M2-PK Stuhltest zur Früherkennung von Darmkrebs - IGeL
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M2-PK Stuhltest zur Früherkennung von Darmkrebs - IGeL
M2-PK Stuhltest zur Früherkennung von Darmkrebs Ergebnisbericht Recherche: Datum der Suche: 05.11.2012 PICO-Fragestellung: 1: Führt die Anwendung des M2-PK Stuhltests im Screening zu einer Absenkung der Sterblichkeit an kolorektalem Karzinom oder einer Besserung der tumorspezifischen Morbidität? Gibt es diesbezüglich einen Zusatznutzen gegenüber dem als Kassenleistung angebotenen Guajak-FOBT? 2: Weist der M2-PK Stuhltest bessere Testparameter auf als der gFOBT? Population: Erwachsene ohne Verdacht auf Darmkrebs (kolorektales Karzinom). Kein Verdacht bedeutet hier: ohne gastrointestinale Beschwerden, insbesondere ohne mit dem bloßen Auge sichtbare gastrointestinale Blutung Intervention: M2-PK Stuhltest zur Früherkennung des kolorektalen Karzinoms und seinen Vorstufen (Adenome, Polypen) Kontrolle (Control): konventioneller Stuhltest auf okkultes Blut (Guajak-FOBT, „Guajak-Test“, „Hämoccult-Test“) Zielgröße (Outcome): a) Senkung der Sterblichkeit an kolorektalem Karzinom b) Senkung der Morbidität (z B. Inzidenz des KRK) Kommentar: Die Koloskopie gilt als Goldstandard zur Überprüfung von Guajak-FOBT und M2-PK Stuhltest und ist hier nicht als konkurrierendes Screening-Testverfahren zu verstehen. Bei positivem Stuhltest ist eine Koloskopie als nachgeschalteter Test durchzuführen, die als Kassenleistung abzurechnen ist. Angaben zu potentiell relevanten Reviews und Primärstudien aus der PubMed-Recherche siehe unten. Ein aktueller Bericht zum Kolon-Karzinom-Screening des Ludwig-Boltzmann-Instituts (2012) geht nur am Rande auf den M2-PK Stuhltest ein und resümiert, dass der Test auf Grund der schlechten Performance als Screening-Test nicht geeignet ist. Suchbegriffe: deutsch: (M2-PK Stuhltest oder M2-PK) (Vorsorge oder Früherkennung oder Screening) (kolorektales Karzinom oder Kolonkarzinom oder Rektumkarzinom oder Adenom oder Polyp) englisch: (M2-PK OR "pyruvate kinase" [tiab] OR "M2-pyruvate kinase" [tiab]) (colorectal cancer OR “adenoma” [tiab] OR “Polyp” [tiab]) screening test Datenbank IQWiG (Berichte) Cochrane (Reviews) G-BA AWMF (S2e und S3) NICE (guidance documents) CRD (DARE und HTA) Seite 1 von 5 gefundene Dokumente Kein Treffer verwendete Dokumente 0 Ein Treffer, nicht relevant (Pankreas-Karzinom) 0 Kein Treffer Kein Treffer 0 0 Kein Treffer 0 2 Treffer, beide nicht relevant: andere Indikation (Pankreas), anderes Thema 0 Stand der Bewertung: Februar 2013 www.igel-monitor.de AHRQ/USPSTF (Index-Suche) (Diabetes) 1 Treffer: nicht relevant: Es werden nur Literaturstellen erwähnt mit diesem Test, dessen Test-Ergebnisse aber nicht in das Review einfließen. 0 In der PubMed-Recherche wurden insgesamt 2 Reviews (Hathurusinghe 2007, Li 2012), 1 MetaAnalyse (Tonus 2012) sowie 10 Primärstudien identifiziert, die für die Bewertung potentiell relevant waren. Sieben der Primärstudien (Hardt 2004, Mulder SA 2007, Naumann M 2004, Shastri YM 2006, Tonus C 2006, Vogel T 2005, Shastri YM 2008) beziehen sich auf Personen mit besonderem Risiko bzw. bereits symptomatische Personen. Die Ergebnisse der Studien können somit nicht auf das ScreeningSetting übertragen werden. Darüber hinaus liefern nicht alle Studien Ergebnisse zum für den für uns relevanten Vergleich des M2-PK Stuhltests mit dem gFOBT-Test. Die Studien werden daher für die Bewertung nicht berücksichtigt. Die Übersichtsarbeiten von Hathurusinghe (2007) und Li (2012) beziehen sich in der Mehrheit auf die Ergebnisse oben genannten Primärstudien und sind somit für die Bewertung ebenfalls nicht relevant. Bei Hathurusinghe (2007) wurde neben den Studien von Hardt (2004) und Shastri (2006) noch eine weitere Studie von Hardt (2003) bei Personen im Hochrisiko-Setting einbezogen. Bei den 3 bei Li (2012) eingeschlossenen Studien zum Vergleich M2-PK Stuhltest gegen gFOBT handelt es sich um die oben erwähnten Studien von Naumann (2004), Vogel (2005) und Shastri (2006). In die MetaAnalyse von Tonus (2012) wurden insgesamt 17 Studien eingeschlossen, davon verglichen 4 Studien die diagnostische Güte des M2-PK Stuhltest gegen die des gFOBT. Bei drei der Studien handelt es sich um bereits oben genannte Studien (Naumann 2004, Shastri 2006, Vogel 2005). Auch bei Koss (2008) wurden nur Personen mit erhöhtem Risiko oder Symptomen eingeschlossen. Lediglich drei Primärstudien (Haug 2007, Haug 2008, Möslein 2010) rekrutierten ihre Probanden überwiegend im Screening-Setting. In den beiden Publikationen von Haug und Kollegen werden Aussagen zur diagnostischen Güte des M2-PK Stuhltests getroffen, Angaben zum für uns relevanten Vergleich gegen den gFOBT fehlen. Bei Möslein et al. fand zwar ein Vergleich zwischen M2-PK Stuhltest und gFOBT statt, allerdings wurde der gFOBT nicht wie vom Hersteller empfohlen angewandt. Somit sind keine verlässlichen Aussagen zur diagnostischen Güte möglich. Seite 2 von 5 Stand der Bewertung: Februar 2013 www.igel-monitor.de Überprüfte Reviews, die nicht verwendet werden konnten Verwendetes Review Reviewqualität 1. Methodik der Recherche und Auswahl systematisch? 2. Ende des Suchzeitraums? 3. Ergebnispräsentation ausführlich? Li R, Liu J, Xue 1: ja: Fokus auf H, et al.: „diagnostic value” für Diagnostic value KRK, nicht für of fecal tumor Adenome/Polypen M2-pyruvate 2: April 2011 kinase for CRC 3: ja screening: a systematic review and meta-analysis. Int J Cancer 2012; 131 (8): 1837-1845. Tonus C, 1: ja: Sellinger M, 2: Juni 2011 Koss K, et al.: 3: ja Faecal pyruvate kinase isoenzyme type M2 for colorectal cancer screening: A meta-analysis. World J Gastroenterol 2012; 18 (30): 4004-4011 Hathurusinghe 1: ja: HR, 2) August 2006 Goonetilleke 3) ja KS, Siriwardena AK: Current status of tumor M2 pyruvate kinase (tumor M2-PK) as a biomarker of gastrointestinal malignancy. Ann Surg Oncol 2007; 14 (10): 2714-2720 Seite 3 von 5 Einschlusskriterien für Studienauswahl Design und ggf. PICO-Erläuterung Evidenz Nur Studien mit Originaldaten Test musste allein oder in Kombination mit anderen Tests angewandt worden sein. Koloskopie immer als Referenz eingesetzt Daten für Test-4Feldertafel mussten vorhanden sein. Cut-offs für M2-PK musste angegeben sein QUADAS-Bewertung Studien zum M2-PK Stuhltest hinsichtlich KRK und Adenome 10 von 386 identifizierten Studien wurden in die Übersichtsarbeit eingeschlossen. Nur drei Studien verglichen den M2-PK Stuhltest gegen den gFOBT-Test (Naumann 2004, Vogel 2005, Shastri 2006). Die Studien waren nicht im Screeningsetting, zur näheren Beschreibung sowie den Ausschlussgründen siehe unten. Aus den identifizierten Studien lassen sich keine Aussagen für unsere Fragestellung ableiten. Insgesamt 17 Studien wurden in die MetaAnalyse eingeschlossen. Für fehlende Daten zur Spezifität des Tests wurden Annahmen getroffen, die nicht unbedingt auf die wahre Keine Einschränkung Spezifität schließen lassen. auf bestimmte Vier der eingeschlossenen Studien verglichen Studientypen, den M2-PK Stuhltest gegen den gFOBT Publikationen (auch (Naumann 2004, Shastri 2006, Vogel 2005; Posterangaben wurden Beschreibung siehe unten). Bei Koss (2008) eingeschlossen) wurden nur Personen mit erhöhtem Risiko Die Auswahl der oder bereits vorliegenden Symptomen Studien erfolgte nicht eingeschlossen. nach vorher Insgesamt wird nur bedingt nach Screeningfestgesetzten Setting differenziert, über die untersuchten Qualitätskriterien. Populationen erfährt man wenig (symptomatisch oder asymptomatisch zum Zeitpunkt der Untersuchung?). Aus den identifizierten Studien lassen sich keine Aussagen für unsere Fragestellung ableiten. Studien zum M2-PKVon den insgesamt 30 eingeschlossenen Level in Plasma und Publikationen beziehen sich nur drei Arbeiten Stuhlproben bei von Hardt et al 2003, Hardt 2004 und Tonus gastrointestinalen 2006 auf den Einsatz des M2-PK als Malignomen. Stuhltest auf kolorektale Karzinome. Zur Beschreibung sowie den Studien, die Ausschlussgründen der Studien von Hardt überwiegend nicht(2004) und Tonus (2006) siehe unten. Die gastrointestinale Studie von Hardt (2003) wurde ebenfalls nicht Malignome im Screening-Setting durchgeführt, darüber untersuchten, wurden hinaus fand kein Vergleich zum gFOBT statt. ausgeschlossen Aus den identifizierten Studien lassen sich Keine Fallberichte oder keine Aussagen für unsere Fragestellung Reviews, keine ableiten. Publikationen ohne Original-Daten Stand der Bewertung: Februar 2013 www.igel-monitor.de Potentiell relevante Primärstudien Primärstudie Haug U, Rothenbacher D, Wente MN, et al.: Tumour M2-PK as a stool marker for colorectal cancer: comparative analysis in a large sample of unselected older adults vs. colorectal cancer patients. Br J Cancer 2007; 96 (9): 1329-1334 Haug U, Hundt S, Brenner H: Sensitivity and specificity of faecal tumour M2 pyruvate kinase for detection of colorectal adenomas in a large screening study. Br J Cancer 2008; 99 (1): 133-135 Möslein G, Schneider C, Theilmeier A, et al.: Evaluierung der statistischen Kennwerte verschiedener kommerziell erhältlicher Stuhltests. Dtsch Med Wochenschr 2010; 5 (12): 557-562 Hardt PD, Mazurek S, Toepler M, et al.: Faecal tumour M2 pyruvate kinase: a new, sensitive screening tool for colorectal cancer. Br J Cancer 2004; 91 (5): 980-984 Mulder SA, van Leerdam ME, van Vuuren AJ, et al.: Tumor pyruvate kinase isoenzyme type M2 and immunochemical fecal occult blood test: performance in screening for colorectal cancer. Eur J Gastroenterol Hepatol 2007; 19 (10): 878-882 Naumann M, Schaum B, Oremek GM, et al.: Pyruvatkinase Typ M2 (M2PK) im Stuhl - Ein valider Screeningparameter für kolorektale Neoplasien? Dtsch med Wochenschr 2004; 129: 1806-1807 Seite 4 von 5 Einschlusskriterien für Studienauswahl, Design Der ScheBo®-TumorM2-PK Stuhltest wurde bei 65 KRK-Patienten verglichen mit 917 älteren Erwachsenen (Median 62 J) aus der Esther-Studie (hier Populationsbezug, mit Screeningsetting vergleichbar!) und für verschiedene cut-offs berechnet. Keine Verblindung der Untersucher, unterschiedliche Stuhlsammlung bei Fällen und Kontrollen. Grund für Ausschluss der Studie Kein Vergleich zum gFOBT Bei 1.082 Teilnehmern des deutschen KRKKein Vergleich zum gFOBT Koloskopie-Screening Programms wurde der ScheBo®-TumorM2-PK Stuhltest vor der Koloskopie durchgeführt (BLITZ-Studie in 20 gastroenterologischen Praxen im Raum Heidelberg). Alle im Rahmen der Studie entdeckten 10 KRK-Patienten wurden ausgeschlossen. Einzige Studie mit ausschließlich Adenom/Polyp als Zielerkrankung unter Ausschluss von KRK! Stationäre und ambulante Patienten aus dem Raum Empfehlungen der Düsseldorf. Von 1.128 Stuhlproben wurden je 7 Hersteller zur Verwendung Tests durchgeführt für Patienten, die zur Vorsorgeder beiden gFOBT Koloskopie anstanden („meistens (hemoCARE®, Vorsorgeindikation“ Hemoccult®Sensa) auf der 2 Guajak-FOBTs: Basis von drei - hemoCARE® konsekutiven Stuhlproben - Hemoccult®Sensa wurden missachtet, so 4 immunochemische Tests: dass die in der Arbeit - immo-CARE® dargestellten Werte für - PreventID® Sensitivität und Spezifität - Hemoscan® nicht verwendet werden - mö-lab®. können ScheBo®-TumorM2-PK Stuhltest Zielerkrankung: Adenome ≥10mm und KRK. Patienten aus Universitätsklinik, Untersuchungsanlass unklar, kein Screening! Vergleich von 60 KRK-Patienten mit 144 Koloskopie-negativen Kontrollen. Stuhltest wurde vor Koloskopie appliziert. Keine Aussage zur Verblindung der Untersucher . Nicht im Screening-Setting 118 Patienten aus 4 Zentren (52 KRK, 47 mit Adenomen, 19 mit entzündlichen Darmerkrankungen) wurden verglichen mit 63 Patienten mit unauffälliger Koloskopie, cut-off 4 U/mL. Untersuchungsanlass unklar, aber kein Screening! 3 Tests im Vergleich: M2-PK Stuhltest im Vergleich zu 2 immunlogischen FOBT: Immo-care und OC Light. Nicht im Screening-Setting, unklar welcher Anteil der Probanden symptomatisch war 232 Patienten zur endoskopischen Abklärung von Magen-Darmbeschwerden oder Vorsorge, allenfalls letztere Gruppe entspricht Screening! GuajakFOBT und M2-PK Test im Vergleich Unklar, wann Test abgenommen wurde (vor oder nach der Endoskopie) Nicht im Screening-Setting, unklar welcher Anteil der Probanden symptomatisch war. Ungenügende Darstellung der Ergebnisse Stand der Bewertung: Februar 2013 Vergleich gegen anderen Stuhltest (Immunologischer Stuhltest) www.igel-monitor.de Primärstudie Shastri YM, Naumann M, Oremek GM, et al.: Prospective multicenter evaluation of fecal tumor pyruvate kinase type M2 (M2-PK) as a screening biomarker for colorectal neoplasia. Int J Cancer 2006; 119 (11): 2651-2656 Shastri YM, Loitsch S, Hoepffner N, et al.: Comparison of an established simple officebased immunological FOBT with fecal tumor pyruvate kinase type M2 (M2-PK) for colorectal cancer screening: prospective multicenter study. Am J Gastroenterol 2008; 103 (6): 1496-1504 Tonus C, Neupert G, Sellinger M. Colorectal cancer screening by noninvasive metabolic biomarker fecal tumor M2PK. World J Gastroenterol: 2006; 12 (43): 7007-7011 Vogel T, Driemel C, Hauser A, et al.: Vergleich verschiedener Stuhltests zur Detektion von Neoplasien des Kolon. Dtsch Med. Wochenschr 2005; 130 (14): 872-877 Seite 5 von 5 Einschlusskriterien für Studienauswahl, Design Grund für Ausschluss der Studie 317 Koloskopie-Patienten aus 4 Zentren, Untersuchungsanlass unklar, kein Screening! Alle erhielten vor der Koloskopie den FOBT und den M2-PK Test Nicht im Screening-Setting, unklar welcher Anteil der Probanden symptomatisch war 640 Koloskopie-Patienten aus 5 Zentren, symptomatische und Hochrisikopatienten (413), Anteil Screeningprobanden 227 (35%), darunter solche mit genetischer Vorbelastung! Alle erhielten vor der Koloskopie 1) einen Praxis-basierten immunologischen Stuhltest iFOBT (Prevent ID_ CC; Preventis GmbH, Bensheim) und 2) den M2-PK Test Höchstens ein Drittel der Patienten im ScreeningSetting, davon wiederum einige aus HochrisikoKollektiven. Nicht vergleichbar mit populationsbezogenem Screening-Ansatz! Vergleich gegen anderen Stuhltest (immunologischer Stuhltest) M2-PK- Titermessungen im Stuhl bei 54 Darmkrebspatienten und 42 Kontrollen durch, Untersuchungsanlass unklar, kein Screening! Wann wurde der Test abgenommen und bewertet (vor der bestätigten Diagnose oder danach?). Studie nicht zu verwerten. Nicht im Screening-Setting Vergleich dreier Stuhltests bei einem Kollektiv von 116 Patienten, die zur stationären Koloskopie anstanden, sowie zusätzlich bei 22 Patienten mit gesichertem kolorektalem Karzinom. Untersuchungsanlass unklar, kein Screening! a) Guajak-FOBT b) immunologischer Test c) M2-PK Test. Die Untersucher für den Stuhltest waren jeweils blind für den Koloskopiebefund Nicht im Screening-Setting. Fraglicher Bias durch Patientenselektion Stand der Bewertung: Februar 2013 www.igel-monitor.de