Reise-Tagebuch zusammengestellt, das hier nachgelesen werden

Transcrição

Reise-Tagebuch zusammengestellt, das hier nachgelesen werden
DEUTSCH-ISRAELISCHE BEGEGNUNG
04.-18.10.2015
Gruppe aus Wiehl in Jokneam / Israel
Programm
Begegnungsreise Wiehl / Jokneam - 04.-18.08.2015
Sonntag, 04.10.15
07:50 Uhr
13:30 Uhr
19:00 Uhr
21:00 Uhr
Treffpunkt Bahnhof Wiehl
Flug ab Düsseldorf
an Tel Aviv
Ankunft in Jokneam
Abholung durch die Gastfamilien
Montag, 05.10.15
19:30 Uhr
Programm mit den Familien
Simchat Thora
Dienstag, 06.10.15
09:15 Uhr
09:30 Uhr
18:00 Uhr
Treffen am Rathaus
Empfang durch den Bürgermeister
Informationen über Jokneam / Rundfahrt Jokneam
Tel Yoqne’am / Besichtigung Fa. Osem
Haifa, Nesher-Park
Ankunft in Jokneam
Mittwoch, 07.10.15
08:00 Uhr
17:00 Uhr
19:00 Uhr
23:00 Uhr
Abfahrt in Yoqne‘am
Mount Tavor / Nazareth / Kana
Beth Lechem, Galiläa, Dorf der Templergesellschaft, Kolonie von Haifa
Templersiedlung Waldheim
Ankunft in Yoqne‘am
Fahrt nach Haifa – Essen mit den Familien im deutschen Viertel
zurück in Yoqne‘am
Donnerstag, 08.10.15
08:00 Uhr
Galiläa
18:00 Uhr
Abfahrt in Jokneam
Taufstelle Yardenit
Magdala
Museum Ginnosar, Bootsfahrt auf dem See
Genezareth
Kapernaum / Berg der Seligpreisungen
Ankunft in Jokneam
2
Freitag, 09.10.15
08:00 Uhr
16:00 Uhr
Abfahrt in Yoqne‘am
Mansion of Bahji
Akko: Film und Besichtigung der Kreuzfahrerstadt
Bazar / Tunnel
Essen in Nes Ammim
Vorstellung des Dorfes Nes Ammim und Führung durch das Dorf
Ankunft in Yoqne‘am
Samstag, 10.10.15
Zur freien Verfügung – gemeinsam mit den Gastfamilien
Sonntag, 11.10.15
08:00 Uhr
17:15 Uhr
19:30 Uhr
Abfahrt in Jokneam
Beth Alpha / Beth She‘an / Baden in Gan Hashlosha (Sahne)
Ankunft in Jokneam
Party bei Yoram und Magi Ohana
Montag, 12.10.15
08:00 Uhr
18:45 Uhr
Abfahrt in Yoqne‘am
Caesarea mit Amphitheater und der römischen Wasserleitung
Tel Aviv, Jaffa
Ankunft in Jokneam
Dienstag, 13.10.15
06:00 Uhr
19:45 Uhr
Abfahrt in Yoqne‘am
Qasr El Yahud, Taufstelle am Jordan
Kurze Wanderung in En Gedi
Massada
Mittagessen in En Boqeq, Baden im Toten Meer
Ankunft in Yoqne‘am
Mittwoch, 14.10.15
08:00 Uhr
16:15 Uhr
19:00 Uhr
Abfahrt in Yoqne‘am
Lohame Hagetaot: Museum der Warschauer Ghettokämpfer
Museum des Deutschsprachigen Judentums Tefen
Nahariyya
Ankunft in Yoqne‘am
Abschiedsparty
3
Donnerstag, 15.10.15
08:00 Uhr
17:30 Uhr
19:15 Uhr
Freitag, 16.10.15
09:00 Uhr
Samstag, 17.10.15
09:00 Uhr
19:15 Uhr
22:00 Uhr
Sonntag, 18.10.15
09:00 Uhr
11:00 Uhr
12:00 Uhr
15:00 Uhr
15:40 Uhr
19:30 Uhr
22:50 Uhr
24:00 Uhr
01:30 Uhr
Abfahrt in Yoqne‘am
Mittagessen in Yad Vashem
Führung in Yad Vashem
Denkmal der Kinder / Tal der Gemeinden
Mea Shearim / Oberstes Gericht / Knesset / Menorah
Fahrt nach Abu Gosh
Ankunft in Abu Gosh (arabisches Dorf bei Jerusalem)
Fahrt zur Haas-Promenade
Übernachtung in Abu Gosh, Kiriat Yearim
Notre Dame Arche
D‘alliance, Sister of St.
Joseph1, Rehov Notre
Dame
00972-2-5342818
[email protected]
Abfahrt in Abu Gosh
Jerusalem: Zionsberg mit Davidsgrab, Saal des letzten Abendmahls
Dormitiokirche, Zionstor: Aramäisches Viertel, Jüd. Viertel mit Kardo
Klagemauer / Grabeskirche / Dachterrasse / Bazar / Jaffator / Haaspromenade
Blick auf Bethlehem und Beth Jala
Abendessen in Kiriat Yearim
Abfahrt in Abu Gosh: Kreuzfahrerkirche, Emmaus
En Kerem, eine antike Stadt innerhalb der heutigen Stadtgrenzen Jerusalems.
Besuch der Marienquelle und der Kirche des heiligen Johannes des Täufers
Scroll of Fire Monument / Bet Guvrin-Maresha National Park
Fahrt nach Tel Aviv - Abend im Viertel Sarona - Sarona war eine deutsche
Templer-Kolonie in Israel, deren Gebiet jetzt zur Stadt Tel Aviv-Jaffa gehört.
Rückfahrt nach Abu Gosh
Frühstück
Abfahrt in Abu Gosh
Tel Aviv: Zeit zur freien Verfügung
Fahrt zum Flughafen Lod
an Tel Aviv, Flughafen Lod
Flug ab Tel Aviv
Ankunft Flughafen Düsseldorf
Transfer nach Wiehl
Ankunft in Wiehl
4
Flug-Nr. AB 8385
Sonntag – 04.10.15
„Was lange währt, wird endlich gut…“
Fünf lange Jahre gingen ins Land, bis sich erneut eine Wiehler Gruppe zu einer deutsch-israelischen
Begegnung auf den Weg machte. Der für 2014 geplante Besuch musste aufgrund der politischen
Situation kurzfristig abgesagt werden.
Vorbereitet durch drei vorausgegangene Informationsabende (zusätzlich mental und sensorisch gut
eingestimmt durch einen gemeinsamen israelischen Kochevent und einen Verkostungsabend mit
israelischen Weinen) waren die Vorfreude und die Erwartungshaltung der 23 Reiseteilnehmer
entsprechend hoch ausgeprägt.
Kurz vor 8 Uhr fand sich die Gruppe am Wiehler ZOB (zentraler Omnibusbahnhof) ein.
Nach der Verabschiedung durch Familienmitglieder und weitere zu Transportdiensten herangezogenen
Personen startete der Bus der Firma Steinhausen zum Flughafen nach Düsseldorf. Gerhard Hermann
begrüßte während des Bustransfers die Teilnehmer und erläuterte die Programmplanung für den ersten
und für den letzten Reisetag. Danach verlas er folgenden Reisesegen:
Guter Gott
Du hast Abraham und Sarah
auf ihren Wegen behütet.
Du hast die Kinder Israels
auf trockenem Pfad mitten durch das
Meer geführt.
Durch den Stern hast du den Weisen
aus dem Morgenland
den Weg zu Christus gezeigt.
Geleite auch uns auf allen Wegen.
Lass uns deine Gegenwart erfahren.
Lass uns neue Menschen und
Landschaften wahrnehmen
und ihnen mit Respekt begegnen.
Mehre unseren Glauben,
stärke unsere Hoffnung
und erneuere unsere Liebe.
Schütze uns vor Gefahren
und bewahre uns vor Unfällen.
Führe uns sicher ans Ziel unserer Reisen,
gewähre uns Momente des Glücks
und lass uns reich beschenkt heimkehren.
Darum bitten wir dich durch Christus Jesus,
der uns zu Schwestern und Brüdern macht.
09:15 Uhr war der Flughafen Düsseldorf erreicht. Das Einchecken und die Gepäckaufgabe erfolgten
reibungslos. Eine Kaffeepause ließ sich problemlos einlegen. Um 13:35 Uhr startete der Airbus verspätet
nach Tel Aviv. Der Komfort an Bord der AirBerlin war „überschaubar“; Verpflegung und Service, vor allem
aber die Toiletten-Situation mehr als gewöhnungsbedürftig. Erfreulicherweise herrschten optimale
Flugbedingungen: ruhiges Flugwetter ohne erwähnenswerte Turbulenzen.
5
Die Maschine landete um 18:40 Uhr in Tel Aviv auf dem Flughafen Ben Gurion. Die Zeit bis zur
Entgegennahme des Gepäcks nutzten die Reisenden für einen ersten Geldumtausch.
In der Flughafenhalle warteten bereits der
israelische Organisator des Städteaustausches
Shalom Kazir und zwei weitere israelische
Gastgeber auf die Gäste aus Deutschland.
Der Busfahrer Nasir – einigen bereits von
vorausgegangenen Israelreisen bekannt –
stellte sich vor. Um 19:45 Uhr war das Einladen
von Koffern und sonstigen Gepäckstücken
abgeschlossen, und der Bus rollte Richtung
Jokneam.
Die Dunkelheit war bereits eingebrochen, so dass die Gruppe auf der gut einstündigen Fahrt zum Zielort
von der sie durchfahrenden Gegend nicht viel erspähen konnte. In Jokneam erfolgte dann ein herzlicher
Empfang durch die gastgebenden Familien. Die Zuordnung der Teilnehmer zu den jeweiligen Gastgebern
verlief zügig. Danach starteten alle zu den jeweiligen Wohnorten der Gastfamilien.
Meine Schwester Claudia und ich wurden von unserem Gastgeber Zeharia Awad, einem aus dem Jemen
stammenden Israeli, freundlich begrüßt und zu seinem Haus chauffiert. Dort erwarteten uns bereits seine
Frau Rachel und die erwachsenen Töchter Raaya und Ruth. Die dritte jung verheiratete Tochter Shimrit
hatte es sich nicht nehmen lassen, gemeinsam mit ihrem Ehemann aus der Nähe von Haifa anzureisen,
um die deutschen Gäste zu begrüßen.
Zur ersten Kontaktaufnahme gehörte das sich gegenseitig namentliche Vorstellen und das Anbieten
eines Erfrischungsgetränkes. Die Verständigung geschah im jeweils verfügbaren Rahmen englischer
Sprachkompetenz - einem native speaker hätten vermutlich die Ohren geklingelt – Hauptsache, wir
verstanden uns gegenseitig!
Danach erfolgte die Verköstigung; wir aßen allerdings allein, was in der Gastfamilie mehr oder weniger
der Normalfall war. Auch in den Folgetagen sollte es nur wenige gemeinsame Mahlzeiten geben. Jedes
Familienmitglied aß zu individuellen Zeiten – für mich höchst ungewöhnlich.
Wir wurden zu unseren Zimmern geführt, die sonst von den Töchtern bewohnt werden. Die Betten waren
riesig, die Räume aber ziemlich klein und vollgestopft mit den persönlichen Dingen der jungen Frauen.
Außer einem kleinen leergeräumten Fach im Kleiderschrank gab es keine Aufbewahrungsmöglichkeiten
für Wäsche und Garderobe. Da galt es 10 Tage lang aus dem Koffer zu leben und mangels Kleiderhaken
oder sonstiger Aufhängevorrichtungen Bilderrahmen und Wand-TV zu zweckentfremden.
Glücklicherweise verfügten beide Schlafräume über eine Klimaanlage, und wir konnten ein eigenes Bad
nutzen. Nach dem Bezug der Zimmer haben wir noch mit der Gastfamilie vor der Haustür die kühler
werdende Luft genossen. Dabei erfuhren wir, dass Zeharia heute Geburtstag hatte. Zu später Stunde
wurden Kaffee und Geburtstagstorte serviert - und gemeinsam verzehrt.
Gegen Mitternacht verabschiedeten wir uns – seit 5 Uhr morgens waren wir auf den Beinen. Die
Klimaanlage hatte inzwischen die Schlafräume heruntergekühlt, aber an Einschlafen war lange nicht zu
denken: Der Kaffee zum Geburtstagskuchen wirkte noch lange nach!
Karla Gaisbauer
6
Montag – 05.10.15
Heute ist unser erster voller Tag in Jokneam. Dieser Tag ist ein Feiertag in Israel namens Simchat Tora,
das bedeutet „Freude der Lehre“ und ist das Schlussfest zum Laubhüttenfest. An diesem Tag wird das
letzte Kapitel aus dem fünften Buch Mose gelesen und die Gläubigen treffen sich in der Synagoge und
singen und tanzen ausgelassen um die Thora-Rollen.
Heute besteht kein offizielles Gruppenprogramm und der Tag wird individuell von den einzelnen
Gastfamilien gestaltet, aus diesem Grund können wir nur von unseren eigenen Tageserlebnissen
berichten.
Nach einem faulen Vormittag, an dem wir uns von den „Reisestrapazen“ erholt haben, kommt Yoram aus
der nahegelegenen Synagoge und wir müssen sofort wieder „harte Arbeit“ verrichten: Um einen festlich
gedeckten Tisch versammeln sich die Familie, sowie Magis Bruder mit Familie und wir, um in den
nächsten anderthalb Stunden ein opulentes Festmahl einzunehmen.
Danach fährt uns Shalom nach Kiryat Tivon zu David Tzur und seiner Frau Metuka.
David Tzur ist ein israelischer Maler, den wir im vergangenen Jahr mit seiner Frau
anlässlich einer Ausstellung in Wiehl kennen – und schätzen gelernt haben. Hier
treffen wir auf Iris, Gerhard und Tova, und wir verbringen zu siebt einen
wunderschönen und fröhlichen Nachmittag bei guten Gesprächen, Kaffee, Kuchen
und eisgekühltem Martini. Beim Abschied versichern wir uns gegenseitig, dass die
heutige Begegnung nicht die letzte sein darf!
Anschließend werden wir von Tova wieder bei Yoram abgesetzt.
Am Abend um 19.30 Uhr fahren wir mit Magi, Yoram und David
zu einem stadionähnlichen Platz in Jokneam, an dem die
zentralen Feierlichkeiten zu Simchat Thora stattfinden. Zu
diesem Fest kommt unsere ganze Gruppe mit ihren jeweiligen
Gastfamilien. Eingeleitet wird die Feier mit Reden der
verschiedenen Rabbiner, Vertretern der Verwaltung sowie durch
Simon Alfassi. Wir erleben ein fröhliches jüdisches Fest, das uns
allerdings etwas fremdartig anmutet, da wir Zusammenhänge
und Abläufe nicht verstehen können. Für uns ungewöhnlich ist u.
a., dass alle Männer mit den Thora-Rollen im Hauptzelt um den Tisch tanzen, Frauen und Mädchen sich
aber nebenan in einem anderen Zelt vergnügen.
Nach ca. zwei Stunden verlassen wir mit unserer
Gastfamilie das Fest und fahren – für uns überraschend
– zu Edit und Mordi Dhan bei denen Rosi und Heinz
wohnen.
Bei kühlen Getränken und diversen Leckereien lassen wir
hier den Tag ausklingen. Joram und Mordi planen dabei
noch den gemeinsamen Abend in Haifa am 7.10.2015.
Wir hatten einen wunderschönen ersten Tag in Jokneam!
Waltraud und Ali Ruland
7
Dienstag - 06.10.2015
Nach unserer Ankunft in Yoqneam am späten Sonntagabend verbrachten wir den
darauffolgenden Montag in unseren Gastfamilien. Meine Gastgeber, Ada und
Shmuel Teper mit Tochter Henn und Schwiegersohn Sharon, fuhren mit mir
nach Muhraka, der Opferstätte des Propheten Elias im nahe gelegenen
Karmelgebirge. Hier bot sich zunächst ein schöner Ausblick auf die JesreelEbene. An dieser Stelle soll der Prophet Elias gegen Isebel, die Tochter des
Königs von Tyrus, und ihren Gatten Achab erhoben haben, um den Abfall des
Volkes von Jahwe zu verhindern.
Anschließend ging es nach Haifa. Nach
einem atemberaubendem Mittagessen in
einem arabischen Lokal (man soll sich nicht an den
Vorspeisen satt essen) folgte ein erster Besuch in Haifa, der größten
israelischen Hafenstadt. Highlight: Fahrt mit der Kabinenbahn vom Meer
mit Blick auf die Bahá’i-Gärten und die Stadt.
Nun aber zum Ablauf vom Dienstag. Als Erstes steht der Empfang bei
Bürgermeister Simon Alfasi im Rathaus von Yoqneam auf dem Programm,
gemeinsam mit den Gastfamilien. Nach der Vorstellung aller
Gruppenteilnehmer und der Gastgeber begrüßt uns Simon Alfasi im sehr
gut gekühlten Ratssaal und gibt zunächst einen kurzen Überblick über die
Entwicklung von Yoqneam. Die erste Gruppe aus Wiehl besuchte Israel
vor 43 Jahren, im Jahr des Jom-Kippur-Krieges. Er weist auf die
Wichtigkeit der Kontakte zwischen den Menschen hin, um die Kultur und das Leben der Menschen in den
Familien kennen zu lernen. Im nächsten Jahr wird das 25-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft
zwischen Wiehl und Yoqneam begangen. In diesem Zusammenhang erwähnt er die Verdienste der
beiden Wiehler Bürgermeister Wilfried Bergerhoff und Werner Becker-Blonigen beim Zustandekommen
der Partnerschaft und diese mit Leben zu füllen.
Zur Geschichte von Yoqneam: es begann mit einem Zeltlager bereits vor der Gründung Israels, bis zum
Jahre 1985 betrug die Einwohnerzahl 5000 Einwohner, heute sind es 23.000. In den nächsten Jahren soll
die Stadt um weitere 1000 Wohnungen und 4000 Menschen wachsen. 40% der Einwohner sind jünger
als 20 Jahre, 35% sind zwischen 21 und 40 Jahren alt. Insgesamt sind also 75% der Bevölkerung von
Yoqneam nicht älter als 40 Jahre – bemerkenswert. Mit den im Stadtgebiet lebenden Arabern und Drusen
bestehen in Schulen und über den Sport gute Kontakte. Mittlerweile haben sich über 100 HightechFirmen in Yoqneam angesiedelt.
Gerhard Hermann bedankt sich zunächst bei den Gastfamilien und allen Verantwortlichen.
Es ist die erste Besuchergruppe seit fünf Jahren, er selbst kommt seit 35 Jahren nach
Israel. Er richtet Grüße von Bürgermeister Werner Becker-Blonigen, sowie von Rat und
Verwaltung der Stadt Wiehl aus und überreicht ein 8.5 kg schweres Gastgeschenk,
einen Kristallblock mit den Figuren vom Jokneam-Platz in Wiehl.
Anschließend fahren wir zum Tel Yoqneam, wo
Ausgrabungen uns Informationen über die
Geschichte der Stadt geben. Außerdem hat man
vom Hügel eine gute Aussicht auf Yoqneam.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen im „MAXIMO“ geht es zur
Betriebsbesichtigung der Firma osem. osem produziert in insgesamt
11 Betrieben weltweit verschiedenste Sorten von Kuchen, Gebäck
und Chips, die man u. a. auch in Deutschland erwerben kann. Ein
sehr informativer Rundgang, wobei auch das Probieren der produzierten Waren nicht zu kurz kommt. Und
zum Abschluss bekommt jeder Teilnehmer eine dicke Tüte mit Gebäck und Chips. Nicht zu vergessen die
8
knallrote Schutzkleidung, sehr kleidsam. Hat sich jemand – glaube ich - für Karneval mit nach Hause
genommen.
Als Nächstes stehen eine Fahrt und ein kleiner Rundgang durch ein
Naturschutzgebiet bei Haifa an, wo wir in einem Kiefernwald zwei
Hängebrücken bewundern und überqueren.
Den Abschluss unseres ersten gemeinsamen Tages bildet eine kleine
Rundfahrt durch das abendliche Haifa.
Ein eindrucksvoller erster Tag geht zu Ende. Wie an vielen Tagen gibt es
auch heute ein Treffen mit einigen Gruppenteilnehmern und Gastfamilien,
eine gute Gelegenheit, sich und weitere Gastfamilien besser kennenzulernen. Außerdem bieten diese
abendlichen Runden die Möglichkeit zu interessanten Gesprächen mit unseren israelischen Freunden.
Jürgen Grafflage
Mittwoch - 07.10.2015 - 22° Celsius / bedeckt
Das kann ja nicht gut gehen. Also hat uns der oberbergische Regen doch eingeholt! Noch kurz vor
Mitternacht hatten wir in geselliger Runde in der lauen Abendluft gesessen, aber als wir dann im Bett
lagen hörten wir es schon draußen rauschen. So ein heftiger Niederschlag erfolgt sonst üblicherweise nur
im Winter, aber wo wir schon einmal hier sind... Israel hat sich folglich heute Morgen schön gemacht für
uns. Die Kehrmaschine reinigt die Straßen vom Staub des Sommers und am Horizont lacht die Sonne
über einem blauen Himmel. Es verspricht wieder ein strahlender Tag zu werden:
Mount Tavor – Nazareth – Kana
Zum Frühstück hat der Chef unseres Gastgebers seinen Angestellten noch ein WhatsApp gesandt: „Fahrt
vorsichtig - die Straßen sind nass und achtet auf Eure Scheibenwischer“. Aber bitte, was geht uns das
an??? Stattdessen die Frage aller Fragen: Was sollen wir bloß anziehen? Unsere Gasteltern raten uns
eine Jacke mitzunehmen!? Nein, doch nicht bei diesem Sommerwetter.
Im Reisebus stimmt unser israelischer Reiseführer Doron (zu deutsch: Theodor) uns auf den heutigen
Tag ein: „Wasser wird zu Wein.“ Und unser Sprachkurs heute: Boker tov = Guten Morgen und BKak =
Verkehrsstau (dies wird dabei auch bildlich vorgeführt). Auf der Fahrt über die Route 66 passieren wir
Armagedon – Wikipedia: Harmagedon, den Ort der endzeitlichen Entscheidungsschlacht in der
Offenbarung des Johannes. Das ist doch wohl hoffentlich kein Zeichen für unseren heutigen Tag? Aus der
Ferne sehen wir schon über die Ebene Israel (Jesreelebene = auch haEmek/das Tal genannt) hinweg
unser Ziel. Wir fahren an Afula (morgen wird es hier erneut einen Messerangriff auf Israelis geben)
vorbei. Vor rund 100 Jahren plante hier der Architekt Richard Kaufmann, beauftragt von der American
Zion Commonwealth Ltd. die Stadt zur Hauptstadt Israels und der Israelebene zu machen. Er entwarf
9
große Prachtstraßen, aber die Immigranten zogen lieber nach Haifa, direkt ans Meer. So entstand der
Name für Afula: Das Loch von Israel
Mount Tabor – Berg der Verklärung / Nabel der Welt - Lukas
9, 28
Die erste Kirche stammt aus der byzantinischen Zeit – später
stand hier eine Kreuzfahrerkirche. Die heutige Kirche aus den
1920er Jahren bietet auch uns einen Schutz – Schutz vor dem
Regen der jetzt einsetzt. Seit sechs Monaten hat es nicht
mehr geregnet, aber jetzt dafür umso mehr.
Zuerst stehen wir noch im Innenhof,
unter Bäumen, aber schon bald dringt der Regen durch das Blätterdach und
nass bis auf die Haut laufen wir in einen Souvenirshop. Der Inhaber hat Kaffee
für uns und zeigt einen Film über die Wallfahrt auf den Berg - in deutscher
Sprache! Unser Sprachkurs wird jetzt erweitert: Geshem = Regen - Shemesh =
Sonne. So nass wie heute werden wir auf der ganzen Fahrt nicht mehr
werden!
Nazareth - Gabrielskirche und Verkündigungskirche
Die Gabrielskirche ist über dem Brunnen der Verkündung erbaut. Hier erschien der
Engel der Jungfrau Maria, um ihr die frohe Botschaft der Schwangerschaft zu
verkünden.
Lukas 1, 30-36
Aber auch die Verkündigungsbasilika, die wir anschließend besuchen, soll sich an
der Stelle der Verkündigung befinden. Zuvor betrachten wir noch im Hof das Mosaik
der Deutschen Madonna mit zwei (!) Kindern - ein Sinnbild für das ehemals geteilte
Deutschland. Über den Basar gehen wir zu einem orientalischen Mittagessen und fahren
danach weiter nach Kana.
Kana - Straße der Kirchen und Hochzeitskirche.
Jesus verwandelt Wasser in Wein - Joh. 2, 1-12
Bethlehem of Galiläa und Waldheim - In einer der von den
letzten deutschen Templern gegründeten Siedlung besuchen wir
das Haus des Volkes, das dortige Holocaust Mahnmal und sehen an einem Haus den kunstvoll
gestalteten Garten und in Waldheim die Kirche.
Und wie um einen neuen Bund mit uns zu schließen
betrachten wir auf der Heimfahrt noch einen Regenbogen.
Aber, das war noch nicht alles. Noch einmal treffen wir uns am
Abend und fahren mit unseren Gastgebern zu einem
gemeinsamen Essen in Haifa und sehen dann bei abendlicher
Beleuchtung die Hängenden Gärten der Bahai.
Dirk und Steffi Dannenberg
10
Donnerstag - 08.10.2015
Pünktlich um 8:00 Uhr morgens trafen wir uns, um einen neuen Tag mit weiteren Entdeckungen und
Erfahrungen zu beginnen. Heute ging es Richtung Osten und die erste Station war ein Aussichtspunkt,
der uns mit einem wundervollen Blick auf den See Genezareth erwartete. Der See Genezareth lautet im
hebräischen Sprachgebrauch „Yam Kinneret“, welches
nicht, wie ursprünglich gedacht auf die Form des Sees
zurückzuführen ist, sondern auf die Bäume, die die Ufer
ringsum säumen („Kinneret“ bedeutet nämlich „Harfe“
und so dachte man, damit sei der Umriss des Sees
gemeint). Erstaunlicherweise liegt der See 210 Meter
unter dem Meeresspiegel und belegt damit den Platz
Eins in der Kategorie „Tiefster Süßwassersee auf der
Welt“.
Weiter ging es zu dem Pilgerort „Yardenit“, der zwar, historisch gesehen, nicht die Taufstelle von Jesus
Christus abbildet, aber dennoch als Anlaufstelle vieler gläubiger Menschen von der ganzen Welt genutzt
wird. Die unzähligen Tafeln mit der entsprechenden Bibelstelle (Markus 1,9-11) zeugen davon. Wie auch
an den anderen Orten, die sich in den alt- oder neutestamentlichen Schriften wiederfinden, wurden diese
entsprechend verlesen. Die Pilgerstätte wurde ursprünglich von einer baptistischen Gemeinde angelegt.
Das palmengeschmückte Ufer, die schon heiße Luft und der noch anstehende Andrang weiterer
BesucherInnen, verlockte einige von uns, mit den Füßen in den Jordan zu tauchen.
Eine vorherige Abstimmung ergab, dass wir statt eines Nationalparks die relativ neue Ausgrabungsstätte
in Migdal („Magdala“) besichtigten, die sich am Fuße des Berges Arbel befindet. Bisher freigelegt sind ein
Dorf und eine Synagoge aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. Beeindruckend waren unter anderem die noch
gut erhaltenen Räume und religiösen Zeugnisse, z.B.
eine Mikwe (jüdisches Ritualbad) oder die Originalfarben
der Synagoge. Hinter den archäologischen
Ausgrabungen befindet sich ein neu gebautes, rundes
Gebäude mit der Inschrift „DUC IN ALTUM“, welches
wörtlich mit „Geh hinaus, fahr hinaus ins Tiefe“ übersetzt
werden kann. In dem Gebäude, welches expliz it nicht als
Kirche gebaut wurde, konnten verschiedene Mosaikbilder
betrachtet werden, die die Wunder Jesu abbilden. Die
beeindruckende Akustik kam anhand eines selbstgesungenen Liedes zum Ausdruck. Herumgeführt
wurden wir von einem, der baptistischen Gemeinde angehörenden, deutschen Schwaben, der seinen
charismatischen Ansatz von Religion stets in den Vordergrund rückte.
Weiter ging es zum „Yigal Allon Centre“, in dem unter anderem ein
zweitausend Jahre altes Boot ausgestellt ist, welches in den 1980er
Jahren entdeckt, unter großem Aufwand geborgen und restauriert
wurde. Das Boot gibt einen realitätsnahen Eindruck in die Baukunst aus
damaliger Zeit und kann als Exempel für ähnliche Boote gesehen werden, die die
ZeitgenossInnen von Jesus Christus verwendet haben.
Mit einem moderneren und vor allem komfortableren Boot fuhren wir anschließend über den See, um uns
am anderen Ufer im Kibbuz „En Gev“ mit Petrusfisch und Co. zu stärken. Die Fahrt war eine optimale
Auszeit, in der wir die vergangene Zeit Revue passieren ließen. Die frische Luft und die Sonne bei einem
imposanten Ausblick auf das Nord- und Ostufer des Sees, inklusive den Ausläufern der Golanhöhen,
gleichermaßen zu genießen, sorgte für einen wundervollen Erholungsmoment.
11
Mit dem Bus ging es am überwiegend grünen Ostufer
des Sees entlang nach Kapernaum („Kfar Nahum“). Der
Ort wurde im 2. Jahrhundert v. Chr. gegründet und
obwohl Jesus Christus dort sehr wahrscheinlich selbst
nicht gelebt hat, so kann dennoch davon ausgegangen
werden, dass er in der lokalen Synagoge gebetet und
einige seiner Jünger berufen hat. Erneut waren die noch
gut erhaltene Synagoge und die Dorfruinen Anlass zum
Staunen. Um das Jahr 450 n. Chr. wurde über dem
(angenommenen) Hause Petri eine achteckige Kirche zu dessen Ehren errichtet, auf deren Grundmauern
in den 1980er Jahren eine – nach damaligem Ästhetikverständis – neue Kirche gebaut wurde.
Bevor es wieder zurück nach Yokne‘am ging, besuchten wir den „Berg der Seligpreisungen“, auf dem
Jesus Christus die Bergpredigt gehalten haben soll. Vor Ort besichtigten wir eine Kirche, die im Jahr 1937
auf die Anordnung des italienischen Diktators Mussolini von Antonio Barluzzi errichtet wurde. Die schöne,
mit Blumen und Palmen verzierte Gartenanlage bildete einen starken Kontrast zu den sich im Hintergrund
befindenden steinigen Bergen. Der erneute Ausblick auf den See Genezareth, dieses Mal im Licht der
warmen Nachmittagssonne, bildete einen wunderbaren Abschluss dieses abwechslungsreichen und
wieder einmal spannenden Tages.
Greta Lichtenstein
12
Freitag - 09.10.2015
Besuch des Bahá´i-Schreins, Akko und Nes Ammim
Abfahrt war um 8 Uhr am Treffpunkt. Neben dem Reiseführer Doron und unserem Busfahrer Nasir waren
Shalom, Yoram, Mordi und Meir aus Yoq´neam mit von der Partie. Bei angenehmen Temperaturen und
leichter Bewölkung ging es los Richtung Bahjí (Freude),
Nahe Akko, zum Schrein des Baha´ullahs (die Herrlichkeit
Gottes ), der in einem wunderschön angelegten Garten
gelegen ist. Bahá´u´llah, eigentlich Mírzá Husayn-Ali
(1817–1892), ist der Wegbereiter des Bahá´i – Glaubens.
Der aus Persien stammende Edelmann wurde aufgrund
seiner religiösen Ansichten ins Gefängnis geworfen und
später nach Akko verbannt, wo er in Gefangenschaft einige
Bücher geschrieben hat. Die Grundsätze des Bahá´iGlaubens sind Schönheit, Frieden und Freundschaft. Gebetet wird immer Richtung Bahjí (Akko). Auf
jedem Kontinent gibt es nur einen Tempel der Bahá´i (Europas ist in Deutschland), die größte Gemeinde
gibt es in Nordamerika. In Israel ist der Bahá´i-Glaube erlaubt, allerdings darf dort nicht missioniert
werden. Vor dem Betreten des Schreins müssen die Schuhe unter der Inschrift „ Zur Ehre Gottes“
ausgezogen werden. Der Schrein des Bahá´u´llah ist ein geschlossener Raum mit einem innenliegenden
Garten. Durch die obenliegenden Fenster ist der Schrein, trotz Teppichen und Wandbehängen, hell. Von
den um den Garten führenden Gang geht es in vier leere, mit Teppich ausgestatteten Räume. In einer
Nische gelegen ist eine Art Altar. Der einzige abgedunkelte Raum ist die Grabstätte des Baha´ullahs,
welcher mit Blumen und Kerzen geschmückt ist. Die junge Dame, die uns durch den Schrein geführt hat,
hat sich rückwärts von der Grabstätte, mit dem Blick zu ebendieser, wegbewegt. Die ganze Zeit durfte
nicht gesprochen werden.
Anschließend haben wir Akko, die seit ca. 4.400 Jahren
bekannte Hafenstadt, besucht. In einem Film wurde uns
die eindrucksvolle Entwicklung der Kreuzfahrerstadt
gezeigt. 1104 hat Balduin die wichtige Hafenstadt
erobert und die Johanniterfestung gebaut, wodurch Akko
zu einem Handelszentrum, z.B. für Zucker, wurde. Die in
der Zeit im gotischen Stil erbauten Krypta und Kreuzritterhallen sind wir durchlaufen. Diese Gebäude sind
von den johannitischen und französischen Königen, die
sich in der Führung abgewechselt haben, mit insgesamt 4 Lilien beeinflusst. Genutzt wurden diese
Räume allerdings nur für 150 Jahre. Über den Basar mit 10 minütigem Aufenthalt ging es zum und durch
den Templertunnel, der zur Umgehung der Steuern vom Hafen zur Templeranlage führt. Während des 3.
Kreuzzuges (1189 – 1192) war Akko die wichtigste
Hafenstadt. Zwischen dem 13. und dem 18. Jahrhundert wurde es ruhig um Akko. Die Moslems
eroberten die Stadt Akko, bauten dort Stadtmauern auf
und errichteten mit der El-Jazzar-Moschee den 3.
Heiligsten Platz für Moslems in Israel auf der alten
Kreuzfahrerkathedrale.
Anschließend ging es nach Nes Ammim (Zeichen für
die Völker, Jesaja 11,10), einem europäischen Dorf,
durch das wir von Esther, einer deutschen Volontärin, geführt wurden. Das Symbol besteht aus der
Verschmelzung von Getreide (Landwirtschaft) und Fisch (christliches Zeichen). In der ganzen Anlage gibt
es, bis auf den Fisch, nur ein Kreuz in der Schweizer Flagge auf dem Bus der ersten Bewohner. In den
späten 1950er Jahren wurde Nes Ammim von dem Niederländer Dr. Johan Pilon gegründet. Er wollte
einen Ort des Lernens und des Zurückgebens schaffen. Finanziert wurde der Kauf der Ländereien von
Geldern aus der ganzen Welt, die von einem Patienten (drusischer Scheich) seines Freundes Hans
13
Bernhard zur Verfügung gestellt wurden. Anfangs gab es Probleme mit den beiden angrenzenden
Dörfern (arabisch und jüdisch), weshalb die Bewohner keine Baugenehmigung erhalten haben und bis
1964 (Erhalt der Baugenehmigung) in einem Bus gewohnt haben. Das erste deutsche Ehepaar (Otto und
Erna Busse) durfte 1969 nur mit einer Ausnahme nach Israel ziehen, da sie als Widerstandskämpfer im 2.
Weltkrieg aktiv waren. Ab 1971 bekamen alle Deutschen die Erlaubnis dort zu wohnen. Erst 4 Jahre nach
der Gründung Nes Ammims kam der erste Rabbi zu Besuch. Spezialisiert hat sich Nes Ammim auf die
Rosenzucht sowie den Bau von Holztreppen, welches beides aufgegeben werden musste. 1970 wurde
das erste Gästehaus gegründet, 1982 eröffnete das Hotel. In Nes Ammim gibt es verschiedene Projekte
z.B. Sommercamps für Kinder, CLD (Center of Learning and Dialogue), Community Center für die
Volontäre und Study zum Kennenlernen das Judentums und des Landes. Alle dienen zur Möglichkeit der
Kommunikation zwischen Moslems, Juden und Christen. Aktuell sind 40 Volontäre aus ganz Europa dort,
zu den Hochzeiten waren es ca. 200. Die Volontäre betreuen die 72 Zimmer, tauschen sich in dem
House of Prayer and Study (Lern – und Bethaus) aus, hören Musik, besuchen Vorlesungen und
meditieren dort. Das Haus ist bewusst ohne irgendein religiöses Symbol gestaltet. Die Gebäude um Nes
Ammim sind in einer Anlage verteilt, in der 500 – 600 Pflanzenarten angepflanzt sind. In Israel gibt es ca
2.600 – 3.000 Arten. Mitten in einem Beet ist eine Glocke in einem Steinbogen als Herr-GrevelmeierDenkmal positioniert. Er hat 1942 einen Brief gegen die Judenverfolgung von der Kanzel gelesen. Die
darauffolgende Inhaftierung hat er überlebt. Die Bewohner haben nach einer israelischen Tradition einen
Kinderwald angelegt, nach der für jedes Neugeborene
der Anlage ein Baum im Jahr des Baumes gepflanzt
wird.
Den Freitagabend habe ich im Kreise der Familie bei
einem reichhaltigen Sabbatessen verbracht.
Spruch des Tages:
„Wenn wir zusammenbleiben, sind wir nicht allein!“
(Heinz)
Judith Otto
14
Samstag – 10.10.2015
Es ist Sabbat! Für uns heißt es ausschlafen. Die letzten fünf Tage waren sehr erlebnisreich, aber
anstrengend. Nach einem gemütlichen Frühstück in der Gastfamilie brechen wir zur einer Autotour in die
nähere Umgebung auf. Mit uns fahren Ety und Ingrid. Unterwegs treffen wir auf Karla und Claudia,
Stefanie und Dirk mit ihren Gastfamilien. Nach einer kurzen Autofahrt kommen wir am ersten Zielort, dem
Kloster Muhraka (auf Arabisch: "Dir el-Muhraka") auf dem Berg Kamel an, das seinen Bekanntheitsgrad
durch die Geschichte um Elias bekam. Seit 100 Jahren gehört das Kloster dem Karmeliterorden. Das
Kloster ist eine Anlage, die 474 m hoch liegt und jedem Besucher eine wunderschöne Sicht auf die
nähere Umgebung ermöglicht. Ein sonnenähnliches Gebilde ermöglicht dem Besucher, sich in der
Umgebung richtungweisend zu orientieren.
Die Kapelle des Klosters ist modernisiert. Das Besondere ist der Altar, der aus 12 Steinen besteht - im
Gedenken an die 12 Steine, die Elias gebrauchte, um einen Altar für Jahwe zu errichten und sein Opfer
zu bringen. Der Klostergarten lädt zur Ruhe und Besinnung ein. Viele Kakteen und einheimische
Gewürze erfreuen die Sinne.
Die Fahrt geht weiter und wir steigen in dem Ort Daliyat el Kamel aus, einem
Dorf, in dem viele Drusen (Angehörige einer vom Islam abgeleiteten
Religionsgemeinschaft, meistens Araber) leben. Reges Touristentreiben
kennzeichnet den Ort. Er war auch Ziel anderer Gruppenteilnehmer. Auf
dem Weg nach Haifa kamen wir an vielen kleinen Märkten, Olivenhainen und netten
Wohngegenden vorbei. Die Gegend nennt man wegen seiner Hügel auch „little Switserländ".
Das nächste Ziel war „Carmel fire ficturis" eine Gedenkstätte, die nach einer Feuersbrunst vor drei Jahren
zum Gedenken an die 45 Polizisten, die bei dem Feuer in einem Bus verbrannten, errichtet worden ist.
Karla und Claudia fuhren mit ihrer Gastfamilie in eine Galerie, „Ein Hod", ein Künstlerdorf, wo örtliche
Maler, Bildhauer, Töpfer und Holzschnitzer ihre Werke ausstellten.
Wir fuhren Richtung Haifa an den Badestrand, durch schmale fruchtbare Ebenen mit viel Obst- und
Auberginenanbau. Mit Stühlen und Picknicktaschen gingen wir zum Strand und suchten einen schattigen
Platz auf. Die hohen Wellen und das warme Meerwasser luden zum Schwimmen ein. Den Tag ließen wir
mit einem Besuch in einem Einkaufscenter und dem Besuch einer Shoppingmall „Yagour Shopping“ „
ausklingen.
Ein besonderer Höhepunkt für Nora und Petra war der Besuch der heißen Quellen im Dreiländereck „
Hamat Gader", wo es sich die zwei mit ihrer Gastfamilie gut gehen ließen.
Manche nutzten den Tag auch zur Kontaktpflege oder einfach zum Entspannen.
Brigitte Traulich
Blick vom Kloster Muhraka
15
Sonntag - 11.10.2015
Früh aufgestanden, schnell gefrühstückt und ab geht´s – pünktlich um 8:00 Uhr – mit dem Reisebus in
Richtung Osten in die Jordanebene. Heute stehen zwei archäologische Delikatessen, die es zu genießen
gilt, auf dem Programm: Beth Alpha und Beth She´an.
Die Fahrt führt hinter Yokne‘am zunächst durch wald- und kurvenreiches Gebiet, das sich aber bald in
eine Ebene mit großflächiger Landwirtschaft verwandelt: Eukalyptusbäume, Avocado(?)baumplantagen
und Baumwollfelder, durchfahren von Erntemaschinen, bestimmen jetzt das Bild, bevor die Straße
schließlich steil hinab ins Jordantal führt. Der Bus hält an der Quelle Harod (?), dem biblischen
Schlachtort des Sieges von Gideon mit seinen 300 Mann gegen das Heer der Medianiter: Ein Grund, die
entsprechende Bibelpassage zu hören. Heute bestimmen Straßen- und Brückenbau das Bild.
Beth Alpha:
1929 entdeckten zwei Kibbuz-Bewohner die Überreste
einer Synagoge aus byzantinischer Zeit (5. Jh.).
Mittlerweile präsentiert sich die Ausgrabungsstätte mit
einem einzigartigen Bodenmosaik, das in seiner kindlichnaiven Darstellung der Figuren – Tierkreiszeichen,
biblische Motive, Pflanzenornamente etc. – den
Betrachter berührt.
Beth She´an:
Dieser Ort ist seit mindestens 4.000 Jahren, also
schon aus ägyptischer Zeit, bekannt. In der Antike
war er Teil der Dekapolis, der zehn wichtigsten
Städte im Nahen Osten. Die blühende Stadt wurde
durch das große Erdbeben von 749 zerstört.
Aufgrund der gründlichen Ausgrabungen der
vergangenen Jahrzehnte, die noch lange nicht
beendet sind, ist die städtische Anlage mit
Amphitheater, Hauptstraße, Badehaus etc. gut zu
durchwandern, so dass man sich leicht in das
Leben der damaligen Bewohner hineinversetzen kann.
Gan Hashlosha:
Nach dem wie immer üppigen Mittagessen geht die
Busfahrt in den nahegelegenen Gan HashloshaNationalpark. Die natürlichen Thermalwasserbecken, die
zum Schwimmen einladen, sind genau das Richtige für
diesen Nachmittag! Und wer am Ufer sitzt und die Beine
im Wasser baumeln lässt, kann sich, wenn er Lust hat,
die Füße von den kleinen Fischen beknabbern lassen.
Ein seltsames Gefühl!
Martin Baur-Lichtenstein
16
Montag – 12.10.2015
Abfahrt ab 8.00 Uhr von Yokne‘am nach Caesarea - Hefar Qesari und Tel Aviv/ Jaffa
Am Vorabend sitzen wir mit Familie Aloni und sprechen über das was
wir am Montag besuchen werden. Cesarea, da fällt uns der
Kopfschmuck- Lorbeerkranz von Caesar ein. Mit der Schere im Garten
entscheiden wir, ein paar symbolische Kopfbedeckungen zu basteln,
für die Herren aus unserer Gruppe. Ein kleiner Hinweis zum Auftakt
des Tages der uns in die Geschichte ein paar Jahrtausende
zurückversetzt.
Cesarea Philippi das Land der Bibel und der Banyas, der Name einer
der drei Quellflüsse des Jordan sowie ein nach dem Fluss benanntes
Naturschutzgebiet am Fuße der Golanhöhen. Im heutigen Banyas–Gebiet liegt das antike Cesarea
Philippi am Fuß des Hermongebirges am nördlichen Ende der israelisch besetzten Golanhöhen. Wir
besuchen Cesarea maritima eine bedeutende antike Stadt Palästinas, später auch eine wichtige Festung
der Kreuzfahrer, eine Top Sehenswürdigkeit an der israelischen
Mittelmeerküste. Die archäologischen Stätten gehören heute zum
Nationalpark den bedeutendsten archäologische Ausgrabungen Israels.
Cesarea maritima liegt in der nördlichen Scharonebene am Mittelmeer,
zwischen Haifa und Tel Aviv. Der Name maritima weist auf die Lage am
Mittelmeer.
Auf dem Weg zum Nationalpark der Ruinenstätte Cesarea, davon 2 km
nördlich liegt das imposante Aquädukt, wo wir einen kurzen Halt machen und einige sogar ein kühlendes
Fußbad im Mittelmeer nehmen oder auf das Aquädukt klettern.
Der einstige Teil der Kreuzfahrerstadt, ein Teil
der byzantinischen Stadt, das römische Theater
und der Palast Herodes bilden den Nationalpark,
eine der schönsten Sehenswürdigkeiten Israels.
4.Jh.v.Ch.: Die erste Ansiedlung beginnt mit den
Phöniziern, die an dieser Stelle einen Hafen anlegen. Dann baut Herodes I.
eine große Stadt, die er zu Ehren Kaiser Augustus Cesarea tauft. Diese wichtige Hafenstadt besteht aus
dem Augustustempel, Theater, Hippodrom und einer fortschrittlichen Wasserversorgung. Als römische
Provinz wird Cesarea der Sitz der Prokuratoren, wie Pontius Pilatus (26 – 36) und Felix (52-60 n.Chr.),
der den Apostel Paulus 2 Jahre hier gefangen hält.
Durch die Auseinandersetzungen zwischen jüdischen und griechischen Völkern werden die Aufstände
von Titus Flavius Vespasian unterdrückt und er wird zum Imperator ernannt. Durch seine Realpolitik
gelingt es ihm, das Reich politisch als auch finanziell zu stabilisieren.
Vespasian gelingt es als Kaiser Cesarea zur römischen Kolonie zu machen. Er führt Steuern ein,
Steuererhöhungen, fördert Kunst, Literatur und die Integration hochrangiger italienischer Familien in den
Senat. Danach gründen die Christen im 2. Jh. eine christliche Gemeinde und später wird Cesarea zum
Bischofssitz.
1101 wird Cesarea zur Kreuzfahrerstadt. Diese siedeln später muslimische Flüchtlinge aus Bosnien an
und schon beginnen die Kämpfe zwischen Kreuzfahrern und Muslimen. Alles wird später überflutet.
Deshalb kann man heute eine einmalige Unterwasserlandschaft erleben. Hier kann man aus nächster
Nähe die Unterwasserrelikte aus nächster Nähe als Taucher besichtigen.
17
Es gab auch ein 2. Hypodrom, das ist heute zu erkennen an dem Steintor und dem Obelisk. Die
Ausgrabungen haben vor 5 Jahren begonnen. Es wird aber nur im Sommer bis Ende Oktober an den
Ausgrabungen gearbeitet. Die langjährigen Kriege zwischen Kreuzfahrern und Muslimen und später
Überschwemmungen führten zur Zerstörung von Cesarea. Mit Hilfe von Baron Rothschild gelingt es,
Cesarea in eine florierende Stadt umzuwandeln. Heute sind hier
Industrie, Forschung und Erholung angesiedelt. z. B. ist Cesarea
die einzige Stadt mit Golfplatz.
Das römische Theater ist eine der Hauptattraktionen und hat Plätze
für 4000 Besucher. Von den Sitzreihen über das Orchester und
Bühne blickt man aufs Meer hinaus. Der Bau von Herodes wurde
durch Veränderungen in ein
Amphitheater umgewandelt. Schon im
4.Jh. verwandelte man den Bereich der Orchestra in ein großes Bassin, in das
sogar Schiffe hineinfahren konnten. Heute wird das restaurierte Theater wieder
für Konzerte und ähnliche Veranstaltungen genutzt.
Westlich vom römischen Theater sieht man Mauerreste auf der Landzunge,
dabei handelt es sich um den Palast des Herodes. Vom Palast führt ein
Uferweg nach Norden wo Teile von Herodes Amphitheater freigelegt werden.
Östlich dieser Arena, die für Pferderennen und andere Veranstaltungen genutzt wurde, haben die
Archäologen ein rechtwinkliges byzantinisches Straßensystem freigelegt. Im 9.Jh. wird in der
Kreuzfahrerstadt eine Stadt errichtet, die von Ludwig IX. von Frankreich zu einer Bastion mit verstärkten
Mauern und tiefen Gräben befestigt wird. Die Byzantiner errichten eine Kirche auf oktogonalem Grundriss
zu Ehren von Kaiser Augustus und die Kreuzfahrer die St.-Paulus-Kathedrale, von der noch am meisten
erhalten ist.
An einigen Stellen der Kreuzfahrerstadt kann man erkennen, dass die Baumeister damals für
Straßenbelag und Häuser Material aus der antiken und byzantinischen Stadt verwendet haben. Erhalten
geblieben ist auch ein Fußbodenmosaik. Außerhalb der Stadt auf dem Weg nach Tel Aviv liegt das
ehemalige Hippodrom.
Das beeindruckende Aquädukt, das in einer schönen Dünenlandschaft liegt, brachte über 6 km das
Wasser von der Quelle nach Cesarea.
Die Reise führt uns weiter nach Tel Aviv, wo wir in einem arabischen Restaurant zu Mittag essen.
Tel Aviv, “Frühlingshügel“ genannt, ist nach Jerusalem
die zweitgrößte Stadt Israels. Sie liegt am Mittelmeer
im größten Ballungsraums Gush Dan und ist das
wirtschaftliche Zentrum des Landes. Es ist die Stadt
der Partys und des gesellschaftlichen Lebens und legt
nicht so großen Wert auf strenge Religiosität und ist
daher bei den jungen Leuten sehr beliebt. Es ist die
Stadt, die niemals schläft. Wenn es dunkel wird, geht
das Leben in den Bars und Clubs und entlang des Strandes richtig los. Während in Tel Aviv
hauptsächlich jüdische Israelis wohnen, ist Jaffa sehr arabisch geprägt. Tel Aviv ist erst 100 Jahre alt,
dagegen gab es Jaffa bereits im Altertum und war somit von verschieden Völkern beherrscht und
geprägt. Im Jahr 1854 wurde von ein paar jüdischen Familien der Vorort Neve Tzedek gegründet. 1880
erfolgte ein Zuzug von Juden aus Marokko und Osteuropa und der Ort wurde zum bedeutendsten Hafen
im Nahen Osten zwischen Port Said und Beirut. Beim zweiten Einwanderungsschub erfolgte die
18
Gründung eines neuen Städtchens, das sich ab 1909 Tel Aviv nannte. In den Jahren 1930 und 1950
entstanden in Tel Aviv 4000 Gebäude im Bauhaus-Stil; Grund war die Schließung des Bauhauses in
Dessau und damit die Auswanderung vieler jüdischer Architekten in die neue Stadt. Diese noch
erhaltenen Bauwerke stehen heute unter Denkmalschutz und gehören zum Weltkulturerbe UNESCO.
1948 erklärte sich Israel unabhängig und die Folge war, das über 50000 Bewohner arabischer Herkunft
die Stadt Tel Aviv und Jaffa verließen.
Die alte Hafenstadt Jaffa erscheint wie eine Märchenstadt aus Tausendundeiner Nacht. Übereinander
gebaute und gegeneinander versetzt Mauern, Türme, Dachkonstruktionen und
Erker bilden einen Stadtteil mit malerischen Gassen Läden Cafes, Restaurants.
Noahs jüngster Sohn gab der Stadt ihren Namen. Zur Zeit der Kreuzfahrer wurde
Japhet zur Festung Joppa ausgebaut. 1779 zerstörte Napoleon die Stadt vollständig
und danach bauten sie die Türken wieder auf. Das alte Jaffa
muss unbedingt besucht werden und mit viel Zeit zum
Verweilen, um das Besondere hier zu genießen, die kleinen
Basare, Galerien, Geschäfte Ateliers. Beeindruckend sind die
engen schattigen Gassen, die einem eine lebendige, herrliche
Atmosphäre vermitteln.
Das Erlebnis in Tel Aviv war dann doch der Abend im Viertel Sarona,
Tel Aviv bei Nacht, bei 26 Grad ein kühles Bier trinken!
Nora Schäfer
19
Dienstag – 13.10.2015
Ein weiter Weg liegt heute vor uns: Qumran, Ein Gedi Oase, Massada, Totes Meer. Wir treffen uns am
Bus um 6:00 Uhr morgens gut ausgestattet mit einem Lunchpaket. „boker tov“ Guten Morgen.
Wegen der Straßensperren kommt der Bus mit Verspätung an.
Die Fahrt geht entlang des Jordangrabens an der jordanischen Grenze. Palästinensische Dörfer, sowie
Jüdische Siedlungen viele landwirtschaftlich genutzte Felder ziehen an uns vorbei. In diesem Teil von
Israel funktioniert die Zusammenarbeit. Den Palästinensern von Israel geht es besser als denen in
Jordanien. Die Leute in Jordanien sind arm. Dort gibt es wenig Obst und Gemüse. Es wird in Israel
eingekauft aber nur minderwertige Qualität zu halbem Preis.
Doron, der Reiseleiter erklärt uns die drei Zonen.
Zone A - Palästinenser sorgen für Sicherheit. (für
Israelis ist diese Zone verboten)
Zone B - Juden und Palästinenser sorgen gemeinsam
für Sicherheit
Zone C – Israelis sorgen alleine für Sicherheit
Die Straße geht auch durch Zone A an einem
Checkpoint, nur für Palästinenser, vorbei. Neben der
Straße sind Minenfelder. Jericho liegt auch auf dem
Weg und gehört zur A Zone das heißt, für Israelis
verboten. Es ist ein friedliches Dorf mit viel
Landwirtschaft, bekannt für Datteln, Bananen,
Orangen und besonderes für Papaya.
Dann die erste Station, die Gerhard noch nicht kannte.
Eine Taufstelle am Jordan El Yahud. Der Jordan ist
hier die Grenze zu Jordanien und es wird von beiden
Seiten getauft. In der Nähe ist ein Orthodoxes Kloster.
Viele Orthodoxe Christen pilgern hierher um sich
taufen zu lassen.
Diese Stelle ist auch für Juden wichtig. Hier soll Josua
mit dem Volk Israel den Jordan überquert haben.
Es geht weiter nach Qumran. Qumran bedeutet 2
Monde, weil sich der Mond im Toten Meer spiegelt.
Hier haben Hirten in Höhlen Tonkrüge mit mehr als
2000 Jahre alten Schriftrollen gefunden. Eine
Thorarolle, eine Rolle mit Lebensregeln vermutlich von
den Essenern, sowie Rollen über den Kampf zwischen
Gut und Böse, Hell und Dunkel. In Jeremia 32,14
heißt es „nimm diese Urkunden, die versiegelten und
die offenen, und lege sie in ein Tongefäß damit sie
lange erhalten bleiben.“ Qumran war ein
Verkehrsknotenpunkt zwischen Jerusalem, Jericho,
Ein Gedi nahe dem Nordwestufer des Toten Meeres.
Der Jordan mündet hier ins Tote Meer.
Nächste Station ist die Oase Ein Gedi.
Mitten in der Wüste fließt der Davidfluss. Akazienbäume, Jojobabäume, Sodomapfelbäume,
(Doron hat eine Frucht für uns gepflückt zum Fotografieren - leider giftig). Steinböcke,
Murmeltiere, eine besondere Vogelart, die aussah ähnlich wie unsere Amseln und
wunderschön sangen, die umrahmten unseren Weg hinauf zum ersten Wasserfall. Der
Weg ging auch noch weiter, aber für uns hieß es zurück zum Bus und weiter zur Gaststätte zum
Mittagessen, wo es leckeres Ein Gedi-Wasser zu trinken gab aus der nahegelegenen Firma.
20
Nach dieser Stärkung Weiterfahrt nach Masada. In
Masada gab es für uns erstmal einen Vortrag. Da wurde
die Geschichte von Josefus Flavius erzählt. Als die
Römer die Festung einnahmen die als uneinnehmbar
galt, haben sie nur Leichen gefunden. Die Menschen
haben den Freitod gewählt um nicht in die Hände der
Römer zu fallen. Die Männer haben erst Frauen und
Kinder getötet und dann im Losverfahren sich selbst.
Nach dieser traurigen Geschichte sind wir mit der Seilbahn bis zum Plateau hochgefahren. Der
Schlangenweg hätte uns zu viel Zeit gekostet. Oben hatten wir einen schönen Ausblick. Die Rampe von
den Römern gebaut, war gut zu sehen und auch die
Mauer, welche die Römer rund um die Festung gebaut
hatten. Innerhalb der Festung waren noch Ritualbäder
zu sehen. Tauben wurden auch gehalten, der Mist galt
als Dünger. Diese Festung wurde von König Herodes
gebaut.
Doron hat uns dann eine andere Version der
Geschichte von Masada erzählt. Bei Ausgrabungen
wurden keine Knochen von den Toten von Masada
gefunden und Josefus Flavius Überlieferung sieht er eher als ein Märchen an. Jeder muss sich seine
eigene Meinung bilden.
Mit der Seilbahn ging es auch wieder bergab und wir freuten uns schon auf das nächste Highlight. Auf
zum Toten Meer. Das Tote Meer liegt 428 m unter dem Meeresspiegel. Es hat eine Fläche von 605 qkm,
ist 200 m tief und hat einen Salzgehalt von 33%. Der Jordan mündet im Meer und weil sehr viel Wasser
verbraucht wird, kommt immer weniger an und so zieht sich das Wasser immer weiter zurück und
hinterlässt eine Salzwüste. Das Meer hat keinen Abfluss und ist biologisch tot. Die Mineralien und der
hohe Salzgehalt haben eine heilende Wirkung, besonders bei Hautkrankheiten wie Neurodermitis oder
Schuppenflechte. Aus diesem Grund wird das Tote Meer als Kuraufenthalt sehr gerne genutzt
Doron war ein sehr geduldiger Reiseleiter. Er hat uns beim Einkaufen von Kosmetiksachen geholfen. Wir
wollten alle etwas von den gesunden Sachen mit Mineralien vom Toten Meer für unsere daheim
Gebliebenen mitnehmen.
Nach einem entspannenden Bad im Toten Meer ging
es dann zurück nach Jokneam. Der Weg zurück ging
dann vorbei an Arad, an Hura wo meist Beduinen
wohnen. Die Beduinen sind den Israelis gegenüber
freundlich gesinnt, sie schicken ihre Kinder auch zum
israelischen Militär. Es ist nur eine große Herausforderung dass sie sesshaft werden.
Kurz vor Jokneam meldet sich Gerhard. „Wir sind gleich in Wiehl.“ Da sieht man, wie wohl wir uns bei
unseren Gastfamilien gefühlt haben, - wie zuhause -.
Es war ein sehr langer und sehr schöner Tag.
Leila tov - Gute Nacht bis morgen.
Rose Gubesch
21
Mittwoch – 14.10.2015
Schneller als gedacht verging die Zeit in Yokne‘am und so stand unser letzter Tag vor der Tür, bevor es
für die verbleibenden Tage nach Jerusalem gehen sollte. Leider blieben Erika und Diethelm aus
gesundheitlichen Gründen in ihrer Gastfamilie, doch mithilfe dieser Notizen können sie zumindest im
Nachhinein Anteil nehmen an den Ereignissen.
Erstes Ziel des Tages war das „Ghetto Fighters’ House Museum“ Lohame
Hagetaot. Dort bekamen wir eine Führung einer deutschen Frau, die vor
acht Jahren nach Israel kam, in einem Kibbuz lebt und mit einem Israeli
verheiratet ist. Im Jahr 1949 organisierten junge Holocaust-Überlebende
eine Holocaust-Gedenkveranstaltung an dem Ort, an dem sich zu späterer
Zeit das Museum entwickeln sollte.
Die damals 20-30-jährigen, vor dem „Nichts“ stehend und erst seit einiger
Zeit im neu existierenden Staat Israel lebend, setzten sich zur Aufgabe, der lokalen Bevölkerung ihre
Sichtweise aus Europa und den damit verbundenen traumatischen Erlebnissen zu vermitteln. Ein
Motivationsfaktor, eine Ausstellung zu initiieren, bestand darin, dass die palästinensischen Jüdinnen und
Juden die aus Europa kommenden nicht immer offen und herzlich empfangen hatten, da ihnen der
„Vorwurf“ bezüglich eines Nicht-Wehrens entgegengebracht wurde. Viele der Überlebenden hatten im
Warschauer Ghetto gelebt und sich dort entweder im Widerstand und/oder aus anderen
Untergrundbewegungen und Zusammenschlüssen oder aber auch unabhängig davon kennengelernt.
Gemeinsam Durchgestandenes verband diese Personengruppe anschließend in Israel, ihre Version als
Juden gemeinsam in Frieden in einem Land zu leben.
Die Räumlichkeiten des Museum zeigen das Leben (Wärmestuben, „Sozialarbeit“, Bildungsarbeit etc.)
und die Widerstandsbewegung im Ghetto vor, während und nach dem Aufstand. Uns wurde berichtet,
dass es für einen (bewaffneten) Widerstand BefürworterInnen und GegnerInnen gab und dass über den
„Weg in den Tod“ diskutiert wurde, welches einen tiefen Einblick in die damalige Situation ermöglichte.
Generell setzt das Museum auf Empathie, und ein Ablösen eines „Schwarz-Weiß-Denkens“ wird verfolgt.
Das Kindermuseum, welches über und für Kinder gestaltet wurde, war ebenfalls sehr bewegend. Die
Konzeption besteht darin, dass das Leben der damals lebenden Kinder darüber zugänglich gemacht
werden soll, dass die besuchenden Kinder in die Schuhe dieser schlüpfen. So werden Veränderungen,
die sich für die Kinder während des Nationalsozialismus Stück für Stück vollzogen, visuell und auditiv
dargestellt. Aber auch sogenannte „Lichtblicke“ gibt es an verschiedenen Stellen, welche nach Vorlagen
von Kinderzeichnungen aus Theresienstadt konzipiert wurden.
Einen separaten Raum für Janusz Korczak (1878-1942) gibt es ebenfalls in
dem Kindermuseum zu besuchen. Der Kinderarzt, Pädagoge und Heimleiter im
Warschauer Ghetto hatte sich zur Aufgabe gesetzt, den Alltag der ihm
anvertrauten Kinder lebenswürdig aufrechtzuerhalten. Seine pädagogische
Grundhaltung beruhte auf Respekt vor dem Individuum, Demokratie, Liebe und
Würde der einzelnen Person. Anhand von Theaterstücken gab er den Kindern
eine Möglichkeit, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten. Im Jahr 1942 wurden
alle Kinder in das Vernichtungslager Treblinka deportiert. Korczak schloss sich
ihnen an und wurde gemeinsam mit den 200 Kindern dort ermordet.
Für die Schulklassen und andere besuchenden Kinder besteht im Anschluss des Museumsbesuchs die
Möglichkeit verschiedener Kreativ-Workshops, um Erfahrenes und Gesehenes zu verarbeiten.
Der Besuch des Museums war sehr berührend und wird sicherlich zu weiteren Gedanken und
Auseinandersetzungen mit der Thematik geführt haben und/oder führen.
Auf dem Weg in den Industriepark „Tefen“ erfuhren wir von Doron einiges über die Siedlungsgeschichte
in Israel. So kamen die ersten Pioniere Ende des 19. Jahrhunderts ins heutige Israel. Anfang des 20.
Jahrhunderts folgte dann die zweite Einwanderungswelle, mit der überwiegend OsteuropäerInnen kamen
und die die Gründung vieler Kibbuzim vorantrieben. In dieser Zeit wurde zum Beispiel die Stadt Tel Aviv
(„Weißer Hügel“) 1909 von SiedlerInnen gegründet. Nach dem Unabhängigkeitskrieg kam es erneut zu
22
einer Einwanderungswelle – nicht nur aus Europa, sondern dieses Mal vor allem auch aus den
arabischen Ländern. Ab den 1950er Jahren wurden gezielt Siedlungen und dann, ab den 1960er Jahren,
sogenannte „Entwicklungsstädte“ gebaut, zu denen beispielsweise auch Yokne‘am zählt, welches, im
Gegensatz zu manch anderen, geplanten „Entwicklungsstädten“ prosperiert. In den 1980er Jahren
wurden zusätzlich Siedlungen für homogene Gruppen (z.B. FabrikarbeiterInnen, Menschen des gleichen
Glaubens) gegründet. Demzufolge fuhren wir durch Kfar Vradim („Rosendorf“), welches für die
MitarbeiterInnen aus Tefen angelegt wurde. Zudem liegt es neben einem arabischen Dorf und vor Ort
finden einige gemeinsame Projekte statt, um ein positives Zusammenleben zu verstärken.
Darüber hinaus lernten wir, dass es für jüdische und arabische SchülerInnen separate Schulen gibt, diese
aber, im Falle eines Studiums, gemeinsam die Universität besuchen. Ferner sind neben jüdischen auch
arabische Parteien im Parlament vertreten, zumal circa 20 % der Bevölkerung arabisch ist.
In Tefen angekommen, schauten wir gemeinsam einen Film zur Gründung des Zentrums, in dem jüdische
und arabische ArbeiterInnen beschäftigt sind und welches von einem deutschen Juden namens Stef
Wertheimer gegründet wurde, dem folgende Idee
zugrunde lag: Indem Arbeitsplätze für Menschen
unterschiedlicher ethnischer Herkunft geschaffen
werden, wird Frieden ermöglicht. Im Anschluss
besuchten wir ein Museum über deutsche, jüdische
EinwanderInnen, in dem unter anderem eine
Ausstellung zu jüdischen NobelpreisträgerInnen und
weiteren bekannten Personen zu sehen ist. Ein Modell
eines zeitgemäßen Hauses von deutschen
EinwanderInnen war ebenfalls zu besichtigen.
Das Mittagessen nahmen wir in der ortsansässigen, koscheren Cafeteria ein. Auf dem Heimweg hielten
wir für eine kleine, zwanzigminütige Pause in
Nahariyya, um entweder das Mittelmeer, ein Eis oder
einen Kaffee zu genießen.
Bevor der Abschlussabend in gemeinsamer Runde
stattfinden sollte, konnte jede (r) in den Gastfamilien
pausieren und / oder die Koffer für die anstehende
Abreise packen. Am Abend kamen dann ein letztes
Mal noch einmal alle zusammen. Nach hebräischen
und deutschen Abschlussreden, die je nachdem von
Doron übersetzt wurden, und in denen die erlebnisreiche Zeit sowie die
Wichtigkeit des gegenseitigen Besuchens und Kontakts hervorgehoben wurde,
bedienten sich alle an dem mit viel Mühe zubereiteten Buffet. Nach dem Essen
und Trinken gab es noch zum großen Vergnügen aller ZuschauerInnen eine
magische Vorführung Shimon Baranes, nachdem zwei junge Frauen teils
bekannte Lieder vortrugen, die zum Mitsingen verleiteten.
An- und abschließend wurde das Tanzparkett eröffnet und
so ging nicht nur ein schöner Abend, sondern eine
außergewöhnliche, beeindruckende und ereignisreiche
Zeit in Yokne‘am zu Ende.
Greta Lichtenstein
23
Donnerstag – 15.10.2015
Unsere Abschiedsfeier am Vorabend von unseren liebenswerten und großzügigen Gastgebern war –
obwohl überschattet von einer neuen Welle palästinensischer Anschläge und einer sich ständig
steigernden Aggressivität – letztendlich doch ein fröhliches Fest, mit Liedvorträgen, Musik und Tanz.
Der heutige Morgen sieht uns dann, wie
gewohnt gegen 8:00 Uhr, mit unserem
israelischen Reiseleiter Doron und dem
arabischen Fahrer Nasir auf dem Weg zur
letzten Etappe unserer Reise: Jerusalem.
Wegen der erwähnten Unruhen müssen wir auf
einige Programmpunkte wie Bethlehem, aber
auch den Tempelberg mit der el-Aqsa- Moschee
und dem Felsendom im Vorhinein verzichten.
Unser Weg führt uns über die moderne
dreispurige Autobahn A6 an einem
experimentellen „Jewish Settlement“ der Stadt Harish vorbei, mit der eine schon seit langem geplante
städtebauliche Idee verwirklicht wird: Bekanntlich steigen auch, zumindest in den israelischen
Großstädten Jerusalem, Tel Aviv und Haifa die Mieten rasant. In ersteren kostet eine Eigentumswohnung
ca. 6 Millionen Israelischer Schekel (NIS) in Haifa immerhin noch ca. 2 Millionen NIS. In Harish nun
wurden die Preise drastisch gesenkt, da die kommunale Verwaltung die Grundstücke sehr günstig und
auch kostenlos an die Investoren abgab, diese aber im Gegenzug verpflichtete, diese Vergünstigung an
die privaten Käufer weiterzugeben, so dass hier nun vergleichbare Wohnungen zu 700.000 – 800.000
NIS abgegeben werden.
Unsere Fahrt geht ohne die auch hier üblichen und gefürchteten Staustörungen weiter, begleitet von
ausgedehnten Avocado- und Orangen - Plantagen, aber auch vorbei an endlosen Grenzzäunen und
massiven Mauern, die die israelischen Siedler von den Palästinensergebieten trennen. Bis zum Ausbruch
der 2. Intifada, also vor Sept./Okt. 2000, lebten die heute Verfeindeten in guter und prosperierender
Nachbarschaft.
Nach wenig mehr als 1 ½ Stunden Fahrzeit erreichen wir die ersten Vororte von Jerusalem. Jerusalem,
die Heilige Stadt, die Stadt der Verheißung – und jetzt doch wieder eine Stadt, in der Angst, Misstrauen
und Hass herrschen. Im Westen wird jetzt der Herzlberg, genannt nach dem Begründer des politischen
Zionismus, Theodor Herzl, sichtbar, und wir erreichen den Gebäudekomplex von Yad Vashem. Wie eine
Wunde durch einen Körper läuft dieses Museum durch den Berg; die schmerzlichste Gedenkstätte aller
Juden, ein Denkmal und ein Name (Jesaja 56,5) Seit 1957 erinnert es an die von deutschen
Nationalsozialisten systematisch betriebene Vernichtung der europäischen Juden. Yad Vashem steht für
das Bemühen die Namen aller im Holocaust ermordeten Juden, jedes Einzelnen, zu recherchieren,
festzuhalten und zu erinnern. Von den über 6 Millionen Opfern wurden bisher ca. 4,3 Millionen Schicksale
namentlich erfasst. Das erklärte Ziel ist seit den ersten Plänen für die Errichtung einer zentralen
Gedenkstätte in den Jahren 1947/48 unverändert geblieben. Alle sollen hier eine Würdigung, eine letzte
Ehrung erfahren. Aber auch der Retter wird hier gedacht. In der Allee der Gerechten wurden Bäume
gepflanzt zum Gedenken der nichtjüdischen Retter und Helfer (Berthold Beitz, Oskar Schindler und viele
andere).
Die Dauerausstellung stellt – anders als in den Dokumentationszentren der meisten Konzentrationslager bewusst Einzelschicksale verfolgter und ermordeter Juden in den Mittelpunkt. Im Zelt der Erinnerung sind
die Namen der größten Lager in den Boden gemeißelt.
24
Auf dem Vorplatz, im
gleißenden Licht, ragt die Säule
der Erinnerung 30 m hoch in
den Himmel, ein alter
Güterwagen der Reichsbahn auf
einer im Nichts endenden
Schiene erinnert an die Art der
Deportation der Opfer. Durch
die in den Kalksteinfelsen
geschlagenen Städtenamen im
Tal der zerstörten Gemeinden wird der dezimierten und ausgelöschten
jüdischen Gemeinden gedacht. Nichts kann darüber hinwegtäuschen, dass
auch in unserer unmittelbaren Umgebung gnadenlose Vernichtung alltäglich
war. Da sind die Namen in den Fels geschrieben: Köln, Siegen, Berleburg
und Hunderte mehr.
Nicht leicht fällt der Übergang in die lauten und lebhaften Straßen, die unser Bus nun durchfährt: Wir
wollen, bevor wir unser Hotel etwas außerhalb Jerusalems aufsuchen, noch den Obersten Gerichtshof,
die Menora und die Knesset besuchen.
Unser Weg führt durch ein Stadtviertel ausschließlich von ultraorthodoxen Juden bewohnt. Man glaubt,
sich in ein Stetl im Polen der 40er-Jahre versetzt. Wie damals tragen die Männer den Kaftan, das lange
mantelartige Gewand, die warmen, dicken Socken, und die Jarmulke oder den runden, breitkrempigen
schwarzen Hut und alle, auch die Kinder tragen Schläfenlocken. Die Frauen und Mädchen sind dagegen
nach unserem Empfinden unauffälliger, wenn auch veraltet gekleidet; Schürzen, lange Röcke, alles in
dunklen Farben. Die Gassen und Straßen wirken unaufgeräumt, ärmlich, die Läden vollgestopft mit allen
denkbaren Gerätschaften, Lebensmitteln, Werkzeug und Spielzeug.
Aus diesem Viertel heraus ist es nur ein kurzer Weg zu
unserem letzten Halt, dem Obersten Gerichtshof und der
Knesset. Durch die elegante Eingangshalle des Supreme
Court gehen wir über den von blühenden
Rosensträuchern gesäumten Rosenweg zur 5 m hohen
Bronzemenora. Reliefs auf den sieben Armen des
riesigen Leuchters zeigen Szenen aus der jüdischen
Geschichte. Unweit, nur durch eine Straße getrennt, dann
das israelische Parlamentsgebäude, die Knesset. Ein
moderner, von Betonsäulen getragener Bau. Das
Gebäude ist weiträumig durch hohe Zäune, Toranlagen
und Wachen gesichert, so dass eine Besichtigung nicht möglich ist.
In wenigen Minuten bringt uns unser Bus nach Abu Gosh, einem 6.000 Jahre alten christlich–arabischen
Dorf, in dessen unmittelbarer Nähe, auf einer Bergkuppe gelegen, uns dann unser Hotel Kyriat Yearim,
erwartet, das zusammen mit der Kirche Notre-Dame de l‘ Arche d’Alliance mit der weitläufigen,
gepflegten, mit uralten Olivenbäumen und mächtigen Palmen bestandenen Gartenanlage, ein
wunderschönes Ensemble bildet.
Hartmut Hölzemann
25
Freitag – 16.10.2015
Heute können wir etwas länger schlafen als in den vergangenen Tagen. Um 8.00 Uhr ist Frühstück. Die
jungen Damen aus der Küche legen immer wieder frisch nach: Eier, Toastbrot, frisches Gemüse, Käse,
Müsli, Schinken, Kuchen …
Unser Gästehaus „Kiryat Yearim“ wird bewirtschaftet von mehreren jungen Philippininnen, allen voran
von Malou, zierlich, zuvorkommend, bestens versiert. Sie lässt keinen Wunsch unerfüllt. Sie hatte uns
auch im „Nullkommanichts“ das Quartier zugesagt, nachdem uns von verschiedenen Seiten, u.a. von
unserem Reiseführer, abgeraten wurde, nach Beit Jala und Bethlehem zu fahren. Die Bedenken, dass
Steine o.a. geworfen werden könnten waren zu groß. Nasir, unser arabischer Busfahrer, reagierte
erleichtert, als wir mit ihm über die Programmänderung sprachen. Die Messerattacken und Demos, die
seit unserer Ankunft in Israel immer wieder und an verschiedenen Orten stattfanden, sorgen im ganzen
Land für Unruhe, Polizeikräfte wurden verstärkt eingesetzt.
Doch davon spürt man in Kiryat-Yearim gar nichts. Der
Ort strahlt Ruhe aus. Sonnenschein liegt warm und
angenehm auf den schönen, weitläufigen Parkanlagen.
Die Kirche „Notre Dame“ und das Gästehaus des
französischen St.Josefs-Ordens mit ihren dicken
Mauern, dem schönen Innenhof und den alten Bäumen
bieten einen Ort des Friedens und der Erholung für
Körper und Geist.
Aber wir verlassen gegen 9.00 Uhr diese Idylle, um
uns in den „heiligen“ Trubel der Heiligen Stadt zu begeben. Erst einmal geht es über die Straße Nr. 1, die
inzwischen auf mindestens 6 Spuren ausgebaut wird, „hinauf nach Jerusalem“. Wir fahren am MontefioriViertel vorbei zum Zionsberg. Dort besuchen wir die Dormitio-Kirche, in der das Grab Marias verehrt wird,
den Saal des letzten Abendmahls und das Davidsgrab, eine heilige Stätte, an der Männer und Frauen
getrennt beten. Viele Menschen sind heute hier, der Geräuschpegel ist recht hoch. Man merkt, dass der
östliche (arabische) Teil von Jerusalem heute „geschlossen“ hat.
Wie an anderen Orten erläutert Doron die wechselhafte Geschichte der heiligen Plätze, die mit Sicherheit
nicht Originalplätze sind, sondern im Laufe der Zeit zu heiligen Orten erklärt wurden.
Durch das Zionstor gehen wir ins armenische Viertel und sehen, dass hier auf engem Raum Kirchen und
Moscheen ihren Platz haben. Jerusalem – ein Ort für viele Religionen.
Über den Cardo, die Einkaufsmeile aus römischer Zeit,
die heute ein hochwertiges Angebot an Souvenirs und
jüdischen Schmuckgegenständen bereithält, gelangen wir
ins jüdische Viertel. Unterwegs schauen wir uns das
Mosaik mit der Darstellung der Stadt Jerusalem an,
bestaunen das Niveau der Stadt aus der Periode des 1.
Tempels, deren Straßen mit ihren dicken Pflastersteinen
zum Teil freigelegt wurden.
Auf dem Platz vor der Hurva-Synagoge finden wir Zeit für eine Kaffeepause. Diese aschkenasische
Synagoge wurde bereits ab 1700 erbaut, aber im Unabhängigkeitskrieg 1948 zerstört. Als Ruine war sie
lange Zeit ein Mahnmal, den 1977 errichteten Bogen, der weithin sichtbar war, kennen noch viele von
früheren Besuchen und Bildern. Jetzt ist die Synagoge rekonstruiert, sie wurde im Mai 2010 fertiggestellt.
Wir wandern weiter und bahnen uns unseren Weg durch enge Gassen und Winkel, über Treppen zu
einer Terrasse, von der uns der Blick auf die Klagemauer, den Tempelplatz, die El Aqsa Moschee und
den Felsendom eröffnet wird. Wir schauen auch auf den Ölberg, den wir wegen des geänderten
Programms nicht besuchen können. Aus einer Ecke kommen die Klänge einer Klarinette mit der Melodie
aus dem Musical „Anatevka“ „Wenn ich einmal reich wär …“. Nach den Erläuterungen durch Doron gehen
wir durch die Sicherheitsschleuse auf den Platz vor der Klagemauer. Es fällt auf, dass weniger Besucher
26
als sonst den Platz bevölkern, aber mehr Grenzschützer in schwarzer Montur und Polizeifahrzeuge
präsent sind. Doch es ist alles ruhig.
Wir teilen uns auf: Männer beten links, Frauen rechts an der
Klagemauer. Für die Männer gibt es zusätzlich den Besuch von
kleinen Synagogen und des Gebetsraums innerhalb der Mauer, des
Westwalls, wo sie gläubige Juden beim Gebet sehen können. Die
traditionelle Kleidung der orthodoxen Juden ist immer wieder ein
„Hingucker“. Eine fremde Welt.
Welche Gebets- oder Wunschzettel
unsere Gruppe in die Mauerritzen
steckt – das bleibt ein Geheimnis. Nach einer
bestimmten Zeit werden die Zettel von Rabbinern (so hat man es
mir
erzählt) herausgenommen und verbrannt. Bis dahin müssen die Gebete
erhört sein (!?)
Zeit für eine Mittagspause und einen Imbiss. Wir steuern das Restaurant
Everest Ramzi auf dem Brunnenplatz (nicht weit von der Grabeskirche) an.
Dort sitzen wir draußen auf den allgegenwärtigen Plastikstühlen an kleinen
runden Tischen und essen reichlich Falafel, Pita, Omelett, Kebab und
Krautsalat. Alle Arten von Souvenirs hängen und stehen in greifbarer Nähe
und Hartmut nutzt die Pause, um ein Paar der von ihm ersehnten Sandalen
zu erstehen.
In wenigen Schritten gelangen wir zur Grabeskirche, ein Muss für alle
Jerusalem-Besucher. Man merkt es an der Menschenmenge in und vor der Kirche. Nach der
Überlieferung befindet sich hier die Kreuzigungs- und Grabstätte Jesu. Die Kirche zählt zu den größten
Heiligtümern des Christentums. Gläubige aus aller Welt drängeln sich um die Grabstätte und küssen den
heiligen Stein, auf dem der Leichnam von Jesus gesalbt wurde. In der Kirche haben viele verschiedene
Konfessionen (aber keine Protestanten) ihren Platz, mit Kapellen, Grotten und Nischen. Das geht nicht
immer ohne Konflikte ab. Daher liegt die Schlüsselhoheit in den Händen einer moslemischen Familie.
Jetzt führt Doron uns auf eine Dachterrasse, von wo wir einen guten Überblick über die Altstadt haben.
Ein Stück Basar bekommen wir dann mit, als wir in Richtung Jaffator an den vielen kleinen Läden mit den
bunten Souvenirs vorbeigehen, immer darauf bedacht, dass wir niemand in den verwinkelten Gassen
verlieren. Auch Inge schafft die Altstadt – mal zu Fuß – mal im Rollstuhl. Immer findet sich während
unserer Reise jemand bereit, mit ihr die Besichtigungstouren und Strecken zu bewältigen.
Dann stehen wir am Jaffator an der Westseite der
Altstadt und gegenüber der David-Zitadelle. Unterhalb
liegt die neu erbaute Einkaufsmeile „Mamila“. Wir
kommen nicht in die Versuchung, Geld auszugeben.
Heute ist dort geschlossen, weil Shabat ist. Der Bus
wartet auf uns und wir fahren noch einmal bei Tageslicht
zur Haas-Promenade, um das Panorama von Jerusalem
zu genießen. Noch eine weitere Aussicht nehmen wir
ins Programm: Den Blick über die Mauer, dorthin, wo wir
eigentlich auch hin wollten. Beit Jala, Bethlehem! Wir sehen die judäische Wüste und im Dunst des
späten Nachmittags das Herodion, aber auch die Mauer.
Bei unserer Fahrt zum Gästehaus durchqueren wir noch einmal das Viertel Mea Shearim und sehen das
beginnende abendliche Treiben der verschiedenen Generationen in diesem orthodoxen Teil von
Jerusalem.
An festlich gedeckten Tischen nehmen wir unser Shabat-Abendessen ein und sitzen anschließend mit
Wein und Knabbereien in großer Runde im Salon zusammen. Die Stimmung ist gut.
Iris Hermann
27
Samstag – 17.10.2015
Heute ist unser letzter Tag vor dem Rückflug. Vor Beginn des geänderten Programms statten wir dem
Benediktinerorden von Abu Gosh noch einen Besuch ab. Die Abtei liegt in den Judäischen Bergen auf
einer Höhe von 770 m im Herzen des muslimischen Dorfes Abu Gosh. Die Kirche und die Krypta wurden
im Jahre 1143 von den Kreuzfahrern erbaut. Weiterhin erfahren wir, dass im Jahre 1976 drei Brüder –
und ein Jahr später drei Schwestern – nach Israel geschickt wurden, um einen Ort herzlicher
monastischer Präsenz zu errichten. Sie sollten auf das historische und das zeitgenössische Israel als
Wurzel ihres Glaubens hören, gegenüber den typischen Realitäten dieser Gegend aufmerksam sein:
nämlich den Orientalischen Kirchen und der Einheit der Christen und gegenüber der muslimischen Welt
im Herzen des Dorfes von Abu Gosh. Heute leben in der Abtei noch etwa 20 Benediktinermönche.
Unsere nächste Station ist die katholische Kirche St. John The Baptist in En
Kerem, die Kirche, in der Johannes der Täufer (möglicherweise) getauft wurde.
Blick von En Kerem auf das Gornensky Konvent for Women
Sehr interessant ist auch der Besuch der Scroll of Fire in den Bergen von
Jerusalem, ein wenig besuchtes, weil nicht sehr bekanntes Touristenziel.
Die Skulptur aus Kupfer wurde im Jahre 1971 von dem HolocaustÜberlebenden Nathan Rapoport erschaffen und im sog. Märtyrerwald
aufgestellt. Im Märtyrerwald wurden im Gedenken an die sechs Millionen
ermordeten Juden 6 Millionen Bäume gepflanzt, 4.5 Millionen Kiefern und
1.5 Millionen Zypressen für die getöteten Kinder. Auch an diesem Ort
werden wir wieder mit unserer unheilvollen Vergangenheit konfrontiert.
Die linke Rolle stellt die Entwicklung Israels von der Gründung bis zum 6Tage-Krieg im Jahre 1967 dar, die rechte Rolle ist dem Gedenken an den Aufstand im Warschauer
Ghetto und an den Holocaust gewidmet.
28
Nun aber zu einem weiteren Highlight des Tages, den Höhlen von Beit Guvrin. Sehr beeindruckend sind
schon die ersten beiden Höhlen, in denen Tauben gezüchtet bzw. Oliven gepresst wurden, überwältigend
jedoch die Bell Caves, die uns wegen ihrer gigantischen Ausmaße und ihrer Schönheit beeindrucken.
In den beeindruckenden Höhlen von Beit Guvrin
Den Abschluss des Tages und quasi somit der gesamten Reise bildet ein gemütlicher
Abend im Templer-Viertel Sarona in Tel Aviv bei herrlich kühlem PaulanerOktoberfestbier, eine gute Überleitung auf unseren morgigen Rückflug nach
Deutschland.
Jürgen Grafflage
Prost!
29
Sonntag – 18.10.2015
An unserem Abreisetag konnten wir erst um 09.00 Uhr frühstücken, da für die Klosterbewohner zwischen
08.00-09.00 Uhr ein Gottesdienst stattfand.
Das Frühstück war wie in den zwei Tagen zuvor sehr reichhaltig und so konnte jeder Teilnehmer gut
gesättigt in den Tag starten. Die Zeit bis zur Kofferabgabe (10:45 Uhr) nutzte jeder individuell, d.h. letztes
Handanlegen an den Koffer, noch ein paar Schnappschüsse der Klosteranlage bzw. des Gartens oder
noch ein paar Minuten die Sonne genießend im Eingangsbereich sitzen.
Nachdem wir uns von den Klosterbewohnern verabschiedet hatten, es gab das obligatorische
Gruppenbild, starteten wir mehr als pünktlich bereits um 10:55 Uhr in Richtung Tel Aviv. Im Bus sangen
wir für unsere Mitreisende, Ingrid, noch ein Geburtstagsständchen. In Tel Aviv hatten wir 3 Stunden, die
jeder für sich nutzen konnte, um z.B. durch die Stadt zu bummeln, im Meer zu baden oder in der Sonne
zu sitzen und etwas zu trinken.
Zu unserer Gruppe stieß noch Yoram aus Yoqneam dazu, der es
sich nicht nehmen ließ, uns persönlich am Flughafen zu
verabschieden.
Der Bus machte sich dann um 14:56 Uhr Richtung Flughafen
auf, um uns früh genug für unseren Rückflug abzuliefern.
Yoram kehrte dann mit dem Bus bzw. dem Busfahrer nach
Yoqneam zurück.
Nachdem wir alle Sicherheitskontrollen/-maßnahmen hinter
uns gebracht hatten, verblieb noch ein wenig Zeit, um die
letzten Schekel in Essen, Getränke oder Waren umzutauschen.
Unser Abflug verspätete sich aufgrund eines Lotsenstreikes auf Zypern, so dass wir erst um 23:00 Uhr in
Düsseldorf gelandet sind. Ankunft in Wiehl erfolgte gegen 01:25 Uhr, weil am Flughafen noch ein Koffer
reklamiert werden musste.
Nachdem wir uns alle voneinander verabschiedet hatten, kehrte jeder ziemlich müde - aber voller
Eindrücke - in seine eigene Welt zurück.
Claudia Rickmann
30
Informationen über Israel
Die älteste Quelle für das Wort „Israel“ ist die ägyptische Merenptah-Stele (heute im Ägyptischen
Museum in Kairo). Sie beschreibt einen Feldzug gegen ein Volk Israel im Lande Kanaan und wird auf das
Jahr 1211 v. Chr. datiert.
Die Volksetymologie des Alten Testaments deutet „Israel“ als „Gottesstreiter“ (Gen 32,29 EU). Jakob
bekam diesen neuen Namen, nachdem er mit einem geheimnisvollen Gegner gerungen hatte. Seine
Nachkommen wurden als die „Kinder Israels“, „Israeliten“ oder kurz „Israel“ bezeichnet.
Der Name entspricht einer weit verbreiteten semitischen Namensform, die ein Verb im Imperfekt und das
theophore Element ‫( לֵ א‬Gott) als Subjekt enthält. Das verbale Element wird in dieser Deutung als von der
semitischen Wurzel ‫„ שרה‬streiten, kämpfen“ abgeleitet angesehen. Möglich ist allerdings auch eine
Ableitung von der Wurzel ‫„ שרר‬herrschen“. Das hebräische Imperfekt kann im Deutschen mit dem
Präsens oder der Wunschform wiedergegeben werden, so dass sich als mögliche Übersetzungen
ergeben: „Gott streitet (für uns)“ oder „Gott möge (für uns) streiten“ und „Gott herrscht“ oder „Gott möge
herrschen“. Antonius der Große übersetzte in seinem dritten Brief den Namen Israel mit „Verstand, der
Gott sieht“.
Andere Namensvorschläge für den neuen Staat lauteten Eretz Israel, Zion, Judäa und Neu Judäa. Die
Entscheidung der Regierung für „Israel“ wurde von Außenminister Mosche Scharet verkündet.
Geographie
Grenzen und Nachbarstaaten
Israel liegt auf einer Landbrücke zwischen Asien und Afrika am östlichen Rand des Mittelmeeres.
Nachbarstaaten sind im Norden der Libanon, im Nordosten Syrien, im Osten und Südosten Jordanien
und im Südwesten Ägypten. Im Süden grenzt Israel an den Golf von Akaba und damit ans Rote Meer.
Israelische Flagge auf Massada
Der Grenzverlauf im Osten – zu den Gebieten zwischen Israel
und Jordanien (Westjordanland) – ist strittig. Diese Gebiete
haben nicht den Status eines eigenständigen Staates. Ein von
allen Seiten gleichermaßen akzeptierter und daher eindeutig
definierter Grenzverlauf ist aufgrund verschiedener Ursachen bis
heute nicht vorhanden.
Der UN-Teilungsplan für Palästina (1947) wurde von Israel
akzeptiert, von den arabischen Staaten jedoch abgelehnt.
Im Arabisch-Israelischen Krieg von 1948 verteidigte Israel das ihm zugedachte Staatsgebiet und eroberte
weitere Gebiete. Jordanien besetzte das Westjordanland (einschließlich Ostjerusalems mit dem jüdischen
Viertel der Altstadt), Ägypten den Gazastreifen und Syrien kleinere Gebiete am See Genezareth (die
allerdings demilitarisiert wurden). Vor 1967 hatte Israel eine Fläche von 20.700 km², davon waren
445 km² Wasser. Damit ist das israelische Kernland etwas kleiner als das deutsche Bundesland Hessen.
Im Sechstagekrieg von 1967 eroberte Israel den Gazastreifen im Südwesten und das Westjordanland im
Osten des Kernlands, so dass es das gesamte ehemalige Mandatsgebiet von 1947 kontrollierte.
Israel besetzte außerdem die syrischen Golanhöhen, die bis 1923 noch Teil des damaligen britischen
Mandatgebietes Palästina waren, und die Sinai-Halbinsel (60.000 km²). Der Jom-Kippur-Krieg von 1973
hatte kleinere Grenzverschiebungen am Suezkanal und auf dem Golan zur Folge. Aufgrund des 1979 mit
Ägypten geschlossenen Friedensvertrags wurde die Sinaihalbinsel bis 1982 zurückgegeben, während
über den Golan ein weiterhin ungelöster Konflikt mit Syrien besteht.
Seit Beginn des Ersten Libanonkriegs im Jahr 1982 hielt Israel den südlichen Grenzstreifen des Libanon
unter militärischer Besatzung. Diese sogenannte „Sicherheitszone“ südlich des Flusses Litani wurde im
Mai 2000 mit Ausnahme der umstrittenen Schebaa-Farmen geräumt.
31
1994 schloss Israel in der Washingtoner Erklärung mit Jordanien Frieden. Seitdem wurden der
Gazastreifen und Teile des Westjordanlandes der Verwaltung der Palästinensischen Autonomiebehörde
übergeben. Der endgültige Status dieser Gebiete steht nicht fest. Nach dem Abzug der israelischen
Truppen und Siedler aus dem Gazastreifen 2005 umfassen die besetzten Gebiete eine Fläche von 7099
km², wovon Ostjerusalem (70 km²) und die Golanhöhen (1150 km²) nach israelischem Recht Gegenstand
einer international nicht anerkannten Annexion geworden sind, während das Westjordanland (5879 km²;
entspricht etwa der doppelten Fläche des Saarlandes) der Militärverwaltung untersteht.
Landschaft
Das Tote Meer
In der Länge misst das Land vom Norden bis zum Süden 470 km. Die breiteste Stelle des Landes misst
135 km, die schmalste nur 15 km. Israel lässt
sich in vier Regionen einteilen: Die
Mittelmeerküste, die Hügellandschaft im
Zentrum, das Jordantal und die Negev-Wüste.
Die Küstenebene verläuft von der libanesischen
Grenze nach Gaza im Süden, nur vom Carmel
Kap in der Bucht von Haifa unterbrochen. Um
Gaza ist sie etwa 40 Kilometer breit und wird
gegen Norden immer schmaler, so dass sie an
der libanesischen Grenze nur noch 5 Kilometer
breit ist. Sie ist fruchtbar und subtropisch und
wird für den Anbau von Wein und Zitrusfrüchten
genutzt. Der am dichtesten bevölkerte Teil
zwischen Tel Aviv und Haifa heißt
Scharonebene. Die Ebene wird von mehreren
kurzen Flüssen durchzogen, von denen nur
zwei, der Jarkon und der Kischon ganzjährig
Wasser führen.
Östlich der Küste, im Zentrum des Landes
schließt sich eine Hügellandschaft an. Im
Norden liegen die Berge und Hügel des oberen
und unteren Galiläa, weiter im Süden schließen
die Hügel von Samaria an, wo es viele
fruchtbare Täler gibt. Südlich von Jerusalem
schließlich liegt Judäa mit seinen recht
unfruchtbaren Hügeln. Die Hügellandschaft liegt
im Durchschnitt 610 Meter über dem
Meeresspiegel und erreicht in Galiläa mit dem
Berg Meron (1208 m) ihren höchsten Punkt.
Viele Täler durchschneiden die Landschaft in
Ost-West-Richtung. Das größte ist die
Jesreelebene (biblisch als Tal Esdrelon
bezeichnet), welches sich von Haifa aus 48 km
in südöstlicher Richtung bis zum Jordantal
erstreckt. Es ist an seiner breitesten Stelle 19 km weit.
Östlich der Hügellandschaft liegt das Jordantal, welches einen kurzen Abschnitt des 6500 km langen
Großen Afrikanischen Grabenbruchs darstellt. Der Jordan, mit 322 km Israels längster Fluss, wird aus
den Quellflüssen Dan, Banijas und Hazbani im Norden des Landes gespeist. Die Banyas-Quelle ist eine
bekannte Touristenattraktion durch ihre einzigartige, subtropische Landschaft. Der Jordan fließt südlich
durch die Huleebene in den See Genezareth (hebr. ‫ ים כנרת‬- Jam Kineret). Der See hat eine Fläche von
165 km² und liegt etwa auf 213 Metern u.N.N. Mit einem Speichervermögen von 3 km³ ist er das
32
wichtigste Wasserreservoir des National Water Carrier. Der Jordan fließt im Süden des Sees Genezareth
ab und endet schließlich im Toten Meer, das ein extrem salzhaltiger und abflussloser See ist. Das Tote
Meer, das sich Israel mit Jordanien teilt, ist der tiefste Punkt der Erdoberfläche. Es liegt 418 Meter unter
dem Meeresspiegel und hat eine Fläche von 1020 km². Südlich des Toten Meeres führt der Grabenbruch
mit der Arava-Senke, die über 170 km keinen dauerhaften Wasserfluss besitzt, bis zum Golf von Akaba.
Der Negev hat eine Fläche von ca. 12.000 km² und stellt damit mehr als die Hälfte von Israels Landfläche
dar. Geographisch gehört er zur Sinai-Wüste. Die Wüstenregion beginnt im Norden etwa auf der Höhe
von Be'er Scheva und endet bei Eilat, der südlichsten Stadt Israels. Die Grenze zu Jordanien bildet die
Arava-Senke.
Der niedrigste Punkt des Landes ist das Tote Meer mit -418 m; der höchste Punkt ist auf dem Berg
Hermon bei 2248 m auf dem Golan, bzw. auf dem Berg Meron bei 1208 m.
Klima
Das Klima in Israel wird bestimmt durch seine Lage zwischen der subtropischen Trockenheit der Sahara
und der arabischen Wüsten einerseits und der subtropischen Feuchtigkeit der Levante andererseits.
Obwohl Israel nur ein kleines Land ist, hat es mehrere Klimazonen. Das Klima ist von der Entfernung zum
Mittelmeer, von der Höhe und der Geographischen Breite abhängig. Im Norden gemäßigt und bewaldet,
ist Israel im Süden heiß und wüst. Insgesamt sind 50 % des Landes Steppe und Wüste, wobei die NegevWüste die größte Fläche darstellt. An der Küste zum Mittelmeer herrscht das subtropische
Mittelmeerklima, das sich durch trockene, heiße Sommer und regenreiche, milde Winter auszeichnet.
Der Januar ist der kälteste Monat mit Durchschnittstemperaturen zwischen 6°C bis 15°C, Juli-August
sind mit 22°C bis 33°C die heißesten Monate. Die Sommer sind an der Mittelmeerküste von hoher
Luftfeuchtigkeit geprägt, im Inneren des Landes, dem Jordantal und dem Negev jedoch recht trocken. In
Eilat werden oft die höchsten Temperaturen erreicht z.T. bis zu 46 °C. Mehr als 70 % des
durchschnittlichen Regens fällt zwischen November und März. Von Juni bis September fällt
normalerweise kein Regen. Die Niederschlagsmenge nimmt von Nord nach Süd stark ab, so dass im
extremen Süden im Durchschnitt nur 30mm, im Norden mehr als 900mm im Jahr erwartet werden
können. Besonders im Negev variiert die Niederschlagsmenge von Jahr zu Jahr sehr stark. Im Winter
kann es in den höheren Regionen zu Schnee kommen, auch ab und an in Jerusalem. Der Hermon ist
saisonbedingt über mehrere Monate auf seinen drei Gipfeln von Schnee bedeckt.
Die Gebiete mit Niederschlägen von mehr als 300mm im Jahr werden besonders intensiv
landwirtschaftlich genutzt. Etwa ein Drittel des Landes kann bebaut werden.
Unwetter und Hagel sind in der regnerischen Zeit üblich und Wasserhosen können die Mittelmeerküste
treffen, richten aber nur sehr geringe Schäden an. Allerdings wurde am 4. April 2006 der Westen Galiläas
von Gewitterzellen und einem F2 Tornado getroffen, der größere Schäden verursachte und durch den 75
Personen verletzt wurden.
33
Tempelgesellschaft
Verbreitung
Nach eigenen Angaben der Tempelgesellschaft bestand diese im Jahr 2006 aus etwa 2000 Mitgliedern,
davon 700 Mitglieder in Deutschland und 1300 in Australien.
In Deutschland bestehen zwei Gemeinden in Stuttgart und Filderstadt, in Australien sind es fünf
Gemeinden im Melbourner Stadtteil Bayswater, in Bentleigh bei Melbourne, Sydney, Tanunda und in
Victoria.
Haifa
Im Januar 1869 gelang es den deutschen Siedlern durch Vermittlung eines Bürgers der Stadt,
Grundstücke außerhalb der Stadtmauern zu erwerben. In der Zeit von Mai bis Juni 1869 besuchten drei
Vertreter des „Tempels“ im Auftrag des Vorstands Haifa. Nach ihrer Rückkehr rieten sie, die
Vorstellungen Hardeggs für die Haifaer Kolonie anzunehmen.
Hardegg plante eine Straße entlang der schon erworbenen Grundstücke, die sich 15 Minuten außerhalb
der bisherigen Stadt befanden, zu bauen. Es sollten zunächst auf jeder Seite der Straße fünf Häuser
entstehen. Um den Siedlern während des Sommers Schatten spenden zu können, sollten zudem entlang
der Straße Bäume gepflanzt werden. 1870 zählte die Kolonie bereits 14 Häuser und 120 Siedler.
Anfänglich beschäftigten sich die Siedler hauptsächlich mit Landwirtschaft und Weinbau. Doch recht
schnell erkannte man die Notwendigkeit des Ausbaus der Infrastruktur und die Möglichkeiten, die sich
daraus boten.
So waren es die in Haifa lebenden Templer, die einen Kutschendienst zwischen Haifa und Akko
einrichteten und mit Unterstützung des lateinischen Klosters zu Nazaret und einiger arabischer
Großgrundbesitzer die Verbindung zwischen Haifa und Nazaret ausbauten und für Kutschen befahrbar
machten. 1875 war die Straße fertig und die Templer richteten einen für sie lukrativen Kutschendienst ein,
der Touristen und Pilger nach Nazaret brachte. Das Karmelhotel wurde als erstes, damaligen
Vorstellungen entsprechendes modernes Hotel in Haifa errichtet. Doch eine der wichtigsten
Entscheidungen der Haifaer Tempelgemeinschaft wurde im Jahre 1872 gefasst. Eine Mole sollte als
Verlängerung der Straße in der Templerkolonie gebaut werden. Bis zu diesem Zeitpunkt war Jaffa der
einzige Hafen Palästinas. Da große Schiffe, wie Passagierschiffe, nicht in den Hafen einfahren konnten,
mussten alle Passagiere in kleinen Fischerbooten übergesetzt werden. Für die örtliche Bevölkerung war
das ein einträgliches Geschäft. Dank dieser wirtschaftlichen Entwicklung zählte die Gemeinschaft in Haifa
1873 bereits 38 Wohnhäuser und etwa 250 Siedler.
Friedrich Keller war von 1878 bis 1908 kaiserlicher Vizekonsul in Haifa. Sein Hauptverdienst war es, dass
nach langem Streit mit den osmanischen Behörden und den Karmelitermönchen die deutsche Siedlung
auf den Berg Karmel ausgedehnt werden durfte.
Jaffa
Nur drei Monate nach Gründung der Haifaer Tempelgemeinde bot sich bereits die Gelegenheit, auch in
Jaffa eine Gemeinde zu gründen. Fünf Gebäude einer ehemaligen amerikanischen Adventisten-Kolonie
konnten durch Vermittlung des Kaufmanns Peter Martin Metzler erworben werden. Da zu den Gebäuden
unter anderem das Hotel Jerusalem mit 19 Zimmern, ein Krankenhaus mit Apotheke sowie eine
Dampfmühle gehörten, konnten die Kolonisten in Jaffa schnell Dienste für die ortsansässige Bevölkerung
und für Pilger anbieten. Neben dem Hotel Jerusalem wurde das Hotel du Parc des Barons Plato von
Ustinow eröffnet.
Gegen Ende des Jahres 1870 zählte die Templerkolonie zu Jaffa bereits 110 Einwohner. Zu Beginn
bildete das Hotel eine wesentliche Einnahmequelle der Templer zu Jaffa. Jaffa war damals der wichtigste
Hafen Palästinas und fast alle Pilger ließen sich in Jaffa ausschiffen, um ihre Reise ins Landesinnere
fortzusetzen. Daher waren die Kutschfahrten vom Hafen Jaffas vor allem nach Jerusalem und Transporte
von Obst aus den eigenen Plantagen zum Hafen wichtige Einnahmequellen. Wie rentabel die
Personentransporte waren, zeigt die Tatsache, dass man 1875 eine eigene Gesellschaft für die
Personenbeförderung gründete. Diese Gesellschaft schloss noch im selben Jahr einen Vertrag mit der
34
Agentur Cook ab. Danach sollten die Templer alle Fahrten für Cook durchführen. Mit der Ausweitung des
Transportwesens erlebten auch Wagenbau und -reparatur einen Aufschwung. Auch Araber erkannten die
Verdienstmöglichkeiten durch die Transporte und gründeten eigene Unternehmen. Sie kauften ihre
Kutschen und Wagen in Deutschland.
Das Hotel der Templer wurde erweitert und ein Kaufhaus errichtet, in dem u. a. wohlhabende Araber
einkauften. 1886 erweiterte man die erste Siedlung um die nördlich gelegene Siedlung Walhalla. Dort
bildete sich um die Eisengießerei und Maschinenfabrik der Brüder Wagner aus Mägerkingen eine
bedeutende Kleinindustrie. Ein weiterer Industriebetrieb war die Zementfabrikation der Gebrüder Wieland
aus Bodelshausen. 1904 wurde die Immanuelkirche eingeweiht, welche von dem Architekten Paul
Ferdinand Groth entworfen wurde.
Sarona
Am 18. August 1871 erwarb die Templergesellschaft nahe dem Fluss Jarkon Land. 1872 kamen die
ersten Siedlerfamilien nach Sarona. Doch verhinderte die Malaria einen raschen Ausbau der Kolonie.
1873 galt die Malaria in der Umgebung als besiegt. Die Siedler hatten Eukalyptusbäume gepflanzt und
die Sümpfe der Umgebung trockengelegt. Doch hatte die Krankheit bis zu diesem Zeitpunkt viele Opfer
gefordert. So gab es im Jahre 1875 erst 80 Siedler in Sarona. Haupteinnahmequelle Saronas war die
Landwirtschaft. Wenige fanden bei der Personenbeförderungsgesellschaft der Kolonie Jaffa Arbeit.
Nach der Ausweisung der Templerdeutschen aus dem neuen Staat Israel 1950 wurde aus Sarona
Hakirya, von 1948 bis 1955 der erste Regierungssitz Israels und heute ein Wohnviertel von Tel Aviv. Ein
Teil der Gebäude ist noch zugänglich; sie befinden sich an der Kaplanstraße kurz vor der Einmündung in
die Petah-Tiqvah-Road. Der größte Teil der ehemaligen Templersiedlung lag über Jahrzehnte im
Sperrgebiet des Verteidigungsministeriums. Immer noch befindet sich der zweite Amtssitz des
Regierungschefs in einem der dortigen zwölf von rund einhundert ehemaligen Templerhäusern. Seit dem
Jahre 2000 sind auf Initiative des Restaurators Schai Farkasch viele der Templerhäuser renoviert
worden.
Jerusalem
Schon zu Beginn der 1870er Jahre zogen einige Templer nach Jerusalem. Jerusalem war jedoch weit
davon entfernt eine Templerkolonie zu werden. Daran änderte auch der Erwerb von Grundflächen
außerhalb der Altstadt am oberen Ende der Rafaiterebene im Jahre 1873 und den darauffolgenden
Jahren nichts. Auch die Überlegungen der Tempelführung zu diesem Zeitpunkt, die Leitung der
Gesellschaft nach Jerusalem zu verlegen, zeigte keine Wirkung. Zwar gab es 1875 rund 100 Templer zu
Jerusalem. Von einer „Kolonie“ konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesprochen werden, obwohl es
das Ziel der Auswanderung war, einen geistigen Tempel in Jerusalem zu errichten. 1878 wurde die
Leitung der Tempelgesellschaft und der Sitz des Tempelstifts, einer Ausbildungsstätte für junge Templer,
von Jaffa nach Jerusalem verlegt. Dies zog viele Templerfamilien nach Jerusalem, so dass sich eine
Kolonie etablieren konnte. Dieser Schritt nach Jerusalem bedeutete den ersten Abschluss der ersten
Phase der Besiedlung Palästinas durch die Templer.
Wilhelma, Betlehem-Galiläa, Waldheim
1902 wurde in der Nähe von Jaffa die Kolonie Wilhelma errichtet. 1906 wurde in Galiläa bei Nazareth
Siedlungsland erworben und auf diesem die Kolonie Betlehem-Galiläa, heute Beit Lehem HaGlilit,
errichtet. Beide Siedlungen, zunächst Wilhelma, das heute Bnei Atarot heißt, und später auch das nur
zögernd erschlossene Betlehem entwickelten sich zu landwirtschaftlichen Mustersiedlungen. In Wilhelma
ließen sich neben den Templern mennonitische Templer aus Südrussland nieder. Eine dritte Siedlung,
Waldheim, die in unmittelbarer Nähe des württembergischen Betlehem gelegen war, wurde von der
deutschen evangelischen Gemeinde Haifa gegründet, die sich von der Tempelgesellschaft abgespaltet
hatte; sie erfuhr dabei Hilfe durch die Gesellschaft zur Förderung der deutschen Ansiedlungen in
Palästina m.b.H. mit Sitz in Stuttgart.
Templer in Wilhelma
Im Dezember 1925 lebten in Palästina insgesamt 1324 Templer. Von ihnen lebten 393 im Bezirk Haifa,
98 in Betlehem, 235 im Bezirk Jaffa, 225 in Sarona, 215 in Wilhelma und 158 in Jerusalem. Die Mitglieder
besaßen 321 Wohn- und 176 Nebengebäude sowie 2397 Hektar Äcker, Weingärten, Baumanlagen,
Wald, Gärten und Bauland.
35
Die Templer waren in vielfältiger Beziehung von der jüdischen Bevölkerung Palästinas abhängig, die
nach ihrer Kopfzahl, ihrer Wirtschaftskraft wie nach ihrem kulturellen Einfluss unablässig wuchs. Hinzu
kam, dass das vieljährige enge Zusammenleben von Juden und Christen zu mannigfachen
nachbarschaftlichen Bindungen geführt hatte. Natürlich gab es auf beiden Seiten auch Konkurrenzneid,
Interessengegensätze und menschliche Differenzen. Aber diese traten allenfalls unterschwellig in
Erscheinung, zumal die Templer im Vergleich zu den Juden oder den Arabern eine verschwindend kleine
Minderheit bildeten, wenn sie auch durch ihre hohe Qualifikation auf geistigem, technischem und
wirtschaftlichem Gebiet eine gewisse Bedeutung erlangt hatten.
Nach Kriegsbeginn wandelte die Mandatsregierung die vier landwirtschaftlichen Kolonien Sarona,
Wilhelma, Betlehem und Waldheim in Internierungslager um und brachte in ihnen die im Lande
verbliebene deutsche Bevölkerung unter. Nur die wehrfähigen Männer wurden in einem Lager bei Akko
interniert.
Es kam 1941 schließlich zur Internierung vieler „Palästinadeutscher“ auch in Australien im Lager Tatura
im Staat Victoria. Dort feierten die Templer und Palästinadeutschen mit anderen internierten deutschen
Staatsbürgern noch am 20. April 1945 den „Führergeburtstag“. Am 17. April 1948, einen Monat vor der
israelischen Unabhängigkeitserklärung, besetzten bewaffnete jüdische Trupps die Siedlung Waldheim.
Die dort verbliebenen Internierten wurden durch die britischen Behörden in ein Zeltcamp für deutsche
Displaced Persons nach Famagusta auf Zypern deportiert. Von Zypern aus wanderten viele nach
Australien aus; einige kehrten jedoch ab 1949 in die württembergische Heimat ihrer Vorfahren zurück.
1950 forderten die israelischen Behörden die letzten noch in Palästina verbliebenen Templer zum
Verlassen des Landes auf. Am 13. April 1950 verließ der Tempelvorsteher Jerusalem mit
Bestimmungsort Bentleigh (Australien). 80 Jahre Wirksamkeit der Templer in Palästina waren damit zu
Ende.
‫ישראל מדינת‬Medinat Jisra'el (hebr.)
‫ إ سرائ يل دول ة‬Daulat Isrāʾīl (arab.)
Staat Israel
Amtssprache
Hauptstadt
Regierungssitz
Staatsform
Regierungssystem
Staatsoberhaupt
Regierungschef
Fläche
Einwohnerzahl
Bevölkerungsdichte
Bevölkerungsentwicklung
Währung
Unabhängigkeit
Ivrit (Hebräisch), Arabisch
Jerusalem (Sitz des Parlaments und der Regierung)
Jerusalem (de jure)
Jerusalem und Tel Aviv (de facto)
parlamentarische Republik
parlamentarische Demokratie
Präsident
Reuven Rivlin
Premierminister
Benjamin Netanjahu
Kernland 22.380 km²
besetzte Gebiete 6.831 km²
8.368.400 (mit besetzten Gebieten 8.904.373)[3] (Mai 2015) (96./94.)
374 (34.) Einwohner pro km²
▲ +1,8 % (Aug. 2012–Dez. 2013) pro Jahr
Neuer Israelischer Schekel (NIS)
14. Mai 1948 – 5. Ijjar 5708
Quelle: Wikipedia
36
37
Zusammenstellung und Layout: Gerhard und Iris Hermann