geht es zur Chronik des Haflinger Gestüts Meura

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geht es zur Chronik des Haflinger Gestüts Meura
Kaum eine andere Pferderasse hat so viele Liebhaber aus aller Herren Länder gefunden und ist mittlerweile in so vielen Teilen der Welt zu Hause wie
der Haflinger.
Zu Recht, denn diese Rasse bedeutet eine gelungene Verbindung von guten
Charaktereigenschaften mit heutzutage guten bis sehr guten Reiteigenschaften und großer gesundheitlicher Widerstandskraft.
Einen Haflingerbesitzer nach dem Grund befragt, warum er sich für diese
Pferderasse entschieden hat: „Ganz einfach, bei einem Haflinger weiß man,
was man hat! Der Haflinger muss eine Ausstrahlung haben wie Heidi Klum
und ein Gemüt wie Mutter Theresa!“
Der, dem diese Worte über die Lippen gehen, ist Dr. Siegfried Sendig, Begründer und heutiger Seniorchef des Haflinger Gestüts Meura.
Im südöstlichen Teil des Thüringer Schiefergebirges und vor den Toren des
romantischen Schwarzatals liegt ziemlich versteckt das 537 Seelen-Dorf
Meura. Oberhalb der Dorfkirche mit der über 600 Jahre alten Angerlinde
erstreckt sich das Areal des größten Haflingergestüts in Europa.
Den im vogtländischen Auerbach 1935 geborenen Sendig zog es 1964 nach
dem Studium an der landwirtschaftlichen Fachschule in Zwickau, die er als
staatlich anerkannter Landwirt beendete, durch die Mithilfe eines Freundes
ins thüringische Reichmannsdorf, einer Nachbargemeinde von Meura, in die
dortige LPG. Zu diesem Zeitpunkt erwarb er auch seine erste Haflingerstute,
die Senne H 24 (v. Martin 2 a. d. Salerna H 2). Eigentlich, so bescheinigte
ein Attest, war diese Stute unfruchtbar.
Zur Ablösung der in Reichmannsdorf noch vorhandenen Kaltblutpferde für
die innerbetrieblichen Transporte sollte diese Stute neben dem abgekörten
Hengst Mars 8 zum Einsatz kommen. Damit wurde, ohne es zu ahnen, der
Grundstock für eine der bedeutendsten Haflingerzuchtstätten Deutschlands
gelegt. Keiner dachte am 2. Mai 1967, als das erste Haflingerfohlen das
Licht der Welt erblickte daran, dass diesem bis ins Jahr 2005 über 3000
Fohlen folgen würden. Auch konnte Sendig zu jenem Zeitpunkt nicht ermessen, dass das Schicksal dieser Zuchtstätte sich einmal so eng mit seiner
Person verknüpfen würde.
1993 übernahmen die Sendigs die seit 1966 bestehende Zuchtstätte für
Haflinger als Familienbetrieb, obwohl diese damals von der Treuhand in
Berlin als unrentabel angesehen wurde und daher liquidiert werden sollte.
Die Zukunftsaussichten waren im ehemals Volkseigenen Gut Tierproduktion
mit dem Einzug der Marktwirtschaft 1990 ein Kampf ums Überleben: Einstige Subventionen die der Staat zahlte, fielen weg, Arbeitskräfte wurden gekündigt oder leisteten Kurzarbeit, steigende Kosten standen kaum im Verhältnis zu den mit Haflingern erzielten Verkaufserlösen. So wurden die Aussichten, das Gut zu erhalten, immer trüber.
Mit Schaudern erinnert sich Dr. Sendig, seit Kindesbeinen mit Pferden verbunden, an jene Zeit, steckte doch sein Lebensblut in dieser Zucht. Dass es
nicht einfach werden würde, dieses Unternehmen als Familienbetrieb zu
führen, wussten alle in seiner Familie. Für den Neubeginn 1993 mussten
Banken vom betrieblichen Konzept überzeugt werden und Dr. Sendig als
Motor des Ganzen war zu diesem Zeitpunkt schwer erkrankt. Selber um das
eigene gesundheitliche Überleben ringend, ließ er sich dennoch von seiner
Krankheit nicht unterkriegen und meisterte mit seiner Familie die ersten
Anfangschwierigkeiten. Dank der Unterstützung und Hilfe hiesiger Pferdefreunde und des Verbandes Thüringer Pferdezüchter, dem Sendig 1990 bis
2005 als Vorsitzender angehörte, konnte man das Wagnis Familienunternehmen Haflinger Gestüt Meura anpacken.
Während Ehefrau Martina die Zügel auf dem Reiterhof und in der Cafeteria
in die Hand nahm, setzte sich Tochter Anke als Betrieswirtin den wirtschaftlichen Hut im Gesamtkonzept auf. Und wie das bei einem Familienunternehmen nun mal so ist – alle Sendigs machen mit, sogar Siegfrieds Schwiegereltern, die Wochenende für Wochenende von Leipzig nach Meura pendeln
und dann für den hausgebackenen Kuchen zuständig sind. Auch der Sohn,
der mittlerweile nach einem Landwirtschaftsstudium promovierte und heuer
als Geschäftsführer im thüringischen Nordhausen selber ein Unternehmen
zu leiten hat, stellt mit seiner Familie viele Stunden seiner Freizeit in die
Entwicklung des Meuraer Gestütes.
Das ein so vielseitiger Betrieb wie das Gestüt Meura ihn darstellt, richtig
gemanagt werden muss, beweist der Tierbestand von etwa 300 Tieren, die
Produktion von Stutenmilch, die Betreuung von rund 50 Haflingern pro Jahr
in der Stationsprüfung und nicht zuletzt die Organisation verschiedener
Leistungsschauen, Gestütsveranstaltungen und die täglichen Führungen
durch den Betrieb.
Eingangs, neben dem Verwaltungsgebäude mit der Cafeteria, von wo es
nach frischgebackenem Kuchen duftet, steht mit einer Bronzeplastik welche
eine Stute nebst Fohlen zeigt, das Sinnbildliche für das Meuraer Gestüt.
„Wir hier in Meura setzen nicht auf einen sich wild aufbäumenden Hengst,
auch wenn dieser natürlich Leistungsträger der Meuraer Zucht ist, so sind es
hier im Gestüt die Stuten, die in der Breite der Familien für den Zuchterfolg
stehen.“
„Schau dir die Mutter und wenn möglich die Großmutter an, dann weißt du,
wohin es geht!“ empfiehlt Sendig mit einem Augenzwinkern.
Die in Meura bestehenden Umweltfaktoren, entsprechende Aufzucht, Haltung und Fütterung sowie eine Zuchtstrategie die mit Sachkenntnis, Augenmaß, Zielstrebigkeit stehen seit nunmehr vier Jahrzehnten für den guten Ruf
in Sachen Pferdezucht und -ausbildung.
Begann es 1966 mit einer Bedeckung, damals noch in der LPG „20. Jahrestag“ Reichmannsdorf/ Lichte, so wurden über Zukäufe in den Jahren
1968/69 sowie 1976-80 und durch eigene Reproduktion ein Stutenbestand
von annähernd 200 Stuten im späteren VEG Tierproduktion Meura (19771990) und ein Gesamtpferdebestand von 600 Tieren erreicht.
Gegenwärtig verfügt das Gestüt über xxx Zuchtstuten, davon sind 36
Staatsprämienstuten. (??? + von 2002)
Auch wenn Sendig’s erste Stute Senne H 24 sich nicht besonders in die
Zuchtgeschichte des Gestüts einbringen konnte, so war es doch ihrer Mutter, der Tiroler Importstute Salerna H 2 vom Strauß 1115 vergönnt, die Zucht
maßgeblich zu beeinflussen. Ihre 1971 geborene Tochter Saffa H 197 sollte
zu jenem Ehren kommen, für die 1985 errichtete Bronzestatue Modell zu
stehen, welche sie mit ihrem Enkel Stesator 125 zeigt. Dessen eigener beachtlicher Weg als Moritzburger Landbeschäler war zu diesem Zeitpunkt
noch nicht zu erahnen.
Zur Hengstnachzuchtbewertung 1971 in Lichte errang das damalige Stutfohlen Saffa an zweiter Stelle einen 1b-Preis und drei Jahre später, 1974 zur
Elitestutenschau in Magdeburg den ersten 1a-Preis für die Meuraer Haflingerzucht. Dies war der Beginn einer bedeutenden züchterischen Ära. Mit 19
Fohlen in x (17 in 20 lt. Archiv?) Zuchtjahren erreichte diese Stute sowohl
biologisch als auch züchterisch bedeutende Leistungen. Allein 5 (3 lt. Chronik) ihrer Töchter wurden Staatsprämienstuten und ein Sohn, der 1978 geborene Gabriel 88 vom Gamet 49 erhielt ein positives Körurteil. Dessen
Sohn Gral ist heuer noch erfolgreich in Sachsen-Anhalt im Einsatz.
Saffas Vater, der Hengst Staps 29 von Stachus 13 aus der Tiroler Importstute 5824/ T Beta H 6 konnte in seiner langjährigen Deckzeit von 1969 bis
1983 den Haflingerbestand des Gestüts am Maßgeblichsten. Von ihm stammen typvolle, jedoch auch kalibrige, äußerst futterdankbare und mit großer
Ausdauer ausgestattete Stuten, die bis heute noch über ihre Töchter und
Enkeltöchter eine solide Basis bilden um Staatsprämienstuten und künftige
Hengstmütter züchten zu können.
So wurde auch seine1971 geborene Tochter Urfe H 199 aus der Ursel-Ulla
H 41 zu einer der großen Mutterstuten des Gestüts. Urfe konnte sich 1971
zur Hengstnachzuchtbewertung in Lichte als Fohlen mit dem 1a-Preis noch
vor Saffa platzieren, musste sich 1974 zur Elitestutenschau aber mit dem 1cPreis begnügen. Sie sollte aber über ihre 1987 geborene Tochter Urma H
535 vom Tiroler Importhengst Montanus 62 zu einer der erfolgreichsten
Stutenfamilienbegründerinnen herausentwickeln. Die 1982 geborene UrmaTochter Urbana H 857 von Gamet 49, einem Galib ben Afas ox-Sohn mit
50% arabischem Blutanteil, erhielt 1985 die Staatsprämie und wurde Siegerstute der Elitestutenschau in Waltersleben. Bei der zentralen Elitestutenschau in Magdeburg musste sie sich leider hinter der Meuraer Siegerstute
Manina H 856 von Stepper 38 aus der Manege H 271 nur mit einem fünften
Platz begnügen. Doch sollten sich fortan ihre Töchter und sie selber zu einer
der großen Haflingerstuten des Ostens entwickeln. Die aus der Anpaarung
mit dem im Gut Jena gezogenen Hengst Albertus 112 1987 hervorgegangene Stute Urbita H 1425 erhielt 1990 die Staatsprämie, welche auch deren
1991 geborene Tochter Urbia vom Stesator erhielt. Mit zur Stutenfamilie der
Importstute Ulli H 39 zählt ebenfalls Urbias Halbschwester Ursel I, väterlicherseits über Wilder auf Wilmar 110 zurückgehend. Die Drittplatzierte des
Thüringer Fohlenchampionats 1993 in Arnstadt verbuchte dreijährig im Jubiläumsjahr 1996 „40 Jahre Haflingerzucht in Thüringen und Sachsen“ einen
Erfolg nach dem anderen. So wurde sie nicht nur Siegerstute der Elitestutenschau, auch Gesamtsiegerin der Landestierschau Gotha-Boxberg und
erhielt als krönenden Abschluss auch noch den Titel der Gesamtsiegerstute
der Haflingerjubiläumsschau in Lengefeld. Übrigens, die Reisen von einer
Schau zu nächsten haben diese Stute geprägt. Nähert man sich ihr heute,
zehn Jahre später, mit einer Kamera, spitzt sie sofort die Ohren und stellt
sich in Pose.
Die Leistung dieser Stutenfamilie zeigt sich auch durch den Erfolg der Familiensammlung auf der Europaschau der Haflinger 1997 in Aachen und bei
der Bundeshaflingerschau 1999 in Hamburg als Reservesieger der Familiensammlung (Großmutter, Mutter, Tochter).
So steht Saffas Bronzestatue als sinnbildlich stabiles Fundament für den
Erfolg des Meuraer Gestütes: „Vom ersten Tag an ist man, züchterischen
Grundsätzen folgend, am Aufbau von ausgeglichenen, vererbungssicheren
Familienverbänden herangegangen. Diese werden getragen von hochwertigen Einzelstuten.“
Einen entscheidenden Beitrag zur Profilierung der heutigen, weit über die
Grenzen Thüringens hinaus bekannten und deren Zuchterfolge geschätzten
Haflinger Mutterstutenherde leisteten die für die Zuchtorganisatorischen
Belange zuständigen Mitarbeiter:
Herr Dipl.-Ing.-Agr.
Gerhard Deparade
(1975-1988)
Herr PWM
Frank Walter
(1988-2003)
Frau PWM
Katrin Unger
(seit 2003)
Mit züchterischem Augenmaß und einer Portion des notwendigen Glückes
mit den zum Einsatz gekommenen Hengsten gelang es ihnen, das Meuraer
Gestüt zu einem Inbegriff für sportliche elegante Haflinger und für eine erfolgreiche Zuchtstätte dieser Pferderasse werden zu lassen.
Der Erfolg kommt nicht durch Zufall, er muss hart erarbeitet werden.“ So Dr.
Sendig. „Zeige mir deinen Hengst, und ich sage dir wo du stehst in der
Zucht.“ So liegt es also in der Hand des Vaters, wie sich Charakter, Leistungsveranlagung und Bewegung bei den Nachkommen darstellen werden.
In dem Anfang der 60er errichteten Milchrinderstall, der 1982 für die Zuchthengste des Gestüts umgebaut wurde, stehen gegenwärtig durchschnittlich
fünf bis sechs Zuchthengste für den Deckeinsatz bereit. An selbiger Stelle
informiert eine Stammtafel über die verschiedenen Hengstlinien der Haflingerzucht. Deutlich wird dabei, aus welcher heterogenen Grundlage diese
Rasse selektiert wurde, wie doch durch Zufall jener Hengst 249 Folie vor
über 130 Jahren zum Stammvater wurde und wie die seinerzeitige Gestütsverwaltung mit Aufzuchthöfen, entsprechenden Zuchtförderungsmaßnahmen
ihre Vorstellungen eines Tragpferdes in Tirol verfolgte. Der traditionellen
Vorliebe der Sarntaler für Füchse mit heller Mähne verdankt diese Rasse
jene Auslese auf dieses heutige Markenzeichen.
Mit der Geburt des Hengstes Folie im Jahre 1874 in der Gegend des Ortes
Hafling, am Fuß der Sarntaler Alpen oberhalb Merans, der von dem halborientalischen 133 El Bedavi XXII aus dem Gestüt Radautz und einer veredelten Landstute abstammt, begann die eigentliche Zucht der Haflinger Pferderasse. Folie, übrigens ein Goldfuchs mit Stern und Aalstrich, befand sich 20
Jahre (1878-1898) in der Zucht. Das damalige österreichische Ministerium
gab den Auftrag, alle guten Fohlen für die weitere Zucht aufzukaufen. Neben
einer großen Anzahl Stuten lieferte Folie drei Hengste: 14 Folie, 37 Laas und
liz. 252/ 233 Hafling, wobei 37 Laas nur weibliches Zuchtmaterial brachte.
Dem Hengst Folie kommt heute die größte Bedeutung zu, da sich alle sieben heute bestehenden Hengstlinien auf ihn zurückführen lassen. Fünf dieser sieben Hengstlinien sind für die Meuraer Zucht von Bedeutung: Die
Student- Linie, die über Staps 29, Stepper 38, Sallus 63, Stern 71, Stesator
125, Sterzinger, Silbermann und Steve mit x aktiven Zuchtstuten, die Massimo-Linie mit x Stuten über die Hengste Montanus 62 und Modell 84 und
die Anselmo-Linie über den legendären Albertus 112. Durch den guten Einsatz des bayerischen Hengstes Nobel von Narius konnte mit seinem Sohn
Novara sowie Enkel Novum die Nibbio-Linie auf über x Stuten entwickelt
werden. Zukünftig gilt eine größere Aufmerksamkeit der Willi-Linie, dieser
man seit 1966 stetig die treue gehalten hat über die Söhne des Winchester
5, nämlich Wildling19, Windsor 20 und später den Hengsten Wilmar 110,
Wilder und Winterstar mit derzeitig x Stuten. Gerade diese Hengstlinie liegt
Seniorchef Sendig besonders am Herzen. Tourte er doch im Sommer 1966
mehrmals mit dem DDR-Volkswagen Trabant und einem urzeitlichen Viehhänger, der heute jeden TÜV-Ingenieur (???) zum Herzinfarkt brächte, über
die Landstraßen Richtung Hildburghausen, womit der in der dortigen LPG
stehende Moritzburger Deckhengst Wildling 19 der symbolische Grundstock
für die heutige Zucht gelegt wurde.
Mittlerweile wirkten über 50 gekörte Zuchthengste seit 1966 in den Meuraer
Zuchtpedigrees mit. Davon waren einige sprichwörtliche „Eintagsfliegen“,
von denen lediglich der Name in den Chroniken im Gestütsarchiv verewigt
bleibt. Andere sollten aber maßgeblich am Erfolg der Meuraer Zucht ihren
Beitrag leisten.
So der 1966 geboren Staps 29 vom Stachus 13 aus der Tiroler Importstute
und Stutenfamilienbegründerin 5824/ T Beta H 6, er deckte in seinen 14
Meuraer Zuchtjahren von 1969-1983 über 370 Stuten. Die von ihm stammenden Stuten sind typvoll, zwar etwas kalibrig aus heutiger Sicht, aber
futterdankbar und mit guter Gesundheit ausgestattet und bilden auch heute
noch eine solide Basis durch ihre Töchter und Enkeltöchter. Mit seinen
Töchtern Saffa H 197, Urfe H 199, Loge H 272, Manege H 271, Utulla H 344
(???, was ist mit Marburg H 233) und Usula H 268 ist er an allen 1aSchausiegerstuten der 3-jährigen aus dem Meuraer Gestüt seit 1974 beteiligt. Von Staps stammt auch der erste gekörte Zuchthengst aus Sendig’s
Züchterhänden, der noch für die LPG Reichmannsdorf/ Lichte aufgetriebene
Hengst Stapel 51 (???) aus der Josta H 111. 1995 konnte seine Tochter
Cherry (geb. 1987) Spitzenverdienerin in der Disziplin Springen mit 738 DM
Jahresgewinnsumme werden.
Mit dem Hengst Stepper 38 von Stark aus der Stutenfamilienbegründerin
6778/ T Hondura H 23 verfügte Meura über einen weiteren bedeutenden
Hengst der St-Linie, der in seinem leider nur kurzen Deckeinsatz dennoch
ein bedeutendes züchterisches Erbe hinterließ. Stepper war sieben Jahre in
der Forstwirtschaft im Einsatz, bevor er als Deckhengst eingesetzt wurde.
Die Fortführung des Stepper-Zweiges wurde durch den Einsatz seines Sohnes Stern 71 im Gestüt von 1983-1987 gesichert. Ausgestattet mit bester
Linie und sehr guter Bewegung gehörte er insbesondere im Rassetyp mit zu
den Spitzenhengsten der ehemaligen DDR, das zeigen die Ergebnisse der
zentralen Elitestutenschauen sowie sein Sohn Stesator 125. Gerade diese
Linie hat sich in Meura als Garant für freie, raumgreifende Vorwärtsbewegungen hervorgetan. Das beweisen der Stesator-Sohn Sterzinger und sein
Halbbruder Stülpner, der die Siegerschärpe zur 2. bundesdeutschen Haflinger-Hengstschau in Alsfeld ertraben konnte. Ein Sohn des Sterzinger, der
Wallach Strobel, ist unter seiner Reiterin Simone Weiß seit xxx überaus
erfolgreich im Dressursport.
In der Fortführung der Student-Linie setzt das Gestüt derzeit auf den 1996
geborenen Starost-Sohn Steve. Der aus der Zucht von Ivonne Luley aus
Kleinaga stammende Hengst verfügt über eine enorme Veranlagung der
freien Bewegung, die er auch an seine Nachkommen weitergibt. Als Großvater steht mit Stromboli der Reservesieger der Weltausstellung 1990 in Ebbs
hinter Steve. Seine Nachkommen erzielen bei regionalen und überregionalen Championaten stets vordere Platzierungen.
In der N-Linie konnte erst mit der Wiedervereinigung entsprechend qualitativ
hochwertiger Zuchtanschluss erzielt werden. Dies gelang über den 1991 aus
dem bayerischen eingesetzten Hengst Nobel von Narius mit dem 1992 geborenen Hengst Novara aus der Managua H 1563. Novara hat sich als einer
der besonderen Vererbertypen im sächsischen Landgestüt Moritzburg herausgebildet und konnte die N-Linie damit zunächst in Sachsen und Thüringen positiv entwickeln, bevor er nach Mecklenburg verkauft wurde.
Seit 1966 kamen 42 Hengste aus der Meuraer Zucht zum Deckeinsatz in der
deutschen und internationalen Haflingerzucht.
Zu einem bedeutenden Vererber entwickelte sich der 1978 geborene Montanus 62-Sohn Modell 84 aus der Marburg H 233. Dieser kalibrige, gut bemuskelte Hengst zeigte sich hinsichtlich des Rassetyps und seiner Substanz
bedeutungsvoll für die Zucht. Er verfügte über gute Rittigkeit und ein selten
gesehenes Gangvermögen, was er auch an seine Nachkommen weitergab.
So stehen heute bedeutende Nachkommen dieses Hengstes in vielen Ställen der deutschen Haflingerzucht. Die wohl erfolgreichste Modell-Tochter ist
die 1990 im Thüringer VEG Tierzucht Jena gezogene (Bezeichnung 1990
???) Barbi aus einer Galant 67-Tochter, sie konnte 1997 zur Europastutenkönigin anlässlich der Europaschau in Aachen gekürt werden.
Im Jahr 2006 sind 13 Hengste in Deutschland im züchterischen Einsatz, die
in ihrem Pedigree Modell als Vater, Groß- oder Urgroßvater stehen haben.
Einer davon ist der in Westfalen stehende Moik-Sohn Moiko, der 2005 in der
Gewinnrangliste der Reithaflinger mit einer Gewinnsumme von 803 Euro
Platz drei belegen konnte.
Fast wie eine Ikone hängt ein Bild des Halbarabers Gamet 49 in den Wohnräumen der Familie Sendig. Gelten jene, die den Hengst noch persönlich
erlebt haben, ihn reiten, führen, füttern oder gar nur putzen durften heute
quasi als Privilegierte unter den Mitarbeitern. Mit Ehrfurcht und großer Achtung spricht man von diesem Hengst, der seinen Lebensabend 31-jährig im
Meuraer Gestüt beendete. Gamet bereicherte den Stutenbestand während
seines Deckeinsatzes ab 1977 mit großrahmigen, sich mit schwungvollen
Gängen auszeichnende Stuten, die sich ausnahmslos durch angenehmes
Temperament und besten Charakter auszeichnen. Er gab dem heutigen
Haflingertyp den nötigen Schwung, Takt und die entsprechende Aufrichtung.
Heute besteht jedoch das Anliegen der züchterischen Arbeit in der Reinzucht, so dass Gamet 1983 aus dem aktiven Deckeinsatz ausschied. Dennoch verbrachte der 1970 geborene Hengst noch viele Jahre im Meuraer
Gestüt, bis sich seine bis zuletzt klar und kräftig blickenden Augen am 11.
Juli 2001 für immer schließen sollten.
Keinem der Mitarbeiter oder Familienangehörigen der Sendig’s fielen die
Tage und Wochen danach leicht und so ist Gamet in den Köpfen derer, die
ihn gekannt und geliebt haben noch immer allgegenwärtig.
Heute bewohnt der 1982 geborene Senior Albertus 112 diese Box, er
stammt ab vom Albanus 64 aus der Sally H 409 vom Stepper und führt die
Anselmo-Linie fort. Als vierjähriger konnte Albertus in Meura den Siegertitel
als bester Zuchthengst der DDR anlässlich der Jubiläumsschau „30 Jahre
Haflingerzucht“ erringen mit dem Kommentar „bei ihm stimme einfach alles“,
so die Worte von Prof. Dr. Dr. H. J. Schwark.
Im Wettbewerb um das „Blaue Band von Oeynhausen“ 1993 wurden die
Siegerstuten der Elitestutenschau einiger Bundesländer vorgestellt (???),
konnte sich konnte sich in der Konkurrenz mit sieben weiteren Stuten die
Albertus-Tocher Usala diesen Preis sichern. Bereits als Saugfohlen 1989
wußte Usala die Richter zu begeistern, durch ihre Einheit von Typ, Exterieur
und Bewegungsleistung erkämpfte sie sich verdient verschiedene Titel als
Zuchtzielmodell, so beispielsweise als dreijährige zur Thüringer Elitestutenschau den 1a-Preis.
Herausragend präsentierte sich diese Stute ebenfalls zur EuroCheval (???)
1992 in Offenburg. Durch ihre Schönheit, die Ausstrahlungskraft, aber auch
ihre sehr guten Bewegungen und die damit verbundenen Reiteigenschaften
(Ergebnis der Eigenleistungsprüfung 8,24) fand sie schnell Kaufinteressenten. Nicht einfach fiel es den Meuraer Pferdezüchtern, diese Stute ins Baden-Würrtembergische abzugeben. (Diskussion ums das weiße Bein erwähnen?) Inzwischen konnte ihre Tochter Utina vom Nostrademus (???) aus
dem Stall von Wolfgang Abele Siegerstute bei der 2005 erstmals verliehenen Auszeichnung, dem Blauen Band von München, werden.
Leider meinte es das Leben nicht immer gut zu Albertus, oftmaliger Stallwechsel im Bereich der Zuchtdirektion Süd (heute Sächsisches Landgestüt
Moritzburg) sowie ein Bedeckungsunfall setzten ihm zu. Als vonseiten des
Moritzburger Landgestütes das Urteil fiel, den Hengst abzukören, zu kastrieren und in der Touristik als Reitpferd einzusetzen, zeigte sich Sendig damit
nicht einverstanden. Dank des Entgegenkommens von Landstallmeister Dr.
Görbert konnte man diesen Hengst ankaufen. Der inzwischen betagte Herr
bekommt in Meura sein Gnadenbrot, liebevoll umsorgt genießt der Pferdesenior seinen Lebensabend.
Fast wie Johannes Hesters wirft er sich seinen weißen „Schal“ um und singt:
„Heut geht wir ins Maxim, dort sind wir ganz intim...“ Auch wenn seine Da-
men nicht Lulu, Glodette, Janette heißen, so darf er sich dennoch mit einigen rossigen Stuten der Pferdeliebe hingeben. Die Mitarbeiter von Sendig
werden ihr bestes tun, um Albertus noch lange mit wehender Mähne herumtraben zu sehen.
Nun sind wir schon bei unserem Rundgang an den heiligen Hallen des Gestüts angekommen. Von 1981 bis 1983 wurde in Meura eine Pferdezuchtanlage mit drei Ställen zu je 100 Tierplätzen und dazugehörigen Bergeräumen
zur Lagerung der Futtermittel erbaut. Diese neuen Ställe wurden mangels
des notwendigen Finanzkapitals und Materials zu Planwirtschaftszeiten in
Kaltbauweise errichtet, d. h. ohne jegliche Isolierung. Bei genauerer Betrachtungsweise wirkt sich dies natürlich positiv auf die Entwicklung und Betrachtung des Haflingers aus. Gerade im Zuge der politischen Wende 1990 und
heute durch das starke Informationsinteresse der Besucher bei den täglichen Gestütsführungen wird vielfach die Frage gestellt: Ob denn die Stuten
und Fohlen gerade in der kalten Winterzeit nicht frieren?
Haflinger haben ein wunderbares Fell. Wird ein Fohlen in der kalten Jahreszeit geboren, dann verfügt es in wenigen Tagen über ein dichtes Fell mit
Unterwolle wie ein Teddybär. Nicht von ungefähr geht man im Sinne einer
artgerechten Pferdehaltung zu einer Robusthaltung über. ???
Das Pferd ist ein Lauftier! Als Lauftier hat es große Lungen, um viel Sauerstoff aufzunehmen. Steht durch Kohlendioxid und Ammoniak in schlechter
Stallluft nicht genügend Sauerstoff zur Verfügung, dann pumpt sich das
Pferd die Lunge voller Luft mit diesen schädlichen Gasen. Erkrankungen der
Luftwege, Lungenentzündungen und Dämpfigkeit sind deren Folge. Auch
hat eine Laufstallhaltung der Pferde in entsprechenden Herdengrößen sich
förderlich auf die soziale, körperliche und seelische Entwicklung der Tiere
ausgewirkt. Eine hohe Lebenserwartung der Stuten, dokumentiert durch die
Vielzahl alter Stuten über 20 Jahre, hohe Fruchtbarkeit, fast hundertprozentige Aufzuchtergebnisse und geringe Tierarztkosten beweisen, dass die
praktizierte Haltung artgerecht ist.
Der lange Gang im Stall ist rechts und links mit Heu gesäumt. Zwischen den
Halmen bewegen sich die Köpfe der Pferde. Ihr eHufe rascheln im Stroh.
Gefüttert wird nach dem Grundsatz: „Lang, ganz, satt“ Heu satt, Stroh. Wasser, der Hafer (???) wird je nach Leistung gegeben, aber natürlich besonders in den ersten beiden Lebensjahren, da legt der Stallfuttermeister den
Grundstock für das weitere Leben.
Mit Betreten des Stutenstalles, der von Anfang Februar bis Mitte August
auch der Kreißsaal des Gestüts ist, beschnuppert gerade eine tragende
Stute ausgiebig den Boden, scharrt ein paar Mal mit dem Vorderhuf und legt
sich ins Stroh nieder. Die Stute schnauft und ihr Fell wird nass. Mit den heftiger werdenden Wehen beginnt sich die Fruchtblase mit den Vorderbeinen
zu zeigen. Mit jeder Wehe drückt die Stute das Fohlen weiter heraus, deutlich merkt man der Stute die Anstrengung und Nervosität an. Auch wir als
Zaungäste und natürlich die Mitarbeiter als diensthabende Hebammen sind
jetzt mittendrin in ihrer Aufgabe, im Notfall eingreifen zu können. Endlich ist
der Kopf des Fohlens zu sehen. Noch zwei kräftige Wehen und es ist geschafft. Im Stroh neben der Stute liegt ein neuer, kleiner Pferdematz.
Pferdegeburten sind spannend und aufregend zugleich. Jedes Jahr erblicken an die 100 Fohlen in den großräumigen Laufboxen der Stallanlage das
Licht der Welt. Noch wirkt das Fohlen ungelenkig. Es dreht sich auf den
Bauch, drückt die Beine durch. Zittrig ist noch die Haltung, doch dann trabt
das Kleine los und dreht in verblüffendem Tempo eine Runde um seine
Mutter.
Rund einen halben Meter sind sie groß und etwa 38 kg schwer, die Pferdekinder. Mindestens sechs Monate lang ernähren sich nun die Pferdekinder
von Stutenmilch. Vom dritten Monat nach der Geburt werden die Stuten
auch gemolken. Lediglich tiefgefroren bei –18° C, ansonsten unbehandelt,
gilt sie schon seit dem Altertum als Labsal auch für Menschen.
Der verkauf von Stutenmilchprodukten trägt heute wesentlich zur Rentabilität
des Gestüts bei.
Mit ihrer heilenden Wirkung u. a. bei Haut- und Stoffwechselerkrankungen,
Allergien, in der Krebsvor- und –nachsorge sowie in der Kleinkinderversorgung ist sie heute kein Geheimtipp mehr, sondern durch wissenschaftliche
Untersuchungen u. a. durch die Friedrich Schiller Universität ??? in Jena als
Naturprodukt und diätetisches Lebensmittel bestätigt.
Jede Pferdezucht wird zukünftig immer stärker an der Leistungsfähigkeit
ihrer Pferde gemessen und beim Absatz entsprechende Leistungsveranlagung nachweisen müssen.
Ziel der Ausbildung muss es sein, einen Haflinger am Markt anzubieten, der
leicht handhabbar ist, willige Bewegungen in allen drei Grundgangarten
zeigt, leichte Hindernisse überwinden kann sowie im Fahren Zugfestigkeit
und Manier sowie einen guten Charakter vorzeigt. Aber auch Farbreinheit,
Typtreue und Eleganz dürfen bei der Züchtung des modernen Haflingers
keinesfalls zurückgestellt werden.
Entsprechend dem Grundsatz, dass nur die geprüfte Leistungsveranlagung
kalkulierbar ist, kommt der Leistungsprüfung der Zuchtpferde und hierbei,
insbesondere der Hengstmütter eine große Bedeutung zu. Seit eine positive
Stationsprüfung (regional unterschiedlich beginnend als Feldprüfung 1976,
ab 1989 als Stationsprüfung) in der Haflingerzucht obligatorisch ist und auch
zunehmend Selektionsmerkmal wird, hat sich die Prozentrate qualitätvoller
(???) und für den Turniersport gut geeigneter Haflinger deutlich gesteigert.
Mit der 1991 in Meura aufgebauten Stutenleistungsprüfungsanstalt konnte
das Gestüt einen weiteren wichtigen Eckpfeiler zur Profilierung und Popularisierung seiner Pferdezucht erreichen. Bis Ende 2005 wurden mittlerweile
über 80 Prüfungsdurchgänge mit über xxx Haflingerstuten sowohl aus
Deutschland als auch aus einigen Nachbarländern (???). Eigens zur kontinuierlichen Trainings- und Ausbildungsarbeit wurde 1994 als größte Investition des damaligen jungen Familienunternehmen eine moderne Reithalle mit
internationalen Abmessungen errichtet. Mit etwas Wehmut erinnert sich
Sendig an die geistliche Weihe der Reithalle anlässlich des Haflinger Remonte-Cup 1994 in Meura. Damals selber noch schwer gezeichnet durch
eine heimtückische Krankheit, musste er sich auch noch persönlich dem
Überlebenskampf für das Gestüt stellen. Größtmögliche Unterstützung findet
er dabei in seiner Frau Martina, die neben der Cafeteria einen Reiterhof mit
einer 34-Betten-Pension betreibt. Durch ihr herzliches Engagement für jeden
Gast hat sich der Reiterhof, mehrfach in Thüringen als Familienfreundlich
ausgezeichnet, weit über seine Grenzen einen guten Ruf aufgebaut. So
kamen schon Gäste u. a. aus Schweden, den Niederlanden, Österreich und
Frankreich nach Meura um Hoch zu Ross den Thüringer Wald zu erleben.
All dies hätte sich nicht zu dem entwickeln können, was heute als Inbegriff
„Gestüt Meura“ steht, wenn nicht die über 40-jährige Arbeit es immer wieder
passionierte Angestellte, Mitstreiter gegeben hätte, die mit ihrem Wissen und
Können, ihrem Fleiß sich für die Entwicklung der Pferdezucht in der LPG, im
Volksgut Meura oder jetzt im privaten Gestüt dafür eingesetzt haben So
stehen Namen wie Harry Rosenbusch (†), Wielhelm (???) Stauche (†), Tilo
Hörnlein (†), Dr. Dietmar Leib, Siegfried Greiner, Stefan Enders, Jacqueline
Strümpfel, Bettina Winkler, Barbara Helms, Antje Vehlow-Geuß oder Frank
Walter, Katrin Unger und Gerhard Deparade, Detlef Schlosser für den Erfolg
in den zurückliegenden 40 Jahren. Dabei natürlich nicht zu vergessen jene
Nestoren, die das Gestüt fachlich und die Entwicklung der Zucht begleitet
haben wie Eberhard Walther (†), der seit 1972 als Zuchtleiter in der Pferdezuchtdirektion Süd Weimar und ab 1991 als Thüringer Pferdezuchtreferent,
Zuchtleiter und Geschäftsführer des Verbandes Thüringer Pferdezüchter
sich unermüdlich für die Entwicklung der Thüringer Pferdezucht wie auch
des Gestüts in Meura einsetzte. Diejenigen, die ihn kannten, schätzten seine
Kameradschaftlichkeit, Aufrichtigkeit und sein Wesen als geduldiger Zuhörer, der immer bestrebt war zu helfen und zu unterstützen. Neben Eberhard
Walther ist es vor allem Ltd. LD a. D. Hartmut Erbe, der nunmehr zum 80.
Mal die Noten bei einer Abschlussprüfung der Stutenleistungsprüfstelle
vergeben konnte und persönlich einen hohen Anteil an der Entwicklung
sowie Popularisierung dieser Prüfstation hat.
Da sieht man Bilder vor Augen, wie 1976 tausende ostdeutsche Haflingerfreunde in Lichte-Lamprecht sich sprichwörtlich ins Gras setzten um diese
Zuchtschau verfolgen zu können, die Ehrengäste mussten auf einem Traktoranhänger Platz nehmen, aber sonst war's das.
Oder 1984, als es der Hengst Stern 71 nicht abwarten konnte und vor gut
5000 Zuschauern bei der Gestütsschau „20 Jahre Haflingerzucht im Kreis
Neuhaus“ seinen Liebesakt vollzog.
Oder die persönlichen Briefe der Botschafter von England und Belgien in der
ehem. DDR, die begeistert die Schauveranstaltung „30 Jahre Haflingerzucht
in der DDR“ unter weit über 6000 anderen Zuschauern verfolgen konnten.
Da sind Bilder von Parteiversammlungen, Brigadefeiern, von staatlicher
Seite her kollektiv verordnetem Gemeinschaftssinn.
Sendig selber hat an die DDR geglaubt und war natürlich auch in der Staatstragenden Partei, heute sieht er vieles distanzierter, persönlich kritischer.
Zwar war er nie ein bequemer Chef, kein Kumpeltyp, doch hat er sich stets
für „seine“ Leute eingesetzt, auch wenn diese Wahlverweigerer oder gar
Ausreiseantragssteller waren.
Es gibt auch heute noch Bilder, da bekommt nicht nur Seniorchef Sendig
eine Gänsehaut und feuchte Augen, wenn er daran denkt, wie Bettina Winkler beim Wiesbadener Pfingstturnier 1999 vor 2000 Zuschauern und einem
internationalen Publikum inmitten der Großpferdewelt mit 11 Haflingern als
Ungarische Post ihre Runden auf dem Platz drehte. Dieser Weltrekord wurde sogar ins Guinnessbuch der Rekorde aufgenommen (???).
Oder jene Bilder, die Meura als Ausrichter der Bundeshaflingerstutenschau
1995 (???) zeigen, im Rund der damals besten Stuten Deutschlands erhielt
Sendig von der FN die Gustav-Rau-Plakette (???) für die Verdienste um die
Zucht des Haflinger Pferdes.
Heute arbeiten 15 Angestellte (???), unterstützt von 9 Lehrlingen von früh
bis spät, Wochenenddienste eingeschlossen. Es ist ein harter Kern, eine
eingeschworene Truppe, die nun unter der Leitung von Tochter Anke dafür
Sorge trägt, dass sich das Gestüt Meura und die Pferdezucht weiter entwickeln wird.
So sind es heuer neben den vier Stationsprüfungen, den täglichen Reitausbildungsstunden für Gäste des Gestüts vor allem natürlich die Zuchtveranstaltungen, die dazu dienen, Werbung zu betreiben sowie die Möglichkeit
der Überprüfung des Zuchtbestandes und der Modelldemonstration geben.
Groß ist stetig der Zuspruch ob die (???) der gestütseigenen Hengstpräsentation, dem öffentlichen Weideauftrieb, der hauseigenen Fohlenschau und
natürlich den traditionellen Gestütsparaden die derart publikumswirksam
sind, dass sie sich neben dem fachlichen Erfolg auch immer mehr zu einem
wahren Volksfest gestalten. Den jährlichen Abschluss bildet die Weihnachtsgala, wo mit Spannung die Verlosung eines Haflingerfohlens erwartet
wird. (Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem RFV)
Sendig wäre nicht Sendig, wenn er sich nach der Übergabe des Staffelstabes an Tochter Anke nur noch dem familieneigenen Kräutergarten widmen
würde. Heute ist es die Wagenremise, die der Seniorchef sich zu seinem
Refugium bestimmt hat und großen Wert darauf legt, dass man neben den
Pferdeställen und der Reithalle bei der Gestütsbesichtigung natürlich auch in
dieses Heiligtum des Gestütes schaut.
„Das was du erbst von deinen Vätern, bewahre es um es zu erhalten!“
schreibt Goethe in seinem Faust, das heißt für Sendig heute Kutschen,
Wagen und Geschirre. Dieses Vorhaben besteht zurzeit aus rund 20 historischen Kutschen und Wagen sowie fast unzähligen Geschirrutensilien, die,
entsprechend aufgearbeitet, ihren Platz in der Wagenremise und Geschirrkammer haben. Anfangs sei es ein reines Sammeln gewesen, um z. B.
(abkürzen?) diese alten Fahrzeuge unters Dach zu bringen, die in den 70er
und 80er Jahren vielen Genossenschaften im Wege waren. Deren Erhalt sei
nicht zuletzt unter dem Aspekt wichtig, dass sie auch vom Können der
Handwerker hierzulande künden. Neben dem Kutschensammler Sendig hat
sich mittlerweile ein Verein zur Brauchtums- und Traditionspflege im ländlichen Raum unter der besonderen Berücksichtigung des Pferdes etabliert.
So steigt man ein, in jene Zeit der Thüringer Fuhrmannsleut, Postkutschenverbindungen und lässt sich im leichten Trab, gezogen von zwei blondmähnigen über die Wege rund ums Gestüt chauffieren. Am Rande der Koppel
stehen die Mutterstuten, aufmerksam beäugen sie ihre arbeitenden Artgenossen. Das erst wenige Tage alte Fohlen macht wiehernd neben seiner
Mutter auf sich aufmerksam. Vielleicht wird es Meuras next Haflingertopmodel?