Frankreichs wilde Weine

Transcrição

Frankreichs wilde Weine
Weinkeller Riegger AG Birrhard www.riegger.ch
Philippe Courrian in seinem Weinkeller in St-Laurent-de-la-Cabrerisse
Das Wein- und Genussmagazin
Armonia Ticinese
Beim Winzer
und bei der Käserin
Frankreichs wilde Weine
Im Land der Katalanen
und der Katharer
Herbst 2007
Inhalt
Das Angebot
Weisswein
Es ist ein schönes Ritual: Eine Flasche Wein entkorken, einen Schluck im
Glas schwenken, neugierig beschnuppern und degustieren. Beim Beurteilen
von Farbe, Duft und Geschmack bilden wir uns unsere Meinung zwischen
Nicken und Stirnrunzeln. Innert Kürze. Schmeckt uns der Wein, erfüllt
er unsere Erwartung? Ist er harmonisch? Welche Aromen erkennen wir,
welche überwiegen allenfalls?
Wie anspruchsvoll es ist, Weine oder gar eine Region zu beurteilen, und
wie leicht wir Gefahr laufen, uns von Vorurteilen leiten zu lassen, wurde
uns während der Reise ins Languedoc-Roussillon, in diesen wild-romantischen Landstrich im südlichsten Zipfel Frankreichs, wieder bewusst. Drei
Weinproduzenten haben wir besucht: Ferrer Ribière im Roussillon, Château
d’Aussières und Château Cascadais in Corbières. Alle gehen in der gleichen
Gegend derselben Tätigkeit nach, bauen die gleichen Traubensorten an und
sollten, könnte man meinen, vergleichbare Weine keltern. Weit gefehlt.
Kein Gut gleicht dem andern, kein Winzer ist ein Klon des andern, jeder
einzelne hat seine eigenen Vorstellungen und Ideen.
Es wäre verfehlt, diese miteinander zu vergleichen oder zu werten. Es ist
legitim, Wein durch die unternehmerische Brille als kommerzielles Produkt
anzusehen und ein Stück Rebland als Rohstoffplantage zu betrachten, der
man mit Akribie das Beste entlockt. Ebenfalls nachvollziehbar ist der Anspruch eines Winzers, seine Weine als Komposition, als Schöpfung zu verstehen.
Wir Konsumenten neigen gerne zur idealisierten Vorstellung, wonach der
Winzer seinen Beruf ausschliesslich aus Leidenschaft ausübt. Glorifizieren
wir den Winzeralltag nicht. Und vergessen wir nicht, dass letzten Endes wir
entscheiden, ob wir einen Wein wieder trinken möchten oder nicht. Er muss
uns schmecken, unserer Erwartung an Preis und Leistung sowie unseren
Geschmacksvorstellungen und Essensgewohnheiten entsprechen. Nur dann
sind wir zufrieden. Und nur dann ist uns selbst, dem Zwischenhandel und
letztlich dem Winzer gedient.
Welche Weintypen Ihnen zusagen, entdecken Sie am Riegger-Fest vom
26.und 27. Oktober. Dann laden wir Sie ein, über 50 Weine aus fünf
Ländern zu degustieren und die Möglichkeit zu nutzen, mit Winzern, die
wir in diesem Magazin vorstellen, persönlich ins Gespräch zu kommen.
Damit Sie jene Weine finden, die Ihnen wirklich gefallen. Und sich gerne
ein Glas nachschenken.
Herzlich
PS: Wenn das Produkt stimmt, braucht es keine grossen
Künste, um es zu geniessen. Dies kommt mir immer
dann in den Sinn, wenn ich vor frischen Austern sitze
oder vor einem Stück Formaggio delle alpe ticinese.
Mehr darüber in diesem Magazin.
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Schweiz
Frankreich
Italien
Deutschland
Österreich/Ungarn
Spanien
Portugal
Neue Welt
Rotwein
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Schweiz
Frankreich
Burgund /Côte de Beaune
Côte de Nuit/Beaujolais
Loire/Rhonetal
Südfrankreich
Bordeaux
Médoc / Haut-Médoc
Moulis / Listrac
Margaux
St-Julien
Pauillac
St-Estèphe
Graves / Pessac-Léognan
St-Emilion
Pomerol
Fronsac
Italien
Norditalien
Piemont
Toskana
Süditalien
Sizilien/Sardinien
Spanien
Portugal
Österreich
Neue Welt
USA/Kalifornien
Chile
Brasilien
Argentinien
Südafrika
Australien
Portwein/Madeira
36 Niepoort/Barbeito
Schaumwein
38 Champagner
38 Prosecco/Moscato
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Voulez-vous?
Neu im Angebot
Alter Geist
in neuer Flasche
Champagne Deutz
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Die Muschel, die
zur Raserei treibt
Austern
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Ein Meister an der Loire
Baron de Ladoucette
Winzer und Courtier
Interview im Lavaux mit
Bernard Bovy und André Linherr
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Tessiner Höhenflüge
Feliciano Gialdi und
Marisa Martinelli-Sauser
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Valori – DOC(G)
Montepulciano d’Abruzzo
Neu im Angebot
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Von Sieg zu Sieg
Bodegas Victoria, Cariñena
Impressum
Herausgeber
Weinkeller Riegger AG, 5244 Birrhard
Tel. 056 201 41 41, [email protected]
Realisation und Produktion
Daniel Schranz, Weinkeller Riegger AG
Texte Paul Imhof, Béatrice van Strien,
Daniel Schranz
Fotos Wo nicht anders angegeben:
Weinkeller Riegger AG
Korrektorat Françoise Reutimann, Hirzel
Druck Druckerei Kyburz, Dielsdorf
Auflage 152000 Exemplare; 6. Jahrgang,
10. Ausgabe; erscheint zweimal jährlich
© by Weinkeller Riegger AG, Oktober 2007
Wo Frankreichs wilde
Weine wachsen
Languedoc-Roussillon
Weinkeller Riegger AG
Langgass
5244 Birrhard
Tel. 056 201 41 41
Fax 056 201 41 49
E-Mail [email protected]
www.riegger.ch
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Alte Stöcke, junger Winzer
Marc Ripoll
Vintage
Portugals bester Port
Eine Frage der Reinheit
Cognac Pierre Ferrand
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Lageplan
Die Weinkeller Riegger AG liegt
direkt an der Autobahn A1
Bern–Zürich und ist von Zürich,
Basel, Bern und Luzern bequem
erreichbar.
Öffnungszeiten
Montag bis Freitag,
9 bis 18.30 Uhr durchgehend,
Samstag,
8 bis 16 Uhr durchgehend.
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Languedoc-Roussillon
Wo Frankreichs wilde
Weine wachsen
In der südlichsten und wärmsten Ecke Frankreichs, in den Regionen
Roussillon und Corbières, ist jeder Tropfen Wasser Gold wert. Dies
wirkt sich denn auch in den Weinen aus – in kräftigen, fruchtigen
Gewächsen mit einem Schuss mediterraner Würze.
W
ie der letzte Reisszahn im
entfleischten Kiefer eines
Raubtiers ragt, von meteorologischen und menschlichen
Stürmen lädiert, Château Quéribus
aus einer nackten, schroffen Kante
einer Kalkbarriere, welche die Grenze zwischen den Départements Aude
und Pyrénées-Orientales markiert.
Gegen fünf Uhr nachmittags stehen wir endlich auf dem Turm dieses
berühmten Schlosses, in dem sich
vor 752 Jahren ein Drama abgespielt
hat. Quéribus war die Fluchtburg der
letzten Katharer, einer Vereinigung
von christlichen Rebellen, die sich
gegen Filz und Pomp im Vatikan erhoben hatten. Die Katharer demonstrierten ein Leben in Askese und Bescheidenheit. Solche Vorbilder mochte kein Kirchenfürst dulden, also
schickte der Papst den Katharern
statt seinem Segen ein Heer von
Kreuzrittern, die, später unter der
Führung des französischen Königs,
die unerwünschten Frommen vernichteten. Der Papst verlor damit
eine ernst zu nehmende Konkurrenz,
und der König von Frankreich gewann Okzitanien inklusive Carcassonne.
Ein kühler Wind bläst uns ins Gesicht und zerrt an Jacke und Hose; er
tritt auf wie ein wütendes Gespenst,
mit scharfen, böigen Attacken, als
klammerte sich der Geist der Katharer heute noch an jede Hoffnung. Die
Sicht ist atemberaubend. Auf der
nördlichen Seite der Burg sehen wir
das zerwühlte Relief von Corbières,
dem «pays cathare», Hügel und Gebirgszüge, niederen Wald, entblössten Fels. Der Süden bietet ein völlig
anderes Bild: Dort erstreckt sich das
Amphitheater des Roussillon, eine
von wenigen Erhebungen punktierte
Ebene, die im Osten am Golfe du
Lion endet und gegen Süden begrenzt wird von den Pyrenäen, als
deren letzter Höhepunkt der Mont
Canigou über allen Landen thront,
bevor die Gebirgskette mit den Albères ins Mittelmeer stürzt.
Als Quéribus in die Hände Frankreichs fiel, gehörte das Roussillon
noch zum Hause Aragon. Als Grenzposten musste das Schloss allerhand
Angriffen standhalten; nachdem
Corbières, «pays cathare»: zerwühltes Relief, mediterrane Farben. Château
Quéribus, die letzte Fluchtburg der Katharer, und das mittelalterliche Lagrasse.
dann das Roussillon 1659 Frankreich
einverleibt worden war, verlor die
Festung Nützlichkeit und Bedeutung. Die Grenze aber blieb bestehen:
In Corbières leben Franzosen, im
Roussillon natürlich auch – aber mit
einer katalanischen Seele.
Hier wachsen Frankreichs wilde
Weine – auf beiden Seiten der alten
Grenze. Wir wollen drei Winzer besuchen und beginnen unsere Reise in
der südlichsten Ecke Frankreichs,
schauen, wo der Banyuls gedeiht,
unterhalten uns dann mit Bruno Ribière in Terrats, fahren weiter ins Gebiet Corbières, wo wir das Wirken
von Château Lafite auf Château
d’Aussières kennenlernen möchten,
bevor wir Philippe Courrian die Reverenz erweisen, dem Mann aus dem
Médoc, der Château Cascadais bei
St-Laurent-de-la-Cabrerisse zu neuem
Leben erweckt hat.
Das Staunen, das uns angesichts
der steilen, zuweilen von salzigen
Meeresbrisen besprühten Rebhänge
an der Küste befällt, wird uns noch
lange begleiten. Roussillon und Corbières sind knochentrockene Gebiete,
da unten schwitzt Frankreich am
meisten, und nicht selten sind die
Trauben, die nach einem heissen, regenlosen Sommer ins Pressoir gelangen, fast schon Weinbeeren. Nirgendwo in Frankreich sind die Erträge geringer als hier, die Rebstöcke
versuchen das Beste, sich vor der
Hitze und dem auszehrenden Nordwestwind zu schützen, dem Tramontane, der vom Hinterland her meerwärts bläst. Sie ducken sich an den
Hängen, ob direkt am Meer, woher
der Marin weht, ein feuchter, salziger
Wind, oder in den dahinter gelegenen Tälern; sie halten ihre mit Blättern dicht bewachsenen Triebe wie
einen Sonnenschirm über Kopf, um
die Mumifizierung ihrer Früchte zu
vermeiden. Buschform heisst diese
Erziehungsart – tatsächlich gleichen
die Stöcke kleinen, zähen Sträuchern,
die wie verbockte Gardisten irgendwo und irgendwie stehen, nur nicht
in Reih und Glied.
Wie sich Stein- und Korkeichen
hier auf dieser humusarmen Unterlage halten können, bleibt uns ein Rätsel; und zwischen den knorrigen,
ihre Äste in alle Richtungen ausstreckenden Bäumen saugen Büsche
und Bodenbedecker das letzte Wasser auf, das die ariden Böden herge- ›
5
«Fast ein Drittel weniger Saft in diesem Jahr.» Bruno Ribière, Roussillon, nimmt frisch gelesene Syrah-Trauben entgegen.
ben. «Wenn es hier brennen würde»,
sagt Michel Maréchal, unser Begleiter, «käme eine ganze Terrassenlandschaft zum Vorschein.» – Rebflächen,
die aufgegeben worden sind, weil
ihre Besitzer in die Stadt gezogen
sind, den Beruf gewechselt oder den
Glauben an die Zukunft verloren
haben.
Roussillon-Weine gelten nicht als
Crème de la Crème des französischen Weinbaus, im Gegenteil, sie
sind seit Jahren mit dem Etikett billiger Massenware behaftet. Tatsächlich
keltern vor allem Winzergenossenschaften Billigstweine, die in Ländern mit hohen Alkohol- beziehungsweise Luxussteuern getrunken
werden oder mit denen sich die Touristen an den Stränden zwischen
Narbonne und Cerbère die Nächte
um die Ohren schlagen – wobei man
durchaus charaktervollen Muscat
Sec zu einem menschenfreundlichen
Preis finden kann.
Die Genossenschaften versuchen
allerdings, die ganze Qualitätspalette
abzudecken, und pflegen auch Linien der «haute gamme». Wer die
Mühe scheut, sich mit dem breiten
Angebot genauer zu beschäftigen,
wird den Reichtum dieser Gegend
nicht entdecken. Auf Schiefer-, Kalk-,
Ton- und Sandsteinböden, alle wie
ein frisch gemischtes Puzzle über die
Landschaft geworfen, gedeihen auf
eher kleinräumigen Parzellen Grenache Noir, Blanc und Gris, Mourvèdre, Carignan, Syrah, Maccabeu
und Muscat sowie vereinzelt (und
6
wohl auch zunehmend) die Klassiker
Cabernet, Merlot und Chardonnay.
In den Banyuls-Assemblagen dominiert Grenache Noir. Alkohol wird
den Mosten früh zugeführt, um möglichst viele Aromen aufzufangen.
Zwar gelten Banyuls-Weine als
Frankreichs Antwort auf Port, doch
als richtig gesuchte Tropfen könnte
man diese zum Teil kraftvollen Säfte
eher nicht bezeichnen. Sie stehen im
Schatten der Ports, wer freilich einen
ebenbürtigen Begleiter zu schwarzer
Grand-Cru-Schokolade sucht, sollte
hier fündig werden.
Domaine Ferrer Ribière
Die Landschaft beruhigt sich, kaum
haben wir die dramatische Küstenregion verlassen. Das sanfte Hügel-
Ferrer Ribière: Weine mit Charakter
und dem Geschmack der Landschaft.
land von Aspres liegt ziemlich in der
Mitte zwischen den Kreten der Albères- und der Corbières-Berge. In
Terrats suchen wir in einer Cave, die
wie ein Hangar aussieht, Bruno Ribière. Das Dörfchen ist still, wirkt
wie ausgestorben: Wer Reben anbaut, schneidet jetzt, in den ersten
Septembertagen, seine Trauben. Ribière müsste aber hier sein, die Weinberge sind nicht seine Sache, sondern
Denis Ferrers Reich. Als der agile, beredte, kaum einmal ruhige Ribière
aus der Tiefe seiner Domaine auftaucht, in Shorts und mit struppiger
Frisur, legt er ohne Umschweife los,
denn die nächste Ladung SyrahTrauben sollte gleich eintreffen.
Ferrer Ribière heisst die Domaine,
weil zwei Winzer, der eine so leidenschaftlich wie der andere, mit klarer
Aufgabenteilung ausgezeichnete,
sehr persönliche Weine schaffen.
Denis Ferrer kümmert sich um die
Rebe, solange sie Pflanze ist, bis
Bruno Ribière übernimmt und ihre
Beeren zu Wein veredelt. «Wir diskutieren. Aber keiner redet dem andern
drein», sagt Ribière, «deshalb arbeiten wir seit 14 Jahren gut zusammen.» Die beiden sind Traditionalisten von Niveau. Ferrer stammt aus
einer Winzerfamilie, Ribière dagegen
ist Einsteiger, gelernter Agronom
zwar, aber von der administrativen
Seite. Weinbauer wollte er immer
werden, doch Arbeit fand er beim
Verband der Winzer. «Meine Tätigkeit als Bauer beschränkte sich damals auf ein paar Quadratmeter
Garten», erinnert er sich.
Heute baut Ferrer Ribière
auf 44 Hektaren Reben an,
verteilt auf möglichst verschiedenen Böden, damit
das volle Potenzial dieser
herben, würzigen Landschaft ausgeschöpft werden kann. Die jüngsten
Stöcke produzieren noch
keine Früchte, die ältesten – Carignan – seit 130
Jahren.
Denis Ferrer ist mit einer
Fuhre Syrah eingetroffen.
Die Männer verbinden Anhänger mit Förderband, und
fortan widmet Ribière seine
ganze Aufmerksamkeit den
Früchten, die in die Cuve aus Fiberglas und Harz transportiert werden, zupft Gräser und Stiele, Blätter
und die eine oder andere verdorrte
Dolde aus dem Traubengut.
«Schaut, wie schön die Beeren glänzen», sagt er und schüttelt dann
den Kopf, «fast ein Drittel weniger
Saft in diesem Jahr.»
Muss man nun mit einer Verteuerung rechnen? «Uns interessiert die Persönlichkeit des Weins»,
antwortet der Winzer. «Wir wollen
keine bösen Überraschungen provozieren, denn wir haben Stammkunden, die uns seit Beginn unterstützen.» Sie sollen nicht mit Preiserhöhungen für die Trockenheit bestraft werden. Wegen Geld sei man
nicht Winzer geworden, sondern
aus Freude und dem Ziel, Momen- ›
Château d’Aussières, zwischen
Autobahn und Kloster gelegen,
besteht seit mehr als tausend
Jahren. Heute werden dort ein
Chardonnay und drei Rotweine
mit regionalen und internationalen Rebsorten produziert.
te des Glücks zu schaffen. «On est
vraiment pas de businessman!»
Die Degustation bei Ferrer Ribière
fällt kurz aus, die Trauben müssen
zügig gelesen werden, der Tramontane aus dem Hinterland weht heftig – das unterbindet zwar die Gefahr
von Fäulnis, zieht aber auch die letzten Tropfen aus dem Land. Wir geniessen den Grenache Blanc, Empreinte du Temps 2005, von 81 Jahre
alten Reben und machen uns dann
auf den Weg Richtung Corbières.
Nach einer Fahrt durch das «pays
cathare», durch eine dünn besiedelte,
in den mediterranen Pastelltönen
schimmernde Landschaft von Gräulich, Ocker bis Braun, vom hellen Silbergrün der Olivenblätter über die
Nuancen der Carrigue bis zum
Grünschwarz von Pinien und Zypressen, durch Schluchten und über
Pässe, entlang pittoresker Rinnsale
und vorbei an Dörfern, Burgen und
Klöstern, finden wir Château d’Aussières in einem unscheinbaren Winkel kurz vor der A 61, der Zivilisationsader zwischen Narbonne und
Carcassonne.
Château d’Aussières
Im Auftrag der Domaines Barons de
Rothschild-Lafite demonstriert Guts-
manager Eric Kohler, ein ÖnologeAgronom mit schweizerisch-elsässischen Wurzeln, was Machbarkeit bedeutet. Lafite kaufte Aussières 1999
und hat seither systematisch die Restauration dieses Landgutes betrieben, das erstmals im Jahr 782 schriftlich erwähnt wurde und sich bis zur
Französischen Revolution im Besitz
der benachbarten Abbaye de Fontfroide befand, eines der bedeutendsten historischen Monumente in Corbières.
Kohler bringt uns im Geländefahrzeug auf eine Anhöhe, von der
wir das Gut, das einst ein Dorf mit
zwanzig Familien war, überblicken
können. 560 Hektaren Boden gehören zur Domaine, davon sind 170
mit Reben bepflanzt, 20 mit Olivenbäumen, 50 mit Getreide. Der Rest
besteht fast ausschliesslich aus Carrigue, diesen typisch mediterranen
Zwergstrauchgesellschaften in dürrer, felsiger Kalklandschaft, bewachsen mit niederen Stein- und Kermeseichen, Gemeinem Wacholder und
Stechwacholder, Rosmarin und Thymian, Argeiras, Zistrosen und Binsen-Kornwicken; bevölkert von diversen Grasmückenarten, Rothuhn
und Eidechsennatter, Gottesanbeterin und Skolopender, Hundertfüsser.
In bloss fünf Jahren hat Eric
Kohler mit seiner Equipe 150 Hektaren Rebfläche neu bestückt; die
Böden sind auf den Hügelspitzen
kieselhaltig, mager und dünn, in der
Mitte dominiert Sandstein und
unten, zwischen Gutshäusern und
Autobahn sozusagen (und dem
Pays d’Oc zugehörig), sind die
Böden sandiger und tiefer. Im
geräumigen, mit topmodernem
Gerät ausgestatteten Kellergebäude
werden jetzt vier Weine gekeltert:
zwei Pays d’Oc – ein reinsortiger
Chardonnay und eine rote Assemblage aus Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Syrah und
Mourvèdre – und zwei AOC Corbières, der Zweitwein Blason d’Aussières aus Syrah, Grenache, Mourvèdre und Carignan sowie Château
d’Aussières mit der gleichen Traubenkombination. Im Bordelais werden junge Reben zu Zweitweinen
verarbeitet, das geht in diesem «jungen», eben neu bepflanzten Gut
Aussières kaum – die Unterschiede
liegen in Auswahl und Ausbau: Der
Blason steht für Tradition und Kernigkeit der Region Corbières und
schmeckt eher süffig, der Erstwein
enthält die Früchte der besten Parzellen und etwas mehr Holz.
Eric Kohler leitet Château d’Aussières für Domaines Barons de Rothschild-Lafite.
Eric Kohler, der im Languedoc
aufgewachsen ist, fasst den Stil und
die Absichten des Hauses zusammen: «Wir respektieren den Charakter des Terroirs und die regionalen
Traubensorten. Wir wollen einen typischen Wein, produziert mit der Erfahrung und den Ansprüchen des
Bordelais.» Die Potenz des Hauses
Rothschild-Lafite steht dem alten,
wohl schon seit der Römerzeit existierenden Weingut wohl an – eine
stattliche Investition, die sich gewiss
schon lohnt.
Château Cascadais
«Ich bin Winzer, nicht Investor», sagt
ein anderer Könner aus dem Bordelais. Philippe Courrian, 64 Jahre alt,
stammt aus dem Médoc und hat dort
fast ein ganzes Arbeitsleben lang den
Cru Bourgeois von Château Tour
8
Haut-Caussan gekeltert. Ende der
1980er-Jahre beschloss er, das Ruder
seinen Kindern Véronique und Fabien zu überlassen, die Scheidung zu
erledigen und sich «vers le sud» aufzumachen. Eine Immobilienagentur
in Montpellier bot ihm Château Cascadais bei St-Laurent-de-la-Cabrerisse an, das sich im Besitz eines Grafen in Finanznot befand. Courrian
besichtigte das Objekt, ein ganzes
verlassenes Tal, modelliert vom Flüsschen Nielle, und kaufte es 1991 «für
den Preis einer Zweizimmerwohnung in der Stadt».
Das «Château» war weder Gut
noch Schloss: Dieses entpuppte sich
als «métairie», als Pachthof, mit eingebrochenem Dach. Ein Château freilich ist das ganze Tal, ein Paradies für
Auge und Seele. Ein grosses Wort,
vor allem in einer Gegend, wo eine ›
9
Château Cascadais, Paradies aus Wasser, Stein und Reben: wie von zwei Zooarchitekten auf Trip zusammenfantasiert.
gute Autostunde weiter westlich
Rennes-le-Château liegt, der Flecken,
wo die Kirche steht, in der die ganze
Hysterie um «Sakrileg» und «Da
Vinci Code» ihren Anfang nahm.
Philippe Courrian lädt uns auf
einen Spaziergang ein, wir queren
die Kalkplatten, über die nach den
raren Regengüssen – die, wenn sie
einmal fallen, in beängstigender Heftigkeit übers Land prasseln – die Nielle wie ein Geschoss rast, schlendern unter Steineichen und drei verschiedenen Feigenbaumarten zu einigen Rebzeilen, die der Mann aus
dem Bordelais nach seiner Façon gezähmt oder neu bepflanzt hat. Nun
sehen wir, dass die alte «métairie» in
der Tat einer Burg gleicht, sie steht
auf einem Felssporn über der Nielle,
die nach einem Wasserfall just an
dieser Stelle ein Becken gegraben
hat, das an der tiefsten Stelle drei
10
Meter misst. Wahrhaftig ein Paradies – wie von zwei Zooarchitekten
auf Trip zusammenfantasiert.
«Un très joli coin», sagt Courrian
mit einem zufriedenen Lächeln. Am
Anfang restaurierte er 14 Hektaren
verlotterte Rebgärten; heute bewirtschaftet er 26 Hektaren, 18 im Tal und
8 ausserhalb. Courrian produziert
zwei Weine: einen Vin du pays aus
jungen Reben und den Château Cascadais aus 85 Prozent seines Traubenguts. Die Assemblage stellt der Winzer
auf dem Feld zusammen: Von den traditionellen Carignan-Reben hat er allerhand ausgerissen und durch Syrah
ersetzt, dazu kommen Grenache und
Cinsault. Sortenreine Weine? «C’est
pas dans ma tête.» Weissweine? «C’est
pas ma culture.» Zwei Weine also,
mehr nicht? «Ich arbeite in der Natur»,
sagt Courrian, «ich suche keine Titel
und keine Labels. Man kann sagen, ich
Aus dem Bordelais «vers le sud» gezogen: Philippe Courrian hat sein Gut im Médoc
seinen Kindern überlassen und Château Cascadais gekauft.
Château Cascadais,
Corbières AOC, 2003, Fr. 14.30
leiste, was ich kann, et ce n’est pas
terrible. Aber ich glaube, dass ich
gute Arbeit mache.»
Am Abend – zurück in der Hostellerie des Corbières in Lagrasse,
einem der schönsten mittelalterlichen Orte Frankreichs – sitzen wir
auf der Terrasse des Restaurants,
denken an die Worte Courrians und
lassen eine Flasche Château Cascadais 2002 öffnen. Die junge Frau, die
zusammen mit ihrem Mann die Herberge im Frühjahr übernommen hat
und von morgens früh bis abends
spät auf den Beinen steht, reicht uns
die Vorspeisen: «foie gras» mit Streifen von geräucherter Entenbrust und
einen Salat mit Quenelles aus frischem Ziegenkäse und Tapenade.
Der Wein fühlt sich gut an im Gaumen, er lässt vergessen, dass man zur
«foie gras» auch Muscat Sec trinken
könnte, und er lässt seine würzigen,
vollen Aromen auch nicht von ein
paar Salatblättern schrecken.
«Mein Wein repräsentiert meinen
ganzen Besitz», hat Courrian noch
gesagt. Und auf diesem Besitz gedeihen nicht nur Reben, er symbolisiert
auch alles andere, was die Küche von
Corbières prägt: Oliven (Courrian
hat vor sechs Jahren 400 Olivenbäume gepflanzt), Kräuter und Pilze,
kraftvolles Fleisch und dicke Eintöpfe. Deswegen ist es auch kein Wunder, zu spüren, wie ideal der einfache
Wein zum einfachen Rinderfilet passt
und zu den sautierten Waldpilzen,
wie harmonisch seine herben und
fruchtigen Noten zum geschmorten Entenschenkel auf Cassoulet
schmeckt, auf dem berühmten Bohneneintopf mit Speck.
Solche Weine gewinnen keine Degustationen – im Gegenteil: Man
kann sie mit Vergnügen trinken.
11
WEISSWEIN SCHWEIZ | FRANKREICH
Preise inkl. Mehrwertsteuer pro 70/75-cl-Flasche
Neu im Angebot
Deutschschweiz
Aargau
Schinznacher AOC, Riesling x Sylvaner, Auslese,
Weinbaugenossenschaft Schinznach
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Completer Selvenen Malans, Donatsch
Malanser Chardignon, Donatsch
Malanser Chardonnay, Frassa, Donatsch
Malanser Chardonnay, Selvenen, Barrique, Donatsch
Malanser Pinot Blanc, Frassa, Donatsch
Unique Malanser Chardonnay, Donatsch
2005 12.60
2005
2006
2006
2004
2006
2005
45.70
30.70
25.30
32.90
21.30
58.90
Grain de Malice AOC, Maître de Chais, Provins
Heida du Valais AOC, Maître de Chais, Provins
Humagne Blanc AOC, Maître de Chais, Provins
Marsanne Blanc AOC, Maître de Chais, Provins
Petite Arvine de Fully AOC, Maître de Chais, Provins
Pinot Blanc/Chardonnay AOC,
Grand Dignitaire, Provins
Sauvignon Blanc AOC, Maître de Chais, Provins
Vieilles Vignes AOC, Maître de Chais, Provins
Chardonnay du Valais AOC, Grand Métral, Provins
Chardonnay du Valais AOC, Maître de Chais, Provins
Dôle Blanche AOC, Maître de Chais, Provins
Fendant de Sion AOC, Les Murettes,
Robert Gilliard SA
Saint-Léonard AOC, Maître de Chais, Provins
Johannisberg AOC, Maître de Chais, Provins
2004
2006
2004
2003
2006
2002
47.30
21.90
25.–
23.40
22.–
16.90
2005
2004
2005
2005
2005
2006
23.40
25.80
14.50
19.60
14.30
14.50
2006 13.20
2005 15.80
Westschweiz
Tessin
Biel / Neuenburg
Neuchâtel Blanc AOC, Château d’Auvernier
Neuchâtel Blanc AOC, Hôpital de Pourtales
Neuchâtel Blanc AOC, Goutte d’Or,
Domaine E. De Montmollin
Neuchâtel Viognier, Domaine E. De Montmollin
Jura
Réselle, Valentin Blattner
VB 32-7, Valentin Blattner
Chablais
Yvorne AOC, Domaine de l’Ovaille
Yvorne AOC, Chant des Resses, AV Yvorne
Yvorne AOC, Petit Vignoble, Henri Badoux
Aigle AOC, Les Murailles, Henri Badoux
Lavaux
Epesses AOC, Clos du Boux, Luc Massy
Epesses AOC, La République, Fonjallaz SA
Epesses AOC, Terre à Boire, Louis-Philippe Bovard
Epesses Blanc AOC, Sélection Riegger
Dézaley AOC, Chemin de Fer, Luc Massy
Dézaley AOC, Clos des Moines, Ville de Lausanne
Dézaley AOC, L’Evêque, Fonjallaz SA
St-Saphorin AOC, La Rionde, Fonjallaz SA
St-Saphorin AOC, L’Archevèsque,
Louis-Philippe Bovard
St-Saphorin AOC, La Roche aux Vignes, Bernard Bovy
St-Saphorin Blanc AOC, Domaine du Burignon,
Ville de Lausanne
La Côte
Abbaye de Mont, Mont-sur-Rolle AOC,
Ville de Lausanne
Château Rochefort Allaman AOC,
Ville de Lausanne
Féchy AOC, Sélection Riegger
Féchy AOC, Vigne du Baron, Mont le Vieux
Tartegnin AOC, Vigne du Baron, Mont le Vieux
12
2006 11.80
2006 11.80
2005 12.40
2005 21.–
2006 18.80
2005 18.80
2006
2006
2006
2006
2006
2006
2006
2006
2006
2006
2006
2006
2005
23.60
17.50
18.60
17.50
16.80
15.80
15.10
12.80
25.50
24.50
21.50
16.60
17.80
2006 16.70
2006 21.–
2006 14.60
2006 14.60
2006 11.–
2005 15.60
2005 15.60
Bianco Rovere DOC, Guido Brivio
Biancospino DOC, Feliciano Gialdi
Bucaneve, Bianco di Merlot DOC, Cantina Giubiasco
Terre Alte, Bianco di Merlot DOC, Gialdi SA
Vinattieri Bianco DOC, Vinattieri
2006
2006
2006
2006
2005
28.20
26.90
14.30
15.80
19.10
Frankreich
Voulez-vous?
Eine Frage, der man sich kaum entziehen kann. Seit einem Vierteljahr
hat «voulévou» eine weitere Bedeutung: Die Frage steht als Begriff für
ein alkoholfreies Tafelgetränk.
und Cabernet-Sauvignon-Trauben,
die für die Weinbereitung angebaut
und geerntet
wurden
–
und deshalb
auch ihren
W
arum kann man keinen
Chardonnay
trinken,
ohne sich dabei zu besäuseln? Mit dieser Frage begann die
Entwicklung von Voulévou, die insgesamt drei Jahre dauerte. Internationale Marktuntersuchungen, Beratungen mit Lebensmittel- und Getränkeexperten, die Suche nach Beschaffungsquellen, Verhandlungen
über den Produktionsstandort, Partnersuche und Mittelbeschaffung, Patentieren der Idee, Musterproduktion, Verpackung ... «Nur gut, dass
man im Voraus nicht weiss, was auf
einen zukommt, sonst würde man
die Finger davon lassen», sagt Yvo
Magnusson, der Erfinder von
Voulévou. Aber nun freut er sich
über seine Kreation, die er zum Sommeranfang auf den Schweizer Markt
gebracht hat.
Voulévou ist ein Tafelgetränk auf
der Basis von Most aus Chardonnay-
NEU
Wallis
Schweiz
Voulévou, Chardonnay oder
Cabernet-Sauvignon, 30cl, Fr. 2.70
Preis haben. Der gepress-te Saft wird
konzentriert, mit leicht perlendem
Mineralwasser versetzt und mit
natürlichen Frucht- und Kräuteraromen angereichert. Farbstoffe, chemische Zusätze und Konservierungsmittel werden nicht verwendet. Voulévou ist ein erfrischendes, alkoholfreies Getränk für ein anspruchsvolles, erwachsenes Publikum, «dem
ausser Wasser und süssen Säften bisher kaum Alternativen zum Wein zur
Verfügung standen», beschreibt Magnusson den neuen Drink.
Voulévou kommt an. Denn Trauben verbinden die meisten Menschen
mit Genuss und Gesundheit. Gar
keine kritischen Stimmen also?
«Doch, die gibt es», gesteht Magnusson, «und zwar von Menschen, die
aufgrund der Etikettenangabe ein
Getränk mit Weingeschmack erwarten. Doch sie ignorieren, dass Traubenmost nicht nach Wein schmeckt –
so, wie die meisten Weine nicht mehr
nach ihren Trauben schmecken.»
Voulévou trinkt man am besten gut
gekühlt, pur aus dem Weinglas oder
als Longdrink mit Eis und einem
Schnitz Limette. Es ist im gehobenen
Burgund
Montagny, 1er Cru AC, Louis Latour
Montagny AC, Louis Latour
Pouilly-Fuissé AC, Louis Latour
Chablis
Chablis AC, Domaine Billaud-Simon
Chablis AC, Louis Latour
Chablis AC, Saint Pierre, Régnard
Chablis AC, Cuvée 132, Caves des Vignerons
Chablis 1er Cru AC, Les Vaillons,
Domaine Billaud-Simon
Chablis 1er Cru AC, Montée de Tonnèrre,
Domaine Billaud-Simon
Chablis 1er Cru AC, Louis Latour
Chablis 1er Cru AC, Pic 1er, Albert Pic
Chablis Grand Cru AC, Les Clos, Régnard
Côte de Beaune
Chassagne Montrachet 1er Cru AC, Louis Latour
Puligny Montrachet 1er Cru AC, Louis Latour
Meursault AC 1er Cru AC, Château de Blagny,
Louis Latour
Pernand Vergelesses AC, Les Combottes,
Domaine Rapet
2005 18.80
2002 15.30
2006 24.50
2006
2006
2003
2004
2005
23.40
21.40
21.–
16.70
30.10
Bordeaux
Elsass
Bordeaux AC
Blanc de Lynch-Bages
R du Château Rieussec
2005 60.80
2006 23.70
Graves / Pessac-Léognan AC
Château Pape Clément Blanc, Cru Classé Graves
Château Baret Blanc, Pessac-Léognan
Château Smith Haut Lafitte, Cru Classé Graves
2000 89.–
2004 17.20
2004 63.50
Sauternes AC
Château Coutet, Cru Classé
Château Doisy-Védrines, Cru Classé
Château Doisy-Védrines, Cru Classé
Château d’Yquem, 1er Cru Supérieur
Château Guiraud, Cru Classé
Château Lafaurie-Peyraguey, Cru Classé
Château Petit Védrines
Château Rieussec, 1er Cru
Château Sigalas-Rabaud, 1er Cru
Château Suduiraut, 1er Cru
Clos Labère
2001
2004
2003
2003
2003
2003
2004
2002
2001
1997
2000
2005 35.–
2006 29.60
2000 56.–
2003 56.50
2004 43.80
2004 47.30
2004 47.60
2005 33.40
59.–
42.–
42.50
361.50
53.50
50.30
27.40
57.80
53.–
74.80
35.–
Crémant d’Alsace AC, Cave Viticole de Kientzheim
Gewürztraminer AC, Léon Beyer
Gewürztraminer d’Alsace AC,
Cave Viticole de Kientzheim
Riesling Comte d’Eguisheim AC, Léon Beyer
Riesling d’Alsace AC, Cave Viticole de Kientzheim
Riesling d’Alsace AC, Léon Beyer
Riesling d’Alsace AC Réserve,
Cave Vinicole de Kientzheim
Riesling Les Ecaillers AC, Léon Beyer
Tokay Pinot Gris d’Alsace AC,
Cave Viticole de Kientzheim
Tokay Pinot Gris d’Alsace AC, Léon Beyer
15.70
2005 18.60
2005 14.30
1998
2004
2005
2005
31.70
13.20
16.70
13.50
2000 21.–
2005 15.–
2001 17.20
Loire
Pouilly-Fumé
Pouilly-Fumé AC, Baron de Ladoucette
Pouilly-Fumé AC, 200e Vendange,
Baron de Ladoucette
Pouilly-Fumé AC, Baron de L, Baron de Ladoucette
2005 27.90
2002 38.70
2002 56.50
13
FRANKREICH | ITALIEN | DEUTSCHLAND | ÖSTERREICH | UNGARN | SPANIEN | PORTUGAL | NEUE WELT WEISSWEIN
Preise inkl. Mehrwertsteuer pro 75-cl-Flasche
Alter Geist in neuer Flasche
Champagne Deutz möchte sich mit einer
andern Flaschenform eine unverwechselbare
Identität geben. Wie die berühmten Konkurrenten Krug, Roederer, Bollinger und Ruinart.
TIPP
Die Form einer Champagnerflasche ist unverwechselbar – offenbar so sehr, dass einige Nobelmarken das Design verändern, um sich von
der grossen Masse abzuheben. Jean-Marc Lallier, Direktionsmitglied und sechste Generation
der Gründerfamilie Deutz, erklärt die Gründe
für den Wechsel zu einem andern Flaschenformat: «Ganz neu ist die Flasche ja nicht. Sie war
bisher lediglich unserer Cuvée de Prestige William Deutz vorbehalten. Aber wir hegten schon
lange den Traum, unserem Champagner auch
in der Präsentation mehr Identität und Charakter zu geben. In qualitativer Hinsicht haben wir
das Niveau der grossen Marken erreicht – dies
darf sich in der Flaschenaufmachung niederschlagen. Nur wenige grosse Champagnernamen haben ein unverwechselbares Format,
und da gehören wir nun auch dazu. Die Flasche
ist traditionell und authentisch in ihrer Form,
die Etikette dagegen ist eher schlichter und moderner geworden. Unser Auftritt soll frischer
sein. Übrigens entspricht der Inhalt des Deutz
Brut Classic absolut der schönen
Verpackung. Die Weine für diese
Cuvée stammen fast alle aus dem
Jahr 2004, der Champagner ist entsprechend fruchtig und frisch.»
Jean-Marc Lallier zeigt sich besonders erfreut, dass der neue
Marktauftritt positiv unterstrichen
wird durch die ausgezeichneten
Beurteilungen des Jahrgangschampagners Deutz Brut Millésimé.
«Unser aktueller Millésimé ist der
2000er. Für die meisten Weinregionen war 2000 kein besonders
gutes Jahr, fast überall regnete es
während der Weinlese. Für die
Champagne, die relativ früh
erntet, war es hingegen ein
ausgezeichnetes Jahr. Ich
serviere diesen Champagner im Moment fast täglich unseren Gästen, und
er ist einfach ein Genuss.
Von unglaublicher Finesse
und mit einer schönen, typischen Mineralität.»
14
Champagne Deutz,
Brut Classic, Fr. 37.90
Weitere Champagner
auf Seite 38
Piemont
Sancerre
Sancerre AC, Moulin des Vrillières
Sancerre AC, La Poussie, Baron de Ladoucette
Sancerre AC, Comte Lafond, Baron de Ladoucette
Sancerre AC, Grande Cuvée, Baron de Ladoucette
2006
2005
2005
2004
Sauvignon Blanc
Les deux Tours, Touraine AC, Baron de Ladoucette
2005 15.60
19.30
23.60
25.30
35.90
Arneis Blange DOC, Ceretto
Arneis Roero DOC, Bruno Giacosa
Arneis Roero DOC, Vietti
Avié Moscato Passito DOC, Cascina Castlèt
Gavi Principessa DOC, Villa Banfi
Trockenbeerenauslese, Scheurebe,
Josef Umathum
2006
2006
2006
37,5cl 2005
2006
22.10
25.30
21.–
27.90
12.90
37,5cl 2004 27.30
Carnuntum
Grüner Veltliner, Carnuntum, Weingut Trapl
Pinot Blanc, Carnuntum, Weingut Trapl
2006 15.90
2006 15.90
Ungarn
Toskana
Côtes du Rhône
Tokaji Aszú 6 Puttonyos, Disznókö
50cl 1993 52.70
Vernaccia San Gimignano DOC, Terre di Tufi, Teruzzi 2005 21.80
Châteauneuf-du-Pape
Châteauneuf du Pape AC, Clos des Papes,
Paul Avril
Spanien
2004 39.50
Süditalien
Vin de pays d’Ardèche
Chardonnay Ardèche VdP, Louis Latour
Chardonnay Grand Ardèche VdP, Louis Latour
Duet Ardèche VdP, Louis Latour
2005 12.50
2004 17.50
2005 17.50
Beaumes-de-Venise
Muscat Beaumes-de-Venise AC, Domaine Durban
2005 28.50
Umbrien
Orvieto Classico DOC, Antinori
Abruzzen
Trebbiano d’Abruzzo DOC, Azienda Vini Valori
Kampanien
Donnaluna, Paestum IGT, Bruno de Conciliis
Kràtos, Paestum IGT, Luigi Maffini
Pays d’Oc
Chardonnay d’Aussières VDP,
Domaines Barons de Rothschild (Lafite)
2006 14.50
Irouléguy
Irouléguy Blanc AC, Domaine Brana
Pyrenäen
Muscat de Rivesaltes AC doux,
Domaine des Gorges du Soleil
Banyuls Rimage, Domaine de la Ville d’Amont
1998 25.–
2006 15.30
Katalonien
Clos d’Agon DO, Bodegas Clos d’Agon
2005 35.–
Monsant
Les Sorts DO, El Masroig
2006 16.90
Rías Baixas
Albariño DO, Bodegas Castro Martin
2005 18.90
Rueda
Hermanos DO, Bodega Lurton
José Pariente Barrica DO, Viña Dos Victorias
José Pariente DO, Viña Dos Victorias
Tierra Buena DO, Grupo Yllera
Viña Cantosan DO, Verdejo, Grupo Yllera
2005
2005
2006
2006
2006
2005 10.–
2005 14.50
2006 17.80
2006 21.30
Südfrankreich
Sizilien
Benedé IGT, Alessandro di Camporeale
Maria Costanza IGT, Azienda Milazzo
Terre della Baronia IGT, Azienda Milazzo
Bierzo
Odorus DO, Bodegas Agribergidum
2006 17.80
2006 21.50
2004 12.40
Sardinien
Vermentino di Gallura DOCG, Nibani, Piero Mancini 2006 13.90
Vermentino di Sardegna DOCG, Donnikalia,
2006 13.90
Ferruccio Deiana
50cl 2002 20.30
Portugal
50cl 2004 21.–
Monte dos Cabaços, Alentejo, Margarida Cabaço
Quinta do Carmo, Alentejo,
Domaines Barons de Rothschild (Lafite)
Quinta de Cabriz, Dão DOC, Dão Sul
Redoma, Douro DOC, Dirk Niepoort
Redoma Reserva, Douro DOC, Dirk Niepoort
Tiara, Douro DOC, Dirk Niepoort
Weitere Länder
Italien
Deutschland
Norditalien
Rheingau
Riesling Spätlese, trocken, Schloss Johannisberg
12.70
19.90
16.50
9.90
11.–
2006 16.70
2006 17.60
2006
2006
2005
2006
12.10
23.40
37.10
27.40
2006 37.70
Neue Welt
Südtirol /Alto Adige
Aureus VdT, Josef Niedermayr
37,5cl 1996 37.50
Venetien / Friaul
Arbis Blanc Venezia Guilia IGT, Borgo San Daniele
Baroncino Chardonnay, Veneto IGT,
Cantina Valpantena
Garganega Falasco, Veneto IGT, Cantina Valpantena
Picolit Collio DOC, Tenuta Villanova
37,5cl
Pinot Grigio Collio DOC, Tenuta Villanova
Pinot Grigio Isonzo DOC, Borgo San Daniele
Sauvignon Blanc Collio DOC, Tenuta Villanova
Soave Classico DOC Levarie, Superiore, Masi
Tocai Friuliano Isonzo DOC, Borgo San Daniele
2003 29.90
2006 12.50
2006
2000
2006
2003
2005
2005
2003
11.30
25.20
16.30
27.90
15.–
10.70
27.90
Österreich
Wagram-Donau
Aurum, Grüner Veltliner, Josef Ehmoser
Grüner Veltliner Hohenberg, Josef Ehmoser
Riesling vom gelben Löss, Josef Ehmoser
Weissburgunder, Josef Ehmoser
2006
2006
2006
2006
29.60
19.40
19.40
18.–
Burgenland
Beerenauslese, Chardonnay, Josef Umathum 37,5cl 2004 20.80
Grüner Veltliner, Weingut Zantho
2006 13.90
Muskat, Weingut Zantho
2006 13.90
Sauvignon Blanc, Josef Umathum
2006 17.20
USA / Kalifornien
Chardonnay Central Coast, Echelon
2004 18.80
Chile / Requiñao
Chardonnay, Château Los Boldos
Sauvignon Blanc, Château Los Boldos
2005 15.–
2005 15.–
Brasilien
Rio Sol Branco, Moscato/Chenin, Vinibrasil
2004 11.–
Argentinien
Chardonnay, Bodega Lurton
2006 13.80
15
Foto: Harald Theissen, imagepoint.biz
Austern
Die Muschel, die
zur Raserei treibt
Austern können in den meisten Meeren
wachsen – entscheidend für ihre Lebensbedingungen sind die Wassertemperaturen, die auch das Nahrungsangebot
beeinflussen. Die besten Austern werden
an der französischen Atlantikküste und
in Irland gezüchtet.
A
ustern und Sancerre – dieser
Hochgenuss ist eine der erfreulichsten Mariages, eine
Vermählung, die man zwar als erzwungen bezeichnen könnte, aber
aus gutem Grund, denn Muschelfleisch und Rebensaft verbindet eine
Seelenverwandtschaft, die Frische.
Saftiges, weiches, nach kühlem
Meerwasser duftendes Fleisch, im
Gaumen veredelt mit den knackigen
Aromen des Sauvignon Blanc, wie er
nur am Oberlauf der Loire gelingt.
Für den Verzehr der Auster ist Frische eine Voraussetzung, möchte
man sein Leben nicht unnötig aufs
Spiel setzen, und beim Sancerre die
gesuchte Eigenschaft, denn hölzerne
Wucht würde die Auster nicht finessenreich begleiten, sondern einfach
nur totschlagen.
Das müsste man ja ohnehin, könnten nun empfindsame Seelen monieren. Tatsächlich essen Feinschmecker
die Auster lebendig. Es gibt zwar
auch andere Rezepte, aber gekocht
ist eine Auster nur noch Muschel –
ob sie nun unversehrt als Stück, geschnetzelt oder püriert gereicht wird.
Sie ist ein wunderliches Wesen.
Selten länger als zwölf Zentimeter,
bringt sie es fertig, in einem einzigen
Jahr drei Millionen Larven ins Leben
zu schicken. Bei den fortpflanzungstechnischen Voraussetzungen der
Auster ein hartes Stück Arbeit: Die
flache Auster (Ostrea eludis, die europäische Auster; in der Bretagne,
wo die besten gezüchtet werden, Belons genannt, und in Irland, wo die
reinsten herkommen, Galways) ist
ein Zwitter, der sein Geschlecht nach
der Wassertemperatur und dem
Nahrungsangebot richtet; bei der pazifischen Felsenauster (Crassostrea
gigas), der heute häufigsten Art,
leben Männchen und Weibchen in
getrennten Schalen.
Wozu diese Masse an Nachwuchs? Weil ihr Karma die Auster
ausersehen hat, vertilgt zu werden.
Wie das Schwein. Wozu denn sonst
wäre dieses mit mächtigen Schinken
ausgestattet worden?
Den Grund für ihre riesige Kinderschar kann uns die Auster nicht
selber verraten, sie bleibt stumm und
pflanzt sich emsig fort, vom Schicksal nie besonders gepflegt, dafür von
den Züchtern, die mehr als 30 Arbeitsschritte ausführen müssen, bis
die Auster nach gut drei Jahren genussbereit aus dem Reinigungsbecken, wo sie sich von den letzten
Sandkörnern befreit, geholt werden
kann.
Gross kann sie sich ihrem Schicksal nicht entwinden, aber wehren
darf sie sich, zumindest so lange, wie
ihre Kraft
reicht. Von der Natur hat sie einen
starken Muskel erhalten, mit dem sie
ihr begehrtes Fleisch vor Zudringlichkeit schützen kann. Die fest geschlossenen Schalen mögen den Zugriff eines Tieres verhindern, den
Feinschmeckern jedoch widerstehen
sie nicht ewig. Findige Köpfe haben
schon längst ein besonderes Messer
erfunden, den Austernbrecher. Seiner kurzen, stabilen Klinge hält auch
der kräftigste Schliessmuskel nicht
stand.
Um das Geheimnis zu ergründen,
warum die Auster so potent und der
Aufwand, sie zu knacken, so kräftezehrend ist, studiere man die Gesichter von Gourmets in den ersten Septembertagen. Aus ihren Augen trieft
kalte Gier. Die Austernzeit hat begonnen. Austern sind schon verschluckt worden, als die Spezies
Mensch noch mit Handwerksunterricht beschäftigt war. An der Küste
von Jütland liegt der grösste Muschelhaufen, der je gefunden wurde.
Er stammt aus der Steinzeit und enthält vor allem Austernschalen der
europäischen Art. Der Haufen ist ein
Beweis von Lernfähigkeit: Austern
konnte man von Felsen klauben,
Huftiere musste man jagen – was bei
weitem mehr Geschick erforderte. In
späteren Jahrhunderten galten Austern immer wieder als Armeleuteessen – zur teuren Delikatesse wurden sie erst, nachdem sie im 19. Jahrhundert von einem Virenbefall fast
ausgerottet worden waren, die Arbeitskosten zu steigen und die Populationen zu schwinden begonnen
hatten.
Die Griechen der Antike entdeckten, dass man Austern züchten kann.
Die Römer verschlangen die ersten
überlieferten Rekorde. So verdrückte Kaiser Vitellius täglich
1200 Austern (wie er diese Menge
zwischengelagert hatte, entzog
sich offenbar den Kenntnissen
der Geschichtenschreiber). Angenommen, eine Auster wiegt
im Schnitt zehn Gramm, so hat sich
der süchtige Fresser jeden Tag zwölf
Kilo einverleibt – ohne Saft. Ein Marschall Junot soll zum Frühstück 300
Stück geschafft haben. Casanova
schlürfte immerhin noch 50 Austern
aus. Ein bisschen wenig, um mit der
Saga zu glänzen, Austernschmaus
richte müde Männer auf. Zumindest
theoretisch hätte Vitellius weit Gewaltigeres zu Stande bringen
können als Casanova, dürfte
aber von chronischen Cholesterinschocks gebremst worden
sein. Allein schon an diesen wenigen, aber eindrücklichen Beispielen rasender Lust wird verständlich,
warum die Bestände der Austern
trotz gigantischer Fortpflanzungsleistung langsam zur Neige gehen.
Kenner sind mit 60 bis 72 Stück
zufrieden, weil sie den Austerngenuss als Vorspeise betrachten und
die Mahlzeit mit ein paar weiteren
Gängen fortsetzen möchten. Heute
ist die Selbstbeschränkung weniger
eine Frage der Appetitzügelung als
der Kosten. Austern sind teuer. Dies
mag ein Grund sein, weshalb um die
Auster, die am besten roh mit etwas
Zitronensaft schmeckt, aufwändige
Rezepturen gebaut worden sind. Zitronensaft dient im Übrigen auch als
Qualitätstest: Zuckt die Auster beim
Auftreffen der ersten Tropfen zusammen, ist sie, unübersehbar, noch am
Leben.
Austern werden nicht nur bei lebendigem Leibe geschlürft, man
kann sie auch braten, blanchieren,
sieden, panieren, frittieren, füllen,
hacken. In Arcachon bei Bordeaux,
einer andern berühmten französischen Zuchtarena, isst man sie mit
Brot und Crépinettes, gebratenen
Würstchen – eine Bordelaiser Variante von «Surf and Turf». In der Normandie füllt man die Austern von
Issigny mit Schalotten und Champignons. Es gibt Austern im Töpfchen
an einer Weisswein-Safran-Sauce,
man kann sie in der Schale, aber
ohne Deckel, auf ein Backblech
legen, mit Rahm beträufeln, mit
Muskatnuss bestreuen und etwa fünf
Minuten im Ofen garen lassen.
Es gibt noch allerhand regionale
Spezialitäten, doch wie müssig dies
alles ist, einen Genuss, der frisch aus
der Schale am besten schmeckt, in
Rezepturen
zu zwängen, illustriert ein Blick ins
«Grand livre de Cuisine d’Alain Ducasse»: Darin präsentiert der Meister
38 Gerichte mit bretonischem Hummer, aber nur zwei mit Austern.
17
ROTWEIN NEUE WELT (FORTSETZUNG WEISSWEIN) | SCHWEIZ
Australien
Chardonnay, Lindemans Bin 65
2005
2005
2005
2007
14.60
31.20
13.40
18.–
2006 17.50
Schweiz
Deutschschweiz
Aargau
Goldwändler Pinot Noir AOC, Auslese,
Baumgartner Weinbau
Tegerfelder Pinot Noir AOC, Steimüri,
Baumgartner Weinbau
2006 16.40
An Frankreichs letztem
ungezähmtem Fluss
wachsen von der Quelle
bis zur Mündung Reben.
Feine Weine und prächtige
Schlösser locken Weinliebhaber, Historiker und
Kunstliebhaber gleichermassen ins Tal der Loire.
2005 14.50
Schaffhausen
Wilchinger Pinot Noir AOC, Rötiberg Keller
2003 13.20
Graubünden
Maienfelder Blauburgunder, Pola-Sprecher-Gut
Maienfelder Blauburgunder, Schloss Salenegg
Malanser Blauburgunder, Plantahof
Malanser Picado, Barrique, Donatsch
Malanser Pinot Noir, Barrique, «Spiger», Donatsch
«Unique», Malanser Pinot Noir, Selvenen, Donatsch
2006
2005
2005
2005
2005
2004
18.80
25.30
21.–
33.40
33.40
58.90
Westschweiz
Biel / Neuenburg
Œil de Perdrix Neuchâtel AOC, Château d’Auvernier 2006 15.80
Jura
Cabernet Jura, Valentin Blattner
Baron de Lad oucette – ein Meister an der Loire
2004 29.60
Chablais
Yvorne AOC, Bel Honeur, Henri Badoux
Yvorne Pinot Noir Feu d’Amour AOC, AV Yvorne
Aigle AOC, Pourpre Monseigneur, Henri Badoux
2004 19.90
2006 18.20
2006 20.40
Lavaux
Epesses AOC, La République, Fonjallaz SA
St-Saphorin AOC, Bourg de Plait, Bernard Bovy
St-Saphorin AOC, Cuvée Louis, Louis Bovard
2006 16.90
2006 17.50
2004 26.40
M
uscadet, Chenin Blanc,
Cabernet Franc, Gamay,
Pinot Noir, Sauvignon
Blanc – das sind nur die wichtigsten
der vielen Rebsorten, die auf den
Weinbergen entlang der 1000 Kilometer langen Loire gedeihen. Von
leichtem Rosé bis zu lagerfähigem
Rotwein, von Perl- und Schaumwein
über frische oder gehaltvolle Weisse
bis zu köstlichen Süssweinen reicht
die Angebotspalette. Das ist dank der
vielen Klimazonen möglich: Von
kontinental an der Quelle im Zentralmassiv bis atlantisch-mild an der
Flussmündung gibt es alle Variationen.
An der oberen Loire liegen zu beiden Seiten des Flusses die Städte
Sancerre und Pouilly-sur-Loire,
deren Weine Sancerre und Fumé
Blanc wohl die bekanntesten Gewächse dieser Region sind. Hier dominiert die Sauvignon-Blanc-Traube.
Diverse Sorten
Clos Corbassières AOC, Provins
Cornalin AOC, Maître de Chais, Provins
Domaine Evêché AOC, Provins
Humagne Rouge AOC, Maître de Chais, Provins
18
2002
2005
2004
2005
46.50
25.80
32.–
21.50
TIPP
Wallis
Sancerre AC, La Poussie,
2005, Fr. 23.60
Weitere Weine von Baron de
Ladoucette auf Seiten 13, 14 und 21
Diese aromatische, leicht herbe Sorte
gedeiht zwar mittlerweile auf allen
Kontinenten und zeigt dabei ein erstaunlich breites Spektrum an geschmacklichen Varianten. Nirgends
aber bringt sie so komplexe und
finessenreiche Weine hervor wie an
der Loire.
Sancerre, das romantische Winzerstädtchen an herrlicher Aussichtslage, bildet mit 14 Nachbargemeinden die grösste AOC (kontrollierte
Herkunftsbezeichnung). Drei verschiedene Bodentypen – Feuerstein,
Kalk und Schotter – prägen klar den
Geschmack der Weine. Sancerre wird
höchst selten in der Barrique gelagert, denn die Frische und die
knackige Säure dieser Rebsorte soll
nicht im Holz ersticken. Diese beiden
Vorzüge machen den Wein zum idealen Begleiter für Fischgerichte und
Schalentiere. Oder zum Crottin de
Chavignol, einem Ziegenmilchkäse
aus der Region, dem sonst kaum ein
Wein gewachsen ist.
Eine absolute Spitzenlage der
AOC Sancerre ist der Clos de la
Poussie. Der Weinberg bildet ein
Amphitheater, in dem saftiggrüne
Rebzeilen sich äusserst fotogen vom
gleissend hellen Kalkboden abheben.
Hier wachsen Sauvignon Blanc und
etwas Pinot Noir in einem fantastischen Mikroklima. Seit 1994 gehört
dieses Juwel Baron Patrick de Ladoucette. Ein Name, der für grosse LoireWeine schlechthin steht.
Ein Vorfahre des Barons war der
Comte Lafond, dem de Ladoucette
mit einem Sancerre gleichen Namens
ein Denkmal gesetzt hat. Die Familie
des Grafen, seit 1729 in der Region
ansässig, erwarb 1788 das grösste
Weingut in Pouilly-sur-Loire. Das
prächtige Renaissance-Schloss mit
seinem 27 Hektaren grossen Park
war damals nicht viel mehr als ein
grosses Haus mit Umschwung. Erst
1870, unter dem Urgrossvater von
Baron de Ladoucette, erhielt es nach
Plänen des Architekten Violet Le Duc
sein heutiges nobles Aussehen.
Im Schlosskeller wurden PouillyWeine hergestellt. Der älteste Keller
wurde 1805 angelegt, damals bereits
zweistöckig. So konnte mit natürlicher Schwerkraft gearbeitet und all
zu starke mechanische Einwirkung
auf den Wein vermieden werden.
Schon 1972 wurden die ersten temperaturkontrollierten Stahltanks installiert, die einen schonenden, langen Gärverlauf ermöglichten. Bei de
Ladoucette haben Qualität und Klas-
böden, die fette Weine erzeugen, und
schliesslich die Kiesbänke in Flussnähe, wo sehr elegante Weine entstehen. Die Trauben dieser Lagen werden separat gepresst und langsam
und kühl vergoren. Anschliessend
ruht der Most neun Monate im Edelstahltank auf Feinhefen, die immer
wieder aufgerührt werden (Baton-
Foto: Béatrice van Strien
Südafrika
Sauvignon Blanc, Paarl, Boland Cellars
Baroness Nadine, Chardonnay, Rupert & Rothschild
Chardonnay, Paarl, Boland Cellars
Creation, Sauvignon Blanc, Jean-Claude Martin
Château de Nozet, herrschaftliche Pracht für Wein und Winzer an der Loire.
se oberste Priorität. Das drückt sich
auch in der auffallenden Ästhetik des
Schlosses und seiner Umgebung aus.
Für den Pouilly-Fumé wurde 1990
ein grösserer, dreistöckiger Keller
ausserhalb des Schlosses in Betrieb
genommen. Ebenfalls ein sortenreiner Sauvignon Blanc, schmeckt der
Pouilly allerdings sanfter und weniger aromatisch als Sancerre. Dafür
gilt er als langlebiger und komplexer,
weshalb mancher Produzent ihn in
Barriques reifen lässt.
Um Château de Nozet liegen 80
Hektaren Rebflächen, verteilt auf
vier verschiedene Terroirs: Kalkböden, die mineralische Noten an den
Wein abgeben, Feuersteinböden, die
den Weinen Kraft verleihen, Lehm-
nage). Die Hefepilze zersetzen sich
und verleihen dem Wein Fülle.
Schliesslich werden die Weine der
einzelnen Terroirs zu einer perfekten
Assemblage verschnitten.
Baron de Ladoucette, ausgebildeter Winzer, ist ein Anhänger von unverfälschten Weinen. Barriques setzt
er nicht einmal für den grossen Weisswein Baron de L ein. Was kaum zu
glauben ist, wenn man die Komplexität dieser Top-Cuvée schmeckt.
Nur in Ausnahmejahren gekeltert,
besteht sie ausschliesslich aus dem
Vorlaufsaft von Trauben der besten
Parzellen. Der Wein bleibt doppelt so
lange auf den Feinhefen wie die normalen Weine und reift dann drei
Jahre in der Flasche, bevor er in den
19
SCHWEIZ | FRANKREICH ROTWEIN
Preise inkl. Mehrwertsteuer pro 70/75-cl-Flasche
Einladung zum Riegger-Fest am
Freitag und Samstag, 26. und 27. Oktober
Grand Cru du bon goût
Dôle
Dôle de Sion AOC, Maître de Chais, Provins
Dôle des Chevaliers AOC, Vins de Chevaliers
Dôle des Monts AOC, Robert Gilliard
2005 15.70
2005 15.60
2006 16.40
Pommard AC, Louis Latour
Pommard AC, Cuvée Billardet, Hôspices de Beaune
Pommard AC, Cuvée Cyrot, Hôspices de Beaune
Pommard Epenots AC, Louis Latour
2004
1998
2000
1996
Pinot Noir
Pinot Noir de Leytron AOC, Mathier & Söhne
Pinot Noir des Chevaliers AOC, Vins de Chevaliers
Pinot Noir du Valais AOC, Maître de Chais, Provins
2003 13.50
2005 16.40
2005 20.20
Beaune
Beaune 1er Cru AC, Les Cras, Jacques Germain
Beaune 1er Cru AC, Les Teurons, Jacques Germain
Beaune AC, Clos des Avaux, Hôspices de Beaune
1999 54.10
1999 52.50
1998 80.40
2005 26.90
2005 24.50
Savigny-lès-Beaune
Savigny-lès-Beaune AC, Hôspices de Beaune
Savigny-lès-Beaune AC, Louis Latour
2000 29.–
Aloxe-Corton
Aloxe-Corton AC, Domaine Latour
Aloxe-Corton AC, Les Chaillots, Louis Latour
Château Corton-Grancey AC, Grand Cru,
Louis Latour
Syrah
Rouge d’enfer Valais AOC, Maître de Chais, Provins
Syrah du Valais AOC, Maître de Chais, Provins
Am Riegger-Fest verwandeln wir unseren Weinkeller in ein Schlaraffenland: in eine Bühne für
traditionelle Schweizer Spezialitäten, in ein
Schaufenster für erstklassige europäische Weine, in eine aromatische Assemblage und einen
duftenden Ort kulinarischer
Freuden.
An den Marktständen vor unserem Weinkeller in Birrhard ziehen
wir Ihnen nicht nur Speck durch
den Mund, sondern auch
schmackhafte Saucisses, zartes
Trockenfleisch, würzige Käse
und körnige Brote. Hier geben
Ihnen Käser, Metzger und Bäcker Einblick in die kulinarische Geschichte der Schweiz mit ihren Spezialitäten,
die zum Schutz vor Nachahmung das AOC- oder IGPLabel erhalten haben oder anstreben,
die Auszeichnung für ursprüngliche regionale Produkte mit Charakter.
Am Riegger-Fest kommen auch Liebhaber von europäischen Weinen auf
ihre Kosten: Über 50 Weine aus der
Schweiz, aus Österreich, Frankreich,
Italien und Spanien stehen zum Entdecken bereit. Sie werden einigen Winzern persönlich
begegnen, die Sie bei der Lektüre unserer Magazine
kennengelernt haben.
Und nicht zuletzt wird am Riegger-Fest für das leibliche Wohl
gesorgt. Der Cubus, unser weiter, einladender Raum, wird
zum Restaurant, zum Ort des
genüsslichen Verweilens bei
Speis und Trank.
Öffnungszeiten
Freitag, 26. Oktober, 14 bis 21 Uhr
Samstag, 27. Oktober, 10 bis 16 Uhr
Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen zum Fest
finden Sie im Internet unter www.riegger.ch
20
Tessin
Diverse Sorten
Pinot Nero DOC, Vinattieri
Merlot
Fustoquattro, Merlot Ticino DOC, Daniel Huber
Ligornetto, Merlot Ticino DOC, Vinattieri
Merlot di Gudo DOC, Delea
Merlot Ticino Biasca Premium DOC, Feliciano Gialdi
Merlot Ticino Riserva Oro DOC, Giornico,
Feliciano Gialdi
Platinum, Merlot Ticino DOC, Guido Brivio
Quattromani, Merlot Ticino DOC,
Brivio/Gialdi/Delea/Tamborini
Roncaia, Merlot Ticino DOC, Vinattieri
Ronco del Persico, Merlot Ticino DOC, Daniel Huber
Roncobello, Merlot Ticino DOC,
Fratelli Valsangiacomo
San Zeno, Merlot Ticino DOC, Tamborini SA
Sassi Grossi, Merlot Ticino DOC, Feliciano Gialdi
Selezione d’Ottobre, Merlot Ticino DOC, Matasci
Sinfonia, Merlot Ticino DOC, Chiericati Vini
Tenuta Montalbano, Merlot Ticino DOC, CS Mendrisio
Trentasei, Merlot Ticino DOC, Feliciano Gialdi
Villa Jelmini, Merlot Ticino DOC, Matasci
Vinattieri, Merlot Ticino DOC, Vinattieri
2005
2004
2004
2005
2005
23.10
35.90
22.50
17.80
19.90
2005
2004
2003
2005
2004
2005
81.50
48.40
48.20
19.60
36.10
21.50
2004
2004
2005
2003
2003
2003
2005
2004
20.–
42.50
15.60
34.40
15.70
99.50
15.–
85.–
Frankreich
Pernand-Vergelesses
Pernand-Vergelesses 1er Cru AC, Domaine Rapet
39.30
64.30
64.30
45.50
2003 53.50
2000 53.50
2004 26.90
Hermitage
Hermitage Tourette AC, Delas Frères
2000 52.50
2004 35.–
2003 45.70
2005 83.90
Châteauneuf-du-Pape
Château Beaucastel
Clos des Papes, Paul Avril
Domaine de Villeneuve
2003 84.70
2005 59.20
2005 36.90
Crozes-Hermitage
Crozes-Hermitage AC, Tour d’Albon, Delas Frères
2003 24.50
St-Joseph
St-Joseph François Tournons AC, Delas Frères
2003 27.70
2005 41.40
Nuits-St-Georges
Nuits-St-Georges AC, Louis Latour
Südfrankreich
2004 38.70
Vosne Romanée
Vosne Romanée AC, Louis Latour
2002 41.70
Pays d’Oc
Aussières Vin de Pays,
Domaines Barons de Rothschild (Lafite)
Vougeot
Clos Vougeot AC, Grand Cru, Domaine Rebourseau
Clos Vougeot AC, Grand Cru, Louis Latour
1998 91.20
2003 105.–
Madiran
Château Bouscassé AC, Vieilles vignes, Alain Brumont 2000 37.40
Château Montus AC, Cuvée Préstige
2000 48.20
Chambolle-Musigny
Chambolle-Musigny AC, Louis Latour
2004 45.70
Gevrey-Chambertin
Chambertin AC, Héritiers Latour, Grand Cru,
Louis Latour
Chambertin AC, Grand Cru, Domaine Rebourseau
Gevrey-Chambertin AC, Domaine Rebourseau
Gevrey-Chambertin AC, Louis Latour
2003 145.–
1998 107.30
1998 41.70
2005 46.80
1996 92.30
Beaujolais
Volnay
Volnay AC, Louis Latour
Volnay Santenots AC, Gauvain, Hôspices de Beaune
Pommard
Pommard 1er Cru AC, Chaponnière,
Domaine Billard-Gonnet
Rhonetal
Côte de Nuit
Morey-St-Denis
Clos de la Roche AC, Grand Cru, Louis Latour
2003 21.50
Sancerre Rosé Comte Lafon AC, Baron de Ladoucette 2006 25.80
Sancerre Rosé La Poussie AC, Baron de Ladoucette 2006 24.30
Côte Rotie
Côte Rotie Maugiron AC, Delas Frères
Burgund/Côte de Beaune
Santenay
Santenay AC, Louis Latour
Loire
Fleurie
Fleurie AC, Georges Dubœuf
Languedoc-Roussillon
Château Grès St-Paul Romanis,
Languedoc-Roussillon AC
Tradition, Domaine Ferrer Ribière,
Côtes du Roussillon AC
Domaine Ferrer Ribière, Vignes de plus que 100 ans,
Pays catalan
Empreinte du Temps, Domaine Ferrer Ribière,
Vignes de 128 ans, Pays catalan
Corbières
A d’Aussières AC (ab Jahrgang 2005 neue
Bezeichnung: Blason d’Aussières), Domaines
Barons de Rothschild (Lafite)
Château d’Aussières AC,
Domaines Barons de Rothschild (Lafite)
Château Cascadais AC, Philippe Courrian
2004 15.50
2004 13.90
2004 15.–
2003 16.50
2005 21.80
2004 15.50
2003 25.–
2003 14.30
2005 16.–
2004 33.90
1999 70.70
St-Amour
St-Amour AC, Domaine des Sablons, Georges Dubœuf 2005 15.90
2005 48.–
Moulin-à-Vent
Moulin-à-Vent AC, La Tour du Bief, Georges Dubœuf 2005 16.–
Provence
Château de Selle Cœur Grain,
Rosé Côtes de Provence AOC
Rosé Côtes de Provence AC,
Maître Vignerons de St-Tropez
Rosé Côtes du Lubéron AC, Château Val Joanis
2006 32.20
2006 15.60
2006 12.70
21
Winzer und Courtier
«Wenn man
diese Landschaft
erhalten will,
braucht es Reben»
Das Lavaux erstreckt sich steil über
dem Genfersee – es ist eine der spektakulärsten Landschaften Europas
und hat das Prädikat «Weltkulturerbe der Unesco» erhalten. Eine der
federführenden Personen war der
Winzer Bernard Bovy. Wir haben ihn,
zusammen mit dem Courtier André
Linherr, zu einem entspannten VorLese-Schoppen auf der Terrasse seines Weinguts in Chexbres getroffen.
Die Wege des Weins beginnen mit dem
Winzer, führen über den Courtier zum
Händler und enden im Magen des Konsumenten. Was verbindet Winzer und
Courtier?
Bernard Bovy: Ich habe Reben und
Wein, ich kaufe auch Trauben von
kleinen Produzenten dazu, vinifiziere sie und fülle sie in Flaschen ab.
Um die Weine zu kommerzialisieren,
benötige ich die Dienstleistungen des
Courtiers. Er sucht und vermittelt
Kunden, die bei mir einkaufen.
André Linherr: Das ist ein bisschen
wie an der Börse. – Aber bei einem
Betrieb wie Bovy, der auf regelmässige Abnehmer zählen kann, kümmere
ich mich nur noch um die kommerzielle Abwicklung. Ich beschäftige
mich nur mit Papier, mit virtuellem
Wein.
Und sehen nie eine Flasche?
André Linherr: Doch! Jetzt. Hier.
Ist das ein Feierabendschoppen oder
ein Geschäftstreffen?
André Linherr: Das weiss man nie.
Nun, Wein ist ein Produkt, das jedes
Jahr etwas anders gerät. Es ist also
Bernard Bovy, Winzer, Chexbres: «Der grösste Teil der Rebflächen wird von
Winzerfamilien bewirtschaftet.»
22
Grossartig, spektakulär, schützenswert: das Lavaux, wie es Bernard Bovy von seiner Terrasse aus geniessen kann.
klar, dass man oft degustieren muss,
man schickt Muster auf Reisen, misst
und kontrolliert.
Wie viele Flaschen produzieren Sie
in einem Jahr?
Bernard Bovy: Alles zusammen, also
meine Reben und die gekauften,
rund 200 000 Flaschen im Jahr.
Und Sie, Herr Linherr, wie viele
Flaschen verkaufen Sie im Jahr?
Bernard Bovy (lacht): Oho – setzen Sie
zwei Nullen dahinter!
André Linherr: Solche Statistiken führen wir eigentlich nicht. Wenn ich auf
die letzten paar Jahre zurückblicke,
dürften das 800000 bis 900000 Flaschen im Jahr sein.
Lauter Waadtländer Wein?
André Linherr: Ausschliesslich Schweizer Wein. Die Franzosen würden uns
als «courtier de campagne» bezeichnen, das bedeutet, stark in einer
Region. Das sind wir. Mit ausländischem Wein arbeiten wir überhaupt
nicht, auch wenn 60 Prozent des
Weins auf dem Schweizer Markt ausländischer Herkunft sind. Was aber
auch bedeutet, dass 40 Prozent inländisch sind. Die ausländische Konkurrenz ist natürlich stark. Ich erhalte
manchmal auch Anfragen nach aus-
ländischen Weinen, aber das bereitet
mir Kopfschmerzen – es ist etwa so,
als fragte man einen Weinhändler in
Bordeaux nach Epesses. Der fragt
doch bloss: «Epesses, c’est quoi?»
Wir vertreiben vor allem Wein aus
der Romandie in der Deutschschweiz, aber auch umgekehrt.
Sie verkaufen also Thurgauer Wein
in Lausanne?
André Linherr: Das funktioniert noch
nicht so toll. Aber ich verliere die
Hoffnung nicht.
Bündner Herrschaft?
André Linherr: Wenig. Das ist ein spezieller Markt. Die Winzer der Bündner Herrschaft verkaufen ihren Wein
sehr gut.
Feliciano Gialdi hat uns erzählt, dass
er Trauben von 280 Winzern beziehe
(Seite 27). Ist das im Lavaux auch so?
Bernard Bovy: Nein, gar nicht. Es gibt
hier kleine Produzenten, die sind
aber eine Minderheit. Der grösste
Teil der Rebflächen wird von Winzerfamilien bewirtschaftet. Es gibt wichtige Domaines wie Ville de Lausanne, Commune de Payerne und
andere.
André Linherr: Die Generation, die
ihre Rebgärtchen am Samstag und
am Sonntag pflegt, verschwindet
langsam. Auf der andern Seite findet
eine Professionalisierung statt, die
Winzerschulen sind gut besetzt.
Winzer wird offenbar ein Modeberuf?
Bernard Bovy: Ein bisschen schon, so
im Stil: «Ich habe Geld, ich kaufe ein
bisschen Rebland» – hier im Lavaux
läuft das aber nur beschränkt.
André Linherr: Das gibts auf der
ganzen Welt. Persönlich denke ich:
Es gibt viele Kandidaten, aber wenig
Berufene. Etwa bei der Ausbildung.
Für Önologen ist der Arbeitsmarkt in
der Schweiz doch sehr eng. Stellen
sind im Grunde rar.
Auch wenn jetzt Winzer ein Modeberuf
werden würde – Rebfläche im Lavaux
zu kaufen, ist doch unmöglich.
Bernard Bovy: Unmöglich nicht, aber
schwierig.
Zu teuer?
Bernard Bovy: Vor rund 15 Jahren war
es sehr teuer, sehr teuer. Das Maximum. Die Preise sind mittlerweile
gefallen.
Warum? Weil Spekulanten die letzte
Hoffung verloren haben, im Lavaux je
einmal Hochhäuser bauen zu können?
Bernard Bovy: Nein, das ist es nicht.
Seit bald 40 Jahren darf man im Lavaux nicht mehr bauen. Ende der
1980er-Jahre gab es eine Euphorie,
die Weine verkauften sich gut; dann
wurden Anbaulimiten eingeführt,
und später folgte die Liberalisierung
des Imports. Kurz: Der Preis für unsere Weine hat sich seit 15 Jahren
nicht verändert. Es ist also klar, dass
sich der Preis für unsere Rebberge
um die Hälfte verringert hat. Und
trotzdem: Wenn Sie Rebgärten kaufen, haben Sie noch lange keine Rentabilität gekauft. Der Preis ist immer
noch viel höher als das, was Sie
damit verdienen können. Hier in der
Appellation St-Saphorin gab es
Transaktionen mit 70 Franken pro
Quadratmeter, das ist schon ein
guter Preis, aber der Wert des Ertrags
beläuft sich auf bloss 15 bis 18 Franken.
Im Lavaux ist Winzer vor allem ein
geschützter Beruf – man darf ja nichts
anderes tun als Reben anbauen und
Wein keltern. Etwas anderes gibt es
hier ausser Gastronomie ja nicht.
Bernard Bovy: Ja, die beiden Wirtschaftszweige des Lavaux sind
Tourismus und Weinbau. Das funktioniert sehr gut zusammen. Den
Önotourismus werden wir weiterentwickeln.
›
23
Preise inkl. Mehrwertsteuer pro 75-cl-Flasche
Wir haben sogar einen Friedhof
im Rebberg gesehen.
Bernard Bovy: Ja, ja, in Rivaz. Die haben dort einen königlichen Frieden.
Und die Aussicht!
Lavaux – vignoble en terrasses
Ein ausführliches, reich illustriertes
Buch beweist eindrücklich, warum
das Lavaux ein Weltkulturerbe ist.
Das Buch ist im September 2007 in
französischer Sprache erschienen.
Editions Favre, Fr. 69.–
(ISBN 978-2-8289-0959-8)
24
André Linherr, Courtier: «Die Generation, die ihre Rebgärtchen am Samstag
und am Sonntag pflegt, verschwindet langsam.»
zer, und diese Winzer müssen ihren
Lebensunterhalt verdienen. Und die
beste Werbung, die wir für das Lavaux machen können, ist, den Leuten
zuzurufen: Kommt hierher, unternehmt Spaziergänge, Wanderungen!
Sie wohnen in Zürich? Buchen Sie
ein Wochenende im Lavaux! Das ist
ja nicht weit. Zwei Stunden im Auto.
Wir hatten schon einmal mit Montreux Tourisme einen Slogan lanciert:
«Préférez les bouchons vaudois aux
bouchons du Gotthard!» (Ziehen Sie
die Waadtländer Flaschenhälse denjenigen vom Gotthard vor!)
Wohl wahr, auch wenn die Fahrt mit
all den Baustellen sicher länger als
zwei Stunden dauert.
Bernard Bovy: Mag sein, von Zürich
aus sind Sie trotzdem schneller hier
als in Lugano. Mit der Anerkennung
durch die Unesco erhalten wir globale Aufmerksamkeit. Das UnescoWelterbe ist weltweit bekannt.
Bedeutet diese Anerkennung nicht
auch die Erhöhung des ideellen Wertes
des Lavaux?
André Linherr: Letztendlich ist es
auch das. Die Anerkennung des Lavaux als Weltkulturerbe wird andere
nachziehen. Der Genfersee beginnt
in Genf und endet im Chablais, ausserdem gibt das auch ein Zeichen an
die restlichen Weinregionen in der
Schweiz.
Die Walliser Reblandschaft mit
ihren Trockenmauern müsste auch
ein Weltkulturerbe sein.
Bernard Bovy: Wir hatten 150 Journalisten hier, organisiert von Suisse
Tourisme. Die berichten in aller Welt
über das Lavaux. Und es ist doch so,
dass man vielerorts in der Welt gar
nicht weiss, dass in der Schweiz
Wein produziert wird.
Diese Diskussion gibt es schon lange,
die Schweizer exportierten eben nur
Basisweine und nicht ihre besten Gewächse. Kein Wunder, haben Schweizer
Weine im Ausland einen schlechten
oder gar keinen Ruf.
André Linherr: 15 000 Hektaren, das
ist ein kleiner Rebberg!
Das Problem liegt auch daran, dass
für Schweizer Lebensmittel im Ausland
überhaupt kein brauchbares Marketing gemacht wird. Dabei sind viele
dieser Produkte, vor allem aus dem
Jura und dem Alpenraum, von exklusiver Spitzenqualität: Fleisch, Käse.
Bernard Bovy: Sicher, da gibts noch
viel Arbeit zu tun.
André Linherr: Ça va langsam!
Bernard Bovy: Ah oui, tout doux!
André Linherr: Aber ich muss auch
sagen, dass mir die Politik der kleinen Schritte, wie sie die Waadtländer
pflegen, ziemlich gefällt. Piano,
piano. Aber irgendeinmal sollte man
schon Entscheidungen treffen.
Bernard Bovy, Sie beliefern Riegger
schon seit 40 Jahren. Haben Sie Ihren
Wein in dieser Zeit verändert?
Bernard Bovy: Gewiss, da gibt es doch
eine Evolution. Das ist eine Frage des
gegenseitigen Vertrauens. Am Anfang war es eine Sache der Väter.
Vater Linherr hat Vater Riegger zu
meinem Vater gebracht. So zusammenzuarbeiten, ist ein Privileg.
André Linherr: Es gab vor allem auch
eine technologische Entwicklung in
Gibt es überraschende Entwicklungen?
André Linherr: Eigentlich nicht, es geht
im Waadtländer Tempo, Schritt für
Schritt. Das Lavaux wird eine Region
des Chasselas bleiben, aber in der Waadt
kann man auch eine Entwicklung Richtung Rotweine beobachten, und zwar zu
schönen Gewächsen.
Machen Sie auch Rotweine?
Bernard Bovy: Ja, etwa 20 Prozent.
André Linherr: Es gibt in der Waadt wundervollen Pinot Noir, auch Gamay aus
kleiner Produktion.
Die Leitrebe beim Roten ist immer noch
Pinot Noir?
Bernard Bovy: Ja, sicher. Gamay ist stark
zurückgegangen.
Letzte Frage: Verkaufen sich Waadtländer
Weine gut?
(Schweigen. Linherrs Handy klingelt.)
André Linherr: Voilà. Eine Bestellung.
Bernard Bovy: Zwei Camions!
André Linherr: Die Geschäfte sind hart.
Wir sind alle abhängig von den Grossverteilern, das muss man klar sehen.
Diese Leute sind mächtig, das ist eine
Tatsache. Aber die Schweizer Weine gewinnen Terrain zurück, die Entwicklung
ist positiv. Ich bin auch versucht, zu
sagen, dass wir mit den Weissweinen
auf guten Wegen sind. Die Ernten der
letzten Jahre waren nicht sehr hoch, deshalb gibt es keine riesigen Vorräte. Man
sollte auch nicht ausser Acht lassen,
dass der Per-capita-Weinkonsum sinkt.
In allen Ländern, wo Wein traditionell
getrunken wird.
2006 21.50
2003 27.50
Bordeaux
Bordeaux AC/Premières Côtes de Bordeaux AC
Château Thieuley, Bordeaux
Rosé des Tourelles, Bordeaux
Château Bolaire, Bordeaux Supérieur
Château Duplessy, Premières Côtes de Bordeaux
1998
2006
2004
2003
13.50
16.80
17.50
21.–
Médoc/Haut-Médoc AC
Crus Bourgeois
Château Ramafort
Crus Bourgeois Supérieurs
Château Citran
Château Liversan
Château Rollan de By
Château Tour Haut-Caussan
Crus Bourgeois Exceptionnels
Château La Tour Carnet
2004 21.50
2003 24.20
2000 26.40
2001
1996
1997
2004
2003
2002
29.–
28.–
18.–
21.50
23.40
21.30
1998 41.70
1996 42.80
Moulis/Listrac AC
Crus Bourgeois Supérieurs
Château Anthonic
Crus Bourgeois Exceptionnels
Château Poujeaux
1999 20.20
1998 21.30
2004 36.60
2001 39.80
Margaux AC
Cru Bourgeois Supérieur
Château La Tour de Mons
TIPP
Nun hat die Unesco das Lavaux als
Weltkulturerbe anerkannt.
Bernard Bovy: Ich bin sehr erstaunt,
was das für ein Echo ausgelöst hat.
Es gibt ein Schutzgesetz für das Lavaux aus dem Jahr 1979, aufgrund
der Initiative Franz Weber. Schon
vorher gab es gewisse Schutzmassnahmen. Ich war 37 Jahre lang in
der Exekutive von Chexbres, davon
25 Jahre als Gemeindepräsident...
André Linherr: ... la dictature...
Bernard Bovy: ... und die erste Sache,
die ich 1970 machte, war die Schaffung einer «zone viticole». Hier in
Chexbres hat das Gesetz Weber
nichts verändert, wir hatten schon
Schutzbestimmungen. Auch in
Rivaz, St-Saphorin, Puidoux und
Epesses, aber es gab natürlich auch
Gemeinden, die noch nichts unternommen hatten. Die mussten nach
der Annahme der Initiative Weber
ihre Gesetze anpassen. Nun, zurück
zur Unesco. Meine Überlegung war:
Die Gesetze haben wir, seit 1979, aber
das geschützte Lavaux musste man
auch bekannt machen. Das war vor
drei Jahren. Mein Slogan lautet:
Wenn man diese Landschaft erhalten
will, braucht es die Reben. Ohne
Reben kein Lavaux. Wenn es also
Reben braucht, braucht es auch Win-
den Kellern. Das gehört auch zu meiner
Arbeit, die Winzer daran zu erinnern,
dass die Zeit nicht stehen bleibt.
Bandol
Château La Rouvière rosé, Bandol AC
Château La Rouvière, Bandol AC
FRANKREICH ROTWEIN
St-Saphorin AOC,
La Roche aux Vignes,
Bernard Bovy, 2006, Fr. 16.70
Weitere Weine aus dem
Lavaux auf Seiten 12 und 18
Grands Crus Classés
Château Dauzac, 5e Grand Cru Classé
Château Prieuré-Lichine, 4e Grand Cru Classé
Château Cantenac-Brown, 3e Grand Cru Classé
Château Ferrière, 3e Grand Cru Classé
1996 32.–
2000
2003
2004
2003
2001
2001
59.70
52.70
49.50
50.–
50.–
40.90
25
ROTWEIN FRANKREICH
Château Palmer, 3e Grand Cru Classé
Château Durfort-Vivens, 2e Grand Cru Classé
Preise inkl. Mehrwertsteuer pro 75-cl-Flasche
2002 159.80
2000 52.70
Château Meyney
Crus Bourgeois Exceptionnels
Château de Pez
St-Julien AC
Château Les Ormes de Pez
Les Fiefs de Lagrange
2004 29.60
Château Phélan Ségur
Cru Bourgeois
Château Teynac
Grands Crus Classés
Château Branaire-Ducru, 4e Grand Cru Classé
Château St-Pierre, 4e Grand Cru Classé
Château Langoa Barton, 3e Grand Cru Classé
Château Ducru-Beaucaillou, 2e Grand Cru Classé
Château Gruaud-Larose, 2e Grand Cru Classé
Château Léoville-Barton, 2e Grand Cru Classé
Château Léoville-Las Cases, 2e Grand Cru Classé
2000 31.20
1999
1999
1998
1997
2003
2001
1997
2003
2004
1999
47.30
52.70
53.50
47.10
52.70
85.–
95.–
74.20
85.–
192.60
Grand Cru Classé
Château Montrose, 2e Grand Cru Classé
Château Larrivet Haut-Brion
Grands Crus Classés
Château Fieuzal
Château Malartic-Lagravière
Château Mission Haut-Brion
Château Pape Clément
Château Smith Haut Lafitte
Domaine de Chevalier
Cru Bourgeois Supérieur
Château Pibran
Grands Crus Classés
Château Batailley, 5e Grand Cru Classé
Château Grand-Puy-Lacoste, 5e Grand Cru Classé
Château Haut-Bages Liberal, 5e Grand Cru Classé
Château Lynch-Bages, 5e Grand Cru Classé
Château Duhart-Milon, 4e Grand Cru Classé
Château Pichon Longueville Baron,
2e Grand Cru Classé
Château Pichon Longueville Comtesse de Lalande,
2e Grand Cru Classé
Château Mouton-Rothschild, 1er Grand Cru Classé
1998
1996
1997
2003
2004
1999
38.50
31.70
36.30
35.–
42.–
49.20
1996 96.60
Graves/Pessac-Léognan AC
Pauillac AC
Château Haut-Bages Averous
Les Tourelles de Longueville,
2e vin du Château Pichon Longueville Baron
2000 42.–
2000 42.–
1998 53.50
2000 59.20
2000
2001
2000
1996
1994
2004
2002
2004
2002
59.70
45.–
59.20
170.–
75.10
52.70
50.60
48.40
46.–
St-Emilion AC
1997 35.20
2004
2003
2002
2003
1999
2004
2003
2004
2002
2004
1997
35.50
40.90
39.80
74.20
74.20
47.30
47.30
89.80
85.–
51.60
63.–
2003 138.80
1999 103.30
2001 527.20
Grand Cru
Château Quinault
Grands Crus Classés
Château Beau-Séjour-Bécot
Château Bergat
Château Berliquet
Château Destieux
Château Grand Mayne
1997 48.20
Château Troplong Mondot
Couvent des Jacobins
1997
2000
2001
2004
1998
1997
2001
2000
2000
1999
1998
2000
2004
2000
1999
2001
1998
64.30
40.90
52.70
45.–
71.80
67.50
57.–
84.70
85.–
74.20
85.–
149.–
42.–
50.–
42.80
56.80
52.50
1ers Grands Crus Classés B
Château Angélus
Château Canon
Château Fombrauge
Château Trottevieille
1999
2001
2004
2000
146.10
72.–
39.80
74.20
Château La Couspaude
Château La Dominique
Château Monbousquet
Château Moulin-St-Georges
Château Sansonnet
St-Estèphe AC
2001 40.90
Crus Bourgeois
Château Phélan Ségur
Château Picard
2000 52.70
1995 21.–
Crus Bourgeois Supérieurs
Château Beau-Site
26
TIPP
Château Lafon-Rochet
2003 31.70
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unter www.riegger.ch zum schnell und einfach Bestellen.
Feliciano Gialdi und Marisa Martinelli-Sauser
Tessiner Höhenflüge
Merlot und Formaggio aus dem Tessin – es gibt Genüsse, die nie im Überdruss
enden. Entscheidend ist neben Sorgfalt bei der Herstellung vor allem Authentizität.
D
as Jahr 2007 dürfte in den
Annalen des Tessiner Weinbaus mit einem dicken
Punkt markiert werden, denn erstmals hat die Lese im Monat August
begonnen. Der zarte Winter, die Sommertage im April, der kochende
Frühling haben den Rebstöcken ganz
schön eingeheizt, sodass die ersten
Merlot-Trauben am 28. August am
Monte
San
Giorgio gepflückt werden konnten.
Dieser mystische Berg, in dessen
Kalkplatten vermutlich noch mancher versteinerte Saurier schlummert, versperrt dem nordwestlichen
Mendrisiotto die freie Sicht auf den
Lago di Lugano.
Am Tag nach dem Ernteauftakt im
Südzipfel des Kantons stehen wir in
einem nicht minder warmen Granitkessel, umgeben von dem Grau des
alpinen Gesteins und dem Grün von
fleckigen Waldpartien, Wiesen und
Reben. Wir stehen vor der berühmten romanischen Kirche San Nicolao,
der «Briefmarke» Giornicos, und
starren die mächtigen, zu Quader gemeisselten dunkelgrauen Blöcke im
Gemäuer an. Wie die Felskanten an
den steilen Hängen speichern auch
sie die Wärme des Tages und geben
sie nachts, wenn die Abkühlung den
Atem des Tals erzittern lässt, wieder
an die Umgebung ab. Die Reben profitieren davon, und um sie vom Bodenfrost möglichst fernzuhalten,
lässt man die besonders heiklen an
horizontal befestigten Stangen auf
etwa Mannshöhe hängen, genannt
Pergola-Erziehung.
«Die kommen alle zu mir», sagt
Feliciano Gialdi mit einem zufriedenen Lächeln: fast alle Trauben des
Dorfes, die wenigen Rebzeilen neben
der Kirche, die Edellagen auf der
süd-südwestlich exponierten Talseite
und dazu noch die Parzellen von Anzonico, die nördlichsten im Tessin.
Gut 80 Winzer aus Giornico liefern
ihre Trauben in Gialdis Keller in
Bodio ab, und nimmt man die andern dazu, die ebenfalls im Gebiet
der Tre Valli ein paar Quadratmeter
oder ein bisschen mehr Reben pflegen, sind es am Ende rund 280 Winzer, davon allerdings zehn grosse,
Profis.
Erstaunlich. Wir könnens kaum
glauben, dass in einem Ort wie Gior- ›
San Nicolao in Giornico ist eine der
bedeutendsten romanischen Kirchen
der Schweiz.
27
nico, der von den Bergen fast erdrückt wird, Weine wachsen, mit
denen Gialdi schon 1985 einen Preis
gewonnen hat. «Vergessen Sie nicht,
dass Giornico kaum höher als Mendrisio liegt», sagt er. Ein Faktum, das
angesichts der alpinen Umgebung
überhaupt nicht einleuchtend wirkt,
doch ein Blick auf die Landkarte erhellt: Mendrisio liegt 354 Meter über
Meer, Giornico 391 – Arzo (Mendrisiotto) 503, Maienfeld 518, Campagna (Anzonico) 650, Venthône ob
Sierre 799 Meter über Meer.
Man sollte sich nicht von falschen
Vorstellungen blenden lassen. Giornico sieht zwar etwas grau aus mit
seinen sieben Kirchen, der alten Granitbrücke, der schmalen gepflasterten Strasse durch den historischen
Dorfkern, über die vor der Eröffnung
der Bahnlinie der Postillon vom
Gotthard und weitere Kutschen und
Fuhrwerke gerattert sind. Der Ort
28
strahlt auch Wärme aus. Wärme, die
Gialdis Mannschaft unter der Leitung des Önologen Alfred de Martin
in einem würzigen, aber auch von
der Mineralität des Gotthardgranits
geprägten Merlot einfängt.
Gialdi lässt Ortsweine keltern;
Tropfen, deren Inhalt im Bann der
Gemeinden Giornico, Biasca und
Malvaglia wächst; die Säfte aus den
andern Dörfern der Tre Valli, der Region mit unterer Leventina, Riviera
und Bleniotal, versammelt er in Tre
Valli (Rosato, Rosso) oder Terre Alte
(Merlot Bianco). «Die Kirche soll im
Dorf bleiben», sagt Gialdi, und da
jede Kirche Anrecht auf guten Wein
hat, fördert diese Konstellation den
Lokalpatriotismus und heizt den
Wettbewerb unter den Winzern in
den Dörfern an. Hat Giornico Riserva Oro einen Preis erhalten, wollen
auch die Winzer aus Biasca eine Medaille am Hals der Flasche ihres Bias-
Giornico liegt in einem Talkessel auf 391 Metern über Meer, umgeben von Alpengranit und fleckigen
Grünflächen – hier gedeihen unerwartet aromatische Weine.
ner Merlot ein kräftiger, dichter Wein
gewesen, einem einfachen Bordeaux
nicht unähnlich, erklärt Gialdi, und
als dann der Tourismus die Deutschschweizer in den Südkanton spülte,
seien Beerliweintrinker gekommen.
«Das waren keine Bordeaux-Geniesser», sagt Gialdi, «das waren Blauburgunder- und Gamay-Fans, keine
Freunde des Merlots.» Und so wurde
aus dem dichten Merlot ein dünner;
ein Landwein halt, ein «Beerli ticinese», den der Kompatriot von der Alpennordseite aus diesem unsäglichen Boccalino schlürfte, dem Gipfel
seiner Vorstellung allen südländi-
TIPP
Feliciano Gialdi in seinem Keller in Bodio:
«Ich will keine Schreinerweine.»
ca Premium baumeln sehen.
Seinen bekanntesten Wein, Sassi
Grossi, stellt Gialdi indessen über
alle dörflichen Rankünen und nennt
ihn nach einem historisch bedeutungsvollen Ereignis, der «battaglia
di Sassi grossi», der Schlacht von
Giornico, als 400 Leventiner und 175
Urner am 28. Dezember 1478 10000
Milanesi in die Flucht geschlagen
hatten. Vielleicht hat Gialdi, dessen
Grossvater aus Piacenza stammt,
seine eigenen Gefechte austragen
müssen, bevor er aufs Treppchen der
drei wichtigsten Weinproduzenten
des Tessins aufgestiegen ist – ohne
selbst eine einzige Rebe zu besitzen.
Gialdis Grossvater war Weinhändler in Luino, dann zog die Familie nach Mendrisio, wo Papa Gialdi
1953 die Handelsfirma Gialdi Vini
SA gründete und Weine aus Italien in
die Schweiz importierte. «Mit Wein
lebte ich von Anfang an», erinnert
sich Gialdi, «mit acht sass ich im
Lastwagen neben meinem Vater auf
Einkaufstour in Italien, meine Schulferien verbrachte ich im Keller beim
Flaschenwaschen.» Der Sohn sollte
die Fussstapfen des Vaters vorderhand nicht verlassen. In Oberägeri
besuchte Feliciano die Handelsschule und lernte Deutsch, in Wädenswil
absolvierte er den Weinhandelskurs.
1980 übernahm er das väterliche Geschäft – und trat sofort aus der Spur
des Vaters. «Die Nummer zwei wollte er natürlich nicht spielen», erzählt
Gialdi, «und so spielte er eben nur
noch Boccia.»
1984 beschloss Gialdi, den Weinhandel zur Weinproduktion auszubauen, und kaufte die Firma Roberti
Foc SA in Bodio. Zu dieser Zeit
waren ein paar «zucchin» (liebevoller Dialektausdruck für Deutschschweizer) damit beschäftigt, den
dünnen, süffigen Merlot del Ticino in
einen «vin corsé à la Bordelaise» zu
verwandeln. Die Tessiner Konkurrenten schauten zu und warteten ab,
was die Neuen im Land zu Stande
bringen würden. Winzer wie Zündel,
Huber, Stucky usw. taten ja weiter
nichts, als den Sündenfall auszumerzen, den ihre Landsleute in den
1960er-Jahren am Tessiner Merlot begangen hatten. Damals sei der Tessi-
Merlot Ticino
Biasca Premium DOC,
2005, Fr. 17.80
Weitere Weine von Feliciano Gialdi
auf Seiten 12 und 20
schen Temperaments und «vitalità».
Als Gialdi die Firma kaufte, war
ihm klar, dass «ich bessere Weine
und auch Neues machen musste».
Die «zucchin» halfen ihm dabei. «Es
war eine Tatsache: Die machten Superweine!», erzählt Gialdi. «Ich habe
ihre Weine gekauft und probiert und
setzte mir dann als Ziel, mindestens
dieselbe Qualität zu erreichen, aber
in grösseren Mengen und zu einem
andern Preis.» Aber mit der klaren
Absicht, auf Tessiner Boden zu bleiben und die mittlerweile über hundert Jahre alte Merlot-Tradition nicht
in Neue-Welt-Designersäften zu ersticken. «Ich will keine Schreinerweine», versichert Gialdi.
Das ist ihm gut gelungen. So gut,
dass er Jahr für Jahr zu Mariä Empfängnis am heiligen 8. Dezember alle
seine Winzer mit ihren Familien zu
sich bittet und 2,5 Millionen Franken
verteilt. Am Tag, an dem die Arbeit
ruht, soll sie vergolten werden. Gialdi, ein Padrone nach alter Sitte, honoriert mit Cheques – «ich zahle nicht
mehr und nicht weniger als die andern», sagt er, als möchte er allfällige
Zweifel ausräumen –, lässt Speis und
Trank auftischen, verteilt Weihnachtsgeschenke, bittet zum Bingo ›
29
Marisa Martinelli-Sauser auf der Alpe Bolla-Carassino:
«Hier sehe ich mehr Leute als in Campo Blenio.»
und offeriert Vorzugspreise für seine
Weine, die zu knapp 90 Prozent aus
Merlot gekeltert werden; daneben
verarbeitet Gialdi Gamaret (4 Prozent), Chardonnay (3 Prozent) sowie
Pinot Noir, Kerner, Pinot Gris und
Moscato. «Gialdi-Winzer sind treue
Winzer», beteuert der Padrone; Verträge gibts allein mit den zehn Profis, und die auch nur per Handschlag.
Er könnte sich längst zur Ruhe
setzen, wie sein Vater, der vom Büro
auf die Bocciabahn wechselte. Eine
Versuchung? «Nein», sagt Gialdi entschieden. Kein Traum von der Südsee? «Nein. Vom Lago Maggiore. Da
kann ich alles im Auge behalten, die
Firma und mein Boot.» Und Velo fah30
ren. Vier Pässe hat er in neun Stunden
erledigt, zweimal Paris–Roubaix abgespult, Milano–San Remo und ist
zehnmal rund um den Bodensee gefahren. Ein Palmarès, fast so beeindruckend wie seine Weinpalette.
Am Abend sitzen wir im Grotto al
Morign, das wir nach einer langen
und kurvenreichen, zuweilen atemberaubenden Fahrt von Malvaglia
zuhinterst ins Val Pontirone erreicht
haben. Hier zeigen Gialdis Weine
ihre Tessiner Seele, der weisse Merlot
zum «affettato misto» mit Fleisch
und Wurst aus dem Bleniotal, Salami, Mortadella (nicht zu verwechseln
mit der italienischen Mortadella: die
Tessiner Variante enthält Leber und
steht, da sie kein geblitztes Brät ent-
hält, einer Salami näher), Trockenwürstchen und Rohschinken von selten delikatem Aroma. Den Hauptgang, «capretto al forno con polenta»
(im Ofen geschmortes Zicklein mit
Polenta), lassen wir uns mit den Gemeindeweinen von Giornico und
Biasca schmecken. Den Käsegang
verschieben wir auf den nächsten
Tag und auf 1700 Meter Höhe.
Kurz nach Olivone, der zweitletzten Gemeinde im Bleniotal, teilt sich
die Strasse Richtung Lukmanierpass
und Richtung Campo Blenio. Diesen
Weg schlagen wir ein, fahren durchs
Dorf hinauf zum Lago Luzzone. Um
ins Valle di Carassino zu gelangen,
müssen wir zwei Tunnels hinter uns
bringen: Der erste führt durch die
Staumauer, der zweite durch den
Fels; beide sind einspurig und so
eng, dass man die Hände sämtlicher
Berggeister am Hals spürt. Der Verkehr durch den Betontunnel wird
mit einer Ampel geregelt, derjenige
durch den Fels mit Ausweichnischen.
Als wir das Licht am Ende des
Tunnels endlich erblicken, befinden
wir uns beinahe schon am Ziel, wo
Vater Fausto Martinelli und Tochter
Marisa Martinelli-Sauser die Alpe
Bolla-Carassino auf 1717 Metern
über Meer bewirtschaften. 40 eigene
Kühe und Rinder sowie 30 Stück
Vieh aus Rothenburg im Luzernischen weiden im Tal; neben der Sennerei, einem Haus aus Granit, legen
20 Schweine jeden Tag an Gewicht
zu. Sie fressen, was ihr sportlich anspruchsvolles Terrain hergibt und
die Schotte, der allerletzte Rest, der
von der Milch nach der Herstellung
von Käse und Ricotta übrig bleibt.
Die Bauernfamilie, die in Campo
Blenio zu Hause ist, hat die Alp von
der Bürgergemeinde Olivone gepachtet. Marisa stellt heute den Käse
her, ihr Vater kümmert sich um Lagerung, Transport und allerhand andere Sachen. Täglich ab fünf werden die
Kühe erstmals gemolken. Sie dürfen
sich fast frei bewegen, ein paar Elektrozäune begrenzen das Weiderevier,
sodass man die Tiere nicht jeden
Morgen im ganzen Tal suchen muss.
Drei Melkstationen sind im Gebiet
verteilt. Die Abendmilch ruht über
Nacht im Kupferkessi, das mit kal-
tem Wasser kühl gehalten wird.
Marisa Martinelli produziert Alpkäse mit der Bezeichnung «Carassina» (per Schablone in die Rinde gepresst), kleine flache Formaggelli,
noch kleinere und weichere Formaggini, Ricotta und Butter. Am Türpfosten des Kellers, einer vorne zugemauerten Felshöhle, wo die frischen
Käse reifen und regelmässig mit
einem feuchten Lappen auf allen Seiten abgewischt werden, hängt das
Zertifikat, ausgestellt vom Inspektor
der AOC (Appellation d’origine contrôlée). Wir lesen: Rinde 3,5 Punkte
(von 4), Lochung 4 (4), Teig und Elastizität 6 (6), Aroma 5,5 (6). Eine erfreuliche Bewertung: Marisa hat für
ihren Alpkäse 19 von 20 Punkten erhalten.
Tessiner Alpkäse sind gesucht, da
gibt es keine Absatzprobleme, im Gegenteil, die Tessiner schätzen ihren
Alpkäse über alle Masse, es dürfte
jedes Jahr «es bitzeli meh sii». Auf
gut hundert Tessiner Alpen (und
nicht in Käsereien) wird ein halbharter, mit grauem Schimmel (Muffa)
überzogener Käse produziert. Anders als Emmentaler, Gruyère oder
Sbrinz wird der Tessiner Alpkäse
nicht gewaschen, sondern gerieben.
Sein Geschmack ist einmalig, einmal
generell als Sorte, dann aber auch
von Alp zu Alp, wo sich Höhe,
Boden und Mikroklima, die Laune
des Viehs und der Käser, Stress und
Erholung eben überall anders auf die
Milch und den Käse auswirken –
und das ist im Gaumen spürbar. Kein
Wunder, erzielt der Formaggio delle
alpe ticinese die besten Preise aller
Schweizer Käse. In Lugano, hat uns
ein Insider zugeflüstert, betrachte
man einen Tessiner Alpkäse, der weniger als 40 Franken pro Kilo koste,
als Fälschung.
Die Martinellis beliefern lokale
Läden und Restaurants, aber auch
Grossisten. Umfangreich ist der Direktabsatz an Touristen; auf der Alp
sind die Laibe auch am preiswertesten. «An schönen Wochenenden
verkaufen wir den ganzen Tag lang
Käse», erzählt die 32-jährige Frau inmitten einer Kinderschar, «hier sehe
ich mehr Leute als in Campo Blenio.»
Aber weniger Vieh: Im Dorf leben
Es gibt über hundert Tessiner Alpkäse. Jeder schmeckt ein bisschen anders –
das liegt am Futter, am Keller, an der Laune von Käsern und Kühen.
31
ROTWEIN FRANKREICH | ITALIEN
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Neu im Angebot
Blason de l’Evangile, 2e vin du Château l’Evangile
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Château Gazin
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Château L’Evangile
Château Rouget
Vieux Château Certan
Bardolino
Bardolino Classico DOC, Superiore Masi
1997
1996
1999
1998
1999
2000
2000
1998
1996
2001
2000
1999
2002
2001
2000
1999
1997
2000
1999
1997
49.–
49.–
46.–
64.30
118.10
52.70
95.80
138.50
135.30
38.–
49.50
46.–
124.50
179.–
335.–
204.20
145.–
74.20
56.80
100.–
2002
2004
2001
2000
27.70
24.–
26.40
27.40
2006 11.30
Die Abruzzen gehören nicht zu Italiens
bekanntesten Denominationen –
höchste Zeit, sie zu entdecken. Der
Aufschwung hat schon begonnen.
Piemont
Barbera
Barbera d’Asti DOC, La Crena, Vietti
Barbera d’Asti DOC, «Vespa», Cascina Castlèt
Litina, Barbera d’Asti DOC, Superiore, Cascina Castlèt
Passum, Barbera d’Asti DOC, Sup., Cascina Castlèt
Policalpo Monferrato DOC, Cascina Castlèt
2004
2005
2003
2004
2001
Dolcetto
Dolcetto d’Alba DOC, Falletto, Bruno Giacosa
Dolcetto d’Alba DOC, Trevigne, Vietti
2006 19.90
2005 16.70
Nebbiolo
Nebbiolo DOC, Perbacco, Vietti
2005 21.40
Barbaresco
Barbaresco DOCG, Masseria, Vietti
Barbaresco DOCG, Beni di Batasiolo
Barbaresco DOCG, Cantina del Pino
2004 74.80
2004 25.–
1998 46.–
Barolo
Barolo DOCG, Beni di Batasiolo
Barolo DOCG, Vietti
2003 27.40
2003 48.40
69.50
13.90
19.30
32.50
29.90
Fronsac AC
Château Fontenil
Château Villars
Toskana
Italien
Norditalien
Lombardei
Rosso del Benaco Ca’dei Venti,
Azienda Agricola Trevisani
1997 20.70
Veltlin
Prugnolo Valtellina DOCG, Superiore, G. Rainoldi
1999 17.50
Venetien / Friaul
Arbis Rosso Venezia Giulia IGT, Borgo San Daniele
2003 32.–
Valpolicella
Amarone Valpolicella Classico DOC, Masi
Amarone Valpolicella Classico DOC,
Vigneto Monte Urbano Speri
Amarone Valpolicella DOC, Cantina Valpantena
Amarone Valpolicella DOC, Falasco
Ripasso Superiore Valpolicella DOC,
Cantina Valpantena
Ritocco Valpolicella DOC, Cantina Valpantena
Sant’Urbano Valpolicella DOC, Superiore, Speri
Valpolicella Classico DOC, Superiore, Masi
32
2003 35.50
2003 48.40
2004 28.50
2003 39.50
2004 19.30
2005 14.80
2000 20.70
2005 11.30
Boscarelli IGT, Poderi Boscarelli
Cabreo Il Borgo IGT, Tenute del Cabreo
Campaccio IGT, Terrabianca
Campaccio Riserva IGT, Terrabianca
Ceppate IGT, Cabernet/Merlot, Terrabianca
Cipresso IGT, Sangiovese, Terrabianca
Il Tesoro IGT, Merlot, Terrabianca
La Fonte IGT, Terrabianca
Peppoli DOCG, L. und P. Antinori
Principessa IGT, Terrabianca
Rosato Bolgheri DOC, Antinori Scalabrone
Rosso de Ferrari IGT, Poderi Boscarelli
Rosso di Montalcino DOCG, Terralsole
Santa Cristina IGT, Antinori
Villa Antinori IGT, Antinori
Vino Nobile Montepulciano DOCG, Fattoria del Cerro
Vino Nobile Montepulciano DOCG, Poderi Boscarelli
2003
2003
2004
2001
2003
2003
2003
2005
2004
2005
2006
2006
2003
2005
2003
2004
2004
49.20
39.80
34.90
44.90
53.50
34.90
40.40
15.90
19.–
18.50
15.90
18.80
21.–
10.20
17.80
15.40
24.50
Brunello
Brunello di Montalcino DOCG, Castello Banfi
2002 39.80
Brunello di Montalcino DOCG, Cerbaiona, D. Molinari 1994 64.30
Brunello di Montalcino DOCG, Terralsole
2001 46.80
Chianti
Chianti Classico DOCG, Fattoria Monsanto
Il Poggio, Chianti Classico Riserva DOCG,
Fattoria Monsanto
Chianti DOCG, Cerro del Masso, Carlo Antonini
Croce, Chianti Riserva DOCG, Terrabianca
Valori – DOC(G) Montepulciano d’Abruzzo
2004 23.10
2001 48.40
2003 14.50
2003 26.40
M
ontepulciano d’Abruzzo
heisst eine Rotweintraube
und der aus ihr gekelterte
Wein. Wie der Name sagt, ist die
Sorte in den Abruzzen heimisch und
in der angrenzenden Region Marken.
Die Rebsorte ist nicht zu verwechseln mit der toskanischen Rotweinspezialität Vino Nobile di Montepulciano. Diese muss zu 75 Prozent aus
Sangiovese gekeltert sein und ist
nach dem Städtchen benannt worden, in dessen Umgebung die Trauben wachsen. Ob die Sorte Sangiovese mit der Montepulciano d’Abruzzo verwandt ist, steht noch nicht fest.
Auf jeden Fall hat der Abruzzenwein
einen deutlich anderen Charakter als
der feingliedrige Toskaner. Er ist
auch günstiger, zählten doch die Abruzzenweine lange zu den rustikalen
Landweinen Italiens. Dank grosser
Investitionen von aussen soll das Potenzial der Abruzzen, die ökonomisch zu Italiens ärmeren Regionen
gehören, gefördert werden. Waren
früher die weisse Trebbiano d’Abruzzo und die rote Montepulciano die
einzigen Rebsorten, so findet man
dort heute auch internationale wie
Merlot, Cabernet Sauvignon und
sogar etwas Riesling. 1996 gründete
der ehemalige Fussballspieler Luigi
Valori in der Provinz Teramo sein eigenes Weingut. Der Naturliebhaber,
der das einfache Landleben und den
Weinbau schätzt, besitzt 26 Hektaren
Rebland in sonniger Hügellage.
Seine nach Süden und Südosten ausgerichteten Weinberge liegen in Meeresnähe bei Sant’Omero und Controguerra. Diese Lage gehört zu den besten der Region und ist 2007 zu einer
DOCG aufgewertet worden, obschon
sie lediglich 2 Prozent der grossen
DOC Montepulciano d’Abruzzo ausmacht.
Valoris Weingut liegt inmitten seiner Rebberge. Der eher scheue Luigi
arbeitet lieber unter freiem Himmel
als im Keller. Deshalb hat er sich
als Önologen und Vertriebspartner
einen der besten und erfolgreichsten
Winzer Italiens geholt: Gianni Masciarelli, dessen Weine vom italienischen Weinführer
«Gambero Rosso» schon
öfters mit den begehrten
drei Gläsern ausgezeichnet worden sind. Masciarellis Einfluss wirkt sich teuer, aber positiv
aus: Die Eichenholzfässchen à 400
Euro wurden ausgewechselt gegen
neue à 1000 Euro das Stück. Die
Pflanzdichte im Weinberg entspricht
mit 6000 Stöcken pro Hektare dem
Niveau von Bordeaux – mit entspre-
Nemo IGT, Cabernet Sauvignon, Fattoria Monsanto
Scassino, Chianti Classico DOCG, Terrabianca
2001 53.–
2004 20.–
chend geringem Ertrag. Dies alles
trägt Früchte: Sowohl der normale
Montepulciano als auch die Einzellage Vigna Sant’Angelo, die von
40-jährigen Reben stammt, sind vom
«Gambero Rosso» ausgezeichnet
worden.
NEU
Pomerol AC
Trebbiano d’Abruzzo DOC,
2005, Fr. 14.50
Montepulciano d’Abruzzo DOC,
2005, Fr. 16.60
Vigna Sant’Angelo,
Montepulciano DOC, 2004, Fr. 42.–
Basilicata
Aglianico del Vulture DOC, Capanno,
Tenuta del Portale
Serra delle Querce IGT, D’Angelo
1998 23.40
1999 24.50
Süditalien
Marken
Piceno Rosso DOC, Saladini Pilastri Spinetoli
2005 10.80
Abruzzen
Montepulciano d’Abruzzo DOC, Az. Vini Valori
2005 16.60
Vigna Sant’Angelo, Montepulciano DOC, Az. Vini Valori 2004 42.–
Kampanien
Cenito, Paestum IGT, Luigi Maffini
Donnaluna, Paestum IGT, Aglianico, Vitic. de Conciliis
Klèos, Paestum IGT, Luigi Maffini
Naima, Paestum IGT, Viticoltori de Conciliis
2004
2005
2005
2004
42.80
18.50
19.90
42.–
Apulien
Pezzalaruca, Castel del Monte DOC,
Conte Spagnoletti Zeuli
Primitivo di Manduria DOC, Lirica,
Consorzio Produttori
Primitivo di Manduria Dolce DOC, Madrigale,
Consorzio Produttori
Safira IGT, Masseria Pepe
Salice Salentino Riserva DOC, Torre Saracena
Terranera, Castel del Monte DOC,
Conte Spagnoletti Zeuli
Vigna Grande, Castel del Monte DOC,
Conte Spagnoletti Zeuli
2002
9.90
2004 14.60
2005 20.30
2005 13.50
2003 14.30
2002 26.60
2004 18.90
33
ROTWEIN ITALIEN | SPANIEN
Preise inkl. Mehrwertsteuer pro 75-cl-Flasche
Bodegas Victoria, Cariñena
Castello Svevo IGT, Nero d’Avola, Azienda Milazzo
DonnaTá IGT, Alessandro di Camporeale
Duca di Montalbo IGT, Azienda Milazzo
Kaid Syrah IGT, Alessandro di Camporeale
Maria Costanza IGT, Azienda Milazzo
Terre della Baronia IGT, Azienda Milazzo
2003
2005
1998
2004
2001
2001
14.80
18.60
41.20
27.80
29.60
19.80
Sardinien
Ajana Isola di Nuraghi IGT, Ferruccio Deiana
Antiche Cussorgie Colli, del Limbara IGT,
Piero Mancini
Arbeskia, Rosso di Barbagia IGT, Giuseppe Gabbas
Cannonau di Sardegna DOC, Piero Mancini
Cannonau di Sardegna DOC, Sileno, Ferruccio Deiana
Korem, Isola Nuraghi IGT, Argiolas
Rosato Montepino IGT, Piero Mancini
Turriga, Sardegna IGT, Argiolas
2002 44.70
2003 24.50
2002
2004
2005
2004
2006
2002
30.70
14.50
17.80
37.10
11.70
59.20
Spanien
Bierzo
Castro Bergidum DO, Bodegas Agribergidum
Encomienda DO, Bodegas Agribergidum
Fructus DO, Bodegas Agribergidum
2005 13.50
2004 16.90
2004 14.–
Cariñena
Pardina DO, Bodegas Victoria
Dominio de Longaz DO, Bodegas Victoria
Longus DO, Bodegas Victoria
2005 14.50
2005 26.40
2004 51.60
Castilla León
Yllera Crianza DO, Grupo Yllera
Yllera Seleccionada Reserva DO, Grupo Yllera
Yllera Gran Reserva DO, Grupo Yllera
Yllera Dominus DO, Grupo Yllera
2002
1999
1991
1998
Costers del Segre
Flor de Grealó DO, Vinya l’Hereu de Sero
Petit Grealó DO, Vinya l’Hereu de Sero
Granada
Calvente Guindalera, Bodegas H. Calvente
Calvente Vendimia Seleccionada,
Bodegas H. Calvente
La Mancha
El Vinculo DO, Alejandro Fernandez
Portillejo Crianza DO, Vinedos Mejorantes S. L.
Portillejo Res. DO, Vinedos Mejorantes S. L.
34
2004 63.50
Monsant
Castell de les Pinyeres DO, Celler el Masroig
Les Sorts Vinyes Velles DO, Celler el Masroig
2004 16.70
2004 24.20
Penedès
Clos Major DO, Julià & Navinès
Pas Curtei DO, Alemany i Corrio
Sot Lefriec DO, Alemany i Corrio
1997 15.90
2005 25.30
2000 74.–
Priorat
Closa Batllet DO, Cellers Ripoll Sans
Les Terrasses DO, Alvaro Palacios
2004 48.40
2005 32.20
Ribera del Duero
Carmelo Rodero Crianza DO
Carmelo Rodero Reserva DO
Carmelo Rodero Reserva Roble DO
Carmelo Rodero Roble DO
Carmelo Rodero T.S.M. DO
Carmelo Rodero Vendimia Selección DO
Condado de Haza Tinto DO, Alejandro Fernandez
Tinto Pesquera Crianza DO, Alejandro Fernandez
Vega Sicilia 5 Años Reserva DO
Vega Sicilia Unico DO
2004
2003
1998
2005
2003
1999
2004
2004
2002
1996
Ribera del Guadiana
Valdegracia Tinto Crianza DO
2004 11.90
Rioja
Rioja Crianza DO, Conde de Valdemar
Rioja Crianza DO, Puerta Vieja, Bodegas Riojanas
Rioja Crianza DO, Izadi, Villabuena
Rioja Gran Reserva DO, Faustino I
Rioja Gran Reserva DO, Albiña, Bodegas Riojanas
Rioja Reserva DO, Conde de Valdemar
Rioja Reserva DO, Viña Valoria
Rioja Reserva DO, Albiña, Bodegas Riojanas
Rioja Reserva DO, Izadi, Villabuena
2004
2003
2004
1998
1994
2001
1998
2001
2003
Terra Alta
Clos del Pinell DO, Unio Cooperativa
2000 14.60
Toro
Elias Mora DO Crianza, Viña Dos Victorias
Elias Mora DO Semi Crianza, Viña Dos Victorias
Gran Elias Mora DO, Viña Dos Victorias
2V Premium DO, Viña Dos Victorias
2004
2005
2003
2004
28.90
39.80
46.50
18.20
69.40
99.60
26.40
28.50
149.60
376.60
15.90
15.60
16.90
23.50
26.80
19.90
19.60
21.–
25.30
2001 16.80
2004 23.40
2003 14.50
22.–
17.80
43.80
95.–
2005 17.80
2003 27.40
INFO
Conca de Barberà
Gasset Negre Crianza DO, Sanstravé, Antonio Sans
15.40
20.80
49.20
70.70
Katalonien
Clos d’Agon DO, Bodegas Clos d’Agon
2002 24.50
1999 15.70
1998 10.20
Die allermeisten Weine, die zum Zeitpunkt der Drucklegung
in genügender Menge erhältlich waren, sind in diesem
Magazin publiziert. Informationen zu weiteren Jahrgängen
sowie Gross- und Kleinflaschen finden Sie im Internet unter
www.riegger.ch oder telefonisch während der Ladenöffnungszeiten unter 056 201 41 41. Besten Dank.
Von Sieg zu Sieg
Weinkeller Riegger feiert «seine» Victorias – neben der Bodega Dos
Victorias (DO Rueda und Toro) führt das Haus neu die Bodegas Victoria
aus der Denominación de Origen Cariñena.
Foto: Bodegas Victoria
Sizilien
Silvia Tomé, Kellermeisterin der Bodegas Victoria.
C
ariñena heisst eine spanische
Rotweintraube, die man in
Südfrankreich als Carignan
kennt. Cariñena heisst auch eine
Weinbauregion zwischen Navarra
und Katalonien im Nordosten Spaniens. Dort wird aber nicht Cariñena
angebaut, sondern Garnacha Tinta
(Grenache Noire); daneben natürlich
auch Tempranillo, Spaniens beliebteste Rotweinsorte, und als weisse
Sorte Viura (Macabeo).
Eher bekannt für rustikale, alkoholreiche Weine, war die Region
lange nicht im Fokus der Weinkenner. Fast unbemerkt hat sie deshalb
in den letzten Jahren den Wandel zu
einem Qualitätsanbaugebiet geschafft. Cabernet Sauvignon hat Einzug gehalten und findet grossen Anklang. Die Bordeaux-Traube reift hier
voll aus, was in vielen anderen Regionen Spaniens und Frankreichs
nicht immer der Fall ist. Rotweine in
Crianza- und Reserva-Qualität, mit
weichen Tanninen und vollreifer
Frucht erfreuen den Konsumenten
mit vorteilhaften Preisen.
Seit Generationen lebte die Familie Segura Serrano in Longares inmitten von Reben und Weingütern,
bevor sie im Jahr 2000 beschloss,
nicht mehr bloss zuzuschauen, sondern selber Wein zu machen. Für die
Bepflanzung der Rebberge und die
Planung eines perfekt eingerichteten
Weinguts zog José Manuel Segura
Serrano den berühmten Önologen
Miguel Angel de Gregorio zu Rate.
«Eine Bodega ist mehr als ein Gebäude, sie muss Ausdruck einer Philosophie sein», lautet de Gregorios Devise. Nun, die Philosophie der Familie
war klar: einzigartige, für die Region
typische Qualitätsweine keltern.
Böden und Mikroklima der verschiedenen Reblagen wurden vor
der Bepflanzung akribisch geprüft,
damit jede Rebsorte an der für sie besten Lage wachsen kann. Die Weinberge liegen auf 550 Metern über
Meer auf einer Hochebene und sind
durch einen Hügelkranz vor negativen Witterungseinflüssen geschützt.
Das kontinentale Klima mit grossen
Schwankungen zwischen Tages- und
Nachttemperaturen ist ideal für die
Produktion von geschmacksintensiven, vollreifen Trauben.
Im letzten Jahr wurde der Stein
gewordene Traum eröffnet: ein Weingut im regionalen Stil, das auf grosszügigen 3000 Quadratmetern alles
bietet, was Produktion und Vertrieb
von Qualitätsweinen verlangen. Dort
keltern Miguel Angel de Gregorio
und Kellermeisterin Silvia Tomé exzellente Rotweine aus Tempranillo,
Syrah, Cabernet Sauvignon und Merlot, deren Qualität mit zunehmendem Alter der Reben weiter steigen
wird.
Pardina 2005
Dieser intensiv kirschrote Wein ist aus
70 Prozent Tempranillo, 20 Prozent
Syrah und 10 Prozent Cabernet Sauvignon gekeltert. Er lagert 6 Monate in
französischen Barriques. Die erste Nase
ist milchig-fruchtig, dann entwickelt sich
ein Duft nach roten und schwarzen Beeren. Im Gaumen mollig und weich mit
einer gut integrierten Säure und reifem,
aber festem Tannin, endet er warm und
mundfüllend. Fr. 14.50
Dominio de Longaz 2005
12 Monate Lagerung in französischen
Barriques, zwei Drittel aus neuem
Eichenholz, geben dem beerig-würzigen
Bouquet dieses eleganten Rotweins eine
feine Vanillenote. Tiefrot und purpur
schimmernd, ist er von erstaunlicher
Konzentration, obschon die Trauben –
30 Prozent Tempranillo, 30 Prozent
Cabernet Sauvignon, 30 Prozent Syrah,
10 Prozent Merlot – von erst dreijährigen Reben stammen. Gut strukturierter
Wein mit Potenzial. Fr. 26.40
Longus 2004
Nur die besten Cabernet-Sauvignonund Tempranillo-Trauben, von Hand gepflückt und streng verlesen, wurden für
den Topwein des Hauses fast einen
Monat eingemaischt. Die Gärung erfolgte in Barriques. Anschliessend reifte der
Wein während 18 Monaten in neuen
Fässchen, bevor er, ungefiltert, abgefüllt
wurde. Es empfiehlt sich, diesen
schwarzroten, nach Caramel und Rumtopf duftenden Wein zu dekantieren.
Fr. 51.60
Alle drei Weine entfalten ihr Bouquet
erst nach einigem Luftkontakt. Dafür
zeigen sie auch nach drei Tagen noch
keinerlei Ermüdungserscheinungen.
35
Preise inkl. Mehrwertsteuer pro 75-cl-Flasche
Vintage – Portugals
bester Port
Alte Stöcke, junger Winzer
Closa Batllet DO, 2004, Fr. 48.40
Ihren Namen verdankt die Region dem «Priorat de la
Cartoixa d’Escaladei». Das Kartäuserkloster, von dem nur
noch Ruinen zeugen, wurde im 12. Jahrhundert gegründet. Seine Basis ist eine Legende: Ein Hirtenjunge soll
Engel gesehen haben, die auf einer Leiter vom Himmel
herabstiegen. Deshalb wurde das Kloster «Gottesleiter»
genannt.
Und wo sich Mönche niederliessen, spross rasch die
Rebe. Deshalb wachsen im Priorat immer noch an steilen
Hängen uralte, knorrige Garnacha- und Cariñena-Stöcke
auf kargen, bröckeligen Schieferböden. Das Priorat
gehört zur höchsten Qualitätsstufe der spanischen
Ursprungsbezeichnungen, der DOCa (Denominación de
Origen Calificada) – nur Rioja wird so hoch eingestuft.
Einst war die Anbaufläche um ein Vielfaches grösser
als die 1500 Hektaren, die heute in Ertrag stehen. Die
falsche Traubensorte, Quantität vor Qualität und Wirtschaftskrisen führten zu Preiseinbrüchen. Die Winzer
hatten kein Auskommen. Immer mehr kehrten der mühseligen Plackerei auf den terrassierten Steillagen den
Rücken und wanderten ab in die Industrie an der Küste
und im nahen Barcelona.
Die Renaissance des Priorats begann in den 1990erJahren. Ein paar junge Winzer entdeckten das Potenzial
der steinigen Rebberge mit ihren uralten Rebstöcken neu
und waren entschlossen, dort die besten Weine Spaniens
zu machen.
Auch die Familie Ripoll Sans besass Reblagen im
Priorat, deren Trauben sie aber seit Jahren an die lokale
Genossenschaft verkaufte. Ermutigt vom internationalen
Erfolg, den die Priorat-Weine auf Anhieb erfuhren,
beschloss der junge Marc Ripoll im Jahr 2000, das alte
Weingut zu frischem Leben zu erwecken. Heute ist der
Keller renoviert und auf dem neuesten Stand. Zu den
alten Garnacha- und Cariñena-Stöcken (bis 90 Jahre alt)
sind Syrah und Cabernet hinzugekommen.
In einem derart kargen Boden bleiben die Erträge
bescheiden. Trotzdem selektioniert Marc Ripoll rigoros:
Nur die besten Trauben kommen in den Keller. Für die
Vergärung setzt er auf die natürlichen Hefen seines
Weinbergs. Gärung und Maischestand passieren in Edelstahltanks und dauern bis zu 25 Tagen. Dann reifen die
Weine bis zu 15 Monate im Fass und 6 Monate in der
Flasche, bevor sie in den Verkauf gelangen. Der knapp
30-jährige Marc Ripoll hat es geschafft: Sein tiefgründiger und lagerfähiger Closa Batllet, von dem er etwa
11000 Flaschen jährlich keltert, gehört heute zu den
Spitzenweinen des Priorats.
36
Portugal
Österreich
Alentejo
Herdade dos Grous, Uva Prestaçao
Herdade dos Grous 23 Barricas, Uva Prestaçao
Herdade dos Grous Reserva, Uva Prestaçao
Monte da Cal, Dão Sul
Monte dos Cabaços, Margarida Cabaço
Quinta do Carmo Tinto, Barons de Rothschild (Lafite)
Quinta do Carmo Reserva, Barons de Rothschild (Lafite)
Terra do Zambujeiro
2005
2005
2005
2003
2003
2001
2002
2003
17.80
39.80
50.–
15.30
21.10
23.70
48.–
42.50
Dão
Quinta de Cabriz Colheita DOC, Seleccionada, Dão Sul 2005 12.10
Quinta de Cabriz Reserva DOC, Dão Sul
2004 17.50
Quinta do Encontro DOC, Bairrada, Dão Sul
2001 20.–
Douro
Batuta DOC, Dirk Niepoort
Charme DOC, Dirk Niepoort
Fabelhaft DOC, Dirk Niepoort
Redoma DOC, Dirk Niepoort
Rotulo DOC, Dirk Niepoort
Sempar DOC, Dirk Niepoort
Vertente DOC, Dirk Niepoort
Vinha da Palestra DOC, Encostas do Douro
2003
2004
2005
2004
2003
2004
2005
2003
85.–
96.60
15.60
38.50
44.–
24.–
23.40
10.70
Portwein/Madeira
2004
2005
2005
2006
2005
2006
2005
2006
19.90
21.–
34.40
25.50
42.50
21.–
40.90
16.90
Burgenland
Blaufränkisch, Weingut Zantho
Haideboden, Josef Umathum
Joiser Kirschgarten, Josef Umathum
Ried Hallebühl, Josef Umathum
St. Laurent, Josef Umathum
St. Laurent, Weingut Zantho
St. Laurent vom Stein, Josef Umathum
Zweigelt, Josef Umathum
Zweigelt, Weingut Zantho
2005
2005
2004
2003
2006
2006
2003
2006
2006
13.90
26.90
59.70
56.80
20.–
13.90
56.80
20.–
13.90
Wagram-Donau
Ignis, Josef Ehmoser
Primissimo, Josef Ehmoser
St. Laurent, Josef Ehmoser
2004 28.–
2006 18.50
2003 31.20
Neue Welt
Porto Niepoort
Dry White
Ruby Port
Junior Tawny
Junior Tinto, 1-Flasche-Etui, blau
Senior Tawny, 1-Flasche-Etui, rot
Tawny, 10 years old
Tawny, 20 years old
Colheita
1995
1994
1991
1988
1987
1986
2001
1999
2003
1997
2000
1997
Late Bottled Vintage, L.B.V.
Vintage
Porto Passadouro Vintage
Vinhos Barbeito
Madeira, dry
Madeira Island Rich, 5 years old
Madeira Sercial Old Reserve, 10 years old
Madeira Malvasia, 20 years old
Madeira Malvasia, 30 years old
Madeira Verdelho/Boal, Reserve
Carnuntum
Blaufränkisch, Weingut Trapl
Carnuntum, Blaufränkisch, Muhr-Niepoort
Prellenkirchen, Weingut Trapl
Rubin, Weingut Trapl
Spitzerberg, Blaufränkisch, Muhr-Niepoort
St. Laurent, Weingut Trapl
Tilhofen, Weingut Trapl
Zweigelt, Weingut Trapl
50cl
17.90
18.20
18.20
23.40
23.40
35.80
60.–
52.–
52.–
42.80
46.–
47.10
71.–
39.30
39.30
96.60
129.90
88.–
89.–
23.–
28.–
45.–
86.–
129.10
34.50
USA
Kalifornien
Cabernet Sauvignon, Echelon
Zinfandel, Carmenet Winery
2003 21.–
1999 34.20
Chile
Almaviva, Baron Philippe de Rothschild/
Concha y Toro
Cabernet Sauvignon, Château Los Boldos
Carménère, Château Los Boldos
Grand Cru, Château Los Boldos
Merlot, Château Los Boldos
Im 18. Jahrhundert begann man in Portugal
Weine mit Zusatz von Weinbrand haltbar zu
machen. Der erste Vintage Port – Jahrgangsportwein – wurde vermutlich 1775 produziert.
Nach der Lese werden die Trauben, die auf steilen, terrassierten Hängen im Dourotal gediehen sind, zu Wein verarbeitet. Der Kellermeister stoppt durch Zugabe von
hochkarätigem Weinbrand die Gärung, damit eine kräftige Restsüsse im Wein erhalten bleibt. Im Februar oder im
März nach der Ernte werden die jungen, aufgespriteten
Weine nach Vila Nova de Gaia gebracht. Dort, gegenüber
der Stadt Porto, reifen sie während Jahren in den Lodges,
den grossen Lagerhallen der Portweinhäuser.
Vintage-Ports machen nur einen winzigen Anteil aller
Portweine aus – deshalb sind sie auch eine Exklusivität.
Im Normalfall ist Porto eine Cuvée aus Weinen verschiedener Lagen, aus verschiedenen Trauben und verschiedenen Jahrgängen – im Grunde wie Champagner.
Vintage-Port wird nur in sehr guten Jahren produziert:
Man verarbeitet das beste Traubengut separat. Dabei
müssen alle verwendeten Trauben im gleichen Jahr geerntet und vergoren worden sein. Ein Vintage-Port kann
eine Komposition von bis zu 15 verschiedenen Weinen
sein. Erfahrene Degustatoren tüfteln oft tagelang, bis sie
die perfekte Mischung gefunden haben. Diese muss vom
staatlichen Portweininstitut geprüft werden, bevor der
Produzent verkünden darf, dass er einen Jahrgangsportwein abfüllen wird. Im Gegensatz zu den bernsteinfarbenen Tawny-Ports, die jahrelang im Fass unter dem
Einfluss von Sauerstoff reifen und genussfertig in die Flasche kommen, bleibt der Vintage-Port nur knapp zwei
Jahre im Fass. Dann wird er ungefiltert und ungeschönt
in Flaschen gefüllt, wo der tieffarbene, süsse und füllige
Wein langsam weiterreift. Er verfeinert sich im Geschmack und verliert etwas von seinen Farbpigmenten,
die sich an der Flaschenwand und am Flaschenboden ablagern. Lässt man ihn in Ruhe liegen, kann ein VintagePort Jahrzehnte ohne Qualitätseinbussen überdauern.
Einmal entkorkt, muss er (wie jeder Wein) in wenigen
Tagen ausgetrunken sein, weil er sonst oxydiert.
2000 74.20
2005
2005
2003
2005
14.30
14.30
44.40
14.30
Brasilien
Rio Sol Tinto, Cabernet/Syrah, Vinibrasil
Rio Sol Reserva, Cabernet/Syrah, Vinibrasil
Rio Sol Syrah Reserva, Vinibrasil
2003 11.–
2003 14.50
2003 12.50
TIPP
Das Priorat in Katalonien gehört zu den
schönsten Weinregionen Spaniens. Aus
kleinem Traubenertrag entstehen grandiose
und lagerfähige Rotweine.
Vintage, Dirk Niepoort,
2003, Fr. 96.60
Weitere Portweine auf der
gegenüberliegenden Seite
37
ROTWEIN ARGENTINIEN | SÜDAFRIKA | AUSTRALIEN | SCHAUMWEIN
Cognac Pierre Ferrand
Amancaya Gran Reserva, Mendoza, Bodegas Caro
Cabernet Sauvignon, Mendoza, Bodega Lurton
Caro, Mendoza, Bodegas Caro
Malbec, Mendoza, Bodega Lurton
2005
2006
2002
2006
19.90
13.50
49.80
13.80
2002
2004
2004
2003
2001
2005
2006
39.–
14.60
21.30
13.50
25.30
14.80
22.–
Französische Weinbrände heissen
Cognac und Armagnac. Beide
werden aus Weinen der weissen
Rebsorten Colombard, Ugni Blanc
und Folle Blanche hergestellt, die
destilliert werden und anschliessend in Fässern reifen.
Südafrika
Baron Edmond, Coastal Region, Rupert & Rothschild
Cabernet Sauvignon, Paarl, Boland Cellars
Classique, Western Cape Rupert & Rothschild
Pinotage, Coastal Region, Jean-Claude Martin
Shiraz Cabernet, Coastal Region, Khanya
Shiraz, Paarl, Boland Cellars
Creation, Merlot, Cabernet, Petit Verdot, J. C. Martin
Australien
Cabernet Sauvignon, Bleasedale, Potts Family
Shiraz, Bleasdale
Shiraz-Cabernet, Koonunga Hill, Penfolds
2002 20.40
2004 20.70
2005 17.50
Schaumwein
Champagner
Champagne Deutz
Brut Classic
Brut Millésimé
Blanc de Blancs
Cuvée William Deutz
Cuvée William Deutz Rosé
Amour de Deutz
Rosé Millésimé
2000
2002
1998
1999
1999
2003
Champagne Legras
Blanc de Blancs
Vieille Vigne, Blanc de Blancs
33.–
1998 44.50
37.90
56.50
69.40
110.–
145.–
150.–
58.60
Prosecco/Moscato
Prosecco brut DOC, Valdobbiadene, Canevel
Prosecco extra dry DOC, Valdobbiadene, Canevel
Prosecco extra dry DOC, Valdobbiadene, Montelliana
Moscato d’Asti DOCG, Cascina Castlèt
2006
15.30
15.30
13.50
17.50
Cava
Cava A Priori, José Colet
Cava Traditional, José Colet
Cava Assemblage, José Colet
Cava Millennium, José Colet
38
15.50
15.–
21.30
28.80
C
ognac – das Getränk ist um Längen berühmter als die Stadt in
der Charente, deren Namen es
trägt. Die gut 100 Kilometer nördlich von
Bordeaux gelegene Region ist seit 1930
in sechs Lagenbezeichnungen (Crus) aufgeteilt. Sehr verschieden, was Böden und
Kleinklima betrifft, bringen sie auch
Weine von deutlich unterscheidbarer
Qualität hervor.
Die «bois ordinaires» oder «bois communs», was einfache oder gewöhnliche
Wälder bedeutet, bilden die unterste
Qualitätsstufe. Sie liegen nordwestlich
von Cognac und dehnen sich bis an die
Atlantikküste aus. «Bons bois», gute Wälder, heissen die breiten Randgebiete um
die Kernzonen. Mehr im Innern der kreisförmigen Region liegen die besseren «fins
bois». Cognac aus diesen Lagen zeigt oft
blumige Aromen. Borderies heisst das
Plateau über dem Fluss Charente in unmittelbarer Nähe der Stadt Cognac. Die
Weinbrände dieser rund 4000 Hektaren
grossen Region schmecken leicht nussig.
Cognac Pierre Ferrand
Cognac Pierre Ferrand ist ein junges
Unternehmen. 1989 gründeten JeanDominique Andreu und Alexandre
Gabriel die Firma, um hochwertige
Spirituosen herzustellen und zu vertreiben. Authentische Cognacs, charaktervoll und typisch für ihre Herkunft: So
wurde das Ziel formuliert, das seither
verfolgt wird. In der Domaine du Logis
d’Angeac, im Herzen der Premier-CruLage Grande Champagne, stehen zehn
klassische Schwanenhals-Brennblasen,
in denen der Cognac Pierre Ferrand
nach alter Tradition und strengsten
Qualitätsregeln destilliert wird. Mit
ihrem Team ist es den Gründern gelungen, in fünf Jahren die Rebfläche zu
verdoppeln und den Ruf der Marke zu
steigern. Cognac Pierre Ferrand wird
heute in 40 Länder exportiert.
Eine Frage der Reinheit
Die Lehm- und Kalkböden der Toplagen
Petite Champagne und Grande Champagne – insgesamt 19000 Hektaren Land
im Herzen der Region – ergeben Cognac
mit viel Eleganz und Finesse. Als Fine
Champagne darf man einen Cognac bezeichnen, wenn mindestens 50 Prozent
der verwendeten Trauben aus der Grande
Champagne und der Rest aus der Petite
Champagne stammen.
Die fertigen Weissweine werden in der
traditionellen «Alambic charentaise»,
einer 30 Hektoliter fassenden Brennblase,
auf 80 Grad Celsius erhitzt. Innert 24
Stunden entsteht so ein Rohbrand mit
27 bis 30 Volumenprozent Alkohol. Diese
sogenannte «brouillis» wird für einen
zweiten Durchgang in die Brennblase gegossen. Zurückbehalten wird schliesslich
nur die mittlere Partie, das Herz des Brandes. Dieser 60 bis 72 Volumenprozent
starke Feinbrand wird dann während einiger Jahre in Fässchen aus französischem
Eichenholz gelagert und nimmt dabei
Farb- und Geschmackselemente des Holzes an. Während der Lagerung verdunsten etwa 3 Prozent des Fassinhalts. Dieser
Verlust wird «la part des anges» genannt,
der Anteil der Engel.
Einfache Cognacs sind bereits nach
vier Jahren trinkreif, solche aus den besten Lagen brauchen einiges länger. Bevor
sie auf die Flasche gezogen werden,
macht der Kellermeister einen Verschnitt
aus verschiedenen Jahrgängen und
Lagen. Dabei sind eine gute Nase und
viel Expertise gefragt. Schliesslich wird
der Brand mit Wasser bis zu einem Alkoholgehalt von 40 Volumenprozent
verdünnt. Die Zugabe von Caramel
und Zucker ist erlaubt, um Farbe und
Geschmack zu verbessern. Produzenten von Top-Cognacs verzichten jedoch darauf. Die Etikette gibt Aufschluss über die Lagerzeiten:
V.S. oder ***: mindestens 2,5 Jahre
V.O. (very old), V.S.O.P. (very special
old pale), réserve: mindestens 4,5 bis
6,5 Jahre.
TIPP
Argentinien
Ambre, 1er Cru du Cognac,
Pierre Ferrand, Fr. 64.30
Weitere Cognacs finden Sie
im Internet unter www.riegger.ch
X.O. (extra old), vieille réserve, hors
d’âge, extra, Napoléon: ab 6,5 Jahren.
Ein X.O. kann durchaus 20- bis 40jährige Brände enthalten. Solche Edelprodukte sind folgerichtig die teuersten
Cognacs auf dem Markt.
Wie geniesst man einen Cognac am
besten? In Tulpenglas, Sherry-Coppa,
Whisky-Tumbler oder klassischem, bauchigem Cognac-Schwenker? Erlaubt sind
alle diese Formen – in jeder werden sich
andere Aromen Geltung verschaffen. Für
den Genuss wird Zimmertemperatur
(zirka 18 Grad Celsius) empfohlen. Vom
früher üblichen Aufwärmen des Cognacs
ist abzuraten, es lässt den Alkohol zu
stark in den Vordergrund treten (man
möchte sich ja nicht die Zigarre flambieren lassen).
Wer Cognac bloss als Digestif betrachtet und trinkt, verpasst weitere interessante Möglichkeiten. Man kann den
edlen Brand pur trinken, auf Eis, mit Wasser verdünnt, mit Fruchtsaft oder Tonic
versetzt.
Rieggerfest
Spezialitätenmarkt und Weindegustation
Freitag und Samstag, 26. und 27. Oktober 2007
Am Riegger-Fest begegnen Sie Winzern aus der Schweiz, aus Frankreich,
Österreich, Italien und Spanien. Ausserdem präsentieren Ihnen Schweizer
Käser, Bäcker und Metzger ihre Spezialitäten.
Schlendern Sie durch den Markt, degustieren Sie nach Herzenslust und
verweilen Sie bei Speis und Trank im Cubus.
Sie sind herzlich eingeladen.
Freitag, 26. Oktober, 14 bis 21 Uhr
Samstag, 27. Oktober, 10 bis 16 Uhr
Weitere Informationen finden Sie auf
Seite 20 und unter www.riegger.ch
Der Eintritt ist frei
Weinkeller Riegger AG, 5244 Birrhard