich gut; dann wurden Anbaulimiten eingeführt, und später folgte die Liberalisierung des Imports. Kurz: Der Preis für unsere Weine hat sich seit 15 Jahren nicht verändert. Es ist also klar, dass sich der Preis für unsere Rebberge um die Hälfte verringert hat. Und trotzdem: Wenn Sie Rebgärten kaufen, haben Sie noch lange keine Rentabilität gekauft. Der Preis ist immer noch viel höher als das, was Sie damit verdienen können. Hier in der Appellation St-Saphorin gab es Transaktionen mit 70 Franken pro Quadratmeter, das ist schon ein guter Preis, aber der Wert des Ertrags beläuft sich auf bloss 15 bis 18 Franken. Im Lavaux ist Winzer vor allem ein geschützter Beruf – man darf ja nichts anderes tun als Reben anbauen und Wein keltern. Etwas anderes gibt es hier ausser Gastronomie ja nicht. Bernard Bovy: Ja, die beiden Wirtschaftszweige des Lavaux sind Tourismus und Weinbau. Das funktioniert sehr gut zusammen. Den Önotourismus werden wir weiterentwickeln. › 23 Preise inkl. Mehrwertsteuer pro 75-cl-Flasche Wir haben sogar einen Friedhof im Rebberg gesehen. Bernard Bovy: Ja, ja, in Rivaz. Die haben dort einen königlichen Frieden. Und die Aussicht! Lavaux – vignoble en terrasses Ein ausführliches, reich illustriertes Buch beweist eindrücklich, warum das Lavaux ein Weltkulturerbe ist. Das Buch ist im September 2007 in französischer Sprache erschienen. Editions Favre, Fr. 69.– (ISBN 978-2-8289-0959-8) 24 André Linherr, Courtier: «Die Generation, die ihre Rebgärtchen am Samstag und am Sonntag pflegt, verschwindet langsam.» zer, und diese Winzer müssen ihren Lebensunterhalt verdienen. Und die beste Werbung, die wir für das Lavaux machen können, ist, den Leuten zuzurufen: Kommt hierher, unternehmt Spaziergänge, Wanderungen! Sie wohnen in Zürich? Buchen Sie ein Wochenende im Lavaux! Das ist ja nicht weit. Zwei Stunden im Auto. Wir hatten schon einmal mit Montreux Tourisme einen Slogan lanciert: «Préférez les bouchons vaudois aux bouchons du Gotthard!» (Ziehen Sie die Waadtländer Flaschenhälse denjenigen vom Gotthard vor!) Wohl wahr, auch wenn die Fahrt mit all den Baustellen sicher länger als zwei Stunden dauert. Bernard Bovy: Mag sein, von Zürich aus sind Sie trotzdem schneller hier als in Lugano. Mit der Anerkennung durch die Unesco erhalten wir globale Aufmerksamkeit. Das UnescoWelterbe ist weltweit bekannt. Bedeutet diese Anerkennung nicht auch die Erhöhung des ideellen Wertes des Lavaux? André Linherr: Letztendlich ist es auch das. Die Anerkennung des Lavaux als Weltkulturerbe wird andere nachziehen. Der Genfersee beginnt in Genf und endet im Chablais, ausserdem gibt das auch ein Zeichen an die restlichen Weinregionen in der Schweiz. Die Walliser Reblandschaft mit ihren Trockenmauern müsste auch ein Weltkulturerbe sein. Bernard Bovy: Wir hatten 150 Journalisten hier, organisiert von Suisse Tourisme. Die berichten in aller Welt über das Lavaux. Und es ist doch so, dass man vielerorts in der Welt gar nicht weiss, dass in der Schweiz Wein produziert wird. Diese Diskussion gibt es schon lange, die Schweizer exportierten eben nur Basisweine und nicht ihre besten Gewächse. Kein Wunder, haben Schweizer Weine im Ausland einen schlechten oder gar keinen Ruf. André Linherr: 15 000 Hektaren, das ist ein kleiner Rebberg! Das Problem liegt auch daran, dass für Schweizer Lebensmittel im Ausland überhaupt kein brauchbares Marketing gemacht wird. Dabei sind viele dieser Produkte, vor allem aus dem Jura und dem Alpenraum, von exklusiver Spitzenqualität: Fleisch, Käse. Bernard Bovy: Sicher, da gibts noch viel Arbeit zu tun. André Linherr: Ça va langsam! Bernard Bovy: Ah oui, tout doux! André Linherr: Aber ich muss auch sagen, dass mir die Politik der kleinen Schritte, wie sie die Waadtländer pflegen, ziemlich gefällt. Piano, piano. Aber irgendeinmal sollte man schon Entscheidungen treffen. Bernard Bovy, Sie beliefern Riegger schon seit 40 Jahren. Haben Sie Ihren Wein in dieser Zeit verändert? Bernard Bovy: Gewiss, da gibt es doch eine Evolution. Das ist eine Frage des gegenseitigen Vertrauens. Am Anfang war es eine Sache der Väter. Vater Linherr hat Vater Riegger zu meinem Vater gebracht. So zusammenzuarbeiten, ist ein Privileg. André Linherr: Es gab vor allem auch eine technologische Entwicklung in Gibt es überraschende Entwicklungen? André Linherr: Eigentlich nicht, es geht im Waadtländer Tempo, Schritt für Schritt. Das Lavaux wird eine Region des Chasselas bleiben, aber in der Waadt kann man auch eine Entwicklung Richtung Rotweine beobachten, und zwar zu schönen Gewächsen. Machen Sie auch Rotweine? Bernard Bovy: Ja, etwa 20 Prozent. André Linherr: Es gibt in der Waadt wundervollen Pinot Noir, auch Gamay aus kleiner Produktion. Die Leitrebe beim Roten ist immer noch Pinot Noir? Bernard Bovy: Ja, sicher. Gamay ist stark zurückgegangen. Letzte Frage: Verkaufen sich Waadtländer Weine gut? (Schweigen. Linherrs Handy klingelt.) André Linherr: Voilà. Eine Bestellung. Bernard Bovy: Zwei Camions! André Linherr: Die Geschäfte sind hart. Wir sind alle abhängig von den Grossverteilern, das muss man klar sehen. Diese Leute sind mächtig, das ist eine Tatsache. Aber die Schweizer Weine gewinnen Terrain zurück, die Entwicklung ist positiv. Ich bin auch versucht, zu sagen, dass wir mit den Weissweinen auf guten Wegen sind. Die Ernten der letzten Jahre waren nicht sehr hoch, deshalb gibt es keine riesigen Vorräte. Man sollte auch nicht ausser Acht lassen, dass der Per-capita-Weinkonsum sinkt. In allen Ländern, wo Wein traditionell getrunken wird. 2006 21.50 2003 27.50 Bordeaux Bordeaux AC/Premières Côtes de Bordeaux AC Château Thieuley, Bordeaux Rosé des Tourelles, Bordeaux Château Bolaire, Bordeaux Supérieur Château Duplessy, Premières Côtes de Bordeaux 1998 2006 2004 2003 13.50 16.80 17.50 21.– Médoc/Haut-Médoc AC Crus Bourgeois Château Ramafort Crus Bourgeois Supérieurs Château Citran Château Liversan Château Rollan de By Château Tour Haut-Caussan Crus Bourgeois Exceptionnels Château La Tour Carnet 2004 21.50 2003 24.20 2000 26.40 2001 1996 1997 2004 2003 2002 29.– 28.– 18.– 21.50 23.40 21.30 1998 41.70 1996 42.80 Moulis/Listrac AC Crus Bourgeois Supérieurs Château Anthonic Crus Bourgeois Exceptionnels Château Poujeaux 1999 20.20 1998 21.30 2004 36.60 2001 39.80 Margaux AC Cru Bourgeois Supérieur Château La Tour de Mons TIPP Nun hat die Unesco das Lavaux als Weltkulturerbe anerkannt. Bernard Bovy: Ich bin sehr erstaunt, was das für ein Echo ausgelöst hat. Es gibt ein Schutzgesetz für das Lavaux aus dem Jahr 1979, aufgrund der Initiative Franz Weber. Schon vorher gab es gewisse Schutzmassnahmen. Ich war 37 Jahre lang in der Exekutive von Chexbres, davon 25 Jahre als Gemeindepräsident... André Linherr: ... la dictature... Bernard Bovy: ... und die erste Sache, die ich 1970 machte, war die Schaffung einer «zone viticole». Hier in Chexbres hat das Gesetz Weber nichts verändert, wir hatten schon Schutzbestimmungen. Auch in Rivaz, St-Saphorin, Puidoux und Epesses, aber es gab natürlich auch Gemeinden, die noch nichts unternommen hatten. Die mussten nach der Annahme der Initiative Weber ihre Gesetze anpassen. Nun, zurück zur Unesco. Meine Überlegung war: Die Gesetze haben wir, seit 1979, aber das geschützte Lavaux musste man auch bekannt machen. Das war vor drei Jahren. Mein Slogan lautet: Wenn man diese Landschaft erhalten will, braucht es die Reben. Ohne Reben kein Lavaux. Wenn es also Reben braucht, braucht es auch Win- den Kellern. Das gehört auch zu meiner Arbeit, die Winzer daran zu erinnern, dass die Zeit nicht stehen bleibt. Bandol Château La Rouvière rosé, Bandol AC Château La Rouvière, Bandol AC FRANKREICH ROTWEIN St-Saphorin AOC, La Roche aux Vignes, Bernard Bovy, 2006, Fr. 16.70 Weitere Weine aus dem Lavaux auf Seiten 12 und 18 Grands Crus Classés Château Dauzac, 5e Grand Cru Classé Château Prieuré-Lichine, 4e Grand Cru Classé Château Cantenac-Brown, 3e Grand Cru Classé Château Ferrière, 3e Grand Cru Classé 1996 32.– 2000 2003 2004 2003 2001 2001 59.70 52.70 49.50 50.– 50.– 40.90 25 ROTWEIN FRANKREICH Château Palmer, 3e Grand Cru Classé Château Durfort-Vivens, 2e Grand Cru Classé Preise inkl. Mehrwertsteuer pro 75-cl-Flasche 2002 159.80 2000 52.70 Château Meyney Crus Bourgeois Exceptionnels Château de Pez St-Julien AC Château Les Ormes de Pez Les Fiefs de Lagrange 2004 29.60 Château Phélan Ségur Cru Bourgeois Château Teynac Grands Crus Classés Château Branaire-Ducru, 4e Grand Cru Classé Château St-Pierre, 4e Grand Cru Classé Château Langoa Barton, 3e Grand Cru Classé Château Ducru-Beaucaillou, 2e Grand Cru Classé Château Gruaud-Larose, 2e Grand Cru Classé Château Léoville-Barton, 2e Grand Cru Classé Château Léoville-Las Cases, 2e Grand Cru Classé 2000 31.20 1999 1999 1998 1997 2003 2001 1997 2003 2004 1999 47.30 52.70 53.50 47.10 52.70 85.– 95.– 74.20 85.– 192.60 Grand Cru Classé Château Montrose, 2e Grand Cru Classé Château Larrivet Haut-Brion Grands Crus Classés Château Fieuzal Château Malartic-Lagravière Château Mission Haut-Brion Château Pape Clément Château Smith Haut Lafitte Domaine de Chevalier Cru Bourgeois Supérieur Château Pibran Grands Crus Classés Château Batailley, 5e Grand Cru Classé Château Grand-Puy-Lacoste, 5e Grand Cru Classé Château Haut-Bages Liberal, 5e Grand Cru Classé Château Lynch-Bages, 5e Grand Cru Classé Château Duhart-Milon, 4e Grand Cru Classé Château Pichon Longueville Baron, 2e Grand Cru Classé Château Pichon Longueville Comtesse de Lalande, 2e Grand Cru Classé Château Mouton-Rothschild, 1er Grand Cru Classé 1998 1996 1997 2003 2004 1999 38.50 31.70 36.30 35.– 42.– 49.20 1996 96.60 Graves/Pessac-Léognan AC Pauillac AC Château Haut-Bages Averous Les Tourelles de Longueville, 2e vin du Château Pichon Longueville Baron 2000 42.– 2000 42.– 1998 53.50 2000 59.20 2000 2001 2000 1996 1994 2004 2002 2004 2002 59.70 45.– 59.20 170.– 75.10 52.70 50.60 48.40 46.– St-Emilion AC 1997 35.20 2004 2003 2002 2003 1999 2004 2003 2004 2002 2004 1997 35.50 40.90 39.80 74.20 74.20 47.30 47.30 89.80 85.– 51.60 63.– 2003 138.80 1999 103.30 2001 527.20 Grand Cru Château Quinault Grands Crus Classés Château Beau-Séjour-Bécot Château Bergat Château Berliquet Château Destieux Château Grand Mayne 1997 48.20 Château Troplong Mondot Couvent des Jacobins 1997 2000 2001 2004 1998 1997 2001 2000 2000 1999 1998 2000 2004 2000 1999 2001 1998 64.30 40.90 52.70 45.– 71.80 67.50 57.– 84.70 85.– 74.20 85.– 149.– 42.– 50.– 42.80 56.80 52.50 1ers Grands Crus Classés B Château Angélus Château Canon Château Fombrauge Château Trottevieille 1999 2001 2004 2000 146.10 72.– 39.80 74.20 Château La Couspaude Château La Dominique Château Monbousquet Château Moulin-St-Georges Château Sansonnet St-Estèphe AC 2001 40.90 Crus Bourgeois Château Phélan Ségur Château Picard 2000 52.70 1995 21.– Crus Bourgeois Supérieurs Château Beau-Site 26 TIPP Château Lafon-Rochet 2003 31.70 Das gesamte Angebot finden Sie in unserem Onlineshop unter www.riegger.ch zum schnell und einfach Bestellen. Feliciano Gialdi und Marisa Martinelli-Sauser Tessiner Höhenflüge Merlot und Formaggio aus dem Tessin – es gibt Genüsse, die nie im Überdruss enden. Entscheidend ist neben Sorgfalt bei der Herstellung vor allem Authentizität. D as Jahr 2007 dürfte in den Annalen des Tessiner Weinbaus mit einem dicken Punkt markiert werden, denn erstmals hat die Lese im Monat August begonnen. Der zarte Winter, die Sommertage im April, der kochende Frühling haben den Rebstöcken ganz schön eingeheizt, sodass die ersten Merlot-Trauben am 28. August am Monte San Giorgio gepflückt werden konnten. Dieser mystische Berg, in dessen Kalkplatten vermutlich noch mancher versteinerte Saurier schlummert, versperrt dem nordwestlichen Mendrisiotto die freie Sicht auf den Lago di Lugano. Am Tag nach dem Ernteauftakt im Südzipfel des Kantons stehen wir in einem nicht minder warmen Granitkessel, umgeben von dem Grau des alpinen Gesteins und dem Grün von fleckigen Waldpartien, Wiesen und Reben. Wir stehen vor der berühmten romanischen Kirche San Nicolao, der «Briefmarke» Giornicos, und starren die mächtigen, zu Quader gemeisselten dunkelgrauen Blöcke im Gemäuer an. Wie die Felskanten an den steilen Hängen speichern auch sie die Wärme des Tages und geben sie nachts, wenn die Abkühlung den Atem des Tals erzittern lässt, wieder an die Umgebung ab. Die Reben profitieren davon, und um sie vom Bodenfrost möglichst fernzuhalten, lässt man die besonders heiklen an horizontal befestigten Stangen auf etwa Mannshöhe hängen, genannt Pergola-Erziehung. «Die kommen alle zu mir», sagt Feliciano Gialdi mit einem zufriedenen Lächeln: fast alle Trauben des Dorfes, die wenigen Rebzeilen neben der Kirche, die Edellagen auf der süd-südwestlich exponierten Talseite und dazu noch die Parzellen von Anzonico, die nördlichsten im Tessin. Gut 80 Winzer aus Giornico liefern ihre Trauben in Gialdis Keller in Bodio ab, und nimmt man die andern dazu, die ebenfalls im Gebiet der Tre Valli ein paar Quadratmeter oder ein bisschen mehr Reben pflegen, sind es am Ende rund 280 Winzer, davon allerdings zehn grosse, Profis. Erstaunlich. Wir könnens kaum glauben, dass in einem Ort wie Gior- › San Nicolao in Giornico ist eine der bedeutendsten romanischen Kirchen der Schweiz. 27 nico, der von den Bergen fast erdrückt wird, Weine wachsen, mit denen Gialdi schon 1985 einen Preis gewonnen hat. «Vergessen Sie nicht, dass Giornico kaum höher als Mendrisio liegt», sagt er. Ein Faktum, das angesichts der alpinen Umgebung überhaupt nicht einleuchtend wirkt, doch ein Blick auf die Landkarte erhellt: Mendrisio liegt 354 Meter über Meer, Giornico 391 – Arzo (Mendrisiotto) 503, Maienfeld 518, Campagna (Anzonico) 650, Venthône ob Sierre 799 Meter über Meer. Man sollte sich nicht von falschen Vorstellungen blenden lassen. Giornico sieht zwar etwas grau aus mit seinen sieben Kirchen, der alten Granitbrücke, der schmalen gepflasterten Strasse durch den historischen Dorfkern, über die vor der Eröffnung der Bahnlinie der Postillon vom Gotthard und weitere Kutschen und Fuhrwerke gerattert sind. Der Ort 28 strahlt auch Wärme aus. Wärme, die Gialdis Mannschaft unter der Leitung des Önologen Alfred de Martin in einem würzigen, aber auch von der Mineralität des Gotthardgranits geprägten Merlot einfängt. Gialdi lässt Ortsweine keltern; Tropfen, deren Inhalt im Bann der Gemeinden Giornico, Biasca und Malvaglia wächst; die Säfte aus den andern Dörfern der Tre Valli, der Region mit unterer Leventina, Riviera und Bleniotal, versammelt er in Tre Valli (Rosato, Rosso) oder Terre Alte (Merlot Bianco). «Die Kirche soll im Dorf bleiben», sagt Gialdi, und da jede Kirche Anrecht auf guten Wein hat, fördert diese Konstellation den Lokalpatriotismus und heizt den Wettbewerb unter den Winzern in den Dörfern an. Hat Giornico Riserva Oro einen Preis erhalten, wollen auch die Winzer aus Biasca eine Medaille am Hals der Flasche ihres Bias- Giornico liegt in einem Talkessel auf 391 Metern über Meer, umgeben von Alpengranit und fleckigen Grünflächen – hier gedeihen unerwartet aromatische Weine. ner Merlot ein kräftiger, dichter Wein gewesen, einem einfachen Bordeaux nicht unähnlich, erklärt Gialdi, und als dann der Tourismus die Deutschschweizer in den Südkanton spülte, seien Beerliweintrinker gekommen. «Das waren keine Bordeaux-Geniesser», sagt Gialdi, «das waren Blauburgunder- und Gamay-Fans, keine Freunde des Merlots.» Und so wurde aus dem dichten Merlot ein dünner; ein Landwein halt, ein «Beerli ticinese», den der Kompatriot von der Alpennordseite aus diesem unsäglichen Boccalino schlürfte, dem Gipfel seiner Vorstellung allen südländi- TIPP Feliciano Gialdi in seinem Keller in Bodio: «Ich will keine Schreinerweine.» ca Premium baumeln sehen. Seinen bekanntesten Wein, Sassi Grossi, stellt Gialdi indessen über alle dörflichen Rankünen und nennt ihn nach einem historisch bedeutungsvollen Ereignis, der «battaglia di Sassi grossi», der Schlacht von Giornico, als 400 Leventiner und 175 Urner am 28. Dezember 1478 10000 Milanesi in die Flucht geschlagen hatten. Vielleicht hat Gialdi, dessen Grossvater aus Piacenza stammt, seine eigenen Gefechte austragen müssen, bevor er aufs Treppchen der drei wichtigsten Weinproduzenten des Tessins aufgestiegen ist – ohne selbst eine einzige Rebe zu besitzen. Gialdis Grossvater war Weinhändler in Luino, dann zog die Familie nach Mendrisio, wo Papa Gialdi 1953 die Handelsfirma Gialdi Vini SA gründete und Weine aus Italien in die Schweiz importierte. «Mit Wein lebte ich von Anfang an», erinnert sich Gialdi, «mit acht sass ich im Lastwagen neben meinem Vater auf Einkaufstour in Italien, meine Schulferien verbrachte ich im Keller beim Flaschenwaschen.» Der Sohn sollte die Fussstapfen des Vaters vorderhand nicht verlassen. In Oberägeri besuchte Feliciano die Handelsschule und lernte Deutsch, in Wädenswil absolvierte er den Weinhandelskurs. 1980 übernahm er das väterliche Geschäft – und trat sofort aus der Spur des Vaters. «Die Nummer zwei wollte er natürlich nicht spielen», erzählt Gialdi, «und so spielte er eben nur noch Boccia.» 1984 beschloss Gialdi, den Weinhandel zur Weinproduktion auszubauen, und kaufte die Firma Roberti Foc SA in Bodio. Zu dieser Zeit waren ein paar «zucchin» (liebevoller Dialektausdruck für Deutschschweizer) damit beschäftigt, den dünnen, süffigen Merlot del Ticino in einen «vin corsé à la Bordelaise» zu verwandeln. Die Tessiner Konkurrenten schauten zu und warteten ab, was die Neuen im Land zu Stande bringen würden. Winzer wie Zündel, Huber, Stucky usw. taten ja weiter nichts, als den Sündenfall auszumerzen, den ihre Landsleute in den 1960er-Jahren am Tessiner Merlot begangen hatten. Damals sei der Tessi- Merlot Ticino Biasca Premium DOC, 2005, Fr. 17.80 Weitere Weine von Feliciano Gialdi auf Seiten 12 und 20 schen Temperaments und «vitalità». Als Gialdi die Firma kaufte, war ihm klar, dass «ich bessere Weine und auch Neues machen musste». Die «zucchin» halfen ihm dabei. «Es war eine Tatsache: Die machten Superweine!», erzählt Gialdi. «Ich habe ihre Weine gekauft und probiert und setzte mir dann als Ziel, mindestens dieselbe Qualität zu erreichen, aber in grösseren Mengen und zu einem andern Preis.» Aber mit der klaren Absicht, auf Tessiner Boden zu bleiben und die mittlerweile über hundert Jahre alte Merlot-Tradition nicht in Neue-Welt-Designersäften zu ersticken. «Ich will keine Schreinerweine», versichert Gialdi. Das ist ihm gut gelungen. So gut, dass er Jahr für Jahr zu Mariä Empfängnis am heiligen 8. Dezember alle seine Winzer mit ihren Familien zu sich bittet und 2,5 Millionen Franken verteilt. Am Tag, an dem die Arbeit ruht, soll sie vergolten werden. Gialdi, ein Padrone nach alter Sitte, honoriert mit Cheques – «ich zahle nicht mehr und nicht weniger als die andern», sagt er, als möchte er allfällige Zweifel ausräumen –, lässt Speis und Trank auftischen, verteilt Weihnachtsgeschenke, bittet zum Bingo › 29 Marisa Martinelli-Sauser auf der Alpe Bolla-Carassino: «Hier sehe ich mehr Leute als in Campo Blenio.» und offeriert Vorzugspreise für seine Weine, die zu knapp 90 Prozent aus Merlot gekeltert werden; daneben verarbeitet Gialdi Gamaret (4 Prozent), Chardonnay (3 Prozent) sowie Pinot Noir, Kerner, Pinot Gris und Moscato. «Gialdi-Winzer sind treue Winzer», beteuert der Padrone; Verträge gibts allein mit den zehn Profis, und die auch nur per Handschlag. Er könnte sich längst zur Ruhe setzen, wie sein Vater, der vom Büro auf die Bocciabahn wechselte. Eine Versuchung? «Nein», sagt Gialdi entschieden. Kein Traum von der Südsee? «Nein. Vom Lago Maggiore. Da kann ich alles im Auge behalten, die Firma und mein Boot.» Und Velo fah30 ren. Vier Pässe hat er in neun Stunden erledigt, zweimal Paris–Roubaix abgespult, Milano–San Remo und ist zehnmal rund um den Bodensee gefahren. Ein Palmarès, fast so beeindruckend wie seine Weinpalette. Am Abend sitzen wir im Grotto al Morign, das wir nach einer langen und kurvenreichen, zuweilen atemberaubenden Fahrt von Malvaglia zuhinterst ins Val Pontirone erreicht haben. Hier zeigen Gialdis Weine ihre Tessiner Seele, der weisse Merlot zum «affettato misto» mit Fleisch und Wurst aus dem Bleniotal, Salami, Mortadella (nicht zu verwechseln mit der italienischen Mortadella: die Tessiner Variante enthält Leber und steht, da sie kein geblitztes Brät ent- hält, einer Salami näher), Trockenwürstchen und Rohschinken von selten delikatem Aroma. Den Hauptgang, «capretto al forno con polenta» (im Ofen geschmortes Zicklein mit Polenta), lassen wir uns mit den Gemeindeweinen von Giornico und Biasca schmecken. Den Käsegang verschieben wir auf den nächsten Tag und auf 1700 Meter Höhe. Kurz nach Olivone, der zweitletzten Gemeinde im Bleniotal, teilt sich die Strasse Richtung Lukmanierpass und Richtung Campo Blenio. Diesen Weg schlagen wir ein, fahren durchs Dorf hinauf zum Lago Luzzone. Um ins Valle di Carassino zu gelangen, müssen wir zwei Tunnels hinter uns bringen: Der erste führt durch die Staumauer, der zweite durch den Fels; beide sind einspurig und so eng, dass man die Hände sämtlicher Berggeister am Hals spürt. Der Verkehr durch den Betontunnel wird mit einer Ampel geregelt, derjenige durch den Fels mit Ausweichnischen. Als wir das Licht am Ende des Tunnels endlich erblicken, befinden wir uns beinahe schon am Ziel, wo Vater Fausto Martinelli und Tochter Marisa Martinelli-Sauser die Alpe Bolla-Carassino auf 1717 Metern über Meer bewirtschaften. 40 eigene Kühe und Rinder sowie 30 Stück Vieh aus Rothenburg im Luzernischen weiden im Tal; neben der Sennerei, einem Haus aus Granit, legen 20 Schweine jeden Tag an Gewicht zu. Sie fressen, was ihr sportlich anspruchsvolles Terrain hergibt und die Schotte, der allerletzte Rest, der von der Milch nach der Herstellung von Käse und Ricotta übrig bleibt. Die Bauernfamilie, die in Campo Blenio zu Hause ist, hat die Alp von der Bürgergemeinde Olivone gepachtet. Marisa stellt heute den Käse her, ihr Vater kümmert sich um Lagerung, Transport und allerhand andere Sachen. Täglich ab fünf werden die Kühe erstmals gemolken. Sie dürfen sich fast frei bewegen, ein paar Elektrozäune begrenzen das Weiderevier, sodass man die Tiere nicht jeden Morgen im ganzen Tal suchen muss. Drei Melkstationen sind im Gebiet verteilt. Die Abendmilch ruht über Nacht im Kupferkessi, das mit kal- tem Wasser kühl gehalten wird. Marisa Martinelli produziert Alpkäse mit der Bezeichnung «Carassina» (per Schablone in die Rinde gepresst), kleine flache Formaggelli, noch kleinere und weichere Formaggini, Ricotta und Butter. Am Türpfosten des Kellers, einer vorne zugemauerten Felshöhle, wo die frischen Käse reifen und regelmässig mit einem feuchten Lappen auf allen Seiten abgewischt werden, hängt das Zertifikat, ausgestellt vom Inspektor der AOC (Appellation d’origine contrôlée). Wir lesen: Rinde 3,5 Punkte (von 4), Lochung 4 (4), Teig und Elastizität 6 (6), Aroma 5,5 (6). Eine erfreuliche Bewertung: Marisa hat für ihren Alpkäse 19 von 20 Punkten erhalten. Tessiner Alpkäse sind gesucht, da gibt es keine Absatzprobleme, im Gegenteil, die Tessiner schätzen ihren Alpkäse über alle Masse, es dürfte jedes Jahr «es bitzeli meh sii». Auf gut hundert Tessiner Alpen (und nicht in Käsereien) wird ein halbharter, mit grauem Schimmel (Muffa) überzogener Käse produziert. Anders als Emmentaler, Gruyère oder Sbrinz wird der Tessiner Alpkäse nicht gewaschen, sondern gerieben. Sein Geschmack ist einmalig, einmal generell als Sorte, dann aber auch von Alp zu Alp, wo sich Höhe, Boden und Mikroklima, die Laune des Viehs und der Käser, Stress und Erholung eben überall anders auf die Milch und den Käse auswirken – und das ist im Gaumen spürbar. Kein Wunder, erzielt der Formaggio delle alpe ticinese die besten Preise aller Schweizer Käse. In Lugano, hat uns ein Insider zugeflüstert, betrachte man einen Tessiner Alpkäse, der weniger als 40 Franken pro Kilo koste, als Fälschung. Die Martinellis beliefern lokale Läden und Restaurants, aber auch Grossisten. Umfangreich ist der Direktabsatz an Touristen; auf der Alp sind die Laibe auch am preiswertesten. «An schönen Wochenenden verkaufen wir den ganzen Tag lang Käse», erzählt die 32-jährige Frau inmitten einer Kinderschar, «hier sehe ich mehr Leute als in Campo Blenio.» Aber weniger Vieh: Im Dorf leben Es gibt über hundert Tessiner Alpkäse. Jeder schmeckt ein bisschen anders – das liegt am Futter, am Keller, an der Laune von Käsern und Kühen. 31 ROTWEIN FRANKREICH | ITALIEN Preise inkl. Mehrwertsteuer pro 75-cl-Flasche Neu im Angebot Blason de l’Evangile, 2e vin du Château l’Evangile Château Beau Soleil Château Clinet Château du Domaine de l’Eglise Château Gazin Château La Conseillante Château La Croix du Casse Château L’Evangile Château Rouget Vieux Château Certan Bardolino Bardolino Classico DOC, Superiore Masi 1997 1996 1999 1998 1999 2000 2000 1998 1996 2001 2000 1999 2002 2001 2000 1999 1997 2000 1999 1997 49.– 49.– 46.– 64.30 118.10 52.70 95.80 138.50 135.30 38.– 49.50 46.– 124.50 179.– 335.– 204.20 145.– 74.20 56.80 100.– 2002 2004 2001 2000 27.70 24.– 26.40 27.40 2006 11.30 Die Abruzzen gehören nicht zu Italiens bekanntesten Denominationen – höchste Zeit, sie zu entdecken. Der Aufschwung hat schon begonnen. Piemont Barbera Barbera d’Asti DOC, La Crena, Vietti Barbera d’Asti DOC, «Vespa», Cascina Castlèt Litina, Barbera d’Asti DOC, Superiore, Cascina Castlèt Passum, Barbera d’Asti DOC, Sup., Cascina Castlèt Policalpo Monferrato DOC, Cascina Castlèt 2004 2005 2003 2004 2001 Dolcetto Dolcetto d’Alba DOC, Falletto, Bruno Giacosa Dolcetto d’Alba DOC, Trevigne, Vietti 2006 19.90 2005 16.70 Nebbiolo Nebbiolo DOC, Perbacco, Vietti 2005 21.40 Barbaresco Barbaresco DOCG, Masseria, Vietti Barbaresco DOCG, Beni di Batasiolo Barbaresco DOCG, Cantina del Pino 2004 74.80 2004 25.– 1998 46.– Barolo Barolo DOCG, Beni di Batasiolo Barolo DOCG, Vietti 2003 27.40 2003 48.40 69.50 13.90 19.30 32.50 29.90 Fronsac AC Château Fontenil Château Villars Toskana Italien Norditalien Lombardei Rosso del Benaco Ca’dei Venti, Azienda Agricola Trevisani 1997 20.70 Veltlin Prugnolo Valtellina DOCG, Superiore, G. Rainoldi 1999 17.50 Venetien / Friaul Arbis Rosso Venezia Giulia IGT, Borgo San Daniele 2003 32.– Valpolicella Amarone Valpolicella Classico DOC, Masi Amarone Valpolicella Classico DOC, Vigneto Monte Urbano Speri Amarone Valpolicella DOC, Cantina Valpantena Amarone Valpolicella DOC, Falasco Ripasso Superiore Valpolicella DOC, Cantina Valpantena Ritocco Valpolicella DOC, Cantina Valpantena Sant’Urbano Valpolicella DOC, Superiore, Speri Valpolicella Classico DOC, Superiore, Masi 32 2003 35.50 2003 48.40 2004 28.50 2003 39.50 2004 19.30 2005 14.80 2000 20.70 2005 11.30 Boscarelli IGT, Poderi Boscarelli Cabreo Il Borgo IGT, Tenute del Cabreo Campaccio IGT, Terrabianca Campaccio Riserva IGT, Terrabianca Ceppate IGT, Cabernet/Merlot, Terrabianca Cipresso IGT, Sangiovese, Terrabianca Il Tesoro IGT, Merlot, Terrabianca La Fonte IGT, Terrabianca Peppoli DOCG, L. und P. Antinori Principessa IGT, Terrabianca Rosato Bolgheri DOC, Antinori Scalabrone Rosso de Ferrari IGT, Poderi Boscarelli Rosso di Montalcino DOCG, Terralsole Santa Cristina IGT, Antinori Villa Antinori IGT, Antinori Vino Nobile Montepulciano DOCG, Fattoria del Cerro Vino Nobile Montepulciano DOCG, Poderi Boscarelli 2003 2003 2004 2001 2003 2003 2003 2005 2004 2005 2006 2006 2003 2005 2003 2004 2004 49.20 39.80 34.90 44.90 53.50 34.90 40.40 15.90 19.– 18.50 15.90 18.80 21.– 10.20 17.80 15.40 24.50 Brunello Brunello di Montalcino DOCG, Castello Banfi 2002 39.80 Brunello di Montalcino DOCG, Cerbaiona, D. Molinari 1994 64.30 Brunello di Montalcino DOCG, Terralsole 2001 46.80 Chianti Chianti Classico DOCG, Fattoria Monsanto Il Poggio, Chianti Classico Riserva DOCG, Fattoria Monsanto Chianti DOCG, Cerro del Masso, Carlo Antonini Croce, Chianti Riserva DOCG, Terrabianca Valori – DOC(G) Montepulciano d’Abruzzo 2004 23.10 2001 48.40 2003 14.50 2003 26.40 M ontepulciano d’Abruzzo heisst eine Rotweintraube und der aus ihr gekelterte Wein. Wie der Name sagt, ist die Sorte in den Abruzzen heimisch und in der angrenzenden Region Marken. Die Rebsorte ist nicht zu verwechseln mit der toskanischen Rotweinspezialität Vino Nobile di Montepulciano. Diese muss zu 75 Prozent aus Sangiovese gekeltert sein und ist nach dem Städtchen benannt worden, in dessen Umgebung die Trauben wachsen. Ob die Sorte Sangiovese mit der Montepulciano d’Abruzzo verwandt ist, steht noch nicht fest. Auf jeden Fall hat der Abruzzenwein einen deutlich anderen Charakter als der feingliedrige Toskaner. Er ist auch günstiger, zählten doch die Abruzzenweine lange zu den rustikalen Landweinen Italiens. Dank grosser Investitionen von aussen soll das Potenzial der Abruzzen, die ökonomisch zu Italiens ärmeren Regionen gehören, gefördert werden. Waren früher die weisse Trebbiano d’Abruzzo und die rote Montepulciano die einzigen Rebsorten, so findet man dort heute auch internationale wie Merlot, Cabernet Sauvignon und sogar etwas Riesling. 1996 gründete der ehemalige Fussballspieler Luigi Valori in der Provinz Teramo sein eigenes Weingut. Der Naturliebhaber, der das einfache Landleben und den Weinbau schätzt, besitzt 26 Hektaren Rebland in sonniger Hügellage. Seine nach Süden und Südosten ausgerichteten Weinberge liegen in Meeresnähe bei Sant’Omero und Controguerra. Diese Lage gehört zu den besten der Region und ist 2007 zu einer DOCG aufgewertet worden, obschon sie lediglich 2 Prozent der grossen DOC Montepulciano d’Abruzzo ausmacht. Valoris Weingut liegt inmitten seiner Rebberge. Der eher scheue Luigi arbeitet lieber unter freiem Himmel als im Keller. Deshalb hat er sich als Önologen und Vertriebspartner einen der besten und erfolgreichsten Winzer Italiens geholt: Gianni Masciarelli, dessen Weine vom italienischen Weinführer «Gambero Rosso» schon öfters mit den begehrten drei Gläsern ausgezeichnet worden sind. Masciarellis Einfluss wirkt sich teuer, aber positiv aus: Die Eichenholzfässchen à 400 Euro wurden ausgewechselt gegen neue à 1000 Euro das Stück. Die Pflanzdichte im Weinberg entspricht mit 6000 Stöcken pro Hektare dem Niveau von Bordeaux – mit entspre- Nemo IGT, Cabernet Sauvignon, Fattoria Monsanto Scassino, Chianti Classico DOCG, Terrabianca 2001 53.– 2004 20.– chend geringem Ertrag. Dies alles trägt Früchte: Sowohl der normale Montepulciano als auch die Einzellage Vigna Sant’Angelo, die von 40-jährigen Reben stammt, sind vom «Gambero Rosso» ausgezeichnet worden. NEU Pomerol AC Trebbiano d’Abruzzo DOC, 2005, Fr. 14.50 Montepulciano d’Abruzzo DOC, 2005, Fr. 16.60 Vigna Sant’Angelo, Montepulciano DOC, 2004, Fr. 42.– Basilicata Aglianico del Vulture DOC, Capanno, Tenuta del Portale Serra delle Querce IGT, D’Angelo 1998 23.40 1999 24.50 Süditalien Marken Piceno Rosso DOC, Saladini Pilastri Spinetoli 2005 10.80 Abruzzen Montepulciano d’Abruzzo DOC, Az. Vini Valori 2005 16.60 Vigna Sant’Angelo, Montepulciano DOC, Az. Vini Valori 2004 42.– Kampanien Cenito, Paestum IGT, Luigi Maffini Donnaluna, Paestum IGT, Aglianico, Vitic. de Conciliis Klèos, Paestum IGT, Luigi Maffini Naima, Paestum IGT, Viticoltori de Conciliis 2004 2005 2005 2004 42.80 18.50 19.90 42.– Apulien Pezzalaruca, Castel del Monte DOC, Conte Spagnoletti Zeuli Primitivo di Manduria DOC, Lirica, Consorzio Produttori Primitivo di Manduria Dolce DOC, Madrigale, Consorzio Produttori Safira IGT, Masseria Pepe Salice Salentino Riserva DOC, Torre Saracena Terranera, Castel del Monte DOC, Conte Spagnoletti Zeuli Vigna Grande, Castel del Monte DOC, Conte Spagnoletti Zeuli 2002 9.90 2004 14.60 2005 20.30 2005 13.50 2003 14.30 2002 26.60 2004 18.90 33 ROTWEIN ITALIEN | SPANIEN Preise inkl. Mehrwertsteuer pro 75-cl-Flasche Bodegas Victoria, Cariñena Castello Svevo IGT, Nero d’Avola, Azienda Milazzo DonnaTá IGT, Alessandro di Camporeale Duca di Montalbo IGT, Azienda Milazzo Kaid Syrah IGT, Alessandro di Camporeale Maria Costanza IGT, Azienda Milazzo Terre della Baronia IGT, Azienda Milazzo 2003 2005 1998 2004 2001 2001 14.80 18.60 41.20 27.80 29.60 19.80 Sardinien Ajana Isola di Nuraghi IGT, Ferruccio Deiana Antiche Cussorgie Colli, del Limbara IGT, Piero Mancini Arbeskia, Rosso di Barbagia IGT, Giuseppe Gabbas Cannonau di Sardegna DOC, Piero Mancini Cannonau di Sardegna DOC, Sileno, Ferruccio Deiana Korem, Isola Nuraghi IGT, Argiolas Rosato Montepino IGT, Piero Mancini Turriga, Sardegna IGT, Argiolas 2002 44.70 2003 24.50 2002 2004 2005 2004 2006 2002 30.70 14.50 17.80 37.10 11.70 59.20 Spanien Bierzo Castro Bergidum DO, Bodegas Agribergidum Encomienda DO, Bodegas Agribergidum Fructus DO, Bodegas Agribergidum 2005 13.50 2004 16.90 2004 14.– Cariñena Pardina DO, Bodegas Victoria Dominio de Longaz DO, Bodegas Victoria Longus DO, Bodegas Victoria 2005 14.50 2005 26.40 2004 51.60 Castilla León Yllera Crianza DO, Grupo Yllera Yllera Seleccionada Reserva DO, Grupo Yllera Yllera Gran Reserva DO, Grupo Yllera Yllera Dominus DO, Grupo Yllera 2002 1999 1991 1998 Costers del Segre Flor de Grealó DO, Vinya l’Hereu de Sero Petit Grealó DO, Vinya l’Hereu de Sero Granada Calvente Guindalera, Bodegas H. Calvente Calvente Vendimia Seleccionada, Bodegas H. Calvente La Mancha El Vinculo DO, Alejandro Fernandez Portillejo Crianza DO, Vinedos Mejorantes S. L. Portillejo Res. DO, Vinedos Mejorantes S. L. 34 2004 63.50 Monsant Castell de les Pinyeres DO, Celler el Masroig Les Sorts Vinyes Velles DO, Celler el Masroig 2004 16.70 2004 24.20 Penedès Clos Major DO, Julià & Navinès Pas Curtei DO, Alemany i Corrio Sot Lefriec DO, Alemany i Corrio 1997 15.90 2005 25.30 2000 74.– Priorat Closa Batllet DO, Cellers Ripoll Sans Les Terrasses DO, Alvaro Palacios 2004 48.40 2005 32.20 Ribera del Duero Carmelo Rodero Crianza DO Carmelo Rodero Reserva DO Carmelo Rodero Reserva Roble DO Carmelo Rodero Roble DO Carmelo Rodero T.S.M. DO Carmelo Rodero Vendimia Selección DO Condado de Haza Tinto DO, Alejandro Fernandez Tinto Pesquera Crianza DO, Alejandro Fernandez Vega Sicilia 5 Años Reserva DO Vega Sicilia Unico DO 2004 2003 1998 2005 2003 1999 2004 2004 2002 1996 Ribera del Guadiana Valdegracia Tinto Crianza DO 2004 11.90 Rioja Rioja Crianza DO, Conde de Valdemar Rioja Crianza DO, Puerta Vieja, Bodegas Riojanas Rioja Crianza DO, Izadi, Villabuena Rioja Gran Reserva DO, Faustino I Rioja Gran Reserva DO, Albiña, Bodegas Riojanas Rioja Reserva DO, Conde de Valdemar Rioja Reserva DO, Viña Valoria Rioja Reserva DO, Albiña, Bodegas Riojanas Rioja Reserva DO, Izadi, Villabuena 2004 2003 2004 1998 1994 2001 1998 2001 2003 Terra Alta Clos del Pinell DO, Unio Cooperativa 2000 14.60 Toro Elias Mora DO Crianza, Viña Dos Victorias Elias Mora DO Semi Crianza, Viña Dos Victorias Gran Elias Mora DO, Viña Dos Victorias 2V Premium DO, Viña Dos Victorias 2004 2005 2003 2004 28.90 39.80 46.50 18.20 69.40 99.60 26.40 28.50 149.60 376.60 15.90 15.60 16.90 23.50 26.80 19.90 19.60 21.– 25.30 2001 16.80 2004 23.40 2003 14.50 22.– 17.80 43.80 95.– 2005 17.80 2003 27.40 INFO Conca de Barberà Gasset Negre Crianza DO, Sanstravé, Antonio Sans 15.40 20.80 49.20 70.70 Katalonien Clos d’Agon DO, Bodegas Clos d’Agon 2002 24.50 1999 15.70 1998 10.20 Die allermeisten Weine, die zum Zeitpunkt der Drucklegung in genügender Menge erhältlich waren, sind in diesem Magazin publiziert. Informationen zu weiteren Jahrgängen sowie Gross- und Kleinflaschen finden Sie im Internet unter www.riegger.ch oder telefonisch während der Ladenöffnungszeiten unter 056 201 41 41. Besten Dank. Von Sieg zu Sieg Weinkeller Riegger feiert «seine» Victorias – neben der Bodega Dos Victorias (DO Rueda und Toro) führt das Haus neu die Bodegas Victoria aus der Denominación de Origen Cariñena. Foto: Bodegas Victoria Sizilien Silvia Tomé, Kellermeisterin der Bodegas Victoria. C ariñena heisst eine spanische Rotweintraube, die man in Südfrankreich als Carignan kennt. Cariñena heisst auch eine Weinbauregion zwischen Navarra und Katalonien im Nordosten Spaniens. Dort wird aber nicht Cariñena angebaut, sondern Garnacha Tinta (Grenache Noire); daneben natürlich auch Tempranillo, Spaniens beliebteste Rotweinsorte, und als weisse Sorte Viura (Macabeo). Eher bekannt für rustikale, alkoholreiche Weine, war die Region lange nicht im Fokus der Weinkenner. Fast unbemerkt hat sie deshalb in den letzten Jahren den Wandel zu einem Qualitätsanbaugebiet geschafft. Cabernet Sauvignon hat Einzug gehalten und findet grossen Anklang. Die Bordeaux-Traube reift hier voll aus, was in vielen anderen Regionen Spaniens und Frankreichs nicht immer der Fall ist. Rotweine in Crianza- und Reserva-Qualität, mit weichen Tanninen und vollreifer Frucht erfreuen den Konsumenten mit vorteilhaften Preisen. Seit Generationen lebte die Familie Segura Serrano in Longares inmitten von Reben und Weingütern, bevor sie im Jahr 2000 beschloss, nicht mehr bloss zuzuschauen, sondern selber Wein zu machen. Für die Bepflanzung der Rebberge und die Planung eines perfekt eingerichteten Weinguts zog José Manuel Segura Serrano den berühmten Önologen Miguel Angel de Gregorio zu Rate. «Eine Bodega ist mehr als ein Gebäude, sie muss Ausdruck einer Philosophie sein», lautet de Gregorios Devise. Nun, die Philosophie der Familie war klar: einzigartige, für die Region typische Qualitätsweine keltern. Böden und Mikroklima der verschiedenen Reblagen wurden vor der Bepflanzung akribisch geprüft, damit jede Rebsorte an der für sie besten Lage wachsen kann. Die Weinberge liegen auf 550 Metern über Meer auf einer Hochebene und sind durch einen Hügelkranz vor negativen Witterungseinflüssen geschützt. Das kontinentale Klima mit grossen Schwankungen zwischen Tages- und Nachttemperaturen ist ideal für die Produktion von geschmacksintensiven, vollreifen Trauben. Im letzten Jahr wurde der Stein gewordene Traum eröffnet: ein Weingut im regionalen Stil, das auf grosszügigen 3000 Quadratmetern alles bietet, was Produktion und Vertrieb von Qualitätsweinen verlangen. Dort keltern Miguel Angel de Gregorio und Kellermeisterin Silvia Tomé exzellente Rotweine aus Tempranillo, Syrah, Cabernet Sauvignon und Merlot, deren Qualität mit zunehmendem Alter der Reben weiter steigen wird. Pardina 2005 Dieser intensiv kirschrote Wein ist aus 70 Prozent Tempranillo, 20 Prozent Syrah und 10 Prozent Cabernet Sauvignon gekeltert. Er lagert 6 Monate in französischen Barriques. Die erste Nase ist milchig-fruchtig, dann entwickelt sich ein Duft nach roten und schwarzen Beeren. Im Gaumen mollig und weich mit einer gut integrierten Säure und reifem, aber festem Tannin, endet er warm und mundfüllend. Fr. 14.50 Dominio de Longaz 2005 12 Monate Lagerung in französischen Barriques, zwei Drittel aus neuem Eichenholz, geben dem beerig-würzigen Bouquet dieses eleganten Rotweins eine feine Vanillenote. Tiefrot und purpur schimmernd, ist er von erstaunlicher Konzentration, obschon die Trauben – 30 Prozent Tempranillo, 30 Prozent Cabernet Sauvignon, 30 Prozent Syrah, 10 Prozent Merlot – von erst dreijährigen Reben stammen. Gut strukturierter Wein mit Potenzial. Fr. 26.40 Longus 2004 Nur die besten Cabernet-Sauvignonund Tempranillo-Trauben, von Hand gepflückt und streng verlesen, wurden für den Topwein des Hauses fast einen Monat eingemaischt. Die Gärung erfolgte in Barriques. Anschliessend reifte der Wein während 18 Monaten in neuen Fässchen, bevor er, ungefiltert, abgefüllt wurde. Es empfiehlt sich, diesen schwarzroten, nach Caramel und Rumtopf duftenden Wein zu dekantieren. Fr. 51.60 Alle drei Weine entfalten ihr Bouquet erst nach einigem Luftkontakt. Dafür zeigen sie auch nach drei Tagen noch keinerlei Ermüdungserscheinungen. 35 Preise inkl. Mehrwertsteuer pro 75-cl-Flasche Vintage – Portugals bester Port Alte Stöcke, junger Winzer Closa Batllet DO, 2004, Fr. 48.40 Ihren Namen verdankt die Region dem «Priorat de la Cartoixa d’Escaladei». Das Kartäuserkloster, von dem nur noch Ruinen zeugen, wurde im 12. Jahrhundert gegründet. Seine Basis ist eine Legende: Ein Hirtenjunge soll Engel gesehen haben, die auf einer Leiter vom Himmel herabstiegen. Deshalb wurde das Kloster «Gottesleiter» genannt. Und wo sich Mönche niederliessen, spross rasch die Rebe. Deshalb wachsen im Priorat immer noch an steilen Hängen uralte, knorrige Garnacha- und Cariñena-Stöcke auf kargen, bröckeligen Schieferböden. Das Priorat gehört zur höchsten Qualitätsstufe der spanischen Ursprungsbezeichnungen, der DOCa (Denominación de Origen Calificada) – nur Rioja wird so hoch eingestuft. Einst war die Anbaufläche um ein Vielfaches grösser als die 1500 Hektaren, die heute in Ertrag stehen. Die falsche Traubensorte, Quantität vor Qualität und Wirtschaftskrisen führten zu Preiseinbrüchen. Die Winzer hatten kein Auskommen. Immer mehr kehrten der mühseligen Plackerei auf den terrassierten Steillagen den Rücken und wanderten ab in die Industrie an der Küste und im nahen Barcelona. Die Renaissance des Priorats begann in den 1990erJahren. Ein paar junge Winzer entdeckten das Potenzial der steinigen Rebberge mit ihren uralten Rebstöcken neu und waren entschlossen, dort die besten Weine Spaniens zu machen. Auch die Familie Ripoll Sans besass Reblagen im Priorat, deren Trauben sie aber seit Jahren an die lokale Genossenschaft verkaufte. Ermutigt vom internationalen Erfolg, den die Priorat-Weine auf Anhieb erfuhren, beschloss der junge Marc Ripoll im Jahr 2000, das alte Weingut zu frischem Leben zu erwecken. Heute ist der Keller renoviert und auf dem neuesten Stand. Zu den alten Garnacha- und Cariñena-Stöcken (bis 90 Jahre alt) sind Syrah und Cabernet hinzugekommen. In einem derart kargen Boden bleiben die Erträge bescheiden. Trotzdem selektioniert Marc Ripoll rigoros: Nur die besten Trauben kommen in den Keller. Für die Vergärung setzt er auf die natürlichen Hefen seines Weinbergs. Gärung und Maischestand passieren in Edelstahltanks und dauern bis zu 25 Tagen. Dann reifen die Weine bis zu 15 Monate im Fass und 6 Monate in der Flasche, bevor sie in den Verkauf gelangen. Der knapp 30-jährige Marc Ripoll hat es geschafft: Sein tiefgründiger und lagerfähiger Closa Batllet, von dem er etwa 11000 Flaschen jährlich keltert, gehört heute zu den Spitzenweinen des Priorats. 36 Portugal Österreich Alentejo Herdade dos Grous, Uva Prestaçao Herdade dos Grous 23 Barricas, Uva Prestaçao Herdade dos Grous Reserva, Uva Prestaçao Monte da Cal, Dão Sul Monte dos Cabaços, Margarida Cabaço Quinta do Carmo Tinto, Barons de Rothschild (Lafite) Quinta do Carmo Reserva, Barons de Rothschild (Lafite) Terra do Zambujeiro 2005 2005 2005 2003 2003 2001 2002 2003 17.80 39.80 50.– 15.30 21.10 23.70 48.– 42.50 Dão Quinta de Cabriz Colheita DOC, Seleccionada, Dão Sul 2005 12.10 Quinta de Cabriz Reserva DOC, Dão Sul 2004 17.50 Quinta do Encontro DOC, Bairrada, Dão Sul 2001 20.– Douro Batuta DOC, Dirk Niepoort Charme DOC, Dirk Niepoort Fabelhaft DOC, Dirk Niepoort Redoma DOC, Dirk Niepoort Rotulo DOC, Dirk Niepoort Sempar DOC, Dirk Niepoort Vertente DOC, Dirk Niepoort Vinha da Palestra DOC, Encostas do Douro 2003 2004 2005 2004 2003 2004 2005 2003 85.– 96.60 15.60 38.50 44.– 24.– 23.40 10.70 Portwein/Madeira 2004 2005 2005 2006 2005 2006 2005 2006 19.90 21.– 34.40 25.50 42.50 21.– 40.90 16.90 Burgenland Blaufränkisch, Weingut Zantho Haideboden, Josef Umathum Joiser Kirschgarten, Josef Umathum Ried Hallebühl, Josef Umathum St. Laurent, Josef Umathum St. Laurent, Weingut Zantho St. Laurent vom Stein, Josef Umathum Zweigelt, Josef Umathum Zweigelt, Weingut Zantho 2005 2005 2004 2003 2006 2006 2003 2006 2006 13.90 26.90 59.70 56.80 20.– 13.90 56.80 20.– 13.90 Wagram-Donau Ignis, Josef Ehmoser Primissimo, Josef Ehmoser St. Laurent, Josef Ehmoser 2004 28.– 2006 18.50 2003 31.20 Neue Welt Porto Niepoort Dry White Ruby Port Junior Tawny Junior Tinto, 1-Flasche-Etui, blau Senior Tawny, 1-Flasche-Etui, rot Tawny, 10 years old Tawny, 20 years old Colheita 1995 1994 1991 1988 1987 1986 2001 1999 2003 1997 2000 1997 Late Bottled Vintage, L.B.V. Vintage Porto Passadouro Vintage Vinhos Barbeito Madeira, dry Madeira Island Rich, 5 years old Madeira Sercial Old Reserve, 10 years old Madeira Malvasia, 20 years old Madeira Malvasia, 30 years old Madeira Verdelho/Boal, Reserve Carnuntum Blaufränkisch, Weingut Trapl Carnuntum, Blaufränkisch, Muhr-Niepoort Prellenkirchen, Weingut Trapl Rubin, Weingut Trapl Spitzerberg, Blaufränkisch, Muhr-Niepoort St. Laurent, Weingut Trapl Tilhofen, Weingut Trapl Zweigelt, Weingut Trapl 50cl 17.90 18.20 18.20 23.40 23.40 35.80 60.– 52.– 52.– 42.80 46.– 47.10 71.– 39.30 39.30 96.60 129.90 88.– 89.– 23.– 28.– 45.– 86.– 129.10 34.50 USA Kalifornien Cabernet Sauvignon, Echelon Zinfandel, Carmenet Winery 2003 21.– 1999 34.20 Chile Almaviva, Baron Philippe de Rothschild/ Concha y Toro Cabernet Sauvignon, Château Los Boldos Carménère, Château Los Boldos Grand Cru, Château Los Boldos Merlot, Château Los Boldos Im 18. Jahrhundert begann man in Portugal Weine mit Zusatz von Weinbrand haltbar zu machen. Der erste Vintage Port – Jahrgangsportwein – wurde vermutlich 1775 produziert. Nach der Lese werden die Trauben, die auf steilen, terrassierten Hängen im Dourotal gediehen sind, zu Wein verarbeitet. Der Kellermeister stoppt durch Zugabe von hochkarätigem Weinbrand die Gärung, damit eine kräftige Restsüsse im Wein erhalten bleibt. Im Februar oder im März nach der Ernte werden die jungen, aufgespriteten Weine nach Vila Nova de Gaia gebracht. Dort, gegenüber der Stadt Porto, reifen sie während Jahren in den Lodges, den grossen Lagerhallen der Portweinhäuser. Vintage-Ports machen nur einen winzigen Anteil aller Portweine aus – deshalb sind sie auch eine Exklusivität. Im Normalfall ist Porto eine Cuvée aus Weinen verschiedener Lagen, aus verschiedenen Trauben und verschiedenen Jahrgängen – im Grunde wie Champagner. Vintage-Port wird nur in sehr guten Jahren produziert: Man verarbeitet das beste Traubengut separat. Dabei müssen alle verwendeten Trauben im gleichen Jahr geerntet und vergoren worden sein. Ein Vintage-Port kann eine Komposition von bis zu 15 verschiedenen Weinen sein. Erfahrene Degustatoren tüfteln oft tagelang, bis sie die perfekte Mischung gefunden haben. Diese muss vom staatlichen Portweininstitut geprüft werden, bevor der Produzent verkünden darf, dass er einen Jahrgangsportwein abfüllen wird. Im Gegensatz zu den bernsteinfarbenen Tawny-Ports, die jahrelang im Fass unter dem Einfluss von Sauerstoff reifen und genussfertig in die Flasche kommen, bleibt der Vintage-Port nur knapp zwei Jahre im Fass. Dann wird er ungefiltert und ungeschönt in Flaschen gefüllt, wo der tieffarbene, süsse und füllige Wein langsam weiterreift. Er verfeinert sich im Geschmack und verliert etwas von seinen Farbpigmenten, die sich an der Flaschenwand und am Flaschenboden ablagern. Lässt man ihn in Ruhe liegen, kann ein VintagePort Jahrzehnte ohne Qualitätseinbussen überdauern. Einmal entkorkt, muss er (wie jeder Wein) in wenigen Tagen ausgetrunken sein, weil er sonst oxydiert. 2000 74.20 2005 2005 2003 2005 14.30 14.30 44.40 14.30 Brasilien Rio Sol Tinto, Cabernet/Syrah, Vinibrasil Rio Sol Reserva, Cabernet/Syrah, Vinibrasil Rio Sol Syrah Reserva, Vinibrasil 2003 11.– 2003 14.50 2003 12.50 TIPP Das Priorat in Katalonien gehört zu den schönsten Weinregionen Spaniens. Aus kleinem Traubenertrag entstehen grandiose und lagerfähige Rotweine. Vintage, Dirk Niepoort, 2003, Fr. 96.60 Weitere Portweine auf der gegenüberliegenden Seite 37 ROTWEIN ARGENTINIEN | SÜDAFRIKA | AUSTRALIEN | SCHAUMWEIN Cognac Pierre Ferrand Amancaya Gran Reserva, Mendoza, Bodegas Caro Cabernet Sauvignon, Mendoza, Bodega Lurton Caro, Mendoza, Bodegas Caro Malbec, Mendoza, Bodega Lurton 2005 2006 2002 2006 19.90 13.50 49.80 13.80 2002 2004 2004 2003 2001 2005 2006 39.– 14.60 21.30 13.50 25.30 14.80 22.– Französische Weinbrände heissen Cognac und Armagnac. Beide werden aus Weinen der weissen Rebsorten Colombard, Ugni Blanc und Folle Blanche hergestellt, die destilliert werden und anschliessend in Fässern reifen. Südafrika Baron Edmond, Coastal Region, Rupert & Rothschild Cabernet Sauvignon, Paarl, Boland Cellars Classique, Western Cape Rupert & Rothschild Pinotage, Coastal Region, Jean-Claude Martin Shiraz Cabernet, Coastal Region, Khanya Shiraz, Paarl, Boland Cellars Creation, Merlot, Cabernet, Petit Verdot, J. C. Martin Australien Cabernet Sauvignon, Bleasedale, Potts Family Shiraz, Bleasdale Shiraz-Cabernet, Koonunga Hill, Penfolds 2002 20.40 2004 20.70 2005 17.50 Schaumwein Champagner Champagne Deutz Brut Classic Brut Millésimé Blanc de Blancs Cuvée William Deutz Cuvée William Deutz Rosé Amour de Deutz Rosé Millésimé 2000 2002 1998 1999 1999 2003 Champagne Legras Blanc de Blancs Vieille Vigne, Blanc de Blancs 33.– 1998 44.50 37.90 56.50 69.40 110.– 145.– 150.– 58.60 Prosecco/Moscato Prosecco brut DOC, Valdobbiadene, Canevel Prosecco extra dry DOC, Valdobbiadene, Canevel Prosecco extra dry DOC, Valdobbiadene, Montelliana Moscato d’Asti DOCG, Cascina Castlèt 2006 15.30 15.30 13.50 17.50 Cava Cava A Priori, José Colet Cava Traditional, José Colet Cava Assemblage, José Colet Cava Millennium, José Colet 38 15.50 15.– 21.30 28.80 C ognac – das Getränk ist um Längen berühmter als die Stadt in der Charente, deren Namen es trägt. Die gut 100 Kilometer nördlich von Bordeaux gelegene Region ist seit 1930 in sechs Lagenbezeichnungen (Crus) aufgeteilt. Sehr verschieden, was Böden und Kleinklima betrifft, bringen sie auch Weine von deutlich unterscheidbarer Qualität hervor. Die «bois ordinaires» oder «bois communs», was einfache oder gewöhnliche Wälder bedeutet, bilden die unterste Qualitätsstufe. Sie liegen nordwestlich von Cognac und dehnen sich bis an die Atlantikküste aus. «Bons bois», gute Wälder, heissen die breiten Randgebiete um die Kernzonen. Mehr im Innern der kreisförmigen Region liegen die besseren «fins bois». Cognac aus diesen Lagen zeigt oft blumige Aromen. Borderies heisst das Plateau über dem Fluss Charente in unmittelbarer Nähe der Stadt Cognac. Die Weinbrände dieser rund 4000 Hektaren grossen Region schmecken leicht nussig. Cognac Pierre Ferrand Cognac Pierre Ferrand ist ein junges Unternehmen. 1989 gründeten JeanDominique Andreu und Alexandre Gabriel die Firma, um hochwertige Spirituosen herzustellen und zu vertreiben. Authentische Cognacs, charaktervoll und typisch für ihre Herkunft: So wurde das Ziel formuliert, das seither verfolgt wird. In der Domaine du Logis d’Angeac, im Herzen der Premier-CruLage Grande Champagne, stehen zehn klassische Schwanenhals-Brennblasen, in denen der Cognac Pierre Ferrand nach alter Tradition und strengsten Qualitätsregeln destilliert wird. Mit ihrem Team ist es den Gründern gelungen, in fünf Jahren die Rebfläche zu verdoppeln und den Ruf der Marke zu steigern. Cognac Pierre Ferrand wird heute in 40 Länder exportiert. Eine Frage der Reinheit Die Lehm- und Kalkböden der Toplagen Petite Champagne und Grande Champagne – insgesamt 19000 Hektaren Land im Herzen der Region – ergeben Cognac mit viel Eleganz und Finesse. Als Fine Champagne darf man einen Cognac bezeichnen, wenn mindestens 50 Prozent der verwendeten Trauben aus der Grande Champagne und der Rest aus der Petite Champagne stammen. Die fertigen Weissweine werden in der traditionellen «Alambic charentaise», einer 30 Hektoliter fassenden Brennblase, auf 80 Grad Celsius erhitzt. Innert 24 Stunden entsteht so ein Rohbrand mit 27 bis 30 Volumenprozent Alkohol. Diese sogenannte «brouillis» wird für einen zweiten Durchgang in die Brennblase gegossen. Zurückbehalten wird schliesslich nur die mittlere Partie, das Herz des Brandes. Dieser 60 bis 72 Volumenprozent starke Feinbrand wird dann während einiger Jahre in Fässchen aus französischem Eichenholz gelagert und nimmt dabei Farb- und Geschmackselemente des Holzes an. Während der Lagerung verdunsten etwa 3 Prozent des Fassinhalts. Dieser Verlust wird «la part des anges» genannt, der Anteil der Engel. Einfache Cognacs sind bereits nach vier Jahren trinkreif, solche aus den besten Lagen brauchen einiges länger. Bevor sie auf die Flasche gezogen werden, macht der Kellermeister einen Verschnitt aus verschiedenen Jahrgängen und Lagen. Dabei sind eine gute Nase und viel Expertise gefragt. Schliesslich wird der Brand mit Wasser bis zu einem Alkoholgehalt von 40 Volumenprozent verdünnt. Die Zugabe von Caramel und Zucker ist erlaubt, um Farbe und Geschmack zu verbessern. Produzenten von Top-Cognacs verzichten jedoch darauf. Die Etikette gibt Aufschluss über die Lagerzeiten: V.S. oder ***: mindestens 2,5 Jahre V.O. (very old), V.S.O.P. (very special old pale), réserve: mindestens 4,5 bis 6,5 Jahre. TIPP Argentinien Ambre, 1er Cru du Cognac, Pierre Ferrand, Fr. 64.30 Weitere Cognacs finden Sie im Internet unter www.riegger.ch X.O. (extra old), vieille réserve, hors d’âge, extra, Napoléon: ab 6,5 Jahren. Ein X.O. kann durchaus 20- bis 40jährige Brände enthalten. Solche Edelprodukte sind folgerichtig die teuersten Cognacs auf dem Markt. Wie geniesst man einen Cognac am besten? In Tulpenglas, Sherry-Coppa, Whisky-Tumbler oder klassischem, bauchigem Cognac-Schwenker? Erlaubt sind alle diese Formen – in jeder werden sich andere Aromen Geltung verschaffen. Für den Genuss wird Zimmertemperatur (zirka 18 Grad Celsius) empfohlen. Vom früher üblichen Aufwärmen des Cognacs ist abzuraten, es lässt den Alkohol zu stark in den Vordergrund treten (man möchte sich ja nicht die Zigarre flambieren lassen). Wer Cognac bloss als Digestif betrachtet und trinkt, verpasst weitere interessante Möglichkeiten. Man kann den edlen Brand pur trinken, auf Eis, mit Wasser verdünnt, mit Fruchtsaft oder Tonic versetzt. Rieggerfest Spezialitätenmarkt und Weindegustation Freitag und Samstag, 26. und 27. Oktober 2007 Am Riegger-Fest begegnen Sie Winzern aus der Schweiz, aus Frankreich, Österreich, Italien und Spanien. Ausserdem präsentieren Ihnen Schweizer Käser, Bäcker und Metzger ihre Spezialitäten. Schlendern Sie durch den Markt, degustieren Sie nach Herzenslust und verweilen Sie bei Speis und Trank im Cubus. Sie sind herzlich eingeladen. Freitag, 26. Oktober, 14 bis 21 Uhr Samstag, 27. Oktober, 10 bis 16 Uhr Weitere Informationen finden Sie auf Seite 20 und unter www.riegger.ch Der Eintritt ist frei Weinkeller Riegger AG, 5244 Birrhard