Zeit der Entschleunigung - Evangelischer Kirchenkreis Dortmund

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Zeit der Entschleunigung - Evangelischer Kirchenkreis Dortmund
Magazin für die Kirche in Dortmund und Lünen
„Diakonie
als
Zeitung“
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Sonderveröffentlichung · Dienstag, 23. Juni 2015
Einfach !
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umdrehe
Die Sommerferien kommen
Foto: Dreysse
Zeit der
Entschleunigung
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50 Jahre
FFD-Urlaube
Der Ferien- und Freizeitdienst Dortmund (FFD) wird
in diesem Jahr 50 Jahre alt.
Die einstige Organisationsstelle von kirchlichen Freizeiten ist längst ein ProfiReiseveranstalter.
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Projekte für
Bedürftige
Elisabeth Trojahn will als
neue Gemeindediakonieschwester der Dortmunder
Christusgemeinde einen
häuslichen Besuchsdienst
für einsame, alte und kranke Menschen aufbauen.
Evangelisch
Sonderveröffentlichung
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Entschleunigung pur: Ein Segelboot des Vereins „Sail Together“, an dem die Evangelische Jugend Dortmund beteiligt ist. Mehr dazu auf Seite 4.
Tipps und
Trends per
Newsletter
Die Zeit der
Entschleunigung
Mit Beginn der Sommerferien geht es wieder los. Nichts geht mehr, jedenfalls nicht so wie gewohnt. Der Fliesenleger
macht Betriebsferien, die Pizzeria ums Eck macht drei Wochen zu, die Bundesliga macht Sommerpause und auch bei
den Behörden heißt es: die Kollegin ist leider in Urlaub, die Bearbeitung wird deshalb voraussichtlich etwas länger
dauern. Selbst die mit Kirschwasser und Frucht gefüllten Schokopralinen sind nicht mehr käuflich zu erwerben.
Entschleunigung pur.
ie Zeit steht fast still.
Das Gute daran ist:
niemand kann etwas
verpassen. Die Höhepunkte des Jahres werden in
weiser Voraussicht meist außerhalb dieser Ferienzeiten
gelegt. Für die Daheim-Gebliebenen plätschert das Leben so dahin und im Fernsehen werden nur noch Wiederholungen wiederaufbereitet.
Der einzige Grund, aus dem
sich dieser radikale Wechsel
des Lebensrhythmus herleitet,
besteht darin, dass die Beschulung unserer Kinder für
sechs Wochen unterbrochen
wird. Eigentlich ist es faszinierend, was sich aus dieser
schlichten Pause im Bildungssystem für weitreichende
Konsequenzen im Alltag unserer Gesellschaft ergeben.
Als Gott sich nach der
Schöpfung der Welt einen Ruhetag nahm, kann das folglich
nur in den Sommerferien gewesen sein.
Dass es in einer immer
schneller und hektischer werdenden Welt noch diese Zeiten der Entschleunigung gibt,
dafür können wir ganz dankbar sein.
D
Diese Sommerzeit mit all
dem, was vielleicht nicht wie
gewohnt möglich ist, gibt Zeit
loszulassen und einmal einen
anderen Blickwinkel auf die
eigenen Lebensgewohnheiten
zu werfen.
Einmal ganz bewusst Nichts
zu tun, sich treiben zu lassen,
die Stille und Ruhe auszuhalten, ohne dabei ein schlechtes
Gewissen zu haben. Das ist
für manche eine Kunst, die
schwer zu praktizieren ist.
Zum Glück setzt das Leben
ja nicht gänzlich aus, es verlangsamt sich nur ein wenig.
Es ist ermutigend, dass es
zu den Beschleunigungen des
Alltags auch immer wieder
Gegenbewegungen gibt. Viele
Menschen zelebrieren wieder
genüsslich das Hören von
Musik mittels eines altertümlichen Plattenspielers statt ein
paar Knöpfe am MP3-Player
zu drücken. Selbst aktuelle
Songs gibt es immer öfter
auch auf Vinyl.
Oder in Zeiten von Twitter,
Facebook und WhatsApp erfährt die persönliche E-Mail
gerade wieder eine Renaissance. Klasse statt Masse ist
hier das Motto. Da wird sich
Michael Stache
FOTO DREYSSE
FOTO VKK
die Zeit für die persönliche
Anrede am Anfang und den
Gruß am Schluss genommen.
Meine beiden Töchter haben in diesem Zusammenhang eine alte Beschäftigung
wieder neu für sich entdeckt.
Sie schreiben Postkarten.
Postcrossing heißt das jetzt
neudeutsch. Sie schicken
wildfremden Menschen in der
ganzen Welt, deren Adressen
sie über eine Internetplattform per Zufallsgenerator zugespielt bekommen, eine
richtig echte Postkarte. Über
die Karten, die sie dann von
wieder anderen ihnen Unbekannten erhalten, freuen sie
sich riesig. Auch das ist eine
besondere Form der genussvollen
Entschleunigung:
Nachrichten mit der „Schneckenpost“ verschicken und
geschickt zu bekommen,
selbst wenn so eine Karte
manchmal sechs Wochen unterwegs ist.
So wünsche ich uns allen
sowohl denen, die zuhause
bleiben, als auch denen, die
es in die Ferne zieht, dass wir
alle die Gelegenheit finden
den Wechsel des Lebensrhythmus zu genießen und
die Entschleunigung der
Sommerzeit nicht nur erduldend hinzunehmen, sondern
positiv für uns selbst zu nutMichael Stache
zen.
Ständig Stellvertretender
Superintendent
Zu Beginn eines jeden Monats
verschickt das Informationszentrum reinoldiforum per
Mail den Newsletter der Ev.
Kirche in Dortmund, Lünen
und Selm. Kurz und knapp
sind dort die aktuell wichtigsten Ereignisse zusammengefasst. Links führen zu weiteren und ausführlichen Informationen. Ein Kommentar zu
einem aktuellen Thema lädt
zum Diskutieren ein. Tipps
und Trends sowie Hinweise
auf interessante kirchliche
Veranstaltungen runden den
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Reiseerlebnisse, die bleiben
Vielseitiges Programm des Ferien- und Freizeitdienstes Dortmund: Inselhopping mit dem FFD
Warum nur eine Kanareninsel,
wenn man sie alle haben
kann? Das sagten sich auch
die Verantwortlichen des Freien- und Freizeitdienstes Dortmund (FFD) und konzipierten
kurzerhand eine Kanaren-Reise inklusive „Inselhopping“
per Flieger und großem Ausflugspaket.
„Eine solche Reise findet man
normalerweise nicht im Katalog“, sagt Marius Drewe vom
FFD und betont: „Unsere Reisen sind individuell zusammengestellt.“ Das gilt auch
für die USA-Rundreise Ende
September, von New York bis
San Francisco, einmal quer
über den Kontinent. Hier stehen u. a. Abstecher zu den Niagarafällen, zu Mount Rushmore, den Grand Canyon
oder nach Las Vegas an. Ebenfalls im September kann man
mit dem FFD zu den Azoren
reisen – inklusive Walbeobachtungen.
„Wir achten auf ein anspruchsvolles und vielseitiges
Programm und gute Unter-
Das Team des Dortmunder Ferien- und Freizeitdienstes (FFD) bietet für jede Saison und jedes
Alter ein anspruchsvolles und vielseitiges Programm.
FOTO SCHÜTZE
künfte“, sagt Drewe. Auf Ischia ist das beispielsweise eine schöne Pension mit typisch
italienischem Charme und einer deutsch sprechenden Lei-
tung. In Kroatien ist es ein
Vier-Sterne-Hotel, in Madrid
verfügt das Hotel über eine
spektakuläre
Dachterrasse
mit Stadt-Weitblick. Selbst-
verständlich gibt es auch Reisen innerhalb von Deutschland: „Anfang Juli fahren wir
nach Bad Pyrmont. Das ist
wirklich eine Reise wert. Ich
bin immer wieder erstaunt,
was für schöne Ecken
Deutschland hat“, sagt der
Experte. Auch Bad Driburg
und Bad Wiessee am Tegernsee kann er guten Gewissens
empfehlen. „Ein besonderer
Höhepunkt ist in diesem Jahr
unsere Fahrt Anfang September nach Freiburg und zum
Schnecke-Fescht“, erzählt er.
Seit über 35 Jahren wird in
Pfaffenweiler das SchneckeFescht gefeiert. Es zählt zu
den beliebtesten Wein- und
Dorffesten in der Region. Die
Fünf-Tages-Reise bietet außerdem Touren in den Hochschwarzwald und das Elsass.
Und auch für junge Leute
und Kinder hat der FFD viele
Angebote. Die Sommerfreizeiten sind übrigens noch
kurz vor Reisebeginn buchbar. Reiseziele sind u. a. Kroatien, Holland, Korsika oder
der Ponyhof Hilbeck. „Einfach
anrufen und fragen. Bei den
meisten Reisen können wir
einfach noch ein paar mehr
Leute mitnehmen“, so Marius
Drewe. gl
Auf Juist fing alles an
50 Jahre Ferien- und Freizeitdienst Dortmund
Ein Archiv gibt es nicht. Nur
eines ist klar: Der Ferien- und
Freizeitdienst
Dortmund
(FFD) wird in diesem Jahr
50 Jahre alt. Die einstige Organisationsstelle von kirchlichen Freizeiten für die Gemeinden hat sich inzwischen
zu einem professionellen Reiseveranstalter entwickelt. „In
der Vereinigung der diakonisch-kirchlichen Reisedienste sind wir der größte und
bieten allein so viele Reisen
an, wie die anderen dreizehn
zusammen“, erzählt Marius
Drewe, stellvertretender Abteilungsleiter. 2014 hatte der
FFD rund 5000 Kunden.
„Dass wir das mit einen vierköpfigen Team stemmen, ist
schon nicht schlecht“, sagt er.
Seine ganz frühen Anfänge
hat der FFD im Seeferienheim
Juist, das auch heute noch ein
fester Bestandteil des Reiseangebots ist. Das Seeferienheim wurde 1925 von Pfarrer
Gottlieb Weidenfeld als Jugendferienlager für die Dortmunder Kinder gegründet.
Zeitweilig fanden gleichzeitig
über 300 Kinder und Jugendliche eine altersgerechte Unterkunft. Inzwischen können
auch Erwachsene im Seeferi-
Seine ganz frühen Anfänge hat der FFD im Seeferienheim Juist, das auch heute
noch ein fester Bestandteil des Reiseangebots ist.
Das Seeferienheim auf Juist wurde 1925 von Pfarrer Gottlieb Weidenfeld
als Jugendferienlager für die Dortmunder Kinder gegründet.
FOTOS (2) FFD
enheim unterkommen.
Vor 50 Jahren wurde der
FFD gegründet, um die Reisen ins Seeferienheim zu koordinieren und weitere Gemeindefreizeiten zu entwickeln. Auch die Fahrten zu
den Kirchentagen sollten zentral vom FFD organisiert werden. Bis heute gibt es Gemeinden, die ihre Freizeiten
über den FFD organisieren,
doch das aktuelle Angebot
richtet sich auch an Einzelreisende, Paare, Familien oder
Gruppen. Zudem gibt es einen großen Bereich mit Reisen für Kinder und Jugendliche. Wichtig bei allen Reisen
ist die Betreuung durch äußerst kompetente, ehrenamtliche Reiseleiter. „Deren Wissen ist eine echte Bank“, sagt
Marius Drewe.
Und so sind viele der Kunden
„Wiederholungstäter“.
Die gut ausgearbeiteten Reisen weltweit haben viele
Fans. Und auch einige „ganz
alte“ Ziele haben ihre Liebhaber: Das Seeferienheim Juist
und „La Villa“ in den Dolomiten, das schon seit über
40 Jahren ein festes Reiseziel
ist. Übrigens: Am 15. August
lädt der FFD zum Jubiläumsfest ein – mit buntem Programm und Verlosung.
Evangelisch
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Engagement
für ganz viel
Nestwärme
Evangelische Kirche baut an U3-Plätzen
Inklusion auf See: Beim gemeinsamen Navigieren an Deck werden
Behinderungen schnell zur Nebensache.
FOTOS (2) DREYSSE
Kurs auf
Inklusion
Jugend segelt: „Sail together“ auf dem Phoenix-See
Mit dem Rolli aufs Segelboot?
Beim Projekt „Sail together“
der Evangelischen Jugend
Dortmund geht das schon länger. Am 11. Juli 2013 hat der
Verein „Sail Together“, an dem
die Evangelische Jugend Dortmund maßgeblich beteiligt ist,
mit der „Sail Together I“ ihr
erstes Boot getauft.
Jetzt kreuzt ein zweites, barrierefreies Schiff die Fluten
des Phoenix-Sees. Die neue
Segelyacht „a.noah“ wurde
von
der
renommierten
Schiffswerft Mylne Yachtbau
aus Schottland nach Ideen
von Schiffsbauer Matthias
Müller designt und konstruiert. Der Bau fand in einer auf
Die „a.noah“ auf See.
Aluminiumbau spezialisierten
Werft bei Roermond statt.
Das neue Schiff ist nun
7,40 lang und 2,40 m breit,
bietet ausreichend Platz für
gemeinsame Segeltörns von
Menschen mit und ohne Behinderungen. Steuer, Winschen, Fog und Großschot
und der kleine 2,65 KW starke Elektromotor können auch
von einem Rolli aus bedient
werden, sind aber auch für
Menschen mit anderen Behinderungen gut zu erreichen
und zu bedienen.
„Sail Together ist eines der
wenigen gelingenden Inklusions-Projekte“, weiß Dirk Loose von der Evangelischen Jugend. Beim gemeinsamen Segeln ist die Gruppe
gefragt.
Schnell
werden
Behinderungen zur Nebensache, denn jeder
auf seinem Platz ist
mit seinen Fähigkeiten Teil des Teams.
Das gemeinsame Erleben steht im Mittelpunkt.
Am Phoenixsee steigen nicht nur Rollstuhlfahrer, sondern
auch Senioren mit
Rollator ins Boot
ein. So übernahm
vor Kurzen ein pensionierter Kapitän
zur See das Ruder
und fuhr stolz seine
Seniorenheim-
Freundinnen auf dem See
spazieren. Auch Schulklassen
wollen mitmachen. „An Interesse mangelt es nicht. Allerdings können wir noch erfahrene Segler und Seglerinnen
gebrauchen, die sich das zutrauen, ein Boot mit einer gemischten Mannschaft zu betreuen“, so Loose.
Gemeinsam etwas
Ausprobieren
Aber warum macht die Evangelische Jugend das eigentlich? „Unser ursprünglicher
Arbeitsauftrag ist, christliche
Angebote für alle Jugendlichen zu entwickeln und dabei
Gottes Liebe für alle Menschen erfahrbar zu machen.
Die inklusive Arbeit mit Jugendlichen hat meine Vorgängerin bereits angestoßen Es
ist eine gute Möglichkeit, sich
auszuprobieren und gemeinsam etwas zu erleben“, erklärt Loose.
Das Projekt, das auch mehrtägige Segeltörns auf anderen
Gewässern anbietet, kommt
so gut an, dass die Evangelische Jugend damit durch die
Lande ziehen und das inklusive Segeln auf anderen Seen
und Talsperren anbieten
wird. Doch nicht nur Segeln
kann man in der Evangelischen Jugend. Ein weiterer,
wichtiger Schwerpunkt sind
unter anderem die ökumenischen Begegnungen und Freizeiten. gl
„Wenn man Kinder unter drei
Jahren betreut, muss man jede Menge Besonderheiten beachten“, sagt Pfarrer Jochen
Schade-Homann (Foto), Leiter
des Fachbereichs Jugend und
Erziehung im Evangelischen
Kirchenkreis Dortmund, Lünen, Selm.
„Kleine Kinder mit beispielsweise neun oder zwölf
Monaten haben ganz andere
Bedürfnisse als Fünfjährige.
Sie benötigen Nestwärme,
müssen gewickelt und gefüttert werden, brauchen Rückzugsmöglichkeiten. Sie haben
nicht zur selben Zeit Hunger
oder sind alle um eine bestimmte Uhrzeit müde. Diese
anspruchsvolle Aufgabe erfordert mehr und vor allem
gut ausgebildetes Personal.“
Und auch baulich muss eine
Kindertagesstätte, die „U3“Gruppen beherbergt, auf die
besonderen Bedürfnisse von
Babys und Kleinkindern ausgerichtet sein. „Wichtig ist die
Achtsamkeit fürs Kind – das
gilt auch für die Älteren.“
Diesen Anforderungen stellt
sich der Kirchenkreis mit großem Engagement: Gerade hat
an der Rheinischen Straße ein
neuer Kindergarten mit U3Betreuung eröffnet. Dort wurde die alte Kassenhalle der
Sparkasse umgebaut. Zum 1.
August wird es weitere Plätze
an der Rolandstraße, der Wittig- und der Oesterholzstraße
geben. Auch im ehemaligen
Gemeindehaus, dem Petri-Nicolai-Gemeindehaus an der
Luisenstraße, sind U3-Plätze
geschaffen worden. Insgesamt sind es in Dortmund bei
ca. 3800 Kindergarten-Plät-
zen, rund 590 U3-Plätze, in
Lünen bei ca. 460 Plätzen
63 und in Selm bei 115 Gesamtplätzen 18 U3-Angebote.
Der Kirchenkreis arbeitet übrigens eng mit der Stadt und
einigen Investoren zusammen. „Das klappt wirklich
hervorragend“, so der Fachbereichsleiter.
Umfangreiche Elternarbeit
Auch die Elternarbeit in der
U3-Betreuung ist umfangreicher. „Eltern, die ihre Kinder
in einem so
frühen Stadium abgeben,
wollen
viel
stärker über
die Entwicklungen informiert werden.
Unter Umständen machen
die Kinder in der Einrichtung
ihre ersten Schritte oder sprechen die ersten Worte. Daran
wollen die Eltern teilhaben.“
Der Bedarf an Betreuungsplätzen für die ganz Kleinen
wächst stetig, weiß der Experte, denn viele Eltern müssen oder wollen beide arbeiten. Und der frühe Kindergartenbesuch macht sich auch
bemerkbar. „Diese Kinder
sind mit drei Jahren in der
Regel weiter, als diejenigen,
die erst mit drei zu uns in die
Einrichtungen
kommen.“
Denn die U3-Betreuung ist
eben nicht nur ein „Verwahren“, sondern beinhaltet eine
individuelle Förderung. „Wir
haben einen Erziehungs- und
Bildungsauftrag. Und der beginnt auch schon bei den
ganz Kleinen.“ gl
Eine Kindertagesstätte, die „U3“-Gruppen beherbergt,
muss auf die besonderen Bedürfnisse von Babys und Kleinkindern ausgerichtet sein.
FOTOS (2) LÜBBERS
Evangelisch
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Dem diakonischen Ansatz verpflichtet
Elisabeth Trojahn engagiert sich als Gemeindediakonieschwester für bedürftige Menschen
Elisabeth Trojahn will als neue
Gemeindediakonieschwester
der Dortmunder Christusgemeinde einen häuslichen Besuchsdienst für einsame,
alte und kranke Menschen
aufbauen.
Mit dem Besuchsdienstkreis,
den Trojahn zukünftig installieren will, erweitert die Gemeinde ihr diakonisches Engagement. Sie macht sich in
vorbildlicher Weise auf den
Weg hin zu einer diakonischen Gemeinde“, sagte Diakoniepfarrer Niels Back, der
gemeinsam mit Pfarrer Michael Mertins die Gemeindeschwester und ihr Projekt vorstellte. Eines stellte Pfarrer
Mertins allerdings von vornherein klar: „Der Besuchsdienst ist ein Projekt, das nur
in enger Zusammenarbeit mit
vielen ehrenamtlichen Kräften geleistet werden kann.“
Elisabeth Trojahn, in Dortmund und Witten aufgewachsen, blickt bei der Realisierung des Projektes auch auf
eine langjährige Erfahrung
im Bereich der Diakonie und
Pflege zurück. Trojahn ist gelernte Arzthelferin und Gymnastiklehrerin. Seit 1989 arbeitet sie in der Diakoniestation, war zunächst als Pflegekraft tätig und wechselte
kürzlich in den Bereich Fach-
Pfarrer Michael Mertins (li.) und Diakoniepfarrer Niels Back (re.) bei der Einführung von
FOTO SCHÜTZE
Elisabeth Trojahn (Mitte) als Gemeindediakonieschwester.
pflege. Im Februar hat sie eine berufsbegleitende Fortbildung im Diakonissenmutterhaus Witten zur Gemeindeschwester und Diakonisse be-
gonnen. Parallel zu ihrer Arbeit in der Diakoniestation
hat sie seit März nun den
Dienst in der Gemeinde aufgenommen. Mit der Aufnah-
me ihrer Tätigkeit möchte die
Christuskirchengemeinde zukünftig auf die bisher geleistete diakonische Arbeit aufbauen. Schon jetzt war man
dort in besonderer Weise engagiert. So gehört unter anderem eine wöchentliche Sozialberatung zum festen Bestandteil der Gemeindearbeit
vor Ort. Dort bietet man Hilfe
für Flüchtlinge und regelmäßig mittwochs einen Mittagstisch an. Auch die Vermittlung von gut erhaltener Kleidung für Menschen in Notlagen gehört zu den Leistungen, die innerhalb des Angebotes der Sozialberatung
wahrgenommen
werden.
Beim Aufbau des häuslichen
Besuchsdienstes zählt man
auf die Erfahrungen von Elisabeth Trojahn. „Die versteckte Armut in vielen Häusern,
leibliche Not, Alleinsein. Vieles, was bisher unentdeckt geblieben ist, bietet einen Ansatzpunkt bei der Gemeindearbeit. Die Gemeinde könnte
so ein neues Potenzial entdecken“, sagt Diakoniepfarrer
Niels Back. Man sieht sich der
Verantwortung verpflichtet,
dem Glauben dadurch ebenso
neue Impulse zu verleihen,
ihn zu leben. Und Pfarrer Michael Mertins führt aus: „Diakonie ist mehr als soziales Engagement, nämlich Dienst der
tätigen Nächstenliebe an Brüdern und Schwestern in Glauben, aber auch an Menschen
in besonderen Notlagen.“ fabse
Auf Klangwellen durch die Bibel
Lünen: Der Gottesdienst „Gottesklang“ verbindet Musik und Predigt
„Gottesklang“, das ist schon –
und das obschon der erst
recht jungen Geschichte der
besonderen Reihe von Gottesdiensten unter diesem Titel –
eine Marke der Evangelischen
Kirchengemeinde HorstmarPreußen, die für eine außergewöhnliche Verbindung von
Musik und Predigt steht. Jeweils am fünften Sonntag eines Monats bereichern kirchenmusikalische Gruppen
mit Live-Musik die Gottesdienste der Gemeinde. Abwechselnd finden die „Gottesklang“-Gottesdienste, die von
Pfarrer Winfried Moselewski
und den wechselnden Musikern gestaltet werden, in der
Christuskirche Horstmar und
der Evangelischen Kirche Lünen-Süd statt. Letztere wird
auch am 30. August ab
9.30 Uhr wieder den Schauplatz für die neueste Auflage
der Reihe bieten. Dann nämlich sollen abermals das Wort
und die musikalische Klang-
In der Reihe der „Gottesklang“-Gottesdienste, die am 30. August wieder beginnt,
steht neben der Predigt auchdie Musik im Vordergrund.
vielfalt eine Symbiose eingehen und die biblische Annäherung im Gespräch mit der
Musik stattfinden. Ein Dialog
soll sich entspinnen, gesprochene, gesungene und sogar
rein instrumentale Verkündigung zusammenfinden. Die
musikalische Mitgestaltung
von „Gottesklang“ hat diesmal der Gitarrenchor unter
der Leitung von Rainer Holtmann übernommen. Der zentrale Gottesdienst, der einen
musikalischen Schwerpunkt
mit dem biblischen Motiv zu-
sammenführt, wird von Pfarrer Winfried Moselewski geleitet. Mit den „Gottesklang“Gottesdiensten setzt die Kirchengemeinde Akzente. Wie
schon bei den bisherigen Auflagen, die mit großem Zuspruch seitens der Gemeinde
aufgenommen wurden, steht
auch dieser Gottesdienst wieder unter einem speziellen Titel, der eine thematische
Klammer bildet. Wie vielseitig
das Programm ausfallen
kann, bewies man bereits in
den bisherigen Gottesdiensten, die die musikalischen Akzente in den Fokus zu rücken
wussten. So freute sich das
Team hinter den Gottesdiensten über die Mitwirkung diverser hochkarätiger Sänger
und Instrumentalisten, die
bei der Gestaltung mit von
der Partie waren. Im ersten
Gottesdienst dieser Art stand
etwa der Posaunenchor im
Rahmen der Predigt im Mittelpunkt. Der Chor Windlicht
brachte hingegen im zweiten
Gottesdienst Elemente aus
Taizé ein. Der Kirchenchor
gestaltete im dritten Gottesdienst dieser Art die biblische
Erzählung von Davids Schuld
und Buße musikalisch und liturgisch. fabse
Evangelisch
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„Ein Gebet
mit den Füßen“
Das Telefon klingelt, gleichzeitig gehen zehn neue Mails ein und eigentlich wartet der
Liebste noch auf einen Rückruf… Die Hektik des Alltags kann einen verschlingen und
die Sehnsucht wecken, Zeit zu haben – zum Luftholen, zum Rauskommen, zum Weiten
des Blicks. Eine Antwort, die immer mehr Menschen auf diese Sehnsucht finden, heißt:
Pilgern!
P
ilgern ist spirituelles
Wandern, ein Gebet
mit
den
Füßen“,
schwärmt Ulrich Grober in seinem Buch „Vom
Wandern“. „Der monotone
Schritt, der gleichmäßige
Rhythmus von Atem und
Herzschlag, Gehen und Ruhen, Sonnenaufgang und
Sonnenuntergang
werden
zum Medium für die meditative Annäherung an die Erfahrung des Göttlichen.“ Eine
Erfahrung, die schon uralt ist
– und keineswegs eine christliche Erfindung: In allen großen Weltreligionen gibt es
Menschen, die sich Schritt für
Schritt auf den Weg machen
zu sich selbst und zu Gott.
Individuelle
Motive
Abraham, der Vater der drei
monotheistischen Religionen
Judentum, Islam und Christentum, gilt als einer der ersten Pilger. Gott forderte ihn
auf, mit seiner Sippe die Heimat zu verlassen und in ein
Land zu gehen, „das ich dir
zeigen will“. Abraham folgt
ihm bedingungslos – und das
Unterwegssein wird zu seiner
Form der Existenz. Allein im
Alten Testament taucht das
Motiv des Weges gut 600 Mal
auf. Es ist ein Symbol für den
Umbruch, den Wandel im Leben, der dem Prinzip „der
Weg ist das Ziel“ folgt: Entscheidend ist weniger der
Ort, den man erreicht, als
vielmehr die Erfahrungen, die
man auf der Strecke dorthin
sammelt.
Im Mittelalter erlebt das Pilgern eine Blütezeit – auch,
weil Herkunft und Stand der
Menschen, die sich aufmachen, keine Rolle spielen. Ob
sie freiwillig aufbrechen, ein
Gelöbnis erfüllen oder Buße
tun: die Motive sind höchst
individuell. Pilgern aber ist
für viele die einzige Chance,
aus ihrem Alltag auszubrechen. Jerusalem, Rom und
Santiago de Compostela werden zu den bedeutendsten
Zielen der christlichen Wanderer, das Wegenetz wächst,
an den Knotenpunkten entstehen immer mehr Kirchen,
Kapellen und Herbergen. Die
Vorzüge der Pilger – zollfreies
Reisen und freie Kost und Lo-
gis – ziehen aber zunehmend
Trittbrettfahrer an; außerdem
verhängen weltliche Gerichte
und Kirchen Pilgerfahrten als
Strafen.
Martin
Luther
schließlich erkennt darin einen ähnlich schändlichen
Handel wie mit den Ablassbriefen. Pilgern gerät in Verruf; das reformierte Norwegen stellt es sogar unter die
Todesstrafe.
Hape Kerkeling löste
einen Boom aus
Claudia Montanus vom Pilgerbüro des Evangelischen Erwachsenenbildungswerk Westfalen und Lippe in Dortmund
hält viele Infos bereit.
FOTO EBW/FELIX EICHHORN
Seit wenigen Jahrzehnten
aber lebt das Interesse wieder
auf: Der Europarat schreibt
dem Pilgern größte Bedeutung für die Entstehung Europas zu, indem er 1987 den Jakobsweg nach Santiago de
Compostela zur europäischen
Kulturroute kürt. Und auch
Komiker Hape Kerkeling trägt
zum Boom bei, als er 2006 in
Buchform verkündet: „Ich bin
dann mal weg.“ Die Zahlen
der Pilgernden wachsen: Waren 1990 gerade mal knapp
5000 Menschen auf dem Jakobsweg unterwegs, sind es
2014 schon fast 240 000 gewesen. „Heute hat Pilgern
sehr individuelle Beweggründe, sagt Claudia Montanus
vom Pilgerbüro des Ev. Erwachsenenbildungswerk
Westfalen und Lippe in Dortmund, das Pilgerangebote
sehr unterschiedlicher Formate anbietet und koordiniert. „Aber ich glaube, was
alle Pilger gemeinsam haben,
ist die Sehnsucht, ein Stück
Wandlung zu erleben und innerlich neu zu werden.“ Pilgern sei Heimweh und Fernweh zugleich, schreibt Detlef
Lienau in seinem Buch „Sich
fremd gehen“: Ein Pilger geht
auf Abstand zu sich selbst –
Die Karte zeigt Pilgerroute aus dem Bergischen Land über das Ruhrgebiet und Westfalen nach
Osnabrück.
FOTO LWL / ALTERTUMSKOMMISSION FÜR WESTFALEN
um schlussendlich sich und
Gott näher zu kommen. Gerade für Menschen, die mit Gottesdienst, Kirchenbank und
Weihrauch nichts anfangen
können, biete Pilgern eine für
sie passendere Möglichkeit,
Gott zu erfahren, findet Claudia Montanus: „Das Bild vom
Weg entspricht der Idee vom
Glauben besser als festgefügte Rituale.“
Glaube lässt sich nicht festhalten – er ist ein lebendiger
Prozess, dem man sich öffnet,
so, wie man den Pilgerweg
beschreitet, ohne vorab zu
wissen, was kommt.
Evangelisch
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DAS IN TER VI EW
Unterwegs
in der Kathedrale
Gottes
Superintendent i. R. Hartmut Anders-Hoepgen
In Dortmund hat er viele öffentlichkeitsstarke Rollen: Superintendent i.R., Sonderbeauftragter für Vielfalt, Toleranz und Demokratie, Vorkämpfer gegen Rechtsextremismus… Hartmut AndersHoepgen aber hat auch eine
stille, meditative Seite – als
Pilger. Im Interview spricht er
über seine Erfahrungen bei
der inneren und äußeren Entschleunigung.
Die Jakobsmuschel – das Zeichen des Jakobswegs.
Schritt für Schritt weitet sich
der Blick. Die Natur wird zur
spirituellen Ressource, erklärt
Claudia Montanus. „Beim Unterwegssein fühle ich mich
der Erde verbunden und entwickle ein Gespür dafür, dass
es außer mir und meiner Umwelt noch etwas Höheres –
wir Christen nennen es Gott –
gibt, das mich zieht, anspricht
und vielleicht verändert. Dieses bleibt für uns unverfügbar
und letztlich ein Geschenk.
Pilgerweg für
Klimagerechtigkeit
Und doch können wir uns auf
die Suche danach begeben
und den Weg aktiv unter die
Füße nehmen.“ Deswegen
liegt es auch nahe, die individuelle Besinnung mit politischem Engagement zu verbinden – wie es der ökumenische
Pilgerweg für Klimagerechtigkeit unter dem Thema „Geht
doch!“ in diesem Jahr tun
will. Auf der UN-Klimakonferenz in Paris soll am Ende des
Jahres ein neues Klimaabkommen beschlossen werden.
„Der Pilgerweg soll im Vorfeld auf die globalen Probleme aufmerksam machen und
dafür eintreten, dass die
christlichen Anliegen für ein
gerechtes Abkommen, bei
dem auch die Schwächsten zu
Wort kommen, umgesetzt
werden“, erklärt Mitkoordinatorin Eva Reinwald vom
Amt für Mission, Ökumene
und kirchliche Weltverantwortung (MÖWe). Losgepilgert wird am 13. September
in Flensburg über Trier nach
Paris – mit Station in Dortmund Ende Oktober. Jeder,
der sich fit genug fühlt, kann
mitpilgern, unabhängig, ob er
einen Tag, eine Woche oder
die ganze Strecke wandern
will. Es geht darum, ein Zeichen zu setzen – Schritt für
Schritt.
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Zwei Routen durch Dortmund
› Wer sich inspiriert fühlt, kann direkt vor der Haustür beginnen:
Zwei Wege der Jakobspilger führen auch durch Dortmund. Der
erste startet in Osnabrück und führt bis Wuppertal-Beyenburg. Der
zweite entlang des Hellwegs wurde erst 2010 eröffnet und reicht
von Höxter bis Bochum. Details zu den Routen unter
www.lwl.org/LWL/Kultur/jakobspilger
› Literaturtipps und viele wichtige Hinweise zum Pilgern versammelt das Pilgerbüro unter www.wirpilgern.de
› Wer beim Klimapilgern mitlaufen möchte, wird fündig unter
www.klimapilgern.de
› Weitere Informationen zum Thema Pilgern sowie die Möglichkeit,
sich einen Pilgerstempel geben zu lassen, bietet das reinoldiforum
direkt an der Stadtkirche St. Reinoldi, an.
Die Pilgerroute von Bochum nach Höxter.
FOTO LWL / ALTERTUMSKOMMISSION FÜR WESTFALEN
Was hat Sie motiviert
zu pilgern?
Bevor ich losgelaufen bin,
hatte ich mich schon lange
mit dem Thema auseinandergesetzt. Das Thema Meditation ist mir sehr nahe – ich habe eine entsprechende Ausbildung und immer, wenn ich
mir im Arbeitsleben Auszeiten genommen habe, tat mir
das sehr gut. Insofern hatte
ich das Gefühl, dass das kontemplative Gehen etwas für
mich sein könnte. Das erste
Mal aufgemacht habe ich
mich dann 2008, zu Beginn
meines Ruhestands.
Welche Pilgerwege sind
Sie gegangen?
Ich war bereits fünf Mal auf
dem Jakobsweg unterwegs
und davon drei Mal in Santiago de Compostela. Wenn man
von dort weitergeht, erreicht
man Finisterre, das „Ende der
Welt“. Der Name stammt
schon aus der römischen Zeit.
Dort endet der Jakobsweg
und man sieht nur noch Meer.
Das hat mich sehr beeindruckt. Und ich habe mir damit einen Wunsch erfüllt: Die
Vorstellung vom „Ende der
Welt“ ist ja auch in zahlreiche
Märchen eingeflossen – und
schon als Kind habe ich mir
gewünscht, das irgendwann
einmal mit eigenen Augen zu
sehen und zu erleben.
Wind und Wetter, und wird
manchmal regelrecht von der
Flora und Fauna überwältigt.
Außerdem ist Pilgern historisch höchst interessant: Man
läuft auf Wegen, die teilweise
schon von den Römern benutzt wurden, besucht sehr
alte Kirchen und sieht herrliche Kunstwerke. Kurzum: Pilgern ist von vielen Seiten her
sehr eindrucksvoll.
Können Sie beschreiben, was
mit Ihnen während des
Pilgerns passiert ist?
Das lange, langsame Gehen
ist sehr entschleunigend. Man
bewegt sich Schritt für Schritt
vorwärts, hält an den Gedanken nicht so lang fest. Es ist
eine Art der Meditation: Man
lernt, sehr aufmerksam und
wachsam alles um sich herum
wahrzunehmen. Beim Pilgern
habe ich zum Beispiel zum
ersten Mal in meinem Leben
einen Vogel namens Wiedehopf gesehen. Und manchmal, wenn keine anderen Pilger in der Nähe sind, fange
ich auch an zu singen.
Haben Sie trotzdem schon
einmal ans Aufgeben
gedacht?
Nein. Mir ist wichtig, mich
körperlich nicht zu überfordern. Für mich steckt hinter
dem Ganzen kein Leistungsgedanke. Ich bin überzeugt,
dass wir uns die Gnade Gottes
nicht erst verdienen müssen,
sondern sie bereits geschenkt
bekommen haben. Es geht darum, die Freiheit des Weges
zu genießen und die Kraft der
Orte zu spüren, an denen
Menschen seit mehr als tausend Jahren geklagt, gebetet,
geschwiegen, gesungen und
gedankt haben. Pilgern ist eine Quelle der Spiritualität.
Was fasziniert
Sie
am Pilgern?
Die Besinnung
und die Kontemplation,
aber
auch die Begegnung mit der
Natur: Man ist
ständig in Got- Hartmut Anders-Hoepgen auf dem
tes Kathedrale Jakobsweg, wenige Meter vor dem
unterwegs, bei Finisterre.
FOTO PRIVAT
Evangelisch
Sonderveröffentlichung
K5588 Diakonie Zeitung und Evangelisch · Dienstag
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Voller Tatendrang
Rund 6500 Ehrenamtliche engagieren sich derzeit in der Evangelischen Kirche Dortmund
Ohne Ehrenamt ist die Kirche
nicht zu denken. Schon immer
war das freiwillige Engagement in den Gemeinden und
Einrichtungen fest verwurzelt.
Ob Besuchsdienst im Krankenhaus, Begleitung von Sterbenden, Aktivitäten im Altenheim, Projekte mit Kindern
und Jugendlichen, Patenschaften, Mitarbeit in der
Flüchtlingshilfe oder Kaffeekochen beim Gemeindefest –
die Möglichkeiten mitzumachen sind vielfältig. Rund
6500 Ehrenamtliche engagieren sich derzeit in der Evangelischen Kirche Dortmund.
Um Interessenten und Anbieter zusammenzubringen und
zu beraten, gibt es das „Forum Ehrenamt“, die Projektstelle „Freiwilligenarbeit und
Ehrenamtsberatung“
der
Evangelischen Kirche Dortmund.
Dörte Pfau-Haarmann ist
das Gesicht des Forums Ehrenamt. „Unsere Arbeit hat
zwei Säulen: die Beratung
von potentiell Ehrenamtlichen und von Einrichtungen
und Gemeinden.“ Jeden Donnerstag ist sie zwischen 11
chen Adressen verlassen die
künftigen
Ehrenamtlichen
dann die Beratung. Die Angebote sind offen und unverbindlich. „Manche Menschen
melden sich aber wieder, darüber freue ich mich.“
und 13 Uhr im reinoldiforum,
um Interessierte vor Ort zu
beraten. „50 Prozent meiner
Besucher kommen gezielt,
aber 50 Prozent stolpern quasi über meinen Aufsteller vor
dem reinoldiforum“, erzählt
sie. Diese Menschen seien
nicht unbedingt kirchennah,
aber sie erzählen, dass sie
schon lange ein Ehrenamt für
sich erwägen und sich nun
spontan beraten lassen wollen. „Viele bleiben dann.“
Ideen und Anerkennung
Unverbindliche
Angebote
Die Beratung ist individuell.
„Sie kann schon mal eine
Stunde oder länger dauern.“
Denn Dörte Pfau-Haarmann
fragt genau nach, was sich
der Interessent wünscht und
vorstellt. Und sie gibt Tipps.
„Wenn jemand selbst gerade
einen Angehörigen verloren
hat, ist es vielleicht nicht gut,
sofort im Hospizdienst zu arbeiten. Hier frage ich nach
und gemeinsam schauen wir,
ob es gut ist oder ob eine Alternative besser wäre.“ Auch
zeitliche und andere Besonderheiten werden berücksichtigt. Mit maximal drei mögli-
Dörte Pfau-Haarmann bringt im reinoldiforum Ehrenamtliche
FOTO LÜBBERS
und Einrichtungen zusammen.
Bei der Beratung von Einrichtungen und Gemeinden geht
es darum, Bedarfe zu erkennen und eine Stellenbeschreibung zu formulieren. „Je genauer, desto besser findet
man auch einen geeigneten
Kandidaten.“ Zum anderen
sensibilisiert die Expertin für
die Bedürfnisse von Ehrenamtlichen und eine Wertschätzungskultur. „Die Anerkennung der Freiwilligen ist
wichtig. Wie oft habe ich in
meiner Beratung Menschen
sitzen, die frustriert ausgeschieden sind, weil sie keine
Wertschätzung für ihr Engagement erhalten haben. Die
meisten
Ehrenamtlichen
sprühen vor Idee und Tatendrang, man muss das nur sehen und anerkennen. Dann
steht einer langjährigen guten
Zusammenarbeit nichts im
Wege.“ gl
Gegentrend zur Wegwerf-Gesellschaft
Kreative Lösungen und Sachverstand: Repaircafé im Jakobus-Zentrum bringt kleine Dinge wieder in Schuss
„Ich kenne es von zu Hause
nicht anders – bei uns wurde
alles repariert“, sagt Mary
Langes. Deswegen mussten
die 61-Jährige und ihr Mann
nicht lange überlegen, als sie
davon hörten, dass im Jakobus-Zentrum ein „Repaircafé“
eröffnet werden soll. „Wir
wussten sehr schnell, dass wir
da mitmachen wollen“, so
Wilhelm Langes.
Was aber ist ein Repaircafé?
„Einfach gesagt, ist es eine
weltweite
Gegenbewegung
zur Wegwerf-Gesellschaft“,
sagt Pfarrerin Leona Holler.
„Man trifft sich zum Reparieren von Alltagsgegenständen.
Der eine bringt was mit und
der andere repariert. In der
Zeit sitzt man zusammen. So
gibt es Tricks und Tipps von
Profis und Tüftlern gratis.“
Aufträge wegnehmen“, betont Leona Holler. Alle sechs
bis acht Wochen wird das Repaircafé im Jakobuszentrum
öffnen. Die ehrenamtlichen
„Dinge-Doktores“ bringen unterschiedliche
Fähigkeiten
mit. Mary Langes beispielsweise kann wunderbar Löcher stopfen, Wilhelm Langes
versteht sich auf Holzarbeiten. Beim Reparieren sind
auch kreative Lösungen gefragt: „Wir haben einen Kaf-
feeautomaten und da ist so
ein Plastikteil abgebrochen.
Das habe ich durch ein Scharnier ersetzt. Es funktioniert
tadellos, sieht eben etwas anders aus“, lacht der 62-Jährige. Und eben das ist auch die
Alles, was man
tragen kann
Allerdings gibt es ein paar Regeln: Repariert wird nur, was
man allein tragen kann. Und
natürlich gibt es keine Garantie für die Reparatur. „Wichtig
ist auch, dass wir den kleinen
Dienstleistern vor Ort keine
Idee des Repaircafés: Gemeinsam sucht man nach einer Lösung und probiert auch
ungewöhnliche Wege.
Zweites Café
ab August
In Dortmund gibt es ein solches Café bereits in Nette –
mit durchschlagendem Erfolg. Initiator Thomas Brandt
vom Seniorenbüro hatte darauf die Idee, das Angebot
auch in Wambel einzurichten.
Rund 15 Ehrenamtliche haben sich bereits gemeldet –
am 10. Juni gab es für diese
einen Info-Abend. Im August,
nach dem Sommerferien, soll
das Café dann zum ersten Mal
öffnen. „Wer etwas reparieren
lassen will, muss sich mit dem
Teil anmelden, denn unsere
Ehrenamtlichen bringen ihr
eigenes Werkzeug mit. Da ist
es gut, wenn man vorher
weiß, was man einpacken
muss“, sagt Leona Holler. gl
......................................................
Weitere Infos für Ehrenamtliche und Interessierte: Seniorenbüro Brackel Tel. (0231) 5029640 oder Pfarrerin Leona Holler Tel. (0231) 95987196.
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Mary und Wilhelm Langes engagieren sich im Repaircafé.
FOTO LÜBBERS
Diakonisches Werk Dortmund und Lünen gGmbH
Sonderveröffentlichung · Dienstag, 23. Juni 2015
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„Evangeli
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Einfach !
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umdrehe
Ehrenamt in der Diakonie
Engagement mit Herz
Das Titelbild wurde von Kindern der Intensivgruppen zum 60-jährigen
Bestehen des Ev. Jugendhilfe Zentrums Johannes Falk gestaltet.
4
Altenzentrum
im Umbau
Obwohl die ersten Bewohner ihre neuen Räume bereits bezogen haben, wird
sich der Abschluss des Umbaus des Altenzentrums
„Guter Hirte“ aufs Frühjahr
2016 verschieben.
8
Ganz viel
Motivation
Über 500 angestellte Mitarbeiter hat das Diakonische
Werk Dortmund und Lünen,
dazu kommen noch einmal
etwa 500, die ehrenamtlich
Verantwortung übernehmen und sich engagieren.
Diakonie Zeitung
Sonderveröffentlichung
K5588 Diakonie Zeitung und Evangelisch ·
Zehn Jahre
Suppenküche
Ehrenamt: Jürgen Zöllkau (r.) hat die Patenschaft für zwei afghanische Migranten übernommen. Mehr auf Seite 7.
FOTO DW
Mit dem
Ehrenamt wachsen
60 Jahre
Jugendhilfe
Ehrenamtliches Engagement ist mir schon lange wichtig. Es entspricht meinem Verständnis von Gesellschaft und Gemeinschaft, die von Menschen gestaltet wird. Es gibt viele Institutionen, deren Arbeit ich unentbehrlich finde, diese
Arbeit wäre aber oft nicht möglich ohne die Bereitschaft von Menschen, sich zu engagieren.
Mein erstes Ehrenamt habe
ich vor einigen Jahren im Bereich Kunst und Kultur übernommen, in dem ich mich
auch beruflich bewege.
Durch meine Tätigkeit als
Presbyterin in der Gemeinde
Wellinghofen habe ich später
einen Einblick in die vielfältigen Möglichkeiten des kirchlichen Ehrenamts gewonnen.
Das Diakonie-Projekt LoLa –
LosLaufen – hat mich sofort
begeistert und ich habe es
deshalb auch in unsere Gemeinde getragen. Bei LoLa
übernehmen Ehrenamtliche
eine Patenschaft für junge
Heranwachsende. In der Veranstaltung, in der wir dafür in
unserer Gemeinde geworben
haben, haben viele – Frauen
und Männer, jung und älter –
ihr Interesse an einer solchen
Patenschaft geäußert. Mir gefällt an dem Projekt besonders, dass die Paten und die
jungen Erwachsenen ihre Patenschaft zusammen entwickeln und ihre gemeinsame
Zeit frei gestalten können.
Ich selbst begleite seit drei
Monaten eine junge Mutter,
die sich eine verlässliche An-
Antje Utermann-Funke
sprechpartnerin im Alltag an
ihrer Seite wünschte. In der
Regel treffen wir uns einmal
in der Woche, um etwas zusammen zu unternehmen.
Wir gehen zum Beispiel mit
dem anderthalbjährigen Sohn
in den Westfalenpark oder ein
Eis essen oder ich unterstütze
sie bei Fragen und Problemen
im Alltag. Inzwischen haben
wir uns immer besser kennen-
Impressum
Diese Sonderveröffentlichung wird herausgegeben vom
Verlag Lensing-Wolff GmbH & Co. KG, Westenhellweg 86-88,
44137 Dortmund. Anzeigenleitung: Boris Stöber Redaktion: Tim Cocu Vertrieb: Jörg Euler Druck: Lensing Druck
GmbH & Co. KG, Auf dem Brümmer 9, 44149 Dortmund
................................................................................................................
Diese Zeitung wird von Diakonie und Evangelischer Kirche gemeinsam
herausgegeben. Der Diakonieanteil dieser Zeitung wird in Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk Dortmund und Lünen eGmbH erstellt. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Reiner Rautenberg, Tel. (0231) 48 94 279
FOTO DW
gelernt und ich freue mich
schon immer im Voraus auf
unser Zusammensein. Vor
Kurzem haben wir ihren 19.
Geburtstag gefeiert und unser
lebendiger Kontakt bestärkt
mich in meinem Engagement.
Das Projekt wird von der Diakonie professionell begleitet
– das finde ich wichtig und
bereichernd. Einmal im Monat treffen sich die Patinnen
Am 27. April 2005 kochten
Ehrenamtliche der Suppenküche zum ersten Mal eine kostenlose Mahlzeit für Bedürftige. Seitdem ist kein Mittwoch
vergangen, an dem die Türen
verschlossen blieben. Dies
war nur möglich, weil sich
immer wieder Menschen und
Organisationen gefunden haben, die dieses Engagement
mit Tatkraft und Spenden unterstützten. Aber: Bedauerlicherweise sind weiterhin immer mehr, statt weniger Menschen auf dieses Angebot angewiesen. Also kein Grund,
zu feiern.
und Paten zum Austausch.
Darüber hinaus wird auf den
Treffen ein thematischer
Schwerpunkt behandelt, der
für unsere Arbeit relevant ist
(z. B. psychische Erkrankungen, Einkünfte von jungen Erwachsenen,
Asylbewerberleistungsgesetz u. a.). Für individuelle Fragen steht uns
unser Ansprechpartner bei
der Diakonie auch außerhalb
dieser Termine zur Verfügung.
Meine Zeit und mein Engagement schenke ich gerne.
Ich erhalte für meine ehrenamtliche Tätigkeit zwar keine
finanzielle
Entschädigung,
aber ich bekomme viel zurück: Ich treffe Menschen, denen ich vielleicht sonst nicht
begegnen würde, und ich beschäftige mich mit Themen,
die meinen ganz persönlichen
Horizont weiter machen – mit
dem Ehrenamt wachse ich.
Antje Utermann-Funke
....................................................
56 Jahre, verheiratet, zwei Kinder,
Freie Lektorin, seit 2012 Presbyterin in der Evangelischen Kirchengemeinde Wellinghofen.
...........................................................................................................
Spendenkonto
Das Diakonische Werk Dortmund und Lünen setzt sich in vielfältiger Weise für Menschen ein, die Unterstützung brauchen. Ohne das
Engagement der vielen Ehrenamtlichen wäre diese Arbeit in diesem Umfang nicht zu realisieren – ohne Geldspenden aber auch
nicht. Deswegen freut sich das Diakonische Werk über finanzielle
Unterstützung. Wer für einen bestimmten Zweck, für ein ganz bestimmtes Projekt spenden möchte, kann dies selbstverständlich auf
der Überweisung vermerken.
Sparkasse Dortmund
BLZ 550 501 99
Kto-Nr. 001 150 928
„Wachstum lernen – lernend
wachsen“ – lautet das Motto
des diesjährigen Sommerfests, das zum 60-Jährigen
der diakonischen Traditionseinrichtung größer ausfällt.
Gewachsen ist auch das Jugendhilfezentrum selbst, vom
kleinen Kinderheim zu einer
weitverzweigten Jugendhilfeeinrichtung mit Intensiv-Pädagogik, Wohngruppen, Mobiler Betreuung und Sozialpädagogischer Familienhilfe und
Orten in ganz Dortmund.
Zehn Jahre
Sozialkaufhaus
Im September 2005 eröffnete
in Dortmund das erste und
bis heute einzige Sozialkaufhaus der Diakonie. Zunächst
am Anfang der Münsterstraße, jetzt aber schon lange am
Ende der Münsterstraße, gegenüber den Städtischen Kliniken. Nach wie vor kann
man hier für kleines Geld einen ganzen Haushalt einrichten, für Bedürftige gibt es eine rabattierte Kundenkarte.
Am 7. September wird das
Zehnjährige am und im Sozialkaufhaus gefeiert, bescheiden und gemütlich.
Diakonie Zeitung
Sonderveröffentlichung
K5588 Diakonie Zeitung und Evangelisch ·
Dank und
Wertschätzung
sind der Lohn
Seniorenbüro: Hilfe in der Nachbarschaft
„Ich mag gar nicht daran denken. Jetzt dauert es noch fünf
Tage, bis wieder eine der Damen vorbeikommt.“ Tage, an
denen sie Besuch von den
Nachbarschafts-Helferinnen
des Brackeler Seniorenbüros
bekommt, sind besondere Tage für die 83-jährige Irmgard
K., der das Gehen schwer
fällt.
„Sie merken, ich komme
kaum aus dem Sofa, schon in
der Wohnung brauche ich
den Rollator. Selbst kurze
Wege wie zum Supermarkt
überfordern mich“, sagt die
alte Dame aus Neu-Asseln.
Oft springe ihre Tochter ein
oder der Schwiegersohn,
doch der arbeite in Essen und
sei beruflich viel eingespannt.
Es gehe auch nicht ums Einkaufen, so Irmgard K.: „Man
will auch mal raus, unter Leute, etwas anderes sehen als
seine vier Wände, wissen
Sie?“ Ja, das
leuchtet ein.
So tipptop die
Wohnung von
Frau K. in
Schuss ist –
draußen vor
der Tür spielt
das Leben und
daran möchte
sie teilhaben. Im Café sitzen,
etwas vom Sommer spüren,
dabei sein, wo Menschen sich
tummeln. „Wenn Bärbel und
Christiane kommen, freue ich
mich. Das sind die besten Tage der Woche“, sagt die Witwe, die nach dem Tod ihres
Mannes seit 20 Jahren allein
lebt, den Haushalt und alles
gut meistert. Wäre nur nicht
dieses Kreuz mit den Schmerzen beim Gehen.
Die Drei sind per Du
Bärbel Kaluzynski (62) und
Christiane Wahlbrink (44, kl.
Foto) sind die Rettung für
„Irmgard“. Längst sind die
Drei per Du, der Ton ist
freundschaftlich, man hat
sich kennen und schätzen gelernt. Jede Woche trifft man
sich, unternehmen die Ehrenamtlichen im Wechsel eine
Tour, einen kleinen Ausflug
mit Frau K., fahren nach
Aplerbeck in die Eisdiele, machen Besorgungen, steuerten
im Winter den Weihnachtsmarkt in Unna an. Für die
Witwe ein Stück Lebensqualität, trotz Handicap. Für sie
geht es auch darum, selbstständig und eigenverantwort-
lich zu leben, nicht in der
Rundumversorgung eines Altenheims. Ermöglicht wird ihr
das nicht zuletzt durch das
Engagement freiwilliger Helfer wie Bärbel Kaluzynski und
Christiane Wahlbrink, die
sich bei Thomas Brandt im
Seniorenbüro gemeldet haben, um Menschen vor Ort
unter die Arme zu greifen.
„Unsere Ehrenamtlichen bestimmen selber, wie oft und
in welchem Bereich sie tätig
sind“, erklärt Thomas Brandt,
den wir im Seniorenbüro an
der Brackeler Straße 170 treffen: „Mancher möchte etwas
mit alten Leuten machen, andere sind gerne unter Kindern. Kein Problem, wir finden das Passende.“ Die Nachbarschaftshilfe,
gefördert
vom „Aktionsplan Soziale
Stadt“, getragen von den
Wohlfahrtsverbänden, beheimatet in den Seniorenbüros,
ist ein „Pflänzchen mit großer
Angebotslandschaft“,
sagt
Thomas Brandt, der für das
Diakonischen Werk arbeitet
und im Raum Brackel und
Umgebung die Hilfe von derzeit 14 Ehrenamtlichen koordiniert. Die Helfer springen
ein, wo nötig. Einkaufsbegleitung, Arztbesuche, Kinderhüten. „Wir schulen und begleiten sie fachlich und tauschen
uns regelmäßig aus“, so
Brandt: „Wer bei uns reinschnuppern will, ist willkommen!“ „Zu wissen, dass man
jemandem eine Stütze ist, ist
einfach ein gutes Gefühl“, resümiert Bärbel Kaluzynski:
„Wir erfahren Dank und
Wertschätzung bei dem, was
wir machen.“ „Sie hätten mal
sehen sollen, wie Irmgard
sich auf dem Weihnachtsmarkt gefreut hat“, ergänzt
Christiane Wahlbrink. „Es
war absolut rührend, das ist
mir jede Mühe wert.“ KUB
Irmgard K. (li.) und Bärbel
Kaluzynski beim Verlassen
der Wohnung.
In Dortmund gibt es minderjährige Flüchtlinge, die ohne Eltern oder Angehörige nach Europa
gekommen sind – oft auf lebengefährlichen Pfaden.
FOTO DPA
Hilfe beim Einleben
Ruhr Nachrichten-Spende ermöglicht Weiterarbeit
Sie kommen aus den Krisengebieten dieser Welt: unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, Albanien, Westafrika. Ohne Eltern und Angehörige müssen
sie sich in einer anderen Kultur mit einer ihnen fremden
Sprache, neuen Regeln und
Gesetzen zurechtfinden.
Dabei hilft ihnen ein amtlich
bestellter Vormund, doch der
hat oft an die 50 Mündel, um
die er sich kümmern muss.
Weitere Hilfe und Begleitung
bekamen die geflohenen Kinder und Jugendlichen durch
ehrenamtliche Vormünder im
Rahmen des Projekts „Do it!
Transfer“, an dem sich die Diakonie Dortmund als Kooperationspartner beteiligte. Das
Projekt lief nach drei Jahren
im Februar dieses Jahres aus.
Doch durch eine Spende der
Ruhr Nachrichten, 25000 Euro kamen bei der Weihnachtsaktion der Tageszeitung zusammen, kann die Diakonie
die Arbeit fortsetzen. „Damit
können wir mindestens ein
Jahr weiter arbeiten“, sagt Diplom Sozialpädagogin Ilda
Kolenda, Arbeitsgebietsleiterin Migration, Zuwanderung
und Flucht bei der Diakonie
Dortmund.
Derzeit gibt es 50 ausgebildete Vormünder, die sich um
70 Mündel zwischen 13 und
18 Jahren kümmern, ihnen
beim Einleben helfen. In einem Seminarkomplex wurden die Vormünder geschult:
Da ging es um Themen wie
„Asyl- und aufenthaltsrechtliche Verfahren“, „Schule und
Ausbildung“,
„Konfliktma-
nagement“ und „Psychologische Aspekte bei der Führung
einer Vormundschaft“. Nach
wie vor treffen sich die Ehrenamtlichen mit Diakoniemitarbeitern einmal im Monat zu
Reflexion und Austausch.
Neben der amtlichen Vertretung – wie Asyl oder Duldung beantragen und Elternsprechtage in der Schule besuchen – geht es darum, eine
Vertrauensbeziehung
zum
Mündel aufzubauen, ihm die
Integration in die Gesellschaft zu erleichtern. Eine
verantwortungsvolle Freizeitgestaltung gehört – natürlich
in Absprache mit den Jugendhilfe-Einrichtungen und nach
Interessen des Schützlings auch zu den Aufgaben der ehrenamtlichen Vormünder. Im
Gegensatz zum Amtsvormund treffen die Ehrenamtlichen, die fast alle berufstätig
sind, ihre Mündel nicht nur
einmal im Monat, sondern im
Schnitt vier Mal.
Angst vor der
Volljährigkeit
„Alle haben Angst vor dem
18. Lebensjahr“, erzählt Ilda
Kolenda, denn dann können
sie „abgeschoben“ werden.
Deshalb beraten die ehrenamtlichen Vormünder auch
hinsichtlich Aufenthaltsmöglichkeiten. „Die Ehrenamtlichen setzen sich ein, bleiben
am Ball, sodass viele der von
ihnen betreuten Jugendlichen
ein Bleiberecht erhalten haben“, berichtet die Sozialpädagogin. Dank der Spende der
Ruhr Nachrichten bestehe
nun auch die Möglichkeit, in
Fällen, in denen Hoffnung auf
die Bewilligung des Aufenthaltsrechts besteht, Rechtsanwälte einzuschalten. br
Diplom Sozialpädagogin Ilda Kolenda, Arbeitsgebietsleiterin
Migration, Zuwanderung und Flucht bei der Diakonie
Dortmund.
FOTO HELMBOLD
Diakonie Zeitung
Sonderveröffentlichung
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Angebote für
ein Leben in
Gesellschaft
Lünen: Kontaktclub für psychisch Kranke
80 Prozent der Plätze müssen ab 2018 Einzelzimmer sein. Im Guten Hirten werden es dann sogar
83 Prozent sein, 62 Einzel- und 14 Doppelzimmer.
FOTOS (3) HELMBOLD
Einzelzimmer mit Bad
Umbau des Altenzentrums Guter Hirte endet Frühjahr 2016
In die ersten zehn umgebauten Zimmer sind die Bewohner
bereits eingezogen, Mitte Juli
sind weitere 21 Zimmer fertig
und auch die Verwaltung des
Guten Hirten arbeitet mittlerweile in den neu gestalteten
Räumen im Gartengeschoss.
Dennoch, der Umbau des Altenzentrums in der Nordstadt
wird nicht – wie ursprünglich
geplant – bis Ende dieses Jahres abgeschlossen sein: „Es
verzögert sich wohl bis April,
Mai 2016“, sagt Einrichtungsleiter Horst-Günther Schneider
(Foto) und ergänzt: „Im Laufe
des Umbaus sind technische
Probleme aufgetaucht.“ Denn
Telefon-, Ruf-, Heizungs- und
Lüftungsanlagen
werden
komplett erneuert.
Auch müssen die Bauarbeiter Rücksicht auf die Bewohner nehmen, d. h. nicht vor
acht Uhr beginnen und eine
Stunde Mittagsruhe einhalten. „Unsere Bewohner gehen
entspannt mit dem Baulärm
um“, so Schneider. Einbrüche
bei den Belegungszahlen habe es ebenfalls nicht gegeben,
der Gute Hirte habe eine Auslastung von konstant 97 Prozent. Wenn die Renovierung
abgeschlossen ist, sind aus
den 113 Pflegeplätzen 89 geworden. Denn dann gibt es
mehr Einzelzimmer als bisher.
Verteufeln
möchte
Schneider die Doppelzimmer
aber nicht, nennt als Beispiel
Ehepaare, die auch im Guten
Hirten nicht in getrennten
Zimmern leben möchten. Ab
2018 gilt eine neue gesetzliche Regelung, die vorsieht,
dass 80 Prozent der Plätze
Einzelzimmer sind. Im Guten
Hirten werden
es dann 83
Prozent sein,
62 Einzel- und
14 Doppelzimmer.
Auch sind
die Einzelzimmer größer als
die gesetzlich vorgeschriebenen zwölf Quadratmeter. Einige weisen 15/16 Quadratmeter auf, aber die meisten
werden 22 Quadratmeter haben. Und jedes Zimmer verfügt dann über ein eigenes
Bad. „Früher hat man sich das
Badezimmer geteilt, musste
über den Flur, so gibt es mehr
Intimsphäre“,
berichtet
Noch wird gebaut, aber ein
Ende ist in Sicht.
Schneider.
Es entstehen im Haus insgesamt sieben Wohngruppen,
die auch kleiner sind als vor
dem Umbau. Waren es bisher
pro Gruppe 38 Bewohner,
sind es dann nur noch 12 bis
14. Zu jeder dieser Wohngruppen gehört ein Gemeinschaftsraum und ein Wintergarten bzw. im Erdgeschoss
eine Terrasse. Wie die Einrichtung in der Nordstadt einmal aussehen wird, lässt sich
bereits im Erdgeschoss sehen:
Helle, freundliche Farben prägen das Bild von Fluren und
Zimmern. Letztere sind mit
Pflegebett, Schrank, Nachttisch, zwei Sesselstühlen und
einem Tischchen möbliert.
„So gibt es noch Platz für
Schränkchen oder Sessel, die
die Bewohner aus ihrer alten
Wohnung mitbringen möchten“, sagt Schneider.
Nachdem die Arbeiten am
Haus – auch die Fassade wird
renoviert – abgeschlossen
sind, wird das Gartengelände
umgestaltet. Ein Sinnesgarten
soll entstehen. Demente Bewohner könnten dort ihrem
Bewegungsdrang nachgehen,
den Duft von Kräutern genießen und sich an den Geräuschen von Wasser- und Windspielen erfreuen. br
...........................................................................................................
Ehrenamtliche Mitarbeiter willkommen
Rund zehn Ehrenamtliche arbeiten im Guten Hirten. Sie führen Gespräche mit den Bewohnern, unternehmen Spaziergänge mit ihnen,
animieren sie zum Gedächtnistraining und zu Spielen. Auch begleiten sie Ausflüge des Altenzentrums, unterstützen das Personal der
Einrichtung. „Wir hatten auch schon mal Ehrenamtliche die in der
Küche oder unserem Hausmeister geholfen haben“, erzählt Schneider. Wer Interesse an ehrenamtlicher Tätigkeit hat, kann sich unter
Tel. (0231) 725 47 10 in der Nordstadtoase melden.
Zwei Dutzend Besucher bevölkern den Kaffeetreff im Lüner Kontaktclub. Freundlicher Plauderton, wie er unter
guten Bekannten herrscht.
Schnittchen werden verputzt,
Christel Ritter schenkt Tee
und Kaffee ein. „Na, alles
okay?“, wendet sie sich an eine Frau. „Hast Du heute gar
keinen Tee getrunken?“ Man
kennt sich.
„Für viele Besucher sind wir
wie ein zweites Wohnzimmer“, sagt Barbara Buszewski, Ergotherapeutin der Einrichtung: „Viele Stammgäste
kommen seit Jahren, weil die
Atmosphäre stimmt und sie
hier Freunde treffen.“ Der
Kontaktclub in der Kontaktstelle Martini des Diakonischen Werks, einen Steinwurf
neben der Kirche St. Georg,
ist eben eine Institution in Lünen. Es gibt ihn seit 35 Jahren, gegründet als Selbsthilfegruppe von psychisch Kranken und deren Angehörigen.
Medikamente und ärztliche
Versorgung haben sich verbessert seit damals, eines ist
geblieben: Menschen, die seelisch angeschlagen sind, fühlen sich nicht unbedingt wohl
in Gesellschaft Fremder.
1000 Kontakte mehr
als im Vorjahr
Kontaktstelle. Mit anderen
Worten: Die, die kommen,
kommen häufiger. Weil sie
Angebote wie die Bewegungs-, Gesprächs- oder Entspannungsgruppe
mögen.
Weil sie bei gemeinsamen
Mahlzeiten ein Stück Familie
erfahren. Warum Ausflüge
nach Enschede oder eine
Schiffstour durch den Duisburger Hafen beliebt sind, erklärt sich von selbst. Zu stemmen ist die Arbeit im Kontaktclub nur durch die Einsatzfreude ehrenamtlicher Mitarbeiter wie Christel Ritter und
Michael Riedel, der seit neun
Monaten dabei ist. „Ich gehöre zum Inventar“, scherzt Ritter, seit 13 Jahren aktiv und
für ihre Kochkünste geschätzt. An diesem Dienstag
hat sie in der Küche Matjes
mit Salzkartoffeln zubereitet,
die Joghurt-Soße selbst gemacht.
„Sehr
lecker“,
schwärmt Besucher Wolfgang: „Ich esse alles gern,
was Christel macht.“ Beim
Einkauf war Wolfgang auch
dabei. Wie viele Gäste hilft er
in der Küche mit, manche
spülen, andere putzen Gemüse. „Die Besucher hier sind
unendlich dankbar“, erläutert
Christel Ritter ihre Motivation, ehrenamtlich in der Kontaktstelle zu arbeiten.
„Ehrenamtliche Helfer können wir gut gebrauchen“, sagt
Jutta Förster. „Wir suchen
Menschen mit Herz, die zuhören können und Spaß am Umgang mit anderen haben. Einarbeitung und Begleitung
sind bei uns selbstverständlich.“ Am Freitag, 3. Juli, 1317 Uhr, ist Tag der offenen
Tür in der Kontaktstelle, Gelegenheit für einen Schnupperbesuch. KUB
Das hat Gründe, nicht zuletzt
fühlen sie sich misstrauisch
beäugt. Lieber bewegen sie
sich in einem geschützten
Raum. Das gibt Sicherheit,
hier muss man nicht Normalität heucheln, obwohl einem
vielleicht anders zumute ist.
Der Kontaktclub ist solch ein
geschützter Raum. Mit Personal, das für die Situation der
Menschen sensibilisiert ist,
mit Ehrenamtlichen, die da
sind, weil sie
helfen wollen,
mit Angeboten,
die auf die Bedürfnisse
der
Gäste
zugeschnitten sind.
Für den Erfolg
der Arbeit in Lünen
spricht,
„dass wir zuletzt
1000 Besucherkontakte mehr
registrierten als
im Jahr davor,
ohne dass der
Kreis der Gäste
gewachsen ist“, In der Küche der Lüner Kontaktstelle: Chrissagt Jutta Förs- tel Ritter und Michael Riedel,
FOTO BRINKMANN
ter, Leiterin der beide Ehrenamtler.
Diakonie Zeitung
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Viele Hände helfen im Viertel
Die Nachbarschaftsagentur Löttringhausen: Ehrenamtliches Engagement im Quartier
Zentraler geht es nicht. Die
Nachbarschaftsagentur Löttringhausen liegt im Herzen
des Stadtteils, direkt an der
„Plaza“, die vom Hochhaus
und Geschäften gerahmt wird.
Das Gebäude hat eine große,
einladende
Fensterfront,
durch die man sieht, was sich
draußen tut. Oder von außen
sehen kann, was drinnen passiert. Und das ist eine Menge.
Löttringhausen scheint ein
Musterbeispiel, wie man
durch die Implementierung
eines Treffpunktes und offenen Hauses einem Quartier
Impulse geben kann – soziale,
kulturelle, menschliche. Eben
das ist der Gedanke hinter
den fünf Dortmunder Nachbarschafts-Agenturen,
ein
Projekt von DOGEWO 21 und
Diakonischem Werk: Es geht
darum, das solidarische Miteinander zu stärken und das
Klima im Stadtteil durch die
Menschen selbst positiv zu
gestalten.
Die Wohnungsgesellschaft
hofft auf zufriedene Mieter,
die Diakonie auf den „TeamSpirit“, in dem Sozialarbeit
fruchtbaren Humus findet.
Erfolgreich wird das Unternehmen aber erst durch die
Hingabe ehrenamtlicher Helfer. Die bewegen so manches
Mitglieder der Nachbarschaftsagentur Löttringhausen (von links oben, im Uhrzeigersinn):
Angelika Schmitz, Gudrun Kolter, Silke Reinhardt und Ilona Simon.
FOTO BRINKMANN
in Löttringhausen, berichtet
Heike Rolfsmeier, Arbeitsgebietsleiterin „Nachbarschaftsagenturen und Seniorenbüros“ bei der Diakonie: „Es gibt
eine Fülle von Angeboten.
Vom Computerkurs für Senioren zum Kochclub für Kids,
von der Walking-Gruppe über
den philosophischen Abend
bis zum Diavortrag und zur
Foto-Ausstellung. Am besten
fragen Sie die Damen vom
Akteursbeirat, die sich bei uns
engagieren.“ Gesagt, getan:
Silke Reinhardt, Gudrun Kolter, Ilona Simon und Angelika
Schmitz sind von der Bürgerversammlung gewählte Mitglieder des achtköpfigen Akteursbeirats, der das Sprachrohr der Anwohner in der
Nachbarschaftsagentur
ist.
Die Damen erzählen gern,
was sich tut in Löttringhausen. Jede von ihnen hat nach
dem Startschuss des Projektes
überlegt, welche Hobbys sie
hat, was sie gerne macht, und
daraus sind konkrete Angebote erwachsen. Ihr Ding sei Kochen und Backen, sagt Gudrun Kolter. Mit diesem Pfund
wuchert sie. Einmal im Monat
demonstriert sie Kindern, wie
man lecker kocht. Es gibt alles
außer Fastfood, und die Kinder schnippeln, probieren, essen und lernen.
Mit anderen Helfern wird
monatlich ein Drei-GängeMenü gezaubert, Kostenpunkt pro Esser fünf Euro, eine runde Sache. Ilona Simon
ist in der Handarbeitsgruppe
aktiv und kreativ, Silke Reinhardt fungiert als heimliche
Kulturbeauftragte, Angelika
Schmitz wohnt im Hochhaus
und hat ein offenes Ohr für
die Belange der Menschen
dort. Für den Akteursbeirat
gilt dasselbe, wie für die Bewohner Löttringhausens: Jeder ist aufgefordert, sich einzubringen. Die Chemie unter
den Vieren stimmt ganz offensichtlich. „Man steckt viel
hinein, bekommt aber auch
viel heraus“, sagt Ilona Simon. „Und die Arbeit macht
Spaß“, ergänzt Silke Reinhardt, die auch als Hobby-Kabarettistin unterwegs ist.
„Wir sind auf Kurs“, so die
Einschätzung
von
Heike
Rolfsmeier: „Personell und
räumlich sind wir prima aufgestellt und gut vernetzt. Unsere Ehrenamtler setzen schöne Ideen um, die Arbeit vor
Ort trägt Früchte. Ich denke,
wir haben die Chance, nachhaltig etwas zu bewegen in
Löttringhausen.“ KUB
Den Alltag wieder bewältigen lernen
Diakonie und Selbsthilfegruppen arbeiten eng zusammen
Eng vernetzt ist die Diakonie
Fachstelle Sucht mit den
Selbsthilfegruppen – und das
hat mehrere Gründe. Zum einen, weil sie die Alkoholiker
während ihrer ambulanten
medizinischen Rehabilitation,
die die Diakonie anbietet, unterstützten, erläutert Hermannus Hüser von der Fachstelle Sucht. Aber auch nach
Abschluss der Rehabilitation,
stationär oder ambulant, seien die Selbsthilfegruppen eine wichtige Anlaufstelle für
die Suchtkranken.
„Therapien sind zeitlich begrenzt, danach fangen die
Selbsthilfegruppen die Suchtkranken auf“, sagt Hüser.
Zwei- bis dreimal im Jahr
treffen sich die Diakonie-Mitarbeiter mit den Ehrenamtlichen der Selbsthilfegruppen
zum Austausch und zur Information. „Wir machen natürlich auch auf das Beratungsangebot der Diakonie aufmerksam“, erzählt Gisela
Richter, die sich gemeinsam
aufbauen müssen, werden
von den Selbsthilfegruppen
auch alkoholfreie Freizeitaktivitäten organisiert.
Gruppen für
Freizeitaktivitäten
Mitglieder der Selbsthilfegruppe (v.li.): Gisela Richter, Michael Kunze, Wolfgang Richter und
Wolfgang Ullrich (re.). Hermannus Hüser (2.v.re) arbeitet in der Fachstelle Sucht. FOTO HELMBOLD
mit ihrem Ehemann Wolfgang
Richter seit rund 18 Jahren
im Freundeskreis Suchtkrankenhilfe e.V. Dortmund aktiv
engagiert.
Neben Erstkontaktgruppen
gibt es Gesprächskreise. Ziel
sei es, dass die Alkoholabhän-
gigen irgendwann ihren Alltag wieder selbst bewältigen
können, erläutert Wolfgang
Ullrich von Return – Suchtselbsthilfe e.V. Dortmund.
„Bei den Gruppensitzungen
lernen die Teilnehmer sich im
Gespräch
durchzusetzen“,
sagt Michael Kunze, der seit
1984 Mitglied im Freundeskreis Suchtkrankenhilfe e.V.
ist. Ein neuer Umgang mit
sich und anderen würden erlernt.
Da die Suchtkranken sich
einen neuen Freundeskreis
So habe sich beim Freundeskreis Suchtkrankenhilfe e.V.
eine Radfahrgruppe gebildet
und auch ein Tanzkurs-Angebot sei gut angenommen worden, erzählt Gisela Richter.
Auf diese Weise entstünden
neue Freundschaften innerhalb der Selbsthilfegruppen.
Sie ermöglichen, dass sich die
„Trockenen“ auch gegenseitig
unterstützen, um nicht rückfällig zu werden. Aber natürlich können im Notfall auch
jederzeit die Ehrenamtlichen
der Selbsthilfegruppen kontaktiert werden. br
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Fachstelle Sucht:
Tel. (0231)8494461; Freundeskreis Suchtkrankenhilfe e.V.:
Tel. (0231)215505; Return: Tel.
(0231)72973339.
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Kontake knüpfen
Angebote zur Selbstständigkeit für Wohnungslose im Brückentreff
Seit mehr als einem Vierteljahrhundert ist der Brückentreff an der Kesselstraße 50
keine herkömmliche Kneipe
mehr. Die Diakonie nutzt den
Tresenraum sowie die erste
Etage des Hauses, um Ex- und
Wohnungslosen einen Ort für
den Tagesaufenthalt anzubieten.
ckentreff-Konzept. In dieser
Begegnungsstätte gehe es darum, wieder Kontakte zu
knüpfen, berichtet StobbeSomberg. Denn die Besucher
seien oft vereinsamt, gesellschaftlich isoliert – aus diversen Gründen (soziale Schwierigkeiten, Suchterkrankung,
Arbeitslosigkeit, Scheidung)..
Und das Angebot wird genutzt. „Zwischen 35 und 40
Menschen kommen pro Tag“,
berichtet Thomas Bohne, Arbeitsgebietsleiter der Zentralen Beratungsstelle für Wohnungslose (ZBS), zu der die
Einrichtung Brückentreff gehört. Drei Sozialarbeiter und
eine Hauswirtschafterin, zwei
AGHler sowie zehn Ehrenamtliche engagieren sich an
diesem Anlaufpunkt in der
Nordstadt, der von dienstags
bis sonntags von 13 bis
19 Uhr bzw. samstags ab
15 Uhr geöffnet hat.
„Wir wollen den Menschen
helfen, wieder ein ,normales`
Leben zu führen, selbstständig zu werden“, erläutert Sozialpädagoge Reinhard Stobbe-Somberg. Dazu gehöre auf
Dauer eine Wohnung zu haben, finanziell abgesichert zu
sein (z. B. Grundsicherung
Krisen und Konflikte lösen
Reinhard Stobbe-Somberg (li.) und Thomas Bohne unterstützen Wohnungslose im
Brückentreff.
oder Hartz IV) und auch medizinisch, also eine Krankenversicherung zu haben. Jeden
Dienstag macht ein Arzt mit
Krankenschwester „Visite“ im
Brückentreff. Natürlich müsse
auch der Umgang mit Geld
gelernt werden, deshalb wird
im Brückentreff ein Obolus
für das Mittagessen und auch
für die Getränke, Alkohol ist
tabu, fällig. „Es gibt ein besseres Gefühl, wenn man Dienstleistungen kauft“, meint Thomas Bohne. Im Durchschnitt
sind es 25 bis 30 Menschen,
die es sich hier mittags
schmecken lassen. Das Versorgungsangebot
umfasst
auch die Möglichkeit, zu du-
FOTO HELMBOLD
schen und seine Wäsche zu
waschen. Zudem können sich
die Besucher mit ihren Talenten einbringen, beispielsweise im Thekenbereich mitarbeiten. Die Ehrenamtlichen
sind es auch, die regelmäßig
Skat-Turniere organisieren.
Denn das Freizeitangebot ist
eine weitere Säule im Brü-
Dritter Schwerpunkt ist die
Beratung: Neben der Erstberatung gebe es von den Fachkräften natürlich Hilfestellung in Krisen und Konfliktsituationen,
beispielsweise
wenn für einen Wohnungslosen eine Übernachtungsstelle
gefunden werden müsse, erläutert Stobbe-Somberg. Die
Sozialarbeiter geben Informationen über Hilfemöglichkeiten weiter, nennen Ansprechpartner je nach Problemlage,
vermitteln zu anderen Hilfsangeboten wie ZBS oder der
Suchtberatung. „Wir helfen
auch schon mal beim Ausfüllen eines Formulars oder Aufsetzen eines Briefes“, sagt der
Sozialarbeiter. In der ersten
Etage gibt es auch zwei Besucher-Computer, um selbstständig nach Arbeit und Wohnung suchen zu können. br
Raum für Entlastung
Das Projekt „Seelenpflaster“ stärkt Kinder psychisch kranker Eltern
Kinder von psychisch kranken
Eltern zu stärken, ist das Anliegen des Projekts „Seelenpflaster“. Seit zwei Jahren
kümmern sich die Diplom Sozialpädagoginnen Anja Franik
und Sandra Strube mit Praktikanten des Studiengangs Soziale Arbeit um diese Kinder
und Jugendlichen.
„Wir wirken präventiv, denn
Kinder von psychisch kranken
Mamas oder Papas haben ein
größeres Risiko auch zu erkranken“, berichtet Anja Franik, die auch Berufserfahrung
in der Psychiatrie hat. Beispielsweise können sich depressive
Verhaltensmuster
auch auf das Kind übertragen. In den wöchentlich stattfindenden,
90-minütigen
Treffen mit dem Nachwuchs
gehe es um Austausch und
Sandra Strube (li.) und Anja Franik.
FOTO DW
Reflexion. Dort erfahren die
Kinder und Jugendlichen,
dass es anderen ähnlich ergeht, können ihre Erfahrungen austauschen.
Auszeit
vom Alltag
Den Kindern und Jugendlichen einfach mal eine Auszeit
vom familiären Stress zu ermöglichen, ist auch ein Anliegen des Projektes. So werden
außerdem Ausflüge unternommen. „Wir wollen sie für
das Leben stärken, wir geben
ihnen Raum, sich zu entlasten“, sagt Anja Franik. Da die
Bedürfnisse je nach Alter Unterschiedlich sind, gibt es drei
Gruppen: Kinder von sechs
bis zehn Jahren, Teenies von
10 bis 14 Jahren und Jugendliche von 14 bis 18 Jahren.
So wird beispielsweise mit
den Kleinsten anhand von Büchern das Thema Depression
kindgerecht
aufgearbeitet.
Bei den Teenies gehe es vor
allem um den Umgang mit ihren Gefühlen. Wie gehe ich
mit meiner Wut um, darf ich
die haben? Was ist mit meinem Beschützerinstinkt für
den erkrankten Elternteil? Bei
der Jugendgruppe sind es
dann meist intensive Gesprächsrunden, die sich mit
den Erfahrungen in der Schule und Familie beschäftigen.
Doch in dem auf drei Jahre
angelegten, von der Aktion
Mensch geförderten Projekt
„Seelenpflaster“ der Diakonie
wird nicht nur mit dem Nachwuchs gearbeitet, sonder
auch mit den Eltern. Es seien
Elternteile, die zum Teil noch
nicht in das psychiatrische
Netz eingebunden seien, keine diagnostizierte Menschen.
„Wir haben ein niedrigschwelliges Angebot, wir ver-
suchen, die erkrankten Elternteile zu stabilisieren, ihnen weitere Hilfsmöglichkeiten aufzuzeigen- und sie für
die Belange ihrer Kinder zu
sensibilisieren“, berichtet Anja Franik. Neben Erst- und
Einzelgesprächen, die auch
für die Jugendlichen angeboten werden, gibt es für die
psychisch belasteten Elternteile eine offene Gruppe alle
14 Tage. Darüber hinaus bieten die beiden Pädagoginnen
auch Fortbildungen für Fachkräfte von Schulen und Kitas
an. „Das sind Workshops von
3 bis 4 Stunden, die gezielt
auf die Bedürfnisse der jeweiligen Institution eingehen“,
sagt Anja Franik. br
Diakonie Zeitung
Sonderveröffentlichung
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Der Welt etwas zurückgeben
Projekt LOLA – Loslaufen: Patenschaften für Jugendliche im Johannes-Falk-Haus
Aus Kindern werden Leute.
Mit dem 18. Geburtstag fallen
junge Erwachsene nominell
aus der Betreuung durch die
Jugendhilfe. Weil manche
trotzdem Hilfe im Alltag brauchen, suchen Ilka Ekmen und
Hein Krüger vom Jugendhilfezentrum Johannes Falk nach
ehrenamtlichen Paten, die junge Leute auf ihrem Weg ins
Leben ein Stück begleiten.
Eine Suche, die von Erfolg gekrönt wurde: „Wir sind 2012
mit drei Paten gestartet, heute sind es um die 20“, erzählt
Ilka Ekmen. „Die beste Werbung für eine Patenschaft ist
die Mundpropaganda derer,
die sich bereits engagieren“,
sagt die Erziehungsleiterin.
Kollege Krüger, Sozialarbeiter und Betreuer des Patenprojektes, nickt: „Was unsere
Ehrenamtlichen an Erfahrungen machen, was sie von Jugendlichen lernen, was ihnen
an Wertschätzung entgegengebracht wird, ist ein Schatz,
den jeder erst beim Machen
entdeckt. Den können wir im
Vorgespräch mit den Paten in
spe unmöglich herbeireden.“
Pate sein, wie ist das? Fragen wir die, die es wissen,
weil sie sich in ihrer Freizeit
um 18-, 19-Jährige kümmern,
die womöglich eine Zeit als
„Heimkind“ hinter sich haben
oder als elternlose Flüchtlinge in Deutschland gestrandet
waren. Im Gemeindehaus der
Pauluskirche treffen wir ehrenamtliche Paten, die Hein
Krüger hier turnusmäßig zu
Gespräch und Austausch bittet. Manches Paten-„Kind“, so
hat uns Krüger im Vorfeld anvertraut, kannte die Wohngruppen in Sölde, zog mobil
betreut in die eigene Wohnung, hatte bis zur Volljährigkeit einen Bezugsbetreuer.
Pate Jürgen Zöllkau (re.) mit seinen afghanischen Schützlingen.
Und dann die große Freiheit.
Wobei ist der ehrenamtliche
Pate denn nun wichtig und
gefragt?
Probleme des
Alltags
gemeinsam lösen
Jürgen Zöllkau hat die Patenschaft für zwei Afghanen
übernommen: „Meist treffen
wir uns bei den Jungs, gehen
essen und besprechen, was
anliegt. Einer muss zum TÜV
für ein Vorstellungsgespräch.
Wie fährt er da hin? Der andere wohnt in Dortmund,
macht aber die Ausbildung in
Lünen. Er will nach Lünen
ziehen. Wie kommen wir an
eine Wohnung? Ich schalte
Herrn Krüger ein. Der findet
eine Wohnung, wir organisieren den Umzug. Solche Sachen fallen an. Die Jungs sind
Hein Krüger (vorne, rechts) mit den Paten.
sehr selbstständig, manchmal
ist aber Hilfe nötig.“
„Meist geht es um handfeste
Dinge“, meldet sich Stefan
Junge zu Wort, Pate eines
jungen Ägypters: „Mit dem
Stromversorger ist etwas zu
klären. Wo rufe ich an? Wie
richte ich mir eine E-Mail ein?
Praktische Probleme, da sind
wir gefragt.“ Birgit Blind, mit
Ehemann Matthias Patin eines
deutschen
Jungen,
stimmt zu: „Ein Sofa ist nötig,
wir fahren zum Sozialkaufhaus. Im Schlafzimmer gibt es
Schimmel, der Vermieter
wird eingeschaltet. Kleine
Dinge sind das Problem.“
„Wie Briefe, die nicht geöffnet
wurden“, wirft Hein Krüger
ein, der seine Pappenheimer
kennt. „Genau“, schmunzelt
Matthias Blind, „da haben wir
aber fix einen Ordner ange-
FOTO BRINKMANN
FOTO BRINKMANN
legt!“ „Die Patenschaft kostet
nicht viel Zeit, man bringt seine Lebenserfahrung ein, und
es wird einem gedankt“, fasst
Birgit Blind ihre Erfahrung
zusammen.
„Manchmal war es wirklich
spannend mit den Jungs aus
Afghanistan“, sagt Jürgen
Zöllkau, der sich schon auf
neue Schützlinge freut. „Man
muss eines sehen“, so Stefan
Junge: „Wir sind ein reicher
Industriestaat, der überall auf
der Welt Geld verdient. Ich
halte es für unsere Pflicht als
Gesellschaft, der Welt ein
bisschen davon zurückzugeben, wenn Menschen in Not
zu uns kommen. Dieser Gedanke hat jedenfalls mich
zum Patenamt gebracht.“
KUB
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Infos zum Patenprojekt: Tel.
(0231) 94 00 100
Diakonie Zeitung
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Soziale
Isolation
überwinden
Kontaktclubs suchen noch Ehrenamtliche
Die Kontaktclubs DortmundMitte und -Süd feierten am
vergangenen
Wochenende
ein Grillfest im Garten der
Kontaktstelle an der Sternstraße 23. Seit 1974 engagieren sich Bürger ehrenamtlich
für psychisch Erkrankte. Willibert Sahlmen ist einer der
derzeit 14 Ehrenamtlichen,
die sich im Kontaktclub Dortmund-Mitte engagieren.
Der 61-Jährige, der früher
bei Thyssen arbeitete, ist seit
September 2012 im Kontaktclub aktiv. Jeden Mittwoch
und alle zwei Wochen samstags ist er mit von der Partie,
wenn die Ehrenamtlichen im
ehemaligen Gemeindehaus
das Frühstück (9-11 Uhr)
bzw. einen Kaffeeklatsch
(14-17 Uhr) ausrichten. „Wir
organisieren Spielnachmittage und unternehmen Ausflüge“, erzählt Sahlmen, der mit
seiner Mitarbeit im Kontaktclub auch ein Studium der
Psychologie aufnahm. In diesem Jahr sind beispielsweise
Tagesfahrten nach Bad Sassendorf und zu einem Weihnachtsmarkt in der Nähe geplant. In den Kontaktclubs
Nikolaus Schirmers und Willibert Sahlmen. FOTO HELMBOLD
geht es darum, psychisch
kranke Menschen außerklinisch zu unterstützen. Neben
Beratungs- und Gesprächsangeboten gibt es ein buntes
Programm, das vom Zubereiten gemeinsamer Mahlzeiten
bis hin zu diversen Freizeitaktivitäten reicht. „Viele, die die
Klinik verlassen, sind alleine,
denn Freunde und Familie
können oder wollen sich nicht
kümmern“, sagt Sahlmen.
„Uns ist wichtig, dass die
Ehrenamtlichen, gemeinsam
mit den Besuchern, eigenverantwortlich das Kontaktclubprogramm gestalten“, berichtet Nikolaus Schirmers, der
die Kontaktstelle an der
Sternstraße 23 und die Tagesstätte nebenan leitet. Alle
zwei Monate gebe es eine
Programmbesprechung mit
den Besuchern des Kontaktclub, danach organisierten
die Ehrenamtlichen das Programm. Letztere werden bei
ihrem Engagement natürlich
von den hauptamtlichen Mitarbeitern unterstützt. Neben
Team-Sitzungen gibt es auch
Fortbildungsangebote
(ab
September) und Info-Abende.
Die nächsten finden am 24.
Juni und am 2. September, jeweils 18 Uhr, in der Sternstraße 23 statt. Gedacht sind diese besonders für Neueinsteiger. Weitere Ehrenamtliche
werden noch gesucht. br
......................................................
Kontakt: Kontaktclub/
Nikolaus Schirmers, Tel.
(0231)16 56 297
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Diakoniepfarrer Niels Back ist für das Thema Ehrenamt im
Diakonischen Werk zuständig.
FOTO SCHÜTZE
Engagement zählt
Die Situation des Ehrenamts in der Diakonie
Über 500 angestellte Mitarbeiter hat das Diakonische Werk
Dortmund / Lünen, dazu kommen noch einmal etwa 500,
die ehrenamtlich Verantwortung übernehmen und sich engagieren.
Im Hospizdienst, der Bahnhofsmission, in Kontaktstellen, Nachbarschafts-Agenturen oder Seniorenbüros, um
nur einige Felder zu nennen.
Ein Schwerpunkt der Arbeit
von Diakoniepfarrer Niels
Back ist die Koordination des
Ehrenamts im Diakonischen
Werk. Er vermittelt Ehrenamtliche in die Einsatzstellen
und befasst sich mit Konzepten zur Entwicklung und Gestaltung freiwilliger Tätigkeit
in der Arbeit des Diakonischen Werks. „Das Ehrenamt
ist ein wichtiger fundamenta-
ler Bestandteil unserer Arbeit“, stellt Niels Back klar.
„Manche unserer Einsatzbereiche sind ja aus dem Ehrenamt erwachsen. Denken Sie
an die Bahnhofsmission oder
die Kontaktclubs für psychisch Kranke, Kinder einer
Bürgerbewegung der 70erJahre. Auch die Hospizarbeit
geht auf bürgerliches Engagement zurück.“
Begleitung und
Fortbildung
Wenn Menschen aus christlicher Nächstenliebe Zeit und
Mühe investieren, haben sie
einen Anspruch, begleitet
und gefördert zu werden. Das
sei Maxime des Diakonischen
Werkes, so Back: „Wir beobachten, dass Ehrenamtler sich
qualifiziert
weiterbilden
möchten, und dem wollen wir
gerecht werden. Nehmen Sie
die Hospizarbeit, wo derzeit
drei Hauptamtliche und 66
Freiwillige todkranke Menschen betreuen. Jeder Ehrenamtler wird von uns umfassend geschult, in Kursen zu
120 Stunden, von kompetenten Fachreferenten. Hier investieren wir und bringen
große Ressourcen ein, weil
Sterbebegleitung eine anspruchsvolle Tätigkeit ist.
Auch die Supervision, die gemeinsame Reflexion über die
Arbeit hat bei uns hohen Stellenwert – in allen Bereichen.“
Deutlich gesagt: Wer beim Diakonischen Werk ein Ehrenamt antritt, ist bestimmt kein
Lückenbüßer und besserer
Kaffeekocher. Wertschätzung
seitens der Diakonie drückt
sich in Fortbildung und Qualifizierung aus. Selbstverständlich
stehen
häufig
hauptamtliche Profi-kräfte im
Vordergrund, doch Niels Back
und Kollegen machen sich
Gedanken, wie deren Arbeit
durch ehrenamtliche Tätigkeit sinnvoll ergänzt werden
kann. So hat sich herausgestellt, dass manche Jugendliche, die nach Erreichen der
Volljährigkeit aus der diakonischen Jugendhilfe fielen,
Probleme im Alltag haben.
Geboren war die Idee des Patenprojektes, wo Ehrenamtler
den jungen Leuten auf dem
Weg in die Selbstständigkeit
zur Seite stehen.
Motivation
Ehrenamtlicher
„Wir erleben immer wieder,
dass Betroffene oder früher
Betroffene sich bei uns einbringen möchten“, weiß Niels
Back. „Das können Angehörige von psychisch Kranken
sein, die im Kontaktclub mitarbeiten wollen. Oder ehemalige Wohnungslose, die sich
im Brückentreff in der Nordstadt engagieren. Ganz aktuell ist das Beispiel im Phoenix
Haus für Flüchtlinge in Hörde. Wir sind begeistert über
die Zahl derer, die aktiv helfen wollen. Ich sehe darin ein
politisches Statement. Auf
solche
gesellschaftlichen
Strömungen zu reagieren und
sie in Angebote für Ehrenamtler umzumünzen, ist unsere
gemeinsame Aufgabe in der
Diakonie, an der viele mitarbeiten“, sagt Niels Back. KUB
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Diakoniepfarrer Niels Back, Tel.
(0231) 8494-284, back@diakoniedortmund, informiert über die
Möglichkeiten ehrenamtlichen Engagements im Diakonischen Werk
und vermittelt die Einsatzstellen.