Störungen des Körperbildes bei Kindern und Jugendlichen mit

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Störungen des Körperbildes bei Kindern und Jugendlichen mit
Störungen des
Körperbildes bei
Kindern und
Jugendlichen mit
Essstörungen
Barbara Sixt
Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
Störungen des Körperbildes bei Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen
1. Begriffsbestimmung Körperbild
2. Störungen des Körperbildes in der Allgemeinbevölkerung
3. Störungen des Körperbildes bei Anorexie und Bulimie
4. Entstehungsbedingungen
5. Aufrechterhaltende Bedingungen
Barbara Sixt• Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter
Störungen des Körperbildes bei Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen
1. Begriffsbestimmung Körperbild
2. Störungen des Körperbildes in der Allgemeinbevölkerung
3. Störungen des Körperbildes bei Anorexie und Bulimie
4. Entstehungsbedingungen
5. Aufrechterhaltende Bedingungen
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Störungen des Körperbildes bei Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen
Begriffsbestimmung Körperbild
Im englischsprachigen Raum relativ konsistent: „Body Image“
Kein deutschsprachiges Pendant, z.B.
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Körperwahrnehmung
Körperschema
Körperbild
Körper-Ich
Körperselbst
Körperphantasie
Körperkonzept
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Störungen des Körperbildes bei Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen
Begriffsbestimmung Körperbild
Konzept des Körperbildes nach Schilder
(1935):
„the picture of our own body which we form in
our mind, that is to say the way in which the
body appears to ourselves“
Hilde Bruch (1962):
gestörte Körperwahrnehmung Kernsymptom
bei Anorexia nervosa
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Störungen des Körperbildes bei Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen
Komponenten des Körperbildes
Unser Körperbild ist geprägt von
Wahrnehmung (perzeptive Komponente)
Denken (kognitive Komponente)
Gefühlen (affektive Komponente)
Verhalten (behaviorale Komponente)
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Enger Zusammenhang
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Störungen des Körperbildes bei Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen
1. Begriffsbestimmung Körperbild
2. Störungen des Körperbildes in der Allgemeinbevölkerung
3. Störungen des Körperbildes bei Anorexie und Bulimie
4. Entstehungsbedingungen
5. Aufrechterhaltende Bedingungen
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Störungen des Körperbildes bei Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen
Störungen des Körperbildes in der Allgemeinbevölkerung
Studien aus den USA:
– 56% der untersuchten Frauen und 43% der untersuchten Männer bewerten ihr Äußeres
negativ
– Insgesamt scheint die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper in den letzten 50 Jahren
zugenommen zu haben
– Im Zentrum stehen v.a. Figur und Gewicht
– Die U-Bahn von New York hat häufig Verspätung. Den dritthäufigsten Grund haben die
Verkehrsbetriebe nun auch mitgeteilt. Es sind Fahrgäste, die aufgrund von
Schlankheitskuren in Ohnmacht fallen und von einem Rettungswagen abgeholt werden
müssen.
Jeden Monat kommen deshalb 395 Züge zu spät an.
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Störungen des Körperbildes bei Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen
Störungen des Körperbildes in der Allgemeinbevölkerung
Deutschland
– 3,7 Mio. Deutsche haben Untergewicht
– ca. 100.000 leiden an Anorexie
– ca. 600.000 leiden an Bulimie
– 25% aller 7-10jährigen Mädchen haben Diäterfahrung
– 8% der 6-17jährigen Kinder und Jgdl. haben Untergewicht
– 90% der weibl. Teenager wollen abnehmen
– 73% der Frauen finden ein Gewicht unterhalb des Normalen am attraktivsten
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Störungen des Körperbildes bei Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen
1. Begriffsbestimmung Körperbild
2. Störungen des Körperbildes in der Allgemeinbevölkerung
3. Störungen des Körperbildes bei Anorexie und Bulimie
4. Entstehungsbedingungen
5. Aufrechterhaltende Bedingungen
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Störungen des Körperbildes bei Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen
Störungen des Körperbildes bei Anorexie und Bulimie
Neben dem gestörten Essverhalten stellt ein negatives Körperbild ein zentrales
Merkmal der Anorexie und Bulimie dar.
Es ist unklar, ob Störungen des Körperbildes Ursache oder Begleitphänomen von
Essstörungen darstellen.
Wahrscheinlich eher Ursache
Störungen des Körperbildes sind mitbeteiligt an der Aufrechterhaltung der
Symptomatik
Das Fortbestehen eines negativen Körperbildes kann nach der Behandlung Rückfälle
vorhersagen
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Störungen des Körperbildes bei Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen
Komponenten des Körperbildes
Wahrnehmung (perzeptive Komponente)
Denken (kognitive Komponente)
Gefühlen (affektive Komponente)
Verhalten (behaviorale Komponente)
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Störungen des Körperbildes bei Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen
Störungen des Körperbildes bei Anorexie und Bulimie
Perzeptive Komponente
Überschätzung der eigenen Körperdimensionen
bzw. Unsicherheit bzgl. der Ausmaße des eigenen
Körpers
Bes. Oberschenkel, Hüfte, Taille
Keine einheitliche Studienlage
Kein sensorisches Defizit, sondern eher ein
kognitives Phänomen
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Störungen des Körperbildes bei Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen
Komponenten des Körperbildes
Wahrnehmung (perzeptive Komponente)
Denken (kognitive Komponente)
Gefühlen (affektive Komponente)
Verhalten (behaviorale Komponente)
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Störungen des Körperbildes bei Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen
Störungen des Körperbildes bei Anorexie und Bulimie
Affektive Komponente
Negative Gefühle bzgl. des eigenen Körpers
– Unsicherheit und Traurigkeit
– Angst, Ekel Wut, Anspannung, Stress
Höhere emotionale Reaktion bei Konfrontation mit dem eigenen Körper bei Patientinnen
mit Essstörungen
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Störungen des Körperbildes bei Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen
Komponenten des Körperbildes
Wahrnehmung (perzeptive Komponente)
Denken (kognitive Komponente)
Gefühlen (affektive Komponente)
Verhalten (behaviorale Komponente)
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Störungen des Körperbildes bei Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen
Störungen des Körperbildes bei Anorexie und Bulimie
Kognitive Komponente
Negatives Denken bzgl. des eigenen Körpers:
– Automatische Gedanken (“Alle gucken mich an, weil ich so dick bin”)
• Werden in bestimmten körperbildrelevanten Kontexten aktiviert
– Grundannahmen (“Ich bin nur etwas wert, wenn ich schlank bin”)
• Durch vielfältige Erfahrungen mit dem Körper gewachsene Einstellungen
• liegen den Automatischen Gedanken zu Grunde
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Störungen des Körperbildes bei Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen
Störungen des Körperbildes bei Anorexie und Bulimie
Kognitive Komponente
Patienten mit Essstörungen bewerten ihren Körper negativer als Mädchen ohne
Essstörungen
Die stärkere Beschäftigung mit dem eigenem Körper steht in Zusammenhang mit
“objektiver” hoher physischer Attraktivität
Das negative Bild, das Patienten von ihrem Körper haben, scheint nicht die objektive
Realität widerzuspiegeln, sondern beruht auf einer kognitiven Verzerrung
Patienten mit Esstörungen schauen bei der Betrachtung ihres Körpers bevorzugt auf
ihre negativen Körperteile
Patienten mit Bulimia nervosa bewerten ihre Figur negativer als Patienten mit Anorexia
nervosa
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Störungen des Körperbildes bei Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen
Störungen des Körperbildes bei Anorexie und Bulimie
Kognitive Komponente
Mädchen mit Essstörungen haben oft ein sehr mageres Schönheitsideal
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Störungen des Körperbildes bei Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen
Störungen des Körperbildes bei Anorexie und Bulimie
Pro-Ana und Pro-Mia
Pro-Ana (pro Anorexia nervosa) und Pro-Mia (pro Bulimia nervosa)ist eine
antipsychiatrische Bewegung, die den Standpunkt vertritt, Magersucht sei ein
Lebensstil, keine Erkrankung.
Entstand vor 5 Jahren in den USA, weit verbreitet im Internet
Als Pro-Anas bezeichnen sich Mädchen und vereinzelt auch junge Männer mit
Magersucht, ebenso wie viele Menschen ohne diese Diagnose, die sich stark an
einem extremen Schlankheitsideal orientieren und versuchen, diesem mit radikalen
Maßnahmen näher zu kommen.
Absichtlich klingen die Bezeichnungen wie Mädchennamen, da die Betroffenen sich
nach einer kindlichen Figur sehnen.
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Störungen des Körperbildes bei Anorexie und Bulimie
Anas 10 Gebote
1. Wenn ich nicht dünn bin, kann ich nicht attraktiv sein!
2. Dünn sein ist wichtiger als gesund sein!
3. Ich muss alles dafür tun, dünner auszusehen/ zu sein!
4. Ich darf nicht essen ohne mich schuldig zu fühlen!
5. Ich darf keine "Dickmacher" essen ohne hinterher Gegenmaßnahmen zu ergreifen!
6. Ich soll Kalorien zählen und meine Nahrungszufuhr dementsprechend regulieren!
7. Die Anzeige der Waage ist wichtiger als alles andere!
8. Gewichtverlust ist GUT, Zunahme ist SCHLECHT!
9. Du bist NIE zu dünn!
10. Nahrungsverweigerung und dünn sein sind Zeichen wahren Erfolgs und Stärke!
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Störungen des Körperbildes bei Anorexie und Bulimie
Anas Regeln
Anas Gesetz
Anas Kochbuch
Zutaten:
ANA Götterspeisenpulver
Flüssigsüßstoff
Wasser
Götterspeise
Nährwert: 4 kcal pro 100 g
Zubereitung:
Benutzt wird ANA Götterspeise (gibts in mehrern Sorten). Man kann natürlich auch noch
anderes Götterspeisenpulver nehmen, wichtig ist nur, dass es ein Produkt ist bei dem man
selbst den Zucker hinzugibt.
Anstelle des Zuckers gibt man die richtige Menge flüssigen Süßstoff hinzu, hält sich sonst an
die Anleitung, ab in den Kühlschrank (2-3 std, besser aber über Nacht) und fertig.
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Störungen des Körperbildes bei Anorexie und Bulimie
~*Hinfallen ist keine Schande, nur liegen bleiben*~
Steckbrief
Username: Phoebe
Alter: 16
Ana/Mia: Ana (eine zeit lang auch Mia)
Größe: 1,70 m
Anfangsgewicht: ganze 71,5kg *schäm*
Gewicht: 55kg *leider*
Schule: Gymnasium
Geschwister: Ja, eine ältere Schwester
Interessen: Bücher, Musik, Tanzen, Meine Tiere, Tennis und so ziemlich alles was mit
Sport zu tun hat
Lieblingsmodels: Hana Soukopova und Kate Moss
Meine größten Wünsche: Endlich mein Traumgewicht (47kg) zu haben und das meine
Eltern mich endlich verstehen
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Komponenten des Körperbildes
Wahrnehmung (perzeptive Komponente)
Denken (kognitive Komponente)
Gefühlen (affektive Komponente)
Verhalten (behaviorale Komponente)
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Störungen des Körperbildes bei Anorexie und Bulimie
Behaviorale Komponente
Bereiche des körperbezogenen Vermeidungs- und Kontrollverhaltens:
Tätigkeiten
– Tanzen;
– Sport,
– Sexuaität
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Störungen des Körperbildes bei Anorexie und Bulimie
Behaviorale Komponente
Bereiche des körperbezogenen Vermeidungs- und Kontrollverhaltens:
Orte
– Schwimmbäder
– Saunen
– Räume mit vielen Spiegeln und hellem Licht
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Störungen des Körperbildes bei Anorexie und Bulimie
Behaviorale Komponente
Bereiche des körperbezogenen Vermeidungs- und Kontrollverhaltens:
Soziale Aktivitäten
– Viele Patientinnen vermeiden es, mit anderen, die schlanker, attraktiver sind oder strikter
Diät halten als sie selbst, zusammen zu sein
– Gemeinsames Essen wird vermieden
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Störungen des Körperbildes bei Anorexie und Bulimie
Behaviorale Komponente
Bereiche des körperbezogenen Vermeidungs- und Kontrollverhaltens:
Kleidung
– Enge, den Körper betonende Kleidung wird vermieden
– Bei einem Teil der Personen : sehr enge, den Körper extrem betonende Kleidung
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Störungen des Körperbildes bei Anorexie und Bulimie
Behaviorale Komponente
Bereiche des körperbezogenen Vermeidungs- und Kontrollverhaltens:
Körperpflege
– Eincremen wird vermieden
– Andererseits: nicht ungeschminkt zeigen
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Behaviorale Komponente
Bereiche des körperbezogenen Vermeidungs- und Kontrollverhaltens:
Körperpositionen
– Sitzen nur mit übereinandergeschlagenen Beinen
– Oberschenkel sollen nicht flach auf dem Stuhl aufliegen
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Behaviorale Komponente
Bereiche des körperbezogenen Vermeidungs- und Kontrollverhaltens:
Figur- und Gewichtskontrolle
–
–
–
–
Oberschenkel mit einem Maßband messen
sich häufig im Spiegel betrachten
sich an best. Körperstellen kneifen
Häufiges Wiegen
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Behaviorale Komponente
Bereiche des körperbezogenen Vermeidungs- und Kontrollverhaltens:
Rückversicherung
– Partner oder Freunde werden bzgl. Gewichtszunahme befragt
Vergleiche
– Andere Personen werden ständig bzgl. der Figur oder weiterer körperlicher Attribute
verglichen
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Störungen des Körperbildes bei Anorexie und Bulimie
Behaviorale Komponente
Bereiche des körperbezogenen Vermeidungs- und Kontrollverhaltens:
Vernachlässigung positiver körperbezogener Aktivitäten
– Gesundheit/Fitness (z.B. Spazieren gehen)
– Sinnliche Erfahrungen (sich massieren lassen)
– Körperpflege/Aussehen (Hautöl benutzen)
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Störungen des Körperbildes bei Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen
1. Begriffsbestimmung Körperbild
2. Störungen des Körperbildes in der Allgemeinbevölkerung
3. Störungen des Körperbildes bei Anorexie und Bulimie
4. Entstehungsbedingungen
5. Aufrechterhaltende Bedingungen
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Störungen des Körperbildes bei Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen
Entstehungsbedingungen eines negativen Körperbildes
Soziokulturelle Faktoren
– Allgemeine soziokulturelle Faktoren
– Spezifische soziokulturelle Faktoren
Individuelle Faktoren
– Sensorische Informationen
– Körperliche Faktoren
– Individuelle Lerngeschichte
– Persönlichkeitsmerkmale
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Entstehungsbedingungen eines negativen Körperbildes
Allgemeine soziokulturelle Faktoren
die weibliche Idealfigur wurde immer dünner
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Entstehungsbedingungen eines negativen Körperbildes
Allgemeine soziokulturelle Faktoren
BMI: Body-Mass-Index
BMI =
Körpergewicht (kg)
Körpergröße (m) X Körpergröße (m)
Normal: 18,5 – 25 kg/m2 (Erwachsene)
Magersucht. <17,5 kg/m2
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Entstehungsbedingungen eines negativen Körperbildes
Allgemeine soziokulturelle Faktoren
Mikrozensusbefragung (Statistisches Bundesamt)
Frauen in Deutschland
Durchschnitt
BMI
Körpergröße
Körpergewicht
Body-Mass-Index
< 18,5 18,5–25
25 - 30 >30
1,65 m
67 kg
24,7 kg/m²
4%
27 %
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56 %
12 %
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Entstehungsbedingungen eines negativen Körperbildes
Allgemeine soziokulturelle Faktoren
Schönheitsköniginnen:
– In den 20er Jahren: BMI 20-25
– In den 90er Jahren: BMI 18,5
Models:
– In den 70er Jahren: 8% < 50.P.
– aktuell: 20 % < 50.P.
Schaufensterpuppen vgl. mit 1925:
– Hüftumfang - 20 cm
– O-Schenkel - 5cm
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1927
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Entstehungsbedingungen eines negativen Körperbildes
Allgemeine soziokulturelle Faktoren
Stars und ihr Gewicht/BMI
1,58 cm:
Christina Aguilera
46,5 kg BMI 18,6
1,63 cm:
Winona Ryder
Tori Spelling
47,5 kg BMI 17,9
47,5 kg BMI 17,9
1,73 cm:
Sandra Bullock
Kathie Holmes
51,0 kg BMI 17,0
49,5 kg BMI 16,5
1,75 cm:
Cate Blanchett
Gisele Bündchen
51,0 kg BMI 16,7
50,0 kg BMI 16,3
1,78 cm:
Cindy Crawford
Cameron Diaz
Nicole Kidman
Heidi Klum
Gwyneth Paltrow
50,5 kg BMI 15,9
54,5 kg BMI 17,2
52,0 kg BMI 16,4
54,0 kg BMI 17,0
51,0 kg BMI 16,1
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Störungen des Körperbildes bei Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen
Entstehungsbedingungen eines negativen Körperbildes
Allgemeine soziokulturelle Faktoren
In der westlichen Welt wird ein schlanker Körper häufig mit Leistungsfähigkeit,
Gesundheit, Attraktivität und Glück assoziiert
Das reale Gewicht der Bevölkerung steigt jedoch an
Druck in Richtung Schlankheit geht v.a. von den Medien aus
Schlankheit und Diäten sind stetig in den Frauenzeitschriften präsent
Leserinnen vergleichen den eigenen unvollkommenen Körper mit Modells
Länder mit fülligerem Schönheitsideal verzeichnen niedrigere Raten von Anorexie und
Bulimie
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Entstehungsbedingungen eines negativen Körperbildes
Spezifische soziokulturelle Faktoren
Höheres Risiko für
–
–
–
–
–
Professionelle Ballettänzerinnen
Verschiedene Ausdauersportarten
Gymnastik
Models
Homosexuelle Männer
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Entstehungsbedingungen eines negativen Körperbildes
Spezifische soziokulturelle Faktoren
Sensorische Information
•
Allgemeine Wahrnehmung des Körpers findet statt durch
– visuelle
– taktile
– kinästhetische
sensorische Informationen
•
Bei Patientinnen mit Essstörungen können sie in Interaktion mit körperlichen
Informationen zu einem negativen Körperbild beitragen
– (Körperhaltung von Müttern kurz nach Geburt)
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Entstehungsbedingungen eines negativen Körperbildes
Spezifische soziokulturelle Faktoren
Körperliche Faktoren
– In der Vergangenheit aufgetretene Gewichtsschwankungen
– Übergewicht
– Ungünstiges Taille-Hüfte-Verhältnis
– Große Brüste
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Entstehungsbedingungen eines negativen Körperbildes
Spezifische soziokulturelle Faktoren
Körperliche Faktoren
– Werden als Abweichung vom gesellschaftlichen Ideal wahrgenommen und als
Makel bewertet
– Soziales Umfeld kann auf Körperliche Faktoren negative Reaktionen zeigen
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Entstehungsbedingungen eines negativen Körperbildes
Spezifische soziokulturelle Faktoren
Körperliche Faktoren
– Vorzeitiger Beginn der Pupertät (Befunde inkonsistent)
– Gründe:
• Überforderung (psychosexuelle Entwicklung entspricht noch nicht der körperlichen
Reife)
• Höheres Körpergewicht durch frühen Pupertätsbeginn kann zur Entwicklung von
körperlicher Unzufriedenheit beitragen
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Entstehungsbedingungen eines negativen Körperbildes
Spezifische soziokulturelle Faktoren
Individuelle Lerngeschichte
Eltern scheinen großen Einfluss auf Körperbildentwicklung zu haben
– Modellernen im Hinblick auf körperliche Unzufriedenheit bzw. Einsatz verschiedener
Methoden zur Gewichtsreduktion bei der Mutter
– Negative Bewertung der Figur des Kindes
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Entstehungsbedingungen eines negativen Körperbildes
Spezifische soziokulturelle Faktoren
Individuelle Lerngeschichte
– Peergruppe
• Gleichaltrige dienen der Orientierung
• Hänseleien
– Sexuelle Traumatisierungen erhöhen insgesamt das Risiko für psychische
Störungen
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Entstehungsbedingungen eines negativen Körperbildes
Spezifische soziokulturelle Faktoren
Persönlichkeitsmerkmale
– Zusammenhang zwischen niedrigem
Selbstwertgefühl und geringer
Zufriedenheit mit dem eigenen Körper
– Bei Patienten mit Essstörungen ist
Selbstwertgefühl besonders durch
Figur und Gewicht bestimmt
– Depressivität
– Ängstlichkeit
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3. Störungen des Körperbildes bei Anorexie und Bulimie
4. Entstehungsbedingungen
5. Aufrechterhaltende Bedingungen
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Aufrechterhaltende Bedingungen eines negativen Körperbildes
Das negative Körperbild bleibt auch nach dem Wegfallen der Entstehungsbedingungen
Aktivierende Ereignisse
Dysfunktionale Verhaltensweisen
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Aufrechterhaltende Bedingungen eines negativen Körperbildes
Aktivierende Ereignisse
z.B. Betrachtetwerden
Ablehnung oder Kritik durch andere Personen
Soziale Vergleiche mit anderen Mädchen/Jungen in Bezug auf die Figur
Konfrontation mit dem eigenen Körper beim Wiegen oder dem Blick in den Spiegel
Nahrungsaufnahme
Negative Stimmung
Menstruationszyklus
Verfestigung eines negativen Körperbildes
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Aufrechterhaltende Bedingungen eines negativen Körperbildes
Aktivierende Ereignisse
Überschätzung der eigenen
Körperdimensionen
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negative körperbezogene
Gedanken und Gefühle
Störungen des Körperbildes bei Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen
Aufrechterhaltende Bedingungen eines negativen Körperbildes
Dysfunktionale Verhaltensweisen
Vermeidung best. Situationen/
Verhaltensweisen
Kontrollieren des Körpers durch
häufiges Wiegen
Anspannungsreduktion, kurzfristige Entlastung
negative Kognitionen und Emotionen werden dauerhaft nicht überwunden
Störung wird aufrechterhalten
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Multifaktorielles Modell
Entstehungsbedingungen
Soziokulturelle Faktoren
Spezifische soziokulturelle Faktoren
Allgemeine soziokulturelle Faktoren
Individuelle Faktoren
Sensorische
Informationen
Körperliche
Faktoren
Aufrechterhaltende
Individuelle
Lerngeschichte
Persönlichkeitsmerkmale
Bedingungen
Störung des Körperbildes
Aktivierende
Ereignisse
Perzeptive Komponente
kognitive Komponente
Dysfunktionale
Bewältigungsstrategiern
Affektive Komponente
Behaviorale Komponente
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