Zwei Sängerinnen mit Zukunft Alle wissen
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Zwei Sängerinnen mit Zukunft Alle wissen
KULTUR REGIONAL afb oebfkmc^iw — NR. 122 FREITAG, 29. MAI 2015 „Die Band ist meine Burg, meine Familie“ INTERVIEW: Peter Maffay hat ein Herz für junge Bands und Countrymusic und hasst den ESC – Heute Abend gastiert er noch einmal in Mannheim Seine Winter-Tournee zum neuen Album „Wenn das so ist“ war kaum beendet, da hat Peter Maffay schon die nächste Konzertreise geplant, die ihn heute Abend noch einmal in die Mannheimer SAP-Arena führt. Mit den Echo-Preisträgern Common Linnets hat Maffay erstmals seit langer Zeit wieder Gäste mit an Bord. Diesmal haben Sie mit den Common Linnets eine andere Band bei der Tour mit dabei. Das ist selten. Das ist richtig. Ich lehne ja Vorgruppen ab, denn ich fand es immer übel, wenn wir jemand anderes das Bett angewärmt haben oder umgekehrt jemand uns das Bett anwärmt. Bei unseren Konzerten ist der Begriff Gäste angebrachter, und die wollen wir in einem eigenen Block im Programm eingebettet sehen. Wir legen also los und sehen zu, dass wir eine gute Atmosphäre erzeugen. Und wenn die da ist, haben unsere Gäste das Wort. Vorgruppen haben ja oft das Schicksal, dass sie das Publikum nicht wahrnimmt oder nicht wahrnehmen will. Genau. Deswegen gehen auch viele im Publikum manchmal an einer guten Geschichte vorbei. Man kauft sich ein Ticket, weil man den Hauptact sehen will. Aber manchmal sind die Vorgruppen sehenswert, weil es junge Talente sind, die erst noch kommen. Und das ist gerade bei den Common Linnets der Fall. Die sind im Aufwind und vertreten eine moderne Auffassung von Country, die stilistisch auf unserer Wellenlänge liegt. ich weiß nicht was alles eine Rolle, dem ich mich einfach nicht aussetzen will. Wir haben das große Glück, dass wir ein tolles Publikum haben, das sich gerade auf der letzten Tour immens verjüngt hat, und ich freue mich über jeden, der neu hinzukommt. Ich möchte keine Songcontest-konforme Musik machen – das ist nicht meine Welt. Es gibt Leute im Publikum, die Texte mitsingen, bei denen ich mich frage, woher sie das haben. Altersmäßig passt es nicht ins Raster, wenn ein 20jähriges Mädel den Text von „Und es war Sommer“ mitsingt. Sie war noch gar nicht geplant, als dieses Lied entstanden ist. Es gibt eine richtig vitale Szene von jungen Leuten, die diese alten Songs für sich entdecken. Sehr viele dieser alten Songs haben ja auch einen zeitlosen Charakter, wenn man sie entsprechend interpretiert. Wenn wir immer noch bei diesen String-Arrangements von 1970 bleiben würden, wäre das nicht mehr anzuhören. Aber auch Lieder wie „Du“ kann man mit einem verschmitzten Lächeln im Hinblick auf den Text heute ganz modern spielen – das ist überhaupt kein Problem. Ist bei der anstehenden Tournee wieder ein Saxophonist mit dabei? Ja. Everette Harp wird auch die Open Airs spielen. Ich habe ihn noch nicht dazu befragt, wie er das sieht, aber ich denke, er wird unser nächstes Langzeit-Bandmitglied werden. Er hat sich bei uns auch sehr wohlgefühlt. Everette kommt ja aus dem Jazz und ist mit ganz anderer Musik und ganz anderen Leuten unterwegs. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass er sich bei uns gut fühlt. Seit Clarence Clemons hat es auch niemanden gegeben, der so Saxophon spielt – zumindest sind wir niemandem über den Weg gelaufen, von dem wir diesen Eindruck hatten. Und das Saxofon ist ein geiles Instrument, das hervorragend zu unserer Stilistik passt. Wird es bei den Open Airs ein eher klassisches Maffay-Programm geben? Ja. Die Hälfte dessen, was wir spielen, werden alte Hits sein. Sie haben rein akustisch gespielt und mit großem Orchester, da gibt es das Kindermusical „Tabaluga“ und das Weltmusikprojekt „Begegnungen“? Was würde Sie noch reizen? Die Herausforderung besteht darin, unsere musikalische Vitalität zu behalten. Du kannst eine Tour nicht spielen, wenn du nicht ein bisschen trainierst und alles in Bewegung hältst. Das ist meine persönliche Herausforderung. Und die eigentliche, nie endende Herausforderung ist die Begegnung mit dem Publikum. Ich habe keine Lust, auf die Bühne zu gehen, und die Leute halten den Daumen nach unten. Also müssen und wollen wir uns mit unserem Publikum auseinandersetzen und Geschichten erzählen, die interessant sind, die zeitrelevant sind. Wenn wir „Wenn das so ist“ spielen und 12.000 Leute stehen einfach auf, dann ist das für mich die Bestätigung, dass der Inhalt angekommen ist, dass es eine Einheit gibt zwischen dem Publikum und uns. Und diese Einheit gilt es immer wieder zu erarbeiten, denn sie kommt nicht von selbst. Bekannt geworden ist diese Band durch ihren zweiten Platz beim Eurovision Song Contest 2014. Wäre dieser Wettbewerb eigentlich jemals etwas für Sie gewesen? Nein. Ich stand schon in der Schule nicht auf Noten, und in der Musik muss ich das nicht haben. Ich bin nicht Musiker geworden, damit irgendeiner sagt: „The Winner is ...“. Abgesehen davon, und damit will ich niemandem zu nahe treten, spielt beim ESC so viel Politik, Strategie und Roger Hodgson von Supertramp schreibt keine neuen Songs mehr, weil er sagt, sein Publikum will eh nur die alten Hits hören. Können Sie das nachvollziehen? Dann wäre ich kein Seefahrer mehr, sondern würde mit meinem Boot nur noch im Hafen sitzen. Für mich bedeutet Musik, etwas zu entdecken, etwas zu gestalten und auszuprobieren. Wir bewegen uns. Wenn wir stehen bleiben würden, gäbe es keine Alternativen, dann müsste ich altes Material spielen – und zwar ausschließlich. Aber wir bewegen uns vorwärts, da wir an den technologischen Entwicklungen und musikalischen Ausrichtungen partizipieren. Wir haben ge- Kunsthalle: Ende der Kirchner-Ausstellung Mittelalter trifft Moderne Noch bis zum Sonntag, 31. Mai, ist die Kirchner-Ausstellung in der Mannheimer Kunsthalle zu sehen. Mit „Der doppelte Kirchner – Die zwei Seiten der Leinwand“ widmet sich die Kunsthalle erstmals dem Phänomen der rückseitig bemalten Leinwände im Schaffen des expressionistischen Künstlers. Viele seiner Werke hat Ernst Ludwig Kirchner kurzerhand vom Keilrahmen gelöst, die Leinwand gewendet, um sie neu aufzuspannen und abermals zu bemalen. Aus den nach aktuellem Kenntnisstand 138 Doppelbildern wurden 17 Arbeiten ausgewählt. Die Kirchner-Ausstellung wandert anschließend ins Kirchner Museum in Davos und wird dort vom 21. Juni bis 8. November zu sehen sein. (rhp) Das Ensemble Expectate mit gregorianischen Chorälen in Benedikt Hipps Ausstellung im Wilhelm-Hack-Museum VON UWE ENGEL Ungewöhnliche Klänge im Wilhelm Hack-Museum: In dem der modernen Kunst gewidmeten Haus sang das Ensemble Expectate gregorianische Choräle des Mittelalters. Das Konzert fand anlässlich der Ausstellung von Benedikt Hipp statt. Dessen Hang zu Mystik und christlicher Symbolik stellte die Verbindung zu den religiösen Gesängen her. Das Ensemble Expectate ist ein der originalen Gregorianik verpflichteter Chor und keines dieser heute so verbreiteten pseudogregorianischen Esoterikensembles. Gegründet wur- Im Januar ist er zuletzt in Mannheim aufgetreten, jetzt kommt Peter Maffay erneut in die SAP-Arena. FOTO: DPA rade über Country gesprochen – was die Common Linnets machen, ist für mich Country, und trotzdem klingt es nicht wie Country-Musik in den 1950er Jahren. Da heulen nicht pausenlos irgendwelche Geigen. Das ist einfach eine schöne, modern umgesetzte Auffassung dieser Stilistik. Und de der Chor von dem in Ludwigshafen an Herz Jesu wirkenden Kirchenmusiker und Chorleiter Markus Braun. Ziel des zehnköpfigen Männer-Ensembles ist es, gregorianische Gesänge und Zeugnisse der frühen Mehrstimmigkeit, zum Teil aus über 1000 Jahre alten, schwer lesbaren Handschriften heraus, möglichst authentisch wiederzugeben. Braun und seine Sänger beweisen dabei höchste Kompetenz in Bezug auf theologischen Hintergrund und musikalische Aufführungspraxis. Der Chor tritt vor allem in romanischen Kirchen und Klöstern auf, etwa im Speyerer Dom, an Orten also, wo die Gesänge ihren ureigenen Platz haben und am ein- das ist für mich Musik zu entdecken. So gibt es auch in der Klassik immer Leute, die irgendetwas an den bedeutenden Werken entdecken, was man anders interpretieren kann. Und so lässt sich auch neues Publikum gewinnen? dringlichsten wirken. So vermisste man im modern-sachlichen Museumsraum mit den kahlen Wänden und den Leuchtstoffröhren an der Decke doch die Atmosphäre einer solchen romanischen Kathedrale. Gregorianische Choräle sind liturgische Gesänge der Katholischen Kirche in lateinischer Sprache, wie sie Papst Gregor der Große im sechsten Jahrhundert gesammelt und kanonisiert hat. Je nach Ort und Funktion in der Liturgie gibt es verschiedene Formen, die auch unterschiedlich gehandhabt werden. Gesungen wurden die Choräle meist im Wechsel von zwei Teilchören, was als antiphonal bezeichnet wird. Antiphon nennt Das Grundgerüst der Band besteht ja schon seit Jahrzehnten. Was hält die Band so lange zusammen? man auch die oft strophisch vertonten Rahmenverse vor und nach einem Psalm, wie es hier für Psalm 117 („Gloria et honor deo“) oder den 113. Psalm zu hören war. Manche Passagen sind syllabisch, das heißt auf jede Silbe kommt ein Ton, andere melismatisch, wo jede Silbe mit mehreren Tönen ausgeziert wird. Im Kyrie oder einem Alleluia wie „Lauda Jerusalem“ wird responsorisch gesungen, das heißt im Wechsel von einem Vorsänger und dem Chor. Eine spätere Form des Chorals ist die Sequenz, die Austextierung eines langen Melismas des Alleluias. Eines der bekanntesten und einprägsamsten Beispiele ist die Ostersequenz Die ähnliche Erfahrung. Beziehungen leben zu können, ist nicht einfach, nicht in einer Mann-Frau-Beziehung, nicht in einer Band – eigentlich nirgendwo. Wir alle schwanken, wir alle verändern uns, entwickeln uns. All diese Bewegungen, verbunden mit den ganzen Ansprüchen, den ganzen Veränderungen in der Orientierung – das alles zu synchronisieren und so zu gestalten, dass sich unterm Strich jeder dabei einigermaßen wohlfühlt, ist die hohe Kunst des Zusammenlebens. Dazu haben wir uns ein paar Spielregeln gegeben. Darauf basiert unser Miteinander. Die Band ist meine Burg, meine Familie. Da kann mir, wenn ich nicht selbst versage, nicht viel passieren. Und mit denen muss ich mithalten, denn die sind als Instrumentalisten alle besser als ich. Und wir stacheln uns gegenseitig an mit dem Ziel, die Begegnung mit dem Publikum positiv zu gestalten. Das ist eine Leidenschaft. Interview: Christian Hanelt TERMIN Konzert mit Peter Maffay und seiner Band heute um 20 Uhr in der SAP-Arena in Mannheim. Es gibt noch Karten. ZUR PE RSON Peter Maffay Der Sänger, Komponist, Schauspieler, Gitarrist und Musikproduzent gehört zu den erfolgreichsten deutschen Rockmusikern. Seine Alben wurden mehrfach mit Gold und Platin ausgezeichnet. Peter Maffays weitere Projekte wie „Tabaluga“ und „Begegnungen“ zeigen immer wieder die enorme Bandbreite seines Schaffens. Auch sein soziales und humanitäres Engagement sind beispielhaft. Maffay ist seit 1996 Träger des Bundesverdienstkreuzes und wurde 2006 mit dem „World Vision Charity Award“ ausgezeichnet. Zu seinen größten Hits zählen „Du“, „Und es war Sommer“, „Eiszeit“ und „Über sieben Brücken musst du gehen“. (han) „Victimae pascali laudes“ von Wipo von Burgund. Ein Beispiel für die frühe Mehrstimmigkeit lieferte das Ensemble im Hymnus „Benedictus est Domine Deus“, das teilweise als Parallelorganum gesungen wurde, das heißt die Melodielinie wurde parallel in einem festen Intervall tiefer begleitet. Die Sequenz „Veni sancte Spitus“ trugen die Sänger im Stil der NotreDame-Schule des zwölften Jahrhunderts ausrhythmisiert vor. Schließlich unternahm das Ensemble Expectate noch einen Ausflug in die Gegenwart mit einer zeitgenössischen Version des Hymnus „O lux beata trinitas“ mit chorischer Improvisation und reibenden Liegetönen. Zwei Sängerinnen mit Zukunft Alle wissen es besser Stjerne Giesel und Julia Nagele in der Konzertreihe „Made in Mannheim“ der IG Jazz Comedian Ramon Chormann in Schifferstadt VON GEREON HOFFMANN VON STEFAN OTTO Mit indischer Musik ist die Sängerin Stjerne Giesel bei der Vocal Night der IG Jazz eine Überraschung gelungen. Weiterer Gast war Julia Nagele, die ebenfalls ein ungewöhnliches Programm vorstellte. Beide Sängerinnen traten in der Reihe „Made in Mannheim“ in der Klapsmühl’ am Rathaus auf. Thomas Sauer, zuvor Leiter der Capitol-Lichtspiele in Limburgerhof, betreibt seit Ende Januar das Rex-Kino-Center in Schifferstadt. Fünf- bis sechsmal im Jahr will er künftig das Kino auch für Liveauftritte öffnen. Den Auftakt machte Comedian Ramon Chormann mit seinem Programm „Ich saa’s jo nur!“. „Muss ein moderner Standard“, dachte man vielleicht beim ersten Song. Nur mit Bassist Jan Dittmann an der Seite stellte Julia Nagele sowohl eigene Kompositionen, als auch Interpretationen bekannter Jazzstücke vor. Der erste Song mit dem Titel „Green Bird“ hat sie selbst geschrieben. Das Gefühl einen Standard zu hören, zeigt, wie gut sich die Sängerin in die Sprache des Jazz eingefühlt hat. Unter dem Namen Jules ist Julia Nagele in der Metropolregion schon einige Zeit als Singer/Songwriter aufgetreten. Seit 2012 studiert die gebürtige Münchnerin an der Mannheimer Musikhochschule Jazzgesang. Dass sie dort eine Menge gelernt hat, zeigte sie an diesem Abend. Äußerst schwierige Sachen hat sie gesungen, Melodielinien, die ihren gesamten Stimmumfang durchqueren, vertrackte Intervalle, die dissonante Akkorde nachzeichnen. Und das alles ohne helfendes Harmonieinstrument. Stellenweise wirkte ihr Gesang wie ein Drahtseilakt in schwindelnder Höhe – man staunte über die Waghal- Chormann kommt aus der Nordpfalz, aus dem Dorf Bischheim im Donnersbergkreis. Im nahen Kirchheimbolanden, wo er 20 Jahre lang im öffentlichen Dienst beschäftigt war, eröffnete er vor sechs Wochen seine eigene Kleinkunstbühne: das Ramon-Chormann-Theater. In Schifferstadt fühlte er sich also nicht besonders heimisch. „Die Vorderpälzer machen immer so, als ob wir net dazugehöre“, erklärte er und fügte hinzu: „Ich saa’s jo nur“. Zum Namen des Kinos fiel ihm ein: „Rex – so hot frieher unsern Hund g’haas“. Chormann spricht das Pfälzisch seiner Heimat am Donnersberg. Neben der formellen Abendgarderobe – schwarzer Anzug mit Fliege – ist der Dialekt Chormanns Markenzeichen, aber nur am Rande ein Thema seines fünften Programms. Hier befasst sich der 42-Jährige in erster Linie mit aufdringlichen Beratern und ihren unerwünschten Empfehlungen. Zeit unseres Lebens sind wir, ob wir es wollen oder nicht, von Ratgebern umgeben, hat Chormann festgestellt. In den Buchhandlungen lässt sich die Auch indische Musik gehört zu ihren Einflüssen: Jazzsängerin Stjerne Giesel. sigkeit, sah aber auch, dass der Artist die Sache im Griff hat. Bei Charles Mingus’ „Wired Nightmare“ ließ die Sängerin dann auch eine besonders intensive Atmosphäre entstehen, die den Rest des Programms anhielt. Ab da waren die Hörer nicht nur beeindruckt, sondern auch berührt. Die Begegnung mit dem aus Nepal stammenden Musiker Abhisek Bhadra hat Stjerne Giesel nachhaltig beeindruckt. Kennengelernt hat sie ihn in Rotterdam. Dorthin gekommen war die Jazzstudentin aus Mannheim durch das Erasmus-Austauschprogramm der Hochschule. In der Folge befasste sie sich intensiv mit indischer Musik. Dass deren Klänge und Rhythmen für die Sängerin nicht bloß exotische Dekoration sind, bewies sie mit mehreren Stücken, zu denen sie neben ihrer Rhythmusgruppe aus Bass, Klavier und Schlagzeug auch indische Musiker auf die Bühne holte. Tablas, Geige und Surbahar, das ist eine Art Bariton-Sitar, wurden ein inte- FOTO: CHRISTIAN GAIER graler Teil des Gesamtklangs. Das Zusammenspiel der Jazzer mit den Kollegen aus Indien war verblüffend eng verzahnt. Stjerne Giesel bewegte sich mit großer Selbstverständlichkeit in den besonderen Tonleitern und der ungewöhnlichen Metrik. Zu hören waren auch Stücke von Cedar Walton, eine Vokalise von Abhisek Bhadra und ein eigenes Stück, das ein Thema von Bela Bartok aufgreift. Damit präsentierte Stjerne Giesel ein sehr breites musikalisches Spektrum. einschlägige Lebenshilfe-Literatur kaum noch in Regalmetern messen, auch im Hörfunk werden unentwegt Ratschläge erteilt. Selbst im Privatund Berufsleben umschwirren uns Typberater, Coaches, Lehrer, Energieexperten, Eltern und Arbeitskollegen, die alle einen guten Rat für uns bereit halten. Sie nehmen überhand. Als der 1. FC Kaiserslautern am vergangenen Sonntag um den Aufstieg spielte, seien die elf ratsuchenden Fußballer auf dem Rasen von fast 50.000 Ratgebern im Stadion umgeben gewesen. „Un’ jeder hot’s besser gewusst.“ Früher, erinnert sich Chormann, habe auf jedem TV-Gerät eine hässliche Fernsehlampe gestanden, weil die damaligen Berater den Leuten weisgemacht hätten, fernsehen im Dunkeln schade den Augen. Das habe sich als ebenso falsch erwiesen wie die elterliche Warnung, dass man von Cola schwarze Füße bekomme. An den Verkäufern im Möbelmarkt lässt Chormann ebenso wenig ein gutes Haar wie an den Kundenberatern der Telekom. Am schlimmsten findet er die Vermögensberater, die selbst kein Vermögen haben: „Des is so ähnlich, wie wann der Papst dir was vom Geschlechtsverkehr verzählt.“ Allein die Ratschläge seiner Mutter, denen er in einem sentimentalen Liedchen gedachte, lässt Chormann gelten. „Glaab an dich, du kriegscht es schun hie“, ermunterte diese ihn in der Kindheit. Für die Zuschauer in Schifferstadt aber gilt: „Loss’n eich bloß net alles uffschwätze!“ lud_hp22_lk-kult.01