My favourites things 1999 01 Fairy Tale Trio: The House

Transcrição

My favourites things 1999 01 Fairy Tale Trio: The House
My favourites things 1999
01 Fairy Tale Trio: The House Behind the River 7:11
>> Fairy Tale Trio: Jazz Across the Border (Wergo)
02 Kroke: Dance 6:08
>> Kroke: The Sounds of the Vanishing World (Oriente)
03 Fanfare Ciorcalia: Manea cu voca 4:34
>> Fanfare Ciorcalia: Baro Biao (Piranha/efa)
04 Toumani Diabate & Ballake Sissoko: Bi Lamban 4:52
>> Toumani Diabate & Ballake Sissoko: New Ancient Strings (Hannibal)
05 Tata Dindin & Hans Lüdemann: Kano 6:30
>> Unreleased
06 Mahmoud Ahmed: Ambassel 7:50
>> Mahmoud Ahmed: Almaz (Ethiopiques Vol. 6 /Buda)
07 Mose Fan Fan: Mama Yeye 5:47
>> Mose Fan Fan: The Congo Acoustic (Triple Earth)
08 Cheikh N’Digel Lô: Bambay Gueej 7:02
>> Cheikh N'Digel Lo: Bambay Gueej (World Circuit/east west)
09 Fela Kuti: Lady 13:50
>> Fela Kuti: Shakara/Fela's London Scene (Universal)
10 Femi Kuti: Truth don die 6:12
>> Femi Kuti: Shoki Shoki (Universal)
11 Macinissa & Reel Mirage: Alger Bomb City 4:34
>> Alger Bomb City EP (FNAC)
12 U-cef: Sonic Moor 5:27
>> U-cef: Halalium (Apartment 22/efa)
13 DJ Cheb i Sabbah: The Zindegi Meera Mix -Love Dreams 5:50
>> DJ Cheb i Sabbah: Shri Durga (Nation/Zomba)
14 Zebda: Tomber la chemise 4:22
>> Zebda: Tomber la chemise Maxi-CD (Barclay/Universal France)
15 Lloyd Price: Coconut Woman 2:12
>> V.A.: 300% Dynamite (Soul Jazz Records)
17 Augustus Pablo: Rockers Rock 2:38
>> V.A.: 200% Dynamite (Soul Jazz Recs.)
fROOTS CRITICS POLL
fROOTS NEW ALBUM OF 1999
DJ Cheb i Sabbah: Shri Durga (Nation)
Cicala Mvta: Ching Dong (Respect/Tropical)
Cheikh N'Digel Lo: Bambay Gueej (World Circuit)
Toumani Diabate & Ballake Sissoko: New Ancient Strings (Hannibal)
Fanfare Ciorcalia: Baro Biao (Piranha)
Fairy Tale Trio: Jazz Across the Border (Wergo)
Kroke: The Sounds of the Vanishing World (Oriente)
Femi Kuti: Shoki Shoki (Universal)
Mose "Fan Fan": The Congo Acoustic (Triple Earth)
U-cef: Halalium (Apt. 22)
fROOTS REISSUE/ HISTORIC/ COMPILATION ALBUM OF 1999
Mahmoud Ahmed: Almaz (Ethiopiques/Buda)
Fela Kuti: Shakara/Fela's London Scene (Universal)
Max Romeo: Open the Iron Gate 1973-77 (Blood & Fire)
Pannke/Friedrichs/V.A.: Troubadoure Allahs (Frederking & Thaler)
V.A.: Roots & Routes (Nascente)
V.A.: 100% & 200% Dynamite (Soul Jazz Recs.)
THE RECORD THAT CHANGED MY LIFE
Nusrat Fateh Ali Khan: En Concert a Paris (Ocora)
Das Manuskript der Radiosendung
Liebe Hörerinnen und Hörer,
ich begrüße Euch herzlich zur Globalwize Sendung, die heute meinen
persönlichen Blick auf das Jahr 1999 wirft. Die einzige Frage, dich ich mir gestellt
habe, war: Was bleibt bestehen in einer Musikwelt, die einer immer rasenderen
Beschleunigung ausgesetzt ist, die Musik und Musiker als austauschbare Objekte
ansieht. Hier ein paar Antworten. Neue Aufnahmen bzw. Musik, die im Jahre
1999 in der Form von Samplern oder „reissues“ herausgebracht wurde.
Wir beginnen mit den Abräumern des diesjährigen Jazzfestival. Im Sendesaal
des Hessischen Rundfunks gab es ein vielfältiges Programm, darunter Tortoise
und das Fairy Tale Trio: die Kollaboration eines Avantgarde-Folkloristen, eines
Jazzers und eines Rockmusikers. Hier also Volksmusik für das nächste
Jahrtausend, die Band nennt es selber „Jazz Across the Border“..
01 Fairy Tale Trio: The House Behind the River 7:16 = track 3
>> Fairy Tale Trio: Jazz Across the Border (Wergo)
Die Klezmer-Musiker von Kroke stammen aus Polen. Kroke heißt im lokalen
jiddischen Idiom Krakau. „Klänge einer verschwindenden Welt“ haben sie ihr
neues Album getauft. Wir hören einen Tanz, dem wir einen weiteren, diesmal
einen rumänischen anschließen möchten.
Man kennt sie aus den Filmen von Kusturica oder aus der Sparkassenwerbung,
diese unnachahmlichen Blaskapellen vom Balkan, die bei keiner lokalen Hochzeit
fehlen dürfen. Fanfare Ciocarlia aus Rumänien hat sich auch bei uns einen
soliden Ruf erspielt. Kein Wunder, als grandiose Meister ihres Faches
beherrschen sie nicht nur schwindelerregende Tänze, die mit schepperndem
Getöse zu einem infernalischem Rhythmus vorgetragen werden, sondern auch
lyrische, von Klarinette oder Gesang getragene sich langsam steigernde Stücke.
Ihre Virtuosität macht sie zu einer echten Ausnahmeerscheinung im „DickeBacken-Genre“.
02 Kroke: Dance 6:09 = track 5
>> Kroke: The Sounds of the Vanishing World (Oriente)
03 Fanfare Ciorcalia: Manea cu voca 4:34 = track 6
>> Fanfare Ciorcalia: Baro Biao (Piranha/efa)
Es war ein gutes Jahr für die Freunde schwarzer Musik. Die Meister der Kora
Toumani Diabate & Ballake Sissoko aus Mali begaben sich zum Beispiel auf
die Spur ihrer genialen Väter. Mit New Ancient Strings lieferten sie ein
Akustikalbum der Extra-Klasse ab. Die 21-saitige Kora zählt zur Familie der
Stegharfen und gilt als das Instrument der Könige oder die Königin der
Instrumente. Wir hören ein Lied, das jeder jaliba, so nennt man die Barden des
Mandinka-Volkes, in seinem Repertoire hat. „Bi Lamban“ ist ein Tanz, den die
Vorfahren der beiden schon im 13. Jahrhundert gespielt haben. Darauf folgend
hört ihr ein Stück des gambianischen Koraspielers Tata Dindin und des
deutschen Pianisten Hans Lüdemann. Die Tradition des Koraspiel verwebt sich
hier mit Jazz. Exklusiv für die Hörer Globalwize auf Radio X, denn das Album der
beiden ist noch nicht erschienen. Doch zunächst Toumani Diabate & Ballake
Sissoko.
04 Toumani Diabate & Ballake Sissoko: Bi Lamban 4:50 = track 1
>> Toumani Diabate & Ballake Sissoko: New Ancient Strings
(Hannibal/Indigo)
05 Tata Dindin & Hans Lüdemann: N 6:30 = track 1
>> Unreleased
Nach den großen Koraspielern Westafrikas Soul Music aus Äthiopien. Die Krone
für eine der besten Serien von Widerveröffentlichungen geht eindeutig an die
französische Reihe Ethiopiques. Sie stellt die Popmusik Äthiopiens zwischen
1969 und 1975 in einer großen Edition, die hervorragend annotiert ist vor. Bisher
erschienen 7 CDs, eine schöner als die andere. Hier hören wir den großartigen
Soulbrother Mahmoud Ahmed mit einem Lied von 1973. Hier kommt alles
zusammen: melancholischer Blues, minimalistische traditionelle Themen, die
einen geradezu einfangen, tanzbarer, urbaner Jazz und ein Crooner, dessen
traurig eingefärbte Stimme geradezu ans Herz geht. Danach hört ihr einen
anderen großen alten Mann, diesmal der zentralafrikanischen Musik. Die Rede ist
von Mose "Fan Fan", der uns mit The Congo Acoustic zu den Wurzeln des
Soukous führte. Soukous ist die zentralafrikanische Gitarrenmusik, die überall in
Afrika äußerst beliebt ist. Heutzutage erklingt der Soukous meistens im HightechSound, das folgende hat einfach mehr Charme.
06 Mahmoud Ahmed: Ambassel 7:50 = track 5
>> Mahmoud Ahmed: Almaz (Ethiopiques Vol. 6 /Buda)
07 Mose Fan Fan: Mama Yeye 5:53 = track 3
>> Mose Fan Fan: The Congo Acoustic (Triple Earth)
Das Thema des Sommers war Afrobeat. Vor zwei Jahren haben wir hier an
dieser Stelle Fela Kuti gedacht, der am 2. August 1997 in Lagos starb. Sein Tod
wurde international kaum wahrgenommen. Zwei Jahre später bemächtigte sich
der pumpende Sound des Afrobeat der Diskotheken in den Metropolen. Eine Flut
von Veröffentlichungen kam auf den Mark: die alten Klassiker von Fela Kuti
wurden von Barclay wieder herausgebracht. Es erschien ein neues Album von
seinem Sohn Femi. Wir bieten euch einen langen Mix, der mit Cheikh N'Digel Lô
aus dem Senegal beginnt. Mit Bambay Gueej ist Cheikh Lô ein brillant
produziertes, vielfältiges Popalbum gelungen. Wichtigste Bestandteile sind
perkussive Mbalax-Rhythmen und bluesige Balladen, neben denen
gleichberechtigt kubanische Klänge und funky Bläsersätze stehen. Absolutes
Highlight ist eine Hommage an Fela Kuti, die auf dessen Stück Lady aufbaut.
Gleich im Anschluss spielen wir „Lady“ vom Revolutionär der afrikanischen
Popmusik Fela Kuti und darauf folgend „Truth don die“ von seinem Sohn Femi.
08 Cheikh N’Digel Lô: Bambay Gueej 7:15 = track 4
>> Cheikh N'Digel Lo: Bambay Gueej (World Circuit/east west)
09 Fela Kuti: Lady 13:50 = track 2
>> Fela Kuti: Shakara/Fela's London Scene (Universal)
10 Femi Kuti: Truth don die 6:17 = track 1
>> Femi Kuti: Shoki Shoki (Universal)
1999 beschäftigte ich mich intensiv mit Rap in Algerien. Rap in Algerien, das
bedeutet für die Musiker und ihre Szene, im Untergrund zu agieren, verfolgt von
den Islamisten und einem Polizei-Staat. Völlig desillusioniert, aber mit
messerscharf klarem Verstand erfassen die algerischen Jugendlichen die für sie
widrigen Umstände: „Fremdbestimmung, Aggression, Frustration sind mein
tägliches Einerlei. Mein einziges Verbrechen ist zu träumen.“ heißt es da im OTon. Auf einer EP, die im Frühjahr im Rahmen einer Algerien-Kampagne in
Frankreich an die Kunden der Handelskette FNAC verteilt wurde, fand sich „Alger das ist die diabolische Logik des Soldaten ohne Gnade
Bomb City“. Für mich der beeindruckendste Song des Jahres. Ich habe ihn für
In den Kampf gezogen mit der Rose im Gewehrlauf
euch übersetzt:
Auf dem Schlachtfeld ist die Realität dann eine andere
Ohne Gnade, Tote und Verletzte
„Gefährlicher Weg aus der Kasbah in die Vorstadt
Gefahr lauert überall
Runter mit den Waffen
Wenn Du die Straße ‘runtergehst, dreh dich nicht um
Das Feuer eingestellt
Die Kugeln der Terroristen werden dich nicht verfehlen
Das würde unserem Gott gefallen
Allah-hu
6 Uhr Morgens – 30 Grad im Schatten
So tut doch endlich etwas
die Hauptstadt Algier noch in der Dämmerung
Die Leute stehen früh auf, um schaffen zu gehen
Stoppt das Blut, das nutzlos vergossen wird
Ihre einzige Sorge am Ende des Tages ihren Korb zu füllen
Und reinigt eure Herzen vom Hass, der sie bewohnt
Und trotz alledem
Mein Land ist doch so schön
Schau nur die Wüste, den Schnee, das haut plateau
Alles wächst auf den kalkhaltigen Böden unserer Brüder
Ich rufe Allah, alle Mächte im Himmel
Stoppt das Massaker
Schüsse, verlorene Kugeln
Die Bullen flippen aus, weil sie die Situation nicht mehr kontrollieren
Alger Bomb City
Dort wo ich groß geworden bin
kamen Kugeln raus,
die jedermann durchlöchern
Die Rechtlosigkeit verlangt nach Verhandlungen
Doch die Münder bleiben geschlossen
Beten wir, bitten wir die Bürger Ihre Münder zu öffnen
Zuviel Blut fließt hinab mit meinen Tränen
ein jedes Mal, wenn ich die Verwüstungen gesehen habe,
die die Waffen angerichtet haben
Frauen, Kinder, keiner wurde geschont,
Du verstehst schnell
Du bist die Beute, das Opfer
Seit Jahrtausenden sind die Träger der Wahrheit von ihren eigenen Brüdern
ermordet worden
Männer, wie Moses, Jesus, Mohamed wurden vom eigenen Volk verraten
Es gibt keinen Ehrenkodex mehr
Und so ist es auch in Algier
Keiner rührt mehr den kleinen Finger,
damit endlich Frieden einkehrt
11 Macinissa & Reel Mirage: Alger Bomb City 4:35 = track 1
>> Alger Bomb City EP (FNAC)
Vom Hiphop geht es in das Reich der „broken beats“. Apartment 22 hat uns
schon im letzten Jahr mit „Logozo“ eine bahnbrechende Verbindung von
kolumbianischer Salsa mit Londoner Drum & Bass gebracht. In diesem Jahr lies
uns U-cef aufhorchen. U-cef ist ein mittlerweile in London lebender Marokkaner.
„Jeder, der auf diesem Album mitgearbeitet hat, egal ob weiß, schwarz, Araber,
Jude, Christ, Europäer, Amerikaner, Nordafrikaner oder Israeli, fühlte sich von der
Musik oder ihrer message, ausgeschlossen. Der Geist der uns verbunden hat war
das Halal-Abenteuer Kulturen zusammen zu bringen. Nach U-cef hört ihr Cheb-iSabbah, ein San Franzisko lebender Algerier, der eine zeitlang mit Don Cherry
zusammengearbeitet hat. Seit vielen Jahren gestaltet er einen höchst
interessanten Clubabend: die lautesten und schnellsten Stücke spielt er gleich zu
Beginn seines Sets, um immer langsamer und akustischer zu werden. Am Ende
tanzen die Leute dann wie auf Trance zu Liedern des großen Nusrat Fateh Ali
Khan. Hier Love Dreams im Raag Mishra Darbari, an der Laute Dutar Aziz Herawi
aus Afghanistan, Gesang Shafqat Ali Khan aus Pakistan:
12 U-cef: Sonic Moor 5:39 = track 11
>> U-cef: Halalium (Apartment 22/efa)
13 The Zindegi Meera Mix: Love Dreams 6:13 = track 2
>> DJ Cheb i Sabbah: Shri Durga (Nation/Zomba)
Zum Schluss dieses persönlichen Rückblicks auf 1999 ein kleiner Block mit
einigen Perlen des Reggae. Zu Beginn die Nummer 1 der französischen Charts in
diesem Sommer. Zebda aus Toulouse sind eine der interessantesten MultikultiRockbands Frankreichs. Leider sieht ihre multinationale Plattenfirma kein
Potential und so wurde das Album von Zebda weder bei uns veröffentlicht noch
importiert. Gleich drauf ein abgefahrener Calypso oder wie man in Jamaika eher
sagt Mento von Lloyd Price, den ich auf 300% Dynamite gefunden habe. Diesen
Sampler könnt ihr genauso wie seine beiden Vorgänger 100 bzw. 200% Dynamite
blind kaufen: nur killers, no fillers!
14 Zebda: Tomber la chemise 4:25 = track 1
>> Zebda: Tomber la chemise Maxi-CD (Barclay/Universal France)
15 Lloyd Price: Coconut Woman 2:15 = track 10
>> V.A.: 300% Dynamite (Soul Jazz Records)
Einem Toten möchten wir zu Ende dieser Sendung gedenken: August Pablo der
Mann mit dem sentimentalen, oft fernöstlich klingenden Melodica-Sound ist im
Sommer gestorben. Von ihm stammt das epochale King Tubby meets the Rockes
uptown und eben der folgende Titel Rockers Rock.
16 Augustus Pablo: Rockers Rock 2:43 = track 1
>> V.A.: 200% Dynamite (Soul Jazz Recs.)