Nach dem frühen Tod - Staatliche Kunsthalle Baden

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Nach dem frühen Tod - Staatliche Kunsthalle Baden
Nach dem frühen Tod
Pressekonferenz: Mittwoch, 18. März 2015, 13 Uhr
Eröffnung: Freitag, 20. März 2015, 20 Uhr
Dauer der Ausstellung: 21. März – 21. Juni 2015
Baden-Baden, 9. März 2015
Sehr geehrte Redaktion, liebe Kolleginnen und Kollegen,
Vincent van Gogh verkörpert den Mythos des jung verstorbenen und zu Lebzeiten
verkannten Genies so beispielhaft wie kein anderer Künstler. Bis heute bieten die
ungeklärten Todesumstände Anlass zu Spekulation, weshalb Leben und Werk des
Malers sich zu einer diffusen Metapher verdichten, der sich niemand gänzlich entziehen kann. Zudem diente van Gogh als Blaupause für die Konstruktion des manisch schaffenden Genies im 20. Jahrhundert: Die ebenfalls vor ihrem 50. Geburtstag verstorbenen Künstler Jackson Pollock und Jean-Michel Basquiat avancierten zu
männlichen Malerstars, deren früher Tod dem Kult um ihre Werke keinen Abbruch
tat. Im Gegenteil: er steigerte ihn sogar enorm.
Die von Hendrik Bündge und Johan Holten kuratierte Ausstellung versammelt Kunstwerke von 33 jung verstorbenen KünstlerInnen. Die dabei gewählten Konstellationen und Gruppierungen zeigen eindrücklich, welche Strategien und Zufälligkeiten
das Nachleben eines Werks bestimmen. Vincent van Goghs Gemälde „Rosen und
Sonnenblumen“ bildet den Auftakt zu einer Achse der Malerheroen im großen Oberlichtsaal der Kunsthalle, gefolgt von Gemälden Jackson Pollocks und Jean-Michel
Basquiats. Diese Werke symbolisieren die Kanonisierung dieser Künstler. Nach ihrem
Tod stiegen die Preise für ihre Arbeiten bis zum heutigen Tag ins Unermessliche.
Für Malerinnen werden solche Preise nicht aufgerufen. Allein die 1970 mit 34 Jahren
verstorbene Künstlerin Eva Hesse ist eine feste Größe auf dem Kunstmarkt. Zwar
fanden in den letzten Jahren vermehrt institutionelle Ausstellungen statt mit Werken der auch in Baden-Baden vertretenen Francesca Woodman, Ana Mendieta oder
Annette Wehrmann: In der öffentlichen Wahrnehmung und Anerkennung hinken
die Künstlerinnen deutlich hinterher. Auch männliche Künstler wie Absalon passen
in diese Kategeorie, der scheinbar Werke geschaffen hat, die sich nicht nachträglich
zur Spekulationsware eignen.
Wie sehr ein Kunstwerk – bisweilen zwangsläufig – vom Tode des Künstlers aus gesehen wird, zeigt sich in besonderer Weise bei dem Niederländer Bas Jan Ader. Die
Versuchung, seine letzte Arbeit „In Search of the Miraculous“ als Vorahnung und Anzeichen eines nahen Todes zu interpretieren, ist übergroß. Eine Diaprojektion zeigt,
wie der junge Künstler in einer Jolle vor Cape Cod, Massachusetts, zu einer performativen Überquerung des Atlantiks aufbricht. Die Fahrt fand ein verhängnisvolles
Ende: Aders Boot tauchte Monate später vor der Küste Irlands auf, vom Künstler fehlt
seitdem jede Spur. Wie würde man wohl diese Dias interpretieren, hätte Bas Jan
Ader sein Ziel auf der anderen Seite des Atlantiks erreicht?
KünstlerInnen: Absalon (1964-1993), Bas Jan Ader (1942-1975), Jean-Michel Basquiat
(1960-1988), Öyvind Fahlström (1928-1976), Vincent van Gogh (1853-1890), Felix
González-Torres (1957-1996), Gerhard von Graevenitz (1934-1983), Keith Haring
(1958-1990), Eva Hesse (1936-1970), Martin Kippenberger (1953-1997), Ketty La Rocca
(1938 – 1976), Uwe Lausen (1941-1970), Mark Lombardi (1951-2000), August Macke
(1887-1914), Michel Majerus (1967-2002), Ján Mančuška (1972 – 2011), Piero Manzoni
(1933-1963), Gordon Matta-Clark (1943-1978), Ana Mendieta (1948-1985), Wilhelm
Morgner (1891-1917), Hélio Oiticica (1937-1980), Blinky Palermo (1943-1977), Jackson
Pollock (1912-1956), Jason Rhoades (1965-2006), Peter Roehr (1944-1968), Christoph
Schlingensief (1960-2010), Rudolf Schwarzkogler (1940-1969), Robert Smithson (19381973), Dash Snow (1981-2009), Hermann Stenner (1891-1917), David Wojnarowicz (1954
– 1992), Francesca Woodman (1958-1981)
Katalog: Nach dem frühen Tod / After an Early Death, herausgegeben von Hendrik
Bündge und Johan Holten, Verlag der Buchhandlung Walther König, mit Texten von
Hendrik Bündge, Johan Holten, Swantje Karich, Tina Klopp, Susanne Küper, Moritz
Scheper und Heinrich W. Ursprung, 24.90 € Museumsausgabe (29.80 € Buchhandel),
216 Seiten
Pressekontakt: Eva Hepper, +49 178 5546704 und Johannes Honeck, +49 722130076414, [email protected]
Die Ausstellung wird finanziert durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung
und Kunst Baden-Württemberg und gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.