IHK Magazin - Borkowski Handelsgesellschaft mbH
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IHK Magazin - Borkowski Handelsgesellschaft mbH
34 EINBLICKE Fokus Wolfgang Borkowski Ein ungewöhnliches Give-away: Gästen in seinem Büro überreicht Wolfgang Borkowski hin und wieder eine Wurstplatte. »Die haben wir selbst veröffentlicht: eine CD mit zehn Titeln rund um die Wurst, zum Beispiel mit Herbert Grönemeyers Currywurst«, erzählt der geschäftsführende Gesellschafter der B orkowski Handelsgesellschaft mbH. Die nächste Wurst-Aktion habe er nun schon im Kopf, so der 60-Jährige beim Rundgang: »eine Wurst- Vernissage – Kunst mit Wurst und aus Wurst«. Mit besonderen Produkten und Aktionen im Gespräch bleiben: Auch das hat zum Erfolg des Großhandelsunternehmens für Wurstspezialitäten beigetragen. Vor 50 Jahren wurde es gegründet. Heute werden rund 20 Millionen Euro Jahresumsatz in Braunschweig und Berlin erwirtschaftet. 1300 Artikel umfasst das Sortiment – von 300 Lieferanten aus ganz Europa. Der Anteil von Wurst und Schinken beträgt dabei nur noch rund 60 Prozent. »Die Käuferschicht hat sich verändert. Stark an Bedeutung gewonnen haben Convenience-Lebensmittel, Antipasti, Käse, Soßen und Feinkost«, berichtet Wolfgang Borkowski. »Wir haben zum Beispiel eine Art Joint-venture mit einem italienischen Unternehmen, zu dem 60 Firmen gehören. Die dort produzierten Nahrungsmittel schlagen wir hier mit um.« Besonders hervorgehoben werden drei Marken. Piccolo Verde steht für natürlich und nachhaltig produzierte Produkte aus Italien. Unter dem Namen Piccolo Pesce werden natür- wirtschaft 1/2014 lich und nachhaltig produzierte italienische Meeresfrüchte angeboten. Und Wurst aus der Region – zum Beispiel Stracke, Striezel und Zwerge – wird als Heimatwurst vermarktet. »Damit kreieren wir ein Angebot, das nicht jeder hat. Begonnen haben wir vor 50 Jahren mit Dosenwurst nach Hausmacher Art. Ab Februar wird auf unserem Gelände nun wieder nach alter Manier Braunschweiger Wurst produziert, die Bregenwurst und die Hartmänner. Der Fleischerfachbetrieb Jürges aus Lehre zieht zu uns.« »Eine CD rund um die Wurst« Auf dem 16 800 Quadratmeter großen Firmengelände – dem ehemaligen Schlachthof an der Hansestraße – stehen inzwischen 1200 Lagerplätze zur Verfügung. 100 Tonnen Ware werden Woche für Woche in Braunschweig bewegt. Standort von Borkowski Berlin ist der zentral gelegene Großmarkt – »die Versorgungsinsel der Berliner. Wir vergrößern uns dort in den nächsten Monaten um 500 auf 700 Qua dratmeter.« 15 der 50 Mitarbeiter sind in Berlin beschäftigt. Der 2003 übernommene Standort trägt bereits 85 Prozent zum Gesamtumsatz bei. Zu den rund 3000 Hauptkunden von Borkowski gehören neben dem Einzelhandel, Metzgereien, Bäckereien und Tankstellen auch Krankenhäuser, Cateringfirmen, Großküchen Karnevalsorden des Spaßvereins »Braunschweiger Klüngel«. und bundesweit agierende Hotelketten. Die Großkunden betreut Wolfgang Borkowski nach wie vor selbst. »Das Tagesgeschäft habe ich inzwischen zwei netten jungen Leuten übertragen, die mir sehr helfen. Als Geschäftsführer kann sich mein Sohn Alex in fünf bis zehn Jahren einarbeiten. Er ist Kaufmann und arbeitet zurzeit in Saarbrücken.« Reduziert hat Wolfgang Borkowski auch sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement: »Acht Jahre bei Eintracht Braunschweig, acht Jahre Braunschweiger Tafel, 25 Jahre Veranstaltungsorganisation für die Kaufmännische Union – ich lasse jetzt mal die Jüngeren ran. Ich helfe noch aus, aber ich möchte keine Verantwortung mehr tragen. Nach 40 Jahren bin ich sogar bei 35 Chefbüro der CDU ausgetreten.« Mit Begeisterung dabei ist er jedoch weiterhin beim Karneval, was sich auch in seinem Büro zeigt. An der Wand hängen Orden, eine Kappe und eine »Urkunde für den Korpskameraden«, verliehen von der Ehrengarde der Stadt Köln 1902. »Ich bin seit 40 Jahren Mitglied der Kölner Karneval- Vereinigung der Rheinländer und gehöre seit 33 Jahren zum Spaßverein Braunschweiger Klüngel. KEV, kein eingetragener Verein. Da sind wir stolz drauf. Wir wollen keine Vereins meierei. Die Devise ist: Geld in die Kasse, einer »Ein Büro mit Karnevals-Ecke« darf rausnehmen.« 40 selbstständige Kaufleute gründeten die lockere Gruppe 1980. »Wir sind mal zusammen in Köln gewesen. Daraus entstand das. Seit 34 Jahren fahren wir nun zur Weiberfastnacht nach Köln. Beim Schoduvel in Braunschweig sind wir mit einem eigenen Wagen dabei. Wir werfen immer Frikadellen. Vorher feiern wir diesmal eine Kölschparty im Gewandhaus.« Farbenfroh wirkt Wolfgang Borkowskis Büro nicht nur wegen der Karnevals-Ecke, sondern vor allem auch durch das dominierende Wandbild »The Meat in 100 years« – ein Original von Jean-Pierre Corpataux. Der Freiburger Metzgermeister und ehemalige Koch malt seit den 1990er Jahren unter dem Künstlernamen Le Boucher Corpaato Motive mit Bezügen zu Fleisch und dem Metzgerberuf. »Eine Firma hatte vor 30 Jahren mal Früchte in Aspik vorge- stellt. Da kam er drauf, ein Bild zu malen, wie er sich das Fleisch in 100 Jahren vorstellt – alles gefärbt, bunt wie Smarties. Ich finde da immer neue Sachen drin: ein paar Schweinehaken, lustige Wurst. Das ist mein Lieblingsobjekt hier.« Noch länger, seit über 30 Jahren, hängt bei ihm ein Gemälde des Gewandhauses, gemalt von Witold Stypa – ebenso ein Original wie das Bild »Frauen in der Wirtschaft« von Franco Campana. Der Kölner Maler war Ende der 1980er Jahre als Hütchenspieler »Pronto Salvatore« bei RTL populär. »Das Bild hat er fürs Manager-Magazin gemalt. Als er später Geld brauchte, habe ich es ihm abgekauft. Wir sind befreundet.« Wohnlich und farbenfroh: Das Büro ist schon fast eine kleine Galerie. Fotos: Jörg Scheibe den Kontaktdaten zum Beispiel.« Doch es gibt auch zwei Stunden am Tag, an denen er nicht erreichbar ist. Vier Mal pro Woche powert er sich in einem Fitnessstudio auf dem Laufband aus: »Immer von halb drei bis halb fünf. Danach arbeite ich noch zwei Stunden.« »Borkowski ist Apple-Fan« Sein Büro empfindet Wolfgang Borkowski zu Recht als wohnlich: »Ich möchte, dass sich meine Gäste hier wohlfühlen.« Fast immer stehen für sie belegte Brötchen auf dem Tisch. »Bisschen chaotisch ist es hier auch immer.« Die Übersicht behält er auch dank seiner Begeisterung für Technik. 1979, als er selbstständig wurde, hatte er als einer der ersten Braunschweiger ein Autotelefon. »Eine riesige Kiste für 24 000 Mark, teurer als das Auto«, erinnert er sich lachend. Heute schwört er auf Apple: mit Rechner, iPhone und iPad. Fotos und Musik speichert er in der Cloud. »Bald bekomme ich noch ein neues Telefon, aus dem man überall heraus telefonieren kann, aus dem Outlook oder Wolfgang Borkowski als Karnevals-Präsident: ein Geschenk zum 60. wirtschaft 1/2014