Herzschrittmacher - Asklepios Kliniken

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Herzschrittmacher - Asklepios Kliniken
Klinik St. Georg
Herzschrittmacher
Kardiologie
Informationen für Patienten
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Sehr geehrter Patient,
Vielleicht tragen Sie bereits einen Schrittmacher oder sollen
bald ein solches Gerät bekommen. Der folgende Text soll
als Information für alle Patienten dienen, die bereits einen
Schrittmacher haben oder einen solchen benötigen. Über 1
Millionen Menschen in der Welt leben mit einem Schrittmacher. Vielleicht gehört auch jemand aus Ihrem Bekanntenkreis dazu, ohne das Sie es jemals gemerkt haben? Auf den
folgenden Seiten erfahren Sie viel wissenswertes über das
Herz und den Schrittmacher. Falls Sie darüber hinaus noch
weitere Fragen haben, wird ein Arzt aus unserem Team Ihnen gerne weiter helfen.
Wie Voruntersuchungen bei Ihnen ergeben haben, ist bei
Ihnen die Herzschlagfolge zeitweilig so verlangsamt oder
unregelmäßig, daß die Leistungen des Herzens für die
Durchblutung von Gehirn und der übrigen Organe nicht
ausreicht. Wenn das Herz zu langsam schlägt und den Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt, oder
die Herzfrequenz bei Belastung nicht mehr entsprechend
ansteigt, spricht man von einer Bradykardie. Anzeichen für
eine Bradykardie sind Schwindelanfälle, Bewußtlosigkeit,
schnelle Erschöpfung, Kurzatmigkeit oder schnelle Abgeschlagenheit. Lebensgefahr besteht besonders dann, wenn
das Herz eine längere Zeit aussetzt. Im folgenden werden
kurz die drei häufigsten Formen von bradykarden HerzRhythmusstörungen :
• Syndrom des kranken Sinusknoten: Der Sinusknoten
gibt zu wenige oder zu unregelmäßige Impulse ab und
bei Belastung erfolgt keine angemessene Steigerung des
Herzfrequenz.
• Leitungsblock oder AV-Block: Der Sinusknoten arbeitet
normal. Es werden jedoch nur wenige, unregelmäßige
oder gar keine Impulse über den AV-Knoten auf die
Kammern übergeleitet. In diesem Fall stellt sich durch
die Herzkammern meist ein sehr langsamer, aber lebenserhaltender Ersatzrhythmus ein.
• Bradyarrhythmia absoluta: Diese Herzrhythmusstörung
wird häufig im Zusammenhang mit anderen schwerwiegenden organischen Herzschädigungen wie Herzklappenfehler oder Verengungen der Herzkranzgefäße beobachtet. Der Herzschlag ist unregelmäßig und so langsam, daß Schwindelanfälle und sogar Bewußtlosigkeit
auftreten können.
Diese Störungen kann ein Schrittmachersystem beheben.
Der Schrittmacher kann das Reizleitungssystem des Herzen und die Reizbildung weitgehend ersetzen. Er sendet
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Abb. 1: Das Reizleitungssystem des Herzens. SA Node = Sinusknoten,
AV Node = AV-Knoten
Impulse aus und verhindert so, daß die Herzschlagfolge zu
gering wird.
Die Funktion des Schrittmachers
Ein Schrittmacher ist ein elektrischer Impulsgeber, der normalerweise direkt unterhalb des Schlüsselbeins operativ in
eine kleine Hauttasche eingesetzt wird. Das Gehäuse ist
aus besonders gewebefreundlichen Titan gefertigt. Es beinhaltet eine Litium-Ionen Batterie und einen elektronischen
Schaltkreis. Der Schaltkreis funktioniert wie ein winziger
Computer, der die elektrischen Impulse, die an das Herz
abgegeben werden, erzeugt und zeitlich steuert. Moderne
Herzschrittmacher richten sich bei der Impulsabgabe nach
den Bedürfnissen des Herzens. Sie beobachten das Herz
und treten erst dann in Aktion, wenn der Eigenrhythmus
des Herzens zu langsam wird. Je nach Typ wird der
Schrittmacher durch ein oder zwei isolierte Leitungen mit
dem Herzens verbunden. Diese sogenannten Elektroden
sind extrem flexibel und dadurch unempfindlich gegenüber Biegungen und Verdrehungen bei Körperbewegungen. Diese Elektroden übertragen die elektrischen Impulse
des Herzschrittmachers auf den Herzmuskel und melden
umgekehrt die Eigenaktivitäten des Herzens an die Elektronik des Schrittmachers zurück. Alle modernen Herz-
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schrittmacher sind außerdem programmierbar. Dadurch
kann der Herzschrittmacher auf Ihre ganz persönlichen Bedürfnisse eingestellt werden. Sollte sich Ihr Krankheitsbild
oder die Anforderungen an den Schrittmacher ändern,
können wir bei einer Kontrolluntersuchung die Funktionsweise des Schrittmachers daran anpassen. Eine erneute
Operation ist dazu nicht notwendig.
Herzschrittmachertypen
Welchen Herzschrittmacher Sie erhalten, richtet sich nach
der Art Ihrer Herzrhythmusstörung. Herzschrittmacher,
die nur eine Elektrode benötigen nennt man Einkammerherzschrittmacher. Je nach Art Ihrer Herzerkrankung wird
die Elektrode entweder im rechten Vorhof oder in der rechten Herzkammer verankert. Hier kann der Herzschrittmacher nun Ihre Herzaktionen wahrnehmen und Impulse abgeben. Ein Zweikammer-herzschrittmachersystem erfordert zwei Elektroden. Eine Elektrode liegt im rechten Vorhof, die andere in der rechten Herzkammer. Zweikammerherzschrittmacher nehmen die herzeigenen Aktionen im
Vorhof sowie der Herzkammer wahr und geben, falls erforderlich Stimmulationsimpulse an Vorhof und Herzkammer ab.
Die meisten Herzschrittmacher sind frequenzadaptive Systeme. Diese Schrittmacher können automatisch die Zahl
der abgegebenen Impulse an die jeweilige körperliche Aktivität anpassen. Diese Schrittmacher besitzen einen speziellen Sensor, der Veränderungen in Ihrem Körper wie z. B.
Bewegungen oder Atemtätigkeit, wahrnehmen und die
Herzfrequenz entsprechend steigern. Bei körperlichen Ak-
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tivitäten wie Treppensteigen, Laufen, Schwimmen und
Gymnastik erhöht der Herzschrittmacher automatisch die
Herzfrequenz. Wenn Sie ruhen oder schlafen, wird die
Herzfrequenz automatisch herabgesetzt.
Die Herzschrittmacheroperation
Herzschrittmacheroperationen sind vergleichsweise kleine
und unkomplizierte chirurgische Eingriffe. In der Regel
reicht eine örtliche Betäubung aus. Vor dem Eingriff werden Sie von uns eingehend informiert und aufgeklärt. Mögliche Komplikationen müssen vor dem Eingriff angesprochen werden. Wie bei jedem ärztlichen Eingriff ist auch vor
einer Schrittmacherimplantation Ihr schriftliches Einverständnis notwendig. Durch einen kurzen Hautschnitt
unterhalb des rechten oder linken Schlüsselbeines wird
eine Vene eröffnet. Durch die wird ein dünnes Kabel
(Elektrode) behutsam bis ins Herz vorgeschoben. Die Spitze der Elektrode wird im Inneren des Herzens fest an der
Herzwand verankert. Bei einem Zweikammersystem wird
die zweite Elektrode auf dem gleichen Wege ins Herz eingeführt. Unter Röntgenkontrolle wird nun die bestmögliche Lage der Elektrode überprüft. Anschließend werden
die Elektroden ausgemessen. Gute Messwerte versprechen
eine lange Lebensdauer des Schrittmacheraggregates. Das
Herzschrittmacheraggregat wird dann mit den Elektroden
verbunden. Nun wird eine kleine Tasche unter der Haut
gebildet. Trotz der örtlichen Betäubung kann es hierbei zu
einem leichten Ziehen oder Druckgefühl kommen. Der
Schrittmacher und die Elektroden werden nun sorgfältig in
die neu geschaffene Batterietasche eingebettet. Anschließend wird der Hautschnitt vernäht und steril verbunden.
Mögliche Komplikationen
Den Erfolg einer Behandlung und die absolute Risikofreiheit kann kein Arzt garantieren. Die Einpflanzung eines
Herzschrittmachers gehört zu den kleineren chirurgischen
Eingriffen, deren Gefahren gering sind. Sollte nach der
Operation ein größerer Bluterguß entstehen, muß das
Wundgebiet evtl. erneut freigelegt werden, um die Blutung zu stillen. Eine Wundinfektion kann den Wechsel des
gesamten Schrittmachersystems einschließlich der Schrittmacherelektroden erforderlich machen. Weiterhin kann es
zu einer Verlagerung des Elektrodenkabels kommen. In
diesem Fall spricht das Herz nicht mehr auf den Schrittmacher an. Das Kabel muß dann erneut plaziert werden. Beim
Einführen der dünnen Elektroden in die rechte Herzkam-
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mer kann es zu einer Reizung des Herzens kommen. Hierbei kann es in sehr seltenen Fällen zu Kammerflimmern
mit nachfolgender Bewußtlosigkeit kommen. Sehr selten
sind Komplikationen durch die Überempfindlichkeit gegen das bei der Operation verwendete Medikament für die
örtliche Betäubung. Ebenfalls sehr selten sind die Bildung
von Blutgerinnseln und Schlagaderverschlüsse durch verschleppte Gerinnsel. Nach der Operation wird ein Röntgenbild angefertigt, um die Lage des Schrittmachers und der
Elektroden im Herzen zu dokumentieren. Außerdem wird
eine Schrittmacherkontrolle mit einem speziellen Programmiergerät durchgeführt. Unmittelbar vor der Entlassung
aus dem Krankenhaus wird Ihnen ein Herzschrittmacherausweis ausgehändigt. Dieses Dokument enthält genaue
Angaben über Funktion und Fabrikat des Schrittmachers.
Diesen Herzschrittmacherausweis sollten Sie immer bei
sich tragen und vor allem bei jeder vereinbarten Kontrolluntersuchung mitbringen.
Nachsorge und Überwachung des Herzschrittmachers
Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen sind bei jedem
Herzschrittmachersystem notwendig. Bei jeder Kontrolluntersuchung wird die Funktion Ihres Herzschrittmachers genau untersucht. Dadurch können frühzeitig Veränderungen Ihres Krankheitsbildes erkannt werden. In diesem Fall
kann der Herzschrittmacher Ihren individuellen Bedürfnissen entsprechend umprogrammiert werden. In den von
uns implantierten Schrittmachertypen kommen modernste
Litium-Ionen-Batterien zum Einsatz. Wie bei jeder Batterie
wird sich allerdings nach Jahren die Kapazität erschöpfen
und der Herzschrittmacher muß ausgetauscht werden. Bei
den modernen Herzschrittmacherbatterien kann eine Erschöpfung der Batterie frühzeitig erkannt werden und ein
Austausch des Herzschrittmachers veranlaßt werden. Bei
jeder Kontrolluntersuchung wird die Schrittmachertasche
auf mögliche Druckstellen und Entzündungen untersucht.
Außerdem wird ein EKG aufgezeichnet. Die Funktion des
Herzschrittmachers und der Ladestatus der Batterie wird
bei jeder Kontrolluntersuchung überprüft. Falls notwendig
kann der Herzschrittmacher umprogrammiert werden um
Ihren speziellen Bedürfnissen noch besser entsprechen zu
können. Diese Umprogrammierung wird von außen mit einem speziellen Programmiergerät ohne eine erneute Operation durchgeführt. Die weiteren Kontrollen erfolgen bei
uns zwei Monate nach der Implantation und schließlich in
6-monatigen Abständen. In einzelnen Fällen, speziell bei
Kindern, können auch kürzere Abstände zwischen den
Kontrollen notwendig sein.
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Funktionsdauer und Austauschoperation
Moderne Schrittmacher sind so konzipiert, daß sie mehrere
Jahre ihren Dienst verrichten. Außerdem wird eine Erschöpfung der Batterie frühzeitig angezeigt. Sollten die Kriterien für einen Schrittmacheraggregatwechsel erreicht
sein, werden wir mit Ihnen einen Operationstermin vereinbaren. Im Falle eines Austausches wird der alte Herzschrittmacher bei uns im Krankenhaus durch einen neuen
Herzschrittmacher ersetzt. Da die Batterie aus Sicherheitsgründen im Herzschrittmachergehäuse integriert ist, kann
sie nicht getrennt erneuert werden. Es wird also immer das
gesamte Herzschrittmacheraggregat ausgetauscht. Die
Schrittmacherelektroden können jedoch in der Regel belassen werden. Bei jedem Schrittmacheraggregatwechsel werden jedoch die Elektroden genaustens überprüft und kontrolliert. Über die Jahre kann es in seltenen Fällen zu einem
Bruch der Schrittmacherelektroden kommen. Auch eine
Störung der Impulsleitung ist möglich. In solchen Fällen
müssen die Elektroden erneuert werden. Aus den o.g.
Gründen sollten Sie daher die Termine der Nachsorgeuntersuchungen genauestens einhalten. Achten Sie auf körperliche Veränderungen, die eine medizinische Untersuchung mit Schrittmacherkontrolle erforderlich machen
könnten. Benachrichtigen Sie uns direkt wenn folgende
Symptome auftreten:
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Schwindelanfälle
Bewußtlosigkeit
Herzstolpern
Herzrasen
Atembeschwerden,
Brustschmerzen
Anschwellen der Arme oder Beine
Fieber im Zusammenhang mit einer starken Rötung
und/oder Schmerzen an der Implantationsstelle.
Leben mit dem neuen Herzschrittmacher
Sie werden überrascht sein wie schnell Sie sich von einer
Herzschrittmacheroperation erholen. Direkt nach der Operation können noch in der Nähe der Operationsstelle geringfügige Beschwerden auftreten. Jedoch drei Monate
nach dem Eingriff sind Störungen kaum mehr zu erwarten.
Mit dem neuen Herzschrittmacher können Sie wieder ein
ganz normales Leben führen. Sie können sich alles zutrauen, was Ihr persöhnliches Wohlbefinden nicht beeinträchtigt. Im Zweifelsfall und bei speziellen Fragen zu Ihrem
Herzschrittmacher können Sie sich vertrauensvoll an uns
wenden.
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Was Herzschrittmacherpatienten beachten sollten
Ihr Herzschrittmacher ist gegen eine Beeinflussung durch
elektrische Geräte besonders abgesichert. In ganz seltenen
Ausnahmefällen können Geräte mit einem sehr starken
elektromagnetischen Feld Störungen der Schrittmacherfunktion verursachen. Anzeichen für eine mögliche Störung können Herzklopfen, Herzstolpern oder ein Schwindelgefühl sein. In solchen Fällen sollten Sie sich von der
Störquelle entfernen oder das betreffende Gerät ausschalten. Ihr Herzschrittmacher wird danach wieder normal arbeiten. Die meisten elektrischen Anlagen und Geräte im
Haushalt und Freizeit sind derart geschützt, daß sie keinen
Einfluß auf Ihren Herzschrittmacher ausüben können.
Spezielle Geräte, die sehr starke Magnete oder
Transformatoren enthalten:
• Mobiltelefone (C-Netz, D-Netz, E-Netz). Falls Sie sich
solch ein Mobiltelefon anschaffen wollen oder bereits eines besitzen, sollten Sie sich mit uns in Verbindung setzen. In unserer Herzschrittmacherambulanz können wir
prüfen ob Ihr Mobiltelefon Einflüsse auf Ihren Herzschrittmacher hat.
• Flughafensicherheitsanlagen. An den meisten Flughäfen
werden spezielle Metalldetektoren zum Aufspüren von
Waffen eingesetzt. In der Regel haben diese Detektoren
kein Einfluß auf Ihren Herzschrittmacher. An manchen
Flughäfen sind spezielle Warnsymbole (siehe Abbildung) angebracht. Bitte melden Sie sich in diesem Fall
zur Vorsicht beim Sicherheitspersonal und zeigen Sie Ihren Herzschrittmacherausweis.
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• Diebstahlsicherungsanlagen. Diese Anlagen befinden
sich oft in Warenkaufhäusern und Bibliotheken. Diese
Geräte sind meist im Eingangsbereich angebracht und sehen wie kleine Raumteiler aus. Normalerweise beeinflußen auch diese Geräte Ihren Herzschrittmacher nicht. Zu
Ihrer Sicherheit sollten Sie jedoch diesen Bereich zügig
durchschreiten.
• Medizinische Untersuchungen und Eingriffe. Bei jeder
medizinischen Untersuchung sollten Sie stets das medizinische Personal und speziell den behandelnden Arzt informieren. Zeigen Sie Ihren Herzschrittmacherausweis
vor. Die meisten medizinischen Untersuchungen und
Eingriffe haben keine Auswirkungen auf die Funktion
Ihres Herzschrittmachers. Untersuchungen mit Hilfe der
Magnetresonanztomographie (Kernspintomographie)
sollten bei Herzschrittmacherpatienten jedoch nur in
Ausnahmefällen vorgenommen werden. Solchen Untersuchungen dürfen nur unter der Aufsicht eines Kardiologen durchgeführt werden. Das starke Magnetfeld könnte
den Herzschrittmacher beeinflussen und sogar beschädigen.
Wir hoffen, wir konnten hiermit möglichst alle Fragen beantworten. Sollten weitere Fragen bestehen können Sie uns
unter der Telefonnummer 040 – 181885-2456 (Fax 040 –
1818854407) erreichen.
Wir verbleiben mit den besten Wünschen,
Ihre Kardiologie der AK St. Georg
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