IHK Magazin - Borkowski Handelsgesellschaft mbH

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IHK Magazin - Borkowski Handelsgesellschaft mbH
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EINBLICKE
Fokus
Wolfgang Borkowski
Ein ungewöhnliches Give-away: Gästen in
seinem Büro überreicht Wolfgang Borkowski
hin und wieder eine Wurstplatte. »Die haben
wir selbst veröffentlicht: eine CD mit zehn
Titeln rund um die Wurst, zum Beispiel mit
Herbert Grönemeyers Currywurst«, erzählt der
geschäftsführende Gesellschafter der B
­ orkowski
Handelsgesellschaft mbH. Die nächste
Wurst-­Aktion habe er nun schon im Kopf, so
der 60-Jährige beim Rundgang: »eine Wurst-­
Vernissage – Kunst mit Wurst und aus Wurst«.
Mit besonderen Produkten und Aktionen im
Gespräch bleiben: Auch das hat zum Erfolg des
Großhandelsunternehmens für Wurstspezialitäten beigetragen. Vor 50 Jahren wurde es gegründet. Heute werden rund 20 Millionen Euro
Jahresumsatz in Braunschweig und Berlin
erwirtschaftet. 1300 Artikel umfasst das Sortiment – von 300 Lieferanten aus ganz Europa.
Der Anteil von Wurst und Schinken beträgt
dabei nur noch rund 60 Prozent. »Die Käuferschicht hat sich verändert. Stark an Bedeutung
gewonnen haben Convenience-Lebensmittel,
Antipasti, Käse, Soßen und Feinkost«, berichtet
Wolfgang Borkowski. »Wir haben zum Beispiel
eine Art Joint-venture mit einem italienischen
Unternehmen, zu dem 60 Firmen gehören. Die
dort produzierten Nahrungsmittel schlagen wir
hier mit um.«
Besonders hervorgehoben werden drei Marken. Piccolo Verde steht für natürlich und
nachhaltig produzierte Produkte aus Italien.
Unter dem Namen Piccolo Pesce werden natür-
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lich und nachhaltig produzierte italienische
Meeresfrüchte angeboten. Und Wurst aus der
Region – zum Beispiel Stracke, Striezel und
Zwerge – wird als Heimatwurst vermarktet.
»Damit kreieren wir ein Angebot, das nicht
jeder hat. Begonnen haben wir vor 50 Jahren
mit Dosenwurst nach Hausmacher Art. Ab
Februar wird auf unserem Gelände nun wieder
nach alter Manier Braunschweiger Wurst produziert, die Bregenwurst und die Hartmänner.
Der Fleischerfachbetrieb Jürges aus Lehre zieht
zu uns.«
»Eine CD rund um
die Wurst«
Auf dem 16 800 Quadratmeter großen Firmengelände – dem ehemaligen Schlachthof an der
Hansestraße – stehen inzwischen 1200 Lagerplätze zur Verfügung. 100 Tonnen Ware
werden Woche für Woche in Braunschweig
bewegt. Standort von Borkowski Berlin ist der
zentral gelegene Großmarkt – »die Versorgungsinsel der Berliner. Wir vergrößern uns dort in
den nächsten Monaten um 500 auf 700 Qua­
dratmeter.« 15 der 50 Mitarbeiter sind in Berlin
beschäftigt. Der 2003 übernommene Standort
trägt bereits 85 Prozent zum Gesamtumsatz bei.
Zu den rund 3000 Hauptkunden von
­Borkowski gehören neben dem Einzelhandel,
Metzgereien, Bäckereien und Tankstellen auch
Kranken­häuser, Cateringfirmen, Großküchen
Karnevalsorden des Spaßvereins
»­Braunschweiger Klüngel«.
und bundesweit agierende Hotelketten. Die
Groß­kunden betreut Wolfgang Borkowski nach
wie vor selbst. »Das Tagesgeschäft habe ich
inzwischen zwei netten jungen Leuten übertragen, die mir sehr helfen. Als Geschäftsführer
kann sich mein Sohn Alex in fünf bis zehn
Jahren einarbeiten. Er ist Kaufmann und arbeitet
zurzeit in Saar­brücken.«
Reduziert hat Wolfgang Borkowski auch sein
vielfältiges ehrenamtliches Engagement: »Acht
Jahre bei Eintracht Braunschweig, acht Jahre
Braunschweiger Tafel, 25 Jahre Veranstaltungsorganisation für die Kaufmännische Union – ich
lasse jetzt mal die Jüngeren ran. Ich helfe noch
aus, aber ich möchte keine Verantwortung
mehr tragen. Nach 40 Jahren bin ich sogar bei
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Chefbüro
der CDU ausgetreten.« Mit Begeisterung dabei
ist er jedoch weiterhin beim Karneval, was
sich auch in seinem Büro zeigt. An der Wand
hängen Orden, eine Kappe und eine »Urkunde
für den Korpskameraden«, verliehen von der
Ehrengarde der Stadt Köln 1902. »Ich bin
seit 40 Jahren Mitglied der Kölner Karneval-­
Vereinigung der Rheinländer und gehöre seit
33 Jahren zum Spaßverein Braunschweiger
Klüngel. KEV, kein eingetragener Verein. Da
sind wir stolz drauf. Wir wollen keine Vereins­
meierei. Die Devise ist: Geld in die Kasse, einer
»Ein Büro mit
­Karnevals-Ecke«
darf rausnehmen.« 40 selbstständige Kaufleute
gründeten die lockere Gruppe 1980. »Wir
sind mal zusammen in Köln gewesen. Daraus
entstand das. Seit 34 Jahren fahren wir nun zur
Weiberfastnacht nach Köln. Beim Schoduvel
in Braunschweig sind wir mit einem eigenen
Wagen dabei. Wir werfen immer Frikadellen.
Vorher feiern wir diesmal eine Kölschparty im
Gewandhaus.«
Farbenfroh wirkt Wolfgang Borkowskis Büro
nicht nur wegen der Karnevals-Ecke, sondern
vor allem auch durch das dominierende Wandbild »The Meat in 100 years« – ein Original
von Jean-Pierre Corpataux. Der Freiburger
Metzgermeister und ehemalige Koch malt seit
den 1990er Jahren unter dem Künstlernamen
Le Boucher Corpaato Motive mit Bezügen zu
Fleisch und dem Metzgerberuf. »Eine Firma
hatte vor 30 Jahren mal Früchte in Aspik vorge-
stellt. Da kam er drauf, ein Bild zu malen, wie
er sich das Fleisch in 100 Jahren vorstellt – alles
gefärbt, bunt wie Smarties. Ich finde da immer
neue Sachen drin: ein paar Schweine­haken, lustige Wurst. Das ist mein Lieblings­objekt hier.«
Noch länger, seit über 30 Jahren, hängt bei ihm
ein Gemälde des Gewandhauses, gemalt von
Witold Stypa – ebenso ein Original wie das Bild
»Frauen in der Wirtschaft« von Franco Campana.
Der Kölner Maler war Ende der 1980er Jahre
als Hütchenspieler »Pronto Salvatore« bei RTL
populär. »Das Bild hat er fürs Manager-­Magazin
gemalt. Als er später Geld brauchte, habe ich es
ihm abgekauft. Wir sind befreundet.«
Wohnlich und farbenfroh: Das Büro ist schon
fast eine kleine Galerie. Fotos: Jörg Scheibe
den Kontaktdaten zum Beispiel.« Doch es gibt
auch zwei Stunden am Tag, an denen er nicht
erreichbar ist. Vier Mal pro Woche powert er
sich in einem Fitnessstudio auf dem Laufband
aus: »Immer von halb drei bis halb fünf. Danach
arbeite ich noch zwei Stunden.«
»Borkowski ist Apple-Fan«
Sein Büro empfindet Wolfgang Borkowski zu
Recht als wohnlich: »Ich möchte, dass sich
meine Gäste hier wohlfühlen.« Fast immer
stehen für sie belegte Brötchen auf dem Tisch.
»Bisschen chaotisch ist es hier auch immer.«
Die Übersicht behält er auch dank seiner Begeisterung für Technik. 1979, als er selbstständig
wurde, hatte er als einer der ersten Braunschweiger ein Autotelefon. »Eine riesige Kiste
für 24 000 Mark, teurer als das Auto«, erinnert
er sich lachend. Heute schwört er auf Apple:
mit Rechner, iPhone und iPad. Fotos und Musik
speichert er in der Cloud. »Bald bekomme ich
noch ein neues Telefon, aus dem man überall
heraus telefonieren kann, aus dem Outlook oder
Wolfgang Borkowski als Karnevals-Präsident:
ein Geschenk zum 60.
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