Kein Folientitel
Transcrição
Kein Folientitel
Aus Sicht der Polizei Fachgerechtes Vorgehen bei Opfern von Sexualdelikten im Ermittlungsverfahren ESTD 2016 A. Ohno Polizei: Fachgerechtes Vorgehen bei Opfern von Sexualdelikten im Ermittlungsverfahren Folie 2 Themen • Besondere Herausforderungen für Opfer von Sexualdelikten und polizeiliche Ermittlerinnen • Umgang mit der Unterschiedlichkeit von Opfern • Das Problem des Beweises und die Crux der vielen intimen Fragen • Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Rollen seitens Ermittler, Ärztinnen, Psychotherapeutinnen, Opferberaterinnen • Schnittstellen: Empfehlungen für Polizei und Justiz Seite 2 Opfer nach Gesetz Folie 3 Jede Person, die durch die Straftat in ihrer physischen, psychischen und sexuellen Integrität unmittelbar beeinträchtigt worden ist. Seite 3 Besondere Herausforderungen für Opfer und polizeiliche Ermittlerin Opfer ist nicht gleich Opfer Folie 4 Seite 4 Umgang mit der Unterschiedlichkeit von Opfern Folie 5 Verhaltensweisen nach sexuellem Missbrauch LACHEN statt WEINEN Bild*: 14-jähriges weibliches Opfer lacht bei der Befragung Geschichte: 14-jährige weibliche Jugendliche wird von mehreren männlichen Jugendlichen sexuell missbraucht. Bei der Befragung lacht sie und spricht ständig vom i-Pod-Kabel, das die Täter ihr nicht gegeben haben. Verhalten: Abwehrverhalten aus Scham und Schmerz. Verschiebt die ganze Thematik ständig auf das genannte Kabel. Das Gespräch wirkt irritierend. * Trotz Verschleierung werden Bilder aus Datenschutz-Gründen nicht aufgeschaltet. Seite 5 Umgang mit der Unterschiedlichkeit von Opfern Folie 6 Verhaltensweisen nach sexuellem Missbrauch Spricht wie ein Wasserfall… Bild*: 16-jährige weibliche Jugendliche Geschichte: 17-jährige weibliche Jugendliche wird vom Ex-Freund missbraucht. Er setzt sie unter Drogen und penetriert sie vaginal unter weiterer Gewaltanwendung. Verhalten: So lange ich rede, habe ich es im Griff. Bin ich auf sicherem Terrain; wird es nicht schmerzhaft beim Erzählen. Das Kerngeschehen kann kaum exploriert werden während dem extremen Redefluss des Opfers. * Trotz Verschleierung werden Bilder aus Datenschutz-Gründen nicht aufgeschaltet. Seite 6 Umgang mit der Unterschiedlichkeit von Opfern Folie 7 Verhaltensweisen nach sexuellem Missbrauch Erbrechen Bild*: 15-jähriges weibliches Opfer Geschichte: 15-jähriges weibliches Opfer wird vom 54-jährigen Nachbarn mehrmals missbraucht. Er lädt die oft alleine gelassene Jugendliche mehrmals zu einem Getränk in seiner Wohnung ein. Er missbraucht sie dann im Badezimmer, indem er sie über die Badewanne beugt und anal penetriert. Verhalten: Kann kaum über die Geschehnisse sprechen. Bei den Schilderungen über das Kerngeschehen muss sie sich übergeben. * Trotz Verschleierung werden Bilder aus Datenschutz-Gründen nicht aufgeschaltet. Seite 7 Umgang mit der Unterschiedlichkeit von Opfern Folie 8 Verhaltensweisen nach sexuellem Missbrauch Sehnen am Bein durchschnitten Bild*: 16-jähriges weibliches Opfer + Zwei Jahre danach gestorben; Todesursache unbekannt Geschichte: 16-jährige weibliche Jugendliche wird vom Ex-Freund der Mutter im Spitalzimmer in ihrem Bett ausgegriffen. Sie weiss nicht wie mit dem Schmerz und der Wut umgehen. Ihre Mutter ist psychisch instabil und deswegen in Behandlung. Die Jugendliche schneidet sich die Sehnen am Bein durch. Wird nie wieder normal gehen können. Verhalten: In der Befragung ist das Bein ein Thema, kaum der Missbrauch. Sie wiederholt immer wieder: «Ich habe mir die Sehnen durchgeschnitten. Er (der Täter) soll sehen, was er mir angetan hat.» * Trotz Verschleierung werden Bilder aus Datenschutz-Gründen nicht aufgeschaltet. Seite 8 Umgang mit der Unterschiedlichkeit von Opfern Folie 9 Verhaltensweisen nach sexuellem Missbrauch Bild*: 27-jährige Frau als Opfer 27-jährige Frau (Opfer). Sie sagt sie sei 8 Jahre alt. Geschichte: Das Opfer muss in der Kindheit öfters sexuell missbraucht worden sein. Verletzungen im Schambereich sollen vorhanden sein. Wird gemäss Aussagen per E-Mail aufgefordert, sich an bestimmte Örtlichkeiten zu begeben. Verhalten: In der Befragung «driftet» sie weg und reagiert nicht mehr. Erst nach kurzem Anstupfen am Arm mit einem «Knet-Ball». Die Befragung muss abgebrochen werden. * Trotz Verschleierung werden Bilder aus Datenschutz-Gründen nicht aufgeschaltet. Seite 9 Umgang mit der Unterschiedlichkeit von Opfern Folie 10 Verhaltensweisen nach sexuellem Missbrauch *Bild: Weibliche Jugendliche als Opfer Verschiedene Anzeigen wegen Vergewaltigung. Immer unbekannte Täterschaft Geschichte: Eine Vergewaltigung hat in früherer Zeit stattgefunden. Während der Therapie zeigt sich, dass die späteren Anzeigen vermutlich aufgrund von Trigger-Faktoren ausgelöst wurden. Verhalten: Bei der vierten Anzeige gibt sie zu Protokoll, die gesicherten Spuren würden die Wahrheit an den Tag bringen. Die Jugendliche erzählt, sie sei «Fan» der Krimi-Serie CSI. Dann sagt sie, wir sollen den Fakten glauben, diese würden nicht lügen. Sie sei sich nicht mehr sicher, ob alles in Wirklichkeit geschehen sei. * Trotz Verschleierung werden Bilder aus Datenschutz-Gründen nicht aufgeschaltet. Seite 10 Befragung Opfer detailliert schriftlich Anzeige wegen Vergewaltigung: Beispiel Folie 11 Verbrechen / Straftat? Tatort Sicherstellung Kleider Opfer Welche? Wann? Untersuchung im Spital Was? Rechtsmed. Weniger als 72h ? Gynäkologin Beweisfotos Wo? Forensiker Streife StreifeHund Streife Fahndung Verhaftung Arzt Womit? Wer? Detektiv Kriminaltechnik Sachbeweise! Spezialisten PolizeiOffizier Seite 11 Staatsanwalt Das Problem des Beweises und die Crux der vielen intimen Fragen Folie 12 Befragung Opfer detailliert schriftlich ? ?? ? Was Wann Wo Wer Wie Womit Warum ?? ? ? ? Seite 12 Das Problem des Beweises und die Crux der vielen intimen Fragen Folie 13 Befragung Opfer detailliert schriftlich ? ?? ? Was Wann Wo Wer Wie Womit Warum ?? ? ? ? Seite 13 Was muss ich wissen bei der Arbeit mit Opfer? Folie 14 Seite 14 Was kann ich von der Polizei erwarten? IST-Zustand Folie 15 • Die Polizei rückt immer aus wenn Menschen in Not sind; 24h Bereitschaft • Sie ermittelt detailliert die Tat und schöpft alle Ermittlungsansätze aus • Sie informiert das Opfer über seine Rechte und die Opferhilfestellen • SPI und FH Luzern bieten Fachkurse an • SPI Fachkurs «Opfer im polizeilichen Ermittlungsverfahren» (3 Tage) • FH Luzern Fachkurs «Kindsopfer-Befragungen» (8 Tage) Seite 15 Optimierungen Polizei Folie 16 Teilweise Staatsanwaltschaft Fehlt: Institutionalisierte Aus- und Weiterbildung der Opferbefrager • Fragetechnik -Taktik • Gesetz; Straftatbestandsmerkmale • Relevante Aspekte von Trauma und Folgestörungen • Projektionen und Reaktionen (Übertragung und Gegenübertragung) • Professioneller Umgang mit Schamgefühlen Seite 16 Optimierungen Polizei Folie 17 Teilweise Staatsanwaltschaft Kinder ( Opfer bis 18 Jahre) Videobefragungen • Aus- und Weiterbildungs-Standard für Befrager verbessern • Gleicher Standard für alle Kantone (CH) • Institutionalisierte Fallbesprechungen mittels eigener Videosequenzen Budgetieren / Sensibilisieren Seite 17 Optimierungen Polizei Folie 18 Teilweise Staatsanwaltschaft Schutz für Fachkräfte Arbeitsgruppe «Opfer Sexualdelikte» Dialog zwischen betroffenen Abteilungen Fachstelle Opferbelange Seite 18 Pflege und Controlling des Standards Folie 19 Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Fach-Rollen - Schnittstellen Folie 20 Begriff Rolle Ziele Notwendig Gesprächs-Techniken Umgang mit Opferverhalten Seite 20 Schnittstellen Folie 21 Was können wir tun? Optimierungen Polizei Staatsanwaltschaft Opferhilfestellen Schnittstelle Opfervertretung Arzt / Therapeut / Berater Seite 21 Folie 22 BOTSCHAFT Folie 23 Opfer ernst nehmen und seine Würde sichern: Institutionalisierte Weiterbildung und Coaching für Opfer-Befrager Kompetente Ansprechpartner an den Schnittstellen Controlling für Opferbelange in sämtlichen Fachbereichen Seite 23