Teil II Jugendkonsum
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Teil II Jugendkonsum
Teil II Jugendkonsum Wofür geben die Jugendlichen ihr Geld aus? - - untersucht wurde hier in dieser Studie von 1990 u 1996 die Art und der Umfang des Konsums von Jugendlichen; Tabelle S. 62 / viele verschiedene Waren wurden ausgewählt am meisten Geld geben die Jugendlichen nach dieser Untersuchung für Kleidung aus, diese Kleidung ist offensichtlich sehr modisch, um sich gezielt von den Erwachsenen abzuheben an zweiter Stelle stehen die ausgaben für Kassetten, CDs u Schallplatten. Kein Wunder, Musik ist auch eine zentrale Freizeitbeschäftigung für die Kids die dritt größte Konsumware sind Kino- u Discothekenbesuche, gefolgt von den Ausgaben für Geschenke, Zigaretten, Gaststättenbesuche und Süßigkeiten die Rangreihe der Ausgaben, wie ihr sie hier seht, ist in den Jahren erstaunlich konstant geblieben es besteht weiter kein Unterschied in der Rangreihe der Güter zwischen ost- u westdeutschen Jugendlichen, hier haben sich die Personen auch völlig angeglichen jedoch treten geschlechts-, bildungs-, und altersspezifische Unterschiede auf, aber die Herkunft spielt erstaunlicherweise keine Rolle so geben Jungen vor allem erheblich mehr Geld aus für CDs/Schallplatten, für ihre Autos, Alkohol u Sport als die Mädchen dafür liegen die Ausgaben der Mädchen vor allem bei Kosmetika, Schmuck, Blumen u Geschenken, Kleidung u Bücher Mädchen sollen wohl angeblich in den letzten Jahren verstärkt mehr zu Büchern gegriffen haben als Jungen Mit dem Alter steigen hier auch die Ausgaben für Lebensmittel, für den Besuch von Gaststätten, für Theaterbesuche sowohl wie für Bücher; auch die Ausgaben für Fahrzeuge, das Reisen und Wohnen nehmen zu Tendenziell gibt es im Osten einen stärkeren Alterseffekt auf Konsum als im Westen; so steigt der Konsum für Reisen, Fahrzeuge, Alkohol, Kosmetika im Osten mehr als die ausgaben im Westen Je höher der Bildungsgrad einer Person ist, desto höher sind auch seine Ausgaben für kulturelle Güter wie Bücher, Theaterbesuche, Reisen und Gaststättenbesuche; wieder im besonderen Maße die ostdeutschen Jugendlichen Welche Konsumgüter besitzen Jugendliche? - - Tabelle S. 71 Der Besitz bestimmter Waren ist abhängig von den Präferenzen des Jugendlichen und seinem Einkommen Bevorzugt werden audiovisuelle Medien wie Radio o eine Musikanlage über 90%, Walkmann u Fernsehgerät ca. 70% aller jugendlichen Befragten Die technischen Geräte kaufen sich die Jugendlichen von ihrem Gespartem oder lassen es sich schenken Geschlechterspezifisch betrachtet kaufen diese Geräte mehr Jungen, außer beim Walkmann Ein wenig mehr Mädchen besitzen besitzen ein Fahrrad Etwa 20% besitzen sogar ein Auto Künstlerische Güter wie Fotoapparate o Musikinstrumente werden von Frauen bevorzugt, sowohl besitzen sie selbstverständlich mehr echten Schmuck Computer besitzen 36% der westlichen u sogar 44% der östlichen Jugendlichen, aber wesentlich mehr Männer als Frauen Da ein Auto erst mit 18 gefahren werden darf, ist in diesem Bereich eine Alterabhängigkeit festzustellen, zunehmend ist auch der Besitz hochwertiger Güter im Hinblick auf die soziale Herkunft lassen sich keine Besonderheiten erkennen der größte Unterschied besteht in der Finanzierung der Güter. Die ostdeutschen Jugendlichen finanzieren sich ihre Konsumgüter vermutlich größtenteils selbst, während die westdt. Jugendl. Zuschüsse von den Eltern erhalten es ist zu erkennen, dass ostdt. u westdt, nur noch in der Auswahl der Güter unterscheidbar sind, im Konsum selbst sind sie gleichgestellt Kriterien zum Kauf von Gütern Konsum gilt nicht mehr nur als unmittelbare Bedürfnisbefriedigung u derer langfristigen Sicherung, sie nimmt Bezug zur Selbstverwirklichung Da hauptsächlich die Eltern eine sichere Geldeinnahmequelle sind und die Jugendlichen ihr Geld zur freien Verfügung haben, dient der Konsum zur Selbstverwirklichung - das persönliche Gefallen einer Ware steht hier an erster Stelle, folgend die Qualität der Ware in Verbindung mit der Preis- Leistungsrelation - die niedrigen Preise spielen hier eine geringe Rolle - an diesen Entscheidungskriterien hat sich auch im Laufe dieser Studie nichts geändert - differenziert nach Geschlecht, Alter und eigenem Einkommen ergeben sich vier spezifische Merkmale: 1. Mädchen kaufen eher teure Kleidung als Jungen, wenn sie ihnen persönlich gefällt 2. Jungen kaufen eher Kleidung, mit der sie bei Freunden Eindruck machen 3. mit zunehmenden Alter sinkt die Bereitschaft relativ teure Güter zu kaufen, das Preisbewusstsein nimmt zu 4. das Einkommen spielt offensichtlich keine Rolle Kaufsucht kompensatorischer Konsum: bei dieser Art des Konsums dient das Kaufen einer Ware nicht vorrangig seinem Zweck, sondern der Kauf kompensiert ein Defizit, welches der Käufer mit dieser Handlung ausgleichen will. - Dieses Kaufverhalten kann bspw. die Funktion haben, dem Käufer über beruflichen Stress o eine private Enttäuschung hinwegzuhelfen. - Das Gut wird dann nicht um seinen Gebrauchswillen gekauft, sondern um der Befriedigung willen. - Kompensiert wird u. a. das Gefühl der inneren Leere, Frustration, Niederlagen und vermeintliche Defizite - Dieses kompensatorische Konsumverhalten läuft nicht bewusst ab, es ist eher eine unbewusste Selbsthilfe dieses Verhalten kann zur Kaufsucht führen!! Kaufsucht: - - - - S.138 Kaufsucht ist dann gegeben, wenn die typischen Merkmale wie eine Verengung auf bestimmte Waren, die für den Käufer unwiderstehlich sind, eine Dosissteigerung vorliegt und Entzugserscheinungen auftreten Entscheidend ist jedoch, dass der Süchtige vom Suchterleben abhängig ist, und nicht von Suchtobjekt als solches dies gilt für alle Suchtarten Kaufsucht wird dann zur Krankheit, wenn in einem fortgeschrittenem Stadium der Sucht das Verhindern von Entzugserscheinungen in den Mittelpunkt rückt Die Übergänge vom kompensatorischen Konsum über die Kaufsucht hin zur Kaufsuchterkrankung sind fließend und schlecht voneinander abgrenzbar Problematisch wird es, wenn der Konsum eine dominante Stelle beim Selbstwertgefühl und bei der Selbstbestätigung einnimmt und dadurch die Wertschätzung durch Dritte in den Hintergrund drängt Wenn jemand schoppen geht, um durch das Kauferlebnis sein Ego zu stärken und seine Wertschätzung selbst zu beurteilen, desto weniger wird er diese so wichtige Wertschätzung durch das soziale Umfeld benötigen. Konsum u Kaufsucht verursachen demzufolge Rückzugserscheinungen, die den Süchtigen immer weiter aus gesellschaftlichen Bereichen hinausdrängt Weiter ist zu bemerken, dass jeder im Laufe seines Lebens – der eine mehr, der andere weniger - auch kompensatorisch konsumiert; sich also etwas gönnt, um der Frustration des Alltags zu begegnen S.139f Um Kaufsucht messbar zu machen, wurde hier eine Studie in Auftrag gegeben, welche aus 16 Behauptungen bestand, zu denen die Befragten auf einer Viererskala ihre Zustimmung oder Ablehnung zum Ausdruck bringen konnten. Die 16 Items besitzen eine hohe interne Konsistenz; also weisen alle Personen, die einen bestimmten Wert überschritten haben, Anzeichen einer Kaufsucht auf Personen in einem bestimmten dazwischenliegenden Bereich wird kompensatorisches Verhalten zugeschrieben Es sei aber wieder darauf hingewiesen, dass im alltäglichen Leben die Grenzen zwischen dem kompensatorischen Kaufverhalten u der Kaufsucht fließend sind; Abgrenzungen werden hier nur wegen der sprachlichen Klarheit vorgenommen. - - Durch die vorgenommene Abgrenzung kann nun das Ausmaß an komp. Konsum u Kaufsucht bestimmt werden. 1996 können 6% der westdt. Jugendlichen zwischen 15 u 25 Jahren als kaufsüchtig bezeichnet werden, weitere 12% mehr, denen ein komp. Konsum zuzuordnen ist Im Osten werden ebenfalls 6% an jugendl. Kaufsüchtigen gemessen, weitere 8% sind Kompensationskäufer. Die Jugendlichen haben sich im Konsumverhalten schnell angeglichen, auch wenn die Jugendlichen Ostdeutschlands beim komp. Konsum noch etwas zurückliegen Der größte Anreiz sind unwiderstehliche Kaufimpulse, fast 30%, im Osten wie im Westen, kaufen einfach, weil sie Lust am Kaufen haben, weil sie einen Drang zum Kaufen verspüren o ihr Geld einfach ausgeben möchten. Sie selbst bezeichnen sich als verschwenderisch. 20% der Jugendlichen haben nach dem Kauf der Ware immerhin ein schlechtes Gewissen und halten den Kauf für unvernünftig 10% kaufen nutzlose Dinge, nur, weil sie billig waren Die Ursachen für dieses Verhalten liegen zunächst im psychischen, dann im sozialen Bereich. Psychische Ursachen: S.142 - komp. Kaufverhalten u Sucht sind die Folgen einer Selbstwertschwäche, welche in drei Bereichen entstanden ist: 1. im Bereich der Gefühle: die Selbstwertschwäche zeigt sich hier in dem nicht – ausdrücken - können der eigenen Gefühle. Ursache hierfür liegt in der familiären Sozialisation, in der Kinder am Gefühle - zeigen und ausleben gehindert werden. Kinder lernen so nicht, sich selbst als etwas Wertvolles zu betrachten. Weiter stört das Selbstwertgefühl die nahe liegende Annahme, dass Dinge wertvoller sind als die Kinder selbst, bspw. wenn Kinder darauf achten sollen, dass die Möbel o Kleidung sauber bleibt, o das der Urlaub o das Auto wichtiger ist 2. im Bereich der Fähigkeiten: Inkompetenzgefühle u Minderwertigkeitsgefühle sind die Folge einer überbehüteten Erziehung. Sie äußern sich in der Angst, versagen zu können o eine enge Bindung nicht einzugehen, weil man enttäuscht werden könnte. 3. im Bereich der Entscheidungen: auch die Unfähigkeit zur selbstständigen Entscheidungsfindung resultiert aus einer überbehüteten Erziehung, indem einem die Entscheidungen von den Eltern o einem Dritten abgenommen werden Soziale Ursachen: 1. im Bereich der Familie: Selbstwertschwäche zeigt sich bei Kindern, die zu wenig Aufmerksamkeit u Annerkennung, sowie Wärme, Liebe u Zuwendung erfahren haben. Vielen dieser Kinder wurde das Gefühl vermittelt, unerwünscht o Geschwistern gegenüber benachteiligt zu sein. Die Verweigerung von emotionaler Selbstständigkeit ist wohl die entscheidende Grundlage für die Entstehung von Sucht. 2. im Bereich der Schule: die soziale Wertschätzung manifestiert sich hier über die Schulnoten. Schüler mit überwiegend schlechten Schulnoten sind selten in der Lage, eine Leistungsmotivation zu entwickeln, da sie oft enttäuscht werden. Sie erfahren ständig, dass sie unter schulischen Leistungsaspekten wenig wert sind. Da ist es nicht überraschend, dass vorwiegend leistungsschwache Schüler versuchen, ihren Misserfolg anhand von Konsum zu kompensieren. 3. im Bereich der Peer – Gruppen: dieser Einflussfaktor macht deutlich, wie groß der Zusammenhang zwischen dem Kaufen einer bestimmten Ware und dem darüber reden in der Gruppe ist. Je mehr über „in“ Sachen geredet wird u der Einfluss untereinander sehr hoch ist, desto höher liegt auch der Konsum, um in der gruppe Einfluss zu gewinnen. „ Das Kaufen ist heute vor allem mit Symbolen der Belohnung, der Größe, der Fülle, der Sicherheit und Freiheit verbunden, im Grunde also mit Befriedigung, die man nur durch eigene Leistungen und aus den Beziehungen zu anderen Menschen gewinnen kann, nicht aber durch das Kaufen selbst oder den Besitz materieller Güter.“ (E. Lange: Jugendkonsum im Wandel, Opladen, 1997, 150.) Kaufsucht findet sich in allen Schichten, bei Personen unterschiedlicher formaler Bildung und unterschiedlichen Einkommens, also schützt selbst das Alter auch vor Torheit nicht. Primärliteratur: E. Lange: Jugendkonsum im Wandel; Opladen, 1997. Sekundärliteratur: D. Baacke: Jugend und Mode; Opladen, 1988. A. Leppin: Jugendliche und Alltagsdrogen, Berlin, 2000.