Carina Baumann

Auslandsaufenthalt_Lahti in Finnland
Carina Baumann
Fachbereich: Design
Studiengang: Innenarchitektur
SS 2008
_Vorbereitungen
Im letzten Jahr habe ich mich intensiv mit der Möglichkeit eines Auslandsaufenthaltes
befasst. Für mich war von Anfang an klar, dass ich nach Finnland gehen wollte, da wir
dort zwei Partnerfachhochschulen haben, und dort bereits einige aus unserer
Fachhochschule aus Hannover an einem Austauschprogramm teilgenommen haben. Der
Grund dafür war, mein Englisch aufzubessern und ein anderes Land kennen zu lernen,
indem Architektur und Design eine große Rolle spielen. Lahti (ca. 100 km nördlich von
Helsinki) war somit mein Ziel.
Um alle wichtigen Informationen zu erhalten, habe ich mich mit dem Internationalen
Büro in Hannover mit Frau Rollwage in Verbindung gesetzt. Daraufhin habe ich meine
Bewerbung geschrieben und alle Formalitäten für einen Auslandsaufenthalt besorgt.
Man sollte sich recht frühzeitig um die Papiere und vor allem um die Bewerbung
kümmern, sodass man gute Chancen hat, angenommen zu werden, das heißt ungefähr
ein Jahr vorher.
Nachdem ich alle entsprechenden Formulare ausgefüllt, bearbeitet und abgeben hatte,
habe ich ca. zwei Monate vor Studienantritt, eine Zusage aus Lahti bekommen.
Vorab nahm ich in Hannover an einem Finnischkurs teil. Dieser fand drei mal drei
Stunden statt. Dort haben wir einiges über Land und Leute kennen gelernt und uns auch
ein wenig mit der Sprache befasst, die allerdings fast unmöglich zu erlernen ist.
Glücklicherweise sprechen die meisten Finnen Englisch! Aber fürs Erste ist es ein guter
Einstieg in ein fremdes Land. Tipp: Das Buch „Kulturschock Finnland“ gibt einige gute
Informationen und Lebensweisen der Finnen wider und hilft somit vorab einige kulturelle
Aspekte des Landes kennen zu lernen.
Des Weiteren sollte entweder eine Europäische Krankenkassenkarte beantragt werden
oder eine Auslandsreisekrankenversicherung abgeschlossen werden, um Schwierigkeiten
bei eventuellen Arztbesuchen zu vermeiden.
Als deutscher Staatsbürger ist ein Personalausweis in Finnland ausreichend, allerdings
braucht man für St. Petersburg (Russland) einen Personalausweis und vor allem ein
Visum, ohne Visum bekommt man keine Einreisegenehmigung. Für die Länder Lettland
und Estland ist es ohne weiteres möglich mit Personalausweis einzureisen, da diese
Länder mittlerweile der Europäischen Union angehören, hier kann allerdings noch nicht
mit dem Euro bezahlt werden kann.
Ansonsten sollte man warme Kleidung für den Winter mitnehmen, denn da kann es mal
gerne in Lahti bis zu ca. minus 13°C kalt werden, es soll auch hier schon mal bis zu
minus 30°C kalt geworden sein. Also wichtig sind Handschuhe, Mütze, Schal, diverse
Unterziehsachen und vor allem warme, wasserfeste Schuhe.
_Anreise
Nachdem ich mein Projekt frühzeitig in Hannover beendet hatte, kam ich Mitte Januar in
Helsinki-Vantaa an. Der eigentliche Semesterbeginn in Lahti war bereits am 07.Januar
2008. Für mich war es kein Problem eine Woche später in das Austauschprogramm
einzusteigen.
Nachdem ich vom Flughafen in Helsinki mit dem Bus ca. 1 Stunde nach Lahti gefahren
bin, hat mich meine Tutorin freundlich empfangen und mit zu sich nach Hause
genommen.
Mein Zimmer wurde von dem Designinstitut in Lahti organisiert, allerdings ist momentan
das Problem mit den Oppilastalo (sie verwalten die Unterkünfte), dass einige Zimmer
unmöbliert sind. Ich hatte leider bis auf einen Schrank ebenfalls keine Möbel, somit habe
ich die ersten drei Nächte bei meiner Tutorin übernachtet. Wie die Möblierung im
nächsten Semester gehandhabt wird steht noch nicht fest.
Nachdem ich mir einige Möbel von einem Flohmarkt organisiert habe, bin ich samt
Matratze und Gepäck in einem Appartement in Kiveriö gezogen. Die Appartements sind
meiner Meinung nach vollkommen ausreichend für ein Semester. Ich habe dort
zusammen mit zwei anderen deutschen Austauschstudenten gewohnt. Von dort bis zur
Fachhochschule sind es ca. 15 min zu Fuß. Ich kann somit empfehlen nach Kiveriö oder
nach Paavola zu ziehen, da diese sehr nah an dem Designinstitut sind und nur ca. 20 min
vom Stadtzentrum entfernt. Mukkula ist ca. eine Stunde Fußweg vom Designinstitut
entfernt, allerdings finden da die meisten Studentenpartys statt und im Sommer ist es an
dem nahe gelegenen Campingplatz am See sehr schön. Die Zimmerpreise liegen bei
210,00 Euro monatlich inklusive Strom, Wasser, Gas und Internet und nicht zu vergessen,
natürlich die Sauna, die sich so gut wie in jedem Gebäude in Finnland befindet.
_Fachhochschule
Mein erster Tag an der Fachhochschule „Lahti University of Applied Sciences“ Fachbereich
Design, war sehr angenehm, da mich meine Tutorin zur Fachhochschule begleitet hat und
ich freundlich von Heikki Saros, dem International Coordinator, empfangen wurde. Er hat
mich durch die Fachhochschule geführt und mich direkt mit anderen Austauschstudenten
bekannt gemacht. In diesem Semester waren ungefähr 25 Austauschstudenten aus ganz
Europa und den USA an der Fakultät.
An dem Designinstitut werden Studienprogramme angeboten wie Schmuck- und
Objektdesign, Modedesign, Möbeldesign, Industriedesign, Innenarchitektur,
Verpackungsdesign und Grafik. Für die Austauschstudenten ist es auch möglich an
übergreifenden Kursen teilzunehmen, wie zum Beispiel Skulptur, Möbeldesign, Siebdruck
usw. Die meisten Dozenten sprechen Englisch, doch leider werden einige Kurse auf
Finnisch gehalten, sodass nur dem praktischen Teil gefolgt werden kann. Aber es lässt
sich arrangieren, dass trotzdem die gestellte Aufgabe, sofern ein praktischer Teil besteht,
erarbeitet werden kann. Die Räumlichkeiten der gesamten Fachhochschule sind sehr
großzügig gehalten, sodass jeder Student die Möglichkeit hat frei zu arbeiten.
Ausgezeichnet sind zum Beispiel die Holz- und Metallwerkstatt, genauso wie die
Schmuck- und Objektdesignabteilung. Außerdem verfügt die Fachhochschule über
dutzende von PC´s und MAC´s, sodass auch hier jeder seinen Platz finden kann. Kopierer
und Scanner können ebenfalls an der Fachhochschule genutzt werden. Ferner ist es dort
möglich diverse Materialien zu kaufen. Ansonsten gibt es kleine Läden in der Stadt um
zum Beispiel Kappa-Pappe für Modellbau zu kaufen, diese ist dort allerdings ein wenig
teurer.
Es können auch andere Fakultäten in Anspruch genommen werden wie zum Beispiel die
Kunstfachhochschule, in der unter anderem Siebdruck oder aber auch Radierung
angeboten werden.
Außerdem wird „Survival finish“ angeboten, sodass jeder ein bisschen Finnisch lernen
kann um zum Beispiel besser im Supermarkt zurechtzukommen oder einfach nur ein
wenig mit der Sprache vertraut zu werden.
_Freizeit
Lahti hat, mit seinen knapp 100.000 Einwohnern, einiges zu bieten, sowohl im Sommer
als auch im Winter. Die Kirche von Alva Aalto, sowie die Sibeliustalo-Konzerthalle oder
aber auch das Skisprungschanzenzentrum. Im Sommer sollte man unbedingt die
Sonnenuntergänge am Vesijärvi-See genießen oder im Winter nach Messilä fahren um
Wintersport, wie Snowboarden oder Ski fahren zu betreiben.
Die Stadt Helsinki, die Hauptstadt von Finnland, mit nur 550.000 Einwohnern, ist mit
dem Bus oder der Bahn direkt von Lahti in das Stadtzentrum Helsinkis zu erreichen. Hier
gibt es zahlreiche Museen, Kulturzentren und natürlich auch für das Nachtleben gute Bars
und Clubs. Vor allem sollte das „Vappu“-Fest am 01.Mai besucht werden, sofern man ein
Sommersemester anstrebt. Dieses Fest gilt als eines der Größten für hauptsächlich junge
Menschen und Studenten in Finnland.
Mein schönstes Erlebnis war ein Kurztrip nach Lappland. Dort bin ich zusammen mit
Austauschstudenten für eine Woche mit Bahn und Bus hingefahren, vorbei an unzähligen
Wäldern und Seen, die zahlreich in Finnland vorhanden sind. Wer das „wahre“ Lappland
kennen lernen möchte, sowie die pure Einsamkeit oder die Ursprünge der Samen
(Lapplandbewohner) folgen möchte, der sollte bis nach Inari fahren. Dort war es uns
sogar möglich nachts bei minus 29°C die Nordlichter zu bewundern, die einfach
unbeschreiblich waren.
Ebenfalls ist ein Trip nach Riga (Lettland) und Tallinn (Estland) empfehlenswert, leider
war mir das Visum für St. Petersburg zu teuer, welches allerdings eine sehr interessante
und schöne Stadt sein soll. Für Stockholm (Schweden), sollte man sich über Angebote im
Reisebüro informieren, da es ansonsten mit der Fähre teuer werden kann.
Insgesamt ist Finnland sehr teuer, vor allem was die Nahrungsmittel und den Alkohol
angehen, da sollte man ca. 50% draufrechnen. Ich bin im Monat mit ca. 600,00 € 700,00 € ausgekommen. Für längere Reisen wäre es empfehlenswert sich ein wenig
Erspartes zurückzulegen. Die Erasmus Förderung unterstützt die Studenten mit ca.
100,00 € bis 150,00 € pro Monat.
Das Reisen mit Bus und Bahn ist sehr angenehm, da man mit dem finnischen
Studententicket 50% Preisersparnis bekommt.
_Fazit
Mir hat der Studienaufenthalt in Lahti sehr gut gefallen. Ich habe viele internationale
Freunde und Menschen kennen gelernt sowie einige neue Designprojekte zum Beispiel
von dem Designinstitut in Lahti. Hier vor allem die Möbeldesignern oder
Verpackungsdesignern aber auch von den Fotographen und Produktdesignern, sehr
interessante und gute Ergebnisse. Leider muss ich sagen, dass ich für den
Innenarchitekturbereich eher weniger gelernt habe, bzw. ich mir meine Projekte so gut
wie alleine erarbeitet habe, da auch hier die Vorlesungen überwiegend auf Finnisch waren.
Im Großen und Ganzen ist es sehr empfehlenswert einen Auslandsaufenthalt während
des Studiums zu absolvieren, da man einiges dazu lernt und selbständiger wird.
Insbesondere ist es einfach toll, mit neuen Menschen in Kontakt zu treten und auch
wissenswertes über ihr Land zu erfahren bzw. wie sie dort im Studium arbeiten.