Erfahrungsbericht Padua Sommersemester 2010

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Erfahrungsbericht Padua Sommersemester 2010
Erfahrungsbericht Padua Sommersemester 2010
(Partnerschaftsstipendium)
Vorneweg: Herzlichen Glückwunsch zu eurem anstehenden Auslandssemester! Padua ist eine
wunderschöne Stadt und ihr werdet euch dort genauso wohl fühlen wie ich. Bis allerdings der
erste Tag an der Universität in Padua beginnen kann, hat man viele Vorbereitungen zu treffen.
1. Vor der Abreise
1.1 Wohnheime
Mit der Bestätigung der Universität Padua bekommt ihr auch schon die ersten wichtigen
Vorbereitungen mitgeteilt, nämlich die Bewerbung für das Wohnheim. Durch das Stipendium
bekommt ihr kostenlos einen Platz in einem Wohnheim zugesichert. Trotzdem muss man sich
offiziell dafür bewerben. Bewerbungsschluss steht auf dem Bestätigungsbrief der Universität.
Ich empfehle euch die Bewerbung nicht allzu früh und nicht kurz vor Schluss abzuschicken.
Beim zu frühen Abschicken kann es passieren, dass die Unterlagen plötzlich verschwinden
und beim zu späten Abschicken muss man berücksichtigen, dass die Post in Italien manchmal
etwas länger braucht. Ich habe meine Unterlagen einen Monat früher abgeschickt und es hat
alles geklappt. Für die Bewerbung geht ihr auf die Homepage www.sassa.org und füllt die
Accommodation Form aus. Sie wird zuerst online an Sassa zurückgesandt und dann auch
noch ausgedruckt. Damit müsst ihr dann zum Akademischen Auslandsamt und es
unterschreiben lassen. Dann müsst ihr es mit einer Kopie des Personalausweises und einem
Passfoto per Brief an Sassa senden. Auf der Homepage könnt ihr euch auch die Wohnheime
anschauen. Die Mitarbeiter dort sind wirklich sehr nett und hilfsbereit. Etwa zwei Monate vor
Semesterbeginn bekommt ihr eine E-Mail von Sassa mit der Mitteilung, in welches
Wohnheim ihr kommen werdet. Daraufhin muss man den Platz noch bestätigen, indem man
den Vertrag ausdruckt und unterschrieben mit einer Kopie des Ausweises und der
Überweisungsquitting der Kaution von 300 € per Fax an Sassa schickt. Leider möchten sie es
unbedingt per Fax haben, das man aber bei der Post leicht machen kann.
Wer allerdings die finanziellen Mittel hat, dem würde ich empfehlen ein privates WG-Zimmer
zu suchen. Sassa hat nämlich leider die Angewohnheit alle Auslandsstudenten in ein
gemeinsames Wohnheim zu stecken. Der Kontakt zu einheimischen Studenten ist im
Wohnheim sehr gering und man steht dort unter ständiger Beobachtung! Die Rezeption ist
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24 Stunden am Tag besetzt und kontrolliert jeden Besuch inklusive Personalien. Dieser ist
nämlich nach 23 Uhr verboten und Freunde darf man von vornherein nicht übernachten
lassen. Die Mitarbeiter im Wohnheim erlauben sich zudem sehr viel, da sie wissen, dass die
Mehrheit der Bewohner nicht sehr gut Italienisch spricht. Während meines Aufenthaltes
musste ich das Wohnheim wechseln und auf eine Baustelle ziehen und hatte 3 Wochen
Baulärm. Das dürfte hoffentlich nicht so schnell wieder passieren, aber in einer privaten
Unterkunft hat man doch mehr Freiheiten und kommt sich nicht vor wie im Kloster.
1.2. Anreise
Um die Anreise muss man sich selber kümmern. Es gibt mehrere Möglichkeiten Padua zu
erreichen. Von Würzburg aus kommt man sehr gut mit dem Zug nach Verona, bei
rechtzeitiger Buchung sogar zu einem günstigen Preis. Von Verona aus fahren Regional- und
Schnellzüge nach Padua. Der Regionalzug benötigt etwa 1 h 30 min und kostet ungefähr 5 €.
Von Stuttgart fliegt die Billigfluglinie AirBerlin nach Venedig (Marco Polo). Vom Flughafen
fährt ein Bus direkt nach Padua und kostet etwa 4 €.
1.3. Versicherungen und Bank
Ich empfehle euch eine Auslandskrankenversicherung abzuschließen. Entweder bei einer
Versicherung oder z.B. beim ADAC.
Außerdem kann es sehr nützlich sein eine Kreditkarte vor der Reise zu beantragen. Zwar kann
man oft auch mit der EC-Karte zahlen, doch teilweise haben italienische EC-Karten eine
fünfstellige PIN-Nummer und bei Kartenzahlung kann es daher teilweise zu Problemen mit
deutschen Karten kommen. Sehr nützlich ist es auch, sich ein Konto bei der Deutschen Bank
einzurichten. Mit Kreditkarten anderer Banken zahlt man bei Geldabhebung eine Pauschale
von 3 bis 5 €. Je nachdem, wie oft man Geld holt, kann das sehr teuer werden. Die Deutsche
Bank hat in Padua eine Filiale und man zahlt dadurch keine Gebühren.
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1.4. Vorbereitungen an der Universität
Man kann ein Urlaubssemester beantragen und wird dadurch von den Studiengebühren an der
Heimatuniversität befreit.
2. In Padua
2.1. Die ersten Schritte
Ich empfehle euch bereits ein paar Tage vorher anzureisen, damit man die Stadt schon einmal
besser kennenlernt. In Padua gibt es ein sehr billiges Hostel. Es ist sehr sparsam und etwas
älter eingerichtet, aber für eine Nacht reicht es. Ansonsten gibt es auch viele kleine Hotels, die
nicht allzu teuer sind, z.B. das „Casa del Pellegrino“, welches direkt an der Basilika liegt und
sehr sauber und gepflegt ist. Sassa besitzt auch ein „Guesthouse“ (Villa Liberty), das direkt
neben dem Wohnheim „Copernico“ liegt und sehr günstig ist. Über die Homepage von Sassa
kann man dort anfragen.
Am ersten Tag in Padua führt euer erster Schritt erst einmal zu Sassa. Dort bekommt ihr alle
wichtigen Informationen und Adressen mitgeteilt. Darauf hin geht es ins zugeteilte
Wohnheim. Der nächste Schritt führt zu Valentina Massotto in die Via Roma 38. Sie ist die
Beauftragte für die Stipendiaten und erklärt euch, was ihr alles machen müsst. In ihrem Büro
holt man auch jeden Monat die Bescheinigung für das Stipendiengeld (siehe 2.3.). Bei ihr
bekommt ihr auch ein Formular, indem ihr eure gewählten Kurse eintragen müsst. Man kann
sich nämlich nur für wenige Kurse einschreiben, die später eventuell angerechnet werden
können.
Dafür habt ihr aber ungefähr eine Woche Zeit. Davor müsst ihr noch zu SAOS. Das Büro liegt
etwas versteckt im historischen Gebäude der Universität, der „Bo“, gegenüber dem Uni-Shop.
Dort meldet man sich offiziell als Bürger der Stadt Padua an. Allerdings brauchen die
Mitarbeiter etwas länger. Bei meiner Abfahrt hatte ich immer noch keine Bestätigung!
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2.2. Universität
Um an der Universität eingeschrieben zu werden, muss man das Formular mit den gewählten
Kursen, ein Passfoto, ein Bestätigungsschreiben für den Auslandsaufenthalt und eine „Marca
da Bollo“ (im Tabacchi erhältlich) im „Segretaria Studenti“ abgeben. Hierfür muss man
allerdings eine etwas lange Wartezeit in Kauf nehmen. Zu Beginn muss man eine Nummer für
seine Fakultät ziehen und dann warten. Man kann auch eine halbe Stunde vor den
Öffnungszeiten hingehen und eine Nummer ziehen, dann muss man nicht allzu lang warten.
Die Bearbeitung dauert etwa ein bis zwei Wochen, dann kann man seinen Studentenausweis
dort abholen.
Die angebotenen Kurse für das Semester findet man im Vorlesungsverzeichnis, das man
online auf der Uni-Homepage finden kann. Das Vorlesungsverzeichnis ist allerdings nicht
nach Fakultäten geordnet, sondern rein alphabetisch. Entweder man weiß also schon, wie ein
Kurs heißen wird, oder man muss das ganze Vorlesungsverzeichnis durcharbeiten.
Die Kurse in Italien finden meistens zwei- bis dreimal die Woche statt und es ist daher sehr
schwer, die Kurse miteinander zu kombinieren und man kann auch nicht sehr viel machen.
Eigentlich reichen zwei oder drei Kurse, dann ist der Stundenplan schon voll und andere
Kurse überschneiden sich. Das Sommersemester geht auch nur bis Anfang Juni, da Juni und
Juli Prüfungszeitraum sind. Am Besten man geht zu Kursbeginn gleich zu seinem Professor
und spricht mit ihm über die Prüfung. In Italien sind sehr viele Prüfungen mündlich und die
Anmeldung erfolgt meistens direkt beim Professor. Klärt man dies gleich zu Beginn, hat man
später weniger Probleme. In Italienisch sind die Professoren sehr nett, doch sie achten auf
ihren hohen Status und möchten so auch behandelt werden. Leider reden sie sehr schnell und
man kann ihnen nicht immer folgen. Es handelt sich beim größten Teil um Vorlesungen, d.h.
nur der Professor spricht. Teilweise werden sie durch Referate ergänzt, die entweder freiwillig
oder Pflicht sind.
Ateneo bietet kostenlose Sprachkurse für die Stipendiaten an. Valentina Massotto hat uns
damals eine E-Mail als Information darüber geschickt. Anfang März hatten wir einen
Einstufungstest, der am Computer stattfand. Etwa eine Woche später hatten wir das Ergebnis
und wurden in unsere Kurse eingeteilt. Leider ist das alles etwas ungeschickt organisiert, denn
man muss vorher bereits das Formular mit den gewählten Kursen abgeben und hat keine
Ahnung, wann denn der Sprachkurs statt findet. Der Kurs findet zweimal die Woche statt und
geht jeweils rund drei Stunden. Am Ende gibt es eine Klausur
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2.3. Stipendiengeld
Das Verfahren für das Stipendiengeld ist etwas chaotisch. Anfang jeden Monats muss man zu
Valentina Massotto und eine Bescheinigung holen. Die bekommt man allerdings erst, wenn
das Geld überwiesen wurde, was auch mal etwas länger dauern kann. Meist war das Geld eine
Woche nach Monatsbeginn dann endlich da. Mit dieser Bescheinigung geht man in die Bank
„Antonveneta“, die sich genau gegenüber der „Bo’“ befindet (Via VIII Febbraio). Es gibt
einen extra Schalter für die Universität, wenn man hineinkommt auf der rechten Seite. Dort
gibt man die Bescheinigung ab. Nun kann es sein, dass das Geld noch nicht angekommen ist,
dann muss man noch mal später hingehen. Eine Auszahlung ist nur in bar möglich, da der
Betrag nicht überwiesen werden kann.
3. Das Leben in Padua
3.1. Freizeit
Seine Freizeit kann man in Padua perfekt verbringen. Man kann sich gleich zu Beginn im
Erasmus-Büro die Esn-Karte holen. Esn organisiert viele Reisen und Partys und man lernt
dadurch viele nette Menschen kennen. Die Karte kostet zwar 8 €, doch man erhält damit auch
viele Vergünstigungen, z.B. bei „Feltrinelli“ oder sogar beim Sprizz trinken. Sprizz ist DAS
Trendgetränk aus Padua und man trinkt es überall zu jeder Tageszeit. Ein wichtiger
Treffpunkt ist der Mittwochabend auf der Piazza delle Erbe. An diesem Tag versammeln sich
alle Studenten auf dieser Piazza und trinken zusammen Sprizz.
Padua ist auch ein guter Ausgangspunkt für Reisen. Die Colli Eugenee sind wunderschön und
es gibt viele kleine Dörfer. Bekannt sind vor allem die Villen von Palladio. In der Nähe des
Cafe Peddrocchi befindet sich eine Touristeninformation. Dort kann man umsonst Karten der
Umgebung mitnehmen, darunter auch Fahrradkarten. Eigentlich gibt es nichts Schöneres als
Padua mit dem Rad zu erkunden. Ein Rad ist übrigens eine sehr wichtige Investition in Padua.
Es gibt überall Fahrrad-Shops in der Stadt, doch man kann sein Fahrrad auch im Giardini
dell’Arena kaufen. Ist sehr beliebt, aber nicht gerade ungefährlich, da dort geklaute Fahrräder
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verkauft werden. In keiner anderen Stadt werden so viele Fahrräder geklaut wie in Padua.
Man sollte also nicht allzu viel für so ein Fahrrad ausgeben.
Padua ist eine der Kulturhauptstädte in Italien, daher kommen auch sehr viele Touristen nach
Padua. Die „Cappella degli Scrovegni“ lohnt auf jeden Fall einen Besuch und durch die
angrenzenden Museen muss man einen ganzen Tag dafür aufbringen. Durch die Nähe zu
Venedig ist Padua bei Touristen sehr beliebt und idealer Ausgangspunkt für Ausflüge. Allein
in Venedig ist das Kulturangebot enorm und ein Semester allein reicht überhaupt nicht, um
alle kulturellen Einrichtungen zu besuchen.
Ich wünsch euch also ganz viel Spaß in Padua und ich beneide euch jetzt schon, wenn ihr
abends auf der Piazza delle Erbe ein Sprizz trinkt!
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